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ZUKUNFT HILFE: Jungen Menschen neue Perspektiven bieten INNOVATION: Eine Weltneuheit für die Briefmarkenwelt ZUKUNFT FINANZPLATZ: Krisen säubern und bieten Chancen AUGUST 09 www.dermonat.li

Der Monat | August 2009

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Der Monat | August 2009

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Page 1: Der Monat | August 2009

Zukunft Hilfe: Jungen Menschen neue Perspektiven bieten

innovation: Eine Weltneuheit für die Briefmarkenwelt

Zukunft finanZplatZ: Krisen säubern und bieten Chancen

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Page 2: Der Monat | August 2009

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Page 3: Der Monat | August 2009

AUGUST 2009

3

Staatsfeiertag? Blickt man eher zurück und sucht

nach einem Jubiläumstag, um etwas ganz Besonde­

res feiern zu können oder blickt man mehr nach

vorne und versucht die Zukunfts­

entwicklung zu ergründen? Weil

dieses Jahr keine runde Jubiläen

zu feiern sind und das Jubiläum

«300 Jahre Oberland» erst 2012 gefeiert werden

kann, wird wohl die Aktualität und die Bewälti­

gung der Wirtschaftskrise im Mittelpunkt stehen.

DER MONAT hat vier Autoren

gebeten, einen Blick in die Zu­

kunft zu werfen. Natürlich geht

es auch um den Finanzplatz und

den Wirtschaftsstandort Liech­

tenstein, da führt derzeit kein

Weg daran vorbei, aber wir ha­

ben auch die Solidarität mit den

Ärmsten der Dritten Welt, das

Thema Religion und den Bereich

der Medizin und des Gesund­

heitswesens ausgesucht. Span­

nend zu lesen, wie die Entwick­

lung in die nähere Zukunft aufgezeigt wird und

welche neuen Gedanken für diese Entwicklungen

in die Prognosen einfliessen. Wir wünschen Ihnen

einen stimmungsvollen, anregenden Staatsfeiertag.

i n H a lt | e d i t o r i a l

Staatsfeiertag Blick nach vorne

Blickt man am Staatsfeiertag eher zurück oder versucht

man mehr die Zukunftsentwicklung zu ergründen?

pa n o r a m a 4

Z u k u n f t l i e c H t e n S t e i n Die Zukunft steht noch bevor 6

Z u k u n f t G e S u n d H e i t Unsere Gesellschaft ist solidarisch gefordert 10

k o p f d e S m o n at S Peter Rutz: Der Dompteur der Medien 12

Z u k u n f t f i n a n Z p l at Z Krisen säubern und bieten Chancen 14

Z u k u n f t r e l i G i o n Religion bleibt ein Thema 18

Z u k u n f t H i l f e Jungen Menschen neue Perspektiven bieten 20

Z e i t G e S c H e H e n Vor 90 Jahren – 2. August 1919:

Landtag kündigt Zollvertrag mit Österreich 22

B r a u c H t u m Staatsfeiertag: Feines von Ausländervereinen 23

W i n d e n e r G i e Der Föhn und die Windenergie 24

i n n o vat i o n Eine Weltneuheit für die Briefmarkenwelt 26

r ä t S e l - S pa S S 28

S ta at S f e i e r ta G Wo ist was los? 29

S c H l u S S p u n k t 30

impreSSum: 4. Jahrgang, Nr. 41, August 2009, 18 000 ExemplareHerauSGeBer: Alpenland Verlag AG, Feld kircher Strasse 13, FL-9494 Schaan, Tel. +423 239 50 30, Fax +423 239 50 31, [email protected]: Günther Meier, Tel. +423 380 09 30, Fax +423 380 09 31, [email protected]: Tel. +423 239 50 23, Fax +423 239 50 51, [email protected]: Sonja Bossart, Gutenberg AGSatZ und druck: Gutenberg AG, FL-9494 Schaanpapier: PlanoJet, 100 g/m², FSC-zertifiziertonline: «Der Monat» im Internet: www.dermonat.lititelBild: Willi Ingold malt auf dem Peter-Kaiser-Platz das Regierungsgebäude.(Foto: bilder.li)

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Bücher für LiechtensteinFeldkircher Strasse 13 • FL-9494 Schaan

Günther Meier

Chefredaktor «Der Monat»

Page 4: Der Monat | August 2009

pa n o r a m a

4

5Immer mehr Frauen an den Schulen

Früher lag das Schulwesen fast ganz in den

Händen von Männern. Abgesehen von Lehr­

schwestern, die meist auf der Unterstufe unterrich­

teten, dominierten Lehrer in den Schulen. Inzwi­

schen habe die «zunehmende Feminisierung des

Lehrberufs» dazu geführt, dass in Liechtenstein

mehr Frauen als Männer in den

Schulzimmern unterrichten, wie

«schule heute», das Mitteilungs­

blatt des Schulamtes schreibt. In

den Primarschulen steht das Ver­

hältnis bei 76 Prozent Frauen ge­

gen 24 Prozent Männer, auf der

Sekundarstufe ist das Verhältnis

nicht so ausgeprägt und nur im

Gymnasium dominieren noch die männlichen

Lehrkräfte. Für die «Feminisierung» des Lehrbe­

rufs gibt es verschiedene Erklärungen: Erziehungs­

arbeit liege Frauen besser als Männern, als Lehre­

rinnen hätten die Frauen mehr Möglichkeiten, nur

Teilzeit zu arbeiten. Finanzielle Überlegungen spie­

len ebenfalls eine Rolle: Frauen erzielen als Lehre­

rinnen in der Regel ein höheres Einkommen als in

der privaten Wirtschaft.

Unser Lebensraum ist nicht vergrösserbar

Von der Landfläche Liechtensteins im Aus­

mass von 160 km² sind nur 52 km² besiedelbar,

wenn Wald, unproduktive Flächen und Alpweiden

von der Totalfläche abgezogen werden. So steht es

in einem neuen Bericht über Raumplanung und

Raumentwicklung, den die Regierung herausgege­

ben hat. Seit 1984 hat die Siedlungsfläche pro Jahr

um 18 ha zugenommen, d.h. pro Tag werden rund

500 m² überbaut. Die Bauzonen umfassen rund 21

km² oder beinahe die Hälfte der besiedelbaren Flä­

che. Die Bauzonen haben rechnerisch ein Fassungs­

vermögen für 70'000 bis 100'000 Einwohner. Das

Wachstum Liechtensteins zeigt sich aber nicht nur

im Verlust von grünen Flächen, sondern auch in der

Wirtschaft. Seit 1950 haben sich die Arbeitsplätze

versechsfacht, von denen mehr als die Hälfte durch

Ausländer, vor allem Grenzgänger belegt werden.

Arbeitnehmerverband wegen GAV unzufrieden

«Mit unserer Forderung nach der Allgemein­

verbindlicherklärung unserer Gesamtarbeitsver­

träge finden wir bei den Verantwortlichen der

LIHK kein Gehör», kritisiert der Liechtensteini­

sche Arbeitnehmerverband (LANV) die Industrie.

Einzelne Exportbetriebe und auch Zulieferanten

aus der gewerblichen Industrie würden die Rahmen­

bedingungen auf das absolute gesetzliche Mini­

mum drücken. Sozialpartnerschaftliche Errungen­

schaften, beklagt sich der Arbeitnehmerverband,

wie Mindestlöhne oder kirchliche Feiertage keine

Gültigkeit mehr hätten.

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AUGUST 2009

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Bevölkerungsszenarien 2005 – 2050

Wie wird sich die Bevölkerung Liechtensteins bis in die Mitte des 21.

Jahrhunderts entwickeln? Dazu sind drei Szenarien entwickelt wor-

den, wie das Amt für Statistik bekannt gab.

Das Trendszenario

schreibt die aktuelle Entwicklung fort. Dann wird Liechtenstein 2050

genau 44'196 Einwohner haben oder 26 Prozent mehr als heute.

Das optimistische Szenario

geht von einer vorteilhaften Wirtschaftsentwicklung in Liechtenstein

und damit von einer erhöhten Zuwanderung aus dem Ausland aus.

Die Bevölkerungszahl würde auf 56'423 Einwohner oder um 21'518

Personen zunehmen.

Das pessimistische Szenario

verzeichnet ab 2024 einen Rückgang der Bevölkerungszahl, so dass

die Einwohnerzahl 2050 noch 32'248 Menschen beträgt.

Page 5: Der Monat | August 2009

Casino Liechtenstein rückt in greifbare Nähe

Vaduz ist eine der wenigen Hauptstädte

dieser Erde, die weder einen Bahnhof hat noch

ein Casino anbietet. Die Anbindung an ein in­

ternationales Schienennetz dürfte noch einige

Zeit auf sich warten lassen, doch in Sachen Spiel­

casino blinken die Ampeln gelb. Die Regierung

hat nämlich eine Gesetzesvorlage in die Ver­

nehmlassung gegeben, die künftig die Glücks­

und Geschicklichkeitsspiele ermöglichen und

regeln soll. Im Mittelpunkt des öffentlichen In­

teresses dürfte die Konzession für ein Casino

stehen, nachdem schon längere Zeit eine Pla­

nung für einen Hotelkomplex mit integriertem

Spielcasino mitten in Vaduz besteht. Der Aufhe­

bung des Spielbanken­Verbotes, das vor Jahr­

zehnten mit Rücksicht auf die Schweiz erlassen

wurde, steht nichts mehr im Wege, seit die Eid­

genossenschaft vor einigen Jahren eine ganze

Reihe von Spielcasinos konzessionierte. Auch in

unserem Land soll der Betrieb eines Casinos an

eine Konzession gebunden werden, die mit

strengen Auflagen verbunden wird. Vorausset­

zungen sind der Nachweis über genügend Eigen­

mittel zur Führung eines Casinos und ein ein­

wandfreier Leumund des Antragsstellers, die

Gewähr für eine einwandfreie Geschäftsfüh­

rung bieten. Die Regierung will sich an den Er­

fahrungen anderer Länder orientieren, «um

e inen sicheren und korrekten Spielbetrieb zu ge­

währleisten, Geldwäscherei und andere Krimi­

nalität fernzuhalten und sozial schädlichen

Auswirkungen vorzubeugen.» Das neue Gesetz

soll alle Arten von Glücksspielen regeln, von der

Lotterie bis zur Tombola. Verboten bleiben

Schneeballsysteme und andere Gewinnerwar­

tungsspiele, die als Kettenbriefe, Pyramiden­

systeme oder Schenkkreise bekannt sind.

Weniger Feiertage und mehr Ferientage?

Vor einem Jahr gab die Regierung die Überprüfung in Auftrag,

ob für die kirchlichen Feiertage Maria Lichtmess und St. Josef eine ge­

setzliche Regelung notwendig sei. Der Liechtensteinische Arbeitneh­

merverband (LANV) sei bisher der einzige Wirtschaftsverband gewe­

sen, der eine gesetzliche Verankerung klar befürwortete, heisst es im

LANV­Info, wo weiter steht: «Seit einigen Jahren schaffen immer

mehr Arbeitgeber die beiden Feiertage ab oder lassen die ausgefallene

Zeit nachholen. Diese Entwicklung ist äusserst bedenklich, zumal die

Arbeitgeber bei Forderungen des LANV nach mehr Ferien immer das

Argument ins Feld bringen, Liechtenstein habe mehr Feiertage als die

umliegenden Länder.» Der LANV überlegt sich nun, eine «Offensive

für eine Erhöhung der Ferientage» zu schaffen.

Vaduz und Bad Ragaz als regionale Kunstachse

Eine interessante Zusammenarbeit zwischen

Bad Ragaz und Vaduz besteht in der Kunst. «Spuren

legen – Spuren lesen», so der Titel der Ausstellung

von Skulpturen, die an beiden Orten gleichzeitig zu

sehen sind. Über 80 Künstler aus der ganzen Welt

stellen in Bad Ragaz und Vaduz etwa 400 Kunst­

werke aus. Im Ausstellungsbuch

freut sich der Vaduzer Bürger­

meister Ewald Ospelt, dass mit

der Kunst eine Brücke über den

Rhein geschlagen werde. Fast

schwärmerisch fügt er hinzu:

«Bad Ragaz und Vaduz verwan­

deln sich unter freiem Him mel

in ein Gesamtkunstwerk.»

Bäuerliche Ess-Kultur im Küefer-Martis-Huus

Nicht immer waren Keller und Rauchkammer prall gefüllt. Die

bäuerliche Küche war in früheren Zeiten eine Küche des Mangels.

Dennoch brachte der Mangel eine erstaunliche Ess­Kultur hervor, die

Gegenstand einer Ausstellung im Küefer­Martis­Huus in Ruggell ist.

Der Streifzug durch die kulinarische Kultur unserer Vorfahren wird

ergänzt durch Gegenstände, die früher zur Zubereitung oder Aufbe­

wahrung der Lebensmittel gebraucht wurden. Eine Fotoausstellung

schafft die Verbindung der früheren Zeit zur Gegenwart.

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Page 6: Der Monat | August 2009

für die Bevölkerungsentwicklung bis 2050 vor, die

bisher in der Öffentlichkeit noch wenig Wellen ge­

worfen haben. Das optimistische Szenario unter­

stellt eine vorteilhafte Wirtschaftsentwicklung in

unserem Land, was in Anbetracht des Altersauf­

baus der Bevölkerung zu einer erhöhten Zuwande­

rung aus dem Ausland führen müsste. Im pessimis­

tischen Gegenstück kommt es zur Annahme, dass

Arbeitsplätze verloren gehen, womit sich auch die

Bevölkerungszahl bis in die Mitte des 21. Jahrhun­

derts reduzieren würde. Zwischen diesen beiden

Extremen liegt das Trendszenario, das die aktuelle

Entwicklung fortschreibt: Konkret prognostiziert

dieses Szenario einen Anstieg der Bevölkerungs­

zahl auf 44'196 Personen – oder rund 10'000 Men­

schen mehr als im Jahr 2005.

Visionen und Bevölkerungsstrategien

Dass sich angesichts der aktuel­

len Finanz­ und Wirtschaftskrise erst wenige über

diese fernen Perspektiven Gedanken machen, ist

verständlich. Vorerst interessiert, wie es mit dem

Wirtschaftsstandort Liechtenstein weitergeht. Wird

der Druck auf den Finanzplatz Liechtenstein weiter

zunehmen, weil viele Länder dringend Geld brau­

chen für die Finanzierung ihrer Milliarden­Kon­

junkturpakete und die Stützung von maroden Un­

Wohl selten beteiligten sich so

viele Menschen an kurzfristigen Zukunftsprogno­

sen wie heute, im Zusammenhang mit der aktuel­

len Finanz­ und Wirtschaftskrise. Für die Optimis­

ten ist die erhoffte Talsohle schon

erreicht, in einigen Branchen be­

reits durchschritten, so dass spä­

testens im Herbst der Auf­

schwung einsetzen kann. Die

Pessimisten dagegen sehen noch

keinen Silberstreifen am Hori­

zont, der auf eine Erholung der

Finanz­ und Wirtschaftswelt

hindeuten würde. Der Hauptunterschied in den

Bewertungen liegt jedoch nicht im Zeitraum, wann

sich die Lage wieder zum Besseren wenden werde,

sondern in der Einschätzung der näheren Zukunft:

Für die einen wird der Aufschwung langsam die

frühere Dynamik zurückbringen, für die anderen

wird es nicht mehr so sein wie vor dem Banken­

crash, der zunehmend die Produktionswirtschaft

in Mitleidenschaft gezogen hat. Doch es geht beim

Blick in die Zukunft nicht nur um die Wirtschaft,

obwohl letztlich Wohlstand und Fortschritt mass­

geblich davon abhängen. Es gibt verschiedene an­

dere Bereiche, mit denen sich die Menschheit aus­

einanderzusetzen hat oder auseinandersetzen soll­

te. In Liechtenstein beispielsweise liegen Szenarien

facebook und twitter als

vorboten eines neuen Zeitalters,

in dessen mittelpunkt

neue kommunikations-

technologien stehen

Z u k u n f t l i e c H t e n S t e i n

Von Günther Meier

Die Zukunft steht noch bevor6

7

an Staatsfeiertagen besteht die neigung, die glorreiche vergangenheit zu

feiern oder einen kühnen Blick in die Zukunft zu werfen. derzeit stehen eher

Gedanken zur Bewältigung der Wirtschafts krise im vordergrund. andere

prob leme warten aber bereits.

Page 7: Der Monat | August 2009

ternehmen im Finanz­ und Industriesektor?

Schlecht dran sind wir trotz allem nicht. Voraus­

schauend, nachdem erste ausländische Druckver­

suche auf den Finanzplatz erkennbar wurden, star­

tete die Regierung das Zukunftsprojekt «Futuro»,

dessen Vision für den Finanzplatz der Zukunft im

Jahr 2008 vorlag. Der Enthusiasmus für das Projekt,

das um Visionen für den Produktionsstandort mit

Industrie und gewerblicher Wirtschaft erweitert

wurde, scheint mit der Neuordnung der Polit­Land­

schaft gedämpfter geworden zu sein. Bei der Lan­

cierung von Futuro war als richtig erkannt worden,

dass nur eine durchgreifende Strategie eine Zu­

kunftssicherung des Finanzplatzes bewirken kön­

ne, zumal der Wettbewerb unter den internationa­

len Finanzplätzen immer härter werde und die Re­

gulierungen auf internationaler Ebene immer neue

Herausforderungen bringen würden. Unter den Fu­

turo­Visionen enthält eine der Zielsetzungen eine

besondere Bedeutung, wenn ihre Ausrichtung in

Verbindung mit den drei Bevölkerungsszenarien

gebracht wird: Entwicklung hoher Dynamik dank

Flexibilität des Kleinstaats! Da stellt sich die Frage,

wie sich dieses Ziel verhält mit den drei Szenarien,

die als Modelle für die Zukunftsentwicklung unse­

res Landes dienen?

Globale Plattformen für interaktiven Austausch

Nicht allein die Fokussierung auf

das Private Wealth Management soll laut Futuro

für qualitative Wachstumsraten in der Zukunft

sorgen. Vielmehr werden auch die Bestrebungen

unterstützt, Liechtenstein zu einem Wissenschafts­,

Forschungs­ und Entwicklungs­

standort auf­ und auszubauen.

Wenn der Zeitraum der nächsten zwei, drei Jahr­

zehnte für die Realisierung dieser Visionen ins

Auge gefasst wird, sollte nicht vergessen werden,

dass international eine Generation heranwächst,

die stark vom Gebrauch von neuen Technologien

geprägt sein dürfte. Web 2.0 gilt als Stichwort für

neue Nutzungsmöglichkeiten des Internets, das

mehr und mehr zu einer globalen Plattform für den

interaktiven Austausch wird. Die Gesellschaft, al­

len voran Politik und Wirtschaft, werden sich da­

rauf einstellen müssen, dass über eine Vielzahl von

Internetplattformen Ideen und Meinungen verbrei­

tet, aber auch Kampagnen gestartet werden. Erste

Anzeichen sind bereits vorhanden, wie über Blogs

und Twitter Druck auf Regime aufgebaut werden

können. Aber auch in demokratischen Gesellschaf­

ten dürften diese neuen Instrumente verstärkt zum

Einsatz kommen. Heute werden Facebook und

MySpace, YouTube und Twitter noch weitgehend

als Ausdrucksmittel und Kommunikationskanäle

der Jugend betrachtet, doch unter Kommunikati­

onswissenschaftlern gelten diese «neuen Spielerei­

en» als Vorboten eines neuen Zeitalters, in dessen

Mittelpunkt solche Kommunikationstechnologien

stehen. Über sehr gut organisierte Netzwerke mit

professionell geführten Datenbanken können in

Zukunft international, aber auch innerhalb eines

Landes aktuelle Fragestellungen diskutiert werden.

Vertreter aus Politik und Wirtschaft, Kultur und

Wissenschaft treten nach diesen Vorstellungen mit

politisch engagierten Bürgerinnen und Bürgern

über das Web in Kontakt, tauschen ihre Ideen aus –

und werden trotz aller Unterschiede untereinander

kommunikationsfähig.

Die junge Generation wächst mit

den neuen Technologien als

selbstverständlichen Bestandteil

der heutigen Industrie- und

Dienstleistungsgesellschaft auf.

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AUGUST 2009

Page 8: Der Monat | August 2009

sung des Finanzplatzes durch die «Kommunikati­

onsdrehscheibe Liechtenstein» als wichtigsten

Wirtschaftssektor. Diese Entwicklung ist versagt

geblieben, nicht zuletzt deshalb, weil Technologie

und Nutzungsnachfrage international nicht mitei­

nander übereinstimmten. Die damalige Vision vom

Kommunikationsstandort Liechtenstein basierte

auf der Überlegung, dass sich längerfristig der ge­

samte globale Datenaustausch über die Mobiltele­

fonie abwickeln werde. Es macht den Anschein, als

ob diese Vorstellung mit zeitlicher Verzögerung

und in etwas anderer Form doch noch eintreffen

würde. Aber wahrscheinlich ohne Liechtenstein als

Drehscheibe für den internationalen mobilen Da­

tentransfer. Dessen Bewohner müssen vielmehr

bangen, dass sie in Zukunft nicht einmal mehr den

Nachbarn per Handy erreichen können. |

Junge Generation mit neuen Technologien

Noch stehen solche Plattformen

und Austauschmöglichkeiten in den Anfängen und

werden erst von einem kleinen Teil der entweder

politisch ambitionierten oder technisch interessier­

ten Bevölkerung genutzt. Die Jugend aber wächst

mit den neuen Technologien als selbstverständlich

nutzbaren Bestandteil der heutigen Gesellschaft

auf und wird diese Möglichkeiten später in Beruf

und Freizeit nutzen. Auch Liechtenstein ist gefor­

dert, sich diesen Herausforderungen zu stellen.

Liechtenstein hatte vor zehn Jahren die Vorstellung,

zu einem internationalen Kommunikationsstand­

ort zu werden. Die Perspektiven für einen neuen

Wirtschaftszweig sahen verlockend aus, einzelne

Protagonisten prognostizierten bereits die Ablö­

8

Blicke nach vorn

Wir haben vier Fachleute gebeten, für diese Ausgabe einen Blick nach vorne zu werfen und mögliche Entwicklungen aufzu-

zeigen – in den Bereichen Medizin, Religion, Solidarität und Finanzplatz.

Mit Fussball für eine bessere Welt: Für die Hilfe an junge Menschen in benachteiligten Regionen der Erde gibt es verschie-

dene Möglichkeiten. Die Scort Foundation, die ihren Sitz in Liechtenstein hat, setzt auf Fussball für eine bessere Welt. Ziel von

Scort ist es, professionelle Fussballclubs zu sozialem Engagement zu motivieren. Die ersten Projekte sind vielversprechend,

wie das Projekt in Sudan, das Mädchen und Buben sogar aus verfeindeten Lagern auf dem Fussballfeld zusammenführt.

In der Religion nach Halt suchen: Trotz aller Technisierung wissenschaftlichen Machbarkeit entfernen sich nicht alle Men-

schen von der Religion. Vielmehr suchen gerade in unserer modernen Gesellschaft viele Menschen einen Halt in der Region.

Auch in den aufgeklärten westlichen Gesellschaften wird ein steigendes Interesse an religiöser Sinnfindung beobachtet. Liech-

tenstein steht vor der schwierigen Aufgabe, einen Weg in die Zukunft zu suchen.

Gesundheit ist das höchste Gut: Wer leidet, schätzt das Sprichwort «Gesundheit ist das höchste Gut». Die Menschen werden

dank medizinischen Fortschritten und gesellschaftlichen Veränderungen immer älter. Damit stösst das Gesundheitswesen an

die Grenzen der Finanzierbarkeit. Für die Zukunft werden neue Modelle angedacht, um die Balance zwischen Gesundheits-

versorgung und Finanzierbarkeit im Gleichgewicht zu halten.

Nachhaltiges auf dem Finanzplatz: Nicht nur der Finanzplatz Liechtenstein wird derzeit durchgeschüttelt und sucht nach

neuer Ausrichtung nach der Krise. Die traditionellen Standortvorteile, die den Finanzplatz stark anwachsen liessen, sind keine

Garantie mehr für die Zukunft. Gefragt sind wieder Innovation, Service und Leistung, aber auch die Ausrichtung der Finanz-

geschäfte auf nachhaltiges Wirtschaften.

Page 9: Der Monat | August 2009

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Page 10: Der Monat | August 2009

Gesundheitswesen ist nur zu verstehen, wenn die

vielen im Detail liegenden feinen Unterschiede be­

kannt sind. Eine einfache Klassierung ist nicht

möglich. Vielmehr ist das Gesundheitswesen ext­

rem vielschichtig, heterogen und jede Massnahme

auf Schweizer wie auch auf Liechtensteinischer Sei­

te muss wohl überdacht werden.

Laufende Entwicklungen für die Zukunft

Für die künftige Entwicklung im

Gesundheitswesen sind unter anderem folgende

Faktoren und wie sich Liechtenstein in diesen Be­

reichen entwickeln wird, von entscheidender Be­

deutung: Rahmenbedingungen, Leistungsangebot,

demographische Entwicklung, Personalressour­

cen, Globalisierung versus Regionalität, Vernet­

zung, Finanzierungsfrage – Systemfrage. Die ver­

schiedenen Bestrebungen gehen derzeit alle dahin,

das bestehende System zu optimieren, indem Rah­

menbedingungen leicht verändert werden. Gleich­

zeitig sollen negative Anreize vermieden und dafür

gesorgt werden, dass sich alle an die Spielregeln

halten. Solche Veränderungen der Rahmenbedin­

gungen sind beispielsweise die Zulassung von

Parallel importen bei Medikamenten und anderen

medizinischen Geräten, die Tarifdiskussionen der

Einzelleistungsverrechnung gegenüber der pau­

schalen Entgeltung, die Entrichtung einer Praxis­

gebühr oder Franchisen­Erhöhungen, etc. Das

Leistungsangebot wird sich weiterhin den Ent­

wicklungen und Innovationen im Gesundheitswe­

sen anpassen. Natürlich widerspiegelt sich auch

immer die gesellschaftliche Einstellung im Leis­

tungsangebot. Beispielsweise sind im Liechtenstei­

ner Leistungskatalog gegenüber der Schweiz ver­

Das Liechtensteinische Gesund­

heitswesen ist sehr gut ausgebaut und bietet der

liechtensteinischen Bevölkerung einen qualitativ

hochstehenden Versorgungsgrad. Dies zeigt sich

beispielsweise darin, dass mehrere Verträge mit

Spezialkliniken bestehen. Das

heutige sehr offene Gesundheits­

wesen ist natürlich auch ein Spie­

gelbild der Vergangenheit, in wel­

cher Liechtenstein als kleines

Land mit ausgesuchten externen

Partnern ein gutes Gesundheits­

wesen anbieten konnte. Zudem

war die Offenheit, was die Mobi­

lität des Liechtensteiners anbelangt, ein weiterer

wesentlicher Faktor. Systemmässig lehnte sich

Liechtenstein an das derzeit relativ geschlossene

Schweizer System an. Dies führte zu einer hohen

Reglementierungsdichte. Beispielsweise werden

Ins pektionen von der swissmedic in Zusammenar­

beit mit unserem Amt für Gesundheit durchge­

führt. Vorteilhaft ist dabei sicherlich, dass von dem

Wissen eines grösseren Staates profitiert werden

kann, da ein eigenes System für Liechtenstein wohl

wenig Sinn machen würde. Demgegenüber ver­

komplizieren notwendige liechtensteinspezifische

Lösungen das System weiter. Es ist nicht einfach,

den Forderungen aus dem EWR­Raum, der schwei­

zerischen Regelung und der Wahrung der eigenen

Identität gerecht zu werden. Das Liechtensteinische

Ziel unseres Gesundheits-

wesens muss es sein,

für die Bevölkerung eine

optimale Grundversorgung

sicherzustellen

Abenteuerspielplatz rund um den Walensee

Z u k u n f t G e S u n d H e i t

Von Karin Zech-Hoop

Unsere Gesellschaft ist solidarisch gefordert10

11

der altersaufbau der Gesellschaft, die gestiegenen ansprüche der Bevölke-

rung an die medizinische versorgung sowie die technischen fortschritte der

medizin sind eckpunkte, denen sich das Gesundheitswesen heute und noch

mehr in Zukunft stellen muss.

Zur person

Karin Zech-Hoop ist Verwaltungsdirektorin im

Liechtensteinischen Landesspital in Vaduz.

Page 11: Der Monat | August 2009

schiedene Vorsorgebehandlun­

gen zusätzlich enthalten. Im

Rahmen einer Leistungserweite­

rung wird der volkswirtschaftli­

che Nutzen einer medizinischen Entwicklung/In­

novation immer mehr an Bedeutung gewinnen.

Die demografische Entwicklung selbst hat einen

wesentlichen Einfluss auf das gesamte Gesund­

heitssystem. Die Bevölkerung wird immer mehr

aus älteren Menschen bestehen, welche eine politi­

sche Macht darstellen und demzufolge das Leis­

tungsangebot wesentlich auf ihre Bedürfnisse hin

mitbestimmen. Zudem ist bekannt, dass die letz­

ten Lebensjahre am Kostenintensivsten sind. Dies

bedeutet, dass mehr Leistungen gefordert werden,

die bestehenden Infrastrukturen verstärkt genutzt

und der Kostendruck sich markant erhöhen wird.

Gleichzeitig werden Probleme bei der Rekrutie­

rung von Fachpersonal erwartet. Hinzu kommt,

dass eine qualitativ hohe Grundversorgung vor Ort

erwartet wird. Für Spezialbehandlungen kann

durchaus ein weiter Weg in Kauf genommen wer­

den, jedoch besteht gleichzeitig auch der Wunsch,

bei längerer Krankheit in der Heimat versorgt wer­

den zu können. Ein Ausweg aus diesem Dilemma

des gestiegenen Kostendrucks, dem Fachkräfte­

mangel und dem Anspruch einer qualitativ hoch­

stehenden Grundversorgung vor Ort kann nur

eine gute Infrastruktur vor Ort mit einer hohen

Vernetzung zu anderen Disziplinen entsprechen.

Damit wird künftig dem Koordinations­ und Kom­

munikationsanspruch im System eine entschei­

dende Bedeutung zukommen. Organisationen,

welche diesem Koordinations­ und Kommunikati­

onsanspruch erfüllen können, werden sich auf dem

Markt behaupten.

Wie könnte die Zukunft aussehen?

Weit in die Zukunft geschaut,

wird sicherlich der Solidaritätsgedanke in Zusam­

menhang mit der Finanzierbarkeit des Systems

überdacht werden müssen. Ziel muss es sein, für die

Bevölkerung eine optimale Grundversorgung si­

cherzustellen. Dabei darf ein Spitalaufenthalt oder

eine grössere Krankheit nicht den finanziellen Ruin

bedeuten. Amerikanische Verhältnisse, bei denen

die grosse Mehrheit der Bevölkerung eine anstän­

dige Grundversorgung nicht mehr finanzieren

kann, sind inakzeptabel. Mit dem jetzigen System

wird der Druck auf die verdienende Bevölkerungs­

schicht, weiter steigen. Eine mögliche Weiterent­

wicklung des Systems wäre, beispielsweise, dass

dem Patienten wieder mehr Eigenverantwortung

zugestanden wird. So könnte die finanzielle Absi­

cherung eine obligatorische Risikoversicherung

darstellen, welche Spitalaufenthalte und längere

Krankheiten abdeckt. Weiters wäre in Analogie zur

Autoversicherung ein Bonus­Malus System auch

mit der Möglichkeit eine Vollversicherung abzu­

schliessen denkbar. Der Prävention würde damit

ein grösserer Stellenwert eingeräumt werden und

jeder einzelne hätte ein grösseres Interesse daran,

sich gesund zu halten. |

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Die verschiedenen Bestrebungen

gehen derzeit alle dahin, das be-

stehende System zu optimieren.

AUGUST 2009

Page 12: Der Monat | August 2009

k o p f d e S m o n at S

Im dunklen Anzug, dezent im Hintergrund

stehend, aber sofort im Brennpunkt des Gesche­

hens, wenn es die Situation erfordert, so erkennt

man ihn seit Jahren am Staatsfeiertag auf der

Schlosswiese. Peter Rutz, stell­

vertretender Amtsleiter des Pres­

se­ und Informationsamtes der

Regierung, ist verantwortlich für

die Betreuung der Medienvertre­

ter von Zeitungen, Agenturen, Radio und Fernse­

hen. Ungefähr 25 verschiedene Medien aus dem In­

und Ausland sind jeweils akkreditiert, wenn der

Staatsfeiertag mit Feldmesse und Ansprachen, mit

Apéro beim Fürsten und den In­

terviews der Radio­ und Fern­

sehstationen im üblichen Rah­

men abläuft. Wenn aber etwas

Besonderes gefeiert wird oder an­

gekündigt ist, wie etwa im Jahr

2004 mit der Übergabe der Re­

gierungs­ und Staatsgeschäfte

von Fürst Hans­Adam II. auf

Erbprinz Alois, strömt ein Mehr­

faches an Medienschaffenden in

unser Land. Peter Rutz hat Er­

fahrung mit solchen Dingen.

Sein wachsames Auge erkennt in

der Regel ein Problem bereits, bevor es richtig zum

Problem wird. Bis sich ein Medienvertreter hilfesu­

chend an Peter Rutz wendet, hat dieser schon die

Lösung des Problems eingeleitet – ersetzt die verlo­

rene Zutrittskarte zum Pressezentrum, reicht eine

Pressemappe nach, kommandiert diskret den In­

terviewpartner für die Kamera in die bestmögliche

Position. Sein Organisationstalent, das er schon bei

vielen anderen Veranstaltungen, beispielsweise als

OK­Chef der Tour de Suisse in Liechtenstein, unter

Beweis gestellt hat, kommt bei solchen Situationen

voll zur Geltung und lässt solche kleinen, unvorher­

gesehenen Zwischenspiele als völlig normale Routi­

negeschäfte erscheinen: Keine Hektik aus Überfor­

derung und auch keine Schweisstropfen, weil wie­

der einmal etwas Unvorhergesehenes möglichst

rasch und unauffällig erledigt werden musste. Die

Festbesucher auf der Schlosswiese sehen Peter Rutz

mit den Medienleuten im abgetrennten Rayon, das

Fotografieren und Filmen der Feldmesse und der

fürstlichen Familie möglichst nahe erlaubt. Zu die­

sem Zeitpunkt hat er schon eine Menge Arbeit im

Hintergrund erledigt: Wochen vor dem Staatsfeier­

tag werden die Einladungen an die Medien ver­

schickt, werden Wünsche für Interviews entgegen

genommen, die Interviewpartner konsultiert, die

Pressemappen mit den Reden des Erbprinzen und

des Landtagspräsidenten vorbereitet, die Zutritts­

karten für den Zutritt zum Pressezentrum ausge­

stellt. Weil Medien auch immer etwas Spezielles

wollen, gibt es zahlreiche Sonderwünsche zu erfül­

len oder abzuklären, ob diese Wünsche erfüllt wer­

den können.

Medienleute äussern sich Jahr für Jahr lobend

über die professionelle Art und Weise, wie sie in

Liechtenstein bedient werden. Ganz besonders die

effiziente und sehr persönliche Arbeit von Peter

Rutz, der inzwischen eine Menge Leute von Zeitun­

gen, Radio und Fernsehen kennt. Dass sich die Me­

dienvertreter bei ihm gut aufgehoben fühlen, hängt

nicht zuletzt mit seinem phänomenalen Personen­

und Namensgedächtnis zusammen: Wenn er ein­

mal mit einem Menschen zu tun hatte, dann kann

er diese Person bei späteren Begegnungen gezielt

mit dem Namen ansprechen. Kontaktfreude ist

eine wesentliche Voraussetzung seines Berufes, was

ihm besonders liegt. «Für mich ist der Staatsfeier­

tag immer wieder ein Festtag», sagt Peter Rutz mit

Überzeugung, «bei dem ich mich auf die Kontakte

mit den Medienschaffenden freue.» |

für mich ist der Staatsfeiertag immer wieder ein festtag,

bei dem ich mich auf die kontakte mit den medien freue

Peter RutzVerantwortlich für die Medien-betreuung am Staatsfeiertag

AUGUST 2009

Foto

: Sve

n B

eham

k o p f d e S m o n at S

12

Peter Rutz Der Dompteur der Medien

Page 13: Der Monat | August 2009

p u B l i r e p o r ta G e

Mit dem Erlebnispass Liechtenstein entdecken

Liechtenstein all inclusive

Wie oft stand man selbst schon vor der Frage, was man am Wo-chenende unternehmen könnte. Womit man den Kindern einen erleb-nisreichen Ausflug bieten könnte. Am Besten ohne langwierige Auto-fahrt sondern ganz in der Nähe.

Der Erlebnispass «Liechtenstein all inclusive» von Liechtenstein

Tourismus liefert hier zahlreiche Ideen. Mit dem Pass kann man 25

spannende Erlebnisse im Einzelwert von rund 250 Franken für nur 25

Franken entdecken. Wie wäre es zum Beispiel mit freier Fahrt auf den

Bergbahnen Malbun bis 2000 Meter über Meer? Einem Besuch der

Greifvogelflugshow der Falknerei Galina? Oder einem Abstecher in

die Erlebniswelt Ridamm City? Da man sich mit dem Pass auch kos­

tenlos auf dem gesamten Liniennetz der Liechtenstein Bus Anstalt be­

wegen kann, kann das eigene Auto getrost zuhause gelassen werden.

Für die ganze Familie Der Erlebnispass «Liechtenstein all inclusive» soll die Einwohner

der Region dazu motivieren, ihre Freizeit in der näheren Umgebung

zu verbringen und die hiesigen Attraktionen wieder oder eben neu zu

entdecken. Dabei stehen Familien besonders im Mittelpunkt. Vom so­

wieso schon günstigen Einzelpreis eines Passes zahlen Kinder von

sechs bis fünfzehn Jahre nur die Hälfte und für Kinder unter sechs Jah­

re ist der Pass sogar gratis.

Erlebnis-Weekend oder Ferien in der Region Ganz individuell, ob man nun ein ereignisreiches Wochenende

oder für einmal «Ferien in der Region» verbringen will, wird der Er­

lebnispass in zwei Versionen angeboten: Als 2­Tages oder als 6­Tages­

Pass. Der Erlebnispass ist bis zum 18. Oktober 2009 gültig.

Erhältlich ist «Liechtenstein all inclusive» bequem im Internet un­

ter www.erlebnispass.li oder bei Liechtenstein Tourismus (das Liechten­

stein Center ist täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet), Tel. +423 239 63 00

Alle 25 Attraktionen in der Übersicht:

Freie Fahrt auf allen Buslinien der LBA

und der Bergbahn Malbun, Rundfahrt

mit dem Citytrain durch Vaduz, Degus-

tation in der Hofkellerei, Landesmuse-

um, Kunstmuseum, FIS-Ski- und Win-

tersport Museum, TaKINO, Walsermu-

seum, Briefmarkenmuseum, Erlebnis-

welt Neuguthof, Freibad Mühleholz,

Hallenbäder Eschen, Balzers und

Triesen, Rundgang «Mit Goethe durch

Vaduz», Minigolf, Greifvogelflugschau,

Bezug eines Keramik-Bechers in der

Keramik Werkstatt-Schaedler, Liech-

tensteiner-Souvenir-Stempel, Lesezei-

chen, Briefmarke, Brauhaus-Flaschen-

öffner, Bike-Tagesmiete, Führung

durchs Vogelparadies und zwei Besu-

che auf dem Tennisplatz Balzers

Page 14: Der Monat | August 2009

rung auf der Kunden­ wie auch

auf der Anbieter seite. Dies dürf­

te unweigerlich zu Vermögensab­

flüssen und Verlust von Arbeits­

plätzen führen. Niemand macht

gerne einen Schritt zurück. Doch mit den Vorteilen,

die Liechtenstein bieten kann, sind zwei Schritte

nach vorne möglich. Wie kann sich der Finanzplatz

aus der aussichtlosen Situation befreien und einen

Weg aus der Krise finden?

Kleinstaaten sind vermeintlich leichte Gegner

Wie nicht zum ersten Mal

schmerzhaft erfahren werden musste, sind Klein­

staaten vermeintlich leichte Gegner und deshalb

beliebte Angriffsziele. Der in Krisenzeiten so über­

mächtig scheinende Nachteil des Kleinen kann in

anderen Situationen zu einem nicht zu unterschät­

zenden Trumpf werden. Die gegebenen kurzen

Entscheidungs­ und Informationswege ermögli­

chen eine schnelle Reaktion auf ein sich änderndes

Markt umfeld und erlauben eine effiziente Realisie­

rung neuer Projekte. Der Staat muss attraktive

Rahmenbedingungen schaffen, die eine einfache

und schnelle Umsetzung von Finanzdienstleistun­

gen ermöglichen. Zudem muss er den Ausbau von

Strukturen in den Bereichen Innovation sowie For­

schung und Entwicklung konsequent vorantreiben.

Somit lässt sich sicherstellen, dass Trends früh­

zeitig erkannt und dementsprechend Rechnung ge­

tragen werden kann. Die Aufsichtsbehörden, allen

voran die Finanzmarktaufsicht Liechtenstein FMA,

sind gefordert, die administrativen Vorgaben zu

straffen und Vorteile gegenüber anderen Ländern

zu schaffen. Der Faktor des «Time­to­Market» ist

Lange Jahre konnten viele Unter­

nehmen, vornehmlich aus der Finanzbranche, vom

Standortvorteil Liechtenstein profitieren. Die posi­

tiven Rahmenbedingungen des Finanzplatzes ver­

halfen der gesamten Wirtschaft

zu überdurchschnittlich hohen

Wachstumsraten und stetig stei­

gendem Wohlstand. Durch das

offizielle Bekenntnis der Regie­

rung, die OECD­Standards in

Sachen Steuerfragen anzuerken­

nen, tauchen unweigerlich Zwei­

fel über einen weiterhin positiven

Verlauf des Finanzplatzes auf. Gerät das Erfolgs­

modell Liechtenstein nun ins Stocken oder stehen

wir gar vor einem Scherbenhaufen? Nein. Eine aus­

geweitete Hilfeleistung an ausländische Staaten

betreffend Steuerhinterziehung muss keinen Exo­

dus ausländischer Kundschaft bedeuten. Zweifels­

ohne wird der radikale Kurswechsel in Sachen

Kooperation in Steuerfragen tief greifende Anpas­

sungen mit sich bringen. Die Spreu wird sich vom

Weizen trennen und es kommt zu einer Konsolidie­

nur durch ein effizientes

Zusammenwirken können

ressourcen sinnvoll

eingesetzt und mehrwert

generiert werden

Foto

: iSt

ockp

hoto

Z u k u n f t f i n a n Z p l at Z

Von Günther Biedermann

Krisen säubern und bieten Chancen14

15

krisen regen zum nachdenken an. Gerade jetzt, im nachgang

zur globalen finanzkrise. Wer sich von der masse abheben

möchte, braucht aber ein gewisses mass an ideen und risi-

kobereitschaft, die sich aber für die Zukunft auszahlen.

Page 15: Der Monat | August 2009

in einer Zeit von ständig schneller voranschreiten­

den Entwicklungen ein wesentlicher Wettbewerbs­

vorteil, den es aufrecht zu erhalten und weiter aus­

zubauen gilt. Betrachten wir die bereits ge leistete

Arbeit, die pro­aktive Vorgehensweise des Staates

auf die Steueraffäre und die vorhandenen Fach­

kräfte mit deren Know­how, so sind die Grundvor­

aussetzungen für ein weiterhin erfolgreiches Wirt­

schaften gegeben. Die Anbieter von Finanzdienst­

leistungen sind nun gefordert, diese Vorteile zu

nutzen. Wie bereits erwähnt, konnte der Finanz­

platz in den vergangenen Jahrzehnten dank Stand­

ortvorteil stark wachsen. Innovation, Service und

Leistung mussten teilweise nur bedingt angeboten

werden und verloren somit an Bedeutung. Es scheint

deshalb unerlässlich, den Fokus des täglichen Han­

delns neu zu überdenken und bei Bedarf neu aus­

zurichten, um am Erfolg der Vergangenheit nach­

haltig anknüpfen zu können.

Kommunikation gegen aussen verbessern

Banken, Treuhänder und Ver­

mögensverwalter sollten bestrebt sein, die Kom­

munikation untereinander zu verbessern, um Er­

fahrungen auszutauschen und Lösungen zu

suchen. Nur durch ein effizientes Zusammen­

wirken können Ressourcen sinnvoll eingesetzt und

Mehrwert generiert werden. Wenn Kunden in Zu­

kunft ihr Geld unabhängig vom Standort wegen

einer vertrauenswürdigen Aufsicht, exzellenten

Serviceleistungen und innovati­

ven Dienstleistungen in Liech­

tenstein anlegen, sind wir auf

dem richtigen Weg. Doch nicht

nur unter den Finanzplatzteil­

nehmern sollte die Kommunikation verbessert

werden, sondern auch gegen aussen. Neben den Be­

strebungen, auf Stufe der Regierung die rampo­

nierte Reputation des Finanzplatzes ins rechte Licht

zu rücken, sollte dies vermehrt auf zusätzlichen

Ebenen nachhaltig verfolgt werden. So beispiels­

weise bei Verbänden, welche als Interessenvertreter

ihrer Akteure auftreten. Sie sollten vermehrt be­

strebt sein, das Netzwerk zu nutzen und pro­aktiv

zu informieren.

Nachhaltigkeit verlangt Werte Sich von der Masse abzuheben,

setzt ein gewisses Mass an Ideen und Risikobereit­

schaft voraus. DJD Partners Trust reg. hat sich be­

reits vor vier Jahren durch seine Gründung als

Fondsverwaltungsgesellschaft mit verschiedenen

Fondsstrategien für den Weg der Standortunab­

hängigkeit entschieden. Sich von der grossen Masse

abheben kann man entweder durch tiefere Kosten

oder Nischenprodukte. DJD hat sich für letzteres

entschieden und hat unabhängig vom Standort

Liechtenstein seine Kunden durch Qualität und

Service überzeugen können. |

Foto

: Pre

ssea

mt

Sich von der grossen Masse

abheben kann man

entweder durch tiefere Kosten

oder Nischenprodukte

Zur person

Günther Biedermann ist Finanzanalyst und Ver-

mögensverwalter bei der Firma DJD Partners

Trust reg. in Balzers.

AUGUST 2009

Page 16: Der Monat | August 2009

BILDER.LI

Page 17: Der Monat | August 2009

BILDER.LI

Page 18: Der Monat | August 2009

sich rasant aufzulösen. Man spürt in Liechtenstein

heute zunächst einmal das Bedürfnis, eine verpass­

te Säkularisierung nachzuholen. Wir stehen noch

nicht in der postsäkularen Gesellschaft, sondern in

der Phase der Säkularisierung. Der Entwurf der Re­

gierung für die Neuordnung des Staatskirchen­

rechts aus dem Jahr 2008 liest sich denn auch wie

eine nachgeholte Säkularisierung. Dieser Entwurf

bedeutet einen grundlegenden Paradigmenwechsel

im Verhältnis von Staat und Religion. Er ist in sei­

ner Radikalität noch kaum in der Bevölkerung an­

gekommen oder in seinen Konsequenzen angemes­

sen diskutiert. Neu ist, dass sich der Staat hinkünf­

tig religiös völlig neutral verstehen, sich «religions­

blind» verhalten will. Die privilegierte Beziehung

des Staates zur römisch­katholischen Kirche als

«Landeskirche» soll aufgelöst werden. Der Entwurf

strebt eine Trennung von Staat und Religion an –

allerdings eine religionsfreundliche Trennung. Die

Religionen sollen sich gemäss ihrem eigenen Selbst­

verständnis frei entfalten können. Alle denkbaren

Religionsgemeinschaften werden vom Staat zu­

nächst auf dieselbe Stufe gestellt. Sofern eine religi­

öse Gemeinschaft bestimmte Bedingungen erfüllt

(Mitgliederzahl, Befolgung der staatlichen Gesetze

usw.), kann sie einen öffentlich­rechtlichen Status

erlangen und von einer Mandatssteuer profitieren.

Epochal an diesem Entwurf ist,

dass sich der Staat hinkünftig rein säkular verste­

hen will, mit Luther gesprochen: als «weltlich Ding».

Was dies für das staatliche Handeln, die staatliche

Gesetzgebung und die politischen Akteure bedeu­

tet, ist meines Erachtens noch gar nicht hinreichend

durchdacht. Ich nenne als markantes Beispiel nur

die Gestaltung des Festaktes anlässlich des Staats­

Das Wort «postsäkular» hat seit­

her die Debatten über die gesellschaftliche Rolle der

Religion geprägt. Es will besagen, dass die Säkula­

risierungstheorien, die noch in den 70er­ und 80er­

Jahren des 20. Jahrhunderts auf

breiten Konsens stiessen, heute

an ein Ende gekommen sind. Da­

mals hatte man angenommen,

dass moderne Gesellschaften mit

fortschreitender Wissenschaft

und Technik sich nach und nach

von der Religion emanzipieren,

dass sich alle Lebensbereiche

«verweltlichen». Heute muss man feststellen, dass

ein solcher Automatismus nicht eingetroffen ist. In

globaler Perspektive kann man vielmehr beobach­

ten, dass die Religion geblieben ist, in ihren ver­

schiedensten Ausformungen und Spielarten, im

politischen wie im privaten Bereich. Es lässt sich

auch in modernen westlichen Gesellschaften ein

anhaltendes Interesse an religiöser Sinnfindung be­

obachten, allerdings weniger stark institutionell ge­

bunden als in früheren Epochen. Habermas gesteht

mit seiner Rede von einer «postsäkularen Gesell­

schaft» ein, dass die Religion auch am Beginn des

21. Jahrhunderts ein ernst zu nehmendes Thema

bleibt.

Nachgeholte Säkularisierung Wendet man den Blick von die­

sen globalen Beobachtungen auf die heutige Reali­

tät in Liechtenstein, wird man sagen müssen, dass

hier einige Entwicklungen anders, nämlich verspä­

tet verlaufen. Liechtenstein bildete noch vor einer

Generation ein nahezu geschlossenes katholisches

Milieu. Dieses katholische Milieu ist gerade dabei,

es lässt sich auch in

modernen westlichen

Gesellschaften ein anhaltendes

interesse an religiöser

Sinnfindung beobachten

Z u k u n f t r e l i G i o n

Von Günther Boss

Religion bleibt ein Thema18

19

einmal mehr war es der philosoph Jürgen Habermas, der das Stichwort zur

aktuellen gesellschaftlichen Situation gab. Bei der verleihung des friedens-

preises des deutschen Buchhandels 2001 sprach er von einer «postsäkularen

Gesellschaft».

Page 19: Der Monat | August 2009

feiertages. Die heute enge Verzahnung von römisch­

katholischer Eucharistiefeier mit Ansprachen der

höchsten Repräsentanten des Staates dürfte sich

nach einer Trennung von Kirche und Staat in dieser

Form nicht mehr verantworten lassen.

Ein Staatsvertrag mit dem Vatikan?

Überraschenderweise hat die

Leitung des Erzbistums den Vernehmlassungsbe­

richt der Regierung ohne Begründung verworfen

und an dessen Stelle ein Konkordat, also einen

Staatsvertrag zwischen dem Heiligen Stuhl und

dem Staat Liechtenstein, gefordert. Überraschend

ist diese Forderung, weil sich die Bistumsleitung bei

der Errichtung des Erzbistums im Jahr 1997 klar

gegen Konkordatsverhandlungen ausgesprochen

hatte; überraschend ist diese Forderung auch, weil

Vertreter des Erzbistums massgeblich am Entwurf

der Regierung mitgearbeitet hatten; überraschend

schliesslich, weil es in Liechtenstein keine Gegen­

stände gibt (etwa theologische Fakultäten oder

kirchliche Schulen), die einer konkordatären Rege­

lung bedürften. Weniger überraschend ist die For­

derung nach einem Konkordat allerdings, wenn

man die eigentlichen Motive da­

hinter sieht: Der Erzbischof

möchte weiterhin eine exklusive

und privilegierte Behandlung der

römisch­katholischen Kirche

durch den Staat, und das geeig­

nete Mittel dazu scheint ihm

heute ein Konkordat. Den ent­

scheidenden Paradigmenwech­

sel, nämlich die religiöse Neutra­

lität des Staates und die prinzipi­

elle Gleichbehandlung aller Religionsgemeinschaf­

ten, will der Erzbischof nicht mitvollziehen.

Mehr pastorale Anliegen verfolgen

Diese Diskussion um das Ver­

hältnis von Kirche und Staat wird uns erhalten blei­

ben. Sie soll gründlich und mit der nötigen Zeit ge­

führt werden. Wünschenswert wäre, dass auf Seiten

der katholischen Kirche dabei sehr viel stärker bib­

lische und pastorale Anliegen verfolgt würden,

nicht ausschliesslich kirchenrechtliche. Die Kirche

kann in ganz unterschiedlichen Staats­Kirchen­

Systemen leben. Wenn die Kirche ihre erlösende

Botschaft aber nicht mehr in die Lebenswelt der

Menschen von heute übersetzen kann, trägt sie sel­

ber zu einer beschleunigten Säkularisierung bei. |

Foto

: bild

er.li

Die privilegierte Beziehung

des Staates zur römisch-

katholischen Kirche als «Landes-

kirche» soll aufgelöst werden.

Zur person

Dr. theol. Günther Boss hat in Fribourg und Mün-

chen katholische Theologie studiert. Derzeit ar-

beitet er an einer Habilitationsschrift im Bereich

Fundamentaltheologie.

AUGUST 2009

Page 20: Der Monat | August 2009

Ich stehe am Stadtrand von Khar­

tum und blicke auf die karge Fläche vor mir. Sand,

Müll und Lehmhütten soweit das Auge reicht. Vor

mir wirbelt der Staub auf – Kinder spielen barfuss

auf dem sandigen und steinigen

Untergrund Fussball, Lachen

schallt von allen Seiten. Meine

Gedanken schweifen ab. Vor ei­

nem Jahr habe ich meinen Job an

der Universität gekündigt und

wollte endlich praktischer arbei­

ten – in der Welt etwas bewegen

und die Kraft des Sports nutzen,

so meine Vision. Ich wollte meinen Teil zu einer

besseren Welt beitragen. Mit der Scort Foundation

in Liechtenstein bin ich fündig geworden. Sie hat

sich genau diese Vision zum Ziel gesetzt. Die Stif­

tung wurde von Hanspeter Rothmund und Marc­

André Buchwalder mit der Überzeugung gegrün­

det, durch Sport benachteiligte junge Menschen zu

unterstützen und zu fördern. Im Oktober 2008 war

es dann soweit, ich wurde Teil des Scort­Teams.

Waisenhaus neben der Sandwüste

Eine Stunde sind wir gerade aus

der Stadtmitte der sudanesischen Hauptstadt bis

hierher gefahren. Es ist erst 8 Uhr morgens und

trotzdem schon fast 40 Grad. Kein Grund für die

vielen Kinder, nicht in der Hitze umher zu rennen.

Ich schaue mich um: in den Sand sind mit einer

Hacke Seitenlinien geritzt worden, zwei Tore ohne

Netz stehen auf beiden Seiten – einfach, aber funk­

tional, und mehr braucht es im Moment auch gera­

de nicht. Das denken wohl auch die Kinder, die um

mich herumflitzen. Sie alle leben in einem Waisen­

haus am Stadtrand – die Sandwüste als Nachbar.

Die Hilfsorganisationen, die sich an unserem Pro­

jekt beteiligen, nehmen Strassen­ und Waisenkin­

der ebenso auf wie Kriegsflüchtlinge aus dem Süd­

Sudan und der Darfur­Region.

Fussball im Einsatz für soziale Zwecke

Mitten auf dem staubigen Sand­

platz steht einer unserer jungen Trainer. Seit März

2009 bilden wir in Kooperation mit unseren Part­

nerclubs junge sudanesische Frauen und Männer

verschiedener Volksgruppen zu Fussballtrainern

für Sozialprojekte aus. Die Teilnehmer der Ausbil­

dung wurden vom Sudanesischen Fussballverband

und lokalen Hilfsorganisationen ausgewählt. Wäh­

rend fünf Ausbildungsmodulen innerhalb eines

Jahres bekommen sie theoretische und praktische

Inhalte vermittelt – im Mittelpunkt der Ausbildung

steht immer der Aspekt, wie man Fussball für sozi­

ale Zwecke einsetzen kann. Die jungen Trainerin­

nen und Trainer hatten beim letzten Ausbildungs­

abschnitt von den Trainern unserer Partnerclubs

die Aufgabe bekommen, eigene Fussballgruppen

für Kinder in Hilfsorganisationen oder armen Re­

gionen Khartums aufzubauen.

Top-Fussballclubs schicken Trainer

Ich beobachte den jungen Trai­

ner mit seiner Gruppe auf dem Spielfeld. Er bringt

die Kinder zum Lachen, motiviert und korrigiert.

Die Kinder hören gespannt zu. Waleed ist bereits

ein Vorbild für sie. Der Fussball bietet ihnen Ab­

wechslung vom oft tristen Alltag und die Kinder

können ihre Sorgen vergessen. Fussball bedeutet

fussball bedeutet hier

mehr als nur kicken –

die trainer vermitteln den

kindern erfolgs- und

Gemeinschaftserlebnisse

Z u k u n f t H i l f e

um armen menschen in benachteiligten regionen unserer Welt zu helfen,

gibt es verschiedene möglichkeiten. Scort foundation setzt auf fussball, bil-

det trainer aus und versucht jungen menschen neue perspektiven über den

Sport zu bieten.

Von Kristina Bohnstedt

Jungen Menschen neue Perspektiven bieten20

21

Page 21: Der Monat | August 2009

AUGUST 2009

hier mehr als nur Kicken – unse­

re jungen Trainer vermitteln den

Kinder Erfolgs­ und Gemein­

schaftserlebnisse, die schlimme Erinnerungen ver­

gessen lassen. Die Freizeit wird gleichzeitig sinnvoll

genutzt. Hier erleben wir anschaulich, was unser

Partnerschaftsprogramm «Football Clubs for De­

velopment and Peace» zu leisten imstande ist. Das

Ziel von Scort ist es, professionelle Fussballclubs zu

sozialem Engagement zu motivieren. In Koopera­

tion mit den Clubs organisieren wir dann auf loka­

ler und internationaler Ebene soziale Fussballpro­

jekte für benachteiligte Kinder und Jugendliche.

Namhafte Clubs wie der FC Basel, Werder Bremen,

Bayer 04 Leverkusen und Liverpool FC engagieren

sich bereits in unserem Partnerschaftsprogramm

und unterstützen diverse Projekte. Die Top­Clubs

beteiligen sich insbesondere durch ihre Trainer an

den Projekten, die gemeinsam die Ausbildung der

jungen Teilnehmer leiten.

Unterstützung für das soziale Engagement

Scort übernimmt von Liechten­

stein aus die gesamte Organisation und Koordina­

tion der Projekte. Ohne Unterstützung zahlreicher

Partner wäre dies nicht möglich. So trägt der Liech­

tensteinische Entwicklungsdienst beispielsweise

den Grossteil der Kosten des Sudan­Projekts. Part­

nerunternehmen wie die Agentur Tangram oder

die Audina Treuhand AG leisten wichtige Unter­

stützung bei der täglichen Arbeit. Bei ausländi­

schen Projekten wie im Kosovo oder Sudan koope­

rieren wir neben den Clubs auch mit den Vereinten

Nationen, Botschaften, lokalen Hilfsorganisatio­

nen und Sponsoren vor Ort. Wieder andere Projekte

werden von der Liechtensteiner Regierung und

Liechtensteiner Gemeinden unterstützt. Wir wagen

einen Blick in die Zukunft: Ob es in einigen Jahren

normal sein wird, dass Mädchen im Sudan auch am

Strassenrand Fussball spielen? Im Moment müssen

unsere Trainerinnen mit ihren Mädchengruppen

noch auf dem Gelände des Fussballverbandes trai­

nieren, da Fussball für Frauen und Mädchen in der

Öffentlichkeit verpönt ist. Der Verband aber ist be­

reits einen grossen Schritt gegangen, indem er Frau­

en die Teilnahme an unserer Ausbildung ermög­

licht hat. Im Kosovo werden dank unseres Projek­

tes gerade die ersten Mädchen­Teams aufgebaut.

Wie viele Clubs mehr haben wir wohl in einigen

Jahren davon überzeugt, an unserem Partner­

schaftsprogramm teilzunehmen und gemeinsam

mit uns junge Menschen auszubilden? Als die Kin­

der uns am Stadtrand von Khartum im Anschluss

schwitzend und lachend von ihren Zukunftsplänen

erzählen, wird uns klar – wir sind auf dem richti­

gen Weg. Lehrer, Arzt und Pilot wollen sie werden.

Unsere jungen Trainer tragen zur Motivation dieser

Kinder bei. Gleichzeitig werden ihnen selbst neue

Perspektiven geboten. Als Multiplikatoren tragen

sie die Leitideen unserer Projekte weiter. |

Fussballtrainer von internationalen

Fussballclubs engagieren sich

über die Scort Foundation in der

Dritten Welt.

Foto

: Sco

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ound

atio

n

Zur person

Kristina Bohnstedt ist bei der Scort Foundation für den Bereich Kom-

munikation (PR/Medien) zuständig und arbeitet auch im Projekt-

management mit.

Informationen zur Scort Foundation: www.scort-go-for-it.org

Page 22: Der Monat | August 2009

In der Geschichte des Landtags

gibt es verschiedene Daten, die für

die Geschicke unseres Landes von

entscheidender Bedeutung waren.

Ein historisches Datum ist der 2. August 1919. Der

Landtag befasste sich mit den Beziehungen Liechten­

steins zu Österreich, das nach dem Ende des Ersten

Weltkriegs am Boden lag, und kündigte den Zollver­

trag mit dem östlichen Nachbarland. Wenn man die

Traktandenliste des Landtags von damals anschaut,

gewinnt man den Eindruck, als ob die Parlamenta­

rier nicht viel Aufsehen erregen wollten mit ihrer

Entscheidung. Die Kündigung des Zollvertrags war

nämlich nicht der erste Punkt auf dem Traktandum.

Der Antrag an den Landtag hatte nur vier

Punkte, über die nach kurzer Diskussion entschie­

den wurde – erwartungsgemäss sprach sich der

Landtag geschlossen für die Kündigung aus:

1. Der Landtag beschliesst, es sei der im Jahr 1876 ab­

geschlossene und seit 1919 provisorisch verlängerte

Zollvertrag im Verhandlungswege aufzukündigen.

2. Der Landtag erklärt, dass er die Auflösung des

Zollvertrags mit Rücksicht auf die internationalen

Verhältnisse als im Lebensinteresse des Staates für

notwendig erachtet, um die zukünftigen wirtschaft­

lichen Beziehungen des Landes ungehindert regeln

zu können. Der Landtag erklärt ferner, dass weder

durch den Auflösungsbeschluss

noch durch die Auflösung des

Vertrags selbst ein unfreundlicher

Akt gegen Deutschösterreich be­

gangen werden soll; einzig die

Wahrung der vitalen Interessen

des Landes veranlassen ihn dazu.

3. Die Regierung wird ersucht,

gleichzeitig mit der Auflösung

die Verhandlungen wegen des

provisorischen Abkommens mit

Deutschösterreich über den ge­

genseitigen Verkehr und Waren­

austausch aufzunehmen, ebenso

mit der Schweiz, für die Zeit, als

ein definitiver Zollanschluss an irgend einen Staat

nicht abgeschlossen ist. Zu diesen Verhandlungen

sind vom Landtag bestellte Personen beizuziehen.

4. Die Regierung wird ersucht, diesen Beschluss nach

seiner Sanktion sofort zu vollziehen.

Die Aufkündigung des Zollvertrags mit Öster­

reich war ein kalkuliertes Wagnis. Zwar lag noch kei­

ne definitive Entscheidung aus der Schweiz vor, doch

mit der Schweiz hatten bereits Verhandlungen statt­

gefunden. Bevor der Zollvertrag mit der Schweiz im

Jahre 1923 unterzeichnet werden konnte, galt Liech­

tenstein als eigenes Zollgebiet. Am 1. September 1919

wurde Liechtenstein für Österreich zum Zollausland.

Schon Ende September zog Österreich seine Grenz­

wache in Liechtenstein ab, so dass die Regierung ge­

zwungen war, eine eigene Grenzwache aufzustellen.

Weil der Schmuggel zwischen Liechtenstein und der

Schweiz zur damaligen Zeit in voller Blüte stand, hat­

te es die Regierung eilig mit der Rekrutierung der ei­

genen Grenzwache. Die beiden Landweibel im Ober­

und Unterland wurden beauftragt, geeignete Män­

ner für den Dienst zu suchen. «Die Ausgewählten

wurden ins Regierungsgebäude befohlen», beschrieb

der Historiker Otto Seger den Dienstantritt, «wo sie

der Landesverweser auf ihre Pflichten aufmerksam

machte und zu gewissenhafter Dienstausführung er­

mahnte.» Dann ging’s an die Grenze. |

Z e i t G e S c H e H e n

22 Vor 90 Jahren – 2. August 1919 Landtag kündigt Zollvertrag mit Österreich

Die Mannschaft der liechten-

steinischen Grenzwache, die 1919

aufgestellt wurde.Fo

to: L

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sarc

hiv

AUGUST 2009

Page 23: Der Monat | August 2009

Der Staatsfeiertag bietet auch et­

was für die Sinne. Beim Volksfest

im Städtle Vaduz ziehen eine

Vielzahl von Gerüchen die Fest­

besucher magisch an. Ob die

Bratwurst lockt oder der Kebab,

ob es nach österreichischen Knö­

deln oder nach asiatischen Reis­

gerichten gelüstet, für die Gau­

menfreuden warten die Köstlich­

keiten an den Ständen der Aus­

ländervereine auf die hungrigen

Gäste. Alles ist vorhanden, von

der währschaften und bewähr­

ten Hausmannskost bis zu den

unbekannten und gerade deshalb besonders lo­

ckenden Kreationen auf den Tellern. Das Volksfest

am Staatsfeiertag hat sich auch zum kulinarischen

Fest der Kulturen entwickelt. Die ersten Köstlich­

keiten aus ihrer Heimat boten Ausländervereine

beim Staatsfeiertag 1982 an. Inzwischen ist das An­

gebot erheblich ausgebaut und die Vielfältigkeit ge­

steigert worden. Auch die Zahl der Ausländerverei­

ne stieg auf etwa zwei Dutzend an – von dem schon

1948 gegründeten Schweizer Verein bis zum British

Club, der Russischen Kulturgesellschaft oder dem

Türkischen Verein für Frauen in Fürstentum Liech­

tenstein. Auch die Österreicher haben sich in einem

Verein zusammengeschlossen, ebenso die Italiener,

die Südtiroler, die Slowenen, die Kroaten, die Hol­

länder, die Dänen, die Deutschen, die Griechen, die

Spanier, die Portugiesen und die Zuwanderer aus

Bosnien­Herzegowina. Aktiv sind auch die in Zü­

rich angesiedelte Union des Francais de l’étranger

der Franzosen und der Marokkanische Verein in

Liechtenstein mit Sitz in Feldkirch. Ein Dachver­

band der Ausländervereine bildet gleichsam das

übergeordnete Dach über den Vereinen.

Wer am Staatsfeiertag von Stand zu Stand

läuft, erkennt die Vielzahl und die Vielfalt der aus­

ländischen Vereine. Aber lange nicht alle Auslän­

der haben sich zu einem Verein zusammenge­

schlossen. Die Ausländerstatis­

tik weist Zuwanderer aus rund

hundert verschiedenen Ländern

auf, die in Liechtenstein ihren

vorläufigen oder dauernden Wohnsitz gefunden

haben – eine kleine UNO im Herzen der Alpen.

Seit die Zuwanderung nicht nur aus den Nachbar­

ländern und einigen Staaten aus Südeuropa erfolgt,

ist die Frage der Integration für die Behörden zu­

nehmend in den Mittelpunkt gerückt. Schon im

Jahre 2004 eröffnete Regierungschef Otmar Hasler

eine Diskussionsplattform für Ausländervereine.

Integration könne nur gelingen, war der damalige

Regierungschef überzeugt, wenn Ausländer wie

auch Inländer eingebunden werden. Integration

umfasse alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens

und finde in Vereinen, im Zusammenleben mit

Nachbarn, in der Schule und am Arbeitsplatz statt.

«Ziel unserer Integrationspolitik muss es sein»,

nannte Otmar Hasler als wichtigstes Vorhaben der

Ausländerpolitik, «Ungleichheiten nach Möglich­

keit abzubauen und Chancengleichheit herzustel­

len.» Wenn alle in unserer Gesellschaft gleichbe­

rechtigt ihre Kompetenzen und ihre Erfahrungen

einbringen könnten, werde für Liechtenstein nicht

nur Leistung, Wettbewerbsfähigkeit und wirt­

schaftlicher Erfolg gesichert, sondern auch mehr

Lebensqualität gewonnen. |

B r a u c H t u m

23Staatsfeiertag Feines von Ausländervereinen

Am Staatsfeiertag bieten Aus-

ländervereine beim Volksfest ihre

nationalen Köstlichkeiten an.

AUGUST 2009

Foto

: bild

er.li

Page 24: Der Monat | August 2009

Der Föhn wird seit jeher gefürch­

tet im Zusammenhang mit Dorf­ oder Waldbrän­

den. Gefürchtet ist der Föhn auch bei den Revier­

förstern: Jahrzehntealte Waldbestände können in­

nerhalb kürzester Zeit vernichtet

werden. Bei den Landwirten wird

der Föhn hingegen teilweise ge­

schätzt. Er verkürzt den Winter

und verlängert eine Vegetations­

periode bis tief in den Herbst hi­

nein. Wetteraufzeichnungen zei­

gen, dass die jährlichen Nieder­

schläge im Raum Vaduz­Triesen

vergleichsweise gering sind. Dies ist auf zwei Effek­

te zurückzuführen. Jede Schlechtwetterfront füllt

das Rheintal – einer Badewanne gleich – langsam

mit kalter und somit schwerer Luft auf. Meistens

strömt die Kaltluft über den Walensee, dann durch

das Seeztal nach Balzers. Im Winter lässt sich dies

sehr gut beobachten. In Sargans liegt regelmässig

mehr Schnee als in Triesen. Meist zeitgleich ergiesst

sich eine gehörige Portion Kaltluft auch via Tog­

genburg ins Liechtensteiner Unterland. Die Kalt­

luft fliesst ab Richtung Bodensee und lässt die Re­

gion Triesen im wahrsten Sinne des Wortes mehr­

heitlich im Trockenen stehen.

Die Energie des Föhns Die Talgabelung bei Sargans mit

der Gonzensüdwand und dem Fläscherberg als

markante Hindernisse spielen eine wichtige Rolle

für das Windaufkommen im Raum Balzers. Der

Föhn spaltet sich am Gonzen in zwei Föhnäste auf.

Der eine Ast findet den Weg via Seeztal zum Walen­

see. Der andere Ast führt durch das Rheintal

in Richtung Bodensee. Die Windmessungen in

Balzers der Solargenossenschaft

Liechtenstein und eine compu­

ter­basierte Windsimulation

zeigten, dass die Aufspaltung am Gonzen den Föhn

zwischen Sargans und dem Rheinknie bei Balzers

sehr markant abbremst. Folglich ist in diesem Ge­

biet die Windenergie des Föhns leider nicht voll

nutzbar. Ganz anders ist die Situation nördlich von

Balzers. Der Fläscherberg wirkt wie ein Flusswehr.

An der Nordflanke des Fläscherbergs stürzt der

Föhn lawinenartig in die Rheinebene hinunter und

formt sich im Hälos, südlich von Triesen, zu einer

gleichförmigen Strömung, welche von Windanla­

gen wesentlich besser ausgenutzt werden kann. Sol­

che Überlegungen müssen natürlich zuerst durch

Windmessungen bestätigt werden. Deshalb wurde

der Windmessmasten Mitte April 2009 von Balzers

nach Triesen in den «Obera Hälos» verlegt, um das

Windenergiepotenzial des Föhns bei der leichten

Richtungsänderung des Rheins genauer zu unter­

suchen. Weiter nördlich von Triesen nimmt der

langjährige Durchschnitt des Föhns wieder ab. Im

langjährigen Durchschnitt bläst der Föhn in der

Region Balzers während rund 480 der insgesamt

8760 Stunden des Jahres. Die automatische Wetter­

station in Vaduz hingegen registriert nur noch wäh­

rend rund 360 Stunden Föhn. Ein grosses Windrad

produziert folglich in Vaduz weniger elektrische

Energie als im Triesner Hälos.

Windkarte Liechtenstein und Werdenberg

Das Bundesamt für Energie liess

vor rund 6 Jahren eine Windkarte für die Schweiz

und auch Liechtenstein erstellen. Diese offizielle

Schweizer Windkarte vermittelt einen Eindruck

an der nordflanke des

fläscherbergs stürzt der föhn

in die rheinebene und formt

sich südlich von triesen zu

einer gleichförmigen Strömung

W i n d e n e r G i e

ist das rheintal für die nutzung der Windenergie geeignet?

messungen sollen darüber aufschluss geben, ob der Wind zur

energieherstellung im Gebiet zwischen Balzers und triesen

genutzt werden kann. problemkind ist der föhn.

Von Bruno Dürr

Der Föhn und die Windenergie24

25

Page 25: Der Monat | August 2009

AUGUST 2009

über die durchschnittliche Jahreswindgeschwin­

digkeit auf 50 Meter, 70 Meter und 100 Meter über

Grund. Die kantonalen Fachstellen suchten in der

Folge über diese Windkarte nach geeigneten Stand­

orten zur Windenergienutzung. Für den Kanton

St.Gallen wurde aufgrund dieser Datenlage kein ge­

eigneter Standort für die Windnutzung in unserer

Region gefunden. Die ersten Windmessungen im

Balzner Neugüeter der Solargenossenschaft zeigten

jedoch, dass bei Energieertragsrechnungen die phy­

sikalischen Gesetze der Windenergienutzung zu

berücksichtigen sind. Zudem zeigten die Windmes­

sungen, dass die Windgeschwindigkeiten wesent­

lich höher sind als in der Windkarte dargestellt. Für

Föhngebiete ist nicht die durchschnittliche jährli­

che Windgeschwindigkeit massgebend, sondern die

durchschnittliche Windenergie an einem bestimm­

ten Ort. Für die Windenergie gilt: eine Verdoppe­

lung der Windgeschwindigkeit bedeutet eine Ver­

achtfachung der Energie! Dies wird ausgedrückt als

Energie pro Fläche, also beispielsweise in Kilowatt­

stunden pro Quadratmeter (kWh/m²). Dies ist der

Grund für die entscheidende Bedeutung des Föhns

für die Windenergienutzung in Liechtenstein, aber

auch im Bezirk Werdenberg. Gemäss den Windge­

schwindigkeitsmessungen der Solargenossenschaft

Liechtenstein werden in Balzers auf 100 Meter über

Grund rund 1‘000 kWh/m²

Windenergie pro Jahr erwartet.

Daraus könnte eine geeignete

Windkraftanlage jährlich rund 40% bzw. 400 kWh/

m² Strom erzeugen. Eine einzige Windkraftanlage

mit 100 Meter Nabenhöhe und 41 Meter Flügellän­

ge im Gebiet Balzers­Neugüeter könnte jährlich

mehr als 2 Millionen Kilowattstunden erneuerba­

ren Strom liefern, was dem Jahresbedarf von über

500 Haushalten in Liechtenstein entspricht.

Rotorblätter auf Winde einstellen

Die Ergebnisse der Windmes­

sungen im Raum Balzers – Triesen lassen auf eine

künftige Nutzung der Windenergie in Liechten­

stein hoffen. Bereits in einem Jahr können die spe­

ziellen Begebenheiten der Föhnregion Liechten­

stein und Werdenberg detailliert bewertet und ers­

te Wirtschaftlichkeitsrechnungen für die Strom­

produktion erstellt werden. Die Windmessungen

sind aber nicht nur für eine Wirtschaftlichkeits­

rechnung notwendig. Eine Windanlage muss an

die besonderen Gegebenheiten eines Standortes an­

gepasst werden. Kurzzeitige Schwankungen der

Windrichtung sind eine Herausforderung für die

Regelung der Ausrichtung der Anlage. Die Häufig­

keit der verschiedenen Winde, aber auch die Spit­

zengeschwindigkeiten des Föhns bestimmen die

Blattform der Rotoren. Zwei Gegensätze bestim­

men die Form der Rotorblätter: Für die Föhnnut­

zung müssen die Rotorblätter sehr schlank und für

laue Winde sehr gross sein. Die Rotorblätter müs­

sen folglich auf die Resultate der Windmessungen

abgestimmt werden. Dies ist keine leichte Aufgabe

und beinhaltet derzeit noch viel Pionierarbeit. |

Eine Windanlage muss an die

besonderen Gegebenheiten eines

Standortes angepasst werden.

Foto

: bild

er.li

Zur person

Dr. Bruno Dürr ist Klimatologe, Mitarbeiter von MeteoSchweiz und

Mitglied der Solargenossenschaft Liechtenstein.

Page 26: Der Monat | August 2009

wertzeichen, die komplett in

Liechtenstein hergestellt wurde –

oder wie es Norbert Hasler umschreibt: Von der

Gestaltung, die von Stefan Erne stammt, über den

Druck bis hin zur Perforation – alles «made in

Liechtenstein». Der Briefmarkendruck gehört zu

den Königsdisziplinen in der Druckindustrie. Die

Gutenberg AG erhielt im Jahre 2007 den Auftrag,

eine Postkarte mit aufgedrucktem Wertzeichen

und Lochperforation herzustellen. Aus der Zusam­

menarbeit mit dem Unternehmen, das die Perfora­

tion für diesen Auftrag ausführte, entwickelte sich

die Idee, selbstklebendes Papier mit Nadeln zu per­

forieren. Von der spontanen Idee bis zur Realisie­

rung waren aber noch einige technische Herausfor­

derungen zu überwinden. Um den technischen An­

forderungen zu genügen, wurde eine spezielle Ma­

schine angefertigt, welche in der Lage ist, die

Bogen­Produktion in einem Arbeitsgang in der ge­

forderten Präzision auszuführen. Vor mehr als 500

Jahren revolutionierte Johannes Gutenberg mit den

beweglichen Lettern das Druck­

gewerbe und leitete eine unge­

ahnte Entwicklung für den Buch­

und Zeitungsdruck ein. Der Fir­

ma Gutenberg AG ist es gelungen,

Sammler und Nutzer warten ge­

spannt auf den 7. September 2009. An diesem Tag

erscheinen drei neue Briefmarken­Serien der

Philatelie Liechtenstein. Unter ihnen eine Sonder­

serie mit vier Wertstufen, die

in die Briefmarken­Geschichte

des Fürstentums Liechtenstein

eingehen wird. «Mit der Serie

‹Schmetterlinge› präsentiert die

Philatelie Liechtenstein eine

Weltneuheit – eine selbstkleben­

de Briefmarke mit echter Perforation und geschlitz­

ter Vorderseite», schreibt Norbert Hasler in der Neu­

heiten­Broschüre zur nächsten Briefmarken­Aus­

gabe. Der Leiter der Philatelie Liechtenstein er­

wähnt, dass es in zweijähriger Vorbereitung

gelungen sei, eine Selbstklebe­Briefmarke mit ech­

ter Perforation zu entwickeln, die sich leicht vom

Bogen ablösen lasse. Zudem ist die Schmetterling­

Serie die erste Briefmarken­Ausgabe in der seit 1912

dauernden Geschichte der liechtensteinischen Post­

von der Gestaltung

über den druck bis hin

zur perforation – alles

«made in liechtenstein»

Präsentation des ersten Brief-

markenbogens nach der Perfora-

tion: Norbert Hasler, Leiter Phila-

telie und Stefan Erne, Leiter

Gestaltung Philatelie sowie Remi

Nescher, Direktor und Max

Meinherz, Marketingleiter, Guten-

berg AG (v.l.n.r.).

Foto

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co N

esch

er

i n n o vat i o n

Von Günther Meier

Eine Weltneuheit für die Briefmarkenwelt26

27

erstmals in der fast hundertjährigen Geschichte der liechtenstein-

philatelie wird eine Briefmarke ganz in liechtenstein hergestellt.

die Gutenberg aG und die philatelie liechtenstein entwickelten

zudem eine Weltneuheit.

Page 27: Der Monat | August 2009

etwas mehr als ein halbes Jahrtausend danach eine

kleine Revolution im Briefmarkendruck der Öf­

fentlichkeit zu präsentieren. Die neue Dienstleis­

tung, die nicht auf den Druck von Postwertzeichen

begrenzt bleiben muss, bietet die Gutenberg AG un­

ter dem Label «Gutenberg security printing» an.

Wünsche der Sammler und Anwender erfüllen

Die Handhabung der neuen

Selbstklebebriefmarken ist äusserst unkompliziert.

Die Briefmarken können einzeln vom Bogen gelöst

und auf Briefe geklebt werden, ohne dass sie geris­

sen oder befeuchtet werden müssen. Das Trägerpa­

pier des Bogens ist ebenfalls lochperforiert, bleibt

aber – je nach Belieben oder Gebrauch – ganz. Der

Philatelie Liechtenstein bietet diese Neuheit die

Möglichkeit, die Marken den Sammlern nach de­

ren Wünschen auszuliefern – als ganze Bögen, in

Blocks, in Streifen oder als Einzelmarken. Die liech­

tensteinischen Selbstklebebriefmarken unterschei­

den sich optisch in keiner Weise von den gewohn­

ten Briefmarken. Dank des speziell für Briefmar­

ken produzierten Papiers lassen sich die auf Briefe

oder Pakete geklebten Marken problemlos im Was­

ser ablösen. Für Philatelisten bleibt damit ein wich­

tiger Zweig ihrer Sammelleidenschaft erhalten.

Innovation und Fälschungssicherheit

Wirtschaftsminister Martin

Meyer hat bei der Präsentation der ersten Briefmar­

ken im Selbstklebeverfahren seiner Freude Aus­

druck gegeben, dass die Philatelie Liechtenstein in

Zusammenarbeit mit der Guten­

berg AG nach fast hundertjähri­

ger Briefmarken­Tradition einen neuen Schritt

wage. Um erfolgreich zu bleiben, müsse sich ein

Unternehmen an Innovationen wagen. Der Wirt­

schaftsminister bewertete als sehr positiv, dass erst­

mals eine Sonderserie von Briefmarken erscheine,

die vollständig in Liechtenstein hergestellt werde.

Dies sei nicht selbstverständlich, betonte der Wirt­

schaftsminister, da es gerade bei der Produktion

von selbstklebenden Briefmarken besonders schwie­

rig sei, die von der Post gewünschte Fälschungssi­

cherheit zu gewährleisten. Der Sicherheit kommt

bei der Produktion von Postwertzeichen eine be­

sondere Rolle zu. Neben einwandfreier Qualität hat

die Erfüllung von Sicherheitsaspekten oberste Pri­

orität. Die Gutenberg AG war sich dieser Heraus­

forderung bewusst und schloss mit allen an der

Herstellung der Briefmarken beteiligten Mitarbei­

ter besondere Sicherheitsverträge ab. Die Produk­

tion erfolgt in eigens dazu eingerichteten Räum­

lichkeiten, welche strengen Sicherheitsvorschriften

entsprechen. |

Die liechtensteinischen Selbst-

klebebriefmarken unterscheiden

sich optisch in keiner Weise von

den bisherigen Markendrucken.

Foto

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late

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tens

tein

Foto

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AUGUST 2009

Page 28: Der Monat | August 2009

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MICH

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28

AUGUST 2009

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Page 29: Der Monat | August 2009

Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere.

Aber wir schauen so lange mit so viel Bedauern

auf die geschlossene Tür, dass wir die, die sich für uns geöffnet hat,

nicht sehen.

(Alexander Graham Bell)

Page 30: Der Monat | August 2009

S c H l u S S p u n k t

30

AUGUST 2009

Am 15. August feiert das Fürstentum Liechtenstein zum 70. Mal den

Staatsfeiertag. Seine Einführung 1940 geschah auf dem Hintergrund

der Zeitereignisse, als es galt, ein Zeichen zu setzen. Er war ein Sym­

bol der Geschlossenheit des Volkes, die Bestätigung der Verbindung

von Volk und Fürst, sowie eine

Willenserklärung zur Erhaltung

der Selbstständigkeit des Landes.

Die Regierung bestimmte das

Fest Maria Himmelfahrt zur

Feier des Geburtstages von Fürst Franz Josef II. zum Staatsfeiertag.

Monarchie und Staatsoberhaupt standen im Zentrum.

Am 15. August feierten die Gemeinden Hochämter, an denen Be­

hörden, Vereine, Beamte und Schulen teilnahmen. Am 16. August

besuchten Landtag, Regierung und Beamte die

Messe in Vaduz und überbrachten dem Fürsten die

Geburtstagswünsche. Die mit dem Tag verknüpf­

ten Zeremonien und Rituale bilden auch heute den

Rahmen: Beflaggung, Ansprachen, Volkshymne,

Feuerwerk, das Bekenntnis «Für Gott, Fürst und

Vaterland» und Höhenfeuer. 1990, ein Jahr nach

dem Tod Franz Josef II., beschloss der Landtag

die Beibehaltung des 15. August als Staatsfeiertag,

losgelöst vom Geburtstag des Fürsten und ge­

dacht als Tag der Besinnung auf die staatlichen

Grundwerte und der Stärkung der Zusammenge­

hörigkeit. Jedoch, der politische Gedanke des

Staatsfeiertages verlor, wie beklagt wird, nach

und nach Konturen, sein Sinn verblasste. Nicht

mehr alle wissen, was an diesem Tag eigentlich gefeiert wird, nicht

wenige nehmen ihn als folkloristisch wahr, viele seien desinteres­

siert. Unser Land hat wenig identitätsstiftende historische Ereignisse,

welche über gesellschaftliche und weltanschauliche Unterschiede

hinweg Anlass für eine landesweite Feier sein können. Diesen iden­

titätsstiftenden Charakter trägt der Staatsfeiertag in sich. Seine ur­

sprünglichen Komponenten und Absichten sind so aktuell wie je.

Um dies bewusst zu machen, kann der Staatsfeiertag eine bedeuten­

de staatspolitische Funktion einnehmen. Zwar hat sich der Staats­

feiertag verändert, aber in seiner Funktion blieb er grundsätzlich

gleich. Er vermag der Bevölkerung ein Gefühl der Zusammengehö­

rigkeit zu geben, der Verbundenheit, des Zusammengehens, ein Be­

wusstsein der gleichen Geschichte und einer dynamischen Identi­

tät, die einschliesst und nicht ausgrenzt, die Individualität fördert

und solidarisch Verantwortung für das Gemeinwesen wahrnimmt. |

der Staatsfeiertag vermag der Bevölkerung

ein Gefühl der Zusammengehörigkeit zu geben

Arthur Brunhart Der Tag Liechtensteins

Arthur BrunhartLandtagspräsident des Fürstentums Liechtenstein

Foto

: Sve

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Page 31: Der Monat | August 2009

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Page 32: Der Monat | August 2009

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