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Kommunal- politischer Alltag Zwischen Elternbeiträgen, Schulentwicklung und Flächennutzungsplan durchkreuzt und über den Haufen geworfen. Deshalb haben wir die Erhöhungen gesenkt. Jetzt sagen die einen, wir wären eingeknickt; andere stellen fest, wir wären dem richtigen Gespür gefolgt. STIMMIGES GESAMTSTÄDTISCHES SCHULSYSTEM Zweites Beispiel: Die Seminararbeit einer Studentengruppe der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung zur Schulentwick- lungsplanung liegt vor. Die Studenten haben, was man ihnen nicht verdenken kann, ihre Ergebnisse im Rahmen eines Pressegesprächs öffentlich vorgestellt; gleiches geschah im zuständigen Fachausschuss. Dabei ist der Ein- druck entstanden, dass hier der zukünftige Schulentwicklungsplan in seiner Entwurfs- phase präsentiert worden ist. Das war aber ein Trugschluss. Trotzdem schlagen die Wellen hoch. Schulen wehren sich, stellen das studen- tische Gesamtwerk in Frage und positionieren eigene Vorstellungen. Die CDU-Fraktion versteht die 302 Seiten umfassende Seminararbeit der Studenten als einen ersten Baustein im Geflecht der zukünf- tigen Schulentwicklungsplanung. Nicht mehr und nicht weniger. Es wäre ein falsches Signal, sich der Realität zu verschließen, die da lau- tet: Die Schülerzahlen sind rückläufig. Zahlen hierzu haben wir schwarz auf weiß. Gleiches gilt für die dramatische Situation der städti- schen Finanzen. Wir sprechen hier von einem Zustand, der uns auf Jahre begleiten, folg- lich auch die zukünftige Schulentwicklungs- planung beeinflussen wird. Es wäre grob fahr- lässig, Fakten dieses Gewichts nicht ständig im Blick zu haben. Vor dem Hintergrund dieser unwiderleg- baren Entwicklung werden wir verantwor- tungsvoll über die Zukunft unserer Schulen diskutieren und das so breit wie möglich, nicht auf den Dialog zwischen Verwaltung und Po- litik begrenzt, sondern im Miteinander aller Beteiligten. Nichts darf ausgeschlossen wer- den. Es muss gestattet sein, quer zu denken, dabei auch Schulstandorte zu hinterfragen und Alternativen aufzuzeigen. Wenn die Entscheidungen für die Schulentwicklungs- planung unserer Stadt anstehen, dann mög- lichst im Konsens zwischen Schulen und Stadt und auf der Grundlage belastbaren Materials. Wir möchten, dass am Ende des Prozesses das Zusammenspiel unseres gesamtstädtischen Schulsystems stimmig ist. ÜBERALTERTE STADTENTWICK- LUNGSPLANUNG Beim dritten Beispiel kann ich mich kurz fassen. Es geht um den Flächennutzungsplan, der in die Jahre gekommen ist. Wir müssen handeln. Wie wir das tun, das erklärt uns Dr. Michael Metten, unser planungspolitischer Sprecher. Blättern Sie um … Herzliche Grüße Ihr Peter Mömkes Vorsitzender der CDU-Stadtratsfraktion wer meint, die Kommunalpolitik habe der- zeit einen ruhigen Job, weil es aktuell ja nur noch den Mangel zu verwalten gilt, den muss ich enttäuschen. Genau das Gegenteil ist der Fall. Die Zeiten haben sich geändert. Die üblichen Rituale, politische Zwischen- und Schlussbilanzen an sichtbaren, meist kostenträchtigen Projekten festzumachen, sind Vergangenheit. Nichts ist mehr so, wie es einmal war. Gerade der Mangel an Finanzmitteln verlangt von uns, viel genau- er hinzusehen. Die Bürgerinnen und Bürger erwarten, dass wir für unsere Gesamtstadt verantwortlich und nachhaltig wirtschaften. Diese grundsätzliche Einsicht besteht. Wenn es aber ganz konkret wird, relativiert sich die- se bürgerschaftliche Einsicht des Sparens sehr rasch. ELTERNBEITRÄGE GESENKT Ein aktuelles Beispiel sind die Elternbeiträge für die Kindertagesstätten, die per Ratsbe- schluss im Dezember 2010 für Eltern mit hö- herem Einkommen deutlich angehoben wor- den sind. Zahlreiche Beschwerdebriefe sind eingegangen. Wir haben uns mit den vorge- brachten Argumenten der Eltern intensiv be- schäftigt, haben im Gespräch mit den Eltern die Ansichten ausgetauscht. Wir sind zu der Erkenntnis gelangt, einen Fehler einzugeste- hen und unsere Entscheidung zu korrigieren. Die Beitragserhöhungen mitten im Kinder- gartenjahr haben die Planungen vieler Eltern FRAKTION inFORM | 01 FRAKTION in FORM NR. 01 2. JAHRGANG MÄRZ 2011 DAS GL-MAGAZIN DER CDU-FRAKTION IM RAT DER STADT BERGISCH GLADBACH Bergisch Gladbach Liebe Leserinnen und Leser,

FRAKTIONinFORM - 1/2011 (Nr. 5)

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FRAKTIONinFORM ist die quartalsweise erscheinende Zeitung der CDU-Fraktion im Rat der Stadt Bergisch Gladbach

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Page 1: FRAKTIONinFORM - 1/2011 (Nr. 5)

Kommunal-politischer Alltag Zwischen Elternbeiträgen, Schulentwicklung und Flächennutzungsplan

durchkreuzt und über den Haufen geworfen. Deshalb haben wir die Erhöhungen gesenkt. Jetzt sagen die einen, wir wären eingeknickt; andere stellen fest, wir wären dem richtigen Gespür gefolgt.

stimmiges gesamtstädtisches schulsYstemZweites Beispiel: Die Seminararbeit einer Studenten gruppe der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung zur Schulentwick-lungsplanung liegt vor. Die Studenten haben, was man ihnen nicht verdenken kann, ihre Ergebnisse im Rahmen eines Pressegesprächs öffentlich vorgestellt; gleiches geschah im zuständigen Fachausschuss. Dabei ist der Ein-druck entstanden, dass hier der zukünf tige Schulentwicklungsplan in seiner Entwurfs-phase präsentiert worden ist. Das war aber ein Trugschluss. Trotzdem schlagen die Wellen hoch. Schulen wehren sich, stellen das studen-tische Gesamtwerk in Frage und positionieren eigene Vorstellungen. Die CDU-Fraktion versteht die 302 Seiten umfassende Seminararbeit der Studenten als einen ersten Baustein im Gefl echt der zukünf-tigen Schulentwicklungsplanung. Nicht mehr und nicht weniger. Es wäre ein falsches Signal, sich der Realität zu verschließen, die da lau-tet: Die Schülerzahlen sind rückläufi g. Zahlen hierzu haben wir schwarz auf weiß. Gleiches gilt für die dramatische Situation der städti-schen Finanzen. Wir sprechen hier von einem Zustand, der uns auf Jahre begleiten, folg-lich auch die zukünftige Schulentwicklungs-

planung beeinfl ussen wird. Es wäre grob fahr-lässig, Fakten dieses Gewichts nicht ständig im Blick zu haben. Vor dem Hintergrund dieser unwiderleg-baren Entwicklung werden wir verantwor-tungsvoll über die Zukunft unserer Schulen diskutieren und das so breit wie möglich, nicht auf den Dialog zwischen Verwaltung und Po-litik begrenzt, sondern im Miteinander aller Beteiligten. Nichts darf ausgeschlossen wer-den. Es muss gestattet sein, quer zu denken, dabei auch Schulstandorte zu hinter fragen und Alternativen aufzuzeigen. Wenn die Entscheidungen für die Schulentwicklungs-planung unserer Stadt anstehen, dann mög-lichst im Konsens zwischen Schulen und Stadt und auf der Grundlage belastbaren Materials. Wir möchten, dass am Ende des Prozesses das Zusammenspiel unseres gesamtstädtischen Schulsystems stimmig ist.

Überalterte stadtentWick-lungsPlanung Beim dritten Beispiel kann ich mich kurz fassen. Es geht um den Flächennutzungsplan, der in die Jahre gekommen ist. Wir müssen handeln. Wie wir das tun, das erklärt uns Dr. Michael Metten, unser planungspolitischer Sprecher. Blättern Sie um …

Herzliche Grüße

Ihr Peter Mömkes Vorsitzender der CDU-Stadtratsfraktion

wer meint, die Kommunalpolitik habe der-zeit einen ruhigen Job, weil es aktuell ja nur noch den Mangel zu verwalten gilt, den muss ich enttäuschen. Genau das Gegenteil ist der Fall. Die Zeiten haben sich geändert. Die üblichen Rituale, politische Zwischen- und Schluss bilanzen an sichtbaren, meist kostenträchtigen Projekten festzumachen, sind Vergangenheit. Nichts ist mehr so, wie es einmal war. Gerade der Mangel an Finanz mitteln verlangt von uns, viel genau-er hinzusehen. Die Bürgerinnen und Bürger erwarten, dass wir für unsere Gesamtstadt verantwortlich und nachhaltig wirtschaften. Diese grundsätzliche Einsicht besteht. Wenn es aber ganz konkret wird, rela tiviert sich die-se bürgerschaftliche Einsicht des Sparens sehr rasch.

elternbeiträge gesenktEin aktuelles Beispiel sind die Elternbeiträge für die Kindertagesstätten, die per Ratsbe-schluss im Dezember 2010 für Eltern mit hö-herem Einkommen deutlich angehoben wor-den sind. Zahlreiche Beschwerdebriefe sind eingegangen. Wir haben uns mit den vorge-brachten Argumenten der Eltern intensiv be-schäftigt, haben im Gespräch mit den Eltern die Ansichten ausgetauscht. Wir sind zu der Erkenntnis gelangt, einen Fehler einzugeste-hen und unsere Entscheidung zu korrigieren. Die Beitragserhöhungen mitten im Kinder-gartenjahr haben die Planungen vieler Eltern

Fraktion inForm | 01

FRAKTIONinFORM

NR. 01

2. JAHRGANG

MÄRZ 2011

Das gL-magaZin Der CDu-Fraktion im rat Der staDt bergisCH gLaDbaCH

BergischGladbach

Liebe Leserinnen und Leser,

Page 2: FRAKTIONinFORM - 1/2011 (Nr. 5)

02 | Fraktion inForm

Was uns beWegt

• BeschlusszurWohnbaulandpotenzial­analyse am 5. Mai 2011

• VerabschiedungdesKonzeptszurEinzel­handels- und Nahversorgung möglichst noch vor der Sommerpause

• BeratungundEntscheidungzurFreiraum­und Grünrahmenplanung im Juli und September 2011

• BeschlusszumGewerbe­undintegriertenStadtentwicklungskonzept im September 2011

Damit lägen alle wesentlichen Fachbeiträge als Abwägungsgrundlage für den zukünftigen Flächennutzungsplan auf dem Tisch, mit dessenNeuaufstellungEndedesJahresbe­gonnen werden könnte.

Und so geht es weiter:

Grund und Boden zum Nutzen der Stadt – Ein neuer Flächennutzungsplan steht anNicht jeder weiß auf Anhieb, was ein Flächen­nutzungsplan ist. Wikipedia gibt auch hier­auf eine Antwort, die da lautet: „Der Flächennutzungsplan stellt die beab-sichtigte städtebauliche Entwicklung einer Gemeinde dar und ist das Ergebnis eines grundsätzlichen politischen sowie fachlichen Planungsprozesses. Der Flächennutzungsplan muss von der übergeordneten Verwaltungs-behörde genehmigt werden und ist für die Entwicklung nachgeordneter Planwerke bin-dend.“

F-Plan ist in die Jahre gekommenWarum erscheint ausgerechnet jetzt die-ses Thema in dieser Ausgabe? Einfache und plausible Antwort: Der Bergisch Gladbacher Flächen nutzungsplan ist nicht mehr aktuell.

Sein Satzungsbeschluss ist vom 5. Juli 1977. Damit dürfte auch dem Letzten klar geworden sein, dass eine Neuauflage des Flächennut-zungsplanes mächtig drückt. Seine Neuauf-stellung ist Pflicht. Aber das geht nicht von heute auf morgen. Wir stehen erst am Anfang eines Beratungsmarathons, dessen Zieleinlauf für 2013/2014 vorgesehen ist.

1030 WohnbauFlächenIm September 2010 hat der Bürgermeister eine erste umfassende Hausaufgabe mit dem Arbeitstitel „Wohnbaulandpotenzialanalyse“ auf den Beratungstisch gelegt. Sinn und Zweck dieser Analyse: Alle denkbaren Wohnbauflä-chen sollen auf den Prüfstand gestellt werden: 1030 an der Zahl mit einer Gesamtfläche von 435 Hektar. In einem Eignungstest sind diese

Flächen untersucht und nach ihrer Eignung für eine Wohnbebauung bewertet worden. Zu be-achtende Kriterien waren die Lage der Flächen – die soziale Infrastruktur, die Angebote der Nahversorgung –, der Erschließungsaufwand, ihre ökologische Wertigkeit sowie die natur- und landschaftsschutzrechtlichen Gegeben-heiten.

innenentWicklung hat VorrangFest steht, dass der Bergisch Gladbacher Be-darf an Bauland deutlich geringer ist als Kapa-zitäten zur Verfügung stehen. Eine Hochrech-nung bis 2025 – dem Zeitraum, für den auch der neue Flächennutzungsplan gelten soll – zeigt, dass nur ein Flächenpool an Vorrang- und Reserveflächen von rund 90 Hektar be-nötigt wird. In den letzten Jahren wechselten mehr Wohnungen den Eigentümer als neue Wohnungen erstellt wurden. Der Zuzug in ge-wachsene Ortsteile mit fußläufig erreichbaren Infrastrukturen, mit guter Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und funktionieren-den Zentren dürfte inzwischen attraktiver sein, als das Eigenheim am Stadtrand. Die In-nenentwicklung mit der Nutzung zahlreicher Baulücken wird deshalb einen klaren Vorrang vor der Außenentwicklung einnehmen müs-sen. Das stärkt Bergisch Gladbach als attrak-tiven Standort mit hoher Wohnqualität und wertvollen Landschaftsräumen. Ein spannender Prozess ist eingeleitet im Dialog zwischen Bürgerschaft, Rat und Ver-waltung.

Baulandmanagement Bergisch Gladbach – Wohnbaulandpotenzialanalyse Kindergärten

Kindergärten

Bewertung Potenzialflächen Typ II und III

optimal

neutral

supoptimal

ungünstig

Puffer um Kindergärten

500 m

300 m

700 m

Page 3: FRAKTIONinFORM - 1/2011 (Nr. 5)

ZUR PERSON

name: Dr. Michael Metten

Funktion: Ratsmitglied und planungspolitischer Sprecher

alter: 30 Jahre

Familienstand: ledig

beruF: Unternehmer

Bergisch Gladbach entwickelt sich, ist das nicht selbstverständlich? ...Fragen an den planungspolitischen Sprecher Dr. Michael Metten

... Damit das so bleibt, müssen wir nun die Wei-chen für die Zukunft stellen! Dabei gilt es, sehr grundsätzliche Fragen für unsere Stadt zu be-antworten: Wo und wie soll in Zukunft gewohnt werden? Wo lässt sich neues Gewerbe ansie-deln? Selbstverständlich spielt für derartige Überlegungen die demographische Entwick-lung der Bevölkerung, sich verändernde Le-bensbedingungen, die Entwicklung der Nach-barstädte und der Region eine große Rolle.

Sie machen mich neugierig!Nun, zunächst einmal müssen wir feststellen, dass wir für unsere Stadt kein zukunftsweisen-des, einheitliches Stadtentwicklungskonzept haben – eines, das die zukünftigen Ziele analy-siert, zusammenfasst und in Handlungsricht-linien festschreibt.

Das heißt, wir haben in der Vergangenheit ohne fundierte Grundlagen ins Blaue hinein agiert?Keineswegs. Vorhanden waren bisher nur zwei räumlich funktionale Stadtentwicklungs-konzepte. Diese sind aber inzwischen völlig ver-altet und wurden nur zum Teil umgesetzt. Der größte Mangel dieser Konzepte besteht aber darin, dass sie nicht weiterentwickelt wurden. Und das soll sich jetzt ändern!?Richtig, wir stehen am Anfang eines inten-siven Planungs- und Entwicklungsprozesses,

der uns die kommenden Jahre beschäftigen wird. Bereits 2011 soll ein verbindliches inte-griertes Stadtentwicklungskonzept auf dem Tisch liegen. Dieses wird nach weiteren zwei bis drei Jahren als Ergebnis des Prozesses in einen neu aufzustellenden Flächennutzungs-plan münden. Er macht unser integriertes Stadtentwicklungskonzept rechtsverbindlich, ist Grundlage der einzelnen Bebauungspläne und hält fest, wo und was gebaut werden darf und wo eben nicht.

Aber wir verfügen doch über einen gültigen Flächennutzungsplan?Das ist richtig. Aber: Er ist in die Jahre ge-kommen. Er ist mehr als 30 Jahre alt, also alles andere als aktuell. In der Zwischenzeit haben sich unsere Lebensbedingungen zum Teil grundlegend geändert. Wir müssen han-deln. Zunächst ist das die Verwaltung mit ih-rer Fachkompetenz. Sie muss die Grundlagen erstellen, Analysen durchführen und Entschei-dungshilfen liefern, die im Dialog zwischen Bürgern, Politik und Verwaltung in Ergebnisse münden. Darum auch „integriertes Stadtent-wicklungskonzept“.

Und wie soll das in der Praxis aussehen?Zwei Beispiele: Erst am 15. September 2010 hat Bürgermeister Lutz Urbach im Rathaus Bensberg in einer öffentlichen Veranstaltung das integrierte Stadtentwicklungskonzept mit

einer Zukunftsmesse eröffnet, als Einstieg in den Dialog. Dieser Prozess wird durch weitere Veranstaltungen begleitet. Das zweite Beispiel lieferte die Vorstellung und Diskussion der Wohnbaulandpotential-analyse in unseren fraktionsinternen Arbeits-gruppen.

Ein Wort, an das man sich erst gewöhnen muss.Oh, ja! Eine der Aufgaben wird es sein, dieses „Planungschinesisch“ in allgemein verständli-che Sprache zu übersetzen. Kernbestandteil des Prozesses sind vielfältige Abwägungs-entscheidungen – bei denen wir vor allem nie das Gesamtbild für unsere Stadt aus dem Auge verlieren dürfen! Wir werden in diesem Prozess nichts einfach abnicken, sondern im Detail hinterfragen, denn letztlich müssen alle Bausteine sich zu einem großen Puzzle zusammen fügen. Allein für Wohnbebauung verfügt unsere Stadt über einen Flächenbe-stand von mehr als 400 ha, von denen nun rund 90 ha in mögliches neues Bauland – ob als Bedarf, Vorrangpool oder eiserne Reserve – einfl ießen oder als Baulücken ertüchtigt werden sollen. Neben den Entwicklungs-chancen unserer Stadt haben wir nicht zuletzt auch den Werterhalt der bereits existieren-den Immobilien sowie das die Stadt prägende Landschaftsbild im Auge.

Diese Aussichten auf mögliches Bauland wecken doch sicherlich Begehrlichkeiten?!Ja, das ist so. Unser Ziel ist es allerdings, eine Bebauung im ländlichen Außenbereich nur sehr begrenzt auszuweiten, dafür den Innen-bereich stärker zu verdichten. Damit sichern wir die Infrastruktur und Versorgung unserer Bevölkerung. Denn Nachhaltigkeit ist gefragt. Dauerhafte Auslastung sozialer Infrastruktur: Ja! Überauslastung durch überdimensionier-te Neubaugebiete: Nein! Die Wohnbauland-potentialanalyse gibt uns hierzu ein Instru-mentarium an die Hand, mit dem wir jede einzelne Fläche auf ihre Eignung hin über-prüfen können.

Wo stehen wir aktuell im Planungsmarathon?Die Kolleginnen und Kollegen der Fraktion haben sich in den letzten Monaten intensiv in diese Thematik eingearbeitet. In den verschie-denen Arbeitsgruppen haben wir dazu auch immer wieder den Fachbeistand der Verwal-tung eingefordert. Erstes Etappenziel wird die Beschlussfassung zur Wohnbaulandpotential-analyse im Mai sein. Sie ist ein wesentlicher Baustein für das Stadtentwicklungskonzept und die Neuaufstellung des Flächennutzungs-planes.

Fraktion inForm | 03

im DiaLog

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IMPRESSUM

HERAUSGEBER: CDU-Fraktion im Rat der Stadt Bergisch GladbachKonrad-Adenauer-Platz 1 • 51465 Bergisch GladbachT: 02202 14-22 18 • F: 02202 [email protected] • www.cdu-gl-fraktion.dehttp://www.facebook.com/cdugl

REDAKTION: Lennart Höring, Petra Holtzmann, Peter Mömkes, Peter Schlösser (verantwortlich)

SATZ/LAYOUT: Anke Klasen

DRUCK: ICS Druck, Bergisch Gladbach

VERSAND: CDU-Fraktionsgeschäftsstelle

FOTOS/ILLUSTRATIONEN: Franz Karl Burgmer,Roland Neumann, Manfred Esser, Stadtentwicklung, Thinkstock / Lifesize / Rainer Elstermann

AUFLAGE: 2.000 Stück

04 | FRAKTION inFORM

QUERBEET

Beide haben gemeinsam, dass sie Lärm verur-sachen. Zu diesem recht merkwürdigen Ver-gleich kam Leonhard Kuckart, Vorsitzender der Senioren-Union NRW. Und als wäre diese Aussage nicht schon genug starker Tobak ge-wesen, schlussfolgerte Kuckart in seiner hierzu eigens verfassten Pressemittelung (9. Februar 2010), Kindertagesstätten aus Wohngebieten gesetzlich zu verbannen, weil solch ein Zu-stand verfassungswidrig sei – eben wegen des Lärmpegels. Klartext mit geharnischter Kritik folgte auf dem Fuße durch den Vorsitzenden der Senioren union des Kreises, Holger Müller. Diese war ihm so wichtig, dass er hierüber

auch die Fraktion bei einer Stippvisite im Feb-ruar ausführlich informierte. Und die sah sich mit Müller in einem Boot. Bundesumweltminister Norbert Röttgen ist beim entsprechenden Gesetzgebungs-verfahren dem Aufruf des Landesvorsitzen-den Kuckart nicht gefolgt, ganz im Sinne einer Aussage vom 21. September 2010 im Bensberger Ratssaal, die da lautete: „Wir müssen Politik aus den Augen unserer Kinder machen“. Lernen wir, Kinder“lärm“ richtigerweise als Musik in unseren Ohren zu empfi nden. Wehe unsere Gesellschaft, wenn dieser „Lärm“ ein-mal verstummen sollte.

Presslufthämmer und Kinderspiel

Unserem Fraktionsmitglied Felix Nagelschmidt juckte es mit dem nachfolgenden Leserbrief in den Fingern. Einziger Schönheitsfehler: Der Kölner Stadt-Anzeiger druckte diese Reaktion nicht ab, was nicht ungewöhnlich ist. Schließ-lich ist Felix Nagelschmidt ja amtierendes Ratsmitglied. FRAKTION inFORM nutzte die Gunst der Stunde und sprang in die Bresche:

„Spätestens nach dem Leserbrief von Herrn Schmitz ist es dringend an der Zeit, dass sich auch einmal die bisher im Leserbriefschreiben zurückhaltenden Nachwuchs- und Nachfolge-stadtverordneten zu Wort melden. Bei vielen der lieben Alt-Stadtverordneten ist ein großes Mitteilungsbedürfnis festzustellen, was wir anhand der fast täglichen Leserbriefe ein-

drucksvoll sehen können. Mal karnevalistisch / mundartlich / humoristisch und nett, meist aber von großer Besserwisserei geprägt. Diejenigen, denen wir durch ihre Entschei-dungen oder Nichtentscheidungen all die schönen prestigeträchtigen Bauten der 70er und 80er Jahre wie Eissporthalle, Sta dion, Schwimmbäder (reichlich!), Bürger häuser, Bergischer Löwe, Rathaus Bensberg (mit Star-architekt!) usw. usw. verdanken oder den fehlenden Autobahnanschluss, melden sich jetzt regelmäßig zu Wort, um mal wieder die parteiübergreifende Unfähigkeit der aktuellen Stadtverordnetengeneration festzustellen. Ich wäre auch gerne Stadtverordneter in den 70ern gewesen, als noch reichlich Geld vorhanden war und man nur ans Einweihen

und nicht ans Schließen von Einrichtungen denken musste. Vielleicht hätte ich mir damals auch keine Gedanken gemacht, dass die Stadt mal etwas zurücklegen sollte für schlechtere Zeiten und für die Zeiten, in denen derartige Bauten, aber auch Schulen und Straßen mal instand gesetzt werden müssen. Aber so macht jede Generation ihre Feh-ler und auch die jetzige Stadtverordneten-generation ist sicher nicht fehlerfrei. Aber bevor rumgemeckert wird: Macht Euch doch bitte erst einmal bei Euren Parteien oder der Verwaltung vernünftig sachkundig, sucht dann das Gespräch und verwurstet das Nicht- und Halbwissen nicht direkt und unmittelbar im nächsten Leserbrief.“

Kranke Gesellschaft

Zum Schmunzeln – Kommunalpolitik vor 30 Jahren – beobachtet an den Mitgliedern des Rates und der Spitze der Verwaltung, festgehalten mit der spitzen Feder von Franz Karl Burgmer – Bürgermeister von 1975 bis 1984 –, unterlegt und übersetzt durch Weisheiten kluger Leute.

Wer wagt es, Rittersmann oder Knapp zu tauchen in diesen Schlund?Friedrich Schiller

In der Ausgabe des Kölner Stadt-Anzeigers vom 10. März philosophierte Hans Peter Schmitz über die „kranke Gesellschaft“.