2
PhotoTalk #4 – Information vs. Diskretion – Wie lesbar sind Bilder? Dominique Silvestri im Dialog mit Caspar Sänger Wie lesbar sind Bilder? Geben sie Daten preis, entschlüsselt der Betrachter aus ihnen Informationen, Biografien, Stories – oder gibt es Bildstrategien, ihm die Frage nach der »Information« als Ganzes zu verweigern? In der Eingangsszene von Hitchcocks »Rear Window« lenkt James Stewart das Fernglas in den Hof und ent- wickelt zusammen mit Grace Kelly zu jeder Figur, die er sieht, eine Art Biografie, z.B. der Frau, die sie beide »Miss Lonelyheart« nennen: das bloße Anschauen wird hier mit »Daten« versehen, mit Geschichten und In- formationen, die stimmen können oder auch nicht. Gibt es demgegenüber auch ein Anschauen ohne weitere, ausformulierbare Story, ohne – imaginärem oder tatsächlichem – »Datenbestand«? Was beispielsweise ist mit den Porträts von Rineke Dijkstra, die man bis zu einem bestimmten Punkt tatsächlich gedanklich entschlüsselt, um dann festzustellen, daß einem diese Informationen über die Porträtierten noch gar nicht viel sagen? Bei Dijkstra drängt zwar alles dazu, in die Gesichter Geschichten, Interpretationen hineinzu- denken – am Ende bleibt das Bild aber eher opak. Wäre »Diskretion« der Gegenbegriff zu »Information«? Gibt es vor dem Hintergrund der technischen Auswertbarkeit von Bildern (face recognition, soziale Netzwerke, Metadaten von Bilddateien) Qualitäten des Bildes, die es dennoch der Auswertbarkeit entziehen? Ohne dafür auf den offenen Blick – das Porträt, das Gegenüber – verzichten zu müssen? Muss es dafür auf Verschlüsselung setzen (z.B. Verpixelung) oder kann es das Spiel umdrehen: durch seine eigenen ästhetische Qualitäten sich der Frage nach dem, was ein Bild an Informationen enthält, von vornherein entziehen? 04.12.2013, 19:30 Uhr, Atelier Schreinerei, Adlerstraße 59b und Falkenstraße 6a, 44 147 Dortmund, Eintritt frei. 07.11.13 20.11.13 04.12.13 29.10.13 Infos zu den Talkgästen

29.10.13 07.11.13 20.11.13 04.12.13 PhotoTalk #4 – Information … · 2013. 11. 28. · PhotoTalk-Folgetermine in 2013: 20.11.13 / 04.12.13 DOMINIQUE SILVESTRI (Autor) Dominique

  • Upload
    others

  • View
    1

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

  • PhotoTalk #4 – Information vs. Diskretion – Wie lesbar sind Bilder? Dominique Silvestri im Dialog mit Caspar Sänger

    Wie lesbar sind Bilder? Geben sie Daten preis, entschlüsselt der Betrachter aus ihnen Informationen, Biografien, Stories – oder gibt es Bildstrategien, ihm die Frage nach der »Information« als Ganzes zu verweigern?

    In der Eingangsszene von Hitchcocks »Rear Window« lenkt James Stewart das Fernglas in den Hof und ent-wickelt zusammen mit Grace Kelly zu jeder Figur, die er sieht, eine Art Biografie, z.B. der Frau, die sie beide »Miss Lonelyheart« nennen: das bloße Anschauen wird hier mit »Daten« versehen, mit Geschichten und In-

    formationen, die stimmen können oder auch nicht. Gibt es demgegenüber auch ein Anschauen ohne weitere, ausformulierbare Story, ohne – imaginärem oder tatsächlichem – »Datenbestand«?

    Was beispielsweise ist mit den Porträts von Rineke Dijkstra, die man bis zu einem bestimmten Punkt tatsächlich gedanklich entschlüsselt, um dann festzustellen, daß einem diese Informationen über die Porträtierten noch gar nicht viel sagen? Bei Dijkstra drängt zwar alles dazu, in die Gesichter Geschichten, Interpretationen hineinzu-

    denken – am Ende bleibt das Bild aber eher opak. Wäre »Diskretion« der Gegenbegriff zu »Information«?

    Gibt es vor dem Hintergrund der technischen Auswertbarkeit von Bildern (face recognition, soziale Netzwerke, Metadaten von Bilddateien) Qualitäten des Bildes, die es dennoch der Auswertbarkeit entziehen? Ohne dafür

    auf den offenen Blick – das Porträt, das Gegenüber – verzichten zu müssen? Muss es dafür auf Verschlüsselung setzen (z.B. Verpixelung) oder kann es das Spiel umdrehen: durch seine eigenen ästhetische Qualitäten sich der

    Frage nach dem, was ein Bild an Informationen enthält, von vornherein entziehen?

    04.12.2013, 19:30 Uhr,Atelier Schreinerei, Adlerstraße 59b und Falkenstraße 6a, 44 147 Dortmund,

    Eintritt frei.

    07.11.13 20.11.13 04.12.1329.10.13

    Infos zu den Talkgästen

  • JAN FASSELT (Stadtraumkonzept, Dortmund)

    Jan Fasselt hat Raumplanung an der Universität Dortmund studiert, war wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung und Bauwesen des Landes NRW und ist seit 2007 Geschäftsführer der StadtRaumKonzept GmbH. Seine Tätigkeitsschwerpunkte liegen in der

    integrierten Stadtentwicklung und der Evaluation in Stadtteilen mit besonderem Erneuerungsbedarf. Mit seinem Büro arbeitet er u.a. an der Verstetigung des Stadterneuerungsprojekts

    Gelsenkirchen-Südost, das auch das Kreativ.Quartier umfasst, in dem Peter Liedtke tätig ist.

    stadtraumkonzept.de

    PETER LIEDTKE(bild.sprachen und Pixelprojekt_Ruhrgebiet, Gelsenkirchen)

    Peter Liedtke studierte an der Folkwangschule Essen Kommunkationsdesign mit dem Schwerpunkt Fotografie und absolvierte den Fernlehrgang Ökologie der Universität Tübingen.

    Er ist Mitglied im Deutschen Werkbund, in der DGPh und bei Freelens.

    Nach Jahren der Sozialreportage im In- und Ausland fotografierte er ab 1989 den Wandel im Ruhrgebiet. Seine Arbeiten wurden weltweit ausgestellt und veröffentlicht. Seit 1993 betreibt er

    Netzwerkprojekte, darunter seit 2002 das Pixelprojekt_Ruhrgebiet, eine digitale Sammlung fotografischer Positionen als regionales Gedächtnis, und seit 2008 bild.sprachen mit der

    gleichnamigen Messe für Fotografie. Seit 2009 leitet er zudem die Galerie Hundert und seit 2012 das Blog ruhr.speak. Aktuell entwickelt er Fotografieprojekte

    im Gelsenkirchener Kreativ.Quartier Ückendorf.

    fotoprojekte-liedtke.de

    PhotoTalk-Folgetermine in 2013:20.11.13 / 04.12.13

    DOMINIQUE SILVESTRI (Autor)

    Dominique Silvestri studierte Romanistik und Geschichte in Bochum und Hagen, vertiefte sein Wissen 1995/96 als Hotelpage und arbeitet seit 1998 als Empfangssekretär mit Ambitionen zum spinozistischen Privatgelehrten.

    2004 lässt er sich von den Brüder Goncourt als Butler anheuern und bloggt seither für sie unter »Goncourt's Blog«. 2011–2013 schrieb und fotografierte er für die Berliner Filmzeitschrift »Cargo« eine regelmäßige, dop-pelseitige Kolumne, in der er das, was das Blog ausmacht: die gescrollte Passage aus Fotografie und Text, aus Erzählung, Nicht-Erzählung, Bewegung, Notat und Montage, auf das analoge Papier einer Zeitschrift übertrug.

    goncourt.net/Blog

    CASPAR SÄNGER (Künstler)

    Caspar Sänger schloss sein BA-Studium an der HfbK Hamburg im Sommersemester 2013 ab. In seiner Abschluss-arbeit »Spuren zeigen« bei Thomas Demand und Heike Mutter beschäftigte er sich mit dem Zeigen von Spuren als Evidenzen menschlichen Handelns und der Frage, wie Fotografien als Spuren funktionieren. Seine Arbeiten wurden bisher u.a. in Essen, München, Prag und Mailand gezeigt. Zuletzt erschien ein Fotobuch im Hamburger

    Verlag 1%ofONE. Seit dem Wintersemester ist er an der HfbK Master-Student.

    hfbk-hamburg.de

    Außerdem bei Schau – Ein Fotofestival in Dortmund:

    14.12.2013 – Bring

    Bis 31.12.2013 – Wettbewerb zur Teilnahme an der ersten Portfolioschau im Dortmunder U

    Abbildungen: Tapete – Caspar Sänger 2013