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Informationen des Ostdeutschen Heimatmuseums
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NEUE ZEITUNG 5
nebenberuflich Schlesier“ - eine Idee: Nienburg brauct
ein Museum für die Heimat im Osten. Kurzer Hand
kaufte er das gerade verfügbare historische Traufen-
haus in der Weserstraße und zusammen mit Dieter
Lonchant, seit Jahrzehnten der Geschichte und Kultur
der Vertreibungs- und Siedlungsgebiete der Deutschen
verbunden, ging es an die Arbeit. Nach Gründung des
Trägervereins öffnete im Herbst 1996 das „Ostdeut-
sche Heimatmuseum“ (OHM). Nach 10 Jahren ist die
anfängliche „Heimatstube“ nun zum öffentlich aner-
kannten historischen Museum gewachsen, das zugleich
als Zentrum grenzüberschreitender Kulturarbeit weit-
hin Anerkennung findet. In über drei Geschossen prä-
sentieren sich Hinterpommern, Ostbranden-
burg/Preußen, Ost-West-preußen, Danzig, Schlesien
sowie das Sudetenland mit den Siedlungsgebiete von
Deutschen in Osteuropa, Asien und Übersee.
Trotz beengtem Raum werden vielfältigste Exponate
aus Geschichte und Kultur gezeigt, darunter Volks-
trachten, Uniformen, Dokumente, Bilder, Landkarten,
Porzellane, sowie Glas- und Handwerkskunst. Vorträ-
ge und Kulturveranstaltungen ergänzen das Angebot.
Einmalig in Niedersachsen entsteht dieser Tage
Aus dem Inhalt
NZ aktuell S. 2
Im Visier: Nienburgs
Bürgermeisterkandidaten
Jugend und Sport S. 3
König Fußball regiert
Forschung und Technik S. 4
Die Artillerie zur Zeit
Friedrichs des Großen
Persönlichkeiten S. 5
Friedrich Wilhelm II. –
„Der dicke Lüderjahn“
Lebendiges Museum S. 6
Gäste im OHM
Land und Leute S. 7
Ost-Brandenburg:
„Dunkle Kiefernwälder
steh´n am Wiesenrain“
Sagen und Legenden S. 8
Die Sage vom Kyffhäuser
Kunst und Kultur S. 9
Majolika aus Cadinen:
„Des Kaisers Keramik“
Termine S. 10
2-Tages-Busfahrt nach Ber-
lin und Potsdam -
Landsmannschaften und
Freundeskreise Kulinaria S. 11
Kurländische Gänsesuppe
Flucht und Vertreibung S. 12
Wenn Briefmarken
Schicksale erzählen
Nienburger Spargeltag in
Bartenstein / Bartoszyce Zur Präsentation des in der ostpreußischen Region um Barten-
stein, heute Bartoszyce, weithin unbekannten edlen Gemüses,
war Anfang Mai eine OHM-Delegation zu Gast in Nienburgs
Partnerstadt. Im Gefolge befanden sich Spargelkönigin Ann-
Kathrin Rohner aus Nienburg-Holtorf.
Wie mit Bürgermeister und Stadtrat vereinbart, fand am 6. Mai der
„Nienburger Spargeltag in Bartoszyce “ statt, auf dem Anbau, Ernte
und Verwertung des Spargels vorgestellt wurden. Während eines
Festessens im großen Saal des Hotels „Bartis“, an dem Honoratio-
ren und bekannte Multiplikatoren teilnahmen, gab es zunächst um-
fassende Informationen und anschließend Arbeit für die anwesen-
den „Promi“-Damen. Unter fachgerechter Leitung von OHM-
Vorstandsmitglied Teresa Lonchant stand Spargelschälen und Kü-
chendienst auf dem Programm, ehe der traditionelle „Nienburger
Spargelteller“ mit Spargel, Schinken, neuen Kartoffeln und Sauce
Hollandaise serviert wurde. Dazu gab es Nienburger Spargelwein.
Das Echo der Gäste war einhellig begeistert. Der TV-Sender „Bart-
Sat“ berichtete in einer Sondersendung.
Im kommenden Jahr soll ein weiterer Spargeltag folgen, mit öffent-
lichem Festessen, Spargelmarkt und Kinderfest – Tourist-Büro,
Gastronomie und Wirtschaft signalisieren bereits Interesse.
Zum Gelingen des 1. Spargeltages hatten als Sponsoren beigetragen
die Rohrsener Spargelhöfe Bormann und Vogel, die Nienburger
Fleischerei Brendel, sowie die Spargelkönigin und das OHM selbst.
Nach Spargelschälkurs und Kochlehrgang mit acht „Promi“-Damen im großen Saal des Bartensteiner Hotels „Bartis“ prä-
sentierten Chefköchin Teresa Lonchant und Nienburgs Spargelkönigin Ann-Kathrin Rohner (Foto links Mitte) den original
„Nienburger Spargelteller“. In Erwartung der leckeren Mahlzeit verfolgen Honoratioren und Multiplikatoren, darunter Bar-
tensteins Bürgermeister Krzysztof Nalecz (Foto rechts Mitte), Vorträge zum Thema Spargel und das Bemühen der Damen.
Seite 2 NEUE ZEITUNG 5. Jahrg. 2006/18
+ NZ aktuell +++ NZ aktuell +++ NZ aktuell +
+++
Historisches
Museum
Redaktion:
Dieter Lonchant
Korrektur: Inge Koslowski
Auflage: 700 Expl.
Anschrift:
NEUE ZEITUNG
Verdener Landstr. 224 31582 Nienburg-Holtorf
Tel. / Fax:
05021 / 91 15 63 Die in Leserbriefen oder
Kommentaren vertrete-
nen Auffassungen decken
sich nicht unbedingt mit
der Meinung der
Redakion.
Fünf Bewerber wollen Bürgermeister wer-
den. Was bewegt sie, wie wollen sie die Stadt
in den nächsten acht Jahren regieren? Ad-
rian Menke und Henning Onkes standen im
OHM bereits Rede und Antwort. In den
kommenden drei Runden präsentieren sich
Rolf Warnecke (SPD) und Dr. Ralf Weghöft
(CDU) und Wolf-Rüdiger Koch (FDP). Die-
se Kandidaten stellen wir demnächst vor.
Nienburgs
Bürger-
meister-
kandidaten
Im
Visier:
(Folge 1)
◄ Adrian Menke, 40 Jahre, verh., 2 Kinder, Jurist und
Dipl.Finanzwirt, Oberregierungsrat bei der Finanzdirek-
tion Hannover (parteilos): „Ich glaube, dass die Stadt
Nienburg mit einem Jahresetat von rund 70 Mio € bei
einem aktuellen Schuldendienst von ca. 33 Mio € einen
unabhängigen Wirtschaftsfachmann an der Spitze des
Rathauses gut brauchen kann.“ (Foto: Adrian Menke
(l.), stellv. OHM-Vors. K.-H. Schroeder).
► Henning Onkes, 49 Jahre, verh., 6 Kinder, Stadtbau-
rat Stadt Nienburg (parteilos): Nienburg braucht wieder
einen unabhängigen Bürgermeister, der über Partei-
grenzen hinweg politische Meinung zum Wohl der Stadt
zusammenführt.“ Sein wichtigstes Ziel, mit Augenmaß
und Sachverstand den Wirtschaftsstandort Nienburg
zukunftsorientiert zu entwickeln. (Foto v.l.n.r.: Dieter
Lonchant und Henning Onkes vor OHM-Mitarbeitern.
5. Jahrg. 2006 / 18 NEUE ZEITUNG Seite 3
König Fußball
regiert
Kann die Klinsmann – Elf
die Erwartungen erfüllen?
.
Der Triumph von Bern, der Gewinn der
Fußball-Weltmeisterschaft von 1954 war
unbestritten das gewaltigste Ereignis des
deutschen Sports nach 1945.
Noch bis zum Mai 1949 waren sportliche Wett-
kämpfe mit Deutschen im Rahmen des Welt-
fußball-Verbandes untersagt. Die Mannschaft
unter Josef „Sepp“ Herberger musste bis zum 22.
November 1950 warten, ehe sie ihr erstes offi-
zielles Nachkriegs-Länderspiel in Stuttgart gegen
die Schweiz (1:0) bestreiten konnten. Die Natio-
nalmannschaft, die Herberger unter ihrem Spiel-
führer Fritz Walter war von ihm sportlich und
moralisch bestens vorbereitet. Niemand im mit
60.000 Zuschauern ausverkauften Berner
Wankdorf-Stadion zweifelte am Sieg der hoch
favo-risierten Ungarn. Nach 8 Minuten führten
die Ungarn bereits mit 2:0. Die Deutschen holten
auf. In der 84 Spielminute schießt Helmut Rahn
das Leder in ungarische Netz. Reporter Herbert
Zimmermann schreit ins Mikrophon: „Tor! Tor!
Tor! Tor für Deutschland - 3:2!“. 1974 und 1990
sichert sich Deutschland erneut den Welt-
meistertitel im Fußball. Den Triumph von Bern
können diese Siege nicht in den Schatten stellen.
Entscheidend für Erfolg oder Misserfolg einer
Mannschaft ist nicht nur spielerisches Können.
Geschick, Wissen und Einfühlungsvermögen der
Trainer sind letztlich der Schlüssel zum Sieg.
Die deutsche Nationalmannschaft wurde in ihrer
fast 100jährigen Geschichte - erstes Länderspiel
1908 - von nur 8 Reichs- bzw. Bundestrainern
betreut: Der Mediziner Otto Nerz (1908-1936),
der Kaufmann Josef Herberger (1936-1964), der
Herberger-Assistent Helmut Schön (1964-1978)
und Schöns Assistent Josef „Jupp“ Derwall
(1978-1984).
Es folgten die Fußballprofis „Kaiser“ Franz
Beckenbauer (1984-1990), Berti Vogts (1990-
1998), Erich Ribbeck (1998-2000), Rudi Völler
(2000-2004) und ab 2004 Jürgen Klinsmann.
Von allen Trainern, die mit Ausnahme von Erich
Ribbeck, deutliche Erfolge vorweisen konnten,
überstrahlt der zur Legende gewachsene Sepp
Herberger seine Trainer-Kollegen. Was man
über Klinsmann sagen wird ist noch offen.
Sepp
Herberger
„Der Chef“
Seite 4 NEUE ZEITUNG 5. Jahrg. 2006/18
den alle Geschütze in Berlin im Gießhaus hinter
dem Zeughaus hergestellt. Friedrich der Große
(1712-1786) ließ auch in Breslau und Vietz (Ost-
Brandenburg) gießen. In dieser Zeit war die preus-
sische Artillerie mit ihren neuen Dreipfündern al-
len anderen europäischen Armeen überlegen. Der
Erfolg der neu formierten offensiv eingesetzten
Feldbataillone fußte zugleich auf gut ausgebildeten
Mannschaften und hoher Offiziersdichte. Nach
1782 erhöhten 12-Pfünder und schwere Haubitzen
die Schlagkraft der nun zu Artillerieregimentern
zusammengefassten preußischen Feldartillerie-
korps, denen zur besseren Beweglichkeit Ponto-
niere angegliedert waren. Den Nachbau einer
preußischen 3-Pfünder-Feldkanone zeigt das OHM
in seiner Abt. „Brandenburg-Preußen“.
Mit der Erfindung des Schießpulvers durch den in
Freiburg experimentierenden Franziskanermönch
Berthold Schwarz (um 1300) aus Salpeter, Schwe-
fel und Holzkohle wurde eine Entwicklung einge-
leitet, die zu einer völligen Veränderung in der
Kriegführung führte. Die Bolzen verschießende
Armbrust fand nach und nach Ablösung durch
zunächst schwerfällige Feuerrohre verschiedenste
Dimensionen, die sich über abenteuerliche
Konstruktionen im Laufe der Zeit zu brauchbaren
Hand- und Maschinenfeuerwaffen mauserten.
Im Jahre 1370 wurden in Augsburg die ersten
Bronzerohre gegossen, die zunächst nur Stein-
kugeln verschossen. Mit verbesserten Konstruk-
tionen ließen sich bald Metallkugeln verschießen.
Unter dem Großen Kurfürsten (1620-1688) wur-
Die
Artillerie
zur Zeit
Friedrichs
des Großen
Kanoniere vor einer preußischen Feldkanone von 1786. Der Unteroffi-
zier trägt als Dienstgradabzeichen eine breite goldene Huttresse, goldene
Ärmelaufschläge und einen Stock am zweiten Brustknopf der Uniform.
5. Jahrg. 2006/18 NEUE Zeitung Seite 5
„Zur Zeit Friedrich II. herrschte die größte
Liederlichkeit, alles besoff sich in Champagner,
fraß die größten Leckereien, frönte aller Lüste
… Die Leute, die das wüste Leben mitgemacht
haben, sind alle früh gestorben, zum Teil
elendiglich, der König an der Spitze“.
Johann Gottfried Schadow
Friedrich Wilhelm II.
„Der dicke Lüderjahn“
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Friedrich der II. („Der Große“) hinterließ seinem Nef-
fen und Erben Friedrich Wilhelm II. (1744-1797)
einen wohlgeordneten Staat mit vollen Kassen. Doch
der groß gewachsene, kraftstrotzende Lebemann hatte
mit preußischer Zucht, Ordnung und Sparsamkeit
nichts im Sinn. Er sprach Berliner Jargon und nicht
das bei Hofe übliche Französisch. Mit seiner Gemahlin
Friederike Luise teilt er selten den Tisch, noch seltener
das Bett. Unzählige Affären werden ihm nachgesagt.
Mit der bürgerlichen Wilhelmine Encke, die er als
zwölfjähriges Mädchen kennen und lieben lernte hatte
er eine Dauerbeziehung, aus der fünf Kinder her-
vorgingen. Geadelt zur „Gräfin Lichtenau“ erhielt
diese das Schloss auf der Pfaueninsel im Berliner
Wannsee, das der König speziell für sie erbauen ließ.
Wilhelmine Encke, die spätere Gräfin Lichtenau, war
eine der Konkubinen Friedrich Wilhelms II.
Der bald als „Schuldenmacherkönig“ be-
nannte Monarch wurde zum großzügigen
Förderer von Kunst und Kultur. Bedeuten-
de Bauwerke entstanden in Berlin und
Potsdam. Das Volk, dem der joviale Um-
gang mit seinen Untertanen gefiel, nahm
dessen Eskapaden gelassen hin. Der preus-
sische Staat jedoch erlebte den Niedergang.
Seite 6 NEUE ZEITUNG 5. Jahrg. 2006/18
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► Zur traditionellen „Kreistagsrunde“ hatte Landrat
Heinrich Eggers 30 Politiker aus Land- und Kreistag
sowie Verwaltungschefs ins OHM eingeladen. Nach
einem Einführungsvortrag führte Museumsleiter
Dieter Lonchant die Gäste durch die Ausstellungen.
Beeindruckt durch die vielfältigen und interessanten
Exponate und deren Präsentation fand das Museum
und seine Arbeit übereinstimmend hohe Anerkennung.
Gewürdigt wurde insbesondere die objektive
Darstellung der vielhundertjährigen deutschen
Geschichte, der sich das OHM mit Schwerpunkt
Historie und Kultur der Provinzen des ehemaligen
Deutschen Reiches und der Siedlungsgebiete von
Deutschen widmet. Das Foto zeigt die Besucher bei
Besichtigung der neuen Sonderausstellung: „Preußen:
Herrscher, Land und Leute“.
◄ Literarischer Montags-Club im OHM: Der ehe-
malige Landtagsabgeordnete Peter Gruber las aus
Werken des Schriftstellers Arno Surminski, der auf
einprägsame Weise humorige Geschichten und
bedrückende Erlebnisse seiner Kindheit bei Kriegs-
ende in und aus seiner ostpreußischen Heimat
schildert. Die je nach Textinhalt launig gestaltete
Lesung fand viel Beifall, denn Gruber vermittelte in
ostpreußischer Mundart. Ehe Surminski zur Feder
griff, hatte er sich als Holzfäller in Kanada mühsam
durchs Leben schlagen müssen.
► Zum 4. Mal tagte die vom OHM ins
Leben gerufene „Deutsch-poln. Jugend-
AG“, diesmal wieder in Nienburg. Die aus
Jugendlichen der Partnerstädte Bartoszyce
(ehem. Bartenstein / Ostpr.) und Nienburg
zusammengesetzte Gruppe führte damit ihr
Projekt „Gemeinsame Geschichte“ weiter,
das in eine Dokumentation über Kriegs-
schicksale von Menschen aus beiden
Städten münden soll. Leiter des mit Spen-
den geförderten Projekts ist Bernd Brieber
5. Jahrg. 2006/18 NEUE ZEITUNG Seite 7
Ost-Brandenburg:
… dunkle Kiefern-
wälder steh´n am
Wiesenrain …
Ostbrandenburg hat zum Vorfeld Berlins
gehört. Es war - zusammen mit dem ehe-
mals posenschen Gebiet beiderseits der
Obra - nicht nur ein wichtiger landwirt-
schaftlicher Versorgungsraum für die
Reichshauptstadt, sondern auch ein gern
aufgesuchtes Ausflugsgebiet der Berliner.
den. Dunkle Seen, eingebettet in bewaldete Hügel, wechseln ab mit weiten Ackerfluren. Strom und
fruchtbare Niederung mit Bruch und Wiesen ergänzen das Bild der Landschaft.
Die gewerbliche Wirtschaft war derjenigen der nahen Weltstadt Berlin nicht gewachsen. Ostbrandenburg
war deshalb im wesentlichen immer Bauernland geblieben.
Friedlich und behäbig lagen reiche Bauerndörfer inmitten von Feld und Wald. Rund ein drittel des
Ackerlandes wurde mit Getreide, vor allem mit Roggen, bestellt. Etwa ein Fünftel nahm der Anbau von
Kartoffeln ein. Bei hohen Hektarerträgen war Ostbrandenburg trotz der meist leichten Böden, in den
letzten Jahrzehnten vor dem Krieg zu einem wichtigen landwirtschaftlichen Überschussgebiet geworden.
Sorgfältige Bodenbearbeitung, wertvolles Saatgut und überlegte Düngung hatten die mindere Güte des
Bodens wettgemacht.
Die Industrie spielte im Wirtschaftsleben Ostbrandenburgs eine verhältnismäßig unbedeutende Rolle – mit
Ausnahme der Textilfertigung, Ihr Schwerpunkt lag in der Lausitz. Grundlage hierzu bildete die in
früheren Jahrhunderten betriebene Schafzucht auf den kargen Sandböden des südlichen Landrückens. Als
in den letzten Jahrzehnten in steigendem Maß Baumwollgewebe verlangt wurden, musste man auf
Einfuhren aus Übersee zurückgreifen. Aber nun halfen die Braunkohlevorkommen der Lausitz, diesen
alten Wirtschaftszweig am Leben zu erhalten und ihn zu neuer Blüte zu führen.
Die Zahl der Beschäftigten in der Textilindustrie Ostbrandenburgs war schließlich doppelt so hoch wie die
Zahl der Textilarbeiter Ostpreußens und Pommerns zusammen. Gubens Hutindustrie konnte bei einer
jährlichen Produktion von 8 Millionen Stück jeden dritten Deutschen mit einem Hut versorgen.
Nach der Abtrennung Ostbrandenburgs zerschnitt die der Oder-Neiße entlang geführte Grenze blühendes
Land, schädigte Leben und Wirtschaft der Oder-Städte Küstrin, Frankfurt, Guben und Forst. Nur
Landsberg im Landesinnern blieb wegen seiner Lage von diesem Schicksal verschont.
Ostbrandenburg: Kiefern und Buchen, Birkenhaine und in die
Landschaft eingestreute Moore und Seen prägen die
„Streusandbüchse“ der märkischen Landschaft.
Obwohl vor den Toren der Hauptstadt gelegen,
wurde die stille Abgeschiedenheit des ostbran-
denburger Landes vom großen Verkehr gemie-
Seite 8 NEUE ZEITUNG 5. Jahrg. 2006/18
2006/18
Die Sage vom
Kyffhäuser
Der Untergang des Stauferreiches im Jahr 1254 brachte
dem deutschen Volk eine entbehrungsreiche Zeit.
Ausgenützt von rasch wechselnden geistlichen und
weltlichen Herren, sehnten sich die Menschen nach
geordneten sozialen Verhältnissen und einer starken
gerechten Obrigkeit.
Solche Wünsche mündeten in der Sage, dass der von vielen
verehrte Stauferkaiser Friedrich II. (1194-1250), dessen Tod
im fernen Italien ein Teil der Bevölkerung lange in Zweifel
gezogen hatte, einst wiederkehren würde. Im 15. Jahrhundert
wurde die Sage mit dem Kyffhäuserberg in Thüringen
verbunden. Dort, so hieß es, schliefe der Kaiser so lange im
Innern des Berges, bis das Reich wieder eine Einheit sei, um
dann erneut die Herrschaft zu übernehmen. Ein Jahrhundert
später wurde aus Friedrich II. schließlich sein Großvater
Friedrich I. Barbarossa (1122-1190), dessen rotgrauer Bart
durch einen steinernen Tisch wächst.
Alle 1000 Jahre soll er von seinen Raben, die den Berg um-
kreisen, geweckt werden, um zu hören, ob das Reich geeint
und seine Zeit gekommen sei. Die deutsche Romantik belebte
die Kyffhäusersage im 19. Jahrhundert wieder und im Zuge
der nationalstaatlichen Einigungspolitik wurde sie vollends
zur Nationallegende. So verknüpfte man im Kaiserreich die
Erinnerung an den großen Staufer mit Kaiser Wilhelm I.
(1797-1888), dem man 1896 auf dem Kyffhäuser ein
Denkmal errichtete. L.W.
Der Kyffhäuser – Kaiser Barbarossa-Denk-
mal in Thüringen: Eine der bekanntesten Sa-
gen rankt sich um Friedrich Barbarossa. Die
Plastik stellt eine Allegorie dar. Uta ist eine
germanische Schicksalsgöttin, der Kaiser ist
Wotan und die Raben sind die ständigen
Begleiter des alten germanischen Gottes.
5. Jahrg. 2006/18 NEUE ZEITUNG Seite 9
Die bunt bemalten und glasierten Majoli-
ka-Erzeugnisse kommen ursprünglich von
der Insel Mallorca. Sie werden aus natur-
farbenem Ton zum Teil in Gips- oder Ter-
rakotta-Formen hergestellt. In Deutschland
begannen um 1650 Manufakturen Majo-
lika herzustellen, die sich bald großer
Beliebtheit erfreuten.
In Cadinen produzierte man vor allem Ge-
fäße und Dekore nach Vorbildern der An-
tike, daneben Produkte der Neoromantik
und des Jugendstils – soweit das dem
Kunstgeschmack des Kaisers entsprach.
Ansonsten war die Produktionspalette viel-
seitig: Gefäße, Teller, Tassen, Flachreliefe,
und vollplastische Figuren.
Bald stellte Cadinen auch historische Flie-
senwandbilder und kunstvolle Wand- und
Deckenverkleidungen für Hotels, Bäder
auch U-Bahnhöfe her. Nach der Abdan-
kung des Kaisers (1918) wurde fleißig
weiter produziert. Markenzeichen blieb der
Schriftzug „Cadinen“ unter der Kaiserkro-
ne. Mit dem Ende des 2. Weltkrieges flo-
hen die Betreiber von Gut und Manufaktur
nach dem Westen oder wurden von den
Sowjets erschossen. Anschließend grün-
deten die Polen hier eine Backsteinpro-
duktion. Cadinen-Majolika sind vergessen.
Majolika aus Cadinen:
„Des Kaisers
Keramik“
Im Jahr 1898 ging das Gut Cadinen, im Kreis El-
bing am Frischen Haff gelegen, in den Besitz von
Wilhelm II. über. Damit kam das Kaiserhaus in den
Besitz eines seit der Zeit des Deutschen Ordens in
Preußen namhaften Gutes. Hier bestanden neben der
Landwirtschaft ein größerer Waldbesitz mit
jagdbarem Wild und Tongruben mit einer Ziegelei.
Wilhelm ließ in Cadinen eine moderne Dampfziegelei
errichten und als Anhänger der damaligen Mode,
„Majolika-Keramik“ herstellen.
ERB
V
Seite 10 NEUE ZEITUNG 5. Jahrg. 2006/18
Landsmannschaften
POMMERN Do. 01. 06. 15.00 Uhr OHM Pommernnachmittag
Do. 06. 07. 15.00 Uhr OHM Pommernnachmittag
Do. 03. 08. 15.00 Uhr OHM Pommernnachmittag
OST/WESTPREUSSEN–DANZIG
Fr. 16. 06. 15.00 Uhr OHM Schabberstunde
Fr. 21. 07. 15.00 Uhr OHM Schabberstunde
Fr. 18. 08. 15.00 Uhr OHM Schabberstunde
Freundeskreise
BERLIN-BRANDENBURG
Mi. 28. 06. 15.00 Uhr OHM Herings- und
Pellkartoffelessen
DIEPENAU Sommerpause
EYSTRUP (VdV) Sommerpause
UCHTE Gasthaus Hofmeister, Uchte
Mi. 22. 06. 15.00 Uhr Plaudernachmittag
Mi. 16. 07. 15.00 Uhr Plaudernachmittag
Mi. 17. 08. 15.00 Uhr Plaudernachmittag
2-Tages-fahrt
Berlin / Potsdam
mit dem Reisebus
Mo. 24./Di. 25. Juli 2006
Berlin: Ku’damm– KaDeWe
Unter den Linden – Museumsinsel
Zeughaus - Stadtführungen
Potsdam: Schlösserfahrt per Schiff
Interessenten, bitte anmelden!
Tel./Fax: 05021 / 91 15 63
Neue Öffnungszeiten: Montag – Freitag 9.30 – 19.00 Uhr, Sonnabend 9.00 – 18.00 Uhr
Berliner Dom, erbaut 1894-1905 von Kaiser Wilhelm II.
Gäste im Museum: „Das OHM passt sich gut ein in
Holtorfs Kulturleben – es sollte Bestand haben!“
Holtorfs Orts-Bgm. Gerhard Munk und Ehefrau
5. Jahrg. 2006/18 NEUE ZEITUNG Seite 11
.
Tipps
vom
Fach:
Chefköchin
Teresa
Lonchant
Der stellt vor:
Kurländische
Gänsesuppe
Kurland: Lettische Provinz, nördlich des
„Kurischen Haffs“, zwischen Ostsee und
Düna. Hauptstadt Libau. Im 13. Jh. vom
Deutschen Orden kultiviert, Hauptsied-
lungsgebiet der Baltendeutschen. Fiel 1795
mit Estland und Livland an Rußland, nach
dem Zerfall der Sowjetunion ist Kurland
als Teil des Staates Lettland EU-Mitglied.
Zutaten: 500 g Gänseklein, 1 geräucherte Gänsekeule (gut
gewässert), 1 Bund Suppengrün, 1 Lorbeerblatt, 4
Gewürzkörner, 50 g Gänsefett, Salz, Pfeffer aus der
Handmühle, 1/8 Liter saure Sahne, 125 g geriebenes
Weißbrot, 1 Ei, je ein kleines Bund Majoran und
Schnittlauch.
Anwendung:
Das Suppengrün putzen, waschen und die Hälfte mit
Gänseklein, Gänsekeule und Gewürzen in 2 Liter
Salzwasser zum Kochen bringen. Etwa 1 ¾ Stunden
köcheln lassen.
Die Brühe durch ein Sieb geben, das Fleisch von den
Knochen lassen, in Würfel schneiden und warm
stellen.
Das restliche in Scheiben geschnittene Suppengrün
im Gänsefett andünsten, mit der Brühe auffüllen, 30
Minuten köcheln lassen und mit Salz und Pfeffer
abschmecken.
Die Sahne mit dem geriebenen Weißbrot, Ei und
etwas Salz verrühren und zu kleinen Klößchen
formen. Diese etwa 5 Minuten in der Brühe
mitkochen lassen. Dann das Gänsefleisch in die
Suppe geben. Mit grob geschnittenem Majoran und
Schnittlauch servieren.
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Bildbericht aus (1561):
Seite 12 NEUE ZEITUNG 5. Jahrg. 2006/18
Wenn
Briefmarken
Schicksale
erzählen
Anfang des Jahres 1945 begann mit den Flüchtlingstrecks aus den deutschen Ostgebieten die größte
Bevölkerungsverschiebung der Geschichte, die mit der Vertreibung der Deutschen nach Kriegsende
den Höhepunkt erreichte. 16,5 Millionen Menschen wurden davon betroffen. Ca. 2,5 Millionen
überstanden Flucht und Vertreibung nicht. Über eine Million Ostdeutsche wurden zur Zwangsarbeit
in die Sowjetunion deportiert. Mehr als die Hälfte fanden bei der Verschleppung den Tod.
Die Vertreibung der Deut-
schen aus Ostdeutschland
und Osteuropa wurde auf
der Potsdamer Konferenz
vom 17. Juli. bis 2. Aug.
1945 besiegelt.
Agnes Miegel, * 1879 in Königs-
berg (Pr), † 1964 in Bad Salzuflen,
ist bekannt für viele Balladen und
Erzählungen, die in ihrer ost-
preußischen Heimat wurzeln u. a.
„Geschichten aus Altpreußen“ und
„Dorothee“. Nach 1945 widmete
sich Agnes Miegel in dramatischen
Erzählungen und Dichtungen dem
eigenen Erleben bei Flucht und
Vertreibung, darunter „Heimkehr“,
„Flüchtlingsgedichte“ und „Die
Frauen von Nidden“. -nt.