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H ABARI Zeitung der Freunde der Serengeti Schweiz (FSS) • 18. Jahrgang Nr. 4/03 Fr. 5.– Grausamer Tod: Schlingenfallen im Busch Riskante Suche nach dem blauen Katzenauge Nun anerkannt: Mau-Mau-Freiheitskämpfer

Habari 4-03

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Grausamer Tod: Schlingenfallen im Busch Riskante Suche nach dem blauen Katzenauge Nunanerkannt:Mau-Mau-Freiheitskämpfer Zeitung der Freunde der Serengeti Schweiz (FSS) • 18. Jahrgang Nr. 4/03 Fr. 5.– Editorial 2 HABARI 4/03 V ON R UEDI S UTER Bild: Ruedi Suter

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HABARIZeitung der Freunde der Serengeti Schweiz (FSS) • 18. Jahrgang Nr. 4/03 Fr. 5.–

Grausamer Tod: Schlingenfallen im BuschRiskante Suche nach dem blauen KatzenaugeNun anerkannt: Mau-Mau-Freiheitskämpfer

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Habari-ImpressumAuflage: 4/2003 – 3000 Exemplare, Dezember 2003Herausgeber: Verein Freunde der Serengeti Schweiz (FSS)Sekretariat FSS: Silvia Arnet, Postfach, CH-8952 Schlieren. Tel.: ++41 01 730 75 77,

Fax: ++41 01 730 75 78, E-Mail: [email protected], Postcheckkonto: 84-3006-4Redaktion: Ruedi Suter, Pressebüro MediaSpace, Postfach, CH-4012 Basel,

Tel.: 061 321 01 16, E-Mail: [email protected]; Monica BornerTitelbild: Warzenschwein; Foto Ruedi SuterLeserbriefe: Bitte an die Redaktion. Kürzungen vorbehaltenAnzeigen: Schellenberg Media, André Bolliger, Beat Germann, Postfach 130,

CH-8330 Pfäffikon ZH, Tel. 01 953 11 80, Fax 01 953 11 54, ISDN 01 995 12 31Wissenschaftlicher Beirat: Die Zoologen Monica Borner, Zürich, und

Dr. Christian R. Schmidt, Frankfurt am Main.Layout: PROVISTA – prepress•publishing•design, Urs Widmer, Lettenweg 118, CH-4123 AllschwilDruck: Schellenberg Druck AG, CH-8330 Pfäffikon ZHHabari-Abonnement im Mitgliederbeitrag inbegriffen.Habari heisst «Nachricht» auf Kisuaheli und erscheint 4x im Jahr.

Inhaltsverzeichnis

Buschreportage: Wo das Wild in den Schlingen stirbt 3

Untertags: Gefährliche Suche nach dem blauen Katzenauge 6

Menschenrechte: EU-Parlament stärkt Afrikas Urvölker 9

Unabhängigkeit: Mau-Mau-Freiheitskämpfer endlich anerkannt 12

Geissel: Fisteln, das vermeidbare Leiden afrikanischer Mütter 13

VON RUEDI SUTER

Noch bevor die Sonne mit ihren erstenStrahlen den Morgentau von den ok-kergelben Ebenen leckt, steuert Fah-rer Marko Obedi den Landrover imSchritttempo Richtung Balangeti. Die-ser jetzt kaum Wasser führende Flussliegt vor uns in einer riesigen Ebene.Noch versperrt eine Hügelkette dieSicht auf die von hohem gelbem Grasund silbrigen Akazienbüschen bewach-sene Unendlichkeit. Ausser dem leisenagelnden Dieselmotor ist nichts zuhören. Obedi hat die Lichter ausge-schaltet, denn auf den Hügeln habendie Wilderer ihre Warnposten einge-richtet. Von oben herunter sehen siein Richtung Kirawira und des neuen,vom FSS finanzierten Rangerpostens.Und sie haben die Übersicht auf dieBalangeti-Ebene auf der anderen Sei-te, wo sie ihre Drahtschlingen in dieWildwechsel oder vor die Tränken ge-hängt haben. Kein Zufall: Tausende

Editorial

Radikaler Schutz notwendigRiesige Distanzen, Hitze, Kälte oder Überschwemmungen, schlechte Ausrüstung, Gefahren,Einsamkeit, Krankheiten und schlechte Löhne – das sind die vielen Widrigkeiten, mit denendie meisten Wildhüterinnen und Wildhüter Afrikas auf ihren oft weit abgelegenen Posten zukämpfen haben. Der Schutz von Fauna und Flora erfordert unter solchen Umständen einebesonders hohe Motivation. Vor allem, wenn eine Frustration der anderen folgt. Wenn esimmer wieder an etwas fehlt, ohne das die Arbeit problematisch ist: Wasser oder Essen,Medikamente, Fahrzeuge, Funk, Waffen, Ferngläser, robuste Schuhe, gute Kleider, Moskito-netze, Zelte für Patrouillen, Taschenlampen und Schreibzeug. Wenn es schlicht unmöglichist, den Grossteil eines Schutzgebietes zu kontrollieren, weil man kein Fahrzeug hat. WennVorgesetzte korrupt sind oder dermassen unter politischem oder sozialem Druck stehen,dass sie mühsam gefasste Wilderer straffrei wieder laufen lassen. Oder wenn jemand ange-schossen wird, von einer Schlange gebissen wird oder ein Familienangehöriger erkranktund der grossen Distanzen oder fehlenden Transportmöglichkeiten wegen nicht zu einemArzt oder ins Spital gebracht werden kann.Dass unter derartigen Bedingungen – und sie bilden in den meisten Parks die Regel – nichtnur die Moral der Wildhüter, sondern auch der Schutz des Wildes und damit das kulturelleErbe des Landes leidet, ist klar. Doch die afrikanischen Länder haben bekanntlich noch ganzandere und viel drückendere Sorgen als diese. Deshalb fordern Umweltschützer/-innen einsehr viel stärkeres Engagement seitens der Industrienationen für die Schutzgebiete: mehrGeld, mehr Know-how. Doch auch da hapert’s, gerade jetzt, wo die reichen Staaten selbstüberall zu sparen meinen müssen. Der holländische Milliardär Paul van Vlissingen, ein rüh-riger Umweltschützer, sieht die Lösung in einer von internationalen Geldgebern, Nicht-regierungs- und Umweltschutzorganisationen mitgetragenen Privatisierung der Schutz-gebiete. Mit seiner eigenen Dachgesellschaft, der African Parks Management and FinanceCompany, will nun der Niederländer das Management übernehmen, Geld beschaffen unddie Kontrolle verbessern.Das tönt vernünftig, sofern die Länder mitmachen. Aber eine Alternative scheint es keinemehr zu geben. «Wenn wir nicht radikal beginnen, die Grosslandschaften Afrikas zu schüt-zen, wird im kommenden Jahrhundert der Grossteil der afrikanischen Fauna verschwundensein», meint van Vlissingen. Zu Recht. Ruedi Suter

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von Gnus ziehen hier gerade wiedereinmal durch. Die alle mit AK-47-Gewehren bewaffneten Ranger stehenhinten auf der Ladefläche und suchenmit den Augen die jetzt schnell hellwerdenden Hänge ab. Noch riecht dieLuft frisch.

Schimpfende Paviane

In der Nähe bringt sich ein Büffel inSicherheit, weiter vorne äugen zweiGiraffen verwundert herüber, undplötzlich schreckt der Wagen eineschimpfende Schar von Pavianen auf.Kaum vorstellbar, dass auch hier im-mer wieder Wilderergruppen durchden Nationalpark marschieren, in demkein Fremder zu Fuss gehen dürfte.

Izume Msindai, der aufgeweckteChef des vom FSS finanzierten Kira-wira-Postens, beugt sich nach vornezum Fahrer runter und flüstert: «Fahrmehr links!» Kleiner Kurswechsel. Wirfahren in einem Tälchen auf einem

Wildwechsel. Hin und wieder krachteines der Räder in ein Loch.

Die Wildhüter halten sich an Ka-rosserie und Überrollbügeln fest. JumaNkuki, Patrick Chelewa und PaulMagomba stehen neben ihrem Führer,nur Juma Kunani sitzt, zwischen sei-nen Beinen die schussbereite Kalasch-nikov. Das Tal weitet sich, FahrerMarco dreht neben mir den Radiofunkan, Sprachfetzen entweichen demLautsprecher, wir fahren auf die Ebe-ne hinaus. Das Licht wird gleissend,und plötzlich schwirren sie herum – dieSchwärme der schmerzhaft stechendenTsetse-Fliegen.

Wir schlagen um uns, nur Markomuss die Hände am Steuer behalten.Aber auch er greift sich öfters Malblitzschnell ein Insekt, reisst ihm denKopf ab und wirft befriedigt den ent-haupteten Körper zum Fenster hinaus.Nicht jedes Wild wird geschützt, selbstvon den Rangern nicht. Ein Ruf vonder höher liegenden Laderampe lässt

Auf Patrouille

Wo das Wildelend inden Schlingenverendet

Tag für Tag werden in den Schutzgebieten Afrikas Wild-tiere durch jene Drahtschlingen erdrosselt, die Wildererausgelegt haben. Selbst in der Serengeti. Auch dort ver-suchen die tansanischen Wildhüter den Schaden an derTierwelt in Grenzen zu halten: Mit Rangern auf Patrouille.

W I L D E R E I

den Fahrer nach Osten abdrehen. DerWagen pflügt sich durch das wie einreifes Getreidefeld vor uns wogendeGras. Akazienbäumchen werden wieHalme von der Kühlerfront niederge-drückt. 200 Meter weiter tauchen dreiGeier ins Gelb hinab.

Die Augen ausgepickt

Kein Zweifel, da muss ein sterbendesoder totes Tier liegen! Jetzt wechselt dasGras, ist nun viel kürzer, abgefressen.Und da liegt es – ein totes Gnu. Erdros-selt. Von seinem Hals spannt sich einDraht zu einem Bäumchen, die Augensind von den Aasvögeln bereits ausge-pickt worden. Schwarze, leere Höhlen.Der Wagen stoppt, die Geier hüpfen er-bost weg, die Ranger springen hinun-ter und montieren den Draht ab. Wei-terfahrt. Nach 20 Minuten sind wir vonGnu- und Zebraherden umgeben. Dochdie Tiere sind nervös. Rasch ergreifensie die Flucht, verschwinden hinter ho-

Tansanische Ranger beimEinsammeln von Schlingen

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hen Staubwolken. Immer noch keineSpur von den «Jangili», den Wilderern.Aber überall stossen wir auf weiteSchlingen, abreissfest zwischen denBäumen festgezurrt. Sie werden vonden Rangern abgenommen, zusammen-gerollt und auf die Ladefläche gewor-fen. Dort häuft sich ein Drahtberg, derfrüher Autoreifen verstärkt hatte.

Malerisch auf einer Schirmakaziehockende Geier verraten uns ein wei-teres Opfer. Ein Büffel? Ein Warzen-schwein? Eine Löwin? Oder wieder eineAntilope? Kein Wild, das gegen diesegrausame, weltweit verbreitete Schlin-genwaffe gefeit wäre. Sie hat schon vie-lerorts das Standwild ausrotten helfen.Unvorstellbar das millionenfache Leidvon Tieren, die oft tagelang verzwei-felt zappelnd in Schlingen leiden, umdann schwer verletzt, halb wahnsin-nig vor Schmerzen, Angst und Durst,zu verrecken. Schlicht unvorstellbar.

Nein, es ist wieder ein Gnu mit ei-nem zugezogenen Draht um den ein-geschnittenen Hals. Doch diese Beuteist offensichtlich von den Schlingenle-gern bereits geortet worden. Sie habenein Tuch gegen die Aasvögel über denLeib gespannt, befestigt an Horn undFuss. «Dieses Tier liegt zwei Tage da»,erklärt Izume Msindai fachkundig. EinIntellektueller, den es in den Busch

verschlagen hat und der schon vielesolcher Todesszenen sah. Nachdenk-lich schaut der Tansanier auf das tro-ckene, zunehmend von der Mittags-sonne ausgebleichte Land hinaus.Dann sagt Izume: «Die Ursache dieserWilderei ist die Armut. Die Menschender Umgebung hängen von der Seren-geti ab. Dieses Fleisch hier wird durchden Park in den Norden, ins GrumetiControled Area, geschleppt, dort aufLastwagen geladen, nach Kenia gefah-ren und dann verkauft. Die meistenjagen mit der Schlinge, wenige mit Ge-wehren und kaum mehr jemand mitPfeil und Bogen. Die jungen Leute ha-ben nicht mehr gelernt, Giftpfeile her-zustellen und mit dem Bogen zu jagen.Aber sie sind geschickt. Und jetzt sit-zen sie dort auf den Anhöhen und la-chen uns aus.» Der Postenchef lächeltanerkennend, um dann die Rückfahrtnach Kirawira anzuordnen. Sinnlos, inder Mittagshitze noch länger herum-zufahren.

Ich bin erstaunt, die Situation hatsich offensichtlich verändert. Bei derletzten Patrouille in dieser Gegend hat-ten die Kirawira-Ranger vor drei Jah-ren auf einem Hügel im Morgengrau-en einen Hinterhalt gelegt, lange dieGegend beobachtet und dann etlicheWilderer in einem gut getarnten Ver-

Gnus beobachten verwundertden Wagen der Ranger.

Da bleibt nur noch das Lösender Todesschlinge.

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steck überrascht und festgenommen.Wilde, sehnige, nur mit Lumpen be-kleidete Männer, welche in ihremCamp, einem «Busch-Schlachthof»,die Tiere ausgewaidet, zerlegt und inder Sonne getrocknet hatten.

Neue Taktik wurde nötig

«Wir mussten unsere Taktik ändern.Die Jangili haben unser Vorgehendurchschaut und sich nun ihrerseits inden Hügeln versteckt, um uns zu be-obachten und erst dann in die Ebenezu steigen, wenn wir wieder weg wa-ren», erklärt Izume Msindai. «Jetztmachen wir das anders. Wir wissennun aufgrund der Schlingen, dass hierWilderer sind. Ich fordere darumnachher über Funk bei den Nachbars-posten Verstärkung an. Morgen fah-ren wir im Schutz der Dunkelheit mitdrei Wagen an die Hügel heran, umdann als mobile Einheiten zu Fussweiterzugehen und unsere Nachtlageraufzuschlagen. Im frühen Morgen-grauen durchkämmen wir systema-tisch und vorsichtig und wenn nötigmehrere Tage und Nächte lang dieGegend, bis wir auf die Wilderer undihre Verstecke stossen. Dieses Vorge-hen ist zwar viel aufwändiger, aberauch viel erfolgsversprechender.»Marko Obedi steuert den Wagen zweiStunden lang behutsam durch denBusch, bis wir auf eine Piste stossen,die uns zurück nach Kirawira führt.Auf der Strecke hält Marko den Wa-

gen an, weil uns auf der rötlichenSandstrasse gemächlich eine Elefan-tengruppe entgegenkommt. Zwischenihr und uns schlängelt sich ein mäch-tiger Python über den Weg.

Die Elefanten kümmert’s nicht, siezupfen gelassen an den Büschen ent-lang der Fahrbahn herum. Ein Bild desFriedens, das vor zehn Jahren in die-ser Gegend undenkbar gewesen wäre.Damals gab es keine Dickhäuter mehrin dieser Gegend. Die Wilderei hatte

sie dezimiert oder vertrieben. Jetzt ha-ben sie wieder Vertrauen gefasst in denWestkorridor – dank der Arbeit derSerengeti-Ranger, der Nationalparkbe-hörde und der Umweltschutzorganisa-tionen. Ein schöner Erfolg, gewiss. EinErfolg, der aber nur dann andauernwird, wenn auch die umliegende Be-völkerung des Parks an den Früchtendes Schutzes beteiligt wird und damitfür das Überleben des Wildes begeistertwerden kann.

Mühsames Einsammelnder Schlingen

LESERBRIEF

«Abschätzige Äusserungen»Leserbrief zu «Total ignoranter Löwenküsser» von Markus Borner, Habari 2/03

Um beim Stil von Herrn Borner zu bleiben,Tony Fitzjohn sei ein «total ignoranter Löwen-küsser»: Hätte ich diese Zeile ineinem Boulevardblatt gelesen, sohätte ich die Achseln gezuckt. Per-sönliche «Streichelbeziehungen»zu wilden Tieren, die vor 30 Jahrenüblich waren und heute verpöntsind (Zitat Borner), haben aber un-endlich viel Verständnis und Unter-stützung für den Schutz eben dieser wildenTiere gebracht. Ich denke an Joy Adamson,die mit ihrer zahmen Löwin Elsa weltberühmtwurde. Oder an Jane Goodall mit ihren bahn-brechenden Forschungen an Schimpansen inGombe. Ihr enger Kontakt mit diesen Tierenlöst heute zum Teil entwürdigende Kritik undAblehnung aus. Oder Ian Douglas-Hamilton,der sich mit seiner ganzen Familie inmittenseiner Manyara-Elefanten ablichten liess. Wasist mit Daphne Sheldrick mit ihren Tierwai-

sen in Tsavo, die mit Rhinos und Elefantenposierte? Oder Norman Carr mit seinen Lö-

wen? Waren das alles Ignoranten?Heute wird Forschung und Wild-life-Management mit mehr Tech-nik und weniger Herz betrieben.Von der Spitzmaus bis zum Elefantwerden den Tieren Sender umge-hängt. Da bleibt für Emotionenkein Platz. Wenn Tony Fitzjohn, der

anerkannt hervorragende Arbeit im Mkomasi-Schutzgebiet leistet, die zärtliche Begrüssungdurch seine verwaiste und von ihm aufgezo-gene Löwin mit einer Umarmung erwidert,zeugt das auch von Engagement. Doch HerrBorner tut dies als eine naive Sichtweise Wild-tieren gegenüber ab. Für mich aber warendiese abschätzigen Äusserungen stossenderals das Titelbild mit dem «Löwenküsser». Wer-ner Noth, 8143 Stallikon, Mitglied des FSSund der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt.

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VON ROSMARIE WALDNER

Die Piste zweigt am Fusse des höchs-ten Berges Afrikas, beim internationa-len Flughafen «Kilimandscharo» zwi-schen Arusha und Moshi, RichtungSüden ab. Holprig geht die Fahrt durchtypisches ostafrikanisches Buschlandvoller Akazien und mit hohem Gras.Da und dort tun sich daran Ziegen,Schafe oder Kühe gütlich, gehütet vonKnaben in ihren rot-blau kariertenMaasai-Umhängen. Dann, nach einerknappen Stunde, wandelt sich das Bildabrupt: Wir treffen am Fuss eines nied-rigen Hügelzuges auf eine kahle Mond-

Edelsteinschürfer und Maasaihirten im Clinch

Rastlose Suche nach demblauen Katzenauge

Die einen wollen schnelles Geld machen, die andern vertei-digen ihre traditionellen Weiderechte – bei den Tansanit-Minen südlich der tansanischen Stadt Arusha prallen alteund neue Welten zusammen. Ein Augenschein in Meerela-ni, der weltweit einzigen Mine, aus dem das so funkelndewie begehrte «Tansanit-Katzenauge» stammt.

landschaft: Schutthalden, da und dortragen die Gestänge von Bohrtürmenin den Himmel. Wir sind angekommen– in den Tansanit-Minen Meerelanis.

Money Jussuf hat uns eingeladen.Wir sollen seine mittelgrosse Minebesuchen. Gerade ist Schichtwechsel:Schwer atmend, schwarz von Staubund müde steigen die jungen Männeraus dem Schacht. 300 Meter sind sieeine einfache Holzleiter hochgeklet-tert. Sofort gehen sie zum Waschbe-cken, trinken einige Schlucke und wa-schen sich Gesicht und Hände, bevorsie in die Pause in den Mannschafts-raum verschwinden. Godfrey, 27,

alleinstehend, arbeitet seit drei Jahrenin Jussufs Mine. Eine Bergmannsaus-bildung hat er keine – wie die meistenseiner Kollegen. Dafür hat er schon ei-nige Erfahrungen. Tag für Tag steigtGodfrey mit seiner Taschenlampe indie Tiefe, um bis zu vier Stunden un-ten zu bleiben. Die einzige Verbindungvom Stollen nach oben ist ein Hand-kurbeltelefon. Wird im Stollen der Sau-erstoff knapp, telefonieren die Mineu-re nach oben, um Druckluft anzufor-dern und den Kohlenstaub wegzupus-ten. Problematisch wird es, wenn derüberlaute Kompressor oben wiedereinmal aussetzt. Dutzende Kumpelhaben unter der Erdoberfläche vonMeerelani bei Unfällen schon ihr Le-ben verloren. Mit dem verdienten Geldhat Godfrey ein Häuschen erstellt, baldist es fertig – wenn sie denn wieder aufeine führende Ader stossen, Klumpenvon Rohtansanit fördern und ans Ta-geslicht bringen können: Die Mineureerhalten keinen Lohn, sind aber amGewinn beteiligt.

Im tiefen Violettblau

Money Jussuf zeigt uns auf einemTisch einen Haufen Rohtansanite –erst geschliffen werden sie wirklichfunkeln im tiefen Violettblau, der häu-figsten Farbe, in Grün oder in Rosa.In Jussufs Schacht wurde im Jahr 2001erstmals auch rosaroter Tansanit ge-funden, wie er uns stolz erzählt. Nunwartet Jussufs Mannschaft, 78 Ange-stellte insgesamt, wovon 33 Mineure,seit mehr als einem Jahr auf eine neueführende Schicht. Tag für Tag sprengtsie und führt den leeren Schrott nachoben ab. Bezahlt wird den Angestell-ten nur das Essen und die medizini-sche Versorgung. Manchmal arbeitensie über ein Jahr, bis Steine gefundenwerden und sie wieder Geld erhalten.Jussuf hat 1991 in der Meerelani-Minebegonnen, in Block D, der reserviertist für die kleinen und mittleren Un-

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Mineure waschen sichden Staub ab.

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ternehmen. Nebenan, in Block C,schürfen die Grossen wie die südafri-kanische Afgem und Tagtran. In BlockA befindet sich die gegenwärtig untä-tige Kilimanjaro Mines. Block B ist fürdie Kleinen und Kleinsten reserviert,die oft mit blosser Muskelkraft abbau-en. Jussuf gehört zu den erfolgreichenund vergleichsweise gut ausgerüstetenBetrieben. Im Gegensatz zu vielen klei-nen Minenbesitzern beschäftigt er kei-ne unter 16-jährigen Mineure. Zudemhat er als einer von ganz wenigen Ein-heimischen eine internationale Export-lizenz und darf seine Steine selber anden Edelsteinmessen in Europa undden Vereinigten Staaten zeigen. Der in-ternationale Handel liegt überwiegendin indischen Händen.

Die Maasai im Clinch

Das heutige Minenfeld umfasst 20 km2.Am Rand steht Meerelani, die Minen-stadt. Dort drängen sich in engen, stau-bigen Strassen und in Holzbuden Hun-derte von Männern, herausgeputzteoder zerlumpte Gestalten, alle auf ei-nen Deal aus mit einer Hand voll klei-ner Tansanite. Es sind die Klein- undKleinstbroker, die sich hier tummeln– die grossen wickeln ihre Geschäfteweitab von den Minen in den grossenStädten ab. Aus den Buden scheppertlaute Popmusik, aus den einfachen Re-staurants ertönt das Geknalle von Bil-lardkugeln – der letzte Schrei an Zeit-vertreib auch hier in Meerelani, dieserBoomstadt in der Maasailandschaft.Wir erholen uns bei einem Bier in derGartenwirtschaft von Mama Miriam,die mit ihren kleinen Bungalows auchals Puffmutter amtet.

Szenenwechsel. Unter einer grossenAkazie unweit von Block D, wo sichJussufs Schacht befindet, warten Män-ner auf uns, alle mit Hirtenstock undin Maasaitracht. Es sind die Notablendes von den Minen zweigeteiltenMaasaidorfes. Die Lage der Hirtenge-meinschaft schildert uns ihr SprecherZakayo Ole Loserian. Ursprünglichbesass sie fruchtbare Weidegründenahe der Hauptstrasse am Fusse desKilimandscharo. Dort mussten dieMaasai vor Jahrzehnten schon denSiedlern und Bauern Platz machen. Siezogen sich Richtung Süden bis zu denHügeln von Meerelani ins trockene

Buschland zurück. Ende der 50er-Jah-re erst schenkten griechische Sissalfar-mer aus der Küstenregion Tanga denfarbigen «Kieselsteinen» nähere Auf-merksamkeit. Diese wurden von denMaasaijungen in der Region Meerela-ni gefunden und zu Verzierungen oderals Schmuck verwendet.

Die ersten Schürfungen nach Tan-sanit im Tagbau begannen. Nirgend-wo sonst auf der Welt gab es diese nun«entdeckte» und als Halbedelstein de-klarierte Kostbarkeit. Rasch wurde derschöne Stein teuer vermarktet – zu-nächst in den 60er-Jahren durch dasNew Yorker Juwelierhaus Tiffany. Bisheute ist die Nachfrage nach Tansanit– bei diamant-ähnlichen Preisen – inden USA am stärksten, aber auch inSüdafrika ist er beliebt. Mit den heu-tigen Minen von Meerelani konntensich die Maasai abfinden. Sie besitzenseit 1991 einen Pachtvertrag mit derRegierung auf 99 Jahre für das umlie-gende Land, und in der Trockenzeit istihnen dadurch der Zugang für ihre

Herden zum Brunnen in der Nähe derMinen gesichert. Zakayo und seineKollegen führen uns herum, zeigen unsihr wertvolles buschiges Weideland,ihre Bomas und ihren grossen Brun-nen, zu dem von allen Seiten grosseHerden strömen. Die Maasai berich-ten von den zunehmenden Problemen:Minenarbeiter kampieren im Freienund hinterlassen ihren Unrat. «Plastik-flaschen und -säcke liegen überall her-um, unsere Tiere werden krank vonverschluckten Fetzen», sagen sie.

Holzkohlenhändler dringen heim-lich ein und fällen jene Bäume, die denHerden tagsüber Schatten oder denMenschen Futterfrüchte spenden. Undjetzt auch noch das: Die Minen sollenum rund 10 km2 erweitert werden:Der Wasserzugang würde abgeschnit-ten. Erste Verträge über Land, das ei-gentlich an die Maasai verpachtet ist,sind bereits abgeschlossen, ohne dassdie Maasaigemeinschaft gemäss ge-setzlicher Vorschrift einbezogen oderauch nur konsultiert worden wäre. Im

«Stone of magic»New York spielt offensichtlich für den tansanischen Halbedelstein eine schicksalhafte Rolle:1967 feierte dort die Juwelierfirma Tiffany die ultramarine bis saphirblaue «Entdeckung» als«der Edelstein des 20. Jahrhunderts». Doch nach dem Anschlag der Al Qaida auf das WorldTrade Center vom 11. 09. 2001 erlitt der Handel mit Tansanit-Edelsteinen einen Rückschlag.Die USA vermuteten, die Al Qaida habe sich auch über die Mine Meerelani finanziert. DerVerdacht ist entkräftet worden, doch harzt es immer noch mit dem Geschäft, das die sozia-len Unterschiede im Land verschärft hat. Kenner begründen dies mit einer «künstlichenVerknappung» durch südafrikanische Edelsteinhändler. Diese sind auch in Meerelani ein-flussreich und würden nun so die Preise hochtreiben. In Tansania wurden Europäer aller-dings bereits 1957 auf einen grünen Stein aufmerksam. Die Maasai kannten ihn als «Anyo-lit» («grün»), die Wissenschaftler als Zoisit. Dieses Mineral fand der Steinsammler Zois be-reits 1805 – auf der Saualpe in Kärnten. Auch der Tansanit wird von einigen Fachleuten als«blauer Zoisit» bezeichnet. Dieser soll den alten Kelten bereits bekannt gewesen sein undals Helfer für wichtige Entscheidungen und die Kommunikation mit Anderswelten gedienthaben. Bei Esoterikern und Steinheilern/-innen gilt der Tansanit ebenfalls als «magischerStein», mit dem z.B. Visionen richtig kommuniziert werden können. Er stärke das dritteAuge und beseitige mit seinen hohen Schwingungen Hauterkrankungen, Wirbelsäulebe-schwerden und Augenprobleme. r.s.

Maasai auf ihrem vom fremden Zugriff bedrohten Land.

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Wenn LöwenGeparden killen

ZÜRICH – «Full house» an der diesjährigenHerbstversammlung des Vereins Freundeder Serengeti Schweiz im Saal des ZürcherZoos: 120 FSS-Mitglieder und Interessier-te waren am 31. Oktober angereist, umden von Monica Borner organisierten Dia-und Filmvortrag des Tierfotografen Rein-hard Künkel zu geniessen. Doch vorherwollte FSS-Präsidentin Rosmarie Waldnernoch Geschäftliches erledigt haben. So ge-nehmigte die Versammlung (Bild) das Bud-get 2004 von Kassier Bruno Karle. FSS-Ak-tivist Beni Arnet, Gatte der FSS-SekretärinSilvia Arnet, machte nochmals humorvollWerbung für den laufenden Mitglieder-Wettbewerb. Er forderte alle FSS-Anhän-ger/-innen auf, sich voll ins Zeug zu legenund neue FSS-Mitglieder «einzufangen».Jener oder jenem mit dem schönsten Er-folg winkt eine Reise für zwei Personen.Schliesslich zeigte Reinhard Künkel, der seit30 Jahren mehrheitlich in der Serengetilebt, seine gegen 100 teils atemraubendenDias. Es folgte ein Ausschnitt aus seinemneusten Videofilm. In diesem gelang es ihmund seiner Frau erstmalig (mit zwei Kame-ras) festzuhalten, wie zwei Löwenbrüder in-nert einer Stunde einen weiblichen undeinen männlichen Geparden töteten. Dieswar laut Künkel nur möglich, weil die bei-den Fleckkatzen, vom Liebestaumel bene-belt, die Löwen zu nahe an sich herankom-men liessen. Das Resultat der Spenden unddes Materialverkaufs in der Pause für dieProjekte in Afrika liess insbesondere dasHerz von Kassier Karle höher schlagen:2933 Franken kamen zusammen.

Minengeschäft verhalten sich die Di-striktbehörden, betont Soipey Langa-nasa, nicht gerade gesetzeskonform.Er ist einer der Anwälte der Maasai-gemeinschaft und begleitet uns. Spä-ter wird er uns in seinem schönen neu-en Haus in Meerelani die einschlägi-gen Paragraphen aus dem TanzaniteMining Act (Tansanit-Minengesetz)von 1998 und Kopien von Verträgenzeigen. Auch er ist Maasai. Er kenntsich sowohl im Tansanitgeschäft wiein den Vorkommnissen um die Minen-erweiterung aus. Allerdings: AuchMaasai beteiligen sich am Tansanit-handel – als Brokergemeinschaften(«Mobs»), die ihr Geld zusammentunund bei Kauf und Verkauf eng zusam-menarbeiten.

«Wo werden wir enden?»

Dass auch unsere Informanten ausdem Maasaidorf mit der heutigen Weltvertraut sind, verraten ihre Gelände-wagen, Mobiltelefone und Rolexuh-ren. Und sie sind auch nicht a priorigegen eine Erweiterung der Mine. Siestellen dafür ein paar Forderungen,zunächst vor allem die schriftliche Ein-willigung der Dorfgemeinschaft, wieim Minengesetz vorgeschrieben. Zu-dem verlangen sie einen runden Tischmit Behörden und Investoren, um übereinen Landersatz zu diskutieren. Siefordern auch garantierte Durchgangs-routen für das Vieh und Zugang zuWasserquellen. Schliesslich erwartensie ein Prozent des Profits aus denMinen, um Investitionen wie ein Schul-

haus oder eine Gesundheitsstation inihrem Dorf tätigen zu können.

«Wo werden wir enden?», fragensich unsere Begleiter am Ende besorgt.«Werden wir unser Leben als Vieh-züchter aufgeben müssen?» Sie erzäh-len, dass mancher Junge gleich nachder Beschneidung in die Mine odernach Meerelani abwandere anstatt zuHause zu helfen und in die traditio-nelle Rolle des Viehhüters und späterdes Kriegers zu schlüpfen. Sie verlö-ren die Verbundenheit zu den Eltern,zu den Ältesten, und so schreite dieEntsolidarisierung schleichend fort.

Der Kampf um die Rechte

Der Konflikt zwischen Tradition undModerne, zwischen dem Leben alsViehzüchter und als Minenarbeiteroder Juwelenhändler schwelt in denFamilien, im Dorf. Wir Besucher ausdem fernen Europa können unsereGastgeber nicht darüber hinweg trös-ten. Wir können sie nur ermuntern,sich für ihre Rechte zu wehren. Dazusind sie entschlossen, wie uns SoipeyLanganasa zum Abschluss sagt, als wiruns in seinem Haus noch über die Ge-setzesparagraphen beugen. Dann tre-ten wir die holprige Rückfahrt an.Money Jussuf, der Minenbesitzer, willuns eskortieren. Er fürchtet um unse-re Sicherheit. Besucher aus Europa sei-en in den Minen und in Meerelani ab-solute Seltenheit und trügen vermut-lich viel Geld bei sich. Dass wir «le-diglich» Journalisten seien, sehe manuns ja nicht an…

Marianne JostTraurige Nachricht aus Afrika: MarianneJost, Geschäftsführerin des auf Tansaniaspezialisierten Reiseunternehmens Flycat-cher Safaris, ist im Herbst nach einem Ba-deunfall am Tanganyikasee gestorben.Marianne Jost liebte Ostafrika und hat zu-sammen mit ihrem Ehemann Heinz vielenSchweizerinnen und Schweizern Tansaniamit grossem Engagement näher gebracht.Für das langjährige FSS-Mitglied wurde ander Herbstversammlung stehend eine Mi-nute des Gedenkens eingelegt.

Leiterabstieg:300 Meter in die Tiefe

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■ Afrikaner ausgezeichnet. Der Alterna-tive Nobelpreis 2003 ging diesmal an Afrika.Im Oktober konnte ihn der Ägypter IbrahimAboulesh in Empfang nehmen. Begründung:Ibrahim Aboulesh habe, zusammen mit derRegierung, den Baumwollanbau in Ägyptenrevolutioniert. So würden heute bereits 80Prozent der Baumwolle im nordafrikanischenNil-Land biologisch angebaut. Gleichzeitigseien die Erträge um fast 30 Prozent gestei-gert worden. Gemäss der UNO und der FAOist in Ägypten der Pestizideinsatz tatsächlichum 90 Prozent zurückgegangen.�

■ Üble Lichtverschmutzung. In dendunkelsten Regionen Afrikas, wo keine vonMenschen angezündeten Lichter brennen,kann unser Auge etwa 5000 Sterne zählen.Nicht so in den beleuchteten Strassen unse-rer Grossstädte. Hier vermögen wir bestenfallsgerade noch etwa 100 Sterne zu erkennen.Doch die Umweltverschmutzung durch Lichtwird unterschätzt, denn künstliche Lichtquel-len stellen ein zunehmendes Naturschutzpro-blem dar. Besonders betroffen ist die Tierwelt,etwa die nachtaktiven Insekten, die sich beiihren Flügen am UV-Licht des Mondes oder derHimmelskörper orientieren. Künstliche Licht-quellen blenden die Tiere und lassen sie ihreOrientierung verlieren. Sie fliegen zwanghaftdie Leuchtkörper an, bis sie vor Erschöpfungverenden oder verbrennen. Starke Beleuchtunggefährdet auch Zugvögel. Während der Vogel-zugzeit beobachten Forscher immer wiederverirrte, orientierungslose Zugvogelschwärme,die auf ihrem Flug nach dem Süden durchstarke Lichtkonzentrationen fehlgeleitet wer-den – beispielsweise von Stadionsscheinwer-fern, Wolkenkratzern oder Skybeamern.�

■ Klimawandel tötet Pinguine. Die Erwär-mung der Meere bringt die Kaiserpinguine derAntarktis in Not. Der mit 11 000 Quadratkilo-metern grösste Eisberg der Welt, der «B-15»,brach im März 2000 vom Ross-Schelfeis weg,um dann letzten Oktober vor Cape Crozierselbst in zwei Teile zu brechen. Durch diese Na-turkatastrophe verlängerte sich der Weg derKaiserpinguine zwischen Brutstätte und Meerum ein Vielfaches. Dadurch seien etwa zweiDrittel der riesigen Pinguinkolonien verendet,alarmierte der Pinguinexperte Gerald Kooymandie Welt. Kaiserpinguine wandern oft mehre-re hundert Kilometer landeinwärts, um in gros-sen Kolonien zu brüten. Die Weibchen legenpro Jahr nur ein Ei, das abwechslungsweise mitden Männchen ausgebrütet wird.�

■ Protest gegen Kreuzamputation. Am-putiert werden sollten dem 16-jährigen Su-danesen Mohamed Hassan Hamdan die rech-

STREIFLICHTte Hand und der linke Fuss. Dies als Strafe füreinen bewaffneten Überfall, den der junge Ara-ber aber bestreitet. Doch davon wollte dasSondergericht des Orts Nyala in der ProvinzDarfur im Westen des Sudans nichts wissen,zumal der Anwalt Hamdans nicht erscheinenkonnte. Nun protestierte im November dieGesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ge-gen das Urteil wie auch gegen das Klima derRechtlosigkeit, das im Westsudan immer wie-der zu schwersten Menschenrechtsverletzun-gen führe. Afrikaexperte Ulrich Delius: «Dieseunmenschliche Bestrafung, die so genannteKreuzamputation, verstösst gegen Artikel 37des Internationalen Übereinkommens über dieRechte des Kindes.» Seit Jahrzehnten bekämp-fen sich im Südsudan die Armee und die Frei-heitsbewegung Sudan Liberation Army (SLA).�

■ Aids frisst sich weiter. Trauriger Rekord:2003 haben sich weltweit fünf Mio. Menschenneu mit dem HI-Virus angesteckt, 3 Mio. sindan Aids gestorben. Nach Angaben der UNAidsinfizieren sich täglich 14000 Menschen mitAids. Geschätzte 40 Mio. sind mit dem HIVinfiziert. Die Zahlen sind in diesem Jahr nochverlässlicher, da bei der Erhebung zum Teilneue Methoden angewendet wurden. In Afri-ka, südlich der Sahara, leben 30 Prozent allerweltweiten Infektionsopfer. Alleine in Südaf-

rika sind 5,3 Mio. Einwohner HIV-positiv. Da-mit steht dieses Land weltweit an der Spitze.39 Prozent der Bevölkerung Botswanas sindHIV-positiv. In Tansania sind 12 Prozent derErwachsenen infiziert, und bereits um die800000 Kinder sind «Aids-Waisen». Als be-sonders dramatisch wird auch der ständig stei-gende Anteil von Aids-Infektionen in China,Indien, Indonesien und Russland bewertet.UNAids-Direktor Peter Piot meint, derzeitigeKampagnen seien positiv. Es bestehe aberweiters dringender Handlungsbedarf: «Sonstgerät die Krankheit ausser Kontrolle.»�

■ Fledermäuse mit UV-Augen. Höherentwickelte Säugetiere haben im Verlauf derEvolution die Fähigkeit zum Sehen ultravio-letter Strahlung verloren, dies im Gegensatzzu Vögeln und niederen Wirbeltieren. Nun ha-ben Forscher der Max-Planck-Forschungsstellefür Ornithologie (Seewiesen) in den TropenMittel- und Südamerikas Fledermäuse ent-deckt, die UV-Licht sehen können. Diese Tie-re fangen das UV-Licht über das Rhodopsin(das «Sehpurpur») ihrer Stäbchenpigmenteein. Ein solcher Mechanismus war bei Säuge-tieren bislang unbekannt. Ob nun im Fleder-mausauge noch ein für Säugetiere bisher un-bekannter Mechanismus des Strahlungsemp-fangs wirkt, bleibt vorerst noch offen.�

■ EU unterstützt Afrikas Urvölker. Das Europäische Parlament hat im September Resolu-tionen verabschiedet, die unmissverständlich für die Rechte der bedrängten Urvölker AfrikasStellung beziehen. Die Parlamentarier versicherten insbesondere den Pygmäen (Zentralafrika)und San (südliches Afrika) und weiteren indigenen Völkern ihre Entschlossenheit, sie als eigen-ständige Völker anzuerkennen und zu unterstützen. Laut der Menschenrechtsorganisation Sur-vival International sei zwar das Recht von Indigenen und Stämmen auf Landbesitz durch inter-nationales Recht garantiert, doch würden dies viele afrikanische Regierungen nicht anerken-nen. So seien in Botswana die San-Gruppen der Gana und Gwi, auch «Basarwa» genannt, ausihrer Heimat deportiert und in Siedlungen gezwungen worden. Ein ähnliches Schicksal droherund 200 Maasai in Tansania, die sich nun ebenfalls als indigenes Volk verstehen: ihnen droheein Rauswurf aus dem Ngorongoro-Krater. Der Schutz der Grundrechte der indigenen Völkermüsse verstärkt werden, seien sie doch immer wieder Opfer von systematischen Rechtsverlet-zungen, folgerte das EU-Parlament. Dessen Mitglied Richard Howitt forderte gar für jene San,die aus dem Central Kalahari Game Reserve geworfen wurden, ein nachträgliches Mitsprache-recht sowie die freie Rückkehrmöglichkeit in ihre Heimat.�

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VON JUSTIN N. HANDO

Als Angestellter eines Nationalparkswerde ich täglich mit den verschiedens-ten Bedrohungen konfrontiert. Dermassive Bevölkerungsdruck wirkt sichimmer mehr auf die Schutzgebiete aus,und im Nordwesten der Serengeti drin-gen immer wieder Zugezogene in denPark ein und lassen sich unberechtig-terweise da nieder. Mehr denn je sindwir in Sachen infrastruktureller Ent-wicklungen gefordert und ich bin froh,dass ich mir inzwischen das Rüstzeugzur Bewältigung solcher Prozesse habeaneignen können. Dies auch mit Hilfeder feinen Kostengutsprache des FSS.

Zur Vorgeschichte: 1998 entschiedich mich für einen Fernkurs am engli-schen Wye College, das der LondonerUniversität angeschlossen ist und ei-nen Kurs zum Thema «Wirtschaftli-che Verwaltung der Umwelt» anbot.Ich belegte den Lehrgang als Nachdi-plomstudium und schloss ihn 2001 er-folgreich ab. Im Nachdiplomkurs stu-dierte ich Naturwissenschaften, Sozio-logie der Umwelt, Umwelt-Ökonomieund Prinzipien und Methoden derwirtschaftlichen Umweltverwaltung.In meiner täglichen Arbeit als Bewah-rer von natürlichen Ressourcen, pro-fitierte ich vom reichhaltigen Kursan-gebot, das sich wiederum positiv inmeinen Bemühungen zum nachhalti-gen Natur- und Umweltschutz nieder-schlägt. Einmal mehr wurde mir derunschätzbare Wert unserer Ressourcenaufgezeigt und wie wichtig es ist, sichfür deren Schutz einzusetzen. Im Kurswurde auch das Thema der vermehr-ten Einflussnahme durch die lokalenDorfgemeinschaften diskutiert. Um inZukunft das Überleben der Schutzge-biete zu sichern, ist der Miteinbezug

der Landbevölkerung in den Tier- undUmweltschutz unabdingbar. Seitensder Parkverwaltungen muss auf jedenFall das Gespräch gesucht und ver-mehrt Transparenz geschaffen werden.Denn nur so können die hartnäckigenVorurteile der Alteingesessenen all-mählich abgebaut werden.

Insbesondere wurde auf jene Be-drohungen hingewiesen, die vornehm-lich durch den Menschen verursachtwerden: Entsorgung von Abfällen, Be-völkerungsexplosion, Gefahren durchgesundheitliche Schädigungen undlandwirtschaftliche oder industrielleEntwicklungen, deren Folgen das na-türliche Resorptionsvermögen derErde übersteigen und zudem die Luftverschmutzen usw. Der Kurs vermit-telt Lösungsfindungen zur ausgewoge-nen Proportionalität zwischen Nut-zung und Erhaltung der natürlichenKapazitäten unserer Erde. Eingehendbefasste ich mich mit der Bewirtschaf-tung der Wasserressourcen. Ein sehrinteressantes Thema. Es behandeltenicht nur Fragen zur Wasserqualitätund -quantität, sondern verwies vorallem auf den haushälterischen Um-gang damit. Mit der fortschreitendenVerknappung der Wasserressourcenbeschäftigen wir uns ja täglich, und es

liegt mir viel daran, dass ich nun mei-nerseits Lösungsansätze beisteuernund bei Bedarf neue Techniken zur ver-besserten Wassernutzung vorschlagenoder gar einführen kann.

Kenia will das Mara-Wasser

An dieser Stelle erinnere ich daran,dass uns die Ableitung des Mara-Flus-ses nach Kenia vor erhebliche Proble-me stellen könnte und eine entspre-chende Einflussnahme meinerseits imMoment von grosser Bedeutung füruns alle sein wird. Denn nicht zuletzthängen unsere Tierwanderungen auchvom gut funktionierenden Mara-Was-sersystem ab.

Ich stelle fest, dass das Verständ-nis für die Verwaltung der Wasserre-serven einen Teil des Ganzen aus-macht, hingegen müssen sich meineneu erworbenen Kenntnisse im aktu-ellen Wettstreit um das Wasser desMara per sofort und ohne Umschwei-fe in der Praxis bewähren. Aus diesemGrund bin ich dankbar, dass ich andiesem Weiterbildungsprogramm teil-nehmen konnte. Denn dadurch lassensich meine beruflichen Leistungen ste-tig verbessern - und ich kann im Rah-men meiner Möglichkeiten zum erwei-terten Umweltschutz beitragen, Diesvorab in unseren Nationalparks.

Unterdessen absolvierte ich einenweiteren Lehrgang über die Erhaltungund Nutzung der Bodenreserven. Die-ses Thema wählte ich absichtlich: Dieverschiedenen Gründe, die zur Wert-verminderung von Land führen kön-nen, sind ebenso wichtig wie eine er-folgreiche Eindämmung dieser Prozes-se. Ich bedanke mich noch einmal fürdie Unterstützung, die mir der FSS zu-kommen liess.

Übersetzung; Helen Markwalder

«Die Sicherung desWassers ist dringend»

W E I T E R B I L D U N G

Justin N. Hando, vom FSS unterstützter Chiefpark-warden der Serengeti, schildert in einem Dankesbriefan Vorstandsmitglied Monica Borner die Wichtigkeitder bedrohten Wasserreserven für den Nationalpark.

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Stets knapp:Wasser in der Savanne.Justin Hando, Chiefparkwarden.

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FSS-KOMPASS

� Mitgliederbeiträge: Diese bleiben für dieMitglieder des FSS nach der Abstimmung ander FSS-Herbstversammlung vom 31. Okto-ber im Zoorestaurant Zürich unverändert: 50Fr. für Einzelmitglieder, 70 Fr. für Ehepaare,150 Fr. für Gönner. Die Summe der Mitglie-derbeiträge beläuft sich im Jahr auf durch-schnittlich 50 000 Franken. Damit es mehrwerden, bittet der Vorstand alle Getreuen,wenn immer möglich Werbung für den Ver-ein zu machen.

� FSS-Stipendium: Die Aus- und Weiterbil-dung von motivierten Wildhütern ist für denWildschutz von grösster Bedeutung. Nun wirdder FSS für einen weiteren Tansanier die ein-jährige Ausbildung an der Mweka-Wildhüter-schule in Moshi (Nordtansania) übernehmen.Der junge Mann heisst Fadhili Seif. Das Sti-pendium kostet 5170 US-Dollar.

� Jubiläumsfest: 20 Jahre alt wird der Ver-ein Freunde der Serengeti Schweiz im näch-sten Jahr. Am 14. Mai soll der runde Geburts-tag nach dem Willen des Vorstands gefeiertwerden. Mit einem feinen Fest, das die Mittel

des Vereins nicht strapaziert, dennoch aberfröhlich und unterhaltsam wird. Der Vorstandhat nun ein kleines Festkomitee gebildet, zudem sich auch erfahrene Festorganisation-Cracks gesellen können (Tel. ++01 730 75 77).Zudem werden Sponsoren gesucht, um dieKosten so tief wie möglich zu halten. Näheresfolgt. Wichtig: Bitte den 14. Mai frei halten!

� Zweite Grumeti-Brücke: Es schmerzt,wenn Wilderer auf der anderen Seite des Gru-meti-Flusses im Serengeti-Westkorridor höh-nisch den Wildhütern zuwinken, um sich dann

Stk./Grösse Artikel Beschreibung Grösse Preis

Jeans-Hemd dunkelblau, denim, beige auf Anfrage 78.00Polo-Shirt marine (Logo gelb) S / M / L 45.00Polo-Shirt grau (Logo grau oder gelb) S / M / L / XL 45.00Sweat-Shirt marine M / L / XL 45.00Sweat-Shirt mint L 45.00Sweat-Shirt violett L 45.00Sweat-Shirt hellgrau S / M / L 45.00Sweat-Shirt blau (Horizont) S / M / L / XL 45.00Sweat-Shirt beige, mit Reissverschluss auf Anfrage 58.00Sweat-Shirt weiss meliert, mit Reissver. auf Anfrage 58.00Pugs-T-Shirts:Elephants schwarz, weiss, khaki, grün auf Anfrage 45.00Black Rhinos schwarz, weiss, stein, grün auf Anfrage 45.00Big five weiss, khaki, stein auf Anfrage 45.00T-Shirts mit weiss, oceanblau, dunkelblaukleinem Logo charbon, hellgrau, vert glacé S / M / L / XL 26.00Socken schwarz, «Buschmann» einheitlich 12.00

Kinder:Sweat-Shirt dunkelblau 2-4 / 6-8 30.00Sweat-Shirt dunkelblau 10-12 / 14-16 30.00Sweat-Shirt violett, rot, mint 2-4 / 6-8 30.00T-Shirt marine, mint, violett, rot 2-4 / 6-8 5.00

Für Porto und Versand wird ein Unkostenbeitrag von Fr. 6.00 verrechnet.Vielen Dank für Ihre Bestellung!

Anzahl/Art Artikel Beschreibung Preis

Baseballmütze beige oder schwarz 30.00Baseballmütze jägergrün/braun 30.00Baseballmütze blau/rot, rot/blau (bis 8 Jahre) 24.00Baseballmütze blau, weinrot (9 bis 14 Jahre) 26.00Frotté-Dusch-Set weiss/grau mit Elefantenmotiv, 3-teilig 70.00Strandtuch schwarz/weiss mit Nashorn, 90 x 50 cm 20.00Baumwolltasche kurzer oder langer Henkel 6.00Knirps gelb mit FSS-Logo 10.00Schirm mit schönem Afrika-Motiv 65.00Trinkbecher weiss mit schwarzem FSS-Logo 5.00Kugelschreiber Caran d’Ache mit «Jungle-Motiv» und Logo 20.00Kleber mit neuem FSS-Logo 2.00Küchentuch weiss mit Tropenfrüchten, 67x48 cm 2.00Küchentücher-Set wie oben, 3 Stück 5.00Schreibblock, A4 mit Elefantenmotiv 10.00Taschenmesser gelb mit schwarzem FSS-Logo 25.00Kinderbuch «Mit Liebe» von Jane Goodall

10 Geschichten über Schimpansen 25.00Kinderbuch «Bimba – die kleine Giraffe» 30.00Kinderbuch «Bimba – die grosse Überraschung» 30.00Karten-Set 14 Original-Fotos mit Motiven aus Afrika

auf farbigen Karten und mit Couvert 54.00Chai-Bora-Tee aus Tansania, 25 Beutel 4.00Chai-Bora-Tee aus Tansania, 50 Beutel 6.00«Richi-Kaffee» aus Tansania, gemahlen, 250 g 8.00Tinga-Tinga-Dosen Schnellkaffee in bemalten Dosen, 100 g 15.00

Bestelltalon für FSS-Artikel

Name / Vorname Telefon (von 8 bis 18 h)

Strasse Datum

PLZ / Ort Unterschrift

Bestellungen an: Karin Eichenberger, Spitalstrasse 190, Postfach 321, CH-8623 Wetzikon, Telefon: 01 970 13 00, Fax: 01 930 18 32, Mail: [email protected]

gemächlich abzusetzen. Nun wird der FSS, sowurde an der Herbstversammlung publik,dem langjährigen Wunsch der Ranger ent-sprechen und eine zweite Brücke (Bild: dieerste) über den Fluss mit seinen riesigen Kro-kodilen finanzieren. Kosten: 20000 Franken.

� Pistenunterhalt: Wichtige Verbindungspi-sten, die defekt sind, zerstören auch rasch diePatrouillenfahrzeuge der Ranger und die Last-wagen für den lebensnotwendigen Wasser-transport. Da der Unterhalt der Pisten in denNationalparks wichtig ist, hilft der FSS auch indiesem Bereich. In einem Antrag ersuchte Is-hael J. Varoy von der Serengeti-Parkverwaltungden Verein, 7000 Liter Diesel für die Wieder-herstellung der von Regenfällen stark in Mit-leidenschaft gezogenen Südstrecke Lake Ma-gadi – Duma – Moru Kopjes zu finanzieren.

� Schülerausflug: Die vom FSS lancierte In-itiative, Schulklassen aus der Region Arushaden Besuch eines Nationalparks zu ermögli-chen, hat ein ausserordentlich positives Echoausgelöst. Im September erlebte die ersteSchulklasse in der Serengeti ihre ersten na-hen Begegnungen mit Wildtieren. Wir kom-men darauf zurück.

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GEOLOGIE

Afrika zerbrichtPOTSDAM – Dies sollten Sie für die Planungzukünftiger Safaris wissen: Afrika wird gespal-ten. Wie ein Reissverschluss öffnet sich seit Jahr-millionen von Süden nach Norden das RoteMeer. Dabei wandert die arabische Platte vonAfrika weg nach Norden. Südlich davon ziehtsich ein 6000 Kilometer langer Riss durch Ost-afrika bis nach Mosambik. Die Ursache: Tiefim Innern Afrikas steigt ein Strom aus glühen-dem Gesteinsbrei auf. Und dieser schmilzt dieErdkruste wie ein Schneidbrenner auf. Diesberichtet das Fachblatt «Nature». Nach Be-rechnungen der Geophysiker Richard Gordonund Dezhi Chu von der Universität Houstonsoll der ostafrikanische Graben in zehn Mil-lionen Jahren auf das Ausmass des Roten Mee-res angewachsen sein. Dann wäre Ostafrikaein eigener Kontinent. Zwischen dem türki-schen Taurusgebirge und dem Roten Meerkommen sich zwei Erdplatten besonders nahe:die afrikanische und die arabische Erdplatte.Ähnlich wie im San-Andreas-Graben in Kali-fornien schrammen diese beiden Platten an-einander vorbei. Dabei kommt es immer wie-der zu verheerenden Erdbeben. Verantwort-lich für die Plattenbewegungen am Roten Meerist das Zerbrechen des afrikanischen Konti-nents. Risse in der Erde sind ein Glücksfall fürGeologen, denn hier lässt sich das Innenle-ben der Erde am besten studieren. p/fss

REISEN

Neuer «UNO-Tourismus»GENF – Dass der Tourismus als treibende Kraftzur Überwindung der weltweiten Armut, zurSchaffung von Arbeit und sozialer HarmonieWesentliches zum Wohl der Menschheit bei-tragen kann, davon ist die Welttourismusor-ganisation (WTO-OMT) überzeugt. Jetzt hatsie an Bedeutung zugelegt: Sie ist offiziell alsSpezialorganisation der Vereinten Nationenanerkannt worden. Ihre Geschichte begann1969 mit der Aufforderung der UNO, eine

intergouvernementale Organisation zum Tou-rismus zu schaffen. Die in Genf beheimatete«Union Internationale des Organisations etOffices de Tourisme» (U.I.O.O.T.) – bestehendaus Vertretern von Regierungen, Fremdenver-kehrsämtern, Tourismusverbänden sowie ein-zelnen Tourismusunternehmen – mausertesich in den 70er-Jahren zur Welttourismusor-ganisation. Sie verlegte ihren Sitz nach Ma-drid, wo sie mittlerweile 137 Mitgliedsländerund über 300 angeschlossene Organisationensowie Tourismusunternehmen zu ihrem Kreiszählt. Die WTO-OMT steht für die Erstellungder weltweiten Reisestatistiken und berät Re-gierungen bei der Erarbeitung ihrer Touris-musplanung. Auch engagiert sie sich in derinternationalen Tourismuspolitik für Themenwie Tourismus und Umwelt, nachhaltige Ent-wicklung, Ökotourismus, aber auch mit Pro-grammen zur Bekämpfung der sexuellen Aus-beutung von Kindern und zum «Global Codeof Ethics for Tourism», der dem weltweiten Tou-rismusgeschäft einen ethischen Rahmen ver-passen würde – falls er jemals umgesetzt wür-de. Der Globale Ethikkodex und die in denletzten Jahren wieder verstärkte Debatte zumTourismus als Entwicklungsperspektive undMittel zur Überwindung der Armut haben dieWTO-OMT befähigt, sich als offizielle Unter-organisation der UNO zu etablieren. Interes-sant ist jetzt, was der offizielle UNO-Status derWTO-OMT den Anliegen der Armutsüberwin-dung, Schaffung von Arbeit und sozialer Har-monie bringt. Und wie sie mit den Anliegenanderer Spezialorganisationen ihrer neuen«UN-Familie» umgehen wird: etwa mit denKern-Arbeitsnormen der UN-Arbeitsorganisa-tion ILO, deren Referenz im Globalen Ethik-kodex tunlichst vermieden wurde, oder mitdem neuen Vorstoss bei der UN-Menschen-rechtskommission über verbindliche Normenfür transnationale Konzerne. plüss/fss

WAFFEN

Jede Minute ein MordLONDON – Grausame Menschheit: Jede Mi-nute wird ein Mensch erschossen, erstochen,totgeschlagen oder in die Luft gesprengt.Noch häufiger wird jemand mit einer Waffemisshandelt oder schwer verletzt. Dies stelltAmnesty International zusammen mit derHilfsorganisation Oxfam und dem internatio-nalen Aktionsnetz gegen Kleinwaffen IANSAin einem neuen Bericht zum internationalenWaffenhandel fest: «Waffenhandel und Waf-fenmissbrauch tragen zu Menschenrechtsver-letzungen sowie zu Armut und Konflikten bei.Trotzdem ist der Waffenhandel internationalkaum kontrolliert.» Der Bericht belegt u.a.,dass nationale Exportkontrollen «unzähligeSchlupflöcher» haben, dass die Verfügbarkeitvon rund 639 Mio. leichten Waffen die Ge-walt fördere und immer mehr Zivilisten zuOpfern mache, dass Waffen die Entwicklungs-

anstrengungen zunichte machen und zumAlltag gehören (in Somalia werden Kids be-reits «Uzi» oder «AK» getauft) und dass dervon den USA und England geführte «Krieggegen den Terror» die Verbreitung von Waf-fen verstärkt hat. IANSA-Direktorin RebeccaPeters kritisiert: «Bei ihrer Jagd auf nukleare,biologische und chemische Waffen im Zugedes «Kriegs gegen den Terror» wurden dietatsächlichen Massenvernichtungswaffen –Kleinwaffen – weitgehend vergessen.» AI,Oxfam und IANSA lancieren nun eine welt-weite Kampagne, um einen «internationalenPakt zur Kontrolle des Waffenhandels» durch-zusetzen. Dieser sei eine «ideale Ergänzung»zu der von Bundesrätin Ruth Metzler vorge-schlagenen Registrierung aller Waffen in derSchweiz. rs

KENIA

Mau-Mau-Bann aufgehobenNAIROBI – Die Schatten der Kolonisierung sindlang: Der 1950 von der britischen Kolonial-macht gegen die kenianischen Freiheitskämp-fer der Mau Mau verhängte Bann ist erst jetzt(Ende August 2003) aufgehoben worden –von Chris Murungaru, dem kenianischen Mi-nister für nationale Sicherheit. Damit hat diekenianische Regierung unter Präsident MwaiKibaki jenen Freiheitskampf offiziell anerkannt,den die Vorgänger-Regierungen der Kanu-Partei nach der Unabhängigkeit (1963) offizi-ell nicht anerkennen wollten oder konnten.Die Briten verfolgten in einem von beidenSeiten blutig geführten Kampf die Mau-Mau-Kämpfer als «Terroristen», und zwar bis inderen Rückzugsgebiete in den Aberdare-Ber-gen und Wäldern des Mount Kenia. Der Füh-rer der Mau Mau, Feldmarschall Dedan Kima-thi, wurde gefangen und 1957 gehängt. DieAufhebung des Banns erlaubt es nun der Un-abhängigkeitsbewegung, sich registrieren zulassen. Juristen lobten den Schritt der Kibaki-Regierung und stellten Wiedergutmachungs-forderungen gegenüber Grossbritannien inAussicht. Der bekannte kenianische AnwaltPaul Muite erklärte gegenüber der «SundayNation»: «Auch wenn wir keine Entschädigun-gen erkämpfen können, so ist der Entscheidein Meilenstein in der Geschichte des Landes.Die Anerkennung durch die Regierung istwertvoller als irgendetwas anderes.» rs

NAHRUNG

842 Millionen HungerndeBERLIN – Verschlechterung an der Hunger-front: Die Zahl der Hungernden auf der Weltsteigt wieder an und liegt jetzt bei 842 Mil-lionen. Von diesen chronisch Unterernährtenleben 798 Millionen Menschen in Entwick-lungsländern. Dies geht aus dem «Weltberichtzu Hunger und Unterernährung 2003» derWelternährungsorganisation FAO hervor, denBi

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die UN-Organisation Ende November in Ber-lin gemeinsam mit der Deutschen Welthun-gerhilfe vorstellte. Insgesamt hat die Zahl derHungernden seit Mitte der Neunzigerjahre um18 Mio. zugenommen, nachdem sie in derersten Hälfte der Neunzigerjahre um 37 Mio.zurückgegangen war. Trotz Fortschritten ineinzelnen Ländern sei diese Bilanz «ernüch-ternd und zwinge zu sofortigem Handeln»,betonte Jochen Donner von der Welthunger-hilfe. Bestandteil einer Kursänderung müsseein verstärktes finanzielles Engagement der In-dustrieländer für Massnahmen der Armutsbe-kämpfung und eine Reform der internationa-len Handelsbeziehungen sein. Auf Seiten derEntwicklungsländer seien verstärkte öffentli-che Investitionen in die Landwirtschaft undländliche Entwicklung, Reformen bei der Land-verteilung, der Aufbau demokratischer Struk-turen und ein gleichberechtigter Ressourcen-zugang für alle Gruppen der Bevölkerung not-wendig – vor allem für Frauen. Im Oktoberwarnte das UNO-Welternährungsprogramm(WFP) auch vor einer Hungersnot in Tansa-nia. Es forderte 17 Mio. US-Dollar, um zweiMillionen Tansanier/-innen im Zentrum undWesten des Landes vor dem Hungertod zubewahren. Diese Gebiete leiden an einer ex-tremen Dürre. fss

GESUNDHEIT

Frauengeissel FichtelBASEL – «Die Lage vieler afrikanischer Frauenist dramatisch», schilderten der malische ArztKalilou Quattara (Bild) und seine Kollegin KeitaKadiatou (Bild) Ende November bei einem Pres-segespräch der in Basel ansässigen internatio-nalen Mutter- und Kinder-HilfsorganisationIAMANEH Schweiz. Dramatisch deshalb, weilin Afrika (und anderswo in der «III. Welt») Mil-lionen von Frauen nach einer schweren Geburtan Fisteln und deren psychologischen und so-zialen Folgen leiden. Diese Risse zwischen Blase,Scheide oder Darm führen zu einem konstan-ten Abfluss von Stuhl und Urin (Inkontinenz).Fisteln gelten aufgrund der Unwissenheit undschlechten medizinischen Grundversorgungauch in Mali als ein gefährliches, sozial schlim-mes und weit verbreitetes Leiden: Sie führtenzur Verstossung der zumeist jungen Frauendurch ihre Männer wie auch zur gesellschaft-lichen Ausgrenzung, sagte Professor Quatta-

ra. Doch dies müsse nichtsein, könnten doch Fi-steln mit wenigen Aus-nahmen durch einen ope-rativen Eingriff genäht undbetroffenen Frauen dieGesundheit geschenktwerden (Bild unten: Bara-baig-Frauen). Als eines

der einzigen Spitäler Westafrikas bietet das Spi-tal «Point G» in Bamako Fistelnoperationendurch den Urologen Quattara und drei Kolle-gen an. Obwohl es an allem fehlt (OP-Säle, OP-Besteck, Nähfaden, Medikamente), könnten 75Prozent der behandelten Frauen als urologischgeheilt entlassen werden. Wichtig sei die Ver-breitung des Wissens, dass Fisteln überhauptgeheilt werden können, sagte Keita Kadiatou.Um die Informations- und Sensibilisierungsar-beit kümmert sich in der Region von Bla (Sé-gou) seit 1999 mit Erfolg der mit Hilfe vonIAMANEH gegründete FrauenselbsthilfevereinBENKADI. Fisteln gab es im 19. Jahrhunderthäufig auch in Europa. Dank Kaiserschnitt undVerbesserung der Schwangerschaftsversor-gung konnte dieses Frauenleiden unter Kon-trolle gebracht werden. rs

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KLIMA

«Tropenwälderproduzieren CO2»

ST. LOUIS/MISSOURI – Tropische Urwälderscheinen kein «Heilmittel» mehr gegen dieglobale Erwärmung zu sein. Nahmen Wissen-schaftler bislang an, die Tropenwälder bau-ten das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) ab,kommt nun ein US-Forscherteam der Univer-sität of Missouri in St. Louis zu einer gegen-teiligen Erkenntnis: Der Urwald stosse CO2 aus.Ein Team um die Wissenschaftlerin DeborahClark hatte im La Selva-Regenwald in CostaRica von 1984 bis 2000 das Wachstum vonsechs Baumarten gemessen und dabei sämt-liche Daten von Klima-Beobachtungsstationenüber CO2-Emissionen in Tropenländern mit-berücksichtigt. Das im Wissenschaftsmagazins«Proceedings of the National Academy of Sci-ences (PNAS)» publizierte Resultat: DasWachstum der Baumriesen und die Menge anCO2-Emissionen veränderten sich in den 16Jahren signifikant. Die Forscherinnen und For-scher begründen dies mit den Temperatur-veränderungen: In den wärmsten Jahren(1997-1998) mit den extremsten Tempera-turveränderungen (El-Nino-Effekt) hätten dieBäume bei schleichendem Wachstum diegrössten CO2-Mengen produziert. DeborahClark «Die Temperaturschwankungen, insbe-sondere die Erwärmung, schaden dem tropi-schen Regenwald immens. Wenn durch dieglobale Erwärmung der tropische Regenwaldnoch mehr CO2 in die Atmosphäre entlässt,wird es zu einer noch stärkeren globalen Er-wärmung kommen.» uw

FSS-Wettbewerb

Letzte Chance für ReisefansJetzt drängt’s wirklich: Werben Sie Mitglieder und gewinnen Sie eine Afrikareise!Wie? Indem Sie Freunde und Verwandte für den FSS begeistern und sie eine FSS-Broschüre ausfüllen lassen. Dort darf in der Zeile «Ich wurde angeworben durch»Ihr Name und Ihre Adresse eingetragen werden. Das wär’s auch schon. Und dannab – auf die Post. Jede beim FSS-Sekretariat eingegangene Beitritts-Erklärung nimmtan der Verlosung teil, die am Jubiläumsfest 2004 (20 Jahre FSS) stattfindet. Je mehrNeumitglieder Sie anwerben, desto grösser wird Ihre Chance, die Gewinnerin oderder Gewinner zu sein. Als Preis winkt eine Tansania-Reise für zwei Personen – so-fern der FSS nächstes Jahr insgesamt 2004 Mitglieder zählen kann. Sollte diesePrachtszahl nicht erreicht werden, wird nach der Verlosung eine Reise für zweiPersonen in die Zoos von Frankfurt am Main oder nach Leipzig winken. Helfen Siebitte einfallsreich mit, die Mitgliederzahl des FSS zu verdoppeln! Weitere Broschü-ren oder Flyers warten auf Sie beim:

FSS-SekretariatFreunde derSerengeti Schweiz (FSS)Postfach, CH-8952 SchlierenE-Mail: [email protected].: 01 730 75 77, Fax: 01 730 75 78

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Out of Africa…drei aussergewöhnliche SafarisKleingruppen, fachliche Leitung

Nordtansania: Ngorongoro – Serengetizur Zeit der Migration der Huftieremit Stephan Siegfried, Biologe13.–28. Februar 2004

Südtansania: Fuss- und Zeltsafariim Selous-Wildreservatund im Ruaha-Nationalparkmit Dr. Manuela Seifert, Biologin20. August – 02. September 2004

Uganda-Nationalparksmit Bwindi-Berggorillas-Exkursionmit Stephan Siegfried, Biologe26. September – 11. Oktober 2004

Katalog Naturerlebnis-Reisen 2004 undDetailprogramme bei:ARCATOURBahnhofstrasse 28, 6301 ZugTel. 041 729 14 20/Fax 041 729 14 21www.arcatour.ch

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