12
NEUE ZEITUNG 5 Aus dem Inhalt NZ aktuell S. 2 Im Visier: Nienburgs Bürgermeisterkandidaten Jugend und Sport S. 3 König Fußball regiert Forschung und Technik S. 4 Die Artillerie zur Zeit Friedrichs des Großen Persönlichkeiten S. 5 Friedrich Wilhelm II. „Der dicke Lüderjahn“ Lebendiges Museum S. 6 Gäste im OHM Land und Leute S. 7 Ost-Brandenburg: „Dunkle Kiefernwälder steh´n am Wiesenrain“ Sagen und Legenden S. 8 Die Sage vom Kyffhäuser Kunst und Kultur S. 9 Majolika aus Cadinen: „Des Kaisers Keramik“ Termine S. 10 2-Tages-Busfahrt nach Ber- lin und Potsdam - Landsmannschaften und Freundeskreise Kulinaria S. 11 Kurländische Gänsesuppe Flucht und Vertreibung S. 12 Wenn Briefmarken Schicksale erzählen Nienburger Spargeltag in Bartenstein / Bartoszyce Zur Präsentation des in der ostpreußischen Region um Barten- stein, heute Bartoszyce, weithin unbekannten edlen Gemüses, war Anfang Mai eine OHM-Delegation zu Gast in Nienburgs Partnerstadt. Im Gefolge befanden sich Spargelkönigin Ann- Kathrin Rohner aus Nienburg-Holtorf. Wie mit Bürgermeister und Stadtrat vereinbart, fand am 6. Mai der „Nienburger Spargeltag in Bartoszyce statt, auf dem Anbau, Ernte und Verwertung des Spargels vorgestellt wurden. Während eines Festessens im großen Saal des Hotels Bartis, an dem Honoratio- ren und bekannte Multiplikatoren teilnahmen, gab es zunächst um- fassende Informationen und anschließend Arbeit für die anwesen- den Promi-Damen. Unter fachgerechter Leitung von OHM- Vorstandsmitglied Teresa Lonchant stand Spargelschälen und Kü- chendienst auf dem Programm, ehe der traditionelle „Nienburger Spargelteller“ mit Spargel, Schinken, neuen Kartoffeln und Sauce Hollandaise serviert wurde. Dazu gab es Nienburger Spargelwein. Das Echo der Gäste war einhellig begeistert. Der TV-Sender „Bart- Sat“ berichtete in einer Sondersendung. Im kommenden Jahr soll ein weiterer Spargeltag folgen, mit öffent- lichem Festessen, Spargelmarkt und Kinderfest Tourist-Büro, Gastronomie und Wirtschaft signalisieren bereits Interesse. Zum Gelingen des 1. Spargeltages hatten als Sponsoren beigetragen die Rohrsener Spargelhöfe Bormann und Vogel, die Nienburger Fleischerei Brendel, sowie die Spargelkönigin und das OHM selbst. Nach Spargelschälkurs und Kochlehrgang mit acht „Promi“-Damen im großen Saal des Bartensteiner Hotels „Bartis“ prä- sentierten Chefköchin Teresa Lonchant und Nienburgs Spargelkönigin Ann-Kathrin Rohner (Foto links Mitte) den original „Nienburger Spargelteller“. In Erwartung der leckeren Mahlzeit verfolgen Honoratioren und Multiplikatoren, darunter Bar- tensteins Bürgermeister Krzysztof Nalecz (Foto rechts Mitte), Vorträge zum Thema Spargel und das Bemühen der Damen.

Neue Zeitung Nr. 18 5. Jahrgang 2006

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Informationen des Ostdeutschen Heimatmuseums

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Page 1: Neue Zeitung Nr. 18  5. Jahrgang 2006

NEUE ZEITUNG 5

nebenberuflich Schlesier“ - eine Idee: Nienburg brauct

ein Museum für die Heimat im Osten. Kurzer Hand

kaufte er das gerade verfügbare historische Traufen-

haus in der Weserstraße und zusammen mit Dieter

Lonchant, seit Jahrzehnten der Geschichte und Kultur

der Vertreibungs- und Siedlungsgebiete der Deutschen

verbunden, ging es an die Arbeit. Nach Gründung des

Trägervereins öffnete im Herbst 1996 das „Ostdeut-

sche Heimatmuseum“ (OHM). Nach 10 Jahren ist die

anfängliche „Heimatstube“ nun zum öffentlich aner-

kannten historischen Museum gewachsen, das zugleich

als Zentrum grenzüberschreitender Kulturarbeit weit-

hin Anerkennung findet. In über drei Geschossen prä-

sentieren sich Hinterpommern, Ostbranden-

burg/Preußen, Ost-West-preußen, Danzig, Schlesien

sowie das Sudetenland mit den Siedlungsgebiete von

Deutschen in Osteuropa, Asien und Übersee.

Trotz beengtem Raum werden vielfältigste Exponate

aus Geschichte und Kultur gezeigt, darunter Volks-

trachten, Uniformen, Dokumente, Bilder, Landkarten,

Porzellane, sowie Glas- und Handwerkskunst. Vorträ-

ge und Kulturveranstaltungen ergänzen das Angebot.

Einmalig in Niedersachsen entsteht dieser Tage

Aus dem Inhalt

NZ aktuell S. 2

Im Visier: Nienburgs

Bürgermeisterkandidaten

Jugend und Sport S. 3

König Fußball regiert

Forschung und Technik S. 4

Die Artillerie zur Zeit

Friedrichs des Großen

Persönlichkeiten S. 5

Friedrich Wilhelm II. –

„Der dicke Lüderjahn“

Lebendiges Museum S. 6

Gäste im OHM

Land und Leute S. 7

Ost-Brandenburg:

„Dunkle Kiefernwälder

steh´n am Wiesenrain“

Sagen und Legenden S. 8

Die Sage vom Kyffhäuser

Kunst und Kultur S. 9

Majolika aus Cadinen:

„Des Kaisers Keramik“

Termine S. 10

2-Tages-Busfahrt nach Ber-

lin und Potsdam -

Landsmannschaften und

Freundeskreise Kulinaria S. 11

Kurländische Gänsesuppe

Flucht und Vertreibung S. 12

Wenn Briefmarken

Schicksale erzählen

Nienburger Spargeltag in

Bartenstein / Bartoszyce Zur Präsentation des in der ostpreußischen Region um Barten-

stein, heute Bartoszyce, weithin unbekannten edlen Gemüses,

war Anfang Mai eine OHM-Delegation zu Gast in Nienburgs

Partnerstadt. Im Gefolge befanden sich Spargelkönigin Ann-

Kathrin Rohner aus Nienburg-Holtorf.

Wie mit Bürgermeister und Stadtrat vereinbart, fand am 6. Mai der

„Nienburger Spargeltag in Bartoszyce “ statt, auf dem Anbau, Ernte

und Verwertung des Spargels vorgestellt wurden. Während eines

Festessens im großen Saal des Hotels „Bartis“, an dem Honoratio-

ren und bekannte Multiplikatoren teilnahmen, gab es zunächst um-

fassende Informationen und anschließend Arbeit für die anwesen-

den „Promi“-Damen. Unter fachgerechter Leitung von OHM-

Vorstandsmitglied Teresa Lonchant stand Spargelschälen und Kü-

chendienst auf dem Programm, ehe der traditionelle „Nienburger

Spargelteller“ mit Spargel, Schinken, neuen Kartoffeln und Sauce

Hollandaise serviert wurde. Dazu gab es Nienburger Spargelwein.

Das Echo der Gäste war einhellig begeistert. Der TV-Sender „Bart-

Sat“ berichtete in einer Sondersendung.

Im kommenden Jahr soll ein weiterer Spargeltag folgen, mit öffent-

lichem Festessen, Spargelmarkt und Kinderfest – Tourist-Büro,

Gastronomie und Wirtschaft signalisieren bereits Interesse.

Zum Gelingen des 1. Spargeltages hatten als Sponsoren beigetragen

die Rohrsener Spargelhöfe Bormann und Vogel, die Nienburger

Fleischerei Brendel, sowie die Spargelkönigin und das OHM selbst.

Nach Spargelschälkurs und Kochlehrgang mit acht „Promi“-Damen im großen Saal des Bartensteiner Hotels „Bartis“ prä-

sentierten Chefköchin Teresa Lonchant und Nienburgs Spargelkönigin Ann-Kathrin Rohner (Foto links Mitte) den original

„Nienburger Spargelteller“. In Erwartung der leckeren Mahlzeit verfolgen Honoratioren und Multiplikatoren, darunter Bar-

tensteins Bürgermeister Krzysztof Nalecz (Foto rechts Mitte), Vorträge zum Thema Spargel und das Bemühen der Damen.

Page 2: Neue Zeitung Nr. 18  5. Jahrgang 2006

Seite 2 NEUE ZEITUNG 5. Jahrg. 2006/18

+ NZ aktuell +++ NZ aktuell +++ NZ aktuell +

+++

Historisches

Museum

Redaktion:

Dieter Lonchant

Korrektur: Inge Koslowski

Auflage: 700 Expl.

Anschrift:

NEUE ZEITUNG

Verdener Landstr. 224 31582 Nienburg-Holtorf

Tel. / Fax:

05021 / 91 15 63 Die in Leserbriefen oder

Kommentaren vertrete-

nen Auffassungen decken

sich nicht unbedingt mit

der Meinung der

Redakion.

Fünf Bewerber wollen Bürgermeister wer-

den. Was bewegt sie, wie wollen sie die Stadt

in den nächsten acht Jahren regieren? Ad-

rian Menke und Henning Onkes standen im

OHM bereits Rede und Antwort. In den

kommenden drei Runden präsentieren sich

Rolf Warnecke (SPD) und Dr. Ralf Weghöft

(CDU) und Wolf-Rüdiger Koch (FDP). Die-

se Kandidaten stellen wir demnächst vor.

Nienburgs

Bürger-

meister-

kandidaten

Im

Visier:

(Folge 1)

◄ Adrian Menke, 40 Jahre, verh., 2 Kinder, Jurist und

Dipl.Finanzwirt, Oberregierungsrat bei der Finanzdirek-

tion Hannover (parteilos): „Ich glaube, dass die Stadt

Nienburg mit einem Jahresetat von rund 70 Mio € bei

einem aktuellen Schuldendienst von ca. 33 Mio € einen

unabhängigen Wirtschaftsfachmann an der Spitze des

Rathauses gut brauchen kann.“ (Foto: Adrian Menke

(l.), stellv. OHM-Vors. K.-H. Schroeder).

► Henning Onkes, 49 Jahre, verh., 6 Kinder, Stadtbau-

rat Stadt Nienburg (parteilos): Nienburg braucht wieder

einen unabhängigen Bürgermeister, der über Partei-

grenzen hinweg politische Meinung zum Wohl der Stadt

zusammenführt.“ Sein wichtigstes Ziel, mit Augenmaß

und Sachverstand den Wirtschaftsstandort Nienburg

zukunftsorientiert zu entwickeln. (Foto v.l.n.r.: Dieter

Lonchant und Henning Onkes vor OHM-Mitarbeitern.

Page 3: Neue Zeitung Nr. 18  5. Jahrgang 2006

5. Jahrg. 2006 / 18 NEUE ZEITUNG Seite 3

König Fußball

regiert

Kann die Klinsmann – Elf

die Erwartungen erfüllen?

.

Der Triumph von Bern, der Gewinn der

Fußball-Weltmeisterschaft von 1954 war

unbestritten das gewaltigste Ereignis des

deutschen Sports nach 1945.

Noch bis zum Mai 1949 waren sportliche Wett-

kämpfe mit Deutschen im Rahmen des Welt-

fußball-Verbandes untersagt. Die Mannschaft

unter Josef „Sepp“ Herberger musste bis zum 22.

November 1950 warten, ehe sie ihr erstes offi-

zielles Nachkriegs-Länderspiel in Stuttgart gegen

die Schweiz (1:0) bestreiten konnten. Die Natio-

nalmannschaft, die Herberger unter ihrem Spiel-

führer Fritz Walter war von ihm sportlich und

moralisch bestens vorbereitet. Niemand im mit

60.000 Zuschauern ausverkauften Berner

Wankdorf-Stadion zweifelte am Sieg der hoch

favo-risierten Ungarn. Nach 8 Minuten führten

die Ungarn bereits mit 2:0. Die Deutschen holten

auf. In der 84 Spielminute schießt Helmut Rahn

das Leder in ungarische Netz. Reporter Herbert

Zimmermann schreit ins Mikrophon: „Tor! Tor!

Tor! Tor für Deutschland - 3:2!“. 1974 und 1990

sichert sich Deutschland erneut den Welt-

meistertitel im Fußball. Den Triumph von Bern

können diese Siege nicht in den Schatten stellen.

Entscheidend für Erfolg oder Misserfolg einer

Mannschaft ist nicht nur spielerisches Können.

Geschick, Wissen und Einfühlungsvermögen der

Trainer sind letztlich der Schlüssel zum Sieg.

Die deutsche Nationalmannschaft wurde in ihrer

fast 100jährigen Geschichte - erstes Länderspiel

1908 - von nur 8 Reichs- bzw. Bundestrainern

betreut: Der Mediziner Otto Nerz (1908-1936),

der Kaufmann Josef Herberger (1936-1964), der

Herberger-Assistent Helmut Schön (1964-1978)

und Schöns Assistent Josef „Jupp“ Derwall

(1978-1984).

Es folgten die Fußballprofis „Kaiser“ Franz

Beckenbauer (1984-1990), Berti Vogts (1990-

1998), Erich Ribbeck (1998-2000), Rudi Völler

(2000-2004) und ab 2004 Jürgen Klinsmann.

Von allen Trainern, die mit Ausnahme von Erich

Ribbeck, deutliche Erfolge vorweisen konnten,

überstrahlt der zur Legende gewachsene Sepp

Herberger seine Trainer-Kollegen. Was man

über Klinsmann sagen wird ist noch offen.

Sepp

Herberger

„Der Chef“

Page 4: Neue Zeitung Nr. 18  5. Jahrgang 2006

Seite 4 NEUE ZEITUNG 5. Jahrg. 2006/18

den alle Geschütze in Berlin im Gießhaus hinter

dem Zeughaus hergestellt. Friedrich der Große

(1712-1786) ließ auch in Breslau und Vietz (Ost-

Brandenburg) gießen. In dieser Zeit war die preus-

sische Artillerie mit ihren neuen Dreipfündern al-

len anderen europäischen Armeen überlegen. Der

Erfolg der neu formierten offensiv eingesetzten

Feldbataillone fußte zugleich auf gut ausgebildeten

Mannschaften und hoher Offiziersdichte. Nach

1782 erhöhten 12-Pfünder und schwere Haubitzen

die Schlagkraft der nun zu Artillerieregimentern

zusammengefassten preußischen Feldartillerie-

korps, denen zur besseren Beweglichkeit Ponto-

niere angegliedert waren. Den Nachbau einer

preußischen 3-Pfünder-Feldkanone zeigt das OHM

in seiner Abt. „Brandenburg-Preußen“.

Mit der Erfindung des Schießpulvers durch den in

Freiburg experimentierenden Franziskanermönch

Berthold Schwarz (um 1300) aus Salpeter, Schwe-

fel und Holzkohle wurde eine Entwicklung einge-

leitet, die zu einer völligen Veränderung in der

Kriegführung führte. Die Bolzen verschießende

Armbrust fand nach und nach Ablösung durch

zunächst schwerfällige Feuerrohre verschiedenste

Dimensionen, die sich über abenteuerliche

Konstruktionen im Laufe der Zeit zu brauchbaren

Hand- und Maschinenfeuerwaffen mauserten.

Im Jahre 1370 wurden in Augsburg die ersten

Bronzerohre gegossen, die zunächst nur Stein-

kugeln verschossen. Mit verbesserten Konstruk-

tionen ließen sich bald Metallkugeln verschießen.

Unter dem Großen Kurfürsten (1620-1688) wur-

Die

Artillerie

zur Zeit

Friedrichs

des Großen

Kanoniere vor einer preußischen Feldkanone von 1786. Der Unteroffi-

zier trägt als Dienstgradabzeichen eine breite goldene Huttresse, goldene

Ärmelaufschläge und einen Stock am zweiten Brustknopf der Uniform.

Page 5: Neue Zeitung Nr. 18  5. Jahrgang 2006

5. Jahrg. 2006/18 NEUE Zeitung Seite 5

„Zur Zeit Friedrich II. herrschte die größte

Liederlichkeit, alles besoff sich in Champagner,

fraß die größten Leckereien, frönte aller Lüste

… Die Leute, die das wüste Leben mitgemacht

haben, sind alle früh gestorben, zum Teil

elendiglich, der König an der Spitze“.

Johann Gottfried Schadow

Friedrich Wilhelm II.

„Der dicke Lüderjahn“

Hotel Weserschlößchen Mühlenstraße 20

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Seminar- und Banketträume – 2 Kegelbahnen - Sauna

Friedrich der II. („Der Große“) hinterließ seinem Nef-

fen und Erben Friedrich Wilhelm II. (1744-1797)

einen wohlgeordneten Staat mit vollen Kassen. Doch

der groß gewachsene, kraftstrotzende Lebemann hatte

mit preußischer Zucht, Ordnung und Sparsamkeit

nichts im Sinn. Er sprach Berliner Jargon und nicht

das bei Hofe übliche Französisch. Mit seiner Gemahlin

Friederike Luise teilt er selten den Tisch, noch seltener

das Bett. Unzählige Affären werden ihm nachgesagt.

Mit der bürgerlichen Wilhelmine Encke, die er als

zwölfjähriges Mädchen kennen und lieben lernte hatte

er eine Dauerbeziehung, aus der fünf Kinder her-

vorgingen. Geadelt zur „Gräfin Lichtenau“ erhielt

diese das Schloss auf der Pfaueninsel im Berliner

Wannsee, das der König speziell für sie erbauen ließ.

Wilhelmine Encke, die spätere Gräfin Lichtenau, war

eine der Konkubinen Friedrich Wilhelms II.

Der bald als „Schuldenmacherkönig“ be-

nannte Monarch wurde zum großzügigen

Förderer von Kunst und Kultur. Bedeuten-

de Bauwerke entstanden in Berlin und

Potsdam. Das Volk, dem der joviale Um-

gang mit seinen Untertanen gefiel, nahm

dessen Eskapaden gelassen hin. Der preus-

sische Staat jedoch erlebte den Niedergang.

Page 6: Neue Zeitung Nr. 18  5. Jahrgang 2006

Seite 6 NEUE ZEITUNG 5. Jahrg. 2006/18

Stahlbau Vieregge GmbH & Co. KG Telefon (05021) 97 46-0 Schipse 6 Telefax (05021) 6 26 25 31582 Nienburg [email protected]

► Zur traditionellen „Kreistagsrunde“ hatte Landrat

Heinrich Eggers 30 Politiker aus Land- und Kreistag

sowie Verwaltungschefs ins OHM eingeladen. Nach

einem Einführungsvortrag führte Museumsleiter

Dieter Lonchant die Gäste durch die Ausstellungen.

Beeindruckt durch die vielfältigen und interessanten

Exponate und deren Präsentation fand das Museum

und seine Arbeit übereinstimmend hohe Anerkennung.

Gewürdigt wurde insbesondere die objektive

Darstellung der vielhundertjährigen deutschen

Geschichte, der sich das OHM mit Schwerpunkt

Historie und Kultur der Provinzen des ehemaligen

Deutschen Reiches und der Siedlungsgebiete von

Deutschen widmet. Das Foto zeigt die Besucher bei

Besichtigung der neuen Sonderausstellung: „Preußen:

Herrscher, Land und Leute“.

◄ Literarischer Montags-Club im OHM: Der ehe-

malige Landtagsabgeordnete Peter Gruber las aus

Werken des Schriftstellers Arno Surminski, der auf

einprägsame Weise humorige Geschichten und

bedrückende Erlebnisse seiner Kindheit bei Kriegs-

ende in und aus seiner ostpreußischen Heimat

schildert. Die je nach Textinhalt launig gestaltete

Lesung fand viel Beifall, denn Gruber vermittelte in

ostpreußischer Mundart. Ehe Surminski zur Feder

griff, hatte er sich als Holzfäller in Kanada mühsam

durchs Leben schlagen müssen.

► Zum 4. Mal tagte die vom OHM ins

Leben gerufene „Deutsch-poln. Jugend-

AG“, diesmal wieder in Nienburg. Die aus

Jugendlichen der Partnerstädte Bartoszyce

(ehem. Bartenstein / Ostpr.) und Nienburg

zusammengesetzte Gruppe führte damit ihr

Projekt „Gemeinsame Geschichte“ weiter,

das in eine Dokumentation über Kriegs-

schicksale von Menschen aus beiden

Städten münden soll. Leiter des mit Spen-

den geförderten Projekts ist Bernd Brieber

Page 7: Neue Zeitung Nr. 18  5. Jahrgang 2006

5. Jahrg. 2006/18 NEUE ZEITUNG Seite 7

Ost-Brandenburg:

… dunkle Kiefern-

wälder steh´n am

Wiesenrain …

Ostbrandenburg hat zum Vorfeld Berlins

gehört. Es war - zusammen mit dem ehe-

mals posenschen Gebiet beiderseits der

Obra - nicht nur ein wichtiger landwirt-

schaftlicher Versorgungsraum für die

Reichshauptstadt, sondern auch ein gern

aufgesuchtes Ausflugsgebiet der Berliner.

den. Dunkle Seen, eingebettet in bewaldete Hügel, wechseln ab mit weiten Ackerfluren. Strom und

fruchtbare Niederung mit Bruch und Wiesen ergänzen das Bild der Landschaft.

Die gewerbliche Wirtschaft war derjenigen der nahen Weltstadt Berlin nicht gewachsen. Ostbrandenburg

war deshalb im wesentlichen immer Bauernland geblieben.

Friedlich und behäbig lagen reiche Bauerndörfer inmitten von Feld und Wald. Rund ein drittel des

Ackerlandes wurde mit Getreide, vor allem mit Roggen, bestellt. Etwa ein Fünftel nahm der Anbau von

Kartoffeln ein. Bei hohen Hektarerträgen war Ostbrandenburg trotz der meist leichten Böden, in den

letzten Jahrzehnten vor dem Krieg zu einem wichtigen landwirtschaftlichen Überschussgebiet geworden.

Sorgfältige Bodenbearbeitung, wertvolles Saatgut und überlegte Düngung hatten die mindere Güte des

Bodens wettgemacht.

Die Industrie spielte im Wirtschaftsleben Ostbrandenburgs eine verhältnismäßig unbedeutende Rolle – mit

Ausnahme der Textilfertigung, Ihr Schwerpunkt lag in der Lausitz. Grundlage hierzu bildete die in

früheren Jahrhunderten betriebene Schafzucht auf den kargen Sandböden des südlichen Landrückens. Als

in den letzten Jahrzehnten in steigendem Maß Baumwollgewebe verlangt wurden, musste man auf

Einfuhren aus Übersee zurückgreifen. Aber nun halfen die Braunkohlevorkommen der Lausitz, diesen

alten Wirtschaftszweig am Leben zu erhalten und ihn zu neuer Blüte zu führen.

Die Zahl der Beschäftigten in der Textilindustrie Ostbrandenburgs war schließlich doppelt so hoch wie die

Zahl der Textilarbeiter Ostpreußens und Pommerns zusammen. Gubens Hutindustrie konnte bei einer

jährlichen Produktion von 8 Millionen Stück jeden dritten Deutschen mit einem Hut versorgen.

Nach der Abtrennung Ostbrandenburgs zerschnitt die der Oder-Neiße entlang geführte Grenze blühendes

Land, schädigte Leben und Wirtschaft der Oder-Städte Küstrin, Frankfurt, Guben und Forst. Nur

Landsberg im Landesinnern blieb wegen seiner Lage von diesem Schicksal verschont.

Ostbrandenburg: Kiefern und Buchen, Birkenhaine und in die

Landschaft eingestreute Moore und Seen prägen die

„Streusandbüchse“ der märkischen Landschaft.

Obwohl vor den Toren der Hauptstadt gelegen,

wurde die stille Abgeschiedenheit des ostbran-

denburger Landes vom großen Verkehr gemie-

Page 8: Neue Zeitung Nr. 18  5. Jahrgang 2006

Seite 8 NEUE ZEITUNG 5. Jahrg. 2006/18

2006/18

Die Sage vom

Kyffhäuser

Der Untergang des Stauferreiches im Jahr 1254 brachte

dem deutschen Volk eine entbehrungsreiche Zeit.

Ausgenützt von rasch wechselnden geistlichen und

weltlichen Herren, sehnten sich die Menschen nach

geordneten sozialen Verhältnissen und einer starken

gerechten Obrigkeit.

Solche Wünsche mündeten in der Sage, dass der von vielen

verehrte Stauferkaiser Friedrich II. (1194-1250), dessen Tod

im fernen Italien ein Teil der Bevölkerung lange in Zweifel

gezogen hatte, einst wiederkehren würde. Im 15. Jahrhundert

wurde die Sage mit dem Kyffhäuserberg in Thüringen

verbunden. Dort, so hieß es, schliefe der Kaiser so lange im

Innern des Berges, bis das Reich wieder eine Einheit sei, um

dann erneut die Herrschaft zu übernehmen. Ein Jahrhundert

später wurde aus Friedrich II. schließlich sein Großvater

Friedrich I. Barbarossa (1122-1190), dessen rotgrauer Bart

durch einen steinernen Tisch wächst.

Alle 1000 Jahre soll er von seinen Raben, die den Berg um-

kreisen, geweckt werden, um zu hören, ob das Reich geeint

und seine Zeit gekommen sei. Die deutsche Romantik belebte

die Kyffhäusersage im 19. Jahrhundert wieder und im Zuge

der nationalstaatlichen Einigungspolitik wurde sie vollends

zur Nationallegende. So verknüpfte man im Kaiserreich die

Erinnerung an den großen Staufer mit Kaiser Wilhelm I.

(1797-1888), dem man 1896 auf dem Kyffhäuser ein

Denkmal errichtete. L.W.

Der Kyffhäuser – Kaiser Barbarossa-Denk-

mal in Thüringen: Eine der bekanntesten Sa-

gen rankt sich um Friedrich Barbarossa. Die

Plastik stellt eine Allegorie dar. Uta ist eine

germanische Schicksalsgöttin, der Kaiser ist

Wotan und die Raben sind die ständigen

Begleiter des alten germanischen Gottes.

Page 9: Neue Zeitung Nr. 18  5. Jahrgang 2006

5. Jahrg. 2006/18 NEUE ZEITUNG Seite 9

Die bunt bemalten und glasierten Majoli-

ka-Erzeugnisse kommen ursprünglich von

der Insel Mallorca. Sie werden aus natur-

farbenem Ton zum Teil in Gips- oder Ter-

rakotta-Formen hergestellt. In Deutschland

begannen um 1650 Manufakturen Majo-

lika herzustellen, die sich bald großer

Beliebtheit erfreuten.

In Cadinen produzierte man vor allem Ge-

fäße und Dekore nach Vorbildern der An-

tike, daneben Produkte der Neoromantik

und des Jugendstils – soweit das dem

Kunstgeschmack des Kaisers entsprach.

Ansonsten war die Produktionspalette viel-

seitig: Gefäße, Teller, Tassen, Flachreliefe,

und vollplastische Figuren.

Bald stellte Cadinen auch historische Flie-

senwandbilder und kunstvolle Wand- und

Deckenverkleidungen für Hotels, Bäder

auch U-Bahnhöfe her. Nach der Abdan-

kung des Kaisers (1918) wurde fleißig

weiter produziert. Markenzeichen blieb der

Schriftzug „Cadinen“ unter der Kaiserkro-

ne. Mit dem Ende des 2. Weltkrieges flo-

hen die Betreiber von Gut und Manufaktur

nach dem Westen oder wurden von den

Sowjets erschossen. Anschließend grün-

deten die Polen hier eine Backsteinpro-

duktion. Cadinen-Majolika sind vergessen.

Majolika aus Cadinen:

„Des Kaisers

Keramik“

Im Jahr 1898 ging das Gut Cadinen, im Kreis El-

bing am Frischen Haff gelegen, in den Besitz von

Wilhelm II. über. Damit kam das Kaiserhaus in den

Besitz eines seit der Zeit des Deutschen Ordens in

Preußen namhaften Gutes. Hier bestanden neben der

Landwirtschaft ein größerer Waldbesitz mit

jagdbarem Wild und Tongruben mit einer Ziegelei.

Wilhelm ließ in Cadinen eine moderne Dampfziegelei

errichten und als Anhänger der damaligen Mode,

„Majolika-Keramik“ herstellen.

Page 10: Neue Zeitung Nr. 18  5. Jahrgang 2006

ERB

V

Seite 10 NEUE ZEITUNG 5. Jahrg. 2006/18

Landsmannschaften

POMMERN Do. 01. 06. 15.00 Uhr OHM Pommernnachmittag

Do. 06. 07. 15.00 Uhr OHM Pommernnachmittag

Do. 03. 08. 15.00 Uhr OHM Pommernnachmittag

OST/WESTPREUSSEN–DANZIG

Fr. 16. 06. 15.00 Uhr OHM Schabberstunde

Fr. 21. 07. 15.00 Uhr OHM Schabberstunde

Fr. 18. 08. 15.00 Uhr OHM Schabberstunde

Freundeskreise

BERLIN-BRANDENBURG

Mi. 28. 06. 15.00 Uhr OHM Herings- und

Pellkartoffelessen

DIEPENAU Sommerpause

EYSTRUP (VdV) Sommerpause

UCHTE Gasthaus Hofmeister, Uchte

Mi. 22. 06. 15.00 Uhr Plaudernachmittag

Mi. 16. 07. 15.00 Uhr Plaudernachmittag

Mi. 17. 08. 15.00 Uhr Plaudernachmittag

2-Tages-fahrt

Berlin / Potsdam

mit dem Reisebus

Mo. 24./Di. 25. Juli 2006

Berlin: Ku’damm– KaDeWe

Unter den Linden – Museumsinsel

Zeughaus - Stadtführungen

Potsdam: Schlösserfahrt per Schiff

Interessenten, bitte anmelden!

Tel./Fax: 05021 / 91 15 63

Neue Öffnungszeiten: Montag – Freitag 9.30 – 19.00 Uhr, Sonnabend 9.00 – 18.00 Uhr

Berliner Dom, erbaut 1894-1905 von Kaiser Wilhelm II.

Gäste im Museum: „Das OHM passt sich gut ein in

Holtorfs Kulturleben – es sollte Bestand haben!“

Holtorfs Orts-Bgm. Gerhard Munk und Ehefrau

Page 11: Neue Zeitung Nr. 18  5. Jahrgang 2006

5. Jahrg. 2006/18 NEUE ZEITUNG Seite 11

.

Tipps

vom

Fach:

Chefköchin

Teresa

Lonchant

Der stellt vor:

Kurländische

Gänsesuppe

Kurland: Lettische Provinz, nördlich des

„Kurischen Haffs“, zwischen Ostsee und

Düna. Hauptstadt Libau. Im 13. Jh. vom

Deutschen Orden kultiviert, Hauptsied-

lungsgebiet der Baltendeutschen. Fiel 1795

mit Estland und Livland an Rußland, nach

dem Zerfall der Sowjetunion ist Kurland

als Teil des Staates Lettland EU-Mitglied.

Zutaten: 500 g Gänseklein, 1 geräucherte Gänsekeule (gut

gewässert), 1 Bund Suppengrün, 1 Lorbeerblatt, 4

Gewürzkörner, 50 g Gänsefett, Salz, Pfeffer aus der

Handmühle, 1/8 Liter saure Sahne, 125 g geriebenes

Weißbrot, 1 Ei, je ein kleines Bund Majoran und

Schnittlauch.

Anwendung:

Das Suppengrün putzen, waschen und die Hälfte mit

Gänseklein, Gänsekeule und Gewürzen in 2 Liter

Salzwasser zum Kochen bringen. Etwa 1 ¾ Stunden

köcheln lassen.

Die Brühe durch ein Sieb geben, das Fleisch von den

Knochen lassen, in Würfel schneiden und warm

stellen.

Das restliche in Scheiben geschnittene Suppengrün

im Gänsefett andünsten, mit der Brühe auffüllen, 30

Minuten köcheln lassen und mit Salz und Pfeffer

abschmecken.

Die Sahne mit dem geriebenen Weißbrot, Ei und

etwas Salz verrühren und zu kleinen Klößchen

formen. Diese etwa 5 Minuten in der Brühe

mitkochen lassen. Dann das Gänsefleisch in die

Suppe geben. Mit grob geschnittenem Majoran und

Schnittlauch servieren.

ProSENIS Service

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Bildbericht aus (1561):

Page 12: Neue Zeitung Nr. 18  5. Jahrgang 2006

Seite 12 NEUE ZEITUNG 5. Jahrg. 2006/18

Wenn

Briefmarken

Schicksale

erzählen

Anfang des Jahres 1945 begann mit den Flüchtlingstrecks aus den deutschen Ostgebieten die größte

Bevölkerungsverschiebung der Geschichte, die mit der Vertreibung der Deutschen nach Kriegsende

den Höhepunkt erreichte. 16,5 Millionen Menschen wurden davon betroffen. Ca. 2,5 Millionen

überstanden Flucht und Vertreibung nicht. Über eine Million Ostdeutsche wurden zur Zwangsarbeit

in die Sowjetunion deportiert. Mehr als die Hälfte fanden bei der Verschleppung den Tod.

Die Vertreibung der Deut-

schen aus Ostdeutschland

und Osteuropa wurde auf

der Potsdamer Konferenz

vom 17. Juli. bis 2. Aug.

1945 besiegelt.

Agnes Miegel, * 1879 in Königs-

berg (Pr), † 1964 in Bad Salzuflen,

ist bekannt für viele Balladen und

Erzählungen, die in ihrer ost-

preußischen Heimat wurzeln u. a.

„Geschichten aus Altpreußen“ und

„Dorothee“. Nach 1945 widmete

sich Agnes Miegel in dramatischen

Erzählungen und Dichtungen dem

eigenen Erleben bei Flucht und

Vertreibung, darunter „Heimkehr“,

„Flüchtlingsgedichte“ und „Die

Frauen von Nidden“. -nt.