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Luang Prabang, 16.03.2017
Luang Prabang, Laos im März 2017
Reisebericht von Franzisca Gartenmann
Nach einem zweistündigen Flug von Bangkok landeten meine Mutter Annika Gartenmann und ich am 12. März auf dem kleinen, aber feinen Flughafen von Luang Prabang und hatten uns erst einmal an die brütende Hitze zu gewöhnen. Durch die staubigen Strassen von Luang Prabang fahren zu dürfen, löste in mir ein tiefes Glücksgefühl aus, denn es war, als würde ich nach langer Zeit wieder nach Hause kommen. Wie auch bei meinem letzten Besuch erwarteten wir die Stadt belebter, voller und touristischer vorzufinden und waren überrascht, wie gut sich die verwunschene und romantische Atmosphäre der Ortschaft erhalten hatte. Die grünen Strässchen, die wunderschönen Tempel und die kleinen Boutiquen waren immer noch dieselben, wobei sich allerdings die Anzahl der kleinen Hotels und geparkten Verkehrsmittel erhöht hatte. Besuch des Deak Kum Pah Orphanage Am nächsten Tag trafen wir uns mit Andrew Brown, dem australischen Projektleiter und ehemaligen Besitzer des Hotels „Lotus Villa“ . Wir verbrachten den gesamten Morgen vertieft in ein Gespräch über seine diversen Projekte. Diese bestehen momentan aus drei Waisenhäusern und elf Dörfern, welche er individuell in den Bereichen Wasser, Ernährung, Gesundheit und Bildung unterstützt. Es war wieder einmal sehr eindrücklich von der unfassbaren Armut in Laos zu hören und zu erkennen, was für einen unglaublichen Unterschied Menschen wie Andrew Brown durch ihre „Anpack“-‐
Mentalität bewirken. Nachdem wir in einem lokalen, authentischen Restaurant Mittag gegessen hatten, fuhren wir zu dem nah gelegenen chinesischen Markt und kauften für 60 USD unzählige Paar Schuhe für die Kinder im Waisenhaus deren Schuhe zu klein oder bereits kaputt gegangen waren. Es war ein berührendes Erlebnis, da wir so die Möglichkeit hatten, mit den Kindern persönlich in Kontakt zu treten, während wir etwas Sinnvolles taten.
Spannende Bekanntschaften Nach dem Verteilen der Schuhe lernte ich auf dem Pausenplatz Te Thor und Beh kennen. Beide sind in ihrem letzten High School Jahr, werden 2018 abschliessen und hoffen, dass auch sie einen Sponsor finden werden um an die Universität gehen zu können.
Luang Prabang, 16.03.2017
Te Thor, 19 Das Englisch des 19-‐Jährigen war überdurchschnittlich gut und so sassen wir eine geschlagene Stunde auf dem Mäuerchen des Pausenplatzes. Aufgewachsen ist er in einem abgelegenen Dorf ca. drei Stunden von Luang Prabang entfernt, wo seine sieben Geschwister heute noch leben. Sein leiblicher Vater kam früh ums Leben und als seine Mutter starb, blieb er bei seinem Stiefvater bis dieser ihn ins Waisenhaus schickte. Eine ganz besondere Beziehung hat er zu seinem
achtjährigen Halbbruder Yaw Thor der gehörlos ist. Als der Stiefvater wieder heiratete und umzog, brachte er Yaw Thor im September 2016 nach Luang Prabang und meinte, dass Te Thor sich nun um ihn kümmern müsse. Mit viel Glück konnte er seinen kleinen Bruder in der lokalen „Silent School“ für
Taubstumme unterbringen, wo Annika die beiden besuchte und einen gesamten Nachmittag verbrachte. Was mich an Te Thor beeindruckte war seine bewusste und reflektierte Art, die durchaus untypisch für das laotische Volk ist. Da wir lange über Recycling redeten, war es spannend zu hören, wie er sich als gebildeter junger Mann im Vergleich zu seinen Eltern sieht, die das Privileg einer Bildung nicht geniessen konnten. Als ich ihn nach seinen Zukunftsplänen und Träumen fragte meinte er, er würde sehr gerne Englisch studieren und später einmal Regisseur werden.
Seinen ersten Kurzfilm „The Abandoned Orphan“ mit englischen Untertiteln finden Sie unter diesem Link: https://www.youtube.com/watch?v=ar6Eggi2TQs Beh, 19 Während dem Gespräch mit Tethor lernte ich Beh kennen, denn die beiden verbringen viel Zeit zusammen. Wie auch sein Freund hat er eine traurige Geschichte hinter sich und weiss noch nicht einmal genau wie alt er ist. Nach dem Tod seiner Eltern kam er mit seinen fünf Geschwistern zu seinem Onkel der früh sein Potenzial erkannt hat und ihn mit sieben Jahren wegen den schulischen Möglichkeiten ins Waisenhaus von Luang Prabang schickte. Seine jüngere Schwester hatte weniger Glück und muss bald heiraten ohne je eine Ausbildung bekommen zu haben. Beh berührte mich sehr.
Als ich ihn nach seinem Studienwunsch fragte erklärte er mir, dass er gerne bei einem Hilfsprojekt arbeiten würde um laotischen Kindern mit einem ähnlichen Schicksal helfen zu können. Ausserdem wolle er unbedingt einmal Spanisch lernen. Alte Freunde Khoasone, 22 Meinen langjährigen Freund Khoasone lernte ich bereits beim ersten Besuch 2011 kennen. Er fiel von Anfang an auf da er ein unglaubliches Talent im Zeichnen besitzt und am besten von allen Kindern Englisch sprach. Heute ist er im dritten Jahr seines vierjährigen Englischstudiums und es freut uns sehr, ihn unterstützen zu können. Dieses Mal traf ich ihn an seinem Stand auf dem „Nightmarket“ wo er seine Kunst verkauft. Ich sass zwei Stunden auf einem kleinen Schemel neben ihm, half ihm seine Bilder zu verkaufen und hörte mir seine
Von links: Beh und Te Thor
Yaw Thor, Te Thor und Annika Gartenmann
Luang Prabang, 16.03.2017
Geschichten an. Khoasone kommt aus einem Dorf welches ca. fünf Stunden entfernt liegt. Eine Familie hat er keine mehr, seine kleine Schwester starb, als sie zwei Jahre alt war. Sein grösster Traum ist es, mit seinem besten Freund Semsong eine Galerie zu eröffnen und anderen armen Kindern zu helfen. Geschichten aus Suan Luang Am dritten Tag nahm uns Andrew mit nach Suan Luang, eine Schule für Waisen oder sehr arme Kinder, welche ca. eine Stunde von Luang Prabang entfernt liegt. Es war sehr eindrücklich und dennoch unerwartet die sichtbaren Unterschiede der beiden Waisenhäuser zu erkennen. Durch die Entfernung zu Luang Prabang kommen nur selten Touristen dorthin, was man deutlich an den Englischkenntnissen der Jugendlichen spürte. Als wir uns die Küche ansahen, unterhielten wir uns einige Zeit mit Oon und Meng, zwei jungen Mädchen, die diesen Sommer die Highschool abschliessen werden. Meng, 18 Wie unsere anderen Bekanntschaften ist auch Meng in einem Dorf aufgewachsen welches so weit weg ist, dass sie fünf Stunden braucht um ihren Vater und ihre neun Geschwister zu besuchen. Sie und ihr Bruder hatten damals sehr viel Glück, ins Waisenhaus aufgenommen zu werden. Leider hat man die beiden damals getrennt und so ist er im Heim in Luang Prabang und sie in Suan Luang. Meng erzählte uns, dass sie sehr gerne studieren würde aber kein Geld dazu hätte und nach Abschluss der Highschool wahrscheinlich wieder in ihr Heimatdorf zurückkehren und auf dem Reisfeld arbeiten müsse. Oon, 18 Im Vergleich zu den anderen ist Oon eher eine Ausnahme. Sie hat beide Eltern noch. Sie sind Reisbauern, gehören jedoch zu den ärmsten Menschen in Laos, da sie noch nicht einmal eigenes Land besitzen. Oon würde gerne eine Lehrerausbildung machen, ist sich jedoch bewusst, dass die Chancen für sie eher schlecht stehen. Zahltag bei Andrew Zuhause Das Stipendienprogramm von Andrew Brown, unserem Projektleiter vor Ort, welches Studenten den Gang an die Universität in Luang Prabang ermöglicht, unterstützt aktuell 190 Studenten. Wir hatten enormes Glück, denn unser Besuch fiel genau auf den Zahltag der Jugendlichen, welcher alle zwei Monate stattfindet. Um vier Uhr holte uns Andrew ab und wir fuhren zu seinem Haus, wo eine
riesige Meute Studenten bereits auf uns warteten. Fünf ganze Stunden sprach er mit grosser Wertschätzung mit jedem Einzelnen in fliessendem Laotisch, fragte nach dem Studiengang und dem Befinden, machte sich einige Notizen und gab mir schlussendlich den Betrag des Essensgeld an, welches ich den Studenten dann überreichen durfte. Mit einer bewundernswerten Geduld übersetzte er mir jede einzelne Geschichte, von denen mich viele sehr betroffen machten. Obwohl es sehr viel Arbeit für ihn bedeutet, ist er absolut überzeugt von
Von links: Oon und Meng
Luang Prabang, 16.03.2017
seinem System, denn die persönliche Beziehung und der direkte Kontakt verhindern so den Missbrauch der Spendengelder. Abends machten wir uns völlig erschöpft auf den Heimweg, berührt von dem Herzblut des Projektleiters und den schönen Eindrücken. Im Gespräch mit Andrew erfuhren wir, dass von 43 Studenten, welche seit Beginn des Programms die Universität abgeschlossen haben, nachweislich 37 eine Festanstellung haben. Wie viele dieses Jahr abschliessen werden, ist noch nicht klar, da die Studiengänge zwischen 2 und 4 Jahren variieren. Sicher ist jedoch, dass 60 Jugendliche aus Luang Prabang, 30 aus Suan Luang und 30 aus Nambak dieses Jahr die Highschool abschliessen werden und an die Universität gehen möchten. Unter ihnen werden auch Tethor, Beh, Oon und Meng sein. Leider ist es nicht möglich, alle durch ein Stipendium zu unterstützen. Durch Auseinandersetzung mit den persönlichen Geschichten werden Andrew und sein laotischer Helfer Ping die bedürftigsten Jugendlichen auswählen und versuchen, ihnen ein Stipendium zu finanzieren. Unser Verein„Lotus for Laos“ würde gerne noch mehr Jugendlichen helfen eine höhere Ausbildung zu machen und damit aus der Armutsspirale zu kommen. Lotus for Laos Wir werden dieses Jahr unter den 37 unterstützten Studenten drei Absolventen haben und diese freiwerdenden Gelder 2018 nutzen, um anderen Jugendlichen den Gang an die Universität zu ermöglichen. An diesem Punkt möchten Evelyne Spargaaren und ich allen die uns unterstützen persönlich von ganzem Herzen für die Unterstützung und das Vertrauen in uns danken! Für mich war es wieder einmal ein wunderschöner, eindrücklicher Besuch und wir sind weiterhin davon überzeugt, dass wir einen sichtbaren Unterschied in den Leben dieser Jugendlichen bewirken. Nach 4 Jahren „Lotus for Laos“ sind wir nach wie vor von diesem Projekt begeistert und werden unser Herzblut weiterhin dafür geben. Wir brauchen weitere Sponsoren. Helfen auch Sie uns mehr Jugendliche wie Khoasone und Te Thor eine Ausbildung zu ermöglichen!
Vielen Dank!
Khàwp jai lai lai!
Franzisca Gartenmann Verein „Lotus for Laos“ www.lotusforlaos.org