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Faktencheck Frauen in Führungspositionen Bestandsaufnahme und Auswirkungen einer gesetzlichen Frauenquote Frauen in Führungspositionen Bestandsaufnahme und Auswirkungen einer gesetzlichen Frauenquote

Faktencheck Frauen in Führungspositionen Bestandsaufnahme … · 2015-10-08 · 2 Faktencheck: Frauen in Führungspositionen Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. Gesamt Mathematik

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FaktencheckFrauen in Führungspositionen

Bestandsaufnahme und Auswirkungen einer gesetzlichen Frauenquote

Frauen in Führungspositionen

Bestandsaufnahme und Auswirkungen einer gesetzlichen Frauenquote

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1Bundesverband der Deutschen Industrie e. V.Faktencheck: Frauen in Führungspositionen

Vorwort

Im Koalitionsvertrag vom 27. Novem-ber 2013 haben Union und SPD unter der Überschrift „Frauenquote/Gleichstellung im Erwerbsleben“ angekündigt, in Vorständen und Aufsichtsräten von Unternehmen der Privatwirtschaft gesetzliche Geschlech-terquoten und verbindliche Zielvor-gaben einzuführen. Danach sollen ab dem Jahr 2016 neu zu besetzende Aufsichtsräte in paritätisch mitbe-stimmten und zugleich börsennotierten Unternehmen eine Geschlechterquote von mindestens 30 Prozent aufweisen. Weiter sollen börsennotierte und auch mitbestimmungspflichtige Unterneh-men verpflichtet werden, ab dem Jahr 2015 verbindliche Zielgrößen für die Erhöhung des Frauenanteils in Auf-sichtsrat, Vorstand und in den obersten Managementebenen festzulegen. Das Vorhaben wurde am 25. März 2014 durch Leitlinien der federführenden Bundesministerien für das Gesetzge-bungsverfahren konkretisiert.

Auf rechtliche sowie praktische Probleme bei der Umsetzung der mit den Leitlinien konkretisierten Pläne zur Ausgestaltung einer gesetzlichen Quote weist seither eine Vielzahl von Vertretern aus Wissenschaft und Praxis

hin. Exemplarisch zu nennen sind etwa die tiefgreifenden Sanktionen zu Lasten einer effektiven Kontrolle der Geschäftsführung (u. a. „Sanktion des leeren Stuhls“). Die deutsche Indus-trie hat sich stets gegen zwingende staatliche Vorgaben zur Besetzung unternehmensinterner Gremien ausgesprochen. Sie tut dies auch im Jahre 2014. Dass der Staat nicht der bessere Unternehmer ist, hat sich in der Geschichte immer wieder bestätigt.

Mit dem vorliegenden Faktencheck wollen wir zur Versachlichung der Debatte beitragen. Wir zeigen darin auf, welche Fortschritte durch Vereinbarun-gen zwischen Bundesregierung und Wirtschaft erreicht wurden und wie die Unternehmen Diversity-Empfehlungen der Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex im Wege der Selbstregulierung erfolgreich umsetzen. Anhand von Zahlen wollen wir verdeutlichen, dass es neben der vielbeschworenen „gläsernen Decke“ vielmehr ganz autonome Entscheidun-gen von Frauen und Männern – sei es zur Wahl ihres Ausbildungsfachs oder zu Maß und Dauer ihrer beruflichen Tätigkeit – sind, die der Geschlechter-präsenz in den einzelnen Branchen

zu Grunde liegen. Darüber hinaus wollen wir beleuchten, wie die Gre-mien im Einzelnen aussehen, die von einer Regulierung betroffen wären, wo sich deutsche Unternehmen im internationalen Vergleich befinden und wie es bei genauerem Hinsehen um die Vorreiterrolle des öffentlichen Sektors bestellt ist.

Die Fakten belegen es deutlich: Staatlicher Zwang ist unangemessen – insbesondere auf einem Feld, auf dem die Privatwirtschaft für ein Ziel in Anspruch genommen wird, das in keiner Weise unternehmensbezogen ist, sondern ausschließlich ein gesell-schaftspolitisches Anliegen der Politik abbildet.

Holger Lösch Mitglied der HauptgeschäftsführungBundesverband der Deutschen Industrie e. V.

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2Faktencheck: Frauen in FührungspositionenBundesverband der Deutschen Industrie e. V.

Gesamt

Mathematik und Informatik

Bio-, Natur -, und

Agrarwissenschaften

2010200520001995

Quelle: 5. Bilanz Chancengleichheit, Bundesministerium für Familie, Frauen, Senioren und Jugend, Juni 2013, S. 30, Abb. 16

* ohne Absolventen der Verwaltungsfachhochschulen

0 %

10 %

20 %

30 %

40 %

50 %

60 %

70 %

80 %

Sozial-, Rechts-, Wirtschafts-

wissenschaften, Dienstleistungen

Frauenanteil an Absolventen* nach Fachbereichen 1995 bis 2010

Geisteswissenschaften, Kunst

und Erziehungswissenschaften

Ingenieurwesen, Fertigung und

Bauwesen

Gesundheit und Soziales

Wirtschaftsnähe von Akademikerinnen

Stehen den Unternehmen ausreichend wirtschaftsnahe Akademikerinnen für

Führungspositionen zur Verfügung?

• Ca. 51 % der Hochschulabsolven-ten sind weiblich. Daher wird viel-fach behauptet, es bestehe ein gro-bes Missverhältnis zum Anteil von Frauen an Führungspositionen in der Privatwirtschaft. Dabei bleibt jedoch unberücksichtigt, dass nicht jeder Studiengang für eine Tätigkeit in der Wirtschaft vorbereitet.

• Die geringere Präsenz von Frauen in der Wirtschaft korrespondiert mit den von ihnen gewählten – oft wirtschaftsfernen – Studi-enfächern wie etwa Kunst- oder Erziehungswissenschaften.

• Selbst heute studieren nur 16 % der Frauen naturwissenschaftlich-tech-nische Fächer.

(Quelle: destatis)

Antwort: Nein.

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3Bundesverband der Deutschen Industrie e. V.Faktencheck: Frauen in Führungspositionen

Antwort: Nein.

Frauenanteil in MINT-Fächern

Steigt der Frauenanteil unter den Absolventen in den MINT-Fächern entsprechend

der staatlichen Förderung?

• Der Anteil der Absolventinnen in der Fächergruppe Mathematik und Naturwissenschaften liegt erst seit 2008 bei ca. 40 %; der Frauenanteil in der Fächergruppe Ingenieurwis-senschaften liegt auch heute noch deutlich unter 25 % der Absolventen.

• Seit Jahrzehnten weist der Fachbe-reich „Geisteswissenschaften, Kunst und Erziehungswissenschaften“ den höchsten Frauenanteil an Absolven-ten auf – z. B. im Jahr 2010 mehr als 70 %.

Quelle: 5. Bilanz Chancengleichheit, S. 29

• Diese Zahlen sind angesichts auf-wendiger Fördermaßnahmen, wie der „Strategie der Bundesregierung zur Durchsetzung von Chancenge-rechtigkeit für Frauen in Bildung und Forschung“ oder dem „Girls Day“, noch nicht zufriedenstellend.

Quelle: „Daten und Fakten zu technisch-naturwissenschaftlichen Studienbereichen 2012“ der bundesweiten Initiative „Komm, mach MINT“ (www.komm-mach-mint.de)

Absolventen Mathematik und Naturwissenschaften

0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 %

Männer

Frauen

1990

2000

2012

0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 %

Männer

Frauen

1990

2000

2012

Absolventen Ingenieurwissenschaften

22,5 %

19,2 %

11,5 %

77,5 %

80,8 %

88,5 %

40,5 %

35,4 %

30,7 %

59,5 %

74,6 %

69,3 %

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4Faktencheck: Frauen in FührungspositionenBundesverband der Deutschen Industrie e. V.

Vereinbarung zwischen Bundesregierung und Wirtschaft

Ist die Vereinbarung zur Chancengleichheit von 2001 gescheitert?

• Die Vereinbarung von 2001 enthält mehrere Komponenten: Verbesse-rung der Qualifikation, Erhöhung der Erwerbstätigenquote, Erleich-terung der Vereinbarkeit von Fami-lie und Beruf, Führungspositionen, Einkommensperspektiven.

• In allen Bereichen sind Fortschritte zu verzeichnen, insbesondere bei Aus- und Weiterbildung, Beschäftig-tenanteil und Vereinbarkeit. Diese Faktoren sind die Basis für die weitere Entwicklung, auch bei Füh-rungspositionen und Einkommen.

• Trotz des erfreulichen Anstiegs der Erwerbstätigkeit von Frauen ist allerdings auch zu berücksichti-gen, dass ca. 45 % aller erwerbstä-tigen Frauen teilzeitbeschäftigt sind (Anstieg seit dem Jahr 2000 von 38 %). Der EU-Durchschnitt betrug 2011 ca. 32 %. Dies erschwert den Zugang zu Führungsfunktionen.

Quelle: 5. Bilanz Chancengleichheit, S. 54

Quelle: 5. Bilanz Chancengleichheit, Bundesministerium für Familie, Frauen, Senioren und Jugend, Juni 2013, S. 45, Abb. 24

* Zeitreihenbruch aufgrund Erhebungsumstellung in Deutschland

Erwerbstätigenquoten von Frauen nach Altersgruppen 2000 bis 2011

0 %

10 %

20 %

30 %

40 %

50 %

60 %

70 %

80 %

60 bis 64 Jahre

55 bis 59 Jahre

50 bis 54 Jahre

25 bis 49 Jahre

201120102009200820072006200520042003200220012000 *

Antwort: Nein.

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5Bundesverband der Deutschen Industrie e. V.Faktencheck: Frauen in Führungspositionen

Vereinbarung zwischen Bundesregierung und Wirtschaft

Ist die Vereinbarung zur Chancengleichheit im Hinblick auf das Ziel „Teilhabe an

Führungspositionen“ gescheitert?

• Die Vereinbarung zur Förderung der Chancengleichheit von Frauen und Männern in der Privatwirtschaft hat zu deutlichen Fortschritten auf allen betrieblichen Ebenen geführt.

• Auch im Bereich der Führungsfunk-tionen hält der Anstieg des Frauen-anteils unvermindert an.

• Seit 1992 ist der Anteil weiblicher Führungskräfte in der Privatwirt-schaft um ein Drittel gestiegen.

• Und: Mehr als zwei Drittel der Frauen in Führungspositionen im Jahr 2011 gehörten zur Altersgruppe 25 bis 49 Jahre, d. h. es stehen jetzt deutlich mehr Frauen für die Top-Führungspositionen zur Verfü-gung als in der Vergangenheit.

Quelle: 5. Bilanz Chancengleichheit, S. 87

Quelle: 5. Bilanz Chancengleichheit, Bundesministerium für Familie, Frauen, Senioren und Jugend, Juni 2013, S. 87, Abb. 54

* Neueinteilung der Berufsklassifikationen ISCO-08: Selbstständige, die Mitarbeiter beschäftigen, aber nicht hauptsächlich in Managementaufgaben eingebunden sind, werden ab 2011 nicht mehr zur Gruppe der Führungskräfte gezählt.

Frauenanteil in Führungspositionen 2000 bis 2011

*25 %

26 %

27 %

28 %

29 %

30 %

31 %

26,827,1

28

27,6

28,1

28,5

28,9

29,3

29,830

30,4

20112010200920082007200620052004200320022001

Antwort: Nein.

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6Faktencheck: Frauen in FührungspositionenBundesverband der Deutschen Industrie e. V.

Entwicklungen unterhalb der Vorstandsebene

Ist die Entwicklung bei „Frauen in Führungspositionen“ unterhalb der Vorstandsebene positiv?

• Die positive Entwicklung bei „Frauen in Führungspositionen“ bezieht sich auf sämtliche Managementebenen.

• Der Frauenanteil im Top- und Mit-telmanagement deutscher Unterneh-men steigt auf der gesamten Band-breite kleinerer, mittlerer und großer Unternehmen.

• Mit diesem nachhaltigen Ansatz können die Unternehmen sicherstel-len, dass ihnen künftig eine Vielzahl hoch qualifizierter und erfahrener Frauen für das Top-Management zur Verfügung steht.

• Neben dem kontinuierlichen jährli-chen Anstieg beeindruckt vor allem der mehrjährige Vergleich: Von 2006 bis 2012 ist der Frauenanteil im Top- und Mittelmanagement kleiner Unternehmen um ca. 34 % gestiegen. Bei den mittleren Unter-nehmen beträgt der Anstieg 32,5 % und bei den großen (allerdings von niedrigerem Niveau) sogar 49 %.

Quelle: Hoppenstedt-Studie 2012 „Frauen im Management“

Frauen im Top- und Mittelmanagement nach Unternehmensgröße

0 %

5 %

10 %

15 %

20 %

25 %

1011

11,9 12

,4 13,4 14

,5 14,916

17,6 18

,2 18,5

20,5 20

,9 21,2

16,4

18,8 19

,6 19,8

21,3 21

,6 22

groß

mittel

klein

2012201120102009200820072006

Antwort: Ja.

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7Bundesverband der Deutschen Industrie e. V.Faktencheck: Frauen in Führungspositionen

Deutschland im europäischen Vergleich

Hält Deutschland im europäischen Vergleich mit?

• Deutschland befindet sich im euro-päischen Vergleich bei der Anzahl von „Frauen in Führungspositionen in der Wirtschaft“ im Jahr 2010 mit 33 % exakt im EU-Durchschnitt.

• Dies zeigt, dass sich der Weg über freiwillige Selbstverpflichtungen positiv auswirkt.

• Norwegen dagegen liegt trotz gesetz-licher 40 %-Quote für Aufsichtsräte klar dahinter.

Quelle: 5. Bilanz Chancengleichheit, Bundesministerium für Familie, Frauen, Senioren und Jugend, Juni 2013, S. 90, Abb. 56

* „Führungspositionen“ beinhalten Direktorinnen, Hauptgeschäftsführerinnen und Leiterinnen kleinerer Unternehmen

Frauenanteil in Führungspositionen* in der Wirtschaft 2010 (Auszug)

0 % 5 % 10 % 15 % 20 % 25 % 30 % 35 % 40 %

36

35

34

33

33

27

22

20Norwegen

Luxemburg

Schweden

Deutschland

Europäische Union-27

Vereinigtes Königreich

Italien

Frankreich

★ ★

★★

★★★

★★

Antwort: Ja.

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8Faktencheck: Frauen in FührungspositionenBundesverband der Deutschen Industrie e. V.

Erfolgreiche Selbstregulierung

Aufsichtsräte und Vorstände: Ist der Deutsche Corporate Governance Kodex gescheitert?

• Seitdem der Kodex Empfehlungen zur Diversity enthält (2009/2010), bemühen sich Unternehmen ver-stärkt um Frauen in Leitungsgremien.

• Der Frauenanteil bei Neubeset-zungen von DAX30-Aufsichtsräten lag in den Jahren 2011 und 2012 bei jeweils 40 %; im Jahr 2013 bei 45,5 %.

Quellen: Ruhwedel, Aufsichtsrats-Score 2012 und 2013

• Dies hat zu einer spürbaren Erhö-hung des Frauenanteils innerhalb weniger Jahre geführt.

• Unterhalb des DAX30 ist der Frau-enanteil zwar geringer, aber auch hier ist ein deutlicher Anstieg zu ver-zeichnen: Inzwischen sind 17 % der Aufsichtsräte im MDAX weiblich im SDAX 12,5 % und im TecDAX 15 %.

Quellen: Ruhwedel, Aufsichts-ratsscore 2013; BDI, Stand Sommer 2013

Quellen: Informationsbroschüre Bundesministerium für Familie, Frauen, Senioren und Jugend, 2010; BDI 2010 – 2013

Frauenanteil DAX30-Aufsichtsräte:

Frauenanteil DAX30-Vorstände

0 % 5 % 10 % 15 % 20 % 25 % 30 %

21,47

18,84

15,6

12,4

Frauen

2010

2011

2012

2013

0 % 5 % 10 % 15 % 20 %

7,4

6,35

3,72

2,16

Frauen

2010

2011

2012

2013

Frauen

Antwort: Nein.

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9Bundesverband der Deutschen Industrie e. V.Faktencheck: Frauen in Führungspositionen

Frauenanteil in Führungspositionen des öffentlichen Sektors

Liegt der Frauenanteil in Führungspositionen im öffentlichen Sektor

tatsächlich höher als in der Wirtschaft?

• Die Bundesverwaltung weist unter den Beschäftigten ca. 50 % Frauen auf, jedoch nur 23 % unter den Führungskräften.

Quelle: Bundesministerium für Fami-lie, Senioren, Frauen und Jugend, 2011

• Trotz ca. 50 % weiblicher Beschäf-tigter in öffentlichen Unternehmen sind Frauen in Aufsichts- und Ver-waltungsräten nur zu 17,7 % und in Vorständen/Geschäftsführungen nur zu 8,2 % vertreten. (Stand 2011)

Quelle: „Einsam an der Spitze – Frauen in Führungspositionen im öffentlichen Sektor“, DIW Berlin

• Der Frauenanteil in Spitzenpositio-nen der öffentlichen Hand ist somit weit von den angekündigten Vorga-ben für die Privatwirtschaft entfernt.

1. Quelle: BDI, März 2014 / 2. Quelle: Antwort des Bundesministeriums des Innern vom 7. März 2014 auf die schriftliche Anfrage der Bundestagsabgeordneten Dr. Gesine Lötzsch vom 28. Februar 2014 / 3. Quelle: Kürschners Volkshandbuch Deutscher Bundestag, Stand 16. Januar 2014

1. Beamtete Staatssekretäre in der aktuellen Bundesregierung 3. Frauenanteil im 18. Deutschen Bundestag

2. Anzahl der mit Frauen besetzten Abteilungsleiterstellen in den Ministerien und den nachgeordneten Behörden

230

4

150

565

21

16 %

401

Männer

Frauen

36,45 %63,55 %

51 %49 %

20,98 %

79,02 %

84 %

Gesamte Bevölkerung

Deutscher Bundestag

Antwort: Nein.

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10Faktencheck: Frauen in FührungspositionenBundesverband der Deutschen Industrie e. V.

Von den Regierungsplänen betroffene Unternehmen

Welche Unternehmen wären von den Plänen der Bundesregierung betroffen?

• Ca. 108 Unternehmen (paritätische Mitbestimmung und Börsennotie-rung) würden von der angekündig-ten starren Quote ab dem Jahr 2016 erfasst.

• Ca. 2.800 Unternehmen, die börsen-notiert sind oder der Mitbestimmung unterfallen, sind von den verbind-lich festzulegenden Zielgrößen zur Erhöhung des Frauenanteils ab 2015 erfasst. Darunter sind gut 500 bör-sennotierte Unternehmen mit weni-ger als 500 Mitarbeitern sowie über 1.300 drittelmitbestimmte Unterneh-men, die nicht börsennotiert sind.

• Voll mitbestimmungspflichtig sind Unternehmen ab 2.000 Mitarbeitern. Drittelmitbestimmt sind Unterneh-men von 500 – 2.000 Mitarbeitern (überwiegend GmbHs und Aktienge-sellschaften). Der Montanmitbestim-mung (MontanMitbestG v. 21. Mai 1951) unterliegen Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern in der Montanindustrie.

Quelle: BDI, eigene Erhebung 2014

Starre Quote + Verbindliche Zielvorgaben zur Erhöhung des Frauenanteils

starre 30 %-QuotefürAufsichtsräte

ab 2016

ca. 685

ca. 850

ca. 108

börsennotierte Unternehmen

drittelmitbestimmte Unternehmen

ca. 2800 Unternehmen haben ab dem Jahr 2015 verbindliche Zielvorgaben zur Erhöhung des Frauenanteils in Vorständen, Aufsichtsräten sowie zwei Managementebenen unterhalb des Vorstands festzulegen und erstmals innerhalb der 18. Wahlperiode zu erreichen

paritätisch mitbestimmte Unternehmen

(inkl. Montan-Mitbestimmung)

ca. 150

ca. 1500

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11Bundesverband der Deutschen Industrie e. V.Faktencheck: Frauen in Führungspositionen

Starre Quote und verbindliche Zielvorgaben für Aufsichtsräte

Trifft eine Aufsichtsrats-Quote für börsennotierte Unternehmen vorrangig

„die Großen“?

• Die Aufsichtsgremien der ca. 850 in Deutschland börsennotierten Unter-nehmen sind überwiegend klein.

• Die Mehrheit der börsennotierten Unternehmen (57,6 %) hat einen dreiköpfigen Aufsichtsrat. Hinzu kommen weitere 22,4 % mit einem 6er-Aufsichtsrat.

• Dies ist bei der geplanten (durch die Unternehmen festzusetzenden) „Zielgröße“ zu berücksichtigen: Eine etwaige Vorgabe, wie „mindestens ein Mann und eine Frau“, würde bei der großen Mehrheit der betroffe-nen Unternehmen zu einer starren Quote durch die Hintertür führen (bei 3er-Gremien i.H.v. 33,3 % – also höher als bei Unternehmen, die pari-tätisch mitbestimmt und zugleich börsennotiert sind).

Quelle: BDI Stand: 1. Februar 2014

Börsennotierte Unternehmen nach Aufsichtratsgröße

15er – 21er Gremien

10er – 12er Gremien

9er Gremien

6er Gremien

3er Gremien

496193

26

78

52

Antwort: Nein.

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12Faktencheck: Frauen in FührungspositionenBundesverband der Deutschen Industrie e. V.

Verbindliche Zielvorgaben für Vorstände

Trifft eine Vorstands-Quote für börsennotierte Unternehmen vorrangig „die Großen“?

• Auch hier sind ganz überwiegend kleine Gremien betroffen: Ca. 82 % aller Vorstände börsennotierter Unternehmen bestehen aus ein bis drei Personen.

• Daher verbietet sich jegliche gesetz-liche Vorgabe für die unternehmens-spezifische Zielsetzung (wie „min-destens ein Mann und eine Frau“).

• Andernfalls käme es für Vorstände von 267 Unternehmen zu einer star-ren Quote von 50 % und für 176 Unternehmen zu einer Quote von 33 %! Für die 261 einköpfigen Vor-stände scheidet eine „Zielsetzung“ ohnehin aus.

Quelle: BDI Stand: 1. Februar 2014

Börsennotierte Unternehmen nach Vorstandsgröße

261

267

176

82

38

11 112 17 5

11er Gremien

10er Gremien

9er Gremien

8er Gremien

7er Gremien

6er Gremien

5er Gremien

4er Gremien

3er Gremien

2er Gremien

1er Gremien

Antwort: Nein.

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13Bundesverband der Deutschen Industrie e. V.Faktencheck: Frauen in Führungspositionen

Entwicklungen in Norwegen

„Vorbild Norwegen“ – ziehen Aufsichtsrätinnen tatsächlich andere Frauen nach?

• Die Quote für Verwaltungsräte in der Privatwirtschaft Norwegens i.H.v. 40 % musste bis zum 1. Sep-tember 2005 umgesetzt werden.

• Der Anteil von Frauen in diesen Gremien beträgt in Norwegen aktu-ell entsprechend 39,5 %.

• Der Frauenanteil in der Gesamt-heit der Führungspositionen in der Wirtschaft (kleine Unternehmen eingeschlossen) hat jedoch zwi-schen 2005 und 2010 abgenommen – die gesetzliche Quote hatte offen-bar keine Auswirkungen auf mitt-lere Managementebenen und/oder andere Unternehmen.

• Mit den erreichten 20 % liegt Norwe-gen weit unter dem EU-Durchschnitt.

Quelle: 5. Bilanz Chancengleichheit, Bundesministerium für Familie, Frauen, Senioren und Jugend, Juni 2013, S. 90, Abb. 56

*„Führungspositionen“ beinhalten Direktorinnen, Hauptgeschäftsführerinnen und Leiterinnen kleinerer Unternehmen

Frauenanteil in Führungspositionen* in der Wirtschaft, Norwegen

0 % 5 % 10 % 15 % 20 % 25 %

202010

222005

Antwort: Nein.

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14Faktencheck: Frauen in FührungspositionenBundesverband der Deutschen Industrie e. V.

Résumé:

• Eine gesetzliche Quote ist ein erheblicher Ein-griff in die unternehmerische Freiheit. Unterneh-men der Privatwirtschaft werden für ein gesell-schaftspolitisches Ziel in Anspruch genommen.

• Eine Einheitsquote lässt branchen- und unter-nehmensspezifische Unterschiede unberück-sichtigt.

• Auch die Verpflichtung zu verbindlichen Zielgrö-ßen könnte je nach Ausgestaltung einer starren Quote gleichkommen.

• Die Selbstregulierung ist erfolgreich: Die Ver-einbarung zur Chancengleichheit von 2001 hat zu erheblichen Fortschritten geführt – auch für Frauen in Führungspositionen. Die Empfeh-lungen des Deutschen Corporate Governance Kodex für Aufsichtsräte und Vorstände greifen ebenfalls.

• Es gibt keine strukturelle „gläserne Decke“ in der Privatwirtschaft. Der (noch) geringe Anteil von Frauen in Führungspositionen hat andere Gründe: z. B. Berufswahl, Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Teilzeitbeschäftigung.

• Der Frauenanteil im öffentlichen Dienst ist – trotz besserer Ausgangsbasis und langjähriger Gleichstellungsgesetzgebung – nicht signifikant höher als in der Wirtschaft.

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15Bundesverband der Deutschen Industrie e. V.Faktencheck: Frauen in Führungspositionen

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Impressum

Herausgeber Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. (BDI)Breite Straße 2910178 BerlinT: +49 30 2028-0www.bdi.eu

RedaktionBernhard Stehfest, ReferentAbteilung Recht und Versicherung

GesamtredaktionDr. Heiko Willems, AbteilungsleiterAbteilung Recht und Versicherung

Konzeption & UmsetzungSarah PöhlmannAbteilung Marketing, Online und Veranstaltung

DruckDas Druckteam Berlinwww.druckteam-berlin.de

VerlagIndustrie-Förderung GmbH, Berlin

LayoutMichel Arencibiawww.man-design.net

StandMai 2014BDI-Publikations-Nr. 0004

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Bestandsaufnahme und Auswirkungen einer gesetzlichen Frauenquote

Frauen in Führungspositionen

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