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26 Out-of-Home Fotos: Cows In Jackets Alles Ambient? Out-of-Home-Herausgeber Ing. Bernd Klaus Achter sprach mit der Ambient Media Spezialistin und Cows In Jackets-Eigen- tümerin Daniela Krautsack über Inszenierungen im öffentli- chen Raum, Reiseerfahrungen und ein Leben „on the run“. Out-of-Home: Seit wann beschäftigen Sie sich intensiv mit Ambient Media und wie ist es dazu gekommen? Daniela Krautsack: Als ich 1997 für Media- Com in London war, sprach man von New Out of Home Opportunities und meinte damit Outdoor-Werbeformen, die nicht den klassischen Kampagnenfähigen Medien Pla- kat oder City Light entsprachen. Das waren beispielsweise Postkarten oder Zapfhähne. Eigentlich geht es aber um die Inszenierung jenes öffentlichen Raumes, in dem Men- schen sich begegnen. Den sogenannten „Dritten Ort“ kannte man damals als Begriff noch nicht, aber die Inszenierungen waren diesem nicht unähnlich. Ambient Media ist ein Oberbegriff für all jene Werbeformen und Inszenierungen im öffentlichen Raum, die sich von den klassischen Public Space- Werbeformen differenzieren. Oder anders gesagt: alle jene Inszenierungen oder Wer- beformen, die sich durch ihre Ausdrucks- form, die Flexibilität ihrer Positionierung und oft auch ihre Innovationskraft vom Rest der Botschaften in unserer ‚Umgebung’ dif- ferenzieren. Out-of-Home: Wie sind Sie von der klas- sischen Mediaplanerin zur Kreativberaterin geworden. Daniela Krautsack: Ich war von 1991 bis 2007 bei MediaCom bzw. habe Magic Moments, die Kreativ-Unit der MediaCom mitgegrün- det. Im Zuge meiner Tätigkeit für MediaCom war ich in Zürich, in Mexico City und London tätig und habe dort für große FMCG Kunden wie Procter & Gamble oder British American Tobacco gearbeitet. In diesen unterschied- lichen Medienmärkten konnte ich mich mit immer neuen Werbeformen beschäftigen und begann, die kreative Verwendung tradi- tioneller Medien zu erproben. Nach meiner Forschungsreise 2005 und 2006 lag auf der Hand, mich selbständig zu machen und ich habe Cows In Jackets gegründet. Out-of-Home: Was ist für Sie das Faszinie- rende an Ambient Media Werbeformen? Daniela Krautsack: Ich habe auf meinen Forschungsreisen zahlreiche Interviews mit vielen, vielen kompetenten Ansprech- partnern aus der Kreativ- und Mediaszene geführt. Das Faszinierende daran war, zu ergründen, wie man den öffentlichen Raum umgestalten kann, daß man mit den Men- schen, die sich in diesem bewegen, auf relevante Art und Weise kommuniziert und einen inhaltlichen als auch optischen Mehr- wert bietet. Wie kann man also als Kreativer einen ‚bekannten Raum’ wie beispielsweise eine Toilette so umgestalten, daß die Insze- nierung einerseits die Marke optimal posi- tioniert und anderseits dem Menschen im öffentlichen Raum ein „goodie“ verpaßt. Mit Ambient Media Werbeformen und Insze- nierungen kann man Menschen inspirieren und Emotionen wie Lachen, Staunen, Ver- wunderung, Nachdenklichkeit hervorrufen. Nach meiner Anfangsdekade in der klas- sischen Mediaplanung plädiere ich heute dafür, die Welt der klassischen zahlenorien- tierten Planung mit der Freiheit der Kreati- vität zu verbinden. Das Teamwork zwischen Kreation und Media funktioniert weltweit noch viel zu oft disharmonisch. Und am besten sollten bei Gesprächen auch die Spezialisten der einzelnen Produktions- disziplinen wie Druck, Montage oder Event dabei sein. Und mit Testinstallationen auf bzw. mit einem Testmarkt kann man auch prüfen, wie relevant eine bestimmte Bot- schaft zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort sein kann bzw. wird. Out-of-Home: Sie waren dann lange auf Reisen. Welche Erfahrungen haben Sie da mitgenommen? Daniela Krautsack: Ich war 365 Tage auf der ganzen Welt unterwegs, dann ein Monat zu Hause und habe schließlich noch für zwei Monate Europa bereist. Ziel war es, unter- schiedliche Medienmärkte intensiv kennen zu lernen und mit Kreativen, MediaPlanern und Visionären in Agenturen und Kreativ- unternehmen über unkonventionelle Medi- enkanäle und die Zukunft des öffentlichen Raumes zu sprechen. Ich habe immer drei Wochen im Vorhinein die Termine mit mei- nen Gesprächspartnern geplant und verein- bart. Allein in New York habe ich in sechs Wochen rund 50 Interviews geführt. Aber ich bin nach wie vor regelmäßig auf Reisen, um mich inspirieren zu lassen, Interviews mit spannenden Branchenexperten zu füh- ren sowie neue Werbeformen zu entdecken. Das alles wird natürlich dokumentiert und wird dann in meinem Buch, an dem ich gerade arbeite, Eingang finden. Out-of-Home:: Wie sieht für Sie das Zukunftsmodell der Werbung im öffent- lichen Raum aus? Daniela Krautsack: Auf jeden Fall wird die Ästhetik im Vordergrund stehen und es wird eine intensive Verbindung von Werbung und Kunst geben. Die werbetreibenden Unternehmen müssen Menschen in Zukunft verstärkt zeigen, wie Produkte helfen wer- den, das Leben leichter zu meistern oder Zeit sparen hilft und zudem sollte der Ser- vicecharakter in den Vordergrund gestellt werden. Dies bedeutet die Konzeption von maßgeschneiderten Angeboten für die Kon- sumenten. Das kann aber nur dann funktio- nieren, wenn werbetreibende Unternehmen die Kommunikation mit den Konsumenten intensivieren und diese besser kennenler- nen, und ihre Bedürfnisse, Wünsche und auch Träume wahrnehmen. Leider fehlt hier sowohl bei manchen wer- betreibenden Unternehmen als auch bei manchen Agenturen das Know-how. Aus Zeit- oder Budgetmangel und der fehlenden Bereitschaft, sich mit außergewöhnlichen Inszenierungen und deren Wirkung ausein- anderzusetzen wird halt oft auf die Stan- dardkampagne zurückgegriffen. Die Kreativindustrie sollte sich hierzulande mehr trauen und mit dieser Dynamik an Kunden herantreten. Wir können doch weit mehr als nur klassische Kampagnen zu realisieren! Aber es ist eben so, daß der Prophet im eigenen Land manchmal nichts oder nicht viel gilt. Ich war vor kurzem in London und habe in drei extrem innova- tiven Unternehmen junge Österreicher in leitenden Kreativpositionen kennengelernt. Egal wohin ich reise, man erkennt unser extrem anerkanntes Potential, innovatives, außergewöhnliches Design, architekto- nische Meisterwerke und großartige tech- nologische Erfindungen zu entwickeln. Oft sind wir uns dieser Tatsache durch unsere Scheuklappen-Mentalität nicht bewußt. Das vollständige Interview mit Daniela Krautsack lesen Sie ab sofort auf http://blog.outofhome-magazin.at Daniela Krautsack, Cows In Jackets.

OOH-Magazin 3 2009

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Alles Ambient? Erfahrungen über die weltweite Forschung und den Status Quo im Bereich Ambient Media.

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Page 1: OOH-Magazin 3 2009

26 Out-of-Home

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Alles Ambient?Out-of-Home-Herausgeber Ing. Bernd Klaus Achter sprach mit der Ambient Media Spezialistin und Cows In Jackets-Eigen-tümerin Daniela Krautsack über Inszenierungen im öffentli-chen Raum, Reiseerfahrungen und ein Leben „on the run“.

Out-of-Home: Seit wann beschäftigen Sie sich intensiv mit Ambient Media und wie ist es dazu gekommen?

Daniela Krautsack: Als ich 1997 für Media-Com in London war, sprach man von New Out of Home Opportunities und meinte damit Outdoor-Werbeformen, die nicht den klassischen Kampagnenfähigen Medien Pla-kat oder City Light entsprachen. Das waren beispielsweise Postkarten oder Zapfhähne. Eigentlich geht es aber um die Inszenierung jenes öffentlichen Raumes, in dem Men-schen sich begegnen. Den sogenannten „Dritten Ort“ kannte man damals als Begriff noch nicht, aber die Inszenierungen waren diesem nicht unähnlich. Ambient Media ist ein Oberbegriff für all jene Werbeformen und Inszenierungen im öffentlichen Raum, die sich von den klassischen Public Space-Werbeformen differenzieren. Oder anders gesagt: alle jene Inszenierungen oder Wer-beformen, die sich durch ihre Ausdrucks-form, die Flexibilität ihrer Positionierung und oft auch ihre Innovationskraft vom Rest der Botschaften in unserer ‚Umgebung’ dif-ferenzieren.

Out-of-Home: Wie sind Sie von der klas-sischen Mediaplanerin zur Kreativberaterin geworden.

Daniela Krautsack: Ich war von 1991 bis 2007 bei MediaCom bzw. habe Magic Moments, die Kreativ-Unit der MediaCom mitgegrün-det. Im Zuge meiner Tätigkeit für MediaCom war ich in Zürich, in Mexico City und London tätig und habe dort für große FMCG Kunden wie Procter & Gamble oder British American Tobacco gearbeitet. In diesen unterschied-lichen Medienmärkten konnte ich mich mit immer neuen Werbeformen beschäftigen und begann, die kreative Verwendung tradi-tioneller Medien zu erproben. Nach meiner Forschungsreise 2005 und 2006 lag auf der Hand, mich selbständig zu machen und ich habe Cows In Jackets gegründet.

Out-of-Home: Was ist für Sie das Faszinie-rende an Ambient Media Werbeformen?

Daniela Krautsack: Ich habe auf meinen Forschungsreisen zahlreiche Interviews mit vielen, vielen kompetenten Ansprech-partnern aus der Kreativ- und Mediaszene geführt. Das Faszinierende daran war, zu ergründen, wie man den öffentlichen Raum umgestalten kann, daß man mit den Men-

schen, die sich in diesem bewegen, auf relevante Art und Weise kommuniziert und einen inhaltlichen als auch optischen Mehr-wert bietet. Wie kann man also als Kreativer einen ‚bekannten Raum’ wie beispielsweise eine Toilette so umgestalten, daß die Insze-nierung einerseits die Marke optimal posi-tioniert und anderseits dem Menschen im öffentlichen Raum ein „goodie“ verpaßt.Mit Ambient Media Werbeformen und Insze-nierungen kann man Menschen inspirieren und Emotionen wie Lachen, Staunen, Ver-wunderung, Nachdenklichkeit hervorrufen.Nach meiner Anfangsdekade in der klas-sischen Mediaplanung plädiere ich heute dafür, die Welt der klassischen zahlenorien-tierten Planung mit der Freiheit der Kreati-vität zu verbinden. Das Teamwork zwischen Kreation und Media funktioniert weltweit noch viel zu oft disharmonisch. Und am besten sollten bei Gesprächen auch die Spezialisten der einzelnen Produktions-disziplinen wie Druck, Montage oder Event dabei sein. Und mit Testinstallationen auf bzw. mit einem Testmarkt kann man auch prüfen, wie relevant eine bestimmte Bot-schaft zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort sein kann bzw. wird.

Out-of-Home: Sie waren dann lange auf Reisen. Welche Erfahrungen haben Sie da mitgenommen?

Daniela Krautsack: Ich war 365 Tage auf der ganzen Welt unterwegs, dann ein Monat zu Hause und habe schließlich noch für zwei Monate Europa bereist. Ziel war es, unter-schiedliche Medienmärkte intensiv kennen zu lernen und mit Kreativen, MediaPlanern und Visionären in Agenturen und Kreativ-unternehmen über unkonventionelle Medi-enkanäle und die Zukunft des öffentlichen Raumes zu sprechen. Ich habe immer drei Wochen im Vorhinein die Termine mit mei-nen Gesprächspartnern geplant und verein-bart. Allein in New York habe ich in sechs Wochen rund 50 Interviews geführt. Aber ich bin nach wie vor regelmäßig auf Reisen, um mich inspirieren zu lassen, Interviews mit spannenden Branchenexperten zu füh-ren sowie neue Werbeformen zu entdecken. Das alles wird natürlich dokumentiert und wird dann in meinem Buch, an dem ich gerade arbeite, Eingang fi nden.

Out-of-Home:: Wie sieht für Sie das Zukunftsmodell der Werbung im öffent-lichen Raum aus?

Daniela Krautsack: Auf jeden Fall wird die Ästhetik im Vordergrund stehen und es wird eine intensive Verbindung von Werbung und Kunst geben. Die werbetreibenden Unternehmen müssen Menschen in Zukunft verstärkt zeigen, wie Produkte helfen wer-den, das Leben leichter zu meistern oder Zeit sparen hilft und zudem sollte der Ser-vicecharakter in den Vordergrund gestellt werden. Dies bedeutet die Konzeption von maßgeschneiderten Angeboten für die Kon-sumenten. Das kann aber nur dann funktio-nieren, wenn werbetreibende Unternehmen die Kommunikation mit den Konsumenten intensivieren und diese besser kennenler-nen, und ihre Bedürfnisse, Wünsche und auch Träume wahrnehmen.Leider fehlt hier sowohl bei manchen wer-betreibenden Unternehmen als auch bei manchen Agenturen das Know-how. Aus Zeit- oder Budgetmangel und der fehlenden Bereitschaft, sich mit außergewöhnlichen Inszenierungen und deren Wirkung ausein-anderzusetzen wird halt oft auf die Stan-dardkampagne zurückgegriffen. Die Kreativindustrie sollte sich hierzulande mehr trauen und mit dieser Dynamik an Kunden herantreten. Wir können doch weit mehr als nur klassische Kampagnen zu realisieren! Aber es ist eben so, daß der Prophet im eigenen Land manchmal nichts oder nicht viel gilt. Ich war vor kurzem in London und habe in drei extrem innova-tiven Unternehmen junge Österreicher in leitenden Kreativpositionen kennengelernt. Egal wohin ich reise, man erkennt unser extrem anerkanntes Potential, innovatives, außergewöhnliches Design, architekto-nische Meisterwerke und großartige tech-nologische Erfi ndungen zu entwickeln. Oft sind wir uns dieser Tatsache durch unsere Scheuklappen-Mentalität nicht bewußt.

Das vollständige Interview mit Daniela Krautsack lesen Sie ab sofort auf http://blog.outofhome-magazin.at

Daniela Krautsack, Cows In Jackets.