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Dr. Olena Puty МЕТОДИЧНІ МАТЕРІАЛИ ДЛЯ ЗАБЕЗПЕЧЕННЯ ПРАКТИЧНИХ ЗАНЯТЬ З ТЕОРЕТИЧНОЇ ГРАМАТИКИ НІМЕЦЬКОЇ МОВИ Підготовка студентів до практичних занять з теоретичної граматики регламен- тується методичними рекомендаціями з курсу 1 і передбачає виконання таких завдань: - ознайомлення з теоретичною літературою за темою заняття (Reader); - детальне опрацювання теоретичних питань (Schwerpunkte), які акцентують ува- гу студента на найбільш суттєвих аспектах проблеми, що вивчається; - формулювання відповідей на питання до дискусії (Fragen zur Diskussion); - виконання практичних завдань та вправ (Praktische Aufgaben); - підготовка доповіді 2 (Vortragsthemen) за темою заняття з метою поглибити свої знання з певного теоретичного питання, презентувати власне бачення пробле- ми і/або підвищити рейтинг з дисципліни. Seminar 1 D AS WORT : M ORPHEMSTRUKTUR UND K LASSIFIKATIONSPRINZIPIEN Reader 1. Admoni W. Der deutsche Sprachbau / W. Admoni. – М. : Просвещение, 1986. – S. 48-73. 2. Moskalskaja O.I. Theoretische Grammatik der deutschen Gegenwartssprache / O.I. Moskalskaja. – M. : Высшая школа, 1983. – S. 39-50. 3. Иванова И.П. Теоретическая грамматика современного английского языка / И.П. Иванова, В.В. Бурлакова, Г.Г. Почепцов. – М. : Высшая школа, 1981. – С. 4-20. 4. Плунгян В.А. Общая морфология: Введение в проблематику / В.А. Плунгян. – М. : Эдиториал УРСС, 2003. – С. 18-35. Schwerpunkte 1. Das Wort als sprachliche Grundeinheit: Morphem, Klitikon, Wortform. 2. Mittel der Formenbildung (analytisch, synthetisch, suppletiv). 3. Begriff der Wortarten und ihre Ausgliederungskriterien. 4. Streitfragen der Wortartentheorie. Fragen zur Diskussion 1. Was versteht man unter einem Morphem? Welche Arten sowie Positionstypen von Morphemen unterscheidet man? 2. Welche grammatischen Mittel der Formenbildung gibt es in der Sprache? 3. Wodurch unterscheidet sich die grammatische Bedeutung von der lexikalischen? 1 Путій О.С. Теоретична граматика: Методичні рекомендації до семінарських занять для студентів 3 курсу денного відділення. – Запоріжжя : Акцент Інвест-Трейд, 2011. – 56 с. 2 за бажанням

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Dr. Olena Puty

МЕТОДИЧНІ МАТЕРІАЛИ ДЛЯ ЗАБЕЗПЕЧЕННЯ ПРАКТИЧНИХ ЗАНЯТЬ

З ТЕОРЕТИЧНОЇ ГРАМАТИКИ НІМЕЦЬКОЇ МОВИ

Підготовка студентів до практичних занять з теоретичної граматики регламен-

тується методичними рекомендаціями з курсу1 і передбачає виконання таких завдань: - ознайомлення з теоретичною літературою за темою заняття (Reader); - детальне опрацювання теоретичних питань (Schwerpunkte), які акцентують ува-

гу студента на найбільш суттєвих аспектах проблеми, що вивчається; - формулювання відповідей на питання до дискусії (Fragen zur Diskussion); - виконання практичних завдань та вправ (Praktische Aufgaben); - підготовка доповіді2 (Vortragsthemen) за темою заняття з метою поглибити свої

знання з певного теоретичного питання, презентувати власне бачення пробле-ми і/або підвищити рейтинг з дисципліни.

Seminar 1

DAS WO R T:

MOR PH EMS TR UK TUR UND KL ASSIFIK ATI ONS PRINZI PIEN

Reader

1. Admoni W. Der deutsche Sprachbau / W. Admoni. – М. : Просвещение, 1986. – S. 48-73.

2. Moskalskaja O.I. Theoretische Grammatik der deutschen Gegenwartssprache / O.I. Moskalskaja. – M. : Высшая школа, 1983. – S. 39-50.

3. Иванова И.П. Теоретическая грамматика современного английского языка / И.П. Иванова, В.В. Бурлакова, Г.Г. Почепцов. – М. : Высшая школа, 1981. – С. 4-20.

4. Плунгян В.А. Общая морфология: Введение в проблематику / В.А. Плунгян. – М. : Эдиториал УРСС, 2003. – С. 18-35.

Schwerpunkte

1. Das Wort als sprachliche Grundeinheit: Morphem, Klitikon, Wortform.

2. Mittel der Formenbildung (analytisch, synthetisch, suppletiv).

3. Begriff der Wortarten und ihre Ausgliederungskriterien.

4. Streitfragen der Wortartentheorie.

Fragen zur Diskussion

1. Was versteht man unter einem Morphem? Welche Arten sowie Positionstypen von

Morphemen unterscheidet man?

2. Welche grammatischen Mittel der Formenbildung gibt es in der Sprache?

3. Wodurch unterscheidet sich die grammatische Bedeutung von der lexikalischen?

1 Путій О.С. Теоретична граматика: Методичні рекомендації до семінарських занять для студентів 3 курсу денного відділення. – Запоріжжя : Акцент Інвест-Трейд, 2011. – 56 с. 2 за бажанням

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4. Was ist unter der Idiomatik der analytischen Formen zu verstehen?

5. Wodurch ist die grammatische Idiomatik der analytischen Formen bedingt?

6. Nach welchen Kriterien werden die Wortarten in der traditionellen Grammatik ausgegliedert?

7. Was versteht man unter der verallgemeinerten Wortklassenbedeutung?

8. Welche Schwierigkeiten entstehen bei der Aufgliederung des Wortschatzes in Wortarten? Wodurch sind sie bedingt?

9. Wie lässt sich die morphologische Prägung einer Wortart definieren?

10. Worauf beruht die Einteilung der Wortarten von O. Moskalskaja?

11. Welche Klassifikation hat W. Admoni vorgenommen?

12. Wie betrachten G. Helbig und J. Buscha die Pronomina, Kardinalia und Ordinalia in der “Deutschen Grammatik”?

13. Nach welchen Merkmalen wird die Negation als Redeteil von W. Admoni sowie von G. Helbig und J. Buscha in der “Deutschen Grammatik” ausgegliedert?

14. Wie wird der Artikel in verschiedenen Konzeptionen behandelt?

Praktische Aufgaben

1. Definieren Sie folgende Begriffe:

die Wortform, das Klitikon, das Morphem, das Allomorph, das Affix, die Wortart, das Redeteil, das Auxiliarverb.

2. Füllen Sie die Tabelle aus, indem Sie die Unterschiede zwischen den lexikalischen und den

grammatischen Bedeutungen vergleichen:

Lexikalische Bedeutungen Grammatische Bedeutungen

1. Funktion 2. Liste 3. Bezeichnung 4.Positionierung 4. Zahl 5. Ausdruck 6. Obligatorisch

3. Bestimmen Sie die lexikalischen bzw. die grammatischen Bedeutungen der folgenden

sprachlichen Einheiten:

Barfuss, filme, nähme, antike, die Roboter, abgestumpft, ist vergessen worden, den Blättern, gib, todmüde, versteinernder, wäre unternommen worden, höchster.

4. Bestimmen Sie die Art der unterstrichenen Morpheme in den folgenden Wörtern:

wortbildend • formbildend

Schneider, aufmuntern, Kreuzung, genannt, fröhlich, Gebäck, gelingt, Unterrichts, näher, belüften, liebevoll, Häuser, spinnst, artig, abends, wusste, Konditorei, großer, fraglos, kontrolliert, frischen, Ausland, Kätzchen, angerufen, ständig, Tiere.

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5. Bestimmen Sie den Positionstyp der unterstrichenen Morpheme in den folgenden Wörtern:

aufblühen, Pünktlichkeit, vertraulich, brachtest, Gattin, ausgestellt, illegal, Nüsse, benutzen, Geschwindigkeit, Kindern, essbar, Getränk, Richters, giftiger, albern, schmökern, rate, Gesang, Interessent, wolle, glücklicherweise, Güter, Händler.

6. Ordnen Sie die Wörter mit gleichem Morphembestand in Dreiergruppen an:

Künstler lispeln ankern Häuser mustern verrückt albern Kälte nüchtern blättern Hände Vereinbarkeit Wimpern verneinen Arme bejahen Bewilligung zerlegen zerbrochen eisern Narben mangeln Gönner lächeln Entschuldigung Bücher Buße Wärme Windeln Götter

Füße bekümmert Sprecher

7. Bestimmen Sie die Mittel der Formbildung:

äußere Flexion • innere Flexion • analytisch • suppletiv • äußere und innere Flexion

Brüder, höher, mehr, wollte, Mittels, misst, gib, seid angekommen, länger, bin, wäre mitgebracht worden, Müttern, würde empfohlen haben, euch, brannte, hätte fragen können, rät, Länder, las, habt diskutiert.

8. Ordnen Sie die kennzeichnenden Merkmale den entsprechenden Wortarten zu:

Satzwertig Interjektion Nicht satzwertig Adjektiv Autosemantisch Numerale Synsemantisch Modalwort Satzgliedfähig Substantiv

Nicht satzgliedfähig Hilfsverb Nominativ Konjunktion Verweisend Verb Zählend Partikel morphologische Funktionswörter Pronomen syntaktische Funktionswörter Kopula Artikel Adverb Präposition 9. Bestimmen Sie die Wortart der unterstrichenen Wörter:

9.1. Fürchterliche Augenblicke kamen nachmittags im Zimmer (R. Musil).

9.2. Doch um deiner Schwäche willen muss ich nun streng mit dir sein wie ein Vater (F. Dürrenmatt).

9.3. Wir lachten uns krumm, während die vier oder fünf Indios reglos vor der zerknitterten Leinwand hockten (M. Frisch).

9.4. „Sie sind durch die Vorgänge des heutigen Morgens wohl sehr überrascht?“ fragte der Aufseher… (F. Kafka).

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9.5. Er zögerte, ungewiss, wieviel er sagen, wie viel von seinen Gedanken er verraten solle… (H. Hesse).

9.6. Ich weiß nur eins: dass mich vor diesem Säugling graust, weil er nicht riecht, wie Kinder riechen sollen… (P. Süskind).

9.7. Erst am dritten Tag, spätabends, nach einem Bankett, das Cejon für die Notabein von Edessa veranstaltete, hatten die beiden eine Stunde für sich allein (L. Feuchtwanger).

9.8. Besonders angeregt wurde Trebon, wenn man ihm spaßeshalber zu saufen gab (L. Feuchtwanger).

9.9. Dies war die Stunde von Madame Arnulfi, die kam, um das kostbare Produkt zu prüfen, zu beschriften und die Ausbeute genauestens nach Qualität und Quantität in ihren Büchern zu verzeichnen (P. Süskind).

9.10.„Da kannst du aber froh sein“, belehrte er den Hund, “die hätten dich erschossen, aber ruckzuck (S. Regener).

Vortragsthemen

1. „Zustandskategorie“ als Peripherie des Adjektivfeldes.

2. Primäre und sekundäre Funktionen der Wortarten.

3. Transposition unter den Wortarten als lexikalisch-grammatisches Problem.

Seminar 2

VE RB : PRIM ÄRE UN D SE K UND ÄRE G R AMM ATIS CHE KATEG O RIEN

Reader

1. Admoni W. Der deutsche Sprachbau / W. Admoni. – М. : Просвещение, 1986. – S. 181-205.

2. Die deutsche Sprache: Kleine Enzyklopädie / Hrsg. E. Agricola, W. Fleischer, H. Protze. – Bd. 1. – Leipzig : Bibliographisches Institut, 1970. – S. 147-151.

3. Jung W. Grammatik der deutschen Sprache / W. Jung. – Leipzig : Bibliographisches Institut, 1965. – S. 224-251.

4. Moskalskaja O.I. Theoretische Grammatik der deutschen Gegenwartssprache / O.I. Moskalskaja. – M. : Высшая школа, 1983. – S. 65-139.

Schwerpunkte

1. Ausgliederung der grammatischen Kategorien des Verbs.

2. Primäre Kategorien des Verbs (Tempus, Modus, Genus).

3. Sekundäre Kategorien des Verbs (Person, Numerus).

Fragen zur Diskussion

1. Was ist eine Voraussetzung zur Ausgliederung einer grammatischen Kategorie?

2. Welche Typen von Oppositionen kennen Sie? Welche Merkmale kennzeichnen diese?

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3. Worin besteht der Unterschied zwischen der paradigmatischen und der syntagmatischen Bedeutung einer grammatischen Form?

4. Worauf beruht die Einteilung der verbalen Kategorien in primäre und sekundäre?

5. Wodurch unterscheiden sich die absoluten (direkten) Tempora von den relativen (indirekten)? Warum kann keine strenge Grenze dazwischen gezogen werden?

6. Warum bezeichnet W. Admoni den Modus als kommunikativ-grammatische Kategorie?

7. Was drückt die Kategorie des Modus aus? Auf welcher Opposition beruht sie?

8. Wie beziehen sich die Genera verbi auf den kommunikativen Aspekt des Satzes? Welche Darstellungsmöglichkeiten desselben Sachverhalts bieten die Genera verbi an?

9. Wodurch unterscheidet sich das Zustandspassiv vom Vorgangspassiv?

10. Welche kommunikative sowie stilistische Prägung kennzeichnet die aktivische bzw. die passivische Ausdrucksweise?

11. Warum zählen die Kategorien der Person und des Numerus zu den sekundären Kategorien des Verbs?

Praktische Aufgaben

1. Definieren Sie folgende Begriffe:

das Paradigma, das Verb, die Diathese (das Genus verbi), der Modus, die Modalität, das Modalfeld, das Passiv, das Aktiv, der Indikativ, der Konjunktiv, der Imperativ, das Tempus, die Temporalität, der Redemoment, Consecutio Temporum.

2. Erläutern Sie das Problem der nominativen Kategorien des Verbs unter der Berücksichtigung

der folgenden Thesen [Grundzüge 1984, S. 540]:

• Die Kategorie Person verkörpert ein Moment der Beziehung zum Sprechakt • Die Kategorie Numerus verkörpert ein Moment der Zählbarkeit

3. Systematisieren Sie die paradigmatischen sowie die syntagmatischen Bedeutungen der

deutschen Tempora, indem Sie die folgende Tabelle ausfüllen:

Tempus Paradigmatische Bedeutungen

Syntagmatische Bedeutungen (Gebrauchsvarianten)

Präsens Präteritum Perfekt Plusquamperfekt Futur I Futur II

4. Bestimmen Sie die Bedeutungsvarianten der Tempora in folgenden Sätzen:

4.1. 8.11.-7.2.1992: Das Lenin-Denkmal auf dem Platz der Vereinten Nationen in Berlin-Friedrichshain wird abgebaut (http://www.hdg.de).

4.2. Gegen den Tod ist kein Kraut gewachsen.

4.3. Sie musste noch zehn Rappen zahlen, Porto für den Brief, den man fälschlicherweise an ihre Adresse geschickt hatte (M. Frisch).

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4.4. „Du wirst hier bleiben!“ befahl sie (H. Otto).

4.5. Quallen schwimmen durch eine sich zusammenziehende Bewegung ihres Schirmes, bei der sie nach dem Rückstoßprinzip gleichzeitig Wasser nach unten ausstoßen.

4.6. Keine Angst! Das wird schon in Ordnung kommen.

4.7. In gutem Acker wächst auch Unkraut.

4.8. Zu der Zeit, von der wir reden, herrschte in den Städten ein für uns moderne Menschen kaum vorstellbarer Gestank (P. Süskind).

4.9. Sie kommen nach Berlin, sie kommen nach Berlin, dachte er und konnte es sich einfach nicht vorstellen (S. Regener).

4.10. „Es ist hier ein Mann aufgetaucht“, begann er, „den das ganze Zwischenstromland für den Kaiser Nero hält. Du wirst von ihm gehört haben. Dieser Mann bittet um deine Hand“ (L. Feuchtwanger).

4.11. Papa, ich habe nicht alles verstanden, doch wirst du sicher recht haben (R. Musil).

4.12. In zwei Wochen hat er sein Werk vollendet. 5. Bestimmen Sie die Bedeutung des Konjunktivs in folgenden Sätzen: 5.1. Komme, was wolle!

5.2. Dann dachte sie daran, dass Lindner behaupte, man müsse für irgendetwas leben und dürfe nicht an sich denken (R. Musil).

5.3. Ich hätte eine Frage an Sie.

5.4. Sie faltete ihre knöchernen Hände und betete laut, indem sie ihre Gesichts-verzerrungen machte, so dass es mich beinahe wieder zum Lachen gebracht hätte… (L. Tieck).

5.5. Es lebe die Freiheit!

5.6. „Gewiss“, sagte K. lächelnd, „das wäre denkbar, aber sie hat einen großen Vorteil Ihnen gegenüber, sie weiß nichts von meinem Prozess, und selbst wenn sie etwas davon wüsste, würde sie nicht daran denken (F. Kafka).

5.7. Nur der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass bereits im Jahre 1703 die Kaffeehauskultur in Salzburg Einzug hielt (www.linguee.de).

5.8. Der Mensch wäre vielleicht recht glücklich, wenn er so ungestört sein Leben bis ans Ende fortfahren könnte (L. Tieck).

5.8. Es wäre gesünder, wenn Sie auf Rauchen verzichten würden.

5.9. K. wusste nicht, wie er das Ganze beurteilen sollte, es hatte nämlich den Anschein, als ob alles in freundschaftlichem Einvernehmen geschehe (F. Kafka).

5.10. Hättest du auf mich gehört!

5.11. Könnten Sie mich bitte zurückrufen?

5.12. Wer die Gewalt über einen Schlüssel besitzt, glaubt nicht selten, er verfüge über das ganze Haus (J. Wilbert).

5.13. Es ist nicht möglich, dass ein Glaube stirbt; es sei denn, dass ein neuer geboren würde (O. y Gasset).

6. Formen Sie die folgenden aktivischen Sätze in passivische um:

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6.1. Der Feldweg ist unbefahrbar.

6.2. Man soll, wenn einen der Zorn übermannt, höflich bleiben (O. von Bismarck).

6.3. Ein Buch hat oft eine ganze Lebenszeit eines Menschen gebildet oder verdorben (Herder).

6.4. Wir sollen die Liebe, welche wir den Toten mit ins Grab geben, nicht den Lebenden entziehen (Raabe).

6.5. Der Durstige nährt sich auch vom Tropfen gern (A. Saheb).

6.6. Man muss jedes Hindernis mit Geduld, Beharrlichkeit und einer sanften Stimme angehen (Th. Jefferson).

6.7. Durch Akupunktur kann man sich das Rauchen abgewöhnen.

6.8. Herr Lehmann, wie sie ihn neuerdings nannten, obwohl die, die das taten, auch nicht viel jünger waren… kannte sich mit Hunderassen nicht aus, aber er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass man so ein Tier mit Absicht züchtete (S. Regener).

6.9. Wissenschaftler der Harvard-Universität in Boston haben nachgewiesen, dass Vitamin C, das auch als Antioxidant wirkt, Krebs fördert.

6.10. Die Bundesrepublik exportiert Investitionsgüter in alle Welt.

7. Erklären Sie kommunikative sowie stilistische Funktionen des Passivs am Beispiel der

folgenden Texte. Kommentieren Sie den Gebrauch von Konkurrenzformen:

7.1. Die Pflicht vor Gericht

Der Zeuge kann zur Verhandlung hinzugezogen werden, um dem Richter das Urteil zu erleichtern. Aber auch die Streitparteien können ihre Zeugen benennen. Sobald der Gerichtstermin feststeht, werden diese Zeugen vor Gericht geladen. Hier dürfen sie auf der Zeugenbank Platz nehmen. Wurde jemand Zeuge eines Verbrechens, hat er eine Zeugnispflicht: Er muss in den Zeugenstand treten und aussagen. Er berichtet, was er als Tatzeuge entweder gesehen, gehört oder sogar miterlebt hat. Tut er es nicht, ist dies eine Zeugnisverweigerung. Nicht in jedem Fall wird diese bestraft. Denn mancher hat ein Zeugnisverweigerungsrecht. Dazu gehören in Deutschland nicht nur bestimmte Berufsgruppen – wie Geistliche und Ärzte –, sondern auch diejenigen, die im Falle einer Aussage sich selbst oder einen Familienangehörigen belasten würden.

Quelle: www.dw-world.de

7.2. Der Mythos der radioaktiven Wolke

Die Anspannung in Japan wächst: Immer mehr Strahlung tritt aus dem beschädigten Kraftwerk aus. Eine radioaktive Wolke könnte entstehen – eine Gefahr auch für entfernte Regionen. 240 Kilometer entfernt liegt die japanische Hauptstadt Tokio vom beschädigten Atomkraftwerk Fukushima I und doch ist auch sie bedroht von der radioaktiven Strahlung. Die Lage in Fukushima I ist brenzlig – die Gefahr einer Kernschmelze wird immer wahrscheinlicher. In diesem Fall wird massiv radioaktive Strahlung nach außen in die Luft geschossen – eine so genannte radioaktive Wolke entsteht, die vom Wind Hunderte Kilometer weit getragen werden kann.

Quelle: www.dw-world.de

7.3. Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland

Am 1. Juli 1948 gaben die Militärgouverneure der britischen, französischen und amerikanischen Besatzungszone den Ministerpräsidenten der westdeutschen Länder den Auftrag, eine Verfassung ausarbeiten zu lassen. Am 23. Mai 1949 wurde das Grundgesetz schließlich in Bonn feierlich verkündet und unterzeichnet. Am darauffolgenden Tag trat es

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in Kraft. Der Begriff "Verfassung" wurde bewusst vermieden: Das Grundgesetz stellte weder eine Verfassung für das gesamte deutsche Volk dar noch herrschte in seinem Geltungsbereich volle Souveränität. Es sollte eine Übergangslösung bis zu einer gesamtdeutschen Verfassung sein. Dieser Zwischenlösungscharakter kam auch in der Präambel („für eine Übergangszeit“) und im Schlussartikel 146 zum Ausdruck: „Dieses Grundgesetz verliert seine Gültigkeit an dem Tage, an dem eine Verfassung in Kraft tritt, die von dem deutschen Volke in freier Entscheidung beschlossen worden ist.“ Mit dem Vollzug der staatlichen Einheit Deutschlands am 3. Oktober 1990 ist das Grundgesetz zur gesamtdeutschen Verfassung geworden.

Quelle: www.bundesregierung.de

Vortragsthemen

1. Neutralisation der temporalen Bedeutungen.

2. Der Gebrauch der Tempora in der erlebten Rede (anhand P. Süskinds Roman „Das Parfum“, Kapitel 2).

3. Kommunikative sowie stilistische Funktionen der Tempora im Roman „Homo Faber“ von Max Frisch.

4. Neuere Aufgaben für den Konjunktiv.

5. Der Gebrauch des Konjunktivs im Roman „Der Prozess“ von F. Kafka.

6. Die Aktiv-Passiv-Opposition als Tendenz der deutschen Sprachentwicklung.

7. Der Gebrauch der Passivkonstruktionen und Passivsynonyme in wissenschaftlichen (publizistischen, literarischen) Texten (anhand von selbständig gesammelten Belegen).

Seminar 3

DAS SUBS TAN TIV : MOR PH OLO GISC HE KATE GO RIEN UND I H RE WEC HSEL BEZIEH UN GE N

Reader

1. Admoni W. Der deutsche Sprachbau / W. Admoni. – М. : Просвещение, 1986. – S. 92-130.

2. Moskalskaja O.I. Theoretische Grammatik der deutschen Gegenwartssprache / O.I. Moskalskaja. – M. : Высшая школа, 1983. – S. 152-199.

3. Die deutsche Sprache: Kleine Enzyklopädie / Hrsg. E. Agricola, W. Fleischer, H. Protze. – Bd. 1. – Leipzig : Bibliographisches Institut, 1970. – S. 155-158.

Schwerpunkte

1. Die klassifizierende Kategorie des Genus.

2. Die wortverändernden Kategorien des Numerus und Kasus.

3. Kasus als morphologisch-syntaktischer Phänomen.

4. Die Kategorie der Bestimmtheit / Unbestimmtheit. Fragen zur Diskussion

1. Wodurch unterscheiden sich die klassifizierenden Kategorien von den wortverändernden?

Veranschaulichen Sie den Unterschied am Beispiel der substantivischen Kategorien.

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2. Wie versteht O. Moskalskaja das Genus der Substantive?

3. Auf welcher Opposition beruht die Kategorie des Numerus und wie kann diese neutralisiert werden?

4. Wie prägen die sog. Singularia- und Pluraliatantum die substantivische Kategorie des Numerus?

5. Worin besteht die lexikalische Potenz des Numerus?

6. Welche grammatische Bedeutung drückt der Kasus aus? Wie wird das Problem der Kasusbedeutung in der Sprachforschung gelöst?

7. Wie lässt sich der besondere Platz des Nominativs im Kasussystem erklären? Welche Funktionen erfüllt der Nominativ?

8. Was sind die Funktionen des Genitivs im modernen Deutsch? Welche Schwankungen ergeben sich in verschiedenen Funktionalstilen des Deutschen?

9. Welche syntaktische Funktionen erfüllt der Dativ? Welche sprachgeschichtlichen Prozesse liegen ihnen zugrunde?

10. Was sind die primären und sekundären Funktionen des Akkusativs? Worin besteht der Unterschied zwischen Akkusativ und Dativ als Objektskasus?

11. Was versteht W. Admoni unter dem sog. „Gemeinschaftskasus“ und welchen Platz nimmt dieser im ganzen Deklinationssystem der deutschen Sprache?

12. Was beinhaltet der Begriff “Tiefenkasus”? Welche kognitiven (logisch-semantischen) Hintergründe prägen die Kasusbildung in den natürlichen Sprachen?

13. Welche Referenzanweisungen dienen zum Ausdruck der substantivischen Kategorie der Bestimmtheit? Was unterscheidet den bestimmten Artikel von den lexikalischen Referenzanweisungen?

14. Was signalisiert der unbestimmte Artikel?

15. Wie ist der Artikelgebrauch mit der kommunikativen Satzperspektive verbunden?

Praktische Aufgaben

1. Definieren Sie folgende Begriffe:

das Substantiv, die Substantivierung, das grammatische Geschlecht, der Numerus, Singulariatantum, Pluraliatantum, die Deklination, der Kasus, der Tiefenkasus, die Artikelsprache, die Referenz, die Referenzanweisung.

2. Bestimmen Sie das Geschlecht der folgenden Substantive, begründen Sie ihre Meinung:

Küken, Frequenz, Basalt, Insulin, Dossier, Antiqua, Majonäse, Norden, Vier, Tau, Nelke, Egoismus, Kongo, Veilchen, Granit, Vesuv, CDU, Opel, Eiche, Karikatur, Engagement, August, Dosis, Hilton, Oder.

3. Erklären Sie die Bedeutungen der folgenden Substantive, die sich durch das Genus formal

unterscheiden:

der Band – das Band, der Bauer – das Bauer, der Erbe – das Erbe, der Gehalt – das Gehalt, der Heide – die Heide, der Laster – das Laster, der Leiter – die Leiter, das Maß – die Maß, der Paternoster – das Paternoster, der See – die See, das Steuer – die Steuer, der Tau – das Tau, der Verdienst – das Verdienst, die Weise – der Weise.

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4. Erklären Sie, welche Rolle die unterschiedlichen Pluralformen bei der Bedeutungs-

differenzierung spielen:

Banken – Bänke, Baue – Bauten, Flur – Fluren, Gehälter – Gehalte, Gesichter – Gesichte, Hähne – Hahnen, Kiefer – Kiefern, Leiter – Leitern, Mütter – Muttern, Schilder – Schilde, Sträuße – Strauße, Tücher – Tuche, Wörter – Worte.

5. Erklären Sie, wie die folgenden Wörter die substantivische Kategorie des Numerus prägen.

Präzisieren Sie die semantischen bzw. morphologischen Besonderheiten der evtl. gebildeten

Pluralformen:

Getreide, Virus, Gold, Varia, Kasus, Wasser, Klima, Drucker, Geld, Tuch, Leben, Strauß, Anzahl, Publikum, Ferien, Gebirge, Jugend, Polizei, Fleisch, Licht, Wort, Pocken, Obst, Immobilien, Distanz, Tausend, Steuer.

6. Nennen Sie die stellvertretenden Bildungen, welche die fehlenden Pluralformen der folgenden

Substantive ersetzen:

Bestreben, Betrug, Rat, Regen, Schnee, Segen, Streit, Trost, Urlaub, Zank, Zwist. 7. Bestimmen Sie die Art des Nominativs in den folgenden Sätzen:

7.1. Trauernde sind Verlierende (K. Ender)

7.2. Frauenschönheit? Anbetungsbereitschaft! (S. Hopfensperger)

7.3. Bist du schon gut, weil du gläubig bist? Der Teufel ist sicher kein Atheist (P. Heyse).

7.4. Dass freilich mein Theater wieder Regisseure und Schauspieler und nicht Stilisten voraussetzt, ist eine andere Sache (F. Dürrenmatt).

7.5. „Ich heiße Frank, du Ostbrot!“ sagte Herr Lehmann gutgelaunt (S. Regener).

7.6. Und abermals verschieden: O Meer der Liebe, von dem nur der Ertrinkende, nicht der Darüberfahrende weiß! (R. Musil).

7.7. Ein Löwe vor dem Morgenhimmel! Ein Nashorn im Mondlicht! (R. Musil)

7.8. Er hatte sich, der dürre, blutlose Junge, schon als Zehn- oder Zwölfjähriger angestrengt, Gesicht und Haltung groß und würdig erscheinen zu lassen… (L. Feuchtwanger).

7.9. Keine Kunst ohne Romantik, keine Romantik ohne Liebe, keine Liebe ohne Vollmondnacht (F. Dürrenmatt).

7.10. Aber Sie machen ja ein Gesicht wie saure Milch, junger König (L. Feuchtwanger).

8. Bestimmen Sie die Art des Genitivs in den folgenden Sätzen:

8.1. Nun, er hatte sich dieses Fehlers nicht schuldig gemacht! (R. Musil)

8.2. Schön, dass du guter Laune bist.

8.3. Für seine neuen Untertanen mochte dieser Vertreter Roms gebieterisch und machtvoll aussehen (L. Feuchtwanger).

8.4. Direktor Hermann erwartete Julia in der Halle des Hotels (M. Fischer).

8.5. Obwohl er bis zum Augenblick dieses Abschiedes sein Amt mit beispielhafter Treue verwaltet hat und bis zum letzten Tage die Liebe und das Vertrauen seiner Schüler und Mitarbeiter genoss, verzichten wir auf eine Fortführung unsrer Schilderung seiner Amtsführung nun, da wir ihn im Innersten dieses Amtes müde geworden und anderen Zielen zugewendet sehen (H. Hesse).

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8.6. Zuerst wollte er einen der Diener holen, man konnte vielleicht einen Zeugen brauchen, dann aber fasste ihn eine derart unbezähmbare Neugierde, dass er die Tür förmlich aufriss (F. Kafka).

8.7. Als er sich dessen bewusst geworden war, prüfte er seine Lage und die Möglichkeiten, diese Lage zu ändern, sorgfältig und nüchtern (H. Hesse).

8.8. Sie schloß ihre Tochter mit einer überraschenden Geste mütterlicher Zärtlichkeit in die Arme (M. Fischer).

8.9. „Ja“, sagte K., „es war Lenis wegen“ (F. Kafka).

8.10. Es war einer der heißesten Tage des Jahres (P. Süskind).

8.11. Und er erwartete, dass man ihm dafür Danke sagte und ihn des weiteren nicht belästigte (P. Süskind).

8.12. Knecht sah einen Schrank voll alter Bücher stehen, der seine Neugierde weckte (H. Hesse).

9. Bestimmen Sie die Arten des Dativs entsprechend seinen syntaktischen Funktionen:

9.1. Es wird nicht ganz einfach sein, dem guten Cejon nach so langen Jahren unter so veränderten Umständen gegenüberzustehen (L.Feuchtwanger).

9.2. Und dann habe ich das zweite Tor geschossen. Das war mir ein innerer Reichsparteitag!

9.3. Du bist nicht gut genug gerüstet, ihr Weltleute scheinet dem Leiden und den Sorgen auf eine ganz besondere Art offen zu stehen (H. Hesse).

9.4. Der Eindruck gehörte sowohl dem bündigen Bereich der Wahrnehmung und Aufmerksamkeit an als auch dem ungenauen des Gefühls (R. Musil).

9.5. Es wäre idiotisch, wenn ich meiner Panikstimmung nachgäbe und türmte (L. Feuchtwanger).

9.6. Ich bestelle dir ein Taxi (F. Dürrenmatt).

9.7. “Heil dem Senator Varro, dem Erlauchten”, rief es von allen Seiten (L. Feuchtwanger).

9.8. Er hat seiner Freundin einen Apfel gestohlen.

9.9. Unmöglich! Es ist absolut unmöglich, dass ein Säugling vom Teufel besessen ist (P. Süskind).

9.10. Er lebt nur seiner Arbeit.

10. Bestimmen Sie die Arten des Akkusativs in den folgenden Sätzen:

10.1. Wann er denn seine Braut sehen könne, rief Arnolph verzweifelt aus (F. Dürrenmatt).

10.2. Es war freilich desto seltsamer, dass er ihn nur für das angedeutet hatte, was er das Appetithafte des Gefühls nannte (R. Musil).

10.3. Ihre Armeidechsen schlangen sich um seinen Kopf und Hals (R. Musil).

10.4. So ging es sieben ganze Jahre lang. Während dieser Zeit herrschte in der äußeren Welt Krieg, und zwar Weltkrieg (P. Süskind).

10.5. … nur Fahrcks Wagen fuhr einige Male wie zufällig vorbei, prüfend, ob Archilochos den Befehl ausführe (F. Dürrenmatt).

10.6. Den Rest des Weges ging er zu Fuß (P. Süskind).

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10.7. Jetzt ist es schon zu spät, bittere Tränen zu weinen. Du hättest früher denken sollen!

10.8. Obwohl das Meer so nah war, dass man es von den Hügelkuppen aus sehen konnte, herrschte hier nichts Maritimes, nichts Salzig-Sandiges, nichts Offenes, sondern stille Abgeschiedenheit, ganz so, als wäre man viele Tagesreisen von der Küste entfernt (P. Süskind).

10.9. Sein Weib liebte die Einsamkeit ebenso sehr, und beide schienen sich von Herzen zu lieben, nur klagten sie gewöhnlich darüber, dass der Himmel ihre Ehe mit keinen Kindern segnen wolle (L. Tieck).

10.10. Fahrcks nahm auf dem Stuhl Platz, verschränkte die Arme (F. Dürrenmatt).

Vortragsthemen

1. Das Problem des Artikels in den Artikelsprachen.

2. Pragmatische Aspekte des Artikelgebrauchs in der deutschen Publizistik (anhand von selbständig gesammelten Belegen).

3. Die Bedeutung des Genus und des Numerus für die Gestaltung der Rede.

4. Der Gebrauch des Genitivs und Dativs im modernen Deutsch (anhand von B. Sicks „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“ F.1, S. 15-18, F. 2, S. 19-22).

5. Der adnominale Genitiv und seine Synonyme.

Seminar 4

NOMIN ALE WOR TAR TEN UND FUN K TIONSW Ö R TER

Reader

1. Admoni W. Der deutsche Sprachbau / W. Admoni. – М. : Просвещение, 1986. – S. 143-157 (Kapitel 6); 206-213 (Kapitel 8-9).

2. Moskalskaja O.I. Theoretische Grammatik der deutschen Gegenwartssprache / O.I. Moskalskaja. – M. : Высшая школа, 1983. – S. 201-212 (Kapitel 6).

3. Jung W. Grammatik der deutschen Gegenwartssprache / W. Jung. – Leipzig : Bibliographisches Institut, 1973. – S. 331-390.

Schwerpunkte

1. Das Adjektiv.

2. Das Pronomen und die Pronominalität.

3. Das Numerale: flektierbar vs. unfektierbar.

4. Syntaktische Funktionswörter: Präposition, Adjunktion, Partikel

Fragen zur Diskussion

1. Warum gruppieren sich die Wortarten wie Adjektiv, Numerale und Pronomen um das

Substantiv?

2. Nach welchen Kriterien werden die Adjektive in absolute und relative eingeteilt? Welche Merkmale kennzeichnen die beiden Klassen?

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3. Welche grammatischen Kategorien hat das Adjektiv? Welche syntaktischen Funktionen erfüllen die Wörter dieser Wortart?

4. Was versteht man unter der “Zustandskategorie”?

5. Was ist die kategoriale Bedeutung des Pronomens? Welche syntaktischen Subklassen weist das Pronomen auf? Welche syntaktischen Funktionen erfüllen sie?

6. In welche semantischen Subklassen lassen sich die Pronomina einteilen? Bringen Sie entsprechende Beispiele.

7. Welche Art von Numeralien bildet das Zentrum des Numeralfeldes und welche bilden seine Peripherie? Warum?

8. Wie werden die Präpositionen klassifiziert?

9. Welche Bedeutungen haben die Adjunktionen im Deutschen? Welche Funktionen erfüllen sie?

10. Welche Funktionen erfüllen die Partikeln? Welche Klassen der Partikeln werden ausgesondert? Was macht die Partikeln mit den Modalwörtern verwandt?

Praktische Aufgaben

1. Definieren Sie folgende Begriffe:

das Adjektiv, die Flektierbarkeit, die Komparation, der Positiv, der Komparativ, der Superlativ, der Elativ, das Pronomen, die Deixis, das Numerale, der Kardinalzahl, der Ordinalzahl, der Bruchzahl, der Frequenzzahl, der Gattungszahl, das Fügewort, die Präposition, die Konjunktion, die Subjunktion, die Adjunktion, das Adverb, das Modalwort.

2. Bestimmen Sie die semantischen Klassen von Adjektiven und Adverbien im folgenden Auszug.

Kommentieren Sie ihre grammatischen Eigenschaften:

Schon mit dem ersten Atemzug merkte er, dass etwas nicht stimmte. Die Atmosphäre war nicht in Ordnung. Im Duftkleid der Stadt, diesem vieltausendfädig gewebten Schleier, fehlte der goldene Faden. Während der letzten Wochen war dieser duftende Faden so kräftig geworden, dass Grenouille ihn sogar noch jenseits der Stadt bei seiner Kabane deutlich wahrgenommen hatte. Jetzt war er weg, verschwunden, durch intensivstes Schnuppern nicht mehr aufzuspüren. Grenouille war wie gelähmt vor Schreck.

Sie ist tot, dachte er. Dann, noch entsetzlicher: Es ist mir ein anderer zuvorgekommen. Ein anderer hat meine Blume abgerupft und ihren Duft an sich gebracht! Einen Schrei brachte er nicht heraus, dazu war seine Erschütterung zu groß, aber zu Tränen reichte es, die in seinen Augenwinkeln schwollen und plötzlich beiderseits der Nase herabstürzten (P. Süskind “Das Parfum”).

3. Bestimmen Sie die semantischen Subklassen der unterstrichenen Pronomina:

Personalpronomen • Reflexivpronomen • Relativpronomen • Reziprokpronomen • Unpersönliches Pronomen • Possessivpronomen • Pronominaladverb • Negativpronomen • Indefinitpronomen • Demonstrativpronomen • Interrogativpronomen

3.1. Er ärgerte sich, dass er die Pforte überhaupt geöffnet hatte (P. Süskind).

3.2. Jemand musste Josef K. verleumdet haben, denn ohne dass er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet (F. Kafka).

3.3. Im Nebenzimmer, in das K. langsamer eintrat, als er wollte, sah es auf den ersten Blick fast genau so aus wie am Abend vorher (F. Kafka).

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3.4. Wir haben beide einander unsere Tat gestanden (F. Dürrenmatt).

3.5. Er wünschte, dass diese Person ihren Henkelkorb nähme und nach Hause ginge und ihn in Ruhe ließe mit ihren Säuglingsproblemen (P. Süskind).

3.6. “Wie wenig Menschen” sprach er zu sich selbst “haben eine wahrhaft mitfühlende Seele!” (R. Musil).

3.7. Er dachte: “Von welcher Wirklichkeit spreche ich? Gibt es eine zweite?” (R. Musil).

3.8. Die letzten, wahren, persönlichen Gründe, die einen Namen für die Liste reif machten, wurden selten genannt; lieber führte man irgendwelche politischen Argumente an (L. Feuchtwanger).

3.9. Das Gerede über meine verknappten Dialoge oder darüber, dass ich keine Menschen auf die Bühne stelle, verrät bloß die Unfähigkeit, mich zu lesen und zu spielen (F. Dürrenmatt).

3.10. Ich bin sprachlos! Deshalb lässt man uns mitten in der Nacht rufen? Ich stürze aus dem Bett, rüttle Silvia aus dem Schlaf, und Joko stöbert man in einer Bar auf (F. Dürrenmatt).

3.11. “Das wäre neu”, sagte K., sprang aus dem Bett und zog rasch seine Hosen an (F. Kafka).

3.12. Nichts wäre unsinniger und vor allem zweckloser und verächtlicher gewesen (F. Kafka).

3.13. Es war halb zwölf vorüber, als jemand im Treppenhaus zu hören war (F. Kafka).

3.14. Es fiel ihm ein, dass Walther nicht so herzlich von ihm Abschied genommen hatte, als es nach einer solchen Vertraulichkeit wohl natürlich gewesen wäre (L. Tieck).

4. Bestimmen Sie die syntaktischen Subklassen der unterstrichenen Pronomina:

Substantivische Pronomen • Artikelartige Pronomen • Adjektivische Pronomen

4.1. Das Glasperlenspiel ist also ein Spiel mit sämtlichen Inhalten und Werten unsrer Kultur, es spielt mit ihnen, wie etwa in den Blütezeiten der Künste ein Maler mit den Farben seiner Palette gespielt haben mag (H. Hesse).

4.2. Er wünschte durch irgendeinen Freund die Leere in seiner Seele auszufüllen… (L. Tieck).

4.3. Das Duftwesen hatte alte Tradition in Montpellier, und obwohl es in jüngster Zeit im Vergleich zur Konkurrenzstadt Grasse etwas heruntergekommen war, lebten doch noch etliche gute Parfumeur- und Handschuhmachermeister in der Stadt (P. Süskind).

4.4. Man umarmte einander, feierte die Befreiung vom Joch des fremden Despoten, sang, jubelte, soff zu Ehren der neuen Freiheit (L. Feuchtwanger).

4.5. Dieser ließ sich nichts erklären, wollte gar nicht wissen, wo er was zu finden habe, er kenne sich schon aus, sagte er, finde sich schon zurecht… (P. Süskind).

5. Bestimmen Sie die semantischen Klassen der unterstrichenen Numeralien:

Kardinalzahl • Ordinalzahl • Bruchzahl • Frequenzzahl •Gattungszahl

5.1. Schon am zweiten Spieltage verbreitete sich das Gerücht, Magister Thomas' Befinden habe sich verschlechtert… (H. Hesse).

5.2. … und Frauen jeden Alters werden bei ihrem Anblick seufzen und im Schlaf davon träumen, nur einen Tag lang so verführerisch auszusehen wie sie (P. Süskind).

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5.3. Im achtzehnten Jahrhundert lebte in Frankreich ein Mann, der zu den genialsten und abscheulichsten Gestalten dieser an genialen und abscheulichen Gestalten nicht armen Epoche gehörte (P. Süskind).

5.4. … der Kupferstecher druckte seine im Gefängnis genommene und aus der Phantasie noch ein wenig rasanter gestaltete Skizze des Mörders in vielen hundert Exemplaren, fliegende Händler strömten zu Dutzenden in die Stadt, die Bäcker buken Gedenkplätzchen (P. Süskind).

5.5. Er verlor nach dem Ersten Weltkrieg drei Viertel seines Vermögens, weil er über zwanzig Millionen Goldmark dem Staate für den Ersten Weltkrieg geliehen hatte (F. Dürrenmatt).

5.6. Unter welchen Umständen werden die Zwillinge für uns zweierlei… sein? (R. Musil).

5.7. Dies ist die Geschichte: Ein Richter, ein Angeklagter, zwei falsche Zeugen, ein Fehlurteil im Jahre 1910 (F. Dürrenmatt).

5.8. In den letzten beiden Jahren seines Magisteramtes hat er sich zweimal in Briefen als “Schulmeister” bezeichnet (H. Hesse).

6. Bestimmen Sie die Art der unterstrichenen Adjunktionen und ihre Bedeutung:

6.1. Man sah sie nur einen Augenblick, denn kaum hatte sie K. erkannt, als sie offenbar verlegen wurde, um Verzeihung bat, verschwand und äußerst vorsichtig die Tür schloss (F. Kafka).

6.2. Während die matten Augen des Kindes ins Unbestimmte schielten, schien die Nase ein bestimmtes Ziel zu fixieren, und Terrier hatte das sehr sonderbare Gefühl, als sei dieses Ziel er, seine Person, Terrier selbst (P. Süskind).

6.3. Wieder hatte er alles falsch gemacht: entweder hätte er die Bedingungen des Varro erfüllen oder Hand an ihn legen müssen (L. Feuchtwanger).

6.4. “Es ist gut”, sagte er dann und ging weiter, aber ehe er die Treppe hinaufstieg, drehte er sich noch einmal um (F. Kafka).

6.5. Diese Aufgabe bleibt späteren Zeiten vorbehalten, falls die Quellen sowie die geistigen Voraussetzungen dazu nicht vorher verloren gehen (H. Hesse).

6.6. Äußerlich sah sie so alt aus, wie es ihrem wirklichen Alter entsprach, und zugleich doppelt und dreimal und hundertmal so alt, nämlich wie die Mumie eines Mädchens; innerlich aber war sie längst tot (P. Süskind).

6.7. So waren strenge und überfüllte Monate hingegangen, ohne dass in Josef Knechts Gedanken Raum für Tegularius gewesen wäre, außer dass er, es geschah halb instinktiv, dem Freunde mancherlei Arbeit auftrug, um ihn vor zu viel Muße zu bewahren (H. Hesse).

6.8. Man überlasse doch die Arbeit dem Advokaten, statt sie zu stören (F. Kafka).

6.9. Ein Genie ist einer, der dort, wo viele vergeblich eine Lösung suchen, diese findet, indem er etwas tut, worauf keiner vor ihm verfallen ist (R. Musil).

6.10. Obwohl sich auch bei ihnen alle Vorgänge nacheinander abspielen, in völliger Übereinstimmung mit der Welt, wissen sie nicht, was Zeit bedeutet, weil im Himmel weder Jahre noch Tage, sondern Zustandsänderungen herrschen (R. Musil).

6.11. Je klarer eine Sache zutage liegt, desto feiner und verschlungener müssen hier im Osten die Methoden sein, um sie glaubwürdig zu machen (L. Feuchtwanger).

6.12. Er wäre gern hier ruhig sitzen geblieben, bis er sich zum Weggehen genügend gekräftigt hatte, das musste aber um so früher geschehen, je weniger man sich um ihn kümmern würde (F. Kafka).

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6.13. Die Frage kann nicht beantwortet werden, außer Ihr würdet Euch entschließen, sie noch genauer zu fassen (H. Hesse).

6.14. Eine Frau wird unschön, sobald ihr durch längere Zeit niemand sagt, dass sie schön sei, und ein Geist, der niemals Erfolg findet, welkt ab, sofern er nicht zu gewaltigem Trotz entartet, wozu aber Leo Fischel keine Zeit hatte (R. Musil).

6.15. Er, Grenouille, der jeden anderen Menschen meilenweit erschnuppern konnte, war nicht imstande, sein weniger als eine Handspanne entferntes eigenes Geschlecht zu riechen! (P. Süskind).

Vortragsthemen

1. Verhältnis „Flektierbarkeit vs. Unflektierbarkeit“ im Wortartensystem der deutschen Sprache.

2. Semantische Klassen von Numeralien: normative Grammatik vs. theoretische Grammatik (anhand der Auffassungen von W. Jung, P. Grebe, J.I. Schendels, H. Weinrich).

3. Pronominalität aus funktionalstilistischer Sicht (anhand von selbständig gesammelten Belegen).

4. Funktionen der Modalpartikeln in Bezug auf den Satzmodus (anhand des 4. Kapitels „Mittagessen“ des Romans „Herr Lehmann“ von S. Regener).

Seminar 5

DIE WOR TF ÜGUNG:

DEFINI TION UND AR TEN

Reader

1. Сharitonowa I.J. Theoretische Grammatik der deutschen Sprache. Syntax / I.J. Charitonowa. – Kiev : Вища школа, 1976. – S. 25-33.

2. Moskalskaja O.I. Theoretische Grammatik der deutschen Gegenwartssprache / O.I. Mos-kalskaja. – M. : Высшая школа, 1983. – S. 278-295.

3. Адмони В.Г. Синтаксис современного немецкого языка / В.Г. Адмони.– Л. : Наука, 1973. – З66 с.

4. Иванова И.П. Теоретическая грамматика современного английского языка / И.П. Иванова, В.В. Бурлакова, Г.Г. Почепцов. – М. : Высшая школа, 1981. – C. 100-163.

Schwerpunkte

1. Das Wesen der Wortfügung.

2. Arten der syntaktischen Verhältnisse in der Wortfügung.

3. Valenztheorie.

4. Modellierung der Wortfügungen.

5. Umfang der Wortfügungen.

Fragen zur Diskussion

1. Nach welchen Merkmalen werden die freien Wortfügungen von den festen abgegrenzt? Wodurch unterscheiden sich die freien Wortfügungen von den freien Wortgruppen?

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2. Worin besteht der Unterschied zwischen einer Wortfügung und einem Satz?

3. Welche Eigenschaften prägen die Wortfügung als eine Sprach- bzw. eine Redeeinheit?

4. Welche Arten der syntaktischen Verhältnisse verbinden die Wörter in einer Wortfügung?

5. Was versteht man unter einem Modell?

6. Worauf beruht die Einteilung der Wortfügungen in substantivische, verbale, adjektivische, adverbiale und pronominale Wortfügungen?

7. Welche Mittel gestalten eine Substantivgruppe? Warum nimmt diese nur eine Stelle im Satz ein?

8. Wie koordiniert die Verbalgruppe mit der Struktur des Satzes? Wodurch werden die Anzahl und der Charakter der freien sowie obligatorischen Ergänzungen einer Verbalgruppe bestimmt?

9. Welche Wortgruppen gelten als satzwertig? Warum?

10. Was versteht man unter der Valenz? Worin besteht das Wesen der verbozentrischen Valenztheorie?

11. Wie sieht die Struktur der Valenzeigenschaften aus?

12. In welche strukturellen Untertypen lassen sich die einfachen Wortfügungen einteilen? Wodurch werden diese gekennzeichnet?

13. Wodurch wird die Struktur der komplexen Wortfügungen bedingt?

Praktische Aufgaben

1. Definieren Sie folgende Begriffe:

die Syntax, das Modell, die Wortfügung, das Mittel, die Valenz, das Bindemittel, die Interdependenz, die Subordination, die Koordination, die Kongruenz, die Rektion, der Anschluss, die Fügungspotenz.

2. Füllen Sie die Tabelle aus, indem Sie die Merkmale bzw. Arten der freien und der gebundenen

Wortfügungen ergänzen:

Gebundene Wortfügungen Freie Wortfügungen

4. Bestimmen Sie die Art der folgenden syntaktischen Einheiten:

Wortreihe • freie Wortfügung • feste Wortfügung • Satz

eine wunderbare Nähe göttlichen Erbarmens, es schneit, in Erwägung ziehen, Eintritt verboten, eine These formulieren, Biographen und Historiker, es sei denn, Vorbereitungen treffen, beim Online-Banking oder Ticket-Kauf, wird erledigt, förmlich freundschaftlich, nach den Kriterien, mit verständiger Menschlichkeit.

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5. Bestimmen Sie die Art der syntaktischen Verhältnisse in den folgenden Wortfügungen:

Kongruenz • Rektion • Anschluss

ein Buch und ein Nadelkissen, mit großer Umsicht, überaus nützlich, mit dem Abgeordneten sprechen, zwei Wächter, untergeordnete Beamte, für zudringlich halten, grausam behandeln, acht Jahre alt, der Verzweiflung nahe, in Ohnmacht sinken, den Gedanken nicht fassen, im Walde schlafen, ein steiler Felsen

7. Modellieren Sie die folgenden Wortfügungen:

voll froher Absicht, diese merkwürdige Neigung, prüfend ansehen, Vorschriften eines Arztes, wärmstens empfehlen, im Erdgeschoss liegen, höchst interessant, dem Ratschlag folgen, geschenkt erhalten, der Hilfe bedürfen, zeit seines Lebens, zu verschiedenen Tageszeiten, morgen früh, die Absicht zu zerstören, viel schöner.

8. Bestimmen Sie die Art und den Umfang der folgenden Wortfügungen, begründen Sie Ihre

Meinung:

von gefährlichen Leidenschaften bedrohte Menschen, auf natürliche Weise, ein müßiges Leben leben, ein aufgeschlossenes Paradies, der Hauch von Übermut, die Vögel singen hören, dem Kind den Ball zuwerfen, attraktiv aussehen, den Bericht in Betracht ziehen, einen Augenblick warten, die Ankunft des Fräulein Bürstner.

9. Gliedern Sie die folgenden Sätze in Wortgruppen, bestimmen Sie ihre Art:

Allmählich beruhigte sie sich aber jetzt an dem Regen, der ihr harmloses, graues Wasser prasselnd auf Hut und Mantel schüttete, und ihre Gedanken nahmen eine gemäßigtere Art an. Vielleicht half auch die einfache, in Eile übergeworfene Kleidung dabei mit, denn sie lenkte ihre Erinnerung auf schirmlose Schulmädelwege und unschuldige Zustände zurück. Die Wandernde entsann sich sogar unerwartet einer arglosen Sommerszeit, die sie mit einer Freundin und deren Eltern auf einer kleinen Insel im Norden verbracht hatte: dort hatten sie zwischen der harten Herrlichkeit von Himmel und Meer einen Nistplatz der Seevögel entdeckt, eine Mulde voll von weißen, weichen Vogelfedern. Und nun wusste sie es: der Mann, zu dem es sie hinzog, erinnerte sie an diesen Nistplatz. Die Vorstellung freute sie. Allerdings hätte sie es sich zu jener Zeit, angesichts der strengen Aufrichtigkeit, die zum Bedürfnis der Jugend nach Erfahrung gehört, wohl kaum durchgehen lassen, dass sie sich dermaßen unlogisch, ja eben jugendlichunreif, wie sie es jetzt mit Fleiß geschehen ließ, bei der Vorstellung des Weichen und Weißen einem überirdischen Grausen überlasse. Dieses Grausen galt Professor Lindner; aber auch das Überirdische galt ihm (R. Musil).

Vortragsthemen

1. Die Rolle der Wortreihen in der Beschreibung (anhand von selbständig gesammelten Belegen aus der Presse).

2. Substantivgruppe und Zusammensetzung aus der funktionalstilistischer Sicht (anhand von selbständig gesammelten Belegen).

3. Arten der freien Ergänzungen in der Verbgruppe (anhand von selbständig gesammelten Belegen aus der Presse).

4. Transformation der Infinitivgruppen in Nebensätze: Möglichkeiten und Grenzen (anhand von selbständig gesammelten Belegen aus der Presse).

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Seminar 6

DE R SATZ: FO RM , INH AL T , FUNK TION

Reader

1. Admoni W. Der deutsche Sprachbau / W. Admoni. – М. : Просвещение, 1986. – S. 215-262.

2. Duden: Grammatik der deutschen Gegenwartssprache / hrsg. von der Dudenredaktion. – Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich : Duden, 1998. – S. 627-658.

2. Moskalskaja O.I. Theoretische Grammatik der deutschen Gegenwartssprache / O.I. Moskalskaja. – M. : Высшая школа, 1983. – S. 229-268.

3. Иванова И.П. Теоретическая грамматика современного английского языка / И.П. Иванова, В.В. Бурлакова, Г.Г. Почепцов. – М. : Высшая школа, 1981. – C. 183-230.

Schwerpunkte

1. Die Satzstruktur (Satzmodellierung, Satzparadigmatik, syntaktische Derivationsprozesse).

2. Die Satzsemantik (Satzglieder, semantische Rollen, kommunikative Gliederung).

3. Die Satzpragmatik (Kommunikative Situation, kommunikative Intention, kommunikative Bedeutung).

Fragen zur Diskussion

1. Was stellt der Satz auf dem vorkommunikativen sowie kommunikativen Niveau dar?

Welche Unterschiede bestehen dazwischen?

2. Nach welchen Kriterien werden die Grundmodelle des Satzes erstellt? Worauf beruhen die formbezogene, die inhaltsbezogene und die transformativ-generative Auffassungen der Satzmodellierung?

3. Wie werden die Satzmodelle variiert? Welche Wechselbeziehungen bestehen zwischen den syntaktischen und semantischen Satzmodellen?

4. Was setzt die Realisierung eines Satzmodells auf dem kommunikativen Niveau voraus?

5. Wie lässt sich der Begriff „Satzparadigma“ erläutern? Wie ist er mit der Kategorie der kommunikativen Intention verbunden?

6. Welche Derivationsprozesse sind in der Syntax festzustellen? Über welche Mittel und Wege zur Veränderung der Satzstruktur verfügt die Sprache?

7. Welche Faktoren bestimmen das Fassungsvermögen des einfachen Satzes im Deutschen?

8. Nach welchen Kriterien werden die Satzglieder klassifiziert?

9. Was untersucht die Kasusgrammatik? Was versteht man unter den semantischen Rollen? Wie werden die letzteren sprachlich fixiert?

10. Was leistet die semantische Implikation in der logischen Struktur des Satzes?

11. Wie lässt sich das Prinzip der binären Gliederung des Satzes als einer kommunikativen Einheit erklären? Welche Formmittel dienen zum Ausdruck der kommunikativen Gliederung der Satzes?

12. Welche Rolle spielt die Wortfolge bei der Gestaltung der Mitteilungsperspektive des Satzes?

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13.Wie korrelieren die Begriffe “kommunikative Situation”, “kommunikative Intention” und “kommunikative Bedeutung”?

Praktische Aufgaben

1. Definieren Sie folgende Begriffe:

das Modell, die Semantik, die Relation, das Prädikat, die Proposition (der Prädikatsausdruck), die Ergänzung (der Aktant, der Argument), die Derivation, die Kontamination, die Parzellation, der Satzumfang, die Strukturtiefe, die Satzlänge, die Verwendungsfrequenz, das Thema, das Rhema, die expressive Syntax, die kommunikative Situation, die Intention.

2. Gestalten Sie die folgenden Wortgruppen in die Sätze um. Erklären Sie den Unterschied

zwischen den Wortgruppen und den Sätzen:

Empörung der Öffentlichkeit über Rauchverbot, das Herunterladen der neuesten Updates, in manchen Kulturen als Delikatesse gelten, sein naiver Versuch, jedem zu helfen, die Verletzung der kuscheligen Privatheit, die Vorliebe für alpenländische Ferienorte, im Rahmen eines mehrjährigen Projekts durchführen.

3. Belegen Sie die folgenden Satztypen mit deutschen Beispielen [Вихованець 1983, c. 45-46]:

3.1. Typen der elementaren Sätze mit Handlungsprädikaten: P3 + Aagens P + Aob + Aadres + Aagens

P + Aob + Aagens P + Aob + Aident + Aagens

P + Ares + Aagens P + Aob + Aob + Aagens

P + Aloc + Aagens P + Aob + Aadres + Amittel +Aagens

P + Aob + Aloc + Aagens P + Aob + Aadres + Aloc + Amittel + Aagens

P + Aob + Ainst + Aagens P + Aob + Ainst

P + Aob + Amittel + Aagens P + Aob + Amittel

P + Ares + Amittel + Aagens

3.2. Typen der Elementarsätze mit Zustandsprädikaten:

P + Aallgemein. phys. Zustand P + Aob + ATräger des phys. Zustandes

P + ATräger des phys. Zustandes P + Aident + Aident

P + Ares + Amittel + Aagens PZustand + Akompon + Akompos

P + Aexplik P + Aloc + ATräger des phys. Zustandes

P + Aexplik + Aob PZustand als Res + Ares + Aagens

P + Aob + Aadres P + Aob + ATräger des phys. Zustandes

4. Erklären Sie die Leistung verschiedener Ausdrucksmittel der Modalität in den folgenden

Auszügen:

4.1. Eine auf der Internetseite abgebildete Karte zeigte besonders betroffene Regionen, wo Menschen aufgrund klimatischer Unbilden angeblich wegziehen werden. Die Karte sei eigentlich für eine Zeitung “auf Grundlage verschiedener Quellen” gefertigt worden, sagt ein Unep Sprecher auf Anfrage. Die Unep-Seite fungiere wie eine öffentliche Bücherhalle, die Grafiken archiviere.

Quelle: http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,757556,00.html

4.2. Wenn die Haifische Menschen wären, würden sie natürlich auch untereinander Kriege führen, um fremde Fischkästen und fremde Fischlein zu erobern. Die Kriege würden sie von ihren eigenen Fischlein führen lassen. Sie würden die Fischlein lehren, dass zwischen

3 Abkürzungen: P – Prädikat, A – Argument

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ihnen und den Fischlein der anderen Haifische ein riesiger Unterschied bestehe. Die Fischlein, würden sie verkünden, sich bekanntlich stumm, aber sie schweigen in ganz verschiedenen Sprachen und könnten einander daher unmöglich verstehen. Jedem Fischlein, das im Krieg ein paar andere Fischlein, feindliche, in anderer Sprache schweigende Fischlein, tötete, würde sie Orden aus Seetang anheften und den Titel Held verleihen. (B. Brecht “Wenn die Haifische Menschen wären”).

5. Erläutern Sie die Struktur der eingliedrigen Sätze in den folgenden Auszügen:

5.1. 1918. Das war im Lazarett. Ein paar Tage vorher war ein neuer Transport angekommen. Papierverbände. Schwere Verletzungen. Den ganzen Tag fuhren die flachen Operationswagen herein und hinaus. Manchmal kamen sie leer wieder. Neben mir lag Josef Stoll. Er hatte keine Beine mehr, aber er wusste es noch nicht. Es war nicht zu sehen, weil die Decke über einem Drahtkorb lag. Er hätte es auch nicht geglaubt, denn er spürte Schmerzen in den Füßen. Nachts starben zwei Leute bei uns im Zimmer. Einer sehr langsam und schwer. 1919. Wieder zu Hause. Revolution. Hunger. Draußen immerfort Maschinengewehrgeknatter. Soldaten gegen Soldaten. Kameraden gegen Kameraden. 1920. Putsch. Karl Bröger erschossen. Köster und Lenz verhaftet. Meine Mutter im Krankenhaus. Krebs im letzten Stadium. (E.M. Remarque “Drei Kameraden”)

5.2. Torben drehte den Zettel in seiner Hand. Nummer 215. Die Zeitung hatte er bis auf die allerletzte Mord- und Totschlagsmeldung durchgelesen. Kein Geräusch drang durch die Wände der Wartekabine. Zwei fensterlose Quadratmeter, ein kleiner Tisch, ein Plastikstuhl. Die Wände nackt bis auf ein großes Plakat der unendlichen Weite des Ozeans, aufgenommen vom Bug eines Schiffes: “Wir schaffen neue Horizonte”. (S. Henke “Dein nächster Auftrag”).

6. Charakterisieren Sie die syntaktischen Prozesse der Satzvereinfachung anhand der

folgenden Tabelle [Приходько 2004, c. 48]. Belegen Sie ihre Charakteristik mit Beispielen:

Parameter Beispiele Kontamination Zusammenschmelzung von Sätzen oder

Satzgliedern

Konversion Transformation der von Verb abhängigen Satzkomponenten

Reduktion Ersetzung der zweiten Konjunkts der Parataxe durch eine Konjunktion

Kompression Beseitigung von informativ überflüssigen Komponenten der Aussage (Zusammenpressen)

Parzellation Absonderung einiger Satzteile oder Teilsätze

Ellypse

Eliminierung eines Satzgliedes aus der Satzstruktur

Asyndetisation Eliminierung einer Konjuktion 7. Charakterisieren Sie die syntaktischen Prozesse der Satzverkomplizierung anhand der

folgenden Tabelle [Приходько 2004, c. 48]. Belegen Sie ihre Charakteristik mit Beispielen:

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Mittel und Wege der Satzverkomplizierung

Beispiele

Supplementierung

Ergänzung einer syntaktischen Einheit durch andere Elemente desselben syntaktischen Status (Aufreihungsbreite)

Anhäufung von gleichartigen und ungleichartigen Satzgliedern

Anfügung von Attributen an substantivische Satzglieder

Wörter und Wortgruppen, die keine Satzglieder sind

Anrede und Interjektionen

Komplimentierung

Erweiterung einer syntaktischen Einheit, die zu ihrer Veränderung führt und bei der die letztere zu einer komplizierten Struktur wird (Aufreihungstiefe)

Absolute Konstruktionen Partizipial- bzw. Infinitivgruppen Nebensätze Satzperioden Satzpolynome (kontaminierte para- und hypotaktische Strukturen)

8. Bestimmen Sie die semantischen Rollen und ihre Entsprechungen in der syntaktischen

Struktur der Sätze in folgenden Auszügen:

8.1. Zigaretten werden in Münder gesteckt, ein fünftes Klick, der Fremde setzt sich kopfschüttelnd auf den Bootsrand, legt die Kamera aus der Hand, denn er braucht jetzt beide Hände, um seiner Rede Nachdruck zu verleihen. “Ich will mich ja nicht in Ihre persönlichen Angelegenheiten mischen”, sagt er, “aber stellen Sie sich mal vor, Sie führen heute ein zweites, ein drittes, vielleicht sogar ein viertes Mal aus, und Sie würden drei, vier, fünf, vielleicht sogar zehn Dutzend Makrelen fangen. Stellen Sie sich das mal vor!” Der Fischer nickt. “Sie würden”, fährt der Tourist fort, “nicht nur heute, sondern morgen, übermorgen, ja, an jedem günstigen Tag zwei-, dreimal, vielleicht viermal ausfahren – wissen Sie, was geschehen würde?” (H. Böll “Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral”).

8.2. Diese Jagden waren der Grund, weshalb wir Karls Karosserie nicht änderten. Er brauchte nur auf der Straße zu erscheinen – sofort versuchte jemand, ihn abzuhängen. Auf andere Wagen wirkte er wie eine flügellahme Krähe auf ein Rudel hungriger Katzen. Er reizte die friedlichsten Familienkutschen zum Überholen, und selbst die behäbigsten Vollbärte wurden unwiderstehlich vom Rennehrgeiz gepackt, wenn sie sein klappriges Fahrgestell vor sich auf und nieder tanzen sahen. Wer konnte auch ahnen, dass in dieser lächerlichen Gestalt das große Herz eines Rennmotors schlug! Lenz behauptete, Karl wirke erzieherisch. Er lehre die Leute Ehrfurcht vor dem Schöpferischen, das immer in einer unscheinbaren Hülle stecke. Das sagte Lenz, der von sich ebenfalls behauptete, er wäre der letzte Romantiker. (E.M. Remarque “Drei Kameraden”).

9. Gliedern Sie die folgenden Sätze in Thema und Rhema. Bestimmen Sie den Kern der Rhema-

Gruppe:

9.1. Im achtzehnten Jahrhundert lebte in Frankreich ein Mann, der zu den genialsten und abscheulichsten Gestalten dieser an genialen und abscheulichen Gestalten nicht armen Epoche gehörte. Seine Geschichte soll hier erzählt werden. Er hieß Jean-Baptiste Grenouille, und wenn sein Name im Gegensatz zu den Namen anderer genialer Scheusale, wie etwa de Sades, Saint-Justs, Fouches, Bonapartes usw., heute in Vergessenheit geraten

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ist, so sicher nicht deshalb, weil Grenouille diesen berühmteren Finstermännern an Selbstüberhebung, Menschenverachtung, Immoralität, kurz an Gottlosigkeit nachgestanden hätte, sondern weil sich sein Genie und sein einziger Ehrgeiz auf ein Gebiet beschränkte, welches in der Geschichte keine Spuren hinterlässt: auf das flüchtige Reich der Gerüche. (P. Süskind “Das Parfum”).

9.2. Im Kampf gegen den inneren Schweinehund sehe ich regelmäßig schlecht aus. Wenn es darum geht, wer von uns sich abends gegen halb zwölf mit seinen Vorstellungen durchsetzen kann, das bessere Ich oder der Schweinehund, liegt der Bursche immer vorn. Der Kampf findet stets vor geöffneter Kühlschranktür statt. Der innere Schweinehund, von mir auch gerne mal IS genannt, besteht dabei so gut wie immer auf einer fingerdick mit Kalbsleberwurst beschmierten Schnitte, am besten noch zwei. Ich aber bin mir mit meiner Badezimmerwaage darüber im Klaren, dass ich dringend abspecken sollte, und plädiere deshalb für Joghurt, Magerstufe 0,00005 Prozent. (Ch. Westermann “Fette Beute”).

10. Kommentieren Sie das Zusammenwirken solcher Ausdrucksmittel des kommunikativen

Gehalts wie Wortstellung, Tonführung, Artikel und Genus anhand der folgenden Auszüge:

10.1. Der Mensch hat zwei Beine und zwei Überzeugungen: eine, wenns ihm gut geht, und eine, wenns ihm schlecht geht. Die letztere heißt Religion. Der Mensch ist ein Wirbeltier und hat eine unsterbliche Seele, sowie auch ein Vaterland, damit er nicht zu übermütig wird. Der Mensch wird auf natürlichem Wege hergestellt, doch empfindet er dies als unnatürlich und spricht nicht gern davon. Er wird gemacht, hingegen nicht gefragt, ob er auch gemacht werden wolle. (K. Tucholsky “Der Mensch”).

10.2. Es war einmal ein netter alter Herr, der hatte die Unart, sich ab und zu vernünftige Dinge auszudenken. Das heißt: zur Unart wurde seine Gewohnheit eigentlich erst dadurch, dass er das, was er sich jeweils ausgedacht hatte, nicht für sich behielt, sondern den Fachleuten vorzutragen pflegte. Da er reich und trotz seiner plausiblen Einfälle angesehen war, mussten sie ihm, wenn auch mit knirschenden Ohren, aufs geduldigste zuhören. Und es gibt gewiss für Fachleute keine ärgere Qual als die, lächelnden Gesichts einem vernünftigen Vorschlage zu lauschen. Denn die Vernunft, das weiß jeder, vereinfacht das Schwierige in einer Weise, die den Männern vom Fach nicht geheuer und somit ungeheuerlich erscheinen muss. Sie empfinden dergleichen zu Recht als einen unerlaubten Eingriff in ihre mühsam erworbenen und verteidigten Befugnisse. Was, fragt man sich mit ihnen, sollten die Ärmsten wirklich tun, wenn nicht sie herrschten, sondern statt ihrer die Vernunft regierte! Nun also. (E. Kästner “Das Märchen von der Vernunft”).

10.3. Unzufrieden? Enttäuscht? Unglücklich? Greifen Sie zur Fernbedienung – hier werden Sie bestens bedient. Überlegenheitsgefühle en gros und en detail liefert Ihnen Ihr Fernsehgerät direkt ins Haus! Prügeln sie nicht länger ihre Ehepartner, Kinder oder Hunde nur aus Frust. Mit der entsprechenden Dosis "Arabella" oder "Hans Meiser" werden Sie sich wie neu fühlen. Emotional weichgespült werden Sie wieder Freund mit der Menschheit. Sie fahren wieder rücksichtsvoller Auto und grüßen ihre Nachbarn. Nutzen Sie die Sozialkompetenzen Ihrer Talkshow-Moderatoren und werden Sie noch heute ein glücklicher Mensch! (A. Kalmer “Unser täglich Frust gib uns heute”).

Vortragsthemen

1. Die Struktur der Sätze in den Frage-Antwort-Einheiten (anhand des ersten Akts des Schauspiels “Der Physiker” von F. Dürrenmatt).

2. Die Struktur eingliedriger und elliptischer Sätze in der Publizistik (anhand von selbst gesammelten Belegen aus der Presse).

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3. Die Leistung eingliedriger, elliptischer und parzellierter Sätze in der schönen Literatur (anhand der Kurzgeschichte “Das Holz für morgen” von W. Borchert).

4. Die gerade und invertierte Wortfolge aus kommunikativer Sicht (anhand der Kurzgeschichte “Die Küchenuhr” von W. Borchert).

5. Die Verdichtung des Informationsgehalts durch syntaktische Mittel (anhand der Kurzgeschichte “Der Mensch” von K. Tucholsky).

Seminar 7

DE R ZUS AMMEN GESE TZTE SATZ: PAR ATAXE UND HY PO TAXE

Reader

1. Admoni W. Der deutsche Sprachbau / W. Admoni. – М. : Просвещение, 1986. – S. 275-282.

2. Moskalskaja O.I. Theoretische Grammatik der deutschen Gegenwartssprache / O.I. Moskalskaja. – M. : Высшая школа, 1983. – S. 296-321.

3. Duden: Grammatik der deutschen Gegenwartssprache / hrsg. von der Dudenredaktion. – Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich : Duden, 1998. – S. 617-619, 755-813.

4. Иванова И.П. Теоретическая грамматика современного английского языка / И.П. Иванова, В.В. Бурлакова, Г.Г. Почепцов. – М. : Высшая школа, 1981. – C. 230-238.

Schwerpunkte

1. Strukturelle Grundzüge des komplexen Satzes.

2. Parataxe (Satzverbindung, Satzreihe).

3. Hypotaxe (Satzgefüge).

Fragen zur Diskussion

1. Worin besteht der Unterschied zwischen einem Elementarsatz und einem zusammen-gesetzten Satz?

2. Wie werden die Bestandteile eines zusammengesetzten Satzes in verschiedenen grammatischen Konzeptionen aufgefasst? Welche terminologischen Probleme entstehen dabei?

3. Was versteht man unter einem Teilsatz? Wodurch unterscheidet sich ein Teilsatz von einer selbständigen Redeeinheit?

4. Welche Satzformen lassen sich bei den zusammengesetzten Sätzen unterscheiden? Wodurch unterscheiden sie sich voneinander?

5. Auf welchem syntaktischen Verhältnis beruht die Parataxe? Wodurch sind ihre Konstituenten gekennzeichnet?

6. Welche semantischen Beziehungen weisen die Teilsätze einer Satzreihe auf? Welche formalen Mittel signalisieren diese Beziehungen?

7. Auf welchem syntaktischen Verhältnis beruht die Hypotaxe? Welche formalen Mittel kennzeichnen es?

8. Welche Kriterien liegen der traditionellen Klassifikation der Nebensätze zu Grunde?

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9. Wie werden die Satzgefüge in der Duden-Grammatik aufgefasst?

10. Wie ist die Redeabsicht, die positive/negative Satzbedeutung, die Modalität bzw. die zeitliche Bezogenheit des Satzgefüges als eines Ganzsatzes zu bestimmen?

Praktische Aufgaben

1. Definieren Sie folgende Begriffe:

die Subordination, die Koordination, der Konjunkt, der Subjunkt, die Relation (das Verhältnis), die Parataxe, die Hypotaxe, die Periode, das Binom, das Trinom, das Polynom, der Konnektor, das Syndeton, das Asyndeton, das Polysyndeton.

2. Bestimmen Sie den Typ der Aneinanderreihung koordinierter Teilsätze und analysieren Sie

seine stilistische Leistung:

2.1. Es ist ein regelrechter Trend geworden: Immer mehr Menschen in Deutschland fasten (www.dw-world.de).

2.2. Und es wallet und siedet und brauset und zischt (F. Schiller).

2.3. Er mag ihn zwar nicht, aber er hat ihn trotzdem eingeladen.

2.4. Ich bin verliebt, aber ich weiß nicht in wen; ich bin weder treu noch ungetreu (R. Musil).

2.5. Entweder hältst du dich an die Spielregeln, oder wir beenden das Spiel.

2.6. Kein Mensch verirrte sich dorthin, kein Wild kam unserer Behausung nahe, ich war zufrieden und arbeitete mich von einem Tage zum andern hinüber (L. Tieck).

2.7. Der Hass der Größe gegen die Kleinigkeit ist Ekel, der Hass der Kleinigkeit gegen die Größe ist Neid (Schnitzler).

2.8. Meine liebe Gemeinde – nun, das geht freilich nicht, – meine lieben Besucher. Ich bin natürlich nicht Jan Hus, geboren 1369 in Hussinetz, Magister der Freien Künste, Rektor der Universität und Prediger in der Bethlehemskapelle zu Prag, sondern ich spiele nur Jan Hus, aber in Wirklichkeit bin ich in Achterloo Pfarrer oder ein Pfarrer in Achterloo, wobei ich nicht zu entscheiden wage, welche der beiden Möglichkeiten auf mich zutrifft (F. Dürrenmatt).

2.9. Und dann sieht er die Ablösung in einer Kolonne anmarschieren, und jetzt muss er es ihm sagen (J. Becker).

2.10. Das Glück ist süß wie Kuchen, und schön wie ein Gedicht, du muss es aber suchen, sonst findet es dich nicht (F. Wittkamp).

3. Finden Sie die in den Parataxen vorliegenden besonderen Stilmittel, welche die gedankliche

Zusammengehörigkeit der Teilsätze betonen:

3.1. Liebe geht durch den Magen, aber leider achten zu viele auf ihre Figur (Chr. Adamek).

3.2. Glück macht süchtig – Unglück macht tüchtig! (G. Uhlenbruck).

3.3. Durch die Leidenschaften lebt der Mensch; durch die Vernunft existiert er bloß (Chamfort).

3.4. Alles gackert, aber wer will noch sitzen und Eier brüten? (Nietzsche).

3.5. An alle unglücklich Liebende: Es ist mit dem Herzen halt genau so wie mit dem Telefon – manchmal ist es eben schon belegt (W. J. Reus).

3.6. Greise glauben alles, Männer bezweifeln alles, Junge wissen alles (O. Wilde).

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3.7. Die Naturwissenschaften braucht der Mensch zum Erkennen, den Glauben zum Handeln (M. Planck).

3.8. Die Angst klopft an die Tür, das Vertrauen öffnet und niemand ist draußen.

3.9. Gleichgültigkeit ist wie das Eis an den Polen: Sie tötet alles (H. de Balzac).

3.10. Zorn macht langweilige Menschen geistreich; er lässt sie aber arm bleiben (M. Twain).

4. Charakterisieren Sie die Einteilung der Nebensätze nach der morphosyntaktischen Gestalt

[Приходько 2004, c. 52]:

Nebensätze

(syndetische) (asyndetische)

eingeleitete nicht-eingeleitete

Subju.-Sätze D/W-Sätze V-1-Sätze V-2-Sätze

W-Sätze D-Sätze

5. Sprechen Sie über die funktional-semantische Taxonomie der Satzgefüge, indem Sie sich der

folgenden Matrix bedienen [Приходько 2004, c. 53]:

HYPOTAXE

Termsätze Adverbialsätze Weiterführende Sätze 1. Subjektsätze 2. Objektsätze 3. Prädikatssätze 4. Attributsätze

1. Lokalsätze 2. Temporalsätze 3. Modalsätze 4. Komparativsätze 5. Implikationssätze 5.1. Kausalsätze 5.1. Konsekutivsätze 5.1. Finalsätze 5.1. Konzessivsätze 5.1. Konditionalsätze 5.1. Restriktivsätze

1. W-Sätze 2. Was-Sätze 3. Wo (+Präp)-Sätze 4. Da (Als)-Sätze 5. Wie-Sätze (Näheres: [Helbig & Buscha 1988, S. 674])

6. Bestimmen Sie den Typ der Nebensätze in den folgenden Satzgefügen:

6.1. Wenn du deiner Angst den Namen gibst, verliert sie einen Teil ihres Schreckens (H. Schäferling).

6.2. Das Schicksal macht nie einen König matt, ehe es ihm Schach geboten hat (L. Börne). 6.3. Manche Leute schlafen nur deshalb so gut, weil sie langweilige träume haben (G. de Staël).

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6.4. Wie sich körperlich viele für krank halten, ohne es zu sein, so halten umgekehrt geistig sich viele für gesund, die es nicht sind (Lichtenberg).

6.5. Was die Schickung schickt, ertrage! Wer ausharret, wird gekrönt (Herder).

6.6. Wer Käse produziert hat, darf nicht die Milch nachtrauern (W. Ludin).

6.7. Es spielt keine Rolle, ob das, woran du glaubst, zutrifft. Entscheidend ist, ob es dir hilft (P. Hohl).

6.8. Auch Kränkungen wollen gelernt sein. Je freundlicher, desto tiefer trifft’s (M. Walser).

6.9. Obgleich ich Ärzte hasse, liebe ich Medizin (O. Wilde).

6.10. An Rheumatismus und an wahre Liebe glaubt man erst, wenn man davon befallen wird (M. Ebner-Eschenbach).

6.11. Die verrücktesten Pläne schmiedet die Liebe, solange sie heiß ist (G. Fitzthum).

6.12. Hungern Intellektuelle, pflanzen sie keine Kartoffeln, sondern versuchen sich als Revolutionäre (W. Schwöbel).

6.13. Ein Ausschuss ist eine Gruppe Unvorbereiteter, die von den Unwilligen ernannt werden, damit sie das Unnötige tun (F. Allen).

6.14. Macht ist die einzige Lust, derer man nicht müde wird (O. Wilde).

6.15. Wo ich Liebe sehe, ist mir’s immer, als wäre ich im Himmel (Goethe).

7. Formen Sie die hervorgehobenen Wortgruppen und Wörter mit der Hilfe der

Entfaltungstransformation in Teilsätze um, bestimmen Sie den Typ der letzteren:

7.1. Aber bei näherer Betrachtung ist alles, was bis jetzt passiert ist, nicht ausreichend für den Klimaschutz (www.linguee.de).

7.2. Hätte sie ihm beim Abschied nachgeblickt, so wäre ihr der stocksteif den steinigen Weg hinabtänzelnde Gang des Mannes aufgefallen (R. Musil).

7.3. Laut einem Bericht der CNN ist eine neue Bombe in Bagdad explodiert.

7.4. Der Verzicht der Nonnen auf Mutterschaft und Familie ist eine schwere Last für sie.

7.5. Aufgrund der schnellen Verbreitung des Feuers mussten viele Menschen ihre Häuser vorsichtshalber verlassen.

7.6. Trotz der intensiven Arbeit der Diplomaten konnte man den Krieg nicht vermeiden.

7.7. Während des Angriffs der Flugzeuge auf die Stadt geriet die Bevölkerung in blanke Panik.

7.8. Nach der Bombardierung der Stadt wurden zahlreiche Tote gemeldet.

7.9. Sie hat über die Annahme einer anderen Arbeit nachgedacht.

7.10. Beim Aufprall des Autos gegen die Wand konnte man ein furchtbares Geräusch hören. 8. Analysieren Sie die Struktur der Satzperioden:

8.1. Kohlhaas, dem sich, als er die Treppe vom Schloss niederstieg, die alte, von der Gicht geplagte Haushälterin, die dem Junker die Wirtschaft führte, zu Füßen warf, fragte sie, indem er auf der Stufe stehen blieb: wo der Junker Wenzel von Tronka sei? und da sie ihm, mit schwacher, zitternder Stimme, zur Antwort gab: sie glaube, er habe sich in die Kapelle geflüchtet; so rief er zwei Knechte mit Fackeln, ließ in Ermangelung der Schlüssel, den Eingang mit Brechstangen und Beilen eröffnen, kehrte Altäre und Bänke um, und fand

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gleichwohl, zu seinem grimmigen Schmerz, den Junker nicht (H. Von Kleist “Michael Kohlhaas”).

8.2. Da er daheim seine Zeit vertat, beim Unterricht langsamen und abgewandten Geistes war und bei den Lehrern schlecht angeschrieben stand, so brachte er beständig die erbärmlichsten Zensuren nach Hause, worüber sein Vater, ein langer, sorgfältig gekleideter Herr mit sinnenden blauen Augen, der immer eine Feldblume im Kopfloch trug, sich sehr erzürnt und bekümmert zeigte (T. Mann “Tonio Kröger”).

8.3. Am folgenden Morgen, in der Küche brannte noch das Licht, erzählte der Großvater, der gerade vom Wegmachen hereingekommen war, aus dem Jungholz sei die Nachricht gebracht worden, dass man den Jäger Schlag eine gute Stunde außerhalb seines Reviers, auf der Tiroler Seite, auf dem Grund eines Tobels liegen gefunden habe. Offensichtlich sei er, sagte der Großvater, indem er, wie es seine tägliche Gewohnheit war, den für ihn auf dem Herdschiffchen eigens warm gehaltenen, von ihm aber verabscheuten Milchkaffee nach und nach, wenn die Mutter gerade nicht hersah, in den Ausguß schüttete, offensichtlich sei er beim Überqueren des Tobels von der sogar im Sommer gefahrvollen, im Winter so gut wie ungangbaren Riese zu Tode gestürzt (W. Sebald “Schwindel. Gefühle”).

Vortragsthemen

1. Die Schachtelsätze in W. Sebalds Roman “Austerlitz” (eine Untersuchung anhand der selbständig gesammelten Belege).

2. Das Vorliegen von einfachen Sätzen, Satzreihen und Satzgefügen in der Mediensprache (eine statistische Analyse anhand der selbständig gesammelten Belege).

Seminar 8

M ITTEL DE R TEX TK ON STI TUTION

Reader

1. Moskalskaja O.I. Theoretische Grammatik der deutschen Gegenwartssprache / O.I. Moskalskaja. – M. : Высшая школа, 1983. – S. 323-336.

2. Duden: Grammatik der deutschen Gegenwartssprache / hrsg. von der Dudenredaktion. – Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich : Duden, 1998. – S. 834-855.

3. Пфютце М. Грамматика и лингвистика текста / Макс Пфютце // Новое в зарубежной лингвистике. – М. : Прогресс, 1978. – Вып. 8. – С. 218-241.

Schwerpunkte

1. Textfunktion und Textsorten.

2. Isotopie- oder Topikketten.

3. Morphologische Satzverflechtungsmittel.

4. Syntaktische Satzverflechtungsmittel.

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Fragen zur Diskussion

1. Wie wird der Text von O. Moskalskaja definiert? Welche Stellung nimmt der Text unter den syntaktischen Einheiten ein? Welche Textfunktionen lassen sich unterscheiden?

2. Wie korrelieren die Begriffe “Makrotext” (Ganztext, Großtext) und “Mikrotext” (Teiltext, Kleintext) miteinander?

3. Was sind die Merkmale der Textualität? Wovon werden sie bewirkt?

4. Auf welche Weise wird die Texthaftigkeit durch die Textsorte bedingt? An welchen Kriterien orientiert man sich bei der Klassifikation der Texte?

5. Was versteht man unter der Themenentfaltung? Welche Grundformen der thematischen Entfaltung werden unterschieden?

6. Welche Relationen bestehen zwischen den Begriffen “Hauptthema” und “Subthemen”?

7. Was versteht man unter der “Textoberfläche”? Welche grammatischen Verflechtungsmittel tragen zum inneren Zusammenhang zwischen einzelnen Textelementen bei? Welche Wortarten haben eine ausgeprägt satzverflechtende Funktion?

8. Welche lexikalisch-semantschen Mittel dienen zur Satzverflechtung im Text?

9. Welche Funktion erfüllt der Artikel als Mittel der Textkonstitution?

10. Wie lassen sich die anaphorischen und kataphorischen Konnexionsmittel im Satz charakterisieren?

Praktische Aufgaben

1. Definieren Sie folgende Begriffe:

der Text, die Textsorte, das Thema, die Isotopie, das Topik, die Themenentfaltung, das Verflechtungsmittel (Textphorik), die Anapher, die Katapher, die Kohäsion, die Kohärenz, der Discourse (Diskurs), Textraum (Deixis), Texttypologie.

2. Systematisieren Sie die Mittel der Textkonstitution, indem Sie die folgende Tabelle ausfüllen:

Verflech-tungsart

überwiegend

anaphorische Mittel

überwiegend kataphorische Mittel

Vor- und rück-verweisend

morpho-

logisch

syntaktisch lexikalisch stilistisch prosodish

3. Bestimmen Sie den Typ der Themenentfaltung:

3.1. Es war einmal eine alte Geiß, die hatte sieben junge Geißlein. Sie hatte sie so lieb, wie eben eine Mutter ihre Kinder liebhat. Eines Tages wollte sie in den Wald gehen und Futter holen. Da rief sie alle sieben herbei und sprach: “Liebe Kinder, ich muß hinaus in den Wald. Seid inzwischen brav, sperrt die Türe gut zu und nehmt euch in acht vor dem Wolf! Wenn er hereinkommt, frißt er euch mit Haut und Haaren. Der Bösewicht verstellt sich oft, aber an seiner rauhen Stimme und an seinen schwarzen Füßen werdet ihr ihn gleich erkennen” (Grimm).

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3.2. Der Vierwaldstättersee ist ein von Bergen umgebener See in der Zentralschweiz (434 m, 114 km², bis 214 m tief). Die Uferlänge beträgt 161,9 km. Seinen Namen hat der Vierwaldstättersee von den vier hier angrenzenden Waldstätten: den Kantonen Uri, Unterwalden, Schwyz und Luzern. Der Vierwaldstättersee wurde in der letzten Eiszeit vom Reussgletscher geformt. Der See selbst bildete sich als Gletscherrandsee am Ende der Eiszeit vor rund 12'000 Jahren (www.de.wikipedia.org).

3.3. Die Fakten widerlegen auch Verdächtigungen, viele der EU-Staaten seien nicht wirklich zu einer nachhaltigen Stabiltätspolitik entschlossen: Alle potentiellen Mitglieder der Währungsunion haben die Inflationsraten in den vergangenen Jahren drastisch gesenkt, zum Teil sogar auf nahe Null. Darüber hinaus ist die Unabhängigkeit der Europäischen Zentralbank im Maastricht-Vertrag – mit Zustimmung von Regierung und Parlament in Frankreich – sicherer verankert als die vielgepriesene Unabhängigkeit der Bundesbank im deutschen Gesetz. Für einen weichen Euro gibt es nicht das geringste Anzeichen (“Die Zeit” 21.02.1997). 3.4. Sehr geehrte Damen und Herren, die von mir am 25.11.2006 gekaufte Digitalkamera BG-45 vom Hersteller Sony weißt nach einem nur 8 tägigen Gebrauch drei erhebliche Mängel auf. Schon beim ersten Gebrauch fiel mir auf, dass der Blitz der Digitalkamera nicht ordnungsgemäß funktionierte. So verrichtet der Blitz seine Arbeit im Dunklen nicht, was seine Aufgabe sein sollte. Weiter läuft quer über das Objektiv ein großer Kratzer. Daneben fehlt noch die im Kauftext beschriebene Schutzhülle. Ich bitte um eine Reparatur der beschriebenen Mängel oder um eine neue Digitalkamera, in spätestens zwei Wochen. Sollten Sie diesen Termin nicht einhalten können, bitte ich Sie kurz mitzuteilen bis wann ich mit der funktionstüchtigen Digitalkamera rechnen kann (www.meinwissen.info/maengelruege.html).

4. Bestimmen Sie die grammatischen und lexikalischen Mittel der Satzverflechtung in den

folgenden Auszügen. Analysieren Sie ihre anaphorische bzw. kataphorische Leistung:

4.1. Als der Baron am nächsten Morgen in die Hall trat, sah er dort das Kind der schönen Unbekannten in eifrigem Gespräch mit den beiden Liftboys, denen es Bilder in einem Buch von Karl May zeigte. Seine Mama war nicht zugegen, offenbar noch mit der Toilette beschäftigt. Jetzt erst besah sich der Baron den Buben. Es war ein scheuer, unentwickelter nervöser Junge von etwa zwölf Jahren mit fahrigen Bewegungen und dunkel herumjagenden Augen. Er machte, wie Kinder in diesen Jahren so oft, den Eindruck von Verschrecktheit, gleichsam als ob er eben aus dem Schlaf gerissen und plötzlich in fremde Umgebung gestellt sei. Sein Gesicht war nicht unhübsch, aber noch ganz unentschieden, der Kampf des Männlichen mit dem Kindlichen schien eben erst einsetzen zu wollen, noch war alles darin nur wie geknetet und noch nicht geformt, nichts in reinen Linien ausgesprochen, nur blaß und unruhig gemengt. Überdies war er gerade in jenem unvorteilhaften Alter, wo Kinder nie in ihre Kleider passen, Ärmel und Hosen schlaff um die mageren Gelenke schlottern und noch keine innere Eitelkeit sie mahnt, auf ihr Äußeres zu wachen (S. Zweig “Brennendes Geheimnis”).

4.2. Der Konsul beugte sich mit einer etwas nervösen Bewegung im Sessel vornüber. Er trug einen zimmetfarbenen Rock mit breiten Aufschlägen und keulenförmigen Ärmeln, die sich erst unterhalb des Gelenkes eng um die Hand schlossen. Seine anschließenden Beinkleider bestanden aus einem weißen, waschbaren Stoff und waren an den Außenseiten mit schwarzen Streifen versehen. Um die steifen Vatermörder, in die sich sein Kinn schmiegte, war die seidene Krawatte geschlungen, die dick und breit den ganzen Ausschnitt der buntfarbigen Weste ausfüllte ... Er hatte die ein wenig tief liegenden, blauen und aufmerksamen Augen seines Vaters, wenn ihr Ausdruck auch vielleicht träumerischer war; aber seine Gesichtszüge waren ernster und schärfer, seine Nase sprang stark und

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gebogen hervor, und die Wangen, bis zu deren Mitte blonde, lockige Bartstreifen liefen, waren viel weniger voll als die des Alten (Th. Mann “Buddenbrooks”).

Vortragsthemen

1. Der Begriff der syntaktischen bzw. semantischen Anapher und die Mittel ihres Ausdrucks.

2. Kohäsionstypen in deutschen Medientexten (eine statistische Analyse anhand der selbständig gesammelten Belege aus der Presse).

3. Die Interdependenz zwischen Satzstruktur und Satzposition im Text (Anfangs- sowie Anschlusssätze anhand von selbständig gesammelten Beispielen aus der schönen Literatur).

4. Die Verflechtung durch textkommentierende sprachliche Mittel (anhand von selbständig gesammelten Beispielen aus den wissenschaftlichen Texten).