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Alles was wir tun und nicht tun, beeinflusst die Zukunft – verändert sie – verlangsamt sie – verschönert sie. Ohne unseren Beitrag gäbe es keine Zukunft oder besser gesagt, gäbe es uns nicht. Wir sind die Zukunft. Wenn wir in Zukunft etwas erreichen wollen, dann müssen wir auch etwas dafür tun. Die Zukunft wartet nicht. Wenn die zukünftige Welt anders sein soll als heute, dann sind wir alle an- gehalten, jetzt aufzustehen und etwas zu unternehmen. Manche sehen die Zukunft schwarz, manche sehen sie rosa, aber die unbekannte Zukunft ist hier nicht von Bedeutung. Wich- tig sind heutige Tag und seine Wirkung auf die Zukunft. In al- ler Banalität fängt alles bei uns an, wie wir den Tag angehen – mit einem Lächeln oder mit einer düsteren Miene, euphorisch oder desinteressiert. Alle Entschei- dungen, die wir an diesem Tag fällen, sind für morgen von Be- deutung. Wir können versuchen zu überlegen, was der beste Weg ist - für meine Firma, für mei- ne Umgebung, für mein Land, für die Menschheit. Können wir von der Sichtweise „ich will, ich will, ich will“ wegkommen und stattdessen fragen „was kann ich dazu beitragen, wie kann ich helfen, was wären meine möglichen Einsätze?“. Wir re- den heute von „Corporate Social Responsibility“, und wo ist der Einzelne in diesem Zusammen- hang zu finden? Wenn wir jetzt auf dieser Welt leben und diese Ressourcen verbrauchen, dann sind auch wir Einzelnen verpflich- tet für den Morgen etwas zu tun und das nicht erst morgen. Global Village Die digitalen Medien bringen uns einander näher, die ganze Welt liegt uns zu Füßen. Nur, wir sind so damit beschäftigt uns über alles zu informieren und ja keine Neuigkeit zu ver- passen, dass wir eigentlich ver- gessen, unseren Beitrag zu lei- sten und wir sind ständig der Informationsflut ausgesetzt. Sei es unser permanent läutendes Handy, sei es unsere überlaufen- de Mailbox. Die einen haben die Kopfhörer an und „skypen“, die anderen haben ihren Laptop und bekommen gerade ein „RSS- Feed“ von ihrem Lieblings- „Blog“, aber den Nachbarn von nebenan hören sie nicht, wenn er um Hilfe schreit, weil er nicht in ihr personifiziertes Interes- sensgebiet hineinpasst. Er findet nicht den passenden „Channel“, um zu ihnen durchzudringen. Wir bilden unsere virtuelle Welt und interessieren uns für jetzt und hier kaum mehr. Die neues- ten Technologien geben uns die unendliche Freiheit immer und überall erreichbar zu sein, alles und jeden ausfindig zu machen und anzusprechen. Die Medien ändern sich und deren Nutzung auch, und wir müssen lernen, mit diesen Technologien umzu- gehen, jeder für sich. Wollen wir alles im Netz lesen, wollen wir alle im Netz kennen- lernen, wollen wir 24 Stunden online sein? Der erste Schritt ist, zu entscheiden, welche Inhalte uns wichtig sind, und über diese Kanäle kommen wir zu den für uns relevanten Informationen. Die Geschwindigkeit des Infor- mationsflusses und der Drang, immer aktuell zu bleiben, zwin- gen uns dazu, alles mitzumachen und überall dabei zu sein. Wich- tig ist zu überlegen, wie kann ich „bewusst reduzieren“, dass nicht die Technologie über mich bestimmt, sondern ich über sie. Bewusst reduzieren, heißt auch, die Qualität der Nutzung zu steigern. Können wir uns leisten, das Handy für ein paar Stunden liegen zu lassen, können wir ei- nen Tag auskommen, ohne Mails zu lesen oder gar ohne Internet. Alles ist machbar, in dem Aus- maß, wie wir es wünschen. Wir müssen lernen, diese neuen Me- dien in unserem Alltag so an- zuwenden, dass sie uns dienen. Sie sind dazu da, unser Leben zu erleichtern, wir sollen alles daran setzen, stets die besten und die ausgereiften Tools zu bekommen, aber die Entscheidung über den Einsatz liegt in unserer Hand. Lesen Sie Blogs oder Zeitungen, schauen Sie fern oder mobile TV, weil es die höchste Bereicherung für Sie ist, nicht weil es andere auch so machen. Sichtweisen finden Wir sollen anfangen, Tech- nologie dafür zu nutzen, uns zu vernetzen, um eine lebens- wertere Welt zu schaffen. Dabei ist eines wichtig, dass wir die Welt immer mit unseren Augen betrachten und nicht durch die darüber gelagerte Technologie. Die Neugierde für Andersar- tige muss uns bei unseren Ent- deckungen begleiten, nur so kommen wir in neue und andere Welten. Nur so sind wir bereit, uns mit Andersartigen zu befas- sen und uns dabei wohlzufühlen. Diese Gabe hilft uns dabei, die Möglichkeiten der vernetzten Welt wahrzunehmen. Bald leben wir in einer ganz anderen Welt, unsere Arbeitsweisen und Berufe ändern sich, die Medien und der Medienkonsum ändert sich. Da schreitet der Einsatz von neuen Technologien und neuen Medien mit rasendem Tempo voran, und wir können es nicht verhindern, dass sie in alle Bereiche unseres Lebens eindringen. Wenn ich nur Menschen beim Autofahren beobachte, wie sie ohne Headset telefonieren, dann wird mir rich- tig übel, nach zehn Jahren Han- dynutzung sind wir noch immer nicht imstande, diese Kleinig- keit in unseren Alltag einzubau- en. Die Veränderung beginnt im Kopf und nicht in der Technik, die wir in der Hand halten. Unsere ungeteilte Aufmerksam- keit soll unseren Mitmenschen gelten. Schließlich leben wir auf dieser ersten Welt unter den ech- ten Menschen. Im Leben kann al- les passieren, Krankheiten, Un- fälle, Verluste, nur diese echten Menschen fangen uns auf und helfen uns weiter. Gehen Sie zu den Menschen, die Sie lieben, und zeigen Sie ihnen, dass Sie für sie da sind, schenken Sie ihnen Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Da wo menschliche Interaktion stattfindet, passiert auch Emo- tion und nur dann entsteht eine Beziehung. Virtuell funktioniert es genauso, es geht immer um die menschliche Interaktion. Das ist der Sinn des Lebens. Nur so haben wir eine Zukunft. Meral Akin-Hecke: Die Medien bestimmen unsere Welt. Doch wir bestimmen, was wir wie nutzen. Unser Einfluss auf die Zukunft fängt daher bei uns an. Foto: APA Die Serie erscheint mit finanzieller Unterstützung durch: Teil 6 Briefe an die Zukunft [email protected] Zur Person Meral Akin-Hecke, 1970 geboren in Istanbul, kam im Alter von 19 Jahren mit einem österreichischen Sti- pendium nach Wien. Nach einem Studium der Wirt- schaftsinformatik startete sie ihre Karriere bei SAP Türkei als Softwareberate- rin und Projektleiterin. Mit der Hochzeit wechselte sie nach Wien zu SAP Öster- reich. Nach sieben Jahren Beratungsleben wollte sie ihren Fokus ändern, da kam ihre Tochter zur Welt. Nach zwei Jahren Baby- pause ist sie seit Mai dieses Jahres bei ORF in der Soft- wareentwicklung tätig. Pri- vat interessiert sie sich für digitale Medien. Foto: Privat Freiraum für Zukunftsträume Die OMV finanziert Platz für Gedanken über die Zukunft. Das Unternehmen bietet im Standard-Karriere- teil unter dem Titel „Briefe an die Zukunft“ engagierten Menschen in monatlichem Abstand publizistischen Freiraum. Schreiben auch Sie der Zukunft einen Brief! Wir freuen uns auf Zu- schriften von Menschen mit unterschiedlichster Profession unter [email protected] Die Zukunft fängt nicht erst übermorgen an, oder wenn wir nicht mehr da sind. Die Zukunft findet heute und jetzt statt, und wir sind die Hauptverantwortlichen dafür – und die Veränderung beginnt im Kopf, erklärt Meral Akin-Hecke. Ungeteilte Aufmerksamkeit fürs morgen In der Zukunft ist alles machbar – in dem Ausmaß, wie wir es wünschen

Meral's Zukunftsbrief

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My view of how we can use technology for our living

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Alles was wir tun und nicht tun, beeinflusst die Zukunft – verändert sie – verlangsamt sie – verschönert sie. Ohne unseren Beitrag gäbe es keine Zukunft oder besser gesagt, gäbe es uns nicht. Wir sind die Zukunft. Wenn wir in Zukunft etwas erreichen wollen, dann müssen wir auch etwas dafür tun. Die Zukunft wartet nicht. Wenn die zukünftige Welt anders sein soll als heute, dann sind wir alle an-gehalten, jetzt aufzustehen und etwas zu unternehmen.

Manche sehen die Zukunft schwarz, manche sehen sie rosa, aber die unbekannte Zukunft ist

hier nicht von Bedeutung. Wich-tig sind heutige Tag und seine Wirkung auf die Zukunft. In al-ler Banalität fängt alles bei uns an, wie wir den Tag angehen – mit einem Lächeln oder mit einer düsteren Miene, euphorisch oder desinteressiert. Alle Entschei-dungen, die wir an diesem Tag fällen, sind für morgen von Be-deutung. Wir können versuchen zu überlegen, was der beste Weg ist - für meine Firma, für mei-ne Umgebung, für mein Land, für die Menschheit. Können wir von der Sichtweise „ich will, ich will, ich will“ wegkommen und stattdessen fragen „was kann ich dazu beitragen, wie kann ich helfen, was wären meine möglichen Einsätze?“. Wir re-den heute von „Corporate Social Responsibi lity“, und wo ist der Einzelne in diesem Zusammen-hang zu finden? Wenn wir jetzt auf dieser Welt leben und diese Ressourcen verbrauchen, dann sind auch wir Einzelnen verpflich-tet für den Morgen etwas zu tun und das nicht erst morgen.

Global VillageDie digitalen Medien bringen

uns einander näher, die ganze Welt liegt uns zu Füßen. Nur, wir sind so damit beschäftigt uns über alles zu informieren und ja keine Neuigkeit zu ver-passen, dass wir eigentlich ver-gessen, unseren Beitrag zu lei-sten und wir sind ständig der Informations flut ausgesetzt. Sei es unser permanent läutendes Handy, sei es unsere überlaufen-de Mailbox. Die einen haben die Kopfhörer an und „skypen“, die anderen haben ihren Laptop und bekommen gerade ein „RSS-Feed“ von ihrem Lieblings-„Blog“, aber den Nachbarn von nebenan hören sie nicht, wenn er um Hilfe schreit, weil er nicht in ihr personifiziertes Interes-sensgebiet hineinpasst. Er findet nicht den passenden „Channel“, um zu ihnen durchzudringen. Wir bilden unsere virtuelle Welt

und interessieren uns für jetzt und hier kaum mehr. Die neues-ten Technologien geben uns die unendliche Freiheit immer und überall erreichbar zu sein, alles und jeden ausfindig zu machen und anzusprechen. Die Medien ändern sich und deren Nutzung auch, und wir müssen lernen, mit diesen Technologien umzu-gehen, jeder für sich.

Wollen wir alles im Netz lesen, wollen wir alle im Netz kennen-lernen, wollen wir 24 Stunden online sein? Der erste Schritt ist, zu entscheiden, welche Inhalte uns wichtig sind, und über diese Kanäle kommen wir zu den für

uns relevanten Informationen. Die Geschwindigkeit des Infor-mationsflusses und der Drang, immer aktuell zu bleiben, zwin-gen uns dazu, alles mitzumachen und überall dabei zu sein. Wich-tig ist zu überlegen, wie kann ich „bewusst reduzieren“, dass nicht die Technologie über mich bestimmt, sondern ich über sie. Bewusst reduzieren, heißt auch, die Qualität der Nutzung zu steigern. Können wir uns leisten, das Handy für ein paar Stunden liegen zu lassen, können wir ei-nen Tag auskommen, ohne Mails zu lesen oder gar ohne Internet. Alles ist machbar, in dem Aus-maß, wie wir es wünschen. Wir müssen lernen, diese neuen Me-dien in unserem Alltag so an-zuwenden, dass sie uns dienen. Sie sind dazu da, unser Leben zu erleichtern, wir sollen alles daran setzen, stets die besten und die ausgereiften Tools zu bekommen, aber die Entscheidung über den Einsatz liegt in unserer Hand. Lesen Sie Blogs oder Zeitungen, schauen Sie fern oder mobile TV, weil es die höchste Bereicherung für Sie ist, nicht weil es andere auch so machen.

Sichtweisen fi ndenWir sollen anfangen, Tech-

nologie dafür zu nutzen, uns zu vernetzen, um eine lebens-

wertere Welt zu schaffen. Dabei ist eines wichtig, dass wir die Welt immer mit unseren Augen betrachten und nicht durch die darüber gelagerte Technologie. Die Neugierde für Andersar-tige muss uns bei unseren Ent-deckungen begleiten, nur so kommen wir in neue und andere Welten. Nur so sind wir bereit, uns mit Andersartigen zu befas-sen und uns dabei wohlzufühlen. Diese Gabe hilft uns dabei, die Möglichkeiten der vernetzten Welt wahrzunehmen. Bald leben wir in einer ganz anderen Welt, unsere Arbeitsweisen und Berufe ändern sich, die Medien und der Medienkonsum ändert sich. Da schreitet der Einsatz von neuen Technologien und neuen Medien mit rasendem Tempo voran, und wir können es nicht verhindern, dass sie in alle Bereiche unseres Lebens eindringen. Wenn ich nur Menschen beim Autofahren beobachte, wie sie ohne Headset telefonieren, dann wird mir rich-

tig übel, nach zehn Jahren Han-dynutzung sind wir noch immer nicht imstande, diese Kleinig-keit in unseren Alltag einzubau-en. Die Veränderung beginnt im Kopf und nicht in der Technik, die wir in der Hand halten.

Unsere ungeteilte Aufmerksam-keit soll unseren Mitmen schen gelten. Schließlich leben wir auf dieser ersten Welt unter den ech-ten Menschen. Im Leben kann al-les passieren, Krankheiten, Un-fälle, Verluste, nur diese echten Menschen fangen uns auf und helfen uns weiter. Gehen Sie zu den Menschen, die Sie lieben, und zeigen Sie ihnen, dass Sie für sie da sind, schenken Sie ihnen Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Da wo menschliche Interaktion stattfindet, passiert auch Emo-tion und nur dann entsteht eine Beziehung. Virtuell funktioniert es genauso, es geht immer um die menschliche Interaktion. Das ist der Sinn des Lebens. Nur so haben wir eine Zukunft.

Meral Akin-Hecke: Die Medien bestimmen unsere Welt. Doch

wir bestimmen, was wir wie nutzen. Unser Einfl uss auf die

Zukunft fängt daher bei uns an.

Foto: APA

Die Serie erscheint mit finanzieller Unterstützung durch:

Kanäle kommen wir zu den für

Teil 6Briefe an die Zukunft

[email protected]

Zur Person

Meral Akin-Hecke, 1970 geboren in Istanbul, kam im Alter von 19 Jahren mit einem österreichischen Sti-pendium nach Wien. Nach einem Studium der Wirt-schaftsinformatik startete sie ihre Karriere bei SAP Türkei als Softwareberate-rin und Projektleiterin. Mit der Hochzeit wechselte sie nach Wien zu SAP Öster-reich. Nach sieben Jahren Beratungsleben wollte sie ihren Fokus ändern, da kam ihre Tochter zur Welt. Nach zwei Jahren Baby-pause ist sie seit Mai dieses Jahres bei ORF in der Soft-wareentwicklung tätig. Pri-vat interessiert sie sich für digitale Medien.

Foto: Privat

Freiraum für Zukunftsträume

Die OMV finanziert Platz für Gedanken über die Zukunft. Das Unternehmen bietet im Standard-Karriere-teil unter dem Titel „Briefe an die Zukunft“ engagierten Menschen in monatlichem Abstand publizistischen Freiraum. Schreiben auch Sie der Zukunft einen Brief! Wir freuen uns auf Zu-schriften von Menschen mit unterschiedlichster Profession unter [email protected]

Die Zukunft fängt nicht erst übermorgen an, oder wenn wir nicht mehr da sind.

Die Zukunft fi ndet heute und jetzt statt, und wir sind die Hauptverantwortlichen dafür –

und die Veränderung beginnt im Kopf, erklärt Meral Akin-Hecke.

Ungeteilte Aufmerksamkeit fürs morgenIn der Zukunft ist alles machbar – in dem Ausmaß, wie wir es wünschen

Alles was wir tun und nicht tun, beeinflusst die Zukunft – verändert sie – verlangsamt sie – verschönert sie. Ohne unseren Beitrag gäbe es keine Zukunft oder besser gesagt, gäbe es uns nicht. Wir sind die Zukunft. Wenn wir in Zukunft etwas erreichen wollen, dann müssen wir auch etwas dafür tun. Die Zukunft wartet nicht. Wenn die zukünftige Welt anders sein soll als heute, dann sind wir alle an-gehalten, jetzt aufzustehen und etwas zu unternehmen.

Manche sehen die Zukunft schwarz, manche sehen sie rosa, aber die unbekannte Zukunft ist

hier nicht von Bedeutung. Wich-tig sind heutige Tag und seine Wirkung auf die Zukunft. In al-ler Banalität fängt alles bei uns an, wie wir den Tag angehen – mit einem Lächeln oder mit einer düsteren Miene, euphorisch oder desinteressiert. Alle Entschei-dungen, die wir an diesem Tag fällen, sind für morgen von Be-deutung. Wir können versuchen zu überlegen, was der beste Weg ist - für meine Firma, für mei-ne Umgebung, für mein Land, für die Menschheit. Können wir von der Sichtweise „ich will, ich will, ich will“ wegkommen und stattdessen fragen „was kann ich dazu beitragen, wie kann ich helfen, was wären meine möglichen Einsätze?“. Wir re-den heute von „Corporate Social Responsibi lity“, und wo ist der Einzelne in diesem Zusammen-hang zu finden? Wenn wir jetzt auf dieser Welt leben und diese Ressourcen verbrauchen, dann sind auch wir Einzelnen verpflich-tet für den Morgen etwas zu tun und das nicht erst morgen.

Global VillageDie digitalen Medien bringen

uns einander näher, die ganze Welt liegt uns zu Füßen. Nur, wir sind so damit beschäftigt uns über alles zu informieren und ja keine Neuigkeit zu ver-passen, dass wir eigentlich ver-gessen, unseren Beitrag zu lei-sten und wir sind ständig der Informations flut ausgesetzt. Sei es unser permanent läutendes Handy, sei es unsere überlaufen-de Mailbox. Die einen haben die Kopfhörer an und „skypen“, die anderen haben ihren Laptop und bekommen gerade ein „RSS-Feed“ von ihrem Lieblings-„Blog“, aber den Nachbarn von nebenan hören sie nicht, wenn er um Hilfe schreit, weil er nicht in ihr personifiziertes Interes-sensgebiet hineinpasst. Er findet nicht den passenden „Channel“, um zu ihnen durchzudringen. Wir bilden unsere virtuelle Welt

und interessieren uns für jetzt und hier kaum mehr. Die neues-ten Technologien geben uns die unendliche Freiheit immer und überall erreichbar zu sein, alles und jeden ausfindig zu machen und anzusprechen. Die Medien ändern sich und deren Nutzung auch, und wir müssen lernen, mit diesen Technologien umzu-gehen, jeder für sich.

Wollen wir alles im Netz lesen, wollen wir alle im Netz kennen-lernen, wollen wir 24 Stunden online sein? Der erste Schritt ist, zu entscheiden, welche Inhalte uns wichtig sind, und über diese Kanäle kommen wir zu den für

uns relevanten Informationen. Die Geschwindigkeit des Infor-mationsflusses und der Drang, immer aktuell zu bleiben, zwin-gen uns dazu, alles mitzumachen und überall dabei zu sein. Wich-tig ist zu überlegen, wie kann ich „bewusst reduzieren“, dass nicht die Technologie über mich bestimmt, sondern ich über sie. Bewusst reduzieren, heißt auch, die Qualität der Nutzung zu steigern. Können wir uns leisten, das Handy für ein paar Stunden liegen zu lassen, können wir ei-nen Tag auskommen, ohne Mails zu lesen oder gar ohne Internet. Alles ist machbar, in dem Aus-maß, wie wir es wünschen. Wir müssen lernen, diese neuen Me-dien in unserem Alltag so an-zuwenden, dass sie uns dienen. Sie sind dazu da, unser Leben zu erleichtern, wir sollen alles daran setzen, stets die besten und die ausgereiften Tools zu bekommen, aber die Entscheidung über den Einsatz liegt in unserer Hand. Lesen Sie Blogs oder Zeitungen, schauen Sie fern oder mobile TV, weil es die höchste Bereicherung für Sie ist, nicht weil es andere auch so machen.

Sichtweisen fi ndenWir sollen anfangen, Tech-

nologie dafür zu nutzen, uns zu vernetzen, um eine lebens-

wertere Welt zu schaffen. Dabei ist eines wichtig, dass wir die Welt immer mit unseren Augen betrachten und nicht durch die darüber gelagerte Technologie. Die Neugierde für Andersar-tige muss uns bei unseren Ent-deckungen begleiten, nur so kommen wir in neue und andere Welten. Nur so sind wir bereit, uns mit Andersartigen zu befas-sen und uns dabei wohlzufühlen. Diese Gabe hilft uns dabei, die Möglichkeiten der vernetzten Welt wahrzunehmen. Bald leben wir in einer ganz anderen Welt, unsere Arbeitsweisen und Berufe ändern sich, die Medien und der Medienkonsum ändert sich. Da schreitet der Einsatz von neuen Technologien und neuen Medien mit rasendem Tempo voran, und wir können es nicht verhindern, dass sie in alle Bereiche unseres Lebens eindringen. Wenn ich nur Menschen beim Autofahren beobachte, wie sie ohne Headset telefonieren, dann wird mir rich-

tig übel, nach zehn Jahren Han-dynutzung sind wir noch immer nicht imstande, diese Kleinig-keit in unseren Alltag einzubau-en. Die Veränderung beginnt im Kopf und nicht in der Technik, die wir in der Hand halten.

Unsere ungeteilte Aufmerksam-keit soll unseren Mitmen schen gelten. Schließlich leben wir auf dieser ersten Welt unter den ech-ten Menschen. Im Leben kann al-les passieren, Krankheiten, Un-fälle, Verluste, nur diese echten Menschen fangen uns auf und helfen uns weiter. Gehen Sie zu den Menschen, die Sie lieben, und zeigen Sie ihnen, dass Sie für sie da sind, schenken Sie ihnen Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Da wo menschliche Interaktion stattfindet, passiert auch Emo-tion und nur dann entsteht eine Beziehung. Virtuell funktioniert es genauso, es geht immer um die menschliche Interaktion. Das ist der Sinn des Lebens. Nur so haben wir eine Zukunft.

Meral Akin-Hecke: Die Medien bestimmen unsere Welt. Doch

wir bestimmen, was wir wie nutzen. Unser Einfl uss auf die

Zukunft fängt daher bei uns an.

Foto: APA

Die Serie erscheint mit finanzieller Unterstützung durch:

Kanäle kommen wir zu den für

Teil 6Briefe an die Zukunft

[email protected]

Zur Person

Meral Akin-Hecke, 1970 geboren in Istanbul, kam im Alter von 19 Jahren mit einem österreichischen Sti-pendium nach Wien. Nach einem Studium der Wirt-schaftsinformatik startete sie ihre Karriere bei SAP Türkei als Softwareberate-rin und Projektleiterin. Mit der Hochzeit wechselte sie nach Wien zu SAP Öster-reich. Nach sieben Jahren Beratungsleben wollte sie ihren Fokus ändern, da kam ihre Tochter zur Welt. Nach zwei Jahren Baby-pause ist sie seit Mai dieses Jahres bei ORF in der Soft-wareentwicklung tätig. Pri-vat interessiert sie sich für digitale Medien.

Foto: Privat

Freiraum für Zukunftsträume

Die OMV finanziert Platz für Gedanken über die Zukunft. Das Unternehmen bietet im Standard-Karriere-teil unter dem Titel „Briefe an die Zukunft“ engagierten Menschen in monatlichem Abstand publizistischen Freiraum. Schreiben auch Sie der Zukunft einen Brief! Wir freuen uns auf Zu-schriften von Menschen mit unterschiedlichster Profession unter [email protected]

Die Zukunft fängt nicht erst übermorgen an, oder wenn wir nicht mehr da sind.

Die Zukunft fi ndet heute und jetzt statt, und wir sind die Hauptverantwortlichen dafür –

und die Veränderung beginnt im Kopf, erklärt Meral Akin-Hecke.

Ungeteilte Aufmerksamkeit fürs morgenIn der Zukunft ist alles machbar – in dem Ausmaß, wie wir es wünschen