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Zeitzeugen erinnern sich ... ... wie 1964 alles begann. Die Studie- renden der Medizinischen Akademie eroberten die Engelsburg und gründe- ten ihren Studentenclub. Seite 8. Sonderausgabe 2013 Der Studentenclub Engelsburg ist 45 Jahre alt Damals wie heute ein beliebter Ort für studentische Kultur 1984: Der Stadtbaumeister, Baurat Reinhold Prauser erinnert sich Die Engelsburg aus der Vogelperspektive im Jahre 1988 fo- tograert. Seither hat sich viel getan. Ende der 90`er Jahre wurde sie rundherum restauriert. Aus dem Studentenclub ist das Studentenzentrum geworden. Diese Sonderausgabe des Eburgers erinnert an alte Zeiten und berichtet über Ge- genwärtiges. Die Redaktion In aller Kürze der eburger Studentenzentrum heute Seite 3 Clubzeitung des Studentenzentrums Engelsburg e. V. www.eburg.de „Nach dem zweiten Weltkrieg wußte niemand, auch der Museumsdirektor Dr. Kuntze nicht, mit der baufälligen Humanistenstätte etwas anzufangen. Meine Initiative zur Restaurierung entsprach dem Gedanken, daß ein solches ein- maliges, in der DDR vorhan- denes historisches Denkmal für den mittelalterlichen Hu- manismus nicht untergehen darf, erhalten bleiben muß. Auf meine Veranlassung be- gann die Wiederherstellung in den 50er Jahren. Nicht mehr erhaltungsmögliche Bauteile kamen zum Abbruch, erhal- tungswürdige Bauteile wurden unter meiner Leitung als da- maliger Denkmalpeger res- tauriert. Die hauptsächlichsten Schadensstellen bestanden an den freigelegten Holzteilen, besonders im Bohlenbau, dem soge- nannten Humanistenerker durch Trockenfäule. Der fehlen- de Abschluß der Bohlenstube, ein bauliches Kleinod, wurde aus einem Nachbarhaus ausgebaut und im schönen Stil der Renaissance restauriert und neu eingebaut. Der Außenputz wurde abgehackt, dabei kamen als Holzfachwerk im Oberge- schoß die sogenannte ürin- ger Leiter und andere Figuren, im Erdgeschoß frühgotisches Türgewände als Durchgang zur Allerheiligenkirche zum Vorschein. Diese Türönung trägt nun eine Steintafel der Erinnerung mit den Namen der wichtigsten Humanisten, die hier ein- und ausgingen. Der Restaurator R. Hollbach restaurierte vorbildlich mit viel Mühe die Kassettendecke im Erkerraum. Möge die studentische Jugend stets wissen, in welchen traditionsreichen Räumen sie sich bendet, dem den Musen geweihten Hochsitz der Humanis- ten, in dem die epochemachenden „Dunkelmänner-Briefe“ geistig entstanden.“ Quelle: üringische Landeszeitung vom 9. Juni 1984 Vor 91 Jahren war zu lesen ... „Staunend wird er bei jener „Engelsburg“ gewahr, wie dieser unscheinbare, durch keinerlei prunkender Formen sich auf- drängende Zeuge der Vergangenheit an ideellen Werten überreich ist: welche Er- innerungen an bedeutungsvolle Menschen und Ereignisse! Welche Fülle von kultur- und kunstgeschichtlichen Momenten! Welch reizende ästhetische Wirkungen! Kurz, welch romantischer Zauber, der hier ein empfängliches Gemüt umfängt!“ Johannes Biereye (1922) Eine Rückschau ... ... auf die vielfältigen Aktivitäten in der Engelsburg seit Mitte der 90`er Jahre bis heute. Mehr auf Seite 4 und 5. Eine Chronik ... ... des Studentenclubs von den Anfän- gen bis zum heutigen Studentenzent- rum. Zu lesen auf Seite 2. Glückwünsche und Statements ... ... von der Universitätsgesellschaft, der Universität Erfurt und der Fachhoch- schule und anderen. Mehr dazu auf Seite 6 und 7.

der eburger Jubiläumsausgabe Juni 2013

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Jubiläumsausgabe zum 45. Club-Geburtstag

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Zeitzeugen erinnern sich ...

... wie 1964 alles begann. Die Studie-renden der Medizinischen Akademie eroberten die Engelsburg und gründe-ten ihren Studentenclub. Seite 8.

Sonderausgabe 2013

Der Studentenclub Engelsburg ist 45 Jahre altDamals wie heute ein beliebter Ort für studentische Kultur

1984: Der Stadtbaumeister, Baurat Reinhold Prauser erinnert sich

Die Engelsburg aus der Vogelperspektive im Jahre 1988 fo-togra!ert. Seither hat sich viel getan. Ende der 90`er Jahre wurde sie rundherum restauriert. Aus dem Studentenclub

ist das Studentenzentrum geworden. Diese Sonderausgabe des Eburgers erinnert an alte Zeiten und berichtet über Ge-genwärtiges. Die Redaktion

In aller Kürze

der eburgerStudentenzentrum heute Seite 3

Clubzeitung des Studentenzentrums Engelsburg e. V.

www.eburg.de

„Nach dem zweiten Weltkrieg wußte niemand, auch der Museumsdirektor Dr. Kuntze nicht, mit der baufälligen Humanistenstätte etwas anzufangen. Meine Initiative zur Restaurierung entsprach dem Gedanken, daß ein solches ein-maliges, in der DDR vorhan-denes historisches Denkmal für den mittelalterlichen Hu-manismus nicht untergehen darf, erhalten bleiben muß. Auf meine Veranlassung be-gann die Wiederherstellung in den 50er Jahren. Nicht mehr erhaltungsmögliche Bauteile kamen zum Abbruch, erhal-tungswürdige Bauteile wurden unter meiner Leitung als da-maliger Denkmalp"eger res-tauriert.

Die hauptsächlichsten Schadensstellen bestanden an den freigelegten Holzteilen, besonders im Bohlenbau, dem soge-nannten Humanistenerker durch Trockenfäule. Der fehlen-de Abschluß der Bohlenstube, ein bauliches Kleinod, wurde

aus einem Nachbarhaus ausgebaut und im schönen Stil der Renaissance restauriert und neu eingebaut. Der Außenputz wurde abgehackt, dabei kamen als Holzfachwerk im Oberge-

schoß die sogenannte #ürin-ger Leiter und andere Figuren, im Erdgeschoß frühgotisches Türgewände als Durchgang zur Allerheiligenkirche zum Vorschein. Diese Türö$nung trägt nun eine Steintafel der Erinnerung mit den Namen der wichtigsten Humanisten, die hier ein- und ausgingen. Der Restaurator R. Hollbach restaurierte vorbildlich mit viel Mühe die Kassettendecke im Erkerraum.

Möge die studentische Jugend stets wissen, in welchen traditionsreichen Räumen sie sich be!ndet, dem den Musen geweihten Hochsitz der Humanis-ten, in dem die epochemachenden „Dunkelmänner-Briefe“ geistig entstanden.“

Quelle: !üringische Landeszeitung vom 9. Juni 1984

Vor 91 Jahren war zu lesen ...„Staunend wird er bei jener „Engelsburg“ gewahr, wie dieser unscheinbare, durch keinerlei prunkender Formen sich auf-drängende Zeuge der Vergangenheit an ideellen Werten überreich ist: welche Er-innerungen an bedeutungsvolle Menschen und Ereignisse! Welche Fülle von kultur- und kunstgeschichtlichen Momenten! Welch reizende ästhetische Wirkungen! Kurz, welch romantischer Zauber, der hier ein empfängliches Gemüt umfängt!“

Johannes Biereye (1922)

Eine Rückschau ...

... auf die vielfältigen Aktivitäten in der Engelsburg seit Mitte der 90`er Jahre bis heute. Mehr auf Seite 4 und 5.

Eine Chronik ...... des Studentenclubs von den Anfän-gen bis zum heutigen Studentenzent-rum. Zu lesen auf Seite 2.

Glückwünsche und Statements ...... von der Universitätsgesellschaft, der Universität Erfurt und der Fachhoch-schule und anderen. Mehr dazu auf Seite 6 und 7.

Liebe Leserinnen und Leser,ein Geburtstag, zumal wenn es der 45. ist, sollte gebührend honoriert werden. Daher ha-ben wir uns entschlossen eine Sonderausgabe des Eburgers zum Jubiläum herauszubringen.

Wir haben uns bemüht, die lange Geschichte des Weges vom Studentenclub der Medizini-schen Akademie bis zum Studentenzentrum Engelsburg heute schlaglichtartig darzustellen. Hierzu haben wir in alten Zeitungsartikeln gestöbert, Zeitzeugen angesprochen, viele, viele Fotos angeschaut und dazu kleine Geschichten aufgeschrieben.

Allerdings mussten wir auch feststellen, dass acht Seiten keineswegs ausreichen, die vielen kulturellen Highlights, das umfangreiche Engagement der Akteure in der Engelsburg und die studentische Aktivitäten darzustellen. Vielleicht gelingt es uns in der Zukunft, eine ausführliche Chronik zu schreiben.

Wir möchten uns bei der Universität und der Fachhochschule in Erfurt, sowie der Univer-sitätsgesellschaft für ihre Geburtstagswünsche bedanken.

Und nun viel Spass beim Lesen.Die Redaktion

der eburger Vereinsgeschichte Sonderausgabe 2013 Seite 2

Ein Domizil für studentische AktivitätenDer Weg vom Club der Medizinischen Akademie zum Studentenzentrum heuteEditorial

Herausgeber:Studentenzentrum Engelsburg e.V.Allerheiligenstr. 20/21, 99084 ErfurtTel.: 0361 - 244 77 0Fax: 0361 - 244 77 109www.eburg.de / [email protected]: [email protected]

Redaktion:Markus Hirche (V.i.S.d.P.), Roman Müller, Mirko Specht, Ralf-Dieter May, Johann Banz.

Fotos:Roman Müller, Marcus Neumann, Mirko Specht, Archiv der Engelsburg und der FHE

Satz und Layout: Ralf-Dieter May

Druck:TA Druckhaus Erfurt GmbH & Co.KGDruckau!age: 3.000 ExemplareErscheinungstermin: 14. Juni 2013Verteilung kostenlos

Impressum

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Als am 4. März 1968 um 15 Uhr der Prorektor der medizinischen Akademie Prof. Dr. Panzram im

Vortragsraum stand und den FDJ-Studentenclub Engelsburg o!ziell und feierlich erö"nete hat er sicher dem neu gegründeten Domizil für studentische Aktivitäten in der Er-furter Innenstadt alles Gute und ein langes Bestehen gewünscht.

Dass es bis zum heutigen Tag nun schon 45 Jahre Tradition zu resümieren gibt, konnte er sich wahrscheinlich in seinen kühnsten Träumen nicht vorstellen.

In den ersten Jahren tat sich der Club vor allem mit anspruchsvollen Jazz-Konzerten und umfangreichen Fa-schingsveranstaltungen hervor. Er war aber auch und vor allem ein Anlauf-punkt für Studenten und Künstler aus unterschiedlichsten gesellschaftlichen Schichten der DDR, die mit der Einrichtung solcher Clubs im ganzen Land und

vor allem an den Hochschulstandorten den aufkeimenden Wunsch nach freier kultureller Betätigung begegnen woll-te. Die Gemeinschaft wurde groß geschrieben und durch die Herkulesaufgabe, dieses Gebäude einer sinnvollen Nutzung zuzuführen, ist ein Zusammenhalt entstanden, welcher die Gründer und nachfolgende Generationen von Studenten über erlebte Zeiten schwärmen lässt. Sicher war auch hier der Staat in seiner per"den Überwachungssucht ständiger Begleiter. Nichts desto trotz entstand ein Ort des freien Geistes, welcher vor allem durch die Studenten der unterschiedlichsten medizinischen Fachrichtungen getra-gen wurde.

Es ist schade aber auch nicht verwunderlich, dass aus dieser Zeit nicht mehr viele Aufzeichnungen bestehen. Zu viele Umbrüche gab es und den größten im Jahre 1989/90 über-standen kaum verwertbare Dokumente. So ist der darauf

gegründete eingetragene Verein vor allem auf Erzählungen einzelner und Archivmaterial aus ö#entlichen Stellen angewiesen. Seit einigen Jahren bemüht sich daneben der Verein „Engelsburg - die Alte(N)“ um die Aufarbeitung der Zeit bis zur Abwicklung der medizini-schen Hochschule im Jahr 1994.

Die Schließung eben dieser Einrichtung hat viele Narben in Erfurt hinterlassen. In der Engelsburg brachen von einem zum anderen Tag sämtliche Traditio-nen weg und das Konzept des Betriebs in sich zusammen. Es gab mit einem Mal keine Studenten mehr, die auto-matisch und völlig selbstverständlich, teils geschlossen als Seminargruppe, im Studentenclub aktiv sein wollten. Es

dauerte ein, zwei Jahre bis sich die Erkenntnis durchsetzte, dass etwas geschehen musste. Fortsetzung Seite 3

AphorismenNur wer seine kritischen Maßstäbe rigoros senkt, erfährt zunehmend das Gefühl von Glück und Zufriedenheit.

Anglizismen in der deutschen Sprache: so wenig wie möglich, so viel wie nötig.

Siegbert Kardach

Chronologie des Studentenclubs und Studentenzentrums: 1964 - 2013Frühjahr 1964: Begehung der Engelsburg durch Prof. Schröder (Rektor der Med. Akademie) und Studierende.5. Juli 1965: OB Nottrodt und Prof. Schröder unter-zeichnen Vertrag über die Einrichtung eines Studentclubs.Herbst 1965 bis Anfang 1968: Studierende leisten 6000 Aufbaustunden.1967: Richtfest.4. März 1968: Feierliche Erö#nung des Studentenclubs.11. Juni 1988: 20-jähriger Clubgeburtstag.Nov. 1990: Der Club wird ein eingetragener Verein.Mai 1993: 25-Jahrfeier - Zukunft des Clubs ist unsicher.Juli 1994: Gründung des Fördervereins Humanistenstät-te Engelsburg e.V.

30. April 1997: Sanierung der Engelsburg ist beschlos-sen. Beginn des Um- und Ausbaus.16. Oktober 1998: Wiedererö#nung des Eburg-Kellers.1998: Neuer Name - Studentenzentrum Engelsburg e.V.12. Oktober 1999: Feierliche Erö#nung des Hauses nach Fertigstellung der Sanierung - Festwoche.1. Juli 2000: Erö#nung des Biergartens.Dezember 2000: Einweihung der „Scheune“ und Erö#-nung des ISIZ.Juni 2003: Traue keinem über 35 - GründungsjubiläumJuni 2005: Gründung des Fördervereins ENGELSBURG - die ALTE(N) e.V.September 2011: Restaurierte Bohlenstube erö#net.

der eburgerVereinsgeschichteSonderausgabe 2013 Seite 3

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Ein Domizil für studentische AktivitätenFortsetzung von Seite 2

1994 wurde ein Förderverein gegründet, der sich als Ziel die Sanierung der Humanistenstätte Engelsburg und die Wah-rung der Traditionen auf die Fahnen geschrieben hat. Die Aktivitäten beider Vereine führten seitens des Eigentümers, der Stadt Erfurt, zu einem bemerkenswerten und heute nur noch schwerlich durchzusetzenden Stadtratsbeschluss aller Fraktionen, den Studentenclub als solches zu erhalten und einer schrittweisen baulichen Sanierung zu unterziehen.

Das Besondere war - die Protagonisten der Vereine sollten die inhaltliche Richtung bestimmen, ein Konzept erstellen nach dem gebaut wurde.

Ab Sommer 1996 musste die kulturelle und organisatori-sche Arbeit auf Mitarbeiter übertragen werden, die dauer-haft und fest angestellt im Verein arbeiteten. Das Konzept nahm Gestalt an und die Mitarbeiterzahl stieg ständig.

Seit 1997 nennt sich der Verein „Studentenzentrum En-gelsburg“, was vor allem die Ö!nung in die Stadt und den neu formulierten Anspruch zum Ausdruck bringt, für alle Studierenden der Erfurter Hochschulen als Anlaufpunkt fungieren zu wollen. Die Hochschullandschaft in Erfurt hatte sich nämlich grundsätzlich gewandelt. Neben der neu gegründeten Universität, welche erst einmal noch kei-ne Studierenden vorzuweisen hatte, entstand vor allem die

Fachhochschule, die ständig steigende Studierendenzahlen vermelden konnte.

Wie aber wird solch ein Studentenzentrum betrieben. Es gab keine Vorlage, keine Blaupause, die man einfach kopie-ren konnte. Auch war das Vertrauen in den Betreiber bei der Stadtverwaltung Erfurt nicht sonderlich groß, so dass man erst einmal versuchte, den Studentenclub unter dem Dach des Studentenwerkes zu verorten. Mit viel Engage-ment und der Unterstützung einzelner Entscheidungsträger konnte aber ein Konzept gefunden werden, welches im Jahr 2003 dazu führte, dass nun der Verein selbst einen lang-fristigen und auf Nachhaltigkeit angelegten Mietvertrag bei der Stadt Erfurt bekam.

Das Ergebnis dieser Bemühungen kann man sich heute zehn Jahre später anschauen. Neben den prosperierenden Veranstaltungsräumen im „ClubKeller“ und im „Café DuckDich“ hat vor allem die im Jahr 2000 gegründete Gaststätte „Steinhaus“ mit dem wohl schönsten Biergarten einen festen Platz in Erfurts kultureller- und gastronomi-scher Landschaft eingenommen. Das ebenfalls damals in-itiierte internationale Studien-Informationszentrum wird mittlerweile als Hochschulladen „Wiesel | alles rund ums Studium“ gemeinsam mit Studentenwerk und den Hoch-schulen betrieben. Begleitend zu Seminaren und Work-shops gibt es internationales Kino, Konzerte, Studenten-partys, Lesungen, "eater und vieles mehr. Das alles wird völlig frei und eigenständig organisiert, leider auch ohne

nennenswerte #nanzielle Förderung. Zu ein-zigartig und inkompatibel ist das Konzept, um in etablierte und immer auch wieder neu installierte Fördertöpfe zu passen.

Die Ausrichtung auf Professionalität war überlebenswichtig. Nebenbei und vielleicht begleitend zum Studium kann man ein sol-ches Haus nicht führen. Aber wo sind die Studierenden. Was ist übrig geblieben von dem ehrenamtlichen Engagement, vom viel beschworenen Gemeinschaftsgefühl?

Auf den ersten Blick und von außen emp-#ndet man die Engelsburg wie jeden ande-ren kulturellen Anbieter in Erfurt. Dieser Umstand ist vor allem den Bedingungen des Marktes geschuldet, in dem wir uns be-wegen. Aber wenn man genau hinschaut, dann bemerkt man schnell, dass es hier viele Beteiligte gibt, die sich einbringen und mit-wirken. Die Wahl der Rechtsform Verein hat vor allem den Vorteil, dass sich jeder, der mitmachen will ohne große Schwierigkeiten anschließen kann. Das ist bei einer durch-schnittlichen Studienzeit von ca. drei Jahren hin zum Bachelor enorm wichtig. Die En-gelsburg ist für viele eine Durchgangsstati-on, ein zeitweiliger Ort. Aber sie ist auch für die meisten die sich hier engagieren der Ort, der die Freizeit und somit auch die Erinne-rung an die Studienzeit prägt.

Die Herausforderung der Zukunft wird sein, den stark gestra!ten Studienalltag mit der inhaltlichen Arbeit in einem solchen Haus in Einklang zu bringen. Das dies nicht leicht wird, ist den Verantwortlichen bewusst.

Ein weiter Umbruch steht bevor, ein Auf-bruch kann es werden. Wo gibt es schon eine funktionierende Struktur und wo kann man sich als junger Mensch unter Zuhilfenahme technischer wie #nanzieller Möglichkeiten aktiv im kulturellen und gesellschaftlichen Leben ausprobieren. Wo kann man seiner Kreativität Ausdruck verleihen, sein Organi-sationstalent testen und unter Mithilfe von erfahrenen Mitarbeitern Veranstaltungskon-zepte entwickeln.

Die Antwort ist eindeutig - in der Engels-burg.

Markus Hirche

der eburger Retrospektive Sonderausgabe 2013 Seite 4

Life in der Eburg ...

www.eburg.de

Engelsburg - Engagiert und AktivArbeiten, Spass, Diskussion, Planen und Entspannung

Fifty Five Fe! Fuckers21. April 2004

Der Club feiert Weihnachten (1994)Traditionell feiern die Mitglieder des Studentenclubs ge-meinsam Weihnachten im Keller der Engelsburg. Spiel, Spass, Essen und Trinken ist angesagt.

Aus"ug auf die Hütte (1994)Mal Abstand !nden von der Engelsburg, dass war das Mot-to für einige Mitglieder, sich in die Hütte im nahen Ört-chen Gehlberg zu begeben.

Umbau war 1994 angesagtMitglieder des Studentenclubs engagieren sich beim not-wendigen Umbau des Kellers in der Engelsburg. Es soll alles wieder wie neu erscheinen.

Traditionelles SackhüpfenIm Dezember 1994 trafen sich in Dresden Mitglieder der verschiedenen Studentenclubs zum traditionellen Wett-hüpfen mit dem Sack. Auch die Engelsburg war dabei.

Floßfahrt auf der Gera (2002)Es ist Männertag und das heißt rauf auf das selbstgebastelte Floß und die Gera "ußabwärts paddeln. Das dies nicht mit trockener Kehle zu scha#en ist, ist selbstverständlich.

ZukunftswerkstattIm Juli 2003 trafen sich Mitglieder und Mitarbeiter des Studentenzentrums im Rittergut Lützensömmer um die Zukunft des Vereins zu beleuchten.

„Trau keinem über 35“So lautete das Motto der Feierlichkeiten für die 35-Jahr Fei-er des Studentenclubs vom 13. bis zum 21. Juni 2003. Viele Ehemalige, Mitglieder und Mitarbeiter waren eingeladen.

Clubfahrt in den Spreewald (2008)Jahrzehntelang fuhren die Engelsburger zu P!ngsten in den Spreewald. Die Paddeltouren und das gemütliche Zusam-mensein am Lagerfeuer sind unvergesslich.

Cruiser Weight9. November 2006

Deadbolt8. Juni 2004

Anne Clark22. Februar 2004

Clueso11. März 2004

der eburgerRetrospektiveSonderausgabe 2013 Seite 5

Engelsburg - ein Ort vielfältiger Aktivitäten

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www.eburg.de

John Vanderslice8. Oktober 2011

Spontaner Aus!ug zur Osterburg (2009)Im August eroberten einige junge Engelsburger die Alte Ruine der Osterburg (aus dem 13. Jahrhundert) bei Henf-städt im Landkreis Hildburghausen.

Kunstsymposium „Studenten beleben Erfurt“ (2011)Die Idee zum Gemeinschaftsprojekt mit dem Verband Bildender Künstler !üringen wurde 2008 erstmals umge-setzt. Studierende erarbeiteten zusammen Kunstwerke.

Herbst SEPPL 2010 in der "üringenhalleDie SEPPL Erfolgsgeschichte begann 1999 auf dem Peters-berg. SEPPL steht für: SemesterErö"nungsParty auf dem Petersberg mit Livemusik.

Clubfahrt nach Schönau vor dem Walde (2011)Am 21. Juli folgten 18 Mutige der Einladung zur ersten Clubfahrt an einen neuen Ort nach dem Ende der jahr-zehntelangen traditionellen Spreewaldfahrt zu P#ngsten.

Open-Air-"eater im Hof der Engelsburg (2011)Unter dem Titel „EINES GIBT DAS ANDERE 2.0.11“ erzählte das Stück die „wahrhafte“ Begegnung von Luther mit Dr. Sturz und den Humanisten in der Engelsburg.

Jung und Alt feierten den 44. Geburtstag des ClubsAm 4. März 2011 trafen sich die Mitglieder des Studen-tenzentrums, des Fördervereins Humanistenstätte und des Fördervereins die ALTE(N) bei Ka"ee und Kuchen.

Hofest zum 1. Mai (2012)Seit Jahrzehnten ist das Ho"est der Engelsburg zum 1. Mai mit Lifemusik, Bratwurst und Brätel fester Bestandteil und ein Jahreshöhepunkt des Studentenzentrums.

Hochschulstraßenfest 2012Die 1988 erstmals von der Universitätsgesellschaft veran-stalteten Tage der Alten Universität sind als heutiges Hoch-schulstraßenfest zur festen Tradition geworden.

Danny & "e Wonderbras15. November 2012

"e Montesas10. Februar 2012

Mu# Potter13. September 2007

Hunter Valentine9. November 2010

der eburger Statements Sonderausgabe 2013 Seite 6

Herzlichen Glückwunsch aus der Altoner Straße

Die Engelsburg ist ein wichtiger Partner der Fachhochschule

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45 Jahre Studentenzentrum Engelsburg sind auch 22 Jahre enge Zusammenarbeit mit der FH Erfurt. Diese begann unmittelbar nach der Gründung der Fachhoch-schule, waren doch zuvor auch die Studierenden der bei-den Ingenieurschulen „Stammkunden“ der Engelsburg. Traditionell ist das Studentenzentrum auch heute Ver-anstaltungsort vieler Feierlichkeiten und Veranstaltun-gen der Studierenden der FH.

Doch die Zusammenarbeit ist mehr. So brachte sich die FH Erfurt in das damals noch Universitätsstraßenfest ge-nannte Hochschulstraßenfest ein und prägte dieses, da die Aufnahme des Studienbetriebes an der Uni erst 1998 erfolgte. Inzwischen ist das Hochschul-straßenfest eine kulturelle Erfurter Tradition, die ohne die Engelsburg kaum vorstellbar ist. Gleiches gilt für den Ball der Fachhochschule, der seit mehreren Jahren in Kooperation und mit Unterstützung des Studentenzentrums mit viel Erfolg auf dem Campus der FH statt!ndet.

Auch neben kulturellen Dingen ist die „Eburg“ ein wichtiger Partner der FH: In enger Zusam-menarbeit mit der Universität und Stadtverwal-tung Erfurt und dem Studentenwerk "üringen entstand 2008 „WIESEL – Der Hochschulla-den“, zunächst am Bahnhof gelegen, mit Ange-boten und Informationen rund um den Hoch-schulstandort. Inzwischen ist „WIESEL | Alles rund ums

Studium“ am Standort Allerheiligenstraße 20/21 beliebter Anlauf- und Tre#punkt für deutsche wie auch internationa-le Studierende und Studieninteressierte. Aktivitäten wie die Wohnungsbörse oder WIESEL | FREIRAUM zeugen von der Lebendigkeit des Gemeinschaftsprojektes.

Das Studentenzentrum Engelsburg war, ist und bleibt eine wichtige Erfurter Institution für studentisches und akade-misches Leben. Dafür herzlichen Dank.

Prof. Dr. Kerstin Wydra, Präsidentin der FH Erfurt

Unistraßenfest 1999, die Landschaftsarchitek-ten haben die Allerheiligenstraße mit Rollrasen verwandelt (Foto: Archiv FHE)

1 Am Anfang war der Chef. Doch der Chef langweilte sich mit der Zeit, denn es gab nichts zu tun.

2 Da wurde die Arbeit gescha#en und der Chef hatte zu tun und war zufrieden.

3 Doch alsbald war der Chef es Leid selbst zu arbeiten, war es doch zu viel für ihn allein.

4 Da wurde der Angestellte erscha#en und siehe da, der Chef war zufrieden.

5 Doch auch für den Angestellten war es bald zu viel und so wurden weitere gescha#en. Sie mochten sich und arbeiteten gut und hart und siehe da, sie waren zufrieden.

6 Alsbald wurde es dem Chef zu viel, denn bald waren es so viele, dass er den Überblick über die Bereiche verlor und so wurden die Teamleiter gescha#en. Die Teamleiter hegten und p$egten ihre Schäfchen und trugen deren Leid dem Chef vor auf das es beseitigt wurde und legten auch selbst mit Hand an bei der Arbeit.

7 Bald machten die Angestellten ihre Arbeit so gut, dass viele Menschen kamen, die von der Arbeit und dem guten Team gehört hatten und es sich selbst anschauen wollten. Da kamen sie in Scharen und die Mitarbeiter verkauften ihnen sogleich Flaschenbier und Cocktails und alsbald fühlten sich die Menschen so wohl, dass sie regelmäßig kamen, um teilzu-haben an der großartigen Atmosphäre, die da vorherrschte.

8 Und bald gab es zudem Musik zu hören, da die Gäste kamen und es ward schön dort zu sein.

9 Die Angestellten strengten sich redlich an und der Team-leiter vermittelte zwischen Chef und seinem Team und es war alles gut.

10 So vergingen die Jahre und so wechselten Chef, Teamleiter und Angestellte des Öfteren und es ward trotzdem immer gut, denn die Arbeit machte Spaß und ein jeder war zufrieden.

11Immer noch kamen Gäste und lauschten der Musik und tanzten.

12 Und der Chef sah, dass es gut war. Johann Banz

Unterzeichnung Kooperationsvertrag 10/2000(Foto: Archiv FHE)

Anno Domini 45 n. Eburg - Am Anfang war die Burg ...Martin Luther und Eobanus Hessusgrüßen die Engelsbürger

„Der Dichter (Eobanus Hessus) hebt hervor, wie gern er für das Musaeum seines Freun-des Sturz, das dieser so herrlich eingerichtet und mit Bildern des Apollo, der Musen und der berühmten Aerzte geschmückt habe, sei-nen Beitrag liefere. Wohl mochte ein solcher Raum gerade für die humanistischen Ärzte von Bedeutung sein, also für Sturz selbst wie für Euricius Cordus und Eobanus Hessus, die ja beide medizinische Studien oblagen. Aber auch die anderen Humanisten sollten hier einen weihevollen Ort !nden, in dem sie sich von jetzt an versammelten.“

Johannes Biereye (1922)

Das Bild zeigt einen Ausschnitt aus dem Gemälde von Peter Janssen im Erfurter Rat-haus im Festsaal, welches von Erfurter Stu-denten mit Zauberwürfeln erstellt wurde. In allegorische Weise werden auf diesem Bild-ausschnitt durch Martin Luther die theolo-gische und durch Eobanus Hessus die philo-sophische Fakultät verkörpert.

Erfurt besitzt mit dem Privileg von 1379 die

älteste Universität im heu-tigen Deutschland. Lange war sie der große Stolz der Bürgerschaft. 1816 schloss jedoch der neue Landesherr Preußen die Alma mater Er-fordensis.

Dies ließ die Erfurter aber nie wirklich ruhen. Eine 1987 gegründete Interessengemein-schaft, die heutige Universi-tätsgesellschaft, gab schließlich die entscheidenden Impulse für die Wiedergründung 1994. Heute betätigt sich die Gesell-schaft als Unterstützer der Hochschule und p!egt deren Traditionen. Die Engelsburg ist dabei als einer der wich-tigsten Erinnerungsorte der Alten Universität und 1968 gegründeter Studentenclub der Medizinischen Akademie

der eburgerStatementsSonderausgabe 2013 Seite 7

Langjährige natürliche PartnerschaftDie Universitätsgesellschaft gratuliert dem Studentenzentrum zum 45. Gründungsjubiläum

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quasi ein natürlicher Verbündeter. Die 1988 erst-mals veranstalteten Tage der Alten Universität sind als Hochschulstraßenfest zur festen Traditi-on geworden. In der 1990er Jahren gab es auch eine der Gedenktafeln, die alle wichtigen Orte der Alten Universität markieren. Als sich für die Bronzetafel über Nacht ein neuer Eigentümer fand, wurde 2010 eine neue Tafel angebracht.

Viele andere Projekte, etwa ein Denkmal für die 1993 abgewickelte Medizinische Akademie, konnten gemeinsam realisiert werden. Die Ver-bundenheit von Universitätsgesellschaft und En-gelsburg hat sich nicht zuletzt in der Initiative für die Sanierung der historischen Bohlenstube 2011 gezeigt. Hierfür sollten auch Gelder eingesetzt werden, die eigentlich für den Wiederaufbau des Collegium maius, des alten Universitätshaupt-

gebäudes, gedacht waren. Mit dessen Verkauf durch die Stadt an die Evangelische Kirche 2009 hatte sich jedoch dieses Ursprungsziel der Gesellschaft erledigt.

Die Universität Erfurt hat heute so viele Studierende wie noch nie seit ihrer Wiedergründung - und so viele von ih-nen wie noch nie kommen heute aus anderen Bundeslän-dern und Ländern.

Gerade für unsere stadtnahe Campusuniversität ist es für die Studierenden, aber auch die Lehrenden wichtig, in der historischen Altstadt Erfurts einen zentralen Ort zu haben, der zu Begegnungen mit Kommilitoninnen und Kommili-tonen der eigenen und der anderen Erfurter Hochschulen, zu Kunst und Kultur und nicht zuletzt zum gemeinsamen Feiern einlädt.

Einen nicht nur geschichtsträchtigeren, sondern auch schö-neren Ort als die Engelsburg kann ich mir nicht vorstellen - und ich bin ganz sicher, dass die Engelsburg auch für die nächsten Studierendengenrationen zum „Erinnerungsort“ wird, wie sie das seit 45 Jahren ist. So wünsche ich der En-gelsburg und dem ganzen Team zum 45. Geburtstag alles Gute!

Prof. Dr. Kai Brodersen, Präsident, Univeristät Erfurt

Mit der Engelsburg fand man ein wahrhaft würdiges Nachfolgeobjekt. Denn sie hat ihre bedeutsamste Zeit als Sitz des Humanisten und „Poeten-Königs“ Helius Eobanus Hes-sus in den Jahren um 1520 erlebt. Auch der Erfurter Student und Lehrer Martin Luther war in der Engelsburg mehrfach zu Gast. So ist es für die Universitätsgesellschaft eine große Freude, ihre Vorstandssitzungen in der Bohlenstube abhalten zu können. Als Dankeschön hierfür ließ sie 2012 Informa-tionstafeln für den Vorraum anfertigen, die die "emen „Der Erfurter Humanistenkreis und die ´Dunkelmännerbriefe´“ und „Die Bohlenstube im Haus ´Zum schwarzen Ross´“ erläutern.

Dr. Ste!en Raßlo!

Erö#nung des 20. Hochschulstraßenfestes durch den Oberbürgermeister Andreas Bausewein.

der eburger Zeitzeugen Sonderausgabe 2013 Seite 8

Traditionsreicher Treffpunkt„Und das war kein schlechtes Gefühl!“Fragmentarische Erinnerungen an studentisches Leben in der Engelsburg

Ich gehörte zu jenen Jahrgängen von Erfurter Medi-zinstudenten, die an der Medizinischen Akademie vor-

immatrikuliert waren, nach Ableistung des praktischen Jahres in einer der Kliniken der MAE zunächst an die Karl Marx Universität Leipzig gingen, um dort die vor-klinischen Semester bis zum Physikum zu absolvieren und die dann an die MAE zurückkehrten, um hier bis zum Staatsexamen Medizin zu studieren.

Es fügte sich so, dass wir zum Frühjahrssemester 1968 die Leipziger Studentenmassen gegen die kleine aber feine

Erfurter „Studenten-gemeinde“ tauschten, deren ältere, von uns bewunderte Vertreter Jahre zuvor mit großem ehrenamtlichen Enga-gement die historisch bedeutsamen Räume der Engelsburg entrüm-pelt, rekultiviert und einer neuen Nutzung zugeführt haben. Bevor

der damalige Prorektor für Studienangelegenheiten, Prof. Panzram am 4.3.1968 den „Studentenclub Engelsburg“ erö!nete, war für uns Neulinge und Grünschnäbel gera-de noch Zeit, Fenster zu putzen, Malerspuren zu entfer-nen und ähnlich subalterne Tätigkeiten zu verrichten. Aber durch dieses eher marginale Engagement hatte man das Gefühl, man gehörte jetzt dazu. Heute nennt man das „Corporate Identity“.

Woran erinnere ich mich?Zuallererst an den Geruch, der einem verheissungsvoll aus dem mittelalterlichen Keller entgegenschlug, wenn man die Treppe von oben betrat – diese feuchtwarme Mischung

„Als Rechtsnachfolgerin der alten Erfurter Universität stieß die Medizinische Akademie bei der Suche nach geeigneten Räumen für einen hauseigenen Klub auf die alten Häuser in der Allerheiligenstraße. Mit "nanzieller Unterstützung aus dem Volksvertreterfonds entstand so in den letzten Jah-ren ein Klub, der - von Studenten miterbaut, mitgestaltet und selbst verwaltet - mehr als „Kel-lerromantik“ und große Vergangen-heit bietet: nämlich eine Stätte, in der die echte geistige Auseinandersetzung ebenso eine Heimstatt hat wie eigen-schöpferisches Wirken.

Zum musischen Klima im Studen-tenklub, das durch regelmäßige Jazz-konzerte, Lyrikabende, Phonoforen, Vorträge und Begegnungen mit Pro-minenten geprägt ist, berichtete uns der Klubleiter Götz Nowak: „Unser Anliegen war es, den Studenten nicht nur eigene Räumlichkeiten zu überge-ben. Zu den Hausherrenp#ichten gehört auch, die Räume sinnvoll zu nutzen, und dies nicht nur rezeptiv als Zuhö-rer eines Konzertes zum Beispiel, sondern selbst aktiv und schöpferisch.“

So wird im Studentenklub zwar auch Bier getrunken, vor allem aber musiziert, gelesen, gestritten, geprobt und ge-malt. Neben einem Fotolabor ist ein großzügiges Male-

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aus Bier, Zigaretten, jugendlichem Schweiss und uraltem Mauerwerk ... er machte mich froh, frei und erwartungs-voll. Es lag Abenteuer in diesem unvergleichlichen Ge-ruchsgemisch.

Die Stimmung in der Warteschlange vor dem Eingangs-tor Allerheiligen-strasse – diese ge-spannte Erwartung, ob und wann man es scha!t, eingelassen zu werden, diese lo-ckere und zugleich gespannte Atmosphäre, das unaggresive Gerangel, diese Texte, das Lachen ... und dann das Gefühl, wenn man drin war.

Die Faschingsfeiern – drei Nächte lang und nach der ersten meinte man, keine zweite scha!en zu können, aber man scha!te immer alle drei. Nie wieder habe ich so intensiv Fasching gefeiert ohne den ganzen Firlefanz, so auf das We-sentliche, die Begegnung, reduziert. Ich erinnere mich an tolle Veranstaltungen wie zum Beispiel: Chris Barber mit seiner Jazzband, Manfred Krug mit Jazz und Lyrik, Eber-hard Esche und Cox Habbema.

Für mich war die Engelsburg in meinen Studentenjahren bis 1971 und noch einige Zeit danach ein Ort, der frei war von Uniformiertheit, Prüderie, Kleinkariertheit, Ange-passtheit und Duckmäusertum. Es wehte vielleicht so ein wenig der Geist des Erfurter Hochhumanismus durch das alte Gemäuer, selbst zu Fasching. Bespitzelung hin, Bespit-zelung her – wir haben einfach drauf gep"!en. Und das war kein schlechtes Gefühl!

Dr. Christina Müller, Internistin/Palliativmedizin

ratelier im Entstehen, das allen zur Nutzung o!en steht; ein Novum, das nicht alle vergleichbaren Studentenklubs aufzuweisen haben. Bereitwillig ö!net der junge Klub sei-ne Pforten für Ausstellungen Erfurter Maler und Gra"ker (...); er ist ein Podium für Dozenten der Akademie und da-mit Kontaktbasis für Lehrkörper und Studenten über den

Rahmen der Vorlesung hinaus. Zehn Räume mit Keller, Bar, Weinstube, Vortragsräumen, Gästezimmern und Ka!eestube - alles „im Eigenbau“ entstanden, laden ein und erwarben der Engelsburg den Ruf, eine gastli-che Stätte für Orchester und Interpre-ten aus unserer Republik zu sein.

Häu"ge Gäste sind die Jenaer Old-timer, das Erfurter Kabarett und be-kannte Solisten, die im Programm

des neuen Semesters wie in den vorangegangenen nicht fehlen dürfen. (...) Die Veranstaltungspalette ist reich: Es gilt, einen besonderen Republikgeburtstag würdig vorzu-bereiten. Und wenn (...) Rückschau gehalten wird über das Geleistete, so #ießt in die große Bilanz der Beitrag der Er-furter Studenten mit ein, sich eine Stätte der Begegnung gescha!en zu haben, würdig großer Traditionen, der Ge-genwart verp#ichtet - ein neues Kapitel in der Geschichte der alten, jungen Engelsburg.“

Quelle: !üringer Tageblatt vom 6. September 1969

1969: „Junge Leute in der alten Engelsburg“

Nach erfolgter Amtsübernahme am 30.10.1963, bemühte sich der neue Rektor der Medizinischen Akademie Erfurt, Professor Kurt Schröder, sehr bald um eine Aufwertung des studenti-schen Lebens außerhalb der Hörsäle des Klinikums in der Nordhäuserstraße.

Wie mir erinnerlich, sprach mich Pro-fessor Schröder Anfang 1964 erstmalig an, um vordringlich aus den Reihen der Medizinstudenten Vorschläge und Meinungen über ein künftiges Domizil, des schon aktiv bestehenden Studenten-clubs an der medizinischen Hochschule, zu erfahren.

Im Frühjahr desselben Jahres beorderte mich der Rektor vor den Eingang der morbiden Humanistenstätte „Engels-burg“ im Zentrum der Erfurter Alt-stadt, um eine gemeinsame Begehung durchzuführen. Der erste Eindruck des zu verfallen drohenden historischen Ge-bäudekomplexes war sehr zwiespältig, aber für notorische Optimisten nicht ermutigend. Die marode Bausubstanz vom Dach bis Kellerbereich ließ kaum beherrschbare rekonstruktive Aufwän-digkeiten erahnen. Doch die sponta-ne Vermutung, einem einmaligen ge-schichtsträchtigen Kleinod noch einmal Leben einzuhauchen und es später vital nutzen zu dürfen, machte selbst dem ge-reiften Kliniker Professor Schröder alle Bedenken gegenstandslos.

Die romantische Vorstellung, in bester Lage der mittelalterlichen Stadt Studen-ten (und Spätsemester) bei Musik, Tanz und Disputen niveauvoll bewirten zu können und den immer trister werden-den sozialistischen (Studenten-) Alltag durch eine funktionsfähige und allseitig interessante „Engelsburg“ aufzuwerten, war generell eine viel zu verlockende.

In den frühen Herbsttagen des Jahres 1964 nahmen vornehmlich die Studen-tenclubinitiatoren und damaligen Kan-didaten der Medizin Rüdiger, Koch, Rose, Ruttmann und Laesecke das Heft des Handelns in die Hand. Diese „jungen Kollegen“ führten primär im Bereich der verwahrlosten Kellergewöl-be Aufräumungs- und Schachtarbeiten durch. Wenn mich die dunkle Erinne-rung nicht trügt, gab es dabei schon Phasen missbräuchlichen Umgangs mit der Droge Alkohol und ihren vielfälti-gen Derivaten ... (Die Zeiten wandeln sich, aber nicht die Rituale!).

Die Engelsburg ist heute nicht nur Kult, sondern fast schon wieder Legende.

Siegbert Kardach