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510 H.-D. HIElCSe~Eund G. STrAuss: 90. Herren H.-D. HIERSCHE und G. STRAUSS * (Univ.-Frauenklinik Mainz): Zur Cytotopik elektroneniibertragender Enzyme im Uterus- muskel. (Mit 2 Textabbildungen.) Den mitochondriengebundenen Di- und Triphosphopyridinnueleotid- (DPN und TPN-)Diaphorasen sowie der Succinodehydrogenase kommt ffir die Endoxydation im Zellstoffwechsel eine besondere Rolle zu. Ihre histochemische Darstellung durch Reduktion yon Tetrazoninm- salzen zur Formazanen lal~t deshalb Einbhcke in die Zellfunktion erwarten. Da Mitteilungen fiber ihre Cytotopik in Uterusmusketfasern verschiedener Funktionszustande bislang feh]en, haben wir Auftreten, Aktivitatsgrad und Lokalisation dieser Fermente an Uterusmuskulatur yon Mensch und Ratte histochemiseh untersucht und mit bereits bekannten Ergebnissen an Skelet- und Darmmuskulatur verglichen. Die blauschwarzen Formazangranula treten in der Skeletmuskulatur als Reaktionsprodukte aller dre~ Fermente infolge ihrer Lagerung an die Myofibrfllen und Aussparung der anisotropen Streifen in rhythmi- seher Anordnung auf (Abb. 1 a). In glatten Muskelzellen dagegen unter- liegen sie nur dem langsorientierenden EinfluB der Myofibrillen (Abb. ]b). Daneben feh]t hier die Succinodehydrogenaseaktivitat; yon den Dia- phorasen ist die DPS~- stets starker a]s die TPN-gebundene (Abb. 2). Diese Relation bleibt auch im Uterusmuskel verschiedenen Funk- tionszustandes bei Zu- oder Abnahme der Fermentaktivitat erhalten. Darfiber hinaus zeigt die I~eaktionsintensitat beider Diaphorasen intra- eellulare Abstufungen und ist im Sarkoplasma der Kernpole am starksten (Abb. 1 e), entlang den Myofibrfllen aber am schwaehsten. Dementspreehend werden Formazangranula in der funktionsarmen Muskelzelle nichtschwangerer Uteri zuerst nach der DPN-Diaphorase- reaktion an den Kernpolen sichtbar. Entlang den Myofibrillen treten sie hier nur spar]ieh, regelmaf~Jg aber erst mit der erheblieh gesteigerten Aktivitat beider D~aphorasen in den Muskelzellen des graviden Uterus auf. Darfiber hinaus ze~gen die schwangerschaftshypertrophen Muskel- zellen wohl als Ausdruck ihrer besonderen Stoffweehselbedingungen eine auffKllige Orientierung der Granu]a unter dem Sarkolemm (Abb. 1 d). Sie geht im Puerperium mit den Rfiekbildungsvorgangen des Sarko- plasma auch entlang den 1Vfyofibrillen verloren und macht einer diffusen Verteilung der Formazangranula Platz. Die Reduktion des Zellstoff- wechsels in der Menopause laBt beide Diaphorasen nut noch schwach perinuclear darstellbar werden. Entspreehend ihrer Aktivitatsrelation wird davon die TPN-Diaphorase starker betroffen und sehwindet bei kastrierten Ratten sogar vollstandig (Abb. 2). Mit freundlicher Unterstiitzung der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Zur Cytotopik elektronenübertragender Enzyme im Uterusmuskel

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Page 1: Zur Cytotopik elektronenübertragender Enzyme im Uterusmuskel

510 H.-D. HIElCSe~E und G. STrAuss:

90. Herren H.-D. HIERSCHE und G. STRAUSS * (Univ.-Frauenklinik Mainz): Zur Cytotopik elektroneniibertragender Enzyme im Uterus- muskel. (Mit 2 Textabbildungen.)

Den mitochondriengebundenen Di- und Triphosphopyridinnueleotid- (DPN und TPN-)Diaphorasen sowie der Succinodehydrogenase kommt ffir die Endoxydation im Zellstoffwechsel eine besondere Rolle zu. Ihre histochemische Darstellung durch Reduktion yon Tetrazoninm- salzen zur Formazanen lal~t deshalb Einbhcke in die Zellfunktion erwarten. Da Mitteilungen fiber ihre Cytotopik in Uterusmusketfasern verschiedener Funktionszustande bislang feh]en, haben wir Auftreten, Aktivitatsgrad und Lokalisation dieser Fermente an Uterusmuskulatur yon Mensch und Rat te histochemiseh untersucht und mit bereits bekannten Ergebnissen an Skelet- und Darmmuskulatur verglichen.

Die blauschwarzen Formazangranula treten in der Skeletmuskulatur als Reaktionsprodukte aller dre~ Fermente infolge ihrer Lagerung an die Myofibrfllen und Aussparung der anisotropen Streifen in rhythmi- seher Anordnung auf (Abb. 1 a). In glatten Muskelzellen dagegen unter- liegen sie nur dem langsorientierenden EinfluB der Myofibrillen (Abb. ]b). Daneben feh]t hier die Succinodehydrogenaseaktivitat; yon den Dia- phorasen ist die DPS~- stets starker a]s die TPN-gebundene (Abb. 2).

Diese Relation bleibt auch im Uterusmuskel verschiedenen Funk- tionszustandes bei Zu- oder Abnahme der Fermentaktivitat erhalten. Darfiber hinaus zeigt die I~eaktionsintensitat beider Diaphorasen intra- eellulare Abstufungen und ist im Sarkoplasma der Kernpole am starksten (Abb. 1 e), entlang den Myofibrfllen aber am schwaehsten.

Dementspreehend werden Formazangranula in der funktionsarmen Muskelzelle nichtschwangerer Uteri zuerst nach der DPN-Diaphorase- reaktion an den Kernpolen sichtbar. Entlang den Myofibrillen treten sie hier nur spar]ieh, regelmaf~Jg aber erst mit der erheblieh gesteigerten Aktivitat beider D~aphorasen in den Muskelzellen des graviden Uterus auf. Darfiber hinaus ze~gen die schwangerschaftshypertrophen Muskel- zellen wohl als Ausdruck ihrer besonderen Stoffweehselbedingungen eine auffKllige Orientierung der Granu]a unter dem Sarkolemm (Abb. 1 d). Sie geht im Puerperium mit den Rfiekbildungsvorgangen des Sarko- plasma auch entlang den 1Vfyofibrillen verloren und macht einer diffusen Verteilung der Formazangranula Platz. Die Reduktion des Zellstoff- wechsels in der Menopause laBt beide Diaphorasen nut noch schwach perinuclear darstellbar werden. Entspreehend ihrer Aktivitatsrelation wird davon die TPN-Diaphorase starker betroffen und sehwindet bei kastrierten Rat ten sogar vollstandig (Abb. 2).

�9 Mit freundlicher Unterstiitzung der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Page 2: Zur Cytotopik elektronenübertragender Enzyme im Uterusmuskel

C y t o t o p i k e l e k t r o n e n i i b e r t r a g e n d e r E n z y m e i m U t e r u s m u s k e l 511

Abb. 1. a DPN-Diaphorase in quergestreifter ~uskulatar . (Zwerchfell, l~atte.) 1400• b DPN-Diaphorase. Uterusmuskel im Liingsschnitt bei Gravidititt. 1200 • c DP~N-Diaphorase. Uterusmuskel im Querschnitt bei Graviditiit. 1200 x . d DP,N-Diaphorase. Normaler Uterus einer

27ji~hrigen Frau. Fermeatreaktion an den :Kerapolen. 1200 •

T Uterusrnuskulatur Anderes Muske/gewebe ( yon Mensch ~ Ratte)

mm-l-

Abb. 2. Graphische Darstellung der St~irke verschiedener Fermentreaktionen an Uterusmuskulatur you Mensch und Katte sowie Skeletmuskulatur. Fermentreaktion: m stark; ~ ] mittel; ~ ]

schwach; ~ ganz geriag; 9' negativ

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512 W. SC~ILD:

Bis auf funktionsbedingte Abweiehungen in Aktivit/s und Ver- teilung s t immt demnach das Zelhnuster der untersuehten Elektronasen an Uterus- und anderer glat ter Muskulatur iiberein, insbesondere aber in der mangelnden Nachweisbarkeit der Succinodehydrogenase. Darin soll sich naeh RVDOLPH im Gegensatz zum quergestreiften Muskel ein Fehlen des aeroben Stoffweehsels anzeigen. Naeh hohen Oestrogendosen konnten wit aber aueh in der glat ten Muskulatur des Uterus und Darmes den histochemischen Naehweis dieses Fermentes ffihren, so dab es hier untersehwellig oder gebunden vorliegen mug, ohne einen yore Skelet- muskel grunds/~tzlich unterschiedliehen Stoffweehsel zu bedeuten. Allerdings k6nnte ffir die Muskelzellen des st/s hormonrezept iven Uterus eine nu t noeh hormonell aktivierbare latente Suecinodehydro- genase gr6Bere Bedeutung haben als fiir glatte Muskulatur anderer Provenienz.

L i t e r a t u r

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91. Herr W. SlJIIILI) (Frauenklinik der Med. Akademie Dtisseldorf): Zur Frage der Wehenausliisung am Uterus.

I m Organismus ist bei Freiwerden der antidiuretischen Komponen te des Hypotha lamus-Neurohypophysen-Sys tems zusi~tzlich eine oxytoci- sche Wirksamkei t zu beobachten, wfihrend unter entsprechenden Bedingungen das Oxytocin yon einem antidiuretischen Effekt begleitet ist 1, 2, 4, 7,s,1~,14,15. Ausgehend yon dieser Tatsache sollte geprfift werden, ob am Ende der Schwangerschaft dutch kfinstliche ErhShung des osmotischen Druckes im Blut als Reiz ffir die Ausscheidung yon anti- diuretischem Hormon (ADH) eine Wehent/i t igkeit durch den begleiten- den oxytocischen Effekt ausgel6st werden kann. Weiterhin sollte vet-