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Landtag Ausschussprotokoll Nordrhein-Westfalen APr 16/1279 16. Wahlperiode 04.05.2016 Ausschuss für Schule und Weiterbildung 93. Sitzung (öffentlich) 4. Mai 2016 Düsseldorf Haus des Landtags 10:00 Uhr bis 12:20 Uhr Vorsitz: Wolfgang Große Brömer (SPD) Protokoll: Iris Staubermann Verhandlungspunkte und Ergebnisse: Vor Eintritt in die Tagesordnung 7 Der Ausschuss kommt überein, die Beratung über Punkt 5 der Tagesordnung vorzuziehen, damit das Votum des Ausschusses noch in die Beratung des zeitgleich tagenden federführenden Ausschusses für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk einfließen kann. Der Ausschuss kommt überein, Punkt 3 von der Tagesordnung abzusetzen und ihn in der November-Sitzung zu beraten. Die Landesregierung soll bei dieser Gelegenheit über den Sachstand berichten.

Ausschuss für Schule und Weiterbildung · Ausschussprotokoll 16/1173 Der Ausschuss lehnt den Antrag Drucksache 16/10070 mit den Stimmen der Fraktionen der SPD, der Grünen und der

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Landtag Ausschussprotokoll Nordrhein-Westfalen APr 16/1279 16. Wahlperiode 04.05.2016

Ausschuss für Schule und Weiterbildung 93. Sitzung (öffentlich)

4. Mai 2016

Düsseldorf – Haus des Landtags

10:00 Uhr bis 12:20 Uhr

Vorsitz: Wolfgang Große Brömer (SPD)

Protokoll: Iris Staubermann

Verhandlungspunkte und Ergebnisse:

Vor Eintritt in die Tagesordnung 7

Der Ausschuss kommt überein, die Beratung über Punkt 5 der Tagesordnung vorzuziehen, damit das Votum des Ausschusses noch in die Beratung des zeitgleich tagenden federführenden Ausschusses für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk einfließen kann.

Der Ausschuss kommt überein, Punkt 3 von der Tagesordnung abzusetzen und ihn in der November-Sitzung zu beraten. Die Landesregierung soll bei dieser Gelegenheit über den Sachstand berichten.

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Landtag Nordrhein-Westfalen - 2 - APr 16/1279

Ausschuss für Schule und Weiterbildung 04.05.2016 93. Sitzung (öffentlich) st 1 Nordrhein-Westfalen braucht Unterstützungszentren für Schülerinnen

und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf insbesondere im Bereich der emotionalen und sozialen Entwicklung 8

Antrag

der Fraktion der CDU Drucksache 16/10302

Ausschussprotokoll 16/1196

Der Ausschuss lehnt den Antrag der Fraktion der CDU mit den Stimmen der Fraktionen der SPD und der Grünen gegen die Stimmen der Fraktion der CDU, der FDP und der Piraten ab.

2 Gelingende Integration von Flüchtlingen. Ein Integrationsplan für NRW 22

Antrag der Fraktion der SPD und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Drucksache 16/11229

Änderungsantrag

der Fraktion der PIRATEN

Drucksache 16/11318

Ausschussprotokoll 16/1234

In Verbindung mit:

70 Jahre Landeszentrale für politische Bildung: Wir brauchen jetzt mehr politische Bildung für alle 22

Antrag der Fraktion der PIRATEN Drucksache 16/11218

Ausschussprotokoll 16/1264

In Verbindung mit:

Willkommen in NRW für neue Schülerinnen und Schüler 22

Antrag

der Fraktion der SPD, der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der Fraktion der PIRATEN

Drucksache 16/10305

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Landtag Nordrhein-Westfalen - 3 - APr 16/1279

Ausschuss für Schule und Weiterbildung 04.05.2016 93. Sitzung (öffentlich) st

In Verbindung mit:

Die Landesregierung muss ihrer Verantwortung in der Flüchtlingspolitik gerecht werden und ein Gesamtkonzept für den Schulunterricht von Flüchtlingskindern vorlegen 22

Antrag der Fraktion der CDU Drucksache 16/9798

Ausschussprotokoll 16/1153

Der Ausschuss kommt einvernehmlich überein, den Antrag der Fraktion der SPD und der Fraktion BÜNDNIS 90 /DIE GRÜNEN Drucksache 16/11229 sowie den Änderungsantrag der PIRATEN-Fraktion Drucksache 16/11318 ohne Votum an den federführenden Integrationsausschuss zu schieben.

Der Ausschuss kommt einvernehmlich überein, den Antrag der PIRATEN-Fraktion Drucksache 16/11218 ohne Votum an den federführenden Integrationsausschuss zu schieben.

Der Ausschuss kommt einvernehmlich überein, den Antrag der Fraktion der SPD, der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PIRATEN-Fraktion Drucksache 16/10305 in der Sitzung am 29. Juni 2016 zu beraten.

Der Ausschuss kommt einvernehmlich überein, den Antrag der Fraktion der CDU Drucksache 16/9798 in der Sitzung am 29. Juni 2016 zu beraten.

3 Potentiale der Schulen in freier Trägerschaft verstärkt in die Beschulung von Flüchtlingskindern und -jugendlichen einbinden 24

Antrag der Fraktion der FDP Drucksache 16/10419

Vor Eintritt in die Tagesordnung abgesetzt.

4 Dienstrechtsmodernisierungsgesetz für das Land Nordrhein-Westfalen (Dienstrechtsmodernisierungsgesetz – DRModG) 25

Gesetzentwurf der Landesregierung Drucksache 16/10380

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Landtag Nordrhein-Westfalen - 4 - APr 16/1279

Ausschuss für Schule und Weiterbildung 04.05.2016 93. Sitzung (öffentlich) st

Ausschussprotokoll 16/1189

Der Ausschuss kommt einvernehmlich überein, den Gesetzentwurf der Landesregierung Drucksache 16/10380 ohne Votum an den federführenden Innenausschuss zu schieben.

5 Industrie 4.0: Mittelstand sensibilisieren – Fachkräfte sichern – Smart Factories an berufsbildenden Schulen einrichten 26

Antrag der Fraktion der CDU und der Fraktion der FDP

Drucksache 16/10070

Ausschussprotokoll 16/1173

Der Ausschuss lehnt den Antrag Drucksache 16/10070 mit den Stimmen der Fraktionen der SPD, der Grünen und der Piraten gegen die Stimmen der Fraktionen der CDU und der FDP ab.

6 1. Verordnung zur Änderung der Verordnung zur Ausführung des § 93 Abs. 2 Schulgesetz (VO zu § 93 Abs. 2 SchulG) für das Schuljahr 2016/2017 30

2. Bericht zur Unterrichtsversorgung 2016/2017Vorlage 16/3878

Der Ausschuss stimmt der Verordnung zur Änderung der Verordnung zur Ausführung des § 93 Abs. 2 Schulgesetz für das Schuljahr 2016/2017 mit den Stimmen der Fraktionen der SPD und der Grünen bei Stimmenthaltung der Fraktionen der CDU, der FDP und der Piraten zu.

7 Zweite Verordnung zur Änderung der Verordnung über den Bildungsgang und die Abiturprüfung für die gymnasiale Oberstufe (APO GOSt) 34

Vorlage 16/3901

Die Zweite Verordnung zur Änderung der Verordnung über den Bildungsgang und die Abiturprüfung für die gymnasiale Oberstufe wird mit den Stimmen der Fraktionen der SPD und

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Landtag Nordrhein-Westfalen - 5 - APr 16/1279

Ausschuss für Schule und Weiterbildung 04.05.2016 93. Sitzung (öffentlich) st

der Grünen bei Stimmenthaltung der Fraktionen der CDU, der FDP und der Piraten angenommen.

8 Frühförderung in Nordrhein-Westfalen weiter stärken 37

Antrag

der Fraktion der SPD und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Drucksache 16/10786

Der Ausschuss kommt einvernehmlich überein, sich nachrichtlich an der vom federführenden Ausschuss für Arbeit, Gesundheit und Soziales vorgesehenen Anhörung zu beteiligen.

9 Wirtschaftspolitische Kehrtwende endlich einleiten – Zukunftschancen für den Produktionsstandort Nordrhein-Westfalen sichern, Wohlstand und Wachstum stärken, Ausbildungs- und Arbeitsplätze schaffen 38

Antrag der Fraktion der CDU und

der Fraktion der FDP Drucksache 16/11222

Der Ausschuss kommt einvernehmlich überein, sich nachrichtlich an der vom federführenden Ausschuss für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk vorgesehenen Anhörung zu beteiligen.

10 Gesetz zum Erlass eines Landesbibliotheksgesetzes und zur Änderung weiterer Rechtsvorschriften 39

Gesetzentwurf der Fraktion der CDU

Drucksache 16/11436

Der Ausschuss kommt einvernehmlich überein, sich nachrichtlich an der vom federführenden Ausschuss für Kultur und Medien vorgesehenen Anhörung zu beteiligen.

* * *

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Landtag Nordrhein-Westfalen - 7 - APr 16/1279

Ausschuss für Schule und Weiterbildung 04.05.2016 93. Sitzung (öffentlich) st

Aus der Diskussion

Vor Eintritt in die Tagesordnung

Der Ausschuss kommt überein, die Beratung über Punkt 5 der Tagesordnung vorzuziehen, damit das Votum des Ausschus-ses noch in die Beratung des zeitgleich tagenden federführen-den Ausschusses für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittel-stand und Handwerk einfließen kann.

Der Ausschuss kommt überein, Punkt 3 von der Tagesord-nung abzusetzen und ihn in der November-Sitzung zu bera-ten. Die Landesregierung soll bei dieser Gelegenheit über den Sachstand berichten.

Ministerin Sylvia Löhrmann (MSW) stellt die neue Abteilungsleiterin 3, Frau Blas-berg-Bense, vor.

(Allgemeiner Beifall)

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Landtag Nordrhein-Westfalen - 8 - APr 16/1279

Ausschuss für Schule und Weiterbildung 04.05.2016 93. Sitzung (öffentlich) st 1 Nordrhein-Westfalen braucht Unterstützungszentren für Schülerinnen und

Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf insbesondere im Bereich der emotionalen und sozialen Entwicklung

Antrag der Fraktion der CDU Drucksache 16/10302

Ausschussprotokoll 16/1196

Dr. Anette Bunse (CDU) erinnert an ihre Ausführungen im Rahmen einer Plenarsit-zung sowie an die durchgeführte Anhörung, in der Expertise von außerhalb durchgän-gig unterstützt worden sei. Der Antrag fordere keine neue Struktur, sondern das Zu-sammenfügen von Vorhandenem. Zu diesem Zweck solle gemeinsam an einem Kon-zept gearbeitet werden.

Die Gutachter Klaus Klemm und Ulf Preuss-Lausitz hätten die Schließung der Förder-schullandschaft empfohlen. Dies sei allerdings nicht erforderlich, da sich die Zahl der Förderschulen inzwischen von selbst reduziere. Die Gutachter hätten anstelle der Schulen jedoch Beratungszentren in irgendeiner Form gefordert.

Der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes fordere einen Standard für die Schulen, um sie bei der Inklusion zu unterstützen. Inklusion finde an Schulen derzeit häufig auf Zuruf und irgendwie statt. Die Landesregierung solle darlegen, ob sie all diese Empfehlungen der Expertinnen und Experten ignoriere und keinen Bedarf sehe, oder ob sie einen Gegenvorschlag unterbreite.

Sigrid Beer (GRÜNE) fand die Anhörung spannend. Die vorgestellten unterschiedli-chen Modelle belegten eine ganz bestimmte Entwicklung und würden von den Akteu-ren in den Regionen getragen. Ein einheitliches Modell könne es nicht geben. Das schließe die Frage vermeintlicher Standards ein.

Was von der „Villa Interim“ in Münster und an Überlegungen aus Pulheim dargestellt worden sei, widerspreche nicht dem vom Schulgesetz her Möglichen. Diese Koopera-tionen könne man nur unterstützen, weil sich Netzwerke zusammenbrächten. Dies gelte vor allem, wenn die Aufgabe von Jugendhilfe im Bereich der emotionalen und sozialen Entwicklung klar sei. Die Schulen unterstützen das und brächten die einzel-nen Partner zusammen. Die regionalen Bildungsnetzwerke hätten sich unterschiedli-che Schwerpunkte gegeben. In Paderborn gebe es zum Beispiel ein gutes Inklusions-konzept im regionalen Bildungsbüro mit Anbindung an die Universität. Solche Entwick-lungen könnten gefördert werden. Sie müssten aber auch wachsen, um belastbar zu sein.

Ihrer Auffassung lege der Antrag das Einziehen einer neuen Struktur nahe. Deshalb stelle er keine Grundlage für die Weiterentwicklung und Unterstützung dar. Sie plä-diere dafür, sich in Konferenzen und Dienstbesprechungen über die Modelle auszu-tauschen und solche durch Kooperationen möglich zu machen.

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Landtag Nordrhein-Westfalen - 9 - APr 16/1279

Ausschuss für Schule und Weiterbildung 04.05.2016 93. Sitzung (öffentlich) st Durch Elternwahlverhalten entwickelten sich unterschiedliche Szenarien in Bezug auf die Förderschulen. Sie sehe keine Bestandsgefährdung der Förderschulen für emoti-onale und soziale Entwicklung. Regionale Ankerpunkte für konzeptionelle Entwicklun-gen seien somit vorhanden. Es gebe sehr intensive Diskussionen in Bezug auf solche Konzepte. Die angelegten Entwicklungen gingen weiter und verfestigten sich.

Der Antrag sei vollkommen anders angelegt und erzeuge Doppelstrukturen. Da der Weg, den das Schulgesetz ermögliche, konsequent weitergegangen werde, könne dem Antrag nicht zugestimmt werden.

Renate Hendricks (SPD) bestätigt, die Anhörung sei hochinteressant gewesen. Es habe viele Hinweise gegeben. Die Regionen setzten unterschiedliche Ansätze um, gingen aber immer von dem Gedanken aus, eine stärkere Vernetzung von Schule und Jugendarbeit zu benötigen. Im Entschließungsantrag zum Neunten Schulrechtsände-rungsgesetz sei genau diese Zusammenarbeit bereits eingefordert und flankiert wor-den. Dies geschehe durch Inklusionsberater oder Fachberater und müsse in den Re-gionen gemeinsam mit den Schulämtern erfolgen. Inklusion könne Schule nicht alleine leisten. Dabei handele es sich um eine gesellschaftliche Frage, die alle Beteiligten aufzunehmen hätten. Alle vorhandenen Möglichkeiten seien zu nutzen und zu vernet-zen.

Bei der „Villa Interim“ in Münster handele es sich ebenso um eine spannende Entwick-lung wie in Pulheim. In Düsseldorf existierten mittlerweile Ansätze für eine solche Ent-wicklung. Auch die Stadt Hamm überlege, Entsprechendes auf den Weg zu bringen. Dabei müsse im Blick behalten werden, wie die Verantwortung gemeinsam so getra-gen werden könne, dass diese Verabredungen über Bildungsbüros eingefordert wer-den könnten.

Der CDU-Antrag gehe von Standards aus, die in Nordrhein-Westfalen am besten durch das Ministerium oder das Parlament definiert würden. Die Regionen und Akteure seien jedoch sehr unterschiedlich. Den Gedanken der Vernetzung habe man mit dem Entschließungsantrag bereits formuliert. Die Ausgestaltung vor Ort liege in der Verant-wortung der Kommunen, Schulträger und der Jugendhilfe. Genau das mache es span-nend und wirkungsvoll.

Die Anzahl der Schulen für Lernbehinderte sinke in der Tat. Dies gelte jedoch nicht bei den Schulen für Erziehungshilfe. Es sei auch nicht sinnvoll, Doppelstrukturen aufzu-bauen oder aufrechtzuerhalten. Solange es diese Schulen gebe, könne auf deren Ex-pertise zurückgegriffen werden.

Nach Auffassung von Monika Pieper (PIRATEN) fordert der Antrag keine andere Struktur, sondern bezieht die Förderschulen ein. Richtig sei, dass die Förderschulen für emotionale und soziale Entwicklung nicht im Bestand gefährdet seien. Genau das Gegenteil sei der Fall. Es gebe sogar Wartezeiten und Schwierigkeiten, Kinder über-haupt an einer solchen Schule unterzubringen.

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Ausschuss für Schule und Weiterbildung 04.05.2016 93. Sitzung (öffentlich) st Sie halte den Antrag für einen guten Ansatz, der zu einer Förderung und Schließung von Kooperationen in diesem Bereich führen könne. Dies sei vielerorts gar nicht klar. Es gebe einen zusätzlichen Auftrag an die Förderschulen.

Es müsse darauf geachtet werden, die Kinder nicht ständig von A nach B zu schicken. Ein Förderzentrum, welches sich temporär auf das Kind „stürze“, könne schwierig sein. Nach ihrer Überzeugung sei die Erhöhung der Lehrer-Schüler-Relation an den Schu-len für emotionale und soziale Entwicklung nicht richtig gewesen. Förderzentren hülfen nicht, wenn an den allgemeinen Schulen keine Sonderpädagogen mit dieser Profes-sion existierten.

Es reiche zwar bei Weitem nicht aus, solange es nichts anderes gebe, stimmten die Piraten dem Antrag jedoch zu.

Yvonne Gebauer (FDP) schließt sich den Ausführungen der Abgeordneten Monika Pieper an. Die FDP-Fraktion habe sehr frühzeitig darauf hingewiesen, dass es trotz steigender Zahlen von Förderschulkindern in Regelschulen nach wie vor ein flächen-deckendes Förderschulangebot geben müsse. 54 Förderschulen seien im laufenden Jahr bereits geschlossen worden. Der FDP sei wichtig, die Expertise der Sonderpäda-gogen zu erhalten und anzuwenden.

Ihrer Ansicht nach sehe der Antrag kein Einheitsmodell vor. In der Vielfalt liege die Stärke. Es gehe um die Erarbeitung eines Konzepts.

Sie müsse der Abgeordneten Renate Hendricks widersprechen, die gesagt habe, die FDP reite auf Basisstandards herum, die nicht wichtig seien, weil es vor Ort unter-schiedlich gehandhabt werde. Sicherlich werde es überall vor Ort anders gemacht. Trotz verschiedener Strukturen und unterschiedlicher Akteure müsse es verpflichtende Standards geben, um eine flächendeckende Qualität sicherzustellen.

Die FDP könne sich dem Antrag anschließen. Es gehe nicht um Doppelstrukturen. Dort, wo es kein Förderschulangebot mehr gebe, müsse es zur Unterstützung der Kin-desentwicklung nach wie vor Hilfe geben.

Petra Vogt (CDU) kommt auf eine vorherige Diskussion im Ausschuss zum Thema Inklusion zu sprechen. Damals habe man einvernehmlich festgestellt, von unterschied-lichen Voraussetzungen ausgegangen zu sein. Bei Erstellung des Gesetzes hätten die Oppositionsfraktionen ein anderes Verständnis von Inklusion gehabt als die regie-rungstragenden Fraktionen. Trotzdem hätten diese Bereitschaft geäußert, bei Bedarf nachzusteuern.

In der Anhörung seien unterschiedliche Modelle aus verschiedenen Regionen bespro-chen worden. Die Anzuhörenden seien sich jedoch einige gewesen, mehr Unterstüt-zung zu benötigen. Diese könne durch multiprofessionelle Teams an den Regelschu-len oder durch externe Betreuungsmöglichkeiten erfolgen. Zu klären sei, wie dies dar-gestellt und wie nachgesteuert werden solle. Nach Aussage des Geschäftsführers des Städte- und Gemeindebundes scheitere die Inklusion in Nordrhein-Westfalen nach zweieinhalb Jahren. Solche Signale könne man nicht überhören und sagen, das Land sei unterschiedlich. Alle Anzuhörenden hätten von großen Defiziten gesprochen, die

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Landtag Nordrhein-Westfalen - 11 - APr 16/1279

Ausschuss für Schule und Weiterbildung 04.05.2016 93. Sitzung (öffentlich) st zwar auf unterschiedliche Weise behoben werden könnten, aber auch behoben wer-den müssten.

Die Gemeinden hätten nach Aussage von Herrn Dr. Schneider mittlerweile das Gefühl, dass die Förderschüler mittlerweile schlechter gefördert würden als in der Vergangen-heit. Das könne nicht einfach ignoriert werden.

Die regierungstragenden Fraktionen hätten noch vor zwei Wochen ihre Bereitschaft zur Nachsteuerung betont. Nun solle endlich auf die Experten gehört und nachgesteu-ert werden.

Dr. Anette Bunse (CDU) stellt klar, der Antrag diene dazu, die verschiedenen Struk-turen und Personen zusammenzuführen und die Expertise sichtbar zu machen. Es gehe letztlich um Bildungschancen von Kindern. Diese seien offensichtlich gefährdet. Im Antrag sei die Absicht formuliert, mit den kommunalen Spitzenverbänden in einem Dialog treten zu wollen. Der Antrag enthalte kein fertiges Konzept, aus dem Doppel-strukturen abgeleitet werden könnten. Das Konzept bestehe aus Eckdaten. Eckdaten verstehe die CDU als Vorschläge, über die diskutiert werden könne. Es sei dringend notwendig, zu einem solchen Konzept zu kommen. Ein Konzept könne Standards be-inhalten. Aber auch ein Standard lasse eine gewisse Variationsbreite für jeden einge-bundenen Akteur offen. Der Antrag sei von sehr viel Expertise untermauert worden.

Karin Schmitt-Promny (GRÜNE) wehrt sich gegen die generelle Kritik an der Ent-wicklung im Bereich Inklusion. Lohnenswert sei es, auf Schwachstellen zu schauen, aber auch die gelingenden Beispiele für eine inklusive Entwicklung zu sehen. Sie sehe durchaus kein drohendes Scheitern der gesamten Inklusion.

Sich in einer strukturellen Debatte ein neues oder angedocktes System zu überlegen, halte sie nicht für zielführend. Bei Kindern mit dem Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung gehe es nicht in erster Linie um schulbedingte Aspekte, sondern um Dinge, die mit der Geschichte und Entwicklung sowie der Persönlichkeit der Kinder zusammenhingen. Der Ansatzpunkt zur Unterstützung der Kinder liege nicht in der Schule, sondern in der Jugendhilfe und in einer guten kinder- und jugendpsychiatri-schen Begleitung. Deshalb müsse die Fragestellung lauten, wie gute integrierte Sys-teme zwischen Jugendhilfe und Schule geschaffen würden. Man beginne nicht bei null. Viele Maßnahmen für Kinder mit sehr schwierigem sozialem Verhalten existierten seit Jahren. Manche der Modelle seien umstritten. Beispiele wie Münster und Pulheim müssten in die Breite getragen, aber kein neues standardisiertes System geschaffen werden. Vor Ort müsse flexibel auf die Problemstellungen der Kinder und Jugendlichen eingegangen werden können.

Spannend sei, in welche Richtung sich die Förderschulen für emotionale und soziale Entwicklung bewegten, um Schule und Jugendhilfe stärker zu verknüpfen. Es gehe um die Begleitung der Persönlichkeitsentwicklung der Schüler, um diese zügig wieder in das Regelsystem eingliedern zu können.

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Ausschuss für Schule und Weiterbildung 04.05.2016 93. Sitzung (öffentlich) st Renate Hendricks (SPD) legt dar, der Antrag fordere ein Konzept zur Errichtung von regionalen Unterstützungszentren für Inklusion mit dem Schwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung. Nach Ansicht der CDU würden solche Unterstützungszentren er-forderlich, weil Förderschulen für Lern- und Entwicklungsstörungen nicht mehr exis-tierten. Das sei nicht richtig. Diese Förderschulen gebe es nach wie vor. Es bestehe auch keinerlei Absicht zur Schließung dieser Schulen. Gleichwohl gebe es unter-schiedliche Entwicklungen vor Ort. Gemeinsam mit diesen Schulen würden Angebote vorgehalten, um den Bedürfnissen von Schulen zu entsprechen.

Weiterhin würden zusätzliche Mittel für die Regionen gefordert. Schon gegenwärtig erhielten die Regionen über die Bildungsbüros Gelder für diesen Bereich. Zu nennen sei auch das Inklusionsleistungsgesetz.

Die CDU könne ein Konzept vorlegen und beschreiben, in welcher Form es weiterge-hen solle und welche Ressourcen die Fraktion dafür vorsehen wolle.

Ministerin Sylvia Löhrmann (MSW) trägt vor:

Ich möchte versuchen, das eine oder andere etwas gerade zu rücken und stärker zu differenzieren. Ich möchte mit dem anfangen, was uns die Gutachter Klemm und Preuss-Lausitz angeblich vorgeschlagen haben. Frau Dr. Bunse, Sie haben gesagt, es wäre der Vorschlag gewesen, die Förderschulen zu schließen, aber sie schlös-sen sich von alleine. Es sind namhafte Experten. Die Professoren haben gefordert, für die Förderschulen Lernen zu entscheiden. Wir reden hier aber über emotionale und soziale Entwicklung. Das fing schon etwas durcheinander an. Für die Förder-schulen Lernen wurde gefordert, in den Eingangsklassen keine neuen Kinder auf-zunehmen und sie auslaufen zu lassen, wie es im Übrigen eine CDU-FDP-Koalition in Niedersachsen entschieden hat.

Wir haben uns als Regierungskoalition dafür entschieden, von Landesseite keine Förderschule zu schließen, sondern dem Grundsatz des Elternwillens zu folgen. Es gibt aber ein Prä für die Eltern mit der Schaffung eines neuen Rechts auf einen Platz in der allgemeinen Schule. Darüber hatten wir uns im Übrigen auch mit der CDU in der Zeit der Minderheitsregierung verständigt. Dieses Prä war im Übrigen auch schon im schwarz-gelben Schulgesetz des Jahres 2006 angelegt. Die Eltern kön-nen darüber hinaus den Willen äußern, für ihre Kinder eine Förderschule zu wählen, und zwar jedweder Konstruktion. Für alle Schulen gilt aber der Grundsatz, dass dafür – wie für alle anderen Schulformen auch – ein entsprechender Bedarf gege-ben sein muss. Das ist die Grundsatzentscheidung, die wir in diesem Parlament im Dezember 2010 getroffen haben. Genau diese Konstruktion setzt das Gesetz um.

Förderschulen schließen sich nicht. Förderschulen werden aufgrund von kommu-nalen Entscheidungen als auslaufend gestellt. Aufgrund der Mindestgrößenverord-nung – auch das wissen Sie – haben wir Instrumentarien mit den kommunalen Spit-zenverbänden und allen anderen Akteuren mit Übergangsfristen für ganz unter-schiedliche Strukturen erörtert, zum Beispiel, ob es vorher ein Kompetenzzentrum war oder nicht. Die Kommunen hatten Zeit, ihre Förderschullandschaft im Lichte der Entwicklung mit kommunalen Entscheidungen umzusetzen. Diesen Grundsatz will

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Ausschuss für Schule und Weiterbildung 04.05.2016 93. Sitzung (öffentlich) st

ich noch einmal darstellen, genauso wie es beim Konzept für die Grundschulen auf-grund der Entwicklung und der Kenntnis der örtlichen Entwicklungsprozesse sein muss. Insofern hat ein Wandlungsprozess in der Förderschullandschaft stattgefun-den. Es gibt Teilstandortbildungen und anderes mehr, was es auch für andere Schulformen gibt. Das möchte ich noch einmal sehr deutlich sagen. Das widerlegt die von Ihnen gern wiederholten Aussagen, als ob hier in irgendeiner Weise ein landesweit gesteuerter Zerschlagungsprozess stattfindet. Der Abbau bestimmter Förderschulen und insbesondere der Förderschulen entwickelt sich schrittweise. Wir haben uns aus guten Gründen entgegen des Votums der Expertinnen und Ex-perten nicht für einen radikalen Weg entschieden. Ich finde diese Grundsatzent-scheidung ausdrücklich richtig, weil ich einen sanfteren Weg für richtiger halte als einen radikalen Weg. Das wollte ich feststellen. Worauf Sie hier abgehoben haben, hat mit dem Antrag im Grunde genommen gar nichts zu tun.

Ich möchte auf die Ausführungen von Herrn Dr. Schneider zu sprechen kommen und daran erinnern, dass wir als Land mit den Kommunen einen Vertrag geschlos-sen haben. Das Land hat beim Inklusionsstärkungsgesetz zur Unterstützung der Kommunen auf Punkt und Komma seine Zusagen erfüllt, was die Mittel für den Korb 1 und den Korb 2 angeht. Die erste Evaluation hat gezeigt, dass das Land aus-kömmlich finanziert hat. Die weiteren Evaluationen sind besprochen. Also Vertrags-treue auf Punkt und Komma. Trotzdem verhindert Herr Dr. Schneider nicht, dass 40 Kommunen zum Verfassungsgericht gehen. – So weit zu einem fairen Miteinander. Das will ich bei der Gelegenheit sagen. Auch das wird zum Teil anders dargestellt. Dann hat man natürlich auch einen etwas kritischeren Blick auf solche Aussagen.

Ich hatte den Eindruck, in der Anhörung sind wichtige Punkte besprochen worden, und es gab große Übereinstimmungen unter Expertinnen und Experten sowie Ab-geordneten. Die Unterstützung unserer Schulen bei der Beschulung von Schülerin-nen und Schülern im Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung ist erforderlich und muss intensiviert werden. Es ist nicht gewollt, eine Strukturdebatte zu führen und die Grundsätze des Gesetzes aufzuheben.

Frau Vogt, auch Sie haben für Ihre Fraktion gleich zu Beginn der Anhörung aus-drücklich betont, dass es Ihnen nicht um den Aufbau einer neuen Struktur und damit nicht um neu einzurichtende Unterstützungszentren für den Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung geht. Wir haben das begrüßt. Diese Klarstel-lung hat den Nachmittag der Anhörung geprägt, die sich deutlich kürzer gestaltet hat als geplant.

Darüber, dass Schülerinnen und Schüler mit einem Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung im Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung auch für Schulen des gemeinsamen Lernens eine große Herausforderung darstellen, waren sich viele Expertinnen und Experten in der Anhörung einig. Diese Einschätzung tei-len wir. Unabhängig davon, welche Schule die einzelnen Kinder besuchen, kommt es darauf an, die vorhandene Infrastruktur zu stärken und die Expertise vor Ort für diese Kinder zu sichern. Deswegen ist es falsch, jetzt nur aus Sicht der Förderschu-len darauf zu schauen. Wir müssen systemisch und individuell auf die Kinder und

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Ausschuss für Schule und Weiterbildung 04.05.2016 93. Sitzung (öffentlich) st

Jugendlichen schauen und sehen, wie wir die vorhandene Expertise klug zusam-menführen. Dafür benötige ich keine zusätzliche Struktur, sondern zusätzliches Per-sonal. Das haben wir getan, liebe Kolleginnen und Kollegen. Daran möchte ich noch einmal erinnern. Während wir hier tagen, sitzen zeitgleich etwa 150 Inklusionskoor-dinatoren und Fachberater in Mülheim mit dem Landesinstitut QUA-LiS zusammen, besprechen anstehende Probleme und tauschen sich aus. Ich hätte gern gewusst, wie viele zusätzliche Fachberaterinnen und Fachberater hinzukommen sollen, weil es nicht ausreicht. Sie wissen, dass wir auch da schrittweise vorgegangen sind. Manche wurden erst jetzt eingestellt. Erst jetzt können die Beschlusslagen des Ge-setzes daher ihre Wirkung entfalten.

Wie können Schulen und Lehrkräfte unterstützt werden? Ich möchte an das anknüp-fen, was in den Regionen vorhanden ist und es noch einmal konkret sagen. Es sind unterschiedliche Vorschläge. Ich fände es falsch, zu sagen, wir machen nur noch das eine und nicht mehr das andere. In Pulheim planen die Schulen des längeren Lernens, eng mit dem nahegelegenen ehemaligen Kompetenzzentrum für sonder-pädagogische Förderung zu kooperieren, das Kern eines regionalen Unterstüt-zungssystems und damit Netzwerkknotens ist bzw. dazu ausgebaut werden soll. Übrigens ist das auch im Rheinland der Fall. Es ist nicht nur immer Ostwestfalen. Im Kreis Paderborn ist – ausgehend vom Bildungs- und Integrationszentrum – ein Netzwerk aus regionalem Bildungsbüro, kommunalem Integrationszentrum, Schul-aufsicht, Familienklassen und LWL-Beratungshaus entstanden, in dem die multipro-fessionelle Zusammenarbeit als zentraler Gelingensfaktor beschrieben wird. In der Stadt Münster wiederum soll ein Lernort nach § 132 des Schulgesetzes eingerichtet werden. Auch das haben wir vorgesehen. Insofern sind die gesetzlichen Grundla-gen für jedwede Kooperation gegeben. Es soll als Unterstützungszentrum für Schü-lerinnen und Schüler mit besonders intensivem Unterstützungsbedarf im Förder-schwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung verstanden werden. In der Stadt Münster wird es künftig – das ist aber keine Landesaufgabe, sondern kommunale Entscheidung – keine eigenständige Schule für den Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung mehr geben. Meines Wissens wird das vor Ort auch breit getragen.

Kerngedanke des Konzepts ist die enge und vertraglich vereinbarte Zusammenar-beit von Schule und Jugendhilfe. Eine multiprofessionell besetzte Fachclearingstelle für Schülerinnen und Schüler mit einem Bedarf an sonderpädagogischer Unterstüt-zung im Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung soll über wirksame Unterstützungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche beraten, die mit den übli-chen Möglichkeiten sonderpädagogischer Unterstützung für eine bestimmte Zeit nicht mehr am gemeinsamen Lernen teilnehmen können. Hier erfolgt der Blick auf die Kinder in unterschiedlichen Beschulungssituationen, so wie es, wenn man indi-viduelle Förderung ernst meint – und das unterstelle ich allen hier im Ausschuss –, angelegt ist.

Am neu einzurichtenden schulischen Lernort selbst soll nur eine sehr begrenzte Schülerzahl mit kurzer Verweildauer unterrichtet und erzieherisch begleitet werden. Pädagogisches Leitmotiv aller, die diese Schülerinnen und Schüler im multiprofes-sionellen Team unterstützen ist, diese jungen Menschen benötigen umfassende

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Hilfe, die nur in enger Abstimmung aller Helfersysteme wirksam wird. Diese Schü-lerinnen und Schüler sind meist nicht ausschließlich in der Schule extrem auffällig und schwierig, sondern auch in anderen Lebens- und Umfeldbezügen. Deswegen verbietet sich ein rein schulischer Blick auf die Kinder und Jugendlichen.

Pulheim, Paderborn und Münster sind drei Regionen unseres Landes, die konkrete Unterstützungsstrukturen im Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwick-lung aufgebaut haben oder dies planen, dabei aber durchaus unterschiedliche Wege gehen, die schulrechtlich alle möglich und aus meiner Sicht in ihrer Region erfolgversprechend sind.

Ich erlaube mir an dieser Stelle, Ihren Fraktionsvorsitzenden Herrn Laschet zu zi-tieren. Er hat in einem Interview mit dem Bonner „General-Anzeiger“ am 7. April gesagt – ich zitiere –: Meine Vorstellung ist weniger Bürokratie, mehr die Menschen vor Ort entscheiden lassen, nicht aus den Ministerien heraus bis ins Letzte versu-chen, die Dinge zu regulieren.

Das war eine Äußerung in einem anderen Kontext. Das sage ich dazu. Aber es passt vom Grundsatz her auf die Herangehensweise insgesamt, denke ich. Dem schließe ich mich auf unser heutiges Thema bezogen gern an.

Das Ergebnis der Anhörung bestärkt die Landesregierung in diesem Vorgehen, dass wir schulrechtlich die Möglichkeit geschaffen haben, um Schulen im Umgang mit Schülerinnen und Schülern mit Förderschwerpunkt emotionale und soziale Ent-wicklung nachhaltig zu unterstützen. Dazu müssen wir vorhandene Strukturen aus-bauen und intensiveren, statt eine neue Struktur zu schaffen. Ich will noch einmal betonen, wieviel Ressource in diese Unterstützung geht. Die Inklusionsfachberate-rinnen und -fachberater stehen nicht nur in den Netzwerken, sondern auch unmit-telbar in den Schulen des gemeinsamen Lernens vor Ort für die fachliche Beratung in Fragen sonderpädagogischer Förderung als Ansprechpartner zur Verfügung. Es geht um fachlichen Austausch, erfolgreiche Konzepte und gute Lösungsstrategien. Expertinnen und Experten werden regelmäßig zusammengerufen, und es gibt Fachkongresse dazu. Schließlich unterstützt unser Landesinstitut QUA-LiS unsere Schulen des gemeinsamen Lernens durch die Erstellung von Materialien für die Lern- und Entwicklungsplanung für den Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung.

Wenn Sie der Meinung sind, dass dies rechtlich und haushalterisch nicht hinrei-chend angelegt ist, um diesen Umbau- und Entwicklungsprozess auf dem Weg zur inklusiven Schule zu gestalten, müssten Sie konkreter sagen, welche Infrastruktur Sie wie und wo wollen, was dafür gesetzlich geändert werden müsste, oder was im Haushalt zusätzlich dafür hinzukommen müsste. Den Anspruch habe ich an Oppo-sitionsfraktionen. Diese Antwort sind Sie aus meiner Sicht bisher schuldig geblie-ben.

Eva Voigt-Küppers (SPD) wendet sich gegen ein Schwarz-Weiß-Denken und gegen Diskussionen außerhalb der sachlichen Ebene. Zu dem vorliegenden Antrag gebe es sicherlich verschiedene Standpunkte. Stimmten die regierungstragenden Fraktionen

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Ausschuss für Schule und Weiterbildung 04.05.2016 93. Sitzung (öffentlich) st dem Antrag nicht vorbehaltlos zu, werde ihnen mangelnde Bereitschaft unterstellt, über bestimmte Dinge nachzudenken. Dies diene der Diskussion nicht.

Es sei noch nicht darüber diskutiert worden, wie sich solche Unterstützungszentren bzw. „Time-out-Lernorte“ für Kinder, die in gemeinsamem Unterricht schwierig zu be-schulen seien, auswirkten. Man müsse überlegen, was das bedeute. Ziel sei es, die Kinder gemeinsam zu unterrichten und gleichzeitig allen mit ihren jeweiligen Bedarfen gerecht zu werden. Aus diesem von allen für gut erachteten System würden nun nach Vorstellung der CDU wieder Kinder herausgenommen und als Versager gekennzeich-net. Genau das helfe den Kindern nicht und dürfe ihnen nicht passieren. Das ver-schlimmere die Situation und sei das genaue Gegenteil dessen, was durch das ge-meinsame Lernen konzipiert worden sei. Ein solches Vorgehen entwerte Kinder und führe zu Beziehungsabbrüchen. Selbst der Landesrechnungshof habe in seinem Be-richt vermerkt, dass es bei Kindern, die eigentlich nur zeitweise aus dem System ge-nommen würden, zu einem dauerhaften Verbleib an der Förderschule komme. Des-halb dürfe diese Vorgehensweise nicht institutionalisiert werden, auch wenn es Fälle geben werde, in denen ein Herausnehmen von Kindern aus ihrer Schule nicht verhin-dert werden könne. Es dürfe aber nicht zum Prinzip erhoben werden. Dies sei ihr aus pädagogischer Sicht ganz wichtig. Das inklusive System müsse stark gemacht wer-den. Wo man mit den angelegten strukturellen Mitteln nicht auskomme, würden zu-sätzliche Hilfen und Beratung zum Beispiel aus der Jugendhilfe benötigt. Die Einfüh-rung einer dritten Säule halte sie jedoch weder pädagogisch noch strukturell für sinn-voll.

Monika Pieper (PIRATEN) betont, die zu Beginn gelobte „Villa Interim“ mache genau das und nehme Kinder temporär aus der Schule. Nun werde von einer Entwertung der Kinder gesprochen. Dies sei widersprüchlich.

Eine Diskussion mache nur Sinn, wenn gemeinsam geprüft werde, worin die Chance eines solchen Antrags liege.

Die Förderschulen für emotionale und soziale Entwicklung seien in ihrem Bestand nicht gefährdet. Es gehe auch nicht um eine andere Struktur, sondern darum, die vor-handene Struktur besser zu nutzen. Ganz viele Förderschulen praktizierten dies be-reits seit 20 Jahren und berieten andere Schulen. Dies geschehe jedoch, ohne Res-sourcen dafür zu haben. Der Antrag könne das vorhandene System stärken, indem der Spielraum der Förderschulen durch zusätzliche Ressourcen für Beratung erweitert werde.

Ihrer Auffassung nach müsse ein Kind tatsächlich im Ausnahmefall temporär aus einer Gruppe genommen werden. Genau das mache die „Villa Interim“. Der vorliegende An-trag könne zur Entstehung solcher Kooperationen beitragen. Der Antrag habe nicht ein starres System zum Ziel, in dem alle Betroffenen wieder an einer Förderschule be-schult würden. Sie sehe darin eine echte Chance, zu prüfen, wie man aus einer För-derschule für emotionale und soziale Entwicklung ein Zentrum mit mehr Aufgaben zur Unterstützung in der Schule entwickeln könne.

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Ausschuss für Schule und Weiterbildung 04.05.2016 93. Sitzung (öffentlich) st Natürlich liege die Schwierigkeit in der Umgebung und in der Persönlichkeit des Kin-des. Das Kind halte sich jedoch einen großen Teil des Tages in der Schule auf und werde auch durch Schule geprägt. Auch könne nicht abgestritten werden, dass das gegenwärtige System Schule durch die Gruppengrößen in Einzelfällen eine persönli-che Schwierigkeit verstärke. Das sage sie mit aller Vorsicht und wolle es nicht verall-gemeinert wissen. Aufgabe der Schule sei es, sich um diese Schülerinnen und Schüler zu kümmern.

Jenseits des Antrags komme man durch eine Auslotung weiter, was eine Förderschule für emotionale und soziale Entwicklung leisten könne und welche Ressourcen sie zur Unterstützung der allgemeinen Schulen benötige. Drei oder vier Leuchtturmprojekte im Land hülfen nicht. Das Ziel, solche Entwicklungen flächendeckend zu fördern, könne eine fraktionsübergreifende Gemeinsamkeit darstellen.

Yvonne Gebauer (FDP) widerspricht der Aussage, Kinder würden durch den Besuch einer Förderschule entwertet.

Der Landesrechnungshof habe ausdrücklich nicht aus pädagogischer, sondern rein aus finanzieller Sicht argumentiert. Dies sei ein großer Unterschied. An dieser Stelle führe man keine finanzielle Debatte, sondern betrachte die Entwicklung aus pädago-gischer Sicht.

Regelschüler würden nicht vollständig inklusiv unterrichtet, sondern temporär aus dem Unterricht genommen. Das sei in Ordnung. Man müsse das benennen dürfen, ohne abgestempelt zu werden.

2015 seien 75 Förderschulen geschlossen worden. Man könne Ihrer Meinung daher durchaus von einer Schließungswelle sprechen.

Die Ministerin habe Herrn Laschet zitiert. Ihrer Ansicht nach passe das Zitat an der Stelle nicht, da es nicht um Regulierung, sondern um die bestmögliche Unterstützung für die Schülerinnen und Schüler vor Ort gehe. Das bestehende Gesetz eröffne die Möglichkeit einer temporären Herausnahme. Es gehe darum, diese sogenannten Leuchtturmprojekte dort zu etablieren, wo es keine entsprechenden Förderschulen mehr gebe. Nichts anderes werde in dem Antrag gefordert. In Nordrhein-Westfalen dürfe es keine weißen Flecken bezüglich einer qualitativen sonderpädagogischen Un-terstützung im Sinne des Kindes geben. Deshalb verstehe sie die Aufregung und die in die Diskussion gebrachte Schärfe nicht.

Petra Vogt (CDU) spricht sich gegen Diskussionen über eine vermeintliche Abwertung von Schülern aus und hebt das Ziel des Antrags hervor, dass Kinder mit einem An-spruch auf eine besondere Förderung diese Förderung auch erhielten. Keinesfalls gehe es um eine Abwertung von Kindern. Der Antrag ziele auch nicht nur auf den schulischen Teil ab, sondern stelle klar, dass erfolgversprechende, nachhaltige Mo-delle zur Unterstützung von Schülerinnen und Schüler mit einem Förderbedarf in der emotionalen und sozialen Entwicklung immer auch den sozialen Kontext berücksich-tigten. Es gehe um eine ganzheitliche Hilfeplanung für eine schwierige Schülerschaft,

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Ausschuss für Schule und Weiterbildung 04.05.2016 93. Sitzung (öffentlich) st um die man sich besonders kümmern müsse. Das Abgleiten der Diskussion in der Form bedaure sie. Es werde dem Antrag und der Anhörung nicht gerecht.

In Münster werde übrigens ebenfalls von einem „Unterstützungszentrum“ gesprochen. Die Ministerin habe nicht nur im Ausschuss, sondern auch im Plenum wiederholt da-rauf hingewiesen, dass die Schließung der Förderschulen durch die Kommunen er-folge und keine Entscheidung von Landesseite sei. Das Ministerium habe die Mindest-größenverordnung jedoch ganz klar als starr dargestellt. In der Vergangenheit habe es viele Ausnahmen gegeben. Die Kommunen seien dafür dankbar gewesen. Mittlerweile werde den Kommunen kein Spielraum mehr gelassen. Sie müssten die Schulen schlie-ßen und täten dies teilweise mit großem Unmut, weil sie es pädagogisch gar nicht verantworten könnten. Sich in dieser Situation hinzustellen und von der Verantwortung der Kommunen zu sprechen, werde vor Ort als ausgesprochen unfair empfunden.

Die Ministerin habe Herrn Dr. Schneider kritisiert und geäußert, das Land habe alle Zusagen eingehalten und nun falle man ihnen trotzdem in den Rücken.

Ministerin Sylvia Löhrmann (MSW) bestreitet, sich so ausgedrückt zu haben.

Petra Vogt (CDU) bittet um eine Klarstellung. Sie habe es so verstanden, als ob das Ministerium nicht damit einverstanden sei, dass nun geklagt werde, obwohl das Land seine Vorgaben eingehalten habe.

Es habe nur deshalb überhaupt eine Einigung mit den Kommunen gegeben, weil die Kommunen damals schon eine Klage angedroht hätten. Die Ministerin habe sehr lange Zeit behauptet, das Gesetz habe nichts mit Konnexität zu tun, da Inklusion schon im-mer eine kommunale Aufgabe gewesen sei.

Astrid Birkhahn (CDU) kommt auf die Frage zurück, ob durch den Antrag eine neue Struktur eingezogen werden solle. Auf diesen Aspekt wolle sie den Fokus legen und Monika Pieper zustimmen, die gesagt habe, es gehe darum, Vorhandenes zu nutzen. Das sei der entscheidende Punkt. Zur Unterstützung der Kinder werde keine neue Struktur benötigt. Der Schlüssel liege in der Erhaltung des Vorhandenen. Deshalb wolle sie darauf hinweisen, dass es nicht nur Leuchttürme wie Münster und Pulheim gebe, sondern auch beispielsweise den westfälischen Landkreis Warendorf. Dieser habe seine Schule erhalten wollen und eine kreisübergreifende Trägerschaft ins Feld geführt. Von daher könne das Angebot vor Ort erhalten werden. Die Expertise könne genutzt und im Sinne einer regionalen Schulpolitik deutlich gemacht werden, dass man schulischen Lernort und Jugendhilfe sehr gut miteinander verbinden könne. Das sei nicht rückwärtsgewandt. Man lehne die neuen inklusiven Systeme nicht ab, sondern wolle Vorhandenes nutzen. Kinder mit emotionalem und sozialem Förderbedarf benö-tigten Bindung, Vertrauen und einen verlässlichen Rahmen. Das gehe ihr manchmal in der Diskussion unter. Zeit, in der sich die Kinder wieder finden könnten, gehe verlo-ren, weil der Ort verloren gehe. Die Zeit an einer Förderschule könne die Inklusion befördern, weil die Kinder in die Regelschule zurückkämen. Die Vielfalt der Menschen erfordere eine Vielfalt der Lernwege.

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Ausschuss für Schule und Weiterbildung 04.05.2016 93. Sitzung (öffentlich) st Sigrid Beer (GRÜNE) stimmt den Ausführungen zu. Gerade die regionalen Möglich-keiten sollten genutzt werden. Durch Teilstandorte und Verbundmöglichkeiten seien Möglichkeiten geschaffen worden, um Angebote in der Fläche vorzuhalten. Sie argu-mentiere nicht fiskalisch, sondern qualitätsorientiert in Bezug auf das, was der Lan-desrechnungshof zu den Ausnahmegenehmigungen hinsichtlich der Förderschulen gesagt habe. In Ostwestfalen habe es Kleinstsysteme mit weniger als 20 Schülern gegeben. Damit könne eine Förderschule Lernen nicht qualitätsorientiert arbeiten.

Entgegen der Empfehlungen des Landesrechnungshofs habe man sich nicht für einen aufkommensneutralen Weg entschieden, sondern mehr als eine Milliarde Euro inves-tiert.

Im Zusammenhang mit dem Inklusionsleistungsgesetz existiere ein Korb für originäre Schulträgeraufgaben. Zusätzlich unterstütze das Land mit jährlich 25 Millionen € und evaluiere einmal jährlich. Der Mittelabfluss habe im ersten Jahr 8,6 Millionen € betra-gen. Trotzdem habe die Landesregierung die Mittel in unveränderter Höhe bei den Kommunen belassen und warte die zweite Evaluation ab.

Aus einem anderen Topf stünden 10 Millionen € für personelle Unterstützung zur Ver-fügung. Damit könnten personelle Strukturen wie die Schulbegleitung geschaffen wer-den.

Bezüglich kreisübergreifender Modelle stimme sie der Abgeordneten Astrid Birkhahn zu.

Der Antrag beziehe sich auf ein anderes System neben § 132 Schulgesetz und nehme an, dass keine Förderschulen für emotionale und soziale Entwicklung mehr existierten.

Der Schul- und Inklusionsprozess des Landes gehe davon aus, dass Eltern keine Sorge mehr vor schulischen Einbahnstraßen haben müssten. Vielfach hätten Eltern in der Vergangenheit Angst gehabt, wenn ein Kind auf einer Förderschule beschult werde, sei dies für die gesamte Bildungslaufbahn so festgelegt. Durch Modelle wie in Münster, Pulheim und Paderborn sowie durch Kompetenzzentren werde eine Struktur geschaffen, in denen die Schulleitungen zusammenarbeiteten und Eltern von vornhe-rein sagten, es werde immer an ein Zurückkommen an die allgemeine Schule gedacht. Ein solcher vertrauensbildender Prozess müsse durchgängig im Land angelegt wer-den. Daran müsse gemeinsam gearbeitet werden. Das werde durch Veranstaltungen und durch Kooperationen mit den kommunalen Spitzenverbänden zu unterstützen sein.

Dr. Anette Bunse (CDU) fragt sich, warum die Grünen dem Antrag nicht zustimmen können, wenn sie ihn inhaltlich weitestgehend mittragen.

Viele Kinder mit Lernbehinderung hätten gleichzeitig Förderbedarf in der emotionalen und sozialen Entwicklung. Der Antrag diene dazu, diesen Kindern gerecht zu werden. Man dürfe nicht die Augen verschließen, sondern müsse hinsehen und hinhören. Dann könne man nur zu dem Schluss kommen, dass eine Struktur fehle, um allen Kindern zu helfen. Nicht mehr und nicht weniger fordere der Antrag.

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Ausschuss für Schule und Weiterbildung 04.05.2016 93. Sitzung (öffentlich) st Renate Hendricks (SPD) streicht heraus, die Stoßrichtung der Fraktionen sei unter-schiedlich, auch wenn sich die Zielrichtung nicht unterscheide. Die Abgeordnete Astrid Birkhahn habe deutlich gemacht, dass sich regionale Strukturen und Akteure zusam-menfänden, um für Kinder eine optimale Fördermöglichkeit zu finden. Voraussetzung dafür sei es, die vorhandenen Strukturen nutzen zu können. Viele Entwicklungen gebe es bereits. Der Schulträger in Münster schließe nun Förderschulen und schaffe statt-dessen einen Ort, der die Förderung in einer engen Kooperation mit den Regelschulen übernehme. Das müsse gemeinsam mit den Akteuren vor Ort entwickelt werden. Es helfe nicht, ein Konzept zu entwickeln und über das Land zu stülpen. Sie freue sich, wenn die Entwicklung vor Ort vonseiten der CDU mitgetragen werde.

Ministerin Sylvia Löhrmann (MSW) stellt fraktionsübergreifend mehr Einigkeit in der Sache fest als die Diskussion suggeriere. Zu fragen sei, was über Bestehendes hinaus benötigt werde, um dies zu gewährleisten.

Der Entwicklungsprozess auf dem Weg zu einem inklusiven System bedeute, dass der Elternwille gelte und Veränderungen örtlicher Strukturen und Schulentwicklungen be-wirkt würden. Darüber bestehe Einigkeit. Alle Fraktionen hätten beispielsweise von einem Abschmelzprozess in der Förderschullandschaft gesprochen, der in einem rechtlichen Rahmen durch kommunale Entscheidungen stattfinde. In dem rechtlichen Rahmen würden Mindestgrößen für alle Schulformen definiert. Dies führe zu einer An-passung der Strukturen. Das gelte für die Grundschulen ebenso wie für die Berufskol-legs und für die Förderschulen. Dieser kommunale Entscheidungsprozess der Neu-ordnung der Förderschullandschaft aufgrund des Gesetzes, der Mindestgrößenverord-nung sowie der differenzierten Übergangsregelungen sei im Wesentlichen abge-schlossen. Das Verhältnis entspreche in etwa den Erwartungen. Manche Gutachter meinten, der Prozess verlaufe noch langsamer als vom Gesetzgeber angenommen. Das erfordere jedoch keine Veränderung der Gesetzeslage.

Das Gesetz sehe außerdem Unterstützungsstrukturen vor Ort vor. Eine Form werde nicht festgelegt. Die Beispiele zeigten unterschiedliche Varianten. Das entspreche dem Verständnis von kommunaler Selbstverwaltung und selbstständiger Schule. Inso-fern sehe sie keinen Widerspruch des Zitats von Herrn Laschet. Selbstständigkeit vor Ort, aber keine Detailsteuerung von oben entspreche der Philosophie der Schulent-wicklung seit 2000.

Die Abgeordneten Astrid Birkhahn und Dr. Anette Bunse hätten indirekt bestätigt, dass jedes Kind möglicherweise andere Unterstützung und Hilfeleistung benötige und Stan-dardsetzungen deswegen nicht so einfach seien. Für ein Kind könne eine temporäre Herausnahme aus der allgemeinen Schule hilfreich sein, während sich das für ein an-deres Kind mit einem auf den ersten Blick vergleichbaren Verhalten als falsch heraus-stellen könne. Das bedeute individuelle Förderung. Für qualifizierte Entscheidungen im Sinne der Kinder müsse man die Lehrerinnen und Lehrer fitmachen.

Das Gesetz sehe im Übrigen die temporäre Herausnahme von Kindern grundsätzlich vor. Es solle allerdings nicht zum System oder zur Regel werden. Da es überall im Land unterschiedliche Modelle gebe, bestehe an der Stelle offensichtlich kein Korrek-

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Ausschuss für Schule und Weiterbildung 04.05.2016 93. Sitzung (öffentlich) st turbedarf. Als zusätzliche Maßnahme habe man Inklusionskoordinatorinnen und -ko-ordinatoren sowie Fachberaterinnen und -berater beschlossen. Deren Aufgabe be-stehe in der Sicherung und Vernetzung der Expertise im Bereich der Förderschulen.

Laut Antrag sollten Unterstützungszentren abweichend von der Intention des § 132 Schulgesetz gegründet werden. Während der Diskussion hätten sich jedoch alle Sei-ten positiv über ein Zentrum geäußert, welches sich auf Basis des § 132 Schulgesetz gegründet habe. Darin bestehe ein Widerspruch, und das stelle vielleicht einen Grund für die ablehnende Haltung zum Antrag dar.

Darüber hinaus fordere der Antrag eine Unterstützung der Zentren im Rahmen der bestehenden Mittel. Das werfe die Frage auf, wem im Gegenzug in welchem Umfang Mittel entzogen werden sollten, um sie den Zentren zuzuführen. Eine haushalterische Unterfütterung des Antrags fehle leider. Die Landesregierung könne nur dazu raten, den bisherigen Weg weiterzuführen.

Der Prozess um das Bundesteilhabegesetz werde möglichweise noch einmal neue Entwicklungen und ein erneutes Draufschauen erforderlich machen. Durch das Bun-desteilhabegesetz solle mehr Teilhabe gewährleistet werden. Nachdem die Bundes-regierung einen Referentenentwurf vorgelegt habe, gehe der Gesetzentwurf nun einen langen föderalen Weg. Es werde darauf ankommen, was der Bund den Kommunen in seiner Verantwortung des SGB VIII leiste. Die Landesregierung werde prüfen, ob das bei der Weiterentwicklung von Strukturen helfe.

Die Abgeordnete Dr. Anette Bunse habe darauf hingewiesen, dass die Grenzen zwi-schen emotional-sozialer Entwicklung und Lernen fließend seien. Aus diesem Grund habe man sich für eine Mischkalkulation entschieden.

Im Rahmen einer Tagung des Landschaftsverbandes Rheinland sei über Beratungs-notwendigkeiten aus Sicht der Eltern gesprochen worden. Kommunen, Landschafts-verband und Landesregierung hätten dort eher gemeinschaftlich über den Stand der Inklusion und Entwicklung gesprochen.

Der Ausschuss lehnt den Antrag der Fraktion der CDU mit den Stimmen der Fraktionen der SPD und der Grünen gegen die Stimmen der Fraktion der CDU, der FDP und der Piraten ab.

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Landtag Nordrhein-Westfalen - 22 - APr 16/1279

Ausschuss für Schule und Weiterbildung 04.05.2016 93. Sitzung (öffentlich) st 2 Gelingende Integration von Flüchtlingen. Ein Integrationsplan für NRW

Antrag der Fraktion der SPD und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Drucksache 16/11229

Änderungsantrag der Fraktion der PIRATEN Drucksache 16/11318

Ausschussprotokoll 16/1234

In Verbindung mit:

70 Jahre Landeszentrale für politische Bildung: Wir brauchen jetzt mehr politische Bildung für alle

Antrag der Fraktion der PIRATEN Drucksache 16/11218

Ausschussprotokoll 16/1264

In Verbindung mit:

Willkommen in NRW für neue Schülerinnen und Schüler

Antrag der Fraktion der SPD, der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der Fraktion der PIRATEN Drucksache 16/10305

In Verbindung mit:

Die Landesregierung muss ihrer Verantwortung in der Flüchtlingspolitik gerecht werden und ein Gesamtkonzept für den Schulunterricht von Flücht-lingskindern vorlegen

Antrag der Fraktion der CDU Drucksache 16/9798

Ausschussprotokoll 16/1153

Der Ausschuss kommt einvernehmlich überein, den Antrag der Fraktion der SPD und der Fraktion BÜNDNIS 90 /DIE GRÜNEN Drucksache 16/11229 sowie den Änderungsantrag

Page 23: Ausschuss für Schule und Weiterbildung · Ausschussprotokoll 16/1173 Der Ausschuss lehnt den Antrag Drucksache 16/10070 mit den Stimmen der Fraktionen der SPD, der Grünen und der

Landtag Nordrhein-Westfalen - 23 - APr 16/1279

Ausschuss für Schule und Weiterbildung 04.05.2016 93. Sitzung (öffentlich) st

der PIRATEN-Fraktion Drucksache 16/11318 ohne Votum an den federführenden Integrationsausschuss zu schieben.

Der Ausschuss kommt einvernehmlich überein, den Antrag der PIRATEN-Fraktion Drucksache 16/11218 ohne Votum an den federführenden Integrationsausschuss zu schieben.

Der Ausschuss kommt einvernehmlich überein, den Antrag der Fraktion der SPD, der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-NEN und der PIRATEN-Fraktion Drucksache 16/10305 in der Sitzung am 29. Juni 2016 zu beraten.

Der Ausschuss kommt einvernehmlich überein, den Antrag der Fraktion der CDU Drucksache 16/9798 in der Sitzung am 29. Juni 2016 zu beraten.

Page 24: Ausschuss für Schule und Weiterbildung · Ausschussprotokoll 16/1173 Der Ausschuss lehnt den Antrag Drucksache 16/10070 mit den Stimmen der Fraktionen der SPD, der Grünen und der

Landtag Nordrhein-Westfalen - 24 - APr 16/1279

Ausschuss für Schule und Weiterbildung 04.05.2016 93. Sitzung (öffentlich) st 3 Potentiale der Schulen in freier Trägerschaft verstärkt in die Beschulung

von Flüchtlingskindern und -jugendlichen einbinden

Antrag der Fraktion der FDP Drucksache 16/10419

Vor Eintritt in die Tagesordnung abgesetzt.

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Landtag Nordrhein-Westfalen - 25 - APr 16/1279

Ausschuss für Schule und Weiterbildung 04.05.2016 93. Sitzung (öffentlich) st 4 Dienstrechtsmodernisierungsgesetz für das Land Nordrhein-Westfalen

(Dienstrechtsmodernisierungsgesetz – DRModG)

Gesetzentwurf der Landesregierung Drucksache 16/10380

Ausschussprotokoll 16/1189

Der Ausschuss kommt einvernehmlich überein, den Gesetz-entwurf der Landesregierung Drucksache 16/10380 ohne Vo-tum an den federführenden Innenausschuss zu schieben.

Page 26: Ausschuss für Schule und Weiterbildung · Ausschussprotokoll 16/1173 Der Ausschuss lehnt den Antrag Drucksache 16/10070 mit den Stimmen der Fraktionen der SPD, der Grünen und der

Landtag Nordrhein-Westfalen - 26 - APr 16/1279

Ausschuss für Schule und Weiterbildung 04.05.2016 93. Sitzung (öffentlich) st 5 Industrie 4.0: Mittelstand sensibilisieren – Fachkräfte sichern – Smart Fac-

tories an berufsbildenden Schulen einrichten

Antrag der Fraktion der CDU und der Fraktion der FDP Drucksache 16/10070

Ausschussprotokoll 16/1173

Petra Vogt (CDU) erinnert an den Antrag der CDU-Fraktion zur Stärkung des dualen Systems und hebt die Bedeutung von Fachkräften besonders für den Mittelstand her-aus. Die Anzuhörenden hätten sich sehr positiv zum vorliegenden Antrag geäußert. Herr Prof. Dr. Jürgen Jasperneite habe geäußert, die dargestellten Lernfabriken seien nach ihrer Erfahrung ein hervorragendes Instrument, um junge Menschen zu begeis-tern und bestimmte komplexe Sachverhalte auf einfache Art und Weise erlebbar zu machen und von daher sei das beantragte Grundkonstrukt sicherlich sehr gut. Dem habe die CDU-Fraktion nichts hinzuzufügen und werbe um Zustimmung zu dem An-trag.

Ingola Schmitz (FDP) schickt voraus, die Entwicklung von Industrie und Wirtschaft 4.0 mache auch vor den Auszubildenden nicht halt. Seien an einigen Stellen wie der gemeinsamen Programmiersprache oder in der Datensicherheit auch noch Hürden zu nehmen, so dürfe die Entwicklung trotzdem nicht verschlafen werden; denn die jungen Menschen würden in der Arbeitswelt damit konfrontiert. Die Spezialisten müssten sich in der Steuerung auskennen. Diejenigen, die das Ganze kognitiv weniger durchdringen wollten oder könnten, müssten zumindest wissen, wie man solche Maschinen bediene.

Wichtig sei es, bei diesen Zukunftsthemen voranzukommen. Die finanziellen Mittel könnten aus ESF- oder EFRE-Förderprogrammen generiert werden. Diese insgesamt sehr wichtige Entwicklung wolle die FDP auf jeden Fall unterstützen und stimme dem Antrag zu.

Sigrid Beer (GRÜNE) bekräftigt, die Anhörung sei interessant gewesen. In Ostwest-falen hätten sich die Stadt Bielefeld und die weiteren Kreise zusammengeschlossen und ein Konzept entwickelt, wie man technische Innovationen in der Region zusam-menbringen könne. Dazu habe es eines langen Prozesses bedurft. Die Schulträger vermieden dadurch den nicht leistbaren Wettbewerb, dass jeder Schulträger in seinem Bezirk die neueste Technik vorhalte. Durch mobile Einheiten könne innovative Technik in der Fläche zur Verfügung gestellt werden. Diese Abstimmungsprozesse setzten das Einvernehmen aller Beteiligten voraus. Gelinge es, die Wirtschaft ebenfalls ins Boot zu holen, könne sich der Prozess nachhaltiger gestalten als das, was der Antrag for-dere. Sie setze in hohem Maße auf diese Kooperation.

In Ballungsräumen sei das noch etwas anders. Das vom Heisinger Kreis im Rahmen der Berufsbildungszentren zu Recht vorgestellte Modell beruhe auf einer ganz anderen

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Ausschuss für Schule und Weiterbildung 04.05.2016 93. Sitzung (öffentlich) st Ausgangslage. Das Konzept könne daher nicht einfach auf die Fläche übertragen wer-den. ESF- und EFRE-Mittel würden auch nicht ganz so einfach und schnell generiert. Ein Schulentwicklungsprozess und ein Kommunikationsprozess mit den Schulträgern seien ebenso erforderlich wie das konkrete Engagement der Betriebe und Unterneh-men. Eine vom Land gelieferte Blaupause reiche nicht aus.

Sie halte den Ansatz des vorliegenden Antrags nicht für zielführend und könne ihm daher nicht zustimmen.

Monika Pieper (PIRATEN) stellt Einvernehmen darüber fest, dass die Bildungsland-schaft für die Digitalisierung fit gemacht werden müsse. Den Piraten gehe es dabei nicht um die Förderung von Leuchtturmprojekten, sondern um eine flächendeckende Verbesserung.

Die Anhörung habe klar die Notwendigkeit einer allgemeinen und flächendeckenden Verbesserung der Grundlagen der Bildungspolitik ergeben. Dazu gehörten Fortbil-dungsangebote für Lehrer und mehr technische Ausstattung an den Berufskollegs. Ei-gentlich müsse eine Landesinitiative allen Berufskollegs unabhängig von der Finanz-lage der jeweiligen Kommunen eine bessere IT-Ausstattung ermöglichen.

Herr Greshake habe in der Anhörung zu Recht dargestellt, wie Schülern aktuell auf einer grünen Tafel mit weißer Kreide Bildung für Digitalisierung vermittelt werde. An dem Punkt müsse angesetzt werden. Alle Schulen seien in die Lage zu versetzen, nach vorne zu kommen. Leuchtturmprojekte dienten nicht dazu. Stattdessen nehme man aus der Anhörung die ganz klare Botschaft an die regierungstragenden Fraktio-nen mit, endlich flächendeckend gute Bedingungen zu schaffen, um jungen Menschen die richtigen Kompetenzen im digitalen Zeitalter mit auf den Weg zu geben. Deshalb lehnten die Piraten den Antrag ab.

Renate Hendricks (SPD) stellt fest, die Anhörung habe sehr große regionale Unter-schiede gezeigt. Die Kammern fühlten sich verpflichtet, etwas für die Bildung ihrer Auszubildenden zu tun. In der Zusammenarbeit geben es offenbar Innovationen, die durch ein flächendeckendes Programm des Landes zur Digitalisierung der Berufskol-legs nicht ausgebremst werden sollten. Vor Ort gehe es darum, die Kooperationen sicherzustellen und die Wirtschaft gerade im Bereich der Berufskollegs einzubeziehen. Das Innovationspotenzial der Berufskollegs dürfe nicht durch Landesprogramme aus-gebremst werden. Gute Ansätze in der Region sollten im Gegenteil gefördert und als Best-Practice-Beispiele vorangebracht werden. Nur in Zusammenarbeit mit anderen könne dauerhaft eine gute Ausstattung der Berufskollegs erreicht werden.

Ministerin Sylvia Löhrmann (MSW) berichtet:

Die im Antrag aufgeführten Herausforderungen sind bekannt. Die diesbezüglichen Aktivitäten der Landesregierung sind vielfältig und zahlreich. Ich möchte noch ein-mal betonen, dass wir uns für einen schrittigen Prozess entschieden haben, und mit den relevanten Partnern voranschreiten. Das wird von allen Akteuren breit akzep-

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tiert und getragen. Es geht um die kommunalen Spitzenverbände mit ihrer Verant-wortung im Bereich der Schulträgerschaften. Wir müssen mit der Wirtschaft über ihren Beitrag dazu im Gespräch sein. Das müssen wir schrittig anlegen. Darauf hat Frau Hendricks gerade zu Recht hingewiesen. Dies ist die Arbeitsgrundlage. Es gilt die Zusage der Regierung, die im März auf dem Kongress zum digitalen Lernen Zeitalter getätigt worden ist. Wir werden bis 2018 an den verschiedenen Vorausset-zungen arbeiten. Wir nutzen die Möglichkeiten, die die EU und die der Bund bieten und investieren selbst. Die umfassende Medienkompetenz zählt an allen Schulfor-men dazu, je nach Alter aber natürlich unterschiedlich gestaffelt.

Frau Vogt, Sie haben ein Zitat gewählt, in dem von Schulen als Lernfabriken die Rede ist. Dabei zucke ich im ersten Moment zusammen, weil ich finde, dass Schule neben der Kompetenzvermittlung auch ein sozialer Lern- und Lebensraum ist.

(Petra Vogt [CDU]: Auch!)

– Auch, ja. Das habe ich gesagt. Das sollten wir alle immer im Blick haben.

Ich möchte auf die Rahmenvereinbarung der KMK über die Berufsschule verweisen. Diesen Rahmenvorgaben werden die NRW-Berufskollegs in vielfältiger Weise ge-recht. Neben der Fortentwicklung der Lehrpläne hin zu kompetenzorientierten Bil-dungsplänen mit offenen Kompetenzbeschreibungen ermöglichen wir den Erwerb von erweiterten und vertieften beruflichen Kompetenzen in digitalen Handlungsfel-dern zum Beispiel durch das Angebot an Zusatzqualifikationen.

Das BIBB analysiert derzeit den Qualifikationsbedarf in der IT-Branche, um IT-Be-rufe mit Blick auf 4.0-Qualifikationen eventuell neu zu ordnen. Nach Aussage von Herrn Prof. Esser, dem Präsidenten des BIBB, werden sich vermutlich viele existie-rende Berufsfelder ändern. Sie wissen, wie breit das Spektrum der Berufsfelder ist. Es sei seiner Ansicht nach aber nicht damit zu rechnen, dass eine größere Anzahl völlig neuer Berufe entstehen müsse.

Auch von Seite der KMK wird die Thematik aufgegriffen. Ziele und Handlungsfelder zur digitalen Welt werden formuliert. Eine Lenkungsgruppe der KMK auf Staatssek-retärsebene ist damit beauftragt worden, auf dieser Grundlage bis Ende 2016 eine Strategie zu entwickeln und Vertreterinnen und Vertreter des Bundes, der kommu-nalen Spitzenverbände sowie von zivilgesellschaftlichen und privatwirtschaftlichen Partnern mit einzubeziehen.

Ich möchte noch auf Folgendes hinweisen und verstärken, was gesagt worden ist: Die Verantwortung dafür, dass Ausbildungsberufe im Rahmen von Neuordnungen auf Entwicklungen in der Wirtschaft angepasst werden, liegt auch bei der Wirtschaft selbst. Es kommt hier auf einen gemeinschaftlich angelegten Prozess an. Nur, wenn die Wirtschaft Initiative ergreift, können mit aktuellen Berufsbildern synchronisierte KMK-Rahmenlehrpläne für den Berufsschulunterricht entwickelt werden. Auch das ist ein systematischer, schrittiger Prozess.

Unbeschadet dessen greifen die Berufskollegs bei der Umsetzung bestehender cur-ricularer Vorgaben aktuelle Weiterentwicklungen auf und gewinnen hier in Nord-rhein-Westfalen auch Preise. Das Mindener Berufskolleg erzielte zum Beispiel 2014

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von der Umweltstiftung der ostwestfälischen Wirtschaft den Sonderpreis zum In-dustrie-4.0-Projekt „Herausforderung Energiewende: Nachhaltig handeln im Kon-text von Smart Grid – Energiemix mit Pumpspeicherwerk-Simulation“. Das ist ein interessantes Beispiel und zeigt, wie die ökologische Modernisierung in unseren Schulen Einzug hält.

Seit 2009 bringt eine Kooperation zwischen der VDW-Nachwuchsstiftung und dem MSW Berufskollegs beim Maschinenbau auf den neuesten technischen Wissens-stand. Die Lehrkräfte informieren sich in den Unternehmen. Gemeinsam werden Unterrichtsmaterialien entwickelt. Vielfach sind im Rahmen dieser Kooperation auch die Sachausstattungen von Berufskollegs erweitert worden. Man merkt an diesen Beispielen, alle haben es im Blick und wollen konzertiert daran arbeiten.

Frau Beer hat aus bekanntem Hintergrund auf OWL-Aktivitäten verwiesen. Was dort passiert, ist wirklich vorbildlich. Es wird auch mit Forschungseinrichtungen zusam-mengearbeitet. Natürlich ist es immer gut, wenn man Vorreiter hat. So würde ich das bezeichnen, wenn es schon etwas gibt. Wir haben viele Vorreiter in den Schu-len, auch in den BKs. Ich werbe dafür, dass wir es schaffen, da einen Geleitzug einzuleiten und uns nicht daran abarbeiten, weitere Leuchtturmprojekte zu schaffen. Für diese Bemerkung bin ich Frau Pieper dankbar. Wir müssen die Gesamtentwick-lung systemisch in den Blick nehmen. – Vielen Dank.

Der Ausschuss lehnt den Antrag Drucksache 16/10070 mit den Stimmen der Fraktionen der SPD, der Grünen und der Piraten gegen die Stimmen der Fraktionen der CDU und der FDP ab.

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Ausschuss für Schule und Weiterbildung 04.05.2016 93. Sitzung (öffentlich) st 6 1. Verordnung zur Änderung der Verordnung zur Ausführung des § 93

Abs. 2 Schulgesetz (VO zu § 93 Abs. 2 SchulG) für das Schuljahr 2016/2017

2. Bericht zur Unterrichtsversorgung 2016/2017Vorlage 16/3878

Ministerin Sylvia Löhrmann (MSW) trägt vor:

Mit der vorliegenden Verordnung zur Änderung der Ausführungsverordnung zu § 93 Abs. 2 Schulgesetz werden die Relationen von Schülerinnen und Schülern je Stelle für das Schuljahr 2016/2017 festgesetzt. Das ist gängige Praxis. Die von uns vor-gesehenen Relationen stehen im Einklang mit dem beschlossenen Haushalt für 2016. Auch das ist Standard und muss so sein.

Daneben enthält der Verordnungsentwurf insbesondere Anpassungen der §§ 6 und 6a, die die erleichterte Bildung zusätzlicher Klassen ermöglichen, um der Heraus-forderung durch zuwanderungsbedingte Beschulungsbedarfe entsprechen zu kön-nen. Das ist wichtig. Damit reagiert das Land auf die Zuwanderung aufgrund der Flüchtlingsentwicklung und im Rahmen der EU-Osterweiterung. Wir reagieren hier auf Wünsche, die nachvollziehbarerweise aus den Kommunen an uns herangetra-gen werden. Diese benötigen Steuerungsmöglichkeiten, da die Kinder unterjährig in die Schulen kommen.

So lässt die Neuregelung des § 6 Abs. 5 an Realschulen, Gesamtschulen und Gym-nasien eine Klassenbildung bereits ab 22 Schülerinnen und Schülern zu, wenn dies zur Vermeidung von Beschulungsproblemen in der Region erforderlich und das Er-reichen des Klassenfrequenzrichtwerts im laufenden Schuljahr wahrscheinlich ist. Eine Abstimmung ist sehr wichtig, damit nicht jede Schule sagt, wir bilden insgesamt kleinere Klassen, weil wahrscheinlich noch Schüler kommen. Es muss schon im Einklang mit dem Haushalt stehen.

Um auch im Grundschulbereich ausreichend Kapazitäten zur Verfügung stellen zu können, ermöglicht die Ergänzung des § 6a Abs. 2 die Einrichtung weiterer Ein-gangsklassen, wenn die Schülerzahl im Zeitraum zwischen der Festlegung der Klassenrichtzahl am 15. Januar und dem Schuljahresbeginn ansteigt.

Auf folgende Änderungen möchte ich darüber hinaus hinweisen: Für die Schulfor-men Realschule, Gesamtschule und Gymnasium wird die Absenkung der Klassen-bildungswerte, die zum Schuljahr 2014/2015 zunächst für die Eingangsklassen er-folgte, nun auf die Klassen 5 bis 7 ausgeweitet. In diesen Klassen liegt künftig der Klassenfrequenzrichtwert bei 27. Die Bandbreite liegt bei 25 bis 29 Schülerinnen und Schülern. Dies hatte die Regierung versprochen und setzt damit auch die Ver-einbarungen des Schulkonsenses um. Das möchte ich noch einmal ausdrücklich unterstreichen, obwohl die Vereinbarung auch an die Bedingung geknüpft war, dass die Standardverbesserungen umgesetzt werden, soweit demografische Effekte zur Verfügung stehen. Wir wissen jetzt, dass diese demografischen Effekte nicht mehr zur Verfügung stehen. Wir bleiben aber trotzdem für die erste Stufe der Umsetzung im System und finanzieren dies mit.

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Ausschuss für Schule und Weiterbildung 04.05.2016 93. Sitzung (öffentlich) st

Darüber hinaus werden die Vorgaben dafür, wie Lehrkräfte an Schulformen mit nicht ganzzahligen wöchentlichen Pflichtstunden im Durchschnitt die Unterrichtsverpflich-tung der jeweiligen Schulform erreichen, flexibilisiert.

Als Ergebnis der Verbändebeteiligung hat sich im Vergleich zu der am 27. Januar dem Landtag zur Kenntnis geleiteten Entwurf eine Änderung ergeben. Die Vorga-ben zur Gewährung von Leitungszeit für Schulen mit Teilstandorten sind dahinge-hend ergänzt worden, dass nun auch Schulleitungen entsprechender Förderschu-len hieran partizipieren können und nun ebenfalls drei Stunden zusätzliche Lei-tungszeit erhalten. Damit reagieren wir auf die eben schon angesprochene Verän-derung der Förderschullandschaft. Verbände hatten darauf hingewiesen, dass För-derschulen auch den Primarbereich umfassen. Wir haben das für den Primarbereich mit dem Achten Schulrechtsänderungsgesetz geregelt. Insofern vollziehen wir hier eine Analogie. Das ist aus meiner Sicht folgerichtig. Den Anregungen der Anhörung aus Sicht der Lehrerverbände sind wir als Landesregierung gerne gefolgt.

Die Änderungsverordnung soll am 1. August 2016 in Kraft treten. Sie ist für die ad-ministrativen Behörden in der Steuerung und Finanzierung des Schulsystems, aber auch aus Sicht der Kommunen und Schulen sehr wichtig. Deswegen würde ich mich freuen, wenn diese Änderungsverordnung beschlossen würde. Das zeigt, dass wir als Regierung trotz der schwierigen haushalterischen Rahmenbedingungen und der steigenden Schülerzahlen weiterhin Ressourcen in nicht unerheblichem Umfang in Flexibilisierung, notwendige Anpassungen und kleinere Klassen investieren.

MDgt Dr. Ludger Schrapper (MSW) erläutert auf Nachfrage der Abgeordneten Yvonne Gebauer (FDP) den Ausgleichsmechanismus, um nicht ganzzahlige Pflicht-stunden ausgleichen zu können, da eine Lehrkraft keine 25,5 Pflichtstunden unterrich-ten könne. Der Ausgleichszeitraum werde nun auf drei Jahre erhöht. Zweck sei auch, den bedarfsdeckenden Unterricht durch Referendarinnen und Referendare besser passend machen zu können. Die Regelung erlaube den Schulen einen besseren Aus-gleich. Eine Lehrkraft werde möglichweise in drei Schulhalbjahren 25 Stunden unter-richten und in der Folge dann 26 Stunden. Wichtig sei ein Ausgleich innerhalb des dreijährigen Ausgleichszeitraums, um die Planbarkeit zu erhalten.

Petra Vogt (CDU) führt unter anderem aus, zwischen der Wahrnehmung an den Schu-len im Land und der Verordnung bestünden teilweise Diskrepanzen. Die Verordnung stelle ein Steuerungsinstrument dar. Steuerung sei der CDU sehr wichtig. Dafür wün-sche sich die Fraktion vielleicht mehr Informationen als andere.

Der Einladung zu einer Sitzung im Rahmen der Bildungskonferenz „Unterrichtsausfall“ entnehme sie, dass dies für das Ministerium mittlerweile ein wichtiges Thema sei. Nach Auffassung der CDU-Fraktion erfolge jedoch keine optimale Steuerung der Un-terrichtsstunden.

Dr. Gerd Hachen (CDU) kommt auf den Ausgleichszeitraum für die Pflichtstunden zu-rück und erkundigt sich, ob im Extremfall eine Lehrkraft fünf Halbjahre lang jeweils 26 Stunden unterrichte und dann im sechsten Halbjahr der Ausgleich erfolge.

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Ausschuss für Schule und Weiterbildung 04.05.2016 93. Sitzung (öffentlich) st MDgt Dr. Ludger Schrapper (MSW) stellt klar, die Pflichtstundenzahl dürfe drei Halb-jahre lang überzogen werden. Anschließend müsse für drei Halbjahre reduziert wer-den. Es komme also nicht zu eine Blockung am Ende oder Anfang des Ausgleichszeit-raums.

Monika Pieper (PIRATEN) hebt positiv hervor, es sei einiges getan worden, um die durch geflüchtete Kinder und Jugendliche entstandene Situation aufzufangen. Auch die Senkung der Klassenrichtwerte sei lobenswert.

An der Unterversorgung der Schulen mit Unterricht ändere sich jedoch eigentlich nichts. Die Kienbaumlücke werde an einigen Schulformen größer statt kleiner. Die meisten Schulformen würden mit weniger als 103 % ausgewiesen. Dort fehlten Lehr-kräfte. Das sei ein wesentlicher Grund für Unterrichtsausfall. Sie sehe daher Bedarf zur Aufstockung der Grundstellen an den Schulen.

Sigrid Beer (GRÜNE) schickt voraus, um den Schulen Planungssicherheit zu geben, stimmten die Grünen der Verordnung zu.

Im Vergleich zu 2010 habe das Land 17.700 Stellen mehr verlässlich im System Schule. Eine solche Leistung müsse zuerst einmal erbracht werden. 5.760 Stellen seien im Haushalt 2015/2016 auf den Weg gebracht worden. Darüber hinaus würden die Klassenfrequenzen verlässlich abgesenkt. Dem Flexibilitätsbedarf komme man weiter nach, um dort eine Klassenmehrbildung zu ermöglichen, wo zugewanderte Kin-der zu erwarten seien. Es gehe vor allen Dingen um eine wichtige Option für die zuge-wanderten Kinder und Jugendlichen und nicht darum, dass sich Systeme untereinan-der neu aufstellten.

Die Schulen dürften sich darauf verlassen, dass die Landesregierung die Ausstattung sicherstelle.

Renate Hendricks (SPD) betont, die SPD stimme der Verordnung zu, um damit Si-cherheit für das kommende Schuljahr zu erreichen und den Schulen Gewissheit zu geben, auf welcher Grundlage geplant werde.

Natürlich sei es zu bedauern, dass die Kienbaumlücke nicht geschlossen werde. Auf der anderen Seite seien unglaubliche Leistungen in das System hineingegeben wor-den. Sie erinnere beispielsweise an die vielen neuen Stellen. Die Einhaltung der im Schulkonsens verabredeten Maßnahmen gehöre ebenfalls dazu.

Ministerin Sylvia Löhrmann (MSW) weist auf den Charakter und die Rechtsnorm der Verordnung hin. Die Schulministerin oder das Kabinett könne nicht einfach hingehen und mehr Lehrerstellen in irgendeiner Relation verplanen als der Gesetzgeber mit dem Haushalt für 2016 zur Verfügung gestellt habe.

Die beklagte Kienbaumlücke sei kein Novum. Zudem können sie sich nicht an einen Haushaltsantrag erinnern, der explizit die Schließung der Kienbaumlücke zum Ziel ge-

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Ausschuss für Schule und Weiterbildung 04.05.2016 93. Sitzung (öffentlich) st habt habe. Auch Schulformen ohne Kienbaumlücke hätten durch den Landesrech-nungshof dokumentiert bekommen, dass manche Schulen es gut hinbekämen und an-dere nicht. Ein unmittelbarer Zusammenhang lasse sich nicht herstellen.

Die Einladung zur Bildungskonferenz dürfe niemanden überraschen. Man habe einen Arbeitsprozess mit Eltern und Lehrerverbänden verabredet. Die Oppositionsfraktionen seien dabei zugegen gewesen und hätten den Arbeitsprozess mitverfolgen können. Dieser Prozess werde wie verabredet geordnet weitergeführt, weil diese dialogorien-tierte Herangehensweise in der Bildungspolitik für zielführend und richtig gehalten werde.

Yvonne Gebauer (FDP) stellt klar, letztlich stelle die Verordnung einen Vollzug des Haushalts dar. Die FDP habe dem Haushalt nicht zugestimmt und werde auch dieser Verordnung nicht zustimmen.

Der Ausschuss stimmt der Verordnung zur Änderung der Ver-ordnung zur Ausführung des § 93 Abs. 2 Schulgesetz für das Schuljahr 2016/2017 mit den Stimmen der Fraktionen der SPD und der Grünen bei Stimmenthaltung der Fraktionen der CDU, der FDP und der Piraten zu.

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Ausschuss für Schule und Weiterbildung 04.05.2016 93. Sitzung (öffentlich) st 7 Zweite Verordnung zur Änderung der Verordnung über den Bildungsgang

und die Abiturprüfung für die gymnasiale Oberstufe (APO GOSt)

Vorlage 16/3901

Ministerin Sylvia Löhrmann (MSW) informiert den Ausschuss:

Diese Verordnung hat unmittelbar nichts mit der Haushaltsverabschiedung zu tun und könnte auf eine breite Zustimmung stoßen. Wir bereiten zurzeit eine Ände-rungsverordnung zur Änderung der Verordnung über den Bildungsgang und die Abi-turprüfung für die gymnasiale Oberstufe vor. Gründe für die notwendigen Änderun-gen sind:

Erstmals wird es in § 6 eine grundlegende Definition der Unterrichtsstunde geben, die vor dem Hintergrund der zunehmenden Abkehr vom 45-minütigen Rhythmus die Grundlage für die in der Verordnung und den Verwaltungsvorschriften getroffenen Aussagen zur Stundenverteilung bildet. Hier folgt die Rechtssetzung also der Pra-xis, die Schulen innovativ gehen.

Es gibt Regelungen, die das Fach Sport als Leistungskurs und viertes Abiturfach betreffen. Diese werden aktualisiert.

Teile der bisherigen Erlassregelungen werden in den Verordnungstext integriert.

Darüber hinaus bekommen die Schulen in § 11 mehr Flexibilität und Spielräume bei der Gestaltung von Projektkursen. Schülerinnen und Schüler können dadurch ent-lastet werden. Die individuelle Förderung und das wissenschaftspropädeutische Ar-beiten erhalten gleichzeitig einen größeren Raum. Auch hier folgen wir dem vielfach geäußerten Wunsch von Schulen, die sich mehr Freiräume für weitergehende Pro-jektarbeit wünschen.

Die Verpflichtung, im letzten Halbjahr des zweiten Jahres der Qualifikationsphase eine Klausur in den in der Einführungsphase neu begonnenen Fremdsprachen zu schreiben – § 14 –, ist weder pädagogisch geboten, noch nach der KMK-Vereinba-rung erforderlich und wird deshalb gestrichen. Auch dies ist eine sinnvolle Entlas-tung der Schülerinnen und Schüler in der Oberstufe und damit auch ein bisschen der Lehrkräfte.

Rücktritte sind, wie § 18 regelt, an die Entscheidung der für die Schülerin bzw. den Schüler zuständigen Konferenz gebunden. Sie orientiert sich an der Frage, ob das gesetzte Bildungsziel bei gleichbleibendem Leistungsstand noch erreicht werden kann. Dabei hat die Konferenz einen pädagogischen Ermessensspielraum, darf An-träge auf Wiederholung, die allein auf Notenverbesserung gerichtet sind, aber nicht zulassen. An diese Regelung ist § 23 im Zusammenhang mit dem Abitur angepasst worden.

In der Verbändebeteiligung sind die vorgesehenen Änderungen ausgesprochen po-sitiv kommentiert worden. Deshalb darf ich die Bitte äußern, dass dem Verord-nungsentwurf zugestimmt wird.

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Ausschuss für Schule und Weiterbildung 04.05.2016 93. Sitzung (öffentlich) st Dr. Gerd Hachen (CDU) kommt auf die in § 11 geregelten Projektkurse zu sprechen und bittet zu drei Punkten um weitere Ausführungen.

Nach Rückmeldungen von Schulen bedinge die Vorgabe zweistündiger Projektkurse die Notwendigkeit zusätzlicher Projektkurse oder eines zusätzlichen Fachs für ein Halbjahr. Dies erschließe sich ihm nicht.

Als Begründung für die nun vorgesehene Erhöhung der Projektkurse auf drei Wochen-stunden werde angeführt, man biete dadurch ohne zusätzliche Belastung ein Gegen-gewicht zu Festlegungen für vertiefte Allgemeinbildung in Kernfächern. Der Spielraum für Schulen und die Schullaufbahnplanung werde in positivem Sinne erweitert, ohne dass es zu einer Mehrstundenbelastung komme. Berücksichtige man die KMK-Vorga-ben und setze pro Halbjahr 34 Wochenstunden im Schnitt an, müsse man sich fragen, an welcher Stelle im Gegenzug Stunden gestrichen würden und ob diesbezügliche Vorgaben für die Schulen existierten oder die Schulen dies in eigener Verantwortung regeln könnten.

Das Ministerium spreche von einem Instrument zur Qualitätssicherung. Die bisherige Verpflichtung zur Anfertigung einer Facharbeit, die bei Gymnasien zentraler Aspekt für die wissenschaftspropädeutische Ausbildung und die Vorbereitung auf die Hochschule sei, entfalle im Gegenzug zu einer Projektarbeit. Es stelle sich die Frage der Qualitäts-sicherung.

Hinzu komme, dass die Note in doppelter Wertung wie zwei Grundkurse in das Abitur-zeugnis einfließen könne. Im Grunde genommen könne dadurch der Anteil fachlich vergleichbarer Vorgaben in Kernfächern zugunsten von Projektkursen, die in Eigen-verantwortung angelegt werden könnten, zurückgedrängt werden. Wie das mit dem Ziel einer Qualitätssicherung in Einklang zu bringen sei, erschließe sich ihm nicht. Eher dränge sich der Eindruck auf, es diene dem Ziel, dass an Schulen in Eigenverantwor-tung mehr Abschlüsse produziert werden könnten, auch wenn er das nicht unterstellen wolle.

MDgt Dr. Ludger Schrapper (MSW) legt dar, die Vorschrift diene der Entlastung. Durch die aktuell zweistündige Anlage der Projektkurse müssten diese teilweise in das zweite Halbjahr geführt werden, um das nötige Stundenvolumen in der Oberstufe zu erreichen. Dies mache sie unattraktiv. Durch eine Ausweitung auf drei Wochenstunden könne der Kurs dagegen in sich geschlossen laufen.

Der angesprochene Aspekt der Qualitätssicherung sei in der Verordnung abgebildet. Machten die Schulen von der Option eines dreistündigen Projektkurses Gebrauch, werde ein Konzept mit der Schulaufsicht abgestimmt. Stelle sich heraus, dass Schulen damit sinnvoll und verantwortungsbewusst umgingen, müsse man im Sinne eines Bü-rokratieabbaus darüber nachdenken, an der Stelle wieder „mehr Leine zu lassen“. Bei der Einführung halte das Ministerium die Einbindung der Schulaufsicht jedoch für einen guten Schritt zur Qualitätssicherung.

RB Ralph Fleischhauer (MSW) ergänzt, bisher seien zweistündige Projektkurse aus Schülersicht häufiger nicht gewählt worden. Aufgrund der Struktur mit fünfstündigen

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Ausschuss für Schule und Weiterbildung 04.05.2016 93. Sitzung (öffentlich) st Leistungskursen und dreistündigen Grundkursen sowie der Vorgabe, in der Einfüh-rungsphase und in der Qualifikationsphase jeweils 34 Wochenstunden belegen zu müssen, müsse in bestimmten Situationen entweder auf die zweistündigen Kurse ver-zichtet werden, oder sie seien zusätzlich zu belegen. Um dies zu verhindern und rech-nerisch besser auf die geforderten 34 Wochenstunden zu kommen, erhielten die Schu-len nun die Möglichkeit dreistündiger Projektkurse.

Projektkurse vertieften wissenschaftspropädeutisches Arbeiten im Sinne eines gym-nasialen Bildungsgangs in ganz besonderem Maße. In KMK-Regelungen gebe es Be-legverpflichtungen. Diese zwischen den Ländern unterschiedlichen Regelungen wür-den gegenwärtig angeglichen. Nordrhein-Westfalen gehöre auf dem Gebiet nicht zu den Ländern, die die Zügel besonders locker ließen.

Die Ausrichtung der Projektkurse sei bislang manchmal defizitär angelegt gewesen und wie ein Nachhilfekurs angesehen worden. Darüber sei mit den Schulen und der Schulaufsicht gesprochen worden. Die Projektkurse könnten durchaus auch als Ver-tiefungsangebote und Begabtenförderung gewählt werden, weil sie durch die Schule curricular grundgelegt seien.

Die Zweite Verordnung zur Änderung der Verordnung über den Bildungsgang und die Abiturprüfung für die gymnasiale Oberstufe wird mit den Stimmen der Fraktionen der SPD und der Grünen bei Stimmenthaltung der Fraktionen der CDU, der FDP und der Piraten angenommen.

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Ausschuss für Schule und Weiterbildung 04.05.2016 93. Sitzung (öffentlich) st 8 Frühförderung in Nordrhein-Westfalen weiter stärken

Antrag der Fraktion der SPD und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Drucksache 16/10786

Der Ausschuss kommt einvernehmlich überein, sich nach-richtlich an der vom federführenden Ausschuss für Arbeit, Ge-sundheit und Soziales vorgesehenen Anhörung zu beteiligen.

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Ausschuss für Schule und Weiterbildung 04.05.2016 93. Sitzung (öffentlich) st 9 Wirtschaftspolitische Kehrtwende endlich einleiten – Zukunftschancen für

den Produktionsstandort Nordrhein-Westfalen sichern, Wohlstand und Wachstum stärken, Ausbildungs- und Arbeitsplätze schaffen

Antrag der Fraktion der CDU und der Fraktion der FDP Drucksache 16/11222

Der Ausschuss kommt einvernehmlich überein, sich nach-richtlich an der vom federführenden Ausschuss für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk vorgesehenen Anhörung zu beteiligen.

Page 39: Ausschuss für Schule und Weiterbildung · Ausschussprotokoll 16/1173 Der Ausschuss lehnt den Antrag Drucksache 16/10070 mit den Stimmen der Fraktionen der SPD, der Grünen und der

Landtag Nordrhein-Westfalen - 39 - APr 16/1279

Ausschuss für Schule und Weiterbildung 04.05.2016 93. Sitzung (öffentlich) st 10 Gesetz zum Erlass eines Landesbibliotheksgesetzes und zur Änderung

weiterer Rechtsvorschriften

Gesetzentwurf der Fraktion der CDU Drucksache 16/11436

Der Ausschuss kommt einvernehmlich überein, sich nach-richtlich an der vom federführenden Ausschuss für Kultur und Medien vorgesehenen Anhörung zu beteiligen.

gez. Wolfgang Große Brömer Vorsitzender

23.05.2016/31.05.2016

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