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FEB MAR 19 DIE 17 HIPPIES Viel lachen, viel rauchen FUNNY VAN DANNEN Alles gut, Motherfucker REFORM MODERNE EXPERIMENT FÜR STADTKULTUR SCHLACHTHOF THEMA Halbzeitwissen Freizeit Bremen nach der Revolution von 1918

Bremen nach der MODERNE REFORM EXPERIMENT

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Page 1: Bremen nach der MODERNE REFORM EXPERIMENT

FEB MAR

19

DIE 17 HIPPIESViel lachen, viel rauchenFUNNY VAN DANNENAlles gut, Motherfucker

REFORMMODERNE

EXPERIMENT

F Ü R S T A D T K U L T U R

S C H L A C H T H O F

THEMA Halbzeitwissen Freizeit

Bremen nach der Revolution von 1918

Page 2: Bremen nach der MODERNE REFORM EXPERIMENT

T H E M A

H A L B Z E I T

F R E I Z E I T

K U L T U R G U T

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Moderne Reform ExperimentModerne im Kopf | Andreas Schnell und Benjamin MoldenhauerDer Bremer Woll-Adel | Gudrun GoldmannLudwig Quidde |Laura AcksteinerAuguste Kirchhoff | Nele Woehlert Bremer Reformpädagogik | Elina FläschnerWie das Kino Bremen eroberte | Florian Fabozzi

Kulturelle KurznachrichtenDurchs Nirvana gestampft Listener’s corner | Jan-Paul KoopmannFrage an die Leserinnen und Leser | Z-Redaktion Theater am neuen Ort | Benjamin Moldenhauer

Februar17 Hippies | Slime & ZSK | Worst of Chef-koch | Geschichten im Turm | Los Placebos & Masons Arms | 34. Bremer Karneval

März Funny van Dannen | Women in (e)motion-Festival – Tautumeitas | Die Zollhausboys | Masa Daiko | 19th Rockabilly Earthquake | Drei Tage im März | Rebekka Bakken | Mirja Klippel & Mélissa Laveaux | Martin Sonneborn | Kindertheater

inhalt

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V o n L e n a S t u c k e n s c h m i d tWahlrecht

F Ü R S T A D T K U L T U R

editorial

H E R A U S G E B E R Visit Foto: Marina Li l ienthal

EIN MAGAZINMACHT STADTKULTUR

Bei dem 7. und 8. ICMA International Creative Media Award wurde das Z-Magazin für das grafische Konzept und für die Covergestaltung mit den Awards of Excellence ausgezeichnet.

›Für die Aufnahme eines Kindes in eine bestimmte Schule sind seine Anlage und

Neigung, nicht die wirtschaftliche und gesellschaftliche Stellung oder das Religions-

bekenntnis seiner Eltern maßgebend.‹ Der Satz kommt Ihnen bekannt vor? In diesem

Fall handelt es sich nicht um eine Aussage der Bremer Bildungssenatorin aus dem

Jahr 2015 oder 2016 oder war es 2018? Nein, dieser Satz steht in Artikel 146 der

Weimarer Verfassung von 1919 und ist damit 100 Jahre alt. Nun kann man sich zu-

recht darüber aufregen, dass unsere Gesellschaft an dem Punkt Bildungsgerechtigkeit

immer noch nicht am Ziel ist, wir wollen aber in dieser Ausgabe einen Fokus darauf

legen, wie wichtig diese Aufbruchstimmung zwischen den beiden Weltkriegen für uns

heute noch ist.

Nicht nur das allgemeine freie Wahlrecht wurde eingeführt, es wurde überhaupt

der Übergang geschaffen vom Obrigkeitsstaat zur Demokratie. Auch wenn es nur ein

paar Jahre dauerte, bis die Menschen dann Hitler zujubelten (statt dem Kaiser), in der

Weimarer Republik wurden wichtige Grundsteine für ein demokratisches Miteinander

gelegt. Im Focke-Museum wird diese Epoche derzeit in der Ausstellung ›Experiment

Moderne‹ beleuchtet. Dort haben wir uns Anregungen für diese Ausgabe geholt und

so unter anderem erfahren, dass ein Bremer den Friedensnobelpreis erhalten hat.

Wer das war, erfahren Sie hier im Heft.

Den Auftakt macht jedoch ein Interview mit der Historikerin Eva Schöck-Quinteros

und dem Kurator der Ausstellung Jan Werquet, die sich mit unseren Autoren über

die Doppelbödigkeit der Zeit und ihre Bezüge zur Gegenwart unterhalten haben. Einen

erstaunlichen Bezug zur Gegenwart hat auch der wirtschaftliche Niedergang der

Familie Lahusen, die ihr Geld damals in der Wollwirtschaft machten. Da erinnert eini-

ges an den Beluga-Fall, inklusive Scheinfirma in Holland. Doch neben den politischen

Umwälzungen war die Moderne besonders für die Kunst ein echter Meilenstein.

Und was die BremerInnen zunächst für einen Aprilscherz hielten, wurde schnell zum

Kassenschlager: der Tonfilm.

Ich wünsche viel Spaß bei der Lektüre.

Gudrun Goldmann (Chefredakteurin)

Autorinnen und Autoren gesucht. Die Z-Redaktion versteht sich als offene Zeitungswerkstatt, Interessierte bitte melden bei : [email protected] !

GESUCHT:

AUS’MHAUS

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AUS’MHAUS

… und raus in die WeltHannah Wörpel hat Mitte Januar erfolgreich ihre Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau abgeschlossen und damit hat sie amtlich, was wir sowieso jeden Tag gesehen haben: Fachlich ist die Frau top! Daneben hat sie noch den Team- Adventskalender erfunden, die Instagram-Story revoluti-oniert und uns mit Cappuccino, Eis und Kuchen beglückt. Das Multitalent ›Captain Hygiene‹ ließ sich nie aus der Ruhe bringen und versorgte die Teilnehmer*innen des ›Music Camp for Kids‹ jedes Mal aufs Neue mit Gemüse und Tänzen in der Küche. Sie war Teil der AzubiSquad-Konzertreihe, welche sie motiviert ins Leben rief. Die Kürbisbrotliebhaberin sorgte stets für frischen Wind und freche Sprüche im Büro. Wir können sie also guten Ge- wissens raus in die Welt schicken, auch wenn wir alle traurig sind, sie gehen lassen zu müssen. Nach zweieinhalb Jahren verlässt nun also unsere Azubine den Schlachthof. Alles Gute, Hannchen!

Die Kleinsten sind die Größten!Das ›Music Camp for Kids‹ ging mit einem wunderbaren Kon- zert in der Kesselhalle zu Ende. Die jungen Musiker*innen brachten die Bühne zum Beben und die Zuschauer*innen zum Toben. Für die Kinder war dies ein ganz besonderes Ereignis, da sonst wenige in ihrem Alter auf der großen Schlachthofbühne spielen dürfen. Die 10 bis 13 Jahre alten Kids wurden vorher in vier Bands aufgeteilt und probten im Kulturzentrum und im Tonstudio ›Track 1‹. Innerhalb von fünf Tagen kreierten sie ihre Songs, die sie dann am Ende den anderen und ihren Familien und Freunden präsen-tierten. Jede Band wurde von einem professionellen Teamer geleitet. Außerdem gab es zusätzlich Unterstützung im Bereich Gesang. Das von ›Bündnisse für Bildung‹ geförderte Projekt fand zum wiederholten Male bei uns im Haus statt und erfreut sich weiterhin großer Beliebtheit. Das nächste Mal findet es vom 08.–13.07.2019 für 10- bis 13-Jährige im Schlachthof statt. Anmelden könnt ihr euch unter: [email protected]

MO O

MODERNE IM KOPF

Page 3: Bremen nach der MODERNE REFORM EXPERIMENT

THEMA

4 55THEMA

Z: Welche Rolle spielt demgegenüber die Arbeiterschaft nach 1918? ESQ: Nach der Zerschlagung der Bremer Räterepublik am 4. Februar 1919 sammelten sich die Arbeiterinnen und Arbeiter unverhältnismäßig rasch wieder und leisteten Widerstand. Sie organisierten einen erfolg-reichen Generalstreik für die Freilassung der politischen Gefangenen. Im April 1919 riefen sie den nächsten Streik aus. Der Bremer Bürgeraus-schuss antwortete mit einem ›Abwehrstreik‹: Die Polizei sperrte die Arbeiterviertel Gröpelingen und Walle mit Stacheldrahtverhaue ab. Das ›Stacheldrahtostern‹ beendete die Streiks. Z: Ein Punkt, an dem die Herrschenden gezwungen waren, sich anzupassen, war das im November 1918 eingeführte Frauenwahlrecht. War das eine überfällige Reform? JW: Vor 1918 gab es noch starke Widerstände, die sich argumentativ an den traditionellen Rollenbildern entlanggehangelt haben. ESQ: Nach 1918 wird nicht mehr massiv gegen das Frauenwahlrecht protestiert. Die Bewegung für das Frauenwahlrecht fällt in der Revolution nicht vom Himmel, sondern wurde über Jahrzehnte von verschiedenen Gruppen vorbereitet. Für das Frauenwahlrecht traten nicht nur Vertrete-rinnen der bürgerlichen Frauenbewegung ein, sondern auch Sozialdemo-kratinnen. Z: Es klingt ein wenig so, als würden Sie die Moderne auf Seiten der Revolutionäre und Reformer verorten und die Gegenreaktion im Bürgertum. Wenn man aber davon ausgeht, dass der Einsatz für das Allgemeine Wahlrecht auch vom Bürgertum getragen wurde und sich eine zeitgemäße Form bürgerlicher Herrschaft mit der Novemberrevolution 1918 erst herstellt – dann ist das herrschende Bürgertum doch Teil dieser Moderne. JW: Ja. Die Moderne ist doppelbödig, man muss die Ambivalenzen zeigen. Sie kann sogar noch ihre Gegenbewegungen umfassen. Nehmen Sie jemanden wie Ludwig Roselius, den Bauherrn der Böttcherstraße. Da verbindet sich eine Ästhetik, die wir heute als Teil der Moderne sehen, mit völkisch-nationalistischem Gedankengut. Z: Im Katalog zur Ausstellung im Focke-Museum ist für Bremen von einer ›gehemmten Moderne‹ die Rede. Was heißt das? JW: Bremen trat durchaus, was die Präsenz moderner Architektur betrifft, hinter andere Städte wie Berlin oder Frankfurt zurück. Nehmen Sie ein Beispiel wie das alte Postgebäude am Bahnhof, da sieht man sehr schön, was künstlerisch möglich war und was faktisch gemacht worden ist. Als ich nach Bremen gekommen bin, war ich mir sicher, dass das Gebäude vor dem Ersten Weltkrieg entstanden sein muss. Dann habe ich erfahren, dass während der Planung ein sehr avantgardistischer Entwurf des Architekten Hans Scharoun abgelehnt worden ist. Und heute steht dann eben da, was damals gebaut wurde. Dass die gesamte städtische Gesellschaft in Deutschland geschlossen in Richtung Avantgarde unterwegs gewesen sei, wäre völlig falsch. Unser Blick ist da heute sehr selektiv. Quantitativ war so ein unspektakulärer Bau wie die Post zum Beispiel in der Architektur der Mainstream. Und vor diesem Hintergrund gibt es dann qualitative Ausreißer, bei denen die Avantgarde zum Zuge kam. Das sind auch deutschlandweit nur einzelne Leuchttürme. Z: Wie verhält es sich in Bremen mit der Unterhaltungs-kultur? Stimmt denn die These, dass die Moderne aufgrund der zunehmenden Reizdichte als eine Abfolge von Schocks erlebt wurde? Kann man heute rekon- struieren, wie damals auf Kino, Cabarets und große Sportveranstaltungen reagiert wurde?

JW: In vielen Bereichen wurden neue Formen ausprobiert. Im Stadttheater am Wall wurde zum Beispiel die Oper Der Golem auf- geführt, in einer Inszenierung, die auf die gleichnamige Verfilmung von Paul Wegener zurückgriff – eine frühe Beziehung zwischen Theater und Film. Eine Begeisterung für den Rausch des Tempos lässt sich bei Sportveranstaltungen, aber auch bei neuen technischen Errungen-schaften feststellen. Der Eindruck der Beschleunigung hat dann aber wieder Leute auf den Plan gerufen, die das Ganze als ›Amerikanisie-rung‹ und ›Verfallserscheinung‹ wahrgenommen haben. Oswald Spenglers ›Der Untergang des Abendlandes‹ war in ganz Deutschland ein Bestseller. Die antimodernen Tendenzen des Kulturkonservatis-mus sind auch in Bremen nachweisbar. Z: Einige Aspekte fallen beim Jubiläum des Jahres 1918 gerne unter den Tisch, zum Beispiel die da- malige Abschiebepraxis. Das Thema ist heute wieder aktuell. Wie ging es damals in dieser Hinsicht in Bremen zu? ESQ: Es ist bestürzend, wie Ausweisungen nach 1919 in Bremen gehandhabt wurden. Die Ausweisungen betrafen vor allem soge- nannte Ostjuden, aber auch Mitglieder kommunistischer Parteien. Ausweisungsgrund für Frauen war meist ein ›liederlicher‹ Lebenswan-del. Die Formulierung des Ausweisungsgrundes lautete ›Lästiger Ausländer‹. Es gab nur wenige Ausnahmen. Einen Rechtsweg gab es in den Zwanzigerjahren für die Ausgewiesenen noch nicht, es gab auch keinerlei Regelungen der Ausweisungen. Wer oder was ›lästig‹ war, entschieden Politik und Verwaltung. Die handschriftlichen Kommentare in den Akten zeigen, wie verbreitet antisemitisches Denken bei der Polizei war. Der 1919 gegründete ›Deutschvölkische Schutz- und Trutzbund‹ war auch in Bremen stark präsent. In seiner rassistisch-antisemitischen Hetze war schon die Sprache des Nationalsozialismus vorhanden. Z: Sehen Sie Kontinuitäten zu heute? ESQ: Fragen wie ›Wer ist deutsch?‹ und ›Wie definieren wir Deutsch? haben auch Anfang des 20. Jahrhunderts schon eine wichtige Rolle gespielt. Im Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz von 1913 wurde das Abstammungsprinzip im Unterschied zum Geburtsortsprinzip festgeschrieben. Ob, wie und welche Nicht-Deutschen für die Deut- schen nützlich sein können, diese Diskussion wird immer noch und verstärkt in den letzten Jahren wieder geführt. Unerträglich ist, dass aufgrund des Aussehens immer noch diskutiert und ›selektiert‹ wird, ob jemand ›deutsch‹ sein kann.

Foto: Marina Li l ienthal

MODERNE IM KOPF

I N T E R V I E W : A N D R E A S S C H N E L L U N D B E N J A M I N M O L D E N H A U E R

Z: Die Moderne sorgte an vielen Punkten für weitgehende Veränderungen: in den Geschlechter-rollen, der Kunst, der Architektur. Wir würden für den Anfang aber gerne wissen, was trotz allen Innovationen und Reformen konstant bleibt. Was bleibt bestehen? Eva Schöck-Quinteros: Zu viel. Jan Werquet: Die bürgerliche Herrschaftselite bleibt er- halten. Man darf sich die Stadtrepublik vor 1918 nicht als ein demokratisch verfasstes Gemeinwesen vorstellen. Das Bürgertum besetzte die wirtschaftlichen Schlüsselfunktionen und übte damit erhebliche politische Macht aus. Und diese Macht wurde abgesichert durch ein undemokratisches Wahlrecht, das Acht-Klassen-Wahlrecht. Die Revolution von 1918 hat zwar auf der Ebene der Verfassungsordnung und des Wahlrechts eine Demokratisierung herbeigeführt, aber nicht auf der Ebene der Gesellschaftsordnung. Herzensmonarchisten wurden zu Vernunft- republikanern. Man konnte sich Staatlichkeit bis dato nur als Obrigkeitsstaat vorstellen und war auf einmal damit konfrontiert, in einer Demokratie zu leben. Das erforderte Anpassungs- strategien. ESQ: Die haben gut funktioniert. Es sind 1918 noch die gleichen Personen an der Macht wie zuvor – teilweise bis 1933 und in Verwaltung, Justiz auch danach noch. Was dazukommt: Bremen wollte Stadt der Kolonien werden. Das Ausmaß, in dem der Kolonialrevisionismus hier geherrscht hat, zeigt, dass sich das Bremer Bürgertum kaum, wenn überhaupt, verändert hat.

MO O

1918: Etwas Neues bricht herein, das Alte passt sich an oder ver-schwindet. Wir haben mit Jan Werquet, Kurator der Ausstellung ›Experiment Moderne. Bremen nach 1918‹ im Focke-Museum, und Eva Schöck-Quinteros, Historikerin an der Universität Bremen, über Bremer Umbrüche und Kontinuitäten gesprochen.

Eva Schöck-QuinterosJan Werquet

Eva-Schöck-Quinteros ist die Leiterin des Projektes ›Aus den Akten auf die Bühne‹ – einer Reihe mit szenischen Lesungen, in der die Schauspieler*innen der Shakespeare Company Geschichte zum Sprechen bringen. Die nächsten Vorstellungen im Theater am Leibnizplatz: So, 3. Februar, 18 Uhr: Vom Eis gebissen – Im Eis vergraben. | So, 24. März / Di, 16. April, 19 Uhr: Revolution 1918/19 in Bremen ›Das ganze Deutsche Reich steht heute gegen uns…‹. | Do 25. April, 19.30 Uhr: Keine Zuflucht. Nirgends... (Premiere). So, 28. April, 19.30 Uhr: Keine Zuflucht. Nirgends... || Focke-Museum: Di, 5. Februar, 19 Uhr: Revolution 1918/19 in Bremen ›Das ganze Deutsche Reich steht heute gegen uns… || Überseemuseum: Di, 5. März, 19 Uhr: Vom Eis gebissen – Im Eis vergraben.

Page 4: Bremen nach der MODERNE REFORM EXPERIMENT

THEMA

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abei fing es ganz harmlos an. Christoph Friedrich Lahusen, geboren 1781, zog kurz nach der Hochzeit 1813 nach Bremen und begann hier seine Kaufmannskarriere. Durch eine geschickte

Heiratspolitik und engagiertes Netzwerken verlief der soziale Aufstieg der Lahusens recht schnell. Da neun Kinder in der Familie eher die Regel als die Ausnahme waren, mangelte es auch nicht an Verkupplungsmöglichkeiten. Die Familien Deetjen, Meier und Noltenius tauchen hier als Ehepartner*innen der zweiten Generation auf, Namen, die man heute noch in Bremen kennt.

Dieses Netz privater Beziehungen erfüllte wichtige soziale und öko- nomische Funktionen. So ging Johanne Lahusen, die einen Deetjen-Sohn geheiratet hatte, nach Argentinien, wo er das Wollgeschäft der Lahusens aufbaute. Und der als Firmennachfolger auserkorene Christian Lahusen heiratete in die Meier-Familie ein, was quasi der Bremer Adel war, der ihm alle Türen öffnete. Auch die anderen Geschwister heirateten innerhalb der Bremer Kaufmannsfamilien, so dass es zu einem fast geschlossenen Heiratskreis von fünf, sechs Familien kam. Es ist jedoch nichts darüber zu lesen, dass es reine Vernunftehen waren, man war wohl einfach vernünftig genug, sich in die ›Richtigen‹ zu verlieben.

Mit welchem Ethos der Gründer an seine Arbeit gegangen ist und wie weit sich die nächste Generation bereits davon entfernt hatte, zeigt ein Erlebnis, das Christoph Lahusen im Hause eines seiner Kinder hatte. ›Es bleibt mir noch ein Punkt, der zentnerschwer auf meinem Herzen ruhte. Er betrifft den Luxus und den Übermut. Wir waren vor geraumer Zeit einmal bei einem unserer Kinder. (…) Da stand ein silb(ernes) Kaffeegeschirr auf dem Tisch; so dass ich erschrak und dachte: Wie ist das möglich! – In einem solchen Hause, in einer solchen Familie kann nimmer mehr Religion herrschen. Wer an solchen irdischen Tand sein Herz hängt, kann nicht Gott lieben. – Da nehme der Herr die Kinder in seinen gnädigen Schutz. Hier ist Not!‹ Vom Silberservice zur Sommerresidenz mit über 100 Zimmern sind es dann noch zwei Generationen, aber man ahnt die Richtung.

Das ursprüngliche Geschäft der Firma C.F. Lahusen war der Häutehandel und die Reederei, das Wollgeschäft begann erst 1869, als die erste eigene Wolle aus Südamerika nach Bremen verschifft wurde. 1873 kaufte der nun verantwortliche Christian Lahusen im böhmischen Neudek eine Wollwäsche-rei und Kämmerei. Das ging nicht reibungslos vonstatten, da man auf dem Feld keine Expertise hatte. Erst die Einstellung eines fachkundigen Direktors, der nicht zur Familie gehörte, brachte den Betrieb zum Laufen. Kurz danach wurden in Delmenhorst 13 Hektar Land gekauft und 1884 die Norddeutsche Wollkämmerei und Kammgarnspinnerei, genannt Nordwolle, gegründet.

Der Wechsel vom Handel zur Industrie war schwierig. Die Lahusens hielten daran fest, möglichst alle wichtigen Positionen mit Familienmitglie-dern oder Freunden zu besetzen. 1888 war dann Carl in dritter Generation ›Herrscher‹ in der Nordwolle. Die Firma entwickelte sich rasch positiv, Produktionsanlagen mussten vergrößert werden, so dass bis 1908 ein

Industriekomplex von 82 Hektar entstand. Dazu kamen Firmenkäufe in Südamerika, was die Nordwolle zu einem der größten wollverarbeitenden Konzerne Europas machte.

Das lässt sich auch in Zahlen darlegen: Von 1.000 Tonnen Rohwolle, die 1885 verarbeitet wurden, steigerte man sich auf 22.000 Tonnen im Jahr 1928. Und die Bilanzsumme stieg im gleichen Zeitraum von 7,3 auf 237 Mill. Mark. Ein veritabler Erfolg also. Doch inzwischen war G. Carl in die Fußstapfen seines Vaters getreten und der legte alle Bescheidenheit an die Seite und ließ 1928 den neuen Sommersitz der Familie bauen: Gut Hohehorst. Das Anwesen hatte über 100 Zimmer und dazu einen großen Park, der von 80 Arbeitern gepflegt wurde. Im ›Schloss‹ mangelte es an nichts, edelste Materialien waren verwendet worden und es gab Telefonanschlüsse in allen Räumen, sogar in den Kinderzimmern. Parallel dazu wurde in Bremen die neue Firmenzentrale gebaut – ebenfalls in mehr als großzügigen Ausmaßen. Die 34.000 Quadratmeter Bürofläche wurde Anfang 1931 fertiggestellt und sollen circa zwölf Millionen Reichsmark gekostet haben.

Dumm nur, dass der Wollpreis seit 1925 am Sinken war, da halfen auch keine kreative Buchführung oder Scheinfirmen in Holland mehr, das Kartenhaus brach im Sommer 1931 zusam- men und riss die Danatbank gleich mit, was zur bis dahin größten Bankenkrise in der Geschichte Deutschlands führte. G. Carl und sein Bruder Heinz wurden wegen Untreue, Bilanz- verschleierung, Betrug und Konkursverbrechen vor Gericht gestellt und zu fünf beziehungsweise zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt, zuzüglich 50.000 und 20.000 Reichs- mark Strafe.

Gesellschaftlich war das das Ende der Familie Lahusen, aber ein gewisser Mythos umgibt diesen Namen bis heute.

G U D R U N G O L D M A N N

DER BREMER WOLL-ADELMan könnte es kurz und knapp den Aufstieg

und Fall der Familie Lahusen nennen, doch das würde außen vorlassen, dass es um die Unter-

nehmen dieser Familie ging und damit zu Hoch-zeiten um 28.000 Angestellte, die durch den

Konkurs der Norddeutschen Wollkämmerei und Kammgarnspinnerei vor dem Nichts standen. Außerdem löste die Zahlungsunfähigkeit der Nordwolle die bis dahin größte Bankenkrise

Deutschlands aus und ging als einer der größten Wirtschaftsskandale in die Geschichte ein. Ein

Drama, das sich über vier Generationen hinzog.

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THEMA

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eboren und aufgewachsen im Bremen des mittleren 19. Jahr- hunderts genoss Ludwig Quidde eine für die Zeit sehr liberale Erziehung und wuchs zu einem kritisch denkenden Mann heran.

Quidde scheute sich nie davor, die gesellschaftlichen und politischen Ver- hältnisse seiner Zeit öffentlich zu hinterfragen, auch wenn er sich damit nicht nur Freunde machte. So provozierte er 1894 mit der Veröffentlichung von Caligula – Eine Studie über römischen Cäsarenwahnsinn einen Skandal, der das jähe Ende seiner bis dahin sehr erfolgreichen Laufbahn als Histori-ker zur Folge hatte. Vordergründig als historische Studie über den römi-schen Kaiser Caligula und seine von Gewalt und Wahnsinn geprägte Herr- schaft verfasst, fanden sich in der Arbeit deutliche satirische Bezüge zu Wilhelm II., dem damaligen deutschen Kaiser. Quidde bestritt, diese Ana- logie beabsichtigt zu haben. Allerdings zeigte sein anschließender Einstieg in die aktive Politik, dass er mit dem preußischen Regime durchaus nicht konform ging.

och statt sich damit zufrieden zu geben, dass ihre Familie und sie gut versorgt sind, engagiert sich Kirchhoff politisch und

sozial. Angezogen von der feministischen Bewegung des ›Bund Deutscher Frauenrechte‹ vertritt sie die Idee der gleichberechtigten ge- sellschaftlichen Stellung der (alleinerziehenden) Frau. Damit steht sie auch für ein Frauenstimmrecht in Deutschland und über die Grenzen hinaus ein. Als erste Vorsitzende des Vereins ›Mütter- und Säuglingsheim‹ hilft sie vor allem alleinstehenden Frauen und ihren Kindern, deren Recht auf eine glückliche Kindheit sie verteidigen will. Nur wenige Jahre später löst sie sich von dem Verein, weil sie nicht nur die Folgen von Missständen behandeln, sondern auch die Ursachen beheben möchte. Sie ist für eine neue Gesinnung, eine neue Sexualmoral und kämpft damit für eine neue Ethik.

Dafür setzt sie sich ab 1909 in der Bremer Ortsgruppe des ›Bund für Mutterschutz und Sexualreform‹ ein. Ihr geht es um Rechte für Mütter, für Frauen, für Menschen – um Gerechtigkeit. Dafür nimmt sie während des Ersten Weltkrieges auch die gewagte Reise nach Den Haag auf sich, um mit Frauen aus anderen Ländern Wege zum Frieden zu suchen. Ihr Bericht

LUDWIG QUIDDE

AUGUSTE KIRCHHOFF

L A U R A A C K S T E I N E R

N E L E W O E H L E R T

Zwischen zwei Weltkriegen, in einer Zeit des gesellschaftlichen und politischen Umbruchs, führte er die Friedensbewegung in Deutschland an. Ludwig Quidde (geboren 23. März 1858, gestorben 4. März 1941) war ein Mann mit großen Idealen. Sein Streben nach internationalem Frieden, nach Freiheit und Demokratie, blieb bis zu seinem Lebensende ungebrochen und wurde gekrönt durch die Verleihung des Friedensnobelpreises.

Auguste Christine Louise Kirchhoff, geb. Zimmermann, kommt am 23.06.1867 in Asbach auf die Welt. Sie wächst in einem bürgerlichen Haushalt auf und besucht eine ›Höhere Töchterschule‹. Nach der Heirat mit dem Bremer Rechtsanwalt und späteren Senator Heinrich Kirchhoff kann sie ein Leben in Wohlstand führen. Neben der Erziehung ihrer fünf Kinder hat sie eine Leidenschaft für die Musik, die sie mit ihrem Mann teilt.

Neben der Monarchie war Quidde auch ein vehementer Kritiker des preußischen Militarismus. Er verschrieb sich zunehmend dem Pazifismus, setzte sich bereits vor dem Ersten Weltkrieg, und umso intensiver danach, für Frieden und militärische Abrüstung ein. Fünfzehn Jahre war er Vor- sitzender der Deutschen Friedensgesellschaft und repräsentierte die deutsche Friedensbewegung auf internationaler Ebene. Seine Texte und Reden brachten ihm mehr als einen Gefängnisaufenthalt in Deutschland ein. Aufgrund seiner internationalen Friedensbemühungen während des Ersten Weltkrieges wurde er des Verrats angeklagt und monatelang beobachtet. Internationale Anerkennung für sein pazifistisches Engage-ment, speziell bei der deutschen Aussöhnung mit Frankreich nach dem Krieg, erhielt Quidde erst im Jahre 1927, als man ihm zusammen mit dem französischen Pazifisten Ferdinand Buisson den Friedensnobelpreis verlieh. Nach dem Aufstieg der Nationalsozialisten zog Quidde in die Schweiz, blieb aber auch im Exil und bis zu seinem Tode 1942 seinen Idealen treu.

darüber erscheint in einer Bremer Zeitung und erntet so viel Gegen- wind, dass sie ein Veröffentli-chungsverbot erhält.

Das hält sie aber nicht davon ab, 1919 eine Bremer Ortsgruppe der ›Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit‹ zu gründen und zu leiten. Sie kämpft gegen den zunehmenden Antisemitismus und für die soziale, politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit sowie für die uneinge-schränkte Gleichberechtigung aller Menschen.

1915 schreibt Auguste Kirchhoff ihrer Tochter: ›Entweder ist Morden ein Verbrechen, aber dann ist’s immer ein Verbrechen, nicht aber wird’s zur Tugend, wenn die Großen der Welt es für gut befinden […]‹.

Am 12.07.1940 stirbt Auguste Kirchhoff schließlich schwer- krank in Bremen und hinterlässt einige Artikel und Reden, deren Lektüre auch heute noch sehr lohnenswert ist.

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Quelle: Focke-Museum Bremen

Page 5: Bremen nach der MODERNE REFORM EXPERIMENT

eformforderungen wurden unterstützt durch die 1919 beschlos-sene Weimarer Reichsverfassung. In ihr wurde verankert, dass der soziale Hintergrund der Schülerinnen und Schüler nicht

mehr die Bildung einschränken dürfe. In der Realität sah das jedoch anders aus: Auch wenn der Mittelstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts weitestgehend über Bildungsmobilität verfügte, war das Schulwesen weiterhin stark ständisch geprägt und die Unterrichts- und Erziehungs-methoden veraltet.

In der Nachkriegszeit gab es an vielen Stellen einen politischen und sozialen Neuanfang. Dadurch konnten sich kritische Haltungen gegen- über dem Schulsystem durchsetzen. So wurde es möglich, die privaten Vorschulen der Gymnasien abzuschaffen; die gemeinsame vierjährige Grundschule entstand. Auch wurden Reformansätze bekannter Pädago- gen zunehmend populärer. Sie forderten unter anderem Chancen-gleichheit und individuelle Förderung aller Kinder. Notendruck, Mono- tonie im Unterricht sowie psychische und physische Gewalt wurden abgelehnt. Stattdessen sollten Werte wie Wertschätzung, eigenverant-wortliches Lernen, Methodenvielfalt und soziale Kompetenz im Mittelpunkt stehen.

Im Zuge der Reform des Bremer Schulwesens forderten die Reformpädagogen eine kollegiale Schulleitung, die Einheitsschule sowie die konkrete Einbindung der Eltern in den Schulalltag. In den 1920er-Jahren wurde in den Regelschulen das Prinzip der kollegialen Schulleitung umgesetzt sowie die auf Reichsebene beschlossenen Modernisierungen wie die vierjährige Grundschulzeit.

Den reformwilligen Lehrern in Bremen, unter anderem Fritz Gansberg, Carl Dantz und Heinrich Scharrelmann, war dies jedoch zu wenig, so dass sie in einem Arbeitskreis weitere Ideen zusam-mentrugen. Daraufhin genehmigte der Bremer Senat die Gründung dreier Versuchsschulen, an denen neue Unterrichtsmethoden erprobt werden konnten.

Im Frühjahr 1920 wurde dem Schulleiter und Reformpädagogen Heinrich Scharrelmann die Genehmigung erteilt, die Versuchs-schularbeit im Schulgebäude Schleswiger Straße aufzunehmen. 1921 folgten die Versuchsschulen an der Stader Straße und an der Theodorstraße (später Helgolander Straße). Das Besondere an den Schulen war, dass sie zwar den Status einer regulären Be- zirksschule hatten, jedoch auch Eltern aus anderen Stadtteilen ihre Kinder dort anmelden konnten. Die Lehrenden waren Wahlkollegien und entschieden innerhalb eines vorgegebenen Stellenplans über Neubesetzungen von Lehrerstellen. Der Unterricht war von der Einhaltung des allgemeingültigen Lehr- plans befreit, allerdings sollte er sich an den Lehrplanzielen orientieren und der Fortschritt der Schüler*innen wurde am Ende des vierten und achten Schuljahres geprüft. Anstelle von Notenzeugnissen wurden Entwicklungsberichte erstellt.

Neu war auch die Einbeziehung der Eltern als Mitarbeiter, Miterzieher und Kritiker. So wurden mit ihrer Hilfe Landschulheime gebaut, in denen die Schülerinnen und Schüler Gemeinschaft erleben konnten. Außerdem teilten die Mitglieder der Lehrerkollegien ihre Erfahrungen auf Versamm-lungen, in Vorträgen und Artikeln mit Lehrkräften aus anderen Teilen Deutschlands, aber auch ausländische Pädagogen interessierten sich für die Versuchsschulen und besuchten sie.

1922 forderte die Deutsche Volkspartei einen Bericht über die Ver- suchsschulen, den die Schulbehörde erstellte und in der zum einen die bisher erbrachten Leistungen der Schulen gelobt wurden, zum anderen jedoch eingeräumt wurde, dass es zu früh sei, ein abschlie-ßendes Urteil über ihre Arbeit zu fällen. Ab 1929 verschärfte sich das innenpolitische Klima in Bremen und ab 1931 kam es zu vermehrten Angriffen durch die nationalsozialistische Presse auf die Versuchsschulen und den Lehrerverein. 1933 wurde der Status der Versuchsschulen aufgehoben.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs mussten zahlreiche neue Schulen gebaut werden. Vor allem ab den 1950er Jahren ent- standen Gebäude in aufgelockerter Architektur mit Werk- und Musikräumen, Turnhallen und Zugang zu begrünten Außen-flächen. In den offen geschnittenen Klassenräumen konnten die an den Versuchsschulen erarbeiteten Konzepte beson-ders gut umgesetzt werden, so dass auch heute noch die Einflüsse der Versuchsschulen an Bremer Schulen zu finden sind.

BREMER REFORMPÄDAGOGIKE L I N A F L Ä S C H N E R

Bremen war einer der Vorreiter der reichsweiten Versuchsschulbewegung. Schon vor dem Ersten Weltkrieg wurde hier über eine Anpassung des Schulsystems nach reformpädagogischen Ansätzen diskutiert. Der bereits 1884 gegründete Bremische Lehrerverein setzte sich beispiels-weise für modernen Unterricht und die Abschaffung der autoritären Lernschule ein. Gefordert wurde stattdessen eine einheitliche, weltliche und unentgeltliche Schule. Erst nach Ende des Ersten Weltkriegs konnte an diese Diskussionen angeknüpft werden.

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as Metropol-Theater war eines der führenden Bremer Lichtspiel-häuser in den Goldenen Zwanzigern, einer Zeit, in der aus der einstigen Jahrmarktsattraktion des ›bewegten Bildes‹ ein Medium

der Massenunterhaltung wurde. Vorbei waren die Tage, in denen Gaststät-ten und Tanzsäle für Filmaufführungen kurzerhand umfunktioniert wurden. Vorbei die Tage, in denen Betreiber noch mit einem Begleitprogramm von Humoristen und Geigenspielern aufwarten mussten, um überhaupt Zuschauer in das Kino zu locken. Freizeitgestaltung wurde deutschlandweit ein lukrativer Markt, mit Vergnügungen, die sich nun auch das Proletariat leisten konnte. Dabei waren es zwei Unternehmen, die dem Bremer Kino den Weg ebneten.

Ausgestattet mit Mut zum Risiko und ausgeprägtem Pioniergeist, erwarben die Hamburger Schifffahrtsunternehmer Johannes und Heinrich Sander 1904 das Theater ›Ahlborns Wintergarten‹ in der Altstadt und bauten es in einen Kinosaal um - schon damals erkannten sie das Potenzial dieses Gewerbes. 1909 folgte die Namensänderung in Metropol-Theater. Im gleichen Jahr schloss sich der Kaufmann Amadeus Sander dem Unterneh-men an, das fortan Hagen & Sander GmbH hieß. Schnell hatten sie Kinos in allen Bremer Stadtteilen erworben. Nach Ende des Ersten Weltkriegs verbündete sich das Unternehmen mit der Universum-Film AG (kurz: UFA), was ihnen die Rechte an der Ausstrahlung sämtlicher UFA-Produktionen gewährte. Dazu zählten Klassiker wie Dr. Mabuse, Die Nibelungen und natürlich Fritz Langs Metropolis, das passenderweise im Metropol-Theater seine Bremer Erstaufführung erfuhr.

Das zweite wichtige Kino-Unternehmen in Bremen war jenes von Franz Luedtke und Ferdinand Heiliger. Bereits vor ihrem Wirken in Bremen hatten die gebürtigen Rheinländer Kinos in Städten wie Groningen und Brüssel eröffnet, bis sie sich schließlich 1921 in Bremen niederließen. Hier erwarben sie unter anderem den Europapalast im Herdentorsteinweg und das Tivoli im heutigen Gewerkschaftshaus, das mit 2400 Plätzen das mit Abstand größte Bremer Kino seiner Zeit war. Auch den Bau der heute noch bestehen-den Schauburg im Jahr 1929 haben Luedtke und Heiliger zu verantworten. Damit gab es in Bremen das erste reine Tonfilmkino.

Stichwort Tonfilm: Der steckte zu Beginn der Zwanzigerjahre noch in den Kinderschuhen und es dauerte bis 1924, bis in Bremen erstmals der Versuch einer Tonfilmausstrahlung gewagt wurde. Austragungsort war das ›Moderne Theater‹ (heute bekannt als Modernes). Eine ganze Nacht soll es gedauert haben, bis der Saal den Ansprüchen entsprechend umgebaut und das Equipment in dem nur 2 x 3 Meter großen Vorführraum einsatzbereit war. Die Mühe war es nicht wert. Die kurzen Filme, die unter anderem einen Hühnerhof und einen auf Glasscherben tanzenden Mann zeigten, sahen nur wenige. Die Aufführung fand am 1. April statt und viele Bremer hielten die Ankündigung einer Tonfilmausstrahlung schlichtweg für einen Aprilscherz.

Doch auch die Stummfilmaufführungen besaßen ihren ganz eigenen Charme. Aufgrund des Tonmangels wurde jeder Film vor Ort von einem Orchester be-gleitet. Oft erfreuten sich weniger die Protagonisten auf der Leinwand, als vielmehr die Dirigenten größter Beliebtheit, sodass sich am Bühnenaus-gang nicht selten Schlangen von Verehrerinnen bildeten, die ihre Idole mit Blumen empfingen. Als technische Ausstattung dienten derweil mobile Handkurbelprojektoren mit denen nicht nur der Hauptfilm, sondern auch Vorfilme, Naturfilme und die Wochenschau ausgestrahlt wurden.

1929, fünf Jahre nach dem Fiasko im Modernen Theater, wurde in Bremen erneut ein Tonfilm ausgestrahlt. Die amerikanische Musik- komödie The Singing Fool feierte am 3. Dezember im Metropol und Tivoli-Theater zeitgleich Bremen-Premiere. Erneut war das anspruchs-volle Bremer Publikum nicht vollends überzeugt: Bemängelt wurden der dumpfe Klang und die störenden Nebengeräusche. Dem Sieges- zug des Tonfilmkinos tat es keinen Abbruch.

Im Jahr 1930 besuchten zwei Millionen Menschen das Kino, jeder Erwachsene durchschnittlich neun Mal. Das Kino als Massenmedi-um hatte sich in ganz Deutschland durchgesetzt und die Reklamen mit den Filmankündigungen waren aus den Tageszeitungen nicht mehr wegzudenken. Die künstlerische Freiheit, die vor allem in expressionistischen Filmen dieser Zeit zum Ausdruck kam und die Massen begeisterte, erfuhr mit der Machtübernahme der NSDAP 1933 ein jähes Ende.

Einige der großen Bremer Filmtheater dieser Ära blieben bis in die Neunzigerjahre in Betrieb, so wie das Tivoli, das später in ›U.T. Kino Center‹ umbenannt wurde. Die Entstehung der Multi- plexkinos kurz vor der Jahrtausendwende trieb das Tivoli und viele andere Kinos in den finanziellen Ruin. Das Metropol-Theater dagegen wurde schon im Zweiten Weltkrieg zerstört und nie wieder aufgebaut. Heute steht an der Stelle die Parkgarage Am Brill.

WIE DAS KINO BREMEN EROBERTE

F L O R I A N F A B O Z Z I

Wer heute auf den Namen ›Metropol-Theater‹ stößt, denkt aller Voraussicht nach an eingängige Gesangseinlagen und rasante Choreographien. Schließlich trägt das beliebte Musical-Theater am Richtweg seit nun mehr einem Jahr diesen Namen. Nur den Koryphäen der Bremer Unter-haltungskultur dürfte indessen die historische Bedeutung dieses Namens bewusst sein. Schon vor einem Jahrhundert gab es ein Metropol- Theater – ein Theater, das eng mit dem Durch-bruch des Kinos in Bremen verbunden ist.

Gestaltung eines Klassenraums, Versuchsschule Staderstraße, um 1925

Quelle: Schul :-)Museum Bremen

Quelle: Staatsarchiv Bremen

D

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Page 6: Bremen nach der MODERNE REFORM EXPERIMENT

F Ü R S T A D T K U L T U R

halbzeitwissen

Z U K U N F T S L A B O R : C L U B 4 4 3 H Z

Die Bremer Kammerphilharmonie hat sich mit der Gesamt-

schule Bremen-Ost zusammengetan und ein Zukunftslabor

gegründet: Der ›Club 443 Hz‹ bietet Raum für gemeinsames

Musizieren und Experimentieren. Am 21. und 22. März

präsentieren Schülerinnen und Schüler gemeinsam

mit Kammerphilharmonie-Musiker*innen die Ergebnisse

ihrer Experimente. Um 19.30 Uhr in der Gesamtschule

Bremen-Ost.

Foto: MARINA LILIENTHAL

W O R L D P R E S S P H O T O

Oldenburg ist nicht Paris oder Sydney, trotzdem hat es das

Landesmuseum zum vierten Mal geschafft, die Ausstellung

der weltweit besten Pressefotos in ihre Räume zu holen.

73.000 Bilder wurden eingereicht, 150 wurden prämiert und

sind vom 16.02.–10.03. im Oldenburger Schloss zu sehen.

Unbedingt empfehlenswert!

111110

F O C K E - M U S E U M

Im Rahmen der Ausstellung ›Experiment Moderne. Bremen

nach 1918‹ finden im Focke-Museum Veranstaltungen statt,

die wir euch sehr ans Herz legen wollen:

Diskussion: ›Die Revolution von 1918/19 in Bremen –

Ein demokratisches Experiment?‹ Mit Dr. Jörn Brinkhus,

Dr. Eva Schöck-Quinteros, Dr. Karl-Ludwig Sommer

und Dr. Hans Rudolf Wahl. Moderation: Dr. Jan Werquet

und Prof. Dr. Konrad Elmshäuser. 26. Februar, 19 Uhr

Schätze aus dem Filmarchiv – Bremen in den 1920er-Jahren

Kommentierte Filmvorführung mit Dr. Daniel Tilgner,

Historiker und Leiter des Landesfilmarchivs. 19. März, 19 Uhr

Weitere Veranstaltungen unter www.focke-museum.de

auch in der Sympathie des Publikums von Dietrich ins Abseits gedrängt, er konnte anschließend keine großen Erfolge mehr verzeichnen. Für den jungen Hans Albers (als Muskelprotz Mazeppa) begann hier eine Karriere, die auf der neuen Technik des Tonfilms aufbaute, die ›Der blaue Engel‹ als einer der ersten Filme in Deutschland eingeführt hat.

Auch dadurch stellt sich der Klassiker heute als Einladung für kulturhistorische Exkursionen dar, denn für eine bessere Vermarktung auf dem internationalen Markt drehte von Sternberg den Film sowohl auf Deutsch wie auf Englisch. Diese Praxis, mehrere Sprach- versionen gleichzeitig für verschiedene Märkte zu produzieren, ist der Ursprung der Synchronisations-kultur, die noch heute die deutsche Kinolandschaft (neben u. a. der französischen, italienischen und spanischen) unterscheidet von der unserer kleineren und weniger zentralen europäischen Nachbarn.

Die BluRay von Universum Film bietet zum aufbe- reiteten Bild einige informative Zugaben, wie einen erhellenden Audiokommentar von Filmhistoriker Werner Sudendorf und ein Booklet von Oliver Hanley, das einen Blick auf Hauptdarsteller und Regisseur sowie auf die Entstehungsgeschichte des Films wirft. Bezaubernd sind die Extras: Eine Probeaufnahme mit Friedrich Hollaender am Klavier zeigt die junge Dietrich, andere Bühnenauftritte dokumentieren die Diva in späteren Jahren, alterslos bestechend in ihrer kecken Hochmütigkeit. Ein Szenenvergleich von deutscher und englischer Fassung und Trailer zum Film erfüllen die Wünsche filmhistorisch Interessierter vollständig. Der Ton bleibt leider weiterhin teilweise schlecht, um den Film in vollem Umfang zu genießen, braucht es die Untertitelung. Man versäumt sonst den schnodderigen Humor und könnte die Chance verpassen, dem Film vollständig zu verfallen.

Der blaue Engel(Deutschland 1930, Regie: Josef von Sternberg, Blue-ray: Universum Film)

Eine Art Werkschau könnte man die Platte nennen, würde der Titel nicht das genaue Gegenteil behaupten: Moment heißt das neue Album von Elektro-Pionierin Gudrun Gut. Und gegenwärtiger geht’s ja gar nicht. Nur ist dieser tatsächlich leicht jenseitig-entkoppelte Augenblick eben gespickt mit Erinnerungen aus und an Gudrun Guts rund 40 Jahre im Musikgeschäft.

Denn während ihr letztes Soloalbum, Wildlife von 2012, noch das Idyll naturnahen Lebens vertonte, ist die neue Platte wieder zurück auf dem Berliner (Beton-)boden: Beschwörend hingehauchter Sprechgesang hallt über Beats, die mal ambient-artig vor sich hin knarzen, bevor sie im nächsten Song wieder entschieden los-stampfen. Techno, Minimal, Industrial mit Dark-Wave-Anleihen: Es fügt sich da alles zu einer mitunter fast klinisch sauberen, wunderbar zeitlosen Komposition

– einem Moment eben, der durchs Früher geistert, ohne zwanghaft irgendwelche Retroklischees zu bedienen.

Das Album erscheint auf Guts eigenem Label, Monika Enterprise, wo sie seit inzwischen auch schon über 20 Jahren höchst Relevantes in überschaubarer Stückzahl präsentiert. Nicht nur, aber eben auch sich selbst und ihre weit verstreuten Kooperationspart- ner*innen. Dass Gudrun Gut über experimentelle elektronische Musik was zu sagen (respektive: vorzu-führen) hat, ist schon deshalb klar, weil sie ja von Anfang an dabei war. Mit Blixa Bargeld, N. U. Unruh und Beate Bartel hat sie Die Einstürzenden Neubauten gegründet – und mit Malaria! und der Band Mania D um die Genialen Dilletanten gleich nochmal Musik-geschichte geschrieben. Dass diese Historie sich heute außerhalb der Kernszene als Spezialwissen abgelegt findet, liegt ganz einfach daran, dass hier von Frauen die Rede ist. Und die verschwinden auch in der pro- gressivsten Szene hinter ihren männlichen Zeitgenos-sen, wenn es darum geht, Musikgeschichte zu schreiben.

Gänzlich unbeleidigt geht es um die Rolle der Frauen auch auf dem neuen Album, in vorsätzlich holprigen Reimen, wie zum Beispiel ›Baby, I Can Drive My Car / In Saudi Arabia‹. Oder in geradezu manisch beschwing-ten Umdeutungen: David Bowies ›Boys Keep Swinging‹ hatte nun seinerzeit eh schon einen harten Einschlag in Genderverwirrungen – wird von Gudrun Guts Cover- versionen aber nochmal ein paar Ebenen weiter hoch- geschraubt. ›Heaven loves ya / The clouds part for ya / Nothing stands in your way / When you’re a boy / Clothes always fit ya / Life is a pop of the cherry / When you’re a boy‹, singt sie und ist anders als Bowie eben nicht mal zwischendurch so ein Boy.

Stolprig klingt das, manchmal ein bisschen trippy, vor allem aber auf beruhigende Weise kalt und teil- nahmslos. Das gilt jedenfalls für den Sound. Die Zustände, die er auslöst, sind im Gegenteil hochgradig emotional. Sie sind in der elektronischen Musik selten so inhaltlich und vom Text bestimmt wie hier. Zum Vorbild genommen hat Gudrun Gut hier sich selbst – die Grundstimmung der Musik erinnert jedenfalls so deutlich wie lange nichts an ihren wohl bekanntesten Titel ›Kaltes klares Wasser‹.

Aber bevor sich der Gedanke mit dem Rückblick aufs Werk dann doch zu sehr festsetzt: Moment klingt insgesamt nach einer recht spontanen Arbeit und ist sicher kein akribisch durchkalkulierter Mix eines Ideen-Best-ofs. Aber nachdenklich ist die Plat-te trotzdem, wie sie so assoziativ durch ihre eigene Vorgeschichte wandert. Das ist eine Musik, die sich nicht so recht entscheiden kann, ob sie Tanzflächen dirigieren oder die Hörer*innen freischwebend assoziieren lassen möchte. Sie muss es auch gar nicht. Vielleicht, und das ist nun wirklich ein flüch-tiger Gedanke, liegt ihr Wert ja gerade auch darin, dass es so recht keinen Unterschied mehr macht.Gudrun Gut: Moment (Monika/Indigo)

J a n - Pau l K o o p m a n n

Durchs Nirvana gestampft

LISTENER’SCORNER

Gemeinsam eine spannende Geschichte erfinden, eine

Rolle in dieser Geschichte spielen, Kamera und Ton passend

einsetzen: Im Workshop ›Frei raus!‹ lernen Mädchen und

Jungen im Alter von 11 bis 13 Jahren, wie ein Spielfilm

gemacht wird. Alle machen alles und können so ausprobieren,

was ihnen am meisten Spaß macht: die Regie, das Spiel vor

der Kamera oder die Aufnahme mit Kamera und Mikrofon.

Interessierte können sich unter medien@schlachthof-bremen.

de anmelden. Der Anmeldeschluss ist am 8. März.

Der Workshop geht vom 8. bis 12. April, immer von 10–16 Uhr.

Die Teilnahmegebühr (inklusive Mittagessen) beträgt

70 bis 100 Euro (nach Selbsteinschätzung). Die ermäßigte

Teilnahmegebühr beträgt 30 Euro (für Eltern, die ALGII

oder BAföG bekommen.)

F R E I R A U S ! F I L M - F E R I E N - W O R K S H O P

Page 7: Bremen nach der MODERNE REFORM EXPERIMENT

F Ü R S T A D T K U L T U R

halbzeitwissen

Foto: MARINA LILIENTHAL

131312 131312

wir hätten da mal eine Frage: Findet ihr Bremen als Stadt attraktiv oder eher nicht?

Haben wir den Anschluss verpasst und keine Chance mehr, zu Leipzig aufzuschließen

– oder ist das alles Unsinn?

Im November letzten Jahres war die Aufregung groß, als es plötzlich hieß, Bremen sei

für junge Menschen zwischen 20 und 30 Jahren unattraktiv. Das Forschungs- und

Beratungsinstitut Empirica hatte festgestellt, dass sie hier eben nicht in Schwärmen

landen, wie zum Beispiel in Leipzig, Oldenburg oder Münster. Dabei gibt es hier genug

Jobs für Studienabgänger und die Mieten sind vergleichsweise moderat. Doch das reicht

nicht: Bremen sei einfach nicht hip, hieß es. Das Viertel außerdem überaltert und andere

Stadtteile entwickelten sich zwar, aber als Szenetreff gelten sie noch nicht.

Was das Institut allerdings nicht gemacht hat, ist mit den Menschen vor Ort zu spre-

chen. Die Ergebnisse stützen sich auf eine ›nicht-repräsentative Befragung von Bloggern,

Start-ups und alteingesessenen Unternehmen‹.

Da wollen wir doch auch mal – nicht-repräsentativ – nachfragen, aber bei den

Menschen, die täglich in Bremen unterwegs sind, hier die Kultur-, Sport- und Bildungs-

angebote nutzen, sich in Parks erholen oder feiern gehen. Wie ist euer Eindruck von

eurem Umfeld, gefällt es jungen Menschen in Bremen, gibt es genug Freiräume, Anreize,

Netzwerke? Oder fehlt etwas? Was ist gut?

Schreibt uns, was ihr dazu denkt – und wer möchte, kann noch ein Foto von sich

dazu tun. Wir werden die Antworten im nächsten Z-Magazin abdrucken.

Einsendeschluss ist der 1. März.

[email protected] REDAKTION

Vor zwei Jahren hat das Theater im Schlachthof sich neu aufgestellt und Neueröffnung gefeiert. Der Raum, der bislang vor allem für Proben genutzt worden war, wurde nun zu einer Theaterbühne umfunktioniert. Vor knapp einem Jahr war der Spaß auch schon wieder vorbei beziehungsweise unterbrochen: Der Turm genügte den Brandschutzauflagen der Stadt nicht mehr – so darf sich heute nur eine beschränkte Zahl an Mitarbeiter*innen im Turm aufhalten.

Hände in den Schoß und abwarten war für Theaterleiter Tobias Pflug jedoch keine sonderlich attraktive Option. Aus der Not hat er eine Tugend gemacht und ist ausgeschwärmt. In einem ehemaligen Lagerhaus in Woltmershausen hat er eine neue temporäre Spielstätte für das Schlacht-hof-Theater gefunden. Seit Mitte Januar hat der Probenbetrieb wieder an Fahrt aufgenommen: im theaterSCHLACHTHOFstudio in der Ladestraße 1.Die erste Produktion wird vorbereitet: Hakan Sonakalan von der Essener Folkwang Universität der Künste erarbeitet mit Jugendlichen ein Tanzstück, die Premiere soll im August stattfinden.

Jugendliche, die bei der Produktion mitmachen wollen und zwischen 14 und 18 Jahren alt sind, können sich unter [email protected] anmelden.BENJAMIN MOLDENHAUER

THEATER AM NEUEN ORT

LIEBE LESERINNEN UND LESER

Page 8: Bremen nach der MODERNE REFORM EXPERIMENT

FREIZEIT

14 15FREIZEIT freizeit

Wenig im Leben bleibt so konstant wie das alljährlich wieder- kehrende Funny-van-Dannen-Album. Seit 1995 begleitet die Musik des Berliner Songwriters seine Fans durchs Leben, immer klärend und wenn nötig tröstend – und häufig, sehr häufig hochkomisch. Das Zentrum bilden auf der neuen Platte Alles gut, Motherfucker die Lyrics van Dannens, die man auch gut und gerne als Buch drucken könnte, wenn man mal einen schönen Gedichtband braucht. Oder einen Lebensratgeber, der einem zwar nicht erklärt, wie man es richtig macht, aber doch eine Haltung nahelegt, mit der man unbeschadet und leicht durch die Unwägbarkeiten des Daseins steuern kann.

Letzteres ist tierisch anstrengend, die Welt aber ist schön und Gott eventuell, so er denn existiert, auch nicht ganz dicht. Zwischen diesen Polen bewegt sich die Philosophie van Dannens, laut den Kolleg*innen von Laut.de ›Deutschlands Eulenspiegel mit Poesie, Politik und Porno‹. Und weiter: ›Phantasie und Zärtlichkeit kleidet er gern in surreale Bilder, deren herzwärmende Absurdität aus seinem Mund so normal wirkt, als passiere derlei ohne Unter-lass an jedem Tag des Jahres.‹ Das Lustige: Was in diesen Liedern leicht verfremdet erzählt wird, passiert tatsächlich ohne Unterlass, es fällt einem nur meist nicht auf.

Die verschiedenen Genres, die Funny van Dannen bedient oder auch gleich selbst erfunden hat, finden sich auf Alles gut, Mother-fucker allesamt wieder. Da wären die Porträts, anhand derer

sich ein universales menschliches Drama erschließt, das ironische Liebeslied (›Knochen‹), Absurd-Kosmologisches (›Die Sterne rufen: ›Fickt euch, dann haben wir was zu lachen / Wir finden euch so komisch. Ihr macht so lustige Sachen‹ / Wir stehen auf und gehen. Die Flasche ist sowieso leer / Ja, so was kann passieren, wenn es Abend wird am Meer‹), das Tierlied (›Schwanstadt‹), das religiöse Lied (›Nietzsche, Ensslin, Merkel – Genie, Gewalt, Verstand / Zu viele Pfarrerskinder sind nicht gut für unser Land / Wer einen Gott mehr als Menschen liebt, ist sündiger als jede Bank‹) oder die Kurz-geschichte in Liedform (›Eiskalter Mörder‹).

Alles das ist von einer Weisheit und von einem Witz durchdrun-gen, der noch die albernsten Volten wahr und stimmig erscheinen lässt. Es gilt noch immer: Die Albernheit ist bei van Dannen niemals doof, das Traurige niemals niederdrückend. ›Nach wie vor begleitet die Trauer ein Augenzwinkern und jedem Schaber- nack wohnt ein Schlamassel inne‹, schreibt der Musikkritiker Sven Kabelitz über Funny van Dannen. Ein ähnlicher Gedanke, in den Worten des Meisters formuliert: ›Ich freue mich über das Leben / Und was meint das Leben dazu? / Es schaut mich an und sagt / Ich bin genauso lustig wie du‹.

MARTIN STEINERT

➟ Kesselhalle, 20 Uhr //

Tickets: VVK € 25,–(zzgl. Gebühren)

Funny van Dannen09 MÄRZ SA / / S C H L AC H T H O FA L L E S G U T, M OT H E R F U C K E R

102017

H I G H L I G H T

08 FEB FR / / S C H L AC H T H O F

Dass eine Band wie Slime, die in den Achtzigern als Hauscombo der Antifa die Staatsmacht gut auf Trab hielt, heute wieder zeitgemäß wirkt, es könnte einem schon zu denken geben. Anders als andere Reunions alter Helden, wirkt die von Slime stimmig. Schweineherbst, die letzte Platte vor der Auf-lösung, erschien 1994, nach dem Pogrom von Rostock-Lichtenhagen und den Morden von Mölln. ›Deutschland – Ein Land kotzt sich aus / einen alten braunen Brei / seh’ ich aus dem Fenster / wird mir übel von dieser Heuche-lei‹ – das galt damals, das gilt heute wieder. 2012 arbeiteten sich Slime auf dem Comeback-Album Sich fügen heißt lügen am Werk Erich Mühsams und damit auch an der Geschichte der radikalen Linken ab. Der Titel der neuen Platte hingegen ist programmatisch: Hier und jetzt. ZSK schließen nahtlos an, mit politisch radikalisiertem Skatepunk. HANS AST

➟ Kesselhalle, 20 Uhr //

Tickets: VVK € 27,50 (zzgl. Gebühren)

Slime & ZSK H I E R U N D J E T Z T

15 FEB FR / / S C H L AC H T H O F

Im Februar geht es bei der Geschichtenhändlerin Julia Klein und ihrem Gast, der Erzählerin Susanne Kraemer aus Leipzig, um die verbindenden Elemente. Da wird nicht theoretisiert, sondern erzählt, dass es die wahre Freude ist. Was ja schon deswegen wieder einmal wunderbar zusammen-passt, weil man sich Geschichten an sich gut und gerne als verbindende Elemente vorstellen darf. Der Weser Kurier jedenfalls zeigte sich begeistert von der Reihe: ›Um alle in ihren Bann zu ziehen, braucht Julia Klein nicht mehr als ihre Geschichten, ihre Stimme, immer gut platzierte Gesten, ihre Mimik und ihren Anglersitz, der ein paar Requisiten in sich birgt und über die Jahre zu einer richtigen Rampensau geworden ist.‹ Am 22. März geht es weiter, dann ist der niederländische Erzähler Marco Holmer zu Gast.

MARTIN STEINERT➟ Magazinboden, 20 Uhr //

Eintritt: € 10,– / € 7,– (ermäßigt)

Geschichten im TurmB R Ü C K E N

14 FEB DO / / S C H L AC H T H O F

Es ist im übertragenen Sinne zum Kotzen und macht großen Spaß: Auf ihrer als ›Foodblog des Jahres‹ ausgezeichneten Seite ›Worst of Chefkoch‹ sammeln Lukas Diestel und Jonathan Löffelbein Rezepte, die von skurril bis ekelig reichen. Also von der süßen Spinattorte über den Hackfleisch-Pudding bis hin zu Omas Weihnachtskartoffelmischmasch mit Fleischsa-lat, Wurst und Rollmöpsen. Den Reiz des Perversen verbinden Diestel und Löffelbein auf der Bühne mit einer Kochperformance, Kurzgeschichten und idiotischen Gedichten. Sehr lehrreich ist das alles außerdem: ›Fleisch-wurst und Rollmops sind natürliche Feinde, die vertragen sich nicht, das ist wie Materie und Antimaterie; wenn sich die beiden berühren, explo-diert der Arsch.‹ Dann wünschen wir guten Hunger und vor allem einen stabilen Magen. HANS AST

➟ Kesselhalle, 20 Uhr // Tickets: VVK € 13,– (zzgl. Gebühren) / AK: € 17,–

Worst of ChefkochL U K A S D I E S T E L & J O N A T H A N L Ö F F E L B E I N

01 FEB FR / / S C H L AC H T H O F

Kirschenzeit hin, Kirschenzeit her, das neue Album der 17 Hippies ist ein Herbstalbum geworden. Der Titel verweist auf das Stück ›Le temps de cerises‹, ein Lied der Pariser Kommunarden von 1871. Passt. Denn die 17 Hippies klingen auf Kirschenzeit frankophoner denn je. Der Chanson überwiegt, auf der Bühne aber wird immer noch so heftig gewirbelt wie 1995, dem Entstehungsjahr des Berliner Musikkollektivs. Um die vier Grün-dungsmitglieder sammelte sich bald eine Bande von wechselnden Mitmusiker innen und -musikern an – Banjo, Klarinette, Gitarren, alles da.Die Texte sind nach wie vor gerne witzig, aber nie ironisch-distanziert: ›Ich lache laut, rauche viel / es kracht in mir ein Scheißgefühl‹. Live kracht vor allem ein vitaler Stilmix aus nahezu allem, was die Folk-, Rock- und Chansongeschichte für die Nachgeborenen aufbewahrt hat.

MARTIN STEINERT

➟ Kesselhalle, 20 Uhr // Tickets: VVK € 25,– (zzgl. Gebühren) / AK: € 30,–

17 HippiesV I E L L A C H E N , V I E L R A U C H E N

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2019

Page 9: Bremen nach der MODERNE REFORM EXPERIMENT

FREIZEIT

16 17

16 MÄRZ SA / / S C H L AC H T H O F

Mit Dave Phillips and The Hot Rod Gang, The Edwardian Devils, King D & The Royals Of Rhythm. Nahezu jeder Song gewinnt, wenn man ihn in einer Rockabilly-Version spielt. Die Bremer Urgesteine Rumble on the Beach haben es vor vielen, vielen Jahren mit einem Cover von Princes ›Purple Rain‹ vorgemacht. Dave Phillips and The Hot Rod Gang schließen hier mit Soft Cells ›Tainted Love‹ an, cool, stilsicher und mit sagenhafter Spielfreude. Noch puristischer gestimmt ist das österreichische Trio Ed-wardian Devils: Drei Männer in identischen Dreiteilern bringen melodiösen Teddyboy Rock’n’Roll auf die Bühne. Der Preis für den besten Bandnamen des Abends geht an King D & The Royals Of Rhythm, ebenfalls aus Öster-reich. Die Band schreibt unbeirrt Songs im Stil der Musik der frühen Six-ties, die laut Eigenaussage ›timeless, vintage, smart and grounded‹ sein sollen. Wir haben nachgehört, das stimmt so. HANS AST

➟ Kesselhalle, 19.30 Uhr

19th Rockabilly Earthquake T I M E L E S S , V I N TA G E , S M A R T

23 FEB SA / / S C H L AC H T H O F

Rosenmontag könnt ihr haben in Köln, die Hanseatin und der Hanseat feiern vor. Und mischen beim inzwischen traditionsreichen Bremer Karneval ver-schiedene europäische Fastnachtsbräuche mit brasilianischer Sambakultur. Das Ergebnis: ein donnerndes Getrommel, das jedes Jahr die Ruhebedürfti-gen für einen Tag aufs Land und die Feierwütigen auf die Straße treibt. Unter dem Motto ›Laune der Natur‹, versprechen die Veranstalter*innen, ›werden ein ganzes Wochenende lang buten wie binnen trommelnde Fabelwesen, himmelsstürmende Artisten und geheimnisvolle Maskentänzer die winter-triste Stadt in ein Meer aus wogenden Rhythmen und rauschenden Farben verwandeln‹. Im Schlachthof entfalten am Abend über zwanzig Samba- und Percussionbands aus Bremen und aller Welt ausgefeilte Choreographien und Grooves auf der Bühne. Rhythmus überall. MARTIN STEINERT

➟ Foyer / Kesselhalle / Kneipe / Magazinkeller, 20 Uhr // Eintritt: € 19,– / € 16,– (ermäßigt)

34. Bremer KarnevalE I N E L A U N E D E R N A T U R

21 MÄRZ DO / / S C H L AC H T H O F

Jazz, im weiteren Sinne. Also nicht als starre Genrebezeichnung, sondern als Hinweis auf eine beseelte, virtuose Stimme, die sich in verschiedenen Musiken entfalten kann. Auf ihrem neuen Album Things You Leave Behind spielt Rebekka Bakken fast ausschließlich Eigenkompositionen, Blues, Gos-pel und ein wenig Ragtime. Außerdem ein wunderschön-melancholisches Cover von Cindy Laupers ›Time After Time‹, das das Zentrum der Platte bil-det. Eine programmatische Wahl: Es geht um das, was man zurücklässt, weil es an der Zeit und richtig so ist. Man erinnere sich daran, was Rebekka Bakken live aus Alphavilles ›Forever Young‹ gemacht hat – es verwandelt Banales in Tiefe und Schönheit. ›Wenn ich mich auf den freien Fall einlasse, wenn ich alles um mich herum akzeptiere, dann nehmen die Dinge ihren Lauf. Die Stille im Auge des Sturms – da entsteht meine Musik.‹ Die beein-druckendste Stimme Norwegens zurzeit. MARTIN STEINERT

➟ Kesselhalle, 20 Uhr // Tickets: VVK: € 33,– (zzgl. Gebühren)

Rebekka BakkenT H I N G S Y O U L E A V E B E H I N D

14 MÄRZ DO / / S C H L AC H T H O F

Vier junge Bremer Neubürger aus Syrien haben ihre Eindrücke nach der Ankunft in der Stadt gesammelt und in nur einem Jahr zu einem musika-lisch-satirischen Bühnenprogramm kondensiert. Was da in kurzer Zeit mit Unterstützung der Kabarettisten Pago Balke und Gerhard Stengert ent-standen ist, beeindruckt. So komisch und zugleich berührend wird hier-zulande ansonsten nicht über Flucht und Ankunft gesprochen. Die Songs treffen ins Mark, die Verarbeitung auch der unangenehmeren Aspekte der neuen Heimat (zum Beispiel eine pantomimische Darstellung von AfD- Zitaten) ist Augen öffnend. ›Vor der Leistung, innerhalb eines Jahres Ein-drücke zu sammeln, die Trauer, Freude, Verzweiflung, Wut, Liebe aus- drücken, die dann in Reimform gebracht wurden, kann man sich gar nicht tief genug verneigen‹, schrieb der Weser Kurier. MARTIN STEINERT

➟ Kesselhalle, 11 Uhr und 20 Uhr // Tickets: € 18,– / € 12,– (ermäßigt)

Die ZollhausboysF E AT. : PAG O B A H L K E U N D G E R H A R D ST E N G E R T

19 & 20 MÄRZ DI & MI / / S C H L AC H T H O F

Im März 1943 wurden vom Bremer Schlachthof 300 Sinti und Roma nach Auschwitz deportiert. Drei Tage im März erinnert an die Ermordeten mit einem dokumentarischen Musiktheater. Die Rahmenhandlung schlägt den Bogen zur Gegenwart: Ein Rapper (Romano Hanstein), der in der Kesselhalle auftreten soll, hat ständig die Stimme seines Großvaters (Rolf Becker) im Kopf, der ihm erzählt hat, was an diesem Ort 1943 geschehen ist. Die Geschichte der 12-köpfigen Familie Schwarz etwa, die direkt neben dem Schlachthof wohnte, und von der nur eine Tochter überlebte. Ihre Geschichte steht stellvertretend für viele Ge-schichten der Verdrängung der Schuld nach dem Krieg. Erzählt wird sie mit überlieferten Zeitzeugenberichten und Tondokumenten. MARTIN STEINERT

➟ Kesselhalle, 20 Uhr (19.) u. 11 Uhr (20.) // Veranstalter: Netzwerk Zu- kunftsgestaltung und seelische Gesundheit in Kooperation mit dem Lan- desverband Deutscher Sinti und Roma Bremen / Bremerhaven und dem Kulturzentrum Schlachthof // Eintritt: € 16,–/10,– erm./4,– Schulklassen

Drei Tage im MärzV O M S C H L A C H T H O F N A C H A U S C H W I T Z

13 MÄRZ MI / / S C H L AC H T H O F

Das Women in (e)motion-Festival beginnt mit Macht: Das sechsstimmige Frauen-Vokalensemble Tautumeitas kommt aus Bremens Partnerstadt Riga. Die Sängerinnen fühlen sich der vielstimmigen Gesangstradition ihrer baltischen Heimat hörbar tief verpflichtet. Eine einfache Reise in die musikalische Vergangenheit des eigenen Landes allerdings ist ihre Sache nicht: Musikalische Traditionen werden von Tautumeitas selbstbewusst in die Gegenwart überführt – mit eigenen Songs, die von der lettischen Volks-musiktradition inspiriert sind. Tautumeitas kommen zur Eröffnung des Women in (e)motion-Festivals für einen exklusiven Auftritt nach Bremen – ihr erster in Deutschland überhaupt. Auf das Konzert einstimmen und vor-bereiten kann man sich mit der selbstbetitelten, arg schönen Debüt-CD.

HANS AST

➟ Kesselhalle, 20 Uhr

Women in (e)motion-Festival T A U T U M E I T A S

15 MÄRZ FR / / S C H L AC H T H O F

Präzision und Wohlklang traut vereint: Wie Masa Daiko auf der Bühne im absoluten Einklang miteinander perkussive Muster und, ja, auch Melodien sich entfalten lassen, ist atemberaubend. Die traditionelle japanische Musik des 1996 gegründeten Percussion-Ensembles ist von einer mit- reißenden Dynamik – das Archaische, was man zuerst vermutet, löst sich bald auf, in der Wahrnehmung einer Performance einer geglückten Koope-ration, in der alle ihren Platz haben und die trotzdem nicht überdiszipliniert wirkt. Jeder Schlag sitzt und treibt das gemeinsame Projekt nach vorne. Ob die Leute auf der Bühne da noch traditionelle japanische Gewänder tragen, ob man der Deko also Beachtung schenkt, bleibt dem Hörer überlassen. Hinter dem Sound und seiner Wirkung verschwindet das alles.

MARTIN STEINERT

➟ Kesselhalle, 19 Uhr // Tickets: VVK: € 18,– (zzgl. Gebühren) / AK: € 22,–

Masa DaikoJ A P A N I S C H E S T R O M M E L F E U E R

15 FEB FR / / S C H L AC H T H O F

Auftritte mit Laurel Aitken und Mr. Review, das ist so etwas wie der Ritter-schlag im Ska-Universum. Dann noch einen Vertrag beim legendären Grover-Label als weiteres Anzeichen dafür, dass offenbar auch in Duisburg formvollendete Offbeats entstehen können. Wobei Los Placebos seit ihrer Gründung 1994 angenehm unpuristisch agieren: Ihr Ska nimmt Elemente von Jazz, Soul und, naheliegender, Punk auf. Nur ein Jahr später hat sich der zweite Act des Abends gegründet, Masons Arms aus Köln. Die Band spielt Punky Boss Reggae, also eingängigen Early Reggae mit Elementen aus dem Traditional Ska. Damit schließt sie an jenen kurzen Moment in der Musik-geschichte an, in dem jamaikanische Rudeboys auf englische Arbeiterkids trafen. Hier allerdings nun begleitet von deutschen Texten, die gleichfalls direkt auf den Punkt kommen. HANS AST

➟ Magazinkeller, 20.30 Uhr // Eintritt: € 18,– (nur Abendkasse)

FREIZEIT

Los Placebos & Masons ArmsB O O T S N I G H T S K O N Z E R T

Page 10: Bremen nach der MODERNE REFORM EXPERIMENT

FREIZEIT

18

Die Schöne & der Froschkönig➟ Ambrella Figurentheater //

für Kinder ab 4 Jahren

Geschichten aus dem Karton➟ Clowntheater Kurt & Wilma //

für Kinder ab 4 Jahren

Des Kaisers neue Kleider➟ Theater Tom Teuer //

für Kinder ab 4 Jahren

Alles meins! sagt der kleine Rabe Socke➟ Tearticolo Theater //

für Kinder ab 4 Jahren

Der Froschkönig➟ Figurentheater Pappenelli //

für Kinder ab 3 Jahren

Hokus-Pokus-Omnibus➟ Friedrich der Zauberer //

für Kinder ab 4 Jahren

03 FEBArbeitnehmerkammer Bremen

Bürgerstr. 1 · Öffnungszeiten: Mo. bis Do. 8.00-18.30 Uhr Fr. 8.00-13.00 Uhr

Works on GenderFotografien von Jodi Bieber25. Januar bis 29. März 2019

www.arbeitnehmerkammer.de

Zeitgleich an zwei Orten zeigt die Arbeitnehmerkammer Arbeiten der Fotografin Jodi Bieber, die sich mit Geschlechteridentität und -zugehörigkeit im südafrikanischen Kontext auseinandersetzen.

Vegesacker Geschichtenhaus, Zum Alten Speicher 5A Dienstag bis Sonntag 10 Uhr bis 16 Uhr

Arbeitnehmerkammer Bremen, Bürgerstraße 1 Montag bis Donnerstag 8 Uhr bis 18.30 Uhr, Freitag 8 Uhr bis 13 Uhr

29 MÄRZ FR / / S C H L AC H T H O F

Er hat mehr getan für dieses Land als so manch anderer, gedankt wird es ihm nicht. Martin Sonneborn hat nachweislich die Fußball-WM 2006 nach Deutschland geholt und so das Sommerwunder, den neuen Patriotismus und damit auch den momentanen Rechtsruck überhaupt erst ermöglicht. Er vertritt uns als Abgeordneter im EU-Parlament auf eine Weise, die am besten mit dem Wort ›angemessen‹ zu beschreiben ist. Und in seinen Arbeiten für die Heute Show hat er mehr für die Aufklärung geleistet, als so mancher Fernsehjournalist, der sich als seriös versteht. Bei seinem Abend-programm verspricht Sonneborn ein ›unaufgeregtes Multimediaspektakel mit lustigen Filmen und brutaler politischer Agitation‹. Der Berliner Kurier wiederum sah üble Hetze und stellte die wichtige Frage: ›Wie kann ein Mensch die Ossis nur so hassen?!‹ Wir sind gespannt. MARTIN STEINERT

➟ Kesselhalle, 20 Uhr // Tickets: VVK: € 15, – / AK: € 18,–

Martin Sonneborn K R A W A L L U N D S A T I R E

22 MÄRZ FR / / S C H L AC H T H O F

Eine Waldzither, bis eben wusste ich gar nicht, dass es so was gibt. Sie klingt aber sehr schön, gerade wenn Mirja Klippel auf ihr spielt. Die finni-sche Multiinstrumentalistin verbindet leichtfüßig Virtuosität mit einer kristallinen Klarheit. ›Ihre Lieder sind einfach, wo Einfachheit hilft, und raffiniert, wo Raffinesse den entscheidenden Kick gibt‹, befindet das Fan-zine Nordische Musik. Und greift zum Superlativ: ›Das ist mit Joni Mitchell vergleichbar.‹ Die kanadische Singer/Songwriterin Mélissa Laveaux wiederum hat sich mit ihrem aktuellen Album Radyo Siwèl für eine Spuren-suche in die alte Heimat ihrer Eltern begeben und auf Haiti Folksongs gesammelt, die als Inspiration für eigene Songs dienten. Auf Radyo Siwèl kann man hören, wie es klingt, wenn sich Folk und die kreolische Musik-geschichte verbinden. Wunderschön nämlich.

MARTIN STEINERT➟ Kesselhalle, 20 Uhr

Women in (e)motion-FestivalM I R J A K L I P P E L & M É L I S S A L A V E A U X

17 MÄRZ

17 FEB

Kindertheater im Februar und MärzS C H L A C H T H O F | M A G A Z I N B O D E N | S O N N T A G S 11 U H R | E I N T R I T T : € 5 , –

Noch mehr Kultur in der Stadt

Goldköpfchen und die 3 BärenH E R M A N N S H O F T H E A T E R

Goldköpfchen hat sich im Wald verirrt und ist schon sehr müde, als sie ein Haus findet. Hier ist alles sehr ordentlich: Das Essen ist bereit, die Kissen sind sorgfältig aufgeschüttelt, aber niemand ist zu Hause. Goldköpfchen sieht sich um, probiert alles aus, kostet die frisch gebackenen Bublitschki und schläft schließlich erschöpft ein. Im Häuschen aber wohnen drei Bären und als sie zurückkommen, bemerken sie die Unordnung und werden ärger-lich. Ob das gut ausgeht?➟ für Kinder ab 4 Jahren

Das schönste EiT H E A T E R P I N A L U F T I K U S

Im königlichen Hühnerstall herrscht heute große Aufregung: Pünktchen hat das schönste Federkleid, Latte die schönsten Beine und Feder den schönsten Kamm - doch welches von ihnen ist das schönste Huhn? Der König kann sich nicht ent-scheiden, seine Beraterin Frau Reineke denkt bei Hühnern lieber ans Fressen, nur die treue Köchin Emilie weiß, worauf es schließlich ankommt: die inneren Werte. Deshalb soll dasjenige Huhn das schönste sein, das das schönste Ei legt.

Ein turbulentes Stück mit Musik und Tanz über die Schönheit, die in jedem von uns steckt.➟ für Kinder ab 4 Jahren

10 FEB

03 MÄRZ

10 MÄRZ

24 MÄRZ

31 MÄRZ XXXXXXXXXX Katapult-Flugzeug vor dem Start, Hans Finsler, 1929. Foto: Kulturstiftung Sachsen-Anhalt © Hans Finsler NachlassXXNACH 1918

BREMENXXXXXXXXX Eintritt frei!Jeden Di ab 19 Uhr:

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F E B R U A R / M Ä R Z 2 0 1 9 schlachthof

Herausgeber : Kulturzentrum Schlachthof, Findorffstraße 51, 28215 Bremen, Büro: Mo–Fr: 10–19 Uhr, Fon: 04 21/37 77 50, Fax: 3 77 75 11, [email protected], Z-Magazin im Internet: www.schlachthof-bremen.de Redakt ion : Gudrun Goldmann (V.i.S.d.P.), Jörg Möhlenkamp, Benjamin Moldenhauer, Marlis Schuldt Graf ische Gesta l tung : Jörg Möhlenkamp, Marlis Schuldt Beiträge : Laura Acksteiner, Hans Ast, Florian Fabozzi, Elina Fläschner, Jan-Paul Koopmann, Andreas Schnell, Martin Steinert, Melanie Tesch, Nele Woehlert F o t o s / I l l u s t r a t i o n : Marina Lilienthal (Titel), Lena Stuckenschmidt (Kulturgut), Focke-Museum, Olaf Heine, Uwe Jöstingmeier, Martin Lamberty, Marina Lilienthal, Marianne Menke, Marvin Ruppert, Victor Schanz, Schmidt-Schliebener, Schulmuseum Bremen, Jaro Suffner, Staatsarchiv Bremen, Kim Wendt Nament l ich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Druck : Girzig & Gottschalk

// I M P R E S S U M

Z-Magazin

Beste Freundinnen 01/03

AnnenMayKantereit 13/02

Oliver Polak 23/03

Fr 01Sa 02So 03Mi 06Fr 08Sa 09So 10Mi 13Do 14Fr 15

Sa 16So 17

Sa 23

Beste Freundinnen | Live-Podcast | Kesselhalle, 20 Uhr

Simon & Jan | Konzert | Kesselhalle, 20 Uhr

Des Kaisers neue Kleider | Kindertheater | Magazinboden, 11 Uhr

Etage 2019 | Tanz | Kesselhalle, 16 Uhr

Luciano | Konzert | Kesselhalle, 20 Uhr

Le Fly / Liedfett / Das Pack | Konzert | Kesselhalle, 20 Uhr

Erinnern an den März 1943 | Gedenkveranstaltung | Vorplatz, 14 Uhr

Funny van Dannen | Konzert | Kesselhalle, 20 Uhr

Alles meins! sagt der kleine Rabe Socke | Kindertheater | Magazinboden, 11 Uhr

Die Feisten | Comedy | Kesselhalle, 20 Uhr

26. Bremer Schulrockfestival | Konzert | Kesselhalle, 19 Uhr

Die Zollhausboys | Kabarett | Kesselhalle, 11 Uhr & 20 Uhr

Masa Daiko | Konzert | Kesselhalle, 19 Uhr

19th Rockabilly Earthquake | Konzert | Kesselhalle, 19.30 Uhr

Das schönste Ei | Kindertheater | Magazinboden, 11 Uhr

Sólstafir | Konzert | Kesselhalle, 20 Uhr

›Drei Tage im März – Vom Schlachthof nach Auschwitz‹ |

Dokumentarisches Musiktheater | Kesselhalle, Di 20 Uhr, Mi 11Uhr

Rebekka Bakken | Konzert | Kesselhalle, 20 Uhr

Geschichten im Turm | Gast: Marco Holmer| Magazinboden, 20 Uhr

Oliver Polak | Comedy | Kesselhalle, 20 Uhr

Der Froschkönig | Kindertheater | Magazinboden, 11 Uhr

The Dead South | Konzert | Kesselhalle, 20 Uhr

Martin Sonneborn | Krawall und Satire | Kesselhalle, 20 Uhr

23. Bremer Pop- & Jazzchorfestival | Konzert | Kesselhalle, 19.30 Uhr

Hokus-Pokus-Omnibus | Zaubershow für Kinder | Magazinboden, 11 Uhr

Fr 01

Sa 02So 03

Do 07Fr 08

Sa 09

So 10

Di 12Do 14Fr 15

Sa 16So 17

Di & Mi 19&20

Do 21Fr 22Sa 23So 24Di 26Fr 29Sa 30So 31

Schlachthof

17 Hippies | Konzert | Kesselhalle, 20 Uhr

Eunique | Konzert | Kesselhalle, 20 Uhr

Die Schöne & der Froschkönig | Kindertheater | Magazinboden, 11 Uhr

Skindred | Konzert | Kesselhalle, 20 Uhr

Slime & ZSK | Konzert | Kesselhalle, 20 Uhr

Fünf Sterne deluxe | Konzert | Kesselhalle, 20 Uhr

Geschichten aus dem Karton | Kindertheater | Magazinboden, 11 Uhr

AnnenMayKantereit | Konzert | Kesselhalle, 20 Uhr

Worst of Chefkoch | Comedy | Kesselhalle, 20 Uhr

Geschichten im Turm: Brücken | Gast: Susanne Kraemer | Magazinboden, 20 Uhr

Caveman | Comedy | Kesselhalle, 20 Uhr

Los Placebos & Masons Arms | Konzert | Magazinkeller, 20.30 Uhr

Glasperlenspiel | Konzert | Kesselhalle, 20 Uhr

Goldköpfchen und die 3 Bären | Kindertheater | Magazinboden, 11 Uhr

34. Bremer Karneval | Konzert und Party | In allen Räumen, 20 Uhr

F E B R U A R

M Ä R Z

AUSVERKAUFT