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37 | 2. April 2015 Special Digitale Transformation Digital Transformation Award Diese Schweizer Firmen machen beim digitalen Wandel die grössten Fortschritte. Seite 40 Unternehmen auf den Zahn gefühlt Eine neue Studie zeigt, wie gut sich Schweizer Firmen mit der digitalen Transformation auseinandersetzen. Seite 39 So digitalisieren sich die SBB Die Bahn investiert 200 Millionen Franken pro Jahr in Projekte zur Digitalisierung. Das Resultat beeindruckt. Seite 41 Ausgezeichnete Internetprojekte Welche Schweizer Online-Auftritte beim Best of Swiss Web Award dieses Jahr die Nase vorn haben. Seite 42 Gebildet in die Transformation Auch Führungskräfte müssen sich dem digitalen Wandel stellen. Diese Lehrgänge helfen ihnen weiter. Seite 44 Web-Pionier im Gespräch Andreas Göldi hat mehrere Internetfirmen aufgebaut. Im Interview erklärt er, was er als Nächstes vorhat. Seite 47 VERANTWORTLICH FüR DIESEN SPECIAL: JORGOS BROUZOS Floppy-Disk (ab 1969): Die klassische Diskette gibt es in verschiedenen Formaten. Abgebildet ist eine 3,5-Zoll-Diskette. PETER FROMMENWILER JORGOS BROUZOS Es gibt sie noch. Diejenigen, die glauben, dass sich schon nichts ändern wird. Vor kurzem wurden die neusten Zahlen zum Verkauf von eBooks im deutschsprachigen Raum bekannt. Der Anteil am Buchmarkt macht erst 4 Prozent aus. Das ist nicht viel. Doch die Zahl als Beleg zu nehmen, dass alles beim Alten bleibt, ist ein Trugschluss. In den USA beläuft sich der Anteil bereits bei rund 28 Prozent. Derzeit werden ganze Branchen in kür- zester Zeit umgekrempelt. Dies zeigen be- kannte Vorbilder wie der Taxidienst Uber oder der Versandhändler Zalando. Doch hält der digitale Wandel auch in Bereichen Einzug, wo man ihn nicht vermuten wür- de. Die SBB zeigen dies eindrücklich. Die Bahn investiert jährlich rund 200 Mil- lionen Franken, um sich für die Zukunft aufzustellen. Die Investitionen lohnen sich offenbar: Die SBB gewinnen den erst- mals verliehenen Swiss Digital Transfor- mation Award, weil sich die Firma vorbild- lich dem digitalen Wandel stellt. Die Jury ist unter anderem beeindruckt, dass das Thema Digitalisierung an der Spitze des Konzerns angesiedelt ist. SBB-Firmenchef Andreas Meyer wirkt als Chief Digital Officer und damit als Chef der digitalen Strategien des Unterneh- mens. Dabei geht es nicht nur um den Social-Media-Auftritt der SBB. Die An- strengungen reichen von der Interaktion auf Sozialen Medien mit Passagieren bis zur Steuerung des Zugverkehrs zur Ver- meidung von ungeplanten Halten. So lässt sich viel Energie und damit hohe Kosten einsparen. Das zeigt, dass eben nicht nur das neuste Internet-Startup vom digitalen Wandel profitiert, sondern auch etablierte Unternehmen von neuen Technologien beeinflusst werden. Vor rund vier Monaten starteten die Universität St. Gallen, das Beratungsun- ternehmen Crosswalk und die Initianten des Internetwettbewerbs Best of Swiss Web die Ausschreibung für den Swiss Digital Transformation Award. Die Idee dahinter war, die Schweizer Unternehmen zu sensibilisieren, damit sie sich mit dem Thema Digitale Transformation auseinan- dersetzen. Insgesamt haben sich rund 200 Firmen dem Reife-Check gestellt. Für sie ist mit der Preisverleihung im Zürcher Kongresshaus die Digitale Transformation nicht vorbei. Im Gegenteil – jetzt fängt die Arbeit erst an. Die Firmen können sich mit anderen Unternehmen vergleichen und so erken- nen, wie weit sie im Digitalisierungspro- zess sind und wo sie sich im Vergleich zur Branche noch verbessern können. Diese Möglichkeit sollten sie nutzen. Dann hät- ten die Initianten ein Ziel erreicht: Einen Werkzeugkasten zur digitalen Transfor- mation für Unternehmen anzubieten. Den Wandel annehmen Digitalisierung Neue Technologien verändern das Zusammenleben und damit auch die Wirtschaft tiefgreifend. Schweizer Firmen sollten sie vereinnahmen, sonst verpassen sie den Anschluss. FOTO-PORTFOLIO Die digitale Transformation basiert auf der Speicherung von Informationen. Die dafür notwendigen Datenträger haben in ihrer Geschichte einen erstaunlichen Wandel erlebt. Die Bildstrecke veran- schaulicht diese Evolution. Fotos: Peter Frommenwiler PETER FROMMENWILER Impressum Der Special «Digitale Transformation» ist eine redaktionelle Eigenbeilage der «Handelszeitung» und Bestandteil der aktuellen Ausgabe. Herausgeber: Redaktion und Verlag, «Handelszeitung», Axel Springer Schweiz, 8021 Zürich.

HZ Special «Digitale Transformation»

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37| 2. April 2015

Special Digitale Transformation

Digital Transformation AwardDiese Schweizer Firmenmachenbeim digitalenWandel diegrössten Fortschritte. Seite 40

Unternehmen aufden Zahn gefühltEine neue Studie zeigt,wie gut sich SchweizerFirmenmit der digitalenTransformationauseinandersetzen.Seite 39

So digitalisierensich die SBBDieBahn investiert 200MillionenFranken proJahr in Projekte zurDigitalisierung.DasResultat beeindruckt.Seite 41

AusgezeichneteInternetprojekteWelche SchweizerOnline-Auftritte beimBest of SwissWebAwarddieses Jahr dieNase vornhaben.Seite 42

Gebildet in dieTransformationAuchFührungskräftemüssen sich demdigitalenWandel stellen.Diese Lehrgänge helfenihnenweiter.Seite 44

Web-Pionierim GesprächAndreasGöldi hatmehrere Internetfirmenaufgebaut. Im Interviewerklärt er, was er alsNächstes vorhat.Seite 47

verantwortlich für dieSenSpecial: JorgoS BrouzoS

Floppy-Disk (ab 1969): Die klassische Diskette gibt es in verschiedenen Formaten. Abgebildet ist eine 3,5-Zoll-Diskette.

PeterFrom

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JorgoS BrouzoS

Es gibt sie noch. Diejenigen, die glauben,dass sich schon nichts ändern wird. Vorkurzem wurden die neusten Zahlen zumVerkauf von eBooks im deutschsprachigenRaum bekannt. Der Anteil am Buchmarktmacht erst 4 Prozent aus. Das ist nicht viel.Doch die Zahl als Beleg zu nehmen, dassalles beim Alten bleibt, ist ein Trugschluss.In den USA beläuft sich der Anteil bereitsbei rund 28 Prozent.

Derzeit werden ganze Branchen in kür­zester Zeit umgekrempelt. Dies zeigen be­kannte Vorbilder wie der Taxidienst Uberoder der Versandhändler Zalando. Dochhält der digitale Wandel auch in Bereichen

Einzug, wo man ihn nicht vermuten wür­de. Die SBB zeigen dies eindrücklich. DieBahn investiert jährlich rund 200 Mil­lionen Franken, um sich für die Zukunftaufzustellen. Die Investitionen lohnensich offenbar: Die SBB gewinnen den erst­mals verliehenen Swiss Digital Transfor­mation Award, weil sich die Firma vorbild­lich dem digitalen Wandel stellt. Die Juryist unter anderem beeindruckt, dass dasThema Digitalisierung an der Spitze desKonzerns angesiedelt ist.

SBB­Firmenchef Andreas Meyer wirktals Chief Digital Officer und damit als Chefder digitalen Strategien des Unterneh­mens. Dabei geht es nicht nur um denSocial­Media­Auftritt der SBB. Die An­

strengungen reichen von der Interaktionauf Sozialen Medien mit Passagieren biszur Steuerung des Zugverkehrs zur Ver­meidung von ungeplanten Halten. So lässtsich viel Energie und damit hohe Kosteneinsparen. Das zeigt, dass eben nicht nurdas neuste Internet­Startup vom digitalenWandel profitiert, sondern auch etablierteUnternehmen von neuen Technologienbeeinflusst werden.

Vor rund vier Monaten starteten dieUniversität St. Gallen, das Beratungsun­ternehmen Crosswalk und die Initiantendes Internetwettbewerbs Best of SwissWeb die Ausschreibung für den SwissDigital Transformation Award. Die Ideedahinter war, die Schweizer Unternehmen

zu sensibilisieren, damit sie sich mit demThema Digitale Transformation auseinan­dersetzen. Insgesamt haben sich rund 200Firmen dem Reife­Check gestellt. Für sieist mit der Preisverleihung im ZürcherKongresshaus die Digitale Transformationnicht vorbei.

Im Gegenteil – jetzt fängt die Arbeit erstan. Die Firmen können sich mit anderenUnternehmen vergleichen und so erken­nen, wie weit sie im Digitalisierungspro­zess sind und wo sie sich im Vergleich zurBranche noch verbessern können. DieseMöglichkeit sollten sie nutzen. Dann hät­ten die Initianten ein Ziel erreicht: EinenWerkzeugkasten zur digitalen Transfor­mation für Unternehmen anzubieten.

DenWandel annehmenDigitalisierung neue technologien verändern das zusammenleben und damit auch die wirtschafttiefgreifend. Schweizer firmen sollten sie vereinnahmen, sonst verpassen sie den anschluss.

Foto-portFoliodie digitale transformationbasiert auf der Speicherungvon informationen. die dafürnotwendigen datenträgerhaben in ihrer geschichteeinen erstaunlichen wandelerlebt. die Bildstrecke veran-schaulicht diese evolution.

Fotos: peter frommenwiler

PeterFrom

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Impressum Der Special «Digitale transformation» isteine redaktionelle eigenbeilage der «Handelszeitung»und Bestandteil der aktuellen Ausgabe.Herausgeber: redaktion und Verlag, «Handelszeitung»,Axel Springer Schweiz, 8021 Zürich.

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Digitale Transformation | 39handelszeitung | Nr. 14 | 2. April 2015

AmPuls derDigitalisierung

Analyse Das an der Universität St.Gallen entwickelte Reifegradmodell unterstütztUnternehmen bei der Standortbestimmung und dem Management der Digitalisierung.

AnDReA BAck, SABine BeRGhAUSUnD BRAMwell kAltenRieDeR

Unternehmen aller Bran-chen stehen vor der He-rausforderung, sich stra-tegisch an die neue digi-tale Realität anzupassen

und so ihre Wettbewerbsfähigkeit zusichern. Für viele bedeutet dies nichtnur kontinuierliche Verbesserung undInnovation, sondern einen Umbruch,der aktiv und von der Unternehmens-spitze aus anzustossen und zu gestal-ten ist. Es gilt Strategie, Geschäfts-modell und Kultur des Unternehmenszu überprüfen. Mit der Swiss DigitalTransformation Initiative, die von Bestof Swiss Web (BOSW), dem Strate-gieberatungsunternehmen Crosswalkund dem Lehrstuhl Institut für Wirt-schaftsinformatik der UniversitätSt Gallen (IWI-HSG) lanciert wurde,liegt ein Set von Instrumenten vor, dieUnternehmen dabei unterstützen, diedigitale Transformation anzutreiben.

Bestandteile sind derzeit das «Di-gital Maturity Model», die Studie mitder Datenerhebung vom Frühjahr2015 (siehe Fussnote Studie) und derim März 2015 erstmals verlieheneSwiss Digital Transformation Award.

VonWissenschaft und PraxisUnter digitaler Transformation ist

die Kombination von Veränderungenin Strategie, Geschäftsmodell, Organi-sation und Prozessen sowie die Kulturin Unternehmen durch Einsatz vondigitalen Technologien zu verstehen.Dies mit dem Ziel, die Wettbewerbs-fähigkeit zu erhalten beziehungsweisezu steigern. Dieser Ansatz reflektiertdie Überzeugung, dass die alleinigeEffizienzsteigerung in funktionalenBereichen wie Marketing, Produktionoder HR mittels Informationstechno-logien nicht mehr ausreichend ist, umdie Zukunftsfähigkeit von Organisa-tionen zu sichern. Die ganzheitlicheBetrachtung geht über digitale Teil-strategien wie Digital Marketing, Mo-

bile Business, Social Media Marketing,Social Enterprise oder Industrie 4.0hinaus und verankert die Digitalisie-rung in der Unternehmensstrategie.

Das Digital Maturity Model zurBestimmung der digitalen Reife vonUnternehmen und zur Datenerhe-bung für die Studie wurde in der For-schungsgruppe der Universität St. Gal-len in wissenschaftlich anerkannterVorgehensweise und in Kooperationmit Crosswalk entwickelt. Bei der Aus-gestaltung wirkte eine elfköpfige Ex-pertengruppe aus der Praxis mit.

Dem Modell liegt das BusinessEngineering Framework zugrunde,das dem ganzheitlichen Transforma-tionsmanagement dient. Dieses Struk-turierungsmodell mit den Ebenen Ge-schäftsstrategie, -prozesse, Informa-tions- und Kommunikationssystemesowie Führung, Verhalten, Macht undKultur integriert die Handlungsfelderdes Wandels. Das trägt dazu bei, denVeränderungsprozess für die Mitarbei-tenden nachvollziehbar zu machen.

Zu den neun Dimensionen desDigital-Maturity-Models – CustomerExperience, Produktinnovation, Strate-gie, Organisation, Prozessdigitalisie-rung, Zusammenarbeit, ICT-Entwick-lung und -Betrieb, Kultur/Expertise so-wie Transformationsmanagement (sie-he obere Grafik) – sind Reifekriterien,sprich Fähigkeiten, definiert. Sie wer-den anhand von Best-Practice-Indika-toren bewertet. Die für die Studie rund200 ausgefüllten Fragebogen kommenzu 83 Prozent aus der Schweiz, die wei-teren aus Deutschland und Österreich.Bei 18 Unternehmen nahmen mehrerePersonen diese Selbsteinschätzung vor,die für die Auswertung zu einem Da-tensatz konsolidiert wurde.

Die Reifegradermittlung weist eini-ge Besonderheiten auf. Kriterien, diealle Beteiligten bereits gut erfüllen –gemäss der Studie zum Beispiel Mobi-les Arbeiten –, erhalten bei der Punkte-ermittlung für den Reifegrad ein gerin-geres Gewicht als Kriterien, die nochvon wenigen Unternehmen erfüllt wer-

den. Denn sie sind schwieriger umzu-setzen. Letzteres war bei Kriterien zumTransformationsmanagement, bei-spielsweise beim Performance Measu-rement, der Fall. Es gibt auch keinenvorgegebenen absolut besten Grad derdigitalen Reife. Der gesamte Entwick-lungsstand der Wirtschaft, der sich ausden Angaben der Beteiligten ergibt, hateinen Einfluss auf den individuellenReifegrad. Wenn sich das Feld zumBeispiel in zwei Jahren weiterentwi-ckelt, ergibt sich für ein Unternehmen,das stehen bleibt, ein geringerer Reife-grad. Die aktuelle Datenauswertunghat eine breite Verteilung ergeben undzeigt auf, dass für viele Unternehmenim Vergleich zu Mitbewerbern nochVerbesserungspotenzial besteht (sieheuntere Grafik).

Ergebnisse, die überraschenDie Studie wird im April erschei-

nen. Erste Erkenntnisse liegen bereitsvor. Je nach Hierarchiestufe kommt eszu unterschiedlichen Einschätzungen:Mitglieder der obersten Führungsstufebeurteilen die digitale Reife der Firmaoft besser als die übrigen Mitarbeiten-den. Dies könnte ein Anstoss zu inten-siverer interner Verständigung sein,auch vor dem Hintergrund der in an-deren Studien ausgewiesenen digita-len Know-how-Nachholbedürfnisse inAufsichtsrats- und Geschäftsleitungs-gremien. Wie man in der oberenAbbildung sieht, stehen kleinere undmittlere Unternehmen vergleichsweisegut da. Sie überragen das Feld derGrossunternehmen im Bereich Kulturund Expertise.

In den Diskussionen der Award-Jury, die zu einer Shortlist von sechsauszeichnungswürdigen Unterneh-men geführt haben, zeigte sich, dassder Award-Gewinner SBB überdurch-schnittliche Werte in vielen Dimensio-nen erreicht hat – aber nicht in allen.Die Punktewerte könnten sogar höhersein, denn im Vergleich zu Angabenanderer Unternehmen wurden ehervorsichtiger Selbsteinschätzungen

gemacht. Das zeigt, dass die Maturity-Studie und der Digital TransformationAward zu näherem Hinsehen undvertiefter Analyse einladen und so dieTransparenz für die Schweizer Wirt-schaft und den gegenseitigen Aus-tausch verstärken.

Ein vielseitig nutzbares InstrumentReifegradmodelle sind von breitem

Nutzen. Schon die Beantwortung derFragen hat vielen Umfrageteilnehmen-den Wissen und Denkanstösse rund umdie digitale Transformation vermittelt,zeigen zahlreiche Feedbacks. Das Ma-nagement wird vom Digital MaturityModel bei der Standortbestimmungund der strategischen Steuerung derDigitalisierung des Unternehmens un-terstützt, auch im Vergleich zu seinemMarktumfeld. Das mehrdimensionale,ganzheitliche Modell rückt dabei in denBlick, dass die digitale Transformationkein reines IT-Projekt ist, sondern in dieVerantwortung von Verwaltungsrat undC-Level-Management gehört.

Crosswalk wiederum nutzt dasModell in seinem Beratungsansatz:Mit einem interaktiven Tool, das in Ma-nagement-Workshops und Umfragenzum Einsatz kommt, können mittelsClustering verschiedener Reifedimen-sionen und -kriterien mögliche Hand-lungsfelder und Potenziale unter an-derem durch Benchmarking identifi-ziert und Entwicklungspfade diskutiertwerden. Schliesslich dienen Reifegrad-Modelle – mit historischen Umfrage-daten hinterlegt – zur Beobachtung derReifeentwicklung der Wirtschaft undvon ausgewählten Marktsegmenten.

Andrea Back, Professorin, School ofManagement, Universität St.Gallen; SabineBerghaus, wissenschaftliche Projektleiterin,Universität St.Gallen; Bramwell kaltenrieder,Managing Partner, crosswalk AG, Zürich.

Studie: «Digital transformation Report 2015»von Sabine Berghaus, Andrea Back undBramwell kaltenrieder (in Vorbereitung,erscheint Anfang April 2015).

Lochkarte (etwa 1890): Die Lochkarte wurde von Herman Hollerith entwickelt. Er gründete später IBM.

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Stark bei der Produktinnovationerfüllungsgrad der Reifeindikatorenin den verschiedenen Dimensionen(in Prozent)

Viele Firmen im MittelfeldVerteilung der Reifegrade

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60

50

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30

20

10

01 1.5 2 2.5 3 3.5 4 4.5 5

quelle: HSG/CroSSwalk

GesamtGewinner BOSw AwardUnternehmen <100

Anzahl der Unternehmen indiesem Reifegrad

1008060

40200

Customer Experience

Produktinnovation

Strategie

Organisation

ProzessdigitalisierungZusammenarbeit

ICT-Entwicklungund -Betrieb

Kulturund Expertise

Transformations-management

quelle: HSG/CroSSwalk

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40 | Digitale Transformation handelszeitung | Nr. 14 | 2. April 2015

Claudio dionisio

Erstmals wird in der Schweizder Unternehmenspreis Digi­tal Transformation Awardverliehen. Dieser Preis zeich­net Unternehmen aus, die be­

sondere Fortschritte in der digitalen Reifegemacht und ihre Wettbewerbsfähigkeitsignifikant verbessert haben.

Die Verleihung des Swiss Digital Trans­formation Award ist der Abschluss der vonden drei Initianten Universität St. Gallen,Best of Swiss Web und Crosswalk lancier­ten Swiss Digital Transformation Initiative(siehe Seite 39). Basis für die Ermittlungder Gewinner sind zum einen die Selbst­deklaration der teilnehmenden Unter­

nehmen am Digital Maturity Check, demvon der Universität St. Gallen und einerExpertengruppe entwickelten Reifegrad­modell; anderseits die mehrstufige, ver­tiefte Analyse einer Fachjury. Die Jury be­steht aus Bramwell Kaltenrieder vonCrosswalk und Sabine Berghaus von derUniversität St. Gallen. Zudem sind die Ex­perten Florian Hamel von AXA Winter­thur, Andreas Eggimann von der Post, Mi­chele Savino von Swisscom und DorianSelz von Squirro teil des Komitees.

Grosses TeilnehmerfeldZwischen letztem November und Ende

Februar dieses Jahres haben insgesamt 196Teilnehmer den umfangreichen Frage­bogen ausgefüllt. Diese Selbstdeklaration

war gleichzeitig die Qualifikationsvoraus­setzung für den neuen Unternehmens­preis. In einem mehrstufigen qualitativenBeurteilungsprozess der Fachjury habenes schliesslich sechs Unternehmen auf dieShortlist geschafft, woraus schliesslich dieSBB als Sieger hervorgingen.

Bahn mit grössten FortschrittenDie Schweiz hat im öffentlichen Ver­

kehr eine weltweite Sonderstellung inne –dies zeigt sich auch im hohen Niveau derDigitalisierung. Für die Fachjury sind dieSBB ein Unternehmen, das sich äusserstaktiv den Herausforderungen der digita­len Transformation stellt. Belege dafürsind die Breite der signifikanten und er­folgreichen Initiativen, sowohl in nach au­

ssen gerichteten Aktivitäten wie E­Com­merce und Echtzeit­Kundendialog mit dermustergültigen Integration der SozialenKanäle wie auch in der internen Digitali­sierung, etwa bei der Betriebssteuerung,der agilen Zusammenarbeit und Förder­programmen für digitale Innovationen.Dass zudem alle SBB­Mitarbeiter mit per­sönlichen mobilen Endgeräten – und da­mit mit dem digitalen Gen – ausgerüstetwerden und der Firmenchef die strategi­sche Gesamtverantwortung für die digita­le Transformation trägt, zeugt davon, dasses dem Unternehmen ernst ist mit der Di­gitalisierung auf allen Ebenen.

Claudio dionisio, Co-Gründer und Geschäftsführer,Best of swiss Web GmbH, Zürich.

SBBholen den erstenPlatzSwiss Digital Transformation Award diese schweizer Firmen drücken beim Wandel aufs Tempo.

Digicomp Academy das aus- undWeiterbildungsunternehmen hatKernprozesse in der ausbildungvorbildlich digital transformiert.

Ex Libris der Medienhändler verfolgt dieVerbindung von ladengeschäften undonline-Kanälen konsequent. die Firmahat keine Kannibalisierungsängste.

PKZ Burger-Kehl die Filialen und deronline-shop des Modehändlers wurdenmodernisiert. die Jury ist von derdynamik des Wandels beeindruckt.

Swiss Life die digitalisierung beimVersicherer ist bei der Geschäftsleitungangesiedelt und Teil einer strategischenTransformation. das überzeugt die Jury.

UBS die Grossbank will offline- undonline-Geschäfte perfekt verbinden.sie zählt für die Jury bei der userExperience zu den führenden Banken.

Auf der ShortliSt

Tonbandkassette: Die ersten Tonbandgeräte kamen in den 1960er-Jahren auf den Markt, in den 1970er-Jahren wurden sie auch zum Speichern von Daten verwendet.

PeterFrom

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der GewiNNer

SBB die Jury war beeindruckt, wie die Bahnsocial Media in den Kundendienst integriertund dass mehr als die Hälfte der Tickets inselbstbedienung verkauft werden.

ANzeiGe

Page 5: HZ Special «Digitale Transformation»

Digitale Transformation | 41handelszeitung | Nr. 14 | 2. April 2015

«EinenGraben schliessen»Peter Kummer Der IT-Chef derSBB erklärt, wie der digitaleWandel die Bahn verändert.

InTervIeW: JorgoS BrouzoS

Die SBB gewinnen den ersten SwissDigital Transformation Award. Weshalbstellt sich das Unternehmen dem digitalenWandel?Peter Kummer: Ohne Informatik würdeheute kein Zug mehr fahren. DigitaleTechnologien sind deshalb bei den SBB infast allen Bereichen kaum mehr wegzu-denken. Beispielsweise bei der Bahnpro-duktion. Das Rail Control System berech-net pro Sekunde Tausende von Parame-tern im Schienennetz und erstellt so einePrognose, wie sich der Zugverkehr entwi-ckeln wird. Der Zugverkehrsleiter kann soden Zugverkehr besser steuern. Ein ande-res Beispiel ist die SBB-App. Sie wurde bisheute rund 5 Millionen Mal herunter-geladen. Damit verändert sich auch dasVerhalten der Kunden. Tickets werden im-mer mehr über das Smartphone gekauft.

Was kommt noch?Wir sind zurzeit dabei, ein System ein-zuführen, das man etwas salopp als«Grüne Welle für den Lokomotivführer»beschreiben könnte. Bei den SBB kommtes pro Tag zu etwa 2000 Stopps an rotenSignalen. Wenn der Zug jedes Mal haltenund wieder beschleunigen muss, kostetdas viel Energie. Dieses System namens«Adaptive Lenkung» berechnet für jedenZug die optimale Geschwindigkeit, sodasser nicht mehr an roten Signalen haltenmuss. So können wir täglich 20 000 Fran-ken Energiekosten sparen.

Welche Ziele verfolgen die SBB beimdigitalen Wandel?

Digitale Technologien helfen, die Bahn bes-ser und günstiger zu machen. Nebst denOptimierungen von internen Prozessenund im Kapazitätsmanagement wollen wirDienstleistungen anbieten, die Kundeneinen Mehrwert bieten. Ein Beispiel dafürist die Navigations-App im HauptbahnhofZürich.

Darf der Wandel auch etwas kosten?Der Nutzen steht im Vordergrund. Es wirdwie bei jeder anderen Investition analysiert,welcher Nutzen resultiert und ob es sichlohnt dafür Geld auszugeben.

Wie hoch ist das Volumen für den digitalenWandel?Das sind rund 200 Millionen FrankenProjektvolumen pro Jahr. Das sind nicht nuröffentlich sichtbare Projekte wie Social

Media oder Apps, sondern grundlegendeInnovationen der Prozesse im Hintergrund.

Sie investieren viel. Wo stossen sie aufHindernisse?Es braucht immer auch einen Kulturwan-del, dieser muss mit entsprechenden Pro-grammen begleitet werden. Beim Big Datakommt zudem meistens sofort die Fragenach dem Umgang mit Kundendaten auf.Hier haben wir uns von Anfang an selbststrenge Regeln auferlegt. So werden SBB-Kundendaten nicht an Dritte weitergeben.

Sie sprechen den Swiss Pass an, die neueKarte für den öffentlichen Verkehr. Sie wirdam 1. August eingeführt. Braucht es da nochÜberzeugungsarbeit?Das ist so, wir müssen die Karte den Kun-den noch besser erklären. Ich bin über-

zeugt, der Swiss Pass wird für den Kundengrossen Nutzen bringen.

Wie gehen die Führungskräfte mit demdigitalen Wandel um?Sie müssen die Rolle der Vorreiter einneh-men, das tut das Management bei den SBBauch. Sitzungen finden je länger, je mehrvirtuell mit entsprechenden ICT-Techno-logien statt. Die Konzernleitung ist seit dreiJahren papierlos. Dokumente für die Sit-zungen werden via iPad verteilt.

Welche Herausforderung bringt der Wandelfür Ihre Arbeit als Informatikchef?Das Schwierigste ist, mit dem Trade-off vonAgilität und Flexibilität versus Stabilität undStandardisierung umzugehen. Die IT mussin verschiedenen Modi funktionieren. Dasheisst, wir müssen vielversprechende Inno-vationen rasch umsetzen können, aber dieSicherheit und Stabilität im Bahnsystemgewährleisten – eine Herausforderung fürdie IT-Organisation und mich als IT-Chef.

Jeder SBB-Mitarbeiter soll bald ein mobilesGerät haben. Weshalb?Es geht darum, einen digitalen Graben zuschliessen. Von unseren rund 33 000 Mit-arbeitern haben etwa 6000 noch keinenZugang zum internen IT-Netz. Das wollenwir ändern. Wir versprechen uns damit, dieKommunikation zu verbessern und die Effi-zienz zu steigern. Wir bauen beispielsweiseBusiness-Apps, die lokal gezielte Verbesse-rungen ermöglichen. Der Einsatz des Reini-gungspersonals wird zum Beispiel neu mitder Hilfe einer App gesteuert.

Wie gehen die SBB mit Sozialen Medienum?Es ist für uns ein wichtiger Kanal. Wir habenalle Social-Media-Plattformen in den Kun-dendienst integriert. 2014 beantwortetenwir rund 30 000 Anfragen via Facebook undTwitter.

Geht es für Sie dabei um mehr als nurdarum, eine Art Frustableiter anzubieten?Social Media sind schon längst ein wich-tiger Kanal. Wenn Kunden rasch und direktauf ihr Bedürfnis eine Antwort erhalten, istdas ein Mehrwert für sie. Aber sicher ist esauch ein Kanal, um seinem Ärger Luft zumachen.

Gibt es Vorbilder für die SBB beim digitalenWandel?Wir wollen die physische Welt sinnvoll mitder digitalen Welt ergänzen. Viele andereUnternehmen machen das auch. Von gutenUmsetzungen können wir etwas lernen, dasmachen wir oft und gerne.

Festplatte (ab 1956): Die erste Festplatte fasste 5 Megabyte. Heute bieten dieFestplatten Speicher im Terabyte-Bereich.

PeterFrom

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Der DigitalisiererName: Peter KummerFunktion: Chief Information officer(CIo) und Konzernleitungsmitglied,SBBAlter: 48Familie: verheiratet, vier TöchterAusbildung: Betriebswirtschaft undInformatik, universität Bern

Das Unternehmen Die SBB sinddas grösste Transportunternehmender Schweiz. Täglich werden mehrals 1 Million Passagiere befördert,die Firma zählt rund 33000 Mitar-beitende. Der Betriebsertrag beliefsich im 1.Halbjahr dieses geschäfts-jahrs auf rund 4,2 Milliarden Franken.

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42 | Digitale Transformation handelszeitung | Nr. 14 | 2. April 2015

Diskette im 8-Zoll-Format: Sie fasste 256 Kilobyte.

PeterFrom

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Vorreiter imNetzBest of Swiss Web DieKonkurrenz ist gross und dieAuszeichnung begehrt. Dassind die besten SchweizerInternetprojekte des Jahres.

ClAuDIo DIonISIo

Bereits zum fünfzehnten Malwerden in diesem Jahr diebesten Web-Projekte unddie wichtigsten Digital-Cracks der Schweiz ausge-

zeichnet. Der im Jahr 2000 ins Leben ge-rufene Award ist beliebt wie noch nie:Insgesamt 517 Projekte wurden für den

Wettbewerb eingereicht und in elf Kate-gorien von 108 Jurymitgliedern analy-siert und bewertet. Neben den elf Kate-gorie-Siegern werden die begehrten Sie-gerpokale auch an den Master of Best ofSwiss Web, an den Ehrenpreisträger undan den Gewinner des neuen Unterneh-menspreises Swiss Digital Transformati-on vergeben (siehe Seite 40).

Ältester Internetpreis EuropasDer vom Internet-Branchenverband

Simsa und der Fachzeitschrift Netzwochegegründete Internet-Award ist er ältestenoch existierende Europas. Seit der erstenAusgabe hat sich die Zielsetzung nicht ge-ändert: Qualität soll in verschiedenen Be-reichen definiert und beurteilt werden,der Digitalbranche der Schweiz als Gan-

zes und ihren Exponenten zu Reputationverholfen werden und nicht zuletzt sollBest of Swiss Web eine attraktive Netz-werk- und Austauschplattform bieten.Zudem trägt Best of Swiss Web dazu bei,neue technische Entwicklungen undBusiness-Trends frühzeitig zu erkennen –viele Innovationen und Digitalprojektewurden erst durch diesen Wettbewerbrichtig bekannt und machten danach oftauch international Furore, so etwa dieShop-Plattformen von Freitag und Black-socks oder 2009 Gottago, eine der erstennative Apps überhaupt.

2015 ein sehr guter JahrgangBei der diesjährigen Austragung von

Best of Swiss Web nahmen so viele Web-Projekte am Wettbewerb teil wie noch nie

zuvor. Alle eingereichten Projekte wurdenvon den Fachjurys der elf Kategorien ineinem mehrstufigen, pragmatischen undobjektiven Prozess beurteilt und bewer-tet. Gemäss den Aussagender Jurypräsidenten ist dieQualität in diesem Jahrdurchwegs sehr hoch. Sobieten viele digitale Touch-points gute Web-Frontend,Responsive Design ist fürviele Endgeräte fast durch-gehend umgesetzt undgute Check-out-Prozesse in Shops sindheutzutage ebenfalls Commodity.

Somit sind es Innovationen, Feinheitenund Wow-Effekte, die letztlich die aller-besten Projekte auszeichnen: Etwa kreati-ve neue Geschäftsmodelle, attraktive User

Experience oder die Integration innovati-ver Cloud-Backend-Technologien.

Jeweils zehn Experten und Spezialistenaus jeder Jury wählten in diesem Jahr 88

Projekte auf die Shortlistund kürten daraus im letz-ten Schritt die Gold-, Sil-ber- und Bronzegewinnerjeder Kategorie. Alle sieg-reichen Projekte wurdenvor wenigen Tagen an dergrossen Award-Night imZürcher Kongresshaus vor

rund 750 Gästen mit dem vom Künstler-duo Com&Com geschaffenen Pokal aus-gezeichnet.

Claudio Dionisio, Co-Gründer und Geschäftsführer,Best of Swiss Web GmbH, Zürich.

Dieses Jahrgingen 517

Bewerbungenfür den Award

ein.

Die besten Schweizer Web-Projekte des JahresDie Sieger der elf Kategorien und warum sie die Nase vorn hatten.

Kategorie Gewinner Auftraggeber Auftragnehmer KriteriumBusiness online-Vermögensverwalter True Wealth True Wealth AG Gold Interactive, Ergon Informatik AG Wirtschaftlicher Erfolg und Effizienz von Web-ProjektenPublic Affairs Relaunch von www.zuerich.com für Zürich Tourismus Zürich Tourismus unic AG Attraktivität von öffentlichen Sites aus den Bereichen E-Gov und nGoTechnology E-Commerce Plattform www.kitag.com Kitag Kino-Theater AG notch Interactive GmbH Technologische QualitätCreation World of Swiss Microsite www.world-of-swiss.com Swiss International Air lines Hinderling Volkart AG Kreativität – Qualität der Design-Ideen und umsetzungusability Portal Mondovino von Coop www.mondovino.ch Coop Genossenschaft unic AG Qualität von Informations-Architekturen und ContentMarketing/E-Commerce WWF Fundraising Portal support.wwf.ch WWF Schweiz Getunik AG Attraktivität von Firmen-Sites und E-CommerceDigital Performance Campaigns Samsung Galaxy S5 live-Banner www.firsttimes5.ch Samsung Electronics Switzerland GmbH Serranetga AG Qualität von Digital Media/Crossmedia-KampagnenDigital Branding Campaigns Samsung Alpha Cover Shoot www.alpha-cover.ch Samsung Electronics Switzerland GmbH Serranetga AG Beurteilung der einzelnen WerbemittelInnovation Medienportal Watson www.watson.ch Watson Fixxpunkt AG Potenzial innovativer Ideen und lösungen, die das Web nachhaltig verändern werdenMobile Relaunch von www.swiss.com Swiss International Air lines ltd. Hinderling Volkart AG umfassende Qualität mobiler lösungenonline Video Plattform www.voila-ma-suisse.ch von Mazda Mazda (Suisse) SA JWT/Fabrikant Qualität von digitalen Videos und Video-Channels

SpezialpreiseMaster Sieger wird nach Redaktionsschluss gekürt Das gesamthaft beste ProjektEhrenpreis 2015 Die drei Gründer von digitec.ch:

Marcel Dobler, oliver Herren, Florian Teuteberg Für ihre Rolle als Pioniere der Schweizer Digitalszenequelle: Best of swiss weB

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Page 7: HZ Special «Digitale Transformation»

Digitale Transformation | 43handelszeitung | Nr. 14 | 2. April 2015

Die neueRealitätGeschäftsmodelle Ein Unternehmen lässt lukrative Chancen aus,wenn es sich nicht dem digitalen Wandel stellt.

FrEdy GEissEr

W arren Bennis, US-ame-rikanischer Leadership-Experte, prägte folgen-den Satz: «Selbst er-folgreiche Unterneh-

men können sich in Zukunft zugrunde rui-nieren, wenn sie weiterhin so vorgehen wiein der Vergangenheit.» Wer hätte sich bisvor kurzem vorstellen können, dass sichKuoni von seiner traditionsreichsten Spar-te, dem Reisegeschäft, trennt? Oder dassdie NZZ-Mediengruppe ihre Druckereischliesst? Die beiden Beispiele zeigen: DieRahmenbedingungen ändern sich rasantund im Bestreben, Schritt zu halten, wagenUnternehmen zusehends überraschendeSchritte. Ein Blick in die Vergangenheit ver-deutlicht, wieso das regelmässige Über-denken des Geschäftsmodells überlebens-notwendig ist. Ehemals erfolgreiche Unter-nehmen wie Kodak, Agfa, Schlecker, AEG,Brockhaus oder Grundig sind – nach teilsjahrzehntelangen Höhenflügen – von derBildfläche verschwunden. Kodak beispiels-weise hielt stur an der Cashcow analogeFotografie fest, ironischerweise obwohl dasUnternehmen die digitale Fotografie be-herrschte. Der Rest ist bekannt.

Doch welche Treiber sind es wirklich,die die neue Realität prägen und die viel zi-tierten Rahmenbedingungen in hohemTempo verändern? Was bringt Branchen-lieblinge zum Straucheln und bisher unbe-kannte Startups zu milliardenschwerenBörsengängen? Es ist die Digitalisierung.Internet und Mobile haben unsere Kom-munikation, unser Kaufverhalten, unsereMediennutzung, ja unser Leben verändert!

Alle Branchen sind betroffenDie Dauer, bis mit neuen Technologien

eine Million Nutzer in der Schweiz erreichtwird, verkürzt sich zusehends. Wir über-nehmen neue Technologien und Medienimmer schneller. Während das Radio dafür25 Jahre brauchte, war das Fernsehen be-reits nach 15 Jahren bei einer Million Kon-sumenten etabliert. Das Smartphone nachvier Jahren, Facebook schon nach zweiJahren. Und je mehr Zeit vergeht, destomehr Kunden werden Digital Natives sein– Personen also, für die der Umgang mitdigitalen Produkten und Dienstleistungen

eine Selbstverständlichkeit ist. Und werjetzt noch zweifelt, dem sei zudem gesagt:Die neue digitale Realität betrifft jedeBranche. Sie ist kein Hype, der lediglich fürMedien, Handel und Hightech-Industrievon Bedeutung ist. Unter dem StichwortIndustrie 4.0 ist die Digitalisierung bei-spielsweise in den Fabriken angekommen.Nicht mehr der Mensch führt die Maschi-nen, sie führen sich selber, kommunizie-ren untereinander, mit den Kontrollzen-tren und der Buchhaltung. Und mit demInternet der Dinge, das die totale Vernet-zung aller Lebensbereiche mit sich bringt,steht schon der nächste Game Changer inden Startlöchern.

Nicht an die IT delegierenWas ist vor diesem Hintergrund zu tun?

Die Fragen, die sich jeder Firmenchef stel-len muss, sind: Was bedeutet die Digita-lisierung für mein jetziges Geschäftsmo-dell? Was muss ich verändern? Wie siehteine erfolgreiche Strategie für die digitaleRealität aus? Und aufgepasst: Wer mitdem Gedanken spielt, das Thema als Pro-jekt an die Informatikabteilung zu delegie-ren, der hat die Zeichen der Zeit nicht er-kannt. Digitales Know-how und vor allemein Bewusstsein für das Thema müssen imgesamten Unternehmen verankert seinund alle Wertschöpfungsketten durch-dringen.

Die Herausforderungen sind gross –doch bevor Panik ausbricht, sollte sich dieGeschäftsleitung zwei Tatsachen vor Au-gen führen. Erstens ist nicht für alle Unter-nehmen eine Revolution angezeigt. JederBetrieb muss nach einer sorgfältigen Prü-fung entscheiden, welches Mass an Digi-talisierung seine Wettbewerbsfähigkeitnachhaltig stärkt. Denn nicht alles, wastechnologisch umsetzbar ist, macht auchwirtschaftlich Sinn. Und zweitens: Die Di-gitalisierung ist auch eine enorme Chance,neue Geschäftsfelder, Umsatzquellen undZielgruppen zu erschliessen.

Die Schlüsselfähigkeit, die es braucht,um die Chance der Digitalisierung wahr-zunehmen, ist die Innovationskraft oderpräziser ausgedrückt: Die Fähigkeit, mitinnovativen Ideen ein Geschäftsmodell zuerneuern oder gar zu erfinden. Geschäfts-modell-Innovation ist im Prinzip nichtsNeues: Auch die Einführung des Fotoko-

pierer-Leasings durch Xerox oder die Er-findung der Kreditkarte waren Innovatio-nen, die zu einem neuen, lukrativen Ge-schäftsmodell führten. Dazu kommt, dassInnovationen oft nur Variationen von An-geboten sind, die bereits existieren. Ge-mäss Oliver Gassmann vom Lehrstuhl fürInnovationsmanagement der UniversitätSt. Gallen sind 90 Prozent aller neuen Ge-schäftsmodelle nicht wirklich neu, son-dern basieren auf bestehenden Mustern,die erfolgreich in andere Märkte oder In-dustrien transferiert wurden. Neu ist je-doch die Geschwindigkeit, mit der innova-tive Geschäftsmodelle eine Branche um-krempeln – und das Ausmass der Verände-rungen.

Wie erlangen die Verantwortlichen ei-nes Unternehmens nun diese bedeutendeSchlüsselfähigkeit? Wie funktioniert Ge-schäftsmodell-Innovation? Erstens: Miteiner Prise Paranoia: Die Eckpfeiler desheutigen Erfolgs sind regelmässig zu hin-terfragen, selbst wenn noch gute Gewinneerzielt werden. Der unternehmerischeUntergang sollte stets als realistisches Sze-nario in Betracht gezogen werden. Und

zweitens: Mit Impulsen von aussen. Dennsogar kreative und visionäre Managerschaffen es kaum, die Logik ihres ange-stammten Geschäfts zu durchbrechen.Mentale Barrieren blockieren die Entwick-lung neuer – oder zumindest branchen-neuer – Ideen. Bezeichnend dafür ist, dassdie meisten Geschäftsmodell-Innovatio-nen – man denke an Uber, Airbnb oderauch PayPal – von branchenfremden Köp-fen kommen. Daher ist es empfehlenswert,externe Experten einzubeziehen, die einenneutralen und unvoreingenommenenBlick auf ein Unternehmen werfen können– und dazu beitragen, aus der Herausfor-derung Digitalisierung die Chance Digita-lisierung zu machen.

Fredy Geisser, Managing Partner, Crosswalk AG,Zürich.

Floppy Disk im Format 5,25 Zoll: die diskettten speichern zwischen 80 und 1200Kilobyte.

PeterFrom

men

wiler

Jeder Betrieb muss selbstentscheiden, welches Massan Digitalisierung seine

Wettbewerbsfähigkeit stärkt.

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Page 8: HZ Special «Digitale Transformation»

44 | Digitale Transformation handelszeitung | Nr. 14 | 2. April 2015 | 45

Volker richert

A llein die jüngstenBerufungen an denbeiden eidgenössi-schen technischenHochschulen, alsoder ETH und EPFL,im Bereich Informa-

tik zeigen, wie sehr Schweizer Hochschu-len den permanenten ICT-Wandel adres-sieren. Mit Christos Kozyrakis von derStanford University in Kalifornien ist einSpezialist für Rechnerarchitektur undEnergieeffizienz von IT-Systemen berufenworden, der sich unter anderem in SachenCloud-Computing profiliert hat.

Zudem ist von der Yale UniversityBryan Ford in die Schweiz gekommen, dersich als Systemspezialist auf dem Gebietder Datensicherheit und des Schutzes derPrivatsphäre im Netz einen Namen ge-macht hat. Ausserdem wurde Jörg Stellingzum ordentlichen Professor für rechner-gestützte Systembiologie ernannt, wo manBrücken zwischen der Bioinformatik unddem Bioengineering baut. Und mit Dimit-rios Kyritsis hat die EPFL einen Professorberufen, dessen Fokus die IT für einenachhaltige Produktionsweise ist.

Dabei sind Cloud, Security, Bioinfor-matik oder die Verschmelzung von Busi-ness und IT nur Beispiele für den raschenWandel im Studium der Informatik oderWirtschaftsinformatik, wie die zwei gros-sen Oberbegriffe lauten. Schwerpunkte le-gen die Hochschulen inzwischen auch beiThemen wie Big Data oder Social Mediaund adressieren alle Formen disruptiverTechnologien. Das lässt sich unter ande-

rem an immer neuen Studiengängen able-sen. So hat erst kürzlich die Fernfachhoch-schule Schweiz (FFHS) den Bachelor-Studiengang in Wirtschaftsinformatik mitdem Schwerpunkt «Digital ConnectedSociety» gestartet, der das ganze Themen-umfeld von Web-2.0-Anwendungen ad-ressiert. Oder die Hochschule für Technikin Rapperswil (HSR) verbindet in der Stu-dienrichtung «Application Design – CloudSolutions» Informatik, Design und Psycho-logie zum sogenannten «Human ComputerInteraction Design». Hinzugekommen sindaber auch universitäre Weiterbildungs-angebote, die zum Beispiel an der Hoch-schule für Wirtschaft Zürich (HWZ) er-lauben, in den Certificates of AdvancedStudies (CAS) «Disruptive Technologies»als eigenes Fach zu studieren. Hier werdendann Big Data, Swarm-Intelligence oderWearable Computer thematisiert.

Professoren müssen mithaltenSchon die wenigen Hinweise zeigen vor

allem, wie sehr in Forschung und Lehre dieviel beschworene Transformation der ICTin den Schweizer Hochschulen angekom-men ist. An der Universität St. Gallen hatman sich gar von der Bezeichnung desStudiengangs als Informatik verabschiedet.Der Masterstudiengang heisst BusinessInnovation und deckt alle Ausbildungs-inhalte in Wirtschaftsinformatik, Techno-logie- und Innovationsmanagement,Entrepreneurship sowie Medien- undKommunikationsmanagement ab, wie Pro-fessor Walter Brenner vom Institute ofInformation Management erklärt. Inhalt-lich werden hier aktuelle Fragen etwa zuSocial Media, Cloud oder Datenschutz in

den unterschiedlichen Lehrveranstaltun-gen integriert. «Durch die Praxisnähe vielerLehrender ist es gelungen, die Inhalteentsprechend der Entwicklung des ICT-Marktes und den Anforderungen der Praxisweiterzuentwickeln.»

Allerdings gesteht Brenner auch, dassdie Professoren sehr gefordert seien, weildie Inhalte ständig auf dem Prüfstandstünden und weiterentwi-ckelt werden müssten: «Ichselber habe seit der Einfüh-rung des PC in den 1980er-Jahren keine so spannende,aber auch ausbildungsinten-sive Zeit erlebt. In einigenmeiner Lehrveranstaltungenmuss ich bis zu 30 Prozentdes Materials von einem Jahr zum nächs-ten austauschen», erklärt Brenner die Aus-wirkungen der ICT-Transformation auf denHochschulbetrieb.

Hinzu komme, so Brenner weiter, dasssich auch bei den Lehrformaten in denletzten Jahren viel getan habe. So koope-riere die Uni St. Gallen beispielsweise inder praxisorientierten LehrveranstaltungDesign-Thinking mit der Stanford Univer-sity in Palo Alto. Hier würden Studierendein Zusammenarbeit mit führenden Unter-nehmen unter anderem Prototypen fürdigitale Produkte oder Services bauen.Dazugekommen sind zudem neue Lehr-veranstaltungen in Entrepreneurship, umden Gründergeist der Studierenden zufördern. «Es ist unglaublich, wie schnelldie Digitalisierung fast in allen Bereichenunserer Uni angekommen ist, und ichstaune, wie lernfähig unsere Institutionist», resümiert Brenner.

Die Aufgeschlossenheit gegenüberneuen Entwicklungen ist es denn auch, dieAndreas Meier, Professor am Department ofInformatics der Universität Fribourg, vonseinen Studenten erwartet. Meier streichtebenfalls die kurze Halbwertszeit der Infor-matik heraus, die eine ständige Anpassungder Lehr- und Lerninhalte erfordere. So be-treibe man zum Beispiel seit Jahren ein La-

bor für Big Data und themati-siere die Nutzung von NoSQL-Datenbanken auf Bachelor-wie auf Masterebene. Diesführe dazu, dass die Studie-renden das Potenzial neuerTechnologien «möglichst früheinschätzen» können, wieMeier sagt. Denn Fribourg

wolle gerade solche Studierenden anziehen,«die am Technologiewandel und an dendamit verbundenen gesellschaftlichen Ver-änderungen interessiert sind» und deshalbein Studium in Informatik oder Wirtschafts-informatik anstreben. In Fribourg könntensie neben den künstlichen IT-Sprachen wieJava ausserdem auch die Sprachen Deutsch,Französisch und Englisch pflegen undein bi- oder trilinguales Diplom anstreben,streicht Meier den Standortfaktor heraus.

Interesse am TechnologiewandelUnd natürlich wird auch in der Stadt an

der Saane das fächerübergreifende Studiumgepflegt. Sein Departement verstehe sich als«interfakultäres Forschungszentrum», sagtMeier. Entsprechend würden die Bachelor-und Master-Studiengänge von Studierendender mathematisch-naturwissenschaftlichenwie der wirtschafts- und sozialwissenschaft-lichen Fakultäten genutzt. Als derzeit neue

Schwerpunkte verweist er auf ComputerScience for the Humanities sowie BusinessAnalytics and Big Data, die Einzug ins Stu-dium gehalten haben. Doch schon bisherhabe man je nach Ausrichtung die ganzeBandbreite von eBusiness und eCommerceüber Web-Analyse und Monitoring bis hinzum Supply Chain Management angeboten.In der Informatik selbst würden in den vierBereichen Distributed Systems, AdvancedSoftware Engineering, Advanced Informa-

Hochschulen 2.0Ausbildung Um im rasanten Wandel der informations- und kommunikationstechnologie zu bestehen,befinden sich die Schweizer hochschulen selbst in einem ständigen transformationsprozess.

«Anwendungsteht imVordergrund»

Bei der Hochschule Luzern adressiertman den rasanten Wandel der Kommu-nikationstechnologien, indem man dasKnow-how bündelt. Für René Hüsler,Direktor des Departements Informatik,ist das einer der Gründe, warum ab 2016Informatik und Wirtschaftsinformatik inRotkreuz unter einem Dach zusammen-geführt werden.

Wie hat sich Ihr Studiengang Informatikin den letzten Jahren gewandelt?René Hüsler: Unser Angebot umfasst mo-mentan die beiden Bachelor-StudiengängeInformatik und Wirtschaftsinformatik,den Master-Studiengang in Wirtschafts-informatik sowie den Master of Sciencein Engineering mit der Vertiefung in In-formation and Communication Techno-logies. Aber das Fachgebiet Informatikverändert sich konstant und dringtimmer stärker in alle Disziplinen vor.Unsere Studierenden erhalten eine solideGrundausbildung in Informatik undkönnen praktische Erfahrungen mit denneusten Technologien sammeln.

Auf was legen Sie besonderen Wert?Die Interdisziplinarität spielt in der Infor-matik eine wichtige Rolle. Zudem stehtspeziell bei den Fachhochschulen die An-wendungsorientierung im Vordergrund.Diesen Aspekten tragen wir vom erstenSemester an Rechnung. Die Studierendenpraktizieren fächerübergreifendes Arbei-ten in konkreten Projekten.

Welches Profil haben die meisten IhrerStudenten?Die Mehrheit unserer Studierenden hateine einschlägige Berufslehre mit Berufs-maturität, dies wird auch in Zukunftso bleiben. Die Anzahl der gymnasialenMaturandinnen mit Berufspraktikumwird jedoch ansteigen. Zur Bekämpfungdes Fachkräftemangels muss derenPotenzial auch besser genutzt werden.

Welche Auswirkungen hat der Anspruchdes lebenslangen Lernens auf IhreStudiengänge?Damit die Informatiker mit den Ent-wicklungen in ihrem Fachgebiet Schritthalten können, müssen sie tatsächlich einBerufsleben lang lernen. Unser Weiter-bildungsangebot hat zum Ziel, die Leuteaus der Praxis fachlich und persönlichvoranzubringen.

interVieW: Volker richert

René HüslerDirektorDepartementinformatik,hochschuleluzern

Schmiede der digitalenEliteWeiterbildung Der Fachverband Simsa engagiert sich für lehrgänge ausserhalb der hochschulen.

Volker richert

Beim Schweizer Branchenverband derInternet-Industrie wird der rasante Wan-del der ICT spürbar. Neben dem Einsatzfür gute Rahmenbedingungen in Wirt-schaft und Politik steht bei der SwissInternet Industry Association (Simsa) dasEngagement für die Ausbildung ganzoben auf der Agenda. Deren Vizepräsi-dent, Claudio Dionisio, erklärt, wie dieBildungslandschaft ausserhalb der Hoch-schulen die ICT-Transformation prägt.Wie noch nie zuvor stehen laut DionisioUnternehmen aller Branchen heute vorder Herausforderung, sich strategischund operationell an die neue digitaleRealität anzupassen. Das führe zu einemgrossen Bedarf an Experten undSpezialisten an den Schnittstellen Strate-

gie, Technologie, Business und Organi-sation.

Hier positioniere sich die Simsa mitihrem Engagement für die Digital-Aus-bildung. Nicht nur am neuen Berufsbildzur Grundausbildung des Mediamatikershabe man mitgearbeitet, sondern auchdie vom Staatssekretariat für Bildung, For-schung und Innovation (SBFI) eingesetzteOrganisation der Arbeitswelt für deneidgenössischen Diplom-Lehrgang WebProject Manager (WPM) verantwortet, soDionisio weiter. Den technischen Wandelliest er unter anderem an den schnellerenAnpassungen der Lerninhalte ab und anden laufenden und sich ändernden An-forderungsprofilen. So sei es heutzutageeine mehr oder weniger normale Aufgabe,ein mit einem CRM (Customer Relation-ship Management) kombiniertes digitales

Werbe-Tool in einem Cloud-Umfeld ein-zuführen. Dies erfordere betriebswirt-schaftliches Know-how, vertieftes techni-sches und prozessuales Detailwissen oderauch gute Kenntnisse der internationalenrechtlichen Anforderungen. Diese an-spruchsvolle Kombination verschiedenerKompetenzen werde in der WPM-Ausbil-dung in sieben Modulen sehr praxisnahvermittelt, sagt Dionisio.

Aktuelle Entwicklungen aufnehmenMan käme nicht mehr darum herum,

in den Lehrgängen stets die jüngsten Ent-wicklungen zu vermitteln und zu disku-tieren. Dabei stünden neue und disruptiveTechnologie, innovative Business-Mo-delle und verändertes Kundenverhaltenim Fokus. Diese Aspekte nehme manjeweils sehr früh auf, um sie auf ihre

Zukunftsfähigkeit, ihre praktische Taug-lichkeit, aber auch auf ihre Risiken ab-klopfen zu können, wie Dionisio ausführt.

Dabei setze man auf praxisnahe undzukunftstaugliche Vermittlung von web-und mobiletechnischen Fähigkeiten, sagtDionisio, und engagiere entsprechendeDozenten aus erfolgreichen Digitalagen-turen und E-Business-Experten, die sichoft als Gründer und Pioniere einen Na-men gemacht haben. Sie demonstrierenden Studierenden neben den fundamen-talen Grundlagen in Workshops auch dasHow-to, wie Dionisio erklärt: «Nur Prakti-ker mit einer breiten Erfahrung könnendas glaubwürdig vermitteln.» Dies seifür die Kursteilnehmer zentral. Denn siewollen zur digitalen Elite gehören und indiesem Bereich auch Karriere machen,wie man bei der Simsa weiss.

Compact Disc (CD): Die scheibenförmigen Speicherträger wurden 1982 auf den Markt gebracht.

PeterFrom

men

wiler

tion Processing und Logik die Grundlagenfür den ICT-Wandel vermittelt. In Studien-themen wie Bio-inspired and ParallelArchitectures, Sensor Networks and Securi-ty oder Automatic Speech Services spieglesich die ganze Bandbreite der aktuellenICT-Transformation.

Praxisbezug ist wichtigDie Interdisziplinarität betont man

aber auch bei den anderen Schweizer

Hochschulen. René Hüsler, Direktor desDepartements Informatik an der Hoch-schule Luzern (siehe Interview rechts),nennt sie als wichtigen Grund dafür, dassman auf einem neuen Campus in Rot-kreuz die Studiengänge bündle. Manhabe auch organisatorisch den «perma-nenten Wandel» in die Ausbildung aufzu-nehmen, ist er überzeugt. Hinzu komme,so Hüsler weiter, dass «die Anwendungs-oder Praxisorientiertheit ein Schlüssel-

element der gesamten HochschuleLuzern» darstellt. Daher seien «jetzt undauch in Zukunft», wie er betont, Dozie-rende mit langjähriger Praxiserfahrungunerlässlich.

Und genau dieser Praxisbezug gibtgerade den vielen Fachhochschulen imLande ihren je eigenen Charakter. Gutablesen lässt sich das beispielsweise aneiner Besonderheit der FachhochschuleNordwestschweiz (FHNW). Dort trumpft

man mit der Flexibilität des Studienange-bots. Denn die Studiengänge werden anverschiedenen Standorten und sowohlim Vollzeit- als auch im immer beliebte-ren berufsbegleitenden Modus angebo-ten. Offensichtlich ist es gerade die Kom-bination von Praxisorientierung und derbreiten Palette in Forschung und Lehre,welche es den Schweizer Hochschulenerlaubt, die ICT-Transformation so nahzu begleiten.

Studentensollen die

Bedeutung vonTechnologienerkennen.

Berner Fachhochschulewww.bfh.ch�Bachelor of Science in informatik�Bachelor of Science in Medizininformatik�Master of Science in engineering mitVertiefung ict

�Bachelor of Science inWirtschaftsinformatik

�cAS-lehrgänge (certificate of AdvancedStudies)

ETH Zürich, Departement Informatikwww.inf.ethz.ch�Master in informatik�Bachelor in informatik�Promotion in informatik�lehrerausbildung in informatik�cAS-lehrgänge

Fernfachhochschule Schweizwww.ffhs.ch�Bachelor of Science in informatik�Bachelor of Science inWirtschaftsinformatik

�cAS-lehrgänge

Fachhochschule Nordwestschweizwww.fhnw.ch�Master in informatik�Bachelor in informatik�Bachelor in Wirtschaftsinformatik�Bachelor in Business informationtechnology

�Master of Science Business informationSystems

�cAS-lehrgänge

Fachhochschule St.Gallen – Hochschule fürAngewandte Wissenschaftenwww.fhsg.ch�Master of Science in Business Administrationmit Vertiefung Wirtschaftsinformatik

�Master of Advanced Studies in BusinessProcess engineering

�Bachelor of Science in Business Administra-tion mit Vertiefung Wirtschaftsinformatik

�cAS-lehrgänge

Ausgewählte studieNANgebote

Hochschule für Technik und ArchitekturFreiburgwww.hta-fr.ch�Master of Science in engineering�Bachelor in informatik undtelekommunikation

�Diverse lehrgänge

Hochschule Luzernwww.hslu.ch�Bachelor in informatik�Bachelor in Wirtschaftsinformatik�Master in Wirtschaftsinformatik�Master of Science in engineeringmit Vertiefung ict

Hochschule für Wirtschaft Zürichwww.fh-hwz.ch�Bachelor in Wirtschaftsinformatik

Hochschule für Technik und Wirtschaft Churwww.htwchur.ch�Bachelor in information Science�Bachelor in Multimedia Production�Bachelor in Systemtechnik�Master in Business Administr. mit Vertiefunginformation and Data Management

�Master in engineering�cAS-lehrgänge

Hochschule für Technik Rapperswilwww.hsr.ch�Master of Science in engineeringmit Vertiefung ict

�Bachelor in informatik�Bachelor in elektrotechnik�cAS-lehrgänge

Universität Bernwww.unibe.ch�Master in informatik�Bachelor in informatik�Bachelor in Wirtschaftsinformatik�lehrerausbildung in informatik

Universität Freiburgwww.unifr.ch�Master of Science in informatik�Bachelor of Science in informatik�Master of Arts in Wirtschaftsinformatik�Bachelor of Arts in Wirtschaftsinformatik

Universität St.Gallenwww.unisg.ch�Master of Arts in Business innovation�Promotion in Wirtschaftsinformatik�cAS-lehrgänge

Universität Zürichwww.uzh.ch�Master of Science in informatik�Bachelor of Science in informatik�Promotion in informatik

Zürcher Hochschule für AngewandteWissenschaftenwww.zhaw.ch�Bachelor in informatik�Master in Wirtschaftsinformatik�cAS-lehrgänge

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44 | Digitale Transformation handelszeitung | Nr. 14 | 2. April 2015 | 45

Volker richert

A llein die jüngstenBerufungen an denbeiden eidgenössi-schen technischenHochschulen, alsoder ETH und EPFL,im Bereich Informa-

tik zeigen, wie sehr Schweizer Hochschu-len den permanenten ICT-Wandel adres-sieren. Mit Christos Kozyrakis von derStanford University in Kalifornien ist einSpezialist für Rechnerarchitektur undEnergieeffizienz von IT-Systemen berufenworden, der sich unter anderem in SachenCloud-Computing profiliert hat.

Zudem ist von der Yale UniversityBryan Ford in die Schweiz gekommen, dersich als Systemspezialist auf dem Gebietder Datensicherheit und des Schutzes derPrivatsphäre im Netz einen Namen ge-macht hat. Ausserdem wurde Jörg Stellingzum ordentlichen Professor für rechner-gestützte Systembiologie ernannt, wo manBrücken zwischen der Bioinformatik unddem Bioengineering baut. Und mit Dimit-rios Kyritsis hat die EPFL einen Professorberufen, dessen Fokus die IT für einenachhaltige Produktionsweise ist.

Dabei sind Cloud, Security, Bioinfor-matik oder die Verschmelzung von Busi-ness und IT nur Beispiele für den raschenWandel im Studium der Informatik oderWirtschaftsinformatik, wie die zwei gros-sen Oberbegriffe lauten. Schwerpunkte le-gen die Hochschulen inzwischen auch beiThemen wie Big Data oder Social Mediaund adressieren alle Formen disruptiverTechnologien. Das lässt sich unter ande-

rem an immer neuen Studiengängen able-sen. So hat erst kürzlich die Fernfachhoch-schule Schweiz (FFHS) den Bachelor-Studiengang in Wirtschaftsinformatik mitdem Schwerpunkt «Digital ConnectedSociety» gestartet, der das ganze Themen-umfeld von Web-2.0-Anwendungen ad-ressiert. Oder die Hochschule für Technikin Rapperswil (HSR) verbindet in der Stu-dienrichtung «Application Design – CloudSolutions» Informatik, Design und Psycho-logie zum sogenannten «Human ComputerInteraction Design». Hinzugekommen sindaber auch universitäre Weiterbildungs-angebote, die zum Beispiel an der Hoch-schule für Wirtschaft Zürich (HWZ) er-lauben, in den Certificates of AdvancedStudies (CAS) «Disruptive Technologies»als eigenes Fach zu studieren. Hier werdendann Big Data, Swarm-Intelligence oderWearable Computer thematisiert.

Professoren müssen mithaltenSchon die wenigen Hinweise zeigen vor

allem, wie sehr in Forschung und Lehre dieviel beschworene Transformation der ICTin den Schweizer Hochschulen angekom-men ist. An der Universität St. Gallen hatman sich gar von der Bezeichnung desStudiengangs als Informatik verabschiedet.Der Masterstudiengang heisst BusinessInnovation und deckt alle Ausbildungs-inhalte in Wirtschaftsinformatik, Techno-logie- und Innovationsmanagement,Entrepreneurship sowie Medien- undKommunikationsmanagement ab, wie Pro-fessor Walter Brenner vom Institute ofInformation Management erklärt. Inhalt-lich werden hier aktuelle Fragen etwa zuSocial Media, Cloud oder Datenschutz in

den unterschiedlichen Lehrveranstaltun-gen integriert. «Durch die Praxisnähe vielerLehrender ist es gelungen, die Inhalteentsprechend der Entwicklung des ICT-Marktes und den Anforderungen der Praxisweiterzuentwickeln.»

Allerdings gesteht Brenner auch, dassdie Professoren sehr gefordert seien, weildie Inhalte ständig auf dem Prüfstandstünden und weiterentwi-ckelt werden müssten: «Ichselber habe seit der Einfüh-rung des PC in den 1980er-Jahren keine so spannende,aber auch ausbildungsinten-sive Zeit erlebt. In einigenmeiner Lehrveranstaltungenmuss ich bis zu 30 Prozentdes Materials von einem Jahr zum nächs-ten austauschen», erklärt Brenner die Aus-wirkungen der ICT-Transformation auf denHochschulbetrieb.

Hinzu komme, so Brenner weiter, dasssich auch bei den Lehrformaten in denletzten Jahren viel getan habe. So koope-riere die Uni St. Gallen beispielsweise inder praxisorientierten LehrveranstaltungDesign-Thinking mit der Stanford Univer-sity in Palo Alto. Hier würden Studierendein Zusammenarbeit mit führenden Unter-nehmen unter anderem Prototypen fürdigitale Produkte oder Services bauen.Dazugekommen sind zudem neue Lehr-veranstaltungen in Entrepreneurship, umden Gründergeist der Studierenden zufördern. «Es ist unglaublich, wie schnelldie Digitalisierung fast in allen Bereichenunserer Uni angekommen ist, und ichstaune, wie lernfähig unsere Institutionist», resümiert Brenner.

Die Aufgeschlossenheit gegenüberneuen Entwicklungen ist es denn auch, dieAndreas Meier, Professor am Department ofInformatics der Universität Fribourg, vonseinen Studenten erwartet. Meier streichtebenfalls die kurze Halbwertszeit der Infor-matik heraus, die eine ständige Anpassungder Lehr- und Lerninhalte erfordere. So be-treibe man zum Beispiel seit Jahren ein La-

bor für Big Data und themati-siere die Nutzung von NoSQL-Datenbanken auf Bachelor-wie auf Masterebene. Diesführe dazu, dass die Studie-renden das Potenzial neuerTechnologien «möglichst früheinschätzen» können, wieMeier sagt. Denn Fribourg

wolle gerade solche Studierenden anziehen,«die am Technologiewandel und an dendamit verbundenen gesellschaftlichen Ver-änderungen interessiert sind» und deshalbein Studium in Informatik oder Wirtschafts-informatik anstreben. In Fribourg könntensie neben den künstlichen IT-Sprachen wieJava ausserdem auch die Sprachen Deutsch,Französisch und Englisch pflegen undein bi- oder trilinguales Diplom anstreben,streicht Meier den Standortfaktor heraus.

Interesse am TechnologiewandelUnd natürlich wird auch in der Stadt an

der Saane das fächerübergreifende Studiumgepflegt. Sein Departement verstehe sich als«interfakultäres Forschungszentrum», sagtMeier. Entsprechend würden die Bachelor-und Master-Studiengänge von Studierendender mathematisch-naturwissenschaftlichenwie der wirtschafts- und sozialwissenschaft-lichen Fakultäten genutzt. Als derzeit neue

Schwerpunkte verweist er auf ComputerScience for the Humanities sowie BusinessAnalytics and Big Data, die Einzug ins Stu-dium gehalten haben. Doch schon bisherhabe man je nach Ausrichtung die ganzeBandbreite von eBusiness und eCommerceüber Web-Analyse und Monitoring bis hinzum Supply Chain Management angeboten.In der Informatik selbst würden in den vierBereichen Distributed Systems, AdvancedSoftware Engineering, Advanced Informa-

Hochschulen 2.0Ausbildung Um im rasanten Wandel der informations- und kommunikationstechnologie zu bestehen,befinden sich die Schweizer hochschulen selbst in einem ständigen transformationsprozess.

«Anwendungsteht imVordergrund»

Bei der Hochschule Luzern adressiertman den rasanten Wandel der Kommu-nikationstechnologien, indem man dasKnow-how bündelt. Für René Hüsler,Direktor des Departements Informatik,ist das einer der Gründe, warum ab 2016Informatik und Wirtschaftsinformatik inRotkreuz unter einem Dach zusammen-geführt werden.

Wie hat sich Ihr Studiengang Informatikin den letzten Jahren gewandelt?René Hüsler: Unser Angebot umfasst mo-mentan die beiden Bachelor-StudiengängeInformatik und Wirtschaftsinformatik,den Master-Studiengang in Wirtschafts-informatik sowie den Master of Sciencein Engineering mit der Vertiefung in In-formation and Communication Techno-logies. Aber das Fachgebiet Informatikverändert sich konstant und dringtimmer stärker in alle Disziplinen vor.Unsere Studierenden erhalten eine solideGrundausbildung in Informatik undkönnen praktische Erfahrungen mit denneusten Technologien sammeln.

Auf was legen Sie besonderen Wert?Die Interdisziplinarität spielt in der Infor-matik eine wichtige Rolle. Zudem stehtspeziell bei den Fachhochschulen die An-wendungsorientierung im Vordergrund.Diesen Aspekten tragen wir vom erstenSemester an Rechnung. Die Studierendenpraktizieren fächerübergreifendes Arbei-ten in konkreten Projekten.

Welches Profil haben die meisten IhrerStudenten?Die Mehrheit unserer Studierenden hateine einschlägige Berufslehre mit Berufs-maturität, dies wird auch in Zukunftso bleiben. Die Anzahl der gymnasialenMaturandinnen mit Berufspraktikumwird jedoch ansteigen. Zur Bekämpfungdes Fachkräftemangels muss derenPotenzial auch besser genutzt werden.

Welche Auswirkungen hat der Anspruchdes lebenslangen Lernens auf IhreStudiengänge?Damit die Informatiker mit den Ent-wicklungen in ihrem Fachgebiet Schritthalten können, müssen sie tatsächlich einBerufsleben lang lernen. Unser Weiter-bildungsangebot hat zum Ziel, die Leuteaus der Praxis fachlich und persönlichvoranzubringen.

interVieW: Volker richert

René HüslerDirektorDepartementinformatik,hochschuleluzern

Schmiede der digitalenEliteWeiterbildung Der Fachverband Simsa engagiert sich für lehrgänge ausserhalb der hochschulen.

Volker richert

Beim Schweizer Branchenverband derInternet-Industrie wird der rasante Wan-del der ICT spürbar. Neben dem Einsatzfür gute Rahmenbedingungen in Wirt-schaft und Politik steht bei der SwissInternet Industry Association (Simsa) dasEngagement für die Ausbildung ganzoben auf der Agenda. Deren Vizepräsi-dent, Claudio Dionisio, erklärt, wie dieBildungslandschaft ausserhalb der Hoch-schulen die ICT-Transformation prägt.Wie noch nie zuvor stehen laut DionisioUnternehmen aller Branchen heute vorder Herausforderung, sich strategischund operationell an die neue digitaleRealität anzupassen. Das führe zu einemgrossen Bedarf an Experten undSpezialisten an den Schnittstellen Strate-

gie, Technologie, Business und Organi-sation.

Hier positioniere sich die Simsa mitihrem Engagement für die Digital-Aus-bildung. Nicht nur am neuen Berufsbildzur Grundausbildung des Mediamatikershabe man mitgearbeitet, sondern auchdie vom Staatssekretariat für Bildung, For-schung und Innovation (SBFI) eingesetzteOrganisation der Arbeitswelt für deneidgenössischen Diplom-Lehrgang WebProject Manager (WPM) verantwortet, soDionisio weiter. Den technischen Wandelliest er unter anderem an den schnellerenAnpassungen der Lerninhalte ab und anden laufenden und sich ändernden An-forderungsprofilen. So sei es heutzutageeine mehr oder weniger normale Aufgabe,ein mit einem CRM (Customer Relation-ship Management) kombiniertes digitales

Werbe-Tool in einem Cloud-Umfeld ein-zuführen. Dies erfordere betriebswirt-schaftliches Know-how, vertieftes techni-sches und prozessuales Detailwissen oderauch gute Kenntnisse der internationalenrechtlichen Anforderungen. Diese an-spruchsvolle Kombination verschiedenerKompetenzen werde in der WPM-Ausbil-dung in sieben Modulen sehr praxisnahvermittelt, sagt Dionisio.

Aktuelle Entwicklungen aufnehmenMan käme nicht mehr darum herum,

in den Lehrgängen stets die jüngsten Ent-wicklungen zu vermitteln und zu disku-tieren. Dabei stünden neue und disruptiveTechnologie, innovative Business-Mo-delle und verändertes Kundenverhaltenim Fokus. Diese Aspekte nehme manjeweils sehr früh auf, um sie auf ihre

Zukunftsfähigkeit, ihre praktische Taug-lichkeit, aber auch auf ihre Risiken ab-klopfen zu können, wie Dionisio ausführt.

Dabei setze man auf praxisnahe undzukunftstaugliche Vermittlung von web-und mobiletechnischen Fähigkeiten, sagtDionisio, und engagiere entsprechendeDozenten aus erfolgreichen Digitalagen-turen und E-Business-Experten, die sichoft als Gründer und Pioniere einen Na-men gemacht haben. Sie demonstrierenden Studierenden neben den fundamen-talen Grundlagen in Workshops auch dasHow-to, wie Dionisio erklärt: «Nur Prakti-ker mit einer breiten Erfahrung könnendas glaubwürdig vermitteln.» Dies seifür die Kursteilnehmer zentral. Denn siewollen zur digitalen Elite gehören und indiesem Bereich auch Karriere machen,wie man bei der Simsa weiss.

Compact Disc (CD): Die scheibenförmigen Speicherträger wurden 1982 auf den Markt gebracht.

PeterFrom

men

wiler

tion Processing und Logik die Grundlagenfür den ICT-Wandel vermittelt. In Studien-themen wie Bio-inspired and ParallelArchitectures, Sensor Networks and Securi-ty oder Automatic Speech Services spieglesich die ganze Bandbreite der aktuellenICT-Transformation.

Praxisbezug ist wichtigDie Interdisziplinarität betont man

aber auch bei den anderen Schweizer

Hochschulen. René Hüsler, Direktor desDepartements Informatik an der Hoch-schule Luzern (siehe Interview rechts),nennt sie als wichtigen Grund dafür, dassman auf einem neuen Campus in Rot-kreuz die Studiengänge bündle. Manhabe auch organisatorisch den «perma-nenten Wandel» in die Ausbildung aufzu-nehmen, ist er überzeugt. Hinzu komme,so Hüsler weiter, dass «die Anwendungs-oder Praxisorientiertheit ein Schlüssel-

element der gesamten HochschuleLuzern» darstellt. Daher seien «jetzt undauch in Zukunft», wie er betont, Dozie-rende mit langjähriger Praxiserfahrungunerlässlich.

Und genau dieser Praxisbezug gibtgerade den vielen Fachhochschulen imLande ihren je eigenen Charakter. Gutablesen lässt sich das beispielsweise aneiner Besonderheit der FachhochschuleNordwestschweiz (FHNW). Dort trumpft

man mit der Flexibilität des Studienange-bots. Denn die Studiengänge werden anverschiedenen Standorten und sowohlim Vollzeit- als auch im immer beliebte-ren berufsbegleitenden Modus angebo-ten. Offensichtlich ist es gerade die Kom-bination von Praxisorientierung und derbreiten Palette in Forschung und Lehre,welche es den Schweizer Hochschulenerlaubt, die ICT-Transformation so nahzu begleiten.

Studentensollen die

Bedeutung vonTechnologienerkennen.

Berner Fachhochschulewww.bfh.ch�Bachelor of Science in informatik�Bachelor of Science in Medizininformatik�Master of Science in engineering mitVertiefung ict

�Bachelor of Science inWirtschaftsinformatik

�cAS-lehrgänge (certificate of AdvancedStudies)

ETH Zürich, Departement Informatikwww.inf.ethz.ch�Master in informatik�Bachelor in informatik�Promotion in informatik�lehrerausbildung in informatik�cAS-lehrgänge

Fernfachhochschule Schweizwww.ffhs.ch�Bachelor of Science in informatik�Bachelor of Science inWirtschaftsinformatik

�cAS-lehrgänge

Fachhochschule Nordwestschweizwww.fhnw.ch�Master in informatik�Bachelor in informatik�Bachelor in Wirtschaftsinformatik�Bachelor in Business informationtechnology

�Master of Science Business informationSystems

�cAS-lehrgänge

Fachhochschule St.Gallen – Hochschule fürAngewandte Wissenschaftenwww.fhsg.ch�Master of Science in Business Administrationmit Vertiefung Wirtschaftsinformatik

�Master of Advanced Studies in BusinessProcess engineering

�Bachelor of Science in Business Administra-tion mit Vertiefung Wirtschaftsinformatik

�cAS-lehrgänge

Ausgewählte studieNANgebote

Hochschule für Technik und ArchitekturFreiburgwww.hta-fr.ch�Master of Science in engineering�Bachelor in informatik undtelekommunikation

�Diverse lehrgänge

Hochschule Luzernwww.hslu.ch�Bachelor in informatik�Bachelor in Wirtschaftsinformatik�Master in Wirtschaftsinformatik�Master of Science in engineeringmit Vertiefung ict

Hochschule für Wirtschaft Zürichwww.fh-hwz.ch�Bachelor in Wirtschaftsinformatik

Hochschule für Technik und Wirtschaft Churwww.htwchur.ch�Bachelor in information Science�Bachelor in Multimedia Production�Bachelor in Systemtechnik�Master in Business Administr. mit Vertiefunginformation and Data Management

�Master in engineering�cAS-lehrgänge

Hochschule für Technik Rapperswilwww.hsr.ch�Master of Science in engineeringmit Vertiefung ict

�Bachelor in informatik�Bachelor in elektrotechnik�cAS-lehrgänge

Universität Bernwww.unibe.ch�Master in informatik�Bachelor in informatik�Bachelor in Wirtschaftsinformatik�lehrerausbildung in informatik

Universität Freiburgwww.unifr.ch�Master of Science in informatik�Bachelor of Science in informatik�Master of Arts in Wirtschaftsinformatik�Bachelor of Arts in Wirtschaftsinformatik

Universität St.Gallenwww.unisg.ch�Master of Arts in Business innovation�Promotion in Wirtschaftsinformatik�cAS-lehrgänge

Universität Zürichwww.uzh.ch�Master of Science in informatik�Bachelor of Science in informatik�Promotion in informatik

Zürcher Hochschule für AngewandteWissenschaftenwww.zhaw.ch�Bachelor in informatik�Master in Wirtschaftsinformatik�cAS-lehrgänge

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Digitale Transformation | 47handelszeitung | Nr. 14 | 2. April 2015

«Scheitern isteinNormalfall»

Andreas Göldi Der Internetpionier erklärt, weshalb er immer wieder neue Firmen gründenmuss, warum das in den USA einfacher ist und wieso es die Apple Watch schwer haben wird.

IntervIeW: JorgoS BroUzoS

Was reizt Sie am Gründen neuer Firmen?Andreas Göldi: Es ist unterhaltsam. Ichhabe mich auch schon in Grosskonzernenversucht, das war nichts für mich. Es ist zuruhig und zu politisch. Startups sind faszi-nierend. Ich bin gerne dabei, wenn neueBranchen entstehen. Meine erste Firmahat sich mit dem Web auseinandergesetzt,später waren es Social Media und Blogs.Heute geht es um Online-Videos. Das istein Markt, der erst gerade richtig entsteht.

Die Video-Plattform YouTube ist etabliert.Wieso öffnet sich dort jetzt ein Fenster?Die Plattform ist nicht neu, aber die Nut-zung für geschäftliche Zwecke ändert sichgerade – besonders fürs Marketing. Bis vorkurzem dachte jeder, YouTube sei nur fürKatzenvideos da. Heute gibt es YouTube-Stars mit einem Millionenpublikum. Daserkennen auch grosse Brands.

Und welche Rolle übernimmt Ihre Firma?Wir betreuen beispielsweise ein Projektfür den Kosmetikkonzern L’Oréal. Die Fir-ma arbeitet mit Schönheits-Bloggerinnenzusammen und sponsert diese. Spannen-derweise dürfen die Video-Bloggerinnenauch Konkurrenzprodukte verwenden.Das ist nötig, um für das Publikum glaub-würdig zu sein. Auch auf Facebook wirdVideo zum Thema. Obwohl die Plattfor-men schon ein paar Jahre alt sind, ändertsich der Umgang mit ihnen radikal.

Sie sind auch bekannt für Ihre Blogs. Istdie Zeit der Blogs vorbei?Vielleicht. Für mich ist die Blog-Phase vor-bei. Die Szene ist vielfältiger geworden.Mit Twitter erreicht man heute ein be-stimmtes Zielpublikum schneller. Auchauf Facebook und Google+ gibt es ein Pu-blikum für kurze Texte. Das traditionelleBloggen verliert an Bedeutung. Die Szeneverändert sich jeden Tag. Es gibt auchneue populäre Plattformen wie Medium.

Sie waren einer der Initianten der Online-Plattform Blogwerk. Diese schliesst. HatSie das Ende von Blogwerk überrascht?Ja, das hat es. Die Blogs von Blogwerk wa-ren Medienkanäle mit mehreren Autoren,die professionell von einem Chefredaktorbetreut wurden. Diese Form von Journa-lismus hat eine Berechtigung. Geschlos-sen wurde der Agenturteil, der Firmendabei hilft, Soziale Medien zu nutzen.Dort lag das Problem eher daran, dass der

Konzern, der Blogwerk vor kurzem ge-kauft hat, Mühe hatte, diese Firma zu inte-grieren. Es ist nicht unüblich, dass sichtraditionelle Firmen schwer damit tun,wenn sie sich Startups einverleiben.

Damit tun sich viele schwer, wie auch mitdem digitalen Wandel. Was bedeutet derBegriff für Sie?Erst wurden die neuen Technologien ver-wendet, um Prozesse effizienter zu ma-chen. Dann sorgten digitale Technologiendafür, dass sich Geschäftsprozesse funda-mental ändern. Und es entstehen neueGeschäftsmodelle – nicht nur durch Start-ups, sondern auch bei etablierten Firmen.Die Entwicklung wird radikaler.

Wo spüren Sie den Wandel?Unsere Firma hat rund 60 Angestellte. ImFirmenbesitz haben wir einen oder zweiComputer. Die Laptops gehören den An-gestellten. Die Firma subventioniert sie.Alles andere ist gemietet oder virtuell.Cloud Computing und neue Arbeitsme-thoden machen das möglich. Eine Firmamit 60 Mitarbeitenden hätte früher Millio-nen für die Infrastruktur ausgegeben, heu-te bezahlt sie eine kleine Gebühr.

Wie spürt man diese Radikalität?Am deutlichsten sieht man das bei Star-tups. Amazon ist schon etabliert, hat aberdas Einkaufsverhalten revolutioniert. DerTaxi-Dienst Uber verändert das Trans-portwesen, Airbnb das Reiseverhaltenund Spotify den Musikkonsum. Das zeigt,dass das Internet komplett andere Ansätzeerlaubt.

Die Firmen kommen mehrheitlich aus denUSA. Kennen Sie Firmen aus der Schweizmit demselben Potenzial?Ich bin nicht mehr so nahe an der Schweiz.Im deutschsprachigen Raum besteht eherdie Tendenz, erfolgreiche Modelle aus denUSA zu kopieren. Aber immerhin kommtSpotify aus Schweden. Aus der Schweizkommen solche Firmen aber eher nicht.

Weshalb?Der Heimmarkt in der Schweiz ist zu klein.Eine Firma hat in den USA mehr als 300Millionen potenzielle Konsumenten.Auch wenn nur ein paar Prozent das Pro-dukt gut finden, sind es schon ein paarMillionen. In der Schweiz wären es nureinige Zehntausend.

Gibt es andere Unterschiede?Aus der Schweiz kommen oft fundamen-tale Technologien, also die Bausteine vonbahnbrechenden Produkten. Web-Firmenbasieren oft auf Technologien, die aus Eu-ropa kommen. Die Kommerzialisierunggeschieht dann in den USA.

Wie sieht es bei etablierten Unternehmenaus, die sich dem digitalen Wandel stellen?Es gibt zwei Wege dafür. Ein Unternehmenkann in der bestehenden Organisationversuchen, die Geschäftsprozesse umzu-krempeln. Ein Beispiel ist der Telekom-anbieter T-Mobile. Sein Marktanteil in denUSA war klein. Die Firma hat auf digitaleKanäle gesetzt und wächst nun stark.

Wie funktioniert der zweite Ansatz?Etablierte Firmen versuchen, ein Startupaufzubauen. Die Jungfirma läuft dann alsSeitenwagen zum etablierten Geschäft.

Das sieht man auch in der Schweiz.Es ist ein valider Weg. Der Werbevermark-ter PubliGroupe hat das Portal local.ch aufdie Beine gestellt. Beim Verkauf der Firmahat sich gezeigt, dass es das wertvollsteElement des Konzerns war. Local.ch hatsich gut entwickelt, der Konzern hat nichtüberlebt.

Müssen sich Firmen selber disruptieren?Es kann passieren, dass das bestehendeGeschäftsmodell bedroht wird. Dafürbraucht es eine gewisse Toleranz. Ein an-deres Risiko ist, dass solche Einheiten zuschnell wieder eingefangen werden. DieGeschäftsleitung muss die neue Firma ge-nügend lange an der langen Leine lassen- auch wenn es sich negativ auf die Zahlendes Konzerns auswirken könnte.

Wie unterscheiden sich die Schweiz unddie USA bei der Digitalisierung?In den USA geht es sehr schnell. Ein Bei-spiel ist etwa die Fernseh-Plattform Hulu,die von mehreren Stationen betriebenwird. Die Sender taten sich zusammen,weil sie so eine Chance haben. In Europageht man das konservativer an.

Das gilt auch für den Umgang mit Sozia-len Medien. Wie relevant sind sie?Jedes Unternehmen sollte alle Kanäle ab-decken. Die jüngere Generation will beijeder Transaktion digital interagieren, unddies insbesondere über mobile Geräte.Der Austausch mit dem Anbieter mussüber jeden Kanal möglich sein.

Sind Soziale Medien nur im Kontakt mitEndkunden relevant oder auch im Ge-schäftskundenbereich wichtig?Im Geschäftskundenbereich sind sie nochwichtiger. Denn dort geht es nicht nur umBequemlichkeit, sondern um Effizienz.

Was bedeutet das für die Mitarbeitenden?Firmen verlangen von ihren Mitarbeiten-den, dass sie sich mit dem Wandel be-schäftigen und dass sie sich privat mit denTechnologien auseinandersetzen.

Welche Auswirkungen hat das?Mitarbeiter sollen eine stärkere Rolle imInnovationsprozess übernehmen. Sie sol-len aktiv auf die eigene Arbeitswelt Ein-fluss nehmen. Welche Werkzeuge sindsinnvoll? Was können wir ausprobieren?

Welche Rolle übernehmen dabei firmen-interne Innovationsplattformen?Die Plattformen bringen etwas, wenn sieernst genommen werden. Das Problem ist

nicht, die Ideen zu finden, sondern sie um-zusetzen. Die Plattformen müssen überdie Fortschritte informieren und die Mitar-beiter daran teilhaben lassen. Das mussvom Management getrieben werden. DieProzesse müssen scheitern dürfen. Dafürbraucht es die richtige Mentalität.

In der Schweiz tut man sich schwer mitdem Scheitern.Scheitern ist ein Normalfall. Nur eines vonzehn Startups ist ein grosser Erfolg. DiesenAnsatz braucht es auch innerhalb einerFirma. Nur einer von zehn Innovationsan-sätzen kann erfolgreich sein.

Wie leben Sie das bei Pixability?Unsere Firma entwickelt sich gut. Wir sindaber schon beim dritten oder vierten Ge-schäftsmodell. Das ist für unsere Investo-ren kein Problem. Sie verstehen, dass wireinen Markt finden müssen. In derSchweiz tut man sich schwerer, Investorenwollen Sicherheit. Die gibt es halt oft nicht.

Welche Rolle spielen Endgeräte?Mobile Geräte werden wichtiger, vielleichtauch schneller und schöner – aber sie wer-den sich nicht mehr radikal ändern. Dieinteressanten Dinge passieren anderswo.

Wo erwarten Sie Veränderungen?Wearables sind interessant. Ich bin aberskeptisch, ob die Apple Watch erfolgreichwird. Neue Ansätze sind spannender. Ichprobiere Amazon Echo aus. Der Lautspre-cher reagiert auf Sprachbefehle und fügtsich nahtlos ins Leben ein. Zudem nimmtVirtual Reality langsam Fahrt auf.

Sie sehen für Ihre Firma noch keinGeschäftsmodell bei der Apple Watch?Technologien wie Wearables und VirtualReality werden von Firmen wie Google,Apple, Facebook, Samsung und Amazongeprägt. Diese neuen Ökosysteme bleibennicht lange offen und werden rasch ver-einnahmt. Aber vielleicht ist es etwas fürmein nächstes Startup.

Wo wollen Sie denn mit Pixability hin?Wir haben unsere Grösse im letzten Jahrmehr als verdoppelt. Das wollen wirdieses Jahr wiederholen. Wir nehmenderzeit Kapital auf, um noch stärker aufsGas treten zu können. Wir haben schonviele europäische Kunden und nunwollen wir nach Asien expandieren. Undvielleicht kommt ja der Europa-Sitz in dieSchweiz.

«Nur einer von zehnInnovationsansätzenin einer Firma kannerfolgreich sein.»

Zip-Laufwerk: In den 1990er-Jahren waren die Speicher mit rund 100 Megabyte grossen Disks verbreitet.

PeterFrom

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Der InnovatorName: Andreas göldiFunktion: technologiechef PixabilityAlter: 44Wohnort: Boston, USAFamilie: verheiratet, zwei Kinder

Das Unternehmen göldi zählt zuden einflussreichsten Internetpionie-ren der Schweiz. er ist Mitbegründerder Web-Agentur namics und desBlog-verbunds Blogwerk. Seit meh-reren Jahren lebt er in den USA undhat dort zwei Firmen mit aufgebaut.Pixability ist im Bereich Big Data undvideo tätig. In das Unternehmen ha-ben venture-Capital-Firmen und eingrosser Druckkonzern investiert.

Page 12: HZ Special «Digitale Transformation»

48 | Digitale Transformation handelszeitung | Nr. 14 | 2. April 2015

Schweizer liegen vorneStudie Hiesige Firmen sindweltweit an erster Stelle beigeplanten Investitionen inDigitalisierung.

MarkuS THoMaS ScHweIzer unDcHrISTIan Soguel

Der Schweizer Wirtschafts­standort zeigt sich gut einge­stellt auf die Digitalisierung.Hiesige Unternehmen, abrund 10 Millionen Franken

Umsatz, werden in diesem Jahr im Durch­schnitt voraussichtlich insgesamt 47 Mil­lionen Franken in die Digitalisierung ihresGeschäfts investieren – es könnte sogarnoch mehr sein. Denn fast 40 Prozent derUnternehmen geben an, mehr investierenzu wollen; jedoch verhindern das vorallem – in abnehmender Reihenfolge – diefehlenden finanziellen Möglichkeiten,mangelndes Know­how und Personaleng­pässe.

Das sind die Ergebnisse einer aktuellenUmfrage unter 1025 Unternehmen inzwölf Ländern. Die zum ersten Mal erho­bene Studie basiert auf der Befragung vonUnternehmen der Länder Schweiz, USA,Deutschland, Grossbritannien, Frank­reich, Italien, China, Spanien, Niederlande,Indien, Südkorea und Schweden.

Geschäftsmodelle unter DruckDie befragten Branchen umfassen

Dienstleistung, Konsumgüter, Maschi­nenbau und Anlagenbau, Handel, Trans­port und Logistik, IT und Elektronik,Banken und Versicherungen, Gesund­heit, Telekommunikation und Mediensowie die Automobilbranche. Die telefo­nische Befragung wurde im Dezember2014 und Januar 2015 durch das unab­hängige Marktforschungsinstitut Valid

Research in Bielefeld in Deutschlanddurchgeführt.

Weltweit, auch in der Schweiz, musstemehr als jedes zweite Unternehmen inden vergangenen fünf Jahren deutlicheÄnderungen am eigenenGeschäftsmodell vorneh­men. Die Schweiz wurdedabei besonders gefordert:Sie liegt hinter Italien undIndien an dritter Stelle derLänder, in denen der mas­sivste Wandel stattfand –noch vor den USA, Gross­britannien und Deutschland. Der Zwangfür Unternehmen, sich zunehmend neuzu erfinden, wird weiterhin gelten, undzwar in allen Ländern: Fast zwei Drittelder Befragten weltweit erwarten, dasssich das Geschäftsmodell des Unterneh­mens in den kommenden fünf Jahrenverändern wird.

Auch hier liegt die Schweiz mit 70 Pro­zent Zustimmung weit vorne, gleich anzweiter Stelle hinter Indien, wo es 76 Pro­zent Zustimmung sind. Haupttreiber fürdiese zukünftigen Veränderungen werden

nach Einschätzung der welt­weit Befragten mit deut­lichem Abstand (39 Prozent)neue Technologien sein.Neue Wettbewerber (21 Pro­zent) und verändertes Kauf­verhalten der Kunden (19Prozent) werden als wenigerbedeutend für die nächsten

fünf Jahre eingeschätzt. Die Studie zeigtein diesem Zusammenhang, dass wachs­tumsstarke Unternehmen im Vergleich zuweniger dynamischen überdurchschnitt­lich häufig damit rechnen, ihr Geschäfts­modell anpassen zu müssen.

Bemerkenswert ist des Weiteren, dassSchweizer Unternehmen vergangenheits­

bezogen die Bedeutung neuer Techno­logien für die Veränderung des Geschäfts­modells sehr gering veranschlagen. Nur21 Prozent in der Schweiz versus 29 Pro­zent im weltweiten Durchschnitt benen­nen die neuen Technologien als Treiberfür Veränderungen des Geschäftsmodellsin den letzten fünf Jahren.

Integraler Teil des GeschäftsmodellsDiese Einschätzung der Vergangenheit

durch Schweizer Unternehmen steht nurim scheinbaren Widerspruch zur weltweitführenden Investitionsbereitschaft inpuncto zukünftiger Digitalisierung, dennsie zeigt deutlich einen Nachholbedarfauf. Positiv ist, dass die Unternehmen dieZeichen der Zeit verstanden haben, wieauch die hohe Zustimmung in derSchweiz, dass sich das Geschäftsmodellder Unternehmen in den kommendenfünf Jahren verändern wird, unterstreicht.

Die Digitalisierung der Wirtschaft stehtnicht erst bevor – sie ist bereits in vollemGange: Bereits bei fast jedem dritten Un­ternehmen weltweit spielen digitale Tech­nologien eine sehr grosse Rolle für daseigene Geschäftsmodell, bei weiteren 40Prozent eine mittelgrosse. Dabei gehörtdie Schweiz im weltweiten Vergleich inSachen Digitalisierung zur Spitze. Vonden befragten Schweizer Unternehmengeben 41 Prozent an, digitale Techno­logien spielten für sie bereits eine sehrgrosse Rolle – vor Indien, China undDeutschland.

Und auch in puncto Optimismusgegenüber der Digitalisierung liegenSchweizer Unternehmen ganz vorne: 79Prozent der Befragten bewerten die Digi­talisierung der Wirtschaft als Chance fürdas eigene Geschäft – nur 3 Prozent sehensie in erster Linie als Bedrohung. Damitsind die Schweizer Unternehmen deut­lich zuversichtlicher als ihre ausländi­schen Wettbewerber: Weltweit betrach­ten nur 64 Prozent die Digitalisierung alsChance, 4 Prozent als Bedrohung.

Der gegenwärtige Optimismus istgrundsätzlich zu begrüssen. Es wäre nun­mehr wichtig, dass sich das Thema Digi­talisierung vom Hype weg und hin zueiner umsetzbaren Strategie entwickelt. Eswerden viele Projekte angestossen, dochvielfach passiert das eher unabgestimmtbeziehungsweise unkoordiniert. Helfenwürden Leitlinien, die eine Richtung vor­geben und konkrete Schritte priorisieren,damit Digitalisierung als wichtiger Be­standteil des künftigen Wirtschaftswachs­tums immer mitgedacht wird. Digita­lisierung wird zunehmend integralerBestandteil einer Unternehmensstrategie.

Markus Thomas Schweizer, Managing Partneradvisory, eY Deutschland, Schweiz und Österreich;christian Soguel, leiter asset Management,eY Schweiz, zürich.

USB-Stick: Der praktische kleine Speicher mit verschiedensten Datengrössen ist ein beliebtes Werbegeschenk.

PeterFrom

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Für 41 Prozentder SchweizerFirmen spieltDigitalisierung

einegrosseRolle.

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Digitale Transformation | 49handelszeitung | Nr. 14 | 2. April 2015

Peter Kreutter und Fritz Wüthrich

Der Twitter-Eintrag sprichteine deutliche Sprache:«Why 2015 is all about digitaltransformation» postete An-fang Februar 2015 das World

Economic Forum im Nachgang zur dies-jährigen Veranstaltung in Davos. Für vieleUnternehmen und Manager kommt die-ser Weckruf vielleicht fast schon zu spät.Branchen wie die Musikindustrie oder dasVerlagswesen sind schon unter die digi-talen Räder gekommen. Das Bank- undVersicherungswesen oder die klassischeFertigungsindustrie stehen kurz davorbeziehungsweise spüren bereits deutlichdie ersten Auswirkungen dieses weitrei-chenden Transformationsprozesses.

Die persönliche digitale LernkurveDie Bewältigung des digitalen Wandels

fordert Manager und Führungskräfte indoppelter Art und Weise. Er zwingt nichtnur das Unternehmen, sich und seinGeschäftsmodell zu verändern, sondernauch die Führungskräfte, die persönlichenFähigkeiten und impliziten Glaubens-sätze, wie man in der eigenen Branche er-folgreich ist, auf den Prüfstand zu stellen.Um ein Überleben in solchen Umfeldernsicherzustellen und das bestehende Chan-cenpotenzial konsequent zu nutzen, sollteaus Sicht der Autoren besonders auf dreiAspekte geachtet werden.

So trivial sich diese Empfehlung anhö-ren mag, für Führungskräfte ist der syste-matische Aufbau einer persönlichen digi-talen Lernkurve unerlässlich. Einmal einedreitägige Rundreise durch das SiliconValley zu machen oder ab und an einenStartup ins eigene Unternehmen einzula-

den, kann nicht mehr als ein erster Schrittsein. Um die Vielschichtigkeit des Themaszu durchdringen und belastbares eigenesKnow-how aufzubauen, ist mehr erfor-derlich: Die permanente und konsequenteAuseinandersetzung mit diesen Themen.

Die Möglichkeiten hierzu sind viel-fältig und häufig überraschend einfach,wie das Beispiel einer Führungskraft ei-nes mittelständischen Maschinenbauerszeigt. Er hatte 2013 seine 14-jährige Toch-ter überzeugt, für ihn über zwölf Monateals Reverse Mentor zu agieren und ihmzwei bis drei Stunden pro Woche die Weltvon Twitter, Instagram, Youtube undGaming nahezubringen. In ähnlicherWeise lässt sich zum Beispiel auch durchden regelmässigen Austausch mit Tech-nologie-Partnern über deren Best Prac-tices wichtiges persönliches Know-howaufbauen.

Eine offene SichtweiseDer Erfolg entsprechender Lernpro-

zesse, um für sich ein neues mentalesModell aufzubauen, hängt wesentlich vonder eigenen Offenheit und der persönli-chen Neugier ab. Wie hilfreich in diesemZusammenhang für die angesprocheneFührungskraft das Coaching durch dieTochter war, zeigte sich 2014, als imUnternehmen über innovative Möglich-keiten der Grosskunden-Interaktion mitKunden nachgedacht wurde: «Hätte ichselbst nicht bereits erfahren, was heutebei den Digital Natives Standard ist, wäreich der von meinem Team vorgeschlage-nen digitalen Plattform sicherlich extremskeptisch gegenübergestanden. Ich hättesicher die Lösung nicht so begeistert mit-getragen und forciert, wie ich es dann ge-tan habe», so der Manager im Rückblick.Das Kundenfeedback und die Nutzungs-zahlen geben ihm recht.

Wie wichtig zudem das Einnehmeneiner langfristig-ganzheitlichen Perspek-tive ist, zeigt sich am Beispiel der Musik-

industrie. In der Diskussion wird oft diedigitale Revolution auf den Übergang vonSchallplatte über CD zu Tauschbörsenund digitalem Streaming reduziert. Wasdabei übersehen wird, ist die Tatsache,dass digitale Einflüsse viel früher bereitssehr radikal den Prozess der eigentlichenMusikproduktion verändert haben. Sosetzten in den 1970er- und 1980er-JahrenGruppen wie Yello oder Kraftwerk erst-mals die neuen Technologien ein, dieheute bei Musikern als Standard nichtmehr hinterfragt werden. Überträgt maldiese Beobachtung zum Beispiel auf dieFinanzbranche, dürfte klar werden, wel-ches Momentum die Digitalisierung hierbereits hat und wie radikal sich unteranderem das Retailgeschäft in den kom-menden Jahren noch verändern wird.

Kundenstrukturen und NutzungDie Kernfrage jeden unternehmeri-

schen Handels ist: Warum ist welcherKunde bereit, mir heute und morgen fürmeine Produkte und Services einen ange-messenen Preis zu bezahlen?

Im Kontext der Digitalisierung sindinsbesondere die scheinbar bekanntenAntworten auf das «Warum?» und das«Welcher?» fundamental zu hinterfragen.So besteht die grosse Gefahr, die Auf-geschlossenheit reifer Zielgruppen fürdigitale Lösungen systematisch zu unter-schätzen. Man nehme nur das Argumenteines Verlagshauses, dass dessen Leser imSchnitt über 60 Jahre alt sind und mandaher an der Priorität klassischer Formateund Printprodukte festhalte. Die Fragehinsichtlich der Zukunft dieses Hausesdürfte schnell beantwortet sein.

Zusammenfassend kann konstatiertwerden, dass erfolgreiche digitale Trans-formation den Mut zu konsequenten Re-formen an Haupt und Gliedern erfordert.Mit seinem scheinbar widersprüchlichenBegriff der Schöpferischen Zerstörungbrachte der Ökonom Joseph Schumpeterdiese Forderung bereits Anfang desletzten Jahrhunderts auf den Punkt. SeinPlädoyer, dass Unternehmen durch eige-nes Handeln die Wettbewerbsumwelt zuihrem Vorteil gestalten können, setzt einenradikalen Gegenpol zu einem defensiven,reaktiven Wettbewerbsverständnis. Es giltheute mehr denn je, über Innovationenneue Märkte und Lösungsmodelle zuschaffen, anstatt nur den Status quo zuverwalten.

Peter Kreutter, direktor, Stiftung Whu, Vallendar(d), und Fritz Wüthrich, country director, WiproSchweiz, zürich.

Compact-Flash-Karte (ab 1994): Die Speicherkarten kamen unter anderem in der Fotografie zur Anwendung.

PeterFrom

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Ein SpagatManagement digitale transformation ist eine herausforderung für Führungskräfte.

Ein Mentoring bei deneigenen Kindern über dieneuen Technologien kannneue Einblicke bringen.

ZeNtrum für Strategie

Prominentean BordForschung das Wipro center forBusiness resilience wurde 2013an der Whu Otto Beisheim Schoolof Management in Vallendar (d)gegründet. Als thinktank und offenePlattform fokussiert sich das Wiprocenter auf Forschungsfragen zurSicherung des langfristigen unter­nehmenserfolges und des einflussesneuer technologien auf die indus­triestrukturen sowie unternehmens­strategien.

Schweizer im Beirat des centerssind unter anderem Anja Schulzevon der universität zürich undursula Soritsch­renier, informatik­chefin von Sulzer, aktiv.

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50 | Digitale Transformation handelszeitung | Nr. 14 | 2. April 2015

Arbeitsformen Der Einsatz vonmobilen Endgeräten verkürztDurchlaufzeiten, steigert dieEffizienz und öffnet Firmendie Möglichkeit, an neuenGeschäftsformen teilzuhaben.

Ralph M. Bush unDsanDRa höDl

Der Einsatz von Internet undmobilen Endgeräten lässtdie Kommunikationsmög-lichkeiten der Unternehmenstetig wachsen. Die Anzahl

der Teilnehmer an Geschäftsabläufensteigt sukzessive. Die veränderten Rah-menbedingungen wecken neue Chancenund finden grosse Beliebtheit, verlangenaber gleichzeitig eine Anpassung vonGeschäftsmodell, Prozesslandschaft undTechnologien.1. Im unternehmerischen Kontext solltedie Aufnahme von mobilen Prozessen mitder Unternehmensstrategie übereinstim-men. Der Strategieabgleich kann nachKlärung der organisatorischen Veranke-rung und der Ziele, die mit mobilen Ab-läufen in Unternehmen erreicht werdensollen, erfolgen. Ziele sind zum Beispielzeitnahes Einbinden von Vorgesetztenund Aussendienstmitarbeitern in die Frei-gabeprozesse, Verkürzung der Prozess-durchlaufzeiten und Digitalisieren vonpapierbasierten Abläufen.

Die Erfahrung zeigt, dass die Ablei-tung der mobilen Business-Strategie vonder übergeordneten Unternehmensstra-tegie und den Erfolgsfaktoren unverzicht-bar ist.

Optimale Nutzung2.Die optimale Nutzung von mobilen An-wendungen und agilen Kanälen, um mitKunden, Geschäftspartnern und Mitarbei-tern in Kontakt zu treten, erfordert die kon-zeptionelle Neugestaltung der Geschäfts-prozesse. Wichtig ist, die Verantwortlich-keiten und internen Abläufe klar zu defi-nieren oder neu zu schaffen.

Durch strukturiertes und systemati-sches Aufarbeiten der Aktivitäten, Eintei-lung nach Prozesstypen, unter anderemAuftragsarten oder Dienstleistungen, unddas Abgrenzen des mobilen Prozessesvon bestehenden kann eine effizientereArbeitsweise gewährleistet werden.

Strukturdiagramme, ereignisgesteuerteProzessketten- oder Use-Case-Modellie-rungen unterstützen die systematischeEinteilung der Ist-Abläufe. Wesentlichbei der Ausgestaltung ist, physische undredundante Prozesse zugunsten der effi-zienten Ausgestaltung des Soll-Prozesseszu eliminieren.

Denn hinter diesen Arbeitsschrittenstecken häufig administrative Routine-arbeiten und Doppelerfassungen, dieRessourcen binden und den End-to-End-Prozess verlangsamen. Durch dieAutomatisierung der Abläufe kann dieProzessqualität erhöht, können Mitar-

beiter entlastet und Kosteneinsparungengewährleistet werden.3.Nach der konzeptionellen Anpassungder Geschäftsprozesse an die neuenGegebenheiten ist die Auswahl der geeig-neten Hard- und Software zur Implemen-tierung wesentlich. Aus Anwendersichtsollte das System einfach zu bedienensein, das Layout dem Trend der Zeit ent-sprechen. Standardsoftware bietet heuteviele Funktionalitäten und deckt einenGrossteil der Must-have-Benutzeranfor-derungen ab. Auch aus Komplexitäts- undbetriebswirtschaftlicher Sicht sollten Kon-figurationen und Customizing der Nice-to-have-Anforderungen auf ein Minimumreduziert werden.

Sicherheit gewährleisten4. Dem Bedürfnis an ein zufriedenstel-lendes IT-Sicherheits-Konzept ist im

Rahmen der Technologieauswahl Rech-nung zu tragen. Minimalanforderungensind die sichere Ablage von Unterneh-mensdaten, das Ausführen von Transakti-onen im geschützten Umfeld sowie dieRegelung und Durchsetzung organisatori-scher Richtlinien und Guidelines.5.Die richtige Abschätzung des Investi-tionsvolumens trägt zum Projekterfolgund zur nachhaltigen Verankerung imUnternehmen bei. Eine Total-Cost-ofOwnership-(TCO-)Betrachtung enthältdie Anschaffungs- (Lizenz, Beratungs-,Schulungs- und Programmierungsleistun-gen) und laufenden Kosten für Wartung,Instandhaltung und Infrastruktur. Diesesind bei der Berechnung der Investitions-kosten zwingend mit einzukalkulieren.6. Abschliessend beeinflussen angemes-sene Schulungs- und Change-Manage-ment-Aktivitäten die User-Akzeptanz und

die erfolgreiche Adoption des Geschäfts-modells. Dies erfolgt vor allem durch ziel-gerichtete und koordinierte Projektarbeit,welche an den richtigen Stellen im Unter-nehmen verankert ist und eine Dringlich-keit der Veränderung vermittelt.

Schneller werdenZusammenfassend bietet die Aufnah-

me von mobilen Prozessen im Unterneh-men vermehrt Chancen, am bestehendenMarkt mit agilen Prozessen und schnellerReaktionszeit zu überzeugen.

Gleichzeitig sollten sich Unternehmennicht vom Spannungsfeld zwischen ein-facher Bedienung, internen Abläufen,Technologieauswahl und IT-Sicherheitabschrecken lassen.

Ralph M. Bush, partner, und sandra hödl, Manager,beide helbling Business advisors, Zürich.

DieChancen dermobilenWelt

Tipps

Ratschläge für dendigitalen Wandel1. abgleich von unternehmens­strategie und Mobile­Business­Modell.

2. Geschäftsprozesse und Verant­wortlichkeiten regeln.

3. Geeignete Technologie finden.4. IT­sicherheits­Konzept berück­

sichtigen.5. angemessenes Investitions­

volumen wählen.6. Change­Management­aktivitäten

im unternehmen verankern.

Digital Versatile Disc (DVD): Ab 1995 fand die DVD als Speicher besonders für Videoformate Verwendung.

DEFals digitalerMix ausWEFundSEFTagung Die schweiz hat bereitsein weltweites sowie ein natio­nales Wirtschaftsforum. Im Maifolgt das erste Digital EconomicForum im Glattpark bei Zürich.

noRMan C. BanDI

Im Januar pilgert die globale Wirtschafts-elite seit Jahrzehnten ans World EconomicForum (WEF) in Davos. Im Juni treffensich hiesige Wirtschaftskräfte seit Jahrenam Swiss Economic Forum (SEF) in Inter-laken. Themen wie Digitalisierung oderdigitale Transformation stehen dort im-mer mal wieder auf der Agenda. In denFokus rückt sie jetzt das neu geschaffeneDigital Economic Forum (DEF), das am5. und 6. Mai 2015 zum ersten Mal imkürzlich eröffneten Luxushotel KamehaGrand Zurich im Glattpark stattfindet.

Die Konsequenzen der universalenDigitalisierung sind für Wirtschaft und

Gesellschaft revolutionär und existenziell.Das Tempo von Innovationen und Kon-zepten ist so atemberaubend, dass Jung-unternehmen in Windeseile Alteingeses-senen Märkte streitig machen. DigitaleLeader sind gefordert, die Orientierung zubehalten in einem Veränderungsprozess,der immer wieder neues Denken, neueRegeln, neue Partner und eigene Verän-derungen erfordert. Kurz – das immensePotenzial aller digitalen Technologien.

Bekannte OrganisatorenMit dem DEF wollen die bekannten

Unternehmer Oliver Stoldt (PremiumConferences) und Hans-Jürg «Schoscho»Rufener (Rufener Events) eine neue über-regionale Plattform schaffen, die bran-chenunabhängig Trends, Standards unddie Menschen dahinter zusammenbringt.Mit ihrem Forum möchten die beidenPaten «für ein wissensbegieriges Pub-likum grösste digitale Kompetenz nachZürich holen und jährlich eine Standort-bestimmung einer digitalisierten Welt

ermöglichen». Mit im fünfköpfigen Orga-nisationsteam sind Christian Wenger(Wenger & Vieli), Vera Brannen (UsableBrands) und Marcel Altherr (Inventique).

Die neue Tagung harmoniert zudemmit der angekündigen Initiative «DigitalZurich 2025» von Ringier-KonzernchefMarc Walder und weiteren prominentenWirtschaftsvertretern. Sie will den Gross-raum zu einem Innovation Cluster voneuropäischer Bedeutung machen – eineArt Brücke zwischen Silicon Valley undSingapur. In diese Strategie passt die Part-nerschaft mit dem Center for Digital Busi-ness der Hochschule für Wirtschaft Zürich(HWZ), einem Bildungs-, Forschungs-und Beratungszentrum für digitale Trans-formation. «Bei steigender Komplexitätder Thematik ist es wichtig, dass Entschei-dungsträger sich inspirieren lassen, neueWege zu wagen», sagt Manuel P. Nappo,Leiter des Center for Digital Business derHWZ. Für die Organisatoren Stoldt undRufener hat der Academic Partner eine«hohe Bedeutung, weil das DEF auch

aktuellstes praktisches Know-how imDigitalbereich vermitteln möchte».

Interessante ReferentenDas erste Digital Economic Forum be-

ginnt am Dienstag, 5. Mai 2015, um 18.30Uhr mit einem exklusiven Networking-Dinner im Dom des «Kameha GrandZurich». Die Keynote-Speech des Gala-Abends hält Marketing- und Sales-ExperteSven Henkel, bis Juni Assistenzprofessorund Projektleiter an der Forschungsstellefür Customer Insight der UniversitätSt. Gallen (HSG), ab Juli Seniorprofessorund Direktor am Automotive Institute forManagement der EBS Universität für Wirt-schaft und Recht in Hessen. Er spricht amDEF zum Thema «Crossmediale Marken-führung im digitalen Zeitalter: Schaffungund Etablierung einer nachhaltigen undmultioptionalen Markenpositionierung».

Am Mittwoch, 6. Mai 2015, jagt von 8.45bis 17.15 Uhr ein Höhepunkt den nächs-ten. Keynote-Referate gibt es etwa vonThomas D. Meyer, Direktor von Accenture

Schweiz («Digital Index»), und ThomasKaiser, Chef von Ringier Digital («LocalChampions»), als nationale Grössen odervon Dietmar Dahmen, Creative Consul-tant aus Wien («Digitale Wölfe»), und NickBostrom, Philosophieprofessor an der Ox-ford University («Superintelligence»), alsweltweite Grössen. Daneben stehen unterdem Titel Business Track diverse Work-shops auf dem Programm, unter anderemmit Hanspeter Kipfer (Oracle Schweiz)und Patrick Warnking (Google Schweiz).Gefolgt von einem Podium, beispielsweisemit Markus Naef (Sunrise).

Angesprochen werden Geschäftsführerund Innovationsleiter von Konzernen undKMU sowie Fachleute der Informations-und Kommunikationstechnologien (ICT).Die Synergy Night am Vorabend kostet 225Franken pro Person. Die Tagungsgebührallein beträgt 795 Franken pro Person. FürCorporate Groups ab drei Personen gibt esreduzierte Eintrittstickets.

www.digitaleconomicforum.ch

PeterFrom

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Page 15: HZ Special «Digitale Transformation»

Digitale Transformation | 51handelszeitung | Nr. 14 | 2. April 2015

Nutzen schlägt TechnologieTrends Geschäftsmodelle, die jahrelang funktionierten und Profit lieferten, stehen plötzlich auf wackeligen Beinen.

AlexAndrA reich

W ikipedia ersetzt denBrockhaus, Video onDemand verdrängtdie Videothek, dieAuflagen der Tageszei-

tungen sind im Sinkflug. In vielen Fällenschalten branchenfremde Firmen die Ak-teure aus, die sich dazwischen befinden:Bei Airbnb bucht der Reisende direkt beimprivaten Anbieter – das Reisebüro, die Ho-telkette und die Hotels verlieren ihre Kom-mission. Ebenso bei Uber, dem Taxidienst.Die Taxizentrale wird nicht mehr benötigt,der Passagier bucht die Fahrt direkt überdie App beim Anbieter.

Die Geschwindigkeit, mit der solcheDisrupter auf den Markt kommen, istimmens. Whatsapp gewann in nur sechsJahren über 700 Millionen Benutzer. Eingrosser Teil dieser Tech-Konzerne ist jün-ger als 20 Jahre und doch haben sie eineungeheure Bedeutung erlangt. Google istinzwischen das drittwertvollste Unter-nehmen der Welt. Was aber bedeutet diesfür Firmen, die sich der Digitalisierungerst zögerlich nähern?

Nicht Hightech, sondern NutzenEin häufiges Missverständnis ist die

Folgerung, dass Digitalisierung für Tech-

nologie steht. Im Zentrum der Digitalisie-rung steht immer der Kundennutzen, derdurch Technologie erst ermöglicht wird.Airbnb und Uber sind keine Übertechno-logien, sondern sie stellen auf Basis beste-hender Technologien direkt und effizienteine Beziehung zwischen Nutzer und An-bieter her.

Denn aus der Technologie allein ergibtsich noch kein Businessmodell. DasSmartphone existierte lange vor demiPhone, ebenso gab es bereits Jahre zuvorApps. Doch erst mit dem iPhone gelangdem Smartphone der Durchbruch, weiles Teil eines grösseren Ökosystems mitiTunes und dem Appstore ist. Das iPhoneermöglichte den Konsumenten erstmalsohne Hindernisse und technische Kennt-nisse, Apps, Musik und Videos auf ihreGeräte zu laden. Auch hier beruht dergrosse Erfolg auf dem Kundennutzen.

Die Evergreen-Beispiele Kodak undNokia, die im Zuge der Digitalisierung im-mer genannt werden, sind nicht techno-logisch gescheitert: Sie erkannten diegeänderten Kundenbedürfnisse nicht. DerKunde erwartet heute mehr als nur einProdukt. Er will Mehrwerte und ein durch-gängiges Kundenerlebnis erfahren. Ererwartet Produkte, die ein Problem lösen.Dazu muss der Hersteller seine Kundenaber kennen und direkt erreichen.

Die Digitalisierung ermöglicht ihm ge-nau dies, sie führt zu mehr direktem Kun-denkontakt. Sie ermöglicht Unternehmen,ihre Angebote zu personalisieren, undfördert damit eine bessere Kundenbezie-hung: Einzelstücke statt Massenproduktion,gezielte Botschaften statt Streuverluste.Auch die Nutzung von Cross-Channelsunterstützt das Kundenerlebnis: DerKunde bestellt mobil und holt sein Pro-dukt im Laden ab. Wenn es ihm nichtgefällt, retourniert er es in einer anderenFiliale. Eine nächste Bestellung lässt ersich vielleicht nach Hause liefern.

Digitale Chancen für den TourismusDer moderne Käufer will nicht nur von

einer Art des Einkaufs profitieren, sondernalle verfügbaren Möglichkeiten nutzen.Solche Cross-Channel-Modelle lassensich nur mithilfe digitalisierter Prozesseabbilden – mit konventionellen Prozessenwäre dies viel zu teuer. Einen zusätzlichenDigitalisierungsschub und damit grund-legende Umwälzungen werden in dennächsten Jahren Technologien wie dasInternet of Things, Machine-to-Machine-Anwendungen, Big Data und Cloud-Com-puting auslösen. Findigen Unternehmerneröffnen sie gänzlich neue Geschäftsfelderund Chancen, mithilfe dieser Techno-logien neue Services zu entwerfen, die am

Ende dem Kunden nutzen. Ein Beispiel fürdie erfolgreiche Nutzung der Digitalisie-rung finden wir in der Tourismusbranche.Feriendestinationen können sich mitbesseren Kundenerlebnissen von anderenabheben. Denn Gäste erwarten heutekontextbezogene Informationen. Der kör-perlich aktive Gast interessiert sich für dieaktuellen Wetterverhältnisse, der Gour-met für die besten Restaurants. DavosKlosters Tourismus hat eine voll digitali-sierte Lösung eingeführt und die grössteOutdoor-Beacon-Installation der Schweizrealisiert. Beacons sind kleine batterie-betriebene Bluetooth-Sender, die wie far-bige Steine aussehen. In Verbindung miteiner App erlauben sie vorbeiziehendenSmartphones und Geräten die Positions-bestimmung.

Wenn sich Gäste mit der installiertenApp in der Nähe eines Beacon ihres Inter-esses befinden, erhalten sie eine passendePush-Nachricht. Sie können sich so situa-tions- und ortsgerecht inspirieren lassen.Auch die lokalen Unternehmen profi-tieren, denn sie sprechen ihre Zielgruppedirekt, zeitnah und individuell an. DieMöglichkeiten sind beinahe unbegrenzt.Auch das macht die Digitalisierung aus:Man entwickelt eine Basis, baut drauf auf,testet, verbessert und findet immer wiederneue Anwendungen, um sich abzuheben.

Die App ist ein Beispiel für ein bedürfnis-orientiertes Angebot, welches das Kunden-erlebnis verbessert.

Der Kunde will mehr TempoDigitalisierung bedeutet auch, dass der

Kunde oftmals eine höhere Geschwindig-keit erwartet. Heute ist er gewohnt, allessofort zu erhalten. Musik, Bücher, Videos –alles nur einen Klick entfernt. Es dauertemehrere Jahrzehnte, um zwei MilliardenFernseher zu verkaufen. Es dauerte jedochweniger als ein Jahrzehnt, um die gleicheAnzahl Smartphones zu verkaufen. DieDigitalisierung kommt, so oder so. Die mitihr einhergehenden Chancen sind riesig:Nie war Rechenleistung günstiger, nie wares technisch einfacher, eine grosse Anzahlpotenzieller Kunden zu adressieren. Dasgrösste Hindernis, um diese Chancen zurealisieren, liegt in den alten Denkmus-tern sowie der hohen Geschwindigkeit,auf die Unternehmen oft nicht vorbereitetsind.

Die Frage lautet nicht, ob und wannman ein Unternehmen digitalisiert. DieFrage lautet vielmehr, wie schnell man estun kann und wie viele andere Unterneh-men schneller waren.

Alexandra reich, leiterin Mobility, Swisscomenterprise customers, Zürich.

USB-Stick mit 32 Gigabyte: Die Speichervolumen wachsen, der Stick ist flexibel einsetzbar. Daher ist er auch heute noch sehr beliebt.

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12. Mai 2015

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