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medium gas Das Magazin für die Kunden und Partner der VNG-Gruppe | 18. Jahrgang | 2. Ausgabe | Juli 2009 Schwerpunkt: Gasinfrastruktur Erdgas unterm Grunewald Erdgasspeicher Berlin im Porträt „Die Versorgungssicherheit ist unsere größte Herausforderung“ Interview mit Jürgen Stotz Ostdeutsche Gasinfrastrukturen im Fokus Speicher, Bioerdgas und Co.

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medium gasDas Magazin für die Kunden und Partner der VNG-Gruppe | 18. Jahrgang | 2. Ausgabe | Juli 2009

Schwerpunkt: Gasinfrastruktur

Erdgas unterm Grunewald

Erdgasspeicher Berlin im Porträt

„Die Versorgungssicherheit ist

unsere größte Herausforderung“

Interview mit Jürgen Stotz

Ostdeutsche Gasinfrastrukturen

im Fokus

Speicher, Bioerdgas und Co.

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AKTUELL

4 VNG gewinnt neue Märkte und entwickelt sich zügig weiter

5 VNG – Das war 2008

7 Bildungsinitiative „Energie-Kolleg“ eröffnet

7 Erdgasbranche unterstützt TU Clausthal

7 Energiepolitik kompakt

8 VNG wird Erdgasproduzent in Norwegen

MARKT

10 Kundenporträt Stadtwerke Oranienburg sorgen

für eine blühende Stadt

16 erdgas mobil GmbH Kostenorientierte Ökopioniere Interview mit Dr. Timm Kehler zur aktuellen Marktsituation von Erdgasfahrzeugen

19 Markt kompakt

20 Erdgastechnik I Heizungs-Check entdeckt

Energiesparpotenziale

Auf dem Weg zum effizienten und umweltfreundlichen Haus

22 Erdgastechnik II Technologischer Impulsgeber mit

Komplettprogramm für Heiztechnik

Viessmann ist Marktführer bei Brennwerttechnik und Solar und setzt auf Zusammenarbeit mit VNG

25 Aktuelle Termine

SCHWERPUNKT:

GASINFRASTRUKTUR

28 Infrastruktur Erdgasspeicher Erdgas unterm Grunewald

Aquiferspeicher der Berliner GASAG liegt tief unter der Hauptstadt

32 Interview „Die Versorgungssicherheit ist

unsere größte Herausforderung“

Im Gespräch mit Jürgen Stotz vom Deutschen Nationalen Komitee (DNK)

34 Illustration Erdgasinfrastruktur illustriert von

Ulrich Forchner

35 Infrastrukturprojekte Ostdeutsche Gasinfrastrukturen

im Fokus

Drei aktuelle Infrastrukturprojekte in den Bereichen Bioerdgas, Gasspeicherung und Pipelinebau

UMSCHAU

40 Deutsch-Russisches Rohstoffforum Ständige Dialogbereitschaft

In St. Petersburg standen aktuelle Themen der Rohstoffwirtschaft zur

Diskussion

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Impressum

medium gas Das Magazin für die Kunden und Partner der VNG-Gruppe | VNG – Verbundnetz Gas Aktiengesellschaft | Braunstraße 7, 04347 Leipzig | Postfach 24 12 63, 04332 Leipzig | Tel. 0341 443 - 0 | Fax 0341 443 - 2057 | www.vng.de | Redaktion Unternehmenskommunikation | Verantwortliche Redakteurin Mandy Nickel Tel. 0341 443 - 2045 | [email protected] | Redaktionsbeirat Helge Andrä, Dr. Reinhard Böhm, Mike Diekmann, Laureen Johannsen, Bernhard Kaltefl eiter, Siegbert Ketelhut, Kerstin Kietzke, Dr. Stephan Krein, Heinz Möller, Birgit Reiss, Uwe Ringel, Olaf Schneider, Susann Surma, Karsten Wendler | Redaktionsschluss für diese Ausgabe 10.06.2009 | für die nächste Ausgabe 20.08.2009 | Aufl age 4 200 | Gestaltung, Herstellung Erik Sittauer | Militzer & Kollegen GmbH | Reproduktion

und Druck Scan Color Leipzig GmbH | Fotos wenn nicht anders angegeben VNG | Titelseite Frühe Anfänge der Gasspeicherung: Der in den 1990er Jahren außer Betrieb genommene Gasometer Schönefeld in Berlin konnte mit seiner maximalen Speicherkapazität 160.000 m³ Gas speichern, das für den Haushaltsgebrauch und die Straßenbeleuchtung genutzt wurde. Foto: Christoph Busse.

Inhalt

Aktuell

Markt Schwerpunkt

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Bernhard Kaltefl eiter, Direktor, Leiter Unternehmenskommunikation

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3 medium gas | 2009.2Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

das ist die erste Ausgabe von medium gas nach unserer Bilanzpressekonferenz Mitte Mai. Damals hatten wir gesagt: VNG gewinnt neue Märkte und entwickelt sich zügig weiter. Und wir sind weiter auf gutem Kurs. Die VNG – Ver-bundnetz Gas AG investiert 400 Millionen Euro im In- und Ausland. Investitionen, die auch in den weiteren Ausbau der Infrastrukturen fl ießen. Im Fokus des VNG-Engagements in diesem Bereich stehen dabei der Bau eines weiteren Erdgasspeichers und eine neue Gasleitung zwischen Polen und Deutschland. Gemeinsam mit unserem Partner Gazprom wollen wir als „Erdgasspeicher Peissen GmbH“ in der Magdeburger Börde rund 350 Millionen Euro investieren. Nach einem Investitionszeitraum von 15 Jahren wird ein Arbeitsgasvolumen von fast 600 Millionen m³ zur Verfügung stehen. Ein Projekt, das auch in Zukunft die Gasversorgung noch sicherer macht und dem wachsenden Speicherbedarf Europas Rechnung trägt. Als Erinnerung an die Vergangenheit und die gemeinsame deutsch-russische Geschichte wird der neue Untergrundspeicher den Namen Katharina tragen. Das ist eine Würdigung der russischen Zarin Katharina II. Die Monarchin wurde vor rund 280 Jahren, am 2. Mai 1729, als Sophie Auguste Friederike Prinzessin von Anhalt-Zerbst geboren. Damit ist die Zarin ein gutes Beispiel für ein frühes deutsch-russisches und sehr erfolgreiches Joint Venture sowie eine gute Namenspat-ronin für unser gemeinsames – sicher auch erfolgreiches – Projekt. Denn im Speichergeschäft kennen sich beide Partner aus: Mit 2,3 Milliarden Kubikmeter nutzbarer Kapazität ist VNG schon jetzt einer der großen Betreiber von Erd-gasspeichern in Deutschland.Aber Europa braucht nicht nur Gasspeicher, sondern auch zusätzliche Transport-kapazitäten und sichere Versorgungsleitungen. Als Folge der weiter voran-schreitenden Liberalisierung des europäischen Gasmarktes erwarten wir ein steigendes Transportaufkommen und damit wachsende Anforderungen an die Gastransportsysteme Mitteleuropas.Durch unser gemeinsam mit unserem polnischen Partner, der Öl- und Gasgesell-schaft Polskie Górnictwo Naftowe i Gazownictwo S. A. (PGNiG SA), gegründetes Unternehmen InterTransGas GmbH wollen wir eine Gasleitung zwischen Polen und Deutschland bauen, die am Berliner Ring anknüpfen wird. 2011/12 soll der Bau, der Betrieb ab Herbst 2012 erfolgen. Durch diese Westanbindung kann die Versorgungssicherheit Polens mit Erdgas durch eine weitere Diversifi zierung weiter erhöht werden. Mit den Investitionen in Gasspeicher sowie zusätzliche Transportkapazitäten und Versorgungsleitungen leistet die VNG – Verbundnetz Gas AG ihren Beitrag für die sichere Versorgung Europas. Für uns ist das gleichermaßen eine Heraus-forderung und eine wichtige Aufgabe.

Ihr Bernhard Kaltefl eiter

42 Betrieb/Technologie Neues Reparaturverfahren für

Pipelines zertifiziert „RES-Q-Wrap“ setzt auf Kohlen-

stofffaserwerkstoffe

44 Cross-Border GIS-Projekt Neues Informationssystem online

GEOMAGIC implementiert geo- grafisches Informationssystem in Polen

45 Erdgas als Kraftstoff 800 Erdgastankstellen in 80 Tagen

Rainer Zietlow hat die CNG-Tank-stellen in Deutschland getestet

FEATURE

48 Stadtansichten 10 Gründe, die italienische Stadt

Bologna zu besuchen

50 Finale im Erdgaspokal Ein Erfolgsrezept: „Eichhörnchens

Wunschmenü“

51 Kunst im Porträt Jochen Plogsties „Amore“

52 VNGart Zauberwort Erinnerung:

Die Ausstellung „EAST“

(zu Protokoll)

Umschau

Feature

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4 Aktuell | Markt | Schwerpunkt | Umschau | Feature

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Bilanz-Pressekonferenz 2009

VNG gewinnt neue Märkte und

entwickelt sich zügig weiter

Bereits zum 11. Mal in Folge erzielte VNG einen Absatzrekord. Mit einer verkauften Menge von 171,4 Milliarden kWh Erdgas und einem Jahres-überschuss von 140,8 Millionen Euro (2007: 130 Mio. Euro) „befi nden wir uns oberhalb des angepeilten Wachstumspfades“, erklärte der Vor-standsvorsitzende Prof. e. h. Dr.-Ing. Klaus-Ewald Holst. Ursache für diesen Anstieg sei der zeitweilig kräftig gestiegene Ölpreis, der auf den Verkaufs-preis erst im Berichtsjahr 2008 durchschlug.

In der Beschaff ung setzt VNG weiter auf eine Stra-tegie der Diversifi zierung. Neben einer Verdreifa-chung des Spot- und Terminhandels auf insgesamt 11 % des Bezugsportfolios arbeitet VNG an der

Produktion eigener Erdgasmengen. Der Erwerb der Endeavour Energy Norge AS im April dieses Jahres verhalf dem Unternehmen dabei zum endgültigen Durchbruch. „Dies bringt uns dem ehrgeizigen Ziel, bis 2019 bis zu zehn Prozent des Absatzes aus eigenen Quellen zu sichern, ein gutes Stück näher“, sagte Klaus-Dieter Barbknecht, Vorstand Gasbeschaff ung.

Im Inland konnten mit den Niederlassungen in München, Stuttgart, Düsseldorf, Frankfurt a. M. und Hamburg Marktanteile in den alten Bundeslän-dern gewonnen werden. Sie trugen dazu bei, dass Verluste durch Wettbewerb in den angestammten Gebieten überkompensiert wurden. Bewährt hat sich auch der Aufbau von Tochterunternehmen und Joint Ventures im europäischen Ausland, na-mentlich in Polen, Italien, Tschechien, der Slowakei und der Schweiz. Sie bieten für die Zukunft große Wachstumspotenziale. Polen und Italien blieben die wichtigsten Absatzgebiete im Ausland. Mit G.EN. GAZ ENERGIA besetzt VNG Platz 1 der pri-vaten Gasversorger Polens. Seit dem 1. Oktober konnte VNG nach Abschluss eines mehrjährigen Vertrages mit dem polnischen Marktführer Pol-

Verkündeten gute Zahlen für das Geschäftsjahr 2008: Klaus-Dieter Barbknecht (Gasbeschaff ung), Prof. Dr. Gerhardt Wolff (Stellv. Vorsitzender; Kaufmännisches/Personal), Prof. e. h. Dr.-Ing. Klaus-Ewald Holst (Vorsitzender) und Dr. Gerhard Holtmeier (Gasverkauf/Technik), rechts: Bernhard Kaltefl eiter, Leiter Unternehmenskommunikation. Foto: Alexander Kölling

Umsatzerlöse 5529 Mio €

Jahresüberschuss 141 Mio €

Gasabsatz 171,4 Mrd kWh

Leitungsnetz zum Jahresende 7029 km

Mitarbeiterzahl zum Jahresende 638

Leistung der Verdichteranlagen zum Jahresende 77,8 MW

Kapazität der Untergrundgasspeicher zum Jahresende 2,4 Mrd m³

VNG AG auf einen Blick

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skie Gornictwo Naftowei Gazownictwo S. A. (PGNiG), Warschau, die Lieferungen nach Polen noch deutlich steigern. Auch in Italien sind die Weichen für ein weiteres Absatzwachstum gestellt.

Zukünftig will VNG den Status als drittgrößter Erdgasimporteur in Deutschland und unter den TOP Ten Europas behaupten und weiter wach-sen. Holst: „Wir werden uns verstärkt um Markt-anteile im europäischen Ausland kümmern. Die Erfolge der vergangenen beiden Jahre stimmen

uns sehr zuversichtlich, auf dem besten Weg zu einem ‚European Player‘ zu sein.“ Sowohl in den Ländern, die VNG bereits belieferte, als auch in weiteren Nachbarstaaten, sehe man zusätzliche Kundenpotenziale.

Alle Informationen zur Bilanzpressekonferenz fi nden Sie im

Internet unter dem Menüpunkt Presse/Mediathek.

Aktuelle Geschäftsberichte erhalten Sie bei Birgit Schröder

unter [email protected] oder 0341 443-2053.

Geschäftsbericht 2008VNG – Verbundnetz Gas Aktiengesellschaft

VNG – Das war 2008

Im Januar erwirbt VNG die Aktienmehrheit an der ENERGIEUNION AG. Der Energiehändler aus

Schwerin in Mecklenburg-Vorpommern ist im Strombereich groß geworden und bietet mittlerweile

auch Dienstleistungen im Geschäftsfeld Gas an. Ebenfalls im Januar erhält der Inlandsgasverkauf

von VNG eine neue Struktur.

Im Rahmen der E-world in Essen gab VNG im Februar bekannt, dass das Unternehmen 40 Prozent am

italienischen Gasimporteur und Großhändler SPIGAS erworben hat. Damit ist VNG über italienische

Beteiligungen in Italien vom Gasimport über den Gashandel bis hin zum Endkundengeschäft tätig.

Während der 18. Leipziger AUTO MOBIL INTERNATIONAL (AMI) im April stand auf dem Gemein-

schaftsstand Erdgasfahrzeuge der VW Passat TSI EcoFuel 1.4 mit Erdgas-Turbo im Mittelpunkt.

Automobilhersteller und Gaswirtschaft betonten, dass sie die Modellpalette und das Tankstellennetz

weiter ausbauen werden. Auf dem Parlamentarischen Abend von VNG in Brüssel diskutierten Politiker

aus Russland und der EU sowie Firmenvertreter von VNG darüber, wie sich Stabilität und Nachhal-

tigkeit der Energieversorgung vereinbaren lasse. Unter den Gästen waren u. a. der stellvertretende

Generalsekretär der Vereinten Nationen a. D. und ehemalige deutsche Umweltminis ter Klaus Töpfer,

der EU-Energiekommissar Andris Piebalgs sowie der Vizepräsident der russischen Duma und Prä-

sident der Russischen Gasgesellschaft, Valerij Jasew. Ende April trafen sich Vertreter von VNG und

Gazprom Export in Moskau, um die Gründung eines Joint Ventures für den Bau eines Erdgasspeichers

in Sachsen-Anhalt zu beschließen.

Im Mai konnte VNG auf der Bilanzpressekonferenz nicht nur einen gestiegenen Gasabsatz im Ausland

verkünden, sondern auch den Erwerb weiterer Produktionslizenzen in Norwegen.

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Der Juni stand ganz im Zeichen der Feierlichkeiten zu 35 Jahre russische Erdgas-Lieferungen nach

Deutschland. Bei einem Festakt im Alten Rathaus in Leipzig würdigten die deutschen und russischen

Partner ihre langjährigen Lieferbeziehungen als zuverlässig und vertrauensvoll. Die Partnerschaft

unterstrichen VNG und Gazprom auch auf der 12. Internationalen Fachausstellung für die Öl- und

Gasindustrie Neftegaz in Moskau. Dort wurden neue Verträge im Rahmen der wissenschaftlich-tech-

nischen Zusammenarbeit unterschrieben.

Am 1. Juli feierte VNG mit ihren Mitarbeitern das 50-jährige Bestehen des Unternehmens. „Die

Fairness im Umgang miteinander, die Fröhlichkeit in guten Zeiten, aber auch die Entschlossenheit,

schwierige Probleme zu meistern, das alles zeichnet VNG aus“, erklärt Prof. Dr. Gerhardt Wolff , stellv.

Vorsitzender und Vorstand Kaufmännisches/Personal gegenüber den Mitarbeitern.

Im August startete VNG mit 13 neuen Auszubildenden ins neue Ausbildungsjahr. Die Ausbildung

erfolgt in technischen und kaufmännischen Berufen sowie in dualen Studiengängen mit der Hoch-

schule für Technik und Kultur (HTWK), Leipzig. Die gewerblichen Ausbildungsgänge geschehen in

ko operativer Form. Noch vor der Messe Off shore Northern Seas (ONS) konnte die VNG Norge den

Erwerb von Lizenzanteilen im Haltenbanken-Gebiet in der Norwegischen See verkünden.

Im September standen die offi ziellen Feierlichkeiten zum 50. Firmenjubiläum von VNG im Mittel-

punkt. Bundeskanzlerin Angela Merkel würdigte VNG beim Festakt im Gewandhaus zu Leipzig als

„ein beispielhaftes Unternehmen in den neuen Bundesländern“. Ende September gab Wolfgang

Tiefensee, Minister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, in Berlin den offi ziellen Startschuss für

das Leuchtturmprojekt „Callux“. VNG ist Projektpartner und erprobt den Betrieb von Brennstoff zel-

lenheizgeräten im Feldtest.

Zum 1. Oktober eröff nete VNG drei neue Vertriebsbüros. „Wir wollen uns außerhalb des ONTRAS-

Marktgebietes als Zweit- und Drittlieferant für Stadtwerke und als Anbieter für Industriekunden

behaupten, ohne dabei die Bedürfnisse unserer Kunden im Stammgebiet zu vernachlässigen“,

erklärte Olaf Schneider, Leiter Gasverkauf Versorgungsunternehmen, die Pläne. Ebenfalls im Ok-

tober unterzeichneten VNG und der polnische Marktführer PGNiG einen neuen 3-Jahres-Vertrag für

Erdgaslieferungen.

Im Rahmen der Gasfachmesse „gat 2008“ stellte VNG im November ihre neue Marken- und Produkt-

familie VNG.gasmarkt vor. Das Angebot von VNG.gasmarkt deckt die gesamte Palette des modernen

Gasverkaufs ab, von der klassischen Vollversorgung bis hin zur maßgeschneiderten Lösung.

Im Dezember unterzeichneten VNG und StatoilHydro am Rande eines Symposiums eine gemeinsame

Vereinbarung, um ihre Partnerschaft weiter zu vertiefen. Das Symposium wurde von VNG anlässlich des

15-jährigen Bestehens der Energiepartnerschaft mit norwegischen Erdgaslieferanten ausgerichtet.

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Bildungsinitiative „Energie-Kolleg“ eröff net

Leipzig. VNG und die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK) haben eine Bildungsinitiative eröff net. Im Rahmen des „Energie-Kolleg“ erhalten die Studenten des Fachbereiches Maschinen- und Energietechnik eine gastechnische Ausbildung mit praktischen Inhalten. Der Kooperationsvertrag sieht Lehrveranstaltungen und Workshops vor. Neben der praxisnahen Lehre steht auch der Aufbau frühzeitiger Kontakte zwischen Studenten und möglichen Arbeitgebern im Fokus. Die Qualifi zierung im Rahmen des „Energie-Kollegs“ soll nicht nur für Gas- bzw. Energietechniker, sondern später auch für tangie-rende Ausbildungsrichtungen geöff net werden.

Erdgasbranche unterstützt TU Clausthal

Clausthal-Zellerfeld. Die Erdgasbranche engagiert sich für Forschung und Lehre an der Technischen Universität (TU) Clausthal. Dank der fi nanziellen Un-terstützung von E.ON Ruhrgas, RWE Transportnetz Gas und VNG – Verbundnetz Gas wird eine Stiftungspro-fessur für Gasversorgungssysteme an der Hochschule im Oberharz eingerichtet. In den kommenden fünf

Jahren investieren die drei Wirtschaftsunternehmen insgesamt eine halbe Million Euro in die Stelle, die am Institut für Erdöl- und Erdgastechnik angesiedelt ist. Schwerpunkt der Lehre am Clausthaler Institut für Erdöl- und Erdgastechnik ist zunächst die Anerkennung des mit den Universitäten Freiberg (Sachsen), Krakau (Polen), Ploiesti (Rumänien), Stavanger (Norwegen) und Twente (Niederlande) entwickelten Studienangebotes Master „European Gas Engineer“. Es soll im nächsten Studienjahr eingeführt werden. Damit würde ein für den Bereich Gasversorgung europaweit einheitlicher Studiengang geschaff en.

Weitere Informationen: www.tu-clausthal.de

Energiepolitik kompakt

Prof. Hubertus Milke, Rektor der HTWK Leipzig und Klaus-Dieter Barbknecht, Vorstand Gas-beschaff ung bei VNG. Quelle: Katharina Märker, HTWK

Europäisches Parlament billigt Kompro-

miss zum Dritten Binnenmarktpaket

Mit großer Mehrheit hat das Plenum des EU-Parlaments den Gesamtkompromiss zum Dritten Binnenmarktpaket „Strom und Gas“ gebilligt. Nunmehr steht nur noch der förmliche Ratsbe-schluss aus, der das Gesetzgebungsverfahren abschließt. Die Bundesregierung hat gemeinsam mit einer Gruppe von Mitgliedstaaten und Ener-gieversorgungsunternehmen das wesentliche Verhandlungsziel erreicht und die zwangsweise Eigentumsentfl echtung der integrierten Energie-konzerne abgewendet. Der Rat der EU wird die Vorlage des Parlaments wohl noch kurz vor oder nach der Sommerpause formell endgültig annehmen. Die Verordnungen erlangen dann bereits mit Inkrafttreten – 20 Tage nach ihrer Verkündung im Amtsblatt der EU – un-mittelbare Geltung, die Richtlinien sind innerhalb von weiteren 18 Monaten, also bis Anfang 2011, in nationales Recht umzusetzen.

BMWi: Energieforschung soll

weiter gefördert werden

Auf Einladung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie kamen rund 200 Entscheidungsträger aus Wirtschaft und Wis-senschaft zusammen, um über die künftigen energieforschungspolitischen Ziele, Strategien und Maßnahmen zu diskutieren. Im Zentrum der Konferenz „Energietechnologien 2050 – Neue Akzente für Forschung und Ent-wicklung“ standen die Ergebnisse einer gleich-namigen Studie zu den Energietechnologien der Zukunft. „Auf dem Feld der Energiepolitik stehen in Deutschland Entscheidungen an, die für viele Jahre die Weichen für das Wohlerge-hen unseres Landes stellen werden. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, mit den Vorbereitungen für die Fortschreibung des Energieforschungspro-gramms der Bundesregierung zu beginnen.

Energieeffi zienzgesetz

gescheitert

Das Energieeffi zienzgesetz kommt vorerst nicht. Die zuständigen Bundesministerien für Wirt-schaft und Umwelt konnten sich nicht auf einen gemeinsamen Entwurf einigen. Eigentlich hätte Deutschland die EU-Energiedienstleistungs-richtlinie bereits bis zum 17. Mai 2008 rechtlich umsetzen müssen. Aufgrund der Verzögerung hat die EU schon ein Vertragsverletzungsver-fahren eingeleitet. Die Richtlinie verpflichtet die EU-Mitgliedstaaten unter anderem dazu, einen generellen nationalen Energieeinspar-richtwert festzulegen. Außerdem müssen sie kostenwirksame, praktikable und angemessene Maßnahmen erlassen, die helfen sollen, dieses Ziel zu erreichen.Wegen der bevorstehenden Bundestagswahl kann das Gesetzgebungsverfahren voraussicht-lich erst im Jahr 2010 neu beginnen.

Foto: TU Clausthal

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VNG wird Erdgasproduzent in Norwegen

Von Sandra Biesel,

Assistentin Vorstand Gasbeschaff ung

Die Endeavour Energy Norge AS, die nach der Zustimmung der norwegischen Finanz- und Ener-giebehörden zur VNG Norge (Operations) AS wurde, ist eine Explorations- und Produktionsgesellschaft mit Sitz in Oslo. Sie ist auf die Exploration, Ent-wicklung und Förderung von Gas- und Ölreserven in der Nordsee und der Norwegischen See fokussiert. Auf dem norwegischen Kontinentalschelf hält das Unternehmen Anteile an 21 Lizenzen, vier davon führt sie als Operator (Betriebsführer). Außerdem ist das Unternehmen an den produzierenden Fel-dern Brage und Njord beteiligt.

Der Erwerb des Unternehmens im April 2009 ist für VNG ein wesentlicher Schritt auf ihrem Weg, bis zum Jahr 2020 etwa 10 Prozent der Gasbeschaf-fung durch eigene Erdgasproduktion abzusichern. „Diese Investition ist ein Meilenstein bei dem Aufbau eigener Produktionskapazitäten und er-gänzt die mit der VNG Norge AS begonnenen Aktivitäten hervorragend“, so Klaus-Dieter Barb-

knecht, für die Erdgasbeschaff ung zuständiges Vorstandsmitglied bei VNG und Vorsitzender des Verwaltungsrats beider norwegischer Tochter-unternehmen.

Mit dem Unternehmenserwerb hat VNG ihr Port-folio an Reserven und Ressourcen maßgeblich weiterentwickelt. Neben den sicheren und wahr-scheinlichen Reserven der produzierenden Felder Brage in der norwegischen Nordsee und Njord in der Norwegischen See in Höhe von insgesamt 6,4 Millionen Barrel Öläquivalent (BOE) – dies entspricht rund 1 Mrd. m³ Gas – konnte sie das Portfolio um unentwickelte, eventuelle Ressour-cen in Höhe von rund 17 Millionen BOE und um unentdeckte, risikodiskontierte Ressourcen in Höhe von rund 75 Millionen BOE erweitern.

Im Jahr 2009 haben sowohl VNG Norge AS als auch VNG Norge (Operations) AS Explorations-bohrungen vorgesehen. Die erste Bohrung wurde bereits im Mai auf dem Prospekt Gygrid in der Norwegischen See in der Nähe des Njord-Feldes durchgeführt. Weitere Bohrungen, darunter auch die zur Erweiterung der attraktiven Agat-Entde-

VNG-Plattform Bredford Dolphin

Am 2. April 2009 hat VNG sämtliche Aktien der Endeavour Energy Norge AS (EEN) mit Sitz in Oslo erworben. Ein gewaltiger

Schritt, denn VNG wird damit nicht nur Betriebsführer von Plattformen, sondern auch Produzent.

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ckungen in der nördlichen Nordsee, werden im Laufe des Jahres folgen. Dabei wird VNG Norge (Operations) AS erstmals auch in ihrer Funktion als Betriebsführer auftreten. Insgesamt fünf wei-tere Bohrungen sind nördlich des Feldes Njord sowie im Block 25 in der mittleren norwegischen Nordsee vorgesehen. Mit den Ergebnissen der ersten Bohrungen wird bereits im Sommer dieses Jahres gerechnet.

Parallel zum Tagesgeschäft beschäftigen sich VNG, VNG Norge AS und VNG Norge (Operations) AS damit, das neue Unternehmen in die VNG-Gruppe einzugliedern sowie beide norwegischen Toch-terunternehmen unter dem bekannten Namen VNG Norge AS zusammenzuführen. Dabei sollen sowohl die Büros in Oslo und Stavanger als auch alle Arbeitsplätze erhalten bleiben. Mittelfristig wird man das Team des Unternehmens wahrschein-lich sogar verstärken müssen, denn die fusio-nierte Gesellschaft soll für den VNG-Konzern auch außerhalb Norwegens ihr Know-how in Form von Dienstleistungen im Bereich E&P erbringen.

Insgesamt wird mit dem Erwerb der Endeavour Energy Norge AS, jetzt VNG Norge (Operations) AS, die Position von VNG auf dem norwegischen Konti-nentalschelf sowie generell in dem Geschäftsfeld E&P gegenüber anderen, größeren Marktteilneh-mern erheblich gestärkt und die Attraktivität als Marktpartner wesentlich erhöht.

Reserven

Alle Reservenschätzungen beinhalten eine gewisse Unsi-

cherheit. Diese hängt von der Vertrauenswürdigkeit der

verfügbaren geologischen und technischen Daten sowie

der Interpretation dieser Daten ab. Ein relativer Grad der

Unsicherheit wird ausgedrückt, indem man in nachge-

wiesene und vermutete Reserven unterteilt. Vermutete

Reserven werden wiederum in wahrscheinliche und mög-

liche unterteilt, um den relativen Grad der Unsicherheit

ihrer Existenz zu umschreiben.

Ressourcen

Wahrscheinliche Ressourcen sind die geschätzten Mengen an Erd-

öl/-gas, die potenziell förderwürdig sind, jedoch zum gegebenen

Zeitpunkt mit aktuellen Techniken nicht wirtschaftlich entwickelt

werden können. Mögliche Ressourcen sind die Mengen an Erdöl/-gas,

die zum gegebenen Zeitpunkt möglicherweise, aus noch unentdeckten

Akkumulationen, unter Anwendung zukünftiger Entwicklungsentwürfe,

förderwürdig wären. Zukünftige Ressourcen haben sowohl eine Wahr-

scheinlichkeit entdeckt zu werden als auch eine Wahrscheinlichkeit

entwickelt zu werden. Sie stellen die Reservenerwartung dar.

Diese Bohrungen stehen 2009 bei VNG an.

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Stadtwerke Oranienburg sorgen

für eine blühende Stadt

Kundenporträt

Oranienburg begrüßt seine Gäste tatsächlich mit blühenden Landschaften: Seit dem 25. April bietet hier die 4. Branden-

burger Landesgartenschau für 177 Tage die sehr zu empfehlende Gelegenheit, sich von diesem farbenprächtigen Ereignis

verzaubern zu lassen. Zu den Hauptsponsoren gehört die Stadtwerke Oranienburg GmbH, die der erste Anlaufpunkt meiner

Frühlingsexkursion ist.

Von Helmut Rosan, freier Redakteur

Oranienburg liegt an der nördlichen Stadtgrenze der Hauptstadt Berlin. Mit der reizvollen Lage inmitten einer seenreichen Landschaft und ihren Sehenswürdigkeiten, wie dem ältesten Barock-schloss der Mark Brandenburg, bietet die Stadt ein interessantes Ausfl ugsziel. Die guten Verkehrs-anbindungen an den Berliner Autobahnring A 10, durch Eisenbahn und die Berliner S-Bahn sowie zum Flugverkehr unterstützen die Bedeutung

Oranienburgs als wichtigsten Wirtschaftsstandort der Region nördlich von Berlin. Die Stadt hat heute rund 41.000 Einwohnerinnen und Einwohner und ist damit die größte Kreisstadt Brandenburgs. Die Stadtwerke Oranienburg GmbH (SWO) ist das Versorgungsunternehmen für die Kreisstadt der nordbrandenburgischen Region Oberhavel. Im Gründungsjahr 1991 betätigte sich die Gesell-schaft zunächst nur im Bereich der Fernwärmever-sorgung. Jedoch bestand ein Unternehmensziel von

Sorgen mit für ein blühendes Oranienburg: Detlef Giese, Geschäftsführer (technischer Bereich) der Stadtwerke Oranienburg, Stefan Wiesjahn, Prokurist und Leiter Vertrieb, sowie Wolfgang Schneider, Geschäftsführer im kaufmännischen Bereich.

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Anfang an darin, die Produktpalette um kommunale Ver- und Entsorgungsdienstleistungen und andere kommunalwirtschaftliche Aufgaben zu erweitern. Die SWO beschäftigen 99 Mitarbeiter, darunter acht Auszubildende.

SWO versorgt flächendeckend und umfassend

Am Unternehmenssitz in der Klagenfurter Straße 41 erwartet mich Stefan Wiesjahn, Leiter Vertrieb und Prokurist. Er ist verantwortlich für die Erdgasver-sorgung und arbeitet sehr eng mit den Potsdamer Kollegen der Erdgas Mark Brandenburg (EMB) sowie der Leipziger VNG zusammen. Mit einem erfrischend natürlichen Selbstbewusstsein erklärt Wiesjahn gleich am Anfang unseres Gesprächs: „Wir verfügen über die beste Voraussetzung, Oranienburg flächendeckend und umfassend aus einer Hand zu versorgen. Im Verbund der Stadtwerke Oranienburg agieren heute folgende Unternehmen: die Stadtwerke Oranienburg GmbH

(Trinkwasser-, Strom- und Fernwärmeversorgung), die Erdgasversorgung Oranienburg GmbH sowie Betriebsführung des Entwässerungsbetriebes. Die Energie- und Wasserwirtschaft sind und blei-ben der Kern unserer unternehmerischen Tätigkeit. Darüber hinaus erweitern wir unsere bisherigen Geschäftsfelder und nehmen weitere Erfolg ver-sprechende ins Visier. Wir sind ein anerkannter und geachteter Partner unserer Kunden. Wir leis-ten einen wirksamen Beitrag zum Umweltschutz durch konkrete Umweltziele, die wir gemeinsam mit unseren Kunden erreichen wollen.“Stefan Wiesjahn akzeptiert verständnisvoll mein besonderes Interesse für die Erdgasversorgung. Das Leitungsnetz beträgt insgesamt rund 179 km und verfügt über drei Übergabestationen sowie sechs Regelanlagen. Es existieren derzeit 4.915 Hausanschlüsse.2008 wurden 410,229 MWh Erdgas verkauft. Das Jahresergebnis betrug 1.220.063 Euro, der Um-satzerlös 19.266.410 Euro. Seit 2005 gibt es in Oranienburg eine Erdgas-tankstelle, die SWO verfügen gegenwärtig über 15 Erdgasfahrzeuge und ersetzen die gesamte Fahrzeugfl otte kontinuierlich weiter durch Modelle

EMB und Stadtwerke – Partnerschaft

zwischen Tradition und Moderne

Tradition und Moderne – das kennzeichnet die partnerschaft-liche Zusammenarbeit der EMB Erdgas Mark Brandenburg GmbH mit Stadtwerken. Tradition, weil die guten partner-schaftlichen Beziehungen im westlichen Brandenburg seit vielen Jahren bestehen. Als Regionalversorger beliefert EMB „ihre“ Stadtwerke, unterstützt sie an vielen Stellen mit ihrem gaswirtschaftlichen Know-how und leistet dabei einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der regionalen Wirtschaftskraft – teilweise auch als Gesellschafter. So ist EMB an der Erdgasversorgung

Oranienburg GmbH beteiligt, einer Tochter der Stadtwerke Oranienburg GmbH. Moderne, weil die Partnerschaft auch unter den veränderten Bedingungen des liberalisierten Gasmarkts Bestand hat. Zum Beispiel bei der Erdgasbeschaff ung. Hier hat EMB frühzeitig ein transparentes System installiert, über das sie den Bedarf interessierter Stadtwerke bündelt und gemeinsam ausschreibt. Die gemeinsame Menge wird so interessant für Optimierungen und ermöglicht Vorteile, die die Partner für sich allein nicht erzielen könnten. Aber auch in anderen aktuellen energiewirtschaftlichen Fragen wie dem Energie-Datenmanagement oder dem Smart Metering stellt EMB, teilweise unterstützt durch die GASAG-Gruppe, ihr Fachwissen ihren Partnern zur Verfügung. Zum Beispiel den Mitgliedsunternehmen des „local-energy“-Verbundes. Seit Anfang Mai ist EMB Teil dieses Stadtwerkeverbunds, der seine inhaltliche Ausrichtung weit über die bisherige Marketing- und Vertriebsgemeinschaft hinaus erweitern wird.Übrigens: Das Sponsoring der Landesgartenschau 2009 durch die Stadtwerke Oranienburg ist auch ein Beispiel für das Verständnis der EMB von Partnerschaft. Sie beteiligt sich am Engagement der örtlichen Stadtwerke.

Ulrich Floß, EMB Erdgas Mark Brandenburg GmbH, Geschäftsführer Handel/Vertrieb

Sitz der Stadtwerke Oranienburg in der Klagenfurter Straße 41.

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Stadtwerke Oranienburg sorgen

für eine blühende Stadt

mit dem umweltfreundlichen Antrieb. Geworben wird dafür auch auf der Landesgartenschau, wo die SWO gemeinsam mit VNG, der EMB und EON Edis über einen attraktiven Informationsstand verfügen. Vom 11. bis 13. September stellen bei-spielsweise Steff en Hesse und Marek Preißner von VNG die neuen Erdgasfahrzeuge vor und laden die Besucher als besonderes Extra auch zu einer Probefahrt ein.Zum Unternehmensschwerpunkt der Zukunft ge-hört laut Wiesjahn insbesondere der gemeinsame Gaseinkauf mit der EMB zu für die Oranienburger günstigen Preisen. So viel zunächst zum Thema Erdgas.

Gelebte Kundennähe

Die Gesamtsicht auf die SWO gehört für Stefan Wiesjahn und seine Mitstreiter zum erklärten Selbstverständnis. „Wir machen uns den kommu-nalen Gedanken ‚Aus der Region für die Region‘ zu eigen und beweisen, dass ein gut strukturiertes regionales Unternehmen den ‚Energieriesen‘ überlegen ist. Unsere enge Zusammenarbeit mit Kommune und Verwaltung der Stadt Oranienburg und natürlich mit zahlreichen Unternehmen der Region hilft, den Wirtschaftsstandort Oberhavel auszubauen und seine Struktur zu festigen. Damit erreichen wir das wichtige Unternehmensziel, den Standort Oranienburg attraktiv zu machen.“ Einen herausragenden Stellenwert hat in diesem Zusammenhang der Begriff der Kundennähe, der hier weniger beschworen, denn sehr bewusst gelebt wird. „In erster Linie verstehen wir uns als verlässlichen und qualitätsbewussten Partner unserer Kunden. Seit der Unternehmensgründung haben wir unser Angebot ständig erweitert, die Versorgungsnetze ausgebaut und die Versor-gung unserer Kunden immer sicherer und besser gestaltet. Wir erachten die große Kundennähe

insbesondere in unserem Hauptgeschäftsfeld, der Energieversorgung, für sehr wichtig. Sie ist ein Un-terpfand für Kundenzufriedenheit, die jederzeit den Mittelpunkt unseres Handelns bildet. Kundennähe und -freundlichkeit müssen wir täglich beweisen, ob bei der Bearbeitung von Erschließungsanträgen, bei der energiewirtschaftlichen Beratung, bei der Modernisierung von Anschlüssen oder bei der fachgerechten Auskunft gegenüber Kunden.“ Zur Kundennähe gehört für die SWO auch das gesellschaftliche Engagement. So agiert das Unter-nehmen als Hauptsponsor für den Oranienburger Handballclub, das Stadtfest und den Mode & Autofrühling und gemeinsam mit den Partnern EMB und VNG sowie anderen auch beim Erdgas-pokal der Schülerköche.Weiter erklärt Wiesjahn: „Wir arbeiten mit dem Geld unserer Kunden. In erster Linie nutzen wir diese Einnahmen gleich wieder, um die Netzver-sorgung zu verbessern, Instandhaltungsarbeiten auszuführen und Reparaturen zu bezahlen. Durch uns investieren die Kunden also selbst in eine neue, bessere Lebensqualität, die wir durch mo-derne Ver- und Entsorgung herbeiführen können. Der Schriftzug ‚Ihre Stadtwerke‘ unter den meisten unserer Kundenmitteilungen ist also nicht bloß ein freundlicher Gruß – er verdeutlicht, dass auch die Kunden einen großen Anteil an der Leis-tungsfähigkeit ihres Versorgungsunternehmens haben.“Seit 2008 gehört zur planmäßigen Verbesserung der Effi zienz der SWO auch der gemeinsame Strom-einkauf mit den Stadtwerken Brandenburg und Luckenwalde an der Leipziger Strombörse EEX. Übrigens verfügt Wiesjahn selbst seit kurzem über die EEX-Zertifi kate als ausgewiesener Terminmarkt- und Spotmarkt-Börsenhändler.Selbstbewusstsein paart sich für einen Typ wie Stefan Wiesjahn wohl ohne jedes Wenn und Aber mit ständiger Qualifikation. Dieses Selbstver-ständnis hat sich für den 1956 im sächsischen Kamenz Geborenen im Laufe der Jahre immer stärker gefestigt. Er schloss sein Studium als Dipl.-Verfahrenstechniker an der TH Merseburg ab und arbeitete danach etliche Jahre bei Berlin-Chemie in der Pharmaindustrie. Er ist verheiratet und Vater einer 14-jährigen Tochter und eines Sohnes, der 32 Lenze zählt. Der leidenschaft-

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liche Hobby-Fotograf ist seit 1996 bei den SWO beschäftigt. Nach Abschluss unseres Gesprächs begleitet er mich freundlicherweise und mit etli-chen Hinweisen zum Gemeinschaftsstand auf die Landesgartenschau.

Oranienburg und die Landesgartenschau

In Oranienburg fanden in der jüngsten Vergan-genheit rasante Veränderungen statt. Der Schloss-park ist für die Landesgartenschau komplett neu gestaltet, neue Brücken wurden über die Havel geschlagen, ein Hafen für Wassertouristen entsteht und rund um das Schloss erhält die Stadt ihre alte Mitte in modernisiertem Gewand zurück. Die Oranienburger zeigen ihren Gästen, dass die Stadt weit mehr ist als das immer noch anzutref-fende Klischee von der grauen Vorstadt Berlins, die lediglich eine grausige Nazi-Vergangenheit (KZ Sachsenhausen) und Bombenfunde aus dem Zweiten Weltkrieg zu bieten hat.

Tatsächlich ist Oranienburg anders, als viele glauben. Vor allem steht Oranienburg in der Tra-dition der Toleranz, begonnen bei der Frau, die der Stadt ihren Namen gab, der Oranier-Prinzes-sin Louise-Henriette. An der Seite des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm I. unterstützte sie sozial Schwache und nahm Glaubensfl üchtlinge in Brandenburg auf, die vor 350 Jahren mit ihrem Fleiß und ihren Fähigkeiten wesentlich zur Erfolgs-geschichte beitrugen.Einiges zu dieser Geschichte im Zeitraff er: Der Ursprung Oranienburgs liegt in der Mitte des 13. Jahrhunderts. Die Stadt Oranienburg, die ur-sprünglich Bötzow hieß, wurde 1216 erstmals urkundlich erwähnt. 1646 heiratete der Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg die Prinzessin Louise-Henriette von Oranien-Nassau. Sie war zu dieser Zeit gerade 19. Auf einem Jagdausfl ug lernte Louise-Henriette die Gegend kennen und fand Gefallen an der wasser- und wiesenreichen Landschaft, die sie an ihre holländische Heimat erinnerte.

Maskottchen Louis und Henriette von der Landesgartenschau Oranienburg 2009 | Gartenzimmer Herkunft. Fotos: Clara Stadtgraf

Denkmal von Louise-Henriette

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Stadtwerke Oranienburg sorgen

für eine blühende Stadt

Der Kurfürst schenkte ihr daraufhin 1650 Bötzow auf Lebenszeit. Anstelle eines alten kurfürstlichen Jagdschlosses ließ sie einen Schlossneubau im holländischen Stil errichten, der 1652 den Namen „Oranienburg“ erhielt. Mit der Übertragung des Amtes Bötzow an die Kurfürstin Louise-Henriette setzte für den Ort eine entscheidende Wende ein. 1653 wurde der Name in das Stadtsiegel aufgenommen, womit die Stadt ihren heutigen Namen erhielt. Der Sohn Kurfürst Friedrich III., seit 1701 auch König Friedrich I., zeigte eine besondere Vorliebe für Oranienburg. Er ließ das Schloss seiner Mutter prunkvoll umbauen. In Oranienburg entstand damit das erste barocke Lustschloss der Mark Brandenburg.Im 19. Jahrhundert entwickelten sich Handel, Verkehr und Industrie. Straßen, Wasserwege und Eisenbahnstrecken wurden angelegt. 1877 lief

der erste Zug der Nordbahn in den Bahnhof von Oranienburg ein. Der Anschluss an das Berliner Eisenbahnnetz war damit hergestellt. Mit der verkehrstechnischen Entwicklung einher ging die Industrialisierung. Anfang des 20. Jahrhunderts hatte sich Oranien-burg zu einer Industrie- und Villenstadt entwickelt. Der Chemiker Prof. Dr. Friedlieb Ferdinand Runge hatte 1833 in Oranienburg seine bedeutendsten Entdeckungen gemacht: das Anilin und die Karbol-säure im Steinkohlenteer. Daneben entwickelten sich in Oranienburg Betriebe der Metall- und Holz-verarbeitung sowie des Maschinenbaues. Die Industrialisierung war mit einem sprunghaften Anstieg der Bevölkerungszahlen verbunden. Nach dem Dreißigjährigen Krieg hatte Oranienburg lediglich ca. 200 Einwohner, im Jahr 1900 betrug die Anzahl der Einwohner ca. 8.000. Mit der nationalsozialistischen Diktatur begann für die Stadt das fi nsterste Kapitel ihrer Geschichte. In Oranienburg wurde 1933 das erste national-sozialistische Konzentrationslager Deutschlands und 1935 das Massenvernichtungslager Sachsen-hausen errichtet.Durch schwere Luftangriff e wurden große Teile der Stadt zerstört, sie glich nach dem Ende des Zwei-

Eingang zum Schlosspark | Barockschloss

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Kurzchronik

1702–1713: Erste Anlagen für eine Wasserversorgung entstehen. | 1835: Im Oranienburger Stadtgebiet stehen die ersten Gasla-ternen. 17 Gaslichtspender stehen vornehmlich vor den Häusern gut situierter Bürger. Sie müssen für diesen Luxus halbjährlich 2 Thaler pro Laterne an die Stadtkasse entrichten. | 1866–1868: Öff entliche Straßen und Plätze Oranienburgs werden durch Gaslaternen beleuchtet. | 1896: Zum ersten Mal in der Geschichte Oranienburgs brennt elektrisches Licht. | 1898: Die Elektrifi -zierung der Gebäude und Wohnhäuser im Stadtgebiet ist abgeschlossen. Oranienburg hatte zu dieser Zeit etwa 7.000 Einwohner. |1911: Die Stadtgemeinde Oranienburg kauft das Gaswerk. | 1916–1928: Die Elektroversorgung geht in die öff entliche Hand über. | 1945–1989: Die Energieversorgung und Wasserwirtschaft der DDR ist verstaatlicht. | 1969/1970: Mit der Planung und Errichtung eines Heizwerkes wird begonnen. | 1972: Die ersten Wohnungen in Oranienburg werden mit Fernwärme beheizt. | 1976: Der VEB Wärmeversorgung entsteht. | 1990: Die Fernwärme GmbH Oranienburg wird gegründet. Dem politischen Umbruch in der DDR folgt am 1. Juni auch die Umwandlung und Aufteilung des VEB Wärmeversorgung in die Fernwärme GmbH Oranienburg und Stadtwärme Hennigsdorf GmbH als Treuhandbetriebe. | 1991: Die Stadtwerke Oranienburg GmbH wird gegründet. | 1992: Die Erdgasversorgung Oranienburg GmbH wird gegründet. | 1994: Das neue Blockheizkraftwerk in der Klagenfurter Straße geht in Betrieb. Die Stadtwerke übernehmen die Oranienburger Wasserversorgung und Abwasserentsorgung. | 1996: Die Stadtwerke Oranienburg GmbH übernimmt die Stromversorgung in Oranienburg. | 1998: Die Stadtservice Oranienburg GmbH wird gegründet. | 2001: Die Stadtwerke erhalten ein neues Kundenzentrum. | 2005: Die Stadtwerke bieten Erdgas als Kraftstoff an. Die Erdgas-versorgung Oranienburg GmbH eröff net am 4. Februar an der Total-Tankstelle in der Saarlandstraße die erste Erdgastankstelle im Landkreis Oberhavel.

ten Weltkrieges einem riesigen Trümmerhaufen. Mit der gesellschaftlichen Wende begann ein neuer Abschnitt in der Stadtgeschichte. Zahlreiche Neubürger haben Oranienburg zu ihrer Heimat gewählt, weshalb die Einwohnerzahl in den ver-gangenen Jahren kontinuierlich anstieg.

Zurück zur Landesgartenschau. Sie steht unter dem Titel „Traumlandschaften einer Kurfürstin“. Das im blühenden, farbenfrohen Gelände sehr oft anzutreff ende Orange ist zugleich eine Hom-mage an Louise-Henriette, die Familienfarbe der Oranier.

Die Gartenschau wurde mit einem Investitionsauf-wand von rund 30 Mio. Euro vier Jahre gründlich vorbereitet. Es hat sich gelohnt! 17 so genannte „Gartenzimmer“ sowie sechs Wäldchen entstan-den, die Themen optisch darstellen wie Hoff nung, Familie, Liebe oder auch Einsamkeit. Doch ein-sam ist man hier wahrlich nicht. Nur vier Tage nach der Eröff nung, an einem Mittwoch, erlebte ich eine lange Schlange am Eingang sowie sehr viele junge und ältere Erlebnissuchende inmitten eines riesigen blühenden Landschaftsareals. Doch überzeugen Sie sich selbst. Oranienburg erwartet auch Sie!

Havelschleuse | Waisenhaus und Nicolaikirche Fotos: Tourismusverein Oranienburg & Umland e.V.

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erdgas mobil GmbH

Kostenorientierte

Ökopioniere

Im vergangenen Jahr hat der IEK eine Studie beauftragt, in der das Potenzial von Erdgasfahrzeugen ermittelt wurde. Die

Ergebnisse zeigen, dass ein Engagement weiterhin sinnvoll ist, wenn die aufgezeigten Schwerpunktaufgaben gelöst werden.

medium gas sprach mit Dr. Timm Kehler, der zum 1. April die Geschäftsführung der Vermarktungsgesellschaft „erdgas mobil“

übernommen hat, über die Zukunft der umweltfreundlichen Autos.

Herr Dr. Kehler, Sie waren über 12 Jahre bei BMW

beschäftigt und haben dort unter anderem die

Vermarktung des Wasserstoff projektes Clean-

Energy geleitet. Was hat Sie zum Wechsel in die

Erdgasautobranche veranlasst?

Erdgas ist als Kraftstoff ein sehr greifbarer Ansatz, um die Emissionen im Verkehr zu reduzieren. Bis 2012 sollen die Emissionswerte für Autos im Durch-schnitt auf 120 Gramm, danach perspektivisch auf 95 Gramm reduziert werden. Mit Benzin- und Dieselfahrzeugen sind diese Schadstoff grenzwerte nur unter hohen Kosten erreichbar. Hier sehe ich kurz- und mittelfristig sehr viel Potenzial, damit die Technologie einen Beitrag zum Klimaschutz leistet.

Und Wasserstoff – hat das keine Perspektive?

Doch, die hat es. Allerdings ist das Wasserstoff -projekt eher langfristig angelegt und wird gerade erst durch die Erdgastechnik vorbereitet. Ich denke nicht, dass wir mit serienmäßigen Wasserstoff -fahrzeugen für einen breiten Fahrerkreis vor 2030 rechnen können. Gleiches gilt auch für Elektrofahr-zeuge, bei denen noch gewaltige Entwicklungs-aufgaben in der Batterietechnik zu lösen sind. Sie werden frühestens in 15 Jahren ihren Markteintritt in bestimmten Nischen feiern. Erdgasfahrzeuge hingegen treff en heute bereits alle Kundenanfor-derungen und sind kostengünstig.

Wie sieht es in Zeiten der Finanzkrise mit dem

Absatz von Erdgasautos aus?

Durchaus gut. Erdgasfahrzeuge sind zwar ein kleines Segment, das sich jedoch sehr stabil entwickelt. Während andere Fahrzeugsegmente teilweise in ihren Verkaufszahlen weit abgestürzt sind, konnten wir im vergangenen Jahr zweistellige Zuwachsraten verzeichnen. Diese positiven Absatz-zahlen begründen sich mit der Wirtschaftlichkeit der Autos, vor allem im Hinblick auf die Kraftstoff -kosten. In Krisenzeiten achten Kunden mehr auf die Substanz und die Kosten und orientieren sich weniger an Glanz und Schein. Das kommt unseren effi zienten Erdgasfahrzeugen zugute. Angeheizt wurde der Markt im vergangenen Jahr im Übrigen auch durch neue Fahrzeugmodelle mit Reichweiten von über 800 Kilometern im Mischbetrieb Erdgas/Benzin und durch Turbo-Erdgastechnologie wie im VW Passat und Opel Zafi ra.

Laut McKinsey-Studie von 2008 wäre ein Markt-

potenzial von jährlich 50.000 PKW erreichbar. Ist

diese Zahl überhaupt realistisch?

50.000 Fahrzeuge sind ein ambitioniertes Ziel, aber nicht unerreichbar – vor allem wenn man sich die weltweiten Zulassungszahlen für Erdgasfahrzeuge anschaut. Geschätzte 10 Millionen Erdgasautos sind weltweit auf den Straßen unterwegs, das ist für die Autoindustrie ein attraktives Markt-

Timm Kehler war über 12 Jahre bei der BMW Group in verschiedenen Führungspositionen in den Bereichen Design, Marken- und Produktstra-tegie sowie Marketing tä-tig. Er leitete dort unter anderem die Vermarktung des Wasserstoff projektes CleanEnergy, das Innova-tionsmarketing sowie die Marketingsteuerung und -operation des Konzerns. Kehler, der Maschinenbau-Ingenieurwesen an der TU Berlin studierte, wurde 2007 durch das World Economic Forum für die Auszeichnung „Young Glo-bal Leader“ nominiert.

Foto: aboutpixel.de/hellhunter2k

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segment. Beispielsweise wird der Erdgasantrieb im asiatischen Raum eine entscheidende Rolle dabei spielen, die Emissionsproblematik in den Griff zu bekommen.

Aber wie wollen Energiewirtschaft und Autoin-

dustrie diese magische 50.000er-Zahl praktisch

erreichen?

Wie gesagt, wichtige Meilensteine im Automobil-markt stehen mit der CO2-Zielsetzung in 2012 und der Einführung der Abgasnorm EU6 in 2014 an. Hierzu werden die Autohersteller ihre Erdgas-Ange-bote forcieren. Das spüren wir deutlich in unseren Gesprächen mit Herstellern und Zulieferern.Gleichzeitig müssen wir die Infrastruktur in Kom-fort und Flächendeckung weiter ausbauen. Ein wichtiges Projekt ist beispielsweise eine bun-

deseinheitliche Tankkarte. Zudem müssen wir die Kommunikation der Vorteile von Erdgas als sauberen und kostengünstigen Kraftstoff deutlich forcieren. Eines muss uns aber klar sein: Wir sind bei der Entwicklung der Erdgasfahrzeuge im Markt nicht im Sprint unterwegs. Wir bewegen uns in Marathon-Dimensionen. Wir brauchen also einen langen Atem und müssen die Strategie als eine langfristige sehen.

Was kommt nach 2018, wenn der steuerliche Vor-

teil von Erdgas entfällt. Geht den Erdgasautos da-

mit nicht der wirtschaftliche Vorteil verloren?

Natürlich würde der Vorteil verloren gehen, wenn die Steuerbefreiung entfällt. Wir sind daher auf politischer Ebene aktiv und versuchen eine Dis-kussion über eine Verlängerung der Steuerbe-günstigung für Erdgas als Kraftstoff zu erreichen. Bisher bekommen wir dazu eindeutig positive Signale aus Berlin. Die Politik hat Interesse an einer nachhaltigen Entwicklung, vor allem wenn sich die Erdgaswirtschaft weiterhin für die Bei-mischung von Bioerdgas stark macht. Das ist das Schlüsselthema in der Diskussion. Bisher liegt der Anteil bei ca. 3 Prozent, er kann je nach steuerlichen Randbedingungen in den kommenden Jahren auf 20 Prozent und mehr steigen.

Wie sieht es mit staatlichen Förderprogrammen

aus?

Erdgasfahrzeuge sind durch die Neuregelung der Kfz-Steuerreform deutlich begünstigt worden. Aufgrund der sehr geringen Schadstoff emissionen zahlen Käufer für den neuen Erdgas-Passat bei-spielsweise nur 94 € Steuern, ab Juli, wenn die Kfz-Steuerreform in Kraft tritt, sogar nur noch 30 Euro.

erdgas mobil – Kraftstoff für eine saubere Zukunft

Im Februar gaben der Initiativkreis Erdgas als Kraftstoff – Deutschland e.V. (IEK) und der

Trägerkreis „Das Erdgasfahrzeug“ die Gründung der neuen Vermarktungsgesellschaft

erdgas mobil GmbH bekannt. Mitte dieses Jahres zieht die Gesellschaft von Leipzig nach

Berlin. Neben Dr. Timm Kehler wird das Team aus je einem Projektleiter für Technik,

Vertrieb und Marketing/PR sowie einer Assistenz bestehen.

Weitere Informationen: www.erdgas-mobil.de

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Weitere staatliche Förderprogramme, wie zum Beispiel in Italien, gibt es derzeit leider nicht. Allerdings bestehen für den Kunden verschiedene Förderprogramme seitens ihrer Gasversorger, wie beispielsweise Tankgutscheine oder Zuschüsse für Flottenfahrzeuge.

Derzeit gibt es in Deutschland rund 850 Tankstel-

len mit Erdgas. Wo legen Sie die Schwerpunkte

in der weiteren Entwicklung?

Eine Anzahl von 850 Erdgastankstellen klingt zu-nächst gering – ist es aber nicht. Immerhin haben sich bereits 80.000 Kunden für ein Erdgasauto ent-schieden. Insbesondere die deutlich gestiegenen Reichweiten der neuen Fahrzeuggeneration helfen, hier früher wahrgenommene Defi zite auszuglei-chen. Unser Plan sieht ein jährliches Wachstum der Tankstellenzahl von 5 bis 10 Prozent vor. Den Ausbauschwerpunkt legen wir auf neuralgische Verkehrsknotenpunkte, also auf gut sichtbare und gut frequentierte Autobahnen und Fernstraßen. Für uns gehört es aber auch dazu, dass wir die

Ausschilderung der Tankstellen verbessern und Flottenkunden eine einheitliche Tankkarte zur Verfügung stellen. Nicht die Anzahl der Stationen ist allein entscheidend, gute Standorte und gute Tankbedingungen müssen es sein.

In den Medien wurde jüngst über Mängel bei

Autogasfahrzeugen berichtet. Der Vorwurf:

unsachgemäßer und nicht fachkompetenter

Einbau der Autogasanlagen, Verwendung von

nicht zugelassenen Bauteil-Komponenten und

Einsatz von verunreinigtem Autogas als Quelle

von Motorschäden. Können Sie solche Vorwürfe

für Erdgasfahrzeuge ausschließen?

Man kann es nicht oft genug betonen: Erdgas ist nicht gleich Autogas, Erdgas ist ein Qualitätspro-dukt! Die sehr strengen Normen für Erdgas als Kraftstoff , die wir gemeinsam mit den Autoher-stellern entwickelt haben, sichern zum einen die Einhaltung der Emissionswerte, die deutlich besser sind als bei Flüssiggas. Zum anderen schließen sie Schäden an den Motoren aus. Außerdem werden Erdgasfahrzeuge entweder direkt vom Hersteller oder von einem zertifi zierten Tochterunternehmen entwickelt. Der Kunde von Erdgasfahrzeugen ge-nießt damit die volle Herstellergewährleistung.

Vielen Dank für das Gespräch.

Premiere für den Caddy Maxi EcoFuel

Auf der AMI zeigte VW erstmals das neueste Mitglied seiner Erdgas-Familie: den Caddy Maxi Eco-Fuel. Die Reichweite beträgt 570 Kilometer im Erdgas-Modus. Zusätzlich steht ein Benzin-Reservetank für weitere 130 Kilometer zur Verfügung. Die Tanks (36 Kilogramm) sind platzsparend unterfl ur am Heck verbaut. Als Antrieb dient ein 80 kW/109 PS starker Zweiliter-Vierzylinder. Den Normverbrauch gibt der Hersteller mit durchschnittlich 6,1 Kilogramm Erdgas an. Preislich startet der Caddy Maxi EcoFuel als Kastenwagen bei 18.780 Euro (netto). Die Pkw-Version Life ist ab 24.600 Euro (inkl. Mwst.) erhältlich.

Mercedes wieder mit E-Klasse CNG

Mercedes Benz gab auf der AMI bekannt, künftig auch wieder ein Modell der neuen E-Klasse als Erdgasvariante auf den Markt zu bringen. Im Mittelpunkt stand der Mercedes B 170 NGT BlueEffi ciency, der seine Markteinführung im Juni 2008 feierte und laut Zulassungsstatistik bisher sehr erfolgreich ange-nommen wurde.

VW liefert erste Turbo-Passats

Bereits im vergangenen Jahr wurde der VW Passat TSI EcoFuel dem Publikum auf der AMI präsentiert. Auch in diesem Jahr war der erste Erdgas-Turbo der Publikumsmagnet am Gemeinschaftsstand Trägerkreis Erdgasfahrzeuge. Der Wagen ist seit Anfang Januar bestellbar, erste Modelle wurden im März ausgeliefert. Übrigens wurde der Passat EcoFuel mit Erdgasantrieb jüngst vom ADAC zum umweltverträglichsten Auto in Europa gewählt, mit 3 Punkten Vorsprung auf den Toyota Prius. Vor allem bei der Schadstoff prüfung überzeugte der Passat mit maximalen 50 Punkten.

Opel mit neuem Zafi ra und CNG-Turbo

Ebenfalls im März 2009 war Markteinführung für den Zafi ra CNG Ecofl ex. Mit 110 kW/150 PS bietet er doppelt so viel Leistung wie der bisherige Zafi ra 1.6 CNG mit Erdgas-Saugmotor. Die Reichweite des Siebensitzers beträgt im Erdgasbetrieb bis zu 370 Kilometer. Der Einstiegspreis für den neuen Opel Zafi ra 1.6 CNG ecoFLEX-Turbo liegt bei 25.430 Euro.

Weitere Informationen zu den Erdgas-Modellen: www.verbundnetzplus.de

AMI 2009 kompakt

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Kostenorientierte Ökopioniere

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Markt kompakt

Online-Verbrauchsausweis für

Nichtwohngebäude

VNG hat ihr Software-Tool „Online Gebäudeenergie-ausweis“ erweitert. Ab sofort können Nutzer, die die Online-Plattform in ihren Internetauftritt eingebunden haben, neben der Auswahl für „Wohngebäude“ auch verbrauchsbasierte Energieausweise für „Nichtwohn-gebäude“ anbieten. Diese Erweiterung kann problemlos bei VNG angefragt werden. Neue Interessenten erhalten die Erweiterung automatisch.

Weiterführende Informationen zu diesem Thema fi nden Sie unter

www.verbundnetzplus.de

Neue Energieeinsparverordnung

verabschiedet

Die Bundesregierung hat eine Novelle der Energieeinsparverordnung verabschiedet. „Damit ist ein weiterer Meilenstein zur Verbesserung der Energieeffi zienz in Deutschland gesetzt“, sagte die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft und Technolo-gie, Dagmar G. Wöhrl. Mit der Energieeinsparverordnung 2009 setzt die Bundesregierung für den Gebäudebereich die Eckpunkte aus dem Integrierten Energie- und Klimaprogramm in die Tat um. Der Anteil des Gebäudesektors am gesamten Energieverbrauch, der derzeit noch bei mehr als 40 Prozent liegt, könne mit den Neuregelungen deutlich gesenkt werden.

Hannover-Messe: IBZ stellt Stand der Entwicklung von Brennstoff zellen-Heizgeräten vor

Wolfgang Tiefensee (Mitte) informierte sich über die Brennstoff zellentechno-logie. Foto: Marek Bruns, Tobias Renz FAIR-PR

Wolfgang Tiefensee, Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtent-wicklung, informierte sich auf der Hannover-Messe Ende April über den aktuellen Entwicklungsstand der Brennstoff zelle. Am Stand der Initiative Brennstoff zelle, der auch VNG angehört, wurde ihm zudem der Fortschritt bei der Erprobung der Systeme in Feldtests im Rahmen des Projekts „Callux“ erläutert. Im September 2008 hatte Tiefensee den Startschuss für das Callux-Programm gegeben.

Weitere Informationen unter: www.callux.net und www.initiative-brennstoff zelle.de

Feldtest mit Stirling-Heizgeräten

Auf der ISH 2009 in Frankfurt – der Weltleitmesse für die Erlebniswelten Bad, Gebäude-, Energie-, Klimatechnik und Erneuerbare Energien – stand die Kraft-Wärme-Kopplung im Vordergrund. Die führenden Heizgerätehersteller Viessmann, Vail-lant, De Dietrich-Remeha, Junkers, Buderus, Baxi und Senertec starteten die ersten Feldtests mit Mikro-Block-heizkraftwerken, die mit Stirling-Motoren ausgestattet sind. Die Stirling-Heizgeräte heizen dank der Kraft-Wär-me-Kopplung nicht nur den Wohnraum und erzeugen warmes Wasser, sondern sollen in etwa auch die Hälfte des Strombedarfs in Ein- und Zweifamilienhäusern ab-decken können. Dabei werden Gesamtwirkungsgrade von bis zu 95 Prozent erreicht. Die Serienstarts der Stirling-Heizgeräte sind für das Jahr 2011 geplant. Die Firma De Dietrich-Remeha plant die Marktreife bereits ab 2010. VNG unterstützt KWK-Technologien im Feldtest verschiedener Hersteller.

Auf der ISH haben Vaillant und Honda bekannt-gegeben, eine Mikro-KWK-Anlage mit einem Honda-Motor auf den Markt zu bringen. v.l.: Frank Gäbler (Vaillant, ecopower), Ute Scholz (VNG) und Alexander Dauensteiner (Vaillant).

Foto: Vaillant

Chemnitzer schaff en

neue Erdgasbusse an

Vier neue Erdgasbusse sind seit kurzem auf den Linien der Chemnitzer Verkehrs AG (CVAG) unterwegs. Die Fahrzeuge der Firma MAN unterscheiden sich von den anderen Niederfl ur-Gelenk-bussen nur durch das auf dem Dach aufgebrachte Gasspei-chersystem. Mit den vier neuen Bussen ge- hören nunmehr insgesamt sechs Erdgasbusse zur Fahr-zeugfl otte der CVAG (Gesamt-bestand Busse 81). Zwei wei-tere Erdgasbusse folgen in Kürze.

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Erdgastechnik I

Heizungs-Check entdeckt

EnergiesparpotenzialeEffi ziente und umweltfreundliche Technologien auf dem Gebiet der Erdgastechnik sind das A und O

für einen kostengünstigen und umweltschonenden Energieverbrauch. Dr. Hans-Michael Dimanski,

Geschäftsführer vom Landesinnungsverband des thüringischen Sanitär-, Heizungs- und Klima-

Handwerks (SHK), ist sich jedoch sicher, dass in den meisten deutschen Heizungskellern noch ein

ungeahntes Energiesparpotenzial schlummert. Deshalb unterstützt er die Gemeinschaftsaktion

von Stadtwerken und SHK-Innungen.

Ein hoher Energieverbrauch und fehlende Inves-titionen in der Substanz eines Hauses mindern dessen Wert. Eigentümer profi tieren langfristig, wenn sie gezielt investieren: Mit Effi zienzmaßnah-men senken sie die eigenen Energiekosten und steigern den Marktwert des Hauses.

Energiesparer trifft Heizungs-Check

Viele Eigentümer suchen Rat, um ihre Wohnungen und Häuser noch energieeffi zienter zu gestalten und damit Energie und Kosten zu sparen. Speziell zertifi zierte Fachbetriebe der SHK-Innungen, die im Internetportal unter www.wasserwaermeluft.de gelistet sind, können kostengünstig das Ver-besserungspotenzial der Heizanlage ermitteln. Ener giesparmöglichkeiten stecken im gesamten Heizungssystem – vom Kessel über die Wärme-verteilung bis hin zum Heizkörperventil. Je früher ein Mangel entdeckt wird, desto preiswerter ist es, ihn ausbessern zu lassen. Deshalb gönnen vorausschauende Eigentümer ihrem Gebäude einen Check und lassen die Installation gründlich vom SHK-Profi der Innung inspizieren. Sie erhalten ein Prüfprotokoll und können nachweisen: Dieses Haus wird durch den Heizungs-Check auf der Höhe der energetischen Ansprüche gehalten.

3 Schritte zur Effizienz

Der Check befasst sich mit allen Komponenten der Heizanlage und verläuft in drei Schritten. Zu-nächst wird die Wärmeerzeugung bewertet. Hier spielen Faktoren wie der Abgabeverlust, die Ober-fl ächenverluste, die Dimension des Heiz kessels

Foto: aboutpixel.de/Rainer Sturm

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oder die Regelung des Kesselthermostates eine Rolle. In einem zweiten Schritt werden die Ener-gieverluste bei der Wärmeverteilung vom Kessel über Pumpe und Hydraulik zu den Heizkörpern getestet. Zuletzt überprüfen die Experten, ob die Heizkörper und ihre Thermostate einwandfrei funktionieren. Direkt im Anschluss erfahren die Eigentümer, wie effi zient ihre Anlage läuft und wie hoch der Optimierungsbedarf ist. Der Test läuft in allen Bundesländern nach einem einheitlichen Standard ab.

Weiterbildung für Innungen

Seit Herbst 2008 werden über den Fachverband SHK in Thüringen Innungsbetriebe geschult, um den Marktanforderungen entsprechen zu können. Die Resonanz aus den Innungen an der Weiterbil-

Vorgehen nach Norm: Der Fachmann ermittelt mit dem Heizungs-Check Einsparpotenzial Sechs bis acht Monate im Jahr müssen Gebäude in Deutschland beheizt werden, besonders, wenn sie nicht stark gedämmt sind. Die Warmwasserbereitung ist sogar das ganze Jahr im Einsatz. Deshalb sollte der Heizkessel effi zient arbeiten und keine Wärme bereitstellen, die im Haus nicht genutzt wird. Wie gut arbeitet die eigene Heizungsanlage? Verschwendet sie Energie? Was ließe sich dagegen unternehmen?

Zustand der Heizungsanlage Diese Fragen kann der Heizungsfachmann der SHK-Innung jetzt genau beantworten. Er nimmt sich etwa eine Stunde Zeit und stellt bei einem Heizungs-Check fest, in welchem Zustand Wärmeerzeugung (Heizkessel), Wärmeverteilung (Rohrleitungen) und Wärmeabgabe (Heizkörper) sind. Danach kennt er die Anlage und ihre Schwachstellen. Hier liegen Einsparpotenziale, die sich nutzen lassen.

Beruhigend grün, alarmierend rot? Das Vorgehen und alle Bewertungskriterien sind im Check genormt. Das hat einen großen Vorteil für den Kunden: Die Ergebnisse sind objektiv. Für alle Mängel notiert der SHK-Fachmann der Innung Minuspunkte, bis zu 100 sind es insgesamt. Der Eigentümer erhält die Ergebnisse in einem Inspektionsbericht. Die Gesamtpunkte hat der SHK-Fachmann in einer Skala mit Farbbalken eingetragen (siehe unten). Der Farbton, von beruhigend dunkelgrün bis alarmierend rot, signalisiert die Effi zienz der Anlage. Der Eigentümer kann das Ergebnis sofort einschätzen.

Schwachstellen abstellen Zum Check gehört ein Beratungsgespräch. Der SHK-Fachmann der Innung erklärt die jeweilige Punktezahl. Allgemein lässt sich sagen: Bei 0 bis 15 Minuspunkten arbeitet eine Anlage effi zient. Zwischen 15 und 50 Minuspunkten sollte sie optimiert werden. Es empfehlen sich gering-investive Maßnahmen wie voreinstellbare Heizkörperventile, der Einbau einer Hocheffi zienzpumpe oder ein nachträglicher hydraulischer Abgleich.

Wann rechnet sich ein Austausch? Bei über 50 Minuspunkten gilt es abzuwägen: Optimierung oder besser Austausch? Eine solche Heizung arbeitet nur halb so effi zient, wie es dem Stand der Technik entspricht, oft rechnet sich eine neue Anlage.

Wie läuft der Check ab?

dungsaktion ist groß, da sich die Interessen des Marktes mit denen der Fachleute treff en. „Eine Situation, aus der alle Beteiligten profi tieren kön-nen, das hat man selten“, so ein Teilnehmer des letzten Weiterbildungsseminars in Erfurt. Der Ablaufplan für ein Tagesseminar ist stets gleich: Als Vorbereitung auf die Schulung gilt es zunächst, seine Kenntnisse durch ein etwa dreistündiges E-Learning am Web-Arbeitsplatz aufzufrischen. Dazu bekommt man mit der Anmel-debestätigung einen entsprechenden Freischalt-Code. Während des Tagestermins erfährt man alles, was zur Durchführung des ZVSHK-Heizungs-Checks wichtig ist.

Weitere Informationen zum Fachverband SHK in Thüringen und zum Heizungs-Check

fi nden Sie im Internet unter: www.shk-thueringen.de

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Erdgastechnik II

Technologischer Impulsgeber mit

Komplettprogramm für HeiztechnikViessmann ist Marktführer bei Brennwerttechnik und Solar und setzt auf Zusammenarbeit mit VNG.

Von Dr. Uwe Winkler, freier Journalist

Eine junge Frau steht am Tresen des Viessmann-Kundencenters Leipzig in Kabelsketal. Auf ihrem Arm hält sie einen Jungen, knapp zwei Jahre. Zu Hause möchten sie ihre Heizungsanlage umstellen. Ein Viessmann-Kundendienstmitarbeiter erläutert ihr freundlich die unterschiedlichsten Varianten. Er fragt nach den Gewohnheiten zu Hause, wie oft geduscht wird, gebadet, wie viele Personen im Haushalt leben, wie lange das Haus am Tage leer steht …

Heiztechnik und Dienstleistung

Markus Stratmann, Niederlassungsleiter von Viessmann für Nordsachsen und Sachsen-Anhalt, beobachtet während unseres Gesprächs die Sze-nerie aus den Augenwinkeln heraus. Er merkt die Ungeduld des Knaben, der zu quengeln beginnt, sieht, wie die junge Frau angesichts der Vielzahl der Möglichkeiten moderner Heizungs- und Käl-teanlagen unsicherer wird: Welche ist nun die Richtige für uns? Gas, Öl, Strom, Solar, Geothermie, Wärmepumpe, Pelletheizung, Brennwerttechnik. Einzeln oder im Zusammenspiel miteinander. „In den letzten Jahren hat die technologische Vielfalt enorm zugenommen. Mit ihr ist unser Beratungs-

bedarf steil angestiegen.“ Für Markus Stratmann ist die Reaktion der Frau nicht ungewöhnlich. „Oftmals kommen die Leute zu uns, möchten eine bestimmte Anlage haben. Wir verkaufen aber nicht nur Wärme- und Heizungstechnik, wir verkaufen eine Dienstleistung, mit der der Kunde über Jahre hinweg zufrieden leben soll.“ Deshalb stellen seine Mitarbeiter in den Beratungsgesprächen so scheinbar banale wie indiskrete Fragen. Es geht um die „Nutzergewohnheiten“, wie es im Fach-jargon heißt. „Oftmals wird in den Gesprächen schnell klar, dass die Wärme- und Heizungstechnik, die ein Bekannter empfohlen hat, gar nicht das Passende für den Betreff enden ist. Wir wägen produkttechnische Vor- und Nachteile zusammen mit dem Kunden ab, beziehen aktuelle Förder-möglichkeiten in die Suche nach der geeigneten Anlage mit ein. Aber in erster Linie sind wirklich die Lebensumstände des Käufers wichtig. Deshalb die neugierigen Fragen.“

Viessmann-Akademie

Markus Stratmann ist seit 20 Jahren in der Branche, seit vier Jahren ist er bei Viessmann. Beeindruckt habe ihn, wie konsequent das Unternehmen seinen Weg geht: „Wir sind drei, vier Jahre nach allen anderen in die Brennwerttechnik eingestiegen.

Das neue Gebäude der Viessmann-Akademie mit angeschlossener Energiezentrale am Unternehmens-stammsitz Allendorf (Eder). Foto: Viessmann

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Heute sind wir Marktführer bei Brennwerttechnik wie bei Solarthermie.“ Gelungen sei dies, weil Viessmann eben seine „Hausaufgaben“ gemacht hat. „Wir haben den Markt gefragt, was unsere Kunden brauchen. Wir haben alle internen Pro-zesse darauf abgestimmt, schnell, fl exibel und effi zient reagieren zu können. Wir verfügen über Kompetenzen in allen aktuell gefragten energe-tischen Disziplinen. Wenn wir etwas machen, dann machen wir es richtig!“Dazu gehört auch die Zusammenarbeit mit regi-onalen und lokalen Handwerksbetrieben, den Marktpartnern von Viessmann. 300 Handwerks-betriebe in Sachsen-Anhalt werden durch die Niederlassung in Leipzig betreut, und nochmals ein Großteil der 300 in Sachsen. Weitere Tausend Handwerksbetriebe in Mitteldeutschland bieten Viessmann-Produkte neben anderen mit an. „Im letzten Jahr haben wir etwa tausend Handwerker in unserem Schulungszentrum in Leipzig mit un-serer Technik vertraut gemacht“, so Markus Strat-mann. Die Viessmann-Akademie zählt jährlich rund 40.000 Teilnehmer. „Bei der Entwicklung unserer Technik denken wir an die Handwerker, die diese installieren. Das gilt für unser Brenner-Know-how ebenso wie für die Reglertechnik.“

Technische Partnerschaft

Viessmann sieht sich als Innovationsführer und führend beim Einsatz von energieeffi zienten Tech-nologien. „Das zeichnet auch unsere Zusammenar-beit mit VNG aus. Wir nutzen die hohe Kompetenz von VNG im Thema Gas, um gemeinsam neue Anwendungen auf den Markt zu bringen.“ Markus Stratmann verweist auf das Erdgas-Haus und die Entwicklung von Gassteckdosen. Letztere sollen die Installation von Technologien, die mit dem Energieträger Gas verbunden sind, in Häusern einfacher machen. Ein weiteres gemeinsames zukunftsfähiges Feld ist das Thema Gas-Wärme-pumpe, denn Kühlen und Heizen wachsen immer mehr zusammen. Die Kraft-Wärme-Kopplung sei prädestiniert für Gas, erklärt Markus Stratmann. „Auch beim Thema Gasbeschaff enheit, ob Ver-bundgas Nord oder Bioerdgas, arbeitet Viessmann intensiv an weiteren technischen Entwicklungen. So haben wir beispielsweise ein Reglersystem, das sich den unterschiedlichen Trägern anpasst. Wir

sind froh, dass wir dafür in VNG einen kompetenten und marktkonstanten Partner haben.“

Effiziente Brennwerttechnik

Mit der Gas-Brennwerttechnik habe man aktuell eine Technologie auf dem Markt, die „geeignet ist, dem Strom den Rang abzulaufen, der in sei-ner Erzeugung teuer ist und dabei noch um ein Vielfaches geringere Wirkungsgrade hat.“ Dabei sei die Gas-Brennwerttechnik „eine simple Tech-nologie, die sich seit 20 Jahren bewährt hat. Sie ist erprobt und dazu noch nachweisbar effi zient“, sagt Niederlassungsleiter Stratmann. Die Anlagen sind Hightech-Produkte. Sie arbeiten mit wenig Energie und schonen die Umwelt. Lediglich zwei Prozent betrage der Energieverlust. Umgekehrt: Beinahe 100 Prozent der im Erdgas enthaltenen Energie werden auch verwertet. Zusätzlich zum Heizwert des Erdgases nutzen Gas-Brennwertge-räte die im Wasserdampf des Abgases enthaltene Kondensationswärme. Die Abgase werden dazu an dem von den Heizfl ächen zurückfl ießenden kühlen Heizwasser vorbeigeleitet. Dabei wird das Abgas auf mindestens 55 Grad Celsius abgekühlt, wodurch es nicht mehr so viel Wasserdampf spei-chern kann. Dieser kondensiert auf den Flächen des Wärmetauschers und gibt so zusätzlich Wärme ab. Dadurch wird die Energie um 10 bis 15 Prozent besser genutzt als im Niedertemperaturkessel, der die Abgase ungekühlt durch den Schornstein pustet. Kombiniert mit Fußboden- oder Wandhei-zungen anstelle herkömmlicher Heizkörper lassen sich zusätzliche Energiespar-Eff ekte erzielen.

– Niederlassungsleiter des Bereiches Sachsen-Anhalt/Nordsachsen

– Wirtschaftsingenieur – seit 4 Jahren leitet er

die Niederlassung in Kabelsketal

– seit 20 Jahren ist er in der Branche beschäftigt und war in führenden Positionen im In- und Ausland tätig

– verheiratet, 3 Kinder– wohnt mit seiner Familie

in Markkleeberg

Markus Stratmann

Blick in eine Fertigungslinie für Gas-Wandgeräte am Unternehmensstammsitz in Allendorf (Eder). Foto: Viessmann

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Brennwerttechnik und Solar

Mit der Kopplung der Gas-Brennwerttechnik mit Sonnenenergie wird eine noch höhere Effi zienz-stufe erreicht. Das Prinzip ist einfach: Der auf Gas-Brennwerttechnik basierende Heizkessel sorgt dafür, dass zu einer bestimmten Zeit die gewünschte Menge warmen Wassers zur Ver-fügung steht. Sonnenenergie, sozusagen als kostenlose Energiequelle, wird über Kollektoren so in das System eingebunden, dass möglichst viel Energie aus Sonnenstrahlung gewonnen und möglichst wenig Brennstoff durch den Heizkessel verbraucht wird. „Um dies zu erreichen, müssen aber alle Komponenten sinnvoll zusammenspie-len“, so Markus Stratmann. Wie man das macht? Nun, das sei das Erfolgsgeheimnis, auf dem Viessmann seine Marktführerschaft begründet. Die Kombi-Solaranlage mit VITOSOL 200-F-Flach-kollektoren, VITOCELL 340-M-Kombi-Speicher und VITOSOLIC 200-Solarregelung wurden durch die Stiftung Warentest erst jüngst als Testsieger ausgezeichnet.

Unter der Vielzahl von Technologien, die derzeit in Deutschland angeboten werden, ist die Gas-Brenn-werttechnik nicht nur hochinnovativ, sondern auch zukunftsfähig. Sie vereint viele Anforderungen, die aus den aktuellen Themen Versorgungssicherheit, Energiemix oder Klimaverträglichkeit erwachsen. „Durch die Kombination der Brennwerttechnik mit Solar lassen sich Energieeinsparungen von bis zu 34 Prozent erzielen“, beziff ert Markus Stratmann die Eff ekte.

Förderung im Blickpunkt

Diese Technik wird bei Neubauten, aber mehr noch bei Modernisierungen von Heizungsanlagen in den Blickpunkt rücken. Diverse Fördermaßnahmen werden das Fortschreiten innovativer Heizungs-technik unterstützen. „Wir helfen unseren Kunden bei der Suche nach geeigneten Förderungen, die bei den anfallenden Investitionskosten für den Privatkunden schon zu Buche schlagen.“ Markus Stratmann verweist auf eine sehr übersichtliche Viessmann-Förderbroschüre und auf die Förder-datenbank, die sein Unternehmen in den Internet-auftritt integriert habe. Sie sei „eine der Besten bundesweit“. „Darüber hinaus empfehlen wir unseren Kunden die aktuellen Länderprogramme und schulen unsere Handwerksbetriebe, die mit uns kooperieren, zu diesem Thema.“ Für mittel-ständische und Kleinbetriebe bietet Viessmann Energie-Beratungen an. Wiederum in enger Ko-operation mit VNG. „Ich bin mir sicher, dass die Unternehmen zunehmend dies nutzen werden. Denn es geht um richtig viel Geld, das sie durch eine gezielte Energieberatung und Modernisie-rung ihrer Gebäude- und Heizungstechnik sparen können.“

Jeder, der sich in den Kundencentern von Viess-mann beraten lässt, erhält einen Beratungsgut-schein. Bis zu 200 Euro ist der wert. „Wir belohnen unsere Kunden, die sich bei uns direkt informie-ren“, so Stratmann. Auch die junge Frau erhält einen solchen Gutschein, als sie die Viessmann-Niederlassung verlässt. Sie wird wiederkommen, ist sich Markus Stratmann sicher: „Wir sind nicht umsonst Marktführer. Wir kümmern uns um unsere Kunden und machen keine Kompromisse, wenn es um deren Bedürfnisse geht.“

Mit der Gesamtnote „Sehr gut“ beurteilte die Stiftung Warentest im März 2008 das Viessmann-Solarpaket mit VITOSOL 200-F-Flachkollek-toren, VITOCELL 100-B- Spei-cher-Wassererwärmer, Solar-regelung und Zubehör.

Foto: Viessmann

– Gegründet 1917– Gruppenumsatz betrug 2008 ca. 1,7 Milliarden Euro,– Umsatzwachstum gesamt gegenüber 2007: 21 Prozent – Umsatzwachstum in Deutschland gegenüber 2007: 26 Prozent– 58 Prozent des Umsatzes entfallen auf den Export, 42 Prozent des Umsatzes in Deutsch-

land.– Umsatz nach Produktbereichen:

a) Bei Heizsystemen für regenerative Energien: 48 Prozent b) bei Großkesseln: 39 Prozent c) bei Gas-Brennwertgeräten: 27 Prozent

– rund 8.600 Mitarbeiter. – 16 Werke in Deutschland, Frankreich, Kanada, Polen, Ungarn, Österreich, der Schweiz und

China, Vertriebsorganisationen in 37 Ländern sowie weltweit 120 Verkaufsniederlassungen

Viessmann in Zahlen

Die Viessmann-Unternehmensgruppe ist einer der international führenden Hersteller von Heiztechnik-Systemen. Sie verfügt über ein Komplettprogramm für alle Energieträger und alle Leistungsbereiche. Das dreistufi ge Viessmann-Komplettprogramm mit Leistungen von 1,5 bis 20.000 kW umfasst bodenstehende und wandhängende Heizkessel für Öl und Gas, darunter eine komplette Brennwertreihe von 3,8 kW bis 6,6 MW sowie regenerative Energiesysteme

wie Wärmepumpen von 1,5 kW bis 1,5 MW, Solarsysteme mit Röhrenkollektoren und Flachkollektoren sowie Heizkessel für Scheitholz, Pellets und Hackschnitzel von 4 kW bis 13 MW. Kom-ponenten der Regelungstechnik und Datenkommunikation sind ebenso im Programm wie die gesamte Systemperipherie bis hin zu Heizkörpern und Fußbodenheizungen. Das Komplettprogramm bietet für alle Energieträger individuelle Lösungen mit effi zienten Systemen. Ob für Ein- oder Zweifamilienhäuser, für große Wohn-gebäude, ob für Gewerbe und Industrie oder für Nahwärmenetze, ob für die Anlagenmodernisierung oder den Neubau.

Viessmann-Unternehmensgruppe

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Datum Veranstaltung Ort

Juli

20.07.2009 Edvard-Grieg-KonzertWeitere Informationen unter www.vng.de

Nikolaikirche Leipzig

August

08.08.2009 Internationales Lausitzer Leichtathletik-Meetingwww.german-meeting.de/meeting.htm

Cottbus

21.08.2009 Fachtagung EG und Handwerk Sachsen-Anhalt Magdeburg

September

04.–06.09.2009 Tag der Sachsenwww.tds.sachsen.de

Mittweida

07./08.09.2009 4. Deutscher Energiekongresswww.deutscher-energiekongress.de

München

15.–16.09.2009 Komcom Ost Leipzig

16.–18.09.2009 Internationales Dispatching-Treff en Berlin

22./23.09.2009 gat 2009 im Rahmen des Jubiläumskongresses „150 Jahre DVGW“www.gat-dvgw.de

Leipzig

21.09.2009 VNG-Empfang auf der gat Leipzig

Oktober

12.–14.10.2009 15. EUROFORUM-Jahrestagung „Erdgas 2009“ Berlin

20.–30.10.2009 SHKG Bauen Leipzig

22./23.10.2009 Herbstversammlung der Deutsch-Norwegischen Handelskammerwww.norwegen.ahk.de

Leipzig

November

05./06.11.2009 Kommunikations- und Marketingtreff en von VNG Leipzig

06.–07.11.2009 Azubi- und Studientage von Stadtwerke Leipzig, Kommunale Wasserwerke und VNG Leipzig

08.–11.11.2009 Messe Gäste Leipzig

24./25.11.2009 10. ICG-Stadtwerkekongress „Multitalent Stadtwerk“ Dresden

Aktuelle Termine: Juli – November 2009

22./23.09.2009

gat 2009

Vom 22. bis 23. September 2009 fi ndet die gat 2009 zusammen mit der vorgezogenen wat 2010 und einer gemeinsamen Fachausstellung im Rahmen des Jubiläumskongresses „150 Jahre DVGW“ in Leipzig statt!Am 21.09.2009 lädt VNG zu einem Empfang an-lässlich der Fachtagung.

Weitere Informationen werden zeitnah im Internet von VNG bekannt gegeben. www.vng.de

22.–23.09.09 in Leipzig

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Schwerpunkt: Gasinfrastruktur

Eine vorausschauend aufgebaute, moderne Erdgasinfrastruktur war, ist und wird in Zukunft ein wich-

tiger Standortfaktor im globalen Wettbewerb um Erdgas sein. Dass sich die Energiewirtschaft in diesem

Wettbewerb gut aufgestellt hat, beweisen die vielen tausend Kilometer grenzüberschreitender Pipelines

und die Untergrundgasspeicher. Sie sind mittlerweile nicht nur Ausdruck für eine enge gaswirtschaft-

liche Zusammenarbeit, sondern sie sind auch der Hauptgarant für eine sichere Versorgung der Länder

Westeuropas. Wir zeigen Ihnen im Schwerpunktthema, dass sich das privatwirtschaftlich gesteuerte

Modell zur Gewährleistung der Gasversorgungssicherheit bewährt hat und der Infrastrukturausbau, ganz

gleich ob im Pipeline-Sektor, in der Gasspeicherung oder im Kraftwerks- und Biogasanlagenbereich,

weiter forciert wird.

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Gasspeicherung heute: Anstelle eines Gasometers hat die Haupt-stadt Berlin einen modernen Un-tergrundgasspeicher unter dem Grunewald, der von der GASAG betrieben und von Holger Staisch geleitet wird. Foto: Christoph Busse

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Infrastruktur Erdgasspeicher

Erdgas unterm GrunewaldAls Westberlin noch ummauert war und möglichst unabhängig von äußerer Versorgung sein sollte,

suchten die Fachleute der Berliner Gaswerke (GASAG) auf ihrem Betriebsterritorium nach Erdöl oder -gas.

Natürlich vergeblich; Deutschland ist ohnehin nicht reich mit Bodenschätzen gesegnet.

Von Thomas Biskupek, freier Journalist

Bei der Gelegenheit erkundeten die Experten aber auch den Boden tief unter der Stadt und fanden heraus: Dort liegt nicht allein Sand wie landläu-fi g vermutet. Unter der Stadt befi nden sich ganz verschiedene interessante Gesteinsformationen. Entscheidend ist eine poröse Sandsteinschicht, in die man Gas pressen kann, über der sich eine etwa 200 Meter mächtige gasundurchlässige Schicht aus Tonstein und Salz befi ndet. Aus der natürlichen Gegebenheit und dem Streben nach Versorgungssicherheit schmiedeten Unterneh-men, Politiker und der Alliierte Kontrollrat ein gemeinsames Konzept. Das hieß: Wir kaufen zwar Erdgas von Russland, lagern aber so viel in den Sandstein, dass die ganze damalige Teil-Stadt, mit ihrem damaligen Verbrauch, ein Jahr lang versorgt werden könnte. Das Gas sollte über die russische Drushba-Trasse nach Westberlin geliefert werden.

Mauer vorzeitig geöffnet

Dann begann der Kampf um Genehmigungen. Das war das Schwierigste. Viele Widerstände und Be-fürchtungen mussten überwunden werden. Aber es war eine vernünftige Sache.

Holger Staisch, Leiter des Erdgasspeichers Berlin, lächelt heute darüber: „Eigentlich haben wir die Mauer, nachdem die Genehmigungen erteilt waren, schon 1985 geöff net, damit die Leitung verlegt werden konnte.“ Seitdem fl ießt russisches Erdgas nach Westberlin. Die Betreiber schätzen ein: „Wir können uns über die Russen nicht beklagen. Sie waren immer zuverlässig.“ Der Speicher selbst ging 1992 in Betrieb.

Aquiferspeicher mit Besonderheit

Gespeichert wird das Gas in einer natürlichen, porösen Sandsteinschicht unter der Erde. Wird Gas in das Gestein gedrückt, verdrängt es das dort befindliche Wasser. Speist man das Gas wieder aus, fl ießt das Wasser an seinen vorhe-rigen Platz. Einen Nachteil hat das Verfahren gegenüber Kavernenspeichern: Man kann nicht ständig die Fließrichtung des Gases wechseln. Wird eingespeist, macht man das, bis der Speicher voll ist. Wird ausgespeist, geht es in die andere Richtung. Dabei sind die Begriff e „voll“ und „leer“ relativ. Man kann nur ein Drittel des vorhandenen Gases nutzen. Von derzeit 750 Millionen Kubik-meter Gas im Berliner Speicher werden höchstens dreihundert Millionen während der Heizperiode ausgespeist.

Querschnitt vom Erdgas-speicher Berlin.

Grafi k: GASAG

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Speicher wirkt preisdämpfend

Der eigentliche Sinn, weshalb die GASAG auch nach Wegfall des Kalten Krieges den teuren Speicher mitten in der Großstadt fertig stellte und betreibt, hat mit der nötigen, auch heute wichtigen Versor-gungssicherheit und der Preisentwicklung zu tun. In der Heizperiode kann man so die Spitzenlast ausgleichen und muss nicht teures Gas dazu kau-fen. Im Sommer gibt es meist Gas zu günstigen Konditionen, so dass man den Speicher kosten-günstig füllen kann. Damit kann man den Kunden

ein wettbewerbsfähiges Preisniveau bieten. Im zurückliegenden, relativ kalten Dezember bis März wurden die Grenzen des Berliner Erdgasspeichers nahezu erreicht. Deshalb denkt die GASAG darüber nach, wie der Speicher an seinen planmäßigen Endausbau von bis zu einer Milliarde m³ heran-geführt werden kann.

Bohrungen bis 950 Meter tief

Die spezielle Betriebsart macht Bohrungen nötig, die von verschiedenen Stellen in den Speicher ge-bracht werden. Die vier Sondenplätze liegen relativ weit voneinander entfernt. Die Sonden reichen 850 bis 950 Meter tief. Auch der Speicher selbst erstreckt sich über ein viel größeres Gebiet als man über der Erde ahnt – ein bis eineinhalb Kilometer

Holger Staisch stammt aus dem Ruhrgebiet, ist Assessor des Bergfachs, arbeitete bei Thyssengas und RWE, und leitete zu-letzt den Erdgasspeicher der RWE in Xanten. Seit 1. Januar 2009 ist er für den Bereich Erdgasspei-cher der GASAG in Berlin verantwortlich und sieht in dem schnell wachsen-den Bereich ein zukunfts-trächtiges Feld.

Der Chef

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Fortsetzung von Seite 29

Erdgas unterm Grunewald

Gas gibt es in Berlin seit 1826, Gaslaternen erleuchteten erstmalig die Straße Unter den Linden | 1847 nehmen die Städtischen Gaswerke, aus denen die GASAG hervorgegangen ist, den Betrieb auf | 1948: Abtrennung der Gasversorgung im Westteil Berlins als Folge der Blockade | 1949: Gründung der „Berliner Gaswerke (GASAG)“ als Eigenbetrieb im Westteil der Stadt | 1956: Umwandlung der Gaswerke im Ostteil in einen volkseigenen Betrieb (VEB) | 1978: Zusammenfassung von Gas- und Stromversorgung im Osten in VEB Energiekombinat Berlin | 1993: Fusion beider Gasversorger unter dem Dach der GASAG | 1996: Stilllegung des letzten Berliner Gaswerks in Mariendorf; Berlin wird jetzt vollständig mit Erdgas versorgt | 1998: vollständige Privatisierung | 2007: Verabschiedung des Programms „Berlin verpfl ichtet: Dezentrale Energieversorgung als Chance“ (Ziel: jährliche CO2-Einsparung von 1 Mio. Tonnen bis 2015) | 2008: Gründung eines Vertriebsstützpunktes in Essen/NRW

Kurzer Abriss der GASAG-Geschichte

voneinander entfernt liegen die Sondenplätze. Über dem Speicher befi nden sich unter anderem das Landschaftsschutzgebiet Grunewald, der Rand des Stößensees und die halb Berlin durchziehende Heerstraße. Vom Grün um das Betriebsgelände in der Glockenturmstraße werden Häuschen verdeckt. Hochhäuser grüßen aus der Ferne. Die S-Bahn donnert am Betrieb vorbei. 800 Meter entfernt

befi ndet sich das Olympiastadion: Das zentrale Betriebsgelände liegt mitten in der Großstadt.

Speichern kostet Energie

Erdgas, das den Speicher erreicht, ist über seinen langen Weg aus entfernten Quellen mit Rohrstaub verunreinigt. Vor dem Einspeichern wird das Gas gereinigt, damit die empfi ndlichen Apparate und Messinstrumente der verfahrenstechnischen Anla-ge keinen Schaden nehmen. Kompressoren sorgen dafür, dass das Erdgas in den Trägerhorizont des Speichers verpresst werden kann. Zum Speichern wird das Gas auf einen Druck von 100 Bar gebracht. Das ist ungefähr das 30-fache des Drucks eines Autoreifens. Das kostet Energie.

Der Gasometer Schöneberg (umgangssprachlich Schöne-berger Gasometer) ist die Bezeichnung für einen früher in-dustriell genutzten und in den 1990er Jahren außer Betrieb genommenen Niedrigdruckgasbehälter auf dem ehemaligen GASAG-Gelände im Berliner Ortsteil Schöneberg. Das seit 1994 denkmalgeschützte, 78 Meter hohe Industriegebäude gilt als Landmarke und markantes Wahrzeichen Schönebergs im Stadtquartier Rote Insel.Der Schöneberger Gasometer war nach dem Typus eines Te-leskopgasbehälters konstruiert worden. Demzufolge wurde das Stadtgas in einer ausfahrbaren Glocke gespeichert, die aus mehreren teleskopartig ineinandergeschachtelten Stahl-elementen, sogenannten „Wassertassen“, bestand und in ein Wasserbassin eingelassen war. So konnte der Gasbehälter mit seiner maximalen Speicherkapazität 160.000 m³ Gas speichern, das für den Haushaltsgebrauch und die Straßenbeleuchtung genutzt wurde.Der Gasometer Schöneberg wurde durch die Berlin-Anhaltische Maschinenbau AG (BAMAG) nach einem Entwurf des Berliner Architekten Alfred Messel zwischen 1908 und 1910 montiert und war zum Zeitpunkt seiner Errichtung mit seinem Füllvolumen einer der drei größten Gasbehälter Europas. Das Gasometer-Ge-lände wurde 2008 von der GASAG verkauft und soll als EUREF – Europäisches Energieforum – entwickelt werden.

Schöneberger Gasometer

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Beim Ausspeichern wird aus der Lagerstätte teil-weise Wasser mitgefördert. Um dem Gas wieder die verbrauchsfähigen Eigenschaften zu geben, wird das Wasser abgeschieden und das mit gelöstem Wasser belastete Gas mittels Glykol (Alkohol) getrocknet, bevor es ins Netz gespeist wird. Durch Destillation wird das mit Wasser beladene Glykol regeneriert und so für den Trocknungsprozess wieder aufbereitet. Auch das kostet Energie.Beim Zusammenpressen auf 100 Bar erwärmt sich das Gas auf 100 und mehr Grad. Deshalb muss man es auf etwa 50 Grad herunterkühlen, bevor es ins Gebirge kommt. Beim Ausspeichern muss das Gas auf den Leitungsdruck von etwa 40 Bar entspannt werden. Dabei würde es normaler-weise durch die Entspannung vereisen und die Rohrleitungen verstopfen. Deshalb braucht man wieder Energie, um den kostbaren Energieträger zu erwärmen. Dennoch ist die Gasspeicherung kein Nullsummenspiel für die GASAG. Denn der Energieinhalt des eingespeicherten Gases ist um

ein Vielfaches höher als der Energieverbrauch, der beim Ein- und Ausspeichern benötigt wird. Und für die Berliner Gaskunden lohnt es sich ebenfalls, weil die Preise bezahlbar bleiben und Berlin jederzeit eine wichtige Gasreserve hat.

Gesicherte Behaglichkeit

Etwa 30 Mitarbeiter arbeiten auf dem Speicher. Rund um die Uhr ist die Schaltwarte besetzt. 24 Stunden am Tag steht jemand bereit, um Be-triebsstörungen entgegenzunehmen und zu bear-beiten. Zweieinhalb Dutzend Leute haben ständig den Zustand der Anlage im Blick, damit es den Berlinern und auch vielen Brandenburgern in der kalten Jahreszeit stets behaglich bleibt. Reicher an Bodenschätzen ist Berlin seit den Probe-bohrungen aus dem Kalten Krieg nicht geworden. Aber dank dem Speicher unterm Grunewald verfügt man doch über größere Vorräte an Erdgas.

VNG – Speicherbetreiber im europäischen Spitzenfeld

VNG betreibt an den Standorten Bernburg, Bad Lauchstädt (beide Sachsen-Anhalt), Buchholz (Brandenburg) und Kirchheilingen (Thüringen) vier Untergrundgasspeicher. Die Kavernen- und Porenspeicher verfügen über ein nutzbares Volumen von rund 2,5 Milliarden Kubikmetern (Stand: 1.4.2009). Dies entspricht rund 13 Prozent der Speicherkapazität in Deutschland (Das technisch nutzbare (installierte) maximale Arbeitsgasvolumen beträgt 19,9 Milliarden Kubikmeter. Stand: 1.1.2008, Quelle: BDEW). In den kommenden Jahren plant VNG die Erweiterung der Speicherkapazität um eine weitere Milliarde Kubikmeter.Die Kapazitäten der Speicher von VNG stehen allen Marktteil-

nehmern zur Verfügung. Rund die Hälfte aller Speicheranfragen stammt von Interessenten aus dem europäischen Ausland. Speicherkunden können alle Geschäftsprozesse schnell und einfach über ein Online-Speicherportal abwickeln. Arbeitsgas-volumen, Einspeiseleistung und Ausspeiseleistung werden entsprechend der Guidelines for Good Practice for Storage System Operators (GGPSSO) der European Regulators Group for Electricity and Gas (ERGEG) bereitgestellt.

Weitere Informationen erhalten Sie im Speicherportal von VNG unter:

www. speicherportal.vng.de

Die Untergrundgasspeicher Bernburg, Buchholz, Kirchheilingen und Bad Lauchstädt

Die VNG – Verbundnetz Gas Aktiengesellschaft mit Hauptsitz in Leipzig zählt zu den Top 3 der deutschen und den Top 10 der europäischen Erdgasimporteure. Als traditionsreicher Erd-gasspezialist liefert das Unter nehmen Erdg as und Bioerdgas aus breit gefächerten internatio-nalen Bezugsquellen an Großabnehmer im In- und Ausland. VNG ist einer der Vorlieferanten der GASAG.

VNG und GASAG

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Interview

„Die Versorgungssicherheit

ist unsere größte Herausforderung“Die Diversifi zierung der Transportwege und der Ausbau von Speicherkapazitäten sind die entscheidenden Wege, um die

Versorgungssicherheit in Europa dauerhaft zu gewährleisten. medium gas sprach mit dem Präsidenten des Deutschen

Nationalen Komitees (DNK), Dipl.-Ing. Jürgen Stotz, über die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen für die euro-

päischen Erdgastransportinfrastrukturen.

Deutschland und Europa müssen heute bereits

knapp dreiviertel ihres Erdgases importieren.

Eine Strategie ist daher klar auf Diversifi zierung

der Transportinfrastrukturen ausgerichtet. Sehen

Sie uns hier auf einem guten Weg?

Ganz eindeutig ja. Aber wir müssen auf dem ein-geschlagenen Weg weiter voranschreiten. Sei es mit großen Pipelineprojekten wie Nordstream oder Nabucco oder auch mit wichtigen kleineren Inves-titionsvorhaben, die das Transportnetz dichter und sicherer machen. Gerade die letzten Störungen aufgrund der russisch-ukrainischen Lieferunterbre-chungen haben gezeigt, dass wir in Deutschland bereits ganz gut aufgestellt sind und sogar einem Teil unserer Nachbarn aushelfen konnten. Verschie-dene Quellen, Transportwege und insbesondere Gasspeicher haben uns aus der Patsche geholfen. Dies war nur möglich, da sehr früh vorsorgend von der privaten Wirtschaft entsprechend investiert wurde – und das Management der Unternehmen sehr schnell unbürokratisch reagiert hat. Sicher war hilfreich, dass nationale und europäische politische Flankierung vorhanden war. Wichtig wird sein, dass künftig nicht durch Überregulierung das Investitions- und Betriebsklima für private Unternehmen verschlechtert wird!

Inwiefern wird die heutige Erdgasinfrastruktur

von der in 20 oder 30 Jahren abweichen?

Wir werden in 20 bis 30 Jahren sowohl national als auch international noch deutlich stärker vernetzt sein. Gleichzeitig werden die heimischen und westeuropäischen Einspeisungen zugunsten weiter entfernter Quellen aus dem Osten abnehmen. D. h. im Klartext, weitere mehrere tausend kilometer-lange große Transportleitungen mit Verbindung in den russischen und kaspischen Raum aber auch

Jürgen Stotz ist ehem. Vor-sitzender des Vorstandes der VEAG Vereinigte Energiewerke AG und Präsident des Deut-schen Nationalen Komitees des Weltenergierates.

Zur Person

in den Iran werden in Betrieb sein. Verfl üssigtes Gas (LNG), das auf dem Seeweg aus unterschied-lichsten Quellen bezogen werden kann, wird dann eine erheblich stärkere Rolle spielen. Im Übrigen wird das Erdgas dann noch stärker das leichte Heizöl in viele kleine Verbrauchsstellen verdrängen. Ich glaube nicht, dass es wesent-lich stärker bei Großverbrauchern (Industrie + Kraftwerken) eingesetzt werden sollte, dafür ist es viel zu wertvoll!

Im DNK-Bericht „Energie für Deutschland 2007“

schreiben Sie, dass die europäischen Pipelinepro-

jekte teilweise eher durch politisch-strategische

Erwägungen als durch wirtschaftliches Kalkül

motiviert sind. Sind Pipelines wirklich Ausdruck

von Machtverhältnissen?

Während in der Vergangenheit Pipelines im Wesent-lichen über möglichst kurze und wirtschaftliche Strecken Verbrauchsschwerpunke und Quellen verbanden, wird heute viel mehr darauf geachtet, dass das Gas aus politisch sicheren Quellen über politisch kalkulierbare Strecken transportiert wird, um Unwägbarkeiten möglichst frühzeitig aus-zugrenzen. Das heißt, künftige Pipelines werden

Das DNK vertritt die deutschen Interessen im World Energy Council (WEC) und arbeitet an WEC-Studien mit. Offi ziell bezeichnet es sich als „die nationale Brücke zur globalen Welt der Energie“. Mitglieder im DNK sind Unternehmen und Verbände aus den Bereichen Strom, Gas, Öl, Kernkraft, Kohle, erneuerbare Energien, Ingenieure, Berater und Energieverbraucher.

Das DNK ist Gründungsmitglied des Weltenergierates. Seit 2000 hat das DNK seine Geschäftsstelle in Berlin.

Weitere Informationen:

www.weltenergierat.de/dnkwebsite/

Was ist das Deutsche Nationale Komitee (DNK)?

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noch stärker nach strategischen Gesichtspunkten geplant.

Müssen die Verbraucherländer verstärkt eigene

Pipelineprojekte vorantreiben?

Mir ist am wohlsten, wenn die beteiligten Länder politisch fl ankierend für neue Projekte aber auch für ein faires und berechenbares Investitions-umfeld sorgen, damit die private Wirtschaft – d. h. letztlich Verbraucher, Lieferanten und Trans-porteure – die Projekte realisieren können. Ein bindendes, auch fi nanzielles Engagement von Produzenten und Verbrauchern stärkt daher sicher die Versorgungssicherheit.

Derzeit sind verschiedene Pipelines nach Europa

geplant, etwa Nord Stream, Nabucco oder South

Stream. Brauchen wir die wirklich alle?

Die letzten Störungen der Gasversorgung aus Russland haben gezeigt, welche Sicherheit eine Nord Stream uns in Mittel- und Westeuropa ge-bracht hätte. Nabucco und South Stream zielen eher auf neue Lieferländer in Kaspischen Raum und aus dem Iran und vielleicht sogar aus Katar ab. Hier ist Diversifi zierung bei den Quellen an-gesagt, die insbesondere auch Süd-/Osteuropas Versorgungssicherheit stärken könnte. Sowohl was diese regionalen Rollen angeht als auch hinsichtlich der Gesamtmenge ergänzen sich diese Projekte gut. Voraussetzung ist natürlich, dass in den Produzentenländern auch ausreichend investiert wird, damit diese Pipelines gefüllt wer-den können.

Alternativ zum Pipelineexport gewinnt der Trans-

port von LNG verstärkt an Bedeutung. Derzeit

sind in Europa 16 LNG-Importanlagen in Betrieb,

davon sechs in Spanien, je zwei in Frankreich,

Großbritannien und der Türkei sowie je eine in

Belgien, Griechenland, Italien und Portugal.

Weitere Anlagen befi nden sich zurzeit im Bau. In

Deutschland wurde allerdings im vergangenen

Jahr das Terminal in Wilhelmshaven vorläufi g auf

Eis gelegt. Hinken wir damit nicht der weltweiten

Entwicklung hinterher?

Betrachtet man die bestehenden europäischen LNG-Importanlagen auf der Karte, so stellt man schnell fest, dass sie verhältnismäßig weit ent-

fernt von den Einspeisepunkten der wichtigsten europäischen Lieferländer liegen. Damit sind dort die Voraussetzungen anders als in Deutschland, wo diverse Leitungen aus Holland, Norwegen und Russland einspeisen und eigene Förderung vor-handen ist. Das heißt im Klartext, für Deutschland ist ein LNG-Terminal noch nicht so wichtig für die sichere und preiswerte Versorgung. Wichtig ist, dass deutsche Gasunternehmen die Option für Deutschland aufrechterhalten und das Know-how für diese Technik haben. Dies ist gewährleistet, da sie an anderen europäischen LNG-Projekten beteiligt sind. Im Übrigen liegt LNG derzeit im Preis über den aus Pipelines importierten Mengen, so dass auch wirtschaftliche Gründe für das Verhalten sprechen.

Der zukünftige Ausbau der Erdgas-

transportinfrastrukturen verlangt

einen hohen Investitionsbedarf

und daher auch stabile politische

Rahmenbedingungen. Was fordern

Sie von der europäischen Ener-

giepolitik?

Wir fordern klare, langfristig kalku-lierbare Rahmenbedingungen für die bestehenden und neu zu tref-fenden Investitionen. Unternehmen müssen auch in Zukunft Geld mit ihren Investitionen verdienen und unternehmerisch handeln können. Ansonsten werden notwendige Investitionen in die weitere Verbesserung der europäischen Erdgasinfrastruktur ausbleiben. Dass hier noch erheblicher Bedarf besteht, haben insbesondere in Südosteuropa aufgezeigte Lücken anlässlich der russisch/ukrainischen Lieferunter-brechung gezeigt. Dem Prinzip der Subsidiarität folgend sollte die EU daher vor allem die Anreize für Investitionen und die Steigerung der Versorgungssicherheit vor Ort setzen. Erst wenn diese Möglichkeiten ausgeschöpft sind, sollte über internationale Krisenmechanismen nachgedacht werden. Über-regulierungen wären kontraproduktiv.

Vielen Dank für das Gespräch.

Der Weltenergierat (World Energy Coun-cil, WEC) ist die größte internationale, überparteiliche und unabhängige Orga-nisation der Energiewirtschaft. Er wurde 1924 gegründet und umfasst alle Ener-gieträger. Der Weltenergierat arbeitet an internationalen Studien, Prognosen und langfristigen Strategien zum Beispiel zu Energieressourcen, Energiemix der Zukunft, Klimaschutz, Finanzierung erneuerbarer Energien und Kraf twerkstechnologien. Der Weltenergierat ist in fast 100 Ländern aktiv.

Weitere Informationen:

www.worldenergy.org

Wer ist der Weltenergierat?

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Illustriert von Ulrich Forchner.Das europäische Erdgasinfrastrukturherz schlägt hörbar gut!

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Ostdeutsche Gasinfrastrukturen im FokusDie Diversifi zierung der Transportwege und der Ausbau der Speicherkapazitäten sind die entscheidenden Schritte, um die

Versorgungssicherheit der europäischen Verbraucher dauerhaft und off enkundig zu gewährleisten. Darüber hinaus spielt

auch der Auf- und Ausbau von Anlagen zur Einbindung von erneuerbaren Energien eine wichtige Rolle. medium gas stellt drei

Infrastrukturprojekte in Ostdeutschland vor, die gerade fertig gestellt wurden beziehungsweise in den kommenden Jahren

entstehen sollen.

Oben: 27 Fußballfelder groß ist die Anlage in Güstrow; 46 Millionen Kubikmeter Biogas wird jährlich erzeugt – damit ist sie in ihrer Dimension und Leistungs-fähigkeit ein einzigartiges Projekt in Europa. | Unten links: Düker – Erdgasleitungen, die im Wasser verlaufen – werden unter anderem zur Unterquerung von Flüssen gebaut. | Unten rechts: Erdgasspeicher wie der UGS Bernburg von VNG spielen eine wichtige Rolle für die Versorgungssicherheit und für einen fl exiblen Ausgleich auf die wechselnde Erdgasnachfrage.

Infrastrukturprojekte

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In der Technikhalle wird die geheckselte Maissilage angeliefert und zum Anmischbehälter im Keller befördert. Die Biomasse stammt von ca. 50 Lieferbetrieben. Um die Masse pumpfähig zu machen, wird der Maissilage Brunnenwasser zugeführt. Danach gelangt der „Brei“ in die Fermenter. 30 bis 36 mal am Tag werden die Behälter „gefüttert“.

Projekt 1

Neuer BioEnergie Park

in Güstrow

Einheimisches, aus Biomasse erzeugtes Gas ist eine nachhaltige Möglichkeit, die Bezugsquellen für Erdgas zu diversifi zieren und das grüne Erdgas-Pendant nicht nur vor Ort zu verstromen, sondern deutschlandweit einzusetzen. Es kann zu Bioerd-gas veredelt und in bestehende Netze eingespeist werden. Dieses Konzept verfolgt die NAWARO® BioEnergie Park „Güstrow“ GmbH mit ihrer Anlage in Mecklenburg-Vorpommern. Auf einer Fläche von 20 Hektar – so groß wie 27 Fußballfelder – wird hier seit Juni 2009 Biogas aus nachwachsenden Rohstoff en wie Mais, Getreide und Grasschnitt in industriellem Maßstab erzeugt. Mit einem speziell entwickelten Verfahren – der Druckwasserwäsche – wird das Biogas auf Erdgasqualität aufbereitet und in das Ferngasleitungsnetz der ONTRAS ein-gespeist. Noch sind die Arbeiten im BioEnergie Park nicht komplett abgeschlossen. Nach der geplanten Fertigstellung im Herbst sollen rund 46 Millionen Kubikmeter Biogas pro Jahr erzeugt werden, das reicht laut NAWARO, um ca. 160 Mio. kWh Strom und 180 Mio. kWh Wärme zu erzeugen bzw. eine 50.000 Einwohner-Kleinstadt ein Jahr lang konstant mit Energie zu versorgen.

Die rund 100 Millionen Euro teure Anlage besteht aus fünf Modulen mit jeweils vier Fermentern, einem Gärrestbehälter und einem Technikge-bäude. Weitere Komponenten der Anlage sind unter anderem eine Materialannahmestation, eine Siloanlage mit einer Kapazität von 80.000 Tonnen, eine Gärrestveredelungsanlage sowie eine Aufbereitungsanlage inklusive Verdichterstation für die Einspeisung des erzeugten Bioerdgases ins Erdgasnetz.

Die bisher bezogen auf ihre Dimension einmalige Bioerdgas-Einspeiseanlage in Güstrow wird im Übrigen nicht die einzige in Ostdeutschland blei-ben: NAWARO plant bereits zwei weitere Projekte in Brandenburg und Thüringen.

Weitere Informationen unter: http://nawaro.ag

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Oben: Denny Poguntke ist mit seinen 22 Jahren der jüngste Mitarbeiter im BioEnergie Park in Güstrow. Zusammen mit Horst Gohlke ist er für den technischen Betrieb der Anlage zuständig. Der neue BioEnergie Park schaff t insgesamt 55 Arbeitsplätze in Güstrow, davon 35 direkt im Park und 20 im Transportbereich. | Unten links: Drehten Anfang Juni symbolisch den „Hahn“ in Güstrow auf: Felix Hess, Geschäftsführer der NAWARO BioEnergie Park „Güstrow“ GmbH und Vorstand der NAWARO BioEnergie AG (li.) öff nete den Schieber für die Gasaufbereitungsanlage, Dr. Gerhard Holtmeier, Vorstand Gasverkauf/Technik bei VNG für die Gaseinspeisung in das Erdgasnetz. | Unten rechts: In der Aufbereitungsanlage wird mit Hilfe der Druckwasserwäschetechnologie das in den Fermentern erzeugte Biogas auf Erdgasqualität gebracht. Dabei werden dem Rohbiogas unter anderem Schwefelwasserstoff e und das Kohlendioxid entfernt.

Für VNG stellt der Bezug von Bioerdgas eine weitere Option für die Quellendiversifi zierung des Gasportfolios dar. Neben dem Einkauf und Verkauf von Bio-erdgas, beispielsweise wie im Fall der NAWARO BioEnergie Park „Güstrow“ GmbH, ist der Leipziger Großhändler über seine 100-Prozent-Tochter BALANCE VNG Bioenergie GmbH auch bei der Errichtung und dem Betrieb von Anlagen aktiv. Jüngstes Projekt ist eine Biogasanlage am Standort Hof, bei dem VNG mit 74,2 Prozent beteiligt ist und bereits rund 5 Millionen Euro investiert hat.VNG geht davon aus, dass sie ab dem Gaswirtschaftsjahr 2010/11 rund 400 Millionen kWh Bioerdgas zur Verfügung haben wird, der größte Anteil stammt aus dem Rahmenvertrag mit NAWARO. Mit der Menge können VNG-Kunden das grüne Erdgas-Pendand auf dem Wärmemarkt als Kraftstoff oder in der Verstromung verwenden.

VNG und Bioerdgas

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Projekt 2

Westanbindung Polen sichert

weitere Diversifi zierung

Polen ist – wie auch andere europäische Länder – darum bemüht, seine Erdgasversorgung im Hin-blick auf Bezugsquellen und Transportwege zu diversifi zieren. Ein wichtiger Schritt stellt die An-bindung des polnischen Gassystems an das west-europäische Gasfernleitungssystem dar. Um dieses neue Pipelineprojekt umsetzen zu können, haben VNG und die polnische Öl- und Gasgesellschaft Polskie Górnictwo Naftowe i Gazownictwo S. A. (PGNiG SA) bereits im Juli 2005 ein gemeinsames Unternehmen gegründet. Die InterTransGas GmbH (ITG) soll unter anderem eine neue Hochdrucklei-tung zwischen dem deutschen Börnicke (Nähe Berlin) und der polnischen Stadt Police (Nähe Stettin) planen, bauen und betreiben. Zudem soll sie auch Dienstleistungen für den Gastransport in Netzen Dritter übernehmen.

Mit der Realisierung dieses Leitungsbauprojektes ergeben sich neue Chancen, den Gasabsatz der

VNG zu steigern. Weiterhin wird damit die Versor-gungssicherheit im Raum Stettin erhöht. Einen wesentlichen Vorteil bildet der direkte Zugang der polnischen Seite zu norwegischem Erdgas.

Aus der Sicht von VNG kann eine zusätzliche Di-versifi zierung der Gasbezüge erfolgen, da nach der seitens PGNiG beabsichtigten Anbindung der Leitung an das geplante LNG-Terminal Swinemünde die Möglichkeit der Nutzung der Leitung im Reverse Flow besteht.

Die Pipeline mit einer Länge von 167 Kilometern (davon 149 km in Deutschland und 18 km in Polen) wird für eine jährliche Transportkapazität von bis zu 3,5 Milliarden Kubikmetern ausgelegt sein. Die Projektverantwortlichen rechnen damit, dass die Planungsphase zwei Jahre dauern wird und man nach derzeitigem Stand in 2011 mit dem Bau be-ginnen kann. Die Inbetriebnahme der Erdgasleitung ist für 2012 geplant.

Mit der neuen Transitleitung erhält Polen eine zweite Route für westeuropäisches Erdgas aus Norwegen, Deutschland, den Niederlanden und Großbritannien. Bisher liefert VNG Erdgas für den polnischen Gasmarkt ausschließlich über die Verbindungsleitung in Ostsachsen über Görlitz nach Lasów/Lasow.

Bereits unmit telbar nach der Wiederverei-nigung Deutschlands hat VNG an der Oder und Neiße gelegene polnische Grenzstädte mit Erdgas beliefert. Polen übernahm die Versorgung der Halb-insel Usedom. Seither ist die Zusammenar-beit beider Unterneh-men partnerschaftlich geprägt. Im Oktober 2008 schlossen VNG und PGNiG einen neuen Erdgasliefervertrag. Be-ginnend ab dem 1. Ok-tober 2008 werden ins-gesamt 16,5 Mrd. kWh Erdgas von der VNG an die PGNiG geliefert.

VNG und PGNiG

Verdichterstation der PGNiG S.A. in Holowczyce.

Der Planungsraum liegt in

den Bundesländern Branden-

burg und Mecklenburg-Vor-

pommern.

Die Trasse beginnt nordöst-

lich von Berlin bei der Orts-

lage Börnicke im Bundesland

Brandenburg.

Sie durchquert die Landkreise

Barnim und Uckermark, um

im Anschluss im Landkreis

Uecker-Randow des Bundes-

landes Mecklenburg-Vorpom-

mern südöstlich der Orts-

lage Hintersee den Übergabe-

punkt auf deutscher Seite zu

erreichen.

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Projekt 3

Neuer Erdgasspeicher

in Sachsen-Anhalt

Erdgasspeicher sind ein wichtiges Instrument für Versorgungssicherheit und für die Flexibilisierung des Gashandels. Weil der Bedarf an Speicherkapa-zitäten ständig wächst, sind derzeit zahlreiche neue Speicherprojekte in Europa in der Planungs- bzw. Bauphase. Dazu zählt auch das Kooperationspro-jekt von VNG und Gazprom Export in Sachsen-An-halt. Beide Unternehmen wollen gemeinsam in einer Steinsalzlagerstätte in der Magdeburger Börde, im sogenannten „Bernburger Sattel“, eine neue Kavernenspeicheranlage errichten und betreiben. In den kommenden 15 Jahren sollen 10 Kavernen gesolt werden, die ein Arbeitsgasvolumen von fast 600 Mio. m3 erreichen. Neben den Kavernen wird eine Obertageanlage sowie eine etwa 37 Kilometer lange Anbindungsleitung zur Erdgasleitung JAGAL errichtet. Im Endausbau sprechen die Projektpart-ner von einer Einspeiseleistung von max. 3,5 bis 4,0 Mio. m3 pro Tag und einer Ausspeiseleistung von max. 8 bis 10 Mio. m3 pro Tag. In Anlehnung an die russische Zarin Katharina II., die am 2. Mai 1729 als Prinzessin von Anhalt-Zerbst geboren wurde,

Gründeten am 19.5. die neue Betreibergesellschaft für den UGS Katharina: Hans-Joachim Gornig (li.), Alexander Medwedjew (2. v. l.), Prof. e. h. Dr.-Ing. Klaus-Ewald Holst (2. v. r.) und Klaus-Dieter Barbknecht (re.), Vorstand Gasbeschaff ung bei VNG. Der Minister für Wirtschaft und Arbeit in Sachsen-Anhalt, Dr. Reiner Haseloff (Mitte), begrüßte die Investitionen in die Versorgungsinfra-struktur. Foto: Jenny Stadthaus

Der neue Untergrundgasspeicher wird den Namen Katharina tragen – in Anlehnung an die russische Zarin Katharina II. (der Großen). Warum diese Namenswahl? Katharina die Große galt als zielstrebig, erfolgreich, ehrgeizig, sympa-thisch und intelligent. Sie war die einzige Regentin, wel-cher in der Geschichtsschreibung der Beiname die Große verliehen wurde. Katharina II. korrespondierte mit Denkern ihrer Zeit, holte verschiedene Meinungen und Ratschläge ein und veranlasste die Gründung von Kommissionen. Außer-dem soll sie für Kritik und Vorschläge off en gewesen sein. GAZPROM und VNG wünschen sich diese Eigenschaften auch für ihre Zusammenarbeit und die erfolgreiche Entwicklung der Speichergesellschaft.

Hintergrund: Katharina II.

haben VNG und Gazprom Export den Speicher übrigens auf den Namen Katharina getauft.

Die Betreibergesellschaft „Erdgasspeicher Peis-sen GmbH“ haben die Projektpartner am 19. Mai gegründet. Zur Vertragsunterzeichnung kamen der Vorstandsvorsitzende von VNG, Prof. e. h. Dr.-Ing. Klaus-Ewald Holst, der Stellvertretende Vorstands-vorsitzende der Gazprom AG und Generaldirektor der OOO Gazprom Export, Alexander Medwedjew, und Hans-Joachim Gornig, Geschäftsführer der ZMB GmbH in Berlin, zusammen.

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Ständige DialogbereitschaftDie Finanzkrise triff t die Rohstoff wirtschaft besonders hart und besonders intensiv. Bei der Überwindung setzt die Rohstoff -

wirtschaft auf neue Denkmodelle und bewährte Zusammenarbeit.

Von Bernhard Kaltefl eiter, Direktor und

Leiter Unternehmenskommunikation bei VNG

Es gibt Bereiche, in denen in überschaubaren Zeiträumen gehandelt wird. Im Bereich der Roh-stoff wirtschaft müssen andere Maßstäbe gesetzt werden. Rohstoff versorger denken in Jahrzehnten.

Dabei müssen sie ihre Innovationskraft, ihre Vor-stellungen von einer stabilen Energieversorgung und die Interessen bei der Bereitstellung und Nutzung von Rohstoff en in ein für alle Seiten ak-zeptables Verhältnis bringen. Dafür orientieren sich Rohstoff versorger an den Prämissen Vertrauen, Stabilität, Sicherheit und Zusammenarbeit. All dies fehlt in der Finanzwelt noch immer, was die Weltwirtschaft krank macht. Das Hauptaugenmerk muss auf dem fairen Ausgleich der Interessen von

Rohstoff produzenten und Rohstoffi mporteuren liegen. Dabei müssen auch die Verbraucherinte-ressen berücksichtigt werden.Die Rohstoff wirtschaft muss Garant für Stabilität und Vertrauen sein! Denn Rohstoff e bilden das Rückgrat der gesamten weltweiten Wertschöp-fungskette. Die Rezession in der Industrieproduk-tion beinhaltet Gefahren für die sichere Versorgung

mit Rohstoff en und die Bereitstel-lung von Energie. Dies gilt für die Reduzierung der Nachfrage nach Rohstoff en, die Zurückstellung von Investitionen in die Erkundung und die Erschließung von Lagerstät-ten, den Rohstoff transport und die Einführung neuer eff ektiver Technologien.Wichtig ist dabei die Entwicklung

wirksamer Strategien zur Verhinderung von Rohstoff -knappheiten. Der Streit zwischen Russland und der Ukraine über Gaslieferungen und Transitbedingungen am Jahresanfang hat vor allem durch seine Auswir-kungen auf die Gasversorgung Mittel- und Osteuro-pas im Hinblick auf die Versorgungssicherheit einen großen Imageschaden herbeigeführt. Verbraucher mussten das so wahrnehmen, dass innenpolitische Auseinandersetzungen in einem Rohstoff -Transitland im tiefsten Winter zu einer existenziellen Einschrän-

„Was als Dialog von deutschen und russischen

Akademikern begann, hat alle Chancen, der Weg-

weiser für eine international anerkannte Schlich-

tungsinstanz zu werden.“

Prof. Dr. Klaus Töpfer | Schirmherr des Deutsch-Russischen

Rohstoff -Forums und früherer Bundesumweltminister

Deutsch-Russisches Rohstoff forum

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kung der Lebensqualität füh-ren können. Dem muss sehr dringend durch gemeinsame Anstrengungen von Produ-zenten und Importeuren ent-gegengewirkt werden. Allerdings muss bemerkt werden, dass es den ge-fürchteten Versorgungs-engpass nur in den Medien gegeben hat, aber nicht für die Kunden der deutschen Gasunternehmen. Trotzdem müssen solche Konflikte vermieden werden: In diesem Zusammenhang ist es beson-ders wichtig, dass Vertreter von Rohstoffliefe-ranten, Transitländern und Rohstoffi mporteuren im Interesse des Aufbaus von neuem Vertrauen in die Verlässlichkeit der Rohstoff versorgung stets gemeinsam und auf Augenhöhe miteinander spre-chen und verhandeln. Bilaterale Gespräche wie beispielsweise die Brüsseler Geberkonferenz zur Modernisierung des ukrainischen Pipelinenetzes zwischen Vertretern der Europäischen Union und dem Transitland Ukraine ohne Einbeziehung der legitimen Interessen des Rohstoffl ieferanten sind dem Prozess vertrauensbildender Maßnahmen nur bedingt zuträglich.

Das bedeutet auch konkret die Beachtung der legitimen Interessen Russlands

• an der dauerhaften Stabilisierung des weiterhin stark vom Rohstoff preis beeinfl ussten Staats-haushaltes,

• an der Aufrechterhaltung eines strategischen Mengenmanagements,

• an der Vereinbarung internationaler Regeln bei der Kooperation auf dem Rohstoff sektor.

Diese wiederum sind in Einklang zu bringen mit den Interessen der Europäischen Union

• an stabiler diversifi zierter Rohstoff versorgung,

• an transparenten staatlich unterstützten Inves-titionsmöglichkeiten und

• an einer gemeinsamen Strategie beim Zugang zu neuen Rohstoff reserven.

Die Europäische Union braucht eine von regionalen Konfl iktherden unabhängige und damit verläss-

liche Rohstoff versorgung. Dabei gilt es für die Verbraucherländer, eigene Pipelineprojekte mit der gebotenen Rücksichtnahme auf die Interes-sen von Rohstoff produzenten und Transitländern voranzutreiben. Zugleich müssen aber auch in Partnerschaft mit den Rohstoff produzenten ge-meinsame Projekte vorangetrieben werden, um die notwendige Vielgestaltigkeit der Versorgungswege

Bernhard Kaltef leiter ist Direktor und Leiter Unter-nehmenskommunikat ion bei VNG. Er war bis 2000 im Sächsischen Ministerium für Wirtschaft und Arbeit tätig und wechselte danach zu VNG. Bernhard Kaltefleiter ist unter anderem Vorsit-zender des Vorstandes des Deutsch-Russischen Rohstoff -Forums e.V.

Der Autor

„Die aktuelle Krise der Weltwirtschaft müssen wir

als Chance begreifen und für einen Neubeginn einer

langfristigen und verlässlichen Zusammenarbeit

auch für den Bereich der Rohstoff e nutzen.“

Prof. e. h. Dr.-Ing. Klaus-Ewald Holst | Vorstandsvorsitzender

der VNG – Verbundnetz Gas AG

Das Deutsch-Russische Rohstoff-Forum geht auf eine gemeinsame Initiative von OOO Gazexport und VNG – Ver-bundnetz Gas AG zurück. Ziel des Forums ist die Entwick-lung von Strategien zur eff ektiveren Nutzung fossiler, mineralogischer und alternativer Rohstoff ressourcen. Der Verein richtet einmal jährlich eine Rohstoff -Konferenz aus, in diesem Jahr fand das Treff en in St. Petersburg statt. Eines der wesentlichen Ergebnisse der Konferenz war die Bildung einer Arbeitsgruppe „Internationale Rohstoff poli-tik“. Sie wird Vorschläge für Regelungen zur Verhinderung bzw. Regelung von Streitigkeiten bei der Exploration, dem Transport und dem Handel von fossilen Rohstoff en erarbeiten. Dazu gehören auch krisenfeste Regelungen und Mechanismen zur Streitbeilegung.

Weitere Informationen: www.rohstoff -forum.org

Deutsch-Russisches Rohstoff -Forum e.V.

zu ermöglichen. Gemeinsame Projekte stärken die Beziehung untereinander.

In diesem Bereich muss politische Willensbildung in der Europäischen Union schnell in wirtschaft-liches Handeln umgesetzt werden – bei ständiger Dialogbereitschaft und Wahrung der gegensei-tigen Interessen. In Brüssel müssen die Kräfte stärker darauf gebündelt werden, internationale Pipelineprojekte zu unterstützen, statt sich unter dem Deckmantel der Verbraucherinteressen auf die Zerschlagung von vermeintlichen Monopolen zu konzentrieren.

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Neues Reparaturverfahren

für Pipelines zertifi ziertDie stetig steigenden Anforderungen an Zeit- und Kosteneffi zienz verlangen nach neuen Ideen für zukunftsweisende Tech-

nologien. Für die Reparatur von korrodierten und schadhaften Gasleitungen kommt mit zunehmender Tendenz ein Verfahren

zum Einsatz, das auf Kohlenstoff faserwerkstoff e setzt und eine dauerhafte Instandsetzung von schadhaften Gasleitungen

aus Stahl ermöglicht.

Von Joachim Roßmann, Schweißingenieur bei VNG

Bei dem neuen Reparaturverfahren „RES-Q WRAP“ wird der Festigkeitsverlust des Stahlrohres im korrodierten Bereich durch eine aufl aminierte, mehrlagige Umwicklung des Rohres aus einer Kohlefaser-Epoxid-Schicht kompensiert. Die not-wendige Lagenzahl wird mit einem Rechenpro-gramm ermittelt.

Das Reparaturverfahren ist in einem Nennwei-tenbereich der Rohre von 100 mm bis 1400 mm anwendbar. Es ist sowohl für nahtlose wie ge-schweißte Rohre einsetzbar.

Die Sachverständigen des TÜV Nord Systems GmbH Hamburg haben dieses neue Verfahren geprüft und bewertet. Seit Dezember 2008 liegt eine Zertifi zierung vor.

Das neue Verfahren hat Vorzüge zu aktuell im Einsatz befi ndlichen Systemen. Zum einen werden Fasern mit höherer Steifi gkeit und Bruchdehnung eingesetzt. Dadurch lassen sich auch Gashoch-druckleitungen reparieren, die unter hoher Bean-spruchung stehen. Zum anderen vereinfacht eine höhere Bruchdehnung die Verarbeitung der Fasern, dadurch wird beispielsweise die Anzahl der zu wickelnden Lagen verringert. Schließlich wurde

VNG – Verbundnetz Gas AG

VNG hat in den 50 Jahren ihrer Unternehmensgeschichte tausende Kilometer Pipeline und einige Untergrundgasspeicher geplant, errichtet, betrieben, dokumentiert, überwacht und gewartet. Im Netzbereich nimmt VNG als Dienstleister für den Netzbetreiber ONTRAS – VNG Gastransport GmbH, aber auch für andere Partner, betriebsführende und in-standhaltende Aufgaben im Gashochdruckleitungsnetz sowie an den dazugehörigen technischen Anlagen wahr.www.vng.de

T. D. Williamson Deutschland GmbH

T. D. Williamson ist ein weltweit führender Anbieter für Produkte und Serviceleistungen im Pipelinebereich. Mit der Stopple®Technique verfügt das Unternehmen über eine geschützte, weltweit verwendete Methode für Pipeline-reparaturen ohne Betriebsunterbrechungen.www.tdwilliamson.com

Süddeutsches Kunststoff zentrum Würzburg

Das Institut wird von der FSKZ e.V., der Fördergemeinschaft für das Süddeutsche Kunststoff -Zentrum, getragen, zu deren Mitgliedern namhafte Unternehmen der Kunststoff -Industrie und verwandter Branchen zählen. Das SKZ beschäftigt sich seit über 45 Jahren mit der Prüfung und Qualitätssicherung von Kunststoff -Produkten. Sie werden nach diversen nationalen und internationalen Normen geprüft und überwacht.www.skz.de

Die Projektpartner

Betrieb/Technologie

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Fotos: T. D. Williamson Deutschland GmbH

auch eine Verbesserung für die defi nierte Haftung der Faser auf der Rohroberfl äche erreicht.

Die Anwendung von „RES-Q WRAP“ erfordert eine besondere Verarbeitungstechnik, die die Firmen VNG – Verbundnetz Gas AG, T.D. Williamson Deutschland GmbH und das Süddeutsche Kunst-stoff zentrum Würzburg auf einer gemeinsamen Informationsveranstaltung dargestellt haben.

Die Anwendung von RES-Q Kohlefaser-Bandagen besteht im Wesentlichen aus drei Phasen:

1. Zuerst wird das wegen der Korrosion fehlende Stahlvolumen mit einer aushärtenden Epoxidharz-spachtelmasse bündig mit der unbeschädigten Rohrwand ausgefüllt.

2. Zur Verbesserung der Haftung wird danach eine dünne Lage aus Epoxidharz aufgebracht.3. Schließlich werden die notwendigen Lagen aus Kohlefaser glatt und faltenfrei unter geringer Spannung um das Rohr gewickelt.

Durch die Weiterentwicklung dieser neuen Ver-bundwerkstoff e ist deren Anwendung nicht nur der Luft- und Raumfahrtindustrie vorbehalten, sondern auch im Reparaturbereich von Rohrleitungen auf dem Vormarsch.

Es ist davon auszugehen, dass das kostengünstige und umweltschonende Reparaturverfahren mittels Kohlenstoff faserwerkstoff en für viele Anwender im Gasversorgungsbereich eine Alternative zu herkömmlichen Reparaturvarianten bilden wird.

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Cross-Border GIS-Projekt

Neues Informationssystem online

In den vergangenen Monaten hat die GEOMAGIC GmbH beim pol-nischen Gasversorger G.EN. GAZ ENERGIA S.A., der größten privaten Erdgasdistributionsgesellschaft in Polen, das Geografi sche Infor-mationssystem Smallworld Gas Distribution Offi ce 4.1 (GDO) im-plementiert.

Das Gesamtprojekt umfasste die Einführung von GDO, der unter-nehmensweiten Auskunftslösung

„Smallworld Internet Application Server“ (SIAS) und des Mobilen GIS „Field Information System“ (FIS). Darüber hinaus wurden diese Anwendungen in die bereits bestehende System- und Softwarein-frastruktur integriert, wie z. B. SAP, das SCADA-Netzleitsystem und das Netzberechnungspro-gramm GASNET.

GDO basiert auf Smallworld GIS Core Spatial Tech-nology und stellt Gasverteilnetzunternehmen eine Vielzahl an fertigen Anwendungen für das Management ihrer Geschäftsprozesse „out of the box“ zur Verfügung. Die Mitarbeiter werden

so umfassend bei der täglichen Arbeit, z. B. durch die integrierte „Leak Analysis“ oder „Compliance Tools“ unterstützt. Die Compliance Tools ermögli-chen z. B. das vollständige Wartungsmanagement aller im Gasnetz vorhandenen Betriebsmittel aus dem GIS heraus.

Durch die unternehmensweite Bereitstellung von Netzdaten und der damit verbundenen einheit-lichen Datenbasis vorhandener, als auch in Planung und Projektierung befi ndlicher Netze, bietet das System Zugang zu allen managementrelevanten Informationen, die den laufenden Gasnetzbetrieb und die Unternehmensexpansion gleichermaßen unterstützen.

Den Zuschlag für die Ersteinführung eines Geo-grafi schen Informationssystems beim polnischen Gasversorger G.EN. GAZ ENERGIA S.A. hatte die GEOMAGIC im Oktober 2007 erhalten. Die Pro-jektrealisierung erfolgt gemeinsam mit dem polnischen Partner ASTEC Sp. z o.o., der wie GEOMAGIC als offi zieller GE-Partner 1 über langjäh-rige und fundierte Erfahrung im Bereich Smallworld GIS verfügt.

Für die erfolgreiche Umsetzung dieses grenz-überschreitenden Projekts wurden GEOMAGIC, G.EN und ASTEC mit dem Fast Track Award von GE Energy ausgezeichnet.

Die GEOMAGIC GmbH ist eine 100-prozentige Tochter der GDMcom Gesellschaft für Doku-mentation und Telekommunikation mbH, Leipzig. Sie ist ein auf Softwarelösungen für Versorgungs- und Verteilnetzbetreiber spezialisier ter, international tätiger IT-Dienstleister.

Ihr Ansprechpartner bei GEOMAGIC:

Sebastian Pache

Telefon: + 49 341 7111708

Fax: + 49 341 7111707

E-Mail: [email protected]

www.geomagic.de

GEOMAGIC GmbH

Smallworld GIS ist ein geografi sches Informationssystem von der Firma GE-Energy, das die Basis für die Technologien von GEOMAGIC bildet. Smallworld Internet Application Server (SIAS) ist eine GIS-Auskunftslösung für das Internet. Smallworld GIS Core Spatial Technology (CST) ist die technologische Plattform zur Entwicklung von räumlichen Datenbankapplikationen. Basierend auf allgemeinen IT-Standards werden hochproduktive Entwicklungswerk-zeuge, Schnittstellen zur Systemintegration und ein Inter-net-Applikationsserver zur Verfügung gestellt.

IT-Lösungen für Pipeline-Betreiber

1 GE-Energy (www.ge.com/

energy) ist einer der Welt-

marktführer in den Bereichen

Energieerzeugung und Tech-

nologien für die Energiever-

teilung.

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800 Erdgas-

tankstellen

in 80 Tagen

Forschungsteam berechnet optimale Route

Der Start erfolgte am 7. Januar 2009 in Irschenberg bei Rosenheim, von wo wir an den Rhein und wieder zurück an die Oder und zum Schluss an die Nordsee fuhren. Die Route wurde vom Fraunhofer Institut für Logistik in Dortmund ausgerechnet mit dem Ziel, einen so geringen Verbrauch wie möglich zu erreichen. Unser Volkswagen Passat TSI EcoFuel verbrauchte durch diese Optimierung auch weni-ger als 5,0 Kilogramm Erdgas pro 100 Kilometer. Das bordeigene Navigationssystem half uns, alle Erdgastankstellen punktgenau anzufahren. Diese GPS-Daten sollen im Übrigen für eine neue Navi-gationssoftware für deutsche CNG-Tankstellen genutzt werden.

Preisunterschiede

Bei den Erdgas-Preisen haben wir während der Tour große regionale Unterschiede festgestellt. Am güns-tigsten wurde H-Gas für 79 Cent pro Kilogramm in der Nähe von Magdeburg getankt, die teuerste Zapfstation lag östlich von Frankfurt/Main und verlangte für das Kilogramm H-Gas 1,19 Euro.

Erdgasqualität bestimmt Reichweite

Entlang der Route haben wir auch ein deutsches Erdgasfeld in Münster bei Soltau besucht. Deut-sches Gas hat generell eine geringere Energiedichte als importiertes Erdgas aus Russland und wird

„24.000 Kilometer, 815 Erdgas-Zapfstationen

und ein klares Fazit für mich: Das deutsche

Erdgastankstellen-Netz ist weitaus besser als

sein Ruf. Das ist zumindest der Eindruck, den ich

zusammen mit dem Fotografen Franz Janusie-

wicz auf unserer gemeinsamen Tankstellentour

zwischen Januar und März gewonnen habe.“

800 CNG-TourDer Mannheimer Abenteurer Rainer Zietlow und der Fotograf Franz Janusiewicz hatten seit Januar alle Erdgastankstellen in Deutschland besucht und getestet. Am 23. März 2009 erreichte das Team die letzte Tankstelle in Westerland auf Sylt. Anschließend war das Tourfahrzeug, der neue VW Passat TSI EcoFuel, auf der Auto Mobil International (AMI) in Leipzig zu sehen. Wie schon bei seinen Erdgas-Fahrten um die Welt und durch Asien hat Rainer Zietlow auch bei der „800 CNG EcoFuel Tour“ für zwei SOS-Kinderdörfer in Deutsch-land gespendet. Zu den Sponsoren der Tour zählten unter anderem Volkswagen und der Initiativkreis Erdgas als Kraftstoff e.V. (IEK).

Zietlow und Janusiewicz haben in den vergangenen Jahren bereits mit der ersten Erdgas-Weltumfahrung und der Erdgas-Asientour für Furore gesorgt und es damit sogar ins Guinness-Buch der Weltrekorde geschaff t.

Weitere Informationen und Bilder unter www.800cng.de

Fotos: Franz Janusiewicz

Erdgas als Kraftstoff

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Taxis fahren auf Erdgas

Beim Besuch der Hauptstadt konnten wir an vie-len Erdgaszapfsäulen erleben, wie eine hohe Frequentierung von Erdgaszapfsäulen aussieht, da viele Taxis auf Erdgas umgestellt haben. Von den rund 4000 Taxis in Berlin werden bereits 800 von Erdgas angetrieben. Der Vorsitzende der Taxi-Innung in Deutschland rechnet mit einer Ersparnis von über 40 Prozent auf alle Betriebskos-ten gerechnet, bei einer konsequenten Nutzung von Erdgas. Dazu kommen noch die ökologischen Vorteile von Erdgas.

Fortsetzung von Seite 45

800 Erdgastankstellen

in 80 Tagen

bundesweit deshalb nur noch an zwei CNG- Tank-stellen als LL-Gas verkauft. Deutlich spürbar sind diese Unterschiede der Erdgas-Qualität in der Reichweite des Erdgas Passats.

Bio im Tank

Eine der interessantesten Zapfstationen, die wir während der Tour angesteuert haben, war die ers te Biogastankstelle Deutschlands an der B 248 zwischen Lüchow und Dannenberg. Der Treibstoff wird unter dem Namen SunGas vertrieben, an dem Pilotprojekt ist auch der Volkswagen-Konzern be-teiligt. Bei der Flächeneffi zienz (erzeugte Energie bezogen auf die benötigte landwirtschaftliche Flä-che) gilt SunGas als der effi zienteste Biokraftstoff . SunGas wird aus nachwachsenden Rohstoff en wie Mais oder Grassilage erzeugt.

24.000 km

Rainer Zietlow besuchte die VNG-Erdgasüber-nahmestation in Sayda im Erzgebirge.

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Durchzugsstarker Turbo

Die Tour, die in einem der härtesten Winter der letz-ten Jahre begann, war nicht nur ein Bewährungstest für uns, sondern auch für unseren VW Passat TSI EcoFuel. Sein speziell für den Erdgasbetrieb konfektionierter Turbo-Direkteinspritzer leistet 110 kW (150 PS). Auch bei extrem niedrigen Tem-peraturen von minus 18 Grad in Niederbayern lief der Motor verlässlich. Trotz des kleinen Hubraums von 1,4 Litern, ist der doppelt aufgeladene Motor in allen Drehzahlbereichen sehr durchzugsstark und erfreulich sparsam.

815 Erdgas-Tankstellen

er der letz-rungstest

Passat

asTanks enellark

Der Erdgas-Turbo Passat vor der Semper-Oper hinter einer Lang-version eines Trabis. Nostalgie pur: Mit dem Trabi werden Stadt-rundfahrten durchgeführt.

Der VW Passat im hohen Norden der Republik. Fotos: Franz Janusiewicz

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10 Gründe, die italienische

Stadt Bologna zu besuchenSeit 2008 ist VNG mit einem Büro in der italienischen Stadt Bologna vertreten.

Wenn das nicht ein Grund ist, die Partnerstadt Leipzigs zu besuchen, dann geben

wir Ihnen noch zehn weitere Argumente.

Von Franziska Manz, VNG-Unternehmenskommunikation

2. Bologna ist heute eine der wohlhabendsten und stadtplanerisch gelungensten Städte Italiens. Wahrzeichen der Stadt sind die zwei Türme „Torre Garisenda“ und der „Torre degli Asinelli“. Die beiden Türme sind mit wenigen anderen die letzten Überbleibsel von rund 180 Geschlechtertürmen der führenden Familien des mittelalterlichen Bologna.

3. Das Stadtzentrum – die Piazza Maggiore – gilt als sehenswerter Höhepunkt der Stadt. Hier befi ndet sich die Basilika „San Petronio“. Sie ist die fünft-größte gotische Kirche der Welt. Ihr Bau wurde im Jahre 1390 begonnen, doch aufgrund fi nanzieller Probleme bis heute nicht fertig gestellt – ihre Fassade ist noch immer unvollendet.

1. Bologna ist eine der Universitätsstädte in Ita-lien und trägt daher den Beinamen ‚la dotte‘ – ‚Die Gelehrte‘. Die Universität Bologna ist die älteste Europas und darüber hinaus die zweitgrößte Italiens. Zahlreiche Gelehrte des Mittelalters lehrten hier, unter ihnen Irnerius von Bologna.

Stadtansichten

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BOLOGNA

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4. Bologna lässt sich auch bei schlechtem Wetter hervorragend er-kunden, denn es ist bekannt für seine Arkaden. Die mit wunderschönen Bogengängen überdachten Bürgersteige der Altstadt wurden ursprüng-lich geschaff en, um der wachsenden Bevölkerung der Stadt gerecht zu werden. Der Bau der Arkaden ermöglichte es, die oberen Stockwerke auszubauen und neuen Wohnraum zu schaff en, ohne den Handel und Durchgangsbetrieb zu stark zu beeinträchtigen. Im Westen der Stadt befi ndet sich mit 666 Bögen, 15 Kapellen und 3,5 km Länge der längste Arkadengang der Welt.

5. Nirgendwo sonst gibt es solche Tortellini, denn Bologna ist die Heimat der beliebten Teig-ware. Einer Legende nach sollen die Tortellini den Nabel der römischen Liebesgöttin Venus nachbilden. Auch die Mortadella zählt zu den beliebtesten regionalen Delikatessen.

6. Bologna ist Europäische Kulturhauptstadt

des Jahres 2000. Trotzdem hat sie noch lange keinen Staub angesetzt. Rund ein Viertel der 404.000 Einwohner sind Studenten, die man in zahlreichen Cafés, Kneipen, Bars und trendigen Klamottenläden antreff en kann. Wegen des gu-ten und fetten Essens trägt die Stadt auch den Beinamen ‚la grassa‘ – ‚Die Fette‘.

7. Die tolle Kulisse der Stadt reizt. Das Stadtbild wird geprägt durch die roten Ziegel der Häuser, wodurch Bologna seinen dritten Beina-men erhielt: ‚la rossa‘ – ‚Die Rote‘. Auch ist das ehemalige jüdische Ghetto – das Ghetto Ebraico – mit seinen pittoresken verwinkelten Gassen einen Besuch wert. Hier siedelten sich im 16. Jahrhundert die jüdischen Einwohner Bolognas an.

8. Bologna ist die Hauptstadt der Emilia-Romagna – eine der reichsten italienischen Regionen. Hier fi nden internationale

Handelsmessen statt, und sie gehört zu den ganz Großen, wenn es um Motoren geht. Die Emilia-Romagna ist die Heimat der ita-lienischen Sportwagen-Marken Ferrari, Lamborghini, Maserati, Bugatti, De Tomaso und Pagani, der Motorradhersteller Ducati, Moto Morini und Bimota sowie zahlreicher Automobil- und Motorradmuseen. Daher bezeichnet sich die Region selbst als Terra di Motori (Land der Motoren).

9. Bologna ist mit über 40 interessanten Museen unterschiedlicher Couleur, 12 Theatern und 200 Bibliotheken die kulturell lebendigste

Stadt in Italien. Im Palazzo dell’Archiginnasio befi ndet sich Italiens wichtigste Bibliothek mit über 700.000 Bänden.

10. Bologna ist die Geburtsstadt zahlreicher Komponisten, Maler, Wis-

senschaftler, Schöngeister und Sport-

ler sowie kirchlicher Würdenträger

(allein 4 Päpste), so unter anderem: Pasolini, Ruggero Raimondi, Giulietta Masina, Giorgio Murandi.

Foto: aboutpixel.de © snygo

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Finale im Erdgaspokal

Ein Erfolgsrezept: „Eichhörnchens Wunschmenü“

Sie haben sich den Titel beim Finale am 18. Mai 2009 auf der Messe Erfurt gegen die Meister aus weiteren elf Bundesländern erkämpft. Ihr Erfolgs-rezept: „Eichhörnchens Wunschmenü“. Jennifer Walter, Elif Özcan, Elif Duygulu und Vanessa

Marina Kohout (Teambetreuerin) und Holger Wegmann (Präsident VKD) mit Vanessa Herberger, Elif Duygulu, Elif Özcan und Jennifer Walter (v. l. n. r.) von der Franz-Christoph-von-Hutten-Schule aus Philippsburg, die ihre Konkurrenz durch Kreativität, Können und Begeisterung beim Bundesfi nale am 18. Mai 2009 auf der Messe Erfurt besiegt haben. Glücklich halten die Baden-Württemberger den Erdgaspokal in den Händen.

Nicht nur lecker, sondern auch zum selbst Kochen: Die zwölf Rezepte der Erdgaspokal-Landesmeister sind im neuen Menübuch des bundesweiten Nachwuchswettstreits zu fi nden. Neue kreative Speisefolgen sind zudem bei der neuen, der 13. Runde gefragt. Die Herausforderung: eine kalte Fischvorspeise, ein Hauptgang mit Gehacktem sowie ein Quarkdessert.

Menübuch-Bestellungen und Anmeldung zum 13. Erd-

gaspokal unter www.erdgaspokal.de.

Menübuch

Siegermenü: „Eichhörnchens Wunschmenü“

Vorspeise:

Cake mit Gemüse und Walnüsse an Minze-

Walnuss-Pesto

Hauptgericht: Hähnchenbrust unter der Haselnusskruste

mit grünen Nudeln, Spaghettigemüse und

fruchtigem Vanilleschaum

Dessert: Zweierlei Schokoladenmousse an feurigen

Orangenfi lets und Erdnüssen

Herberger von der Franz-Christoph-von-Hutten-Schule Philippsburg in Baden-Württemberg sind die neuen Bundessieger beim 12. ERDGASPOKAL der Schülerköche®. Die besten Schülerköchinnen Deutschlands dürfen nun für ein Jahr den Wan-der-Erdgaspokal in ihrer Schule ausstellen und freuen sich schon mit ihrer Teambetreuerin Marina Kohout auf die Erlebnisreise zum Outdoor-Cooking mit Küchenmeister Andreas Rohde auf Landgut Gühlen in Brandenburg.

Informationen zur Aktion der Gasversorger und

des Verbands der Köche Deutschlands e.V. gibt’s

unter: www.erdgaspokal.de.

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Jochen Plogsties: „Amore“Das liebe Federvieh, exotisch und vertraut zugleich, spielt jetzt mit im Reigen um den Gott der Liebe

(genauer: des sich Verliebens). Blind feuert Amor seine Pfeile in die Herzen weitab von Gut und Böse.

Triff t ein Pfeil, entfaltet er eine Wirkkraft, der man sich kaum mehr zu entziehen vermag.

Von Bodo Pientka

Der VNG-Kunstkalender 2009 hat als Einlegeblatt eine Farblithographie von Jochen Plogsties mit dem Titel „Amore“. Diese Bezeichnung mag für viele sehr eindeutig sein, bedeutet sie doch einfach nur „Liebe“, aber bei der genaueren Betrachtung dieses Bildes fällt noch vieles andere auf. Den optischen Mittelpunkt bildet ein roter Papagei vor blau-grünem Hintergrund, auf den im Halbver-borgenen ein Bogenschütze seinen Pfeil angelegt hat. Diese Darstellung hat einen besonderen Inhalt: der Bogen ist ein Gleichnis, ein Weg, ein Mittler. Der Weg des Pfeiles ist die Brücke zwischen Sein und Nichtsein. Triff t der Pfeil, ist das ein Zeichen dafür, dass die Seele ihr Ziel erreicht hat. Er ent-faltet seine Wirkung, der man sich nur schwer entziehen kann. So ist der Bogenschütze identisch mit Amor, dem Gott der Liebe, der seine Pfeile in die Herzen Ver-liebter verschießt. Diese Verliebten werden hier mit den exotischen Vögeln angedeutet, im Hin-tergrund sitzt noch ein kleinerer Papagei. Dieses liebe Federvieh, exotisch und vertraut zugleich, bildet den Mittelpunkt, Amor am Rande, dient wohl eher nur der Bildaussage.Aber der Mensch braucht, um etwas Unbegreif-liches zu erfassen, etwas Greifbares. So ist der Pfeil der Gegenstand und der Papagei soll die Seele darstellen. Es ist die Allmacht der Liebe und die ihr innewohnende Kraft, die hier abgebildet ist. Liebe ist ein Stück Ewigkeit im Vergänglichen. Der Preis dafür ist zugleich der Lohn, die Aufgabe der Ichbesessenheit. Aber nach der Entrückung, der Seeligkeit, wird man wieder in seine Welt, in die Wirklichkeit zurückgeworfen. Doch Amor lässt seine Pfeile immer wieder fl iegen und das sich Verlieben kann von neuem beginnen. Um diese Aussage noch einmal zu unterstützen, ist rechts oben im Bild die farbige Skulptur eines

Öl/Leinen, 2008

Bodo Pientka ist Buchautor und Kunstsammler aus Leip-zig. Der Diplomingenieur für Gastechnik arbeitet bei der ONTRAS – VNG Gastransport GmbH.

Zum Autor

antiken griechischen Bogenschützen zu sehen. Es ist die Verdeutlichung, dass die Kraft der Liebe auch in längst vergangener Zeit immer Gültigkeit besaß. Besonders in der Antike war die symbo-lische Abbildung von Gottheiten, Charakteren und Gefühlen sehr beliebt. Das hat sich in der Bildenden Kunst bis heute erhalten. Wir haben hier mit der Darstellung auf diesem Blatt einen Blick auf die Vergangenheit, auf das Heute und auf die ferne Zukunft. Es ist der Hinweis auf die Unvergänglichkeit der Liebe, der Hinweis auf „Amore“.

Kunst im Porträt

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Zauberwort Erinnerung:

Die Ausstellung „EAST“ (zu Protokoll)

Von Dr. Andreas Krase

Vier Strolche stehen vor der Kamera. Scheinen irgendwie dem Zeltbettlager entkommen und sich ein wenig verlegen noch das Stroh aus den Haaren zu pelzen: „Saalfahrt, Paddler – Portrait mit Selbstauslöser“, 11. September 1989, eine Aufnahme von Max Baumann. Neben dem Foto-grafen fi nden sich Frank Heinrich Müller, Thomas Wolf und Andreas Rost auf dem Bild wieder – na-

hezu das gesamte Studienjahr Fotografi e an der Hochschule für Grafi k und Buchkunst Leipzig des Jahrgangs 1988. Dieses Bild kann symptomatisch für das gesamte Projekt stehen, und es hat auch eine besondere Bewandtnis damit. Es zeigt nicht nur drei Autoren und mit Frank Heinrich Müller zugleich auch den Kurator des fotografi schen Teils der Ausstellung in der Galerie für Zeitgenössische Kunst in Leipzig (GfZK). Es illustriert auch sehr schön, dass, während in jenen Tagen die politische

Dr. Andreas Krase ist Kurator für Fotografi e und Kinemato-grafi e der Technischen Samm-lungen Dresden.

Weitere Informationen unter:

www.tsd.de

Zum Autor

Foto: Ulrich Wüst

VNGart

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Spannung in der DDR hochkochte, es weiterhin einen scheinbar unberührten Alltag gab.

Die angehenden Künstler arbeiteten in der Pro-vinz, hielten überkommene Siedlungsstrukturen und Industriebauten fotografi sch fest. Erst im Nachhinein erwies sich, es war ein letztes Stillste-hen des historischen Prozesses gewesen, bevor die Nachkriegszeit in diesem Teil Deutschlands ungemein schnell zu Ende ging und damit auch viele der eben noch bildlich fi xierten Strukturen verschwanden. Die Genannten blieben bei ihrem einmal gewählten Ansatz und setzten ihre Arbeit fort, auf den Zeugnischarakter einer dokumenta-risch verstandenen Fotografi e setzend, bald auch

mit Unterstützung von VNG, die eine Erweiterung des Kreises der Beteiligten ermöglichte, und ab 1992 dann auch den Aufbau einer fotografi schen Sammlung.

Diese ist zwischenzeitlich mit einem Bestand von ca. 625 Fotografi en/Bildträgern zu einem „Archiv der Wirklichkeit“ angewachsen. Das Archiv be-schränkt sich nicht darauf, Bilder des Wandels von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft in seiner besonderen Ausgeprägtheit im Osten Deutschlands zu beherbergen. Es hält sie als Form der visuellen Überlieferung vor, die mit wachsendem zeitlichen Abstand mit Sicherheit an Aussagekraft gewinnen wird.

Foto: Thomas Steinert

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Zauberwort Erinnerung:

Die Ausstellung „EAST“ (zu Protokoll)

Fotografen der Ausstellung

Noch bevor die Gedächtnismaschine zum 20. Jah-restag der „Friedlichen Revolution 1989“ voll ins Rollen kommt, tritt mit „EAST“ in Leipzig ein höchst bemerkenswertes Projekt an die Öf-fentlichkeit. Frank Heinrich Müller hat Beiträge von insgesamt 70 Autoren ausgewählt, die zwei Bedingungen zu erfüllen hatten: Sie sollten zu einem genau defi nierten Zeitpunkt zwischen dem 1. August und 31. Dezember 1989 entstanden sein und aus Sicht der Fotografen ein spezi-fi sches Moment ihrer persönlichen Erinnerung bezeichnen.

Die Ausstellung ist Ergebnis einer zeitaufwändigen Recherche, ohne Zweifel eine Energie- und Fleiß-leistung. Im Projektpapier wurde eine „Generation

40 +“ als Ziel- und Teilnehmergruppe benannt – zu einem guten Teil aus der von Müller betreuten fotografi schen Sammlung von VNG und seinem persönlichen Umfeld stammend. Doch geht das Projekt inhaltlich über den letztlich regionalen Rahmen hinaus, da es nicht auf das Gebiet der da-maligen DDR beschränkt war: Ein Beispiel extremer örtlicher Entfernung gibt Wim Wenders mit seinen beiden Fotografi en aus einer der abgelegensten Regionen Australiens. Der bisher obwaltende dokumentarische Modus der Fotografi e wurde mit der Ausstellung deutlich und programmatisch überschritten.

Diese etwas andere Ausstellung zum Herbst einer deutschen Revolution orientiert sich vom Konzept her an Beispielen einer Geschichtsschreibung durch das authentische Material, etwa dem „Echo-lot“ von Walter Kempowski. Doch gibt es einen ge-nerellen Unterschied: Die Retrospektive wurde von den jeweiligen Beitragenden selbst und bewusst vollzogen. Die Fotografen waren eingeladen, eben nicht jene Bildmotive abzurufen, die inzwischen zur Ikonografi e jenes geschichtlichen Prozesses geronnen sind. Wiewohl diese nicht ganz fehlen – Demonstrationsfotos, Bilder von der Öffnung der Grenzen und den sich anschließenden Wan-derbewegungen von Ost nach West gibt es in einiger Zahl. Gefragt waren vielmehr Fotografi en, deren Bedeutung aus ihrer Zuweisung in eben diesen Ereignisrahmen rührt, die besonderen, die privaten Perspektiven. „Auch in der Nazizeit war zwölf Mal Spargelzeit“ schrieb der deutsche Schriftsteller und Musiker Max Goldt. Während Geschichte gemacht und im Nachhinein zu Struk-turen gewichtiger Ereignisse verdichtet wird, zerfällt die Zeit in Riesenmengen unabhängiger Partikel. Dem fotografierten Alltäglichen und Zufälligen kann besonderer Glanz daraus erwach-sen, dass sich späterhin eine Einordnung in den historischen Veränderungsprozess ergibt. Dies leisten in der Ausstellung die erweiterten Bild-kommentare der Fotografen, schriftlich fi xierte Erzählungen über die Umstände, unter denen die Aufnahmen entstanden. Dies geht allerdings nicht so weit, dass die Fotografi en lediglich als erinnerungsauslösende Indices fungieren. Die Präsentation ist eine Bild-Lese-Anordnung zur

Foto: Jens Rötzsch

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gegenseitigen Vertiefung, doch funktionieren beide Refl exionsebenen auch unabhängig. Ein in der Ausstellung verfügbares Textheft lädt zum Kennenlernen fremder Erinnerung ein, die Foto-grafi en off erieren einen visuell höchst disparaten Parcours durch die Zeit.

Chronologisch nach Tagen geordnet und nach einem mathematisch wirkenden Prinzip platziert, formen die Fotografi en zufällige Erzählungsmus-ter an den Wänden des Ausstellungsbaus. Sie konstruieren wiederum eine eigene Geschichte

nach dem surrealistisch poetischen Verfahren des Aufeinandertreff ens des Unzusammenhän-genden.

Die Ausstellung summiert den ungemein vielge-staltigen Prozess einer durchgreifenden gesell-schaftlichen Veränderung, wie sie im Gefolge der friedlichen Revolution geschah, in einer Art Facettenbild mit unterschiedlichen Brechungs-winkeln: Ein Vexierbild, jedoch eines, das die bildgestützte kollektive Erinnerung an das Ereignis erweitern könnte.

EAST – Zu Protokoll/For the RecordHerausgegeben von der VNG – Verbundnetz Gas AG

Herbst 1989, die Mauer wankt und fällt schließlich – eine Zeit des Aufbruchs, der Schlagzeilen, doch vor allem der vielen Hoff nungen, Sehnsüchte und Ängste. Jenseits des Weltpolitischen sind zahllose Geschichten zu erzählen von Menschen mit ihren ganz persönlichen Empfi ndungen. Viele solcher Geschichten in fotografi schen Momentaufnahmen versammelt dieses Buch.

Zahlreiche Fotografen, zur Rückschau aufgefordert, haben dazu ihr Schlüsselbild der Zeit beigesteuert. Jede Aufnahme ist datiert auf einen Tag zwischen September und Dezember 1989 und knapp kommentiert. Die Bilder sind intensive Zeugnisse vom subjektiven Erleben. Sie fügen sich zu einer poetischen Chronik, die den Geist der Zeit vermutlich genauer erfasst als die gründlichste Dokumentation.

Das Buch erscheint im Herbst im Steidl-Verlag. ISBN 978-3-86521-929-5

Neuerscheinung

Foto: Frank-Heinrich Müller Foto: Eva Leitolf

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medium gas | 18. Jahrgang | 2. Ausgabe | Juli 2009

10 Jahre Telekommunikation und Dokumentation aus Leipzig

Produkte und Dienstleistungen im Überblick

Telekommunikation

• kompetente Beratung und Planung• Errichtung, Erweiterung, Instandhaltung und Betriebsführung von Telekommunikationsanlagen und -systemen• individuelle Sprachkommunikationslösungen• Zuverlässigkeit und Kundennähe mit 7 Serviceniederlassungen• Hotline/Managementcenter mit 24 h Rufbereitschaft an 365 Tagen/Jahr

Dokumentation

• Leitungsrechtserwerb und -pfl ege• Bearbeitung von Fremdplanungsanfragen/Auskunft• Dokumentationserstellung und -pfl ege• Beratungsleistungen zu IT-Systemen im betrieblichen Umfeld• TOPPIC – die intuitive Bild- und Medienverwaltung• Integriertes Störmanagement

Seit 10 Jahren ist die GDMcom ein

zuverlässiger und professioneller Partner

in Fragen Servicedienstleistung für

Dokumentation und Telekommunikation.

Die GDMcom ist eine 100%-ige Tochtergesellschaft der VNG – Verbundnetz Gas AG mit Sitz in Leipzig. Das Unternehmen hat

über 130 Mitarbeiter und erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 13,1 Millionen Euro.

GDMcom Gesellschaft für Dokumentation und Telekommunikation mbH

Maximilianallee 4 | 04129 Leipzig | Telefon: 0341 3504-0 | Telefax: 0341 3504-100 | [email protected] | www.gdmcom.de