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DE DE EUROPÄISCHE KOMMISSION Brüssel, den XXX […](2013) XXX draft Papier der Dienststellen der Generaldirektion Wettbewerb mit dem Entwurf der Leitlinien der Union für staatliche Beihilfen zur Förderung von Risikofinanzierungen

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EUROPÄISCHE KOMMISSION

Brüssel, den XXX […](2013) XXX draft

Papier der Dienststellen der Generaldirektion Wettbewerb

mit dem Entwurf der Leitlinien der Union für staatliche Beihilfen zur Förderung von Risikofinanzierungen

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Papier der Dienststellen der Generaldirektion Wettbewerb

mit dem Entwurf der Leitlinien der Union für staatliche Beihilfen zur Förderung von Risikofinanzierungen

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Inhaltsverzeichnis

1. EINLEITUNG................................................................................................................. 5

2. ANWENDUNGSBEREICH DER LEITLINIEN UND BEGRIFFSBESTIMMUNGEN ....................... 9

2.1. Grundsatz des marktwirtschaftlich handelnden Kapitalgebers ....................................9 2.1.1. Beihilfen für Investoren ................................................................................................................. 10 2.1.2. Beihilfen an einen Finanzintermediär und/oder dessen Manager................................................. 11 2.1.3. Beihilfen für die Unternehmen, in die investiert wird ................................................................... 12

2.2. Anzumeldende Risikofinanzierungsbeihilfen ..............................................................12

2.3. Begriffsbestimmungen .................................................................................................13

3. PRÜFUNG DER VEREINBARKEIT VON RISIKOFINANZIERUNGSBEIHILFEN ...................... 16

3.1. Gemeinsame Grundsätze für die beihilferechtliche Würdigung .................................16

3.2. Beitrag zu einem Ziel von gemeinsamem Interesse .....................................................18 3.2.1. Spezifische mit der Maßnahme verfolgte politische Ziele ............................................................. 18 3.2.2. Verwirklichung der politischen Ziele durch die Finanzintermediäre............................................ 18

3.3. Erforderlichkeit staatlicher Maßnahmen ....................................................................19 3.3.1. Maßnahmen, die auf Kategorien von Unternehmen abzielen, die nicht in den Anwendungsbereich der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung fallen ........................................................................... 21 a) Unternehmen, die nach der ersten Investitionsrunde zu kleinen Unternehmen mittlerer Kapitalisierung werden................................................................................................................................ 21 b) Innovative Unternehmen mittlerer Kapitalisierung............................................................................ 21 c) Unternehmen, die mehr als fünf Jahre nach ihrem ersten kommerziellen Verkauf eine Erstinvestition erhalten ........................................................................................................................................................ 21 d) Unternehmen, die eine Risikofinanzierung von über [10 Mio. EUR] benötigen ............................... 22 e) Alternative Handelsplattformen, die nicht die Voraussetzungen der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung erfüllen.................................................................................................... 23 3.3.2. Maßnahmen, deren Gestaltungsparameter nicht mit der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung in Einklang stehen .................................................................................. 24 a) Maßnahmen, bei denen die Beteiligung der privaten Investoren unter den in der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung festgelegten Sätzen liegt ......................................................................... 24 b) Maßnahmen, deren finanzielle Ausgestaltungsparameter über den in der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung festgelegten Obergrenzen liegen............................................................. 24 c) Maßnahmen zur Auswahl von Investoren, Finanzintermediären und ihren Managern, indem der Absicherung nach unten gegenüber einer asymmetrischen Gewinnverteilung der Vorzug gegeben wird .. 25 d) Steueranreize für Unternehmensinvestoren, einschließlich Finanzintermediäre oder deren Manager, die als Koinvestoren agieren........................................................................................................................ 26

3.4. Geeignetheit der Beihilfemaßnahme ...........................................................................26 3.4.1. Geeignetheit im Vergleich zu anderen Politik- und Beihilfeinstrumenten..................................... 26 3.4.2. Voraussetzungen für Finanzinstrumente ....................................................................................... 28 a) Eigenkapitalinvestitionen................................................................................................................... 29 b) Direkt zahlungsfinanzierte Fremdkapitalinstrumente: Darlehen........................................................ 30 c) Nicht direkt zahlungsfinanzierte Fremdkapitalinstrumente: Garantien.............................................. 31 3.4.3. Voraussetzungen für steuerliche Instrumente ............................................................................... 31 3.4.4. Voraussetzungen für Maßnahmen zur Förderung alternativer Handelsplattformen .................... 33

3.5. Anreizeffekt der Beihilfe..............................................................................................33

3.6. Angemessenheit der Beihilfe (Beschränkung der Beihilfe auf das erforderliche Minimum) ................................................................................................................................34

3.6.1. Voraussetzungen für Finanzinstrumente ....................................................................................... 34 a) Grenzen der Risiko-Rendite-Teilung zwischen öffentlichen und privaten Investoren....................... 34 b) Vergütung von Finanzintermediären, Managern und betrauten Einrichtungen ................................. 35

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3.6.2. Voraussetzungen für steuerliche Instrumente ............................................................................... 36

3.7. Vermeidung übermäßiger negativer Auswirkungen auf Wettbewerb und Handel ....36

3.8. Transparenz ................................................................................................................40

3.9. Kumulierung ...............................................................................................................41

4. EVALUIERUNG............................................................................................................ 41

5. SCHLUSSBESTIMMUNGEN ........................................................................................... 42

5.1. Inkrafttreten und Anwendbarkeit der Vorschriften ...................................................42

5.2. Zweckdienliche Maßnahmen .......................................................................................43

5.3. Berichterstattung und Überwachung ..........................................................................43

5.4. Überarbeitung .............................................................................................................44

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Wichtiger Hinweis: Diese Konsultation wird parallel zur Konsultation zum Entwurf der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung durchgeführt, die spezifische Bestimmungen über Beihilfen für KMU enthält. Sämtliche Stellungnahmen, die im Rahmen dieser beiden Konsultationen eingehen, werden am Ende des Verfahrens gemeinsam bewertet.

1. EINLEITUNG 1. Auf der Grundlage des Artikels 107 Absatz 3 Buchstabe c des Vertrags über die

Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV) kann die Kommission Beihilfen zur Förderung der Entwicklung gewisser Wirtschaftszweige, soweit sie die Handelsbedingungen nicht in einer Weise verändern, die dem gemeinsamen Interesse zuwiderläuft, als mit dem Binnenmarkt vereinbar betrachten. Aus den in den vorliegenden Leitlinien erläuterten Gründen ist die Kommission der Auffassung, dass die Entwicklung des Markts für Risikofinanzierungen und die Erleichterung des Zugangs zu Risikofinanzierungen für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), kleine Unternehmen mittlerer Kapitalisierung und innovative Unternehmen mittlerer Kapitalisierung Ziele von gemeinsamem Interesse darstellen.

2. Die Fähigkeit von KMU, Zugang zu Finanzmitteln zu erhalten, ist für die gesamte Wirtschaft in der Union äußerst wichtig. Die Förderung der Entwicklung und Expansion neuer Unternehmen, insbesondere innovativer und wachstumsstarker Unternehmen, kann großes Potenzial für die Schaffung von Arbeitsplätzen bieten. Infolgedessen ist ein effizienter Markt für Risikofinanzierungen für KMU von entscheidender Bedeutung, damit dynamische Unternehmen in jeder Entwicklungsphase Zugang zu den notwendigen Finanzmitteln erhalten.

3. Trotz ihrer Wachstumsaussichten können KMU, insbesondere in den frühen Phasen ihrer Entwicklung, Schwierigkeiten haben, Zugang zu Finanzmitteln zu erhalten. In erster Linie sind diese Schwierigkeiten auf Informationsasymmetrien zurückzuführen: KMU sind vor allem in der Anfangsphase häufig nicht in der Lage, ihre Kreditwürdigkeit nachzuweisen oder Investoren zu vermitteln, dass ihre Geschäftspläne solide sind. Unter solchen Umständen stellt das aktive Screening, das von Investoren vor der Bereitstellung von Finanzierungen für größere Unternehmen durchgeführt wird, im Fall von KMU möglicherweise keine sinnvolle Investition dar, da die Screening-Kosten gemessen am Investitionsumfang zu hoch sind. So lange die betreffenden KMU noch keine Erfolgsbilanz und ausreichende Sicherheiten nachweisen können, erhalten sie – unabhängig von der Qualität ihres Projekt- und Wachstumspotenzials – somit wahrscheinlich keinen Zugang zu den von ihnen benötigten Finanzmitteln. Aufgrund der Informationsasymmetrien bieten die Märkte für Unternehmensfinanzierungen neu gegründeten und potenziell wachstumsstarken KMU möglicherweise nicht das benötigte Eigen- oder Fremdkapital, was eine anhaltende Kapitalmarktinsuffizienz nach sich zieht, die zur Folge hat, dass das Angebot die Nachfrage nicht zu einem für beide Seiten akzeptablen Preis befriedigen kann und damit das Wachstum der KMU beeinträchtigt wird. Kleine Unternehmen mittlerer Kapitalisierung und innovative Unternehmen mittlerer Kapitalisierung können unter bestimmten Umständen mit demselben Marktversagen konfrontiert sein.

4. Erhält ein Unternehmen keine Finanzmittel, so kann dies nicht nur das betreffende Unternehmen beeinträchtigen, sondern weiter reichende Folgen haben, was vor

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allem Wachstumsexternalitäten zuzurechnen ist. In vielen erfolgreichen Sektoren ist das zu verzeichnende Produktivitätswachstum nicht auf Produktivitätszuwächse bei den Unternehmen am Markt zurückzuführen, sondern darauf, dass die effizienteren und technologisch fortschrittlicheren Unternehmen auf Kosten der weniger effizienten Unternehmen (oder der Unternehmen mit veralteten Produkten) wachsen. Je stärker diese Entwicklung dadurch gestört wird, dass potenziell erfolgreiche Unternehmen nicht in der Lage sind, Finanzmittel zu erhalten, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass dies weiter reichende negative Folgen für das Produktivitätswachstum nach sich zieht. Einer breiteren Basis von Unternehmen zu ermöglichen, in den Markt einzutreten, könnte hier Wachstum generieren.

5. Das Bestehen einer Finanzierungslücke, die KMU, kleine Unternehmen mittlerer Kapitalisierung und innovative Unternehmen mittlerer Kapitalisierung beeinträchtigt, kann daher öffentliche Fördermaßnahmen rechtfertigen, einschließlich der Gewährung staatlicher Beihilfen unter bestimmten, genau festgelegten Voraussetzungen. Bei einer gezielten Verwendung können staatliche Beihilfen zur Förderung der Bereitstellung von Risikofinanzierungen für die betreffenden Unternehmen ein wirksames Mittel sein, um das in diesem Bereich festgestellte Marktversagen zu beheben und privates Kapital zu mobilisieren.

6. Der Zugang von KMU zu Finanzmitteln ist ein in der Strategie Europa 20201 verankertes Ziel von gemeinsamem Interesse. Insbesondere soll die Leitinitiative „Innovationsunion“ der Verbesserung der Rahmenbedingungen und des Zugangs zu Finanzierungsmöglichkeiten für Forschung und Innovation dienen, damit sichergestellt werden kann, dass innovative Ideen in Produkten und Dienstleistungen resultieren, die zu Wachstum und zur Schaffung von Arbeitsplätzen führen. Darüber hinaus soll die Leitinitiative „Eine Industriepolitik für das Zeitalter der Globalisierung“ das Unternehmensumfeld verbessern und die Entwicklung einer starken und tragfähigen Industriebasis fördern, die im globalen Wettbewerb bestehen kann. Im Fahrplan für ein ressourcenschonendes Europa werden Rahmenbedingungen zur Erhöhung der Sicherheit für Investoren und ein besserer Zugang zu Finanzmitteln für Unternehmen gefordert, die in grüne Technologien investieren, die als riskanter angesehen werden oder längere Amortisationszeiten haben.2 Außerdem werden im Small Business Act3 verschiedene Grundsätze für einen umfassenden politischen Rahmen erläutert, der die Entwicklung von KMU fördern soll. Einer der Grundsätze stellt auf die Erleichterung des Zugangs der KMU zu Finanzmitteln ab. Auch in der Binnenmarktakte4 wird dieser Grundsatz aufgegriffen.

1 Insbesondere wird in der Mitteilung der Kommission „Europa 2020 – Eine Strategie für intelligentes,

nachhaltiges und integratives Wachstum“ (KOM(2010) 2020 endg. vom 3.3.2010) ein Strategierahmen für einen neuen Ansatz für die Industriepolitik dargelegt, der die Wirtschaft der Union auf einen dynamischen Wachstumspfad zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Union führen soll. Die Mitteilung verdeutlicht, wie wichtig es ist, vor allem für KMU den Zugang zu Finanzmitteln zu verbessern.

2 Mitteilung der Kommission „Fahrplan für ein ressourcenschonendes Europa“ (KOM(2011) 571 endg. vom 20.9.2011).

3 Mitteilung der Kommission „Vorfahrt für KMU in Europa – Der ‚Small Business Act‘ für Europa“ (KOM(2008) 394 endg. vom 25.6.2008).

4 Mitteilung der Kommission „Binnenmarktakte – Zwölf Hebel zur Förderung von Wachstum und Vertrauen – ‚Gemeinsam für neues Wachstum‘“ (KOM(2011) 206 endg. vom 13.1.2011).

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7. Vor diesem politischen Hintergrund wird in dem Aktionsplan zur Verbesserung des Finanzierungszugangs für KMU5 anerkannt, dass der Erfolg der Union zu einem großen Teil vom Wachstum der KMU abhängig ist, die allerdings bei der Beschaffung von Finanzmitteln häufig vor erheblichen Schwierigkeiten stehen. Um diese Herausforderung anzugehen, werden verschiedene Strategien empfohlen, darunter auch der Weg der Regulierung, um die Sichtbarkeit von KMU für Investoren zu erhöhen und die Attraktivität der Märkte und den Marktzugang für KMU zu verbessern.

8. Jüngst wurden zwei für Investmentfonds relevante Verordnungen angenommen: die Verordnung über Europäische Risikokapitalfonds6, die Risikokapitalfonds in der Union ermöglicht, ihre Fonds zu vertreiben und Kapital im gesamten Binnenmarkt zu beschaffen, und die Verordnung über europäische langfristige Investmentfonds7, mit der eine neue Form von Investmentfonds eingeführt wurde, deren erfolgreiche Entwicklung ein langfristiges Engagement der Investoren erfordert.

9. Was den Anlegerschutz anbelangt, werden in der Richtlinie über Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren (OGAW)8 die Vorschriften für die Verwaltung und Tätigkeit von Investmentfonds festgelegt, die durch die Richtlinie über die Verwalter alternativer Investmentfonds („AIFMD“)9 ergänzt wird, die auf nicht der OGAW-Richtlinie unterliegende alternative Investmentfonds wie private Kapitalanlagefonds Anwendung findet.

10. Im Einklang mit diesen politischen Orientierungen beabsichtigt die Kommission, Haushaltsmittel der Union zu verwenden, um KMU den Zugang zu Finanzmitteln zu erleichtern und die wichtigsten Fälle von Marktversagen zu beheben, die das Wachstum von KMU beeinträchtigen. Zu diesem Zweck hat die Kommission Vorschläge zur Verbesserung der Verwendung neuer Finanzinstrumente10 im Rahmen des Mehrjährigen Finanzrahmens 2014-2020 (MFR)11 vorgelegt. Insbesondere wird mit Hilfe der EU-Finanzierungsprogramme COSME12 und Horizont 202013 angestrebt, die Verwendung öffentlicher Mittel durch Finanzierungsmechanismen mit Risikoteilung zu verbessern, um KMU in ihrer Gründungs-, Wachstums- und Übertragungsphase zu unterstützen und außerdem kleine Unternehmen mittlerer Kapitalisierung und innovative Unternehmen mittlerer Kapitalisierung zu fördern, wobei besonderes Augenmerk auf die Bereitstellung nahtloser Unterstützung von der Innovation zur Vermarktung,

5 Mitteilung der Kommission „Aktionsplan zur Verbesserung des Finanzierungszugangs für KMU“

(KOM(2011) 870 endg. vom 7.12.2011). 6 Verordnung (EU) Nr. 345/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 17. April 2013 über

Europäische Risikokapitalfonds (ABl. L 115 vom 25.4.2013, S. 1). 7 Verordnung (EU) Nr. xxx/xxxx des Europäischen Parlaments und des Rates über langfristige

Investmentfonds (ABl. xxxxxxxxxxx). 8 Richtlinie 2009/65/EG zur Koordinierung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften betreffend

bestimmte Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren (OGAW) (ABl. L 302 vom 17.11.2009, S. 32).

9 Richtlinie 2011/61/EU vom 8. Juni 2011 über die Verwalter alternativer Investmentfonds und zur Änderung der Richtlinien 2003/41/EG und 2009/65/EG und der Verordnungen (EG) Nr. 1060/2009 und (EU) Nr. 1095/2010 (ABl. L 174 vom 1.7.2011, S.1).

10 Zu den Finanzinstrumenten zählen auch zuschussfreie Instrumente, etwa in Form von Fremdkapitalinstrumenten (Darlehen, Garantien) oder Eigenkapitalinstrumenten (reine Eigenkapital- oder eigenkapitalähnliche Investitionen oder andere Risikoteilungsinstrumente).

11 Verweis auf finale MFR-Verordnung einfügen. 12 Verweis auf angenommene COSME-Verordnung und Arbeitsprogramm einfügen. 13 Verweis auf finale Horizont 2020-Verordnung und Arbeitsprogramm einfügen.

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worunter auch die kommerzielle Anwendung von Ergebnissen aus der Forschung und Entwicklung (FuE) fällt, gelegt wird.14

11. Im Bereich der Kohäsionspolitik zielt der neue Gemeinsame Strategische Rahmen15 darauf ab, Maßnahmen für den Einsatz von Finanzinstrumenten zu erleichtern, indem die Verwendung von Eigen- und Fremdkapitalinstrumenten ausgeweitet und deren Umsetzungsrahmen einfacher, flexibler und wirksamer gestaltet wird.16

12. Im Jahr 2012 leitete die Kommission eine öffentliche Konsultation17 ein, um Informationen über das Ausmaß des Marktversagens, das den Zugang von KMU zu Fremd- und Eigenkapitalfinanzierungen beeinträchtigt, und über die Angemessenheit der Leitlinien für staatliche Beihilfen zur Förderung von Risikokapitalinvestitionen in kleine und mittlere Unternehmen von 200618 (im Folgenden Risikokapitalleitlinien) einzuholen. Der öffentlichen Konsultation zufolge haben sich die in den Leitlinien verankerten Grundsätze als eine solide Basis erwiesen, wenn es um die Bereitstellung staatlicher Mittel für in Betracht kommende Ziel-KMU geht und gleichzeitig das Risiko einer Verdrängung so gering wie möglich gehalten werden soll. Aus den im Rahmen der öffentlichen Konsultation eingetroffenen Antworten ging allerdings auch hervor, dass die Risikokapitalleitlinien in Bezug auf die förderfähigen KMU und die Finanzierungsweisen, die Beihilfeinstrumente und die Finanzierungsstrukturen als zu restriktiv betrachtet wurden.

13. In der Mitteilung über die Modernisierung des EU-Beihilfenrechts vom 8. Mai 201219 stellte die Kommission ein ehrgeiziges Programm zur Modernisierung der Beihilfenkontrolle vor, dem drei Hauptziele zugrunde liegen:

a) Förderung eines nachhaltigen, intelligenten und integrativen Wachstums in einem wettbewerbsfähigen Binnenmarkt;

b) Konzentration der Ex-ante-Prüfung der Kommission auf Fälle mit besonders großen Auswirkungen auf den Binnenmarkt und Stärkung der Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten bei der Durchsetzung der EU-Beihilfevorschriften; und

c) Straffung der Regeln und schnellerer Erlass von Beschlüssen.

14. In Anbetracht dessen wurde es als angemessen erachtet, die im Zusammenhang mit der Eigen- und Fremdkapitalfinanzierung von KMU geltenden Beihilfevorschriften grundlegend zu überarbeiten, um einen effizienteren und wirksameren Zugang zu verschiedenen Arten der Risikofinanzierung zu fördern. In diesem Sinne wurde der Anwendungsbereich der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung20

14 Darüber hinaus haben die Kommission, der Europäische Investitionsfonds und die Europäische

Investitionsbank gemeinsam im Rahmen des siebten Rahmenprogramms für Forschung (FP7) ein spezifisches Risikoteilungsinstrument (Risk Sharing Instrument – RSI) geschaffen, das den Zugang zu Kreditfinanzierungen verbessern soll. Siehe http://www.eif.org/what_we_do/guarantees/RSI/index.htm. Das RSI stellt Teilgarantien für Finanzintermediäre über einen Risikoteilungsmechanismus bereit, der die finanziellen Risiken der Intermediäre mindert und für sie einen Anreiz schafft, Kredite an KMU zu vergeben, die sich der Forschung, Entwicklung oder Innovation widmen.

15 Verweis auf finalen Text. 16 Es sei darauf hingewiesen, dass auch zahlreiche Mitgliedstaaten Maßnahmen eingeleitet haben, um

ähnliche Finanzinstrumente einzusetzen, die jedoch ausschließlich aus nationalen Mitteln finanziert werden.

17 Der Fragebogen wurde veröffentlicht unter: http://ec.europa.eu/competition/consultations/2012_risk_capital/questionnaire_en.pdf

18 ABl. C 194 vom 18.8.2006, S. 2. 19 Mitteilung „Modernisierung des EU-Beihilfenrechts“ (COM(2012) 209 final vom 8.5.2012). 20 Verweis auf neue Allgemeine Gruppenfreistellungsverordnung einfügen.

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ausgeweitet, der nun für ein breiteres Spektrum an förderfähigen KMU und Beihilfeinstrumenten gelten soll. Die betreffenden Maßnahmen müssen nicht angemeldet werden, da davon ausgegangen wird, dass mit ihnen ein Marktversagen behoben wird und sie geeignet und angemessen sind, einen Anreizeffekt bieten und außerdem jegliche Wettbewerbsverzerrungen auf ein Minimum beschränken.

2. ANWENDUNGSBEREICH DER LEITLINIEN UND BEGRIFFSBESTIMMUNGEN

15. Die Kommission wird die in den vorliegenden Leitlinien festgelegten Grundsätze auf Risikofinanzierungsmaßnahmen anwenden, die nicht sämtliche in der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung enthaltenen Voraussetzungen erfüllen. In diesen Fällen muss der Mitgliedstaat die Maßnahmen nach Artikel 108 Absatz 3 AEUV anmelden, und die Kommission wird eine grundlegende Vereinbarkeitsprüfung im Sinne des Abschnitts 3 der Leitlinien vornehmen.

16. Den Mitgliedstaaten steht es jedoch frei, Risikofinanzierungsmaßnahmen so zu gestalten, dass sie keine staatliche Beihilfe nach Artikel 107 Absatz 1 AEUV beinhalten, da sie z. B. dem Grundsatz des marktwirtschaftlich handelnden Kapitalgebers entsprechen oder die Voraussetzungen der De-Minimis-Verordnung21 erfüllen und damit nicht bei der Kommission gemeldet werden müssen.

17. Erfüllen staatliche Beihilfen die Kriterien anderer Leitlinien, Rahmenregelungen oder Verordnungen, so stehen die Ausführungen in den vorliegenden Leitlinien der Vereinbarkeit dieser Beihilfen mit dem Binnenmarkt nicht entgegen. Die Kommission wird besonders darauf achten, dass diese Leitlinien nicht dazu benutzt werden, die in den bestehenden Rahmenregelungen, Leitlinien oder Verordnungen festgeschriebenen Grundsätze zu umgehen.

2.1. Grundsatz des marktwirtschaftlich handelnden Kapitalgebers

18. Risikofinanzierungsmaßnahmen beinhalten häufig komplexe Konstruktionen, die einer Gruppe von Wirtschaftsakteuren (Investoren) Anreize bieten, einer anderen Gruppe von Akteuren (förderfähige Unternehmen) Risikofinanzierungen zur Verfügung zu stellen. Je nachdem, wie die Maßnahme ausgestaltet ist, können Unternehmen einer oder beider Ebenen staatliche Beihilfen erhalten, und dies selbst dann, wenn die staatlichen Stellen lediglich beabsichtigen, der letztgenannten Gruppe von Wirtschaftsakteuren Vorteile zu gewähren. Zudem sind an Risikofinanzierungsmaßnahmen ein oder mehrere Finanzintermediäre beteiligt, die einen anderen Status als die Investoren und die Endempfänger, in die investiert wird, innehaben. In solchen Fällen ist außerdem zu eruieren, ob die staatliche Beihilfe dem Finanzintermediär zugutekommt.

19. In der Bekanntmachung der Kommission zum Begriff der staatlichen Beihilfe22 werden die allgemeinen Grundsätze dargelegt, nach denen staatliche Interventionen keine staatlichen Beihilfen darstellen, z. B. da sie im Einklang mit dem Grundsatz des marktwirtschaftlich handelnden Kapitalgebers stehen. Diesem Grundsatz zufolge resultiert aus wirtschaftlichen Transaktionen öffentlicher Einrichtungen oder Unternehmen, die zu marktüblichen Bedingungen durchgeführt werden, kein Vorteil für das betroffene Unternehmen, und sie sind daher nicht als staatliche

21 Verweis auf neue De-minimis-Verordnung einfügen. 22 [Verweis auf Vermerk Begriff der Beihilfe]

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Beihilfe zu betrachten. In diesem Abschnitt werden weitere Orientierungshilfen für die Anwendung des Grundsatzes des marktwirtschaftlich handelnden Kapitalgebers im Bereich der Risikofinanzierung gegeben.

2.1.1. Beihilfen für Investoren 20. Generell betrachtet die Kommission eine Investition als im Einklang mit dem

Grundsatz des marktwirtschaftlich handelnden Kapitalgebers stehend und somit nicht als staatliche Beihilfe, wenn sie von öffentlichen und privaten Investoren unter gleichen Bedingungen (pari passu) getätigt wird. Eine Investition wird als nach Pari-Passu-Bedingungen erfolgt betrachtet, wenn sie unter für öffentliche und private Investoren identischen Bedingungen getätigt wird, beide Kategorien von Akteuren simultan intervenieren und die Intervention des privaten Investors von echter wirtschaftlicher Signifikanz ist.

21. Im Bereich der Risikofinanzierung werden Transaktionen von öffentlichen und privaten Investoren als simultan getätigt betrachtet, wenn die privaten und öffentlichen Investoren über dieselbe Investitionstransaktion gemeinsam, d. h. als Koinvestoren, in die Endempfänger investieren. Bei Investitionen durch öffentlich-private Finanzintermediäre wird davon ausgegangen, dass die Investitionen der öffentlichen und privaten Investoren simultan getätigt werden.

22. Darüber hinaus wird davon ausgegangen, dass die Transaktion nach denselben Bedingungen erfolgt, wenn die öffentlichen und privaten Investoren dieselben Risiken und Renditen teilen und sie in Bezug auf dieselbe Risikoklasse einer identischen Nachrangigkeitsregelung unterliegen. Befindet sich der öffentliche Investor in einer besseren Position als der private Investor, da er z. B. im Gegensatz zu den privaten Investoren früher eine vorrangige Rendite erhält, kann die Maßnahme auch als im Einklang mit den marktüblichen Bedingungen stehend betrachtet werden. Eine weitere Voraussetzung ist, dass die von privaten Investoren, die unabhängig von den Unternehmen sind, in die sie investieren, bereitgestellten Finanzmittel angesichts des Gesamtumfangs der Investition und des Risikos der einzelnen Investoren wirtschaftlich bedeutend23 sein müssen.

23. Ermöglicht eine Maßnahme privaten Investoren, Risikofinanzierungen für ein oder mehrere Unternehmen zu Bedingungen zu vergeben, die günstiger als die Bedingungen für in dieselben Unternehmen investierenden öffentlichen Investoren sind, so könnte dies einen Vorteil für die privaten Investoren darstellen (Investitionen unter ungleichen Bedingungen). Ein derartiger Vorteil kann verschiedene Formen annehmen, darunter Vorzugsrenditen oder im Vergleich zu öffentlichen Investoren geringere Verlustrisiken, falls die mit der zugrunde liegenden Transaktion erzielte Wertentwicklung unzureichend ist.

23 In der Beihilfesache Citynet Amsterdam z. B. war die Kommission der Auffassung, dass die

Investitionen von zwei privaten Kapitalgebern, die ein Drittel des gesamten Gesellschaftskapitals eines Unternehmens besaßen (wobei auch die gesamte Beteiligungsstruktur und der Umstand berücksichtigt wurde, dass ihre Anteile ausreichten, um bei strategischen Entscheidungen des Unternehmens eine Sperrminorität zu bilden), als wirtschaftlich bedeutend betrachtet werden können (siehe Entscheidung der Kommission im Fall C 53/06 Citynet Amsterdam, Niederlande, (ABl. L 247 vom 16.9.2008, S. 27, Erwägungsgründe 96-100). Im Gegensatz dazu lag in der Beihilfesache N 429/2010 Agricultural Bank of Greece (ATE) (ABl. C 317 vom 29.10.2011, S. 5) die private Beteiligung bei lediglich 10 % der Investition, wohingegen der Staat sich mit 90 % beteiligte, so dass die Kommission feststellte, dass die Bedingungen nicht pari passu waren, da das vom Staat zugeführte Kapital weder durch eine vergleichbare Beteiligung eines privaten Investors ergänzt wurde noch angesichts der Anzahl der vom Staat gehaltenen Anteile verhältnismäßig war.

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2.1.2. Beihilfen an einen Finanzintermediär und/oder dessen Manager 24. Nach Auffassung der Kommission ist ein Finanzintermediär im Allgemeinen ein

zwischengeschaltetes Instrument, mit dem die Beihilfen an Investoren und/oder Unternehmen, in die investiert wird, weitergeleitet werden, der aber selbst nicht Beihilfeempfänger ist. Ein Finanzintermediär, der über keine Rechtspersönlichkeit verfügt, sondern lediglich von einer unabhängigen Verwaltungsgesellschaft verwaltete Vermögenswerte umfasst, gilt als reines Instrument und ist selbst nicht Beihilfeempfänger. Maßnahmen, die direkte Weiterleitungen zugunsten eines Finanzintermediärs umfassen oder die Koinvestition eines Empfängers erfordern, können jedoch eine Beihilfe darstellen, es sei denn, derartige Weiterleitungen oder Koinvestitionen werden zu für einen normalen Wirtschaftsbeteiligten in einer Marktwirtschaft akzeptablen Bedingungen getätigt.

25. Werden die Manager des Finanzintermediärs oder die Verwaltungsgesellschaft in einem offenen, transparenten, diskriminierungsfreien und objektiven Auswahlverfahren ausgewählt oder spiegelt die Vergütung der Manager das derzeitige Marktniveau in vergleichbaren Positionen voll und ganz wider, so wird davon ausgegangen, dass diese Manager keine staatliche Beihilfe empfangen.

26. Handelt es sich bei dem Finanzintermediär und dessen Managern oder der Verwaltungsgesellschaft um öffentliche Einrichtungen, die nicht in einem offenen, transparenten, diskriminierungsfreien und objektiven Auswahlverfahren ausgewählt wurden, so werden sie nicht als Beihilfeempfänger betrachtet, sofern sie unter Einhaltung des Arm's-Length-Prinzips tätig sind und ihre Vergütung nach marktüblichen Bedingungen erfolgt und leistungsabhängig ist. Darüber hinaus sollen die Finanzintermediäre nach kaufmännischen Grundsätzen verwaltet werden und deren Manager gewinnorientierte Investitionsentscheidungen treffen.

27. Erfolgt die Investition des Staates in den Finanzintermediär in Form von Darlehen oder Garantien, so müssen die in der Mitteilung über Referenzzinssätze24 und der Mitteilung über Bürgschaften25 festgelegten Bedingungen erfüllt sein, um auszuschließen, dass der Finanzintermediär eine staatliche Beihilfe erhält.

28. Reicht der Finanzintermediär alle vom Staat erhaltenen Vorteile an die endbegünstigten Unternehmen weiter, so gilt der Finanzintermediär nicht als Empfänger staatlicher Beihilfen. Damit gewährleistet ist, dass die Vorteile vollständig weitergereicht werden, muss der an den Finanzintermediär weitergeleitete Vorteil quantifiziert werden. Darüber hinaus muss eine angemessene Überwachung sicherstellen, dass eine derartige Weiterreichung belegt werden kann.

29. Der Umstand, dass Finanzintermediäre infolge der Risikofinanzierungsmaßnahme ihre Vermögenswerte erhöhen und deren Manager durch Kommissionen einen höheren Umsatz erreichen können, wird lediglich als sekundärer wirtschaftlicher Effekt der Beihilfemaßnahmen und nicht als Beihilfe für die Finanzintermediäre und/oder deren Manager betrachtet. Ist die Risikofinanzierungsmaßnahme jedoch derart ausgestaltet, dass ihre sekundären Effekte den vorab ermittelten Finanzintermediären zugutekommen, so ist dies als indirekte Beihilfe für die betreffenden Finanzintermediäre anzusehen.

24 Mitteilung der Kommission über die Überarbeitung der Methode für die Festsetzung der Referenz- und

Abzinsungssätze (ABl. C 14 vom 19.1.2008, S. 6). 25 Mitteilung der Kommission über die Anwendung der Artikel 87 und 88 EG-Vertrag auf staatliche

Beihilfen in Form von Haftungsverpflichtungen und Bürgschaften (ABl. C 155 vom 20.6.2008, S. 10).

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2.1.3. Beihilfen für die Unternehmen, in die investiert wird 30. Liegt auf Ebene der Investoren, des Finanzintermediärs oder seiner Manager eine

Beihilfe vor, so geht die Kommission im Allgemeinen davon aus, dass diese ungeachtet De-minimis-Beihilfen26 zumindest zum Teil weitergereicht wird. Dies ist auch dann der Fall, wenn die Manager des Finanzintermediärs die Investitionsentscheidungen nach rein kaufmännischen Grundsätzen treffen.

2.2. Anzumeldende Risikofinanzierungsbeihilfen

31. Die Mitgliedstaaten müssen Risikofinanzierungsmaßnahmen, die nicht im Einklang mit dem Grundsatz des marktwirtschaftlich handelnden Kapitalgebers stehen oder weder die Voraussetzungen der De-minimis-Verordnung noch sämtliche Voraussetzungen der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung erfüllen und staatliche Beihilfe darstellen, nach Artikel 108 Absatz 3 AEUV anmelden. Die Kommission wird im Einklang mit Artikel 107 Absatz 3 Buchstabe c AEUV prüfen, ob derartige Maßnahmen mit dem Binnenmarkt vereinbar sind. Die vorliegenden Leitlinien konzentrieren sich auf Risikofinanzierungsmaßnahmen, die sehr wahrscheinlich mit Artikel 107 Absatz 3 Buchstabe c AEUV vereinbar sind und einer Reihe von Voraussetzungen unterliegen, die in Abschnitt 3 der Leitlinien näher erläutert sind. Derartige Maßnahmen fallen in die drei im Folgenden erläuterten Kategorien.

32. Die erste Kategorie umfasst Risikofinanzierungsmaßnahmen, die auf Unternehmen abzielen, die nicht sämtliche in der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung vorgesehenen Förderfähigkeitskriterien erfüllen. Bei diesen Maßnahmen wird die Kommission von den Mitgliedstaaten die Durchführung einer umfassenden Ex-ante-Prüfung fordern, da nicht mehr von einem die förderfähigen Unternehmen beeinträchtigenden Marktversagen im Sinne der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung ausgegangen werden kann. Diese Kategorie umfasst insbesondere folgende Unternehmen:

a) Unternehmen, die infolge der ersten Risikofinanzierung die von der Union in der Begriffsbestimmung für KMU27 festgelegte Größe überschreiten und zu kleinen Unternehmen mittlerer Kapitalisierung werden;

b) innovative Unternehmen mittlerer Kapitalisierung, die sich den Bereichen FuE und Innovation widmen;

c) Unternehmen, die die erste Risikofinanzierung mehr als fünf Jahre nach ihrem ersten kommerziellen Verkauf erhalten;

d) Unternehmen, die eine Risikofinanzierung von über [10 Mio. EUR] benötigen;

e) alternative Handelsplattformen, die die Voraussetzungen der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung nicht erfüllen.

26 Verweis auf neue De-minimis-Verordnung einfügen. 27 Verweis auf Anhang II neue AGVO einfügen.

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33. Die zweite Kategorie umfasst Maßnahmen, deren Ausgestaltungsparameter von den in der Allgemeinen Freistellungsverordnung enthaltenen Vorgaben abweichen. Bei diesen Maßnahmen kann weiter von einem Marktversagen ausgegangen werden, wobei die Ausgestaltung der Maßnahme sorgfältig geprüft werden muss. Diese Kategorie umfasst insbesondere Folgendes:

a) Maßnahmen, bei denen die Beteiligung der privaten Investoren unter den in der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung festgelegten Sätzen liegt;

b) Maßnahmen, bei denen die finanziellen Ausgestaltungsparameter über den in der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung festgelegten Obergrenzen liegen;

c) Maßnahmen, in deren Rahmen bei der Auswahl der Investoren, Finanzintermediäre und deren Manager dem Schutz vor möglichen Verlusten (Absicherung nach unten) der Vorzug gegenüber Vorzugsrenditen aus Erträgen (Anreize durch Vorzugsrenditen) gegeben wird;

d) Steueranreize für Unternehmensinvestoren, einschließlich Finanzintermediäre oder deren Manager, die als Koinvestoren agieren.

34. Die dritte Kategorie umfasst umfangreiche Regelungen, die zwar die Voraussetzungen der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung erfüllen, aber aufgrund ihrer großen Mittelausstattung nicht in deren Anwendungsbereich fallen. Diese Regelungen sind anzumelden, insbesondere, um der Kommission die Durchführung einer umfassenden Prüfung der potenziellen negativen Auswirkungen der Regelungen auf die betroffenen Märkte zu ermöglichen. Bei dieser Prüfung wird die Kommission außerdem feststellen, ob die in der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung festgelegten Voraussetzungen erfüllt sind.

35. Die verschiedenen in den Randnummern 32 und 33 beschriebenen Kategorien anzumeldender Maßnahmen können im Rahmen einer Maßnahme miteinander kombiniert werden.

2.3. Begriffsbestimmungen

36. Für die Zwecke dieser Leitlinien bezeichnet der Ausdruck

a) „alternative Handelsplattform“ eine Börse oder eine Zweckgesellschaft, die auf den Austausch von KMU-Anteilen spezialisiert ist und die Investoren und Ziel-KMU zusammenbringt;

b) „arm's length“ dass die Bedingungen der Investitionstransaktion zwischen den Vertragsparteien sich nicht von denen unterschieden, die bei einer Transaktion zwischen unabhängigen Unternehmen festgelegt werden würden und frei von staatlicher Einflussnahme sind;

c) „Kredit- oder Darlehensinstrument“ eine Vereinbarung, die den Kreditgeber dazu verpflichtet, dem Kreditnehmer einen vereinbarten Geldbetrag innerhalb eines vereinbarten Zeitraums bereitzustellen, und nach der der Kreditnehmer verpflichtet ist, den Betrag innerhalb des vereinbarten Zeitraums zurückzuzahlen; dabei kann es sich um Darlehen und andere Finanzierungsinstrumente handeln kann, die dem Kreditgeber in erster Linie eine Mindestrendite sichern;

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d) „förderfähige Unternehmen“ KMU, kleine Unternehmen mittlerer Kapitalisierung und innovative Unternehmen mittlerer Kapitalisierung nach Maßgabe der Bedingungen der vorliegenden Leitlinien;

e) „betraute Einrichtung“ ein Finanzinstitut wie die Europäische Investitionsbank (EIB) und der Europäische Investitionsfonds (EIF), ein internationales Finanzinstitut, eine Körperschaft des öffentlichen Rechts oder eine Körperschaft des privaten Rechts mit einer Gemeinwohlverpflichtung, das beziehungsweise die von einem Mitgliedstaat mit der Umsetzung einer Risikofinanzierungsmaßnahme betraut wurde;

f) „Eigenkapitalinvestition“ die Bereitstellung von Kapital für ein Unternehmen als direkte oder indirekte Investition, um das Eigentum an diesem Unternehmen ganz oder zum Teil zu erwerben, wobei der Kapitalanleger ein bestimmtes Maß an Kontrolle über das Unternehmen ausüben und an den Gewinnen des Unternehmens beteiligt werden kann;

g) „Ausstieg“ die Auflösung von Beteiligungen durch einen Finanzintermediär oder Investor; hierzu zählen die Veräußerung des Unternehmens als Ganzes oder in Teilen, Abschreibungen, die Rückzahlung von Aktien/Darlehen sowie die Veräußerung an andere Finanzintermediäre oder Investoren, an Finanzinstitute und im Wege öffentlicher Zeichnungsangebote (einschließlich Börsengang);

h) „Endempfänger“ ein förderfähiges Unternehmen, das im Rahmen einer Risikofinanzierungsbeihilfe eine Investition erhalten hat;

i) „Finanzintermediär“ Finanzintermediäre ungeachtet ihrer Form und Eigentumsverhältnisse, einschließlich betraute Einrichtungen, Dachfonds, private Investitionsfonds, öffentliche Investitionsfonds, Banken, Mikrofinanzierungsinstitute und Garantiegesellschaften;

j) „erster kommerzieller Verkauf“ den ersten Verkauf eines Unternehmens auf einem Produkt- oder Dienstleistungsmarkt, mit Ausnahme der begrenzten Zahl von Verkäufen im Rahmen der Markterprobung;

k) „Anschlussinvestition“ eine zusätzliche Investition in ein Unternehmen nach einer oder mehreren vorhergehenden Finanzierungsrunden;

l) „Garantie“ eine schriftliche Zusage, die Haftung für die gesamte oder einen Teil der von einem Dritten neu bereitgestellten Risikokreditfinanzierung, etwa Fremdkapital- oder Leasinginstrumente oder eigenkapitalähnliche Instrumente, zu übernehmen;

m) „Garantiesatz“ den Prozentsatz der bei jeder Transaktion im Zusammenhang mit dem gesicherten Portfolio abgedeckten Verluste;

n) „unabhängiger privater Investor“ einen privaten Investor, der von dem KMU, in das er investiert, unabhängig ist; dazu zählen auch Finanzinstitute ungeachtet ihrer Eigentümer, sofern sie das volle Investitionsrisiko tragen; bei der Gründung eines neuen Unternehmens werden private Investoren als vom Unternehmen unabhängig betrachtet;

o) „innovatives Unternehmen mittlerer Kapitalisierung“ ein Unternehmen mittlerer Kapitalisierung,

i) das anhand eines externen Gutachtens nachweisen kann, dass es in absehbarer Zukunft Produkte, Dienstleistungen oder Verfahren

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entwickeln wird, die neu oder verglichen mit dem Stand der Technik in dem jeweiligen Wirtschaftszweig wesentlich verbessert sind und die das Risiko eines technischen oder industriellen Misserfolges in sich tragen, oder

ii) dessen Kosten für FuE zumindest in einem der drei Jahre vor der ersten Investition im Rahmen der Risikofinanzierungsbeihilfe oder, im Falle eines neu gegründeten Unternehmens ohne abgeschlossenes Geschäftsjahr, im Rahmen des Audits des laufenden Geschäftsjahres mindestens 15 % seiner gesamten von einem externen Rechnungsprüfer beglaubigten Betriebsausgaben ausmachen;

p) „Investition“ eine oder mehrere Finanzierungsrunden, in der/denen einem Unternehmen Finanzmittel zugeführt werden;

q) „umfangreiche Regelung“ eine Beihilferegelung mit einer großen Mittelausstattung (die vorgesehenen oder tatsächlichen jährlichen Ausgaben überschreiten 0,01 % des BIP des Mitgliedstaats und einen absoluten Wert von 100 Mio. EUR), die die in der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung festgelegten Voraussetzungen erfüllt, aber aufgrund des Artikels 1 Absatz 2 Buchstabe a von ihrem Anwendungsbereich ausgeschlossen ist;

r) „Hebelung“ den erforderlichen Umfang von privaten Investitionen, die zusätzlich zu den öffentlichen Investitionen getätigt werden müssen. Es sei darauf hingewiesen, dass der Begriff der Hebelung für die Zwecke dieser Leitlinien nicht mit der in Artikel 140 Absatz 2 Buchstabe d der Haushaltsordnung und Artikel 32 Absatz 2 Buchstabe c der Verordnung mit gemeinsamen Bestimmungen definierten „Hebelwirkung“ synonym ist;

s) „Unternehmen mittlerer Kapitalisierung“ für die Zwecke dieser Leitlinien ein Unternehmen, das nicht mehr als 1 500 Angestellte beschäftigt; darunter fallen auch kleine Unternehmen mittlerer Kapitalisierung. Für die Zwecke der Anwendung dieser Leitlinien werden Einrichtungen als ein Unternehmen betrachtet, sofern eine der in Artikel 3 Absatz 3 des Anhangs II der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung aufgeführten Voraussetzungen erfüllt ist („verbundene Unternehmen“);

t) „natürliche Person“ eine Person, die kein Unternehmen für die Zwecke des Artikels 107 Absatz 1 AEUV ist;

u) „neues Darlehen“ eine neu eingeleitete Darlehenstransaktion für neue Investitionen, die jedoch nicht zur Refinanzierung bestehender Darlehen verwendet werden darf;

v) „Risikofinanzierung“ Eigenkapital- oder eigenkapitalähnliche Investitionen, Risikofinanzierungskredite, einschließlich Leasing, Garantien oder einer Mischung, für förderfähige Unternehmen;

w) „Risikofinanzierungskredite“ von einem Finanzintermediär für förderfähige Unternehmen bereitgestellte Darlehen oder Leasingfinanzierungen unter der Voraussetzung, dass dieser einen den in Artikel 19 Absatz 10 der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung aufgeführten Sätzen entsprechenden Eigenbeitrag zur Finanzierung solcher Kredite leistet und nachweisen kann, dass das durch die Risikofinanzierungsmaßnahme unterstützte Kreditportfolio eine größere Zahl von Unternehmen umfasst, die angesichts seiner internen Kreditstrategie ohne die Maßnahme nicht finanziert worden wären;

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x) „kleines und mittleres Unternehmen (KMU)“ ein Unternehmen nach Maßgabe von Anhang II der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung. Für die Zwecke der Anwendung dieser Leitlinien werden Einrichtungen als ein Unternehmen betrachtet, sofern eine der in Artikel 3 Absatz 3 des Anhangs II der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung aufgeführten Voraussetzungen erfüllt ist („verbundene Unternehmen“);

y) „kleines Unternehmen mittlerer Kapitalisierung“ ein Unternehmen, das nicht mehr als 499 Angestellte beschäftigt und dessen Jahresumsatz 100 Mio. EUR nicht übersteigt oder dessen Jahresbilanzsumme höchstens 86 Mio. EUR erreicht. Für die Zwecke der Anwendung dieser Leitlinien werden Einrichtungen als ein Unternehmen betrachtet, sofern eine der in Artikel 3 Absatz 3 des Anhangs II der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung aufgeführten Voraussetzungen erfüllt ist („verbundene Unternehmen“);

z) „Gesamtbetrag der Risikofinanzierung“ den maximalen Gesamtbetrag, der einem förderfähigen Unternehmen im Rahmen einer Risikofinanzierungsbeihilfe über eine oder mehrere Finanzierungsrunden zugeführt wird, einschließlich Anschlussinvestitionen;

aa) „eigenkapitalähnliche Investition“ eine zwischen Eigen- und Fremdkapitalfinanzierungen angesiedelte Finanzierungsform, die mit einem höheren Risiko als vorrangige Verbindlichkeiten und einem niedrigeren Risiko als die üblichen Eigenkapitalinvestitionen verbunden ist, und bei denen sich die Rendite für den Inhaber überwiegend nach den Gewinnen oder Verlusten des Zielunternehmens bemisst und die im Falle der Zahlungsunfähigkeit des Zielunternehmens nicht gesichert sind. Eigenkapitalähnliche Investitionen können als Verbindlichkeiten, ungesichert und nachrangig und in einigen Fällen in Aktien umwandelbar oder als Vorzugsaktien ausgestaltet sein;

bb) „Ersatzkapital“ den Erwerb vorhandener Unternehmensbeteiligungen von einem früheren Investor oder Anteilseigner;

cc) „nicht börsennotierte KMU“ nicht zum amtlichen Handel an einer Börse zugelassene Unternehmen. KMU, die an einer alternativen Handelsplattform notiert sind, werden nicht als börsennotiert erachtet.

3. PRÜFUNG DER VEREINBARKEIT VON RISIKOFINANZIERUNGSBEIHILFEN

3.1. Gemeinsame Grundsätze für die beihilferechtliche Würdigung

37. Bei der Prüfung der Vereinbarkeit einer angemeldeten Beihilfemaßnahme mit dem Binnenmarkt untersucht die Kommission im Allgemeinen, ob die Ausgestaltung der Maßnahme Gewähr dafür bietet, dass die positiven Auswirkungen der Beihilfe im Hinblick auf ein Ziel von gemeinsamem Interesse ihre möglichen negativen Auswirkungen auf den Handel zwischen Mitgliedstaaten und den Wettbewerb überwiegen.

38. In ihrer Mitteilung über die Modernisierung des Beihilfenrechts vom 8. Mai 2012 plädierte die Kommission dafür, allgemeine Grundsätze zu erarbeiten und festzulegen, die von der Kommission bei der Prüfung der Vereinbarkeit aller Beihilfemaßnahmen anzuwenden sind. Zu diesem Zweck sieht die Kommission

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eine Beihilfemaßnahme nur dann als mit dem AEUV vereinbar an, wenn sie sämtliche folgenden Kriterien erfüllt:

a) Beitrag zu einem genau definierten Ziel von gemeinsamem Interesse: Die staatliche Beihilfe muss einem Ziel von gemeinsamem Interesse im Sinne des Artikels 107 Absatz 3 AEUV dienen (Abschnitt 3.2);

b) Erforderlichkeit staatlicher Maßnahmen: Die staatliche Beihilfe darf nur dann gewährt werden, wenn sie durch Behebung eines Marktversagens wesentliche Verbesserungen bewirken kann, die der Markt selbst nicht herbeiführen kann (Abschnitt 3.3);

c) Geeignetheit der Beihilfemaßnahme: Die geplante Beihilfemaßnahme muss ein geeignetes Instrument für die Verwirklichung des Ziels von gemeinsamem Interesse sein (Abschnitt 3.4);

d) Anreizeffekt: Die Beihilfe muss dazu führen, dass die betreffenden Unternehmen ihr Verhalten ändern und zusätzliche Tätigkeiten aufnehmen, die sie ohne die Beihilfe nicht, nur in geringerem Umfang oder auf andere Weise ausüben würden (Abschnitt 3.5)28;

e) Verhältnismäßigkeit der Beihilfe (Beschränkung der Beihilfe auf das erforderliche Minimum): Die Beihilfe muss auf das für die Förderung zusätzlicher Investitionen in die betreffenden Unternehmen oder zusätzlicher Tätigkeiten dieser Unternehmen erforderliche Minimum begrenzt sein (Abschnitt 3.6);

f) Vermeidung übermäßiger negativer Auswirkungen auf den Wettbewerb und den Handel zwischen Mitgliedstaaten: Die negativen Auswirkungen der Beihilfe müssen in ausreichendem Maße begrenzt sein, damit die Gesamtbilanz der Maßnahme positiv ausfällt (Abschnitt 3.7);

g) Transparenz der Beihilfe: Die Mitgliedstaaten, die Kommission, die Wirtschaftsakteure und die Öffentlichkeit müssen einfachen Zugang zu allen einschlägigen Vorschriften und zu relevanten Informationen über die auf Grundlage dieser Vorschriften gewährten Beihilfen haben (Abschnitt 3.8).

39. Bei bestimmten Gruppen von Beihilferegelungen kann zudem eine Ex-post-Evaluierung (siehe Abschnitt 4) verlangt werden. In solchen Fällen kann die Kommission die Laufzeit der betreffenden Regelungen begrenzen, wobei die Möglichkeit besteht, eine Verlängerung der Regelungen anzumelden.

40. Wenn eine Beihilfemaßnahme oder die mit ihr verbundenen Bedingungen (einschließlich der Finanzierungsmethode, wenn diese Bestandteil der Maßnahme ist) zwangsläufig zu einem Verstoß gegen das EU-Recht führen, kann die Beihilfe nicht für mit dem Binnenmarkt vereinbar erklärt werden.29

41. In ihrer Bewertung der Vereinbarkeit jeder Einzelbeihilfe mit dem Binnenmarkt wird die Kommission allen Verfahren Rechnung tragen, die Zuwiderhandlungen gegen Artikel 101 und 102 des AEUV betreffen, von denen der Empfänger der

28 Der Anreizeffekt umfasst das in Artikel 140 Absatz 2 Buchstabe b der Haushaltsordnung verankerte

Prinzip der Zusätzlichkeit, nach dem Finanzinstrumente nicht zum Ziel haben dürfen, die Finanzierungsinstrumente eines Mitgliedstaats, private Mittel oder andere finanzielle Interventionen der Union zu ersetzen.

29 Siehe zum Beispiel Urteil des Gerichtshofs, Deutschland/Kommission, C-156/98, Slg. 2000, I-6857, Randnr. 78, und Urteil des Gerichtshofs, Régie Networks/Rhône-Alpes Bourgogne, C-333/07, Slg. 2008, I-10807, Randnrn. 94-116.

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Beihilfen betroffen sein könnte und die für die Würdigung der Beihilfe nach Artikel 107 Absatz 3 AEUV von Belang sein könnten.30

3.2. Beitrag zu einem Ziel von gemeinsamem Interesse

42. Beihilfen sollten zur Erreichung eines oder mehrerer Ziele von gemeinsamem Interesse im Sinne des Artikels 107 Absatz 3 AEUV beitragen. Bei Risikofinanzbeihilfen bestehen die allgemeinen politischen Ziele darin, die Bereitstellung von Finanzmitteln für potenziell lebensfähige KMU von der frühen Entwicklungsphase der Unternehmen bis zu ihren Wachstumsphasen, sowie unter bestimmten Umständen für kleine Unternehmen mittlerer Kapitalisierung und innovative Unternehmen mittlerer Kapitalisierung, zu verbessern und langfristig die Entwicklung eines wettbewerbsfähigen Finanzmarkts für KMU in der Union voranzutreiben, der einen Beitrag zum allgemeinen Wirtschaftswachstum leisten soll. Die Kommission geht davon aus, dass eine Risikofinanzierungsmaßnahme zur Verwirklichung eines gemeinsamen Ziels der Union beiträgt, wenn sie die in den Randnummern 43 bis 47 festgelegten Voraussetzungen erfüllt.

3.2.1. Spezifische mit der Maßnahme verfolgte politische Ziele 43. In der Maßnahme müssen vor dem Hintergrund der in Randnummer 42 dargelegten

allgemeinen Ziele spezifische politische Ziele definiert sein. Zu diesem Zweck muss der Mitgliedstaat eine Ex-ante-Prüfung vornehmen, um die politischen Ziele zu ermitteln und die relevanten Leistungsindikatoren festzulegen. Der Umfang und die Laufzeit der Maßnahme sollten den politischen Zielen angemessen sein. Prinzipiell sollten die Leistungsindikatoren Folgendes beinhalten:

a) die erforderliche oder geplante Investition des Privatsektors (Hebelwirkung);

b) die erwartete Anzahl von Endempfängern, in die investiert wird, einschließlich der Anzahl der neu gegründeten KMU;

c) die geschätzte Anzahl der während der Umsetzung der Risikofinanzierungsmaßnahme und infolge der Risikofinanzierungen neu gegründeten Unternehmen;

d) die Anzahl der Arbeitsplätze, die beim endbegünstigten Unternehmen im Zeitraum von der ersten Risikofinanzierung im Rahmen der Risikofinanzmaßnahme bis zum Ausstieg geschaffen werden;

e) gegebenenfalls der Anteil der im Einklang mit dem Grundsatz des marktwirtschaftlich handelnden Kapitalgebers getätigten Investitionen;

f) Meilensteine und Fristen, in denen bestimmte vorab festgelegte Beträge oder Prozentsätze des Budgets zu investieren sind;

g) Renditen/Erträge, die mit den Investitionen erzielt werden sollen;

h) gegebenenfalls während der Umsetzung der Risikofinanzierungsmaßnahme eingereichte Patentanmeldungen der Endempfänger.

3.2.2. Verwirklichung der politischen Ziele durch die Finanzintermediäre 44. Um sicherzustellen, dass die an der Risikofinanzierungsmaßnahme beteiligten

Finanzintermediäre die einschlägigen politischen Ziele erreichen, müssen diese

30 Siehe Urteil des Gerichtshofs, Matra/Kommission, C-225/91, Slg. 1993, I-3203, Randnr. 42.

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insbesondere die in den Randnummern 45 bis 47 festgelegten Voraussetzungen erfüllen.

45. Die Investitionsstrategie des Finanzintermediärs muss in Einklang mit den politischen Zielen der Maßnahmen stehen. Im Rahmen des Auswahlverfahrens müssen die Finanzintermediäre nachweisen, wie die von ihnen vorgeschlagene Investitionsstrategie dazu beiträgt, die politischen Zielsetzungen zu verwirklichen.

46. Die Verwaltungsgebühr der Finanzintermediäre oder ihrer Manager muss leistungsbasierte Anreize beinhalten, die sowohl an die finanziellen Ergebnisse als auch an eine erfolgreiche Verwirklichung der politischen Ziele geknüpft sind. Die politikbezogenen Anreize müssen in Einklang mit den Anreizen für die finanziellen Leistungen stehen, die notwendig sind, um eine effiziente Auswahl förderfähiger Unternehmen, in die investiert wird, zu gewährleisten. Zudem wird die Kommission mögliche Sanktionen in Erwägung ziehen, falls die festgelegten politischen Ziele nicht erreicht werden.

47. Der Mitgliedstaat kann sicherstellen, dass die Investitionsstrategie der Intermediäre stets mit den vereinbarten politischen Zielen in Einklang steht, z. B. durch eine Vertretung in den Vertretungsgremien des Finanzintermediärs, etwa dem Aufsichtsrat oder dem Beirat. Eine angemessene Governance-Struktur muss sicherstellen, dass Änderungen an der Investitionsstrategie die vorherige Zustimmung des Mitgliedstaats erfordern. Um Zweifel auszuschließen, darf der Mitgliedstaat nicht direkt an einzelnen Investitions- oder Veräußerungsentscheidungen beteiligt sein.

3.3. Erforderlichkeit staatlicher Maßnahmen

48. Staatliche Beihilfen sind nur dann gerechtfertigt, wenn sie ein spezifisches Marktversagen beheben, das der Verwirklichung eines gemeinsamen Ziels entgegensteht. Die Kommission ist der Auffassung, dass hinsichtlich des Zugangs von KMU zu Finanzmitteln kein allgemeines Marktversagen besteht, sondern lediglich im Zusammenhang mit bestimmten Gruppen von KMU ein Marktversagen vorliegt, insbesondere im Zusammenhang mit Unternehmen, die sich in der Anfangsphase ihrer Entwicklung befinden und trotz ihrer Wachstumsaussichten nicht in der Lage sind, ihre Kreditwürdigkeit nachzuweisen oder Investoren zu vermitteln, dass ihre Geschäftspläne solide sind. Die Reichweite eines solchen Marktversagens kann sowohl hinsichtlich der beeinträchtigten Unternehmen als auch in Bezug auf deren Kapitalerfordernisse je nach Sektor variieren. Der Markt hat aufgrund von Informationsasymmetrien Schwierigkeiten bei der Bewertung des Risiko-Rendite-Profils solcher KMU und ihrer Fähigkeit, risikobereinigte Renditen zu erzielen. Die Schwierigkeiten, denen diese KMU gegenüberstehen, wenn sie Informationen über die Qualität ihres Projekts vermitteln wollen, die Tatsache, dass sie als risikobehaftet wahrgenommen werden, und ihre geringe Kreditwürdigkeit ziehen hohe Transaktions- und Abwicklungskosten nach sich und können die Risikoaversion der Investoren noch verstärken. Kleine Unternehmen mittlerer Kapitalisierung und innovative Unternehmen mittlerer Kapitalisierung können unter bestimmten Umständen mit demselben Marktversagen konfrontiert sein.

49. Daher muss die Risikofinanzierungsmaßnahme auf der Grundlage einer Ex-ante-Prüfung aufgelegt werden, die nachweist, dass eine Finanzierungslücke besteht, die sich negativ auf förderfähige Unternehmen in dem betreffenden Zielgebiet

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auswirkt. Die Risikofinanzierungsmaßnahme muss so ausgestaltet sein, dass das in der Ex-ante-Prüfung festgestellte Marktversagen behoben wird.

50. Sowohl strukturelle als auch zyklische (z. B. krisenbedingte) Schwierigkeiten, die ein suboptimales privates Finanzierungsvolumen verursachen, müssen analysiert werden. In der Prüfung müssen insbesondere die den förderfähigen Unternehmen zur Verfügung stehenden Finanzierungsquellen umfassend untersucht werden, wobei die Anzahl der im Zielgebiet vertretenen Finanzintermediäre, der Umstand, ob es sich um öffentliche oder private Intermediäre handelt, das auf das relevante Marktsegment ausgerichtete Investitionsvolumen, die Anzahl der potenziell förderfähigen Unternehmen und die Durchschnittswerte von Einzeltransaktionen zu berücksichtigen sind. Die Analyse sollte auf Daten basieren, die die der Anmeldung der Risikofinanzierungsmaßnahme vorangehenden [5-10] Jahre abdecken, und auf dieser Grundlage sollten Art und Umfang der Finanzierungslücke, d. h. die Höhe der nicht befriedigten Nachfrage förderfähiger Unternehmen nach Finanzmitteln, geschätzt werden.

51. Die Ex-ante-Prüfung sollte vorzugsweise von einer unabhängigen Einrichtung auf der Grundlage objektiver und aktueller Nachweise durchgeführt werden. Alternativ dazu können die Mitgliedstaaten auch interne Sachverständige einsetzen oder ein vom Europäischen Investitionsfonds durchgeführtes Access to Finance Market Assessment (AFMA) übermitteln, sofern es aus den drei Jahren vor der Anmeldung der Risikofinanzierungsmaßnahme stammt. Wird die Risikofinanzierungsmaßnahme teilweise aus den Europäischen Struktur- und Investitionsfonds finanziert, so kann der Mitgliedstaat das Ergebnis der in Einklang mit Artikel 32 Absatz 2 der Verordnung mit gemeinsamen Bestimmungen31 erstellten Ex-ante-Prüfung übermitteln, die als den in diesen Leitlinien festgelegten Voraussetzungen entsprechend betrachtet wird. Bei der Prüfung der Ergebnisse der Ex-ante-Prüfung behält sich die Kommission vor, die Stichhaltigkeit der Daten vor dem Hintergrund der verfügbaren Nachweise zu hinterfragen.

52. Um sicherzustellen, dass die an der Maßnahme beteiligten Finanzintermediäre das festgestellte Marktversagen angehen, muss die von ihnen vorgeschlagene Investitionsstrategie die festgelegten Förderfähigkeitskriterien und Finanzierungseinschränkungen berücksichtigen. Insbesondere müssen die Mitgliedstaaten Finanzintermediäre auswählen, die auf der der Grundlage einer Due-Diligence-Prüfung nachweisen können, dass die von ihnen vorgeschlagene Investitionsstrategie wirtschaftlich solide ist und eine geeignete Risikodiversifizierungsstrategie umfasst, die sowohl auf Rentabilität als auch auf Effizienzgewinne aufgrund des Umfangs und der geografischen Verteilung der Investitionen abzielt.

53. Hinsichtlich der in Abschnitt 2.2 genannten Arten von Maßnahmen ist in der Ex-ante-Prüfung außerdem das spezifische Marktversagen zu berücksichtigen, mit dem förderfähige Zielunternehmen konfrontiert sind; die Grundlage hierfür bilden die zusätzlichen in den Randnummern 54 bis 79 erläuterten Orientierungshilfen.

31 Verweis auf endgültige Verordnung mit gemeinsamen Bestimmungen einfügen.

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3.3.1. Maßnahmen, die auf Kategorien von Unternehmen abzielen, die nicht in den Anwendungsbereich der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung fallen

a) Unternehmen, die nach der ersten Investitionsrunde zu kleinen Unternehmen mittlerer Kapitalisierung werden

54. Zwar ist der Anwendungsbereich der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung auf KMU begrenzt, doch könnten KMU, deren Wachstumspläne auf einen Anstieg der Beschäftigungszahlen nach der ersten Investitionsrunde im Rahmen der Risikofinanzierungsmaßnahme hindeuten, die in der Definition für KMU festgelegten Mitarbeiterzahlen und finanziellen Schwellenwerte überschreiten. Unter bestimmten Umständen könnten derartige Unternehmen mit finanziellen Engpässen konfrontiert sein, die denen von KMU vergleichbar sind.

55. Daher kann es notwendig sein, Anreize für private Investitionen in derartige Unternehmen zu schaffen, auch nach der ersten Investitionsrunde im Rahmen der Finanzierungsmaßnahme, und die Unternehmen in späteren Wachstumsphasen zu unterstützen, bis sie eine hinreichend solide Erfolgsbilanz und ausreichende Sicherheiten aufweisen können, um private Investitionen ohne staatliche Beihilfe anzuziehen. Dadurch könnten außerdem frühere private Investitionen gefördert und Investoren ermutigt werden, für die auf diese Weise die Wahrscheinlichkeit steigt, in einer späteren Entwicklungsphase erfolgreich aus dem Unternehmen auszusteigen. Bei ihrer Prüfung wird die Kommission die Arbeits- und/oder Kapitalintensität der Zielunternehmen sowie andere Kriterien berücksichtigen, die die spezifischen finanziellen Schwierigkeiten widerspiegeln, denen die Unternehmen ausgesetzt sind (z. B. in Bezug auf Sicherheiten für ein hohes Darlehen).

56. Angesichts dessen und sofern die Ex-ante-Prüfung entsprechende angemessene wirtschaftliche Nachweise enthält, kann es gerechtfertigt sein, Unternehmen, die sich nach der ersten Investitionsrunde im Rahmen der Finanzierungsmaßnahme zu kleinen Unternehmen mittlerer Kapitalisierung entwickelt haben, weiter zu unterstützen.

b) Innovative Unternehmen mittlerer Kapitalisierung

57. Unter bestimmten Umständen können auch Unternehmen mittlerer Kapitalisierung mit finanziellen Engpässen konfrontiert sein, die denen von KMU vergleichbar sind. Dies kann bei Unternehmen mittlerer Kapitalisierung der Fall sein, die FuE- und Innovationstätigkeiten durchführen und gleichzeitig eine Erstinvestition in Produktionsstätten vornehmen, einschließlich in Projekte zur Markteinführung, und deren Erfolgsbilanz potenziellen Investoren nicht ermöglicht, relevante Annahmen hinsichtlich der künftigen Marktaussichten der Ergebnisse derartiger Tätigkeiten zu treffen. In einem solchen Fall kann es für innovative Unternehmen mittlerer Kapitalisierung erforderlich sein, Zugang zu Risikofinanzierungen zu erhalten, um ihre Produktionskapazitäten auf einen tragfähigen Umfang zu steigern.

58. Für die Zwecke der Evaluierung von Maßnahmen, die auf diese Gruppe von Unternehmen abzielen, müssen im Rahmen der Ex-ante-Prüfung die Art und der Umfang des Marktversagens belegt werden.

c) Unternehmen, die mehr als fünf Jahre nach ihrem ersten kommerziellen Verkauf eine Erstinvestition erhalten

59. Prinzipiell beschränkt sich die Allgemeine Gruppenfreistellungsverordnung auf KMU, die die Erstinvestition im Rahmen der Maßnahme vor ihrem ersten

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kommerziellen Verkauf auf einem Markt oder innerhalb von fünf Jahren nach ihrem ersten kommerziellen Verkauf erhalten. Nach diesem Fünfjahreszeitraum sind lediglich Anschlussinvestitionen von der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung abgedeckt. Bestimmte Arten von Unternehmen können jedoch weiterhin als in ihrer Expansionsphase/frühen Wachstumsphase befindlich betrachtet werden, wenn sie auch nach dem Fünfjahreszeitraum ihr Potenzial zur Erwirtschaftung von Renditen noch nicht ausreichend nachweisen konnten und/oder ihre Erfolgsbilanz nicht hinreichend solide ist und keine angemessenen Sicherheiten vorhanden sind. Dieser Fall tritt insbesondere in stark risikobehafteten Sektoren auf, in denen Technologien entwickelt werden, die sich noch nicht bewährt haben, sowie in innovativen Unternehmen oder bestimmten Sektoren, etwa im Bereich Biotechnologie und in der Kultur- und Kreativwirtschaft. Darüber hinaus benötigen manche Unternehmen, die über ausreichendes internes Kapital zur Finanzierung ihrer ersten Tätigkeiten verfügen, erst zu einem späteren Zeitpunkt eine externe Finanzierung, z. B. wenn sie ihre Kapazitäten erhöhen wollen und keine Erfahrung darin haben, kleinere Projekte in einem größer angelegten Rahmen durchzuführen. Dies kann einen höheren Investitionsbetrag erfordern, der nicht aus eigenen Mitteln gedeckt werden kann.

60. Daher besteht die Möglichkeit, Maßnahmen vorzusehen, in deren Rahmen die Erstinvestition mehr als fünf Jahre nach dem ersten kommerziellen Verkauf des Zielunternehmens getätigt wird. Unter derartigen Umständen kann die Kommission fordern, dass auf der Grundlage der im Rahmen der Ex-ante-Prüfung vorlegten Nachweise, denen zufolge ein spezifisches Marktversagen vorliegt, das die einschlägigen Unternehmen beeinträchtigt, die förderfähigen Unternehmen klar in der Maßnahme festgelegt werden und angemessene Beschränkungen, etwa hinsichtlich der Fristen (z. B. zehn Jahre statt fünf Jahre), oder andere objektive Kriterien qualitativer Natur in der Maßnahme aufgeführt sind, darunter auch die Verwendung der allgemein gültigen Definitionen der Entwicklungsphasen von KMU.

d) Unternehmen, die eine Risikofinanzierung von über [10 Mio. EUR] benötigen

61. Artikel 19 Absatz 9 der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung legt den Gesamtbetrag der Risikofinanzierung pro KMU, einschließlich Anschlussinvestitionen, auf höchstens [10 Mio.] EUR fest. In bestimmten Wirtschaftszweigen, in denen die im Vorfeld entstehenden Forschungs- oder Investitionskosten relativ hoch sind, könnte dieser Betrag jedoch nicht ausreichen, um die notwendigen Erstinvestitionen zu tätigen und das Unternehmen auf einen tragfähigen Wachstumspfad zu führen. Unter bestimmten Umständen kann es daher gerechtfertigt sein, einen höheren Gesamtbetrag für Investitionen in förderfähige Unternehmen zuzulassen.

62. Infolgedessen kann mit Hilfe von Risikofinanzierungsmaßnahmen der Zugang zu Risikofinanzierungen über den maximalen Gesamtbetrag von [10] Mio. EUR pro Unternehmen hinaus unterstützt werden, sofern die im Rahmen der Risikofinanzmaßnahme pro Unternehmen geplanten Finanzmittel den Umfang und die Art der in der Ex-ante-Prüfung ermittelten Finanzierungslücke widerspiegeln. Die Kommission wird die kapitalintensive Natur der Zielsektoren berücksichtigen, z. B. bei Investitionen in den Bereichen Biowissenschaften und grüne Energie.

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e) Alternative Handelsplattformen, die nicht die Voraussetzungen der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung erfüllen

63. Die Kommission erkennt an, dass alternative Handelsplattformen ein wichtiger Teil des Finanzmarkts für KMU sind, da sie sowohl frisches Kapital für KMU mobilisieren als auch den Ausstieg früherer Investoren ermöglichen.32 In der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung wird die Bedeutung der Plattformen anerkannt, indem deren Tätigkeit durch Steueranreize für private Investoren, die über die Plattformen in nicht börsennotierte Unternehmen investieren, oder dadurch erleichtert wird, dass den Plattformen selbst Startbeihilfe zukommt, vorausgesetzt, die Plattformen gelten als KMU und die in Artikel 20 der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung festgelegten Höchstbeträge werden nicht überschritten.

64. Bei den Betreibern alternativer Handelsplattformen muss es sich zum Zeitpunkt der Einrichtung der Plattform jedoch nicht unbedingt um KMU handeln. Auch könnte der nach der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung zulässige Höchstbetrag der Startbeihilfe nicht ausreichen, um die Einrichtung der Plattform und die ersten fünf Jahre ihres Betriebs zu unterstützen. Schließlich besteht die Möglichkeit, dass die Plattform nicht nur KMU im Sinne der Definition für KMU umfasst, sondern auch Unternehmen, die die in dieser Definition festgelegten Schwellenwerte überschreiten.

65. Deshalb kann es unter bestimmten Bedingungen gerechtfertigt sein, Plattformen zu unterstützen, bei denen es sich nicht um KMU handelt, und einen höheren Investitionsbetrag für die Einrichtung alternativer Handelsplattformen als in der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung vorgesehen oder Beihilfen für alternative Handelsplattformen zuzulassen, die vornehmlich mit KMU-Anteilen handeln. Derartige spezialisierte Börsen ziehen nicht nur neue private Investitionen in Unternehmen an, sondern erleichtern früheren Investoren auch einen erfolgreichen Ausstieg. Dies steht im Einklang mit dem politischen Ziel, den Zugang von KMU zu Finanzierungen durch eine nahtlose Finanzierungskette zu erleichtern.

66. In der Ex-ante-Prüfung muss ein spezifisches Marktversagen nachgewiesen werden, das derartige Plattformen in dem räumlich relevanten Markt beeinträchtigt. Darüber hinaus muss aus der vorgeschlagenen Geschäftsstrategie hervorgehen, dass die betreffende Plattform aufgrund eines dauerhaften Mangels an Notierungen an derartigen Plattformen, der Liquiditätsengpässe nach sich zieht, trotz ihrer langfristigen Lebensfähigkeit kurzfristig unterstützt werden muss.

32 Die Kommission erkennt die wachsende Bedeutung von Crowdfunding-Plattformen bei der

Mobilisierung von Finanzmitteln für neu gegründete Unternehmen an. Wenn daher ein Marktversagen festgestellt worden ist und die Crowdfunding-Plattform von einem Betreiber geführt wird, der über eine getrennte Rechtspersönlichkeit verfügt, kann die Kommission die für alternative Handelsplattformen geltenden Vorschriften entsprechend anwenden. Dies gilt auch im Fall von Steueranreizen für Investitionen über derartige Crowdfunding-Plattformen. Da Crowdfunding erst seit kurzem in der Union existiert, dürften Risikofinanzierungsmaßnahmen im Zusammenhang mit Crowdfunding einer in Abschnitt 4 dieser Leitlinien genannten Evaluierung unterliegen.

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3.3.2. Maßnahmen, deren Gestaltungsparameter nicht mit der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung in Einklang stehen

a) Maßnahmen, bei denen die Beteiligung der privaten Investoren unter den in der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung festgelegten Sätzen liegt

67. Fälle von Marktversagen, die Unternehmen in bestimmten Regionen oder Mitgliedstaaten beeinträchtigen, können noch ausgeprägter sein, wenn der Finanzmarkt für KMU in diesen Gebieten im Vergleich zu anderen Regionen desselben Mitgliedstaats oder zu anderen Mitgliedstaaten relativ schwach entwickelt ist. Dies kann insbesondere auf Mitgliedstaaten zutreffen, in denen kaum formale Wagniskapitalinvestoren oder Business Angels vertreten sind. Das Ziel, die Entwicklung eines effizienten Finanzmarkts für KMU in diesen Regionen und die Überwindung struktureller Hindernisse voranzutreiben, die die in diesen Regionen tätigen KMU an einem wirksamen Zugang zu Risikofinanzierungen hindern, könnte somit eine positivere Haltung der Kommission gegenüber Maßnahmen rechtfertigen, die eine unter den in Artikel 19 Absatz 10 der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung festgelegten Sätzen liegende Beteiligung von privaten Investoren zulassen.

68. Bei Maßnahmen, die insbesondere auf KMU vor ihrem ersten kommerziellen Verkauf ausgerichtet sind, kann die Kommission akzeptieren, dass der erforderliche Umfang einer privaten Beteiligung nicht-unabhängiger Natur ist. Dies ist der Fall, wenn die private Beteiligung beispielsweise vom Eigentümer des begünstigten Unternehmens bereitgestellt wird.

69. Bei Finanzintermediären, die sich auf förderfähige Unternehmen in verschiedenen Entwicklungsphasen konzentrieren, deren Bedarf an Beteiligungen privater Investoren – wie in Artikel 19 Absatz 10 der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung vorgesehen – unterschiedlichen Umfangs ist, können die Mitgliedstaaten einen durchschnittlichen Hebelsatz berechnen und dabei die Geschäftsstrategie des Finanzintermediärs und das geplante Portfolio nach Maßgabe des Artikels 19 Absatz 10 der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung berücksichtigen. Die Mitgliedstaaten sorgen für eine entsprechende Überwachung und stellen regelmäßig sicher, dass der auf diese Weise berechnete durchschnittliche Hebelsatz eingehalten wird.

b) Maßnahmen, deren finanzielle Ausgestaltungsparameter über den in der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung festgelegten Obergrenzen liegen

70. Im Einklang mit Artikel 19 Absatz 11 Buchstaben a und b der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung ist der Rechtsvorteil der Gruppenfreistellungsverordnung denjenigen Maßnahmen vorbehalten, bei denen eine asymmetrische Verlustteilung zwischen öffentlichen und privaten Investoren so ausgestaltet ist, dass der von den öffentlichen Investoren übernommene Erstverlust auf [20 %] seiner Gesamtinvestition begrenzt ist. Auch im Fall von Garantien findet die Gruppenfreistellungsverordnung nur dann Anwendung, wenn der Garantiesatz auf [50 %] und die vom öffentlichen Investor übernommenen Gesamtverluste auf [20 %] des zugrunde liegenden garantierten Portfolios begrenzt sind.

71. Unter bestimmten Umständen kann jedoch durch die Übernahme einer Finanzierungsposition mit höherem Risiko eine öffentliche Finanzierung den privaten Investoren oder Kreditgebern ermöglichen, zusätzliche Finanzierungen bereitzustellen. Bei der Prüfung von Maßnahmen, deren finanzielle Parameter so

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ausgestaltet sind, dass die in Randnummer 70 aufgeführten Obergrenzen überschritten werden, wird die Kommission eine Reihe von Faktoren berücksichtigen.

72. Erstens ist die Ebene der Finanzierungsstruktur, auf der die Maßnahme darauf abzielt, privates Kapital zu hebeln, von Bedeutung. Auf Ebene von Dachfonds kann die Fähigkeit, private Finanzmittel zu mobilisieren, insbesondere von institutionellen Investoren, auf einer umfassenderen Nutzung von Mechanismen zur Absicherung nach unten abhängen. Eine übermäßige Abhängigkeit von derartigen Mechanismen kann jedoch die Auswahl förderfähiger Unternehmen verzerren und zu ineffizienten Ergebnissen führen, vor allem dann, wenn private Investoren auf Ebene der Investition in die Unternehmen sowie auf Basis einzelner Transaktionen intervenieren.

73. Zweitens wird von den Mitgliedstaaten möglicherweise der Nachweis verlangt, dass bei der Auswahl privater Investoren alle an diesem Verfahren Beteiligten Bedingungen forderten, die über die in der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung festgelegten Bedingungen hinausgingen, oder die Ausschreibung zu keinem Ergebnis führte, damit auf diese Weise die Notwendigkeit spezifischer Bedingungen, die die Ausgestaltung der Maßnahmen stützen, belegt werden kann.

74. Drittens kann die Kommission bei der Bewertung, ob eine spezifische Ausgestaltung der Maßnahme notwendig ist, den Umfang des von den ausgewählten privaten Investoren getragenen Restrisikos im Verhältnis zu den vom öffentlichen Investor getragenen erwarteten und unerwarteten Verlusten sowie die Differenz zwischen den von öffentlichen und privaten Investoren erwarteten Renditen berücksichtigen. Somit kann auch ein anderes Risiko-Rendite-Profil akzeptiert werden, sofern es die Hebelwirkung maximiert und dabei nicht die spezifische gewinnorientierte Ausrichtung der Investitionsentscheidungen beeinträchtigt.

c) Maßnahmen zur Auswahl von Investoren, Finanzintermediären und ihren Managern, indem der Absicherung nach unten gegenüber einer asymmetrischen Gewinnverteilung der Vorzug gegeben wird

75. Im Einklang mit Artikel 19 Absatz 11 Buchstabe a der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung muss die Auswahl der Investoren, Finanzintermediäre und Manager auf Grundlage einer offenen, transparenten und diskriminierungsfreien Ausschreibung erfolgen, in der die mit der Maßnahme verfolgten politischen Ziele und die Art der finanziellen Parameter zur Verwirklichung dieser Ziele klar ausgeführt sind. Die Auswahl in diesem Kontext ist so anzulegen, dass die Finanzintermediäre und ihre Manager nach einem offenen, transparenten und diskriminierungsfreien Auswahlverfahren ausgewählt werden und Investoren mit so wenig staatlicher Beihilfe wie möglich oder mit einer möglichst geringen Abweichung vom Pari-Passu-Prinzip angezogen werden. Dafür ist ein echter, wettbewerblicher Dialog mit denjenigen Beteiligten erforderlich, die im Rahmen der Risikofinanzierungsmaßnahme Mittel bereitstellen wollen, damit die am besten geeigneten Arten von Anreizen (Absicherung nach unten und Anreize durch Vorzugsrenditen) und die Anreizintensität ermittelt werden können. Nach dem wettbewerblichen Dialog sind die einschlägigen Manager dann in der Lage, eine realistische Geschäftsstrategie zur Auswahl vorzulegen.

76. Die Mitgliedstaaten müssen neben den anwendbaren Evaluierungskriterien für Manager auch die Anforderung veröffentlichen, nach der der „Gewinnverteilung

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der Vorzug vor einer Absicherung nach unten“ gegeben wird, um die Gefahr zu mindern, dass ein Manager bei der Auswahl von Unternehmen, in die investiert wird, übermäßige Risiken eingeht. Auf diese Weise soll gewährleistet werden, dass unabhängig von der Form des im Rahmen der Maßnahme vorgesehenen Finanzinstruments jegliche privaten Investoren oder Kreditgebern gewährte Vorzugsbehandlung gegen das öffentliche Interesse abgewogen werden muss, das darin besteht, den Umlauf von gebundenen öffentlichen Mitteln und die langfristige finanzielle Tragfähigkeit der Maßnahme sicherzustellen.

77. In bestimmten Fällen kann es jedoch erforderlich sein, der Absicherung nach unten den Vorzug einzuräumen, insbesondere wenn die Maßnahme auf bestimmte Sektoren abzielt, in denen die Ausfallrate junger KMU hoch ist und/oder die Eigenkapitalrenditen unsicher sind. Dies kann beispielsweise bei Maßnahmen der Fall sein, die auf neu gegründete KMU, auf Sektoren, in denen wesentliche technologische Hindernisse bestehen, oder auf Sektoren abzielen, in denen die Unternehmen stark von Einzelprojekten abhängig sind, die umfassende Vorabinvestitionen erfordern und ein hohes Risiko beinhalten, etwa die Kultur- und Kreativwirtschaft. Eine Präferenz für Mechanismen zur Absicherung nach unten kann außerdem bei Maßnahmen gerechtfertigt sein, die über Dachfonds erfolgen und darauf abzielen, private Investoren auf dieser Ebene zu mobilisieren.

d) Steueranreize für Unternehmensinvestoren, einschließlich Finanzintermediäre oder deren Manager, die als Koinvestoren agieren

78. Während die Allgemeine Gruppenfreistellungsverordnung Steueranreize abdeckt, die unabhängigen privaten Investoren gewährt werden, bei denen es sich um natürliche Personen handelt, die förderfähigen Unternehmen direkt oder indirekt Risikofinanzierungen bereitstellen, können die Mitgliedstaaten es für angemessen halten, Maßnahmen einzuleiten, die ähnliche Anreize für Unternehmensinvestoren bieten. Der Unterschied besteht darin, dass Unternehmensinvestoren Unternehmen im Sinne des Artikels 107 AEUV sind und daher spezifischen Beschränkungen unterliegen müssen, damit gewährleistet ist, dass die Beihilfe auf der betreffenden Ebene verhältnismäßig bleibt und einen wirksamen Anreizeffekt hat. Angesichts der Vorrechte der Mitgliedstaaten im Bereich der direkten Besteuerung können sich derartige Maßnahmen allerdings von Mitgliedstaat zu Mitgliedstaat stark unterscheiden. Daher können sie nicht von den Regeln der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung zur automatischen Vereinbarkeit abgedeckt werden und müssen einzeln angemeldet werden.

79. Finanzintermediäre und deren Manager können von einem Steueranreiz nur insoweit profitieren, als sie als Koinvestoren oder Kokreditgeber auftreten. Im Hinblick auf die vom Finanzintermediär oder seinen Managern für die Umsetzung der Maßnahme erbrachten Dienstleistungen kann kein Steueranreiz gewährt werden.

3.4. Geeignetheit der Beihilfemaßnahme

3.4.1. Geeignetheit im Vergleich zu anderen Politik- und Beihilfeinstrumenten 80. Um das festgestellte Marktversagen zu beheben und die mit der Maßnahme

verfolgten politischen Ziele zu erreichen, muss die vorgeschlagene Risikofinanzierungsmaßnahme im Vergleich zu anderen Politikinstrumenten als staatliche Beihilfen oder im Vergleich zu anderen Arten von Instrumenten staatlicher Beihilfe ein geeignetes Instrument darstellen, das gleichzeitig den

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Wettbewerb am wenigsten beeinträchtigt. Die Wahl der spezifischen Maßnahme im Vergleich zu anderen Politikinstrumenten muss durch die Ex-ante-Prüfung gerechtfertigt sein.

81. In einem ersten Schritt prüft die Kommission, ob und inwieweit die Risikofinanzierungsmaßnahme im Vergleich zu anderen Politikinstrumenten als geeignetes Instrument zur Förderung der Bereitstellung von Risikofinanzierungen für förderfähige Unternehmen angesehen werden kann. Beihilfen sind nicht das einzige Politikinstrument, mit dem die Mitgliedstaaten die Bereitstellung von Risikofinanzierungen für förderfähige Unternehmen erleichtern können. Die Mitgliedstaaten können auch andere zusätzliche Politikinstrumente sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite verwenden, etwa Regulierungsmaßnahmen zur Förderung des Funktionierens der Finanzmärkte, Maßnahmen zur Verbesserung des Geschäftsumfelds oder Beratungsdienste in den Bereichen Investitionsbereitschaft und öffentliche Investitionen im Einklang mit dem Grundsatz des marktwirtschaftlich handelnden Kapitalgebers.

82. Im Rahmen der Ex-ante-Prüfung müssen die bestehenden und, wenn möglich, auch die geplanten einzelstaatlichen und europäischen politischen Maßnahmen geprüft werden, mit denen dasselbe festgestellte Marktversagen behoben werden soll, wobei der Wirksamkeit und Effizienz anderer Politikinstrumente, Größenvorteilen und anderen politischen Auswirkungen Rechnung zu tragen ist. Das Ergebnis der Ex-ante-Prüfung muss zeigen, dass das festgestellte Marktversagen nicht angemessen durch andere Politikinstrumente behoben werden kann. Die vorgeschlagene Risikofinanzierungsmaßnahme muss mit der allgemeinen KMU-Finanzierungspolitik des betreffenden Mitgliedstaats im Einklang stehen und andere Politikinstrumente, die auf dieselben Marktbedürfnisse ausgerichtet sind, ergänzen.

83. In einem zweiten Schritt prüft die Kommission, ob die vorgeschlagene Maßnahme besser geeignet ist als andere Instrumente staatlicher Beihilfe, die zur Behebung desselben Marktversagens dienen. Staatliche Beihilfen zur Förderung der Bereitstellung von Risikofinanzierungen können in verschiedener Form wie selektive Steueranreize, Finanzinstrumente zu vergünstigten Konditionen oder direkte Zuschüsse gewährt werden. In diesem Zusammenhang besteht eine allgemeine Vermutung, dass Finanzinstrumente weniger Wettbewerbsverzerrungen hervorrufen als direkte Zuschüsse und somit besser geeignet sind. Es gibt jedoch eine ganze Reihe möglicher Eigen- und Fremdkapitalinstrumente oder Garantien mit unterschiedlichen Risiko-Rendite-Profilen sowie verschiedenen Bereitstellungsarten und Finanzierungsstrukturen, deren Geeignetheit von der Art der zu schließenden Finanzierungslücke abhängt.

84. Zum Beispiel sollten die Mitgliedstaaten begründen, weshalb Steueranreize für Investoren besser geeignet sind als Finanzinstrumente, um das festgestellte Marktversagen zu beheben. Ebenso sollten die Mitgliedstaaten rechtfertigen, warum die Einrichtung eines regionalen Fonds besser geeignet ist als die Einrichtung eines nationalen Fonds oder eines Dachfonds.

85. Die Kommission wird unter Berücksichtigung der Investitionsstrategie des Fonds prüfen, ob die Ausgestaltung der Maßnahme eine effiziente Finanzierungsstruktur bietet, um ein effizientes Arbeiten zu gewährleisten. In dieser Hinsicht wird die Kommission Maßnahmen als positiv betrachten, an denen Dachfonds beteiligt sind, die in mehrere zugrunde liegende Fonds investieren, sofern die gesamten Verwaltungsgebühren, die sich aus der Beteiligung mehrerer Finanzintermediäre ergeben, von erheblichen Effizienzgewinnen wettgemacht werden. Im Allgemeinen

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können solche Finanzierungsstrukturen im Hinblick auf ihre Größe, den Umfang der Investitionen und die Diversifikation des Portfolios effizienter und somit im Vergleich zu kleineren und/oder regionalen Fonds für private Investoren attraktiver sein.

86. Dachfonds und alternative Handelsplattformen können besonders effizient und für private Investoren besonders attraktiv sein, wenn sie in mehreren Mitgliedstaaten tätig sind. Somit wird die Kommission Dachfonds und alternative Handelsplattformen, die von mehreren Mitgliedstaaten eingerichtet wurden, positiv bewerten.

3.4.2. Voraussetzungen für Finanzinstrumente 87. Wenn staatliche Beihilfen in Form von Finanzinstrumenten gewährt werden,

müssen zusätzliche Mittel von anderen Marktteilnehmern mobilisiert und die Gewinne und Verluste, die sich aus der Bereitstellung der Risikofinanzierungen ergeben, zwischen den öffentlichen und privaten Investoren nach vorab festgelegten Kriterien aufgeteilt werden. Im Rahmen der Ex-ante-Prüfung muss eine vernünftige Schätzung der Hebelung vorgenommen werden, die angesichts des durch die Maßnahme zu behebenden Marktversagens angestrebt wird, d. h. es muss geschätzt werden, wie groß bei jedem einzelnen Portfolio oder jeder einzelnen Investition das Potenzial zur Mobilisierung zusätzlicher privater Mittel ist.

88. Eine Mindesthebelung, die unter den in Artikel 19 Absatz 10 der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung festgelegten Prozentsätzen liegt, ist nur dann gerechtfertigt, wenn im Rahmen der Ex-ante-Prüfung ein ausgeprägteres Marktversagen festgestellt wurde.

89. Im Falle von Eigenkapitalinstrumenten kann nicht automatisch von einem Anreizeffekt ausgegangen werden, nur weil durch die Maßnahme Finanzmittel vom Markt mobilisiert werden. Stattdessen muss nachgewiesen werden, dass die Maßnahme zusätzliche Finanzmittel privater Investoren mobilisiert, die sonst entweder nicht oder aber in anderer Form, in anderem Umfang oder zu anderen Bedingungen bereitgestellt worden wären.

90. Bei Fremdkapitalinstrumenten könnte dies bedeuten, dass KMU ohne Erfolgsbilanz oder einer höheren Anzahl von KMU Kredite gewährt werden als dies im Kreditportfolio des Finanzintermediärs standardmäßig der Fall ist. Um sicherzustellen, dass Fremdkapitalinstrumente keine kommerziellen Finanzprodukte ersetzen, muss der Vorteil an die Endempfänger weitergereicht werden, z. B. in Form niedrigerer Zinsen oder günstigerer als normalerweise bei dem Finanzintermediär angewandter Bedingungen.

91. Die Fähigkeit der Maßnahme, die gewünschte Hebelung zu erreichen, hängt letztendlich von der Ausgestaltung der Maßnahme im Hinblick auf die Risiko-Rendite-Teilung zwischen öffentlichen und privaten Investoren ab. Die genaue Art der Anreize muss im Rahmen eines offenen und diskriminierungsfreien Verfahrens zur Auswahl der Investoren und Finanzintermediäre bestimmt werden. Dachfondsmanager sollten sich im Rahmen ihres Anlagemandats rechtsverbindlich dazu verpflichten, in einem wettbewerblichen Verfahren zur Auswahl förderfähiger Fonds und Investoren Vorzugsbedingungen festzulegen.

92. Der Finanzintermediär oder sein Manager kann neben dem Mitgliedstaat als Koinvestor einen Betrag investieren, der im Hinblick auf die Finanzausstattung des Managers erheblich ist, sofern jeder potenzielle Interessenkonflikt vermieden wird. Eine solche Koinvestition könnte dem Manager einen Anreiz bieten,

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verantwortungsbewusste Investitionsentscheidungen im Einklang mit den festgelegten politischen Zielen zu treffen. Die Fähigkeit des Managers, Investitionen aus eigenen Mitteln zu tätigen, muss eines der Auswahlkriterien darstellen.

93. Die Mitgliedstaaten können auf Nicht-Pari-Passu-Basis auf eine Reihe von Finanzinstrumenten wie Eigenkapitalinstrumente (Eigenkapital- oder eigenkapitalähnliche Investitionen) oder Fremdkapitalinstrumente (Darlehen, einschließlich nachrangiger Darlehen und Leasinggeschäfte) oder Garantien zurückgreifen. Bergen Kredite ein aktienähnliches Risiko, so sollten sie unabhängig von ihrer Rechtsform (z. B. Wandelanleihen oder -darlehen oder Darlehen mit Wandlungsoption) als Eigenkapital- oder eigenkapitalähnliche Anlageinstrumente angesehen werden.

a) Eigenkapitalinvestitionen

94. Im Rahmen von Eigenkapitalinstrumenten können Eigenkapital- oder eigenkapitalähnliche Investitionen in ein Unternehmen getätigt werden, durch die der Investor ein bestimmtes Maß an Kontrolle über das Unternehmen erlangt.

95. Eigenkapitalinstrumente können verschiedene asymmetrische Merkmale aufweisen und so zu einer unterschiedlichen Behandlung der Investoren führen, da einige von ihnen stärker am Risiko oder an den Gewinnen beteiligt sein können als andere. Um die Risiken für die privaten Investoren zu begrenzen, kann die Maßnahme eine Absicherung nach oben (der öffentliche Investor verzichtet auf einen Teil seiner Rendite), eine Absicherung gegen einen Teil der Verluste (Begrenzung der Verluste für den privaten Investor) oder eine Kombination aus beidem bieten.

96. Im Allgemeinen bevorzugt die Kommission eine asymmetrische Gewinnverteilung in Kombination mit demselben Verlustrisiko, da dies einen stärkeren Anreiz für die privaten Investoren bietet, gewinnbringende Investitionen zu tätigen. Dies führt zu einer besseren Angleichung der Interessen zwischen öffentlichen und privaten Investoren. Mechanismen zur Absicherung nach unten, bei denen der öffentliche Investor unter Umständen dem Risiko einer schwachen Wertentwicklung ausgesetzt ist, können hingegen zu abweichenden Interessen und zu schlechten Anlageentscheidungen der Finanzintermediäre oder Investoren führen. Allerdings könnte eine Absicherung nach unten bei sehr risikoreichen Kategorien von Endempfängern notwendig sein.

97. Die Kommission ist der Auffassung, dass Eigenkapitalinstrumente mit einer Renditeobergrenze33, Kaufoptionen34 und eine asymmetrische Verteilung der Erträge und Investitionsmittel35 gute Anreize bieten, insbesondere in Situationen, in denen das Marktversagen weniger ausgeprägt ist.

98. Eigenkapitalinstrumente mit einer asymmetrischen Verlustteilung, bei denen die in der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung festgelegten Grenzwerte

33 Begrenzung der Rendite für den öffentlichen Investor bei einer bestimmten, vorab festgelegten Rate

(Hurdle Rate): Wenn die im Voraus festgelegte Rendite überschritten wird, werden alle darüber hinausgehenden Erträge allein an die privaten Investoren ausgeschüttet.

34 Kaufoptionen auf von den öffentlichen Investoren gehaltene Aktien: Den privaten Investoren wird das Recht eingeräumt, eine Kaufoption auszuüben, um die von den öffentlichen Investoren gehaltenen Aktien zu einem vorab festgelegten Ausübungspreis aufzukaufen.

35 Asymmetrische Verteilung der Erträge und Investitionsmittel: Investitionsmittel werden auf Pari-Passu-Basis von den öffentlichen und privaten Investoren angefordert, während die anfallenden Erträge asymmetrisch verteilt werden. Die privaten Investoren erhalten bis zu der vorab festgelegten Hurdle Rate einen größeren Teil der ausgeschütteten Erträge als ihnen nach den von ihnen gehaltenen Anteilen eigentlich zustehen würde.

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überschritten werden, sind nur bei Maßnahmen zur Behebung eines schweren, im Rahmen der Ex-ante-Prüfung festgestellten Marktversagens gerechtfertigt, beispielsweise bei Maßnahmen, die insbesondere auf Unternehmensneugründungen ausgerichtet sind. Um eine übermäßige Absicherung nach unten zu verhindern, muss das vom öffentlichen Investor zu tragende Erstverlustrisiko36 begrenzt sein. Um eine Angleichung der Interessen mit dem Staat und den Investoren zu gewährleisten, müssen die Finanzintermediäre mindestens [10 %] in dieselbe Erstverlust-Tranche wie der Mitgliedstaat investieren. Der Mitgliedstaat darf nur unter Pari-Passu-Bedingungen in höherrangige Tranchen investieren.

b) Direkt zahlungsfinanzierte Fremdkapitalinstrumente: Darlehen

99. Im Rahmen von Risikofinanzierungsmaßnahmen können entweder dem Finanzintermediär oder dem Endempfänger Darlehen gewährt werden.

100. Direkt zahlungsfinanzierte Fremdkapitalinstrumente können verschiedene Formen annehmen, etwa nachrangige Darlehen und Darlehen mit Risikoteilung im Portfolio. Nachrangige Darlehen können an Finanzintermediäre vergeben werden, um deren Kapitalstruktur zu stärken, damit sie förderfähigen Unternehmen zusätzliche Finanzmittel zur Verfügung stellen können. Bei Darlehen mit Risikoteilung im Portfolio handelt es sich um Darlehen, die Finanzintermediären gewährt werden, welche sich bis zu einem bestimmten Kofinanzierungssatz zur Kofinanzierung eines neuen Darlehens- oder Leasing-Portfolios für förderfähige Unternehmen verpflichten; dies wird mit einer Teilung des Kreditrisikos des Portfolios für jedes einzelne Darlehen (oder jedes einzelne Leasinggeschäft) kombiniert. In beiden Fällen handelt der Finanzintermediär in Bezug auf die förderfähigen Unternehmen als Koinvestor, genießt jedoch gegenüber dem öffentlichen Investor/Kreditgeber eine Vorzugsbehandlung, da das Instrument sein eigenes Kreditrisiko begrenzt, das sich aus dem zugrunde liegenden Kreditportfolio ergibt.

101. Veranlassen die Risikominderungseigenschaften des Instruments den öffentlichen Investor/Kreditgeber dazu, mehr als 20 % der Erstverlust-Tranche des zugrunde liegenden Kreditportfolios, d. h. einen über dem in Artikel 19 Absatz 11 Buchstabe b festgelegten Höchstsatz liegenden Anteil, zu übernehmen, ist eine solche Maßnahme im Allgemeinen nur dann gerechtfertigt, wenn im Rahmen der Ex-ante-Prüfung eindeutig ein schweres Marktversagen festgestellt wurde. In den meisten Fällen wertet die Kommission Maßnahmen, die den Erstverlust für den öffentlichen Investor explizit begrenzen, als positiv, insbesondere wenn diese Obergrenze [30 %] nicht übersteigt. Darüber hinaus sollten Darlehen mit Risikoteilung im Portfolio eine beträchtliche Koinvestitionsrate seitens des ausgewählten Finanzintermediärs gewährleisten. Dies ist der Fall, wenn die Koinvestitionsrate 40 % des Werts des zugrunde liegenden Kreditportfolios oder mehr beträgt.

102. Wenn direkt zahlungsfinanzierte Fremdkapitalinstrumente zur Refinanzierung bestehender Darlehen genutzt werden, wird nicht davon ausgegangen, dass sie einen Anreizeffekt besitzen; somit können Beihilfeelemente solcher Instrumente nicht als mit dem AEUV vereinbar angesehen werden.

36 Erstverlust-Tranche: Unterste Risikotranche, auf die die erwarteten Verluste des Zielportfolios

entfallen.

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c) Nicht direkt zahlungsfinanzierte Fremdkapitalinstrumente: Garantien

103. Im Rahmen von Risikofinanzierungsmaßnahmen können entweder den Finanzintermediären oder den Endempfängern Garantien gewährt werden. Außerhalb des durch die Allgemeine Gruppenfreistellungsverordnung geschützten Bereichs werden Garantieinstrumente, die die Voraussetzungen der Randnummern 104 bis 107 erfüllen, von der Kommission im Allgemeinen als positiv gewertet.

104. Garantien sollten auf Portfoliobasis gewährt werden. In hinreichend begründeten Fällen können Garantien aber auch für die einzelnen Portfoliopositionen, d. h. für die einzelnen Fremdkapitalinstrumente, gewährt werden. Zu den Transaktionen, für die eine Garantie in Anspruch genommen werden kann, gehören neu bereitgestellte Risikokreditfinanzierungen, etwa Fremdkapital- oder Leasinginstrumente, sowie eigenkapitalähnliche Instrumente. Die Finanzintermediäre können die Transaktionen, die sie in das von der Garantie abgedeckte Portfolio aufnehmen möchten, auswählen, solange diese Transaktionen mit den für die Risikofinanzierungsmaßnahme festgelegten Förderfähigkeitskriterien im Einklang stehen. Der angebotene Garantiesatz sollte eine geeignete Risikoteilung mit den Finanzintermediären gewährleisten.

105. Im Allgemeinen dürfen Garantieinstrumente höchstens [80 %] der Verluste abdecken, die durch einzelne, von der Garantie abgedeckte Transaktionen entstanden sind (Garantiehöchstsatz). In hinreichend begründeten Fällen, wenn dies durch die Ergebnisse der Ex-ante-Prüfung gerechtfertigt ist, kann der Garantiesatz höher sein. Dies könnte bei Garantien für Darlehen oder eigenkapitalähnliche Instrumente für KMU vor ihrem ersten kommerziellen Verkauf der Fall sein.

106. Nur begrenzte Garantien mit einer Zahlungsobergrenze (Cap Rate) für den von der Garantie abgedeckten Teil des Portfolios werden von der Kommission als mit dem AEUV vereinbar erklärt. Die Cap Rate sollte lediglich die erwarteten Verluste abdecken; nur in hinreichend begründeten Fällen sollten auch die unerwarteten Verluste abgedeckt werden. Der Preis für Garantien mit einer Cap Rate, die auch unerwartete Verluste abdeckt, sollte die zusätzliche Risikodeckung widerspiegeln. Die Cap Rate sollte 30 % nicht übersteigen. Garantien ohne Cap Rate (Garantien mit einem Garantiesatz, aber ohne Cap Rate) können in hinreichend begründeten Fällen gewährt werden, wobei ihr Preis der durch die Garantie gebotenen zusätzlichen Risikodeckung Rechnung tragen sollte.

107. Die Laufzeit der Garantie sollte, ungeachtet der Laufzeit der einzelnen von der Garantie abgedeckten Fremdkapitalinstrumente, die länger sein kann, auf höchstens [10] Jahre begrenzt sein. Die Garantie kann herabgesetzt werden, wenn der Finanzintermediär in einem bestimmten Zeitraum nicht einen gewissen Mindestbetrag in das Portfolio investiert. Bereitstellungsprovisionen können unter Umständen für nicht in Anspruch genommene Beträge in Rechnung gestellt werden. Es sollte auf verschiedene Methoden wie Bereitstellungsprovisionen, auslösende Ereignisse oder Meilensteine zurückgegriffen werden, um den Intermediären einen Anreiz zu bieten, das vereinbarte Volumen zu erreichen.

3.4.3. Voraussetzungen für steuerliche Instrumente 108. Wie in Abschnitt 3.3.2 Buchstabe d erwähnt, ist der Anwendungsbereich der

Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung auf Steueranreize für diejenigen Investoren beschränkt, bei denen es sich um natürliche Personen handelt. Daher müssen Maßnahmen bei der Kommission angemeldet werden, in deren Rahmen Unternehmensinvestoren Steueranreize geboten werden, um diese dazu zu ermutigen, in förderfähige Unternehmen zu investieren, sei es direkt oder indirekt

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durch den Kauf von Aktien in einem entsprechenden Fonds oder einer anderen Art von Organismus für gemeinsame Anlagen, der in solche Unternehmen investiert.

109. In der Regel müssen die Mitgliedstaaten ihre steuerlichen Maßnahmen unter Berücksichtigung des im Rahmen der Ex-ante-Prüfung festgestellten Marktversagens festlegen und ihr Instrument somit auf eine eindeutig definierte Kategorie förderfähiger Unternehmen ausrichten.

110. Steueranreize für Unternehmen können in Form von Einkommensteuererleichterungen und/oder Steuererleichterungen bei der Besteuerung von Dividenden und anderen Kapitalerträgen, einschließlich Steuergutschriften und Steuerstundungen, gewährt werden. Als mit dem AEUV vereinbar betrachtete die Kommission in früheren Beschlüssen im Allgemeinen Einkommensteuererleichterungen mit bestimmten Obergrenzen im Hinblick auf den prozentualen Höchstsatz des investierten Betrags, den der Investor von der Steuer absetzen konnte, oder im Hinblick auf den Höchstbetrag der Steuerersparnis, der von der Steuerschuld des Investors abgezogen werden konnte. Darüber hinaus kann eine Kapitalertragsteuerschuld, die sich aus der Veräußerung gehaltener Aktien ergibt, gestundet werden, wenn die Kapitalerträge innerhalb eines bestimmten Zeitraums in förderfähige Anlagen reinvestiert werden, während die aus einer solchen Veräußerung resultierenden Verluste von den Erträgen aus anderen, derselben Steuer unterliegenden Aktien abgezogen werden können.

111. Im Allgemeinen ist die Kommission der Auffassung, dass solche Arten steuerlicher Maßnahmen geeignet sind und somit einen Anreizeffekt haben, wenn der Mitgliedstaat nachweisen kann, dass die Auswahl der förderfähigen Unternehmen auf der Grundlage gut strukturierter Investitionsanforderungen erfolgt ist, die mit geeigneter Publizität veröffentlicht wurden und in denen die Merkmale der förderfähigen, mit einem nachgewiesenen Marktversagen konfrontierten Unternehmen festgelegt sind.

112. Ungeachtet der Möglichkeit, eine Maßnahme zu verlängern, müssen steuerliche Regelungen auf einen Zeitraum von zehn Jahren begrenzt sein. Wird die Regelung nach zehn Jahren verlängert, muss der Mitgliedstaat eine neue Ex-ante-Prüfung durchführen und die Wirksamkeit der Regelung während ihrer Laufzeit bewerten.

113. Bei ihrer Prüfung wird die Kommission den besonderen Merkmalen des entsprechenden einzelstaatlichen Steuersystems, den Zielen des Aktionsplans zur Verstärkung der Bekämpfung von Steuerbetrug und Steuerhinterziehung37 sowie der Empfehlung der Kommission betreffend aggressive Steuerplanung und der Empfehlung der Kommission für Maßnahmen, durch die Drittländer zur Anwendung von Mindeststandards für verantwortungsvolles Handeln im Steuerbereich veranlasst werden sollen38, Rechnung tragen. Darüber hinaus muss sichergestellt werden, dass die Vorschriften zum Informationsaustausch zwischen Steuerbehörden zur Verhinderung von Steuerbetrug und Steuerhinterziehung ordnungsgemäß eingehalten werden.

114. Der Steuervorteil muss für alle Investoren in Frage kommen, die die erforderlichen Kriterien erfüllen, unabhängig davon, wo sie ansässig sind, sofern das betreffende

37 Aktionsplan zur Verstärkung der Bekämpfung von Steuerbetrug und Steuerhinterziehung (COM(2012)

722 final). 38 Empfehlung der Kommission vom 6.12.2012 betreffend aggressive Steuerplanung (C(2012) 8806

final); Empfehlung der Kommission vom 6.12.2012 für Maßnahmen, durch die Drittländer zur Anwendung von Mindeststandards für verantwortungsvolles Handeln im Steuerbereich veranlasst werden sollen (C(2012) 8805 final).

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Land die Mindeststandards für verantwortungsvolles staatliches Handeln im Steuerwesen einhält. Die Mitgliedstaaten sollten daher eine geeignete Publizität im Hinblick auf den Umfang und die technischen Parameter der Maßnahme gewährleisten. In diesen sollten die entsprechenden Obergrenzen für den maximalen Vorteil, der jedem einzelnen Investor im Rahmen der Maßnahme gewährt werden kann, sowie der Höchstbetrag, der in einzelne förderfähige KMU investiert werden darf, enthalten sein.

3.4.4. Voraussetzungen für Maßnahmen zur Förderung alternativer Handelsplattformen

115. Beihilfen für die Betreiber alternativer Handelsplattformen können gerechtfertigt sein, wenn sie zur Behebung des Marktversagens dienen, das den Zugang der förderfähigen Unternehmen zu Finanzmitteln behindert. Um eine ordnungsgemäße Analyse des Anreizeffekts zu ermöglichen, muss die Art der von der staatlichen Beihilfe abzudeckenden Kosten im Voraus ermittelt werden, um sicherzustellen, dass diese Kosten in Anbetracht des Tätigkeitsbereichs der Plattform und der förderfähigen Unternehmen, in die die Plattform investiert, nicht kurzfristig wieder hereingeholt werden können.

116. Der Betreiber der Plattform muss einen Geschäftsplan vorlegen, der belegt, dass sich die geförderte Plattform in weniger als [10] Jahren finanziell selbst tragen können wird. Des Weiteren müssen in der Anmeldung plausible kontrafaktische Fallkonstellationen angeführt werden, d. h. es muss ein Vergleich angestellt werden zwischen den Situationen, mit denen die handelbaren Unternehmen im Hinblick auf den Zugang zu den erforderlichen Finanzmitteln mit der Beihilfe und ohne die Beihilfe konfrontiert wären.

3.5. Anreizeffekt der Beihilfe

117. Staatliche Beihilfen können nur dann als mit dem AEUV vereinbar erachtet werden, wenn sie einen Anreizeffekt haben, d. h. wenn sie das Verhalten des Beihilfeempfängers dahingehend beeinflussen, dass er Tätigkeiten in Angriff nimmt, die er aufgrund des Marktversagens ohne die Beihilfe nicht oder nur in geringerem Umfang ausüben würde. Auf Ebene der förderfähigen Unternehmen liegt ein Anreizeffekt vor, wenn der Endempfänger Finanzmittel mobilisieren kann, die andernfalls nicht in derselben Form, demselben Umfang oder zu demselben Zeitpunkt zur Verfügung gestanden hätten.

118. Die Risikofinanzierungsmaßnahme muss marktwirtschaftlich handelnden Investoren einen Anreiz bieten, potenziell lebensfähigen Unternehmen mehr Finanzmittel zur Verfügung zu stellen als es derzeit der Fall ist und/oder zusätzliche Risiken auf sich zu nehmen. Es wird davon ausgegangen, dass ein Anreizeffekt vorliegt, wenn die Risikofinanzierungsmaßnahme zur Mobilisierung von Investitionen von Marktteilnehmern führt, so dass die Summe aller Finanzmittel, die den förderfähigen Unternehmen zur Verfügung gestellt werden, die Mittelausstattung der Maßnahme übersteigt. Somit sollte ein zentrales Kriterium bei der Auswahl der Finanzintermediäre deren Fähigkeit sein, zusätzliche private Investitionen zu mobilisieren.

119. Die Prüfung des Vorliegens eines Anreizeffekts ist eng mit der in Abschnitt 3.3 dargelegten Feststellung eines Marktversagens verbunden. Die Fähigkeit der Maßnahme, die gewünschte Hebelwirkung zu erreichen, hängt letztendlich von der Ausgestaltung der Maßnahme im Hinblick auf die Risiko-Rendite-Teilung

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zwischen öffentlichen und privaten Investoren ab und ist ebenfalls eng mit der Frage verbunden, ob die Beihilfemaßnahme geeignet ist. Sobald das Marktversagen ordnungsgemäß festgestellt worden ist und die Maßnahme in geeigneter Weise gestaltet wurde, kann davon ausgegangen werden, dass ein Anreizeffekt vorliegt.

3.6. Angemessenheit der Beihilfe (Beschränkung der Beihilfe auf das

erforderliche Minimum)

120. Die staatliche Beihilfe muss in einem angemessenen Verhältnis zu dem Marktversagen stehen, das behoben werden soll, um die politischen Ziele zu erreichen. Sie muss im Einklang mit dem Grundsatz der Wirtschaftlichkeit der Haushaltsführung kosteneffizient gestaltet sein. Damit eine Beihilfemaßnahme als angemessen angesehen werden kann, muss die Beihilfe auf das Minimum beschränkt sein, das unbedingt erforderlich ist, um auf dem Markt Mittel zur Schließung der ermittelten Finanzierungslücke zu mobilisieren, ohne dass daraus ungerechtfertigte Vorteile entstehen.

121. Auf der Ebene der Endempfänger wird eine Risikofinanzierungsbeihilfe in der Regel als angemessen angesehen, wenn der im Rahmen der Maßnahme vorgesehene Gesamtbetrag der (öffentlichen und privaten) Konsortialfinanzierung auf den Umfang der in der Ex-ante-Prüfung ermittelten Finanzierungslücke beschränkt ist. Auf der Ebene der Investoren muss die Beihilfe auf das Minimum beschränkt sein, das erforderlich ist, um privates Kapital zu mobilisieren, damit eine Mindesthebelwirkung erzielt und die Finanzierungslücke geschlossen wird.

122. Insbesondere ist die Maßnahme nach Auffassung der Kommission angemessen, wenn alle Voraussetzungen der Randnummern 123 bis 137 erfüllt sind.

3.6.1. Voraussetzungen für Finanzinstrumente a) Grenzen der Risiko-Rendite-Teilung zwischen öffentlichen und privaten

Investoren

123. Die Maßnahme muss gewährleisten, dass zwischen den Vorzugsbedingungen, die ein Finanzinstrument bietet, um die Hebelwirkung zu maximieren und das festgestellte Marktversagen zu beheben, und der Notwendigkeit, mit dem Instrument eine ausreichende Rendite zu erwirtschaften, um operativ rentabel zu bleiben, ein ausgewogenes Verhältnis besteht.

124. Eine asymmetrische risikobereinigte Rendite oder Risiko-Rendite-Teilung, die sich im Wege einer offenen, transparenten und diskriminierungsfreien Ausschreibung zur Auswahl privater Investoren ergibt, ist nach Auffassung der Kommission angemessen und entspricht einer angemessenen Kapitalrendite. Ein ordnungsgemäß durchgeführtes Auswahlverfahren ist nach Auffassung der Kommission stets die beste Möglichkeit zur Ermittlung der angemessenen Kapitalrendite.

125. Wenn die privaten Investoren nicht im Wege einer solchen Ausschreibung ausgewählt werden, muss die angemessene Kapitalrendite von einem unabhängigen Sachverständigen anhand einer Analyse der Marktbenchmarks und der Marktrisiken unter Anwendung von Discounted-Cashflow-Methoden ermittelt werden, damit es nicht zu einer Überkompensation der Investoren beziehungsweise Finanzintermediäre kommt. Auf dieser Grundlage muss der unabhängige Sachverständige die Mindesthöhe der angemessenen Kapitalrendite errechnen und eine den Risiken entsprechende Marge hinzufügen.

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126. In einem solchen Fall müssen geeignete Vorschriften für die Bestellung des unabhängigen Sachverständigen vorhanden sein, der die angemessene Kapitalrendite ermitteln soll. Der Sachverständige muss mindestens eine Zulassung für solche Beratungsleistungen besitzen, bei den einschlägigen Berufsverbänden registriert sein, die von diesen Verbänden erlassenen Standes- und Berufsvorschriften einhalten, unabhängig sein und für die Richtigkeit seiner Gutachten haften. Die unabhängigen Sachverständigen sind grundsätzlich im Wege eines offenen, transparenten und diskriminierungsfreien Auswahlverfahrens auszuwählen. Ein unabhängiger Sachverständiger darf innerhalb eines Zeitraums von [5] Jahren nicht zweimal bestellt werden.

127. In die Maßnahmen können daher verschiedene öffentliche und private Investitionen mit asymmetrischer Gewinnbeteiligung oder asymmetrischer zeitlicher Staffelung einbezogen sein, solange die erwarteten risikobereinigten Renditen für die privaten Investoren auf die angemessene Kapitalrendite beschränkt sind.

b) Vergütung von Finanzintermediären, Managern und betrauten Einrichtungen

128. Die Kommission ist grundsätzlich der Auffassung, dass die Beihilfe durch eine wirtschaftliche Angleichung der Interessen zwischen den Mitgliedstaaten und den Finanzintermediären, ihren Managern beziehungsweise den betrauten Einrichtungen minimiert werden kann. Die in Rede stehenden Interessen müssen sowohl hinsichtlich der Verwirklichung der konkreten politischen Ziele als auch hinsichtlich der finanziellen Leistung des öffentlichen Instruments angeglichen werden.

129. Die Vergütung der Finanzintermediäre beziehungsweise ihrer Manager muss eine nicht unerhebliche leistungsabhängige Komponente umfassen, mit der ihre finanzielle Leistung und die Erreichung der zuvor festgelegten konkreten politischen Ziele belohnt werden. Die Höhe der leistungsbezogenen Gebühren sollte auf der Grundlage der Praxis im Zielmarktsegment und der Investitionsstrategie gerechtfertigt sein. Die Manager müssen nicht nur für die erfolgreiche Vermittlung (Auszahlung) und die Höhe des beschafften privaten Kapitals vergütet werden, sondern auch für die erzielte Kapitalrendite, zum Beispiel Einnahmen und Kapitalerträge oberhalb einer bestimmten Mindestrendite oder Hurdle Rate.

130. Die Gesamtverwaltungsgebühren dürfen nicht höher sein als die Betriebs- und Verwaltungskosten für die Anwendung des betreffenden Finanzinstruments und müssen auf nachhaltige Weise im Einklang mit der marktüblichen Praxis und ohne Verzerrung der Angleichung der Interessen die Kosten decken. Die Gebühren dürfen keine Investitionskosten umfassen.

131. Die Finanzintermediäre, ihre Manager beziehungsweise die betrauten Einrichtungen müssen im Wege einer offenen, transparenten und diskriminierungsfreien Ausschreibung ausgewählt werden. Die allgemeine Gebührenstruktur des Finanzintermediärs, seiner Manager oder der betrauten Einrichtung kann dann bei der Bewertung im Rahmen des Auswahlverfahrens berücksichtigt und die Höchstvergütung auf der Grundlage der Auswahl festgelegt werden.

132. In bestimmten begründeten Fällen können der Finanzintermediär, seine Manager oder die betraute Einrichtung ohne offene Ausschreibung ausgewählt und stattdessen nach einem anderen geeigneten Verfahren benannt werden. Dies gilt insbesondere für die EIB, den EIF und betraute Einrichtungen. Eine solche Benennung kann gerechtfertigt sein, wenn nach einer Ausschreibung für potenzielle

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betraute Einrichtungen keine geeigneten Vorschläge eingereicht wurden. Ferner könnte ein Verhandlungsverfahren gerechtfertigt sein, wenn für eine Finanzierungsmaßnahme mit spezifischen Merkmalen eine besondere Art von Einrichtung mit spezifischer Fachkompetenz und hohem Spezialisierungsgrad benötigt wird.

133. Wird kein offenes Auswahlverfahren durchgeführt, so müssen die Gesamtverwaltungskosten und -gebühren des Finanzintermediärs, seiner Manager oder der betrauten Einrichtung begrenzt werden. Bei Finanzinstrumenten, mit denen Eigenkapital bereitgestellt wird, sollte die Gesamtvergütung des Fondsverwalters grundsätzlich nicht mehr als [3] % des in den Fonds einzubringenden Kapitals betragen.

3.6.2. Voraussetzungen für steuerliche Instrumente 134. Nach Auffassung der Kommission müssen Steuervergünstigungen, bei denen nicht

alle Voraussetzungen der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung gegeben sind, die Voraussetzungen der Randnummern 135 bis 137 erfüllen, um als angemessen gelten zu können:

135. Die Gesamtinvestition für jedes begünstigte Unternehmen darf nicht mehr als [10] Mio. EUR betragen.

136. Im Falle von Steuervergünstigungen dürfen Investoren, die Finanzierungen für förderfähige Unternehmen bereitstellen, Vergünstigungen in Höhe von bis zu [30] % des für förderfähige Investitionen bereitgestellten Betrags erhalten, sofern der Höchstbetrag der vor Anwendung der steuerlichen Regelung bestehenden Einkommensteuerschuld des Investors nicht überschritten wird. Verluste aus der Veräußerung von Aktien können von der Einkommensteuer abgesetzt werden. Im Falle von Steuervergünstigungen in Bezug auf Dividenden können für förderfähige Aktien erhaltene Dividenden in vollem Umfang von der Einkommensteuer befreit werden. Ebenso können im Falle von Vergünstigungen bei der Kapitalertragsteuer Gewinne aus dem Verkauf förderfähiger Aktien in vollem Umfang von der Kapitalertragsteuer befreit werden. Die Zahlung der Kapitalertragsteuerschuld für die Veräußerung bestehender förderfähiger Aktien kann aufgeschoben werden, sofern der Betrag innerhalb [1 Jahres] in förderfähige Aktien reinvestiert wird.

137. Unabhängig von der Art der Steuervergünstigung muss es sich bei den förderfähigen Aktien um in der Ex-ante-Prüfung festgelegte neu ausgegebene Stammaktien der Endempfänger mit vollem Risiko handeln, die mindestens [3-5] Jahre lang gehalten werden müssen. Die Vergünstigung darf nur für Investoren zur Verfügung stehen, die von dem Unternehmen, in das sie investieren, unabhängig sind.

3.7. Vermeidung übermäßiger negativer Auswirkungen auf Wettbewerb

und Handel

138. Staatliche Beihilfen müssen so gestaltet sein, dass Wettbewerbsverfälschungen begrenzt werden und der Binnenmarkt offen und wettbewerbsfähig bleibt. Dies führt in der Praxis dazu, dass bestimmte Maßnahmen ausgeschlossen und Fälle festgelegt werden, in denen zu erwarten ist, dass die negativen Auswirkungen die positiven überwiegen. In anderen Fällen müssen die negativen Auswirkungen gegen die positiven Auswirkungen der Maßnahme abgewogen werden. Bei Risikofinanzierungsmaßnahmen müssen die möglichen negativen Auswirkungen

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auf jeder Ebene geprüft werden, auf der eine Beihilfe vorliegen könnte: auf Ebene der Investoren, Anlagevermittler und ihrer Manager sowie der Endempfänger.

139. Um der Kommission die Möglichkeit zu geben, die Maßnahme auf mögliche negative Auswirkungen zu prüfen, kann der Mitgliedstaat ihr ihm vorliegende Studien sowie Ex-post-Evaluierungen von Regelungen übermitteln, die hinsichtlich der förderfähigen Unternehmen, der Finanzierungsstrukturen oder der Gestaltungsparametern und der Zielgebiete ähnlich sind.

140. Erstens können staatliche Beihilfen auf der Ebene des Marktes für Risikofinanzierungen eine Verdrängung privater Investitionen bewirken. Dies könnte dazu führen, dass private Investoren weniger Anreiz sehen, Finanzierungen für förderfähige Unternehmen bereitzustellen, und sie dazu veranlassen, abzuwarten, bis der Staat solche Investitionen fördert. Dieses Risiko wächst mit der Höhe der Gesamtfinanzierung zugunsten der Endempfänger, mit der Größe der begünstigten Unternehmen und mit ihrer Entwicklungsphase, da die Verfügbarkeit privater Finanzierungen unter diesen Umständen progressiv zunimmt. Zudem sollten staatliche Beihilfen nicht das mit Investitionen verbundene normale unternehmerische Risiko eliminieren, das die Investoren auch ohne staatliche Beihilfe eingegangen wären. Je genauer jedoch das Marktversagen bestimmt wird, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Risikofinanzierungsmaßnahme eine Verdrängung privater Investitionen bewirkt.

141. Zweitens können staatliche Beihilfen auf der Ebene der Finanzintermediäre durch Stärkung oder Aufrechterhaltung der Marktmacht eines Intermediärs, zum Beispiel bei der Versorgung des Marktes in einem bestimmten Gebiet, wettbewerbsverfälschend wirken. Selbst wenn Beihilfen eine erhebliche Marktmacht nicht direkt stärken, kann dies indirekt geschehen, indem die Expansion eines Wettbewerbers erschwert, ein Wettbewerber vom Markt verdrängt oder dem Markteintritt eines potenziellen neuen Wettbewerbers entgegengewirkt wird.

142. Vor allem wenn ein Mitgliedstaat einen öffentlichen Finanzintermediär ohne offene, transparente und diskriminierungsfreie Ausschreibung ernennt, wird die Kommission besonders auf die Marktmacht achten, über die der ausgewählte Intermediär auf dem relevanten Markt verfügt, und auf die möglichen negativen Auswirkungen auf den Wettbewerb, insbesondere Verdrängungseffekte auf private Finanzintermediäre.

143. Risikofinanzierungsmaßnahmen müssen auf wachstumsorientierte Unternehmen ausgerichtet sein, die trotz potenzieller Rentabilität und Wachstumsperspektiven nicht in der Lage sind, eine angemessene Finanzierung aus privaten Quellen sicherzustellen. Daher ist es unwahrscheinlich, dass eine Maßnahme zur Einrichtung eines öffentlichen Fonds, dessen Geschäftsplan die Rentabilität der förderfähigen Zielunternehmen nicht hinreichend belegt und bei dem die Risikofinanzierungsbeihilfe folglich eher den Charakter eines Zuschusses hat, der Abwägungsprüfung standhält.

144. Um die Aufrechterhaltung ineffizienter Marktstrukturen zu verhindern, werden kleine Investmentfonds mit regional beschränktem Tätigkeitsbereich, die nicht über eine angemessene Governance-Regelung verfügen, auf ihre Effizienz geprüft. Regionale Risikofinanzierungsregelungen haben wegen fehlender Diversifizierung möglicherweise keinen ausreichenden Umfang und Wirkungskreis, was ihre Effizienz verringern und dazu führen könnte, dass mangels einer ausreichenden Zahl an für Investitionen in Betracht kommenden Unternehmen weniger rentablen

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Unternehmen Beihilfen gewährt werden. Solche Investitionen könnten den Wettbewerb verfälschen und bestimmten Unternehmen ungerechtfertigte Vorteile verschaffen.

145. Drittens wird die Kommission auf der Ebene der Endempfänger prüfen, ob die Maßnahme wettbewerbsverfälschende Auswirkungen auf die Produktmärkte hat, auf denen die betreffenden Unternehmen miteinander konkurrieren. Zum Beispiel kann die Maßnahme den Wettbewerb verfälschen, wenn sie auf Unternehmen in sich unterdurchschnittlich entwickelnden Wirtschaftszweigen ausgerichtet ist. Auf einem Markt mit unterdurchschnittlichem Wachstum könnte insbesondere eine durch staatliche Beihilfen geförderte wesentliche Kapazitätszunahme eine übermäßige Wettbewerbsverfälschung bewirken, da die Schaffung oder Aufrechterhaltung von Überkapazitäten die Gewinnmargen schmälern, Investitionskürzungen der Wettbewerber oder sogar deren Ausscheiden aus dem Markt bewirken könnte. Außerdem könnten Unternehmen am Markteintritt gehindert werden. Die Folge wären ineffiziente Marktstrukturen, die langfristig auch für die Verbraucher von Nachteil sind. Wenn der Markt in den Zielwirtschaftszweigen wächst, gibt es in der Regel weniger Anlass für Bedenken, dass sich die Beihilfe negativ auf dynamische Anreize auswirken oder den Marktausstieg beziehungsweise den Markteintritt übermäßig erschweren könnte.

146. Staatliche Beihilfen könnten verhindern, dass Marktmechanismen greifen, die entweder durch Belohnung der effizientesten Hersteller oder durch Druck auf die am wenigsten effizienten Produzenten, der diese zu Verbesserungen, Umstrukturierungen oder zum Ausscheiden aus dem Markt bewegt, effiziente Ergebnisse erbringen. Wenn ineffiziente Unternehmen Beihilfen erhalten, könnten andere Unternehmen am Markteintritt oder einer Expansion gehindert und Innovationsanreize für Wettbewerber untergraben werden. Wenn Risikofinanzierungsbeihilfemaßnahmen jedoch so gestaltet sind, dass nur die rentableren und erfolgversprechenderen Unternehmen ausgewählt werden, dürfte diese Gefahr eher gering sein.

147. Die Kommission wird auch prüfen, ob negative Verlagerungseffekte möglich sind. In diesem Zusammenhang wird die Kommission die Wahrscheinlichkeit analysieren, dass durch regionale Fonds Anreize für eine Verlagerung innerhalb des Binnenmarkts geschaffen werden. Besonders groß ist die Gefahr einer solchen Verfälschung, wenn sich die Tätigkeit des Finanzintermediärs auf ein nicht gefördertes Gebiet konzentriert, das an Fördergebiete oder an ein Gebiet mit einer höheren oder der gleichen Regionalbeihilfehöchstintensität wie das Zielgebiet grenzt. Auch regionale Risikofinanzierungsmaßnahmen, die sich nur auf bestimmte Wirtschaftszweige konzentrieren, könnten negative Verlagerungseffekte haben.

148. Wenn die Maßnahme negative Auswirkungen hat, muss der Mitgliedstaat angeben, wie diese Verfälschungen minimiert werden können. So kann er nachweisen, dass die negativen Auswirkungen so gering wie möglich gehalten werden, wobei zum Beispiel der Gesamtumfang der Investition, die voraussichtlichen Beihilfeempfänger und die Merkmale der Zielwirtschaftszweige zu berücksichtigen sind. Bei der Abwägung der positiven und negativen Auswirkungen wird die Kommission auch dem Umfang der positiven Auswirkungen Rechnung tragen.

149. Die in diesen Leitlinien festgelegten Grundsätze werden von der Kommission nur auf Risikofinanzierungsregelungen angewandt. Auf Ad-hoc-Maßnahmen, mit denen Risikofinanzierungsbeihilfen für einzelne Unternehmen bereitgestellt werden, finden sie keine Anwendung.

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150. Es ist wichtig, daran zu erinnern, dass an Risikofinanzierungsbeihilfemaßnahmen (ausgenommen steuerliche Anreize für Direktinvestitionen in förderfähige Unternehmen) immer Finanzintermediäre beteiligt sein müssen. Deshalb kann eine Maßnahme, mit der ein Mitgliedstaat oder eine öffentliche Stelle ohne Beteiligung eines Finanzintermediärs Direktinvestitionen in Unternehmen tätigt, nicht nach den Beihilfevorschriften für Risikofinanzierungen für mit dem Binnenmarkt vereinbar erklärt werden.

151. Angesichts der deutlicheren Erfolgsbilanz großer Unternehmen und der von ihnen gebildeten Sicherheiten ist die Kommission der Auffassung, dass hinsichtlich des Zugangs dieser Unternehmen zu Finanzmitteln kein allgemeines Marktversagen vorliegt. In Abschnitt 3.3.1 Buchstabe a wird darauf hingewiesen, dass kleine Unternehmen mittlerer Kapitalisierung, die infolge der erfolgreichen Umsetzung ihrer Wachstumspläne nicht mehr unter die Definition der KMU fallen, nach wie vor den gleichen oder ähnlichen finanziellen Engpässen gegenüberstehen können wie andere junge KMU. Wie in Abschnitt 3.3.1 Buchstabe b erwähnt, können auch innovative Unternehmen mittlerer Kapitalisierung, die FuE- und Innovationsprojekte durchführen, mit finanziellen Engpässen konfrontiert sein, wenn sie versuchen, ihre FuE-Ergebnisse kommerziell zu verwerten. In solchen Fällen kann es notwendig sein, die Bereitstellung von Risikofinanzierungsbeihilfen vorzusehen.

152. Risikofinanzierungsbeihilfen dürfen nicht Unternehmen gewährt werden, die zum Handel an einer Börse oder auf einem regulierten Markt zugelassen sind, da ihre Notierung zeigt, dass sie in der Lage sind, sich private Finanzmittel zu beschaffen. Zudem handelt es sich bei börsennotierten Unternehmen zumeist um große Unternehmen, die nicht in den Anwendungsbereich dieser Leitlinien fallen.

153. Risikofinanzierungsbeihilfemaßnahmen ohne jede Beteiligung privater Investoren werden nicht für mit dem Binnenmarkt vereinbar erklärt. In solchen Fällen muss der Mitgliedstaat alternative politische Optionen in Betracht ziehen, die möglicherweise besser zur Erreichung derselben Ziele und Ergebnisse geeignet sind, zum Beispiel regionale Investitionsbeihilfen oder Anlaufbeihilfen.

154. Risikofinanzierungsbeihilfemaßnahmen, bei denen die privaten Investoren kein nennenswertes Risiko eingehen oder die Vorteile ausschließlich den privaten Investoren zufließen, werden nicht für mit dem Binnenmarkt vereinbar erklärt. Die Teilung der Risiken und Gewinne ist eine unabdingbare Voraussetzung dafür, dass der Staat sein finanzielles Risiko begrenzen und eine angemessene Rendite erhalten kann. Ferner muss gewährleistet sein, dass die Investitionsentscheidungen gewinnorientiert getroffen werden und dass die staatliche Beihilfe nicht das normale unternehmerische Risiko ersetzt.

155. Unbeschadet der Bereitstellung von Risikofinanzierungsbeihilfen zur Förderung von Ersatzkapital im Sinne des Artikels 19 Absatz 6 der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung dürfen Risikofinanzierungsbeihilfen nicht zur Förderung von Unternehmenskäufen verwendet werden.

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156. Ferner werden Risikofinanzierungsbeihilfen nicht als mit dem Binnenmarkt vereinbar angesehen, wenn sie folgenden Unternehmen gewährt werden:

a) Unternehmen in Schwierigkeiten im Sinne der Leitlinien der Gemeinschaft für staatliche Beihilfen zur Rettung und Umstrukturierung von Unternehmen in Schwierigkeiten39 in ihrer geänderten oder neuen Fassung;

b) Unternehmen, die eine unzulässige staatliche Beihilfe erhalten haben, die noch nicht vollständig zurückgezahlt wurde;

c) Unternehmen im Steinkohlenbergbau, in der Stahlindustrie und in der Kunstfaserindustrie40.

157. Diese Leitlinien gelten weder für Beihilfen für ausfuhrbezogene Tätigkeiten, insbesondere Beihilfen, die unmittelbar mit den ausgeführten Mengen, dem Aufbau oder dem Betrieb eines Vertriebsnetzes oder anderen laufenden Kosten in Verbindung mit der Ausfuhrtätigkeit zusammenhängen, noch für Beihilfen, die davon abhängig sind, dass einheimische Waren Vorrang vor eingeführten Waren erhalten.

158. Die Kommission wird die in diesen Leitlinien festgelegten Grundsätze nicht auf Maßnahmen anwenden, die als solche, durch die mit ihnen verbundenen Bedingungen oder durch ihre Finanzierungsmethode zwangsläufig zu einem Verstoß gegen Unionsrecht41 führen, insbesondere:

a) Maßnahmen, bei denen die Beihilfe davon abhängig ist, dass einheimische Waren verwendet oder einheimische Dienstleistungen in Anspruch genommen werden;

b) Maßnahmen, die gegen Artikel 49 AEUV (Niederlassungsfreiheit) verstoßen, wenn die Beihilfe davon abhängig ist, dass die Finanzintermediäre, ihre Manager oder die Endempfänger ihren Sitz im Zielgebiet (Region oder Mitgliedstaat) haben oder dorthin verlegen. Dies gilt unbeschadet der Tatsache, dass die Finanzintermediäre oder ihre Manager über die erforderliche Lizenz für Investitions- und Managementtätigkeiten in dem betreffenden Mitgliedstaat verfügen müssen und dass die Endempfänger im Zielgebiet niedergelassen sein und dort eine wirtschaftliche Tätigkeit ausüben müssen;

c) Maßnahmen, die gegen Artikel 63 AEUV (freier Kapitalverkehr) verstoßen.

159. Nach Artikel 19 Absatz 7 der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung dürfen höchstens 30 % des aggregierten eingebrachten Fondskapitals und des noch nicht eingeforderten zugesagten Kapitals für andere Zwecke als die Bereitstellung von Risikofinanzierungen für förderfähige Unternehmen verwendet werden. Wird diese Obergrenze überschritten, so kann die Risikofinanzierungsmaßnahme nicht für mit dem Binnenmarkt vereinbar erklärt werden.

3.8. Transparenz

160. Die Mitgliedstaaten müssen auf einer zentralen Website oder einer Website, die Informationen von verschiedenen anderen Websites (zum Beispiel von regionalen

39 ABl. C 244 vom 1.10.2004, S. 2, verlängert durch die in ABl. C 156 vom 9.7.2009, S. 3, und ABl.

C 296 vom 2.10.2012, S. 3, veröffentlichten Mitteilungen der Kommission. 40 Im Sinne des Anhangs I der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung. 41 Siehe zum Beispiel Urteil des Gerichtshofs, Deutschland/Kommission, C-156/98, Slg. 2000, I-6857,

Randnr. 78, und Urteil des Gerichtshofs, Régie Networks/Rhône-Alpes Bourgogne, C-333/07, Slg. 2008, I-10807, Randnrn. 94-116.

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Websites) abruft, zumindest die folgenden Informationen über die angemeldeten Risikofinanzierungsmaßnahmen veröffentlichen: den Wortlaut der angemeldeten Beihilferegelung und ihrer Durchführungsbestimmungen, die Bewilligungsbehörde, den Gesamtbetrag der Beteiligung des Mitgliedstaats an der Maßnahme, die Namen der ausgewählten Intermediäre, die Methode für die Berechnung der Vergütung der Manager sowie die Verwaltungskosten und die tatsächlich gezahlten Gebühren, die Namen der einzelnen Beihilfeempfänger sowie Volumen und Form der dem einzelnen Beihilfeempfänger gewährten Finanzierung. Die Veröffentlichung dieser Angaben muss nach Erlass des Beschlusses zur Bewilligung der Beihilfe erfolgen, mindestens 10 Jahre lang aufrechterhalten werden und ohne Einschränkungen für die Öffentlichkeit zugänglich sein.42 Die Transparenzvorschriften gelten nicht für Beihilfeempfänger, bei denen es sich um natürliche Personen handelt.

3.9. Kumulierung

161. Risikofinanzierungsbeihilfen können mit anderen staatlichen Beihilfen, bei denen sich die beihilfefähigen Kosten bestimmen lassen, kumuliert werden.

162. Im Einklang mit diesen Leitlinien genehmigte Risikofinanzierungsbeihilfen dürfen nicht mit De-minimis-Beihilfen in gleich welcher Form, mit Risikofinanzierungsbeihilfen, die im Einklang mit Artikel 19, 20 oder 21 der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung gewährt wurden, oder mit Risikokapitalbeihilfen, die nach der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung von 2008 gewährt wurden, kumuliert werden.

163. Im Einklang mit diesen Leitlinien genehmigte Risikofinanzierungsbeihilfen können mit anderen Risikofinanzierungsbeihilfen, die im Rahmen einer anderen nach diesen Leitlinien genehmigten Risikofinanzierungsmaßnahme gewährt wurden, oder mit einer nach den Risikokapitalleitlinien genehmigten Risikokapitalbeihilfe kumuliert werden, bis der im Rahmen einer der betreffenden Maßnahmen genehmigte Gesamtbetrag der Investition je Endempfänger erreicht ist.

164. Von der Kommission zentral verwaltete Unionsmittel, die nicht direkt oder indirekt der Kontrolle der Mitgliedstaaten unterstehen, stellen keine staatliche Beihilfe dar und werden daher für die Zwecke der Kumulierung nicht berücksichtigt.

4. EVALUIERUNG 165. Mit Blick auf eine möglichst geringe Verfälschung des Wettbewerbs und des

Handels kann die Kommission verlangen, dass bestimmte Regelungen zeitlich begrenzt (siehe Randnummer 39) und einer Evaluierung nach den Randnummern 166 bis 167 unterzogen werden. Bei einer solchen Evaluierung müssen die folgenden Fragen behandelt werden:

a) ob sich die Annahmen und Voraussetzungen, die bei der Ex-ante-Prüfung zugrunde gelegt worden waren und zum Positivbeschluss geführt hatten, bestätigt haben,

b) wie wirksam die Maßnahme unter Berücksichtigung der für sie zuvor festgelegten allgemeinen und besonderen Ziele und Indikatoren ist und

42 Diese Informationen sollten regelmäßig (beispielsweise alle sechs Monate) aktualisiert werden und in

allgemein zugänglichen Formaten abrufbar sein.

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c) wie sich die Risikofinanzierungsmaßnahme auf die Märkte und den Wettbewerb auswirkt.

166. Eine Evaluierung kann für die folgenden Beihilferegelungen verlangt werden:

a) umfangreiche Regelungen;

b) Regelungen mit regionaler Ausrichtung;

c) Regelungen mit enger sektoraler Ausrichtung;

d) geänderte Regelungen, wenn sich die Änderung auf die Förderkriterien, den Investitionsbetrag oder die finanziellen Ausgestaltungsparameter auswirkt; die Evaluierung ist als Teil der Anmeldung vorzulegen;

e) Regelungen mit neuartigen Merkmalen, insbesondere hinsichtlich der Finanzierungskanäle;

f) Regelungen, für die die Kommission dies im Beschluss zur Genehmigung der Maßnahme wegen deren möglicher negativer Auswirkungen verlangt.

167. Die Evaluierung muss von einem von der Bewilligungsbehörde unabhängigen Sachverständigen auf der Grundlage einer einheitlichen Methode43 durchgeführt werden und ist zu veröffentlichen. Die Evaluierung muss der Kommission rechtzeitig für die Prüfung einer etwaigen Verlängerung der Beihilferegelung vorgelegt werden sowie in jedem Fall zum Ende der Geltungsdauer der Regelung. Der genaue Gegenstand und die Methode der Evaluierung werden im Beschluss zur Genehmigung der Beihilferegelung festgelegt. Bei jeder späteren Beihilfe, die einen ähnlichen Zweck verfolgt, müssen die Ergebnisse dieser Evaluierung berücksichtigt werden.

5. SCHLUSSBESTIMMUNGEN

5.1. Inkrafttreten und Anwendbarkeit der Vorschriften

168. Diese Leitlinien treten am Tag ihrer Veröffentlichung im Amtsblatt der Europäischen Union in Kraft und ersetzen mit Wirkung von diesem Tag die Risikokapitalleitlinien44.

169. Die Kommission wird die Vereinbarkeitsprüfung für alle Risikofinanzierungsbeihilfen, die nach Inkrafttreten dieser Leitlinien gewährt werden sollen, anhand der in diesen Leitlinien festgelegten Grundsätze vornehmen. Risikokapitalbeihilfen, die rechtswidrig gewährt wurden oder vor Inkrafttreten dieser Leitlinien gewährt werden sollen, werden anhand der Vorschriften geprüft, die am Tag der Bewilligung der Beihilfe in Kraft waren. Die Kommission wird die in diesen Leitlinien festgelegten Grundsätze für Risikofinanzierungsbeihilfen bis zum 31. Dezember 2020 anwenden.

170. Für die Zwecke der Anwendbarkeit der Beihilfevorschriften ist der Tag der Bewilligung der Beihilfe im Falle von Risikofinanzierungsmaßnahmen der Tag, an dem dem Finanzintermediär die staatlichen Mittel zugesagt werden (und nicht der Tag der tatsächlichen Investition bei den Endempfängern); dies ist der Tag, an dem die Finanzierungsvereinbarung mit dem Finanzintermediär unterzeichnet wird. Ein Finanzintermediär, der vor Inkrafttreten dieser Leitlinien eingerichtet wurde, dem

43 Die einheitliche Methode kann von der Kommission vorgegeben werden. 44 ABl. C 194 vom 18.8.2006, S. 2.

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aber nach deren Inkrafttreten zusätzliche Mittel zugesagt werden, muss im Einklang mit diesen Leitlinien investieren.

171. Bei steuerlichen Risikofinanzierungsmaßnahmen ist der Tag der Bewilligung der Beihilfe für die Investoren beziehungsweise die Finanzintermediäre oder deren Manager der Tag, an dem die Steuervergünstigung auf die in der Risikofinanzierungsmaßnahme festgelegten förderfähigen Investitionen angewandt wird. Auf der Ebene der Endempfänger ist der Tag der Bewilligung der Beihilfe der Tag, an dem die Risikofinanzierung bei dem Unternehmen vorgenommen wird.

5.2. Zweckdienliche Maßnahmen

172. Die Kommission verlängert die Risikokapitalleitlinien bis zum 30. Juni 2014.

173. Die Anwendung dieser Leitlinien wird eine grundlegende Änderung der Beihilfevorschriften für Risikokapitalbeihilfen in der Union mit sich bringen. Angesichts der veränderten wirtschaftlichen und sozialen Lage ist ferner zu prüfen, ob die bestehenden Risikokapitalbeihilferegelungen noch gerechtfertigt sind und die gewünschte Wirkung entfalten. Daher schlägt die Kommission den Mitgliedstaaten nach Artikel 108 Absatz 1 AEUV die folgenden zweckdienlichen Maßnahmen vor:

a) Die Mitgliedstaaten sollten ihre bestehenden, von der Kommission genehmigten Risikokapitalbeihilferegelungen gegebenenfalls ändern, um sie innerhalb von sechs Monaten nach Inkrafttreten dieser Leitlinien mit diesen in Einklang zu bringen.

b) Die Mitgliedstaaten werden aufgefordert, den vorgeschlagenen zweckdienlichen Maßnahmen innerhalb von zwei Monaten nach Inkrafttreten dieser Leitlinien ausdrücklich und vorbehaltlos zuzustimmen. Wird keine Stellungnahme abgegeben, so geht die Kommission davon aus, dass der betreffende Mitgliedstaat den vorgeschlagenen Maßnahmen nicht zustimmt.

174. Im Einklang mit Abschnitt 5.1 und zur Wahrung der Interessen privater Investoren gilt der Vorschlag für zweckdienliche Maßnahmen nicht für Risikokapitalmaßnahmen mit fondsähnlichen Finanzierungsstrukturen, wenn die Finanzintermediäre vor Inkrafttreten dieser Leitlinien eingerichtet und ihnen die staatlichen Mittel vor diesem Zeitpunkt zugesagt wurden, sie aber nach diesem Zeitpunkt weiter tätig sind, ohne dass zusätzliche staatliche Mittel zugesagt werden. Diese Finanzintermediäre können weiter nach den für sie geltenden ursprünglichen Investitionsbedingungen investieren. Die Mitgliedstaaten müssen daher zweckdienliche Maßnahmen für Regelungen treffen, in denen fondsähnliche Finanzierungsstrukturen mit Finanzintermediären vorgesehen sind, die vor Inkrafttreten dieser Leitlinien eingerichtet wurden, denen aber die staatlichen Mittel nach diesem Zeitpunkt zugesagt wurden.

5.3. Berichterstattung und Überwachung

175. Im Einklang mit der Verordnung (EG) N. 659/1999 des Rates45 und der Verordnung (EG) N. 794/2004 der Kommission46 müssen die Mitgliedstaaten der Kommission Jahresberichte vorlegen.

45 Verordnung (EG) Nr. 659/1999 des Rates vom 22. März 1999 über besondere Vorschriften für die

Anwendung von Artikel 93 des EG-Vertrags (ABl. L 83 vom 27.3.1999, S. 1).

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176. Die Mitgliedstaaten müssen detaillierte Aufzeichnungen über alle Beihilfemaßnahmen führen. Diese Aufzeichnungen müssen alle Informationen enthalten, die erforderlich sind, um feststellen zu können, dass die Voraussetzungen bezüglich der beihilfefähigen Kosten und Beihilfehöchstintensitäten erfüllt sind. Die Aufzeichnungen müssen 10 Jahre ab dem Tag der Bewilligung der Beihilfe aufbewahrt und der Kommission auf Anfrage vorgelegt werden.

5.4. Überarbeitung

177. Die Kommission kann beschließen, diese Leitlinien zu überarbeiten oder zu ändern, wenn sich dies aus wettbewerbspolitischen Gründen oder aufgrund anderer Politikbereiche der Union und internationaler Verpflichtungen, wegen Entwicklungen auf den Märkten oder aus sonstigen stichhaltigen Gründen als erforderlich erweist.

46 Verordnung (EG) Nr. 794/2004 der Kommission vom 21. April 2004 zur Durchführung der Verordnung

(EG) Nr. 659/1999 (ABl. L 140 vom 30.4.2004, S. 1).