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Seit 10 Jahren machen sich herausragende Gestalter auf den Weg in eine Stadt, die ansonsten eher keine Reise wert scheint. Sie kommen gern. Charakterköpfe und komische Vögel, Fachleute für Faltschachteln oder Druckveredelung. Sie kommen – auch, um die Plakate zu sehen, die ihren Besuch ankündigen… Trotz der gestalterischen Bandbreite verbindet diese Plakate etwas: Sie sind konzeptionell gedacht und hervorragend gemacht. Sie suchen neue Bildsprachen und spielen mit Sprachbildern. Sie loten Grenzen aus: Zwischen Assoziation und Information. Sie gewinnen Wettbewerbe. Und werden gesammelt. Dahinter steht einer, der sein Handwerk versteht – und sein Wissen mit Lust und Leidenschaft weitergibt: Klaus Hesse. Plakate haben ein kurzes aktives Leben an der Wand – diese 100 „Offenbacher Anschläge“ aus 10 Jahren sind es wert ein zweites, ein inspirierendes Leben in Buchform zu führen!
Citation preview
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Verlag Hermann Schmidt Mainz © 2010Bernd KrackeHochschule für Gestaltung Offenbach/Mwww.hfg-offenbach.deKlaus Hesse © 2010www.klassehesse.comwww.hesse-design.com
Felicitas von LützauMichael HabesKlaus HesseMauricio Franicevich
Uli Knörzer
Klaus HesseAngela BilzJeremy Gaines
Flama Light, MediumDTL Documenta Regular135 g/qm PhoenixMotionArtron Color Printing, Shenzhen
Dieses Buch oder Teile dieses Buches dürfen nicht vervielfältigt, in Daten-banken gespeichert oder in irgendeiner Form übertragen werden ohne die schriftliche Genehmigung des Verlages.
Dieses Buch oder Teile dieses Buches dürfen nicht vervielfältigt, in Daten-banken gespeichert oder in irgendeiner Form übertragen werden ohne die schriftliche Genehmigung des Verlages.
Verlag Hermann Schmidt [email protected] Hermann Schmidt MainzVerlagHSchmidt978-3-87439-804-6
IMPRESSUM / IMPRINT
VERLAG / PUBLISHER
HERAUSGEBER / EDITOR
GESTALTER/ DESIGNER
FOTOGRAFIE / PHOTOGRAPHY
4–11 / 258–269
134–143
144–163
166-167
ILLUSTRATION / ILLUSTRATION
256-257
SATZ
KORREKTORAT / PRO0F READING
ENGLISCH / ENGLISH
SCHRIFT / FONT
PAPIER / PAPER
DRUCK, BINDUNG / PRINTING, BINDING
ALLE RECHTE VORBEHALTEN
ALL RIGHTS RESERVED
VERLAG / PUBLISHER
ISBN
Affiche, Avviso, Cartello, Manifesto, Plakkaat, Plakkaert, Plaque, Placard, Placke, Postis, Poster
3
Pointed / Klaus Hesse
100 Plakate für Veranstaltungen derHochschule für Gestaltung Offenbach/M2001 bis 2010
Bernd Kracke, Rotraut Pape, Peter Eckart, Ulrike Grünewald, Wolfgang Rademacher, Klaus Hesse und viele andere initierten zahlreiche Vortragsreihen an der HfG, die über die Region hinaus Beachtung fanden. Alle Plakate wurden von Klaus Hesse entworfen und gestaltet. Die meisten Entwürfe wurden von ihm auch fotografiert oder illustriert und in der Druckwerkstatt der Hochschule von Wolfgang Rademacher gedruckt. Die Ausnahmen sind entsprechend ausgezeichnet. Ein großer Teil der Plakate wurde bei nationalen und inter-nationalen Designwettbewerben ausgezeichnet.
100 posters for events of the Academy of Art and Design Offenbach/M 2001 to 2010
Bernd Kracke, Rotraut Pape, Peter Eckart, Ulrike Grünewald, Wolfgang Rademacher, Klaus Hesse and many others initiated numerous event series that received attention also outside the Rhine-Main region. All posters were created and designed by Klaus Hesse. He also photographed or illustrated the majority of the designs and printed them at the HfG printing studio. Exceptions are labeled accordingly. Many of the posters won prizes at national and international designcompetitions.
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IMPRESSUM / IMPRINT
HFG OFFENBACH
KLEBT‘S AN ALLE WÄNDE / STICK IT AT ALL WALLS
ZUGESPITZT / POINTED
ZEHN JAHRE HUNDERT PLAKATE / TEN YEARS HUNDRED POSTERS
GÄSTE / GUESTS
ÜBERSICHT / SUMMARY
PROTAGONISTEN / PROTAGONISTS
HFG-DRUCKWERKSTATT / HFG PRINTER WORKSHOP
Bernd KrackeKlaus Hesse
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INHALT / CONTENT AUTOREN / AUTHORS
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TEN
SCHEITERN / FAILURE
PRINT LIVES!
THEORIEN DER GESTALTUNG/THEORIES OF FORMING
1ST GRAPHIC DESIGN BIENNALE (GERMAN VERSION)
1ST GRAPHIC DESIGN BIENNALE (CHINESE VERSION)
ÜBERGÄNGE / TRANSITION
ÜBERGÄNGE / TRANSITION
ÜBERGÄNGE / TRANSITION
ÜBERGÄNGE/ TRANSITION
5 STD HTA
HOTELHOTEL
HIER GEHT WAS!
GESCHICHTE DER ROBOTIK
NO ACTION WITHOUT TEAMWORK
FALTSCHACHTELN/FOLDING BOXES
RECHERCHE / INVESTIGATION
FOUND
KONTAKT / CONTACT
KONTAKT / CONTACT
KONTAKT / CONTACT
KONTAKT / CONTACT
KONTAKT / CONTACT
KONTAKT / CONTACT
WÄHLT PDF / CHOOSE PDF
ZWÖLF / TWELVE
DIE KUNST DER BÜHNE/DIE KUNST DER BÜHNE
BOOM
DER TISCH/THE TABLE
BÜCHER MACHEN/CREATING BOOKS
REGIE UND CHOREOGRAFIE
BIZARR, GROTESK/BIZARRE, GROTESQUE
DIE SCHWIERIGKEIT DER EINFACHHEIT
BERLIN TEHERAN
LIEBER OHNE
KÖNNEN FLIEGEN HÖREN
WER DENKT FLIEGT RAUS
FUTURE COMMUNICATION
LEBEN ODER SCHREIBEN. VOM SCHREIBEN LEBEN
VISION, MACHINE, VIOLINE
PAPIER/PAPER
RAUM/SPACE
Klasse HesseSixpackfilm, Brigitta Burger-UtzerFranziska Morlok, Till BeckmannWolfgang Ullrich, Burghart Schmidt, Lambert Wiesing, Hans Ulrich ReckBi Xufeng, Chen Shaohua, Chen Zhengda, Liu Yang, Lou Yongqi, Lü Jingren, Song Xiewei, Wang Min, Zhang SuojiaSascha Lobe, Eike König, Lothar SpreeMichael Kindler, Guido MetzAngela MelitopoulosCarsten FockJan KolataHfMDKKlasse PapeKlasse HesseMartina HesslerDirk QuastenAndreas SchwindtHfMDKKlasse PapeJan WeilerClaudia KempfStefan MarxIneke HansMarkus Jehs, Jürgen LaubeMirko BorscheWerner ZugHfMDKHfMDKKlasse HesseMonika BrandmeierBettina QuerfurthHfMDKHans-Heino EwersOliver GrabesDaniela Haufe, Detlef FiedlerGerwin SchmidtMarko LehankaStefan NowakRalf ZilligenBarbara BierachSteina VasulkaKatja LöhrkeMartina Hessler, Hans Zitko, Heike Weber, Gernot Böhme, Jürgen Krusche, Peter Gold, Regine Prange, Claudia Peppel
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TITEL/TITLE GÄSTE, PROTAGONISTEN / GUESTS, PROTAGONISTS
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HIER ZWISCHEN/HERE BETWEEN
ATAK
GENERATIVE SPIELRÄUME
ZEHN WUNDER ILLUSION
KOMISCHE VÖGEL/STRANGE BIRDS
KOMISCHE VÖGEL/STRANGE BIRDS
KOMISCHE VÖGEL/STRANGE BIRDS
KOMISCHE VÖGEL/STRANGE BIRDS
KOMISCHE VÖGEL/STRANGE BIRDS
EIN MANN IN EINEM BÄRENKOSTÜM SITZT IN EINEM IGLU
EIN MANN STEHT VOR EINER FRAU
EINE FRAU GEHT MIT EINEM FERNSEHER UNTERM ARM
AUF EIN MONGOLENZELT ZU
EIN KIND KNIET WIE EIN HUND VOR EINEM HUND
DAZWISCHEN
REBRIEFING
DIE WELT NACH DEN GESCHLECHTERN
LOST GENDER: FROMBOYTOGIRLANDBACKAGAIN
LOST GENDER: A DECADE OF ZEROS AND ONES
LOST GENDER: ENFANT TERRIBLE
LOST GENDER: ICH BIN EINE TOMATE
LOST GENDER: FRAU IM BILD
LOST GENDER: ELFEN IM SCHLAFSACK
PARADISE FOUND
GRENZGÄNGER/BORDER CROSSER
MATERIAL UND PROZESS
WAS BIN ICH?/WHAT AM I?
TEXT KÜSST BILD
WROTE SNID BLIDER
NEXT: FRANKFURT SCREENINGS
NEXT: KULISSE OFFENBACH/SCENERY OFFENBACH
NEXT: FRANKFURT SCREENINGS
BILL VIOLA UND DIE ANDEREN
ERINNERUNGEN AN DIE ZUKUNFT /
MEMORIES ABOUT THE FUTURE
ZEICHEN DES WISSENS
ZEICHEN DER ZEIT
ZEICHEN DES GLAUBENS
Klasse HesseGeorg BarberUlrike GabrielKlasse PapeSeyfarthMorgenClemens WeisshaarStefan LandrockKirsten Dietz, Jochen Rädeker Christoph KivelitzNorbert BiskyAnke Feuchtenberg
Christian Hahn Hessisches Ministerium für Wissenschaft und KunstThomas Stricker, Norbert Herold, Hannes Wettstein, Andreas Uebele, Francesca FergusonBarbie Deinhoff, Klasse PapeBjørn MelhusSadie PlantShu Lea CheangRosa von PraunheimFrançoise Cactus & WolitaWolfgang Müller Christoph Loos, Wolfgang LuySebastian Oschatz, Norbert Streitz, Werner Sinnhöfer, Achim Wollscheid, Horst Krause, Jeannette Hofmann, Mathias Wollin, Martin Schuster, Anja Neitzert, SalRandolph,Sebastian LütgertWerner Lorke, Anna ViebrockOliver Schwenkler, Markus Nagel, Tobias Rehberger, Jean-Marc da Costa, Markus Weisbeck, Dasa Szekely, Birgit Schuster, Ralf Beuker, Max Wolf, Mathias Wollin, Joachim Kobuss, Georg AdePeter Oprach Peter Oprach Klasse PapeKlasse PapeKlasse PapeRotraut Pape, Achim LengererOtto Piene, Kurt Weidemann, Jean-Christophe Ammann, Almir MavignierBurghart SchmidtHeinrich ParaviciniFrank Hartmann, Erwin Bauer
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006005004003002001
SALON DIGITAL: VISUAL EFFECTS
SALON DIGITAL: BALANCE DER MITTEL
SALON DIGITAL: ENCODING, DECODING, MISCODING
SALON DIGITAL: INTERVENTION
SALON DIGITAL: STREAMING
SALON DIGITAL: RECONSTRUCTION
NEUE DEUTSCHE WERBUNG
RUNDGANG 2002
HEIMATKUNDE AUS DER MODERNEN WELT
FUTURELAB
FUTURE CINEMA
FROM »BEYOND THE PLACES« TO »FIELD WORKS«
ART, TECHNOLOGY AND PUBLIC SPACES
FROM PLACE TO PLACE
STRATEGIEN ZUR SELBSTÄNDIGKEIT
PROOF.
ZOMBIES AND CYBORGS
VOM WER-BIN-ICH ZUM WO-BIN-ICH
DIGITALE STEINZEIT
DIE STIMMEN DER SATELLITEN HÖREN
WIE HALTBAR IST VIDEO-KUNST?
LOST BUT NOT DEAD MEDIA
Sebastian PoppHeiner GoebbelsCaspar StrackeBernd KrackeBernd KrackeBernd KrackeJohannes Erler, Christian Boros, Petra Knyrim, Guido Heffels, Fons HickmannWolfgang LuyPeter BexteHort HörtnerJeffrey ShawMasaki FujihataCarol StakenasTrevor GouldChristine HesseStephan Sachs, Boris Penth, Maike Mia HöhneH. Joachim Hofmann, Reinhard Franz, Rotraut Pape, Philine HofmannStelarcUta BrandesMike HentzDiedrich DiederichsenChristian ScheidemannErkki Huhtamo
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Klebt‘s an alle Wände VON BERND KRACKE
Freiheit und Zwang: Nie sind sie größer und in ihren Auswirkungen produk-
tiver als bei der Plakatgestaltung. Seit Toulouse-Lautrec haben Plakate die
denkbar größte Vielfalt visueller Möglichkeiten aufgezeigt. So entstanden laut-
lose Detonationen am Straßenrand. Schreiende Poesie an den Häuserwänden.
Provokation. Inspiration. Demonstration. Kleine Dramen in Sekunden.
Tragödien. Komödien. Zum Lachen und zum Heulen. Kleine, große Emotio-
nen. Das Gefühl tickt schneller als der Verstand. Parallel dazu entwickelte
das Plakat Erzählformen für die denkbar kürzesten Kurzgeschichten. Ein Bild,
ein Halbsatz, den Rest erzählt sich jeder selber. Ein schneller Schlagabtausch
im Vorübergehen.
Das plakative Denken durchdringt inzwischen einen großen Teil unserer
gesamten Kommunikation. Titelgestaltung von Büchern und Zeitschriften,
von CDs und DVDs, Kunst, Comics, Webdesign und unsere Sprache.
Schlüsselbilder, Reizwörter, Power Point, Mail und SMS. Die plakative Kultur
fordert sich ständig selber heraus: mit neuen Bildsprachen und neuen Sprach-
bildern. Es gibt keinen Oberlehrer, keine Kontrolle. Plakate kann jeder.
Dennoch ist es eine Kunst, die gelernt sein will, wenn sie immer wieder aufs
Neue funktionieren soll. »Bist Du ängstlich oder langweilig?«
Als Klaus Hesse und ich vor zehn Jahren an die HfG kamen, waren mir viele
seiner Arbeiten vom Sehen her vertraut, nicht zuletzt aufgrund der Veröffent-
lichungen in den Fachpublikationen. Auffällig: Trotz der großen Unterschiede
in den Arbeiten gab es da etwas, das durchgängig spürbar war. Es dauerte eine
Zeit, bis ich dieses gewisse Etwas benennen konnte. Ich glaube, es ist seine
konsequente, engagierte Eigenwilligkeit. Sein immerwährender Versuch, das
plakative Ideal mit einer aktuellen Intensität der Gestaltung neu zu definieren.
Kritiker merken an, dass sich die Gestaltung zuweilen in den Vordergrund
spielt: auf Kosten des Inhalts. Das kann man so sehen. Lässt sich aber nicht ver-
meiden. Im Gegenteil. Es ist erwünscht. Dazu sind wir hier an der HfG. Hier
können die Grenzen gefahrlos ausgetestet werden. Alle Spannungsbögen aus
Konflikt, Kontrast, Komplexität bis zur Auflösung, dieses Nanu? und Aha!:
hier müssen sie überzogen werden. Auf Biegen und Brechen. Das ist alle Mal
spannender, als hinter seinen Möglichkeiten zurückzubleiben und sich von
Gilbert und George fragen zu lassen: »Bist Du ängstlich oder langweilig?«
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Der Unterschied zwischen Mut und Übermut ist schwer vorauszusehen.
Es bleibt ein Seiltanz. Wenn eine Idee funktioniert, heißt es: Sehr mutig. Und
es gibt Applaus. Funktioniert sie nicht, dann kann man sich streiten: Übermut
oder Dummheit oder schlichtes Unvermögen. Deshalb sind uns Preise und
Auszeichnungen so wichtig. Sie sind die Mutmacher. Sie setzen die Maßstäbe.
Klaus ist einer dieser Mutmacher. Seine Award-Liste der letzten zehn Jahre ist
ein deutlicher Hinweis auf die Vorbildfunktion seiner Arbeiten: »Da könnte es
lang gehen.« Ein Freund, der Klaus seit vielen Jahren kennt, erzählte einmal:
»Erst öffnet er Dir die Augen und dann eine Tür. Die Tür führt in eine Welt, für
die Du Dich im Grunde herzlich wenig interessierst. Aber so ist er. Von einem
Moment zum anderen werden aus spröden Faltschachteln Wundertüten.«
Richtungweisende Erkenntnisse.
Dieses Buch zeigt Arbeiten aus den letzten zehn Jahren. Und berichtet ganz
nebenbei über Engagement, Kreativität und Leidenschaft. Doch nicht nur
die Plakate selbst sind eindringliche Erlebnisse. Es kommt noch schöner. Die
Plakate haben ihren Grund. Sie künden Gäste an, die sich den Fragen der
Studierenden stellen, die Rede und Antwort stehen, die Einblicke geben in
ihren Arbeitsalltag, die ihren besonderen Standpunkt vertreten, die etwas zu
sagen haben in ihren Branchen und in Offenbach, hervorragende Köpfe aus
Kunst und Design. Die Summe der Erfahrung, die auf diese Art von außen in
die Ausbildungsqualität der HfG einfließt, ist von unschätzbarem Wert.
Dadurch erschließen sich uns tagesaktuell die neuen Entwicklungen, neuen
Philosophien, neue Herangehensweisen, ein neues Sehen und Denken.
Richtungweisende Erkenntnisse, frisch aus den Ateliers und Büros der kreati-
ven Klasse. Diese besondere Veranstaltungskultur macht auch die HfG zu einer
besonderen Hochschule für neue Kreativität. Klebt’s an alle Wände.
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Zugespitzt VON KLAUS HESSE
Wir wissen nicht, wann der Mensch das erste Plakat an eine Tür, Mauer oder
Baum genagelt hat. Wir können aber davon ausgehen, dass die Menschen, seit-
dem sie die Fähigkeiten erworben haben ihre Gedanken schriftlich und oder
bildlich darzustellen, auch das Medium des Anschlages genutzt haben. An den
Anlässen und Zielen hat sich bis heute nichts geändert. Plakate proklamieren,
kündigen an, bieten feil oder rufen auf. So wurden schon weit vor unserer Zeit-
rechnung Opernsänger, Gauklertreffen oder Gladiatorenkämpfe angekündigt.
Wurden Hinweise auf begehrte irdische Güter wie Gewürze, Pferde oder
Sklaven ausgehängt. In Pompeji wurden handgeschriebene Privatanzeigen auf
Mauerresten gefunden. Doch sicherlich bestand das dringlichste Interesse in
der Verkündung von Macht. Im alten Rom wurden die Zwölftafelgesetze sowie
Volksbeschlüsse in Marmor gehauen und Kopien aus Erz zur Verbreitung
eingesetzt. In Athen wurden die Gesetze des Solon verbreitet. Doch bereits die
erste öffentliche Erklärung der Obrigkeiten offenbarte auch die Wirkung des
Plakats als subversives Mittel des Widerstandes. Mit kräftigen Schlägen
hämmerte Martin Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen gegen das
Schachern um göttliche Gnade und Vergeltung gegen die Tür der Wittenberger
Schlosskirche. Falls es so stattfand, handelte es sich um den folgenschwersten
Anschlag auf das christliche Leben. Bis zu diesem Tag pflegte die katholische
Kirche ein einträgliches Geschäft um das vermeintliche Seelenheil ihrer
Sünder. Nicht Buße, sondern Dukaten befreiten von Gewissensbissen. Es ist
nicht ganz sicher, ob Luther dieses Medium der Reformation gewählt hat, aber
falls es doch der Wahrheit entspräche, hätten wir es sicherlich mit einem der
ersten und bis heute auch einer der nachhaltigsten Plakatanschläge der
Geschichte zu tun. An den technischen Grundlagen kann es auf jeden Fall nicht
gehapert haben. Papier war bereits seit Jahrhunderten verfügbar und auch der
Buchdruck war zum Zeitpunkt von Luthers Thesenanschlag über 70 Jahre ge-
reift. In der nachfolgenden Zeit der Bauernkriege war das gedruckte Flugblatt,
das auch horizontal an exponierte Plätze angebracht wurde, ein eifrig genutztes
Medium. Zur Alltagskultur wurde das Plakat allerdings erst mit Beginn der
Industrialisierung und des verschärften Wettbewerbs um die Gunst eines
kulturinteressierten Publikums oder kaufstarken Konsumenten. Richtig in
Schwung kam das Plakat mit der Erfindung der »chemischen Druckerey«. Alois
Senefelder nutzte 1798 die abstoßende Wechselwirkung zwischen Fett und
Wasser und schuf damit die Grundlage für die Lithografie. Mit der Erfindung
des Flachdrucks machte das Plakat einen großen Schritt nach vorn. Bereits
1845 wurden in Paris die ersten Plakatsäulen aufgestellt, zehn Jahre bevor der
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23
Paste it on all the walls! BY BERND KRACKE
Freedom and constraint: Nowhere are they greater or more effectful than in
poster design. Ever since Toulouse-Lautrec posters have featured the greatest
conceivable diversity of visual possibilities. The result was silent detonations
on the side of the road. Shrill poetry displayed on the walls of buildings.
Provocation. Inspiration. Demonstration. Small dramas lasting only seconds.
Tragedies. Comedies. To laugh and to cry. Little, strong emotions. Feelings are
faster than reason. Moreover, the poster developed narrative forms for the
shortest short stories conceivable. An image, half a sentence, the rest is up to
the reader. A rapid exchange in passing.
Today, visual thinking affects the majority of communication. Designing book
and magazine covers, CDs and DVDs, art, comics, web design and our
language. Key images, emotive words, PowerPoint, e-mail and text messages.
The visual culture is forever challenging itself with new visual languages and
linguistic images. There are no rules, no control. Anyone can do poster design.
Yet, it is an art that has to be learnt if we want it to remain effective. “Are you
anxious or boring?”
When Klaus Hesse and I joined HfG Offenbach ten years ago, I was familiar
with many of his works from publications in specialist journals, among other
things. What was striking was that, even though his works were vastly
different, there was a common thread to all of them. It took me a while before
I could name this special something. I believe it is his consistent, committed
originality. His continuous attempt to redefine the visual ideal with an
intensity of design that reflects our time.
Critics point out that at times design pushes to the fore at the expense of
content. It is possible to see things this way. But it cannot be prevented. On the
contrary. It is what people want. And the reason why we are at HfG. Here, we
can explore the limits without taking any risks. All kinds of tension arising
from conflict, contrast, complexity until their resolution, this “What’s going
on?” and “I see!” – they simply need to be exaggerated here. It is make or break.
This is certainly more exciting than not making full use of one’s opportunities
and have Gilbert and George ask us: “Are you anxious or boring?”
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The difference between courage and audacity is hard to foresee. It remains a
balancing act. If an idea turns out successful, people will say, “Very courage-
ous.” And applaude. If it fails, opinions are divided between audacity, stupidity
and simply inability. That is why prizes and awards mean so much to us. They
encourage us. They set the standards. Klaus is one of these people who
encourage others. His list of awards during the last ten years clearly shows that
his works are trailblazers for others: “This could be the right direction.”
A friend who has known Klaus for many years once said, “First he opens your
eyes and then he opens a door for you. The door leads you to a world you
basically couldn’t care less about. But that’s the way he is. From one moment
to the next dull, folded boxes get transformed into lucky bags.” Trailblazing in-
sights.
This book features works from the last ten years. And casually tells us about
commitment, creativity, and passion. However, not only do the posters them-
selves make for powerful experiences. It gets even better. The posters have a
purpose. They announce guests who provide answers to students’ questions,
explain their work, provide insights into their work routine, present their own
particular views and enjoy some influence both in their particular fields and in
Offenbach. Ingenious minds from the art and design scene. All these
experiences which add to the educational quality at the Academy of Art and
Design are invaluable in that they present to us cutting-edge developments,
new philosophies, new approaches and new ways of observing and thinking.
Trailblazing insights, fresh from the studios and offices of the creative class.
This special event culture also makes HfG a special university for innovative
creativity. Paste it on all the walls!
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Putting a fine point on things BY KLAUS HESSE
The point in time when man nailed the first poster to a door, wall or tree is
not known to us. However, we can be assume that mankind made use of the
medium of posters as soon as people acquired the ability to depict their
thoughts in written or visual form. The occasions and aims have to this day
remained unchanged. Posters proclaim, announce, offer something for sale or
call on us to do something. Even long before the Common Era, opera singers,
jugglers and gladiator fights were commonly announced this way. Information
about popular mundane goods such as spices, horses or slaves were posted up.
In Pompeii, hand-written private notices were found on the remnants of walls.
However, the most pressing interest was the announcement of power. In
ancient Rome, the Law of the Twelve Tables as well as plebiscites were cut into
marble, and copies made of ore were used to disseminate them. The Laws of
Solon were likewise distributed in Athens. Nonetheless, even the authorities’
first public declaration revealed the power of the poster to be a subversive
means of opposition. On October 13, 1517, Martin Luther pinned his 95
Theses against the business of pleading for divine mercy and retribution on
the door of the Castle Church in Wittenberg with powerful blows. Assuming
that this is what occurred, it was certainly the most momentous posting ever
made against the prevailing Christian doctrine. Up to that day, the Catholic
Church was used to doing profitable business with the supposed salvation of its
sinners. Not pennants, but ducats freed people from pangs of conscience. It is
not entirely certain if Luther did in fact choose this medium of Reformation; if
so, it would be one of the first and most sustainable billpostings in history to
this date. It was certainly possible from a technical point of view: At the time
Luther posted his Theses, paper had already been available for centuries and
printing techniques had been maturing for more than 70 years. During the
subsequent Peasants War, printed flyers, also horizontally pinned to exposed
spots, were a much-used medium. However, it was not until the beginning of
industrialization and the increased competition to attract the culturally
interested public and consumers with much purchasing power that the poster
became part of our everyday culture. Posters really gained momentum when
“chemical printing” was invented. In 1798, Alois Senefelder made use of the
mutually respulsive interaction between fat and water and thus laid the
foundation for lithography. Senefelder himself set up the first five lithographic
printing presses for commercial use of lithography in Offenbach. Thanks
to the invention of flat printing, the poster took a giant step forward. The first
advertising pillars were put up in Paris as early as in 1845; ten years before
HfG OffenbachKlaus HesseWolfgang Rademacher
ORGANISATION
INITIATOR
PRINTER
TEN
Zehn Jahre Klasse Hesse an der HfG Offenbach. Studierende der Konzeptionellen Gestaltung aus dem Grund- und Hauptstudium stellen aus.
TEN
Celebrating ten years of the class of Hesse at HfG Offenbach. Conceptual design students of basic and advanced level exhibited their works.
28
29
100
HfG OffenbachRotraut Pape, Marc RiesWolfgang Rademacher
ORGANISATION
INITIATOR
PRINTER
SCHEITERN, FALLEN, SUCHEN
»Sixpackfilm« aus Wien packt aus. Ein Filmabend mit der österreichischen Avant-garde. Kuratiert von Brigitta Burger-Utzer.
FAILING, FALLING, SEARCHING
“Sixpackfilm” from Vienna tells it all. A movie night with the Austrian vanguard. Curated by Brigitta Burger-Utzer.
30
31
099
HfG Offenbach, Deutsch-Chinesischer Kulturaustausch e.V.Klaus Hesse, Jian GuoDruckerei Lembeck
ORGANISATION
INITIATOR
PRINTER
1. GRAFIKDESIGN BIENNALE DEUTSCHLAND CHINA
Ausstellung mit über 300 Plakaten, 100 Büchern und eine Stunde Animationen von chinesischen und deutschen Grafikdesignern. Begleitend fand eine Vortragsreihe mit Chinas Designelite statt. Wer die feinsinnigen und humorvollen Vorträge der chinesischen Kollegen gehört und gesehen hat, weiß, dass wir noch einiges aus China zu erwarten haben. Chinas langer Weg in die Moderne hat rasant an Fahrt gewonnen. Das Plakatmotiv lehnt sich an typischen chinesischen Winddrachen an. Diese Vögel werden mit Wünschen behaftet bevor sie in den Himmel aufsteigen.
1. GRAPHIC DESIGN BIENNIAL GERMANY CHINA
Exhibition featuring more than 300 posters, 100 books and one hour of animations by Chinese and German graphic designers. Accompanied by a lecture series at HfG Offenbach featuring China’s design elite. Those who heard and saw the subtle and humorous talks by our fellow designers from China know that there is still a lot to come from there. China’s long path to modernity has rapidly gained momentum. The poster’s motif takes its cue from typical Chinese kites. The Chinese attach their wishes to these kites before flying them in the sky.
36
37
096
40
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42
HfG OffenbachUlrike Grünewald, Peter EckartWolfgang Rademacher
ORGANISATION
INITIATOR
PRINTER
ÜBERGÄNGE
Was sind die Gemeinsamkeiten von Kunst und Design? Was sind die Unterschiede? Die HfG veranstaltete diese Vortragsreihe mit dem Fokus auf die Schnittstellen zwischen Kunst und Design.
TRANSITIONS
What do art and design have in common? How do they differ? HfG Offenbach organized this lecture series with a focus on the intersections between art and design.
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094
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Hessische TheaterakademieHeiner Goebbels, Florian AckermannWolfgang Rademacher
ORGANISATION
INITIATOR
PRINTER
5 STD HTA
Fünf Stunden Tanz, Schauspiel, Performance, Kostüme und Bühnenbild von Studierenden der Hessischen Theaterakademie.
5 STD HTA
Five hours of dance, theater, performance, costumes and stage setting by students of Hessische Theaterakademie.
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090
50
HfG OffenbachRotraut PapeWolfgang Rademacher
ORGANISATION
INITIATOR
PRINTER
HOTELHOTEL
Die Hessische Film- und Medienakademie und das Filmhaus Frankfurt präsentieren Kurzspiel-filme von HfG-Studierenden die speziell für das Hotel-TV entwickelt wurde.
HOTELHOTEL
Hessische Film- und Medienakademie and Filmhaus Frankfurt presented short feature films by HfG students which they had produced especially for hotel TV.
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089
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Gesellschaft für Technikgeschichte, HfG OffenbachMartina HesslerWolfgang Rademacher
ORGANISATION
INITIATOR
PRINTER
GESCHICHTE(N) DER ROBOTIK.
Galt in der Wissenschafts- und Technikgeschichte zunächst das »Atom« und dann das »Gen« jeweils als Symbol des 20. Jahrhunderts, so schickt sich die Figur des »Roboters« zu Beginn des 21. Jahrhundert an, diese Reihe fortzusetzen. Die interdisziplinäre Tagung beschäftigte sich mit der Zeitgeschichte und Darstellung der Robotik. Bereits 1495 skiz-zierte Leonardo da Vinci einen menschenähnlichen Automaten.
A (HI)STORY OF ROBOTICS
While 20th century science and technology history was initially symbolized by the “atom” and later by the “gene”, at the beginning of the 21st century the figure of the “robot” is seems to be getting ready to continue the list. The inter-disciplinary conference explored the history and presentation of robotics. Leonardo da Vinci sketched a manlike machine as early as 1495.
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HfG Offenbach Rotraut PapeWolfgang Rademacher
ORGANISATION
INITIATOR
PRINTER
WOOH!
No action without teamwork? Eine Vorlesungs-reihe des Salon Digital von Madame Rotraut Pape iniziiert. Der Vortragsgast Dirk Quasten ist Stuntman und hat u.a. für Quentin Tarantino gearbeitet.
WOOH!
No action without teamwork? A Salon Digital lecture series initiated by Rotraut Pape. Guest speaker Dirk Quasten is a stuntman and has worked for Quentin Tarantino, among others.
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HfG OffenbachWolfgang RademacherWolfgang Rademacher
ORGANISATION
INITIATOR
PRINTER
FALTSCHACHTELN
Andreas Schwindt ist Fachmann für Verpack-ungen. Er zeigte die verschiedenen Möglichkeiten der kreativen Kartonagenherstellung auf.
FOLDED BOXES
Andreas Schwindt is an expert in packaging. He presented different possibilities of creative cardboard box production.
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