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Medienökonomie als Teilgebiet der Kommunikationswissenschaft
Seufert Grundlagen der Medienökonomie I
Vorlesung WS 18/19 (16.10.17)
Basiselemente des („öffentlichen“) Kommunikationsprozesses
Kommunikator Inhalt Rezipient
Sender Information Empfänger
Quelle Mitteilung Adressat
Nachrichtusw. usw. usw.
• Kommunikation als soziales Handeln:
– Austausch von Informationen durch verbale/non-verbale Interaktion (in Beziehung treten) zwischen Menschen mit aktiver/passiver Rollenverteilung („Kommunikator“ – „Rezipient“)
– Kommunikationstypen: Rollentausch zwischen Kommunikator/Rezipient selten/häufig/immer?
Begriffe Information und Kommunikation- Abgrenzung nach Bentele/Beck
[Kommunikation kommt nicht zustande]
– Intentionale Abgabe von Information aber: Signal wird nicht aufgenommen/verstanden
[ungewollte Kommunikation]– Nichtintentionale Abgabe von
Information (i.d.R. nonverbal) Verhalten wird als von Dritten als Information interpretiert
(„Man kann nicht ‚nicht‘ kommunizieren“)
Kommunikation als einseitigeInformationsübertragung
– Intentionale Abgabe von Informationen
Aufnahme des Signals und minimales Verständnis
Kommunikation als zweiseitiger Informationsaustausch
– Intentionale Abgabe von Informationen Interpretation des Signals Reaktion als Feedback
„Nicht erfolgreiche“ Kommunikation
„Erfolgreiche“ Kommunikation
Voraussetzungen „erfolgreicher“ Kommunikation
1. Gemeinsamer Zeichenvorrat und Kenntnis der Kombinationsregeln für Zeichen
(syntaktischer Aspekt von Kommunikation)2. Ähnliche Bedeutungszuweisungen für Zeichen und
Zeichenkombinationen(semantischer Aspekt von Kommunikation)
3. Kommunikationsbereitschaft und miteinander vereinbare Kommunikationsziele(pragmatischer Aspekt von Kommunikation)
Erfolgreiche Kommunikation erzeugt Kommunikationswirkungen(…auf Stimmungen, Einstellungen, Wissen, Verhalten)
Private und Öffentliche Kommunikation
symmetrisch asymmetrisch symmetrisch asymmetrisch
Direkt Indirekt(face-to-face) (technisch vermittelt)
Öffentlich
Privat
Öffentlich/
Privat
Was sind Medien? – unterschiedliches Begriffsverständnis• Medien als massenhaft verbreitete fiktionale
und non-fiktionale Inhalte– xyz ist „in den Medien“
• Medien als Organisationen– „Die Medien“ sind Schuld
• Medien als technische Kommunikationskanäle– „Das Medium“ Internet, Zeitung, Fernsehen …
Einteilung in primäre, sekundäre und tertiäre Medien – Systematik sinnvoll?
• Primärmedien („Menschmedien“)– kein Einsatz von Technik bei der Kommunikation:
Kommunikation mittels Sprache und „Face-to-face“
• Sekundärmedien – Technikeinsatz bei der Produktion von
Kommunikationsinhalten: z.B. geschriebene und gedruckte Texte
• Tertiärmedien– Technikeinsatz bei der Produktion und Rezeption von
Kommunikationsinhalten: z.B. Rundfunkprogramme, Tonträger, alle Formen der Internetkommunikation
Charakteristika von Massenmedien / Massenkommunikation (nach Maletzke)
Technisch vermittelt(indirekt)
Asymmetrisch (kaum Feedback-Möglichkeiten)
Öffentlich bedeutet gleichzeitig: – anonymes Publikum
(„unabgeschlossen“) – disperses Publikum
(sozial und situativ heterogen)
Öffentlich
Öffentlich/
Privat
symmetrisch asymmetrisch symmetrisch asymmetrisch
Direkt Indirekt(face-to-face) (technisch vermittelt)
• Gehören „soziale Medien“ zu den Massenmedien??
„Soziale Medien“: Kommunikation in soz. Netzwerken und „User Generated Content“
• Massenkommunikation– One-to-many
• „Netzwerk“-Kommunikation:– Many-to-many
• Individualkommunikation– One-to-one
Medieninhalte im Internet als Plattform für „User Generated Content“
Kommunikation als Nachrichtenübertragung– Modell von Shannon & Weaver (1949)
InformationSource Transmitter Receiver Destination
Signal Received Signal
Übertragung der "Nachrichtentheorie" aufsoziale Kommunikation: Psychologische Filter als "Störquelle"
NoiseSource
Massenkommunikation mit FeedbackModell nach Maletzke (1972)
Kommunikator RezipientMediumAussage
• Kommunikator selektiert Inhalte / gestaltet Aussagen:– als Persönlichkeit, als Teil sozialer Institutionen (Redaktion,
Medienunternehmen), unter dem „Zwang“ des Mediums, der Berücksichtigung konkurrierender Medien, mit einem Bild vom Rezipienten, unter Berücksichtigung von Publikumsreaktionen...
• Rezipient wählt unter vielen Angeboten aus:– als Persönlichkeit, als Teil sozialer Bezugsgruppen, mit einem Bild
vom Medium, mit einem Bild vom Kommunikator...
Web 2.0 und der „2-Stufen- Fluss der Kommunikation“ (Lazarsfeld et al. 1944)
Öffentliche Kommunikation Private "Anschlusskommunikation"
Medium
Usprüngliche Vorstellungen: zeitliche Abfolge öffentlich --> privatPersönliche Merkmale machen einzelne Menschen zu glaubwürdigen Meinungsführern
Meinungsführer
Meinungsübernehmer
InformationGlaubwürdigkeit des
„Kommunikators“
Einflussfaktoren auf den medialen Kommunikationsprozess
Medienorganisation Medium Sozialer Kontext
Kommunikator
Persönlichkeit
Einflussfaktoren auf medienspezifische Einflussfaktoren aufEntscheidungen über Grenzen Entscheidungen über das Medienangebot für die Gestaltung die Mediennutzung und
von Inhalten die Medienwirkung
Mediensystem
Kommunikator Inhalt Rezipient
Empirische Methoden und Statistik
Teildisziplinen der Kommunikationswiss. Systematik nach „Lasswell-Formel“ (1948)
• Who?
• Says What?
• In Which Channel?
• To Whom?
• With what Effekt?
Kommunikatorforschung
Aussagenforschung
Medienforschung
Publikumsforschung
Wirkungsforschung
Teildisziplinen der Kommunikationswiss. Systematik nach Gerbner (1956)
• Someone• Perceives an Event• and Reacts• in a Situation• through some Media• to Make Available
Materials• in some Form• and Context
• Conveying Content• of some Consequence
• Kommunikatorforschung• Wahrnehmungsforschung• Nachrichtenwertanalyse• Kontext-/Situationsanalyse• Medienanalyse
• Produktionsforschung
• Stil-/Mittelanalyse• Analyse des
Kommunikationsumfelds• Inhaltsanalyse• Wirkungsforschung
Journalistik - Einflüsse auf das Handeln von Journalisten - „Zwiebelmodell“
• Medienakteure (Rollenkontext)
• Medienaussagen (Funktionskontext)
• Medieninstitutionen (Strukturkontext)
• Mediensysteme (Normenkontext)
nach: Weischenberg (2002)
Akteure der öffentlichen Kommunikation verhalten sich auch „ökonomisch“
Medienrecht Medienrecht
Unternehmenoder Non-profit- Medienunternehmen Werbung Rezipientengruppe
Organisation
PR- Information
Angebot Unterhaltung
Medienregulierer
Akteure in Massenkommunikationsprozessen
Journalist Redakteur
RezipientWerbefachmannPR-Fachmann
„Ökonomisches Verhalten“ von Akteuren des Mediensystems?• Ökonomisches „Verhalten“:
Auswahl-/Selektionsentscheidungen („Wahlhandlungen“) unter Knappheitsbedingungen
• Unterschiedliche „ökonomische Kalküle“ verschiedener „Akteurstypen“– (Medien-) Unternehmen (Profitmaximierung)– Kommunikatoren (Maximierung von Einkommen, Reputation, etc.) – Rezipienten (Nutzenmaximierung)
• Verfolgung von (Eigen-)Interessen durch staatliche Akteure– (Medien-)Regulierer– öffentliche Produktionsunternehmen (z.B. Rundfunkanstalten)
Ausblick: Zentrale Fragestellungen in der „Medienökonomie“• Theorie der Medienproduktion: Wie beeinflusst das
ökonomische Verhalten kommunikativer Akteure die Produktion von (massen-) medialen Inhalten, d.h. Umfang, Qualität und Vielfalt des (Massen)medienangebotes?
• Theorie der Medienregulierung: Wie beeinflussen rechtliche Rahmenbedingungen das ökonomische Verhalten der kommunikativen Akteure ? (Lässt sich durch eine andere Form der Medienregulierung ein „besseres Ergebnis“ erzielen?)
• Kommunikationswissenschaftliche Perspektive: Wie lässt sich eine aus Sicht der Gesamtgesellschaft ausreichende Qualität und Vielfalt des Medienangebotes sichern?
Literaturhinweise 1 Bentele, Günter/Brosius, Hans-Bernd/Jarren, Otfried (Hrsg.)
(2003), Öffentliche Kommunikation Handbuch Kommunikations- und Medienwissenschaft. Opladen: Westdeutscher Verlag. ( Aufsätze zur Kommunikatorforschung)
Gläser, Martin (2014): Medienmanagement. 3.Auflage. München: Vahlen. ( Einführungskapitel)
Jarren, Otfried/Bonfadelli, Heinz/Siegert, Gabriele (Hrsg.) (2005), Einführung in die Publizistikwissenschaft. 2. Auflage. Bern u.a.: UTB. (Kapitel 1, 2 und 3).
Seufert, Wolfgang (2003), Ökonomisches Verhalten kommunikativer Akteure. In: MedienJournal, 27 (4) 31-46.
Weischenberg, Siegfried (2004), Journalistik. Theorie und Praxis aktueller Medienkommunikation. Band 2. Wiesbaden: Springer VS.