16
32 Wittstein, Ueber eine neue Chinarinde (China sendo-regia) nnd deren Alkaloid (Cinchoni i in); yon \Yittstein"). - Herr F r a n z (4 (I it ti, eirier der Chefs des liandlungs- 11;iuses Animon & Geitti in Niirnbcrg, iibergab niir im vorigen Winter eine Cliinnrinde, welche erst unliingst in den lIandel gekoinnien war uncl neu zu seiu schien, mit den1 'CVunsolic, etwis Ku'lilieres iibcr die cheinische Consti- tution dcrsclben zu erfahren. Wiihrend ich inich mit dieser Arbeit bcschiiftigte, beiniitite sich Herr (3: e i th, uber die merlrantilischen und pharmakognostisclicn VerliiLltnissc dieser Rinde genaue ICrlrundigungen einzuziehen. Ah, was Herr G e it h dariibcr erfdireii konnte, theilte er niir vor Kurzem in einein Uerichte mit, welchen ich hier unverkiirzt folgen 1:rssc. ,,In1 A h a t August v. J. (1855) wurde mir von Ham- burg eine Chinnrinde uritcr der Hczciclinung Cwtez Chime riibigiiwszis angebotcn, deren Schildcrung nnd l'rcis so einladcnd erschicn, dass ich eine Seronc als Muster kom- men liess. Die Rinde cntsprnch in 13etrncht des billigen l'reiscs (ctwa 30 kr. das bayer. l'fiind) ganz ineirien Erwar- tnngen. Die Paclrung, abgerundete Seronc von Biiffelhaut, glich in Nntcrial und Form ganz der Pnclrung iichter Cltina Calisuya, und aucli dns Aussehen der IGnde selbst Bonntc lcicht zu Tiiuschungen fuhrcn. Es warcn Fumeist kriiftigc, platte Stiicke, olinc I<:pidermis, faascrig ini druchc, von bittcrein Cfesclimaclte nnd von einer E'arbc, wclchc die Mitte hielt zwischen China regia und China dwa; nur liie und da fandcn sich lrleinerc Stucke, welche als gewohnliclie China jf~lrvu ~nverkennbar warm. Icii rich- tcte an das Hamburger Haus Axifragen iiber das Vntcr- - *) Voin Herrn Verfasser fiir dss Archiv raitgethcilt.

Ueber eine neue Chinarinde (China pseudo-regia) und deren Alkaloid (Cinchonidin)

Embed Size (px)

Citation preview

32 Wittstein,

Ueber eine neue Chinarinde (China sendo-regia) nnd deren Alkaloid (Cinchoni i in);

yon

\Yittstein"). -

Herr F r a n z (4 (I i t t i , eirier der Chefs des liandlungs- 11;iuses Animon & Geitti in Niirnbcrg, iibergab niir im vorigen Winter eine Cliinnrinde, welche erst unliingst in den lIandel gekoinnien war uncl neu zu seiu schien, mit den1 'CVunsolic, etwis Ku'lilieres iibcr die cheinische Consti- tution dcrsclben zu erfahren.

Wiihrend ich inich mit dieser Arbeit bcschiiftigte, beiniitite sich Herr (3: e i th, uber die merlrantilischen und pharmakognostisclicn VerliiLltnissc dieser Rinde genaue ICrlrundigungen einzuziehen. A h , was Herr G e i t h dariibcr erfdireii konnte, theilte er niir vor Kurzem in einein Uerichte mit, welchen ich hier unverkiirzt folgen 1:rssc.

,,In1 A h a t August v. J. (1855) wurde mir von Ham- burg eine Chinnrinde uritcr der Hczciclinung Cwtez Chime riibigiiwszis angebotcn, deren Schildcrung nnd l'rcis so einladcnd erschicn, dass ich eine Seronc als Muster kom- men liess. Die Rinde cntsprnch in 13etrncht des billigen l'reiscs (ctwa 30 kr. das bayer. l'fiind) ganz ineirien Erwar- tnngen. Die Paclrung, abgerundete Seronc von Biiffelhaut, glich in Nntcrial und Form ganz der Pnclrung iichter Cltina Calisuya, und aucli dns Aussehen der IGnde selbst Bonntc lcicht zu Tiiuschungen fuhrcn. Es warcn Fumeist kriiftigc, platte Stiicke, olinc I<:pidermis, faascrig ini druchc, von bittcrein Cfesclimaclte nnd von einer E'arbc, wclchc die Mitte hielt zwischen China regia und China d w a ; nur liie und da fandcn sich lrleinerc Stucke, welche als gewohnliclie China j f~ lrvu ~nverkennbar warm. Icii rich- tcte an das Hamburger Haus Axifragen iiber das Vntcr- -

*) Voin Herrn Verfasser fiir dss Archiv raitgethcilt.

iiber eine neue C'hinarinde und rleven .47knloid. 33

land dicser Rinde, mit welchem Schiffe und aus wel- chem Hafen sic gekonimen sei, gelangtc nber lcider so gut wie zu gar keinem Resultate, da sich die gan- zen Mittheilungen auf das Zugcstiindniss beschranlrtcn, dass die Herren in Hamburg diese Rinde von London bezogcn und dieselbe, als gute Christen, in Hamburg getnuft hiitten. Die Bezeichnung wiliyinosa war also eine fur dicse Rindc in 1Ianiburg crfundcnc. In dicscr Ansiclit wurde icli noch diirch naclistehciidc Nitthcilung des Herrn Prof. Dr. 31 e t t e a h e i ni e r bcstiirkt. ,, ,,Ueber die Ab- staminung der im Jahre 1829 durch v. B e r g e n als eine 11 ou e Chinnrinde aufgestellten China rubiginosa ist noch nichts bekannt, und sind seitdem untcr dem Nanien China ri~bigii~osa v e r s ch i e d e n e a n d e r e Rinden im Handel vorgekomincn, die iiiit dcr von v. I3ergen beschricbenen weiiig geniein haben. Meistens waren es h a r k und fase- rige gc lbe Chinarinden, zuinal der riithlichen und briiun- lichen Varictlten, die als an Chinin und Cinchonin arme Chinarinden bekannt sind, wogegen sich die v. Bergcn'sclie China ncbiginosa durch einen besonders reichen Gehalt an Cinchonin auszeiclinet (sie enthiilt davon 3 Procent). Dic iichte Cliina rubiginoscc liam nur in Kistcn, welchc iriit Leder uberzogen waren.""

,,Tcli ging nun die Schiffslisten, Auctions- und Markt- berichte von London durch und fand denn, dsss ein Posten China C'arthagena verlcauft wurde, deren Schilde- rung mich auf die Verinuthung bringt, dass unsere China aus jener I'arthic cntnoinincn war; - kurz nachher liefen auch von verschiedenen Pliitzcn Anerbietungcn ciner Cliina- rinde ein, die merkwiirdig geniig waren; bei sondcrbaren Variationen in der Bencnnung stimmen sie im Preise vollkomnien iiberein. Ein bedeutendes 1Iaus in Siid- deutschland offerirte : Cort. Chinae regius f 1 a v u s (!) in schiinen platten Stucken in Form wie C'alisaya, etwas riithlich-gelb (circa 30 kr. p. b. Pfd.), mit dem 13emerken, dass diese Rinde Cinchonin und Chinin enthalte. Kin Triestiner Droguist brachte: C'hina Culisaya Beisovte, der

Arch. d.I'harm. CXXXXLBds. 1. Hft. 3

34 Wittstein,

achten p l a t t e n a u s s e r s t ahnlich. IIaus: Port. Cxinae jZavus Cusco, R e g i a iihnlich!

,,Auf eine nunmehr an Herrn Prof. Me t t enhe in ie r in Cfiessen gesandte Probe hin erhiclt mein Haus die giitigc Mittheiliing : ,, ,,Beziiglich des rnir uberschickten Cliinarindcn - Musters bcmerke ich Ihnen, dass dieselbe keine Chinu rubiginosa V e r a (nach v. Bergen) ist. :lch liabe unter dcrselbcn falschen Uezeichnung schon einige Nale diese und iihnliche Rinden im deutschen Binnm- liandel angetroffen ; die fragliche Chinarincle gehort zu der grossen Rcihe der ge lben C h i n a r i n d e , und m7ar xu dcr Abtheilung f a s e r i g e ro the Var ie t i i t , die im Hanclel als China flava, LlirtAagena, azirantincn, China

jlava fibrosa etc. cursirt uncl als eine an China-Alkaloiden geringhaltige Cliinarinde EU betrachten ist. Die itchte ClhiiuL rubiginosa habe ich nocli nie als Nandelswaarc in clur Seuzeit angetroffen ; die wenigen Exemplare, welche ich in rneiner Sammlung besitze, sind Original-Exemplare, die ich s. Z. von Herrn v. B e r g e n in Hamburg duroh die zweite Iland bezogcn habe.'("

Ein norddeutsches

Vorstehcndeni Herichte kann ich nur noch bestiitigend liinzufiigen, dass die fragliche Kinde in der That vie1 Achnlichlreit mit der China regia oder Calisaya hat; cla sie sich aber, wie weiter unten gezeigt werden wird, jn ihrer cherriischen Constitution gfinzlich von dersclbcn unterscheidet, SO schlage ich fur sic den Namen C'hina 1iseudo-regin vor. Diese Benennnng ist kurz, bezeichnend und kann, da sie bisher noch fur keine Chinarinde gc- lrrauclit wurdc, auch nicht zu Verwechselungen oder Misrr- verstiindnissen fiihren. Der Name China pseudo-regia is t fcrner nicht a19 die Uintaufe eincs schon bestehendeii Chinarinden-Namens zu betrachten ; 60 weit niimlich wenig- stens meinc Kenntniss der Chinarinden reicht, und so weit es inir mit Hulfe der vorliegenden Chinarinden-Lite- ratur moglich war, Vergleichungen anzustellen, gelangte

iiber e k e neue Cliinarinde find deren Alkaloid. 35

bisher keine Chinarinde zu nns, welche mit der in Rede stehenden nls identisch betrachtet werden konnte.

An der nachstehenden chemisclien Priifnng und Unter- suchung dieser Rinde betlieiligten sich noch thlitigst die Herren Th. Crawford aus Norwegen und 11. Krombach aus Luxemburg ; letzterer ermittelte auch die Aschen- bestandtheile.

Vo r 1 ii u f i g e V e r s u ch e. 1) 20 Gran der gcpiilverten Itinde lvurden mit destil-

lirtem Wasser 24 Stunden lang lralt macerirt, dann filtrirt. In den1 dunkelgclben Filtrate erzengte

Brechweinstein eine graue Triibung, Gerbsaure einen grauen Niederschlag, Eisenchlorid eine griinlich - gelbe Farbung nebst

Oxalsaurcs Aiumoniak eine schwache weisse Trii-

Ammoniak eine graurlithliche Triibung, Essigsaures Bieioxyd eine weissliche Triibung, wor-

m s sicli alluialig ein graurothlicher Niederschlag absetzte.

Alle diese Erscheinungen traten noch starker in einem durch Kochen der Rinde mit Wasser bereiteten Auszuge ein.

2) 500 Gran der gepulverten Rinde wurden mit 100 &an reiner Salzsaure von 1,13 sp. Gew. und 2Unzen destill. Wasser 24 Stunden lsng warm digerirt, dann colirt, der Riickstand noch zweimal mit neuen Qnantitiiten Wasser behandelt, colirt, gepresst ; die Flussigkeiten vereinigt, durch Absetzenlassen gekliirt, filtrirt, das Filtrat zum Syrup verdunstet, wieder mit Wasser verdunnt, filtrirt und die klare saure Fliissigkeit mit Ammoniak gefbllt. Der graubriiunliche flockige Niederschlag wog nach dem Auswaschen und Trocknen 24 Gran. Fein zerrieben digerirte man ihn mit absolutem Alkohol, worin er sich grossentheils aufloste; der ungeloste Antheil betrug 8 Gran, folglich hatten sich 16 Gran gelost. Die Auflosung war

schwachcr Trubung,

bung,

(Das Decoct liess sich leicht klar filtriren.)

3*

36 Wittstein,

dunkel-weingelb, reagirte entschieden alkalisch, schmeckte sehr bitter und setzte bei langsamem Verdunsten eiemlioh weiase krystallinische Gruppen ab, nach deren Entfeynung die Mutterlauge zu einer gelbbraunen harzigen 1uftbest:in- digen, sehr bitter schineckenden Masse eintrocknete. Kine Probe dieser Masse hinterliess beim Verbrennen auf Platin- blech lraum eine Spur Riickstand; man kann daher wohl', ohne sich von der Wahrheit sehr zu entfernen, den in Alkohol loslichen Antheil des Ammoniak - Niederschlages als die Menge des in 500 Gran Rinde enthaltenen Alka- loids betrachten, wonach sich der Gehalt der lZinde an Alkaloid auf die erhebliche Menge von 3 Proc. berechnet,

Die aus dem geistigcn Auszuge heranskrystallisirten gelblich - weissen Gruppen wurden nach dem Trocknen und Zerreiben rnit etwa dem 100fachen Gewichte Aether mehrere Tage lang geschiittelt, danri filtrirt. Auf dem Filter blieb noch eine betrachtliche Menge der Substanz, welche also vom Aether nicht gelost worden war; das Filtrat hinterliess beim freiwilligen Verdunsten &en gelb- lich-weissen krystallinischen Ruckstand. Concentrirte Sal- petemsure loste denselben rnit gclber Farbe (das Cusconin lost sich darin mit griiner Farbe). In frisch bereiteteni Chlorwasser lostc er sich farblos auf, und als hierauf Ammoniak hinzugefugt wurde, entstand anfangs linter Schmutziggelbfiirbung eine leichte grauweisse flockige Triibung, die durch eiiien Ueberschuss von Ammoniak wieder verschwand, und die Flussigkeit ssh nun klar hellweingelb aus (die Losung des Chinins in Chlorwasser wird durch Ammoniak tief griin gef&rbt und gefdlt). Der vom Aether geloste Antheil der Substanz konnte also weder Cusconin, noch Chinin, und da das Cinchonin in Aether unloslich ist, auch kein Cinchonin sein; von den naher untersuchten China. Alkaloiden blieb nur noch eine Vergleichung mit dem Chinidin *) iibrig, und wenn ea mit diesem nicht ubereinstimmte, so musste es ein neues

*) S. pharm. Vierteljahresschr. 11. 385,

fiber eine neue Chinarincle und deven Alkaloid. 37

Alkaloid sein. L e e r s giebt awar von dem Chinidin an, dass dessen Auflosimg in Chlorwasser durch Ammoniak nicht verandett werde (was ich, wenn der Ausdruck genau sein sol], SO verstehe, dass auch keine Farbenveranderung eintrete); allein ich fand das Verhalten von reinem und salpetersaurem Chinidin (aus der Prapzraten - Saninilung im Laboratorium des Herrn Prof. v. L i e b i g mir gutigst tiberlassen) gegen Chlorwasser und Ammoniak genau ebenso, wie bei meiner in Aether geltisten Substanz, d. h. die farblose Losung in dem Chlorwasser wurde anfangs durch Ammoniak schmutziggelb, unter gleichzeitiger Bildung eines leichten grauweissen flockigen Niederschlages, der aber auf Zusatz voii mehr Ammoniak sofort wieder verschwand, und die klare Flussigkeit besass jetst eine hellweingelbe Farbe. Vorliiufig hatte ich also Grund, den vom Aether gelosten Theil der Alkaloidmasse fur Chinidin zu halten.

Der vom Aether unangegriffen gebliebene Antheil der Alkaloidmasse koniite nioglicher Weise Cinchonin sein oder dasselbe enthalten. Er verhielt sich indessen gegen Chlorwasser und Ammoniak gerade so, wie der in Aether geloste Antheil, und da die Auflosung des Cinchonins in Chlorwasser durch Ammoniak permanent weiss gefallt wird, so war ddurch auch die Abwesenheit des Cincho- nins erwiesen. Es schien niithin die ganze Alkaloidmasse nur aus Chinidin zu bestehen; dieses ist nginlich in Aether sehr schwer loslich, und in der That gelang es auch, durch Schutteln eines Theiles der Masse init einem sehr grossen Ueberschuss von Aether eine vollstandige Losung zu erzielen.

Zum Zwecke eines genaueren Studiums der alkaloi- dischen Substanz der neucn Rinde musste eine grossere Menge und diese im vollkommen reinen Zustande dar- gestellt werden. Ich benutzte dam 11/, Pfd. Rinde. Die- selbe wurde groblich gepulvert, mit 1 */2 Unzen reiner Salzs#ure von 1,13 sp. Gew. und der gehorigen Menge destill. Wassers einige Tage Iang in einer Porcellanschale warm

38 Wittstein,

digerirt, dann colirt, gepresst und der Ruckstand ncich zweimal mit Wasser angeruhrt und ausgepresst.

Die vereinigten sauren Fltissigkeiten tvaren rothgelb, trube, klsrten sich nicht in der Ruhe, liessen sich leicht filtriren, ohne jedoch dadurch ganz klar zu werden. Man versetzte sie mit in Wasser fein abgeriebenern Kalkhydrat im Ueberschuss, liess das Ganze eiiiige Tage unter fleissi- gem Umruhren stehen, filtrirte dnnn den Niederschlag ab, wusch und trocknete ihn in gelinder Wiirme aus.

Die von Clem ICalkniederschlage abfiltrirte, stark alka- lische Flussigkeit wurde in gelinder Wiirme eingedampft, der dabei ausgeschiedene kohlensanre Kalk abfiltrirt und das Filtrat zum Syrup verdunstet. Als man einen Theil dieses widerlich bitter schmeckenden Syrups wieder in Wmser aufloste und die noch sehr schwach alkaliscli reagirende Losung vorsichtig mit Salzsiiure versetzte, entstnnd nicht die geringste Trubnng. Chinovassure war also nicht vor- handen.

Der getrocknete und zerriebene Kalkniederschlag, welcher fast 11/, Unzen betrug, wurde niit Alkohol voii 90 Proc. wiederholt warm extrahirt, die vereinigten Tinc- turen abdestillirt und die ruckstandige Fliissigkeit in einem Becherglase einer langsamen Verdnnstung ausgesetzt. Zu- erst schossen kornig - la-ystallinische Gruppen an, welche fast farblos waren ; weiterhin fiirbte sich das Heraiisfal- lende immer mehr und zuletzt blieb eine ziemlich dunkel- braune Mutterlauge .tibrig, deren volligcs Eintrock nen nicht leicht ohne Nachtheil fur das Praparat anszufiihren war. Ich loste dalier, als der Alkohol ziemlich verjagt war, Alles in snlzsaurehnltigem Wasser auf und fiillte diese Losung init Ammoniak. Der schmutzig-weisse Nie- derschlag liess sich gut auswaschen und trocknen, war nach dem Trocknen locker, pulverig und tlieilweise kry- stallinisch. Die Waschwasser besassen sanimtlich einen deutlich bittern Geschmack, was mdeutete, dass der Nie- dersclilag in Wasser nicht unloslich sei; ja, die von clem- selben zuerst abgelaufene Flussigkeit hatte sogar bis zum

fiber eine izeue Chinarinde und deTen Alkaloid. 39

andern Tage eine Menge weisser Warzchen am Boden und den Seitenwanden des Glases abgesetzt.

Zur Reinigung des Niederschlags, resp. Entfernung der farbigen Materie, versuchte ich, uni so wenig als moglich Verlust zu erleiden, zuerst ein Verfahren, welches K 1 o e t e - N o r t i e r *) empfiehlt, und das tvahrscheinlich einer fruheren Reobachtung von d e V r y **) entnoniinen ist. D e V r y kocht namlich, um Morphin von Narkotin zu trennen, die gemengten Alkaloide mit einer Auflosung von Kupfervitriol, mobei das Morphin den Kupfervitriol zersetzt und sich in suflosliches schwefelsaures Morphin verwandelt, wahrend das Narkotin keine zersetzende Wir- kung anf den Kupfervitriol ausubt. - Kloete-Noi . t ie r erhitet nun die China-Alkaloide ebenfalls mit Kupfervitriol- lbung, wodurch basisch-schwefelsaures Kupferoxyd gefallt w i d nnd die Alkaloide, an Schwefelsaure gebunden, in Auflvsung koniinen. Nach dem Filtriren, Abwaschen, Priicipitiren des in der Losung noch vorhandenen Kupfer- salzes durch Schwefelwasserstoff und wiederholtes Filtriren werdeii endlich die Alkaloide durch Ammoniak gefiillt und sollen nach des Verfassers Versicherung jetzt ganz rein sein.

Es ist mir indessen auf diese Weise nicht gelungen, ineinen Zweck zu erreichen, muss es daher sehr bezwei- feln, dnss des Verf. Priiparate ,,ganz rein" waren. Ein Alkaloidniederschlng kann weiss aussehen, ohne deshalb Anspruch auf Reinheit machen zu konnen. Der Kupfer- vitriol wurde durch die kochende Rehandlung seiner Lo- sung mit meinein Alkaloidniederschlage allerdings voll- standig zersetzt, unter Abscheidung cines griincn basischen Snlzes und unter Auflosung des Alkaloids ; aber gleich- zeitig ging aucli alles Farbende des Niederschlags wieder mit in Losung.

*) Tijdschr. voor Wetensch. Pharm. - Arcliiv der Phsrmacie, LXXXVI. 165.

**) .Tourn. de Pharm. Juin 1850. p. 439.

40 Wittstein,

Ich sah mich hiernach genothigt, zu der gereinigben Thierkohle zu greifen, verwendete aber dam nicht eine geistige Losung des Niederschlags, sondern eine Losung desselben in salzsaurem Wasser, indem ich hoffen durfite, im letzteren Falle weniger Alkaloid von der Kohle vw- schluckt zu sehen als im ersteren. Die Kohle leistete in der That auch ganz vortreffliche Dienste, denn die braun- gelbe salzsaure Auflosung des Niederschlags entfarbte sioh dadurch binnen kurzer Zeit fast ganzlich. Nach dem Abfiltriren der Kohle und wiederholtem Auswaschen dt:r- selben wurden die vereinigten Flussigkeiten mit Ammoniak gefallt; der Niederschlag war jetzt schneeweiss, nach dem Auswasclien und Trocknen locker, glanzend krystallinis zh und wog 247 Gran. - Die von den1 Niederschlage ge- trennte Flussigkeit lieferte nach den1 Eindampfen bis auf einige Unzen Ruckstand und abermaligem Versetzen niit Ammoniak noch 10 Gran Niederschlag, welcher aber schmutzig - weiss aussah und nach dein Trocknen eine graugelbliche, zusammenhangende, harzig sprode Masse bildete, daher fur sich aufgehoben wurde, iibrigens gegen Chlor nnd Ainmoniak das oben angegebene Verhalten zeigte.

In absolutem Alkohol loste sich der weisse Nieder- schlag unter kaum merklicher Gelbfarrbung auf; die Losung war etwas triibe, wurde daher filtrirt, dann in einem Becherglase in ganz gelinder Warme verdnnstet. Die erste Krystallisation war ganz farblos, die folgenden muss- ten noch einmal umkrystallisirt werden. Als rein betrach- tete man nur solche Anschiisse, welche ganz ungefiirbt waren und beim Verbrennen nichts zuriickliessen.

E igenscha f t en des r e i n e n Alkaloids . Es kry- stallisirt in farblosen, gliinzenden, 1-2 Linien langen Nadeln und Prismen, welche sich unter der Loupe ctls zum schiefrhomboidischen Systeme gehorend zu erlrennen gaben, ist geruchlos, schnieckt deutlich bitter, scbmilzt beim Erhitzen anf Platinblech zu einem farblosen Liqui- durn, welches in hoherer Temperatur allralisch reagirend e,

iibeT eine neue Clinnrinde und deren Alkaloid. 41

nicht unangenehm, fast bittennandelartig ricchende Darnpfe entwickelt, sicli briiunt, dann entziindet und mit heller stark russencler Flainnie ziemlich rasch vcrbrennt, ohne cine Spur Ruckstand xu liinterhssen. Beim Reiben irn Rforser licfert es ein schneeweisses elektrisches Pulvcr. Die zerriebcncn, lufttrocknen Krystallc verlieren bis zu 1000 und holier hinauf bis zum Schmelzpuncte, wclchcr zwischen 169 und 1700C. lie& gar nichts am Gewichte. Der Schmelzpunct wurde anf die Weise bcstimmt, dass limn auf ein Eisenblech, welches sicli iiber einer Wcin- geistlanipe befand, einen etwa 4 Unzen grossen Setzkolbcn, in diesen eine etwa Zoll wcite Proberohre, deren Boden

Zoll hoch mit Asbcat bedeckt war, in die Rohre eincn Thermometer und dicht dniiebcn ein kurzes enges Glas- rijhrchen , worin einige Krystalle des Alkaloids lagen, stellte. Die Erhitzung geschah sehr langsam, und die Schmelzung erfolgte einmal bei 1700, in einem zweitcn Versuche bei 1690. Die geschmolzene Substnnz bildcte nach Clem Erkalten eine ganz weisse, deutlicli krystnlli- nischc Masse.

Die Loslichkeit des Alkaloids in Aether, Allrohol und Wasser betrcffencl, ergab sich Folgendes : 1 Th. liist sich in 398 Th. Aether von 0,740 spec. Gew. bci 16--2OOC'.

1 , n n 19 ,, Alkohol ,, 0,833 ,, indcrKochhitie 1 ,, 3287 Wasser bei 16-20OC. 1 ,, ,, 59G ,, Wasser il l der Kochhitzc.

1 ,, ,, 88 ,, Alkoliol ,, 0,833 ,, 16--2OOC.

Diese Bestimmungen geschnhen so, dass man in einerii etwn d Unzen fassenden tarirten Kolbchen das Menstruum niit einer gewogenen (jedcnfalls iiberschiissigen) Mengc dcs fein zerriebenen Alkaloids 1 Woche lang unter fleis- bigem Scliiitteln in Beriihrung liess, dann durch W:igc.ii des Kolbens die JIenge des darin befindlichen Menstruum.; crmittelte, hierauf den nicht gelosten Antlieil des Alkaloids auf einem Filter, dem ein anderes seitw:irts eingestecktc.. Filter als Tara diente, sammelte (es versteht sich, dash das Ausleeren des Kiilbchens nur rnit IIiilfe des Durcli-

42 Wittstein,

filtrirten bewerkstelligt wurde) und wog. Diese Dats. ergaben das Loslichkeitsverhiiltniss in der gewiihnlichen Temperatur. Urn nun zu crfalireii, wic dasselbe in der Kochhitze sei, kochte man in dern tarirtcn Kiilbchen eine gewogcne Menge der kalt gesattigten Liisung so lange, bis in der kochenden Flussigkcit cine Ausscheidung sicht- bar wurde, verscliloss d a m das Kolbchen sofort niit cinem Korkstopsel, stellte es kalt, liiftete nach dcm Erkalten den Stopsel wieder etwas und erniittclte auf der Waage das Qewicht des Kolbeninhalts, d. 11. dcr kochend gesat- tig-t.cn Liisung. Z. 13. 821,75 Gran r1t-r kalt gesattigten wasserigen Liisung, welclic 0,251 (fran Alkaloid aufgclost enthielten, wogen, ?is euin Eintritt einer Trubung cin- geltocht, rioch 149 Cfran, folglicli bctriigt die Loslichkeit in kochendkin TVasser 0,35 : 140 = 1 : 596.

Die kalt gcsiittigte allioholisclie Lijsung reagirt deut- lich alkalisch, clic atlierische schr schwacli alkalisch und die wiisserige veriindcrt die Pflanzenfarben gar iiicht mehr. Die alkoliolische Losung schmeckt iiusserst bitter, fast quassia-artig, die iitlicrisclie und w asserige natiirlich nacli Maassgabe ihres Qelialtes schwlicher bitter, aber selbst die letxtcie nouh ganz entschiedcn bitter.

Friscli bereitetes Chlorwasser kist das Alkaloid leielit und farblos auf; zu dicser Losung nach und nach ge- tropfelter Animoniakliquor erzeugt anfangs eincn lcichteii graiiweisscn flockigen h’iederschlag, der auf der nun schniutzig-gelben Fliissiglrcit schwimint, aber durcti iiber- schussig zugcsctztes Aiiinioniak mit der grossten Leichtig- keit verschwindet, whlirend die Fliissigkcit nunnichr hell- wcingelb aussieht.

Concentrirte Schwefelsiiurc lost es rasch auf; die Losung ist farblos und crlcidet bei gelindem Erwiirrnen keiiie siclitbare Veriinderung.

Concentrirte Salpctcrsaurc, so wic concentrirte Salz- siiure verhalten sich ebenso.

Auch in verdiinnten SSuren lost cs sic11 mit der grossten Leiclitigkeit auf und siittigt dieselbcn vollstiindig.

iiber eine neue Chinarinde und deren Alkaloid. 43

Die salzsaure LSsung, welche auf die Weise bereitet war, dass man zu 1 Unze mit 5 Tropfen Salzsaure von 1,13 spec. Gew. angesiiuertem und erwarmtem Wasser so lange von dem gepulverten Alkaloid setzte, bis die letzte Portion nicht mehr verschwand, und sie das Lackinus und Cur- cumapapier unverandert liess, verhielt sich gegen einige Reagentien wie folgt :

Aetzende Alkalien erzeugten wveisse, dickflockige Nie- derscliliige, welche schnell ein koriiig-krystallinisches An- selien annehmen.

Kohlensaure Alkalien verhielten sich ebenso ; diese Niederschlage lijstcn sicli nach deni Auswasclien ruhig in Siiuren, waren mithin frei von Kohlensaure.

Phosphorsaures Natron gab gleichfalls einen weissen dickflocliigen, schnell kiir nig krystallinisch werdenden Nie- derschlag.

Quecksilberchlorid : starke weisse Trubung, welche feinflockig blieb.

Goldchlorid : gelbe Triibung, sich rasch zu hell-citro- nengelben Flocken zusaninienballend.

Platinchlorid : hell - orangegelber feinflockiger Nieder- sclilag, der sic11 nicht weiter veranderte.

Salpetersaures Palladiumoxydul : hell - orangegelber feinflocliiger Niederschlag, der ebenfalls seine ursprung- liclie Reschaffenheit beibehielt.

Iialiurnschwefelcyttiiid: weisse Trubung, sich schnell kornig-krystallinisch vereinigend und fest an die Wande des Gleses anlegend.

Kaliumjoclid : ebenso, nur erfolgte der Uebergang in das Kornig - krystallinische langsamer.

Kaliunibijodid: starker braungelber, zu dicken Flocken vereinigter Niederschlag.

Gerbsaure : milchmeisser feinflockiger Niederschlag, der sein Aussehen nicht weiter veranderte.

Eine Portion des Alkaloids wurde mit ICalilauge von 1,33 spec. Gew. der Destillation unterworfen. Der Inhalt der Retorte braunte sich unter Schgumen, wurde dann

44 Wittstein,

purpurroth und in der Vorlage samrnelte sich ein gelbes schweres Oel, welches allralisch reagirte, scharf und bit- ter schmeckte und einen brenslichen, an Bittermandelol erinnernden Geruch besass. Diese Erscheinungen deuten anf die Rildung von Chinolin; cine weitere Priifung des Destillats wurde nicht vorgenommen.

Wie schon oben bemerkt, verliert die lufttrockne Substanz in hijherer Temperatur durchaus nichts am Qewichte. Demungeachtet wurde sic nach dem Zerreiben warm gestellt, ehe man die zur Analyse bestimmten Mengen abwog.

0,300 Qrm. wurden mit Kupferoxyd verbrannt. Das Verbrennungsrohr enthielt vorn eine 2 ZO!~ lange Schicht von reinen Kupferdrehspanen, um die Bildung von Stickoxyd zu verhiiten, und hinten einige Korner chlorsaures Kali, um zuletzt einen Strom reinen Sauerstoff- gases durch die gliihende Substanz treiben zu konnen. Man erhielt 0,851 Grin. Kohlensaure, worin 0,232091 Koh- lenstoff = 77,363 Proc., und 0,194 Grm. Wasser, worin 2,21555 Wasserstoff = 7,185 Procent.

11. 0,300 Grm. gaben, auf dieselbe Weise verbrannt, 0,850 Grm. Kohlens#ure, worin 0,231818 Kohlenstoff r= 77,272 Proc., und 0,197 Grm. Wasser, worin 0,21888 Was- serstoff = 7,296 Procent.

0,300 Grm. lieferten durch Gliihen mit Natron- kalk, Auffangen des erzeugten Ammonialrs in Salzsliure, Binden des Salmiaks an Platinchlorid und Gliihen des Platinsalmiaks, 0,209 Grm. Platin, entsprechertd 0,029687 Stickstoff = 9,896 Procent.

Hieraus ergiebt sich folgende Zusammensetzung :

Analyse d e s r e inen Alkaloids.

I.

111.

gefunden -- I. 11. 111. Aequivnlente berechnet

Kohlenstoff.. . . . . 77,363 77,272 - 18 = 1350 77,143 Wasserstoff.. .. . . 7,185 7,296 - 10 = 125 7,143 Stickstoff.. . .. ... - - 9,896 1 =5 176 10,000 Sauerstoff . . . . . . . - - - 1 = 100 5,714

1760 100,000.

Uber eine neue Chinarinde und deven Alkaloid. 45

Die Formel des freien Alkaloids ist hiernach: CIS HI0 NO

und sein Aequivalent = 1750 (0 = 100) oder 140 (H = 1). Hestgtigt wurde letzteres durch directe Ermittelung

aus der Platinverbindung. Man loste namlich das Alka- loid in verdiinnter Salzsiiure, fallte die Losiing mit Platin- chlorid innd trocknete den gewaschengn hell-orangegelben Niederschlag bei 1100. E r zeigte sich, im Gegensatze zu dem freien Alkalcide ziemlich hygroskopisch, weshalb das AbwPgen der nachfolgenden Portionen noch warm geschah.

1. 0,335 Grm. des Platindoppelsalzes hinterliessen 0,9575

11. 0,245 Grm. do. do. 0,6975 Platin = 28,470 Proc. 111. 0,106 Qrm. do. do. 0,3020 Platin = 28,490 Proc.

Platin = 28,582 Proc.

Die Rechnung erfordert 28,495 Proc., denn I. 11. 111. Aequivalente berechnet

Platin.. . . . . . . . 28,582 28,470 28,490 1 = 1232 28,495 ChlOl'. . . . . . . . . . - - - 2 = 886 20,492 Chlorwasserstoff - - - 1 = 455,5 10,535 organ. Substanz - - - 1 = 1750 40,478

4323,5 100,000. Da keines der bis jetzt untersuchten Alkaloide die

angegebene Znsammensetzung hat, so ist das in Itede stehende als neu anzusehen. Ich gebe ihm den Namen C i n c h o n i d i n , welcher an seine Herkunft, so wie an seinen nahen Zusammenhang mit dern Cinchonin und Chinidin erinnern soll.

Von dem Cinchonin = CzoH12NO unterscheidet es sich dadurch, dass es uin CzHz weniger Kohlenstoff und Wasserstoff enthalt.

Voni Chinidin (wenn man die Leers'sche Formel C36H22NWZ halbirt) ist es nur durch 1 Aeq. H weniger unterschieden; auch theilt es mit diesern so viele Eigen- schaften, dass man die Differenz zwischen den Formeln Cl8HloNO und C1sHll NO unter die Beobachtungsfehler xu setzen geneigt sein konnte, und es wiirde sich dann

46 Wiltstein,

zuniichst fragen, welche von diescn beiden Formeln die richtige sei? Wcnn man indessen siimmtliche bis jetzt ermittelto Eigcnschaften beider Allraloide mit cinander vcrgleicht, so findet man darunter besondcrs die dic I&- lichkeit bctrcffcnden so iiusscrst divcrgircnd, dass liier von Ihbuchtungsfehlern nicht wohl die Rcde sein kann. L e e r s fand niimlich sein Chinidin liislich bei + 170 C. in 2580, bci 1000 in 1858 Theilcn Wasser, bci + 170 in 143 Theilcn Sethcr von 0,728 spec. Gcwicht und in 12 Thcilen Alkohol von 0,835 spec. Gew., wiihrend mein Cinchonidin sich in dicsen Fliissiglrcitcn weit B-cniger loslicli ecigte. Auch bckam L c c r s von dein bei 1100 getrockneten Platindoppelsalze nur 27,ll Procent Platin, wcshalb er dicscm L)oppelsnlzc die Formel C36H??N202 + 2 HCI, 2 PtC12, 4 HO gicbt, wclche 27,04 Proc. Platin vcrlangt.

Endlich sagt L e e r s, dcr Geschmnck des Chinidins sei nicht so stark bitter, wic dcr dcs Chinins. Ich finde mein Cinchonidin weit bitterer, a1s das Chinin, lcge in- dessen auf diescs Unterschcidungsmerkmal kcin sonder- liches Qcwicht, weil es zu sehr von dcr Subjectivitat cles Bcobachters abhiingig ist.

Allcs ubrigens erwogen, muss ich zu dem Schlusse gelangen, dass d:is Alkaloid dcr C7n'na pseiido-regia zwar dem Chinidin in dcr Zusammensetzung und dcn mcisten Eigcnschaften schr nahcstchend, docli eigcnthiimlicher Natur ist, desscn Benennung Cinchonidin daher gerecht- fcrtigt erscheint.

Was die S a l z e des Cinchonidins betrifft, so wird Herr C r a w f o r d die wichtigstcn dersclben untersuchen, sobald die erfordcrliche Quantitat reinen Alkaloids wieder zu Gebote ist. Von dem neutral reagirenden salz- und schwefelsauren Salze kann ich vorliiufig nur sagen, dass sie sich leicht in Wasser losen und dass sie auf 2 C * S l W O 1 Aeq. Saure enthalten.

Herr Apothekcr W i diim a n n in Miinchcii ist gegcn- wPrtig rnit der Darstellung einer grosseren Menge Cin-

iiber eine neiie Cliinnrinde iind deren Alkaloid. 47

chonidins beschaftigt, um auch die Aerzte in den Stand zu setzcn, die tlicrapeutische Wirksnnikcit desselbcn zu priifen.

Die A s ch c diescr Chinarinde besteht dem grossern Gewichte nach aus kohlcnsaurcm Kalk. 1000 Gran des lufttrocknen Rindenpulvcrs vcrloren nach dem Trocknen bei 1000 C. 75 Gran. Die iibrig gebliebenen 925 Gran liefcrtcn 19,9G Gran zicinlich weissc Asche. Der Aschen- gehalt der lufttrocknen Iiindc betriiigt hiernach 1,995 Proc. und dcr bei 1000 getrockneten Rindc 2,157 Procent.

Die Zusammcnsetzung dcr Asche in 100 war: 5,32 Kali 5,82 Natron

38,73 Kalk 0,50 Magnesia 1,OO Alaunerde 0,SO Eisenoryd 2,23 Chlor 3,62 SchwefelsHure 3,32 Phosphorslure 6,33 Kieselslure

32,33 Kohlenslure 100,OO.