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Congress Center Frankfurt am Main 31.08.–03.09.2016 44. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) 30. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh) 26. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR) Current congress 16 Rheumadocs 2016 Gut organisierte Netzwerke sind in der klinischen und der wissenschaftlichen Kooperation entscheidend. Mit dem Ziel „Networking, Innovation and Educa- tion“ zu thematisieren und zu gestalten, wollen sich die Rheumadocs nachhaltig diesen Herausforderungen widmen. 17 ANCA-assoziierte Vaskulitiden Im Jahr 2009 wurden erstmals Empfeh- lungen der EULAR zum Management von Vaskulitiden kleiner und mittelgro- ßer Gefäße veröffentlicht. Ergebnisse mehrerer Studien zu ANCA-assoziierten Vaskulitiden machten jetzt eine Überar- beitung der Empfehlungen erforderlich. 27 Frankfurt am Main Neben der einzigartigen Frankfurter Skyline gehören im historischen Zen- trum das Rathaus Römer, der Dom und die Paulskirche zum Pflichtprogramm bei jedem Besuch der Mainmetropole. Foto: Fotolia Foto: © Messe Frankfurt GmbH wir möchten Sie ganz herzlich zu unserem Jahreskongress vom 31. August bis 3. September 2016 in Frankfurt am Main begrüßen. Der 44. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) findet, wie auch in den vergangenen Jahren, zusammen mit der 30. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), der 26. Jahrestagung der Deutschen Gesell- schaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR) und selbstverständ- lich auch mit Beteiligung der Rheumaliga und den Patientenorganisatio- nen statt. Dieser Kongress wird neben vielen neuen Informationen einige Beson- derheiten beinhalten, die auch einen Test für zukünftige Kongresse darstellen. So ist es das erste Mal, dass der Kongresspräsident der DGRh die Gastfreundschaft einer anderen Stadt in Anspruch nehmen muss, da aufgrund der (erfreulicherweise) stetig gewachsenen Teilnehmer- zahl nur noch bestimmte Kongressorte überhaupt für eine Ausrichtung infrage kommen. Als Vorteil darf dabei gelten, dass die Frankfurter Messe als einer der kompaktesten Kongressstandorte gilt und alle Teil- nehmer direkt vom Hotelzimmer zu den Vorträgen, der Posteraus stellung, dem Rheumahaus, den Informationsständen der Patienten organisationen sowie den Partnern der Industrie gelangen können. Aus diesen Gründen haben wir für den 44. Kongress das naheliegende Motto „Kurze Wege – mehr Zeit für Information und Kommunikation“ gewählt. Eine weitere Besonderheit besteht darin, dass wir Ihnen auf der einen Seite die aktuellste wissenschaftliche Information bieten wollen, auf der anderen Seite aber – der Tradition verpflichtet – die Patientenveranstal- tung an einem der ältesten Kongressorte der DGRh, nämlich in Bad Nauheim, durchführen. Dies erlaubt unseren Patienten eine noch umfas- sendere Bereitstellung von Angeboten durch die hessische Rheumaliga und ein eigenes ärztliches Organisationsteam, da hierbei der gesamte Samstag der Kongresswoche genutzt werden kann. Die dritte Besonderheit ist die schon in Bremen eingeführte Gastlandses- sion, mit der langfristig die klinische und wissenschaftliche Interaktion mit den internationalen Kollegen gefördert und vor allem jungen Kolle- gen das persönliche Kennenlernen ermöglicht werden soll. Als Gastland für Frankfurt 2016 konnten wir Portugal gewinnen. Thematisch werden neben den „klassischen“ Updates rheumatologischer Erkrankungen klinisch vor allem die selteneren beziehungsweise weni- ger beforschten Erkrankungen im Vordergrund stehen. Basiswissen- schaftlich soll im Zeitalter des Wettbewerbs um Fördergelder vor allem die interaktive und integrative Leistungsfähigkeit unseres Faches illus- triert werden – ausgehend auch vom zentralen Symposium „rheumato- logische Forschungskonsortien stellen sich vor“. Ein besonderes Anliegen ist uns, mit diesem Kongress möglichst viele junge Kollegen, Medizinstudenten und Rheumatologen in Weiterbildung für die langfristige Perspektive zu begeistern und damit die weitere po- sitive Entwicklung im Fach nachhaltig zu stärken und zu sichern. Lassen Sie sich davon überraschen, was das Organisationsteam alles für Sie zusammengestellt hat! Mit herzlichen Grüßen Ihre Kongresspräsidenten Liebe Kolleginnen und Kollegen, Dr. Christoph Rietschel Prof. Dr. Stefan Rehart Prof. Dr. Ulf Müller-Ladner

44. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie ... · Congress Center Frankfurt am Main 31.08.–03.09.2016 44. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie

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Page 1: 44. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie ... · Congress Center Frankfurt am Main 31.08.–03.09.2016 44. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie

Congress Center Frankfurt am Main 31.08.–03.09.2016

44. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) 30. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh)

26. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR)

Current congress

16 Rheumadocs 2016Gut organisierte Netzwerke sind in der klinischen und der wissenschaftlichen Kooperation entscheidend. Mit dem Ziel „Networking, Innovation and Educa-tion“ zu thematisieren und zu gestalten, wollen sich die Rheumadocs nachhaltig diesen Herausforderungen widmen.

17 ANCA-assoziiert e VaskulitidenIm Jahr 2009 wurden erstmals Empfeh-lungen der EULAR zum Management von Vaskulitiden kleiner und mittelgro-ßer Gefäße veröffentlicht. Ergebnisse mehrerer Studien zu ANCA-assoziierten Vaskulitiden machten jetzt eine Überar-beitung der Empfehlungen erforderlich.

27 Frankfurt am MainNeben der einzigartigen Frankfurter Skyline gehören im historischen Zen-trum das Rathaus Römer, der Dom und die Paulskirche zum Pflichtprogramm bei jedem Besuch der Mainmetropole. Foto: Fotolia

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wir möchten Sie ganz herzlich zu unserem Jahreskongress vom 31. August bis 3. September 2016 in Frankfurt am Main begrüßen. Der 44. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) findet, wie auch in den vergangenen Jahren, zusammen mit der 30. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), der 26. Jahrestagung der Deutschen Gesell-schaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR) und selbstverständ-lich auch mit Beteiligung der Rheumaliga und den Patientenorganisatio-nen statt.Dieser Kongress wird neben vielen neuen Informationen einige Beson-derheiten beinhalten, die auch einen Test für zukünftige Kongresse darstellen. So ist es das erste Mal, dass der Kongresspräsident der DGRh die Gastfreundschaft einer anderen Stadt in Anspruch nehmen muss, da aufgrund der (erfreulicherweise) stetig gewachsenen Teilnehmer-zahl nur noch bestimmte Kongressorte überhaupt für eine Ausrichtung infrage kommen. Als Vorteil darf dabei gelten, dass die Frankfurter Messe als einer der kompaktesten Kongressstandorte gilt und alle Teil-nehmer direkt vom Hotelzimmer zu den Vorträgen, der Posteraus­stellung, dem Rheumahaus, den Informationsständen der Patienten­organisationen sowie den Partnern der Industrie gelangen können. Aus diesen Gründen haben wir für den 44. Kongress das naheliegende Motto „Kurze Wege – mehr Zeit für Information und Kommunikation“ gewählt.Eine weitere Besonderheit besteht darin, dass wir Ihnen auf der einen Seite die aktuellste wissenschaftliche Information bieten wollen, auf der anderen Seite aber – der Tradition verpflichtet – die Patientenveranstal-tung an einem der ältesten Kongressorte der DGRh, nämlich in Bad Nauheim, durchführen. Dies erlaubt unseren Patienten eine noch umfas-sendere Bereitstellung von Angeboten durch die hessische Rheumaliga und ein eigenes ärztliches Organisationsteam, da hierbei der gesamte Samstag der Kongresswoche genutzt werden kann.Die dritte Besonderheit ist die schon in Bremen eingeführte Gastlandses-sion, mit der langfristig die klinische und wissenschaftliche Interaktion mit den internationalen Kollegen gefördert und vor allem jungen Kolle-

gen das persönliche Kennenlernen ermöglicht werden soll. Als Gastland für Frankfurt 2016 konnten wir Portugal gewinnen.Thematisch werden neben den „klassischen“ Updates rheumatologischer Erkrankungen klinisch vor allem die selteneren beziehungsweise weni-ger beforschten Erkrankungen im Vordergrund stehen. Basiswissen-schaftlich soll im Zeitalter des Wettbewerbs um Fördergelder vor allem die interaktive und integrative Leistungsfähigkeit unseres Faches illus-triert werden – ausgehend auch vom zentralen Symposium „rheumato-logische Forschungskonsortien stellen sich vor“.Ein besonderes Anliegen ist uns, mit diesem Kongress möglichst viele junge Kollegen, Medizinstudenten und Rheumatologen in Weiterbildung für die langfristige Perspektive zu begeistern und damit die weitere po-sitive Entwicklung im Fach nachhaltig zu stärken und zu sichern.Lassen Sie sich davon überraschen, was das Organisationsteam alles für Sie zusammengestellt hat!

Mit herzlichen GrüßenIhreKongresspräsidenten

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Dr. Christoph Rietschel

Prof. Dr. Stefan Rehart

Prof. Dr. Ulf Müller-Ladner

Page 2: 44. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie ... · Congress Center Frankfurt am Main 31.08.–03.09.2016 44. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie

2 Current congress | Wissenschaftliches Programm Stand bei DrucklegungStand bei Drucklegung

Mittwoch, 31. August 2016

Donnerstag, 01. September 2016

Mittwoch, 31.08.16

vonbis

Harmonie ABC Spektrum 1 Illusion 2Salon

Köln+München(Maritim)

Foyer Ebene C03

20

PlenarsitzungKinder

ZusatzveranstaltungRahmenprogramm

DGRh-Studentenprogramm

17.00 - 22.00 Uhr

15.0017.00

20.0022.00

Get Together

17.0018.00

Gastland-Session:Portugal

18.0020.00

Eröffnungs-veranstaltung

Forschungsmeeting GKJR

(Young Investigator)

Medienannahme

16.00–19.00

15. Fortbildungstreffen

der rheumatologischen

Studien- und Fachassistentinnen

15.00 - 18.00 Uhr

2016_Raumplan_V18_HP 08.07.2016

Mittwoch, 31.08.16

vonbis

Harmonie ABC Spektrum 1 Illusion 2Salon

Köln+München(Maritim)

Foyer Ebene C03

20

PlenarsitzungKinder

ZusatzveranstaltungRahmenprogramm

DGRh-Studentenprogramm

17.00 - 22.00 Uhr

15.0017.00

20.0022.00

Get Together

17.0018.00

Gastland-Session:Portugal

18.0020.00

Eröffnungs-veranstaltung

Forschungsmeeting GKJR

(Young Investigator)

Medienannahme

16.00–19.00

15. Fortbildungstreffen

der rheumatologischen

Studien- und Fachassistentinnen

15.00 - 18.00 Uhr

2016_Raumplan_V18_HP 08.07.2016

Donnerstag, 01.09.16

vonbis Harmonie ABC Harmonie DE Fantasie 2 Illusion 1 Illusion 2 Illusion 3 Spektrum 1 Spektrum 2

MarittimSaal I+II

MaritimSaal III

MaritimSalon

Köln+München

MaritimSalon Hamburg Foyer Ebene C03

Celgene MSD Baxalta Janssen-Cilag UCB Pfizer Lilly Novartis

Actelion Genzyme Mundipharma Biogen

Plenarsitzung Experimentell Abstract MG-VersammlungenAGRZ Klinisch Industrie Akademieprogramm

Zusatzveranstaltung Interdisziplinär Orthopädie SonstigeVersorgung Kinder Administrative Situngen Frühstücksgespräche

Kontroversen bei kindlicher Vaskulitis:

Mehr Fragen als Antworten ?

Neue Wege in der rheumatoiden

Arthritis

Fieber: Fälle - Fallstricke -

Fehldiagnosen

Fibrosis: Can we solve the problem?

Kinderwunsch und Familienplanung

Orthopädische Untersuchungstechniken

Der rheumatische Fuß in Zeiten der

Biologika: Die Champions League der orthopädischen

Rheumatologie!

Psoriasisarthritis im Fokus

Psoriasis-Arthritis: Individuelle

Therapieziele im Praxisalltag

Biosimilars – neue Chancen für die

Patientenversorgung:Stand und Perspektiven

07:0008:15

13.0014.30

08.3010.00

16.4518.15

14.4516.15

12.0013.00

10.3012.00

18.3020.00

Primäre und sekundäre Immundefekte -

Herausforderungen in Diagnose und Therapie

Seltene Erkrankungen /

Seltene Strukturpathologien

Mitglieder-versammlung

DGRh

Signalling pathways and kinase inhibition:

Which to chose, which to treat ?

Abstract I

07.00 - 17.00 Uhr

Medien-annahme

Migration - die Rheumatologie wird

bewegt

DGRh-Studenten-programm

09.00 - 18.00 Uhr

Therapie der Rheumatoiden

Arthritis im Wandel der Zeit

GKV-VSG: Nur Buchstaben oder der

Schlüssel zur besseren Versorgung

?

Abstract II

Pressekonferenz

Rationelle Schmerztherapie

Außergewöhnliche Fälle in der

Rheumatologie – erfolgreiche Spurensuche

Ziele der RA-Therapie – heute und morgen

Der IL-17A-Signalweg: Neueste Entwicklungen

und erste klinische Erfahrungen aus der

Praxis

15. Fortbildungstreffen

der rheumatologischen

Studien- und Fachassistentinnen

Study Nurse

09.00 - 16.00 Uhr

Gemischtes Doppel: Immundefekte und Autoimmunität im

Kinder- und Erwachsenenalter

Treibsand oder Brücke? Stärken

und Schwächen von Routinedaten für die

Versorgung Rheumakranker

Unterschiedliche Therapiestrategien

bei früher und etablierter Erkrankung in der Rheumatologie

„CCP und Konsorten“- Neues zur Autoimmunität gegen modifizierte

Proteine

Systemische Sklerose - Diagnose

und Therapie im Alltag

In-label: Was ist überhaupt erlaubt?

Rheumadocs…on the move

HOT: PsA

WIN: Vaskulitiden Leber trifft Rheuma - Rings um die Hepatitis

Schwierige Fälle im rheumatologischen Alltag - wie würden Sie entscheiden?

2016_Raumplan_V20 14.07.2016

ImpressumRedaktionsleitung Stephanie Schikora (V.i.S.d.P.) Tel. 0711/8931-440

Redaktion Simone Müller, Tel. 0711/8931-416

Herstellung & Layout Karl-Heinz Zobel

Verantwortlich für den Anzeigenteil Thieme.media Pharmedia Anzeigen- und Verlagsservice GmbH Conny Winter (Anzeigenleitung) Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart oder Postfach 30 08 80, 70448 Stuttgart Tel.: 0711/8931-509; Fax: 0711/8931-563

[email protected] Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 14, gültig seit 01.01.2016

Druck Grafisches Centrum Cuno, Calbe

Verlag Karl Demeter Verlag im Georg Thieme Verlag KG Rüdigerstraße 14, 70469 StuttgartDie Beiträge unter der Rubrik „Forum der Industrie“ stehen nicht in Zusam-menhang mit den wissenschaftlichen Inhalten der Kongress zeitung. Die Rubrik „Forum der Indus trie“ enthält Beiträge, die auf Unternehmens informationen basieren und erscheint außerhalb der Verantwortung des Kongresspräsidiums.

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3Current congress | Highlights

Polyartikuläre juvenile idiopathische ArthritisGKJR beruft Kommission PRO-KIND zur Optimierung der Diagnostik, Dokumentation und Behandlung von Kindern mit Rheuma

Die aktuelle Situati-on in der Versor-gung von Kindern und Jugendlichen mit Rheuma ist ge-kennzeichnet durch unzureichende Standardisierung und mangelhafte Penetration von Therapieleitlinien sowie Empfehlun-

gen in der klinischen Praxis. In der Konsequenz werden Kinder und Jugendliche mit rheumati-schen Erkrankungen zu spät oder unzureichend behandelt, oder nicht entsprechend der aktuellen Behandlungsmöglichkeiten. Prof. Gerd Horneff, Sankt Augustin, berichtet über den Prozess der Erstellung von Protokollen zur Verbesserung der Behandlung von Kindern mit rheumatischen Erkrankungen.

Leitlinien orientieren sich an nach-prüfbaren wissenschaftlichen Er-kenntnissen in der Regel aus dop-pelblind-randomisierten Studien [1]. Therapieempfehlungen zielen auf eine optimale Therapie des er-krankten Kindes [2]. Bei der Umset-zung von Leitlinien und Therapie-empfehlungen sind dagegen die Verfügbarkeit und insbesondere die Zulassungssituation von Medika-menten zu beachten. Lösungsmög-lichkeiten werden folgende sein:• die Etablierung eines Netzes

kinderrheumatologischer Zentren in Deutschland,

• die Implementierung interna-tionaler Diagnose­ und Thera-piestandards,

• die Erstellung von abgestimm-ten alternativen Therapiepro-tokollen mit freier Wahl durch den behandelnden Arzt,

• die vergleichende Auswertung der Therapieergebnisse sowie

• die Optimierung der Thera-pieprotokolle durch schritt-weise Verbesserung der Be-handlungsprotokolle.

Kommission PRO-KIND koordiniert verschiedene ArbeitsgruppenDie Gesellschaft für Kinder- und Ju-gendrheumatologie (GKJR) hat des-

halb eine Prozessordnung (Abb. 1) erstellt und unter meiner Leitung eine Kommission „Projekte zur Klas-sifikation, Überwachung und Thera-pie in der Kinderrheumatologie“ (kurz: PRO­KIND) berufen, die ver-schiedene Arbeitsgruppen koordi-niert. Deren Ziel ist die Harmonisie-rung und Optimierung der Diagnos-tik, Dokumentation und Behand-lung von Kindern und Jugendlichen mit rheumatischen Erkrankungen. Die Arbeitsgruppen erarbeiten keine Leitlinien, sondern Hand-lungsprotokolle für den klinischen Alltag. Diese werden bei ausgewähl-ten juvenilen rheumatischen Er-krankungen, basierend auf der vor-handenen Evidenz zum Einsatz von Therapeutika und dem aktuellen Vorgehen in der klinischen Praxis, bezüglich Diagnostik und Verlaufs-dokumentation abgestimmt. Die zu erstellenden Handlungspro-tokolle sollen als Anleitung zur In-dikation, Durchführung und Über-wachung der Therapie im klini-schen Alltag dienen. Die Therapie soll hin auf den höchstmöglichen Nutzen für den Patienten zielge-richtet sein wie dies zum Beispiel durch den Begriff der Remission, sofern für die Erkrankung eine De-finition hierfür besteht.

Protokolle für 9 kinderrheumatologische ErkrankungsgruppenZunächst wurden Arbeitsgruppen zur Erstellung harmonisierter Handlungsprotokolle für 9 kinder-rheumatologische Erkrankungs-gruppen von besonderer Bedeu-tung gegründet:1. zur polyartikulären juvenilen

idiopathischen Arthritis (JIA),2. zur persistierenden oligoarti-

kulären JIA,3. zur ERA-JIA (ERA: enthesitis-

assoziierte Arthritis),4. zur systemischen JIA,5. zur JIA­Uveitis,6. zum familiären Mittelmeerfie-

ber,7. zu Cryopyrin assoziiertem peri-

odischen Syndrom (CAPS)/TNF­Rezeptor assoziiertem periodi-schen Syndrom (TRAPS)/Hy-per­IgD­Syndrom (HIDS),

8. zum systemischen Lupus ery-thematodes und

9. zur juvenilen Dermatomyositis.

Hierzu wurden alle Mitglieder der GKJR zur Teilnahme an einer oder mehreren Arbeitsgruppen eingela-den. Die einzelnen Arbeitsgruppen verfügen über je einen Sprecher und Koordinator und sind aufge-fordert, den Abstimmungsprozess innerhalb der Gruppe formal zu beschreiben. Dieser sollte ein mehrstufiges Vorgehen mit ver-schiedenen Konsentierungspro-zessen beinhalten. Genutzte Ins-trumente sind beispielsweise Ko-ordinierungstreffen, Telefonkonfe-renzen und auch Webumfragen unter Dokumentation und Offen-legung der jeweils beteiligten Per-sonen und des erzielten Konsens-niveaus. Berücksichtigt werden sollen die aktuelle Evidenzlage ge-mäß der Agency for Healthcare Re-search and Quality (AHRQ) sowie die medikamentöse Zulassungssi-tuation mit entsprechender Litera-tur. Final konsentierte Therapie-protokolle können im Namen der GKJR publiziert werden, was die Zustimmung des Vorstands vor-aussetzt.

Protokoll für das erste Behandlungsjahr bei polyartikulärer JIAAls erstes hat eine Arbeitsgruppe eine „Protokoll für das erste Behand-lungsjahr bei der polyartikulären JIA“ vorgelegt. Nach einem Vorberei-tungstreffen und 3 Telefonkonferen-zen wurden 17 Aussagen zu• Definition der Erkrankung mit

Kriterien zur Diagnose und Subklassifikation der JIA,

• Basisdiagnostik,• Erfassung der Krankheitsaktivi-

tät,• Prognoseparametern,• Definition von Sicherheitspara-

metern und Kontrollinterval-len,

• Therapiezielen,• Therapiebestandteilen und• 4 verschiedenen Therapiealgo-

rithmen (Abb. 2) mit einem Zu-stimmungsniveau von zumin-dest 80 % erstellt.

Der innerhalb der Arbeitsgruppe erzielte Konsens wurde anschlie-ßend allen Mitgliedern zur Kon-

sentierung durch eine webbasierte Befragung vorgelegt. Die Ergeb-nisse der Webumfrage wurden analysiert und es wurde ein sehr hoher Grad der Zustimmung zwi-schen 86,7 und 98,3% festgestellt, wodurch formal alle Aussagen als konsentiert angenommen wur-den. Das Ergebnis der Webumfrage wurde in einem „Face-to-face“-Konsentierungstreffen vorgestellt, zu dem alle Mitglieder der GKJR eingeladen wurden.

Auswertung der Therapieergebnisse als zukünftige AufgabeDie finalen Therapieprotokolle wurden dem Vorstand vorgelegt und sollen von der Gesellschaft publiziert werden. Eine zukünftige Aufgabe wird die Auswertung der Therapieergebnisse sein, die zur Optimierung der Therapieproto-kolle und zur schrittweisen Ver-besserung der Behandlungsproto-kolle führen soll. Die Schaffung einer Struktur mit Prozessordnung durch die GKJR und die große Bereitschaft der Mitglieder der GKJR zur aktiven Mitarbeit und kritischen Diskus-sion stellen eine Zeitenwende für

die zukünftige Versorgung rheu-makranker Kinder und Jugendli-cher dar.

Prof. Dr. Gerd HorneffKinderrheumazentrum Sankt Augustin, Asklepios Klinik Sankt Augustin

Literatur1 Dueckers G, Guellac N, Arbogast

M et al. [Evidence and consensus based treatment guidelines 2010 for juvenile idiopathic arthritis by the German Society of Paediatric Rheumatology]. Klin Padiatr 2011; 223: 386–394

2 Beukelman T, Patkar NM, Saag KG et al. 2011 American College of Rheumatology recommenda-tions for the treatment of juvenile idiopathic arthritis: initiation and safety monitoring of therapeutic agents for the treatment of arthri-tis and systemic features. Arthritis Care Res 2011; 63: 465–482

Abb. 1 Prozessdarstellung.(GKJR = Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie)Quelle: Prof. Dr. Gerd Horneff, Sankt Augustin

• Erstellung eines „Entwurfes“ durch ≥1 Teilnehmer der Arbeitsgruppe

• > 1. Rundmail an übrige Teilnehmer der Arbeitsgruppe

• > Konsentierung innerhalb der Arbeitsgruppe (als Konsens wird die Zustimmung

von zumindest 80 % der Teilnehmer definiert) mittels Telefonkonfernzen

• > Websurvey 1: zur Konsentierung werden alle GKJR-Mitglieder aufgefordert (als

Konsens wird die Zustimmung von zumindest 80 % der Teilnehmer definiert)

• > ggf. erneute Konsentierung innerhalb der Arbeitsgruppe

• > ggf. Websurvey 2

• > Verabschiedung bei „Face-to-face“-Meeting (alle GKJR-Mitglieder aufgefordert)

• > Autorisierung durch den Vorstand der GKJR und Zustimmung zur Publikation

(Web und/oder Print)

Abb. 2 Therapiealgorithmus.(ABA = Abatacept, ADA = Adalimumab, ETA = Etanercept, JADAS = Juvenile Arthritis Disease Activity Score, MDA = „minimal disease activity“, MTX = Methotrexat, NSAR = nichtsteroidale Antirheumatika, TH = Triamcinolon-Hexacetonid, TOC = Tocilizumab)Quelle: Prof. Dr. Gerd Horneff, Sankt Augustin

Freitag, 02. September 2016

JIA: vom Individuum zur individuellen Therapie10:30–12:00 Uhr, Illusion 1(10:30–11:00 Uhr: Treat To Target Therapieprotokolle der polyartikulä-ren JIA)

Bild

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G. Horneff

Page 4: 44. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie ... · Congress Center Frankfurt am Main 31.08.–03.09.2016 44. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie

4 Current congress | Wissenschaftliches Programm Stand bei DrucklegungStand bei Drucklegung

Freitag, 02. September 2016

Samstag, 03. September 2016

Freitag, 02.09.16

vonbis

Harmonie ABC Harmonie DE Fantasie 2 Illusion 1 Illusion 2 Illusion 3 Spektrum 1+2MarittimSaal I+II

MaritimSaal III

MaritimSalon Köln+München

Foyer Ebene C03

Berlin-Chemie AG Novartis

AbbVie Hexal Sanofi Alexion BMS Roche/Chugai Novartis

Plenarsitzung Experimentell Abstract MG-VersammlungenAGRZ Klinisch Industrie

Zusatzveranstaltung Interdisziplinär Orthopädie SonstigeVersorgung Kinder Frühstücksgespräche

What is New (WIN): Was gibt es Neues bei Kollagenosen?

Mitglieder-versammlung

DGORh

Therapeutic oligonucleotides –

pro’s and con’s

Die Schlüsselrolle von IL-6 bei entzündlichen

Prozessen

Patientenschulung: Essenzieller Bestandteil des Standard of Care ?

Innovatives Versorgungsmanagement von Morgen startet

Heute!

Was braucht der junge mobile digitale Patient?

Den Muskel im Blick: Myositiden

Inflammation crossing borders

Frankfurter Dreierlei:Herz, Knochen, Schmerz –

heiß gekocht oder kalt gegessen?

Autoinflammation und Autoimmunität

Pfeifen auf dem letzten Loch“ – Die

Rheumalunge

Gelenke ohne Entzündung? Metabolische Arthropathien

Früharthritis-Sprechstunden:

bewährtes Konzept oder Etikettenschwindel?“

Abstract IV

Mitglieder-versammlung

BDRh

07.00 - 17.00 Uhr

Medien-annahme

Abstract III

Der juvenile und adulte Still – ein

autoinflammatorisches Krankheitskontinuum?

DGRh-Studenten-programm

09.00 - 18.00 Uhr

Die Bedeutung der T-Zellen bei

inflammatorischen Autoimmunerkranku

ngen

Nicht Alltägliches in der täglichen Praxis

Symptomatische Hyperurikämie (Gicht) –

Update07:0008:15

12.0013.00

08.3010.00

13.0014.30

10.3012.00

16.4518.15

14.4516.15

18.3020.00

Konservative orthopädische Rheumatologie:

Konservieren vor Operieren

Therapieeinsatz von Biosimilars in der

Rheumatoiden Arthritis– Aktuelles Verständnis

heute, notwendiges Verständnis morgen

Entlang der Wirbelsäule:

Spondyloarthritiden im Kindes- und

Erwachsenenalter

Teilhabe am aktiven Leben: Teilhaben

und Leben!

Festgemauert in der Erden? Neues aus der Osteologie

Autoinflammatorische Syndrome: Wird

Kompliziertes einfach?

IL-17A - Aktuelle Blickwinkel auf Enthesitis, Daktylitis und

radiologische Progression

Abstract V

Rheumatologie trifft Prävention:

Optionen und Grenzen von Lebensstiländerungen

Rheumatology - Immology Research Consortia: Science

at ist best!

Neue Wirksamkeitsstudien

zur Physikalischen Medizin

Rheuma und Trauma: Beginn eines Traumas?

Was können wir aus Fählern lernen?

(fallbasiert):

JIA: vom Individuum zur individuellen Therapie

Rheumatology - Immology Research Consortia: Science

at ist best!

Mitglieder-versammlungGKJR

Rohrkrepierer oder Blockbuster -

aktuelle und frühere Hoffnungsträger in der Pipeline (Titel

überprüfen)

Gesellschaftsabend

2016_Raumplan_V18_HP 08.07.2016

Freitag, 02.09.16

vonbis

Harmonie ABC Harmonie DE Fantasie 2 Illusion 1 Illusion 2 Illusion 3 Spektrum 1+2MarittimSaal I+II

MaritimSaal III

MaritimSalon Köln+München

Foyer Ebene C03

Berlin-Chemie AG Novartis

AbbVie Hexal Sanofi Alexion BMS Roche/Chugai Novartis

Plenarsitzung Experimentell Abstract MG-VersammlungenAGRZ Klinisch Industrie

Zusatzveranstaltung Interdisziplinär Orthopädie SonstigeVersorgung Kinder Frühstücksgespräche

What is New (WIN): Was gibt es Neues bei Kollagenosen?

Mitglieder-versammlung

DGORh

Therapeutic oligonucleotides –

pro’s and con’s

Die Schlüsselrolle von IL-6 bei entzündlichen

Prozessen

Patientenschulung: Essenzieller Bestandteil des Standard of Care ?

Innovatives Versorgungsmanagement von Morgen startet

Heute!

Was braucht der junge mobile digitale Patient?

Den Muskel im Blick: Myositiden

Inflammation crossing borders

Frankfurter Dreierlei:Herz, Knochen, Schmerz –

heiß gekocht oder kalt gegessen?

Autoinflammation und Autoimmunität

Pfeifen auf dem letzten Loch“ – Die

Rheumalunge

Gelenke ohne Entzündung? Metabolische Arthropathien

Früharthritis-Sprechstunden:

bewährtes Konzept oder Etikettenschwindel?“

Abstract IV

Mitglieder-versammlung

BDRh

07.00 - 17.00 Uhr

Medien-annahme

Abstract III

Der juvenile und adulte Still – ein

autoinflammatorisches Krankheitskontinuum?

DGRh-Studenten-programm

09.00 - 18.00 Uhr

Die Bedeutung der T-Zellen bei

inflammatorischen Autoimmunerkranku

ngen

Nicht Alltägliches in der täglichen Praxis

Symptomatische Hyperurikämie (Gicht) –

Update07:0008:15

12.0013.00

08.3010.00

13.0014.30

10.3012.00

16.4518.15

14.4516.15

18.3020.00

Konservative orthopädische Rheumatologie:

Konservieren vor Operieren

Therapieeinsatz von Biosimilars in der

Rheumatoiden Arthritis– Aktuelles Verständnis

heute, notwendiges Verständnis morgen

Entlang der Wirbelsäule:

Spondyloarthritiden im Kindes- und

Erwachsenenalter

Teilhabe am aktiven Leben: Teilhaben

und Leben!

Festgemauert in der Erden? Neues aus der Osteologie

Autoinflammatorische Syndrome: Wird

Kompliziertes einfach?

IL-17A - Aktuelle Blickwinkel auf Enthesitis, Daktylitis und

radiologische Progression

Abstract V

Rheumatologie trifft Prävention:

Optionen und Grenzen von Lebensstiländerungen

Rheumatology - Immology Research Consortia: Science

at ist best!

Neue Wirksamkeitsstudien

zur Physikalischen Medizin

Rheuma und Trauma: Beginn eines Traumas?

Was können wir aus Fählern lernen?

(fallbasiert):

JIA: vom Individuum zur individuellen Therapie

Rheumatology - Immology Research Consortia: Science

at ist best!

Mitglieder-versammlungGKJR

Rohrkrepierer oder Blockbuster -

aktuelle und frühere Hoffnungsträger in der Pipeline (Titel

überprüfen)

Gesellschaftsabend

2016_Raumplan_V18_HP 08.07.2016Samstag, 03.09.16

vonbis

Harmonie ABC Harmonie DE Spektrum 1+2 Fantasie 2 Illusion 3 Illusion 1 Illusion 2MaritimSalon

Köln+MünchenFoyer Ebene C03

Plenarsitzung Experimentell Abstract MG-VersammlungenAGRZ Klinisch Industrie Akademieprogramm

Zusatzveranstaltung Interdisziplinär Orthopädie SonstigeVersorgung Kinder Frühstücksgespräche

Workshop

Medizinische Begutachtung in der

RheumatologieTeil II

08.00 - 17.00 Uhr

Workshop

Kinderrheumatologie trifft Erwachsenen-

rheumatologie

08.15 - 13.00 Uhr

Der Rheumapatient auf der Intensivstation

Solide Tumoren und Rheumatoide Arthritis

Das 5 vor 12 Problem: Infektiologische Probleme in der

Kinderrheumatologie

Abstract VII

Impfen

07.00 - 17.00 Uhr

Medien-annahme

13.0014.30

Häufig symptomatisch – selten gefährlich“ -

Störungen der Mikrozirkulation aus

Sicht des…

Leitlinien 2016: Von Lane Assist zu ESC

Mission impossible? Das schwer zerstörte Gelenk bei Rheuma

HOT: Keim trifft Gelenk

07:0008:15

14.4516.15

16.4518.15

12.0013.00

10.3012.00

08.3010.00

Posterpreisverleihung

Abstract VI

DGRh-Studenten-programm

09.00 - 16.30 Uhr

Physikalische Medizin und Sport = Mobilität und Selbständigkeit

2016_Raumplan_V18_HP 08.07.2016

Samstag, 03.09.16

vonbis

Harmonie ABC Harmonie DE Spektrum 1+2 Fantasie 2 Illusion 3 Illusion 1 Illusion 2MaritimSalon

Köln+MünchenFoyer Ebene C03

Plenarsitzung Experimentell Abstract MG-VersammlungenAGRZ Klinisch Industrie Akademieprogramm

Zusatzveranstaltung Interdisziplinär Orthopädie SonstigeVersorgung Kinder Frühstücksgespräche

Workshop

Medizinische Begutachtung in der

RheumatologieTeil II

08.00 - 17.00 Uhr

Workshop

Kinderrheumatologie trifft Erwachsenen-

rheumatologie

08.15 - 13.00 Uhr

Der Rheumapatient auf der Intensivstation

Solide Tumoren und Rheumatoide Arthritis

Das 5 vor 12 Problem: Infektiologische Probleme in der

Kinderrheumatologie

Abstract VII

Impfen

07.00 - 17.00 Uhr

Medien-annahme

13.0014.30

Häufig symptomatisch – selten gefährlich“ -

Störungen der Mikrozirkulation aus

Sicht des…

Leitlinien 2016: Von Lane Assist zu ESC

Mission impossible? Das schwer zerstörte Gelenk bei Rheuma

HOT: Keim trifft Gelenk

07:0008:15

14.4516.15

16.4518.15

12.0013.00

10.3012.00

08.3010.00

Posterpreisverleihung

Abstract VI

DGRh-Studenten-programm

09.00 - 16.30 Uhr

Physikalische Medizin und Sport = Mobilität und Selbständigkeit

2016_Raumplan_V18_HP 08.07.2016

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6 Current congress | Wissenschaftliches Programm Stand bei Drucklegung

Eröffnungsveranstaltung am Mittwoch, 31.08.2016

Ein Überraschungsgast aus der Vergangenheit

Kongresseröffnung – Festveranstaltung Prof. Dr. Ulf Müller-Ladner, Kongresspräsident DGRh, Gießen & Bad Nauheim

Prof. Dr. Stefan Rehart, Kongresspräsident DGORh, Frankfurt am Main

Dr. Christoph Rietschel, Kongresspräsident GKJR, Frankfurt am Main

Grußwort der DRL Prof. Dr. Erika Gromnica-Ihle, Präsidentin Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e. V., Berlin

Grußworte Staatssekretär Herr Ingmar Jung, Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Wiesbaden

Stadtrat Stefan Majer, Stadt Frankfurt

Vizepräsidentin der Uni Gießen Prof. Dr. Verena Dolle, Justus-Liebig Universität Gießen

Festvortrag „Götterwelten in der Heilkunde“Prof. Dr. med. Axel Karenberg, Köln

Was wären Götter ohne Musik

Ernennung des Ehrenmitglieds der DGRh 2016Prof. Dr. med. Joachim Sieper, BerlinLaudatio: Prof. Dr. Jürgen Braun, Herne

Verleihung der Kussmaulmedaille 2016Preisträgerinnen: Renate Schmidt, Bundes ministerin a. D., Nürnberg

und Christa Stewens, Staatsministerin a. D., Ebersberg

Laudatio: Prof. Dr. Ulf Müller-Ladner, Bad Nauheim

Ernennung der Ehrenmitglieder der GKJR 2016Preisträger: Prof. Joachim Oppermann, Vogelsang-Gommern Prof. Dr. Hans Truckenbrodt, HalleLaudatio: Prof. Michael Borte, Leipzig

Prof. Johannes-Peter Haas, Garmisch-Patenkirchen

Siegerehrung Ideenwettbewerb RheumastiftungPreisträger: Dr. Anja Kerstein, LübeckLaudatio: Prof. Dr. Peter Lamprecht, Lübeck

Ernennung des Ehrenmitglieds der DGORh 2016Dr. Gustav Bontemps, RemscheidLaudatio: Prof. Wolfgang Rüther, Hamburg

Arthur-Vick-Preis der DGORhPreisträger: Dr. Julia Ruby, FreiburgLaudatio: Prof. Wolfgang Rüther, Hamburg

…von Preisträgern zu preisgekrönter Musik…

Get Together mit Kollegen, Freunden und dem Gast aus der Vergangenheit

Tagesprogramm

Ab 8:30 Uhr Ankommen, Gespräche und Begegnung, Infostände der Aussteller im Foyer und Kursaal

8:30–10:00 Uhr Erste Rheumasprechstunde

VortragsveranstaltungModeration: Professor Dr. Uwe Lange

10:30 Uhr Grußworte Dr. Wolfgang Dippel, Staatssekretär für Soziales

im Hessischen Ministerium für Soziales und Integration

Armin Häuser, Bürgermeister der Stadt Bad Nauheim

11:00 Uhr Fibromyalgie – Definition, Pathophysiologie, Diagnostik des Fibromyalgiesyndroms

Prof. Dr. med. Christoph Baerwald Leiter der Sektion Rheumatologie, Uniklinik Leipzig

11:20 Uhr Fibromyalgie – Therapie des Fibromyalgie-syndroms (1)

Prof. Dr. med. Gernot Keyßer Universitätsklinik und Poliklinik für Innere Medizin II, Halle / Saale, Arbeitsbereich Rheumatologie

11:40 Uhr Fibromyalgie – Therapie des Fibromyalgie-syndroms (2) – Physikalische Therapie

Prof. Dr. med. Monika Reuß-Borst Rheumatologin, Bad Kissingen

12:00 Uhr Gesundheitspolitik – Rheuma – Zukunft gestalten

Prof. Dr. med. Erika Gromnica-Ihle Präsidentin der Deutschen Rheuma-Liga

12:20 Uhr Erste Podiumsrunde mit Referentinnen und Referenten des

Vormittags

12:40 Uhr Einladung zum Mittagessen Getränke- und Buffetstände (ausreichend

Sitzmöglichkeiten), Gespräche und Begegnung, Infostände der Austeller

13:30 Uhr Physikalische Therapie – Neueste Therapiestudien

Prof. Dr. med. Uwe Lange Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie und Physikalische Medizin an der Justus-Liebig-Universität Gießen

13:50 Uhr Schmerztherapie Professor Dr. med. Peter M. Kern

Klinikum Fulda, Direktor der Medizini-schen Klinik IV, Facharzt Innere Medizin, Rheumatologie

14:10 Uhr Neue Therapieansätze bei Rheuma – Medikamentöse Therapie

Dr. med. Rieke H. E. Alten Fachärztin für Innere Medizin und Schwerpunkt Rheumatologie, Berlin

14:30 Uhr Zweite Podiumsrunde mit Referentinnen und Referenten des

Nachmittags

14:50 Uhr Schlussworte Professor Dr. med. Ulf Müller-Ladner,

Präsident der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie

Reinhard Wirsing, Geschäftsführer der Rheuma-Liga Hessen

15:15 Uhr Einladung zum Abschlusskaffee Ausklang mit Kontakten und Gesprächen,

Infostände der Sponsoren und Austeller

15:45–17:15 Uhr Zweite Rheumasprechstunde

Samstag, 3. September 2016ab 10:30 Uhr(Rheumasprechstunde ab 8:30 Uhr)

Hotel DOLCE (ehemaliges Kurhaus), TheatersaalElvis-Presley-Platz 1 61231 Bad Nauheim

Veranstalter:Rheuma-Liga Hessen e.V.Elektronstr. 12a, 65933 FrankfurtTel. 069/357414eMail: [email protected] Informationen im Internet unter:www. rheuma-liga-hessen.de

Rheumatologinnen/Rheumatologen für die RheumasprechstundeFrüh- und Spätsprechstunde:Prof. Dr. med. Erika Gromnica-IhleDr. med. Walter Hermann

Frühsprechstunde:Katrin Storck-MüllerProf. Dr. med. Kirsten de Groot

Spätsprechstunde:Dr. med. Brigitte Krummel-LorenzDr. med. Lothar MeierProf. Dr. med. Hartwig Lehmann

Änderungen und Ergänzungen sind noch möglich.

Für die Rheuma-Sprechstunde am Vormittag bitten wir um persönliche Anmeldung.

Patiententag zum Kongress der DGRh 2016Rheuma-Liga-Selbsthilfe – Zukunft gestalten

44. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) Frankfurt, 31.08–03.09.2016

Bild: Fotolia; higyou

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7Current congress | Highlights

Viele Studien konnten in jün-gerer Zeit eine bemerkenswerte Grundlage für eine entscheidende Weiterentwick-lung der Physika-lischen Medizin von einer empiri-schen, deduktiven Disziplin zu einer

evidenzbasierten Wissenschaft aufzeigen. Prof. Uwe Lange, Bad Nauheim, berichtet über aktuelle Studien. Diese zeigen, dass physikalische Therapieopti-onen differenzielle zelluläre und molekulare Wirkungen entfalten, somit weitere Evidenz belegen und eindeutig ihren Stellen-wert im Behandlungskonzept untermauern.

Rheumatische Erkrankungen und die Osteoporose neigen aufgrund ihres progredienten Verlaufs oft zu Einschränkungen der funktionalen und funktionellen Gesundheit. Ge-rade hierdurch ergibt sich ein ele-mentarer Ansatzpunkt für physika-lisch-therapeutische Optionen im multimodalen Therapiekonzept.Anhand von 3 aktuellen Publika-tionen unserer Arbeitsgruppe aus diesem Jahr, wird der positive Ein-fluss physikalisch­therapeutischer Maßnahmen exemplarisch darge-stellt.

Standardisiertes OsteoporosetrainingIn der ersten prospektiven, rando-misierten Studie wurde der Ein-fluss eines standardisierten Osteo-porosetrainings über 2 Jahre un-tersucht.Dabei konnte in der Interventions-gruppe (IG) eine signifikante Zu-nahme der Knochendichte am Schenkelhals objektiviert werden, bei nur tendenziell gebesserten axialen Werten. Die Kontrollgruppe (KG, ohne Training) wies am Schen-kelhals eine signifikante und axial eine tendenzielle Abnahme der Knochendichte auf. Im Studienzeit-raum kam es in der IG zu 2 Stürzen, in der KG hingegen zu 28 Stürzen, ohne Manifestation von neuen Frakturen. Koordination / Balance sowie Kraft und Ausdauer konnten in der IG signifikant verbessert werden. Die Knochenstoffwechsel-marker zeigten nur in der IG eine Verschiebung Richtung Knochen-aufbau. Eine signifikante Schmerz-minderung konnte ebenfalls nur in der IG objektiviert werden.Fazit: Schon ein 1 x wöchentliches spezifisches Osteoporosetraining erbringt eine:• deutliche Verbesserung der

Knochendichte und des Kno-chenmetabolismus,

• Verbesserung von Sturzpara-metern und

• Schmerzminderung.

Additive serielle manuelle TherapieDie zweite randomisierte Studie untersuchte prospektiv den Ein-

fluss einer additiven seriellen ma-nuellen Therapie (MT) der Brust-wirbelsäule bei ankylosierender Spondylitis (AS) im nichtankylo-sierten Stadium zu einer Standard-physiotherapie. Als Kontrolle diente eine Gruppe, die nur die Standardphysiotherapie erhielt.Dabei konnte in der Gruppe mit MT eine signifikante Verbesserung von diversen Bewegungsparame-tern der Wirbelsäule objektiviert werden, eine Zunahme der inspi-ratorischen Vitalkapazität, signifi-kante Schmerzlinderung und si-gnifikante Besserung von diversen krankheitsspezifischen Scores (BAS­G, BASDAI, BASFI).

Fazit: MT stellt eine sinnvolle Be-handlungsstrategie im multimo-dalen Therapiekonzept der AS dar, allerdings nur in Stadien ohne knöchern fixierte Ankylose. Es handelt sich hierbei um die welt-weit erste Studie zur MT bei AS.

Biomechanische StimulationstherapieIn der dritten Studie wurde der Einfluss einer biomechanischen Stimulationstherapie (BMS) auf die Zunahme der Mundöffnung bei Patienten mit Mikrostomie im Rahmen einer systemischen Skle-rodermie untersucht. Dabei er-hielt die eine Gruppe 3 Wochen

lang 3 Applikationen pro Woche von 20 Minuten Dauer und einer BMS­Frequenz von 23–28 Hz, die andere Gruppe über 3 Wochen 5 Applikationen pro Woche von 30 Minuten Dauer mit gleicher BMS-Frequenz.In beiden Gruppen kam es zu einer signifikanten Zunahme des Zahn-reihenabstands, allerdings war die 5-fache Applikation pro Woche signifikant überlegen und es zeigte sich eine klare Dosis-Wirk-Bezie-hung.Fazit: Die Mikrostomie lässt sich medikamentös nicht verhindern. Daher kommt der BMS eine zen-trale Rolle in der Therapie zu. Das

BMS-Verfahren ist gefahrenlos zur Selbstanwendung geeignet.

Prof. Dr. Uwe Lange,Justus-Liebig-Universität Gießen;Abt. Rheumatologie und Klinische Immunologie, Kerckhoff-Klinik, Bad Nauheim

Neue Wirksamkeitsstudien zur Physikalischen MedizinPhysikalische Therapieoptionen sind wichtiger Teil des Behandlungskonzepts

U. Lange

Freitag, 02. September 2016

Neue Wirksamkeitsstudien zur Physikalischen Medizin10:30–12:00 Uhr, Illusion 3

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8 Current congress | Highlights

Autoinflammation und KnochenGezielte Therapiestrategien in naher Zukunft

Die CNO manifestiert sich meist im Kindes- und Jugendalter mit lokali-sierten oder generalisierten Kno-chenschmerzen. Prädilektionsstellen der Entzündung sind die Metaphy-sen der langen Röhrenknochen, das Becken, die Wirbelkörper und die Clavicula (Abb. 1). Neben der Kno-chenbeteiligung zeigt sich bei einem Teil der Patienten auch eine Beteili-gung der Haut (palmoplantare Pus-tulose) und des Darms (chronisch entzündliche Darmerkrankung). In der histologischen Aufarbeitung von Knochenbiopsien dieser Patienten sind gemischtförmige zelluläre Infil-trate und Zeichen des Knochenum-baus mit Sklerosierung und Fibrosie-rung sichtbar [1].

Dysbalance pro- und anti-inflammatorischer ZytokineIn Mausmodellen der Erkrankung konnte die Osteomyelitis auf eine Hy-perreaktivität myeloider Zellen mit vermehrter Produktion proinflamma­torischer Zytokine sowie eine ver-mehrte Produktion von Osteoklas-tenvorläufern und Makrophagen zu-rückgeführt werden [2]. Ähnliche Veränderungen zeigten sich auch bei

Patienten mit CNO. Im Serum der Pa-tienten konnte eine erhöhte Konzen-tration proinflammatorischer Zyto-kine nachgewiesen werden, wobei insbesondere Interleukin-12 (IL-12) und „monocyte chemoattractant protein-1“ (MCP-1) mit dem Krank-heitsverlauf korrelierten.Monozyten der Patienten zeigen eine verminderte Produktion des immun-regulatorischen IL-10 nach Stimula-tion des Toll­like­Rezeptors­4 mittels Lipopolysacchariden, wohingegen die Produktion der proinflammatori-schen Zytokine IL-6 und Tumornekrosefaktor­α gleich zu den Kontrollen war. Auf molekularer Ebene ist die abgeschwächte Produk-tion von IL-10 durch eine vermin-derte Aktivierung des MAP-Kinase-Signalwegs (MAP: „mitogen-activated protein“; hier ERK1/2) und eine ver-minderte Rekrutierung des Trans­kriptionsfaktors Sp-1 zum IL-10-Pro-motor charakterisiert [3]. Somit scheint der CNO eine Dysbalance pro- und antiinflammatorischer Zytokine zugrunde zu liegen, die durch epige-netische Veränderungen und auch genetische Varianten bedingt zu sein scheint.

Einsichten aus seltenen genetischen ErkrankungenDer meist sporadisch auftretenden CNO wird eine multifaktorielle und polygenetische Ätiologie zugeschrie-ben. Das klinische Bild der CNO ist durch Symptome charakterisiert, die in deutlich ausgeprägter Form bei den sehr selten vorkommenden monoge-netisch bedingten autoinflammatori-schen Knochenerkrankungen auftre-ten [4]. So führt die ungehemmte IL-1-Aktivität bei Defekten im IL-1-Re-zeptor-Antagonisten unmittelbar nach Geburt zu einer massiven steri-len Osteomyelitis und sterilen pustu-lösen Hautveränderungen. Eine ge-störte Regulierung des IL-36 bei De-fekten des IL-36 Rezeptor-Antagonis-tens ist mit einer pustulösen Psoriasis assoziiert. Eine symmetrische sterile Osteomyelitis, ähnlich wie bei der CNO, findet sich beim Majeed­Syn-drom, dem Defekte im LPIN2­Gen (Li-pin-2) und eine vermehrte IL-1-Se-kretion zugrundeliegen. Der Cheru-bismus (genetische Defekte des Adap-terproteins SH3BP2) ist durch in-flammatorische und osteolytische Läsionen mit Zystenbildung im Kiefer charakterisiert, die vermutlich durch eine Hyperreaktivität von Toll­like­Rezeptoren in myeloiden Zellen be-dingt sind. Ein verminderter Abbau von Prosta glandinen liegt der primä-ren hypertrophen Osteoarthropathie zugrunde, bei der neben der Pachy-dermie eine Hyperostose auftritt.

Fortschritte in der genetischen Analytik führten zu AufklärungDie erwähnten Beispiele verdeutli-chen, wie die enormen Fortschritte in der genetischen Analytik in den letz-ten Jahren zur Aufklärung zahlreicher monogenetisch bedingter autoin-flammatorischer Knochenerkrankung führte. Durch die detaillierte Untersu-chung dieser „Modellerkrankungen“ konnten prinzipielle Pathomechanis-men der Autoinflammation am Kno-chen beschrieben werden. Daraus werden sich in naher Zukunft auch gezielte Therapiestrategien für die häufig auftretenden autoinflammato-rischen Knochenerkrankungen wie der CNO, aber auch für andere rheu-matische Erkrankungen mit Kno-chenbeteiligung ableiten lassen.PD Dr. Henner MorbachPädiatrische Rheumatologie und Immunolo-gie, Universitäts-Kinderklinik Würzburg

Literatur1 Morbach H, Girschick HJ. Chronic non-

bacterial osteomyelitis in childhood - a comprehensive review. Curr Rheuma-tol Rev 2013; 9: 17–21

2 Ferguson PJ, Laxer RM. New discoveries in CRMO: IL-1β, the neutrophil, and the microbiome implicated in disease pathogenesis in Pstpip2-deficient mice. Semin Immunopathol 2015; 37: 407–412

3 Hedrich CM, Hofmann SR, Pablik J et al. Autoinflammatory bone disorders with special focus on chronic recurrent multifocal osteomyelitis. Pediatr Rheu-matol Online J 2013; 11: 47

4 Morbach H, Hedrich CM, Beer M et al. Autoinflammatory bone disorders. Clin Immunol 2013; 147: 185–196

H. Morbach

Freitag, 02. September 2016

Autoinflammatorische Syndrome: Wird Kompliziertes einfach?16:45–18:15 Uhr, Illusion 1(17:05–17:25 Uhr: Autoinflammation und Knochen)

Autoinflammatorische Erkrankungen sind eine Gruppe von Erkrankungen des angeborenen Immunsystems, die durch chronisch rezidivierende Inflammations-episoden gekennzeichnet sind. Neben der Haut, den Schleimhäuten und dem Magen-Darm-Trakt mani-festieren sich diese Erkrankungen nicht selten als sterile Osteomyelitis am Knochen. Eine der häufigsten autoinflammatorischen Knochenerkrankungen ist die sporadisch auftretende chronisch nichtbakteriel-le Osteomyelitis (CNO), bei der eine multifaktorielle und polygenetische Ätiologie vermutet wird. In den letzten Jahren sind zudem sehr seltene, monogenetisch

bedingte autoinflammatorische Knochenerkrankungen beschrieben worden, die grundlegende Einsichten in die pathophysiologischen Mechanismen der Autoinflammation am Knochen gegeben haben, berichtet PD Henner Morbach, Würzburg.

Abb. 1 Autoinflammation an Knochen, Haut und Schleimhäuten bei chronisch nicht-bakterieller Osteomyelitis. Beispielhafte Befunde bei chronisch nichtbakterieller Osteo-myelitis. Ganzkörper-Magnetresonanztomografie (MRT), die koronare Turbo-Inversion Recovery-Magnitude (TIRM; obere Reihe) und die fettgesättigte T1 nach Kontrastmittel (mittlere Reihe) zeigen multifokale Knochenmarködeme im Becken, femoral, tibial, clavi-kulär links sowie in den Wirbelkörpern. Palmoplantare Pustulose (untere Reihe links und Mitte), Endoskopie bei chronisch entzündlicher Darmerkrankung.Quelle: Dr. Clemens Wirt, Abt. f. Pädiatrische Radiologie, Institut f. Röntgendiagnostik, Uni-versitätsklinikum Würzburg und PD Dr. Henner Morbach, Würzburg

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10 Current congress | Highlights

FingerpolyarthroseStadiengerechte Therapie konservativ und operativ

Die Fingerpoly-arthrose ist der häufigste Arth-rosephänotyp mit steigender Prävalenz und erheblicher Beein-trächtigung der Patienten. Den-noch ist die Anzahl der klinischen und therapeutischen

Studien limitiert. Die Thera-pieempfehlungen sind häufig Expertenmeinungen und nicht evidenzbasiert. Erst in den letz-ten Jahren hat diese lange Zeit wenig beachtete und schon fast vergessene Arthroseentität ihre notwendige Aufmerksamkeit wiedererlangt. Hier berichtet PD Martin Fuerst, Neumünster, über die aktuelle Entwicklung der konservativen und operativen Therapieoptionen.

Hilfsmittelversorgung, Patienten-aufklärung- und Eigenbehandlung sowie eine topische und systemi-sche Therapie mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) bilden die mittlerweile gut untersuchte Grundlage der Therapie. Die The-

rapie mit Steroiden, Biologika und „symptomatic slow acting drugs in osteoarthritis“ (SYSADOA) bleibt kontrovers.

Patientenaufklärung sollte integraler Bestandteil der Behandlung seinDie Fingerpolyarthrose zeigt indi-viduell sehr unterschiedliche ero-sive und inflammatorische Verän-derungen an den DIP- und PIP-Ge-lenken sowie dem Daumensattel-gelenk (DIP: Articulatio interpha-langealis distalis, PIP: Articulatio-nes interphalangeales proximales). Begleitend sind die MCP-Gelenke sowie weitere karpale Gelenke be-troffen (MCP: Articulationes meta-carpophalangeae).Dem steht leider häufig ein pau-schales therapeutisches Misskon-zept gegenüber: Der Aussage, das Arthrose nun mal mit dem Altern zusammenhängt, Abnutzung ist, schicksalshaft fortschreitet und damit nicht beeinflusst werden kann, sollte entschieden wider-sprochen werden.Vielmehr wurde die Patientenauf-klärung hinsichtlich der Osteoar-thritisentstehung, des Verlaufs, der Behandlungsoptionen, der Ge-lenkschutzmaßnahmen sowie der

Selbstbehandlungsstrategien in mehreren systematischen Reviews als effektiv beschrieben und sollte integraler Bestandteil der indivi-duellen Arthrosebehandlung sein.

Hilfsmittelversorgung hat sich deutlich verbessertDie Hilfsmittelversorgung hat sich in den letzten Jahren deutlich ver-bessert. Mehrere systematische Re-views konnten einen therapeuti-schen Effekt für Orthesen des Dau-mensattelgelenks und der DIP-Ge-lenke hinsichtlich der Reduktion von Schmerzen und der Verbesse-rung der Griffstärke nachweisen. Die Empfehlung zur Bewegungs- und Thermotherapie bei Fingerpo-lyarthrose beruht nur auf Exper-tenmeinung. Hingegen konnte die Wirksamkeit der Kombination aus Patientenaufklärung, Hilfsmittel-versorgung, Thermotherapie und Bewegungstherapie in 3 unter-schiedlichen randomisierten klini-schen Studien nachgewiesen wer-den.

Pharmakotherapie: Was wird empfohlen?Obwohl Paracetamol weiter als Mittel der ersten Wahl empfohlen wird, gibt es zur Fingerpolyarth-

rose keinen wissenschaftlichen Be-weis für dessen Wirksamkeit. Hin-gegen ist die Wirksamkeit topi-scher NSAR hinsichtlich der Schmerzreduktion nachgewiesen. Orale NSAR oder COX-2-Hemmer werden bei Versagen der Paraceta-mol­ oder der topischen NSAR­The-rapie empfohlen. Die intraartiku-läre Steroidinjektion ist umstritten, der Effekt der systemischen Gabe von Steroiden ist nicht gesichert.Zur Anti­Tumornekrosefaktor­Therapie sind 3 Studien publiziert, von denen nur eine eine Schmerz-reduktion nachweisen konnte. Ein weiterer Ansatz ist die intraartiku-läre Anwendung von Interleukin-1-Rezeptorantagonisten.SYSADOA können intraartikulär und systemisch angewendet wer-den. Die intraartikuläre Anwendung von Hyaluronsäure an Fingergelen-ken ist – obwohl häufig durchge-führt – nicht evidenzbasiert. Die systemische Behandlung mit Chon-droitin und Glukosamin ist für die Kniegelenkarthrose etabliert, die Daten für die Fingerpolyarthrose sind hingegen unsicher. Dennoch wird eine Effektivität für Schmerz-reduktion und möglicher Reduktion erosiver Progression beschrieben.Ein weiterer vielversprechender

Ansatz ist die Therapie mit Bis-phosphonaten.

Die operative Therapie hat im Wesentlichen 3 SäulenDie Arthrodese liefert zuverlässige Ergebnisse bei funktioneller Ein-schränkung und Instabilität der DIP­, PIP­ und Interphalangeal­1-Gelenke. Die resezierende Arth-roplastik ist am Daumensattelge-lenk gut untersucht und der endo-prothetischen Versorgung überle-gen. Die Ergebnisse der Endopro-thetik für die MCP- und PIP-Ge-lenke sind seit Jahrzehnten unverändert, trotz innovativer Im-plantate. Eine Schmerzreduktion und eine Verbesserung der Beweg-lichkeit können erzielt werden, nicht jedoch in dem Maße, wie sie von der Hüft- und Knieendopro-thetik bekannt ist.

PD Dr. Martin Fuerst Med Baltic, Neumünster

miRNAs als Zielstrukturen bei entzündlichen ErkrankungenStatus quo

Das zentrale Dog-ma der Moleku-larbiologie besagt die sequenzielle Weitergabe der Erb information von der Desoxy-ribonukleinsäure (DNA) durch Um-schreibung in die Boten-Ribonukle-insäure (mRNA),

die wiederum in Proteine über-setzt wird. RNA kann dabei aber viel mehr als nur ein „Bote“ sein, berichtet Dr. Jürgen Wittmann, Erlangen: Neben allgemein be-kannten strukturellen Funktionen wie zum Beispiel als ribosomale RNA oder als „transfer RNAs“ (tRNAs) bei der Translation wur-den in den letzten Jahrzehnten eine Vielzahl von nichtkodieren-den RNAs („non-coding RNAs“ bzw. ncRNAs) entdeckt, die keine Bauanleitung für Proteine ent-halten, sondern denen regulato-rische Funktionen zugeschrieben werden konnten [1].

Eine im Jahr 1993 in mehrzelligen Eukaryonten entdeckte Klasse die-ser ncRNAs sind microRNAs (mi-RNAs), für die man zurzeit beim Menschen 1881 Gene kennt (Stand Juni 2014; http://www.mirbase.org) – immerhin etwa 10 % der An-zahl an Protein kodierenden Ge-nen. Eine längere, teilweise Sekun-därstrukturen ausbildende Vorläu-

fer-miRNA wird dabei durch eine schrittweise Prozessierung zur rei-fen, circa 18–22 Nukleotide langen miRNA. Ein Enzymkomplex der Zelle nimmt die reife miRNA auf und kann anschließend an teil-weise sequenzkomplementäre Be-reiche von mRNAs binden, was zum Abbau der entsprechenden mRNA oder zur Hemmung der Translation dieser mRNA führt. Da eine miRNA an mehrere 100 m RNAs binden und umgekehrt eine mRNA von mehreren ver-schiedenen miRNAs kontrolliert werden kann, ergibt sich daraus ein komplexes Regulationsmuster [2]. Die Wichtigkeit von miRNAs zeigt sich auch daran, dass in prak-tisch allen bisher untersuchten Krebserkrankungen miRNA-Fehl-regulationen nachgewiesen wer-den konnten, wobei miRNAs so-wohl als Onkogene als auch als Tu-morsuppressoren wirken können.

Rheumatoide Arthritis und miRNA-DeregulationBei einer komplexen entzündli-chen Erkrankung wie beispiels-weise der rheumatoiden Arthritis (RA), bei der eine Vielzahl unter-schiedlicher Zelltypen wie Makro-phagen, B­ und T­Zellen und auch synoviale Fibroblasten eine wich-tige Rolle spielen, kann eine miRNA-Deregulation die Entste-hung einer RA begünstigen. So konnte eine Studie von Pandis et al. [3] zeigen, dass die miRNAs miR-221/-222 und miR-323-3p in

Synovialfibroblasten von RA­Pati-enten dereguliert sind, was eine Veränderung in der Aktivierung des WNT/Cadherin­Signalwegs zur Folge hatte. Zhou et al. [4] be-obachteten nach T­Zellstimulation eine verringerte Hochregulation der miR-146a und miR-155 in re-gulatorischen T­Zellen (Tregs) von RA­Patienten, wobei besonders miR-146a zur Pathogenese der RA durch einen proinflammatori-schen Phänotyp der Tregs beitra-gen könnte, da mit STAT1 ein wichtiges Signalweiterleitungs-molekül direkt unter der Kontrolle von miR-146a steht. Schon diese beiden ausgewählten Befunde in-nerhalb der RA lassen erkennen, dass eine gezielte Modulation der miRNA-Menge von großem thera-peutischen Nutzen sein könnte.

Ansätze zur miRNA-ModulationExperimentell wird eine miRNA-Überexpression durch Einbringen von chemisch synthetisierten, miRNA-ähnlichen Molekülen (so-genannte „miRNA mimics“) in Zel-len erreicht. Falls die Menge an miRNA-Molekülen experimentell verringert werden soll, werden Cholesterol gekoppelte Antisense-miRNA­Moleküle, sogenannte „Antagomirs“, verwendet, die an endogen vorhandene miRNA-Mo-leküle binden und diese inaktivie-ren. Dass ein ursprünglich grund-lagenspezifischer Ansatz klinisch erfolgreich sein kann, zeigt eine

vielversprechende klinische Phase-IIa-Studie von Janssen et al. [5]. Dabei wurde Patienten mit chronischer Hepatitis-C-Virus-In-fektion (HCV-Infektion) das von Santaris Pharma (jetzt: Roche) entwickelte Molekül Miravirsen (SPC3649), ein modifiziertes Oli-gonukleotid gegen miR­122, ver-abreicht. Innerhalb kurzer Zeit zeigte sich bei den Patienten eine dosisabhängige Abnahme der HCV­RNA­Menge, die auch nach Beendigung der Therapie anhielt. Es kam zu keinem Dosis limitie-renden unerwünschten Ereignis und zu keiner Entwicklung einer viralen Resistenz. Weitere Anti-sense-miRNA-Moleküle wie etwa RG­012 (Regulus Therapeutics), das an miR-21 bindet und diese in-hibiert, sind am Beginn klinischer Studien gegen das Alport-Syn-drom, der häufigsten vererbbaren chronisch progredienten Nephro-pathie.

Neuartiges Therapiekonzept durch besseres VerständnisEin besseres grundlagenwissen-schaftliches Verständnis der Funk-tion von miRNAs in entzündlichen Erkrankungen sowie die Umset-zung der gewonnenen Erfahrun-gen bei Studien mit therapeuti-schen Oligonukleotiden lassen hoffen, dass daraus auch ein für entzündliche Erkrankungen ein-setzbares neuartiges Therapiekon-zept entwickelt wird, womit eine Balance zwischen Aktivierung und

Reprimierung des Immunsystems wiederhergestellt werden kann.

Literatur1 Mattick JS, Makunin IV. Non-coding

RNA. Hum Mol Genet 2006; 15: R17–29

2 Ha M, Kim VN. Regulation of mi-croRNA biogenesis. Nat Rev Mol Cell Biol 2014; 15: 509–524

3 Pandis I, Ospelt C, Karagianni N et al. Identification of microRNA-221/222 and microRNA-323-3p association with rheumatoid arthritis via pre-dictions using the human tumour necrosis factor transgenic mouse model. Ann Rheum Dis 2012; 71: 1716–1723

4 Zhou Q, Haupt S, Kreuzer JT e tal. Decreased expression of miR-146a and miR-155 contributes to an ab-normal Treg phenotype in patients with rheumatoid arthritis. Ann Rhe-um Dis 2015; 74: 1265–1274

5 Janssen HL, Reesink HW, Lawitz EJ et al. Treatment of HCV infection by targeting microRNA. N Engl J Med 2013; 368: 1685–1694

Dr. rer. nat. Jürgen WittmannAbteilung für Molekulare Immunologie an der Medizinischen Klinik III, Nikolaus-Fiebiger-Zentrum für Molekulare Medizin, Universitätsklinikum Erlangen

M. Fuerst

J. Wittmann

Samstag, 03. September 2016

Mission impossible? Das schwer zer-störte Gelenk bei Rheuma10:30–12:00 Uhr, Harmonie DE(11:20–11:40 Uhr: Stadiengerechte Therapie der Fingerpolyarthrose kon-servativ und operativ)

Freitag, 02. September 2016

Therapeutic oligonucleotides – pro’s and con’s16:45–18:15 Uhr, Illusion 3(16:45–17:05 Uhr: Status quo – mi RNA as targets for treatment of inflammation)

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11Current congress | Highlights

Forum der Industrie

Schon seit Juli 2011 bietet der ziel-gerichtet wirksame BLyS­spezifi-sche Inhibitor Belimumab (B enlysta®) in der Therapie des sys-temischen Lupus erythematodes (SLE) die Chance einer langfristig stabilisierenden Erhaltungsthera-pie mit aktivem Organschutzpo-tenzial. Bei klinisch und serolo-gisch aktiven SLE-Patienten kann mit dem einzigen für den SLE ent-wickelten und zugelassenen Biolo-gikum das Behandlungsziel einer Remission bei möglichst niedriger Therapietoxizität anvisiert werden.

Signifikante Reduktion der Krankheitsaktivität und schwerer SLE-SchübeAuch wenn die SLE-assoziierte Mortalität in den vergangenen De-kaden deutlich abnahm, leiden viele Patienten trotz der eingesetz-ten Standardtherapeutika unter einer anhaltenden Krankheitsakti-vität, die im Verbund mit oftmals hohen Glukokortikoiddosen lang-fristig zu sich akkumulierenden Organschäden („Damage“) beiträgt [1]. Das Therapieziel einer dauer-haften vollständigen oder klini-schen Remission mit oder ohne Steroidgabe wird nur selten er-reicht [2]. Anders mit Belimumab: Es ist das einzige Biologikum bei SLE, das konsistent in mittlerweile 3 Phase­III­Studien signifikant die Krankheitskontrolle verbesserte und die Schubfrequenz reduzierte. Die gepoolte Analyse der Phase-III-Studien BLISS­52/­763,4 unter-suchte Belimumab i. v. 10 mg/kg plus Standardtherapie (SoC) ge-genüber Placebo plus SoC. Dabei erreichten 50,6 vs. 38,8 % der Teil-nehmer den primären Endpunkt eines SLE Responder Index (SRI-)-4­Ansprechens (p < 0,001) [5]. Noch deutlicher war die Differenz bei Patienten mit hoher serologi-scher beziehungsweise klinischer Krankheitsaktivität (51,5 vs. 31,7 %; p < 0,001), bei denen schwere Schübe signifikant um 39 % (p = 0,004) und im Trend auch Steroide (p = 0,15) reduziert wur-den, obwohl die Studien gar nicht auf den Nachweis einer Steroid-reduktion ausgelegt waren [5].

Real-life-Daten erhärten Evidenz für anhaltenden TherapienutzenDass sich mit Belimumab zusätz-lich zu den eingesetzten Standard-therapien die Krankheitskontrolle langfristig verbessern und die Schubrate signifikant senken lässt, bestätigen auch aktuelle US­ame-rikanische Versicherungsdaten zu 1835 neu darauf eingestellten SLE-Patienten. Über 3 Jahre hinweg zeigte sich im Vergleich zu dem 6-monatigen Behandlungszeit-raum vor Beginn der i.v.­Belimumab­Therapie eine an-haltende und signifikante Reduk-tion mäßiger und schwerer Schübe (p < 0,001). Schon nach 12 Monaten belief sich die Schubreduktion auf circa 30 % [6]. Auch die kürzlich pu-blizierten Real-life-Daten der O BSErve­US­Studie zu 501 Beli-mumab-Patienten untermauern

die Effektivität des BLyS­spezifi-schen Inhibitors. Nach nur 6 Mona-ten wurde bei 48,7 % der Teilneh-mer anhand eines PGA-ähnlichen Scores eine Verbesserung des klini-schen Gesamtansprechens um ≥ 50 % beobachtet (PGA: Pa tient Global disease Activity). Bei den 277 Patienten, zu denen 2­Jahres­Daten vorliegen, konnte in den fol-genden 6-Monats-Intervallen eine weitere kontinuierliche Verbesse-rung des klinischen Gesamtan-sprechens nachgewiesen werden. Der Anteil von Patienten mit mäßi-ger beziehungsweise schwerer Krankheitsaktivität nahm von zu

Beginn 77,6 beziehungsweise 20,2 % auf 33,1 beziehungsweise 1,9% nach 2 Jahren ab. Die durch-schnittliche Steroiddosis konnte bei Prednison-Anwendern von ini-tial 19,9 auf 6,1 mg/Tag in Monat 24 gesenkt werden [7].

FazitDie sowohl in klinischen Studien als auch im Praxisalltag nachgewie-sene Reduktion der Krankheitsak-tivität und Schubfrequenz sowie die vor allem in Real-life-Studien gesehene Steroideinsparung durch Belimumab reduziert bei SLE-Pati-enten langfristig die Gefahr akku-

mulierender Organschäden. Darauf lassen die unlängst veröffentlich-ten Daten der Open-label-Verlän-gerungen der BLISS-52/-76-Studien mit 998 Patienten schließen. Insbe-sondere bei Patienten mit hoher klinischer und serologischer Akti-vität erlaubt Belimumab eine ver-besserte Krankheitskontrolle und steigert die Chancen für eine Re-mission [8]. In Verbindung mit ei-nem verringerten Steroidbedarf und dadurch verminderter Thera-pietoxizität ist im zeitlichen Verlauf ein positiver Effekt auf die Ent-wicklung und Progression von Or-ganschäden wahrscheinlich.

Nach Informationen derGlaxoSmithKline GmbH & Co. KG,München

Literatur1 Doria A et al. Autoimmun Rev 2014;

13: 770–7772 Zen M et al. Ann Rheum Dis 2015;

74: 2117–21223 Navarra SV et al. Lancet 2011; 377:

721–7314 Furie R et al. Arthritis Rheum 2011;

63: 3918–39305 van Vollenhoven RF et al. Ann Rhe-

um Dis 2012; 71: 1343–13496 Stott-Miller M et al. EULAR 2016;

Abstract OP00397 Collins CE et al. Lupus Sci Med 2016;

3: e0001188 Bruce IN et al. Lupus 2016; [Epub

ahead of print]

Neue Studiendaten zu Belimumab bestätigen hohen Therapienutzen bei SLE

DE/

BEL/

0022

/16,

07/

2016

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12 Current congress | Highlights

Das Kawasaki- Syndrom ist weltweit wohl die häufigste Vaskulitis im Kindesalter. Die Mehrzahl der Kin-der ist jünger als 5 Jahre. Aktuelle Diskussionen zur Behandlung führ-ten zu einer Ände-rung der Hand-

lungsanweisung, die Dr. Ulrich Neudorf, Essen, hier erläutert.

Die Diagnose wird durch die Zu-sammenschau der klinischen Befunde gestellt. Das Hauptau-genmerk liegt auf den kardio-vaskulären Komplikationen, vor allem der koronaren Beteiligung. Die Veränderungen der Herz-kranzarterien sind mit potenziel-ler Morbidität und Mortalität ver-bunden. Die Säulen der Therapie sind Azetylsalizylsäure (ASS) und hochdosierte intravenöse Immun-globuline (IVIG). Diese Therapie kann jedoch auch versagen, wes-halb in den letzten Jahren über den Einsatz von Kortikosteroiden, Tumornekrosefaktor­α­Blockern und Interleukin-1-Rezeptor-Anta-gonisten vermehrt diskutiert wird. Ein Teil der Diskussionen hat zu einer aktuellen Handlungsanwei-sung geführt (Abb. 1).

Welche Therapien wurden in Studien erfolgreich angewandt?Nach den Studien von Newburger wird die Therapie mit 80–100 mg/kg/Tag ASS und 2 g/kg Körper-gewicht als Einzeldosis IVIG er-

folgreich angewandt [1]. Je nach Studie wird von einer Immun-globulinresistenz von 13–21 % ausgegangen. Für diese Situa-tion gibt es eine Diskussion um die Rolle von Kortikosteroiden, Tumornekrosefaktor­α­Blocker und Interleukin-1-Rezeptor-Ant-agonisten.Für japanische Kinder hat Kobaya-shi einen Score vorgeschlagen, den er dazu benutzt, das Risiko des Therapieversagens mit Immunglo-bulinen vorherzusagen. Übersteigt dieser Score den vorgegebenen Ri-sikowert von 5, wird empfohlen, zusätzlich initial mit Steroiden zu beginnen [2]. Die Frage, ob dies auf nichtasiatische Kinder übertragen werden kann, wird diskutiert. Es gibt Hinweise darauf, dass in ande-ren Populationen dieser Wert nicht hilft, die Risikopatienten zu identifizieren.

Therapie mit Infliximab bei schwerwiegendem VerlaufIst der Verlauf so schwerwiegend, dass auch die Kombination aus ASS, IVIG und Kortikosteroiden nicht reicht, gibt es mittlerweile einige Veröffentlichungen, die die Therapie mit Infliximab 5 mg/kg vorschlagen. Eine kontrollierte Studie untersuchte die zusätzliche Gabe dieses Präparats zu IVIG und ASS. Dabei scheint sich das Out-come nicht wesentlich zu ändern, jedoch gingen Fieber und Entzün-dungszeichen schneller zurück, als in der Placebogruppe [3].

Zytokine spielen häufig eine wichtige RolleBei vielen inflammatorischen, vor allem autoinflammatorischen

Erkrankungen spielen Zytokine eine wichtige Rolle. So ist es nicht verwunderlich, dass Interleukin­1-Antagonisten mit in die Dis-kussion gebracht werden. Dazu gibt es bereits auch einzelne Be-richte [4] und auch Ideen zu Stu-dien. Sicher stellt dies eine zu-sätzliche Option dar, aber für eine Bewertung ist es noch zu früh.

Dr. Ulrich NeudorfBereiche Kardiologie und Rheumatologie, Klinik für Kinderheilkunde III, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Essen

Literatur1 Newburger JW, Takahashi M, Beiser

SA et al. A single dose intravenous infusion of gamma globulin as com-pared with four infusions in the treat-ment of acute Kawasaki syndrome. N Engl J Med 1991; 324: 1633–1639

2 Kobayashi T, Saji T, Otani T et al. Efficacy of immunoglobulin plus prednisolone for prevention of coro-nary artery abnormalities in severe Kawasaki disease (RAISE study): a randomised, open-label, blinded-endpoints trial. Lancet 2012; 379: 1613–1620

3 Tremoulet AH, Jain S, Jaggi P et al. Infliximab for intensification of pri-mary therapy for Kawasaki disease: a phase 3 randomised, double-blind, placebo-controlled trial. Lan-cet 2014; 383: 1731–1738

4 Shaffermann A, Birmingham JD, Cron RQ. High dose anakinra for treatment of severe neonatal Kawa-saki disease: a case report. Pediatric Rheumatology 2014; 12: 2–5

5 Neudorf U, Lilienthal E, Hospach T. Handlungsempfehlung nach der Leitlinie „Vaskulitiden – Kawasaki-Syndrom“. Monatsschr Kinderheilkd 2014; 162: 435–437

Kawasaki-SyndromWelche Neuerungen gibt es in der Behandlung?

Donnerstag, 01. September 2016

Kontroversen bei kindlicher Vaskulitis: Mehr Fragen als Antworten?08:30–10:00 Uhr, Harmonie DE(09:10–09:30 Uhr: Kawasaki – Neuerungen Steroide / Reserve: Infliximab, evtl. anti IL-1?)

U. Neudorf

Abb. 1 Handlungsanweisung bei Kawasaki-Syndrom.(ASS = Azetylsalizylsäure, AST = Aspartat-Aminotransferase, BSG = Blutsenkungsgeschwindigkeit, CAA = „coronary artery abnormalities“, CRP = C-reaktives Protein, ED = Einzeldosis, GPT = Glutamat-Pyruvat-Transaminase, IVIG = intravenöse Immunglobuline, KD = Kawasaki-Syndrom, MPP = Methylprednisolon)

Diagnoseantibiotikaresistentes Fieber über 5 Tage und 4 der folgenden Kriterien:

• bilaterale nichteitrige Konjunktivitis• Schleimhautveränderungen: Lacklippen, Erdbeerzunge• Ödem oder Erythem von Händen und Füßen, Hautschuppungen• polymorphes Exanthem• nichtabszedierende, zervikale Lymphadenopathie

Kobayashi-Score PunkteNatrium < 133 mmol/l 2GPT/AST > 100 IU/l 2initialier Therapiebeginn < 4 Tage 2> 80 % Neutrophile 2CRP > 10 mg/dl 1Alter ≤ 1 Jahr 1Thrombozyten < 300 000/mm3 1

Diagnose KD gesichert

Risikofaktoren ≧ 5 (s. Score) oder primäre kardiale Beteiligung

IVIG 2 g/kg KG/12 Stunden + ASS (30) – 50 – (80) mg/kg in 4 ED

IVIG + ASS PLUS Prednisolon i.v. 2 mg/kg KG in 3 ED

(max. 60 mg) bis zur CRP-Normalisierung. Danach in 5 Tagesschritten halbierend ausschleichen.

☒ ☑

Entfieberung (über 48–72 h)

Entfieberungkeine

Entfieberung*keine Entfieberung

(24 h nach Ende der IVIG-Gabe)

ASS 5 mg/kg

nach 6–8 Wochenkeine CAA-Erweiterung + BSG normal

Beendigung ASS

MPP 20 mg/kg/3 d oder Infliximab ab 5 mg/kg

Rheumatologen sind gefordert: Juvenile idiopathische Arthritis oder MPS I?

Steifigkeit und Kontrakturen der Gelenke bei Kindern lassen Rheu-matologen möglicherweise eine juvenile idiopathische Arthritis (JIA) vermuten. Doch bei Fehlen von lokalen und systemischen Ent-zündungszeichen sollte auch die seltene lysosomale Speicherkrank-heit Mukopolysaccharidose Typ I (MPS I) in Erwägung gezogen werden. MPS I beruht auf einem vererbten Mangel des Enzyms α­L­Iduronidase, durch den sich Glukosaminoglykane in den Lyso-somen nahezu aller Körperzellen anreichern. Dies kann die Funk-tion von Geweben und Organen

zunehmend beeinträchtigen. Be-troffen sind vor allem Binde­gewebe und Bewegungsapparat, Atemwege, Herz, Augen, Leber und Milz sowie das periphere und teil-weise auch das zentrale Nerven-system [1].Es gibt 3 Verlaufsformen der MPS I, die sich in Beginn und Schwere-grad der Symptomausprägung un-terscheiden. Bei der schweren Ver-laufsform (Morbus Hurler) zeigen sich erste Symptome sowie eine geistige Retardierung mit rascher Progredienz bereits im frühen Kindesalter. Eine Diagnose erfolgt meist rasch. Schwieriger gestaltet

sich dies bei den attenuierten MPS­I­Formen, die langsamer pro-gredient verlaufen und bei denen keine oder kaum kognitive Ein-schränkungen vorliegen. Bis zur richtigen Diagnose können Jahre vergehen, da die Symptome weni-ger ausgeprägt sind und/oder spä-ter auftreten. Es zeigen sich häufig zunächst muskuloskelettale Symp-tome wie Gelenkkontrakturen und ­steifigkeit, Karpaltunnelsyndrom oder Dysostosis multiplex. Zudem können bereits im Kindesalter Umbilical­/Inguinalhernien und später zum Beispieil ophthalmolo-gische Symptome wie diffuse

Hornhauttrübung, Herzklappen-fehler, Hepatosplenomegalie, Ver-dickung der Meningen und Liga-mente hinzukommen [1].

Spätfolgen durch frühe Therapie verhindernDie nicht neurologischen Symp-tome der MPS I können durch die bisher einzige verfügbare Enzym-ersatztherapie mit Laronidase (Aldurazyme®) behandelt werden [2]. Hierbei gilt: Je früher die The-rapie einsetzt, umso besser stehen die Chancen irreversible Schäden zu vermeiden [1, 3]. Eine rasche Diagnose der attenuierten Ver-laufsformen ist daher von beson-derer Bedeutung. Dies ist durch einen einfachen Trockenbluttest möglich [1].Hierbei kommt gerade den Rheu-matologen eine wichtige Rolle zu. Auf dem von Sanofi Genzyme im Rahmen des Kongresses der Deut-schen Gesellschaft für Rheumato-logie (DGRh) veranstalteten Sym-

posium „Außergewöhnliche Fälle in der Rheumatologie – erfolgrei-che Spurensuche“ können Sie mehr über Hinweise auf MPS I und andere lysosomale Speicherkrank-heiten erfahren. Anhand von Kasu-istiken werden spannende Fälle in der Diagnosestellung erläutert und praktische Hinweise für die Dia-gnostik vorgestellt. Weitere Infor-mationen erhalten Sie am Stand von Sanofi Genzyme (Halle 5.1, Stand H.24).

Literatur1 Lehman TJ et al. Rheumatology

2011; 50: v41–v482 Fachinformation Aldurazyme®,

Stand Dezember 2015 3 Al-Sannaa et al. Orphanet J Rare Dis

2015; 10: 131

Forum der Industrie

Vorsitz: Prof. Christoph Baerwald

1. September 201616.45 bis 18.15 UhrRaum Illusion I, Ebene C3, Congress Center Messe Frankfurt

Sanofi Genzyme Satellitensymposium im Rahmen des 44. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh)

Außergewöhnliche Fälle in der Rheumatologie –

ERFOLGREICHE SPURENSUCHE

Mit wegweisenden Therapien komplexen Erkrankungen begegnen

Mit freundlicher Unterstützung der Genzyme GmbH, Neu-Isenburg

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14 Current congress | Highlights

Immunologische ForschungskonsortienScience at the best!

Die Konsortien, die vor allem ba-siswissenschaftlich geprägt sind, decken nahezu das gesamte Spek-trum entzündlich-rheumatischer Erkrankungen ab und das Immun-system spielt hierin stets eine tra-gende Rolle.

Internationales Konsortium AUTOCUREDas internationale Konsortium AUTOCURE („curing autoimmune diseases“; Abb. 1) hat zum Ziel, die molekularen Mechanismen zu identifizieren, die die rheumatoide Arthritis und Myositis vorantrei-ben, und aus diesen sogenannte gezielte Therapien (sog. „targeted therapies“) zu entwickeln, um so die Grunderkrankungen besser behandeln und vor allem auch verhindern zu können. Dieses seit Langem bestehende Konsortium einer transnationalen Forschung in Europa hat bereits zahlreiche Ansätze für Therapieverfahren entwickeln können.

Konsortium ARTHROMARKEinen ähnlichen Ansatz verfolgt das Konsortium ARTHROMARK (Abb. 2), das anwendungsorien-tierte Forschung bei entzündlichen Gelenkerkrankungen durch die Zu-sammenarbeit von verschiedenen nationalen Zentren und unter Auf-

bau von Biomarkern zusammen-bringt. Insbesondere schwer er-krankte Patienten können so genau charakterisiert werden und aus diesem heraus können neue Bio-marker zur Diagnose und zum Verlauf entwickelt werden.

Konsortium ANKYLOSS und Nachfolgeprojekt METARTHROSDas vom BMBF geförderte Ver-bundprojekt METARTHROS (Meta-bolic Impact on Joint and Bone Diseases; Abb. 3) untersucht die Wechselwirkung zwischen Stoff-wechsel und Gelenkerkrankungen, insbesondere zwischen den gro-ßen Volkserkrankungen Diabetes mellitus und rheumatoide Arthri-tis. Hier soll insbesondere die gestörte Zucker- und Energieregu-lierung auf die Entwicklung von Gelenkerkrankungen besser ver-standen werden. Dies wird durch eine intensive Zusammenarbeit zwischen Rheumatologen, Diabe-tologen, Epidemiologen, Geneti-kern und Medizintechnikern er-möglicht.METARTHROS ist ein erfolgreiches Nachfolgeprojekt des bereits abge-schlossenen erfolgreichen Konsor-tiums ANKYLOSS, in dem Aspekte der Knochenneubildung bei dege-nerativen und entzündlichen

rheumatischen Erkrankungen in-tensiv erforscht wurden.

Verbundprojekt T-Sys: „Systembiologie von T-Helferzellen“Das Verbundprojekt T­Sys: „Sys-tembiologie von T­Helferzellen“ (Immunmodulation statt alleini-ger Immunsuppression; Abb. 4) ist ein interdisziplinäres Kooperati-onsprojekt, das zum besseren Verständnis der T­Zell­Regulation experimentelle und systembiolo-gische Ansätze miteinander ver-knüpft.

Konsortium des Sonder-forschungsbereichs 79Einen ähnlichen Ansatz verfolgt der Sonderforschungsbereich 79 der Deutschen Forschungsgemein-schaft (Abb. 5), bei denen Werk-stoffe für die Geweberegeneration im systemisch erkrankten Kno-chen überregional an den Univer-sitäten Gießen, Heidelberg und Bremen erforscht werden. Aus die-sem Konsortium sollen langfristig Knochenersatzmaterialien für feh-lerhafte Knochen bei systemisch erkrankten rheumatologischen Patienten entwickelt werden.

Schwerpunktprogramm IMMUNOBONE der DFGDas Immunsystem ist aber nicht vom Knochen abgekoppelt; dies konnte das Schwerpunktpro-gramm IMMUNOBONE (Abb. 6) der DFG eindrucksvoll zeigen. Das Programm untersuchte, wie im-munologische Mechanismen im Knochen den Um­ und Abbau steuern.

Verbundprojekt IMPAMDiese Fehlfunktionen des Immun-systems beginnen bereits sehr früh in der Entwicklung der Er-

krankung und hieraus entstand auch das immunologische Ver-bundprojekt IMPAM („IMprinting of the PAthogenic Memory for rheumatic inflammation“; Abb. 7) unter Förderung des BMBF. Das Projekt untersuchte im Detail das Gedächtnis rheumatischer Erkran-kungen und die Prägung der Im-munzellen, die die chronisch ent-zündliche rheumatische Erkran-kungen aufrechterhalten und re-gulieren. Um diese unerwünsch-ten Immunreaktionen gezielt un-terdrücken zu können, wurde der Sonderforschungsbereich 650 an der Charité gegründet, der von der Laborbank zum klinischen Alltag zelluläre Therapien entwickelt und diese hin zu Medikamenten und therapeutischen Strategien entwickelt.

Internationales Studien-programm DeSScipherAuch klinisch orientierte Großpro-jekte werden in Forschungskonsor-tien unter rheumatologischer Lei-tung erfolgreich umgesetzt. So zu-letzt das durch die EU geförderte internationale Studienprogramm zu Therapieverfahren bei der sys-temischen Sklerose, DeSScipher

(„to decipher the optimal manage-ment of Systemic Sclerosis“; Abb. 8), in das inzwischen mehrere tausend Patienten eingeschlossen werden konnten.

Flaggschiffe werden auf dem Kongress vorgestelltDiese Flaggschiffe der rheumatolo-gischen Forschung werden durch die Projektleiter auf dem Jahres-kongress vorgestellt und können mit den Zuhörern intensiv disku-tiert werden. Ziel dieser basis-wissenschaftlichen Vorstellungen ist auch, möglichst viele jüngere Kollegen zum Mitmachen und die erfahrenen Kollegen zu Einrei-chungen neuer Großprojekte bei den Förderinstitutionen zu moti-vieren, da nur hierdurch langfris-tig echte Innovationen aus unse-rem Fachgebiet entstehen können.

Prof. Dr. Ulf Müller-Ladner Justus-Liebig-Universität Gießen; Abt. Rheumatologie und Klinische Immu-nologie, Kerckhoff-Klinik, Bad Nauheim

Freitag, 02. September 2016

Rheumatology – Immunology Re-search Consortia: Science at ist best!14:45–18:15 Uhr, Spektrum 1+2

Trotz der wenigen Lehrstühle, die die internistische Rheumatologie und die klinische Immunologie an den Universitäten des Landes zur Verfügung haben, ist die doch hiermit verbundene basiswissenschaftliche Forschung hochinnovativ. Dies zeigt sich nach Ansicht von Prof. Ulf Müller-Ladner, Bad Nauheim, auch in den zahlreichen Forschungskonsortien, die national und international seitens der Deutschen Forschungsge-meinschaft (DFG) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und der Europäischen Union (EU) gefördert werden und aus denen kontinuierlich wegweisende Erkenntnisse entstehen.

U. Müller-Ladner

Abb. 1 AUTOCURE.Abb. 2 ARTHROMARK.

Abb. 3 METARTHROS.Abb. 4 T-Sys: „Systembiologie von T-Helferzellen“.

Abb. 5 Sonderforschungsbereich Transregio 79. Abb. 6 IMMUNOBONE.

Abb. 7 IMPAM.Abb. 8 DeSScipher.

Seit mehr als 12 Monaten wird das Infliximab­Biosimilar von Mundi-pharma erfolgreich in der Behand-lung chronisch-entzündlicher Er-krankungen, wie rheumatoide Arth-ritis (RA), ankylosierende Spondyli-tis (AS) und Psoriasis­Arthritis (PsA), eingesetzt [1]. Was die Zulassungs-studien (PLANETAS/PLANETRA [2–5]) bereits zeigten, hat sich nach der Markteinführung des ersten Infliximab­Biosimilars auch im kli-nischen Alltag bestätigt: „Die The-rapie mit Remsima® ist sowohl bei Neueinstellung als auch bei einer Umstellung vom Originalpräparat wirksam und sicher“, erklärte Dr. Peer M. Aries, Facharzt für Rheu-matologie in Hamburg, bei einer Veranstaltung von Mundipharma. Bereits vor einem Jahr stellte das Paul-Ehrlich-Institut dazu fest: „Nach derzeitigem Diskussions-stand (…) können Biosimilars

grundsätzlich nach erwiesener Äquivalenz und erfolgter Zulas-sung so eingesetzt werden wie Originatorprodukte auch. Dies be-inhaltet implizit daher sowohl Pa-tienten, die vorher noch keine Therapie mit Biologika erhalten, als auch solche Patienten, die vor-her das Originatormolekül bekom-men haben“ [6].Aktuell publizierte Langzeitdaten zum Infliximab­Biosimilar von Mundipharma aus der PLANETAS­Studie bestätigen, dass der positive Therapieeffekt sowohl bei Neuein-stellung als auch Umstellung vom Referenzprodukt über 102 Wochen erhalten bleibt. Das Biosimilar ist damit auch in der Langzeittherapie vergleichbar wirksam und sicher wie der Originator [4]. Einen wei-teren Vorteil sieht Aries in der Infu-sionsgabe, denn dadurch könne eine kontinuierliche Betreuung

gewährleistet werden, die Patien-ten seien besser zu führen und durch die regelmäßigen Praxisbe-suche verbessere sich der persön-liche Kontakt zum Arzt, so seine Erfahrungen aus der Praxis.

Hohes Einsparpotenzial bei gleicher Wirksamkeit und SicherheitDas erste Infliximab­Biosimilar bietet zudem im Vergleich zum Originalpräparat ein erhebliches Einsparpotenzial: Bei empfohle-ner Dosis können beispielsweise bei einem 70–80 kg schweren AS- Patienten 5480 Euro pro Jahr gegenüber dem Originator einge-spart werden, 3597 Euro bei einem RA-Patienten und 4795 Euro bei einem PsA-Patienten [7]. Verschie-dene Versorgungsverträge und flächendeckende Rabattverträge mit den GKVen sorgen außerdem

dafür, dass zunehmend mehr Pa-tienten von dieser wirtschaftli-chen Alternative profitieren – bei vergleichbarer Wirksamkeit und Qualität. Dies zeigen auch die ge-sammelten Erfahrungen mit dem Biosimilar, die weltweit bereits mehr als 16 000 Patientenjahre umfassen [8].

Literatur1 Fachinformation Remsima®, Stand

Januar 20162 Park W et al. Ann Rheum Dis 2013; 72:

1605–16123 Yoo DH et al. Ann Rheum Dis 2013;

72: 1613–16204 Park W et al. Ann Rheum Dis 2016; Ap-

ril 26: pii:annrheumdis-2015-208783 [Epub ahead of print]

5 Yoo DH et al. ACR/ARHP Annual Mee-ting 2013, San Diego, USA: Abstract #L1

6 Paul-Ehrlich-Institut. Im Internet: www.pei.de/DE/arzneimittel/immun-globuline-monoklonale-antikoerper/monoklonale-antikoerper/zusatz/position-pei-interchangebility-biosi-milars-inhalt.html (letzter Zugriff am 14.06.2016)

7 Lauertaxe. AVP, Berechnung der Jah-restherapiekosten (AS, RA, PsA) für die empfohlene Dosierung, 70–80 kg Patient. Stand 01.02.2016

8 Data on file, Celltrion: PBRER (22. September 2015)

Quelle: nach Informationen der Mundipharma Deutschland GmbH & Co. KG

Erstes Infliximab-Biosimilar überzeugt mit guten Erfahrungen in der Langzeittherapie

Forum der Industrie

Satellitensymposium der Mundipharma Deutschland GmbH & Co. KG„Therapie der Rheumatoiden Arthritis im Wandel der Zeit“Vorsitz: Dr. Rieke Alten, Berlin01.09.2016, 16:45–18:15 Uhr, Spektrum II

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15Current congress | Highlights

Die Psoriasis-Arthritis (PsA) stellt eine therapeutische Herausforde-rung dar: Anders als zum Beispiel die rheumatoide Arthritis, eine hauptsächlich synoviale Erkran-kung, betrifft sie neben den Gelen-ken häufiger auch die Enthesen. Zudem tritt bei PsA oftmals eine Daktylitis auf. Gerade bei diesen typischen Manifestationen der PsA stoßen konventionelle Basisthera-pien jedoch an ihre Grenzen [1], was bislang häufig eine Therapie-eskalation auf Biologika notwen-dig machte.Die Zulassung des oralen, intrazel-lulär wirksamen Phosphodieste-rase-4-Inhibitors Apremilast (OTEZLA®) [2] erweiterte die Pa-

lette der Therapie optionen bei PsA sinnvoll: Der immunmodulie-rende Wirkstoff weist eine umfas-sende und anhaltende Effektivität auf, die sowohl die Gelenke als auch Enthesitis, Daktylitis und die psoriatischen Hauterscheinungen inklusive der Nägel umfasst. Zu-dem besteht eine Zulassung bei Plaque-Psoriasis (Anwendungsge-biet s. [2]).

Verbesserung der Gelenk-symptomatik über drei JahreIm PALACE­Studienprogramm, auf dem die Zulassung von Apremilast bei PsA beruht, konnte bereits zu Woche 16 eine signifikante Überle-genheit von Apremilast vs. Placebo

unter anderem auf die Gelenksymp-tomatik gezeigt werden [2]. Die Ef-fektivität stieg im weiteren Studien-verlauf noch an und blieb anschlie-ßend langfristig erhalten, wie die 3-Jahres-Daten aus PALACE-1 zei-gen: Nach 156 Wochen war die An-zahl der druckschmerzhaften Ge-lenke um 73,2 % gesunken, bei den geschwollenen Gelenken betrug die Reduktion mehr als 80 % [3].

Deutliche Linderung bei Daktylitis und EnthesitisZur Wirksamkeit auf Daktylitis und Enthesitis – besonders belas-tende Manifestationen einer PsA, die sich unter dem PDE-4-Inhibi-tor bereits zu Woche 16 verbessert hatten [2] – liegen aktuell Daten über 104 Wochen vor [4]. Diese zeigen die deutliche und anhal-tende Effektivität von Apremilast: Nach 2 Jahren betrug die durch-schnittliche MASES-Reduktion der

Patienten 57,5 % und knapp die Hälfte der Patienten, die zu Stu­dienbeginn an einer Enthesitis litten, wiesen keine solchen Symp-tome mehr auf. Eine Daktylitis hatte sich nach 2 Jahren um 80,0 % gebessert und bei 77,5 % der Pa­tienten war zu diesem Zeitpunkt kein Finger beziehungsweise keine Zehe mehr betroffen.

Langfristig überzeugendes SicherheitsprofilNeben der anhaltenden Wirksam-keit punktet die orale Therapie mit Apremilast auch bei der Sicherheit. Zu Beginn der Therapie treten vor allem milde bis moderate gastro-intestinale Nebenwirkungen wie Diarrhö und Übelkeit auf [2]. Diese bessern sich jedoch in der Regel innerhalb von 4 Wochen bezie-hungsweise verschwinden ganz. Die einzigen Nebenwirkungen, die im Langzeitverlauf über 3 Jahre bei

mehr als 5 % der Patienten auftra-ten, waren Infektionen der oberen Atemwege (6,9 %) [3]. Opportunis-tische Infektionen, klinisch rele-vante Veränderungen der Labor-parameter oder TBC­Reaktivierun-gen wurden nicht beobachtet. In der Folge sind weder ein TBC­Pre-screening noch ein Labormonito-ring während einer Apremilast-Therapie vorgeschrieben.

Literatur1 Gossec L et al. Ann Rheum Dis 2016;

75: 499–5102 Fachinformation OTEZLA®, Stand:

Januar 20163 Kavanaugh A et al. ACR 2015, Poster

28434 Gladman D et al. EULAR 2015,

OP0169

Quelle: nach Informationen der Celgene GmbH, München

Psoriasis-Arthritis: anhaltend effektive orale Therapie mit Apremilast

Forum der Industrie

Lunchsymposium der Celgene GmbHPsoriasis-Arthritis: Individuelle Therapieziele im Praxisalltag1. September 2016, 13:00 bis 14:30 Uhr, Harmonie SaalStand: H.30

MukopolysaccharidosenWas Rheumatologen wissen sollten

Mukopolysacchari-dosen (MPS) stellen eine Gruppe von 11 verschiedenen Erkrankungstypen dar, die nach ihren Erstbeschreibern benannt sind. Die einzelnen Erkran-kungen sind zwar selten, zusammen betrachtet liegt de-

ren Häufigkeit aber bei 2–5 pro 100 000 Lebendgeburten. Warum Rheumatologen hierbei eine Schlüsselrolle für die rechtzeitige Erkennung dieser Krankheits-bilder zukommt, berichtet Prof. Kirsten Minden, Berlin.

Gemeinsam ist den einzelnen MPS die Akkumulation nichtabbauba-rer Glykosaminoglykane (GAG) in den Lysosomen verschiedener Or-gane aufgrund einer angeborenen Enzymdefizienz. Am meisten be-troffen sind Bindegewebe, Kno-chen, Luftwege, Herz, Nieren, Au-gen und in schweren Fällen das zentrale Nervensystem. Während schwere Verlaufsformen meist rasch erkannt werden, ist die Dia­gnosestellung bei den attenuierten Formen oft eine Herausforderung. Gerade bei diesen Patienten sind Auffälligkeiten am Bewegungsap-parat, die sich oft erst im Schul­alter oder frühen Erwachsenenal-ter manifestieren, nicht selten der erste Grund für den Patienten ei-nen Arzt aufzusuchen. Rheumato-logen kommt deshalb eine Schlüs-selrolle für die rechtzeitige Erken-nung dieser Krankheitsbilder zu.

Welche Symptome sollten an eine MPS denken lassen?Die Kenntnis von Leitsymptomen kann bei der rechtzeitigen Erken-

nung dieser Erkrankungen helfen. Mit Ausnahme der MPS Typ III (Sanfilippo) können alle MPS­Er-krankungstypen mit muskuloske-lettalen Symptomen einhergehen. Vor allem Gelenkkontrakturen und eine Gelenksteifigkeit werden häufig beobachtet. Um Patienten mit Gelenkkontrakturen leichter korrekt diagnostizieren zu können, wurde für den klinischen Alltag von einer Expertengruppe ein Dia-gnostikalgorithmus entwickelt (Abb. 1).

Zeichen lokaler oder systemischer Entzündung fehlenGelenkkontrakturen finden sich bei der abgeschwächten Form der MPS Typ I, dem Typ Morbus Scheie, bei über 80 % der Patienten. Die Bewe-gungseinschränkungen können er-hebliche Ausmaße annehmen. Häu-fig sind die Fingerendgelenke be-troffen, im Hinblick auf das klini-sche Erscheinungsbild spricht man von „Tatzenhänden“. Im Gegensatz zu entzündlich-rheumatischen Er-krankungen fehlen bei der MPS Zei-chen der lokalen oder systemischen Entzündung. Obwohl die Finger ge-schwollen erscheinen können, fin-den sich keine Ergüsse, Überwär-mung oder Schmerzen der Gelenke. Eine Morgensteifigkeit wird typi-scherweise nicht berichtet. Neben den Gelenkkontrakturen ist das Auftreten eines Karpaltunnel-syndroms häufig. Dieses entwi-ckelt sich bei über der Hälfte aller Patienten mit MPS I. Insbesondere im Kindesalter sollte ein Karpal-tunnelsyndrom immer an eine MPS denken lassen, denn selbst bei der polyartikulären juvenilen idiopathischen Arthritis (JIA) wird es extrem selten beobachtet. Außerdem können ein schnellen-der Finger oder eine thorakolum-

bale Kyphose hinweisend auf eine MPS sein.

Knochenveränderungen und extramuskuloskelettale SymptomeDie typischen Knochenverände-rungen bei Patienten mit MPS werden als Dysostosis multiplex zusammengefasst. Dazu gehören eine Verplumpung von Rippen, Schulterblättern und Schlüsselbei-nen, eine azetabuläre Dysplasie, Verbreiterungen der Metakar-palknochen, proximale Aufwei-tungen der Phalangen und ein Genu valgum. Zieht man eine MPS differenzialdiagnostisch in Be-tracht, sollten eine Röntgenunter-suchung der Hände, des Beckens und der Wirbelsäule, hier des tho-rakolumbalen Übergangs, veran-lasst werden. Die Röntgenbefunde können den Weg zur Diagnose weisen.Neben den Veränderungen am Be-wegungsapparat gibt es auch extra muskuloskelettale Symp-tome, die an eine MPS denken las-

sen sollten. Hier sind eine Augen-beteiligung, das heißt eine Kornea-trübung, Herzklappenerkrankun-gen, Leber­ und Milzvergrößerun-gen, eine Schwerhörigkeit und re-zidivierende respiratorische oder otogene Infekte zu nennen.

Was tun nach Diagnosestellung?Patienten mit Verdacht bezie-hungsweise gesicherter MPS soll-ten an ein spezialisiertes Stoff-wechselzentrum überwiesen wer-den. Dort steht ein kompetentes multidisziplinäres Team zur um-fassenden Betreuung der Patien-ten mit MPS zur Verfügung. Zu-dem liegen hier Erfahrungen mit den verschiedenen Formen der MPS­Therapie vor, die auf den Er-satz des defizienten Enzyms abzie-len. Durch die regelmäßige Zufuhr eines Ersatzenzympräparats kön-nen Glykosaminoglykan-Ablage-rungen vermindert und damit ver-bundene Organ- und Knochen-schädigungen verringert oder so-gar verhindert werden. Dringend

ist anzuraten, so früh wie möglich mit der Therapie zu starten. Je frü-her sie beginnt, desto besser ist die Prognose.

Prof. Dr. Kirsten MindenDeutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin

Literatur1 Cimaz R, Coppa GV, Koné-Paut I et

al. Joint contractures in the absence of inflammation may indicate mu-copolysaccharidosis. Pediatr Rheu-matol Online J 2009; 7: 18

K. Minden

Abb. 1 Diagnostischer Algorithmus bei Gelenkkontrakturen.(ANA = antinukleäre Antikörper, BSG = Blutsenkungsgeschwindigkeit, GAG = Glykosaminoglykane, JIA = juvenile idiopathische Arthritis, MPS = Mukopolysaccharidose, NSAR = nichtsteroidale Antirheumatika)Quelle: mod. nach [1]

Gelenkkontrakturen

Arthrogrypose oderandere Erbkrankheit

Poly-/Derma-tomyositis?

Sklerodermie?

Arthritis, z.B. JIA?

MPS?

↑GAGabnormes Muster

jaja

ja

ja

jaja

Enzym-test

Urin GAG

nein

nein

ja

ja

ja

Test nicht verfügbar

Entzündung

Schwäche, Myalgie,↑Muskelenzyme?

Hautsteifigkeit?

Anderes?- Korneatrübung- Umbilikalhernie- Herzgeräusch- Karpaltunnelsyndrom- Wdh. respirator./ Ohrinfektionen

Andere Hinweise Entzündung?- Fieber, ↑BSG- ANA- Schmerz korrigierend Steifigkeit- Ansprechen auf NSAR

Erworben?Angeboren?

Freitag, 02. September 2016

Gelenke ohne Entzündung? Metabolische Arthropathien10:30–12:00 Uhr, Maritim Saal 3(10:30–10:50 Uhr: Mukopolysaccha-ridosen – was Rheumatologen wissen sollten)

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16 Current congress | Highlights

Autoinflammatorische SyndromeRationale Diagnostik jenseits der Genetik

Klassische Marker wie C-reaktives Protein (CRP) und Blutsenkungsge-schwindigkeit (BSG) sind deskrip-tive Biomarker, die die systemische Entzündungsreaktion wiederge-ben, aber nicht spezifisch für einen bestimmten Erkrankungstyp sind. Daher sind Biomarker notwendig, die in der Lage sind, die Diagnose

bestimmter autoinflammatori-scher Erkrankungen zu unterstüt-zen (Typ 1) oder deren Krankheits-aktivität zu messen (Typ 2). Idea-lerweise handelt es sich um me-chanistische Biomarker, die unmit-telbarer Teil des lokalen Entzün-dungsprozesses sind. Ein idealer Marker für die klinische Praxis

sollte nichtinvasiv, leicht durch-führbar, reproduzierbar und kos-tengünstig sein. Insbesondere für die SJIA und das familiäre Mittel-meerfieber (FMF) existieren Mar-ker, die bei der Diagnose dieser Er-krankungen helfen können [1].

Bedeutung von Biomarkern bei FUODie kalziumbindenden Proteine S100A8 (auch bekannt als „mye-loid­related protein 8“ [MRP8]), S100A9 (MRP14), im Komplex auch als MRP8/14 (Calprotectin) bezeichnet, sowie das verwandte Protein S100A12 werden von ak-tivierten neutrophilen Granulo-zyten und Monozyten am Ort der Entzündung sezerniert und haben proinflammatorische Ef-fekte durch die Aktivierung von Toll­like­Rezeptor­4 (TLR­4). Diese Proteine gehören zur Gruppe der Alarmine; dabei handelt es sich um endogene Gefahrensignale, die

eine sterile Entzündung verstär-ken. Im Gegensatz zu Zytokinen bilden S100-Proteine im Serum oder in Exsudaten sehr stabile Pro-teinkomplexe, weshalb der Nach-weis auch in der klinischen Praxis ohne größere Schwierigkeiten ge-lingt. Es existieren jedoch bereits durch kommerziell erhältliche As-says generierte valide Daten [2].Für die aktive SJIA und das FMF sind besonders hohe S100-Kon-zentrationen charakteristisch, die zurzeit den besten Biomarker zur diagnostischen Abgrenzung von anderen Ursachen für Fieber un-klarer Genese darstellen und auch als Verlaufsmarker für ein Thera-pieansprechen und eine stabile Remission dienen (Tab. 1) [3].

Rolle proinflammatorischer Zytokine bei der Patho- geneseProinflammatorische Zytokine wie Interleukin­1 (IL­1), IL­6 und Tumornekrosefaktor­α (TNF­α) ha-ben besondere Bedeutung bei der Pathogenese autoinflammatori-scher Erkrankungen. Da diese Mar-ker jedoch sehr instabil sind, wer-den sie bisher nur im Rahmen ex-perimenteller Studien eingesetzt. Dagegen ist der lösliche IL-2-Rezep-tor bereits ein etablierter Parameter bei der Diagnostik des Makropha-genaktivierungssyndroms (MAS). Eine weitere Ausnahme bildet IL-18, das bei aktiver SJIA deutlich hö-here Konzentrationen als bei ande-ren entzündlichen Erkrankungen (z. B. Kawasaki-Syndrom) aufweist und damit bei der Differenzialdia­gnostik hilfreich sein kann [4].

Ausblick: Ziel ist die Entwicklung diagnostischer AlgorithmenMittlerweile wurden einzelne Bio-marker etabliert, die bei der Diffe-

renzialdiagnose bei FUO hilfreich sind. Zukünftig wird es jedoch das Ziel sein, diagnostische Algorith-men zu entwickeln, bei denen ein-fache (Schnell­)Tests am Anfang stehen und bei positivem Scree-ning das Patientenmaterial einer Paneldiagnostik zugeführt wird, bei der nützliche Biomarker mit hoher Voraussagekraft kombiniert werden, anstatt sich auf die Aussa-gekraft einzelner Parameter zu verlassen. Zudem könnten In- vitro­Assays, in denen zelluläre Funktionen im Patientenmaterial überprüft werden und die für be-stimmte autoinflammatorische Er-krankungen charakteristisch sind, die Bestimmung von Serumbio-markern ergänzen.

Dr. Dirk HolzingerKlinik für Pädiatrische Rheumatologie und Immunologie, Universitätsklinikum Münster

Literatur1 Holzinger D, Foll D. Biomarker für

chronisch-entzündliche Erkrankun-gen. Z Rheumatol 2015; 74: 887–896; quiz 897

2 Holzinger D, Kessel C, Omenetti A et al. From bench to bedside and back again: translational research in auto-inflammation. Nat Rev Rheumatol 2015; 11: 573–585

3 Kessel C, Holzinger D, Foell D. Pha-gocyte-derived S100 proteins in autoinflammation: putative role in pathogenesis and usefulness as bio-markers. Clin Immunol 2013; 147: 229–241

4 de Jager W, Hoppenreijs EP, Wulf-fraat NM et al. Blood and synovial fluid cytokine signatures in patients with juvenile idiopathic arthritis: a cross-sectional study. Ann Rheum Dis 2007; 66: 589–598

In den vergangenen Jahren hat die Entdeckung spezifischer Genmutationen die Diagnostik vieler autoinflammatorischer Syndrome (= periodische Fiebersyndrome) wie zum Beispiel der Cryopyrin assoziierten Syndrome (CAPS) deutlich vereinfacht. Es existieren jedoch weiterhin vermutlich polygeneti-sche Syndrome wie die systemische juvenile idiopa-thische Arthritis (SJIA), die sich durch eine einfache Mutationsanalyse nicht diagnostizieren lassen. Zudem ist häufig auch eine schnellere Diagnostik im Vergleich zur genetischen Untersuchung notwendig, um insbesondere bei Fieber unklarer Genese (FUO)

die Symptomatik einer Infektion oder einer autoinflammatorischen Entzündung zuordnen und rasch behandeln zu können, berichtet Dr. Dirk Holzinger, Münster.

D. Holzinger

Freitag, 02. September 2016

Autoinflammatorische Syndrome: Wird Kompliziertes einfach?16:45–18:15 Uhr, Illusion 1(17:45–18:05 Uhr: Rationale Diagnos-tik jenseits der Genetik)

Tab. 1 S100-Proteine bei systemischen entzündlichen Erkrankungen.

S100A8/A9 (ng/ml) N S100A12 (ng/ml) NGesunde Kontrollen 340 ± 70 50 50 ± 10 45

Monogenetische AID FMF – – 6,720 ± 4,96033,500 (22,200)**

177

NOMID 2,830 ± 580 18 720 ± 450 18

MWS 4,390 (2535)* 12 150 ± 60 17

FCAS 3,600 (4610)* 5 – –

Polygenetische AID SJIA 14,920 ± 4,03024,750 ± 11,410

6020

7,190 ± 2,6903,700 (1,080)**

6033

JIA-Polyarthritis 2,380 ± 530 89 395 (45)** 89

PFAPA 3,846 ± 1197 15 658 ± 210 15

Adult-onset Still’s disease 11,770 (8,840)* 36 – –

VaskulitidenKawasaki-Syndrom 3,630 ± 480 21 463 (316)*

398 (294)*450 ± 106

286750

Henoch-Schoenlein-Nephritis 881 ± (670)* 30 – –

Infektionen Schwere Infektionen 3,720 ± 870 66 470 ± 160 83

AID = autoinflammatorische Erkrankung; FMF = familiäres Mittelmeerfieber; NOMID = „neonatal-onset multisystem inflammatory disease“; MWS = Muckle-Wells-Syndrom; FCAS = „familial cold autoinflammatory syndrome“; SJIA = systemische juvenile idiopathische Arthritis; JIA = juvenile idiopathische Arthritis; PFAPA = periodisches Fieber, aphthöse Stomatitis, Pharyngitis, zervikale Adenitis;

*Mittelwert (Standardabweichung); **Mittelwert (Standardfehler), alle anderen Werte als Mittelwert ± 95%-Konfidenzintervall, Messungen mit experimentellen ELISAs (adaptiert von Kessel et al. 2013 [3])

„Vernetzt stärker sein“ – Unter die-sem Slogan wurde 2011 der Verein Rheumadocs e.V. gegründet, der heute über 200 junge Kolleginnen und Kollegen vernetzt. Gut or-ganisierte und le-bendige Netzwer-

ke sind sowohl in der klinischen als auch der wissenschaftlichen Kooperation entscheidend und von großer Bedeutung, berichtet Dr. Philipp Sewerin, Düsseldorf. Mit dem Ziel die Schwerpunkte „Networking, Innovation and Education“ zu thematisieren und zu gestalten, wollen sich die Rheumadocs nachhaltig diesen Herausforderungen widmen, die zukünftig eine entscheidende Rol-le für Rheumatologen in Deutsch-land und Europa spielen werden.

Seit 2011 vertreten Rheumadocs e. V. die Interessen von jungen Rheumatologen, Assistenzärzten und interessierten Studenten in der Rheumatologie. Neben der Organi-sation von gemeinsamen Treffen, bei denen nebst dem Netzwerkge-danken auch dem Ausbildungs-stand angepasste Fortbildungsver-anstaltungen im Fokus stehen, wer-den Reise- und Fortbildungsstipen-dien organisiert und vergeben.

Verstärkte Kooperation in Forschung und AusbildungMit der Vernetzung junger Kolle-ginnen und Kollegen in Deutsch-land, der Schweiz und Österreich ist und soll es zukünftig verstärkt gelingen in Forschung und klini-scher Ausbildung zu kooperieren und somit die Rheumatologie zu stärken. So sollen vermehrt Syner-gieeffekte einzelner Standorte ge-bündelt sowie von- und miteinan-der profitieren. Neben der Vernet-

zung junger Kolleginnen und Kol-legen stellen Rheumadocs seit 2015 in der Deutschen Gesell-schaft für Rheumatologie (DGRh) einen eigenen Arbeitskreis, der die Interessen der jungen Ärzte in der Fachgesellschaft vertreten soll und unter anderem die neue Weiterbil-dungsordnung mitgestaltet.

Health 2.0 scheint zukünftig eine sehr zentrale Rolle zu spielenDie Rolle und der Einsatz neuer und digitaler Medien und Devices in klinischen Studien und zuneh-mend auch in der täglichen Praxis gewinnen in den vergangenen Jah-ren an Bedeutung. Health 2.0 ist heute in aller Munde und be-schreibt den Einsatz moderner Techniken und Medien in der Me-dizin. So sind heute bereits Tele-medizin und zahlreiche „Apps“ verfügbar, die im Gesundheitssys-tem – teils in Freizeit und Sport,

teils als „Medizinprodukt“ – einge-setzt und evaluiert werden. Seit 2014 ist in Deutschland das erste Computerspiel für Kinder mit ei-ner Sehschwäche erstattungsfähig und kann von Pädiatern per Rezept verschrieben werden. Hierbei trai-nieren Kinder ihre Augen mit ei-nem speziellen Computerpro-gramm. Diese Entwicklung zeigt, welche enorme Bedeutung der technische Fortschritt auch in der Medizin hatte und haben wird. Gerade in Zeiten zunehmender räumlicher Distanzen zu Fachärz-ten, insbesondere in ländlichen Regionen, scheint Health 2.0 ge-rade für junge Kolleginnen und Kollegen zukünftig eine sehr zen-trale Rolle zu spielen.

Neue Erkenntnisse finden oft zeitnah direkten NutzenNeben technischen Neuerungen werden heute biologische Grundla-gen immunologischer Reaktions-

muster immer besser verstanden. Durch die Translation dieser Er-kenntnisse der Grundlagenfor-schung in die klinische Forschung und den klinischen Alltag können diese neuen Erkenntnisse häufig bereits zeitnah direkten Nutzen in der Patientenversorgung finden. Mit Herrn Prof. Iain B McInnes wird ein internationaler Experte erläu-tern, wie Innovation in der präkli-nischen Forschung von Einzelmol-külforschung sich zu systembiolo-gischen Ansätzen entwickeln wird.

Dr. Philipp SewerinPoliklinik für Rheumatologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, 2. Vorsitzender rheumadocs e.V.

P. Sewerin

Rheumadocs 2016Netzwerk für Veränderung

Donnerstag, 01. September 2016

Rheumadocs…on the move14:45–16:15 Uhr, Harmonie DE(15:45–16:15 Uhr: Netzwerk für Ver-änderung – Rheumadocs 2016)

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17Current congress | Highlights

Standardisierte Schulungen für Patienten mit rheumatischen Erkrankungen wurden von der Deutschen Gesell-schaft für Rheu-matologie (DGRh) und der Deutschen Rheuma-Liga (DRL) schon früh

konzipiert und evaluiert [1]. Roland Küffner, Würzburg, stellt hier die Weiterentwicklung der Programme hin zu einem neuen Rahmenkonzept für rheumatolo-gische Patientenseminare vor.

Bei den Schulungsprogrammen wurde zuletzt das Programm für Patienten mit Fibromyalgie über-arbeitet [2] und evaluiert [3], und die „Strukturierte Patienteninfor-mation Rheumatoide Arthritis“ (StruPI) entwickelt und erprobt [4]. Aktualisierte Leitlinien, inter-nationale Empfehlungen zu Patienten schulungen [5] sowie sich ändernde Versorgungsstruk-turen machen eine Überarbeitung und Aktualisierung der Pro-gramme sinnvoll. Deshalb fördern

die DGRh, die DRL und der Ver-band Rheumatologischer Akutkli-niken (VRA) ein Projekt an der Universität Würzburg, in dem ein neues Rahmenkonzept für die „DGRh Patientenseminare“ ent-wickelt wird.

Ziele der WeiterentwicklungAn die Stelle von 6 obligatorischen Modulen pro Schulung soll ein Baukastensystem treten, das eine flexible Anpassung an die Bedürf-nisse bestimmter Versorgungs-zweige und individueller Einrich-tungen ermöglicht. Inhaltlich soll der Selbstmanagementgedanke und der Empowermentansatz weiter gestärkt werden. Ziel ist die Erstellung eines übergeordne-ten Rahmenkonzepts sowie klar strukturierter Curricula und Schu-lungsmaterialien.

EntwicklungsschritteAuf Basis von Literaturrecherchen und unter Berücksichtigung der bisherigen Schulungsprogramme wurde ein vorläufiges neues Rah-menkonzept entwickelt. Dieses wurde in einer standardisierten Onlinebefragung 34 Experten (27 Rheumatologen, 5 Psychologen, 2

Selbsthilfevertreter) vorgelegt. Der Entwurf wurde von den Ex-perten insgesamt positiv bewer-tet. Beurteilungen des Konzepts durch 18 Experten (Rücklauf 53 %) wurden in der Lenkungsgruppe diskutiert und in die Überarbei-tung des Rahmenkonzepts aufge-nommen.

ErgebnisseDas verabschiedete Rahmenkon-zept sieht einen modularen Aufbau der Patientenseminare in 4–8 the-matischen Einheiten vor, die je-weils in unterschiedlicher zeit-licher Intensität (Kurz­, Standard­ und Intensivversion) durchgeführt werden können. Da 30 Minuten je Modul in der Kurzversion als zu kurz erachtet wurden, um auch Selbstmanagementkompetenzen zu vermitteln, wurden für die un-terschiedlichen Zeitversionen hie-rarchische Lehrziele formuliert. In der Kurzversion kann lediglich Wissen verbessert werden.

AusblickDas einheitliche Rahmenkonzept ermöglicht einerseits ein standar-disiertes Vorgehen, der modulare Charakter gestattet andererseits

die Flexibilisierung der Patienten-seminare für verschiedene An-wendungsbereiche. Das in der 1. Projektphase entwickelte Rah-menkonzept bildet die Grundlage für die Ausarbeitung der Module für die Krankheitsbilder „Rheuma-toide Arthritis“ und „Axiale Spon-dyloarthritis“ in der nächsten Pro-jektphase. In der 3. und 4. Projekt-phase stehen die Entwicklung und Durchführung von „Train­the­Trainer“­Fortbildungen und die Evaluation des Konzepts an.

Roland Kuffner1, Prof. Dr. Jürgen Braun2, Dr. Inge Ehlebracht-König3, Dr. Gudrun Lind-Albrecht4, Helga Jäniche5, Dr. Heinz-Jürgen Lakomek6, Mechthild Lakomek7, Dr. Julia Rautenstrauch7, Andrea Reusch1

1 Medizinische Soziologie und Rehabili-tationswissenschaften, Abteilung für Medizinische Psychologie und Psycho-therapie, Universität Würzburg

2 Rheumazentrum Ruhrgebiet, Herne3 Rehazentrum Bad Eilsen der DRV

Braunschweig-Hannover, Rheumatolo-gie, Bad Eilsen

4 Rheumatologie, Immunologie, Osteolo-gie, RHIO Düsseldorf

5 Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e. V., Dachau

6 Klinik für Rheumatologie und Geriatrie, Johannes-Wesling-Klinikum Minden, Minden

7 MedCongress GmbH, Stuttgart

Literatur1 Faller H, Ehlebracht-König I, Reusch

A. Empowerment durch Patienten-schulung in der Rheumatologie. Z Rheumatol 2015; 74: 603–608

2 Ehlebracht-König I, Siemienik K, Dorn M et al. Fibromyalgie-Schulung – eine partizipative Weiterentwick-lung unter Berücksichtigung der S3-Leitlinie. Phys Med Rehab Kuror 2015; 25: 310–318

3 Musekamp G, Ehlebracht-König I, Höfter A et al. Kurzfristige Wirk-samkeit einer Schulung zum Fib-romyalgie-Syndrom. Abstract zum 4. Jahreskongress der DGRh vom 31.8. bis 3.9.2016 in Frankfurt am Main [eingereicht]

4 Schwarze M, Kaeding ST, Tegtbur U et al. Evaluation des Struktu-rierten Patienteninformationspro-gramms für Rheumatoide Arthritis (StruPI-RA), Meeting Abstract. 43. Kongress der DGRh in Bremen, 02.–05.09.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc51.09 – EV

5 Zangi HA, Ndosi M, Adams J et al. EULAR recommendations for pati-ent education for people with in-flammatory arthritis. Ann Rheum Dis 2015; 74: 954–962

Das neue Rahmenkonzept für rheumatologische PatientenseminareErste Ergebnisse aus einem Projekt der DGRh

Freitag, 02. September 2016

Patientenschulung: Essenzieller Be-standteil des Standard of Care? 10:30–12:00 Uhr, Fantasie 2(11:30–11:50 Uhr: Projekt Patienten-schulung der DGRh)

R. Küffner

ANCA-assoziierte VaskulitidenEULAR-Empfehlungen 2016

Die neuen EULAR­Empfehlungen beinhalten 15 Kernaussagen zum Management der AAV [2]. Eine wichtige Änderung ist die Empfeh-lung, dass Rituximab als gleichwer-tige Alternative zu Cyclophospha-mid in der Induktionstherapie der AAV im generalisierten Krankheits-stadium eingesetzt werden kann. Für die Behandlung von weniger schwer betroffenen Patienten ohne kritischen Organbefall wird als Al-ternative zu Metho trexat jetzt auch Mycophenolat-Mofetil genannt. In die Auswahl der Medikamente zur remissions erhaltenden Therapie wurden als Alternative zu Azathio-prin und Methotrexat jetzt auch Rituximab und Mycophenolat-Mo-fetil aufgenommen.

Empfehlungen wurden erstmals mit der ERA-EDTA erstelltDie neuen EULAR­Empfehlungen wurden erstmals gemeinsam mit der European Renal Association – European Dialysis and Transplant Association (ERA­EDTA) erstellt. Dem 21­köpfigen Expertengre-

mium gehörten neben 6 Rheuma-tologen und einem Patientenver-treter auch 6 Nephrologen sowie weitere Vaskulitisexperten aus den Fachbereichen Pneumologie, Hals­Nasen­Ohrenheilkunde, Pa-thologie, Ophthalmologie und Im-munologie an. Nach Identifizie-rung von wichtigen Themen mit-tels Delphi-Methode erfolgte eine systematische Literatursuche, de-ren Ergebnisse die Basis für die Abstimmung und die Bewertung der neuen Empfehlungen bildete.

Induktionstherapie: Rituximab als Alternative zu CyclophosphamidBasierend auf den Ergebnissen von 2 prospektiven multizentrischen Studien [3, 4] wird zur Induktions-therapie einer AAV mit kritischer Organbeteiligung jetzt Rituximab als gleichwertige Alternative zu Cyclophosphamid (jeweils in Kombination mit initial hochdo-sierten Glukokortikoiden) emp-fohlen. Bei jungen Patienten mit Kinderwunsch wird Rituximab als vorteilhaft gesehen, da Cyclophos-

phamid bekanntermaßen die weibliche und männliche Fertilität vermindert. Da bei Patienten mit einer AAV (im Gegensatz zur rheu-matoiden Arthritis) nach Therapie mit Rituximab gehäuft Hypo-gammaglobulinämien beobachtet wurden, wird zu einer regelmäßi-gen Kontrolle der Serum-Immun-globulin-Konzentrationen geraten.

Empfehlungen für Patienten ohne schwere OrganbeteiligungBei Patienten ohne schwere Or-ganbeteiligung ist eine weniger aggressive Immunsuppression ausreichend. Für die diese Patien-ten im sogenannten früh-systemi-schen Krankheitsstadium [5] wird neben Glukokortikoiden eine The-rapie mit Methotrexat oder jetzt auch neu mit Mycophenolat- Mofetil empfohlen. Aufgrund der begrenzten Daten zu Mycopheno-lat-Mofetil (Studien überwiegend nur bei mikroskopischer Polyangi-itis) erhielt die Substanz aber ei-nen geringeren Empfehlungsgrad als Methotrexat. Zudem ist die in Deutschland formal fehlende Zu-lassung von Mycophenolat-Mofetil zur AAV­Therapie zu beachten.

Erstmals wird zur Therapie von Rezidiven konkreter Stellung genommenIn den neuen EULAR­ERA­Empfeh-lungen wird auch erstmals zur Therapie von Rezidiven konkreter Stellung genommen: Rezidive sol-len analog zu den Empfehlungen

zur Induktionstherapie neu er-krankter Patienten behandelt wer-den. Die Therapie von Patienten, die auf die Standardinduk-tionstherapie nicht ansprechen, sollte in Expertenzentren erfolgen.

Neue Alternativen in der ErhaltungstherapieNach Erreichen einer Remission wird eine mittelpotente immun-suppressive Therapie mit Azathio-prin oder Methotrexat über einen jetzt längeren Zeitraum von min-destens 24 (statt vormals 18) Mo-naten empfohlen. Alternativ ist eine remissionserhaltende Thera-pie mit Rituximab in reduzierter Dosis von 500 mg alle 6 Monate möglich. Als weitere Alternativen der zweiten Wahl können Lefluno-mid oder Mycophenolat-Mofetil eingesetzt werden.

Betreuung in Zentren verbessert das OutcomeNeuere Studiendaten zeigen, dass die Betreuung von Patienten mit AAV in ausgewiesen Vaskulitiszen-tren möglicherweise zu einer bes-seren Langzeitprognose führt. Die schon 2009 ausgesprochene Emp-fehlung zur Betreuung von AAV-Patienten in oder in Kooperation mit vaskulitiserfahrenen Zentren wurde von der EULAR daher jetzt noch einmal betont und als geson-derte Empfehlung formuliert. Es wird empfohlen, dass die Patienten regelmäßig und systematisch be-züglich der Krankheitsaktivität, möglicher Therapiekomplikationen

(z. B. hämorrhagische Zystitis nach Cyclophosphamid) sowie Komorbi-ditäten untersucht werden sollten. Eine Änderung der ANCA­Titer ohne klinisches Korrelat ist nicht ausreichend spezifisch zur Vorher-sage eines späteren Rezidivs und sollte daher alleine nicht zu einer Änderung der Therapie führen.Prof. Dr. Bernhard Hellmich Vaskulitiszentrum Süd Tübingen- Kirchheim; Klinik für Innere Medizin, Rheumatologie und Immunologie, Klinikum Kirchheim, ALK der Universität Tübingen

Literatur1 Mukhtyar C, Guillevin L, Cid MC et

al. EULAR recommendations for the management of primary small and medium vessel vasculitis. Ann Rhe-um Dis 2009; 68: 310–317

2 Yates M, Watts RA, Bajema IM et al. 2016 EULAR/ERA-EDTA recom-mendations for the management of ANCA-associated vasculitis. Ann Rheum Dis 2016; [accepted]

3 Jones RB, Tervaert JW, Hauser T et al. Rituximab versus cyclophos-phamide in ANCA-associated renal vasculitis. N Engl J Med 2010; 363: 211–220

4 Stone JH, Merkel PA, Spiera R et al. Rituximab versus cyclophosphami-de for ANCA-associated vasculitis. N Engl J Med 2010; 363: 221–232

5 Hellmich B, Flossmann O, Gross WL et al. EULAR recommendations for conducting clinical studies and/or clinical trials in systemic vasculitis: focus on anti-neutrophil cytoplasm antibody-associated vasculitis. Ann Rheum Dis 2007; 66: 605–617

Im Jahr 2009 wurden erstmals Empfehlungen der European League Against Rheumatism (EULAR) zum Management von Vaskulitiden kleiner und mittelgro-ßer Gefäße veröffentlicht [1]. In jüngster Zeit publi-zierte Ergebnisse mehrerer multizentrischer randomi-sierter Studien zu den ANCA-assoziierten Vaskulitiden (AAV) machten eine Überarbeitung der Empfehlungen erforderlich (ANCA: antineutrophile zytoplasmatische Antikörper). Hier berichtet Prof. Bernhard Hellmich, Kirchheim unter Teck, über die erfolgten Änderungen.

B. Hellmich

Donnerstag, 01. September 2016

Vaskulitiden10:30–12:00 Uhr, Harmonie ABC(11:00–11:30 Uhr: ANCA-assoziierte Vaskulitiden: EULAR Recommenda-tions 2016)

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18 Current congress | Highlights

Secukinumab lindert Entzündung und Schmerzen und hemmt Gelenkabbau bei PsA und AS bis zu 2 JahreDer gegen Interleukin-17A (IL-17A) gerichtete humane monoklo-nale Antikörper Secukinumab wurde nach der Indikation Plaque-Psoriasis im November 2015 auch zur Behandlung von Patienten mit Psoriasis-Arthritis (PsA) oder an-kylosierender Spondylitis (AS) zu-gelassen.Zugelassen ist die systemische Therapie mit Secukinumab für er-wachsene Patienten mit aktiver AS (Morbus Bechterew), die nicht ad-äquat auf eine konventionelle The-rapie angesprochen haben. Die konventionelle Therapie erfolgt im Allgemeinen mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAID).Außerdem ist Secukinumab allein oder in Kombination mit Metho-trexat angezeigt zur Behandlung er-wachsener Patienten mit aktiver PsA, bei denen das Ansprechen auf krankheitsmodifizierende Antirheu-matika (DMARD) unzureichend war.Secukinumab ist ein rekombinan-ter, voll humaner monoklona-lerAntikörper und ist selektiv ge-gen IL­17A gerichtet, einen Ent-zündungsmediator, der nach aktu-ellen Forschungsergebnissen eine wichtige Rolle in der Regulation der Immunantwort des Körpers spielt. Bei Patienten mit Spondy-loarthritiden wie PsA und AS ist die IL-17A-Expression erhöht. Se-cukinumab ist der erste IL-17A neutralisierende Wirkstoff, für den positive Phase-III-Studiener-gebnisse bei der Behandlung der PsA und AS gezeigt werden konn-ten. In den Zulassungsstudien für die rheumatologischen Indikatio-nen zeigte sich eine substanzielle Verbesserung der primären End-punkte ACR-20 (American College of Rheumatology) beziehungs-weise ASAS-20 (Assessments of Spondyloarthritis International Society) sowie zahlreicher sekun-därer Parameter. Dabei wurden eine gute Verträglichkeit und hohe Therapiesicherheit beobachtet. Diese Therapieerfolge haben sich in den Extensionsphasen der Stu-dien über bislang 2 Jahre bestätigt. Die aktuellen Studiendaten wur-den beim Kongress der European

League Against Rheumatism (EU-LAR) in London im Juni 2016 prä-sentiert und werden zudem auch Thema auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheu-matologie (DGRh) in Frankfurt am Main sein.

Einfaches Therapieschema bei beiden rheumatischen ErkrankungenDie empfohlene Dosierung für Se-cukinumab ist die gleiche für Pati-enten mit aktiver PsA oder mit ak-tiver AS: Nach anfänglicher Aufsät-tigung mit subkutaner Applikation von jeweils 150 mg Secukinumab in den Wochen 0, 1, 2, 3, und 4 wird anschließend eine Dosis von nur noch 4-wöchentlich 150 mg Secu-kinumab s.c. empfohlen.Für PsA-Patienten gibt es allerdings 2 Ausnahmen: Ihnen wird jeweils eine Dosis von 300 mg empfohlen (2 Fertigpens zu je 150 mg),• wenn gleichzeitig eine mittel-

schwere bis schwere Plaque-Psoriasis besteht, oder

• wenn sie zuvor nicht adäquat auf eine systemische Therapie mit einem Tumornekrosefaktor (TNF)­α­Inhibitor angespro-chen haben [1].

Aktuelle Studiendaten vom EULAR-KongressIm Rahmen der EULAR­Jahresta-gung wurden kürzlich aktuelle Daten der multizen trischen, dop-pelblinden, randomisierten, pla-cebokontrollierten Phase-III-Zu-lassungsstudien F UTURE I und II für Secukinumab bei PsA sowie MEASURE I und II für Secuki-numab bei AS vorgestellt.In die FUTURE­II­Studie waren insgesamt 397 Patienten mit akti-ver PsA eingeschlossen. Sie erhiel-ten (nach der wöchentlichen Auf-dosierung im ersten Monat) alle 4 Wochen jeweils 300 mg, 150 mg oder 75 mg Secukinumab oder Pla-cebo subkutan.Primärer Studienendpunkt war eine mindestens 20 %ige Verbesse-rung der PsA-Symptomatik laut den Kriterien des ACR (ACR-20-Antwort) nach 24 Behandlungs-

wochen. Der primäre Endpunkt wurde unter der Secukinumabthe-rapie erreicht: Im Gesamtkollektiv der Patienten mit oder ohne Vorbe-handlung mit TNF­α­Blockern zeigten 54 % der Patienten unter Therapie mit 300 mg Secukinumab versus 51 % unter der Therapie mit 150 mg Secukinumab ein ACR-20­Ansprechen, aber nur 15 % der Kontrollpatienten, die ein Placebo erhalten hatten. Dies war jeweils ein hochsignifikanter Vorteil für die Patienten unter Secukinumab (p < 0,0001) [2]. Nach 52 Wochen wurden ACR-20- beziehungsweise ACR-50-Ansprechraten von über 70 % erreicht (Abb. 2).In der Subgruppe derjenigen Pa-tienten, die bereits eine erfolglose Vortherapie mit einem TNF­Blo-cker absolviert hatten, war der Vor-teil für Secukinumab versus Pla-cebo noch etwas deutlicher: Hier erzielten 62 % der Patienten mit 300 mg Secukinumab in Woche 52 eine ACR-20-Response (data as ob-served) [5].

Alltagsrelevante Symptom-verbesserung auch auf lange SichtEiner der präspezifizierten sekun-dären Studienendpunkte von F UTURE II war eine nicht nur 20 %ige, sondern sogar 50 %ige Ver-besserung der Gelenk- und Haut-symptome der PsA, also eine ACR­50-Antwort. Auch die ACR-50-An-

sprechraten waren hoch und sie wurden von 44 % der Patienten unter 300 mg und von 39 % der Pati-enten unter 150 mg Secukinumab über ein Jahr lang aufrechterhalten. Eine Placebogruppe gab es aus ethi-schen Gründen zu diesem Zeit-punkt nicht mehr; die Kontrollpati-enten waren auf die aktiv behan-delten Gruppen aufgeteilt.Die Daten der Patienten ohne oder mit Anti­TNF­Vortherapie wurden auch getrennt ausgewertet. So lag in Woche 52 bei 85 % der vorbe-handelten Patienten ein ACR-20-Ansprechen unter 150 mg S ecukinumab und bei 53 % ein ACR-50-Ansprechen vor (data as observed). Mehr als die Hälfte der Patienten erreichte demnach eine mindestens 50 %ige Symptomlin-derung [5].

Enthesitis und Daktylitis bei vielen Patienten abgeheiltEin häufiges und für die Patienten sehr belastendes Symptom der PsA ist die Enthesitis, eine schmerz-hafte Entzündung der Sehnenan-sätze, oftmals an der Achillessehne oder an der Ferse. In der FUTURE­II- Studie litten 64 % der Patienten an einer begleitenden Enthesitis [3].Die beim EULAR­Kongress im Juni 2016 in London von Dr. Bruce Kirkham, London, vorgestellten Daten aus der Verlängerung der Studie zeigen für diese Patienten ermutigende Ergebnisse: So war die Enthesitis in FUTURE II unter einer Therapie mit 300 mg bezie-hungsweise 150 mg Secukinumab nach 24 Wochen bei 48,2 % bezie-hungsweise 42,2 % der betroffenen Patienten (zum Vergleich Placebo: 21,5 %) vollständig abgeheilt. Nach einem Jahr zeigte sich eine voll-ständige Resolution der Enthesitis bei 72 % (300 mg) beziehungsweise 69 % (150 mg) (data as observed) der Secukinumabpatienten [2].Im Hinblick auf die Daktylitis, an der 35 % aller FUTURE­II­Patienten litten [3], waren die Erfolgsraten noch höher: Eine vollständige Re-solution der Daktylitis war nach 24 Wochen bei 56,5 % beziehungs-weise 50,0 % der betroffenen Pa­tienten (zum Vergleich Placebo: 14,8 %) und nach einem Jahr bei 88 % beziehungsweise 91 % der Pa-tienten (data as observed) in den

beiden Studienarmen mit 300 mg beziehungsweise 150 mg Secuki-numab zu verzeichnen.Die Wirkung von Secukinumab setzte früh ein: Bereits in der zweiten Behandlungswoche wa-ren klinisch relevante Befundver-besserungen festzustellen. Über den gesamten Zeitraum von 52 Wochen blieb der Effekt von Secu-kinumab unvermindert erhalten [2].

FUTURE I: Deutliche klinische Besserung …In die multizentrische, dop-pelblinde, randomisierte, placebo-kontrollierte Studie FUTURE I wa-ren 606 Patienten mit aktiver PsA eingeschlossen. Auch in dieser Stu-die war eine Vorbehandlung mit DMARD oder TNF­α­Blocker er-laubt. Die Patienten wurden gleichmäßig auf 3 Studienarme randomisiert. Hier erfolgte die Aufsättigung mit der Studienme-dikation mithilfe intravenöser Ga-ben in den Wochen 0, 2 und 4 in der Dosis von jeweils 10 mg/kg Körpergewicht.Anschließend wurden die Patien-ten – wie üblich – weiter alle 4 Wochen subkutan behandelt, sie erhielten dann jeweils 150 mg oder 75 mg Secukinumab oder aber Placebo. Patienten der Kon-trollgruppe wurden auch in F UTURE I ab Woche 16 (wenn sie nicht auf Placebo respondierten) oder ab Woche 24 (bei Placebo-Response) auf eine der beiden Se-cukinumabdosierungen umge-stellt, diese Umstellung erfolgte wiederum randomisiert.Secukinumab erzielte eine signifi-kante Überlegenheit gegenüber Placebo: Der primäre Endpunkt, die ACR­20­Antwort, trat bei den Patienten unter 150 mg Secuki-numab versus Placebo innerhalb von 24 Wochen in 50,0 % versus 17,3 % der Fälle ein (p < 0,0001 zu-gunsten von Secukinumab). Eine ACR-50-Response erzielte in Wo-che 24 jeder dritte Patient der Se-cukinumabgruppen: Die Erfolgs-rate lag hier bei 34,7 % (150 mg) versus 7,4 % (Placebo; p < 0,0001). Klinisch signifikante Verbesserun-gen wurden unter Secukinumab bereits nach der ersten Woche ge-sehen und hielten auch bis Woche 52 an.

Abb. 1 ACR-20-Ansprechen in FUTURE I über bis zu 2 Jahre: Eine ACR-20-Response zeigt sich bei Patienten mit Psoriasis-Arthri-tis unter 150 mg Secukinumab schon nach der ersten s.c.-Injektion. Der Anteil der erfolgreich behandelten Patienten steigt auf die Hälfte in Woche 24 und auf etwa 2/3 in Woche 28; dieser Therapieerfolg hat auch in Woche 104 noch Bestand.(ACR = American College of Rheumatology) Quelle: [5]

Abb. 2 FUTURE-II-Studie: ACR20/50-Ansprechen auf Secukinumab in Woche 52. Quelle: mod. nach [2]

0 4 8 12 16 20 24 28 32 36 40 44 48 52 56 60 64 68 72 76 80 84 88 92 96 100 104Week

Secukinumab 10 mg/kg i.v.→150 mg s.c. (N = 202)

Placebo (N = 202)

Primaryendpoint 66,8%

50,0%

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Perc

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*Pm < 0,0001 versus placebo (P = values at week 24 adjusted for multiplicity of testing)Non-responder imputation through week 24 and multiple imputation from week 28 to week 104 (shaded)

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80706050403020100

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Die von Prof. Dr. Arthur F. Kava-naugh, San Diego, beim EULAR­Kongress in London vorgestellten 2­Jahres­Daten von FUTURE I zei-gen eine ACR-20-Response bei 66,8 % und eine ACR­50­Response bei 39,0 % der Patienten, die 4­wö-chentlich jeweils 150 mg Secuki-numab injizierten (Abb. 1); 3 von 4 TNF­naiven Patienten (75,2 %) wiesen nach 2 Jahren eine ACR-20-Verbesserung auf. Auch die Hautbefunde und die Lebensquali-tät der Patienten waren in den bei-den Gruppen, die eine Behandlung mit Secukinumab erhielten, deut-lich stärker verbessert als in der Kontrollgruppe [4, 5].

… und langfristiger Erhalt der GelenkstrukturEine wichtige Fragestellung von FUTURE I war die detaillierte Beob-achtung und Dokumentation der zu Studienbeginn vorliegenden ar-thritischen Gelenkschäden und ih-rer Veränderungen über die Jahre. Sie brachte ebenfalls erfreuliche Befunde: Nach 2 Jahren war bei 84 % der Patienten der Gruppe mit 150 mg Secukinumab die Gelenk-struktur erhalten; dies hat positive Auswirkungen auf die Funktionsfä-higkeit und die Lebensqualität [5].

MEASURE I und II: weniger Krankheitsaktivität gemessenIn die beiden doppelblinden, ran-domisierten, placebokontrollier-ten Studien MEASURE I und II wa-ren insgesamt 590 Patienten im Alter ab 18 Jahre eingeschlossen, die an AS litten und die modifi-zierten New-York-Kriterien erfüll-ten. Trotz maximal (soweit ver-träglich) aufdosierter NSAID­The-rapie hatten sie Punktwerte von 4 oder höher im Bath Ankylosing Spondylitis Disease Activity Index (BASDAI) sowie in der visuellen Analogskala (VAS) für Schmerzen an der Wirbelsäule. Beide Skalen reichen von 0–10; dabei steht 0 für Symptomfreiheit und 10 für maxi-male Krankheitslast.Eine Vorbehandlung mit DMARD (die aber bei AS-Patienten keine nachweislichen Effekte bringen) und/oder mit Anti­TNF­α­Substanzen war in den MEASURE­Studien erlaubt. Allerdings muss-ten diese Medikamente – außer Sulfasalazin und Methotrexat – vor Studieneinschluss abgesetzt und mehrwöchige Auswaschperioden eingehalten werden [6].

Gelenkerhalt verstärktAn der MEASURE­II­Studie nah-men 219 moderat bis schwer er-krankte und unzureichend vorbe-handelte erwachsene AS-Patienten teil. Sie wurden im Verhältnis 1:1:1 auf eine subkutane Behandlung mit Secukinumab (150 mg oder 75 mg) oder mit Placebo randomisiert. Diese Behandlung erhielten sie an-fangs wöchentlich (Woche 0, 1, 2 ,3, 4), um die Aufladung mit der Studi-enmedikation zu gewährleisten. Ab Woche 4 erfolgten die weiteren subkutanen Injektionen jeweils in 4­wöchentlichen Intervallen [1, 6].Ab Woche 16 – dem Zeitpunkt der Auswertung des primären Studien endpunkts – wurden die Kontrollpatienten, die zu Beginn

ein Scheinmedikament erhalten hatten, umgestellt auf die aktive Behandlung mit 150 mg oder 75mg Secukinumab; dabei wur-den sie erneut randomisiert. 83 % der Patienten in MEASURE II führ-ten die Behandlung mit Secuki-numab planmäßig bis Woche 52 fort [2]. Als primäres Studienziel von MEASURE II wurde das An-sprechen nach den Kriterien des ASAS in Woche 16 bewertet; dabei wurde die gesamte Intention-to-Treat­Population (mit oder ohne Anti­TNF­α­Vorbehandlung) ge-meinsam betrachtet.Eine 20 %ige Reduktion der Sympto-matik – eine ASAS-20-Antwort – wurde in Woche 16 bei 61 % der Pa-tienten der Gruppe mit 150 mg Se-cukinumab verzeichnet [6]. In der Kontrollgruppe dagegen erreichten nur 28,4 % der Teilnehmer eine ASAS-20-Response. Das war ein hochsignifikanter Vorteil für Secuki-numab (p < 0,001) [6]. Bei getrennter Betrachtung nur der TNF­naiven Pa-tienten konnte unter der Therapie mit 150 mg Secukinumab ein noch deutlicherer Erfolg erzielt werden: In Woche 16 wurde bei 68,2 % dieser Patienten eine ASAS-20-Response beobachtet; in der Kontrollgruppe waren es nur 31,1 % [7].Bis zum Ende des ersten Behand-lungsjahres hatte sich die Rate der TNF­naiven Patienten mit ASAS­20-Response in der 150-mg-Gruppe sogar auf 82,1 % erhöht (data as observed) [7]. Mehr als 4 von 5 AS-Patienten ohne vorherige TNF­α­Blockade hatten also in Woche 52 (oder schon zuvor) eine deutliche Linderung ihrer ent-zündlichen Schmerzen an der Wir-belsäule erreicht [7].

Wirkung beginnt früh und hält lange anDer Effekt von Secukinumab setzte bei den AS-Patienten bereits in der ersten Woche nach der ersten In-jektion ein. In Woche 104, also nach 2 Jahren, standen noch im-mer 83,3 % der Patienten der Secu-kinumabgruppen unter der akti-ven Therapie, und bei den meisten blieb der Therapieerfolg über die Zeit bestehen: So hielt die ASAS-20-Response nach 2 Jahren noch bei 71,5 % der Secukinumabpatien-ten (beide Dosen) an. Dies wurde in einem von Dr. Helena Marzo-Ortega, Leeds, beim E ULAR­Kon-gress 2016 in London gezeigten Poster nachgewiesen (Abb. 3) [7].

Sekundäre Endpunkte ebenfalls erreichtZu den sekundären Studienend-punkten von MEASURE II gehörte unter anderem die ASAS-40-Res-ponse. Sie umfasst eine mindestens 40 %ige Symptomverbesserung, die mindestens 2 Absolutpunkte auf der von 0–10 reichenden Skala aus-machen muss. Diese Verbesserung muss mindestens 3 der 4 bewerte-ten Domänen (Gesamtbefinden des Patienten, Rückenschmerz, Entzün-dung, körperliche Funktion laut Bath Ankylosing Spondylitis Func-tional Index [BASFI]) umfassen; in der vierten Domäne darf es keine Verschlechterung geben.Einen so ausgeprägten Therapie­erfolg erzielten nach 16 Wochen

43,2 % der TNF­naiven Patienten unter 150 mg Secukinumab, aber nur 17,8 % der TNF­naiven Kon­trollpatienten, die lediglich Pla-cebo bekommen hatten [7].Aktuelle Daten zeigen, dass über längere Zeiträume bei regelmäßi-ger Applikation von Secukinmab 300 mg noch mehr Patienten eine ASAS­40­Response erhoffen kön-nen: Nach einem Jahr verzeichne-ten 64,1 % der TNF­naiven Patien-ten sowie 57,4 % aller Patienten unter Therapie mit 150 mg Secuki-numab (data as observed) eine ASAS-40-Response [6]. Nach 2 Jah-ren – so die neuesten Studienda-ten vom EULAR­Kongress – er-reichten unter 150 mg Secuki-numab 47,5 % der Patienten (mit oder ohne Anti­TNF­Vortherapie) das Ziel einer ASAS-40-Verbesse-rung [6, 7].

Verbesserung bei Entzündungswerten, Funktion und LebensqualitätWeitere sekundäre Studienend-punkte in MEASURE II waren die Veränderung des hochsensitiven C-reaktiven Proteins (hs-CRP) im Vergleich zu Studienbeginn, die Verbesserung einzelner ASAS-Kri-terien um mindestens 2 Punkte sowie eine ASAS-5/6-Response. Für eine ASAS-5/6-Response müs-sen 5 der 6 Kriterien Schmerz, all-gemeines Befinden des Patienten, Entzündung, Funktion, Beweglich-keit der Wirbelsäule sowie CRP verbessert sein.Darüber hinaus wurde der B ASDAI-Gesamtscore vor und unter der Therapie ermittelt. Und mithilfe des Medical Outcomes Study 36-Item Short-Form Health Survey (SF-36) und des Ankylosing Spon-dylitis-Quality of Life-Fragebogens (AS-QoL) wurden die Lebensquali-tät und die Alltagsbelastung der Pa-tienten erfasst. In fast jedem dieser sekundären Endpunkte zeigten sich ebenfalls Verbesserungen un-ter der Secukinumabtherapie, und diese waren auch noch nach einem Jahr stabil [6].

MEASURE I: bleibender Erfolg nach 2 JahrenIn die Vorgängerstudie MEASURE I waren 371 erwachsene AS-Patien-ten eingeschlossen. Sie erhielten zunächst eine intravenöse Aufla-dung mit Secukinumab in der Do-sis von 10 mg/kg Körpergewicht

oder Placebo in den Wochen 0, 2 und 4. Danach folgten 4-wöchent-liche subkutane Applikationen von 150 mg oder 75 mg Secukinumab oder Placebo.Der primäre Studienendpunkt – die ASAS-20-Verbesserung – wurde auch hier in Woche 16 aus-gewertet. Zu diesem Zeitpunkt er-reichten 61 % der Patienten unter 150 mg Secukinumab versus 29 % unter Placebo eine ASAS-20-Res-ponse; damit war Secukinumab versus Placebo hochsignifikant überlegen (p < 0,001). 86 % der Pa-tienten waren auch nach einem Jahr noch unter Secukinumabthe-rapie [6].Inzwischen liegen bereits 2-Jah-res-Daten vor. In Woche 104 zeigte sich für Secukinumab in der 150-mg-Gruppe eine ASAS-20-Antwort bei 80 % der Patienten. Eine ASAS-40-Antwort fand sich in Woche 104 bei 60 % der Anti­TNF­naiven Patienten [6].Die erst kürzlich beim EULAR­Kongress in London vorgestellten Daten zeigten zudem einen sehr niedrigen Anstieg des modified Stoke Ankylosing Spondylitis Spi-nal Score (mSASSS): Er betrug im Durchschnitt nur 0,3 Punkte. Da-mit war die Progression auf einer Skala mit Werten von 0–72 sehr gering [8]. 80 % der Patienten pro-fitierten auch noch nach 2 Jahren von einem vollständigen Erhalt der Gelenkstruktur an der Wirbel-säule [8].

Hohe Therapiesicherheit in allen ZulassungsstudienIn den randomisierten, kontrol-lierten Phase-III-Studien sowohl bei PsA als auch bei AS zeigte sich unter der Therapie mit Secuki-numab, gleich in welchen Dosen, eine relativ niedrige Rate an schweren Infektionen.Die FUTURE­ und MEASURE­Stu-dien repräsentieren zusammen die Erfahrung aus mehreren 100 Pati-entenjahren. Unerwünschte Wir-kungen von besonderem Interesse wie Morbus Crohn, schwere Herz­Kreislauf­Ereignisse, maligne oder unspezifische Tumorerkrankungen traten dabei mit einer sehr gerin-gen Häufigkeit um 1,0 oder unter 1,0 pro 100 000 Patientenjahre auf.Die häufigsten unerwünschten Er-eignisse, welche die Secukinumab-patienten in den FUTURE­ und MEASURE­Studien erlebten, waren

Infektionen der oberen Atemwege und Nasopharyngitiden – also Erkältungen. Ansonsten wurde ein leichter Anstieg der Fälle an Candi-diasis beobachtet, die aber in der Regel zu keinem Therapieabbruch führten [1, 2, 4, 6].

Fazit: Secukinumab – eine wichtige neue Therapieoption bei PsA und ASDer Anti-IL-17A-Antikörper Secu-kinumab hat sich in den Zulas-sungsstudien über bis zu 2 Jahre als stark, rasch und dauerhaft wirksam erwiesen und zeigte dabei ein günstiges Sicherheits- und Verträg-lichkeitsprofil. Seine Zulassung zur Therapie erwachsener Patienten mit erfolglos systemisch vorbehan-delter PsA oder AS bietet eine neue und wichtige Therapieoption die-ser rheumatischen Erkrankungen.Simone Reisdorf, Erfurt

Literatur1 Fachinformation Cosentyx®, Stand:

April 20162 McInnes IB et al. Lancet 2015; 386:

1137–11463 Kirkham B et al. Annual Congress

of the EULAR, 08.–11.06.2016, London; Abstract # FRI0451 (10.06.2016)

4 Mease PJ et al. N Engl J Med 2015; 373: 1329–1339

5 Kavanaugh A et al. Annual Congress of the EULAR, 08.–11.06.2016, London; Abstract # FRI0448 (10.06.2016)

6 Baeten D et al. N Engl J Med 2015; 373: 2534–2548

7 Marzo-Ortega H et al. Annu-al Congress of the EULAR, 08.–11.06.2016, London; Abstract # SAT0396 (11.06.2016)

8 Braun J et al. Annual Congress of the EULAR, 08.–11.06.2016, London; Abstract # OP-0001 (oral presenta-tion, 08.06.2016)

Der Text entstand mit freundlicher Unterstützung der Novartis Pharma GmbH, Nürnberg.

0 8 16 24 32 40 48 56 64 72 80 88 96 104Week

Secukinumab 150 mg s.c. (N = 72)Secukinumab 75 mg s.c. (N = 73)

71,5 %

71,5 %

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Data presented after MI through week 104N, number of randomised subjects

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Abb. 3 ASAS-20-Response in MEASURE II über bis zu 2 Jahre: Auch bei Patienten mit ankylosierender Spondylitis ist eine rasche und anhaltende Wirkung von Secukinumab zu beobachten; in Woche 104 erfüllen 71,5 % der Patienten unter 150 mg Secuki-numab dieses Kriterium.(ASAS = Assessment of Spondyloarthritis International Society) Quelle: [7]

Lunchsymposium  „IL-17 und strukturelle Krankheits progression bei AS und PsA“01. September 2016, 13:00–14:30 Uhr, Maritim III

Lunchsymposium  „Spondyloarthritiden – Was gibt es Neues?“02. September 2016, 13:00–14:30 Uhr, Maritim IIIbeide unterstützt durch Novartis Pharma.

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20 Current congress | Highlights

SpondyloarthritidenAnzahl von Therapieoptionen steigt

Aktuell steigt die Anzahl von effekti-ven Therapieopti-onen bei Spon-dyloarthritiden an. Für die axiale Spondyloarthritis sind es neben nichtsteroidalen Antirheumati-ka (NSAR) und Tumornekrose-

faktor (TNF-)-Blockern auch ein Interleukin (IL-)-17-Blocker. Bei Psoriasis-Arthritis kommen noch ein IL-12- und -23-Blocker sowie ein Phosphodiestherase-4-Hem-mer hinzu. Mehrere weitere Medikamente, die entweder den Th17-Signalweg beeinflussen oder Kinasen hemmen, befinden sich zurzeit in der klinischen Entwicklung. Hier berichtet Prof. Denis Poddubnyy, Berlin, über aktuelle Studiendaten und aktuelle internationale Leitlini-en zur Behandlung der axialen Spondyloarthritis.

Bei Spondyloarthritiden (insbe-sondere bei axialer Spondyloarth-ritis mit einer überwiegenden Beteiligung vom Achsenskelett) bilden NSAR die Basis der Thera-pie, immer in Kombination mit nichtpharmakologischen Maß-nahmen und vor allem mit regel-mäßigen krankengymnastischen Übungen. NSAR sollten bei allen Patienten mit axialer Spondyloar-thritis (bei fehlenden Kontraindi-kationen) in einer ausreichend hohen Dosis ausprobiert werden. Die Leitlinie des „Assessments of Spondyloarthritis International Society“ (ASAS) und der „Euro-pean League Against Rheuma-tism“ (EULAR) empfiehlt auch in der aktuellen Fassung zumindest 2 NSAR über insgesamt 4 Wochen auszuprobieren, bevor man zur nächsten Therapiestufe übergeht (Abb. 1).

Die klassischen Basistherapeutika wie Sulfasalazin oder Methotrexat sind in der Regel bei axialer Betei-ligung ineffektiv. Sulfasalazin so-wie lokale Steroide können aber bei peripherer Gelenkbeteiligung versucht werden. Eine Langzeit-therapie mit systemischen Steroi-den ist nicht empfohlen, die Kurz-zeittherapie kann dagegen in einer Schubsituation beziehungsweise als eine überbrückende Therapie effektiv sein. Sollten die Erstlini-enmaßnahmen nicht ausreichend wirksam sein, kommen soge-nannte Biologika infrage. Für die axiale Spondylarthritis sind aktu-ell 5 TNF­Blocker sowie ein IL­17­Blocker zugelassen (ein TNF­Blocker – Infliximab, und der IL­17-Blocker Secukinumab sind ak-tuell nur für die ankylosierende Spondylitis zugelassen, andere 4 TNF­Blocker können auch bei der „nichtröntgenologischen axialen Spondyloarthritis eingesetzt wer-den). Bei der Psoriasis-Arthritis stehen auch der IL-12/23-Blocker Ustekinumab sowie der Phospho-diestherase-4-Hemmer Apremi-last zur Verfügung.

Aktuelle ASAS/EULAR-EmpfehlungenDie aktuelle Fassung der ASAS/EULAR­Empfehlungen für die Be-handlung von Patienten mit axia-ler Spondyloarthritis mit Biologika ist in Abb. 2 dargestellt. Das Ein-gangskriterium ist dabei die Dia-gnose einer axialen Spondylarthri-tis, gestellt durch einen Rheuma-tologen (früher mussten lediglich die Klassifikationskriterien erfüllt werden); es muss ein Nachweis von aktuellem oder früherem Ent-zündungsgeschehen vorhanden sein (entweder ein erhöhtes C-re-aktives Protein oder eine aktive Entzündung in der Magnetreso-nanztomografie oder eine röntgen ologische Sakroiliitis); die Erstlinientherapie war nicht aus-reichend wirksam; es muss eine

hohe Krankheitsaktivität vorlie-gen (gemessen anhand vom Anky-losing Spondylitis Disease Activity Score [ASDAS] oder Bath Ankylo-sing Spondylitis Disease Activity Index [BASDAI]) und anschließend soll ein Rheumatologe die Einlei-tung der Biologikatherapie befür-worten. Die Leitlinie stellt TNF­Blocker an die erste Stelle. Beim Versagen vom ersten TNF­Blocker ist eine Umstellung entweder auf einen weiteren TNF­Blocker oder auf einen IL-17-Blocker empfoh-len.

Mehrere Medikamente befinden sich in der klinischen EntwicklungMehrere Medikamente, die gegen IL­23 oder IL­17 gerichtet sind, be-finden sich in verschiedenen Sta-dien der klinischen Entwicklung bei Spondyloarthritiden. Es wer-den auch Antikörper entwickelt, die gleichzeitig 2 Zytokine (z. B. TNF und IL­17) hemmen können. In einer Phase-II-Studie mit einem Janus­Kinase­Hemmer (Tofaciti-nib) wurde die klinische Wirksam-keit bei ankylosierender Spondyli-tis gezeigt [1] – vielversprechende Daten, die in einer Phase­III­Studie bestätigt werden sollten.

Früher Therapiebeginn mit TNF-Blockern vorteilhaftStudien mit TNF­Blockern zeigten, dass eine kurze Symptomdauer zum Zeitpunkt des Therapiebe-ginns mit einem guten klinischen Ansprechen assoziiert ist. Es gibt auch Hinweise darauf, dass ein früher Beginn (innerhalb der ers-ten Jahre der Erkrankung) der an-tientzündlichen Therapie mit TNF­Blockern das Fortschreiten von strukturellen Veränderungen an der Wirbelsäule (röntgenologische Progression) bei axialer Spondy-loarthritis verlangsamen kann [2, 3]. Darüber hinaus gab es in einer Phase-III-Studie mit Sekukinumab ein Signal dafür, dass eine IL­

17-Blockade mit einer verlang-samten röntgenologischen Pro-gression bei ankylosierender Spondylitis assoziiert ist [4]. Diese Daten sollten allerdings in weite-ren Untersuchungen noch bestä-tigt werden.

Positive Auswirkung von NSAR weiterhin unklarWeiterhin ist unklar, ob NSAR die röntgenologische Progression in der Wirbelsäule bei axialer Spon-dyloarthritis verlangsamen kön-nen. Im Gegensatz zu früheren Untersuchungen konnte im Rah-men der ENRADAS­Studie (Effects of NSAIDs on RAdiographic Da-mage in AS) keine positive Auswir-kung von NSAR (hauptsächlich Diclofenac) auf die Knochenneu-bildung in der Wirbelsäule bei an-kylosierender Spondylitis gezeigt werden [5]. Die klinisch relevante Frage, ob eine Kombinationsthera-pie mit einem TNF­Blocker und einem NSAR verglichen mit einer TNF­Blocker­Monotherapie vor-teilhaft in Bezug auf die röntgeno-logische Progression bei ankylo-sierender Spondylitis sein könnte, wird aktuell in Deutschland im Rahmen einer multizentrischen, vom Bundesministerium für Bil-dung und Forschung unterstützten Studie untersucht (COmparison of the effect of treatment with NSAIDs added to anti­TNF aherapy versus anti­TNF therapy alone on progression of StrUctural damage in the spine over two years in pati-ents with ankyLosing spondylitis – CONSUL).

Prof. Dr. Denis PoddubnyyRheumatologie, Med. Klinik I, Campus Benjamin Franklin, Charité Universitäts-medizin Berlin

Literatur1 van der Heijde D, Deodhar A, Wei

J et al. Tofacitinib in patients with ankylosing spondylitis: a phase 2, 16-week, randomised, placebo-

controlled, dose-ranging study. Ann Rheum Dis 2016; 75(Suppl 2) :52

2 Maksymowych W, Zheng Y, Wichuk S et al. The effect of TNF inhibition on radiographic progression in an-kylosing spondylitis: an observatio-nal cohort study of 374 patients. Ar-thritis Rheumatol. 2015; 67 (Suppl 10): 1274–1276

3 Haroon N, Inman RD, Learch TJ et al. The impact of tumor necrosis factor alpha inhibitors on radio-graphic progression in ankylosing spondylitis. Arthritis Rheum 2013; 65: 2645–2654

4 Braun J, Baraliakos X, Deodhar A et al. Effect of secukinumab, an inter-leukin-17A inhibitor, on spinal ra-diographic changes through 2 years in patients with active ankylosing spondylitis: results of the phase 3 study, MEASURE 1. Ann Rheum Dis 2016; 75(Suppl 2): 52

5 Sieper J, Listing J, Poddubnyy D et al. Effect of continuous versus on-demand treatment of ankylosing spondylitis with diclofenac over 2 years on radiographic progression of the spine: results from a rando-mised multicentre trial (ENRADAS). Ann Rheum Dis 2015; [Epub ahead of print]

6 Zochling J, van der Heijde D, Burgos-Vargas R et al. ASAS/EULAR recom-mendations for the management of ankylosing spondylitis. Ann Rheum Dis 2006; 65: 442–452

7 Braun J, van den Berg R, Baraliakos X et al. 2010 update of the ASAS/EU-LAR recommendations for the ma-nagement of ankylosing spondylitis. Ann Rheum Dis 2011; 70: 896–904

8 van der Heijde D et al. Update of the ASAS/EULAR recommendations for the management of axial SpA. Vor-trag im Rahmen der „How to Treat/Manage (HOT) 11“ Session; EULAR 2016

9 van der Heijde D, Sieper J, Maksym-owych WP et al. 2010 Update of the international ASAS recommenda-tions for the use of anti-TNF agents in patients with axial spondyloar-thritis. Ann Rheum Dis 2011; 70: 905–908

D. Poddubnyy

Patientenschulung, Bewegung,

Physiotherapie, Rehabilitation,

Patientenorganisationen, Selbsthilfegruppen

NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika)

Axiale Manifestation Periphere Manifestation

Anal

getik

a

Ope

ratio

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Sulfasalazin

TNF-Blocker

Lokale Kortikosteroide

IL-17-Blocker

Abb. 1 ASAS/EULAR-Empfehlungen für die Behandlung der axialen Spondyloarthritis (Revision 2016).(ASAS = Assessments of Spondyloarthritis International Society, EULAR = European League Against Rheumatism, IL = Interleukin, TNF = Tumornekrosefaktor) Quelle: [6–8]

Therapieversagen auf Standardtherapie:alle Patienten• mindestens 2 NSAR über insgesamt 4 WochenPatienten mit peripheren Manifestationen• eine lokale Steroidinjektion, wenn angemessen• normalerweise ein Therapieversuch mit Sulfasalazin

Diagnose „axiale Spondyloarthritis“ gestellt durch einen Rheumatologen

und

und

und

und

Hohe Krankheitsaktivität: ASDAS ≥ 2,1 oder BASDAI ≥ 4

Erhöhtes CRP und/oder positive MRT und/oder röntgenologische Sakroiliitis

Positive Rheumatologenmeinung

Abb. 2 ASAS/EULAR-Empfehlung für die Behandlung von Axiale-Spondyloarthritis-Patienten mit Biologika (Revision 2016).(ASAS = Assessments of Spondyloarthritis International Society, ASDAS = Ankylosing Spondylitis Disease Activity Score, BASDAI = Bath Ankylosing Spondylitis Disease Activity Index, CRP = C-reaktives Protein, EULAR = European League Against Rheumatism, NSAR = nichtsteroidale Antirheumatika) Quelle: [8, 9]

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Freitag, 02. September 2016

Entlang der Wirbelsäule: Spondylo-arthritiden im Kindes- und Erwachse-nenalter14:45–16:15 Uhr, Harmonie ABC(15:45–16:15 Uhr: Therapieoptionen bei Spondyloarthritiden)

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21Current congress | Highlights

Chronisch rekurrierende multifokale OsteomyelitisGKJR und CARRA erstellen derzeit Handlungsempfehlungen

Zwei Sitzungen der diesjährigen Jahrestagung be-schäftigen sich mit autoinflammatori-schen Erkrankun-gen mit speziellem Fokus auf Kno-chenerkrankungen. Über die Epidemio-logie, Pathophysio-logie und Therapie

der chronisch nichtbakteriellen Osteomyelitis (CNO)/chronisch rekurrierende multifokale Osteo-myelitis (CRMO) berichtet hier PD Christian Hedrich, Dresden.

Autoinflammatorische Erkrankun-gen sind (zumindest im Frühsta-dium) durch scheinbar ungetrig-gert auftretende systemische Ent-zündungsreaktionen in Abwesen-heit von hochtitrigen Autoantikör-pern und autoreaktiven T­Zellen gekennzeichnet. Die CNO ist eine autoinflammatorische Knochener-krankung, die durch strukturelle Schäden am Skelett, systemische Entzündung und chronische Schmerzen zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Lebensquali-tät führen kann.

CNO-Erkrankungsgipfel zwischen 7. und 12. LebensjahrDie Präsentation der CNO reicht von milden und selbstlimitierten Schmerzen an einzelnen Knochen

bis hin zu chronisch aktiven oder rezidivierenden multifokalen Ent-zündungen, die mit schweren Komplikationen wie zum Beispiel Wirbelkörperkompressionsfraktu-ren einhergehen können. Diese schweren Verläufe werden als chronisch rekurrierende multifo-kale Osteomyelitis (CRMO) be-zeichnet. Der Erkrankungsgipfel liegt zwischen dem 7. und dem 12. Lebensjahr, generell kann die CNO jedoch in jedem Lebensalter auf-treten. Bei einigen Patienten zei-gen sich weitere Symptome und Begleiterkrankungen wie schwere Akne, palmoplantare Pustulose, Arthritiden oder chronisch ent-zündliche Darmerkrankungen. Das im Erwachsenenalter vorkom-mende SAPHO-Syndrom (Synovi-tis, Akne, Pustulose, Hyperostose, Osteitis) stellt nach heutigem Wis-sensstand die Erwachsenenform der CNO/CRMO dar. Jedoch kön-nen auch Kinder das Vollbild des SAPHO-Syndroms zeigen oder Er-wachsene eine CNO ohne weitere Begleiterscheinungen entwickeln.

Die CNO/CRMO bleibt eine AusschlussdiagnoseDie Diagnose der CNO/CRMO wird durch ihren variablen Verlauf, teil-weise milde Symptome (auch bei bereits bestehenden strukturellen Schäden) und das Fehlen weitrei-chend anerkannter dia gnostischer Kriterien und Biomarker kompli-ziert. Daher bleibt die CNO/CRMO eine Ausschlussdiagnose, die eine

Differenzialdia gnostik insbeson-dere bezüglich infektiöser Ursa-chen (Hämatogene Osteomyelitis, Mykobakteriosen, etc.), Leukä-mien und Lymphome sowie Lan-gerhans-Histiozytosen und (bei monofokalen Herden) benignen und malignen Knochentumoren erfordert.

Die Pathophysiologie bleibt im Detail unklarTrotz intensiver Bemühungen die Pathophysiologie der CNO/CRMO aufzuklären, bleibt sie im Detail unklar. Monozyten von Patienten mit CRMO weisen eine fehlerhafte Aktivierung von Toll­like­Rezep-tor­4­Signalwegen auf, die in einer reduzierten Expression der im-munmodulatorischen Zytokine In-terleukin-10 (IL-10) und IL-19 re-sultieren. Die Folge ist eine gestei-gerte Aktivierung sogenannter In-flammasome, die der Aktivierung der proinflammatorischen Zyto-kine IL­1β und IL­18 dienen. Die gesteigerte Freisetzung von IL­1β und abhängiger proinflammatori-scher Zytokine könnte zur Osteo-klastenaktivierung und daraus re-sultierendem inflammatorischen Knochenverlust führen.

Die Therapie der CNO/CRMO ist empirischDie Therapie der CNO/CRMO ist empirisch und stützt sich auf Ein-zelfallberichte, kleine Fallserien und Expertenmeinungen. Die Ba-sis der Therapie stellen nichtstero-

idale Antirheumatika dar. Bei Pati-enten, die nicht darauf ansprechen beziehungsweise bereits initial eine Wirbelsäulenbeteiligung auf-weisen, sind Kortikosteroide, Ba-sismedikamente, Tumornekrose-faktor­Antagonisten, sowie Bis-phosphonate Alternativen. Die Gesellschaft für Kinder- und Ju-gendrheumatologie (GKJR) und die Childhood Arthritis and Rheumatology Research Alli-ance (CARRA) erstellen derzeit Handlungsempfehlungen, nach welchen prospektiv in einem „Treat­to­Target“­An-satz Daten zum Therapiean-sprechen mittels Anwen-dungsbeobachtung ge-sammelt werden sollen.

PD Dr. Christian HedrichKlinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der TU Dresden

Literatur1 Morbach H, Hedrich CM, Beer M

et al. Autoinflammatory bone dis-orders. Clin Immunol. 2013; 147: 185–196

2 Hedrich CM, Hofmann SR, Pablik J et al. Autoinflammatory bone dis-orders with special focus on chronic recurrent multifocal osteomyelitis (CRMO). Pediatr Rheumatol Online J 2013; 11: 47

3 Hofmann SR, Schwarz T, Möller JC et al. Chronic non-bacterial osteomye-litis is associated with impaired Sp1 signaling, reduced IL10 promoter phosphorylation, and reduced mye-loid IL-10 expression. Clin Immunol 2011; 141: 317–327

4 Hofmann SR, Morbach H, Schwarz T et al. Attenuated TLR4/MAPK sig-naling in monocytes from patients with CRMO results in impaired IL-10 expression. Clin Immunol 2012; 145: 69–76

5 Hofmann SR, Kubasch AS, Ioannidis C et al. Altered expression of IL-10 family cytokines in monocytes from CRMO patients result in enhanced IL-1β expression and release. Clin Immunol 2015; 161: 300–307

Freitag, 02. September 2016

Autoinflammation und Autoimmunität10:30–12:00 Uhr, Harmonie DE(11:10–11:30 Uhr: CRMO)

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C. Hedrich

Autoimmune MyositidenWas gibt es Neues?

Autoimmune Myositiden sind eine heterogene Gruppe von Erkrankungen, die durch eine symmetrische, proximal betonte Muskelschwäche und Zeichen der entzündlichen Myolyse charakterisiert sind. Was es in dieser Erkrankungsgruppe Neues gibt, fasst PD Hans Kiener, Wien, hier zusammen.

Die häufigsten For-men der autoim-munen Myositiden sind:

• Dermatomyositis,• Polymyositis,• Einschlusskörperchenmyositis,• nekrotisierende Myopathie,• Myositis bei rheumatischen

Systemerkrankungen (Over-lap-Syndrome).

Bei einer nicht unerheblichen Zahl von Patienten ist die Zuordnung zu einer bestimmten Form der au-toimmunen Myositis schwer mög-lich (unspezifische Myositis).

Autoantikörper für Diagnose und Zuordnung zu Myositisformen hilfreichDie variablen klinischen und histo-pathologischen Erscheinungen sprechen für unterschiedliche im-munpathogenetische Mechanis-men, die zur Myositis führen. Ebenso sind manche Myositis spezi-fischen Autoantikörper (Tab. 1) mit

bestimmten klinischen Erschei-nungsformen der Myositis verge-sellschaftet. Das Antisynthetasesyn-drom geht mit Antisynthetase- Autoantikörpern und häufiger Lun-genbeteiligug einher, die nekrotisie-rende Myopahtie mit Anti-SRP- und Anti-HMGCR-Autoantikörpern. Die Autoantikörper sind daher sowohl für die Dia gnose der autoimmunen Myositis als auch für die Zuordnung zu einer bestimmten Form der Myo-sitis mit den unterschiedlichen Mustern der Organbeteiligung hilf-reich. In einem hohen Prozentsatz sind autoimmune Myositiden (DM ~ 30 %; PM ~ 10 %; bei über 65-jähri-gen Patienten > 50 %) mit malignen Erkrankungen assoziiert. Ein umfas-sendes Tumorscreening ist daher bei allen Patienten mit einer Myosi-tis gefordert.

Interstitielle Lungen-erkrankung bei etwa 10 % der PatientenAls systemische entzündliche Er-krankungen präsentieren sich die

autoimmunen Myositiden meist als Multiorganerkrankungen mit einer Vielfalt klinischer Erschei-nungen. Bei etwa 10 % der Patien-ten entwickelt sich eine interstiti-elle Lungenerkrankung. Die klini-sche Bedeutung der Lungenbeteili-gung wurde kürzlich in einer gro-ßen, cross­sektionalen Analyse eindrucksvoll belegt [1]. In einer Kohorte von 831 Patienten mit au-toimmuner Myositis war die Mor-talitätsrate bei Patienten mit Lun-genbeteiligung signifikant höher als bei Patienten ohne interstitielle Lungenerkrankung. Dementspre-chend sind regelmäßige Untersu-chungen zur Früherkennung einer Lungebeteiligung unabdingbar; eine frühzeitige, aggressive Thera-pie der Lungenerkrankung ist an-zustreben [2].

Therapieerfolg und Prognose sind sehr unterschiedlichDer Therapieerfolg und die Prog-nose sind bei den autoimmunen Myositiden sehr unterschiedlich. Die exakte Subklassifizierung der Erkrankung ist daher für die klini-sche Praxis und auch für interven-tionelle Studien von wesentlicher Bedeutung. Diesem Umstand wurde in einer internationalen Ko-

operation von Experten aus unter-schiedlichen Disziplinen zur Ent-wicklung von validierten Klassifi-kationskriterien Rechnung getra-gen [3]. Basierend auf klinischen Daten und Biopsieergebnissen von 1500 Patienten aus 47 Zentren wurden Subtypen der autoimmu-nen Myositiden definiert und Kri-terien für die Zuordnung etabliert. Für die Entwicklung von effizien-ten Subtyp spezifischen Therapien sind diese Bestrebungen unerläss-lich [4].

PD Dr. Hans KienerKlinische Abteilung für Rheumatologie, Universitätsklinik für Innere Medizin III, Medizinische Universität Wien

Literatur1 Johnson C, Pinal-Fernandez I, Parikh

R et al. Assessment of mortality in autoimmun myositis with and wi-thout associated interstitial lung

disease. Lung 2016; [Epub ahead of print]

2 Morisset J, Johnson C, Rich E et al. Management of myositis related interstitial lung disease. Chest 2016; [Epub ahead of print].

3 Lundberg IE, Miller FW, Tjärnlund A et al. Diagnosis and classification of idiopathic inflammatory myopa-thies. J Intern Med 2016; 280: 39–51

4 Ruperto N, Pistorio A, Oliveira S et al. Paediatric Rheumatology Internati-onal Trials Organisation (PRINTO). Prednisone versus prednisone plus ciclosporin versus prednisone plus methotrexate in new-onset juvenile dermatomyositis: a randomised tri-al. Lancet 2016; 387: 671–678

H. Kiener

Tab. 1 Autoantikörper bei autoimmunen Myositiden [3].

Myositis spezifische Autoantikörper Myositis assoziierte AutoantikörperAnti-aminoacyl-tRNA synthetases

• Anti-Jo-1• Anti-PL-7• Anti-PL-12• Anti-EJ• Anti-OJ• Anti-KS• Anti-Zo• Anti-YRS

Anti-SSA/RoAnti-Ro52Anti-Ro60Anti-LaAnti-PM-Scl 75Anti-PM-Scl 100Anti-KuAnti-U1RNPAnti-cN-1A

Anti-Mi-2Anti-SRPAnti-TIF1-gAnti-NSP-2Anti-MDA5Anti-SAEAnti-HMGCRAnti-FHL1

Freitag, 02. September 2016

What is New (WIN): Was gibt es Neues bei Kollagenosen?08:30–10:00 Uhr, Harmonie ABC(08:30–08:50 Uhr: WIN: Autoimmun-Myositiden)

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22 Current congress | Highlights

Ziele der operativen Therapie bei schwer destruierten Gelenken be-stehen in der Schmerzreduktion und der Wiedererlangung einer Gelenkstabilität und -funktionali-tät. In Abhängigkeit von – unter anderem – dem klinischen und ra-diologischen Befund eines Gelenks ist eine adäquate Operationsstra-tegie auszuwählen. Unterschieden werden dabei 3 grundsätzliche chirurgische Vorgehensmöglich-keiten:1. Prothesenimplantation,2. Arthrodese und3. Resektions-(Interpositions-)

Arthroplastik.

Unter Beachtung des Zustands des ligamentären Bandapparats der betroffenen Gelenke sowie der be-

nötigten Funktion, ist bei den zu-meist multiplen Gelenkdestruk-tionen individuell die am besten geeignete Wahl des chirurgischen Verfahrens für den Patienten zu treffen. Während an den stamm-nahen großen Gelenken der obe-ren und unteren Extremität (Schulter, Ellenbogen, Hüfte und Knie) der Erhalt der Beweglichkeit ganz im Fokus steht und somit im Allgemeinen die Prothesenim-plantation favorisiert wird, ist an den peripheren kleineren Gelen-ken oftmals die Stabilisierung ei-nes rheumatisch destruierten Ge-lenks für den Patienten vorteilhaft. Nur in besonderen Fällen erscheint die Resektions-(Interpositions-)Arthroplastik eine mögliche Inter-vention, zum Beispiel nach Infek­

tionen oder bei Mehrfach-Prothe-sen-Wechseloperationen.

Wann sind Prothesen-implantationen günstig?Prothesenimplantationen sind vor allem bei fortgeschritten Destruk-tionen mit noch erhaltenem liga-mentären Bandapparat günstig. In besonderen Fällen ist selbst bei bestimmten Bandinstabilitäten, wie zum Beispiel einem fehlen-dem vorderen Kreuzband am Kniegelenk beziehungsweise einer nicht mehr vorhandenen Rotato-renmanschette am Schultergelenk, die Implantation einer achsge-führten oder einer inversen Pro-these (s. Abb. 1 und 2) realisierbar. Unter Berücksichtigung der Ge-samtsituation können auch an den kleinen Finger- beziehungsweise Zehengelenken Prothesenimplan-tationen durchgeführt werden. Hierbei ist darauf zu achten, dass im Strahlverlauf eines Fingers (Grund- und Mittelgelenk) bezie-hungsweise einer Großzehe (Grundgelenk) lediglich eine Pro-these eingebracht werden kann und an den anderen dann bei Be-darf eine Arthrodese realisiert werden muss. Eine sinnvolle Kom-bination ist zum Beispiel die Ver-sorgung der Fingergrundgelenke mit (Silastik-)Prothesen und die Versteifung der proximalen oder distalen Interphalangealgelenke. Dadurch kann zumeist eine zufrie-denstellende Greiffunktion der

Hand erhalten wer-den.

Gelenke mit nicht mehr kontrollierbarer (Sub-)LuxationAn Gelenken mit nicht mehr kontrol-lierbarer (Sub-)Luxa-tion ist im Einzelfall zu entscheiden, ob eine Prothe-senversorgung noch ausreichend stabilisiert. Ansonsten ist oftmals eine Gelenkversteifung die „ultima ratio“. Hierbei reicht das Spektrum von partiellen zu völligen Fusionen (z. B. Handgelenkteil arthrodesen [Radio-(Skapho)-Lunäre-Arth-rodese] bis zur vollkommenen Mannerfelt-Arthrodese [s. Abb. 3 und 4]), über die Single­ bis hin zur Quadruple-Arthrodese des (unte-ren) Sprunggelenks oder auch die Fusion der Interphal angealgelenke an Fingern und Zehen.

Resektions-(Interpositions-)Arthroplastik in Einzelfällen geeignetWenn eine Prothesenimplantation nicht umsetzbar ist, eine Arthro-dese mit zu hohen Einbußen der Gelenkmobilität einhergeht und eine Restbeweglichkeit mit einer gewissen Reststabilität toleriert werden kann, erscheint die Resek-tions-(Interpositions-)Arthroplas-tik an spezifischen anatomischen Regionen in Einzelfällen als geeig-

nete Lösung für rheuma-tisch destruierte Artiku-lationen (z. B. die Trape-ziumresektion mit Sus-pensionsplastik am Dau-mensattelgelenk bzw. die sparsame Hoffmannʼsche Mittelfußköpfchenresek-tion am Vorfuß [s. Abb. 5 und 6] als Resektions-arthroplastik bei fixierten, destruierten Kleinzehen-grundgelenken). Oftmals erhebliche Her-ausforderungen an die Operationskunst stellen sekundäre Destruktionen aller Gelenke nach Infekti-

onen oder Wechseloperationen dar. Hier sind individuelle Abwä-gungen bezüglich der Differenzial-indikation von Prothesen versus Arthrodesen sowie der Wahl des Materials und der Strategie des operativen Vorgehens erforderlich.

Fazit: Medizinisch „machbar“ ist heute vielesSogar bei komplett destruierten, luxierten oder instabilen Gelenken können mit den operativen Ver-fahren der orthopädischen Rheu-matologie vielfach eine Schmerz-linderung und eine Verbesserung des Status quo erreicht werden. Eine rechtzeitige Vorstellung der Betroffenen kann die Möglichkei-ten notwendiger Eingriffe opti-mieren. Medizinisch „machbar“ ist heute vieles und aus der „mission impossible“ wird für die Patienten eine deutliche Verbesserung scheinbar aussichtsloser Gelenk-zerstörungen bei den Aktivitäten des täglichen Lebens.

Prof. Dr. Stefan Rehart, Misa Valo, Dr. Martina HennigerKlinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Agaplesion Frankfurter Diakonie Kliniken gGmbH, Akademisches Lehr-KH der Goethe-Universität, Frankfurt

Das schwer zerstörte Gelenk bei RheumaMission impossible?

Samstag, 03. September 2016

Mission impossible? Das schwer zerstörte Gelenk bei Rheuma10:30–12:00 Uhr, Harmonie DE

In den letzten 2 Jahrzehnten hat sich viel in der Behandlung der rheumatoiden Arthritis (RA) verän-dert. Durch das schnelle Stellen der Diagnose mit früh begonnener Behandlung und zahlreichen innovativen Entwicklungen in der medikamentösen Therapie mit der konsequenten Durchsetzung der Therapiekon-zepte „hit hard and early“ sowie „treat to target“ ist die Anzahl der stark destruierten und deformierten Gelenke insgesamt rückläufig, aber doch weiterhin relativ häufig vorhanden. Den Betroffenen entstehen Beschwerden durch Schmerzen, Bewegungsdefizite und Instabilitäten mit oft erheblichen Einschränkungen

bei den Aktivitäten des täglichen Lebens und massiv eingeschränk-ter gesellschaftlicher Teilhabe. In den späten (lokalen) Stadien der Erkrankung sind konservative Behandlungen dann vielfach nicht mehr ausreichend erfolgversprechend. Wo hierbei die Möglichkeiten opera-tiver Interventionen liegen, berichtet Prof. Stefan Rehart, Frankfurt.

S. Rehart

Abb. 1 Implantation einer inversen Schulterprothese präoperativ.

Abb. 2 Implantation einer inversen Schulterprothese postoperativ.

Abb. 3 Mannerfelt-Arthrodese präoperativ.

Abb. 5 Hoffmann’sche Mittelfußköpfchenresek-tion präoperativ.

Abb. 4 Mannerfelt-Arthrodese postoperativ.

Abb. 6 Hoffmann’sche Mittelfußköpfchenresek-tion postoperativ.

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Kinderwunsch und Familienplanung bei RheumaEine besondere Herausforderung in der Arzt-Patienten-Beziehung

Die Familienplanung bei rheumatischen Erkran-kungen stellt eine besondere Herausforderung in der Arzt-Patienten-Beziehung dar. Bei Kin-derwunsch muss nicht nur die Schwangerschaft selbst sondern auch die Phase vor der Konzep-tion sowie die Stillzeit berücksichtigt werden. Damit umspannt der Zeitraum, in dem weiterhin effektiv behandelt werden muss, oft wesentlich länger als 9 Monate. PD Rebecca Fischer-Betz, Düsseldorf, gibt hier einen Überblick über den aktuellen Wissensstand.

Bei schwerer Erkrankung sollte eine Schwangerschaft zurückge-stellt werden, um die Situation zu

optimieren und das Risiko von Komplikationen zu vermeiden. In dieser Phase muss eine sichere

Kontrazeption erfolgen; darüber müssen die Patientinnen früh und gegebenenfalls wiederholt aufge-klärt werden. Auf der anderen Seite können sich erfreulicherweise die meisten unserer Patientinnen ihren Wunsch nach Familie verwirkli-chen. Der aktuelle Wissensstand zeigt, dass Frauen mit einer gut ein-gestellten Erkrankung höhere Fer-tilitätsraten aufweisen, weniger Erkrankungsschübe und Komplika-tionen in der Schwangerschaft erle-ben und mehr gesunde und nor-malgewichtige Kinder bekommen.

Rheumatoide Arthritis: Aktivität verbessert sich bei etwa der Hälfte der FrauenBei der rheumatoiden Arthritis (RA) verbessert sich die Aktivität bei etwa der Hälfte der Frauen während einer Schwangerschaft. Einer höheren Aktivität vor der Konzeption folgt oft eine persistie-rende Krankheitsaktivität, was sich negativ auf das Risiko von Kompli-kationen und postpartale Schübe auswirkt. Eine Strategie mit dem Ziel der Remission beziehungs-weise „low disease activity“ wird

heute daher (auch) für Frauen mit Konzeptionswunsch verfolgt. Bei seronegativen Frauen ohne Krank-heitsaktivität und ohne Kortison-therapie kann erwogen werden, die Therapie in der Schwangerschaft zu reduzieren [1]. RA­Patientinnen, die mit einem Tumornekrosefaktor -­Inhibitor (TNF­Inhibitor) behan-delt werden (müssen) und diesen bei Konzeption pausieren, haben ein signifikant höheres Risiko für einen Schub in der Schwanger-schaft als Frauen, die mit konventi-onellen krankheitsmodifizierenden

R. Fischer-Betz

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23Current congress | Highlights

Enthesitisassoziierte juvenile idiopathische ArthritisKlinische Eigenheiten und aktuelle Studienlage

Krankheiten aus dem Formenkreis der Spondyloarth-ritiden zeigen in aller Regel erste Symptome in der 3.–4. Lebensde-kade. Nichtsdes-totrotz kann sich der Krankheits-beginn weit in den pädia trischen

Altersbereich erstrecken, und juvenile Spondyloarthritiden sind eine wichtige Form der Arthri-tis im Kindesalter, die erkannt und korrekt behandelt werden müssen, berichtet Dr. Boris Hügle, Garmisch-Partenkirchen.

Der Begriff der juvenile Spondy-loarthritis (SpA) überlappt mit verschiedenen Unterformen der juvenilen idiopathischen Arthritis (JIA), definiert in der Klassifikation der International League of Associ-ations for Rheumatology (ILAR) für kindliche rheumatische Erkran-kungen [1]. Diese Klassifikation versucht Spondyloarthritiden von anderen Unterformen der JIA zu unterscheiden und sie damit für Studien mit dem Ziel der Aufklä-rung der genetischen Prädisposi-tion und Pathogenese zugänglich zu machen. Die hauptsächliche Form der juvenilen SpA ist dabei die enthesitisassoziierte Arthritis (EAA). Die Einschluss- und Aus-schlusskriterien der EAA beziehen phänotypische und genetische Un-terschiede zu anderen Formen der kindlichen Arthritis und Unter-

schiede der Präsentation von Spondyloarthritiden bei Kindern und Erwachsenen mit ein. Juvenile Spondyloarthritiden können aber zum Teil auch als andere Formen, einschließlich Psoriasis-Arthritis und undifferenzierte Arthritis, eingeteilt werden, was eine Ab-grenzung schwierig macht [2].

Spondyloarthritiden im Kindesalter erkennenSpondyloarthritiden im Kindesalter zu erkennen, insbesondere früh im Krankheitsverlauf, ist eine beson-dere Herausforderung für den klini-schen Rheumatologen. Die Symp-tome und Anzeichen bei Erkran-kungsbeginn sind im Vergleich zu denen bei Erwachsenen deutlich unterschiedlich, vor allem mit selte-nerem Auftreten von entzündlichen Rückenschmerzen, was den geringe-ren Anteil an Beteiligung von Sakro-iliakalgelenken und Wirbelkörper-gelenken im Kindes- und Jugendal-ter widerspiegelt. Im Gegensatz dazu ist Arthritis von Hüftgelenken und anderen peripheren Gelenken typisches Symptom bei Kindern, ebenso wie ein wesentlich häufige-res Auftreten von Enthesitis und Tar-sitis. Als Folge davon kann die juve-nile SpA gerne übersehen oder mit anderen Formen der kindlichen Ar-thritis verwechselt werden.

Anwendung der ILAR-Kriterien auf die juvenile SpADie ILAR-Kriterien für JIA sind im Vergleich mit vorherigen Syste-men zur Klassifikation der juveni-len Arthritis zwar besser, aber die

Anwendung auf die juvenile SpA wird noch immer kontrovers dis-kutiert. Auch wenn die Revisionen der ILAR-Kriterien einige Schwä-chen angesprochen haben, bleiben verschiedene Probleme in der An-wendung, die auch dem wechseln-den Erscheinungsbild der Erkran-kung zuzuschreiben sind.

Studienlage zur Behandlung und zum Verlauf ist noch immer sehr dürftigDie in der Literatur berichtete Langzeitprognose für Patienten mit juveniler SpA ist variabel und ab-hängig von den herangezogenen Studien. Diese Inkonsistenz ist wahrscheinlich eine Folge verschie-dener Faktoren einschließlich der Verwendung unterschiedlicher Falldefinitionen für die juvenile SpA, aber auch der untersuchten Bevölkerung. Bei den ersten be-schriebenen Fällen juveniler Spon-dyloarthritiden, damals noch als SEA-Syndrom (seronegative Enthe-siopathie und Arthritis) bezeichnet, war der Nachweis von HLA­B27, Arthritis statt Arthralgien sowie ein Erkrankungsalter später als das 5. Lebensjahr prädiktiv für die Ent-wicklung einer SpA (HLA: humanes Leukozytenantigen) [3]. Im Ver-gleich mit anderen Formen der JIA hat die juvenile SpA eher ein schlechteres Langzeitergebnis, wie sich in mehreren Studien gezeigt hat [4]. Die Studienlage zur Be-handlung und zum Verlauf der Spondyloarthritiden im Kindesal-ter ist jedoch noch immer sehr dürftig, auch wenn in den letzten

Jahren zunehmend neue Daten da-zugekommen sind. Dieser Vortrag fasst die klinischen Eigenheiten, die genetischen Fakto-ren und den Verlauf der juvenilen Spondyloarthriten zusammen und diskutiert einige der Implikationen der Anwendung des derzeitigen ILAR­Klassifikationssystems für ju-venile Spondyloarthritiden im Kon-text der Klassifikation im Erwachse-nenalter.

Dr. Boris HügleDeutsches Zentrum für Kinder- und Jugendrheumatologie, Garmisch-Parten-kirchen

Literatur1 Petty RE, Southwood TR, Manners P

et al. International League of Asso-ciations for Rheumatology classifica-tion of juvenile idiopathic arthritis: second revision, Edmonton, 2001. J Rheumatol 2004; 31: 390–392

2 Colbert RA. Classification of juvenile spondyloarthritis: Enthesitis-related arthritis and beyond. Nat Rev Rheu-matol 2010; 6: 477–485

3 Cabral DA, Oen KG, Petty RE. SEA syndrome revisited: a longterm fol-lowup of children with a syndrome of seronegative enthesopathy and arthropathy. J Rheumatol 1992; 19: 1282–1285

4 Selvaag AM, Aulie HA, Lilleby V et al. Disease progression into adult-hood and predictors of long-term active disease in juvenile idiopathic arthritis. Ann Rheum Dis 2016;75: 190–195

5 Cassidy JT, Petty RE. Textbook of Pe-diatric Rheumatology. 5. Aufl. Ams-terdam: Elsevier; 2005

Freitag, 02. September 2016

Entlang der Wirbelsäule: Spondylo arthritiden im Kindes- und Erwachsenenalter14:45–16:15 Uhr, Harmonie ABC(14:45–15:15 Uhr: Die enthesitis-assoziierte JIA als juvenile Form der Spondylarthropathien)

Abb. 1 Diagnostische Kriterien bei Kindern mit juvenilen Spondyloarthritiden, schematische Darstellung.(AS = ankylosierende Spondylitis, IBD = entzündliche Darmerkrankungen, PsA = Psoriasis-Arthritis, RcA = reaktive Arthritis, EAA = enthesitisassoziierte Arthritis, ESSG = Kriterien der European Spondylarthropathy Study Group, SEA-Syndrom = seronegative Enthesitis und Arthritis) Quelle: mod. nach [5]

IBD EAA

SEA SYNDROMRcA AS ESSG

PsA

Donnerstag, 01. September 2016

Kinderwunsch und Familienplanung07:00–08:15 Uhr, Spektrum 2

Antirheumatika (DMARD) gut ein-gestellt waren [2]. Der Trend geht heute dazu, sichere Basistherapeu-tika fortzusetzen oder auch neu einzusetzen – individuell abge-stimmt auf das Risikoprofil der Frauen.

Erhöhtes Risiko bei systemischem Lupus erythematodesBei Frauen mit systemischem Lu-pus erythematodes (SLE) besteht im Rahmen einer Schwangerschaft ein erhöhtes Risiko sowohl für ei-nen Schub als auch für eine ge-burtshilfliche Komplikation. 2015 wurde die Studie PROMISSE (Pre-dictors of Pregnancy Outcome: Bio-markers in Antiphospholipid Anti-body Syndrome and Systemic Lu-pus Erythematosus) veröffentlicht [3]. Hierbei handelt es sich um die größte und vor allem prospektive Untersuchung zur Häufigkeit von Schwangerschaftskomplikationen bei Frauen mit inaktivem oder mild bis gering stabil-moderat aktivem SLE (!) zum Zeitpunkt der Konzep-tion. Über 80 % der Schwanger-schaften verliefen ohne Komplika-tionen, in weniger als 10 % wurden Frühgeburten oder unterentwi-ckelte Neugeborene beobachtet. Prädiktiv für einen ungünstigen Schwangerschaftsausgang waren ein Lupus-Antikoagulans und die

Einnahme von Antihypertensiva. Ein schwerer Schub trat in weniger als 5 % auf, dann erhöhte sich das Risiko eines ungünstigen Schwan-gerschaftsausgangs gegenüber sta-bilen Patientinnen auf das circa 6-Fache.

Daten zur Pharmakotherapie während Schwangerschaft ungenügendErschwert wird eine „evidenzba-sierte“ Beratung durch ungenü-gende Daten zur Pharmakotherapie im Rahmen von Schwangerschaf-ten. Dies betrifft insbesondere die rasant wachsenden neuen

Therapie möglichkeiten. TNF­α­Inhibitoren sind die einzigen be-reits gut untersuchten Biologika in der Schwangerschaft; die verfügba-ren Daten zeigen kein erhöhtes Ri-siko für spezifische Fehlbildungen [4]. Diskutiert wird ein erhöhtes Infektionsrisiko nach der Geburt, wenn sie in der späten Schwanger-schaft gegeben werden. Zu anderen Biologika wächst die Datenlage langsam an [4, 5]. Zur weiteren Be-urteilung der Sicherheit sollte der Ausgang von möglichst allen Expo-sitionen dokumentiert werden – nicht nur die positiven oder negati-ven Folgen. Seit September 2015 ist

das Schwangerschaftsregister Rhe-kiss („Rheuma-Kinderwunsch und Schwangerschaft“) online (www.rhekiss.de). Bis Juni 2016 wurden dank der Teilnahme von mehr als 80 Rheumatologen bereits über 200 Schwangerschaften einge-schlossen – diese Daten werden unsere Beratung in Zukunft er-leichtern.

PD Dr. Rebecca Fischer-BetzSprecherin des DGRh-Arbeitskreises „Schwangerschaft und rheumatische Erkrankungen“,Stellvertretende Leiterin der Poliklinik für Rheumatologie, Heinrich-Heine-Universi-tät Düsseldorf

Literatur1 Ince-Askan H, Hazes JM, Dolhain RJ.

Identifying Clinical Factors associa-ted with lower disease activity du-ring pregnancy in patients with RA to select those patients in whom me-dication can be safely tapered. Ann Rheum Dis2016; 75(Suppl2): 190

2 Fischer-Betz R, Sander O, Specker C et al. High risk of flares during preg-nancy in women with rheumatoid arthritis who discontinue treatment with TNF inhibitors at conception [abstract]. Arthritis Rheumatol 2015; 67 (suppl 10)

3 Buyon JP, Kim MY, Guerra MM et al. Predictors of pregnancy outcomes in patients with lupus: a cohort study. Ann Intern Med 2015; 163: 153–163

4 Gotestam Skorpen C, Hoeltzenbein M, Tincani A et al. The EULAR points to consider for use of antirheumatic drugs before pregnancy, and during pregnancy and lactation. Ann Rhe-um Dis 2016; 75: 795–810

5 Weber-Schoendorfer C, Schaefer C. Pregnancy outcome after tocili-zumab therapy in early pregnancy-a case series from the German Emb-ryotox Pharmacovigilance Center. Reprod Toxicol 2016; 60: 29–32

Bild: Fotolia

Freitag, 02. September 2016

Was braucht der junge mobile digitale Patient?16:45–18:15 Uhr, Fantasie 2(16:55–17:20 Uhr: Kontrazeption und Konzeption – was sollen junge Patien-ten wissen)

B. Hügle

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24 Current congress | Highlights

ANCA-assoziierte Vaskulitiden im KindesalterWas bei Diagnostik und Therapie beachten?

Die wegweisende Klassifikation der systemischen Vaskulitiden aus dem Jahre 1994 wurde über-arbeitet. Es haben sich die Namen einiger Erkrankungen geändert und es sind nunmehr wesentlich mehr Formen systemischer Vas-kulitiden in die Klassifikation der Chapel Hill Consensus Conference inkludiert. Generell wurde ver-sucht, den Erkenntnissen über die Pathophysiologie dieser Erkran-kungen in der Einteilung und No-menklatur vermehrt Rechnung zu tragen. So sind die Kleingefäß-vaskulitiden in 2 Gruppen einge-teilt: 1. Immunkomplex-Kleingefäß-

vaskulitiden und2. ANCA-assoziierte Vaskulitiden

kleiner und mittlerer Gefäße („ANCA­ associated vasculitis“, AAV).

Letztere sind gekennzeichnet durch das Auftreten von antineu-trophilen zytoplasmatischen Anti-körpern (ANCA) im Serum. ANCA sind Bestandteile der neutrophilen Granula und monozytären Lysoso-men. Insgesamt werden 3 Erkran-kungen zu den AAV gezählt:

1. Granulomatose mit PolyangiitisDie Granulomatose mit Polyangii-tis (Wegener, GPA) ist eine nekroti-sierende, granulomatöse Entzün-dung der kleinen und mittelgro-ßen Gefäße mit Beteiligung des Respirationstrakts. Bei der GPA liegt eine Vaskulitis vor, die wahr-scheinlich durch eine ANCA-ver-mittelte intravaskuläre Phagozy-

ten- und Neutrophilenaktivierung hervorgerufen wird. Die GPA kann in jedem Lebensalter auftreten. Epidemiologische Daten im Kin-des- und Jugendalter liegen nicht vor.

2. Mikroskopische PolyangiitisDie mikroskopische Polyangiitis (MPA) ist eine nekrotisierende Vaskulitis der kleinen Gefäße ohne granulomatöse Erkrankung des Respirationstrakts. Von den Pa-tienten zeigen 90 % eine Glomeru-lonephritis.

3. Eosinophile Granulo-matose mit PolyangiitisDie eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis (EGPA; Churg-Strauss-Syndrom [CSS]) ist eine ANCA-assoziierte (pANCA) granu-lomatöse, nekrotisierende Vasku-litis der kleinen Gefäße mit eosi-nophilen Infiltraten. Die EGPA tritt im Kindesalter außerordentlich selten auf. Epidemiologische Da-ten bei Kindern existieren nicht.

Einteilung der ANCA-VaskulitidenANCA-Vaskulitiden werden je nach Organbeteiligung und Schwere der Erkrankung in folgende Kategorien eingeteilt:• lokalisierte Vaskulitis (Nasen /

Nebenhöhlen, Luftwege, Lun-gen, kein weiterer Organbefall, keine systemischen Erkran-kungszeichen)

• frühe systemische Vaskulitis (jede Manifestation, jedoch ohne organbedrohende oder le-

bensbedrohende Erkrankung),• generalisierte Vaskulitis (Nie-

renerkrankung, organbedro-hende Erkrankung, Serumkre-atinin < 500 μmol/l / 5,6 mg/dl)

• schwere Vaskulitis (Nieren- oder andere Organversagen, Serumkreatinin > 500 μmol/l / 5,6 mg/dl),

• refraktäre Vaskulitis (progres-sive Erkrankung, kein Anspre-chen auf Glukokortikoide und Cyclophosphamid).

Im Jahr 2008 modifizierte und ergänzte eine Expertengruppe die Kriterien der Vaskulitiden im Erwachsenenalter und validierte nachfolgend die sogenannten EU-LAR/PRINTO/PRES­Klassifikati-onskriterien der Vaskulitiden im Kindes­ und Jugendalter (Tab. 1; EULAR: European League Against Rheumatism, PRINTO: Paediatric Rheumatology INternational Tri-als Organisation, PRES: Paediatric Rheumatology European Society). Diese Kriterien orientieren sich an der Gefäßgröße. Sie umfassen zusätzlich die Kategorie der „an-deren Vaskulitiden“.

Klinische Leitsymptome von VaskulitidenKlinische Leitsymptome von Vas-kulitiden sind Zeichen einer syste-mischen Entzündung (Fieber, re-duzierter Allgemeinzustand) so-wie lokale Zeichen der Inflamma-tion und konsekutiver Organschä-digung (Hautknoten, Sinusitiden, Hämoptysis bei pulmonaler Betei-ligung, Hämaturie und / oder Pro-teinurie als Zeichen einer Nieren-beteiligung, Krampfanfälle infolge entzündlicher Läsionen des zen-tralen Nervensystems) sowie An-zeichen ischämischer Organmani-festationen mit entsprechenden Schmerzen (z. B. Claudicatio).

Diagnostik: interdis-ziplinäre Zusammen-arbeit erforderlichNeben Anamnese und körperlicher Untersuchung ist eine interdiszipli-näre Zusammenarbeit mit anderen

Fachrichtungen erforderlich (Neu-ropädiatrie, Nephrologie, Kardiolo-gie, Ophthalmologie, HNO und Kin-derradiologie). Die Labordiagnostik umfasst neben der Bestimmung von Inflammationsparametern und Organfunktionsmarkern insbeson-dere die Analyse von spezifischen Antikörpern (ANCA). In der bildge-benden Diagnostik spielt neben der Sonografie die Magnetresonanzto-mografie eine tragende Rolle. Auch invasive Methoden (z. B. Gewebebi-opsie, Endoskopie und Bronchosko-pie) müssen angewendet werden.

Wesentliche Therapie-strategien bei VaskulitidenWesentliche Therapiestrategien bei Vaskulitiden sind eine rasche Kontrolle der Inflammation in der Gefäßwand durch eine adäquate immunsuppressive Therapie und eine Prävention von thrombotisch bedingten sekundären Gefäßste-nosen durch Thrombozytenaggre-gationshemmung,Die Therapie der GPA und MPA hat in den letzten Jahren deutliche Fortschritte gebracht. Grundsätz-lich unterscheidet man eine Re-missionsinduktion und eine Re-missionserhaltung. Die Dauer der Induktionstherapie liegt heute bei 3–6 Monaten, während die remis-sionserhaltende Therapie über 1–2 Jahre durchgeführt werden sollte. In der Induktionsphase ist eine begleitende Glukokortikoid-therapie (GC) obligatorisch.

Validierte Empfehlungen zur Therapie liegen nicht vorValidierte Empfehlungen zur The-rapie der GPA im Kindes- und Jugendalter liegen nicht vor. In der Pädiatrie muss im Verlauf eine Dosis unter der Cushingschwelle unbedingt angestrebt werden. Zur Induktion ist eine Behandlung mit mit Cyclophosphamid (500–1000 mg/m2 alle 4 Wochen) oder eine orale Therapie mit hochdo-sierten oralen GC (2 mg/kg KG/Tag in 3 ED) oder eine Pulstherapie mit Methylprednisolon (30 mg/kg KG/Tag) indiziert. Bei Progredienz kann eine Plasmapherese indiziert sein. Eine therapeutische Alterna-

tive ist Rituximab (375 mg/m2 pro Woche für 4 Wochen). Die beste Evidenz für eine Remissionserhal-tung gibt es derzeit für Azathio-prin und Methotrexat (MTX).Die Empfehlung bei schwerer EGPA sieht eine Induktionsthera-pie mit Cyclophosphamid oder Rituximab und hochdosierten GC vor. Bei milder Manifestation wird eine Induktionstherapie mit MTX (initial 15 mg, dann Dosisanstieg auf 20–25 mg/m2 pro Woche über 1–2 Monate) und hochdosierten GC empfohlen. Zur Erhaltungsthe-rapie wird eine Kombination aus niedrigdosiertem GC und Azathio-prin oder MTX verabreicht. Myco-phenolatmofetil kann ebenfalls eingesetzt werden.

PD. Dr. med. Mag. Dipl. oec. med. Jürgen BrunnerPädiatrische Rheumatologie, Department für Kinder- und Jugend-heilkunde, Medizinische Universität Innsbruck

Primäre Vaskulitiden sind heterogene, seltene und oft schwerwiegend verlaufende systemische Erkran-kungen, deren Diagnose und Therapie entsprechende Erfahrung erfordert. Sie sind auf entzündliche Prozesse in der Gefäßwand zurückzuführen. Diese Inflammation kann primär idiopathisch oder auch im Rahmen einer systemischen Erkrankung entstehen, zum Beispiel beim systemischen Lupus erythematodes. Vaskulitiden sind im Kindesalter selten; sie zählen zu den „orphan diseases“. PD Jürgen Brunner, Innsbruck, geht hier näher auf die Klassifikation, die Diagnostik und die Therapie ein.

J. Brunner

Donnerstag, 01. September 2016

Kontroversen bei kindlicher Vaskulitis: Mehr Fragen als Antworten?08:30–10:00 Uhr, Harmonie DE(08:30–08:50 Uhr: Vaskulitiden im Kindesalter: Wie kommt man von der Nomenklatur zur Diagnose?)

Tab. 1 Einteilung der Vaskulitiden nach Gefäßgröße.

Vaskulitiden großer Gefäße

Takayasu-Arteriitis (TA)

Vaskulitiden mit-telgroßer Gefäße

Juvenile systemische Panarteriitis nodosa (sPAN)Kutane Polyarteriitis nodosa (cPAN)Kawasaki-Syndrom (KS)

Vaskulitiden klei-ner Gefäße

A Granulomatöse Vaskulitiden:• Granulomatose mit Polyangiitis

(GPA; Wegener-Granulomatose), ANCA-assoziierte Vaskulitis• Eosinophile Granulomatosemit Polyangiitis

(EGPA; Churg-Strauss-Syndrom),• ANCA-assoziierte Vaskulitis

B Nichtgranulomatöse Vaskulitiden:• Mikroskopische Polyangiitis (MPA)• ANCA-assoziierte Vaskulitis• Purpura Schönlein-Henoch (PSH)• Kutane leukozytoklastische Angiitis• Hypokomplementäre urtikarielle Vaskulitis

Andere Vaskuli-tiden

Morbus BehçetSekundäre Vaskulitiden bei:

• Infektionserkrankungen• Malignomen• Medikamenteneinnahme• Vaskulitiden assoziiert mit „connective tissue disease”

Isolierte ZNS-VaskulitidenCogan-SyndromUnklassifizierte Vaskulitiden

(ANCA = antineutrophile zytoplasmatische Antikörper, ZNS = zentrales Nervensystem)

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25Current congress | Highlights

A. Roth

Perioperatives osteologisches Screening bei entzündlich-rheumatischen ErkrankungenBraucht man da etwas Spezielles?

Chronisch entzünd-liche rheumatische Erkrankungen steigern den Kno-chenverlust und das Frakturrisiko. Verantwortlich dafür werden die Langzeittherapie mittels Glukokor-tikoiden und der

Tumornekrosefaktor (TNF) ge-macht [1]. Nach Ansicht von Prof. Andreas Roth, Leipzig, liegt es insofern nicht nur nahe, sondern ist geradezu Pflicht, im Rahmen der operativen Versorgung von betroffenen Patienten periopera-tiv ein osteologisches Screening durchzuführen.

Anamnestisch ist auf Wirbelkör-perfrakturen zu achten, entzünd-lich-rheumatische Erkrankungen sind zu erfragen, ebenso die De-tails einer Kortisontherapie.

Welche Faktoren müssen eine osteologische Basisdiagnostik auslösen?Rheumatoide Arthritis, Spondyli-tis ankylosans und eine systemi-sche Glukokortikoidtherapie mit Dosen > 2,5 mg/Tag für länger als 3 Monate im Jahr sind nach der „Leitlinie zur Prophylaxe, Diagnos-tik und Therapie der Osteoporose bei postmenopausalen Frauen und Männern ab dem 60. Lebensjahr 2014“ des Dachverbands Osteolo-gie e. V. (DVO) Risikofaktoren, die eine osteologische Basisdiagnostik zur Bestimmung des individuellen Frakturrisikos auslösen müssen.Die Laboruntersuchungen bein-halten Parameter des Knochen-stoffwechsels (Serumkalzium und ­phosphat, alkalische Phosphatase, Kreatinin Clearance, 25­OH­Vita-min-D) sowie die Beurteilung der systemischen Entzündungsaktivi-tät. Röntgenaufnahmen sind in Abhängigkeit vom klinischen Be-fund durchzuführen.Die Osteodensitometrie (DXA) er-leichtert die Beurteilung des Frak-turrisikos und die Indikationsstel-lung zur spezifischen osteologi-schen medikamentösen Therapie. Dabei verschiebt das Vorliegen ei-ner Spondylitis ankylosans oder einer rheumatoiden Arthritis die Therapiegrenze um 0,5 SD. Eine Glukokortikoidtherapie mit einer Dosis zwischen 2,5 und 7,5 mg/Tag über 3 Monate verschiebt die The-rapieschwelle um 1 SD, bei rheu-matoider Arthritis aufgrund des Effekts der krankheitsmodifizie-renden Antirheumatika (DMARD) nur um 0,5 SD.

Was umfasst die Basistherapie?Die Basistherapie erfolgt auch bei entzündlich-rheumatischen Er-krankungen und unter Glukokorti-koidtherapie mit 1000 mg Kalzium mit der Nahrung, zusätzlich mit 800–1000 internationalen Einhei-ten Vitamin D (bei einem Vitamin-

D-Mangel mit entsprechend höhe-ren Dosen). Beides wird grund-sätzlich bei Verordnung einer spe-zifischen medikamentösen Thera-pie verabreicht. An osteotropen Medikamenten stehen orale und parenterale Bisphosphonate, De-nosumab und Teriparatid zur Ver-fügung.Bezüglich des Zulassungsstatus ist zu beachten, dass der Einsatz bei prämenopausalen Frauen und Männern vor dem 60. Lebensjahr eine Off­label­Therapie darstellt und entsprechende Vorkehrungen vor Therapiebeginn zu treffen sind.

Osteologisches Screening kann Frakturen verhindernPatienten mit entzündlich-rheu-matischen Erkrankungen stellen eine Risikogruppe dar, bei der sich durch ein osteologisches Scree-ning sowie eine individualisierte Therapie Frakturen und somit eine weitere Verschlechterung der Le-bensqualität verhindern lassen.

Prof. Dr. Andreas RothBereich Endoprothetik/Orthopädie, Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie, Universitätsklinik Leipzig AöR

Literatur1 Manara M, Sinigaglia L. Bone and

TNF in rheumatoid arthritis: clini-cal implications. RMD Open 2015; 1(Suppl 1): e000065

2 Siu S, Haraoui B, Bissonnette R, Bessette L et al. Meta-analysis of tumor necrosis factor inhibitors and glucocorticoids on bone density in rheumatoid arthritis and ankylosing spondylitis trials. Arthritis Care Res (Hoboken) 2015; 67: 754–764

Freitag, 02. September 2016

Festgemauert in der Erden? Neues aus der Osteologie14:45–16:15 Uhr, Maritim Saal 3(15:45–16:05 Uhr: Perioperatives osteologisches Screening bei entzünd-lich rheumatischen Krankheiten – braucht man da etwas Spezielles)

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26 Current congress | Highlights

Forum der Industrie

Tocilizumab unter Alltagsbedingungen bewährt: Auch ältere RA-Patienten profitieren

Auf dem Kongress der European League Against Rheumatism (EU-LAR) 2016 wurden neue Daten zu Tocilizumab (TCZ; RoACTEMRA®) vorgestellt, die die hohe Wirksam-keit und gute Verträglichkeit des Interleukin-6-Rezeptorblockers auch im Praxisalltag bestätigen.

ICHIBAN: TCZ bei älteren RA-PatientenDie 6. Interimsanalyse der deut-schen, nichtinterventionellen Stu-die (NIS) ICHIBAN untersuchte die Wirksamkeit und Verträglichkeit von TCZ i. v. bei Patienten unter 50 Jahren im Vergleich zu Patienten zwischen 50 und 65 sowie zu Pati-enten über 65 Jahren. Alle 902 Teilnehmer wiesen vor Therapie-beginn einen DAS28­BSG von > 3,2 auf (DAS28: Disease Activity Score 28; BSG: Blutsenkungsgeschwin-digkeit). Die über 65-Jährigen hat-

ten gegenüber den jüngeren im Schnitt eine höhere Krankheitsak-tivität, höhere Entzündungswerte, längere Erkrankungsdauer sowie mehr Komorbiditäten (z.B. Osteo-porose und Diabetes). Alle Patien-ten erhielten 2 Jahre lang TCZ als Monotherapie oder in Kombina-tion mit krankheitsmodifizieren-den Antirheumatika (DMARD) und Glukokortikoiden (GC) [1].Nach 104 Wochen Therapie mit TCZ zeigte sich bei älteren Patienten eine vergleichbare Wirksamkeit von TCZ wie bei jüngeren Patienten. Dabei fiel die mittlere DAS28­Änderung bei den Patienten über 65 Jahre am größten aus (< 50: 2,6; 50­65: 2,7; > 65: 2,8), wobei die stärksten Ver-ringerungen der Krankheitsaktivität bei allen Patientengruppen bereits nach 12 Wochen erfolgt waren. Auch hinsichtlich der Verbesserungen im Clinical Disease Activity Index

(CDAI) oder im Health Assessment Questionnaire Disability Index (HAQ-DI) schnitten die Patienten > 65 Jahre ähnlich gut ab wie die jün-geren Patienten. Der Therapie erfolg mit TCZ bei den älteren Patienten ging dabei nicht mit vermehrten Ne-benwirkungen oder einem erhöhten Infektionsrisiko einher. Die Rate von schwerwiegenden Infektionen nahm nicht mit steigendem Lebens-alter zu (2,9; 2,9; 3,1 Ereignisse pro 100 Patientenjahre für Patienten im Alter von < 50, 50–65, und > 65 Jah-ren). Wie in den anderen Subgrup-pen war es zudem jeweils knapp 12 % der Patienten möglich, ihre zu-sätzliche Behandlung mit GC zu be-enden und damit mögliche Neben-wirkungen zu vermeiden [1]. Die aktuelle Interimsauswertung der ICHIBAN­Studie belegt, dass ältere RA-Patienten trotz höherer Krank-heitslast in gleichem Maße von TCZ

profitieren wie jüngere, ohne dass sich das Risiko für schwerwiegende Infektionen erhöht.

TOZURA: TCZ s.c. im PraxisalltagDie multinationale TOZURA­Studie untersuchte die Wirksamkeit der subkutanen Applikation von TCZ auch unter Alltagsbedingungen bei Patienten, die unzureichend auf eine Therapie mit biologischen oder synthetischen DMARD angespro-chen haben. Die Ergebnisse zeigen, dass die TCZ­Monotherapie und die Kombination mit DMARD gleicher-maßen effektiv waren [2]: Nach 24 Wochen wiesen die Patienten in beiden Gruppen eine ähnlich hohe signifikante Reduktion im DAS28 auf (3,41 vs. 3,44, p < 0,001 für beide). Auch bei weiteren klinischen Parametern (niedrige Krankheitsak-tivität/Remission gemäß DAS28, CDAI und SDAI, EULAR­Response,

ACR20/50/70/90-Ansprechen) wa-ren keine statistisch signifikanten Unterschiede festzustellen [2]. Hin-sichtlich der Verträglichkeit gab es keine neuen Sicherheitssignale, die Rate von unerwünschten Ereignis-sen war bei Mono- und Kombinati-onstherapie von TCZ vergleichbar [2].Die TOZURA­Studie ist die erste Studie, die die Effektivität und Si-cherheit der subkutanten Formu-lierung von TCZ auch unter All-tagsbedingungen bestätigt. Dabei war die TCZ­Monotherapie ebenso wirksam wie die Kombination mit DMARD.

Literatur1 Specker C et al. EULAR 2016; Poster

FRI02022 Choy E et al. EULAR 2016; Poster

FRI0215

Nach Informationen der Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen und Chugai Pharma Europe Ltd., Frankfurt

Wissen, fördern, bewegen – Die Rheumatologie voranbringen

Die Ansprüche an Behandler von rheumatischen Erkrankungen sind hoch: Zum einen ist interdiszipli-näres Denken und Handeln in Dia-gnostik und Therapie gefragt, zum anderen werden die Behandlungs-optionen zunehmend individuali-sierter und komplexer. Des Weite-ren müssen Rheumatologen ein hohes Maß an Patientenorientie-rung aufbieten, um Menschen mit rheumatoider Arthritis (RA) ärzt-lich zu begleiten und sie in thera-peutische Entscheidungen gemäß „Shared decision making“ einzu-beziehen.Auf diese Anforderungen zielen zahlreiche Initiativen und Ange-bote der beiden forschenden Phar-mafirmen Chugai Pharma Europe Ltd. und Roche Pharma AG ab, die beim Kongress der Deutschen Ge-sellschaft für Rheumatologie (DGRh) 2016 an einem separaten Stand der Unternehmen vorge-stellt werden. Die Aktivitäten von Chugai und Roche unterstützen Rheumatologen und die DGRh bei den vielfältigen Herausforderun-gen, die sich ihnen stellen, wie bei-spielsweise die Verbesserung der fachübergreifenden Zusammenar-beit sowie die rheumatologische Nachwuchsförderung.

Wissen auf dem neuesten StandIn der rheumatologischen Fach-welt haben die beiden Jahresta-gungen der European League Against Rheumatism (EULAR) und des American College of Rheumatology (ACR) eine hohe Bedeutung für Forschung, Wei-terbildung, Austausch und Dis-kussion. Die Kongresshighlights finden Rheumatologen und inter-essierte Ärzte bereits einen Tag nach der jeweiligen Datenpräsen-tation auf dem Wissensportal

www.rheumatology-today.de von Chugai. Dort stellen deutsche Ex-perten in Videos die wichtigsten Neuigkeiten und Daten aus ver-schiedenen rheumatologischen Indikationen vor und bewerten deren Relevanz für die tägliche Praxis. Zudem können Nutzer des Portals die Präsentationen zu den Studien herunterladen und sich durch einen Newsletter über das „Thema des Monats“ informieren lassen. Für die Nutzung von Rheumatology Today ist keine Re-gistrierung erforderlich, die An-meldung mit Benutzername (rheumatology) und Passwort (today) reicht aus.Mehr über Rheumatology Today berichtet Prof. Johannes Strunk, Köln, am Donnerstag, 01.09., 16:20–16:40 Uhr am Kongress-stand von Chugai und Roche.

Rheumatologischen Nachwuchs fördernEin weiteres Angebot auf Rheu-matology Today richtet sich an junge Rheumatologen oder Inter-nisten kurz vor der Facharztprü-fung: Die Joint Academy bietet ihnen eine Plattform für Fortbil-dung und Austausch im Rahmen des EULAR­Kongresses. Dabei dis-kutieren die 10 Teilnehmer die Ergebnisse von vorab persönlich ausgewählten Studien und be-werten diese im Hinblick auf die deutsche Patientenversorgung. Als Schirmherr der ersten Joint Academy 2016 agierte Prof. Mar-tin Fleck, Bad Abbach, als Mentor für die Teilnehmer und mode-rierte die Diskussion. Die von den Teilnehmern selektierten High-light-Studien werden nach dem Kongress als Vortragsfolien auf Rheumatology Today abrufbar sein.

RISA: Rheumatologische Ausbildung verbessernNoch einen Schritt früher setzen die RISA-Studien von der DGRh und ihre Kommission „Studenti-sche Ausbildung“ an, die das Fach-gebiet Rheumatologie an deut-schen Universitäten untersuchen (RISA: Rheumatologie-Integration in die studentische Ausbildung). Die aktuell publizierten Ergeb-nisse der RISA­III­Studie [1], deren Datenerhebung und statistische Auswertung von Roche unter-stützt wurde, machen deutlich: Die hohe Prävalenz rheumatischer Erkrankungen sowie die rasant fortschreitenden Entwicklungen innovativer Therapieoptionen in der Rheumatologie haben bisher noch keine adäquate Berücksichti-gung in der universitären Rheu-matologie gefunden. Zudem zei-gen die Daten, dass der Lehrum-fang sehr heterogen ausfällt. Posi-tiv zu werten ist das von den Leh-renden angegebene hohe Interesse der Studierenden an der Rheuma-tologie.Über die „Zukunft der Rheumato-logie in Deutschland“ sprechen Re-nate Schmidt, Bundesfamilienmi-nisterin a. D., und Christa Stewens, Bayerische Staatsministerin a. D., in einem Vortrag am Stand von Chugai und Roche am Donnerstag, 01.09., 12:10–12:40 Uhr.

SYRA: Systemische Aspekte der RA im FokusDie SYRA-Arbeitsgruppe hat das Anliegen, systemische Effekte der RA zu verdeutlichen und zu er-gründen sowie nicht oder kaum bekannte Zusammenhänge aufzu-zeigen (SYRA: Systemerkrankung Rheumatoide Arthritis). Bei der Therapie von systemischen Effek-ten beziehungsweise von Komor-

biditäten der RA sind weitere Fort-schritte erforderlich und möglich. Dazu ist das gesamte Behand-lungsteam gefordert, das daher auch im Fokus der Projektarbeit der SYRA- Arbeitsgruppe steht:• Durch die Fortbildung der

Rheumatologischen Fachassis-tenz beim SYRA-Curriculum kann die Patientenversorgung weiter verbessert werden.

• Der BDI-II-Fragebogen steht nach den Ergebnissen des V ADERA-Projektes als validier-tes Tool zur Ermittlung psychi-atrischer Komorbiditäten bei RA-Patienten zur Verfügung (BDI: Beck-Depressions-Inven-tar; VADERA: Validierung von Depressionsfragebögen für Pa-tienten mit RA).

• Die Publikationen der SYRA-Gruppe fassen die aktuelle Da-tenlage zu klinisch relevanten Fragen zusammen, wie die 8 Übersichtsarbeiten zu „Rheuma und Krebs“ [2].

Das Thema „Rheuma und Krebs“ wird Prof. Harald Burkhardt, Frankfurt, am Stand von Chugai und Roche am Donnerstag, 01.09., 10:05–10:25 Uhr näher vorstellen.

Moderne Patientenkommunikation: rheumaheldenMit 2 Initiativen unterstützen Chugai und Roche Innovationen in der Patientenkommunikation: Das Rheumazentrum Rhein-Ruhr hat sich das Ziel gesetzt, mit Infor-mations-Video-Clips Patienten mit RA im Umgang mit ihrer Erkran-kung in die Lage zu versetzen, ei-genverantwortlich Entscheidungen treffen zu können und Adhärenz und Patientenzufriedenheit zu er-höhen. Dafür wurden Videos mit Ärzten erstellt, in denen diese ge-

meinsam mit Patienten versuchen, die beste Vorgehensweise für eine erfolgreiche Behandlung zu finden. „Von Rheumapatienten für Rheumapatienten“ – so lautet das übergeordnete Motto des interaktiven Patientenportals www.rheumahelden.de von Chu-gai und Roche. Das Portal bietet weit mehr als eine klassische Pa-tientenwebsite: Außer Informati-onen zu allen Facetten des Lebens mit RA beinhaltet rheumahelden einen Blog von Rheumapatien-ten, einen Erfahrungsaustausch für Rheumapatienten, einen Newsletter sowie das Patienten-programm RoAKTIV. Zudem kön-nen Patienten hilfreiche Informa-tionsmaterialien herunterladen, wie zum Beispiel eine Broschüre zum Umgang mit Krankenkas-sen, Versicherungen und Behör-den oder einem Ratgeber für die Rückkehr ins Berufsleben.Auf die Bedeutung einer innova-tiven Patientenkommunikation werden Dr. Markus Gaubitz, Münster, und Prof. Matthias Schneider, Düsseldorf, am Freitag, 02.09., 12:10–12:40 Uhr am Stand von Chugai und Roche eingehen.Die Initiativen werden an einem eigenen Stand von Chugai und Ro-che (Ebene C2, Ausgang Plenar-saal) vorgestellt. Das komplette Programm können Sie über den QR-Code einsehen.

Literatur1 Riemekasten G et al. Z Rheumatol

2016; 75: 493–5012 Tony HP et al. Z Rheumatol 2016;

75: 11–67

Forum der Industrie

Der Text entstand mit freundlicher Unterstützung von Chugai Pharma Europe Ltd., Frankfurt, und Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen

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27Current congress | Kulturelles

Frankfurt am Main

Sehenswertes

RömerWahrzeichen der Stadt Frankfurt ist der Rö-mer. Gebildet wird er durch 3 einstige Patri-zierhäuser aus dem 14. Jahrhundert. Auffal-lend ist die Fassade mit ihrer gotischen Drei-giebelfront. 1405 erwarb der Rat der Stadt Frankfurt die Gebäude und ließ sie zum re-präsentativen Rathaus umbauen. Die bis 1846 genutzten Kauf- und Messehallen lie-gen im Mittelbau, darüber erhebt sich der Kaisersaal mit den 52 Kaiserbildern. Heute arbeiten im Römer unter anderem die Ober-bürgermeisterin und die Stadtverordneten-versammlung.

RömerbergDie Geschichte des Römerberges lässt sich bis in die Stauferzeit zurückverfolgen. Seine Blütezeit lag im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit, da dort neben wichtigen Messen auch die Wahlen und Krönungen der deutschen Könige stattfanden. Heute ist der Römerberg repräsentativer Mittelpunkt der Frankfurter Altstadt, der nicht nur als zentraler Versammlungsplatz, sondern auch als Ort für Veranstaltungen, Theaterauffüh-rungen, Musik­ und Volksfeste dient. Für Besucher interessant sind auch die am Rö-merberg liegende Alte Nikolaikirche, die äl-teste evangelische Gemeindekirche der Stadt, das Historische Museum und die Kunsthalle Schirn – und natürlich die hüb-schen wiederaufgebauten Fachwerkhäuser.

HauptwacheMitten in Frankfurt liegt die Hauptwache. Sie ist sowohl Zentrum des städtischen Nah-verkehrs als auch Ausgangspunkt für die umsatzstärkste Einkaufsmeile Deutsch-lands, die Zeil. Früher diente die Hauptwa-che als Gefängnis. Historisch bedeutsam wurde sie durch den Wachensturm (1833). Das Gebäude der Hauptwache von 1730 wurde originalgetreu wiederaufgebaut.

Alte OperSieben Jahre dauerte der Bau der Alten Oper, die im Oktober 1880 eingeweiht wurde. In den folgenden Jahrzehnten erlebte sie meh-rere Intendanten, bekannte Solisten und weltberühmte Komponisten. Nach dem Krieg waren es die Frankfurter Bürger, die sich für „ihre“ Oper stark machten und den Wiederaufbau des zerstörten Gebäudes un-terstützten. Im Jahr 1981 konnte die Alte Oper feierlich wiedereröffnet werden. Über 600 Konzerte finden dort jährlich statt.

St. BartholomäusDie gotische Pfarrkirche, die 1239 dem heili-gen Bartholomäus geweiht und zur goti-schen Hallenkirche umgebaut wurde, be-

kam ihren Titel „Kaiserdom“ erst im 18. Jahrhundert. Der gotische Turm des Frank-furter „Doms“, der genau genommen ei-gentlich gar kein Dom ist, da er nie Bischofs-sitz war, prägt das Erscheinungsbild der Frankfurter Altstadt. In der „Goldenen Bulle“ von 1356 wurde er zur Wahlkirche der deutschen Kaiser bestimmt. Ab 1562 war der „Dom“ Schauplatz dann von insge-samt 10 Kaiserkrönungen. Zu den Dom-schätzen gehören der Bartholomäusfries aus dem 15. Jahrhundert, das Chorgestühl aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, der Ma-ria-Schlaf-Altar (1434) sowie die Kreuzi-gungsgruppe aus dem Jahr 1509.

GoethehausDas Elternhaus von Johann Wolfgang von Goethe (geb. 1749), das Goethehaus, ist ein typisches Beispiel für die bürgerliche Wohn-kultur im Spätbarock. Es gibt einen Einblick in die Lebensweise des 18. Jahrhunderts. Die Einrichtung entspricht nicht mehr dem Ori-ginal, aber man hat versucht, die einzelnen Zimmer möglichst originalgetreu wieder herzurichten. Öffnungszeiten Goethehaus/Goethemuseum: Mo–Sa 10:00–18:00 Uhr, So und feiertags 10:00–17:30 Uhr.

Börse FrankfurtDie Börse Frankfurt (erbaut zwischen 1874–1879) wird wegen ihrer 43 Meter hohen Kuppel auch Kapitalistendom genannt. Nicht nur die Kuppel ist bezeichnend, auch die Symboltiere vor dem Gebäude verkörpern Begriffe aus der Börsenwelt: Bulle (für Hausse) und Bär (für Baisse). Die Stellung der

Frankfurter Börse wuchs nach der Börsen-reform von 1935 immer mehr. Der endgül-tige Durchbruch kam dann mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der Teilung Berlins. Nationale und internationale Investoren zog es nach Frankfurt. Heute ist die Mainmetro-pole der führende Börsenplatz in Deutsch-land. Außerdem konnte die Frankfurter Wertpapierbörse ihre Position als weltweit drittgrößter börsenmäßig organisierter Um-schlagplatz für Wertpapiere festigen.

Main TowerErleben Sie Frankfurt von seiner schönen Seite: Als einziges Hochhaus Frankfurts lädt der Main Tower Besucher auf eine in 200 Me-tern Höhe gelegene Aussichtsplattform ein, die Stadt mit ihrer einzigartigen Skyline von oben zu entdecken. Nach Fertigstellung des Towers im Jahre 1999 waren selbst die sky-lineverwöhnten Frankfurter beeindruckt, da erstmals in Europa ein Hochhaus mit vollver-glaster Fassade gebaut wurde. Im Sommer ist die Aussichtsplattform an der Nahtstelle zwi-schen Bankenviertel und Innenstadt für Be-sucher an folgenden Tagen geöffnet: Sonntag bis Donnerstag 10:00–21:00 Uhr, Freitag und Samstag 10:00–23:00 Uhr.

PalmengartenMitten in Frankfurt liegt ein Pflanzenpara-dies mit Gewächsen aus allen Erdteilen. Zwi-schen Spazierwegen und Grünflächen mit Liegestühlen präsentiert dieser Schaugarten verschiedenste thematische Gärten und Ge-wächshäuser. Einige der mächtigen Palmen sind über 100 Jahre alt.

Genießenswertes

Restaurant Français imFrankfurter HofAm Kaiserplatz60311 FrankfurtTel.: 069/215118Öffnungszeiten: Di–Fr 12:00–13:45 Uhr und 18:30–21:30 Uhr, Sa 18:30–21:30 Uhr

Taj MahalSchweizer Str. 2860594 FrankfurtTel.: 069/620240Öffnungszeiten: tgl. 11:30–14:30 Uhr und 18:00–23:30 Uhr

CharlotOpernplatz 1060313 FrankfurtTel.: 069/287007Öffnungszeiten: Mo–Sa 12:00–01:00 Uhr, So + feiertags 18:00–01:00 Uhr

Schuch‘s RestaurantAlt-Praunheim 1160488 FrankfurtTel.: 069/761005Öffnungszeiten: Mo, Mi, Fr 17:00–23:00 Uhr und Di, Do, Sa, So 12:00–23:00 Uhr

Erlebenswertes

Argüelles Quartet(Konzert)01.09.2016; 19:30 UhrPalmengarten,Siesmayerstraße 61

Der Lebküchler Vinzenz Fettmilch und der Aufstand(Theater)01.09.2016; 19:00 UhrKulturothekAn der Kleinmarkthalle 7–9

Frankfurts spannendste Straßen – Die Kaiserstraße ‚Flanieren zwischen Prunk & Porno‘(Führung)03.09.2016; 17:00–18:30 UhrFrankfurter Stadtevents

Billy Joel – Piano Man(Konzert)03.09.2016; 20:00 UhrCommerzbank-Arena,Mörfelder Landstraße 362Frankfurt – Sachsenhausen

Heinz Jahn, Uwe Jahn, Claude Wall(Kunst)31.08.2016; 19:00 UhrKunstraum Bernusstraße,Bernusstraße 18

Nick und David Kvaratskhelia(Klassik/Neue Musik)02.09.2016; 20:00 UhrNebbiensches GartenhausBockenheimer Anlage 8

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Kongressort:Congress Center Frankfurt am MainLudwig-Erhard-Anlage 1 60327 Frankfurt am Main

Anreise mit der Bahn Mit der Bahn ab 99 Euro zum 44. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie 2016 und zurück. Bitte buchen Sie Ihre Reise über die Homepage des DGRh-Kongresses.

Vom Hauptbahnhof:• Zu Fuß benötigen Sie etwa 10 min bis zum

Congress Center.• Die Station „Festhalle/Messe“ der U-Bahnlinie

4 ist nur eine Station vom Hauptbahnhof entfernt. Bitte steigen Sie im Hauptbahnhof in Richtung „Bockenheimer Warte“ ein und folgen Sie in der Station „Festhalle/Messe“ der Ausschilderung „Messe“.

• Mit den Straßenbahnlinien 16 und 17 fahren Sie vom Hauptbahnhof 4 Stationen zur Halte-stelle „Ludwig-Erhard-Anlage“. Der Ausstieg ist direkt gegenüber vom Congress Center und Maritim Hotel.

Anreise mit dem FlugzeugVom S-Bahnhof Frankfurt Flughafen fahren die S-Bahn-Linien S8 und S9 (Rtg. Offenbach) im 15-min-

Takt zum Hauptbahnhof Frankfurt. Dort steigen Sie um (siehe „Mit der Bahn“).Mit dem Taxi:Mit dem Taxi benötigen Sie für die 15 km vom Flughafen zum Congress Center etwa 15–20 min.

Anreise mit dem AutoBitte folgen Sie ab dem Westkreuz Frankfurt der A648 und der Beschilderung Messe, danach der Ausschilderung Stadtmitte/Congress C. Sie gelan-gen auf die Theodor-Heuss-Allee und biegen rechts ein in die Zufahrt zum Parkhaus Congress Center/Maritim Hotel. Die Einfahrt befindet sich unmit-telbar nach dem KIA-Gebäude. Weitere Parkmög-lichkeiten: Parkhaus Marriott Hotel und Parkhaus unter dem Messeturm.

Foto: Tanja Schäfer