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Den Faden aufnehmen Referat Schulpastoral Diözese Rottenburg-Stuttgart (Hrsg.) Modellphase Schulpastoral 2015–2020 Jahresbericht 2015/2016 1

Modellphase Schulpastoral 2015–2020 - drs.de · Buchdienst Wernau Antoniusstr. 3, 73249 Wernau Telefon: 07153/3001-164 ... beispielsweise hin zur Ganztagesschule oder durch die

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Den Faden aufnehmen

Referat Schulpastoral Diözese Rottenburg-Stuttgart (Hrsg.)

Modellphase Schulpastoral2015–2020Jahresbericht 2015/20161

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HerausgeberDiözese Rottenburg-Stuttgart,HA IX – Schulen, Referat Schulpastoral Karmeliterstraße 2, 72108 Rottenburg Telefon: 0 7472/169-546 oder 169-408

1. Auflage, Rottenburg, März 2017

RedaktionJutta Taege-Müller, Referentin für SchulpastoralHauptabteilung IX – Schulen, Rottenburg

Schutzgebühr: 8,00 Euro

BestelladresseBuchdienst WernauAntoniusstr. 3, 73249 Wernau Telefon: 0 71 53/3001-1 64Fax: 0 71 53/3001-6 21E-Mail: [email protected]

BildmaterialDas Bildmaterial wurde jeweils von denAutorinnen und Autoren zur Verfügung gestellt.

HerstellungDruckerei Maier, Rottenburg

Kostenloser Download unter http://schulpastoral.drs.de

Alle Rechte vorbehalten.Namentlich gekennzeichnete Artikel gebendie Meinung der Verfasserin/des Verfassers wieder.

KLIMAINITIATIVE DRUCK – wir machen mit!Diese Broschüre wurde CO2 neutral produziert.

SCHULPASTORAL

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INHALTSVERZEICHNIS

SCHULPASTORAL, DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART

1

Vorwort: „Wir spinnen, knüpfen, weben, wir säen neues Leben...“ (Ute Augustyniak-Dürr) 2

Einführung: Der Faden ist aufgenommen – Rückblick auf das erste Jahr der Modellphase Schulpastoral 2015–2020 (Dr. Beate Thalheimer) 4

Ausgewählte Schwerpunkte

1. Schulpastoralaufträge für Schulseelsorger/innenInterview mit Schulleitungen – „Schulseelsorge ist (…) ein ganz wesentliches und bereicherndes Element, das von uns als Schule inzwischen als unverzichtbar erlebt wird.“ (Jutta Taege-Müller) 9

Schulpastoralaufträge bedürfen einer verbindlichen Grundlage (Jutta Taege-Müller) 13

Was die Beauftragung bewirkt – Statements von neu beauftragten Schulseelsorgerinnen und Schulseelsorgern 16

2. Schulpastoralaufträge für Dekanatsbeauftragte Schulpastoral / Kirche und SchuleDekanatsbeauftragte Schulpastoral / Kirche und Schule in der Modellphase Schulpastoral 2015–2020 (Dr. Beate Thalheimer) 18

3. Fortbildungsangebot des Referats SchulpastoralVom Umgang mit Tod und Trauer in der Schule (Jürgen Karasch) 22

4. Tage der OrientierungTage der Orientierung – auf dem Weg ins Leben (Detlev Denner) 24

Praxisbeispiele

Die Fastenmauer (Christiane Höptner, Realschule) 27

Fairtrade School werden – wie alle am Schulleben Beteiligten an einem Strang ziehen und man dabei etwas Gutes tut (Diana Hughes, Grundschule) 31

„Wir gemeinsam mit anderen“ – unterwegs als Sternsinger in der Schule(Hildegard Kramer-Götz, Grundschule / Kooperation Kirche und Schule) 36

Sankt Martinsfest und Martinslauf durch die Gemeinde Affalterbach (Karin Pflüger-Metz, Grundschule / Kooperation Kirche und Schule) 39

Rückblick auf das Hilfsprojekt „Wir leben gemeinsam auf unserer Welt – Ein Fest für Afrika“ (Heinz Rupp, Realschule) 42

„Dann geh und handle genauso!“ – Religionen-sensible Seelsorge an der Humpis-Schule Ravensburg(Frauke Schönenberg, Berufliche Schule) 44

„Kein Raum wie jeder andere!“ – Der Raum der Stille an der Grundschule Ulm-Einsingen (Tanja Strobel, Grundschule / Kooperation Kirche und Schule) 47

„Gnade?!…“ – Ein Orientierungstag für Klasse 8 im Rahmen einer Unterrichtseinheit zur Reformation (Jutta Taege-Müller, Gymnasium / Kooperation Kirche und Schule) 50

„Heaven-Inn im Advent – Eine andere groß(artig)e Pause“ (Carla Ulrich, Gymnasium) 54

„Einmal auftanken bitte!“ – Kleine Auszeit im Kloster Untermarchtal (Karin Walter, Lehrer/innen Gymnasium / Kooperation Kirche und Schule) 56

„Erbarmende Liebe erobert die Welt“ (Vinzenz von Paul) – Vinzentinische Ersthelfer in der Ignaz-Demeter-Schule Albstadt-Lautlingen (Michael Weimer, Gemeinschaftsschule/ Kooperation Kirche und Schule) 58

St. Paulus – Empowerment for Kids (Ralf Weitzenberg, Grundschule / Kooperation Kirche und Schule) 61

„Willkommen an unserer Schule“ – Elterncafé bei der Schulanmeldung (Karoline Becker, Eltern Grundschule / Ganztagesschule) 67

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Leben entsteht aus Netzwerken des Miteinanders, inder Familie, im Freundeskreis, in unterschiedlichstenGruppen. Erst im Miteinander macht es Spaß, Ideenzu spinnen, Beziehungen zu knüpfen, Stoffe zu weben,aus denen das Leben Freude und Sinn gewinnt.

Heute verbringen Kinder und Jugendliche – im Zugegesellschaftlicher und schulpolitischer Entwicklungenbeispielsweise hin zur Ganztagesschule oder durchdie Einführung von G8 – immer mehr Zeit an denSchulen. Damit ist Schule in viel höherem Maß als frü-her zum Lebensraum geworden, in dem es über dieschulische Bildung hinaus um Räume gelebter Entfal-tungsmöglichkeiten, gelingenden Miteinanders undum weite Perspektiven des Lebens geht.

Mit Jugendlichen ihr Leben aus der Sicht des christ-lichen Glaubens in den Blick zu nehmen, sie in ihrerEntwicklung zu begleiten – in Erfahrungen der Freudeund des Erfolgs ebenso wie der Trauer und des Schei-terns –, ihnen positive Gemeinschaftserlebnisse undspirituelle Erfahrungen zu ermöglichen, mit ihnenund für sie unterwegs zu sein, ist das Anliegen einerzukunftsorientierten Pastoral. Kirche, die Kindern undJugendlichen begegnen möchte und den Kontaktauch zu den vielen sucht, die nicht mehr selbstver-ständlich in der Jugendarbeit der Kirchengemeindenoder der verbandlichen Jugendarbeit anzutreffensind, ermöglicht diese Begegnung, indem sie sich aufden Weg macht und sich – ganz im Sinne des diöze-sanen Prozesses „Kirche am Ort – Kirche an vielenOrten gestalten“ – an den Ort Schule begibt. Am OrtSchule sind seit vielen Jahren Schulseelsorger und -seelsorgerinnen tätig, die in einer Weiterbildung derDiözese für ihre Aufgabe ausgebildet worden sind.

Mit der neuen Konzeption „Schulpastoral der DiözeseRottenburg-Stuttgart“ aus dem Jahr 2014 wird ihreRolle als Vernetzende und Brückenbauerin zwischenSchule und Kirchengemeinden, dem Angebot vonTagen der Orientierung und anderen Formen kirch-licher Jugendarbeit sowie weiteren kirchlichen Insti-tutionen wie der Caritas oder der Erwachsenenbil-dung hervorgehoben. Im weiten Feld der Schul-pastoral werden Ideen, Begabungen und Ressourcenzusammengeführt – auch durch eine innerschulischeVernetzung derer, die an der Gestaltung der Schulkul-tur insgesamt und an Angeboten interessiert sind, die die Persönlichkeitsentfaltung des Einzelnen imMiteinander fördern.

In der Modellphase Schulpastoral 2015–2020 werdendie Umsetzungsmöglichkeiten und Chancen diesesKonzepts ausgetestet, indem Schulseelsorger und -seelsorgerinnen mit Ressourcen in Form von Depu-tatsstunden ausgestattet und vom Bischof für ihre Tä-tigkeit beauftragt werden. Begleitend finden Fachtagestatt, die der Vernetzung der Schulseelsorger und -seelsorgerinnen untereinander, der Fortbildung undder kollegialen Beratung dienen. Darüber hinaus ste-hen weitere Fortbildungsangebote, beispielsweisezum Umgang mit Tod und Trauer, Räumen der Stilleund Ritualen in Gottesdienst und Religionsunterrichtzur Verfügung. Grundlage der Arbeit ist die bewährteWeiterbildung Schulpastoral, in der auch in Zukunftneue Kolleginnen und Kollegen für die Arbeit alsSchulseelsorger/Schulseelsorgerin gewonnen undausgebildet werden. Dabei werden an verschiedenenStellen auch Fäden zu einer ökumenischen Koopera-tion in der Schulseelsorge und bei schulnahen An -geboten der Jugendarbeit geknüpft.

SCHULPASTORAL, DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART

2

VORWORT

Ute Augustyniak-Dürr, Ordinariatsrätin, Leiterin der Hauptabteilung IX – Schulen in der Diözese Rottenburg-Stuttgart

„Wir spinnen, knüpfen,weben, wir säen neuesLeben …“

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VORWORT

SCHULPASTORAL, DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART

3

Am Miteinander der Schulpastoral weben außerdemDekanatsbeauftragte für Schulpastoral/Kirche undSchule mit, die in den Dekanaten die an der Schule interessierten Menschen und Institutionen zusam-menführen, beraten und begleiten. In den Dekanatenwird so ein Netz aufgebaut, in dem vielfältige Projekteangeregt werden und eine Sensibilisierung für Mög-lichkeiten der Kooperation zwischen Kirche undSchule, z.B. im Ganztagsschulbereich, erfolgt.

Eine für den Diözesanatlas erstellte Landkarte Schul-pastoral zeigt, in welchen Gebieten der Diözese schul-pastorale Netzwerke entstanden sind (s. Umschlag-seite hinten). Sie gibt Interessierten vor Ort die Möglichkeit, an dieses Netz anzuknüpfen.

Die Rückmeldungen zum ersten Jahr der ModellphaseSchulpastoral machen deutlich, dass sich aus denSchulpastoralaufträgen und der Arbeit der Dekanats-beauftragten „Schulpastoral/Kirche und Schule“ füralle Seiten positive Effekte ergeben. Von den Schullei-tungen wird die Tätigkeit der Schulseelsorgerinnenund Schulseelsorger sehr geschätzt, wie das in diesemHeft abgedruckte Interview zeigt. Die aufgenomme-nen Praxisbeispiele geben einen Eindruck von der Vielfalt schulpastoraler Angebote. Der Faden ist anvielen Stellen aufgenommen worden – wir spinnen,knüpfen und weben am Netz der Schulpastoral undvielfältigen Kooperationen weiter, um junge Men-schen mit der Vielzahl unserer Angebote auf ihrem Lebensweg zu unterstützen und zu begleiten.

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„Schule im Blick – Visionen zum Miteinander von Kir-che, Jugendarbeit und Schulen“, das Motto der Auf-taktveranstaltung für die Modellphase Schulpastoral,fasst kurz und prägnant die Intention und Zielsetzungdes fünfjährigen Zeitraums zusammen: Von den Menschen am Ort Schule ausgehend soll erkundetwerden, wie das Netzwerk Kirche und Schule gestärkt,ausgeweitet und so organisiert werden kann, dassden Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, dieeinen großen Teil ihrer Tageszeit in Schulen verbrin-gen, Ansprechpartner/innen für Lebens- und Glau-bensfragen zur Verfügung stehen und Angebote fürSinnfindung, Gemeinschafts- und Persönlichkeitsent-wicklung gemacht werden können. Die konzeptio-nelle Basis der Schulpastoral an öffentlichen Schulenin der Diözese Rottenburg-Stuttgart war 2014 neu gefasst worden.1 Im Oktober 2014 entschied die

Diözesanleitung, in einer „Modellphase Schulpastoral2015–2020“ diese Initiative mit dem diözesanen Pro-zess „Kirche am Ort – Kirche an vielen Orten gestal-ten“ zu verbinden.Die Ideen und Impulse der „Schule im Blick“-Tagungwurden von 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmernaus den Bereichen Schule, Jugendarbeit, Kirchenge-meinden und anderen schulbezogenen Institutionenund Organisationen aufgenommen und mit den Lei-tungen der Hauptabteilungen Schulen (IX), Jugend(III), Pastorale Konzeption (IV) und Pastorales Personal(V) perspektivisch diskutiert.2

Am Ende der Tagung wurde nicht nur symbolisch dasdiözesane Netzwerk Schulpastoral durch ein interak-tives Kunstprojekt visualisiert. Die Netzwerkmäntelder Künstlerin Astrid Eichin3 boten vielfältige Mög-lichkeiten, sich in das Netzwerk aktiv hinein zu bege-ben. Die Erfahrung, gemeinsam in dieses Netzwerk anden unterschiedlichsten Stellen und mit verschiede-nen Aufgaben eingebunden zu sein, trägt bis heutediejenigen, die sich miteinander auf den Weg in dieModellphase Schulpastoral gemacht haben.4

SCHULPASTORAL, DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART

4

EINFÜHRUNG

1 Diözese Rottenburg-Stuttgart: Konzept Schulpastoral an öf-fentlichen Schulen. 18.3.2014, in: Bischöfliches Ordinariat derDiözese Rottenburg-Stuttgart (Hrsg.), Konzepte 12, Rotten-burg-Stuttgart 2014, http://schulpastoral.drs.de/service/ar-beitshilfen.html.

2 Die Tagung ist ausführlich beschrieben unter http://schul-pastoral.drs.de/aktuelles/archiv.html.

3 http://astrid-j-eichin.de/4 Fotos aus dem interaktiven Kunstprojekt werden im Laufe

der geplanten Jahresberichte die fünf Deckblätter und An-liegen der Modellphase miteinander verbinden.

Dr. Beate Thalheimer, Referentin für Schulpastoral

Der Faden ist aufgenom-men –Rückblick auf das ersteJahr der ModellphaseSchulpastoral 2015–2020

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EINFÜHRUNG

SCHULPASTORAL, DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART

5

Für die Entwicklung und Evaluation der Schulpastoralin der diözesanen Modellphase ist federführend derArbeitskreis Kirche und Schule beauftragt. Hier arbei-ten unter der Federführung der Hauptabteilung IX –Schulen, in der das Referat Schulpastoral angesiedeltist, die Hauptabteilung III – Jugend, die Hauptabtei-lung IV – Pastorale Konzeption und die Hauptabtei-lung V – Pastorales Personal hauptabteilungsverbin-dend zusammen. Unter anderem stellt sich hierimmer wieder die Frage: Wie verändern sich pastoraleKonzeptionen und Strukturen, wenn von Menschenan öffentlichen Orten aus pastoral gedacht und ge-handelt wird?

Im ersten Jahr der Modellphase Schulpastoral habenim „AK Kirche und Schule“ Dominik Nawratil (HA III),Jutta Taege Müller und Beate Thalheimer (HA IX), Ursula Schieler (HA V) und Achim Wicker (HA IV) ge-meinsam die Entwicklungen beobachtet, angestoßenund gemeinsam mit Hauptabteilungsleitungen, De-kanatsbeauftragten Schulpastoral/Kirche und Schulesowie mit den Mitgliedern der Steuerungsgruppen inden Dekanaten, mit Schulseelsorger/innen und wei-teren Kooperationspartner/innen reflektiert.

Seit Sommer 2015 werden im Rahmen der Modell-phase vorrangig in drei Bereichen Erfahrungen ge-sammelt und evaluiert und dabei schulpastoraleStrukturen in der Diözese neu und weiter entwickelt:

1. Schulpastoralaufträge für Schulseelsorger/innenund Dekanatsbeauftragte Schulpastoral/Kirche undSchule,

2. Qualifizierung durch Fort- und Weiterbildungen und

3. Intensivierung und Ausweitung der Kooperationenmit anderen schulbezogenen kirchlichen Institutio-nen und Organisationen.

1. Schulpastoralaufträge für Schulseelsorger/innenund Dekanatsbeauftragte Schulpastoral / Kircheund Schule

1.1 Schulpastoralaufträge für Schulseelsorger/innen

Zahlreiche Religionslehrerinnen und Religionslehrerengagieren sich ehrenamtlich über den Religions-unterricht hinaus für die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen in den Schulen. Seit Sommer 2015 ist es im Rahmen der Modellphasemöglich, dass Schulseelsorgerinnen und Schulseelsor-ger, die die Weiterbildung Schulpastoral in den ver-gangenen Jahrzehnten absolviert haben, einen be-fristeten Schulpastoralauftrag im Umfang von ein bisvier Deputatsstunden erhalten. Sie verpflichten sichdabei zur Mitarbeit im Rahmen und unter den Bedin-gungen der Modellphase. Unter der Überschrift„Schulpastoralaufträge bedürfen einer verbindlichenGrundlage“ stellt Jutta Taege-Müller in dieser Doku-mentation (siehe S. 13–15) die Grundlagen, Ziele, Rah-menbedingungen und Kooperationsvereinbarungen,die den Schulpastoralaufträgen zugrundeliegen, vor.Aus den Interviews mit den Schulleitungen geht eindrucksvoll hervor, wie vielfältig die Angebote undProjekte an den Schulen sind, wie sich die Schulseel-sorgerinnen und Schulseelsorger an der Gestaltungdes Lebensraums Schule beteiligen und welche Wir-kung die Schulpastoralaufträge an den Schulen ent-falten können (siehe: Interview mit Schulleitungen S. 9–12).Im Praxisteil (siehe S. 27–69) werden einige Projektevorgestellt, die im Rahmen der Modellphase an Schu-len entwickelt wurden.Am Ende des ersten Jahres der Modellphase ergebensich aus der Analyse der Daten und Fakten folgendeErgebnisse:Am Schuljahresbeginn 2015/2016 wurden 44 Schul-seelsorgerinnen und Schulseelsorger an konkretenSchulen mit 1–4 Deputatsstunden (bis 2020 befristet)beauftragt. Da einige von ihnen an mehreren Schulentätig sind, verfügen nun 52 Schulen über beauftragteSchulseelsorger/innen. Im Vorfeld der Beauftragungwurden Kooperationsvereinbarungen mit den Schul-leitungen an 10 Grund-, 7 Gemeinschafts-, 3 Real-, 4 Förder-, 19 Beruflichen Schulen5 und 9 Gymnasien

5 Die höhere Anzahl von Schulseelsorger/innen an BeruflichenSchulen hat zum einen historische Gründe. In dieser Schulartkonnten bislang bereits kleine Schulpastoralaufträge verge-ben werden. Zudem sind im Kontext eines ökumenischenProjekts Schulseelsorge/Schulpastoral an Beruflichen Schu-len seit 2012 Schulpastoralaufträge verankert.

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SCHULPASTORAL, DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART

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geschlossen. Knapp mehr als die Hälfte der Schulpas-toralaufträge wird von staatlichen (Religions-)Lehr-kräften wahrgenommen.

Ab dem Schuljahr 2016/2017 kommen acht weitereSchulseelsorgerinnen und Schulseelsorger dazu. Da-raus ergibt sich schulartbezogen folgende Aufteilung:

An den laufenden Weiterbildungen Schulpastoral(2015–2018, 2016/2017) nehmen 26 Religionslehrkräfteund pastorale Mitarbeiter/innen sowie ein Jugend-referent teil. In den Kurs 2016-2019 wurden 18 Teilneh-mer/innen aufgenommen.

Insgesamt ergibt sich für alle beauftragten und inWeiterbildungen befindlichen Schulseelsorger/innenEnde 2016 diese Verteilung der Berufsgruppen:

Diese Grafik zeigt auch, dass durch die Qualifizierungvon kirchlichen und staatlichen Religionslehrkräftenund durch die erteilten Schulpastoralaufträge zusätz-liches pastorales Personal gewonnen wurde. Derzeit

entsprechen die kleinen 1–4 Deputatsstunden umfas-senden Aufträge an insgesamt 102 Schulen insgesamt164 Unterrichtsstunden. Das entspricht umgerechnetin pastorale Stellenanteile etwa 6,5 Stellen.

1.2 Schulpastoralaufträge für DekanatsbeauftragteSchulpastoral / Kirche und Schule

Einen wichtigen Beitrag zur Vernetzung, Beratungund Begleitung von Schulseelsorgerinnen und Schulseelsorgern leisten die DekanatsbeauftragtenSchulpastoral / Kirche und Schule6. Im Vorfeld der Mo-dellphase Schulpastoral hat das Projekt „Kirche undSchule als Partner“(2012–2015) bereitsgezeigt, dass die pas-torale schulbezogeneArbeit in den Dekana-ten einen Aufschwungerfährt, wenn einekonkrete Person alsAnsprechpartner/inund Vernetzer/in zurVerfügung steht undschulpastorale Aktivi-täten anregt.

Im Vergleich der Ar-beitsfelder der Deka-natsbeauftragten Kir-che und Schule, die im Rahmen der Projektphase Pionierarbeit im Aufbau der pastoralen schulbezoge-nen Arbeit in den Dekanaten leisteten, ergänzt sichfür die Dekanatsbeauftragten Schulpastoral / Kircheund Schule das Arbeitsfeld durch die Netzwerkarbeit,die die (beauftragten) Schulseelsorgerinnen undSchulseelsorger aktiv in die Arbeit in den Regionenmit einbindet.

Im Sommer 2015 haben sechs DekanatsbeauftragteSchulpastoral/Kirche und Schule in den Dekanaten Biberach, Böblingen, Hohenlohe, Esslingen-Nürtingen,Rems-Murr und Heilbronn-Neckarsulm mit in derRegel 25%-Stellenanteil ihre Arbeit befristet bis 2020aufgenommen. Im Schuljahr 2016/2017 werden inneun weiteren Dekanaten DekanatsbeauftragteSchulpastoral/Kirche und Schule hinzu kommen: All-gäu-Oberschwaben, Balingen, Calw, Freudenstadt,Göppingen-Geislingen, Ludwigsburg, Mergentheim,

6 Siehe dazu auch den Artikel von Beate Thalheimer über dieArbeit der Dekanatsbeauftragten Schulpastoral / Kirche undSchule in dieser Veröffentlichung.

23

21

staatliche Lehrkräfte

kirchliche Lehrkräfte

10

7

3

4

9

19

Grundschule

Gemeinschaftsschule

Realschule

Förderschule

Gymnasium

Berufliche Schulen

47

9

53

1

3

Religionslehrkräfte i.K.pastoraleMitarbeiter/innenstaatliche Lehrkräfte

Jugendreferent

Religionslehrkräfte an Schulen in kath. Trägerschaft

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SCHULPASTORAL, DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART

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Stuttgart und Ostalb. Insgesamt sind es für die 15 Dekanatsbeauftragtenstellen 3,9 Stellenanteile, die die Diözese für die schulpasotrale Aufbauarbeit(befristet bis 2020) zur Verfügung stellt.

Auf die im ersten Jahr der Modellphase gesammel -ten Erfahrungen haben die DekanatsbeauftragtenSchulpastoral / Kirche und Schule bei einem Vernet-zungstreffen im Juli 2016 zurück geschaut. Ihre Ein-drücke sind gebündelt zu finden auf den Seiten 18–21. Während im ersten Jahresbericht die Rahmenbedin-gungen für die Schulpastoralaufträge der Schulseel-sorger/innen einen Schwerpunkt bilden, wird imzweiten Jahresbericht die Tätigkeit der Dekanatsbe-auftragten Schulpastoral/Kirche und Schule ausführ-lich dargestellt werden.

2. Qualifizierung durch Fort- und Weiterbildungen

Ein ausdifferenziertes Angebot schulpastoraler Fort-und Weiterbildungen eröffnet in Kooperation mit an-deren kirchlichen Trägern Interessierten und aktivenSchulseelsorger/innen ein breites Spektrum für dieWeiterentwicklung der schulpastoralen Handlungs-kompetenz. Zu unterscheiden sind dabei

– Tagungen, die sich auf konkrete schulpastorale Pra-xisfelder in den Bereichen Umgang mit Tod undTrauer an der Schule, seelsorgerliche Gespräche,Räume der Stille sowie Rituale im Schulalltag bezie-hen. Dabei finden die zertifizierten Grund- und Auf-baukurse zum „Zielorientierten Kurzgespräch inSeelsorge und Beratung“ in Kooperation des ReferatsSchulpastoral mit dem Institut für Fort- und Weiter-bildung statt. Die ökumenische Kooperation mitdem Referat Schulseelsorge im Pädagogisch Theo-logischen Zentrum der Evangelischen Landeskirchein Württemberg wurde intensiviert. Wechselseitigwurden die Fortbildungen besucht. Auf diesen Ein-drücken basierend werden im Schuljahr 2016/2017die Fortbildungen in den Bereichen Liturgische Feiern und Räume der Stille in gemeinsamer Träger-schaft durchgeführt. Ein Supervisionstag für evan-gelische und katholische Schulseelsorger/innenergänzt das Spektrum der gemeinsamen Angebote.

Exemplarisch für den Bereich der Fortbildungen bie-tet der Beitrag von Jürgen Karasch einen Einblick indie Angebote, die auf einen reflektierten Umgangmit Tod und Trauer in der Schule vorbereiten (sieheS. 22–23).

– Insgesamt drei Jahres- und Fachtagungen Schulpas-toral stellen wichtige Orte für die Evaluation, denAustausch und Fortbildung zur Verfügung. Für die

beauftragten Schulseelsorger/innen findet im Vor-feld eines Fachtages Schulpastoral eine halbtägigeDienstbesprechung und ein Erfahrungsaustauschstatt. Hier werden Eindrücke und Informationen imKontext der Schulpastoralaufträge gesammelt undfür die Evaluation relevante Informationen aus-getauscht. Der sich anschließende Fachtag Schul-pastoral ist offen für alle an der Schulpastoral Interessierten. In der Regel werden dort u.a. vonSchulseelsorger/innen praxisbezogene Workshopsangeboten.

– Im ersten Jahr der Modellphase boten längerfristigeberufsbegleitende Weiterbildungen nicht nur fürpastorale Mitarbeiter/innen 2016/2017 (in Koopera-tion des Referats Schulpastoral mit dem Institut fürFort- und Weiterbildung) die Gelegenheit, schulpas-torales Handeln in einer konstanten Teilnehmer-gruppe weiter zu entwickeln. Dreijährige Weiter-bildungen 2015–2018 und 2016–2019 regen an, dieeigenen schulpastoralen Aktivitäten auf ihre pasto-rale Grundausrichtung hin zu reflektieren, die schul-pastorale Handlungskompetenz um weitere Ele-mente zu erweitern, schulpastorale Konzepte zuprofilieren, Teams zu bilden und sich mit anderenAkteuren in und außerhalb der Schule zu vernetzen.

Für eine dreijährige ökumenische WeiterbildungSchulseelsorge/Schulpastoral für ökumenische Tan-dems an Schulen (2017–2020) hat das Bewerbungs-verfahren begonnen.

3. Kooperationen mit anderen schulbezogenenkirchlichen Institutionen und Organisationen

Neben der Intensivierung der Zusammenarbeit mitder Evangelischen Landeskirche Württemberg im Bereich der Fort- und Weiterbildung wurden weitereKooperationen angestoßen und vertieft. Eine ersteStandortbestimmung „Wo steht die schulbezogenekirchliche Arbeit in Württemberg?“ ist erfolgt zwi-schen den kirchlichen Fachstellen im ejw (Evan-gelisches Jugendwerk und dort dem Fachbereich Jugendarbeit und Schule), zusammen mit dem PTZ(Pädagogisch-Theologisches Zentrum und dort demReferat Schulseelsorge), zusammen mit demBDKJ/BJA (und dort v.a. der Fachstelle Jugendarbeitund Schule) und der Hauptabteilung IX – Schulen(und dort dem Referat Schulpastoral). Diese Zusam-menarbeit soll weiter intensiviert werden.

Im Bereich der Durchführung von Tagen der Orientie-rung durch kirchliche Anbieter und in Kooperation mitSchulen gab es im ersten Jahr der Modellphase zweiherausragende Entwicklungen:

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EINFÜHRUNG

SCHULPASTORAL, DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART

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a) In Kooperation zwischen der HA IX und demBDKJ/BJA wurde ein neuer „Fördertopf Tage der Orientierung/Orientierungstage“ eingerichtet. DerAusgangspunkt für diese Maßnahme ist zu finden inder Tatsache, dass ein großes Interesse an der Durch-führung dieser jugendpastoralen Maßnahme bestehtund dass die Finanzierung von mehrtägigen Tagen derOrientierung sich immer wieder als unüberwindbaresHindernis erwies. Gleichzeitig werden mit der Einrich-tung dieser Fördermaßnahme die Kooperationen zwi-schen Trägern der kirchlichen Jugendarbeit undöffentlichen Schulen ausdrücklich unterstützt. Förder-richtlinien und Antragsformulare sind hier zu finden:https://www.bdkj.info/service/zuschuesse.

b) In der Diözese Rottenburg-Stuttgart arbeiten dieVeranstalter von Tagen der Orientierung, das ReferatSchulpastoral, das Jugendspirituelle Zentrum auf demMichaelsberg bei Heilbronn und das Projekt „SOG –Schüler/innen Orientierung geben“ im Dekanat All-gäu-Oberschwaben sowie weitere Träger, z.B. in denDekanaten und katholischen Jugendverbänden, nunenger zusammen. Ein regelmäßiger Erfahrungsaus-tausch und die gemeinsame Fortbildung von Teame-rinnen und Teamern, die Tage der Orientierung mitSchulklassen gestalten, zählen zu den neu entwickel-ten Profilen der Zusammenarbeit.

Ausführliche Informationen zu diesem Thema findensich im Beitrag von Detlev Denner, „Tage der Orientie-rung – auf dem Weg ins Leben“ (siehe S. 24–26).

Über die genannten Kooperationen hinaus gibt esweitere Formen und Themen der Zusammenarbeitmit anderen Trägern. Dazu zählt z.B. das sogenannte„erweiterte Fachgespräch“, das die Aktivitäten des AKKirche und Schule verbindet mit dem Stiftungsschul-amt, der Misereorstelle „Globales Lernen“, Fachstellendes BDKJ/BJA, den Freiwilligendiensten sowie dem

Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart e.V.Der Schwerpunkt der Arbeit lag im ersten Jahr derModellphase auf einem intensiven Austausch überInitiativen im Bereich der schulbezogenen und schul-nahen Arbeit mit Flüchtlingen. Eine Übersicht zumöglichen Angeboten der einzelnen Träger wurde erstellt: http://schulpastoral.drs.de/praxisfelder/initiativen-mit-fluechtlingen.html.

Hier sind auch gelungene Beispiele schulbezogenerund schulnaher Flüchtlingsarbeit, die an konkretenSchulen von Schulseelsorger/innen entwickelt wur-den, vorgestellt.

Am Ende des ersten Jahres der Modellphase 2015–2020 ist rückblickend festzustellen, dass der Netz-werkfaden von allen Beteiligten bewusst aufgenom-men wurde. Zahlreiche neue Knotenpunkte im Netzder schulpastoralen Arbeit sind bereits entstandenund führen an den Schulen dazu, dass für immermehr Menschen kirchliche Ansprechpartnerinnenund Ansprechpartner zur Verfügung stehen und An-gebote machen, die Erfahrungen und eine Orientie-rung für das eigene Leben und den eigenen Glaubenin Gemeinschaft ermöglichen.

TdO sind ein außerschulisches Angebot des ReferatesSchulpastoral für Schülerinnen und Schüler aller Schul -

arten ab Klasse 9, unabhängig von Konfessions- oder Religions-zugehörigkeit. TdO wollen Jugendlichen Raum bieten, sich mitThemen und Fragen auseinanderzusetzen, die sie in ihrer Lebens-situation beschäftigen. Darüber hinaus stärken TdO die Klassen-gemeinschaft.

Im Rahmen eines Schulbesuches wählen die Schülerinnen undSchüler ein Thema aus, mit dem sie sich während der TdO ineinem geschützten Rahmen beschäftigen.

Tage derOrientierung

TdO finden während der Schulzeit statt und dauern 2 Tage. Die Teilnahmegebühr beträgt 45 Euro (Selbstversorgerhaus) bzw.60 Euro (vollversorgtes Haus) zuzüglich Fahrtkosten. Die Mindest-teilnehmerzahl liegt bei 14 Schülerinnen und Schülern.

Besonders hinweisen möchten wir auf unser neues Angebot „TdO inklusiv“. Bei diesen „TdO inklusiv“ geht es nicht nur um TdO für Kinder mit einem besonderen Förderbedarf, sondern umgemeinsam durchgeführte TdO mit Schülerinnen und Schülernunterschiedlicher Schularten oder Anforderungen.

Kontakt: Detlev Denner, Referat Schulpastoral, Tel. 07472 169-740, Mail: [email protected] oder im Internet unter schulpastoral.drs.de/praxisfelder/tage-der-orientierung.

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Im folgenden Interview äußern sich Schulleiterinnenund Schulleiter verschiedener Schularten zur Schul-pastoral. Die Schulseelsorge wird an der jeweiligenSchule mit mindestens zwei Deputatsstunden durchdie Diözese Rottenburg-Stuttgart gefördert.

Frau Waluga, an der Georg-Elser-Schule in Königsbronn,einer Grundschule, ist Frau Susanne Tagscherer alsSchulseelsorgerin tätig. Wie nehmen Sie als Schulleite-rin die Schulpastoral wahr?

Karin Waluga: Durch dieSchulpastoral an unsererSchule wird die Schulentwick-lung auf der Grundlage deschristlichen Menschenbildesund der christlichen Wertemitgestaltet. Den Schülerin-nen und Schülern wird dieMöglichkeit geboten, einenZugang zu Gott und dem ei-genen Glauben zu erhalten.Durch vielfältige Angebote

der Schulpastoral wird dem Schuljahr ein Rahmen ge-geben und Schule und Kirche miteinander verbunden.In Projekten werden die Schülerinnen und Schülersensibilisiert für die Not des Anderen. Die Kinder undJugendlichen haben ein Angebot, das sie in Krisen undKonfliktsituationen unterstützen kann. Das Kollegiumerhält Unterstützung, so dass es Handlungssicherheitbei Krisensituationen empfindet.

Wie werden die Angebote der Schulpastoral angenom-men?

Karin Waluga: An unserer Schule gibt es Schülerinnenund Schüler, die diese Angebote regelmäßig wahrneh-men und die Schulpastoral aktiv unterstützen. Bei denProjekten und Aktionen nehmen die Kinder und Ju-gendlichen mit großer Motivation und großem Enga-gement teil.

Die Fachschaft Religion beteiligt sich sehr intensiv ander Schulpastoral und alle arbeiten gemeinsam dasProgramm aus. Auch das übrige Kollegium engagiertsich, nimmt an den Angeboten teil und unterstütztdie Aktionen und Projekte.

Die Schulleitung sieht die Schulpastoral als wichtigenBestandteil der Schule und des Schullebens an derGeorg-Elser-Schule und freut sich über das große An-gebot, welches von allen am Schulleben Beteiligtengut angenommen wird.

Welche Rolle hat die Schulpastoral innerhalb der schul-internen Beratungsangebote?

Karin Waluga: Die Schulpastoral bietet Kolleginnenund Kollegen Angebote, um die Professionalität derLehrkräfte zu fördern. So fand in diesem Schuljahreine Kooperationsveranstaltung mit der Hospiz-gruppe der Gemeinde an der Schule statt. In einemFachvortrag konnte das Kollegium im Umgang mitTod und Trauer geschult werden. Es gibt einen „Not-fallkoffer“ und das Angebot der Religionsfachschaft,in Krisensituationen Unterstützung anzubieten.

Das Themenorientierte Projekt „Soziales Engage-ment“ wird federführend von der Religionsfachschaftund Frau Tagscherer eingeführt. Den Schülerinnenund Schülern werden Experten aus verschiedenen so-zialen und kirchlichen Bereichen vorgestellt, die sieumfassend informieren, bevor sie sich für einen Be-reich zur Erfüllung des sozialen Engagements ent-scheiden.

Die Schulpastoral arbeitet dabei mit den Kirchen derGemeinde zusammen. Sie beteiligt sich an kirchlichenVeranstaltungen. Durch die AG „Offenes Fenster“wurde der Kontakt zum Altenheim nahe der Schulewieder aufgebaut, der dann auch zu einer Bildungs-partnerschaft mit der AWO Heidenheim geführt hat.

Jutta Taege-Müller, Referentin für Schulpastoral

Interview mit Schulleitungen –„Schulseelsorge ist (…) ein ganzwesentliches und bereicherndes Element, das von uns als Schuleinzwischen als unverzichtbar erlebt wird.“

Ausgewählte Schwerpunkte1. Schulpastoralaufträge für Schulseelsorger/innen

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Herr Bizer, welche schulpastoralen Aktionen und Pro-jekte gibt es am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium (DBG)in Filderstadt? Was ist das wichtigste schulpastoraleProjekt?

Peter Bizer: Das schulpasto-rale Angebot umfasst z.B.Schulgottesdienste, eine jähr-liche Taizéfahrt, die seelsor-gerliche Begleitung für Schü-ler, Eltern und das Kollegium,auch als spezielle Unterstüt-zung von Klassen, Familienoder Einzelpersonen in der Situation von schwerer Krank-heit, Tod und Trauer und alsProjektarbeit die AG Asyl am

Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium.

Eine Gewichtung der Projekte ist nicht möglich, da sieprozessorientiert an den Gegebenheiten von Men-schen und Schule als Lebensraum orientiert entste-hen. Einzelseelsorge gegen Gottesdienste, sozialeProjekte gegen spirituelle Projekte zu priorisieren, erscheint nicht sinnvoll und möglich. Die Bereiche ergänzen sich und können auch verändert werden,wenn es die Gegebenheiten erfordern.

Wie wird diese Arbeit angenommen?

Peter Bizer: Von den Schülerinnen und Schülern wirdsie in allen Bereichen wahrgenommen und geschätzt,es gibt viel Beteiligung der Schülerschaft, auch in derverantwortlichen Leitung einzelner Projekte. Das Kol-legium nimmt die Arbeit ebenfalls sehr positiv auf; esgibt einzelne kritische Stimmen, wenn es um speziellreligiöse Angebote geht, wenngleich alle Projekte mitMehrheitsbeschluss von der GLK abgestimmt sind.Alle Projekte werden von den Eltern sehr positiv wahr-genommen; wo es gewünscht ist, werden die Projekteauch von Eltern unterstützt, z.B. in der AG Asyl. Seel-sorgerliche Begleitung wird von Eltern in Anspruchgenommen, besonders in Fällen von schwerer Krank-heit und Tod.

Wie erleben Sie als Schulleiter die Zusammenarbeit?

Peter Bizer: Frau Brielmaier gestaltet ihre Rolle alsSchulseelsorgerin ausgesprochen gelungen und en-gagiert, dabei zugleich sehr professionell und reflek-tiert. Das damit verbundene Angebot ist allen Mit-gliedern der Schulgemeinschaft bekannt und wirdständig im Bewusstsein gehalten, und entsprechendauch in großem Umfang in Anspruch genommen undgeschätzt. Auch die Vernetzung mit anderen Hilfs-und Unterstützungsangeboten an unserer Schule wie

Schulsozialarbeit, Präventionslehrer, Verbindungsleh-rer und Beratungslehrerin ist klar geregelt, wirdimmer wieder durch regelmäßigen Dialog reflektiertund ständig ausgebaut und verbessert, so dass klareAbsprachen im Blick auf Zuständigkeiten bestehen. InZweifelsfällen wird im Einzelfall genau geklärt, werwelche Aufgabe übernimmt. Die Schulleitung erlebtdurch dieses Unterstützernetz insgesamt und durchFrau Brielmaier als Schulseelsorgerin im Besondereneine erhebliche Entlastung und Unterstützung imBlick auf einen sensiblen Umgang mit schwierigenSchul- und Lebenssituationen bei Schülerinnen undSchülern, aber auch bei Eltern und Kollegen und Kolleginnen in Krisen- und Problemsituationen. In derZusammenarbeit wird Frau Brielmaier als ausgespro-chen konstruktiv, vertrauensvoll und flexibel wahr-genommen.

Wie würden Sie den Beitrag der Schulpastoral zur pä-dagogischen Arbeit an Ihrer Schule zusammenfassen?

Peter Bizer: Schulseelsorge ist eine ausgesprocheneBereicherung für die pädagogische Arbeit einerSchule, besonders, wenn sie mit anderen Unterstüt-zungssystemen gut vernetzt ist. Der Bedarf an per-sönlicher und zwischenmenschlicher Betreuung vonSchülern, Kollegen, ggf. auch Eltern hat in Schulen ausverschiedensten Gründen erheblich zugenommenund kann von einzelnen Kolleginnen und Kollegen beiallem Engagement nicht systematisch und angemes-sen abgedeckt werden – auch und gerade wegen desRollenkonflikts, der systembedingt besteht. In demMaße, wie das Elternhaus als fester sozialer, erziehe-rischer und seelsorgerlicher Rahmen für einen Teil unserer Schülerinnen und Schüler zunehmend weg-bricht, brauchen Schulen heute verstärkt ein solchesUnterstützersystem, um den Schulalltag bewältigenund ihre pädagogische Aufgabe an den uns anver-trauten Kindern erfüllen zu können. Schulseelsorge isthierbei ein ganz wesentliches und bereicherndes Element, das von uns als Schule inzwischen als un-verzichtbar erlebt wird.

Frau Blankenhorn, Sie sind Leiterin einer Berufsschule.In welchen Feldern wird an Ihrer Schule durch die Schul-seelsorge ein Beitrag zum Schulleben geleistet?

Silvia Blankenhorn: Es gibt Impulse in der Advents-und Fastenzeit, einen Weihnachtsgottesdienst, einProjekt mit dem Arbeitskreis Leben „Seelisch fit“sowie ein Beratungsangebot für die Schülerinnen undSchüler aus dem Berufsschulbereich. Außerdem wird

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angestoßen durch den Schul-seelsorger Herrn Honeckerderzeit ein Konzept für dieEinrichtung eines Raums derStille entwickelt. Die Schüle-rinnen und Schüler nehmendas Angebot wahr und sindgut informiert. Auch das Kol-legium sucht bei Bedarf denKontakt. Ohne die schulpasto-rale Arbeit an unserer Schulegäbe es deutlich mehr Kon-

flikte und Probleme, die im Unterricht gelöst werdenmüssten. Die Fachkolleginnen und Fachkollegen derBerufsschule wissen dies sehr wohl einzuordnen. Einreger Austausch findet in den Pausen statt.

Die Johann-Friedrich-Mayer-Schule in Kupferzell ist eineGemeinschaftsschule. Herr Autenrieth, können Sie bittean zwei Beispielen die schulpastorale Arbeit von FrauJünger erläutern?

Markus Autenrieth: Frau Jün-ger begleitet beispielsweisedas Projekt „Soziales Engage-ment“ in Klasse 7. Sie stelltden Kontakt zu Einrichtungenwie Bauhof, Kernzeit, Kinder-garten und Flüchtlingsunter-künften her, bereitet die Vor-bereitung der Schülerinnenund Schüler gemeinsam mitder Schulsozialarbeit unddem Jugendreferenten inhalt-

lich und organisatorisch vor, begleitet die Schülerin-nen und Schüler in den jeweiligen Einrichtungen,erstellt die Reflexionsbögen für die Einrichtungen zurRückmeldung an die Schule und die Reflexionsbögenfür die Schülerinnen und Schüler und wertet sie aus.Außerdem führt sie zusammen mit den Schulsozial-arbeitern ein Auswertungstreffen durch.

Beim Verkauf von Eine-Welt-Waren motiviert FrauJünger durch Informationen über den Sinn dieser Ak-tion, plant mit den Schülerinnen und Schülern, welcheWaren bei uns an der Schule in den Verkauf sollen,schult sie im kundenorientierten Verkauf, ist zustän-dig für Bestellung, Kassenführung und Abrechnungmit dem ökumenischen Eine-Welt-Kreis Kupferzellund führt jeden Dienstag in der großen Pause denVerkauf durch. Aus diesem Engagement heraus hatsich eine Initiative für die Zertifizierung als „fair-trade-school“ entwickelt, für die Eltern und Schüler als ver-lässliche Partner gewonnen werden.

Wie werden die im Rahmen der Schulseelsorge entste-henden Kooperationen erlebt?Markus Autenrieth: Sehr positiv. Den Kooperations-partnern ist ein konkreter Ansprechpartner sehr wich-tig. Dies kann nicht immer die Schulleitung sein. Hierübernimmt die Schulpastoral eine sehr wichtige Auf-gabe mit sehr guter Außenwirkung.

Bitte ergänzen Sie den folgenden Satz: „Ohne die schul-pastorale Arbeit an unserer Schule …“Markus Autenrieth: … würden uns einige Nöte undSorgen der Schüler verborgen bleiben und könntennicht adäquat aufgearbeitet werden. Durch die weit-reichende Entlastung, die die Schulpastoral mit sichbringt, entsteht eine sehr positive Atmosphäre.

Herr Albrecht, an der Wilhelm Hauff-Realschule in Pful-lingen ist ein Team aus zwei katholischen und einerevangelischen Schulseelsorgerin tätig. Bitte beschreibenSie ihre Rolle im Schulleben.

Jürgen Albrecht: Nachdem dieDiözese Rottenburg-Stuttgartunseren Schulseelsorgerin-nen eine dreijährige qualitativhochwertige Weiterbildungermöglichte, fördert sie dieSchulpastoral nun auch wei-terhin durch Ressourcen inForm von Deputatsstunden.Dies ist ein wichtiges Funda-ment für Schulpastoral an un-serer Schule, für das wir sehr

dankbar sind. Schulpastoral ist ein wertvoller Bestand-teil unseres Schullebens und unserer Schulkultur. Aufder Basis unseres Leitbildes ist die Schulseelsorge mitverschiedenen schulischen Bereichen vernetzt und inunser Präventionskonzept integriert. Sie hat in denletzten Jahren einen selbstverständlichen Platz an un-serer Schule bekommen.

Ganz zentral ist das offene Ohr der Schulseelsorgerin-nen bei Bedarf als niederschwelliges Angebot fürSchülerinnen und Schüler sowie Kolleginnen und Kol-legen. Bei Kontakt mit Schülern in schwierigen Le-benssituationen – bis hin zu suizidalen Gedanken -habe ich als Schulleiter die Möglichkeit, auf kurzemWeg die Schulseelsorgerinnen einzubeziehen. Ähnli-ches erleben wir auch im Kollegium. Hier sind wir imMoment mit sehr schwerwiegenden Krankheitenkonfrontiert – die Seelsorgerinnen haben auch hierdie Möglichkeit, situationsangemessen und entlas-tend zu begleiten.

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An welchen konkreten Projekten kann die Arbeit vonFrau Müller-Henes, Frau Wicker und Frau Höptnerexemplarisch veranschaulicht werden?

Jürgen Albrecht: „ANgeDACHT“, das sind spirituelleImpulse im Advent und in der Fastenzeit, „Chill outs“,d.h. Entspannungs-Angebote für unterschiedlicheKlassen und das Angebot „Prüfungsstress – neindanke“, ein Angebot für Zehntklässler mit Entspan-nungstechniken und Informationen über Möglichkei-ten zum Umgang mit Prüfungsstress sowie einemEnergizer-Stand an den Prüfungstagen.

Welche Kooperationen gibt es mit außerschulischenkirchlichen Kooperationspartnern?

Jürgen Albrecht: Gemeinsam mit Vertretern verschie-dener Konfessionen der Kirchen vor Ort werden proSchuljahr zwei schulübergreifende Schülergottes-dienste geplant und gefeiert. In einer Kooperation mitder katholischen Seelsorgeeinheit finden immer wie-der gemeinsame Aktionen und kleinere Projekte statt.Momentan entwickeln unsere Schulseelsorgerinnenzusammen mit dem kirchlichen Pastoralteam Ange-bote für unsere Schüler, die dann gemeinsam durch-geführt werden, z. B. Kirchenkino und eine Stern-singer-Aktion. Mit dem BDKJ findet seit einigen Jah-ren eine Kooperation bei der Durchführung des Junior-Schülermentorenprogramms statt. Die Kooperation,vor allem mit Kirche vor Ort, erleben wir als große Bereicherung.

Neue Meditations- und Gebetskärtchen und drei neue Gebetsbändchen

Im Referat Schulpastoral wurden neue Gebets- und Meditationskärtchen entwickelt, die vielseitig eingesetzt werden können.Die ästhetisch ansprechenden Kärtchen im praktischen Kleinformat laden nicht nur dazu ein, sie mitzunehmen und immer wie-der zur Hand zu nehmen. Sie können außerdem dazu beitragen, dass zunächst angeleitete Meditationen an anderen Ortenselbstständig wiederholt werdenkönnen.

Gebetskärtchen liegen nun vor zuden Themen Frieden, Lebensfreude,Zuspruch und dem Tod eines per-sönlich bekannten Menschen (weib-liche und männliche Fassung - auchgeeignet für einen „Trauerkoffer“ ander Schule).

Um bei multireligiösen Feiern mitmuslimischen Schülerinnen undSchülern gemeinsam freie Gebetesprechen zu können, wurden zuFrieden, Gerechtigkeit und dieBewahrung der Schöpfung drei neue

Gebetsbändchen entwickelt. Sie enthalten neben einer Bitte um denBeistand Gottes einen Vorsatz bzw. eine Art Selbstverpflichtung, sich sel-ber für Frieden, Gerechtigkeit und die Schöpfung einzusetzen.

Die Gebets- und Meditationskärtchen können erworben werden beimBuchdienst Wernau: http://www.buchdienst-wernau.de/referat-schulpastoral-7745

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Jutta Taege-Müller, Referentin für Schulpastoral

Schulpastoralaufträgebedürfen einer verbind-lichen Grundlage

Schulpastoral ist Netzwerkarbeit für und mit Men-schen in der Schule. Der Faden dieser Netzwerkarbeitwurde mit der Modellphase Schulpastoral aufgenom-men und an vielen Stellen weitergeknüpft. Im Folgen-den wird das Profil der Schulpastoralaufträge in derDiözese Rottenburg-Stuttgart erläutert.Schule ist ein wichtiger Bildungs-, Lern- und Lebens-raum, nicht nur für Schülerinnen und Schüler, Lehre-rinnen und Lehrer, sondern auch für Eltern undErziehungsberechtigte sowie für alle am Schullebenbeteiligten Personen. Um die bestehenden und künf-tigen schulpastoralen Initiativen und Angebote weiterzu fördern und zu vernetzen, ist im Oktober 2014 be-schlossen worden, auf der Basis der Konzeption„Schulpastoral an öffentlichen Schulen“ (2014) in einer„Modellphase Schulpastoral 2015–2020“ dieses pas-torale Feld in der Diözese gezielt weiter zu entwickeln.Als Kirche am Ort Schule ist diese Initiative mit demdiözesanen Prozess „Kirche am Ort – Kirche an vielenOrten gestalten“ verbunden. Die Schule kann dabeials ein exemplarischer Ort verstanden werden,an demdie Kirche für Menschen im öffentlichen Raum da ist.Zahlreiche Religionslehrerinnen und Religionslehrerengagieren sich ehrenamtlich über den Religions-unterricht hinaus für die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen in den Schulen. Seit Sommer 2015 ist es im Rahmen der Modellphasemöglich, dass Schulseelsorgerinnen und Schulseelsor-ger, die die Weiterbildung Schulpastoral in den ver-gangenen Jahrzehnten absolviert haben, einen be-fristeten Schulpastoralauftrag im Umfang von ein bisvier Deputatsstunden erhalten. Sie verpflichten sichdabei zur Mitarbeit im Rahmen und unter den Bedin-gungen der Modellphase.

Das Konzept „Schulpastoral an öffentlichen Schu-len“ der Diözese Rottenburg Stuttgart

Grundlegende Bezugspunkte der Arbeit von Schul-seelsorgerinnen und Schulseelsorgern nennt das Kon-

zept „Schulpastoral an öffentlichen Schulen“ der Diözese Rottenburg Stuttgart vom 18.3.20141:

• Schulpastoral versteht sich als Teilhabe am Erzie-hungs- und Bildungsauftrag der Schule, die sie

• mit und neben dem Religionsunterrichtwahrnimmt.

• Sie arbeitet auf der Basis eines „lebensraumorien-tierten Ansatzes“, der pastorales Tun im Sinne desZweiten Vatikanischen Konzils als Wirken der „Kirchein der Welt von heute und bei den Menschen“2 ver-steht.

• Adressaten schulpastoralen Handelns sind grund-sätzlich alle am Schulleben Beteiligten.

• Träger der schulseelsorgerlichen Arbeit können imSinne eines allgemeinen Priestertums der Gläubi-gen grundsätzlich alle an der Schule tätigen Chris-tinnen und Christen sein. Dabei wird eine Vernet-zung mit dem Religionsunterricht und den Reli-gionslehrkräften sowie mit anderen kirchlichen Trä-gern wie der kirchlichen Jugend(verbands)arbeit,der Kirchengemeinde, den Dekanaten und anderenkirchlichen Trägern, z.B. der kirchlichen Erwachse-nenbildung und der Caritas angestrebt.

• Darüber hinaus bildet der im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, der Verfassung desLandes Baden-Württemberg und im Schulgesetzverankerte rechtliche Rahmen einen weiteren Be-zugspunkt schulpastoralen Handelns.

Zielsetzung schulpastoralen Wirkens

Schulseelsorgerinnen und Schulseelsorger möchtenmit ihrer Arbeit

• zu einer lebendigen und menschenfreundlichenSchule beitragen und christliches Handeln in Schul-leben, Schulkultur und Schulentwicklung erfahrbarmachen;

• religiös-spirituelle Erlebnis- und Erfahrungsräumeerschließen und vertiefen, Menschen helfen, die ei-gene Spiritualität zu entdecken, und sie unterstüt-zen, ihr Leben im Geist des christlichen Glaubenszu gestalten;

1 Diözese Rottenburg-Stuttgart: Konzept Schulpastoral an öf-fentlichen Schulen. 18.3.2014, in: Bischöfliches Ordinariat derDiözese Rottenburg-Stuttgart (Hrsg.), Konzepte 12, Rotten-burg-Stuttgart 2014, http://schulpastoral.drs.de/service/ar-beitshilfen.html.

2 Ebd., S. 7.

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ihrer Schule stellen. Nach Eingang des Antrags undeinem positiven Votum durch das zuständige Schul-dekanatamt wird ein Termin für einen Besuch einerReferentin für Schulpastoral an der Schule vereinbart.Hier wird zunächst ein Gespräch mit dem/der Schul-seelsorger/in geführt – gegebenenfalls auch unterTeilnahme des zuständigen Schuldekans oder derSchuldekanin. Gesprächsthemen sind die Situation ander Schule, die Motivation, einen Schulpastoralauftragzu übernehmen, das eigene schulpastorale Konzeptfür die je konkrete Schule sowie Ideen für schulpasto-rale Angebote und Vernetzungsmöglichkeiten mitinner- und außerschulischen Kooperationspartnern.

Im anschließenden Gespräch mit den Schulseelsor-ger/innen und der Schulleitung erfolgt noch einmaleine Information darüber, was Schulpastoral ist, sowieüber die Voraussetzungen für die Erteilung einesSchulpastoralauftrags:

• ein erfolgreicher Abschluss einer mehrjährigenWeiterbildung Schulpastoral der Diözese Rotten-burg-Stuttgart und eine persönliche Eignung,

• die Unterstützung der Initiativen der Schulpastoraldurch die Schulleitung und die Fachschaft Religionan der konkreten Schule,

• gegebenenfalls die Institutionalisierung einer öku-menischen Zusammenarbeit mit evangelischenSchulseelsorger/innen, die an der Schule tätig sind,

• eine Beauftragung durch den Bischof.

Darüber hinaus werden die Bedingungen benannt, andie ein Schulpastoralauftrag gebunden ist:

• die Bildung und Leitung eines Teams von Christenund Christinnen an der Schule,

AUSGEWÄHLTE SCHWERPUNKTE

SCHULPASTORAL, DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART

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• Begleitung, Orientierung und Hilfen bei der Sucheder Menschen nach Antworten auf ihre Lebens-und Sinnfragen anbieten;

• ein Bewusstsein für die Zusammengehörigkeit alleram Schulalltag beteiligten Personen schaffen, so-ziales Lernen an der Schule fördern und Verständ-nis für andere Religionen und Kulturen wecken.

Die vier kirchlichen Grunddienste Diakonia, Leiturgia,Koinonia und Martyria dienen dabei als Orientierungund Leitlinie. Somit ist die Arbeit der Schulseel- sorger/innen in den Grundanliegen einer missiona-risch-diakonischen Pastoral verankert. Dabei vernet-zen sich Schulseelsorgerinnen und Schulseelsorgermit außerschulischen kirchlichen Trägern.

Schulpastoralaufträge bedürfen einer verbindlichenGrundlage …

Eine gedeihliche Kooperation zwischen Kirche undSchule bedarf einer für beide Seiten verlässlichenGrundlage. Diese wird in Kooperationsverträgen fest-gehalten, beispielsweise in der Rahmenvereinbarungzwischen dem Kultusministerium und den Kirchen inBaden-Württemberg über die Zusammenarbeit imRahmen der Ganztagesschule oder in Kooperations-vereinbarungen zwischen Schule und Jugendarbeitbei der Durchführung von Tagen der Orientierung.Auch bei der Vergabe von Schulpastoralaufträgenwerden im Rahmen von Besuchen an konkreten Schu-len solche Kooperationsverträge geschlossen.

Im Rahmen der Modellphase Schulpastoral 2015–2020können Schulseelsorger/innen, die an einer Weiterbil-dung Schulpastoral teilgenommen haben, einen An-trag auf Erteilung eines Schulpastoralauftrags an

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SCHULPASTORAL, DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART

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• die Beteiligung an bzw. Durchführung von schul-pastoralen Projekten und Angeboten,

• eine Öffentlichkeitsarbeit z.B. in Form eines Inter-netauftritts auf der Homepage der Schule, einesFlyers oder durch entsprechende Hinweise inSchaukästen in der Schule,

• die Sicherstellung, dass Schulpastoral/Schulseel-sorge im Kriseninterventionsteam der Schule ver-ankert ist,

• eine Rückbindung der schulpastoralen Aktivitätenan die Fachschaft Religion und an die Schulleitung,

• Aufbau/Pflege des Kontakts zu und Kooperationmit zuständigen Kirchengemeinden/ Seelsorgeein-heiten, der kirchlichen Jugend(verbands)arbeit,kirchlichen Trägern wie der Caritas, Erwachsenen-bildung …,

• innerschulische Vernetzung mit Beratungsdiens-ten (Schulsozialarbeit, Beratungs- und Verbin-dungslehrkräften …),

• die jährliche Teilnahme an Studientagen für beauf-tragte Schulseelsorger/innen,

• die Erstellung eines Jahresberichts durch die/denbeauftragte/n Schulseelsorger/in.

Besonders hingewiesen wird auf das mit einem Schul-pastoralauftrag verbundene Zeugnisverweigerungs-recht bzw. die Verschwiegenheitspflicht: Mit derBeauftragung durch den Bischof unterliegt der/ dieSchulseelsorger/in dem Zeugnisverweigerungsrechtbzw. der Verschwiegenheitspflicht, die sich aus derStellung als „Berufshelfer eines Geistlichen“ im Sinnevon §53a StPO ergeben. Im Laufe des Gesprächs gehtes zudem um die Wahrnehmung der Arbeit des Schul-seelsorgers/der Schulseelsorgerin an der Schule, dieRelevanz dieser Tätigkeit und um mögliche neue Auf-gabenfelder, die aus Sicht des Schulseelsorgers undder Schulleitung zu erschließen sind.

Im Anschluss an das Gespräch unterzeichnet dieSchulleitung eine Erklärung, dass sie die Richtlinienzur Erteilung von Schulpastoralaufträgen zur Kennt-nis genommen hat und den schulpastoralen Auftragsowie die Initiativen der Schulpastoral an der jeweili-gen Schule unterstützt. Auf der Grundlage dieser Kooperationsvereinbarung kann der Schulpastoralauf-trag erteilt werden. Nach Festlegung des Deputatum-fangs werden die Schulseelsorgerinnen undSchulseelsorger in einer Feier am Schuljahresanfangfür die Arbeit an ihrer konkreten Schule (bis 2020 be-fristet) beauftragt.

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Was die Beauftragung bewirkt –Statements von neu beauftrag-ten Schulseelsorgerinnen undSchulseelsorgern

AUSGEWÄHLTE SCHWERPUNKTE

Mein Selbstbewusstsein als Schulseelsorger ist einanderes geworden. Mein „Standing“ ist durch dieBeauftragung „offizieller“ und wird in der Schule

deutlicher wahrgenommen. Die schulische Situationhat sich für mich verändert.

Ich werde noch stärker von Kollegen angefragt und als Schulseelsorgerin in Anspruch genommen.

Ich führe mehr Gespräche als Seelsorgerin.

Ich muss mich nicht mehr laufend begründen! Ich habe „Raum“, bin präsenter und als Schulseelsorgerin

„installiert“.

Ich spüre die Sendung für diesen Auftrag sehr persönlich als Christin, die beauftragt ist, für andere

im Auftrag der Kirche da zu sein.

Die Beauftragung bedeutet für mich ganzpersönlich, dass ich jetzt im Bistum angekommen bin,wahrgenommen und für meine Arbeit bezahlt werde.

Der rechtliche Status ist geklärt.

Ich habe durch die Beauftragungeinen „Platz“ als Schulseelsorger an

„meiner“ Schule zugewiesen be-kommen. Meine innere Einstellungund der zeitliche Rahmen für mein

schulpastorales Engagement habensich verändert.

Die Beauftragung erfahreich als Vertrauen und als

Wertschätzung von Bischof Fürst und von der

Diözesanleitung.

Persönlich hat sich für mich nichts gravierend verändert.

Ich bin als Schulseelsorger/in wieschon seit langem selbstverständlich

in Prozesse der Schulentwicklungintegriert.

SCHULPASTORAL, DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART

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Bei der Jahrestagung Schulpastoral im Schuljahr2015/2016 wurden die Schulseelsorger/innen gefragt,was sich für sie durch die Beauftragung geändert hat.

Es ist ein eindrucksvolles Gesamtbild zu Auswirkun-gen der Beauftragung durch Bischof Gebhard Fürstentstanden, das persönliche und spirituelle Aspekteneben arbeitsfeldbezogenen und systemisch relevan-ten Akzenten erkennbar macht:

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Die Schulpastoral wird nun auch durch andere Fachdienste wahr -genommen. Wir haben angefangen,

uns auszutauschen. Die Wahrnehmungdurch Kollegen/ Schulleitung führt mitihrer Unterstützung zu mehr verbindli-

chen Angeboten.

AUSGEWÄHLTE SCHWERPUNKTE

In unserem ökumenischen Schulseelsorge-/Schulpastoralteam hat die gegenseitige

Seelsorge seither an Bedeutung gewonnen.

Im Zusammenspiel zwischen Ehrenamt und „Beauftragte für Schulpastoral“ zu sein,

eröffnen sich Rückzugsmöglichkeiten für Ehrenamtliche: „Du machst das jetzt“.

Ich muss immer wieder Aufklärungsarbeit überden Charakter des Schulpastoralauftrages leisten.

Gleichzeitig wird der offizielle Charakter vom Kollegium nicht in Frage gestellt.

Im Blick auf die Schule eröffne(te)n sich durch die Beauf-

tragung mehr Gespräche, insbesondere mit der Schulleitung

und deren Stellvertreter, neue Horizonte.

Die Beauftragung als Teamfunktioniert bei uns sehr

gut. Das Team könnte nochgrößer werden.

Kolleginnen bestätigen mir gegenüber: es ist richtig,

dass es für Dein EngagementStunden gibt.

Als Gemeindereferentin ist mir der Einstieg in denSchulpastoralauftrag leicht gefallen, da Liturgie und

spirituelle Kompetenz vorausgesetzt werden.

Ich bin mehr an der Schule präsent, der Kontakt zwischen Schule und Kirchengemeinde wurde intensiver.Ich bekomme mehr Anerkennung im Kollegium und bei

den Schülern.

Ich kann mich um die Vernetzung der Schulpastoral kümmern. Ich kann mir „Zeit“ nehmen

für wichtige schulpastorale Angebote! Ich erlebe persönliche „Rückendeckung“.

SCHULPASTORAL, DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART

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Eine Veränderung ist für mich einerseits durch den Auftrag als Schulseelsorger/in,

aber andererseits auch durch die Reaktion derneuen Schulleitung spürbar.

Mit der Beauftragung ist für mich nicht nur die Möglichkeit zum Austausch

bei den Jahrestagungen verbunden, sondern auch die Möglichkeit zu einemWebsite-Auftritt auf der Homepage der

Schule.

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AUSGEWÄHLTE SCHWERPUNKTE

Dr. Beate Thalheimer, Referentin für Schulpastoral

Dekanatsbeauftragte Schul-pastoral / Kirche und Schule inder Modellphase Schulpastoral2015–2020

In einem Projekt wurde 2012–2015 erprobt, wie Deka-natsbeauftragte Kirche und Schule in den einzelnenDekanaten Kooperationen zwischen Kirchengemein-den und Schulen initiieren können. Insgesamt siebenDekanate waren in dieser Phase beteiligt: Böblingen,Göppingen-Geislingen, Hohenlohe, Ludwigsburg, Ostalb, Reutlingen-Zwiefalten und Ehingen-Ulm. Die Dokumentation des Projektes liegt vor.1

SCHULPASTORAL, DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART

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2. Schulpastoralaufträge für Dekanatsbeauftragte Schulpastoral / Kirche und Schule

Auf der Grundlage der Eva-luation des Projekts ist esplausibel, auch im Rahmender Modellphase schulpas-torale Strukturen in den De-kanaten aufzubauen. Dabeiergibt sich auf dem Hinter-grund des Konzepts zurSchulpastoral an öffentli-chen Schulen (2014)2 imRahmen der Modellphaseein modifiziertes Arbeitsfeldfür Dekanatsbeauftragte

Schulpastoral/Kirche und Schule: Neben der Beratungund Begleitung, der Vernetzung von Kooperationswil-ligen in Schulen, Kirchengemeinden, der kirchlichenJugend(verbands)arbeit sowie weiteren kirchlichenTrägern wurde das Tätigkeitsfeld ergänzt durch dieAufgabe, für Schulseelsorgerinnen und Schulseelsor-ger in Kooperation mit den Schuldekan/inn/en als ver-lässliche Ansprechperson im Dekanat zur Verfügungzu stehen.

Im Schuljahr 2015/2016 haben insgesamt sechs Dekanate auf Antrag 25–30% Stellenanteile für Dekanats-beauftragte Schulpastoral/Kirche und Schule erhalten: Biberach, Böblingen, Esslingen-Nürtingen, Heilbronn-Neckarsulm, Hohenlohe und Rems-Murr. Drei neue Dekanate und drei Dekanate aus der Projektphase „Kircheund Schule in Kontakt“ sowie die Dekanatsbeauftragten Kirche und Schule aus Ludwigsburg und Göppingen-Geislingen starteten gemeinsam in das erste Jahr der Modellphase Schulpastoral.

Im Schuljahr 2016/2017 werden die folgenden Dekanate ebenfalls mit Dekanatsbeauftragten Schulpastoral/Kirche und Schule die Zusammenarbeit von kirchlichen Organisationen, Institutionen und Einrichtungen mitöffentlichen Schulen als pastoralen Schwerpunkt ausbauen: Allgäu-Oberschwaben, Balingen, Calw, Freuden-stadt, Göppingen-Geislingen, Ludwigsburg, Mergentheim, Ostalb und Stuttgart.

Strukturen der Zusammenarbeit und Evaluation

In den Dekanaten begleiten Steuerungsgruppen die Entwicklung der schulpastoralen Arbeit. Mitglieder derSteuerungsgruppen sind: Dekan/stellvertretender Dekan und/oder Dekanatsreferent/in, Schuldekan/in, Jugendreferent/in, Dekanatsbeauftragte/r Schulpastoral/Kirche und Schule, Referentin für Schulpastoral undggfs. Dekanatsbeauftragte für Kirche am Ort, Mitglied aus dem Dekanatsrat, … Die Steuerungsgruppe bildetwie der AK Kirche und Schule (hauptabteilungsverbindende Steuerungsgruppe der Modellphase Schulpastoral)damit die im Konzept Schulpastoral angestrebte Vernetzung zwischen verschiedenen Bereichen pastoralerArbeit ab, bringt deren unterschiedliche Erfahrungen und Perspektiven in die Arbeit der Dekanatsbeauftragtenein und sorgt für Transparenz und Synergieeffekte im Einsatz von Ressourcen. 2 x pro Jahr finden Koordinati-onsgespräche in der Steuerungsgruppe im Dekanat statt.

1 Download: http://schulpastoral.drs.de/service2 Download: http://schulpastoral.drs.de/service

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AUSGEWÄHLTE SCHWERPUNKTE

Im Juli 2016 wurden mit den DekanatsbeauftragtenSchulpastoral/Kirche und Schule das erste Jahr derModellphase reflektiert und Perspektiven in den Blickgenommen. Zusammengefasst sind folgende Er-kenntnisse bereits festzuhalten:

Zu den besonderen Herausforderungen im ersten Jahrkönnen u.a. gezählt werden:• Als große Aufgabe erweist sich in allen Bereichen

die Gewinnung von ehrenamtlichen Mitarbeiterin-nen und Mitarbeitern.

• Eine Bestandsaufnahme der schulpastoralen Akti-vitäten im Dekanat vornehmen und daraus dieFäden für ein Netzwerk aufnehmen und erste Kno-tenpunkte institutionalisieren: das braucht Zeit.

• Kooperation mit Schuldekan/innen im Blick aufSchulseelsorger/innen gestalten

• Einrichtung des Arbeitsplatzes und verwaltungs-technische Abläufe im Dekanat kennenlernen be-nötigen mehr Zeit und Energie als erwartet.

• herausfinden, wie für die Beteiligten win-win-Situa-tionen erreicht werden können

• gemeinsam mit anderen Angebote entdecken, dieeinen situationsbezogenen Sitz im Leben haben

• Schulseelsorger/innen miteinander in Kontakt,einen Austausch und eine niederschwellige Vernet-zung bringen

Zu den bemerkenswert positiven Erfahrungen zählenim ersten Jahr der Modellphase:• Zahlreiche neue Kontakte fanden statt und neue Ko-

operationen sind in Gang gesetzt.• Ideen wurden an allen Schularten zu Projekten –

vorrangig für Schülerinnen und Schüler.• Manchmal geht es von der ersten Idee bis zur Um-

setzung (trotz vieler beteiligter Partner) schnell.• Artikel/Flyer/Umfragen bringen neue Kontakte und

Ansätze für Kooperationen mit sich.• Wo die Kooperation zwischen Kirchengemeinden

und Schulen gelingt, bringen Schulleitungen ihreWertschätzung für das Angebot deutlich zum Aus-druck.

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• Das „Werde WELTfairÄNDERER!“-Projekt des BDKJist ein idealer Anlass, vielfältige Kooperationspart-ner im Dekanat aktiv und projektbezogen zusam-menzuführen. Es ergeben sich nachhaltige Projekteund Kooperationen.

• Dekanatsbeauftragte Schulpastoral/Kirche undSchule sind verlässliche Ansprechpartner/innen fürschulnahe und schulbezogene Initiativen mitFlüchtlingen an konkreten Orten.

• Synergetische Effekte werden durch die Verbindungvon jugendspirituellen Zentren und Jugendkirchenmit Schulen erreicht.

• Teilnehmerinnen und Teilnehmer für die Weiterbil-dung Schulpastoral wurden gewonnen. Mehr qua-lifizierte Schulseelsorger/innen können in den Deka-naten die Brücke zwischen Kirchengemeinden, Schu-len und der kirchlichen Jugendarbeit herstellen.

• Im Blick auf die Arbeit der Steuerungsgruppen stel-len die Dekanatsbeauftragten fest, dass sie sich vie-lerorts auf die beiden Koordinationstreffen, die inKooperation mit dem Referat Schulpastoral stattfin-den, beschränkt. Darüber hinaus wurde es als hilf-reich und unterstützend erfahren, dass Dekanats-referent/innen, Schuldekan/innen und Jugendrefe-rent/innen für die Strukturen und Verwaltung er-klärende sowie für anleitende und begleitendeGespräche zur Verfügung standen. Als ein „wertvol-les Gremium“ wurde die Steuerungsgruppe dortcharakterisiert, wo gemeinsam Ziele vereinbartwurden, das Interesse und die Wertschätzung fürdie schulbezogene Arbeit wahrgenommen werdenkonnten und wo die Arbeit auch konstruktiv kritischbetrachtet und geprüft wurde.

Ergänzend wurden von den DekanatsbeauftragtenSchulpastoral /Kirche und Schule die folgenden Aspekte genannt:

• Die Ansiedelung der DBA-Stelle im Dekanatshauswurde als wichtig erachtet, damit die schulpasto-rale Arbeit sich mit anderen pastoralen Bereichenverbinden kann. Der Zugang zu und das Verständnisder Strukturen und Abläufe haben sich dank der

2 x pro Jahr vernetzen sich die Dekanatsbeauftragten Schulpastoral/Kirche und Schule mit dem ArbeitskreisKirche und Schule. Der Erfahrungsaustausch und eine kollegiale Beratung zu Themen wie die Finanzierungschulpastoraler Angebote, Strategien zur Mitarbeitergewinnung, Profile schulpastoraler Angebote usw. erweisen sich nicht nur als Informations- und Ideenpool, sondern geben eine Orientierung für das eigene Arbeitsfeld. Zudem erfolgt hier die Anbindung der Erfahrungen an die Diözesanebene.

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AUSGEWÄHLTE SCHWERPUNKTE

guten Zusammenarbeit und z.B. mit Hilfe der Deka-natsgeschäftsführung, der Schuldekane und der De-kanatsjugendreferate niederschwellig erschlossen.

• Michael Friedmann, der als Gemeindereferent seitfünf Jahren als Referent im Bereich Kirche+Schule+Bildung tätig ist, fasst die Ergebnisse und Perspek-tiven der schulbezogenen pastoralen Arbeit so zu-sammen: „Der Faden ist aufgenommen, so dass mitden Jahren bereits ein Netz aus Menschen mitguten Kontakten und auch Beziehungen entstan-den ist. So zieht man in vielem schon an einemStrang: Kindern und Jugendlichen mit unserenchristlichen Werten immer wieder neu an vielenOrten – und so auch im Lebensraum Schule – offenund mit Herz zu begegnen und so unseren Glaubendurch unsere Haltung spürbar werden lassen: ‚Sowie du bist, bist du okay, geliebt und WERTvoll, wirstbegleitet und gestärkt wie und wo du bist – auch inder Schule, um der zu werden/sein, der du bist.Kind/ Mensch Gottes´.“

Perspektiven, die sich für die kommenden Jahre ab-zeichnen:

• Durch eine kontinuierliche Arbeit in den Dekanatensoll das Bewusstsein gestärkt werden, dass der Le-bensraum Schule ein lohnender und wertvoller Ortist, um junge Menschen mit christlichen Wertenund Haltungen erlebbar in Berührung zu bringen.

• Angestoßene Projekte werden sich entwickeln undeigenständige Profile hervor bringen, die als bei-spielhaft für eine situations- und lebensraumorien-tierte Pastoral gelten und an anderen Ortenvergleichbare Initiativen anregen. Die vorhandenenProjekte und Initiativen können z.B. auf der Home-page der Dekanate wohnortnah so dokumentiertwerden, dass Interessierte hier für das eigene schul-pastorale Handeln Anregungen und Kontaktperso-nen finden können.

• Die Vernetzung der Schulseelsorger/innen mit Mit-arbeiter/innen der Kirchengemeinden und Jugend-arbeit bündelt pastorale Fachkenntnisse undRessourcen und ermöglicht darüber hinaus neueTeambildungen, die aus einer Vereinzelung heraus-führen. Gemeinsam können im Prozess „Kirche anvielen Orten“ exemplarisch für den Bereich SchuleVisionen für Menschen in der Schule und für einelebendige Zusammenarbeit entwickelt werden.

• Die schulbezogene ökumenische Zusammenarbeitkann sich entfalten, indem Foren für einen Aus-tausch von Ideen und Erfahrungen geschaffen wer-den. 3 https://www.kirche-am-ort.de/

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Aus der Perspektive des AK Kirche und Schule ist dieJahresbilanz zu ergänzen durch die Feststellung, dassdie meisten Dekanatsbeauftragten Schulpastoral/Kirche und Schule im Rahmen ihres Auftrages erst-mals auf der Dekanatsebene arbeiten. Die Rollenfin-dung erweist sich als anspruchsvolle Aufgabe, da diemeisten ihre beruflichen Erfahrungen in der Durch-führung von Unterricht und von schulpastoralen Angeboten und Projekten gesammelt haben. DamitDekanatsbeauftragte Schulpastoral/Kirche und Schu-le in ihre Aufgaben als Berater/innen, Begleiter/in-nen, Initiator/innen, Netzwerker/innen und Multipli-kator/innen in den konkreten religionspädago-gischen, pastoralen und verwaltungstechnischen Ab-läufen hineinfinden, bedarf es einer Einführung undBegleitung sowie des kollegialen Austauschs mit an-deren Dekanatsbeauftragten.

Außerdem wurde deutlich, dass eine engere Anbin-dung an die Schuldekanatämter einen Zugang für dieKooperation mit staatlichen Schulämtern eröffnetund damit eine Öffentlichkeitsarbeit für die kirchlicheschulbezogene Arbeit in schulpolitisch relevante Be-reiche erschließt.

Als ebenso relevant erwies sich im ersten Jahr der Mo-dellphase bereits die bewusste und geregelte Anbin-dung der Dekanatsbeauftragten Schulpastoral/Kircheund Schule an den Prozess „Kirche am Ort – Kirche anvielen Orten“3. Exemplarisch kann das schulpastoraleFeld bzgl. der Kooperation und Kommunikation, derpastoralen Zugänge und Praxisbeispiele aufschluss-reiche Hinweise geben zur Relevanz von Handlungs-bedingungen, -möglichkeiten und Grenzen für dasHandeln von Kirche in öffentlichen Räumen. Um dieseErfahrungen auch anderen zur Verfügung stellen zukönnen, werden Erkenntnisse erfasst und dokumen-tiert.

Bis Dezember 2016 bestand im Rahmen der Modell-phase Schulpastoral 2015–2020 letztmals für Deka-nate die Gelegenheit, Stellenanteile für Dekanats-beauftragte Schulpastoral/Kirche und Schule zu be-antragen. Für diese Dekanate kann für die nächstendrei Schuljahre die Möglichkeit wahrgenommen werden, explizit Ansprechpartner/innen für schulpas-torales Handeln in den Dekanaten zu institutiona -lisieren.

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AUSGEWÄHLTE SCHWERPUNKTE

Ein Krisenplan kann der Orientierung dienen, damitbeim Eintreten eines (Schadens)-Ereignisses durchbesonnenes und angemessenes Handeln ein Schutzgefährdeter Personen gewährleistet ist und Folge-schäden auf ein Minimum reduziert werden.

Verantwortlich für das unmittelbare schulische Kri-senmanagement und die Koordination der Maßnah-men ist primär die Schulleitung – unterstützt durchdie Schulbehörde und je nach Bedarf und Situationdie Helfer des schulischen Krisenteams (Sicherheits-beauftragte und Hausmeister, Beauftragte für medi-zinische Hilfe, Beratungslehrer und Schulseelsorger,Eltern- und Pressekontaktpersonen) und durch außer-schulische Expertinnen und Experten.

Im Rahmenkrisenplan wird empfohlen, Checklisten zuerstellen, die dann die schon angesprochenen Auto-matismen auslösen können (Kontaktpersonen, invol-vierte Behörden und Helfersysteme, Verantwortlich-keiten, Vorgehensweisen).

Hilfreich bei der Umsetzung im Ernstfall sind vorhe-rige Einführungen und Absprachen im Kollegium bishin zu Fortbildungen und „Notfalltraining“.

Im Rückblick ist zu beobachten, dass das Interesse unddie Teilnahme an Fortbildungen zum Thema „Krisen-intervention“ und „Trauerarbeit an Schulen“ zunächstindividuell von einzelnen Lehrkräften ausging. Siesahen sich in der schwierigen Lage, plötzlich eineFunktion im Krisenteam der Schule ausfüllen zu müs-sen, für die sie sich nicht genügend vorbereitet sahen.Deswegen nahmen sie die Fortbildungsangebote desReferats Schulpastoral mit steigender Nachfragewahr. Hier gibt es verschiedene Angebotsmodelle:

• halb- und ganztägige Fortbildungen auf Schulde-kanatsebene,

• zweitägige Fachtagungen auf Diözesanebene,• dreitägige Fortbildungen mit dem Kultusministe-

rium an staatlichen Akademien.• Darüber hinaus gibt es sehr großes Interesse an

Beratung und Begleitung – meist über E-Mail oderTelefon.

Seit einiger Zeit wird die Notwendigkeit von vielenSchulen erkannt, sich auf Tod und Trauer, als die häu-figste Form von Krisen an Schulen, einzulassen. Deshalb gibt es über die Schulleitungen immer mehrAnfragen bezüglich Schulinternen Lehrerfortbildun-gen für das gesamte Kollegium und ihre Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter oder auch über engagierte

Seit 09/2006 gilt für Baden-Württemberg die gemeinsame Verwaltungsvorschrift zum Verhaltenbei Gewaltvorfällen und Schadensereignissen – derRahmenkrisenplan.„Wenn plötzlich alles ganz anders ist … nichts ist, wiees war …“ – ein Amoklauf, Bombendrohung, Gewaltoder der Tod eines Menschen der Schulgemeinschafterfordern ein schnelles und angemessenes Handeln. Es lässt sich nicht vorhersagen, wann, wo, wie und inwelchem Umfang solche Notfallsituationen eintreten.Was ist zu tun? Was hilft, Lähmungen zu überwindenund handlungsfähig zu bleiben?Automatismen sollen dieses Handeln erleichtern. Der Rahmenkrisenplan stellt Schulen die Aufgabe,Handlungsmuster und Bewältigungsstrategien zuentwickeln, die sie in den jeweiligen Situationen zuhandlungsfähigen Menschen machen. Auch sollen siePersonen benennen, die im Notfall als Krisenteam dieVerantwortung übernehmen. Sie treffen auch die Ent-scheidung, ob die Schule damit alleine zurechtkommtoder ob es Helfersysteme von außerhalb der Schulebraucht. Hier gilt es, schon im Vorfeld Kontakte zuknüpfen und Absprachen zu treffen. Bei den Überlegungen, wie im Notfall agiert oder rea-giert werden kann, stehen drei Fragenkomplexe imVordergrund:1. Wie kann eine dauerhafte Traumatisierung von

Schülerinnen und Schülern vermieden werden?Wie können Trauerprozesse unterstützt werden?

2. Welche konkreten Schritte sind zu bedenken? Wasist zu tun und zu beachten?

3. Wie kann die Schule wieder zur Normalität zurück-geführt werden? Wie werden alle Beteiligten wie-der handlungsfähig, was bringt die notwendigeSicherheit wieder zurück?

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Jürgen Karasch, Religionslehrer undSchulseelsorger am Kreisberufsschul-zentrum in Ellwangen

[email protected]

Vom Umgang mit Todund Trauer in der Schule

3. Fortbildungsangebot des Referats Schulpastoral

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AUSGEWÄHLTE SCHWERPUNKTE

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Lehrerinnen und Lehrer, die, inspiriert durch die Teil-nahme an Fachtagungen des Referats Schulpastoral,ihre Kolleginnen und Kollegen für das Thema sensibi-lisieren und qualifizieren möchten.

Im ersten Jahr der Modellphase wurden folgendeFortbildungen durchgeführt:• Fortbildung: Umgang mit Tod und Trauer in der

Schule, Georg-Elser-Schule Königsbronn, Teilneh-merkreis: 34 Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen,Mitarbeiterinnen des ambulanten Hospizes

• Lernwerkstatt: Umgang mit Tod und Trauer in derSchule, Seminar Bad Mergentheim, Teilnehmer-kreis: 22 Lehrerinnen und Lehrer, Referendarinnenund Referendare

• Interdisziplinäre Seminarveranstaltung: Tod undTrauer in der Schule, Seminar Schwäbisch Gmünd,12 Lehrerinnen und Lehrer, Referendarinnen und Re-ferendare

• Fachtagung: Umgang mit Tod und Trauer in derSchule, Kloster Schöntal, Teilnehmerkreis: 16 Lehre-rinnen und Lehrer

• Pädagogischer Tag: Umgang mit Tod und Trauer inder Schule, GHRS Sontheim/Brenz, Teilnehmerkreis:46 Lehrerinnen und Lehrer, Schulsozialarbeiterinnen

• Fortbildung aus aktuellem Anlass: Umgang mit Todund Trauer an der Grundschule, Grundschule Ellen-berg, Teilnehmerkreis: 12 Lehrerinnen und Lehrer

Es wurden somit mehr als 140 Teilnehmerinnen undTeilnehmer erreicht.

Inhalte dieser Fortbildungsangebote sind:• Gedanken zur Trauer• Todesverständnis von Kindern und Jugendlichen• Besonderheiten der Trauer bei Jugendlichen• Was Kindern und Jugendlichen in der Trauer hilft• Modelle der Trauer• Leitfaden für erste Maßnahmen (Krisenmanage-

ment)• Gestaltung der „Schleusenzeit“ – Erprobte Rituale

und MethodenTrauer ist mit all ihren Anzeichen und Äußerungsfor-men keine Krankheit, sondern der angemessene Ge-fühlsausdruck, der durch eine entsprechende Verlust-erfahrung ausgelöst wird. Sie ist nicht pathologisch –auch nicht, wenn sie äußerst vielschichtig ist und denTrauernden und seine soziale Umgebung extrem herausfordert. Plötzlich wird die Erfahrung gemacht, dass vertrauteStrukturen und Sicherheiten nicht mehr tragen –nicht mehr vorhanden sind. Hilflosigkeit, Ohnmachtund Angst führen in eine tiefgreifende Verunsiche-rung. Genau in dieser Situation brauchen Betroffene

vor allem Sicherheit, Verlässlichkeit und Berechenbar-keit. Es wird wichtig zu wissen, was auf einen zu-kommt, was geschieht oder geschehen wird, undauch, was geschehen ist.

Vielleicht ist das der Zeitpunkt, an dem in jeder Kri-sensituation gerade auch Schulseelsorgerinnen undSchulseelsorger angefragt sind. Empathie und sensi-ble Wahrnehmungen sind wichtige Voraussetzungenim gemeinsamen Umgang mit extremen Situationen,die so intensiv und neu sind, dass deren jeweilige Be-wältigung zunächst als unmöglich angesehen wird.

Das bedeutet für den Lebensraum Schule, dass die Ge-staltung der Zeit zwischen Tod und Bestattung beson-ders wichtig ist. Je mehr in dieser Zeit aktiv gestaltetwerden kann, desto besser ist das für die Trauer.

Informationen zu Methoden und erprobten Ritualenfür eine gelingende Trauerarbeit an Schulen sindunter www.schulpastoral.drs.de zu finden.

Im Wesentlichen sind es dreiSchritte, die in der Trauerar-beit an der Schule zum Tra-gen kommen.1. Die zunächst schwierigste

Phase ist die erste Zeit,nachdem der Tod zur Ge-wissheit geworden ist.Diese „Erstzeit“ gilt es ganzgezielt zu gestalten. ZumBeispiel durch Gesprächerund um eine gestalteteMitte. Erinnerungen zu be-leben, ist der erste Schrittin der Trauerarbeit.

2. Die zweite Phase ist eher ambivalent. Zum einengeht es um Entlastungen für die Trauernden an derSchule, die Trost und Halt suchen, zum anderenaber auch um eine Dynamik hin zum Verstorbenen,Wünsche für den Verstorbenen und darum, dassdie Hinterbliebenen und Trauernden auch Trost fin-den mögen.

3. Für den Abschluss der Trauerarbeit ist es wichtig,auch das „Loslassen“ einzuüben. Worte und Zei-chen des Trostes finden hier ihre Entsprechung,indem ein dritter Schritt, nämlich der Abschiedzugelassen werden kann: Teilnahme an der Beerdi-gung, gemeinsame Schultrauerfeier und der be-wusste Abschluss einer kollektiven Trauer. Jetzt giltes, das soziale Miteinander neu zu gestalten. Beson-ders Jugendliche bestätigen nach einer solchenTrauerphase eine Veränderung im sozialen Mit-einander.

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AUSGEWÄHLTE SCHWERPUNKTE

„In diesen 2 1/2 Tagen habe ich mehr über mich und an-dere erfahren als während des ganzen Schuljahres!“

1. Tage der Orientierung des Referats Schulpastoral

Tage der Orientierung (TdO) sind ein außerschulischesAngebot des Referats Schulpastoral für Schüler/innenab Klasse 9 aller Schularten, unabhängig von Konfes-sions- oder Religionszugehörigkeit.

TdO wollen Jugendlichen Raum bieten, sich mit The-men und Fragen auseinanderzusetzen, die sie in ihrerLebenssituation beschäftigen und sie somit auf demWeg ihrer Persönlichkeitsentwicklung stärken. Ge-meinsam mit Gleichaltrigen können die Jugendlichenihr Leben in den Blick nehmen, Einstellungen kritischhinterfragen und eine eigene Lebens- und Glaubens-orientierung entwickeln. Spirituelle Elemente sind fester Bestandteil von TdO. Darüber hinaus stärkenTdO das Miteinander der Schüler/innen sowie die Beziehung zwischen Lehrkraft und Schüler/innen.

TdO finden während der Schulzeit außerhalb derSchule statt und dauern 2 1/2 Tage. Die Teilnahme-gebühr für Unterkunft, Verpflegung und Kursgebührbeträgt 45 Euro (Selbstversorgerhaus) bzw. 60 Euro(vollversorgtes Haus). Die Schüler/innen werden voneinem Leitungsteam begleitet, das aus hauptberuf-lichen und freien Mitarbeiter/innen des ReferatsSchulpastoral besteht. Das Leitungsteam ist verant-wortlich für die inhaltliche Gestaltung der TdO.Ebenso liegt die Aufsichtspflicht beim Leitungsteam.Eine Lehrkraft begleitet die Schüler/innen zu den TdO.

Bei einem Schulbesuch des Leitungsteams, der demgegenseitigen Kennenlernen dient, werden Themenausgewählt, mit denen sich die Schüler/innen in einer

Kleingruppe und in einem geschützten Rahmen be-schäftigen wollen. Solche Themen sind beispielsweise„Entdecke deinen Lebensfaden“, „Freundschaft undPartnerschaft“, „Mein Glaube – was gibt mir Halt?“,„Umgang mit (Lern-)Stress und Ängsten“.Die TdO basieren dabei auf folgenden pädagogischenGrundsätzen: Freiwilligkeit, Persönliches Lernen undProzessorientierung, Ganzheitlichkeit, Mitbestim-mung und Partnerschaft, Selbstorganisation, Team-arbeit, Reflexivität, Ökumene und Gastfreundschaft.Das Referat Schulpastoral führt derzeit pro Schuljahr20 TdO mit insgesamt ca. 450 Schüler/innen durch.Zielgruppen sind dabei Schüler/innen zu 1/3 aus allge-meinbildenden Gymnasien, 1/3 aus Beruflichen Schu-len sowie 1/3 aus Werkreal-, Sonder- oder Gemein-schaftsschulen.

2. Mitarbeiter/innen-Kreis (MAK)

Der MAK besteht aus 20–25 Studierenden der Univer-sität Tübingen, hauptsächlich mit theologisch-päda-gogischem Studienschwerpunkt. Die Referent/innenarbeiten während der TdO in der Regel in Zweier- oderDreier-Teams. Zu den Aufgaben gehören das Vorstel-len der TdO im Rahmen eines Schulbesuches sowie diegemeinsame Vorbereitung, Durchführung und Refle-xion der TdO. Die Ausbildung zur Referentin/zum Referenten für TdO sowie die kontinuierliche Weiter-bildung erfolgen im Rahmen des jährlichen MAK-Wo-chenendes im Herbst, einem Fachtag im Februarsowie einem weiteren Fortbildungstreffen im Som-mer. Die praktische Einarbeitung erfolgt im Rahmeneiner Hospitationsphase während der ersten bei-den TdO. Nach den sechsten TdO besteht für die Tea-mer/innen die Möglichkeit, die Federführung für TdOzu übernehmen. Alle federführenden Teamer/innentauschen sich zweimal pro Jahr im Qualitätszirkel Fe-derführung (QZF) über konzeptionelle sowie inhalt-lich-thematische Fragen aus. Nicht zuletzt findet inAnleitungs- und Reflexionsgesprächen zwischen Tea-mer/in und Referat Schulpastoral nach jeden TdO einregelmäßiger Austausch statt. Hinsichtlich der Tatsache, dass der Großteil der Tea-mer/innen einen Beruf im kirchlichen Kontext an-strebt (Pastoralreferent/in oder Religionslehrer/in),stellen TdO einen wichtigen Baustein im Rahmen derBerufsausbildung der Studierenden dar. TdO ermögli-chen auf Grund ihres Bezuges zu Jugendlichen undderen Lebenswelt ein wertvolles Praxisfeld, in dem

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Detlev Denner, Religionslehrer, Referent für Tage der Orientierung imReferat Schulpastoral der Diözese Rottenburg-Stuttgart

[email protected]

Tage der Orientierung –auf dem Weg ins Leben

4. Tage der Orientierung

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sich die Teamer/innen ausprobieren, ihr theologisch-pädagogisches Handeln reflektieren und dadurchwichtige Erfahrungen hinsichtlich ihres Berufszielessammeln können. Somit besteht das Konzept TdO des Referats Schulpas-toral aus zwei wichtigen Bausteinen: zum einen liefertdas Referat Schulpastoral einen wertvollen Beitrag zurPersönlichkeitsentwicklung von Jugendlichen. Zumanderen wird den Studierenden ein (schul-)pastoralesHandlungsfeld im Rahmen ihrer Ausbildung eröffnet,das vom Referat Schulpastoral fachlich angeleitet undbegleitet wird.

3. Kooperationen

3.1 AG TdOIm Januar 2015 wurde eine diözesane AG-TdO unterder Federführung des Referats Schulpastoral gebildet.Dieser AG-TdO gehören sowohl Mitarbeiter/innen desReferats Schulpastoral als auch des Bischöflichen Ju-gendamtes an. Ziel der AG-TdO ist die Vernetzung derunterschiedlichen Anbieter von TdO auf diözesanerEbene sowie die konzeptionelle, fachliche und organi-satorische Weiterentwicklung von TdO. Seither wur-den folgende wichtige Entwicklungen angestoßen:

a) Diözesanes Netzwerk TdOZum diözesanen Netzwerk-Treffen TdO werden jähr-lich Anbieter von TdO eingeladen. Dazu gehörenneben dem Referat Schulpastoral und dem BJA mitseinen Fachstellen insbesondere Jugendreferate, diein ihren Dekanaten TdO für Kinder und Jugendlicheanbieten. Bei diesen Netzwerk-Treffen findet ein Infor-mationsaustausch darüber statt, welche Angebote fürKinder und Jugendliche auf Diözesanebene gemachtwerden und wie diese Angebote zielgruppenorien-tiert stetig verbessert werden können. Auch bietetdieses Netzwerk die Möglichkeit, bei Anfragen an entsprechende andere Anbieter weiterverweisen zukönnen. Folgende Neuerungen wurden seither be-schlossen bzw. auf den Weg gebracht:• Einheitliche „Namensgebung“: Um für interessierte

Schulen und Gemeinden ersichtlicher zu machen,um welches Angebot es sich jeweils handelt, wurdeeine einheitliche Namensgebung beschlossen. Bei„Tagen der Orientierung“ handelt es sich demnachum mehrtägige Veranstaltungen mit Übernach-tung. Mit „Orientierungstag“ (OT) werden ein- bismax. eineinhalbtägige Veranstaltungen ohne Über-nachtung bezeichnet. Gegebenenfalls werdendurch kurze Zusätze besondere Schwerpunktekenntlich gemacht wie z.B. „TdO inklusiv“, „TdO so-zial“ oder „TdO spirituell“.

• Rahmenordnung TdO: In einer diözesanen Rahmen-ordnung wurden organisatorische, inhaltliche sowiepädagogische Grundsätze festgelegt.

• Teamerpool: Überlegt wird, wie sinnvoll und prakti-kabel das Einrichten eines Teamerpools auf Diöze-sanebene ist. Vorteil eines solchen Pools wärensowohl ein bereichernder fachlicher Austausch aufder Ebene der Teamer/innen als auch die Möglich-keit, einander bei personellen Engpässen auszuhel-fen. In der Praxis ist ein solcher Teamerpool derzeitjedoch schwer umsetzbar, nicht zuletzt weil die Tea-mer/innen hinsichtlich der inhaltlichen Schwer-punkte der jeweiligen Angebote entsprechend aus-gebildet werden, die diözesanen Angebote sich dies-bezüglich jedoch mitunter deutlich unterscheiden.

b) Fachtag TdOIm Januar 2016 fand erstmals ein diözesaner FachtagTdO für alle Anbieter von TdO/OT sowie deren Tea-mer/innen statt. Dieser Fachtag stand unter dem Zei-chen des gegenseitigen Kennenlernens und fach-lichen Austausches sowie der Fortbildung. Schwer-punkt in diesem Jahr waren Themen wie „Die spiritu-elle Ansprechbarkeit von Jugendlichen“, „TdO inklusiv“sowie ein Markt der Möglichkeiten. Nach einer Aus-wertung dieses ersten Fachtages wurde beschlossen,den Fachtag mindestens alle 2 Jahre zu wiederholen,um somit einen fachlichen Austausch zu gewährleis-ten.

c) Fördertopf TdO1

TdO sind gefragte Angebote kirchlicher Jugendarbeit.Ihre Finanzierung ist allerdings nicht mehr sicherge-stellt, seitdem zahlreiche Dekanate nicht mehr in derLage sind, TdO /OT zu bezuschussen, und zudem dieMittel des Kirchlichen Jugendplans reduziert wurden.Deshalb wurde über die Hauptabteilungen Schulenund Jugend für die Jahre 2016–2020 ein Fördertopffür TdO und OT mit Schüler/innen und Schülern ein-gerichtet. Ziel des neuen Fördertopfes ist eine bessereFörderung speziell für diese Angebote. Die Zuschüssekönnen bei TdO pro Person bis zu 10 EUR betragen und bei OT bis zu 5 EUR. Zuschussberechtigt sind diein der Diözese anerkannten außerschulischen Trägerder Jugendarbeit (z.B. Kirchengemeinden, Klöster undgeistliche Gemeinschaften), der BDKJ und seine Mitgliedsverbände bzw. Jugendorganisationen sowieöffentliche Schulen. Bei der Berechnung der finanziel-len Ausstattung dieses Fördertopfes wurden jährlich 50 TdO und 50 OT zugrunde gelegt.

1 http://schulpastoral.drs.de/service/zuschuesse.html?L=0

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3.2 PPE-Projekt „Schüler/innen Orientierung geben“(SOG)

Ziel des Projektes SOG, das im September 2014 aufden Weg gebracht wurde, ist die Durchführung vonOrientierungstagen für Schüler/innen im Dekanat Allgäu-Oberschwaben in Verbindung mit der Ausbil-dung von Studierenden zu Teamer/innen für Besin-nungs- und Orientierungstage.Initiiert von der Jugendseelsorge Bezirk Waldseewurde mit Jugendreferent/innen und -seelsorger/innen sowie Schuldekanen und pastoralen Mitar-beiter/innen des Dekanats Allgäu-Oberschwaben beschlossen, Studierende der PH Weingarten zu Tea-mer/innen für Besinnungs- und Orientierungstageauszubilden. Die Zielgruppe wurde auf die künftigenSozialarbeiter/innen erweitert (Studierende der FHRavensburg-Weingarten).Die Dienst- und Fachaufsicht für dieses Projekt liegenbei Dekan Schmid. Eine fachlich Begleitung erfolgtdurch das Referat Schulpastoral. Derzeit besteht dasTeam aus zwei Projektleitern (Stellenumfang 20% und15%), zwei Mentorinnen (je 2 Deputatsstunden) sowieca. 20 Studierenden. Seit dem Start des Projektes finden jährlich ca. 15 OT mit Schüler/innen aus demDekanat Allgäu-Oberschwaben statt.

3.3 Ökumene

Bei einem Treffen mit der Referentin für TdO des evan-gelischen Jugendwerkes Württemberg wurde ausge-lotet, in welchem Rahmen eine Zusammenarbeitsinnvoll und möglich ist. Ein erster Schritt der Koope-ration ist die gemeinsame Vorbereitung und Durch-führung des jährlichen Fachtages TdO. Dadurch wirdnicht nur der fachliche Austausch auf Referenten-ebene, sondern auch auf der Ebene der Teamer/innenintensiviert.

3.4 Kooperation mit der Universität Tübingen

a) Anrechnung von Leistungspunkten (Credit Points)Im Austausch mit Vertretern insbesondere der theo-logischen Fakultät der Universität Tübingen, aberauch mit dem Institut für Erziehungswissenschaftenwurden Rahmenbedingungen und Voraussetzungengeklärt, die es den Studierenden ermöglichen, ihre Tä-tigkeit als kirchlich-theologisches bzw. pädagogischesPraktikum anerkennen zu lassen und dafür Leistungs-punkte angerechnet zu bekommen.

b) Institut für PersönlichkeitsbildungNeu entstanden ist ein Kontakt mit der Projektstelle„Persönlichkeitsbildung an der Hochschule“ der Uni-versität Tübingen. Hier werden derzeit Möglichkeiten

der Kooperation eruiert. Dabei geht es um die Frage,wie das Thema „Persönlichkeitsbildung“ (Stärken er-kennen und entwickeln – Zukunft planen) in TdO in-tegriert werden kann, um Schüler/innen hinsichtlichder Planung ihres Lebens- und Berufsweges Hilfestel-lung und Orientierung zu geben. In einem erstenSchritt sollen Teamer/innen im Rahmen einer MAK-Fortbildung Inhalte und Methoden kennenlernen undausprobieren.

4. Ausblick

4.1 LandingpageUm Interessierten einen Überblick über die diöze-sanen Angebote an TdO/OT mit den jeweiligen Rah-menbedingungen, inhaltlichen Schwerpunkten undAnsprechpartnern zu ermöglichen, soll eine Landing-page TdO/OT erstellt und veröffentlicht werden. DieseLandingpage soll auf einen Blick über Anbieter, Ziel-gruppen, Schwerpunkte, Rahmenbedingungen undKontaktmöglichkeiten informieren.

4.2 „TdO inklusiv“Seit 2013 führt das Referat Schulpastoral TdO auch mitSchüler/innen aus Sonder- und Gemeinschaftsschu-len durch. Auf Grund der äußerst positiven Erfahrun-gen mit Schüler/innen mit besonderem Förderbedarfsoll dieses Angebot verstärkt beworben werden.Darüber hinaus soll es ab dem Schuljahr 2016/2017 einneues Angebot „TdO inklusiv“ geben. Bei diesen „TdOinklusiv“ geht es nicht nur um TdO für Kinder miteinem besonderen Förderbedarf, sondern um gemein-sam durchgeführte TdO mit Schüler/innen unter-schiedlicher Schularten und Anforderungen. Das kön-nen beispielsweise gemeinsame TdO mit Schüler/innen aus einer Sonderschule und einem Gymnasiumsein oder TdO mit Schüler/innen einer Vorbereitungs-klasse und einer Regelklasse derselben Schule. Mitdiesem Angebot möchte das Referat Schulpastoraleinen wichtigen Beitrag zur Inklusion und Integrationvon Schüler/innen leisten, indem Beziehung „auf Au-genhöhe“ ermöglicht und Unsicherheit und Abgren-zung abgebaut werden sollen.Die Modellphase Schulpastoral hat für den BereichImpulse frei gesetzt: Kooperationen wurden aufge-nommen und intensiviert, die finanziellen Förder-maßnahmen wurden ausgeweitet, sodass mehrSchülerinnen und Schülern ein bezahlbares jugend-pastorales Angebot gemacht werden kann. Die An-zahl an durchgeführten Tagen der Orientierung in derDiözese wird kontinuierlich erhöht. Mehr Kinder undJugendliche erhalten dadurch die Gelegenheit, quali-fizierte Angebote wahrzunehmen, bei denen sie sich,ihr Leben und ihren Glauben orientieren können.

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Praxisbeispiele

Christiane Höptner, Religionslehrerinund Schulseel sorgerin an der Wilhelm-Hauff-Realschule Pfullingen

Die Fastenmauer

Vorbemerkungen

Die Fastenzeit stellt für Christen eine wichtige Zeit zurVorbereitung auf das Osterfest dar. Leider wird dieseZeit im hektischen Schulalltag viel zu oft ausgeklam-mert. Fasten ist meiner Auffassung nach etwas sehrPersönliches. Die Fastenzeit soll dazu dienen, sich da-rüber bewusst zu werden, was im eigenen Leben zuviel unnötigen Platz einnimmt oder auch welche(schlechten) Angewohnheiten man sich zu Eigen ge-macht hat, ohne darüber bewusst nachzudenken. Zudiesen schlechten Angewohnheiten können auf derErwachsenenebene unter anderem Rauchen, Alkoholund/oder Sarkasmus gehören. Auf der Schülerebenezählen der übermäßige Süßigkeiten- und Handykon-sum oder auch der raue Umgangston untereinanderzu den Dingen, die schaden, jedoch selten bewusstwahrgenommen werden. Aus diesen Überlegungen heraus entstand die Ideezur Fastenmauer. Sie soll Anregungen geben, darübernachzudenken, auf welche Angewohnheit die Einzel-nen verzichten könnten.

Struktur der Fastenmauer

Ein Fragebogen leitet die Betrachtung der Fasten-mauer an. Der Betrachter kann sich an der Gestaltungder Fastenmauer beteiligen. Er hat dabei die Möglich-keiten, etwas von dort mitzunehmen und/oder dieMauer durch „Gebetsblüten“ zu verschönern. Vorbe-reitet und mitgestaltet wurde die Mauer an der Wil-helm-Hauff-Realschule in Pfullingen von der katho-lischen Religionsgruppe 7. Die Fastenmauer ist wie folgt aufgebaut: Ausgangs-punkt ist ein motivierender Text, der in die Bedeutungdes Fastens und der Fastenmauer einführt und dieeinzelnen Stationen erklärt. Der zweiseitige Motiva-tionstext lautet:

Einerseits bedeutet Fasten:die völlige oder teilweise Enthaltung von Speisen,Getränken und Genussmitteln über einen bestimm-ten Zeitraum hinweg.

Andererseits kann Fasten auch bedeuten:– kein Runtermachen von anderen Personen– kein Runtermachen der eigenen Person– kein Lästern– Verzicht auf Stress im Alltag– Verzicht auf „Aufschieben“– Ablegen von schlechten Angewohnheiten – . . .

Zielgruppe:

alle im Lebensraum Schule lebenden und arbeiten-den Personen

Schulart:

Realschule, geeignet auch für andere Schularten

Beteiligte/Kooperationspartner:

Schulseelsorgerin, Katholische KirchengemeindeReutlingen

Kontaktdaten:

Christiane Höptner, [email protected]

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Die Stationen im Einzelnen:

Süßigkeiten

Quelle 1: www.pixabay.com

Handy

Quelle 2: www.pixabay.com

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Probiere doch einmal aus, wie es ist,ganz bewusst auf Süßigkeiten zu verzichten.

z.B. auf Schokolade – Cola – Zucker

Fehlt es dir?

Versuche dadurch Abstand zu gewinnen vondem täglichen Überangebot an Süßem!

Wann hast du dir das letzte Mal wirklich für jemandenZeit genommen und ihn besucht, statt schnell etwas indas Handy einzutippen, um Zeit zu sparen?

Wann hast du dir das letzte Mal wirklich überlegt, was du jemandem sagen möchtest, und das in einemschönen Brief festgehalten? ...

Das Handy „links liegen“ lassen.Briefe schreiben statt SMS, Besuche machen,statt Anrufe tätigen:Das alles bedeutet, eine Pause einzulegenvon flüchtigen, oberflächlichen Kontakten –und zu echtem Gedankenaustausch zu finden.

An Ästen, die aus der Fastenmauer heraus-ragen, sind mehrere Impulse befestigt. DieMauer steht dabei symbolisch für dieschlechten Angewohnheiten; die Äste zei-gen die Möglichkeiten auf, wie man dieseein Stück weit ablegen kann. Sie verdeutli-chen, dass die Mauer nicht starr ist, son-dern für neues, aufblühendes Lebendurchlässig ist.

Die Fastenmauer im Ganzen

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Suche dir ein Kärtchen aus der Mutmach-Box aus. Bewahre es an einem

Ort auf, an dem du es öfter einmal betrachten kannst.

Zum Beispiel in deinem Mäppchen oder deinem Geldbeutel.

Veränderungen brauchen Mut

Aus der Mutmach-Box dürfen sich die Betrachter ein Kärtchen aussuchen. Denn wer sich verändern möchte,braucht dafür Mut. Dafür dienen die Kärtchen, auf denen Bibelverse stehen.

Spiegelungen

Quelle 4: www.pixabay.com

In dem Umschlag befindet sich ein Spiegel, auf dem der Spruch zu lesen ist: „Du bist ein Geschenk Gottes.“ DiesenSpiegel darf der Betrachter mitnehmen. Die Station „Spiegelungen“ soll dem Betrachter zeigen, dass er so in Ord-nung ist, wie er ist.

Schenke dir Zeit!

Hole den Gegenstand aus dem Umschlag.

Wenn du ihn dir anschaust,bekommst du ein Geschenk!

Versuche, deine Zeit mal ganz bewusstanders zu füllen als mit Fernsehen oderComputerspielen. Lies ein Buch – hörebewusst Musik – triff dich mit deinenFreunden oder deiner Familie – geheraus in die Natur – ...Du wirst die Zeit dadurch viel bewusstererleben und länger in Erinnerung behalten.

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„Hör auf dein Herz“

Ein Herz aus Schiefer steht im unteren Zentrum derFastenmauer. Es soll den Betrachter dazu anregen,über sich nachzudenken und sich darüber klar zu wer-den, in welchem Bereich er möglicherweise etwas „zuviel“ hat.

Fastenkalender

Die evangelische Fastenaktion stand im Jahr derDurchführung der Aktion unter dem Thema „7 Wo-chen ohne Runtermachen – du bist schön“. Der Kalen-der lag begleitend über die gesamte Zeit derFastenaktion auf der Mauer; täglich wurde der aktu-elle Impuls aufgeschlagen.

Fragebogen

Der Fragebogen dient zur persönlichen Erkundung derMauer. Es gibt deshalb keinen Rücklauf.

Fazit

Die Fastenmauer stand über einen Zeitraum von meh-reren Wochen an einem stark frequentierten Ort mit-ten in der Schule. Sie war damit präsent imSchulalltag und konnte überhaupt nicht übersehenwerden. So machte sie neugierig und lockte viele Be-sucher an, die sich manchmal sehr intensiv, manch-mal auch nur im Vorbeigehen mit ihr beschäftigten.Besonders beliebt waren die Kärtchen aus der Mut-mach-Box, deren Bibelverse dem Besucher kleine Im-pulse gaben, wie z.B. „Sei mutig und entschlossen.Denn ich, der Herr, bin bei dir, wohin du auch gehst.“(nach Josua 1,9)

War die Mauer anfänglich für die Schüler geplant,wurde mir später bewusst, dass sich auch viele Er-wachsene, wie Eltern und Kollegen, für die Fasten-mauer interessierten. Durch den begrenzten Zeitraumvon wenigen Wochen blieb die Mauer etwas Beson-deres, sodass sie unversehrt auch wieder abgebautwerden konnte. Die Fastenmauer ist ein schulpasto-rales Angebot, das viele Menschen der Schule zumNachdenken angeregt hat, gerne besucht wurde undauch für die (Religions-)Kollegen neue Möglichkeiteneröffnete, sich mit dem Thema „Fasten – was bedeu-tet das eigentlich wirklich?“ auseinanderzusetzen.

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Diana Hughes, Schulseelsorgerin und stellvertretende Schulleiterin an der Grundschule im Buch Bietigheim-Bissingen

FairtradeSchoolwerden–wie alle am Schulleben Beteiligten an einemStrang ziehen und mandabei etwas Gutes tut

Zielgruppe:

alle Schüler/innen, Lehrer/innen, Eltern undsonstige am Schulleben beteiligte Personen

Schulart:

alle Schularten

Beteiligte/Kooperationspartner:

Weltmarkt Bietigheim-Bissingen, Stadt Bietigheim-Bissingen, TransFair e.V., Stiftung Entwicklungs-Zusammenarbeit Baden-Württemberg (SEZ)

Kontaktdaten:

Diana Hughes, [email protected]

Vorbemerkungen

Im Verlauf meiner schulpastoralen Ausbildung(2012–2015) wurde mein Lehrerkollegium aus zweiSchulen neu zusammengeführt. In dieser Situationschulpastorale Projekte zu initiieren, erwies sich alsHerausforderung, u.a. weil manche im neuen Kolle-gium meiner „kirchlichen“ Arbeit kritisch gegenüber-standen. Auf der Suche nach einem Projekt, an demsich viele beteiligen können, kam mir im Mai 2014 eineE-Mail vom Ministerium für Kultus, Jugend und Sport,die alle Schulen in Baden-Württemberg erreichte, ent-gegen. Darin wurde dafür geworben, Fairtrade Schoolzu werden.

Das Projekt wurde folgendermaßen vorgestellt: Eshandele sich um eine Kampagne von „FairtradeDeutschland“, gefördert durch die „Stiftung Umweltund Entwicklung Nordrhein-Westfalen“ sowie das„Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammen-arbeit und Entwicklung“. Außerdem sei es das Dekade-Projekt für nachhaltige Bildung 2014 der UNESCO. In Baden-Württemberg werde die landesweite Fair-trade School-Kampagne vom „Ministerium für Kultus,Jugend und Sport“ und vom StaatsministeriumBaden-Württemberg gefördert. Die Koordi nation liegebei der „Stiftung Entwicklungs-ZusammenarbeitBaden-Württemberg (SEZ)“. Die Kampagne steheunter der Schirmherrschaft von Andreas Stoch MdL,Kultusminister des Landes Baden-Württemberg.

In Deutschland gibt es bisher (Stand 26.03.2016)1 217Fairtrade-Schools, 30 davon in Baden-Württemberg.

Das Projekt ließ sich gut mit folgenden Zielen verbin-den:

• Globales Lernen und Handeln verbindet das christ-liche Anliegen, sich für soziale Gerechtigkeit undnachhaltiges Wirtschaften einzusetzen, mit demBildungs- und Erziehungsauftrag von Schulen. So-ziale Verantwortung wird ein Kernthema der Schule,im Curriculum verankert und nach außen hin sicht-bar.

• Alle am Schulleben beteiligten Gruppen sind aktiveingebunden. Im Organisationsteam arbeiten nurfreiwillige Unterstützer mit.

• Der Zusammenschluss der zum damaligen Zeit-punkt noch getrennten Schulstandorte wird durchein identifikationsstiftendes Projekt unterstützt.

1 Vgl. www.fairtrade-schools.de

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• Öffentlichkeitsarbeit wird durch die Übergabe derUrkunde mithilfe der Presse betrieben, aber auchschon im Vorfeld und danach durch Bekanntgabebei der Stadt, Einträge im Fairtrade School Blog undVeröffentlichungen auf der Schulhomepage.

Darüber hinaus impliziert das Projekt viele Kriteriender schulpastoralen Arbeit und Konzeptentwicklung:Teambildung, Rollenverteilung, Freiwilligkeit, Koo-perationspartner, Arbeitsstrukturen, Dokumentation,Öffentlichkeitsarbeit usw.

Planung und Durchführung des Projektes

Die offiziellen Kriterien, um eine zertifizierte FairtradeSchool zu werden, lauten:

1. Gründung eines Fairtrade School-TeamsDas Schulteam muss aus mindestens fünf Personenbestehen. Die Mitglieder müssen sich aus Lehrern, Eltern und Schülern zusammensetzen. Mindestensdie Hälfte des Teams muss aus Schülern bestehen.Das Schulteam wählt einen Sprecher, der über 18 Jahrealt sein muss. Der Sprecher ist der direkte Ansprech-partner für TransFair e.V., die Initiative, die in Deutsch-land Fairtrade vertritt. Eine Versammlung allerMitglieder sollte mindestens einmal pro Halbjahrstattfinden.

2. Erstellen eines Fairtrade-KompassesEine Mustervorlage steht zur Verfügung. Deutlich sollaus dem Fairtrade-Kompass hervorgehen, dass dieSchulleitung die Arbeit des Fairtrade-Schulteams un-terstützt.

3. Verkauf und Verzehr von fairen ProduktenFür dieses Kriterium müssen mindestens zwei ver-schiedene Produkte angeboten werden, die für Lehrersowie Schüler zugänglich sind. Anzustreben ist einpermanentes Angebot. Kassenzettel sollten aufgeho-ben werden, damit man einen Nachweis erbringenkann.

4. Fairtrade im UnterrichtIn mindestens zwei verschiedenen Klassenstufenmuss in mindestens zwei unterschiedlichen Fächernein Fairtrade-Thema im Unterricht behandelt werden.Für die Bewerbung soll man gehaltene Unterrichts-stunden kurz beschreiben.

5. Schulaktionen zum Thema FairtradeMindestens einmal im Schuljahr muss es eine Schul-aktion zum Thema Fairtrade geben (z.B. eine FaireWoche).

Es muss zu jedem Kriterium mindestens ein Eintragim Schools-Blog der Fairtrade Schools-Homepage ver-öffentlicht werden.

Im Juli 2014 sprach ich zum ersten Mal mit meinerSchulleitung, einer Kollegin sowie mit der Elternbei-ratsvorsitzenden. Alle zeigten sich bereit, das Projektzu unterstützen. In der ersten Gesamtlehrerkonferenz(GLK) des Schuljahres 2014/15 stimmte eine großeMehrheit des Kollegiums dafür, Fairtrade Schule zuwerden. Die GLK ist somit Auftraggeber des Projekts.

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Drei Kolleginnen beteiligen sich aktiv im Organisati-onsteam. Die Elternbeiratsvorsitzende befragte die Elternvertreter und gewann unter ihnen noch ein wei-teres Mitglied. Zusätzlich sind Dritt- und Viertklässlerdabei. Dies führt zu einer relativ hohen Fluktuationnach spätestens zwei Jahren, was aber eine spezi-fische Herausforderung als Grundschule darstellt, daErst- und Zweitklässler in der Regel für diese Aufgabenoch nicht geeignet sind.

Die Terminfindung gestaltet sich oft schwierig, damanche Eltern berufstätig sind, einige Kollegen nichtan allen Tagen in der Schule sind, manche Nachmit-tagsunterricht haben usw. Das erste Treffen fand imOktober 2014 in einem nahegelegenen Restaurantstatt. Dort lernten sich die Mitglieder in ungezwun-gener Atmosphäre kennen. Das vorgegebene Konzeptwurde vorgestellt. Es erfolgte ein erstes „Brainstor-ming“ und ein weiterer Termin wurde für Dezember2014 vereinbart. Bei diesem zweiten Treffen im Bespre-chungszimmer der Schule wurden die notwendigenAufgaben verteilt und ein Zeitplan erstellt.

Die beiden Elternvertreterinnen kümmern sich um dieÖffentlichkeitsarbeit. So wurde u.a. ein Informations-schreiben an den Oberbürgermeister und den ErstenBürgermeister der Stadt erstellt, in dem unser Projektvorgestellt und um eine finanzielle Unterstützung ge-beten wurde, um zusätzliches Unterrichtsmaterial,faire Fußbälle usw. zu erwerben. Dieser Brief hatte zurFolge, dass wir 950 Euro von der Bürgerstiftung derStadt Bietigheim-Bissingen zur Verfügung gestellt bekommen haben.

Zwei Kolleginnen erarbeiteten einen Vorschlag für dasCurriculum des Fächerverbundes „Mensch, Natur undKultur“ (MNK) in den Klassen 3 und 4, die beiden an-deren für das Fach Religion.

Seit Nov. 2014 stehen im Lehrerzimmer der Stamm-schule ein Körbchen mit fairen Tees, Süß- und Knab-berwaren und eine Kasse. Die Waren werden von zweiKolleginnen im Weltladen der Stadt Bietigheim-Bis-singen besorgt. Bereits seit mehreren Jahren wird nurfair gehandelter Kaffee im Lehrerzimmer verwendet.

Im Dezember 2014 liehen sich die Kolleginnen, die fürdas Fach MNK zuständig sind, den Fairtrade-Schul-Koffer 2 des Weltladens Ludwigsburg aus. Daraus gin-gen Anregungen hervor, die für die Erstellung eineseigenen Koffers zur Unterstützung des Unterrichts an der Grundschule im Buch genutzt wurden. Zu die-ser Zeit fand die Registrierung auf www.fairtrade-schools.de statt.

Außerdem wurden Unterrichtsmaterialien bei MISE-REOR bestellt. Im März 2015 traf sich die FachschaftReligion, um über den erarbeiteten Vorschlag für dasCurriculum zu beraten und darüber abzustimmen.

Im Mai 2015 traf sich das Organisationsteam zum drit-ten Mal. In der darauffolgenden GLK wurde das Kolle-gium auf den neuesten Stand gebracht.

2 „Kinder dieser Welt“: Eine Sammlung aus Arbeitsmaterialien,Leseplakaten, Kinderbüchern, DVDs.

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Im Juli 2015 fand die erste Faire Woche der Grund-schule statt mit einem Pausenverkauf von Cocktailsund Bananenmilch aus fair gehandelten Produktendurch die Viertklässler und einer durch die Drittkläss-ler gestalteten Ausstellung mit Informationswändenund -flyern.

Im Oktober 2015 wurden alle geforderten Nachweisefür die Zertifizierung eingereicht. An mancher Stellemusste noch etwas nachgearbeitet werden, so warz.B. nicht über jedes Kriterium ein Blog-Eintrag erstelltworden.

Schließlich erfolgte die Zusage und im Januar 2016wurde die Grundschule im Buch im Rahmen einergroßen Feier unter Beisein des Oberbürgermeistersund der Presse von einer Vertreterin der SEZ zertifi-ziert. Hierfür konnte man bei TransFair auch kostenlo-ses Material wie Luftballone, Plakate und Buttonsbestellen.

Auf unsere Nachfrage hin erhalten wir seitdem imWeltladen Bietigheim-Bissingen 10% Rabatt auf un-sere Einkäufe für den Pausenverkauf.

Momentan befinden wir uns in der Vorbereitung unserer nächsten Fairen Woche (dieses Mal mit Spendenlauf) und sind auf dem Weg, MISEREOR-Partnerschule zu werden. Zukünftig wollen wir mitunseren Aktionen eine feste Partnerschule fördernund uns, z.B. durch Referenten, die MISEREOR vermit-telt, bei unseren Aktionen unterstützen lassen.

Schlussbemerkungen

Bei diesem Projekt stehen der soziale und der identi-tätsstiftende Charakter im Vordergrund. Gleichzeitigsehe ich es als „Türöffner“ und „Hürdenabbauer“. DerSchulleitung und dem Kollegium wurde und wird da-

durch bewusst, dass eine Schulseelsorgerin nicht nurfür „Gottesdienste und Weihnachten“ da ist, sonderndass sich christliches Handeln wesentlich auch alsdiakonisches und gemeinschaftsbildendes Handelnvollzieht. Kolleginnen und Eltern der ganzen Schuleengagieren sich.

Als Herausforderung bleibt das Bemühen, viele betei-ligte Personen terminlich unter einen Hut zu bringen.Alle im Organisationsteam engagierten Lehrerinnenarbeiten mit vollem Deputat und als Klassenlehrerin.Hinzu kamen die teilweise berufstätigen Elternteileund die Schüler. Hier musste immer wieder eine Balance gefunden werden zwischen der möglichenEinhaltung von Zielen und zeitlichen Meilensteinendes Projektes sowie den Bedürfnissen der Beteiligten.

Den Verlauf des Projekts empfinde ich als erfolgreich.Alle Beteiligten arbeiten gerne mit, es kommt zu re-gelmäßigen Treffen von Kollegen, Schülern und Elternder ganzen Schule und inhaltlich wird das Thema Fair-trade von Schülern und Eltern wertgeschätzt und un-terstützt. Die Zertifizierung war ein voller Erfolg,sowohl im Kollegium als auch bei den Schülern, denEltern und der gesamten Öffentlichkeit. Eine vierteKlasse hatte z.B. eine Ausstellung mit Rollenspiel-Ele-menten vorbereitet, die jede Klasse und am Ende auchEltern und weitere Gäste durchlaufen konnten. Allewaren tief beeindruckt. Durch die Zertifizierung sindweitere Schüler und Eltern neugierig geworden, dieuns jetzt unterstützen.

Wir sind gespannt auf die neuen Impulse, die sich ausder Zusammenarbeit mit MISEREOR ergeben werden.

Weitere Informationen sowie Presseberichte:http://www.gsimbuch.de/index.php?id=790https://www.fairtrade-schools.de/

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Hildegard Kramer-Götz, Religionslehrerinund Schulseelsorgerin an der Steinäcker-schule Bodelshausen

„Wir gemeinsam mit anderen“ – unterwegsals Sternsinger in derSchule

Zielgruppe:

alle im Lebensraum Schule lebenden undarbeitenden Personen

Schulart:

Grundschule

Beteiligte/Kooperationspartner:

Koordinatoren der Sternsingeraktion in der Kirchengemeinde St. Peter und Paul Bodelshausen,Religionslehrerin/Schulseelsorgerin

Kontaktdaten:

Hildegard Kramer-Götz,[email protected]

Vorbemerkungen

Die Steinäckerschule Bodelshausen ist im Bereich derKirchengemeinde Mariä Himmelfahrt Mössingen(mit Bodelshausen) angesiedelt. Die Gemeinde Bodelshausen ist überwiegend evangelisch geprägt.Aus diesem Grunde war es für die Kirchengemeindein Bodelshausen fast immer eine Herausforderung,die nötige Anzahl Sternsinger zusammenzustellen.Seit vielen Jahren bringt sich die Schulseelsorge aktivin die Anwerbung der Sternsinger/innen ein. Gernenehmen auch evangelische Schüler/innen an derSternsingeraktion der katholischen Kirchengemeindeteil.

Aus dieser Situation entstand im Schuljahr 2004/2005 erstmals die Idee, das Erlernte und Erlebte auchim Lebensraum Schule zu präsentieren und die Anlie-gen der Sternsinger zu unterstützen. Zwischenzeitlichfügt sich die Aktion als fester Bestandteil in das Leit-bild der Schule „Jeder ist uns wichtig“ ein. Die Stern-singeraktion findet im Rahmen des Schulpastoral-konzeptes „Wir gemeinsam mit anderen“ statt.

Ziele der Sternsingeraktion

• Schülerinnen und Schülern ermöglichen, das Ziel-land der jeweils aktuellen Sternsingeraktion sowiedie Lebenssituation dort lebender Gleichaltrigerkennenzulernen,

• Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit eröff-nen, sich selbst aktiv für die Situation der dort Lebenden einzubringen.

Planung

Vorbereitung der Sternsingeraktion

Zu Beginn der Adventszeit wird ein Treffen mit demKoordinator der Sternsingeraktion im Rahmen desGanztagesunterrichtes an der Schule eingeplant. Zudiesem Treffen werden Schülerinnen und Schüler derKlassen 1 bis 4 von mir in den Klassen aufgesucht undeingeladen.

Vorbereitungstreffen aller interessierten Schülerinnenund Schüler

Zu dem Vorbereitungstreffen kommt einer der Koor-dinatoren der Sternsingeraktion in der katholischenKirchengemeinde. Er stellt das Projekt der Sternsin-geraktion anhand von Filmmaterial vor. Es folgenkleine Aktionen, um über Leben, Kultur und Sprachein dem Land, mit dem sich die aktuelle Sternsinger-

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aktion besonders beschäftigt, mehr zu erfahren. Um-fangreiche Begleitmaterialien können beim Kinder-missionswerk online unter „www.sternsinger.de“bestellt werden.

Weiterhin werden die aktuellen Lieder der Sternsin-geraktion mit Gitarrenbegleitung eingeübt. Die Liederder Sternsinger begleiten die verschiedenen Reli-gionsgruppen während der Adventszeit.

Organisatorisches

Die Schüler/innen unserer Schule, die sich an derSternsingeraktion der Kirchengemeinde beteiligenmöchten, melden sich im Anschluss an das Vorberei-tungstreffen und nach Rücksprache mit den Elternbei der Kirchengemeinde an. Diese teilt der Schulseel-sorgerin mit, welche Schüler/innen an der Sternsin-geraktion der Gemeinde teilnehmen. In der Regellaufen diese Kinder auch als Sternsinger durch dieSchule. Es handelt sich zumeist um 8 bis 12 Kinder.

Noch vor den Weihnachtsferien werden die Schullei-tung sowie die Kolleg/innen über die schulischeSternsingeraktion in der ersten Woche nach den Fe-rien informiert und Tag und Uhrzeit abgesprochen.Der Termin zur Übergabe der Kleider sowie sonstigerAusstattungsgegenstände wird noch vor den Weih-nachtsferien mit den Verantwortlichen der Kirchen-gemeinde abgeklärt.

Sicherheitsaspekte

Wenn der Besuch des Seniorenheimes mit in die schu-lische Aktion einbezogen wird, frage ich weitere Be-treuungspersonen, Lehrer/innen oder Eltern an.

Da es sich bei der schulinternen Sternsingergruppeum Grundschüler handelt, wird das Weihrauchfassausschließlich von einer erwachsenen Person verwen-det.

Ablauf der Aktion

In der Woche nach den Weihnachtsferien treffen sichdie beteiligten Schüler/innen während der für dieSchulpastoral vorgesehenen AG-Zeit (s.u.), um sich fürdie eigentliche Aktion an der Schule vorzubereiten.Die Lieder und Texte werden erneut geübt, Texte abgeglichen und Kleider anprobiert.

So, mit Stern und Weihrauch ausgestattet, bekommendie einzelnen Klassen im Laufe des Vormittags Besuchder Sternsinger. Da die Aktion mit dem Kollegium ab-gesprochen ist, wird die Gruppe bereits freudig erwar-tet. Eine Schülerin bzw. ein Schüler stellt das Zielland

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der Aktion vor, informiert über die Situation der Men-schen vor Ort. Danach tragen die Sternsinger/innenihre erlernten Texte und Lieder vor. Zum Abschlussgibt es für jeden besuchten Raum den an die Tür ge-schriebenen Segen der Sternsinger.

Selbstverständlich gilt der Besuch der Sternsingerallen an der Schule lebenden und arbeitenden Perso-nen. Obligatorisch ist der Besuch im Rektorat, Kon -rektorat, bei dem auf dem Schulgelände unter-gebrachten Kinder- und Jugendbüro der Gemeinde-verwaltung sowie im Arbeitsraum des Hausmeisters.Ein Besuch bei unserem Kooperationspartner, demörtlichen Seniorenheim, wurde in den letzten Jahrenmeist aus organisatorischen Gründen nicht mehrdurchgeführt, ist aber künftig wieder denkbar. Da einTeil der beteiligten Schülerinnen und Schüler auch imWeltladenteam tätig ist, wird die Aktion zeitlich so ko-ordiniert, dass im Anschluss an die schulische Stern-singeraktion der Fair - Handel im Schulhof stattfindet.An diesem Verkaufstag wird ein Extraangebot ausdem Zielland der Sternsingeraktion angeboten (z.B.Schoki -Drink unter Verwendung von Kakao aus Boli-vien). Hier gibt es zum Abschluss eine kleine Stärkungfür die Sternsinger.

Schlussbemerkungen

Zum Gelingen des Projektes ist es unabdingbar not-wendig, alle Beteiligten frühzeitig zu informieren undgenaue Absprachen zu treffen. Im nächsten Schuljahrwird für die Durchführung der Aktion ein größeresZeitfenster eingeplant. Dadurch kann sich die Stern-singergruppe für die einzelnen Auftritte mehr Zeit las-sen. Künftig wird die Vorbereitungszeit auf einenzweiten Nachmittag ausgedehnt. Des Weiteren wer-den, wenn organisatorisch möglich, weitere Mitarbei-ter im Lebensraum Schule (z. B. Team in der Mensa)mit in die Aktion einbezogen.

Da das Projekt schon seit vielen Jahren durchgeführtwird, gehört es bereits fest in den Jahresablauf derSchule. Die Sternsingeraktion erfährt große Wert-schätzung sowohl bei den Lehrer/innen, Schüler/innen und Eltern als auch bei der für die Aktion ver-antwortlichen Kirchengemeinde. Die Schüler/innenunserer Schule präsentieren das Erlernte an derSchule und bekommen Anerkennung für das Geleis-tete. Oftmals erklären nicht beteiligte Schüler/innenim Anschluss an die Sternsingeraktion ihr Interesse,im nächsten Jahr ebenfalls teilzunehmen. Sowohl fürdie Kirchengemeinde als auch die Schule stellt dieSternsingeraktion eine gute Möglichkeit des Austau-sches und der Zusammenarbeit dar.

AG „Wir gemeinsam mit anderen“

Bei dieser AG, in die die Sternsingeraktion eingebettetist, handelt es sich um ein Angebot der Schulpastoralan der Ganztagesschule. Das Angebot richtet sich anSchüler/innen der Klassen 3 und 4 und wird einmalwöchentlich in der Stunde vor dem offiziellen Unter-richtsbeginn angeboten. In dieser AG arbeiten Schü-ler/innen und Schüler neben der Sternsingeraktionderzeit an folgenden Projekten der Schulpastoral:

• Schulpartnerschaft mit einer Partnerschule in derDemokratischen Republik Kongo

• Fairer Handel • Kooperation mit einem Tafelladen • Partnerschaft mit dem örtlichen Seniorenheim

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Karin Pflüger-Metz, Religionslehrerinund Schulseelsorgerin an der Apfelbach-schule Affalterbach

Sankt Martinsfest undMartinslauf durch dieGemeinde Affalterbach

Zielgruppe:

Grundschüler Klasse 1 und 2,Kindergartenkinder

Schulart:

Grundschule

Beteiligte/Kooperationspartner:

Katholische Kirchengemeinde (Raum, Versicherung),Religionslehrer, Elternkreis, Schulseelsorgerin

Kontaktdaten:

Karin Pflüger-Metz,[email protected]

Vorgeschichte und Vorbereitung

Sankt Martin als Diözesanpatron und Symbolfigur derchristlichen Barmherzigkeit bietet zahlreiche Mög-lichkeiten für die schulpastorale Arbeit.

Die Apfelbachschule in Affalterbach ist eine reineGrundschule mit 4 Klassen in der Eingangsstufe (Klas-sen 1/2 jahrgangsgemischt) und 4 Klassen in der Auf-baustufe. Seit 2013 führe ich als Schulseelsorgerinschulpastorale Projekte durch.

Die katholische Kirchengemeinde Affalterbach war biszum Jahr 2005 der Ausrichter eines Laternenumzugsam Martinstag. Danach gab es diesen Umzug nichtmehr. Eines der ersten Ziele meiner schulpastoralenTätigkeit war es, diese Tradition mit den neuen Mög-lichkeiten der Schulpastoral wieder zu beleben. Fol-gende Punkte sollten dabei berücksichtigt werden:

• schulpastorales Handeln erlebbar und zugleich bekannt machen,

• Sankt Martin in den Blick rücken (Diözesanpatronund Namenspatron der evangelischen Kirche in Affalterbach),

• verschiedene Personen/Gruppen zusammen brin-gen, ein gemeinschaftliches Erlebnis ermöglichenund Ökumene lebendig werden lassen.

Das Projekt passt sehr gut zum Leitbild der Schule„Miteinander-Füreinander“.

Anfang des Schuljahres 2014/15 wurde der Schullei-tung und dem Lehrerkollegium eine erste Projekt-skizze vorgestellt und beide signalisierten ihreZustimmung. Bereits im Vorfeld hatten einige Elternund auch die evangelische Religionskollegin Interessean diesem Projekt bekundet und so konnte die Um-setzung starten.

Umsetzung

Festlegung der Zielgruppe

Schüler der Eingangsstufe und die Kindergartenkin-der mit Eltern und Freunden

Inhalt und Ablauf

• Beginn der Veranstaltung mit einem Sankt-Martins-spiel mit Schülern in der katholischen Kirche

• von dort Start des Umzugs mit Reiter und 3 Statio-nen (Altenheim, evangelische Kirche, Schulhof)

• Abschluss mit Heißgetränken und Gebäck auf demSchulhof

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• Gestaltung und Verteilung der Liedblätter, Flyer undPlakate

• Martinsspiel und Lieder üben• letzte Absprachen treffen

Tag der Durchführung

Straßenabsperrungen (wurden von der Gemeinde andie entsprechenden Stellen gebracht), Bewirtung vor-bereiten, Kirche für das Martinsspiel vorbereiten.

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Zeitlicher Ablauf des ProjektsSeptember• Elternkreis, interessierte Kollegen und Schulseelsor-

gerin treffen sich zur Absprache der Organisationund Durchführung.

• Erstellen eines Organisationsplans (siehe unten)

Anfang Oktober• Beantragung des Martinsumzugs bei der örtlichen

Gemeinde und dem Landratsamt (dazu gibt esFormblätter)

Organisation im Vorfeld Schulleitung → Versicherungsschutz klärenHausmeister

Wer muss benachrichtigt werden? Örtliche GemeindeWozu? → Absprache der Route des Umzugs, Genehmigung einholen beim Landratsamt, Straßen-

absperrung, evtl. Polizei benachrichtigen (wird durch das Landratsamt bestimmt)

Weitere → Eltern für Absperrung der Straße organisieren (Schutzwesten und Taschenlampen)Kirchengemeinde→ Versicherungsschutz, Kirchennutzung, Beteiligung des Pfarrers klären

→ Reiter organisieren nebst Verkleidung als Sankt Martin (in der katholischen Kirchenge-meinde vorhanden)

Werbung durch Plakate und Flyer – Wer?im Amtsblatt der örtlichen Gemeinde – Wer?persönliche Einladung (Kindergärten) – Wer?Diese Aufgaben übernahmen die Eltern.

Organisation der Bewirtung Was soll es geben?Die Wahl fiel auf Gebäck, das die Eltern mitbrachten. (→ Hinweis bei den Elternabendendurch die Klassenlehrer)Getränke: Teepunsch für die Kinder (kostenlos) und Glühwein für die Erwachsenen (Bezah-lung)→ Zusammenstellung des Elternteams, das für die Bewirtung sorgt

Inhaltliche Organisation Das Martinsspiel wird im Religionsunterricht von einer Klasse vorbereitet und zu Beginn derVeranstaltung in der katholischen Kirche aufgeführt.

Wer gestaltet ein Martinsspiel? Die Aufführung findet in der Kirche statt, da dort die akustischen Bedingungen besser sindals im Freien, die Gäste des Umzugs gesammelt und in einem gemeinsamen Beginn auchdas weitere Vorgehen angesprochen werden kann (viele hatten noch nie einen Martinsum-zug erlebt).

Liederheft zusammenstellen Es sollte im Vorfeld an die Klassen und die Kindergärten zum Üben der Lieder verteilt werden.Gestaltung des Umzugs Start an der katholischen Kirche nach dem Martinsspiel, 3 Stationen (Altenheim, evangeli-

sche Kirche, Schulhof)Der Reiter führt den Zug an und wartet an den Stationen, bis alle aufgeschlossen haben.An jeder Station werden Lieder gesungen.

Musiker Die Kirchenband war bereit mitzuspielen und auch an den Stationen während des Umzugsdie Lieder zu begleiten.Abschluss auf dem Schulhof mit einem LaternentanzDadurch: Sammlung aller Teilnehmer und gemeinsamer Abschluss, nicht gleich Ansturmauf die BewirtungLaternentanz mit den Klassen üben → Da ein ganz einfacher Schreittanz ausgesucht wurde,reicht eine kurze Probe am Tag des Umzugs.

Übersicht zum Ablauf:

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Fazit/Bilanz

Bereits beim ersten Mal war der Sankt Martinsumzugein großer Erfolg. Mehr als 200 Menschen nahmenteil. Eine sehr gute Atmosphäre bestimmte denAbend. Der Umzug verlief reibungslos und der Aus-klang auf dem Schulhof war sehr stimmungsvoll. AlleBeteiligten und viele Teilnehmer waren begeistertund gehen von einer Wiederholung aus. Noch Wochenspäter gab es viele positive Rückmeldungen. Auch dasKollegium möchte diese Veranstaltung fortführen.

Durch dieses Projekt haben sich einige Eltern zusam-mengefunden, die die Schulseelsorgerin auch zukünf-tig bei Aktionen unterstützen wollen. Dieser ökume-nische Elternkreis ist mittlerweile ein fester Koopera-tionspartner der Schulpastoral geworden.

Das Zusammenwirken der vielen unterschiedlichenBeteiligten klappte sehr gut. Die Eltern waren bei derBewirtung allerdings stark gefordert und bekamenvom Umzug nichts mit. Das sollte verbessert werden,indem ein Bewirtungsteam organisiert wird, das nichtam Umzug teilnehmen möchte.

Insgesamt wurde durch dieses Projekt das Ziel, Schul-pastoral bekannt zu machen, erreicht. Zudem konnte

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Sankt Martin als Diözesanpatron und Namensgeberder evangelischen Kirche vor Ort gefeiert werden.Begegnungsräume wurden geschaffen und gemein-sam das Schulleben gestaltet und bereichert.Ein wesentliches Ziel schulpastoraler Arbeit wurdebeim Sankt Martinsfest in sehr guter Weise erreicht:Schulpastoral belebt in diesem Fall die Kirchenge-meinde und greift kirchliches Brauchtum auf. So ge-sehen gibt die Schulpastoral an unserer Schule derKirche ein Gesicht und gestaltet zugleich kirchlicheTraditionen.

Materialien und Literatur:

• Je nach Aufwand des Martinsspiels unterschiedlich.Es gibt unzählige Martinsspiele, die sich mit nichtallzu großem Aufwand einstudieren lassen.

• Religion praktisch: Laternen, Lieder und ein halberMantel, Aussaat Verlag 2004

• G. Austen, E. Bihler, M. Micheel: Sankt Martin ist einguter Mann. Werkbuch für Familie, Kindergartenund Schule, Lahn Verlag 2010

• http://www.apfelbachschule.de/index.php?id=

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Heinz Rupp, katholischer Religionslehrerund Schulseelsorger an der Albertville-Realschule Winnenden

Rückblick auf das Hilfs-projekt „Wir leben gemeinsamauf unserer Welt – Ein Fest für Afrika 2016“

Zielgruppe:

Klasse 5–10, ehemalige Schüler/innen, Lehrer/innen, Eltern, Bürger/innen aus Winnenden und Umgebung, Flüchtlinge

Schulart:

Realschule

Beteiligte/Kooperationspartner:

Katholischer Schulseelsorger und evangelischeSchulseelsorgerin (Reli-Team der ökumenischenSchulgemeinschaft) + eine Familie aus Winnenden,Schüler-Projektgruppe Afrika, Fachschaft Religion, Kollegium, Elternbeirat, Förderverein, SMV, WVR-Projektklasse, Schülerfirma „Klamottenkiste“,Theater- und Capoeira-AG, evangelische und katholische Kirchengemeinden, aus Winnenden:Eine-Welt-Laden, Firma Kärcher, Foto Heincke, Metzgerei Zieger, Bäckerei Maurer, Freundeskreis Flüchtlinge Schwaikheim-Winnendenund Umgebung

Kontaktdaten:

Heinz Rupp, [email protected]

Die ökumenische Schulgemeinschaft an der Albert-ville-Realschule (ARS) in Winnenden hat seit ihrerGründung im Jahr 2009 Schritt für Schritt in der Ko-operation von Kirche und Schule ein umfangreichesAngebot mit unterschiedlichen Projekten im sozialen,kulturellen und religiösen Bereich entwickelt und eineeigenständige ökumenische Gemeinschaft an derSchule gebildet, die heute zum festen Bestandteil imSchulprofil gehört. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, „Kir-che“ auch an der Schule spürbar und erfahrbar wer-den zu lassen.

Mit einem ihrer sozialen Projekte, der Unterstützungeines Hilfsprojektes in Namibia (Hoachanas ChildrenFund) leistet die ökumenische Schulgemeinschaft derAlbertville-Realschule bereits seit einigen Jahreneinen nachhaltigen und wertvollen Beitrag zur Hilfevor Ort, damit nicht noch mehr Menschen aus ihrerHeimat fliehen müssen, und informiert mit zahlrei-chen Aktionen über das Schulleben sowie die Situa-tion der Kinder in Hoachanas/Namibia.

Alle Jahre wieder … kommt auch der „Tag für Afrika“in der Albertville-Realschule in Winnenden. Ein freiwil-liger „Arbeitseinsatz für Namibia“ eröffnet diesen Tag,an dem die Schüler ihre Schultaschen und Büchergegen Besen, Gartenschere oder Bürostuhl eintau-schen oder in Projekten arbeiten, um sich für Gleich-altrige in Afrika zu engagieren. „Ein Fest für Afrika“bildet am Abend von 17.30–20.30 Uhr in der Aula derAlbertville-Realschule in Winnenden schließlich denHöhepunkt. So auch 2016.

Musik mit Trommeln (Flüchtlinge aus Ghana), Ge-sänge (Band der ARS) und außergewöhnliche und se-henswerte Tänze mit Akrobatik und Ritualen(Capoeira-AG) versetzten die Schule in eine afrikani-sche Stimmung. Erstmals berichteten beim Afrikafest2016 Flüchtlinge aus Syrien und Eritrea von ihren dra-matischen Erlebnissen mit Bildern und Videos. EineInitiative erzählte von der Situation in Togo und einBerufsberater von „Welwitschia“ informierte über die

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Bildungschancen in Namibia. Wie in jedem Jahr wur-den die aktuellsten Infos und Entwicklungen vomHilfsprojekt „Hoachanas Children Fund“ (HCF) vorge-stellt. 2016 berichtete hierzu auch eine Familie vonihrem „Safari-Urlaub“ in Namibia, bei dem sie die Sup-penküchen in Hoachanas kennenlernen durfte, u.a.die „Winnenden ARS Suppenküche“ und die Grund-steinlegung der dortigen P. J. Tsaitsaib-Schule zurHighschool miterlebte. Zum jährlichen Programm ge-hören leckere, selbstgemachte Eintöpfe, Schokofrüch-tespieße, tolle Getränke (wie z.B. Slush und Punsch),Schminkaktionen für die Jüngeren mit Preisverlei-hung, eine Bastelwerkstatt mit „Müll“, afrikanischeSpiele, Infostände zum Förderprojekt in Hoachanas,Stände des Weltladens Winnenden, der SMV und derSchülerfirma „Klamottenkiste“ zur nachhaltigen undfairen Produktion und viele Bilder und Informationenüber das Schulleben und den Alltag in Namibia.Gleichzeitig bestand 2016 an diesem Tag zusätzlichdie letzte Möglichkeit, sich im Foyer die große Ausstel-lung zu den Weltreligionen (Stiftung Weltethos) an-zuschauen. Initiatoren des Afrika-Projektes sind die ökum. Schul-gemeinschaft in enger Zusammenarbeit mit einer Fa-milie aus Winnenden, die das Hilfsprojekt „HoachanasChildren Fund“ (HCF) 2011 in Namibia kennengelernt,die Verbindung zur Albertville-Realschule aufgebauthat und seitdem in engem Kontakt zu Hoachanassteht. Die Schirmherrschaft für den „Tag für Namibia“hat der Bürgermeister von Winnenden übernommen.

Die Organisation und Moderation des Abends erfolgtdurch Schülerinnen und Schüler der ökumenischenSchulgemeinschaft sowie Lehrerinnen und Lehrer derARS in enger Kooperation mit einer Klasse und derenKlassenlehrerin im Rahmen des WVR-Projekts („Wirt-schaften – Verwalten – Recht“), der SMV, der Capoeira-und Theater-AG, der Schülerfirma „Klamottenkiste“,dem Förderverein der ARS e.V., dem Elternbeirat, demFreundeskreis Flüchtlinge Leutenbach & Winnenden,den Kirchengemeinden und dem Eine-Welt-Laden inWinnenden. Eingeladen sind alle Schülerinnen und Schüler ausWinnenden und Umgebung zusammen mit ihren El-tern sowie alle, die Freude an der afrikanischen Kulturund afrikanischem Feiern haben und sich durch die-sen Abend bereichern und inspirieren lassen wollen.Ganz herzlich sind auch jedes Jahr alle eingeladen, dieaus ihrer Heimat fliehen mussten und nach Winnen-den, Leutenbach und Schwaikheim gekommen sind. Der Eintritt an diesem Abend ist für alle frei, um Spen-den für das Projekt „Winnenden ARS Suppenküche“ inAfrika wird immer herzlich gebeten.Der persönliche Kontakt zum Hoachanas ChildrenFund und deren Gründerin, Frau Angelika Gleich, gibtHoffnung auf einen regen Austausch mit den Schüle-rinnen und Schülern aus Namibia. Neben Briefaus-tausch, Patenschaftsprojekten, Ein-Tag-für–Namibia-Aktionen und gegenseitiger Information könnte viel-leicht schon bald ein Angebot für die älteren oder ehemaligen Schülerinnen und Schüler der Albertville-Realschule entstehen, ihr Freiwilliges Soziales Jahr(FSJ) auch über die Deutsch-Namibische Gesellschafte.V. verbringen zu können. Ein gegenseitiger Besuchmit einer Schulklasse und der ökumenischen Schul-gemeinschaft in Hoachanas bzw. in Winnenden wäreganz im Sinne des Mottos der ARS: „Ich habe einenTraum!“.Weitere Informationen über das Projekt: Schulhomepage: ars-winnenden.de oder direkt aufder Homepage des HCF-Hilfsfonds in Namibia(www.hoachanas.de).

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„Herzlich willkommen an der Humpis-Schule Ravens-burg. Die Humpis-Schule ist eine kaufmännische berufliche Schule und bietet in vier Schularten einbreites Bildungsangebot im allgemeinbildenden undkaufmännischen Bereich an. An diesen Schulen wer-den ca. 2.900 Schüler und Schülerinnen von etwa 150Lehrkräften unterrichtet und begleitet. (…) An derkaufmännischen Berufsschule bilden wir in 20 kauf-männischen Berufen aus.“1

So werden Interessierte auf der Homepage der Hum-pis-Schule begrüßt. Persönliche Beziehungen wurdenund werden an unserer großen Schule sehr gefördert,so dass sich niemand verloren fühlen muss oder inguten und schlechten Zeiten kein Gegenüber hätte.Seit über 20 Jahren wird das Angebot der Diözese Rot-tenburg-Stuttgart, das Schulleben durch Schulseel-sorge mitzugestalten, positiv aufgenommen. Ganzbewusst als Team, als Mann und Frau, als ganz unter-schiedliche Persönlichkeiten, fingen wir, Robert Neu-bauer und Frauke Schönenberg, an, unser Profil zuentwickeln. Abschlussgottesdienste, Schulgottes-dienste, das Angebot eines Sozialtages entstandenund gehören heute – getragen von der Fachschaft Re-ligion – als feste Elemente in den Schulkalender. Beieinmaligen und wiederkehrenden Situationen, inFreud und in Leid, werden wir angefragt. Eine weitereKollegin, Susanne Osburg, ist nun in der Weiterbil-dung Schulpastoral und im Team. Wir freuen uns auchüber die Aufstockung der Stunden im Rahmen derModellphase Schulpastoral 2015–2020.

Neben vielen Angeboten der Schulpastoral sind daspersönliche Gespräch, die Beratung und Begegnungvon elementarer Bedeutung. Mit der Vielfalt der Her-kunft der Schüler und Schülerinnen hat die Vielfalt derKonfessionen und Religionen durch orthodoxe Chris-ten, Muslime, Aleviten, Buddhisten, Hindi, um nur ei-nige Beispiele zu nennen, parallel zur Entwicklung inder Gesellschaft allmählich und deutlich zugenom-men. So auch die Anfragen an religionen-sensibleSchulseelsorge. Im Folgenden möchte ich ein paar Ein-blicke in die Grundlagen und Möglichkeiten geben.

Die Kompetenz der Religionssensibilität setzt nachBEDERNA voraus, dass die Pädagogen

1. „ihren eigenen religiösen Standpunkt“ geklärthaben;

2. „Ungerechtigkeit und Schuld, Freude und Hoff-nung“ wahrnehmen;

3. „versöhnen und den Glauben feiern“ können;

1 http://www.humpis-schule.de/

Ziegruppe:

alle Schüler und Schülerinnen, alle Kolleginnen undKollegen, ausbildende Betriebe

Schulart:

Berufliche Schule

Möglich:Berufsschule, Berufsfachschule, Berufskolleg, Wirtschaftsgymnasium

Beteiligte/Kooperationspartner:

Schulseelsorgeteam, Fachschaft Religion, interne und externe Gesprächspartner, (kirchliche) Beratungsstellen für Weltanschauungsfragen

Kontaktdaten:

Frauke Schönenberg, [email protected]

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Frauke Schönenberg, Religionslehrerinund Schulseelsorgerin an der Humpis-Schule Ravensburg

„Dann geh und handlegenauso!“ –Religionen-sensible Seel-sorge an der Humpis-Schule Ravensburg

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4. „scheinbar banale Fragen ... als philosophische oderreligiöse“ ernstnehmen und so Horizonte öffnenkönnen;

5. „aufmerksam für Riten, Räume und Zeiten“ sind,„die den Alltag durchbrechen und auf etwas darü-ber Hinausgehendes verweisen“;

6. „die Religionen ... und ihre Feste“ wahrnehmen.2

Diese sechs Kriterien sind konstitutiv für die im Rah-men der Religionssensibilität „typische(n) Handlungs-und Urteilskompetenzen“3. Mit ihnen überschreibeich meine persönliche Reflexion der vergangenen, aktuellen und zukünftigen Arbeit. Da Religionssen-sibilität (im Folgenden werde ich nur noch den um-fassenderen Begriff religionen-sensible Seelsorge verwenden) die Klärung des ganz persönlichen reli-giösen Standpunkts - immer wieder neu – erfordert,kann ich nur von meinen eigenen Erfahrungen berich-ten.

Habe ich, haben wir den eigenen religiösen Stand-punkt geklärt? (1)

Gesellschaftliche, kirchliche, persönliche Veränderun-gen provozieren immer wieder die Aktualisierungmeines religiösen Standpunktes. Gerade die deutlicheKlarheit ermöglicht den verschiedensten Personenmit ihren ganz individuellen Fragen und Nöten einseelsorgerliches Gespräch zu suchen. Original-Töneder Schüler: „Was meinen Sie als Katholikin? Geradeals Christ müssen Sie mich lieben. Da komme ich lie-ber zu Ihnen mit meinen Schwierigkeiten, meinerSchuld.“ „Es ist besser, mit einer Andersgläubigen alseiner Ungläubigen zu reden.“

Im Umkehrschluss ist es mir wichtig, dass nach solcheinem interreligiösen Gespräch meine Gegenübersich in ihrer Konfession bzw. Religion rückversichernbzw. verorten. Ich bitte sie: „Besprechen Sie diese Fra-gen und unsere Überlegungen mit einer Person ihresVertrauens, Ihrer Oma, dem Vater, dem Ältesten, demImam, um sicher zu gehen, dass ich Ihren Glaubennicht falsch aktualisiert habe.“ Häufig kommt die Ant-wort, dass alles sachlich richtig war, wenn nicht, folgtin der Regel ein Gesprächsangebot. Ausgehend vondiesem interreligiösen Dialog sind viele (auch außer-schulische) freundschaftliche Beziehungen entstan-den. Gebetsketten, mitgebracht für die Schule (!) vonder Wallfahrt nach Mekka zeugen von gegenseitigerWertschätzung.

Nehme ich, nehmen wir Ungerechtigkeit undSchuld, Freude und Hoffnung wahr? (2)

Vom Sich-Schuldig-Fühlen und Ausgestoßen-Seineiner Schülerin, 16, möchte ich berichten. Wie von derTarantel gestochen verlässt sie den vorweihnachtli-chen Gottesdienst und kommt nach einigen Minutenin aller Ruhe wieder. Was war geschehen? Die Schüle-rin wollte doch „dabei sein“, aber sie dürfe als ZeuginJehovas das Vaterunser nicht mitbeten und das wurdeihr erst in diesem Moment bewusst. Traurig meint sie:„Egal, wie ich es mache, es passt nie!“ Für die kom-menden Gottesdienste haben wir eine gute Lösungfinden können.

Nehme ich, nehmen wir scheinbar banale Fragen als philosophische oder religiöse ernst und kann ich,können wir damit Horizonte eröffnen? (4)

Ein für mich ganz berührendes Ereignis in diesemSchuljahr ist die Frage einer Schülerin, laut Klassen-buch Christine, 22, ob sie in Deutschland auch wiedereine „Kristina“ sein könne. Als Spätaussiedlerin wurdevon der Passstelle ihr Geburtsname nicht übernom-men mit der Begründung: „In Deutschland heißen allenur Christine.“ Nun lässt sie alle Ausweise auf ihrenTaufnamen Kristina ausstellen.

Die Reaktion innerhalb der Klasse: „Eigentlich bin ichauch was anderes.“ Ein Mitarbeiter einer Einbürge-rungsstelle „machte“ eine Familie, alle aramäischeSyrer, zu römisch-katholischen Christen. Mit der Be-gründung: „Aramäer gibt es bei uns in Deutschlandnicht!“ Auch diese Schülerin hat ihre Daten offizielländern lassen und fühlt sich nun „identisch“.

Kann ich, können wir versöhnen und den Glaubenfeiern? (3)Bin ich aufmerksam für Riten, Räume und Zeiten, die den Alltag durchbrechen und auf etwas darüberHinausgehendes verweisen? (5)Nehme ich,nehmen wirReligionen undFestewahr? (6)

Diese drei Kriterien der Religionensensibilität entspre-chend zu würdigen, würde den Rahmen dieses Arti-kels sprengen.

An dieser Stelle möchte ich von meiner persönlichenBegegnung und Fremdheitserfahrung sprechen, derEinladung zu einem Henna-Abend einer Schülerin.„Das ist wie ein Polterabend, nur ein bisschen anders.“Auf meinen Wunsch hin, meine Unsicherheit zu klä-ren, führten wir ein ausführliches interreligiöses Ge-spräch, bei dem auch einige Freundinnen, andereSchülerinnen unserer Schule, anwesend waren. Vieles

2 Bederna (2009)3 Hemel (2006)

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habe ich erfahren, damit ich mich amAbend nicht peinlich verhalte, nichtpeinlich für mich und nicht peinlichfür meine Gastgeber. Falls doch nocheiniges nicht besprochen sei (und eswar viel!), war meine Tischdame eineKonvertitin, die mir weiterhalf. Einwunderbarer Abend!

Fazit

• Religionen-sensible Schulseelsorge ist ein zutiefstauf Beziehung angewiesenes Angebot der Schul-seelsorge. Die ganz persönlichen Gespräche weisenzudem immer wieder neu auf aktuelle Fragen undim Schulalltag wiederkehrende Krisensituationenhin.

• Religionen-sensible Schulseelsorge hat häufig einekurze Frage als Auslöser, eine längere Recherche-phase und ein kurzes Konsensgespräch. Sie verlangteine Vielfalt von Kontakten zu Personen, Vertreternvon Religions- und Weltanschauungsgemeinschaf-ten, den (kirchlichen) Beratungsstellen für Weltan-schauungsfragen, Kommunen und Ämtern.

• Religionen-sensible Schulseelsorge an der Humpis-Schule geschieht mal in einer geschützten Nische,mal als Ergänzung zum Unterricht, aber auch als Ko-operation mit anderen unterstützenden Dienstenund als Integration innerhalb gesamtschulischerKonzeptionen.

• Religionen-sensible Schulseelsorge nimmt an Be-deutung und zeitlichem Umfang in unserer Gesell-schaft und an unseren Schulen deutlich zu, nichtzuletzt durch die Einwanderungs- und Flüchtlings-wellen der letzten Jahre.

• Religionen-sensible Kompetenzen sind von großerBedeutung für uns Schulseelsorger/Religionslehrer,das Kollegium, die Vollzeit- und Berufsschulklassenunserer Schule: Not-wendend, Gemeinschaft-bildend und Sinn-stiftend.

Im „Beispiel vom barmherzigen Samariter“ (Lk 10,25–37) gibt Jesus den Gesetzeslehrern und uns den Sama-riter zum Vorbild. Er ist ein Fremder mit einer anderen Religion, der sich auf Augenhöhe dem Nächs-ten zuwendet - für mich „das“ Vor-Bild für religionen-sensible Seelsorge.

„Geh und handle genauso!“

Literatur:

Wesentliche Untersuchungen und Ratgeber zur religionssensiblen Seelsorge aus dem konfessionellenaußerschulischen Elementar- und Jugendhilfebereichliegen vor von K. Bederna, M. Lechner, F. Schweitzer, A. Biesinger, A. Stehle.

Einzelnachweis:

Hemel, Ulrich, Religionsphilosophie und Philosophieder Religiosität. Ein Zugang über die Typologie religiö-ser Lebensstile, in: Hans-Ferdinand Angel, Religiosität:Anthropologische, theologische und sozialwissen-schaftliche Klärungen, 2006, S. 102.

Bederna, Katrin, Religionssensible Erziehung in Kin-dertageseinrichtungen, in: Katrin Bederna und Hilde-gard König (Hrsg.): Wohnt Gott in der Kita? Reli-gionssensible Erziehung in Kindertageseinrichtungen,Berlin 2009, S. 27.

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Tanja Strobel, Schulleiterin an derGrundschule Ulm-Einsingen

„Kein Raum wie jederandere!“ –Der Raum der Stille ander Grundschule Ulm-Einsingen

Zielgruppe:

Klasse 1–4

Schulart:

Grundschule

Beteiligte/Kooperationspartner:

Katholische Kirchengemeinde „St. Katharina“ Einsin-gen, Gemeindereferent, Religionslehrer/innen

Kontaktdaten:

Tanja Strobel, [email protected]

Ausgangslage

Seit dem Schuljahr 2014/15 ist die Schule in Ulm-Einsingen eine reine Grundschule – die bisherigeWerkrealschule wurde aufgrund mangelnder Schüler-zahlen aufgelöst. Durch diesen Wegfall der Werk -realschule verfügt die Schule in Einsingen über zu-sätzliche räumliche Möglichkeiten. Um diese Räumeeiner neuen, sinnvollen Nutzung zuzuführen, ent-schloss sich das Kollegium in Rücksprache mit der ört-lichen Kirchengemeinde, einen „Raum der Stille“ ander Schule einzurichten und hierfür bei der DiözeseRottenburg-Stuttgart einen Antrag auf die Bezuschus-sung eines solchen Raumes zu stellen.

Die Einrichtung eines Raums der Stille wurde vonallen Beteiligten der Schulgemeinschaft befürwortetund aktiv unterstützt: der Schulleitung, den staat-lichen und kirchlichen Lehrkräften, dem Förderverein,wie auch den engagierten Personen der nachmittäg-lichen Betreuung und nicht zuletzt auch von der ört-lichen Kirchengemeinde.

Schulpastorales Konzept

Unsere Schule versteht sich nicht nur als Lernort – seitdem Schuljahr 2015/16 ist die Grundschule in Einsin-gen eine Ganztagsgrundschule in der Wahlform – siesoll vielmehr Lebensraum und Erfahrungsort für Kin-der und Mitarbeitende sein, welche aufgrund desGanztagesbetriebes immer mehr Zeit an der Schuleverbringen.Das schulpastorale Konzept der Schule wird getragenvon der Fachschaft Religion, unterstützt von den ka-tholischen und evangelischen Kirchengemeinden vorOrt. Zu diesem Konzept gehören neben dem konfessionel-len Religionsunterricht:• Schulgottesdienste für die Schulgemeinschaft in

Zusammenarbeit mit der evangelischen und katho-lischen Kirchengemeinde zur Einschulung, zumSchuljahresbeginn und den Kirchenfesten

• Wöchentliche Schülergottesdienste in Verantwor-tung der katholischen Kirchengemeinde

• Wöchentliche Kooperationsstunden im Ganztages-programm „Echt stark – mit Gott unterwegs“

• Angebote zum Einzelgespräch und zur Trauerbeglei-tung

Bereits seit dem Schuljahr 2014/15 besteht eine Ko-operation mit der Kirchengemeinde „St. Katharina“(Seelsorgeeinheit „Hochsträß“). Gemeinsam mit demGemeindereferenten der Kirchengemeinde, welcheraußerdem Religionslehrer an unserer Schule ist, bie-

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Angebote/Möglichkeiten im „Raum der Stille“

Die Lehr-/Betreuungsperson bereitet den Raum durchKerzen und meditative Musik vor. Die Schüler/-innenziehen vor dem Betreten des Raumes ihre (Haus-)Schuhe aus und suchen sich einzeln einen Platz. Erstwenn das Vorgängerkind einen Platz zum Sitzen oderLiegen für sich gefunden hat, betritt das nächste Kindden Raum.

Die bestehende Ausstattung des Raumes (Einbau-schränke) wurde durch einen großen Teppich ergänzt,Sitzkissen und Decken ermöglichen eine variable Ge-staltung. Durch bewegliche Stellwände und große Tü-cher konnten unterschiedliche Nischen eingerichtetwerden:• Schreibinseln, um Gebete oder Anliegen zu formu-

lieren • Malecken zum freien Malen bzw. Gestalten von

Mandalas• Erzähl-/Vorlesenische mit Baldachin

Auch im Rahmen besonderer Religionsstunden (bei-spielsweise für Phantasiereisen, Gestaltaufgaben,Stille-Übungen, meditative Tänze) wird der Raum imLaufe des Schuljahres sehr regelmäßig genutzt.

Daneben werden auch Klassengottesdienste in die-sem Raum angeboten.

BEISPIELE AUS DER SCHULPASTORALEN PRAXIS

ten engagierte Eltern/Mitglieder des Kirchengemein-derates der Gemeinde ein sehr abwechslungsreiches,religiöses Programm am Mittwochnachmittag an(„Echt stark – mit Gott unterwegs“). Diese Gruppe orientiert sich thematisch am Kirchenjahr, behandeltaber auch zahlreiche biblische Geschichten bzw. be-fasst sich mit aktuellen Themen. Hierbei finden im„Raum der Stille“ beispielsweise Phasen des Gebetesund Meditationen statt. Ein Lichtertanz im Adventund ein Schöpfungstanz im Frühjahr gehören zumProgramm, wie auch das kreative Gestalten biblischerGeschichten mit zahlreichen Legematerialien. DieFeier kleiner religiöser Andachten, z.B. vor den Ferien,ergänzt das Angebot.

Um den Kindern einen möglichst bruchlosen Über-gang vom Kindergarten in die Grundschule zu ermög-lichen, besteht eine enge Kooperation mit demkatholischen Kindergarten „St. Josef“, welcher in di-rekter Nachbarschaft zur Schule liegt. Das gemein-same Feiern von Festen im Kirchenjahr (z.B. gegen-seitige Einladung zu St. Martin, Adventsbesinnungen)gehört ebenso zur Kooperation wie auch die gemein-same Nutzung des „Raumes der Stille“. Hierdurchwird die kooperative Zusammenarbeit weiter ausge-baut und vertieft.

Zielsetzungen

In erster Linie soll unser „Raum der Stille“ als Erlebens-raum und Rückzugsort allen am Schulleben Beteilig-ten Möglichkeiten zu religiösen und spirituellenErfahrungen bieten.

Weitere Leitziele:

• Förderung der Persönlichkeitsentwicklung der Kinder

• Schaffung eines Gegenpols zur alltäglichen Leis-tungsorientierung

• Weiterentwicklung der Konzentrationsfähigkeitdurch Einüben von Entspannungstechniken sowieder Durchführung von Meditationsübungen

• Vertiefung der kooperativen Zusammenarbeit mitder katholischen und evangelischen Kirchenge-meinde vor Ort

Der Raum unterscheidet sich deutlich von einem her-kömmlichen Klassenzimmer oder Betreuungsraum:Das Besondere, Transzendente dieses Raumes wirdbereits in seiner Gestaltung spürbar. Hierfür wurdeder Raum mit heller, warmer Wandfarbe gestrichen,die Mosaik-AG der Schule gestaltete eine Wand diesesRaumes mit einem Naturlabyrinth aus.

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In der Advents- und Fastenzeit werden die Kinder zumeditativen Angeboten vor dem Unterricht bzw. inden Pausen eingeladen.

Ruhige Musik, der Ton einer Klangschale und das Ent-zünden von Kerzen unterstützen spirituelle Erfahrun-gen. Eine besondere Bedeutung kommt dem Raum inTrauer- und Krisensituationen zu.

Legematerialien, Tücher, Steine . . . werden als Aus-drucks- und Gestaltungselemente eingesetzt, sie prägen den Raum zusätzlich.

Der „Raum der Stille“ lädt durch seine Gestaltung alleMitglieder der Schulgemeinschaft unabhängig vonihrer konfessionellen und religiösen Orientierung ein,zu sich und zur Ruhe zu finden. Die Religionslehrkräftebeider Konfessionen sowie engagierte Frauen aus derKirchengemeinde bieten dabei Begleitung und Unter-stützung an: Im Rahmen des Ganztagsbetriebes gibtes das Angebot der „Stillen Mittagspause“, als „krea-tive Lernangebote“ (Wahlbereich) haben unsere Schü-ler/-innen die Möglichkeit am Kooperationsangebotder Kirchengemeinde „Echt stark – unterwegs mit

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Gott“ sowie an „Entspannungsübungen und -techni-ken für Kinder“ teilzunehmen.

Fazit

Mit den finanziellen Mitteln der Diözese sowie denZuschüssen aus den örtlichen Kirchengemeindenkonnten wir das Vorhaben, an unserer Schule einen„Raum der Stille“ einzurichten, realisieren.

Unser „Raum der Stille“ macht Gefühle wie Geborgen-heit und Wertschätzung erlebbar und vermag alsRückzugsraum und Raum der inneren Besinnungunser Schulleben auf eine ganz besondere Art undWeise zu bereichern. Außerdem gelingt es uns durchdie kooperativen Angebote der Kirchengemeinde, welche im „Raum der Stille“ stattfinden, „Kirche“ indie Schule zu holen.

Dieser Raum ist ein wirklicher Segen für alle am Schul-leben Beteiligten – er ist aus dem Alltag unserer Ganz-tagsgrundschule nicht mehr wegzudenken!

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Jutta Taege-Müller, Religionslehrerin und Schulseelsorgerin am Hölderlin-Gymnasium Nürtingen

„Gnade?!…“ –Ein Orientierungstag fürKlasse 8 im Rahmen einerUnterrichtseinheit zur Reformation

Zielgruppe:

Klasse 8

Schulart:

Gymnasium

Beteiligte/Kooperationspartner:

KJG, Dekanatsjugendreferentin, Religionslehrer, Schulseelsorgerin, Koch-AG

Kontaktdaten:

Jutta Taege-Müller, [email protected]

Vorgeschichte des schulpastoralen Projektes und Absprachen im Vorfeld

Im August 2013 war im Gemeindebrief der evange-lischen Kirchengemeinde Nürtingen ein Artikel überden Pfarrkonvent zu lesen, der unter dem Thema„Sünde und Rechtfertigung“ stand. Die PfarrerInnenversuchten u.a. im Gespräch mit Wilfried Härle, Pro-fessor für Systematische Theologie, die Begriffe neuzu fassen und auf ihren Bedeutungsgehalt für Men-schen unserer Zeit hin zu untersuchen. Das Themasprach mich als Religionslehrerin sofort an, machteich doch bei der Behandlung des Themas „Reforma-tion“ im Unterricht immer wieder die Erfahrung, dassLuthers zentrale „Wiederentdeckung des gnädigenGottes“ in den Augen der Schülerinnen und Schülerkeine Relevanz für ihre eigene Lebenswirklichkeit zuhaben scheint. Gespräche in unserer Fachschaft Reli-gion zeigten, dass die KollegInnen Ähnliches erlebtenund wir luden Professor Härle zu einer fachschaftsin-ternen Fortbildung ein, bei der eine ganze Reihe vonaktuellen Anknüpfungspunkten an die Lebensweltder Jugendlichen erarbeitet wurden. Es kristallisiertesich immer mehr die Fragestellung heraus: „Wenn ichals Christ an einen gnädigen Gott glaube, welche Aus-wirkungen hat das auf den Umgang mit mir selbstund mit anderen, z. B. für den Umgang mit Schön-heitsidealen, mit Leistungsdruck und den Umgangmit Rollenerwartungen?“

Bei der Vorstellung der Schulpastoral am Hölderlin-Gymnasium im Rahmen einer Kirchengemeinderats-sitzung, bei der auch ein mehrfach durchgeführterOrientierungstag für die Kursstufe zum Thema„Wofür mein Herz brennt: Abitur – und was dann?“präsentiert wurde, stellte ein ehemaliger Schüler un-serer Schule, Kirchengemeinderat und sehr aktivesMitglied der Katholischen Jungen Gemeinde (KJG) inAussicht: „Wenn Sie wieder einmal einen Orientie-rungstag planen, bieten wir als Teamer der KJG unsereMitarbeit an.“ Der KGR offerierte, das Gemeinde-haus für schulpastorale Projekte nutzen zu können. So reifte der Plan, im Rahmen der Unterrichtseinheit„Reformation“ einen Orientierungstag zum Thema„Gnade“ durchzuführen, in einer Kooperation von Re-ligionslehrer, Schulseelsorgerin und Teamern der KJG,unterstützt durch die Dekanatsjugendreferentin. Einan unserer Schule tätiger Pastoralassistent, der selbstüber einen reichen Erfahrungsschatz als Teamer vonOrientierungstagen verfügt, nahm das Angebot be-geistert an, als Religionslehrer einer Klasse 8 an die-sem Projekt teilzunehmen und den Orientierungstaginhaltlich in seinen Unterricht in dieser Klasse zu in-tegrieren. Wir entschlossen uns, das Projekt zunächsteinmal nur in einer katholischen Religionsgruppe

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durchzuführen, um erste Erfahrungen zu sammeln;mit der Fachschaft Religion wurde vereinbart, beieiner erfolgreichen Durchführung den Orientierungs-tag auch für evangelische Religionsgruppen undschließlich in Absprache mit der Fachschaft Ethikmöglicherweise für alle interessierten SchülerInnender Jahrgangsstufe 8 anzubieten – auch um dem Prin-zip der Offenheit und Gastfreundschaft schulpasto-raler Angebote für alle SchülerInnen gerecht zuwerden.

Informiert wurden zudem die Schulsozialarbeiter, dieim Rahmen des Sozialcurriculums der Schule eben-falls Ideen für die Klassen 8 zur Stärkung der Persön-lichkeit und der Sozialkompetenz der Jugendlichenentwickelten. Dabei stellte sich heraus, dass sich dieAngebote ideal ergänzen.

Angesichts der zeitlichen Belastung und der termin-lichen Verpflichtungen der Jugendlichen wurde mitder Schulleitung vereinbart, den Orientierungstag aneinem Samstag durchzuführen und vier Doppelstun-den Religion in der betroffenen Gruppe auf diesenSamstag zu verlegen; diese Konstruktion wurde beider Stundenplangestaltung berücksichtigt: viermalfiel der auf einen Nachmittag gelegte Religionsunter-richt zugunsten des Orientierungstages aus. Schüler-Innen, die nicht am Orientierungstag teilnehmenkonnten oder wollten – hier wurde auf das Prinzip derFreiwilligkeit an der Teilnahme schulpastoraler Ange-bote Wert gelegt – konnten als Ausgleich für den ent-fallenen Unterricht eine thematisch passende Haus-arbeit erstellen.

Planungsphase im Vorbereitungsteam und Informa-tion von Eltern und Schülern

Zwischen dem Katholischen Jugendreferat/der BDKJDekanatsstelle und der Schule wurde ein Kooperati-onsvertrag geschlossen, um die Zusammenarbeit fürbeide Seiten auf eine transparente und verlässlicheBasis zu stellen, indem u.a. das Ziel der Kooperationund die Leistungen der Vertragspartner klar benanntwurden. Gleich zu Beginn des neuen Schuljahres wur-den ein Termin für den Orientierungstag und vier Vor-bereitungstreffen vereinbart sowie das komplettekatholische Gemeindehaus incl. Küche reserviert (inZukunft wird diese Terminabsprache noch langfristi-ger erfolgen, da beispielsweise das Gemeindehaus be-reits nahezu ausgebucht war). Beim zweiten Treffensetzte sich das Vorbereitungsteam auf Wunsch derKJG-Teamer in einem sehr fruchtbaren Gespräch ersteinmal selbst theologisch mit der Frage nach einemgnädigen Gott auseinander und leitete daraus The-men für Workshops ab, die die SchülerInnen der

Klasse 8 ansprechen könnten. Die Teamer übernah-men jeweils Verantwortung für einen von fünf Work-shops, den sie inhaltlich selbständig entwickelten, beiden folgenden Treffen vorstellten, um dann eine Rück-meldung und gegebenenfalls eine Beratung zu erhal-ten.

Die SchülerInnen wurden gleich zum Schuljahresbe-ginn über dieses Projekt informiert, die Informationder Eltern erfolgte über einen Brief sowie am Eltern-abend. Interessanterweise fragten gleich Eltern vonevangelischen SchülerInnen nach, wann es dieses Angebot denn auch für ihre Kinder gebe. Auch den betroffenen KlassenlehrerInnen wurde das Vorhabenerläutert.

Für die Verpflegung von TeilnehmerInnen und Teamwurde die Koch-AG der Schule ins Boot geholt, derenLeiterin sich bereit erklärte, in ihrer üblichen AG-Zeitam Freitagmittag vor dem Orientierungstag eineSuppe zuzubereiten, die auch sich vegetarisch Ernäh-rende essen konnten. Auf diesem Weg wurde dasneue Projekt der Schulseelsorge gleich unter weiterenSchülerInnen kommuniziert. Um die übrige Verpfle-gung incl. Kuchenbacken sowie die ästhetische Ge-staltung der Räumlichkeiten kümmerte sich dasTandem aus Religionslehrer und Schulseelsorgerin.

Ablauf des Orientierungstages

Nach einer Begrüßung durch die Schulseelsorgerinund einer Kennenlernrunde folgte ein Überblick überdas Tagesprogramm, die Regeln für die gemeinsameArbeit wurden benannt. Im Anschluss an ein Kennen-lernspiel und ein kurzes Anspiel zu Situationen in derSchule, in denen das Thema Gnade relevant wird, setz-ten sich die TeilnehmerInnen anhand von ausliegen-den Bildern mit den Fragen auseinander, was für sieGnade heißt und wann sie selbst schon einmal Gnadeerfahren haben. Folgende Workshops wurden vorge-stellt und in zwei Runden – unterbrochen durch das

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gemeinsame Mittagessen – durchgeführt: 1. Umgangmit Leistungsdruck, 2. „Gnädige“ Feedbackkultur, 3. Umgang mit Rollenerwartungen an mich selbstund an andere, 4. Eigenwerbung in sozialen Medien,5. Persönlichkeitsentfaltung – wer begleitet mich, undwelchen Freiraum könnte ein gnädiger Gott mir dabeischaffen? Im Anschluss an die zweite Workshop-Runde wurden in knapper Form die Ergebnisse ausden Workshops mit den Inhalten der Unterrichtsein-heit „Reformation“ verknüpft. Nach einer Feedback-runde zum Orientierungstag wurde der Tag miteinem Expuls der Schulseelsorgerin abgeschlossen.

Schlussbemerkungen–ReflexionundweiterführendeÜberlegungen

Über die Feedbackrunde am Ende des Orientierungs-tages hinaus wurde von den SchülerInnen eine Rück-meldung in Form eines Fragebogens eingeholt.Mokierte sich zu Beginn des Tages noch der eine oderandere darüber, dass er am Samstag zu diesem Tag er-scheinen musste, stellten sich alle SchülerInnen amEnde des Tages auf einer gedachten Skala in den bei-den obersten Kategorien, die meisten sogar in derobersten Kategorie auf. Auch die schriftlichen Reaktio-nen auf das Programm des Tages waren nahezudurchweg positiv. Besonders hervorgehoben wurde,dass es um für das eigene Leben relevante Themenging und die Gruppe ein gutes Gemeinschaftserlebnishatte.

„An dem Orientierungstag hat mir gefallen, dass …

… man brauchbare und interessante Dinge gelernt hat,die man in der Schule nicht lernt.

… man sich Gedanken über Sachen gemacht hat, überdie man normalerweise nicht nachdenkt.

… man zusammen in Gruppen etwas gemacht hat …

… es so tolles Essen, tolle Leute und ein gutes Programmgab und vor allem, dass man sich selber besser ken-nengelernt hat.

… insgesamt eine nette Stimmung herrschte und manmerkte, dass viel Zeit und Mühe darin steckte.“

Als nach wie vor etwas sperrig erwies sich der Begriffder „Gnade“.

Auch das Team war sich einig, dass der Tag gelungenwar. Eine neue Erfahrung stellte für die Teamer derKJG die Arbeit zu einem so dezidiert theologischenThema dar. Der Austausch darüber in der zweiten Vor-bereitungssitzung wurde als eine Bereicherung emp-funden. Für das nächste Schuljahr wurde eineFortführung der Zusammenarbeit der Kooperations-partner vereinbart, bei der weiter überlegt werdensoll, ob und wie der Bezug zum Begriff der „Gnade“noch deutlicher herausgearbeitet werden kann.

Als sehr positiv wurde die zuverlässige und professio-nelle Arbeit der Teamer und der Dekanatsjugendrefe-rentin erlebt. Aus meiner Sicht hat sich gezeigt, dasseine Kooperation für alle Beteiligten einen Gewinnmit sich bringen kann.

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Zielgruppe:

Schüler/innen der Klassen 5, 6 und 7

Schulart:

Gymnasium

Beteiligte/Kooperationspartner:

Kolleg/innen, Religionslehrer/innen,Schulsozialarbeiter

Kontaktdaten:

Carla Ulrich,[email protected]

Vorbemerkung

Das Montfort-Gymnasium in Tettnang ist mit über1000 Schülerinnen und Schülern eine große Schule imländlichen Raum. Aufgrund dessen ist es mir alsSchulseelsorgerin besonders wichtig, bewusst und inverschiedenster Weise Kontakt zu den Schülerinnenund Schülern aufzunehmen, um für möglichst vieleMenschen an der Schule präsent zu sein. Präsenz isteine Voraussetzung dafür, dass ich als Ansprechpart-nerin für eventuelle Gespräche in Frage komme.Zudem ist es mir ein Anliegen, den Schülerinnen undSchülern aktiv (Rückzugs-)Räume zu bieten, in denensie Zeit zum Ausruhen und Auftanken erhalten.Ebenso erstrebenswert ist es, ihnen die Erfahrung zuermöglichen, dass jemand etwas bewusst für sie undmit ihnen gestaltet. Die Adventszeit bietet sich für Heaven-Inns besondersgut an, weil die Schülerinnen und Schüler auf dieseWeise die eigentliche Bedeutung von Advent im Klei-nen erleben und so den Widerspruch zur oft stressi-gen und hektischen Vorweihnachtszeit erkennenkönnen.

Ziele

• Gemeinschaft erlebbar machen und stärken• Zeit zum Innehalten und zur Ruhe einräumen• spirituelle Erfahrungen ermöglichen• persönliche Kontaktaufnahme mit den Schüle-

rinnen und Schülern als Schulseelsorgerin schaffen• das Kirchenjahr erfahrbar machen

Durchführung des Projektes

Die Heaven-Inns im Advent werden am Montfort-Gymnasium in Tettnang seit 2013 durchgeführt. In dergroßen Pause treffen sich Schülerinnen und Schülerder Jahrgangsstufen 5–7 an einem Tag in der Wochezu einem spirituellen Impuls. Vorbereitet wird der Im-puls von einem Zweierteam (der Schulseelsorgerinund einem/einer weiteren Lehrer/in). Die Schülerin-nen und Schüler werden vorweg durch visitenkarten-große Einladungen über die Religionslehrerinnen und-lehrer persönlich eingeladen. Zudem hängen zur Erinnerung Plakate im Schulgebäude aus.

Der 15-minütige Impuls findet an unserer Schule inder Schulbibliothek statt – ein zentraler Raum mitstarker Atmosphäre. In einem Sitzkreis wird eine ge-staltete Mitte geschaffen. Hier sind wenige, aber aus-drucksstarke adventliche Elemente, wie Tücher,Kerzen, Tannenzweige oder Sterne besonders geeig-net. Zudem gibt es einen zentralen Gegenstand, derdas Thema wiederspiegelt (Krippenfigur, Einkaufsliste,Wunschzettel, Adventskranz …).

Heaven Inn im Advent

Bist Du in der 5., 6. oder7. Klasse und hast Lustauf eine etwas anderegroß(artig)e Pause mit

• Musik (lauschen)• Geschichten (hören)• Kerzenschein (wahr-

nehmen)• (…)

Dann komm…Wann: donnerstags in der großen Pause

(26.11.–17. 12.)Wo: Schulbücherei

… wir freuen uns auf Dich

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Carla Ulrich, Religionslehrerin und Schulseelsorgerin am Montfort-Gymnasium Tettnang

„Heaven-Inn im Advent – Eine anderegroß(artig)e Pause“

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Der Impuls beginnt immer mit einer Begrüßung undkurzer Hinführung zum Thema. Es folgen ein Lied –möglichst mit Gitarrenbegleitung, eine etwa 5-minü-tige Impulsgeschichte, ein Moment der Stille und einabschließender Impulsgedanke, der auch in ein kurzesGespräch übergehen kann. Zum Schluss werden dieSchülerinnen und Schüler eingeladen, ein Give-Awaymitzunehmen. Das sind einfache Realien wie Federn,Steine, Lesezeichen oder Taschentuchpäckchen, dieeinen Bezug zum Thema herstellen. Sie sollen als Gedächtnisstütze dienen und gleichzeitig andereSchülerinnen und Schüler neugierig machen. Instru-mentale Musik schließt den spirituellen Impuls ab.

Schlussbemerkung

Damit die Schülerinnen und Schüler nicht auch nochin der Pause be- bzw. überladen werden, ist es ratsam,die Heaven-Inns thematisch nicht zu überfrachten.

Ebenso wichtig ist es, sich genügend Zeit einzuräu-men, denn eine spirituelle Pause mit hektischem Aus-gang ist kontraproduktiv.

Gut überlegt sei auch die Raumwahl. Leider habenimmer noch viele Schulen keinen Raum, der explizitfür spirituelle Impulse/Projekte ausgerichtet ist undsomit von sich aus eine geeignete Atmosphäre schaf-fen würde. Klassenräume sind aufgrund ihrer eigent-lichen Funktion nicht geeignet.

Lohnenswert ist es, eigene Schülerinnen und Schülerdirekt zu fragen, ob sie die Impulse musikalisch beglei-ten können. Es beeindruckt mich immer wieder, wiehoch die Bereitschaft und Freude der Schülerinnenund Schüler ist mitzugestalten.

„Danke, das hat noch nie jemand für mich gemacht“(Schülerin der Klassenstufe 6) ist eine von vielen po-sitiven Rückmeldungen seitens der Schülerinnen undSchüler.

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Adventsimpuls zum Thema: Hoffnung

Material

Adventskranz – Feuerzeug – Marmeladengläsermit Teelichtern – Korb mit (Taizé -)Kerzen (lang-stielig) – rote/grüne Tücher – Musik/Gitarre –OHP(-Folie mit Adventskerzen) – Geschichte: Die vier Kerzen

Verlauf:

Musik: instrumentale Musik (Gitarre)

Pünktlicher Start

1. Begrüßung (30 Sek.)

Wir begrüßen Euch recht herzlich zu diesem klei-nen Impuls zu dem Thema „Advent, die Zeit desLoslassens“.

2. Einleitung/einleitende Worte

Nun dauert es nicht mehr lange und wir feiernWeihnachten, die Geburt Jesu. Da stellt sich dieFrage, warum wir nach über 2000 Jahren diesemEreignis so viel Bedeutung zugestehen. Welche Re-levanz kann Jesu Geburt noch heute für michhaben?

Lied (2 Min.) zum Mitsingen: Meine Hoffnung undmeine Freude

3. Impulsgeschichte (ca. 5 Min.)Die vier Kerzen (Autor unbekannt)Quelle: https://www.ekd.de/aktuell/725.html,21. 10.2016

(danach kurze Stille)

4. ImpulsgedankeDa ist jemand, der mir meine Fehler vergibt. Undnicht nur das: da ist jemand, der mich mit all denFehlern und Verfehlungen liebt und zu mir steht,mir sogar die Last abnimmt, die manche Verfeh-lungen bei mir verursachen. Gott liebt dich so, wie du bist, von ganzem Herzenund du kannst – wenn du magst – deine Lasten anihn abgeben. Das ist ein Geschenk und dafür dan-ken wir Gott, daher feiern wir die Geburt Jesu nochheute. Jesus geht uns auch heute noch etwas an.

(Stille Musik)

5. AktionSuS nehmen als kleine Erinnerung eine Kerze mitin den Tag.

Offenes Ende

Musik: instrumentale Musik (Gitarre)

Literaturempfehlungen:• Anneliese Hück (Hg.): Der Sternenspur folgen. 80 Advents-

und Weihnachtsgeschichten, Schwabenverlag 2015.• Thomas Dressel/Jutta Geyrhalter (Hg.): Morgens um Acht. Ri-

tuale und Gebete für den Tagesbeginn in der Schule, Kösel 2013.

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Vorbemerkung

Auch wenn Lehrerinnen und Lehrern1 immer noch oftunterstellt wird, sie hätten ein lockeres Leben – werselbst in dem Beruf arbeitet, weiß, dass dies nicht zu-trifft. Und auch der Satz „Lehrer haben vormittagsrecht und nachmittags frei“ gilt spätestens seit Ein-führung der Ganztagesschulen nicht mehr. Vielmehrist eine zunehmende Belastung der Lehrer festzustel-len: Neben der Bildungsvermittlung und damit ein-hergehenden zusätzlichen Konferenzen, Tagungensowie Fort- und Weiterbildungen wird auch die Erzie-hung des Kindes immer mehr zur Aufgabe der Schule.Der Lärmpegel, kein Ort, um sich im Tagesverlauf ein-mal Ruhe zu gönnen – all das zehrt an den Nervenund an den Kräften. Burn-out ist an Schulen keinFremdwort.

Das Projekt selbst

Auf diesem Hintergrund entwickelte sich in Zusam-menarbeit mit der Beratungslehrerin die Vorstellung,nicht nur immer etwas für die Schüler zu tun, sondernauch mal an sich selbst zu denken: Wir planten eineAuszeit für die Kollegen! Und zwar im Kloster.

Bei einem ersten Vorbereitungstreffen mit der fürFort- und Weiterbildung zuständigen Ordensschwes-ter im Kloster Untermarchtal überlegten wir gemein-sam das Thema der Auszeit. Da es uns darum ging,einfach mal auszuruhen und etwas für unseren Ener-giehaushalt zu tun, kamen wir schnell auf die Idee:„Einmal auftanken bitte!“ – Kleine Auszeit im KlosterUntermarchtal. Geplant wurden zwei Tage mit Über-nachtung, das Ziel war neue Energie für Seele undLeib.

Ein Flyer, der an die Lehrer verteilt wurde, lud zu die-sem Angebot ein. Da wir alle Kollegen ansprechenwollten, auch diejenigen, die Kirche und Glaubennicht so nahe stehen, war es in der Gesamtlehrerkon-ferenz nötig, Berührungsängste zu nehmen und klar-zustellen, dass es bei dieser Auszeit, wenn auch imKloster stattfindend, nicht um Missionierung gehensollte. Letztendlich waren es elf Kollegen (von insge-samt ca. 80), die von Freitag, 13 Uhr, bis Samstag, 17 Uhr, eine Auszeit wagten.

In kleinen Einheiten schufen wir mit Hilfe des Schöp-fungsliedes Genesis 1 entlang der sieben Schöpfungs-tage unsere Welt, unser eigenes Lebenshaus. Mit Blick

Zielgruppe:

Kolleginnen und Kollegen

Schulart:

Gymnasium

Beteiligte/Kooperationspartner:

Schulseelsorgerin, Beratungslehrerin, Kloster Untermarchtal

Kontaktdaten:

Karin Walter, [email protected]

1 Im Folgenden wird der Einfachheit halber nur die maskulineForm „Lehrer“ bzw. „Kollege“ oder „Schüler“ verwendet.

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Karin Walter, Diplomtheologin, Religionslehrerin und Schulseelsorgerin amPestalozzi-Gymnasium Biberach

„Einmal auftanken bitte!“ –Kleine Auszeit im KlosterUntermarchtal

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auf unsere überfüllten Terminkalender und das Ge-fühl, nie fertig zu sein, überlegten wir, was in unseremLeben in den Keller gehört (das sind die Dinge, die wirhin und wieder, aber nicht dauernd brauchen), wasauf den Dachboden gepackt werden kann (die Dinge,die nur einmal im Jahr wirklich wichtig sind) und waswir wirklich zum täglichen Leben im Wohnbereich un-seres Lebenshauses brauchen.

Zentrale Impulse und Gedanken waren zum Beispiel:„Sobald der Mensch festen Boden unter den Füßenhat, fängt die Erde an zu grünen und zu blühen. DieErde bringt das Grün hervor, es wird nicht von Gott ge-schaffen.“ Oder: „Eine Langeweile ist eine lange Weile,eine zeitlose Zeit.“ Und schließlich: „Gott sah alles an,was er gemacht hatte, und es war sehr gut. – Wirsagen oft: ‚Es ist gut, aber …‘ Stattdessen sollten wirbesser lernen, herauszutreten aus dem Alltag und inGelassenheit zu sagen: ‚Jetzt ist es gut!‘“

Mit Legematerial konnten wir unseren Gedanken Aus-druck verleihen, in Gesprächen uns gegenseitig daranteilhaben lassen. Nebenbei blieb Zeit zum Kennenler-nen der Klosteranlage, für kleine Spaziergänge, fürgutes Essen, für einen gemütlichen Austausch amAbend.

Finanziert wurden die beiden Tage durch Eigen-beiträge der Teilnehmer (90 € für Übernachtung, Vollpension und Begleitung durch die MarchtalerSchwester).

Reflexion und weiterführende Gedanken

Das Projekt wurde sehr gut aufgenommen. Zu Beginngeäußerte Bedenken dazu, dass wir mit einem bibli-schen Text arbeiten sollten, stellten sich als unnötig

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heraus, weil jedem schnell klar wurde, dass es hier we-niger um den eigenen Glauben ging, sondern um diezum Nach- und Umdenken anregenden Impulse desBibeltextes. Die Teilnehmer genossen die Ruhe, die Ge-meinschaft, die Impulse, die zum Nachdenken auffor-derten und mit der Legearbeit Raum für kreativesHandeln ließen, sowie die wertschätzenden Gesprä-che untereinander. In den nächsten Wochen hörteman immer mal wieder in der Schule die Frage:„Wann gehen wir mal wieder ins Kloster?“

Mittlerweile gibt es an unserer Schule ein Lehrer-Schulpastoral-Team (von den Fächern her bunt ge-mischt – Deutsch, Englisch, Ethik, Geschichte, Religion,Spanisch, Sport), das sich Gedanken dazu macht, wasden Kollegen gut tut. Klostertage sind im Programmauf jeden Fall mit dabei.

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Kurze Beschreibung des Kooperationsprojektes

Der Heilige Vinzenz von Paul machte sich das Motto„Liebe sei Tat“ zu seinem obersten Leitsatz. Die Gegen-wart unserer Welt zeigt, dass wir unseren Nächstennie aus den Augen verlieren dürfen. In der gemeinsa-men Arbeit, im Miteinander, wird der Reichtum desFüreinander sichtbar.

Ein ganzes Schuljahr ließen sich Schüler und Schüle-rinnen der Ignaz-Demeter-Schule innerhalb der Ganz-tagesschule auf die gemeinsame Arbeit im sogenann-ten Vinz-Unterricht ein, dessen Inhalte das Leben undWirken des Heiligen Vinzenz zur Grundlage haben.Als Diakon in der katholischen Kirchengemeinde St. Johannes Albstadt habe ich dieses Kooperations-projekt zwischen Kirche und Schule initiiert. In mei-nem Erstberuf war ich Krankenpfleger und hatte imKrankenhaus Rottenmünster meine ersten „Berüh-rungspunkte“ mit dem Heiligen Vinzenz. In einer Lehrerin der Ignaz-Demeter-Schule fand ich eine Mit-streiterin und Begleiterin.

Der Vinz-Unterricht fand im Schuljahr 2015/16 wö-chentlich Mittwochnachmittags von 13.20 Uhr bis14.50 Uhr als Angebot innerhalb des Ganztagesschul-betriebs statt. Insgesamt meldeten sich zum Vinz-Un-terricht 20 Kinder unterschiedlicher Konfessionen undWeltanschauungen an.

Zielsetzung

Schüler der Ignaz-Demeter-Schule sollen sensibilisiertwerden, „Not“ von Menschen zu sehen, und zu christ-lichem Handeln inspiriert werden. Dafür werden die„Unterrichtseinheiten“ mit verschiedenen theoreti-schen, praktischen, sozialen und spielerischen Projek-ten den Schülern nahegebracht. Dabei soll in jedemKind sein ganz persönliches Talent entdeckt und gefördert werden. Als Kooperationspartner stehenverschiedene soziale Einrichtungen, wie die beidenAlbstadt-Krankenhäuser und sechs Albstadt-Senio-ren- und Pflegeheime, zur Seite.

Aktivitäten und Ideen

• Theoretischer Teil: Einführung in Leben und Wirkendes Heiligen Vinzenz von Paul unter den beiden Leit-sätzen: „Er sah die Not und half“ und „Liebe sei Tat!“Weiter werden verschiedene Texte aus der Einheits-übersetzung, wie zum Beispiel die Szene mit demBarmherzigen Samariter, mit den Schülern erarbei-tet. Diese Texte werden auch im Ethikunterricht behandelt und bieten im Vinz-Unterricht allen Konfessionen einen Zugang, Not zu sehen und zuhandeln.

Zielgruppe:

Klasse 1–4

Schulart:

Grundschule

Beteiligte/Kooperationspartner:

Diakon, Lehrerin, Katholische Kirchengemeinde St. Johannes der Täufer Albstadt-Lautlingen, Ignaz-Demeter-Schule Albstadt-Lautlingen, Kliniken Albstadt, Senioren- und Pflegeheime Albstadt

Kontaktdaten:

Michael Weimer,[email protected]

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Michael Weimer, Diakon St. Johannes der Täufer Albstadt-Lautlingen

„ErbarmendeLiebe erobertdie Welt“ (Vinzenz von Paul) –Vinzentinische Ersthelferin der Ignaz-Demeter-SchuleAlbstadt-Lautlingen

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• Durch den Besuch in den Kliniken und Senioren-und Pflegeheimen möchten wir mit den SchülernOrte aufsuchen, an denen besonders Zuwendungund Hilfe am Menschen geschieht. Ärzte, Schwes-tern und Pfleger, Hauswirtschaftsbereiche usw. sol-len bei der Begegnung lebendig und lebensnahwahrgenommen werden.

Wie wichtig der Besuch und das Gespräch für diePatienten bzw. Bewohner in diesen Einrichtungensind, möchten wir bei der Begegnung mit dem Be-suchsdienst aufzeigen, aber gleichzeitig Kinderauch fragen, was sie sich als „Geschenk“ neben demBesuch vorstellen könnten, wenn sie jemandenKranken oder Einsamen besuchen würden.

„Mit Kinderaugen sehen und schenken“ – deshalbplanen wir auch, beim ersten Besuch in den ver-schiedenen Einrichtungen den Pflegedienstleitun-gen bzw. Heimleitungen ein „Mensch ärgere dichnicht, Mühle und Dame-Spiel“ zu übergeben. DieSpiele sollen dann für Patienten, Angehörige, aberauch für die weiteren Besuche von den Schülern ge-nutzt werden. Wo es möglich ist, sollen spezielleSpielnachmittage der Generationen eingerichtetwerden.

• Märchenbücher mit CD. Aufgrund der unterschied-lichen Altersstufen möchten wir mit dem Vorlesenaus den Märchenbüchern der Brüder Grimm in denSchülern die Freude am Lesen wecken, aber auchdurch die einzelnen Märchen für die Wahrnehmungvon „Gut und Böse“ sensibilisieren. Da die Erstkläss-ler noch nicht lesen können, haben sie zuhause dieMöglichkeit, das Märchen auch einfach mit CD zuhören, sofern ihnen Mama, Papa, Großeltern oderGeschwister die Geschichten nicht vorlesen.

• Brieffreundschaften mit Oma, Opa und „einsamen“Menschen. Im Elternbrief werden die Kontaktdatender Großeltern oder sonst einer „Herzensperson“ er-beten. Im Vinz-Unterricht wird dann für diese Per-sonen ein Bild gemalt (vor allem Erstklässler) oderein Brief geschrieben. Bei einsamen Menschenkönnte sich auch ein persönlicher Kontakt ent-wickeln, sodass regelmäßige Besuche stattfinden.

• Begegnung mit Frau R. (mit 50 Jahren blind gewor-den). In dieser Begegnung sollen die Schüler sichmit Frau R. auf den Weg machen, sehen, wie sie mitihrer Behinderung zurechtkommt, sich gegenseitigerzählen, was sie sehen, aber auch erfahren, wasFrau R. wahrnimmt. Geplant ist der Besuch des Meditationsgartens, wo vor allem auch durch denDuft der Kräuter der Blick auf verschiedene Formender Wahrnehmung gerichtet wird.

• Erste Hilfe mit Bär Funny. Wir schenken den Schü-lern einen Teddy, um den sie sich besonders küm-mern und dabei auch der Frage nachgehen sollen,was ist, wenn er krank ist. Was tue ich dann? Wielege ich einen Verband an? Die 5 W-Fragen, welcheman bei einem Notruf beantworten muss, usw.

• Besuch des Oberbürgermeisters, Ortsvorstehers, derFeuerwehr, der Sanis und der Polizei. Alle Personensind in ganz besonderer Weise für die Menschenverantwortlich und doch ganz normale Menschenwie DU und ICH. Das soll durch ein Gespräch überdie Aufgaben im Amt, aber auch über die Hobbysdeutlich werden.

• Wo lebe ich? Wo wohne ich? Mit einer Landkarte(ausschließlich der eigenen Gemeinde und der Alb-stadt-Gemeinden) möchten wir schauen: wo woh-nen ich und meine Freunde?

• Vereine in unseren Gemeinden vor Ort. Vereine ver-richten in unserer Gesellschaft einen wichtigenDienst. Menschen können dort Gemeinschaft er-leben. Auch durch diese Begegnungen wollen wirVerbindungen schaffen, schauen, wo eventuell einverstecktes Talent ist, aber auch zeigen, dass einHobby nicht am Geld scheitern muss.

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Bild zeigt die Schüler bei der Begegnung mit einemblinden Menschen.

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• Pizza-Ofen. Ehemalige Werk-Realschüler haben inder Ignaz-Demeter-Schule einen Holzofen gebaut.Durch den Wegfall der Werk-Realschule liegt dieserOfen brach. Mit diesem Ofen möchten wir in derPause ab und zu Pizza kostenlos anbieten.

• Spielenachmittag mit Gemeindemitgliedern. Andiesem Nachmittag sollen die Kinder mit verschie-denen Spielen vertraut gemacht werden, indem„alte“ und „neue“ Spiele mit den Schülern gespieltwerden. Ein Spielwarenhändler aus Tailfingen bietetdabei die Begleitung und Anleitung an.

• Ausrüstung der „kleinen Vinzentiner“. Alle Schüler,die am Vinz-Unterricht teilnehmen, werden mit Tasche, Vinz-T-Shirt, Teddybär und Märchenbuchausgestattet. Dies soll das Gemeinschaftsgefühlstärken, aber auch die Besonderheit deutlich ma-chen, dass jeder, der am Vinz-Unterricht teilnimmt,ab sofort ein „kleiner Vinzentiner“ ist.

• Gestaltung eines Traktoranhän-gers. Mit der Gestaltung einesTraktoranhängers möchten wireinen Vinz-Wagen herstellen, in-dem wir ihn mit den Händen derSchüler farbig bemalen und derAufschrift: „Liebe sei Tat“ beschrif-ten. Der Vinz-Wagen soll zum Bei-spiel bei Apfelernten eingesetztwerden.

• Ausflug ins Kloster Untermarchtal.Im Kloster Untermarchtal wurdeder „Garten Eden“ mit Kinderspiel-platz und Streichelzoo geschaffen,wo die Kinder in wunderbarerWeise die Vielfalt der Schöpfungsehen und erleben können. DieKinder besuchen die Vinzenz-Kir-che und begegnen den Ordens-schwestern, die sich ganz in dieNachfolge des Heiligen Vinzenzund der Heiligen Luise von Marillacstellen. Zum Ausflug werden auchdie Eltern eingeladen, damit sie er-leben, was wir das gesamte Schul-jahr miteinander erlebt haben …

Finanzierung

Der Vinz-Unterricht wird wie alle bis-herigen Vinzentinischen Projektedurch Spenden finanziert. Einen Zu-schuss haben wir auch über das För-derprogramm „Kirche und Schule inKontakt“ erhalten.

Resümee

Der Vinz-Unterricht im Schuljahr 2015/16 war für „Lehrer“ wie Kinder wunderbar! Alle Vinz-Kinder, dienicht durch einen Schulwechsel die Schule verlassenmussten, haben sich wieder zum Vinz-Unterricht angemeldet. Die einzelnen „Unterrichtseinheiten“waren von der Offenheit geprägt, spontan auch ein-mal etwas ganz anderes zu machen, als geplant war.So fuhr ich einmal kurz vor dem „Unterricht“ an einemBlumenladen vorbei und kaufte Blumen, die wir beieinem Besuch älteren Menschen brachten, um ihnenFreude zu schenken. Bei schönem Wetter machten wiruns selbst eine Freude und gingen Eis essen. Die Vinz-Kinder lernten in diesem Jahr in den Begegnungenund im „Unterricht“ ganz vinzentinisch Not zu sehenund entsprechend zu handeln. Am Ende des Schul-jahres bekam jedes Kind noch eine Vinz-Urkunde, aufdie alle ganz stolz waren.

Bild zeigt die Vinz-Schüler mit Rosen, bevor sie sich aufgemacht haben, Senioren in der Gemeinde zu besuchen.

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Zielgruppe:

Klasse 1–4

Schulart:

Grundschule

Beteiligte/Kooperationspartner:

Katholische Kirchengemeinde St. Paulus Tübingen,Grundschule Wanne Tübingen, Grundschule WHO/Winkelwiese Tübingen

Kontaktdaten:

Ralf Weitzenberg,[email protected]

Ralf Weitzenberg, Vertriebstrainer/Coach,Diakonatsbewerber

St. Paulus –Empowerment for Kids

Vorüberlegungen zum Projekt

Gutes zu tun und nachhaltig etwas zu verbessern –dies waren die Grundgedanken zu einem diakoni-schen Projekt, das ich im Rahmen meiner Ausbildungzum Diakon durchführen wollte. Erste Betrachtungender Aktivitäten und Angebote in der Katholischen Kir-chengemeinde St. Paulus in Tübingen zeigten deut-lich, wie viel bereits von ehrenamtlichen Gemein-demitgliedern und Helfern geleistet wurde und wirdund wie viele unterschiedliche Gruppierungen es gibt.Braucht es da noch ein weiteres Projekt? Ja, dennimmer da, wo Menschen sich begeistern können an-deren, Hilfsbedürftigen zur Seite zu stehen, sie zu un-terstützen, kann auch ein weiteres Projekt nicht falschsein.

Mein Wunsch war und ist es, neue Wege zu gehen, umMenschen innerhalb und außerhalb der Gemeinde zumotivieren mitzuarbeiten, eine Gemeinschaft, eineKirche am Ort zu sein, die sich an vielen Orten zeigt.Eine weitere Maßgabe war, dass sich das Projekt anaktuellen Themen der Politik, Gesellschaft und Katho-lischen Kirche orientiert.

Die „neuen“ Wege, die ich gehen will, sind geprägt vondiakonischem Handeln verbunden mit dem missiona-rischen Auftrag, der in der Taufe gründet. „Mission“bedeutet dabei für mich von anderen zu lernen, ohnedie eigene Position, den eigenen Glauben aufzugeben.Zu sehen, wie die anderen leben, und sie darauf auf-merksam machen, dass Gott schon Teil in ihrem Lebenist.

In diesem Zusammenhang ist auch die Ausrichtungdes Projekts mit den Gesichtspunkten des GlobalenLernens zu verbinden. Die Hilfe soll auf Augenhöhegeschehen.

Die Vorgehensweise folgte der eines klassischen Pro-jektablaufs: zunächst gab es eine Bedarfsermittlung,dann den Projektstart, gefolgt von einem KVP – einem„Kontinuierlichen Verbesserungsprozess“. Das bedeu-tet, dass bei diesem Projekt ein ständiges Hinterfra-gen der Sinnhaftigkeit der einzelnen Handlungen undschließlich ein geplanter „Abschluss des Projekts“stattfinden. Ein weiterer Ansatz aus der Betriebswirt-schaftslehre, der bei diesem Projekt zur Anwendungkommt, ist die „Kundenorientierung“, d.h. dass mansich bei allem Tun immer wieder die Fragen zu stellenhat: Weshalb mache ich das? Für wen mache ich das?Was bewirke ich dabei?

Im christlichen Sinne gesprochen: Stehe ich noch per-sönlich hinter meiner Arbeit und kann ich mich mitihr identifizieren? Augustinus sagte einmal: „Was duin anderen entzünden willst, muss in dir brennen.“

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• Brennt dieses Feuer in mir, wenn ich anderen helfenkann? Ist meine Arbeit getragen vom HeiligenGeist?

• Sind es die richtigen Personen, denen ich helfe?Nehmen sie meine Hilfe an?

• Sind die Menschen, denen ich helfe, von Freude erfüllt? Oft kann deren Freude nur über Empathiewahrgenommen werden.

• Hat meine Arbeit etwas bewirkt oder war ich nurbeschäftigt?

Die Beachtung dieser Punkte beeinflusst sehr starkden Erfolg eines diakonischen Projektes und das per-sönliche Wohlbefinden aller Akteure. Besonders dieFrage, ob die Arbeit vom Heiligen Geist getragen ist,hilft zu ergründen, was der innere Antrieb für dieHilfsbereitschaft ist. Folge ich nur dem Mainstreamoder kann ich mich dabei mit meinem innerstenWunsch nach Nächstenliebe und der Hilfe für„Schwächere“ identifizieren? Kann ich mich auf diePersonen, denen ich helfen möchte, einlassen? Ver-stehe ich sie und ihr Umfeld?

Wie kam es konkret zu diesem Projekt?

Wie bei allen Projekten stand zunächst eine Sozial-feldanalyse an erster Stelle. Glücklicherweise konntehier auf eine Sozialkonzeption der Stadt Tübingen ausdem Jahre 2014 zurückgegriffen werden. Zusätzlichwurde die Sinusstudie1 in die Analyse mit einbezogen.

Ergebnis der Sozialfeldanalyse war, dass die Kirchen-gemeinde St. Paulus geographisch grob in zwei Berei-che aufgeteilt werden kann: einen Teil mit einer„gutbürgerlichen Mittelschicht“ und einen Teil miteinem eher sozial schwachen Umfeld.

Daraufhin wurde das Hilfsangebot von kirchlichenund nicht kirchlichen Gruppen dem Bedarf der Sozial-feldanalyse gegenüber gestellt.

Das Ergebnis zeigte, dass die Präsenz der katholischenKirchengemeinde in den Grund- und weiterführen-den Schulen auf dem Gemeindegebiet sich auf Schü-lergottesdienste am Anfang und am Ende desSchuljahres begrenzte. Zusammen mit Herrn PfarrerDominik Weiß reifte die Idee, ein Projekt zur Vernet-zung der katholischen Kirchengemeinde St. Paulusmit den Grundschulen der Tübinger Nord-Stadt zu initiieren.

Beschreibung und Konkretisierung des Projekts,Struktur

Das aktuelle Thema der Flüchtlingspolitik spielteebenfalls eine wichtige Rolle bei der Entscheidung,sich auf Kinder im Grundschulalter zu konzentrieren.Würde das Projekt dazu beitragen, den Kindern zu hel-fen, die deutsche Sprache zu lernen, sie schneller mitunserer Kultur vertraut zu machen, sie bei uns zu in-tegrieren, so würde dies auch dazu beitragen, dass siebesser mit ihren Ängsten und teilweise dramatischenErlebnissen ihrer Vergangenheit umgehen können.Von Anfang an sollten Kinder mit und ohne Migra-tionshintergrund von dem Projekt profitieren. Wün-schenswert war und ist, dass die Gruppen nicht nuraus hilfsbedürftigen Kindern bestehen. Insbesonderebei Flüchtlingskindern bzw. Kindern mit Sprachproble-men ist eine gemischte Gruppe für das Erlernen derdeutschen Sprache förderlich.

Im Dezember 2015 wurden zur Bedarfsermittlung dieRektorinnen der Grundschule Wanne und der Grund-schule Winkelwiese/Waldhäuser Ost und deren Lehr-kräfte eingeladen. Nach der Vorstellung des Projektszeigten sich alle Anwesenden begeistert von der Pro-jekt-Idee. In beiden Schulen würde es Kinder geben,die bezüglich Sprache und Integration unterstütztwerden könnten.

Start des Projekts

Nach der positiven Bewertung im Rahmen der Be-darfsermittlung wurde das Projekt dem Kirchenge-meinderat (KGR) vorgestellt. Ziel war eine offizielleBefürwortung des Projekts durch den KGR zu erhal-ten, um auf entsprechende Ressourcen wie Räume imGemeindehaus, Veröffentlichungen im katholischenMitteilungsblatt, die Verwendung des Logos der ka-tholischen Kirchengemeinde etc. zurückgreifen zukönnen. Der KGR konnte ebenfalls von der Projektideeüberzeugt werden.

Das Suchen und Finden von ehrenamtlichen Helfer/innen ist im Grunde eine Suche nach Menschen, dieihre Talente und Charismen einsetzen möchten, umKindern zu helfen. Sich bewusst zu sein, seine eigenenTalente einzusetzen (1 Kor 12, 4–11), im Geiste Gotteszu handeln, erfüllt mit Freude und motiviert zugleich.

Als Gedankenanstoß wurden einige Möglichkeiten imWerbeflyer aufgeführt:

• innerhalb der Schulzeit– mit den Kindern lesen– mit den Kindern die deutsche Sprache lernen– Hilfe bei den Hausaufgaben

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1 http://www.wie-ticken-jugendliche.de/home.html

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• außerhalb der Schulzeit– Stadtbesichtigung– Bastelnachmittage

Menschen, die bereit sind, anderen zu helfen, gibt esin unseren Gemeinden, doch oft gelingt es nicht, diesePersonen zu finden bzw. zu begeistern. In diesem Zu-sammenhang ist es angebracht, zu erkennen, wie sichhilfsbereite Personen ihre Arbeit vorstellen, bezüglichUmfang, Erreichbarkeit, Häufigkeit etc. Unsere gegen-wärtigen Helfer sind auch außerhalb des Projektesdurchweg beschäftigt. Demzufolge sollte die Arbeitkonkret planbar sein und eine gewisse Flexibilitäthaben.

Es war und ist vollkommen ausreichend, wenn ein/eHelfer/in auch nur eine Schulstunde pro Woche mit-wirken kann. Des Weiteren gibt es auch ein Interessean einmaligen Angeboten, wie z.B. eine Stadtbesich-tigung, Spaziergänge in den Wald etc.

So können auch Personen helfen, die Berufe undHobbys ausüben, die für Kinder interessant sind, z.B.Ornithologen, Tierärzte, Naturschützer, Künstler.

Die Suche nach ehrenamtlichen Helfer/innen erfolgteim Rahmen der Vermeldungen im Gottesdienst. DesWeiteren wurden den Gottesdienstbesuchern amEnde der Feier die Flyer persönlich übergeben. WeitereMöglichkeiten sind persönliche Anschreiben an Per-sonen in entsprechendem Alter („junge“ Rentner/-innen) sowie das gezielte Ansprechen von Personen.

Wie ist das Projekt angelaufen?

Durch den Beschluss des Kirchengemeinderateswaren von Anfang an Ressourcen wie Räumlichkeitenund auch personelle Unterstützung für die Gestal-tung von Flyern vorhanden.

Erfreulicherweise meldeten sich innerhalb von dreiWochen sechs Personen als Helferinnen. Je nach Be-darf wurden diese in kürzester Zeit an die Grundschu-len vermittelt und die Helferinnen konnten so ihreArbeit aufnehmen. Der Projektleiter diente hierbei alsVermittler. Nach der Kontaktaufnahme wurde ein Termin mit der Rektorin vereinbart. In einem gemein-samen Gespräch von Rektorin, Helferin und Projekt-leiter wurde dann das mögliche Engagement erörtertund zugleich wurden Termine für einen ersten Einsatzfestgelegt.

Folgende Hilfen wurden in der zweiten Schuljahres-hälfte angeboten:

• Ein sechsjähriger Junge aus Spanien und zwei sie-benjährige Schwestern aus Texas erhalten spieleri-schen Sprachunterricht.

• Betreuung eines südkoreanischenJungen, 6 Jahre alt: Er besucht dieHelferin zu Hause, da diese in der unmittelbaren Nachbarschaftwohnt. In verschiedenen Spielenlernt der Junge die deutsche Spra-che und Kultur kennen.

• Betreuung jeweils eines Kindeswährend der Schulzeit: Die Helfe-rin erhält vom Lehrer entspre-chende Aufgaben und Material fürdie Stunde.

• Eine Helferin ist zweimal die Woche innerhalb derHausaufgabenbetreuung im Einsatz.

• Betreuung eines Kindes während der eigentlichenSchulzeit, um die deutsche Sprache zu erlernen

• Unter den Helferinnen gibt es eine Flötistin, dieeiner Gruppe von drei Kindern im Alter von 7–8 Jah-ren Flötenunterricht erteilt.

Womit war zu rechnen, womit nicht?

Überaus positiv war und ist der geringe organisatori-sche Aufwand, da sich die Helfer sehr selbständig umden Kontakt mit Lehrern und Rektorin kümmern undsich im Falle von Fragen, Problemen und Unstimmig-keiten direkt an den Ansprechpartner vor Ort wenden.

Als ausgesprochen schwierig erwies es sich innerhalbdes Projektes immer wieder, einen Termin zu finden,an dem die beteiligten Personen zusammen kommenkönnen.

Relativ schnell stellte sich die Frage, ob und wie dieHelferinnen versichert sind. Grundsätzlich sind die ehrenamtlichen Helfer über die Kirchengemeinde St. Paulus versichert.

Leider haben sich bis dato nur Frauen als ehrenamtli-che Helferinnen gemeldet. Wünschenswert wäre,dass sich auch Männer engagierten. Dies bleibt eineHerausforderung.

Ausblick

Zukünftig sollen weitere Einzelaktivitäten unternom-men werden. Besuche von Museen und der Klosteran-lage mit Schloss in Bebenhausen sind bereits geplant.

Im Rahmen eines Austauschgespräches mit den Hel-ferinnen wurde die Frage gestellt, wie mit dem ThemaGlauben umzugehen ist, vor allem, wenn muslimischeKinder auf dieses Thema zu sprechen kommen. Dieswurde zum Anlass genommen, einen öffentlichen Ge-sprächsabend mit katholischen und muslimischenTheologen zu initiieren.

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Gemeinsam treffen sich Helferinnen, Lehrer/innenund Rektorinnen mit den Kindern und deren Familienzu einem Brunch. Dabei möchten wir den Eltern derKinder die Möglichkeit geben, die Helferinnen und diekatholische Kirche St. Paulus kennen zu lernen.

Die geplante Zunahme an Flüchtlingskindern auf demGebiet der Kirchgemeinde wird die zukünftige Arbeitwesentlich beeinflussen. Es werden sicherlich weitereHelfer/innen benötigt. Neue integrative Aufgabenwerden zu lösen sein, wie z.B. der Umgang mit Aggressionen traumatisierter Kinder.

Bilanz

Die Ausbildung zum Diakon ist berufsbegleitend undso blieb mir zur Umsetzung des Projektes nur ein begrenztes Zeitkontingent. Rückwirkend betrachtetbeanspruchten die Planungsphase mit den Auswer-tungen der Sozialfeldanalyse, der Sinusstudie sowieder Vergleich dieser mit den derzeitigen Angebotender Kirchengemeinde am meisten Zeit.

Die Durchführung des Projekts lebt in hohem Maßevon den Ideen der Helfer/innen. Deren individuellePersönlichkeiten und Talente bereichern die Arbeitund Vielfältigkeit des Projekts.

Eine Herausforderung stellt die Öffentlichkeitsarbeitdar, die für eine Wahrnehmung des Projekts als Ver-netzung zwischen Grundschulen und katholischer

Kirchengemeinde sorgt. Können die Beteiligten undAußenstehende erkennen, dass hier eine Hilfe im Auftrag der Kirche erfolgt? Zunächst war geplant, dassverschiedene Hilfsaktivitäten in den Räumlichkeitender katholischen Kirchengemeinde angeboten wer-den. Doch gerade für die Grundschule, die sich im sozial prägnanten Umfeld befindet und ca. 2 km vomGemeindehaus entfernt ist, erweist sich diese logisti-sche Herausforderung als nicht realisierbar. Für Außenstehende ist somit nicht unmittelbar erkenn-bar, dass dieses Projekt auf Initiative der katholischenKirchengemeinde St. Paulus gründet. Die Helferinnenund der Projektleiter nutzen immer wieder die Mög-lichkeit zu erwähnen, dass es die Kirche ist, in derenAuftrag geholfen wird. Gerade in der heutigen Zeit istes angebracht, zu zeigen, dass sich die katholische Kirche wesentlich auch als diakonische Kirche de-finiert.

Als besonders positiv kann der Wunsch der Rektorin-nen der Grundschulen nach einem quartalsmäßigenAustausch mit dem Gemeindepfarrer Weiß gesehenwerden. Dieser Austausch unterstützt das gemein-same Miteinander.

Insgesamt wurde mehr erreicht als gewollt.

Kinder, die unsere Zukunft gestalten werden, stehenim Mittelpunkt des Projektes. Es sind Menschen da,die sich Zeit nehmen für Kinder – ein Vertrauensver-hältnis kann entstehen.

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Stellungnahmen der Helferinnen

Ich betreue zweimal pro Woche für 1 bis 1,5 Stundenein 10-jähriges iranisches Mädchen in der Grund-schule Waldhäuser Ost in Tübingen. Einmal treffe ichmich mit ihr während der Nachmittagsbetreuung,das andere Mal gleich um 8 Uhr morgens währenddes Unterrichts. Wir suchen uns immer ein leeres Zim-mer und dann geht es los. Ich versuche ihr die SpracheDeutsch im Einzelunterricht näher zu bringen. Siekann sehr gut Englisch, sie ging auf eine englischeSchule im Iran, deswegen spricht sie mit der Lehrerinund ihren Mitschülern von Anfang an Englisch. Davonprofitieren natürlich auch ihre Mitschüler sehr, aberfür das Mädchen besteht so eben keine absolute Not-wendigkeit, Deutsch zu sprechen, da sie ja über Eng-lisch mit den anderen gut kommunizieren kann. Ich versuche, nur Deutsch mit ihr zu sprechen. Wir machen keine Hausaufgaben zusammen, sondernSprachspiele. Zum Beispiel was sind Nomen oder Ver-ben. Es gibt ein gutes „Verben-Übe-Spiel“: Auf einem

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Spielplan sind auf aufeinanderfolgenden Feldern verschiedene Verben zu lesen. Man hat einen Würfel.Je nachdem, was man würfelt (1= ich, 2 =du, 3= er, sie,es etc.), rückt man vor und konjugiert das Verb dem-entsprechend. Wer zuerst am Ziel ist, hat dann ge-wonnen. Oder wir spielen Kaufladen, um Lebensmittelund Alltagssituationen nachzustellen. Dabei muss natürlich auch gerechnet werden: wie viel kosten dieBananen, Äpfel etc.? Wie viel Geld bekomme ich zu-rück? usw. Das macht ihr immer sehr viel Spaß. Eineweitere Übung ist, dass sie sich selbst vorstellen lerntund mindestens acht Sätze zu ihrer Person sagt. Odersie liest mir kleine Texte vor (lesen kann sie eigentlichschon sehr flüssig), wir bearbeiten zusammen pas-sende Arbeitsblätter, ich bringe ihr Bücher zum Sel-berlesen für zuhause mit (z.B. Gregs Tagebücher, diesie schon auf Englisch gelesen hat und deswegen aufDeutsch besser versteht). Bevor wir mit dem Üben be-ginnen, frage ich sie zuerst, wie es ihr geht. Manchmalerzählt sie dann sehr viel von sich (allerdings auf Englisch) und zum Teil sehr problematische Dinge,

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z. B. dass sie nachts nicht schlafen kann. Manchmalmöchte sie von mir noch einmal ganz genau be-stimmte Formulare erklärt bekommen, Elternbriefe,Abläufe im Schullandheim, bei Krankmeldungen, Ferienprogrammen etc. Wir dokumentieren auch immer genau, was wir zu-sammen gemacht haben, in einem kleinen Heftchen.Dann weiß das auch ihre Lehrerin. Die Lehrerin gibtmir auch Dinge, die ich speziell mit ihr üben kann, z.B.wenn ein Test ansteht (Vorgangsbeschreibungen),oder auch allgemeines Material für den Sprachunter-richt. Die Absprache mit ihrer Lehrerin funktioniertsehr gut.Die Arbeit mit ihr macht mir sehr viel Freude, mirmacht es auch sehr viel Spaß neue Materialien aus-zuarbeiten und auszuprobieren. Die Vorbereitungnimmt allerdings sehr viel Zeit in Anspruch. Je nach-dem, was ansteht, machen wir dann aber auch etwasganz anderes als das, was ich eigentlich vorbereitethabe. Zweimal pro Woche ist viel zu wenig, um etwassystematischer zu machen, aber nichtsdestotrotzdenke ich, dass sie von meiner kleinen Unterstützungsehr profitiert. Sie wartet immer schon auf mich undwill wissen, wann wir uns das nächste Mal treffen. Esgefällt ihr, dass sich jemand ganz um sie alleine küm-mert und ihr Aufmerksamkeit schenkt. Sie ist immersehr konzentriert und motiviert dabei, so dass wir,wenn ich die Übungen nicht beenden würde, wahr-scheinlich „ewig“ weitermachen würden.

Zu ihrer Familie habe ich gar keinen Kontakt, dasscheint insgesamt etwas schwierig zu sein.

Fazit: Es ist mir ein großes Anliegen, einen winzigenehrenamtlichen Beitrag zur Integration von Flüchtlin-gen zu leisten. Anstoß hierzu leistete eigentlich meineeigene Tochter (15 Jahre), die mich bestärkte, diese Arbeit zu machen ("Mama, das musst Du machen!“).Ich wollte schon einen Rückzieher machen, weil ichdachte, dass es mir zu viel würde. Meine Tochter selbsthatte schon vor einem Jahr ein großes Referat zumThema „Flüchtlinge im Mittelmeer“ gemacht, als dieProblematik noch gar nicht so massiv im Bewusstseinwar. Für mich ist das Kennenlernen von neuen Men-schen, Ländern, anderen Kulturen und Religionen persönlich enorm bereichernd; ich bin immer neu -gierig und offen, das bringen schon meine berufli -chen Tätigkeiten als Reiseleiterin, Stadtführerin und Kloster- und Schlossführerin mit sich. Die beste Stadt-führung, die ich je gemacht habe, war mit Flüchtlin-gen. Dies ist ein Geben und Nehmen: ich zeige, wie bei uns eine Stadt funktioniert, und sie erzählen mir,wie es woanders ist.Christiane Kisling-Schwan

Frau Prakash, die Rektorin der Grundschule Winkel-wiese/Waldhäuser Ost in Tübingen bat mich, einem10-jährigen koreanischen Jungen die deutsche Fami-lientradition und das Leben hier nahe zu bringen. Aus diesem Grund kommt der Junge einmal in derWoche zu mir nach Hause, wo wir zusammen Spielemachen und ich versuche seine Deutschkenntnisse zufördern. Ab und zu kommt seine Mutter mit und wirspielen zusammen und manchmal sind auch meineEnkel kinder anwesend.Insgesamt bereitet mir das ganze Freude und ich habeden Eindruck, dem Jungen geht es genauso. Insbe -sondere seine Begeisterung und Freude, wenn er michbesucht, erfreut mich jedes Mal.Ursula Hermle

Einmal in der Woche für eine halbe Stunde fahre ichin die Winkelwiesen-Grundschule in Tübingen undversuche dort, vier Mädchen aus der 3. bzw. 2. Klassedas Blockflötenspiel beizubringen. Die Kinder könnengut Deutsch, sind also schon mehrere Jahre inDeutschland. Ich habe den Eindruck, dass es ihnengroße Freude macht, zumal sie die Blockflöten von derSt. Paulus-Pfarrei geschenkt bekommen haben. Aller-dings scheint es ihnen nicht ganz leicht zu fallen,unser deutsches Liedgut zu spielen, denn sie sind ja(wenn überhaupt) mit ganz andersartiger Musik auf-gewachsen. Es ist also noch zu früh, zu beurteilen, ob meine Bemühungen einen großen Erfolg habenwerden. Doch zeigt mir ihre Freude im Unterricht, dassich auf dem richtigen Weg bin.Ich werde mich nach Kräften weiter bemühen. Erstnach den Ferien kann es weitergehen.Clara Dederke

Von einem Aufruf der katholischen St. Paulus-Ge-meinde in Tübingen fühlte ich mich angesprochen.Erst kurz in Rente überlegte ich mir: „Das wäre docheine Aufgabe für mich“. Das Lernen mit anderen, zuerst als „Älteste“ mit meinen zwei jüngeren Ge-schwistern und dann mit meinen beiden eigenen Kindern hat mir immer schon Freude bereitet. Mitdem Traumberuf Lehrerin hat es in den 80er Jahrennicht geklappt, obwohl ich Deutsch, Geschichte undPolitikwissenschaften für das Lehramt an Gymnasienstudiert habe.

Ralf Weitzenberg, unser Ansprechpartner von der katholischen Kirchengemeinde St. Paulus stellte denKontakt zur Rektorin der Grundschule in TübingensStadtteil Waldhäuser Ost (WHO) her. Nach den Oster-ferien war es soweit. Die Klasse 1d mit dem Klassen-lehrer erwartete mich. 18 Kinder aus vielen Nationen

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sahen mich erwartungsvoll an. Jedes der Kinder miteigener Geschichte mit ganz speziellen Fähigkeiten,aber auch mit vielen Dingen, die noch zu lernenwaren, wenn man erst in der ersten Klasse ist undDeutsch nicht die Muttersprache ist. Meine Aufgabe war – in Abstimmung mit dem zu-ständigen Lehrer – schnell gefunden: Lesen üben, einArbeitsblatt zu Ende bringen, rechnen mit dem Re-chenschieber, mit Händen im 10er-Raum, im 20er-Raum ... je nachdem, wo das Kind Unterstützungbrauchte. Schnell merkte ich, dass viele der Kinder sich nur einesehr begrenzte Zeit konzentrieren können. Es galtnicht nur Wissenslücken zu stopfen, sondern einfachauch Spaß zu haben, wenn Frau Reiner in der Klassewar. Ich fühlte mich als eine Art „Bereicherung“, dieKindern auf persönlichem Weg Lust am Lesen, Schrei-ben, Rechnen und Sprechen vermittelt.Wenn ich merkte, es fehlt die Konzentration, dann ließich die Kinder entscheiden, was sie tun wollten. Wirhatten das große Glück, in einem separaten Raum ar-beiten zu können. Ein großer Spielevorrat machte esmir und den Kindern leicht. Wir spielten vor allem Memory und die Kinder nannten den Namen der Ge-genstände oder Tiere, die sie aufdeckten. Wir spieltenMikado und rechneten die Anzahl der Stäbe zusam-men. Die Schulstunde ging schnell vorbei.Im neuen Schuljahr will ich gerne weitermachen unddort mit Kindern arbeiten, wo ich gebraucht werde.Elfriede Reiner

Zunächst mal Einzelbetreuung…Als frisch pensionierte Lehrerin lag es für mich nahe,Kinder an meinem ehemaligen Dienstort zu betreuen.Ich wurde gebeten, ein Kind aus Russland in der drit-ten Klasse einmal pro Woche parallel zum Unterrichtzu begleiten. Der Junge zeigte sich zu Beginn extremscheu und zurückhaltend, gewann aber langsam Ver-trauen. Dank der sehr guten Zusammenarbeit mit derKlassenlehrerin können wir uns ganz auf die aktuellenBedürfnisse des Schülers einstellen und wir freuenuns gemeinsam an seiner wachsenden Offenheit. Beidieser Arbeit fühle ich mich sehr wohl, besonderswegen der fruchtbaren Zusammenarbeit mit demganzen Kollegium und der zunehmenden Vertraut-heit des Kindes. Ich könnte mir vorstellen, unsere Arbeit auf weitere Kinder auszuweiten, um die Integration zu fördern. Auch würde ich sehr gerne mitden Eltern Kontakt aufnehmen und die Familie kennenlernen. Ilona Kießling-Bauer

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Stellungnahme Schulleiterin

Seit Februar 2016 wird diegswiwo (Grundschule Win-kelwiese/Waldhäuser-Ost) inder Nordstadt Tübingens beiihrer Arbeit intensiv unter-stützt. Wir konnten dank desProjektes „St. Paulus Empo-werment Kids“ der Kirchen-gemeinde St. Paulus inTübingen für einzelne Schü-ler und Schülerinnen, die ohne Sprachkenntnisse indie Schule kamen, Patinnen finden, die den Kindernbeim Erwerb der deutschen Sprache helfen, ihnen ihreneue Umgebung zeigen, mit ihnen z. B. Ausflüge in dieBücherei, ins Museum, ins Kino, in die Stadt zum Eisessen o. a. machen. Andere Unterstützer/innen kom-men regelmäßig am Vormittag für zwei Stunden mitin den Unterricht einer 1. Klasse und helfen beimSchreiben, Rechnen und Lesen lernen. Ein besonderesAngebot kam im Juni noch hinzu: eine ehemalige Flö-tistin bietet drei Schülerinnen aus der 2. und 3. Klasseeinmal in der Woche eine kostenlose Flötenunter-richtsstunde an.

Alle diese Besonderheiten für unsere Schüler/innenebnen ihnen das Hineinwachsen in das neue Zu-hause, stellen ihnen Menschen zur Seite, die Zeit, Geduld und Freude mit ihnen teilen. So erleben sichdie Kinder wertgeschätzt, ernst genommen und werden gefördert und gestärkt. Diese persönliche Zuwendung, Aufmerksamkeit und das Umsorgt- Werden hilft den Kindern, ihre eigenen Interessen undBedürfnisse wahrzunehmen und ihre Stärken zu ent-decken, um sie auszubauen. Gleichzeitig entdeckensie Neues, das ihr Leben bereichert und erweitert undwerden beheimatet.

Die gswiwo ist sehr erfreut über diese Zusammenar-beit und wird versuchen, diese auch im kommendenSchuljahr weiter zu pflegen und im Interesse derSchüler/innen auszubauen.

Lydia Prakash, Rektorin Grundschule Winkelwiese/Waldhäuser-Ost

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Zielgruppe:

Eltern der zukünftigen Erstklässler und ihre Familien

Schulart:

Grundschule mit teilgebundenem Ganztages -angebot

Beteiligte/Kooperationspartner:

Ganztagesteam,Eltern der Erstklässler

Kontaktdaten:

Karoline Becker,[email protected]

Karoline Becker, Religionslehrerin und Schulseelsorgerin an der Luginsland-schule Stuttgart-Untertürkheim

„Willkommen an unsererSchule!“ – Elterncafé beider Schulanmeldung

Ausgangssituation

Da die Luginslandschule seit drei Jahren teilgebun-dene Ganztagesschule ist, müssen die Eltern bei derSchulanmeldung neben dem Sekretariat auch dasBüro der Ganztagesleitung aufsuchen, um dort ihreEntscheidung mitzuteilen, ob ihr Kind am Halb- oderGanztagesschulbetrieb teilnimmt.

Darüber hinaus wird an unserer Grundschule parallelzur Schulanmeldung durch die Eltern ein „Schulspiel“für die künftigen GrundschülerInnen angeboten, umihre Schulreife zu überprüfen. Bisher warteten die Eltern nach erfolgter Anmeldung im Treppenhaus vordem Sekretariat auf die Rückkehr ihrer Kinder. DasTreppenhaus ist ein Durchgangsort mit einer einzigenSitzbank, so dass eine ganze Reihe von Eltern auf denHeizkörpern sitzen musste.

Idee

Diese Situation empfand ich bedrückend und wenigeinladend, zumal die Anmeldung zur Schule für Elternein wichtiger und oft mit Verunsicherung behafteterSchritt in die Unabhängigkeit ihrer Kinder ist. Ichmachte deshalb unserem Rektor den Vorschlag, einenOrt zu schaffen, an dem die Eltern in gemütlicher Atmosphäre warten und mit Kaffee und selbst gebak-kenen Kuchen willkommen geheißen werden könn-ten. So hatte ich es an der Grundschule meiner Kindererlebt, wo dieses „Elterncafé“ von den Eltern der Erst-klässler organisiert wurde. Solch ein Ort würde auchden Austausch unter den „neuen“ und „alten“ Elternermöglichen sowie den neuen Eltern die Möglichkeitgeben, sich untereinander in entspannter Atmos-phäre kennenzulernen. Darum brachte ich diese Ideein den Elternbeirat ein, wo sich spontan eine Eltern-vertreterin der ersten Klasse bereit erklärte, an derUmsetzung mitzuarbeiten. Auch die Leiterin derGanztagesbildung erklärte ihr Interesse an einer Zu-sammenarbeit, da sie mit dem Informationsfluss überden Ganztag und den verschiedenen Orten der An-meldung unzufrieden war.

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BEISPIELE AUS DER SCHULPASTORALEN PRAXIS

Vorbereitung

Ein Raum für das Elterncafé fand sich im Sozialraumder Ganztages-BetreuerInnen, der einfach zu findendirekt gegenüber dem Haupteingang der Schule liegt.In der nur wenige Meter entfernten Schulbibliotheksollten sowohl die Anmeldung für die Schule als auchfür den Ganztag stattfinden, Unklarheiten und Un-stimmigkeiten konnten so direkt gelöst werden.

Die Einrichtung des Elterncafés mit einladend gedeck-ten Tischgruppen und einem Büfett für Kuchen undGetränke wurde von der Schulseelsorgerin übernom-men, ebenso die Besorgung von Getränken. DieWände und eine Stellwand wurden mit Informatio-nen über den Ganztag und die Angebote der Schul-pastoral ausgestattet. In einem Korb lagen „Mit-gebsel“ bereit: „Die Geschichte von der Frau mit denGlassteinchen“1 und Halbedelsteine. In dem Impuls-text geht es darum, die schönen Momente des Tagesbewusst wahrzunehmen. Im zweiten Jahr der Durch-führung war außerdem eine Mal- und Leseecke fürjüngere Geschwisterkinder vorbereitet.

Die Organisation der Kuchenspenden wurde von ElternvertreterInnen der ersten Klassen übernom-men, die ihrerseits Eltern motivierten, sich an der Betreuung des Cafés zu beteiligen.

Ablauf

Um die zeitliche Belastung zu verteilen, waren dieGanztagsbetreuung, die Eltern und die Schulseelsor-gerin jeweils an einem Tag verantwortlich für dieDurchführung des Cafés. Wir erwarteten und begrüß-ten die Familien und standen für Fragen und Aus-tausch zur Verfügung. Die Eltern und Kinder wurdendann jeweils von der Schulsekretärin oder der dasSchulspiel betreuenden Lehrkraft abgeholt. Am Endeeines Anmeldungstages hieß es, das Geschirr abzu-waschen, die Kuchen zu verstauen und evtl. Vorräteaufzufüllen.

Reflexion und Ausblick

Das Elterncafé wurde ein voller Erfolg. Die Eltern zeig-ten sich positiv überrascht und genossen die ent-spannte und einladende Atmosphäre im Café. Eltern,die schon ein Kind an unserer Schule hatten, äußertenihre Begeisterung über den herzlichen Empfang.Gleich am ersten Tag war das Café schon am Nach-mittag Gesprächsthema auf dem Spielplatz.

Die Eltern konnten sich an den Infotafeln und demausliegenden Material in Ruhe informieren oder Fra-gen stellen. Viele Gespräche untereinander fandenstatt und die Eltern lernten sich wie erhofft schonetwas kennen. Diese Erfahrungen waren so nachhal-tig positiv, dass sie als Eltern der ersten Klassen beimzweiten Elterncafé nicht nur an einem Tag, sondern

1 http://www.evang-baschlawi.ch/downloads/gemeindebriefe/gemeindebrief_2008_04.pdf, 27.12.2016

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an allen drei Tagen präsent sein wollten und so vieleKuchen gebacken wurden, dass es noch einen Kuchen-verkauf zugunsten der Flüchtlingskinder an unsererSchule geben konnte.

Die Mitarbeiter der Ganztagesbildung konnten ihr Angebot ausführlich präsentieren und interessierteEltern in Ruhe beraten. Die Eltern der Erstklässler leis-teten einen wichtigen Beitrag zur Schulgemeinschaft,sie erlebten sich und ihre Erfahrungen als wichtig underfuhren Wertschätzung durch die Mitarbeiter derGanztagesbildung und der Schulleitung. Auch gabdas gemeinsame Betreuen des Cafés Möglichkeit, sichuntereinander kennenzulernen und auszutauschen.

Am eindrücklichsten war für mich die Erfahrung, wie „leicht“ ein großes Projekt gestemmt werdenkann, wenn sich verschiedene Menschen mit ihrenunterschiedlichen Kompetenzen einbringen. Darüber hinaus werden die Wertschätzung füreinander unddas Gemeinschaftsgefühl gestärkt.

Für die Wertschätzung des Projektes an unsererSchule spricht auch folgende Entwicklung: Hatte beimersten Café noch die Schulseelsorgerin an die Kuchen-platten einen kleinen handschriftlichen Dank gehef-tet, formulierte in diesem Jahr unser Schulleiter eine

schöne Dankeskarte, die alle Eltern, die etwas beige-tragen hatten, erhielten.

Mit dem Erlös des Kuchenverkaufes wurde ein „Kino-nachmittag“ mit gemeinsamem Mittagessen, Ge-tränken und Popcorn für die Flüchtlingskinder anunserer Schule organisiert.

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ÖffnungszeitenMontag bis Freitag 10:00 - 17:00 UhrDonnerstag 10:00 - 18:00 UhrSamstag siehe Website

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