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Dr. I.S. Krestinsky Robert Blum und die Revolution Deutscher Bund (1815 – 1866)

Lk vorlesung 11 robert blum

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Dr. I.S. Krestinsky

Robert Blum und die Revolution

Deutscher Bund(1815 – 1866)

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Inhalte des 2. Moduls 1. 16. Jh.: M. Luther und die Reformation / Protestantische Ethik

und Arbeitsmoral2. 17. Jh.: 30jähriger Krieg / Westfälischer Friede 3. 18. Jh.: Deutsch-deutscher Dualismus / Aufstieg Preußens /

Preußische Tugenden / Deutsche Kulturnation / Weimar4. 18.-19. Jh.: Modernisierung Europas durch Napoleon,

Auflösung des 1. Reichs, Gründung des Rheinbundes5. 19. Jh.: Deutscher Bund / Märzrevolution 1848 / Erstes

Deutsches Parlament / Frankfurter Nationalversammlung / Ausformung politischen Spektrums

6. 19.Jh.: O. Bismark und Deutsches Kaiserreich / Kleindeutsche Lösung der deutschen Frage

7. 19.-20.Jh.: Ende des 2. Reichs / Ausrufung der Republik

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Problemkomplexe

1. Deutsche Frage: Begriff, Lösungswege2. Märzrevolution 1848 / Paulskirchenparlament 3. Ausformung politischer Ideologien und der

Parteienlandschaft 4. Deutsche Staatssymbole (Bundesflagge,

Nationalhymne, Bundeswappen)

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Deutscher Bund (1815 – 1866)• Der Deutsche Bund – Ergebnis des Wiener Kongresses 1815,

Nachfolgeinstitution des Hl. Röm. Reiches Deutscher Nation. • Ein Staatenverein überwiegend deutschsprachiger Länder mit

Österreich als Führungsmacht: 1 Kaiserreich (Österreich), 5 Königreiche (Preußen, Bayern, Sachsen, Hannover, Württemberg), 1 Kurfürstentum, 7 Großherzogtümer, 12 Herzogtümer, 1 Landgrafschaft, 8 Fürstentümer, 4 Freie Städte.

• Kein gemeinsames Staatsoberhaupt, keine gemeinsame Verwaltung, keine gemeinsame Wirtschaftseinheit, kein einheitliches Heer, wirtschaftsfeindlich / Zollbarrieren.

• Deutschland als „Flickenteppich“, „zerrissen“, „zersplittert“; es entsteht kein einheitlicher Nationalstaat.

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Deutsche Frage / Deutschlandfrage 1806 – 1990: Problemkomplex der deutschen Einheit ,

um Grenzen und territoriale Ordnung Deutschlands.Zur Geschichte der Lösung

1. Befreiungskriege (1813–1815): von Preußen gestellt, Forderung nach der Wiedererrichtung des Deutschen

Reiches / von den Herrscherhäusern Deutschlands abgelehnt.

2. Deutscher Bund (1815–1866) / Großdeutsche Lösung nach außen hin: Einigung Deutschlands unter

Einschluss aller deutschen Gebiete, auch Österreichs (dafür: Österreicher, Süddeutsche Staaten,

Föderalisten, Katholiken); unter Führung Österreichs.

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3. 1866: Streit um die Vorherrschaft im Deutschen Bund zwischen Österreich und Preußen,

führt zum Deutschen Krieg.

4. Nach den Kriegen Bismarks – 1871 die Reichseinigung nach der kleindeutschen Lösung: Einigung Deutschlands unter preußischer Führung

und ohne Anschluss Österreichs (dafür: norddeutsche protestantische Liberale).

Die Deutschlandfrage galt nach der Einigung der Deutschen im Deutschen Reich als erledigt.

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Vormärz / Restaurationszeit• Wiener Kongress (1815) – Beginn der bürgerl. Revolution

(Märzrevolution) 1848. • Wiener Kongress / Karlsbader Beschlüsse 1819

(Wiederherstellung der Vorkriegsordnung, Einschränkung bzw. Abschaffung vieler Freiheitsrechte – Verbot von

Burschenschaften, Pressezensur, allgemeine Unterdrückung liberaler, demokratischer Ideen, etc.)

• Zeit der Enttäuschung und Hoffnungslosigkeit, Zelebrierung des häuslichen Glücks, wachsende Stabilität, Sicherheit.

• Biedermeier (nach der Gestalt des Dorflehrers Gottlieb Biedermaier) = Behaglichkeit, Häuslichkeit, Geselligkeit in der

Familie und im Freundeskreis, (auch geistiger) Rückzug ins Private. Begriff für Mode, Möbel und Kunst aus der Zeit.

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Ursachen der Revolution 1848• Preußen und Österreich – absolute Monarchien gegen

bürgerliche Freiheiten • Deutscher Bund mit „Bundesversammlung“ in Frankfurt und

den Vertretern der Fürsten, Preußen und Österreich mit größtem Einfluss und dem Hauptinteresse ihre absoluten

Monarchien zu erhalten, mit einer relativ einheitlichen Politik, gegen Anhänger von Demokratie und nationaler Einheit.

• Repressive Mittel: Pressezensur, Beschränkung der Freiheit der Lehre an den Universitäten, Gefängnisstrafen, Verbot der Farbkombination Schwarz-Rot-Gold (Erkennungszeichen der

Oppositionellen). • Aber: Gleichzeitig eine konstitutionelle Monarchie in England,

wo die Gesetze von einem demokratisch gewählten Parlament beschlossen wurden.

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Vorbote der Revolution / Hambacher Fest 1832 • Ursachen: Unzufriedenheit mit der politischen Unterdrückung

liberaler und nationaler Strömungen, nicht verwirklichte Verfassungsversprechen; Wirtschaftskrise der 30er Jahre

(Verarmung weiter Bevölkerungskreise im Zuge der Industriellen Revolution)

• Reaktionen des Volkes darauf reichen vom offenen Widerstand über literarische Kritik bis zum Rückzug ins

vertraute Heim (Biedermeier).• Die erste große Massenkundgebung für ein freies und einiges

Deutschland 1832 auf dem Hambacher Schloss bei Neustadt an der Weinstraße. Forderungen der Versammelten nach

einem einigen und freien Deutschland unter den Farben Schwarz, Rot, Gold.

• Reaktion: Festnahme der Teilnehmer, völlige Unterdrückung der Presse- und Versammlungsfreiheit .

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Märzrevolution 1848• Anlass: Französische Revolution 1848 / Von Frankreich aus –

die Märzrevolutionen in ganz Europa; schlimme Missernten, Hungersnot.

Folgen• Die revolutionären Erhebungen trieben die Fürsten in die Enge. • In Deutschland gaben sie der seit 1815 gestellten Forderung

der Bürger nach, ein gesamtdeutsches Parlament zu wählen.• Das Vorparlament – vom 31. März bis 3. April 1848 in der

Frankfurter Paulskirche, aus 574 Mitgliedern, bereitete die Wahlen zur Frankfurter Nationalversammlung vor.

• Mai 1848: Frankfurter Nationalversammlung / Paulskirchenparlament .

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Frankfurter Nationalversammlung / Paulskirchenparlament

• Verfassunggebendes gesamtdeutsches Parlament von 1848/49, das in Frankfurt am Main in der Paulskirche tagte.

• Ergebnis der Märzrevolution in den Staaten des Deutschen Bundes; aus freien, allgemeinen und gleichen Wahlen

hervorgegangen. • Getragen von den Kräften des liberalen Bürgertums, erstrebte

die Frankfurter Nationalversammlung einen deutschen Nationalstaat / Großdeutsche Lösung.

• Erarbeitung der Prinzipien der parlamentarischen Demokratie und der Paulskirchenverfassung.

• Diese Verfassung erfüllte wesentliche Forderungen der liberalen und nationalstaatlichen Bewegung aus der Zeit des

Vormärz, den Grundrechtekatalog.

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• Die erste große Aufgabe – die Formulierung der Grundrechte. (Gleichheit aller Bürger vor dem

Gesetz, Abschaffung der Todesstrafe, Beschränkung der polizeilichen Macht, Sicherung der Freiheit des

Glaubens und der Meinungsäußerung)• Ihr Unternehmen scheiterte, da keine Einigung, besonders über die Zugehörigkeit Österreichs, erzielt

werden konnte.• Wesentliche Teile des Verfassungswerkes wurden

jedoch im 20. Jh. zum Vorbild für die Weimarer Reichsverfassung von 1919 und das Grundgesetz für

die Bundesrepublik Deutschland von 1949.

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Paulskirchenverfassung1. Verfassung des Deutschen Reichs vom 28. März 1849• § 161 (Versammlungsfreiheit) Die Deutschen haben das Recht, sich friedlich

und ohne Waffen zu versammeln. Einer besonderen Erlaubnis bedarf es nicht.• Volksversammlungen unter freiem Himmel können bei dringender Gefahr für

die öffentliche Ordnung und Sicherheit verboten werden.• § 162 (Vereinigungsfreiheit) Die Deutschen haben das Recht, Vereine zu

bilden. Dieses Recht soll durch keine vorbeugende Maßregel beschränkt werden.

2. Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland• Artikel 8 (Versammlungsfreiheit): (1) Alle Deutschen haben das Recht, sich

ohne Anmeldung oder Erlaubnis friedlich und ohne Waffen zu versammeln. (2) Für Versammlungen unter freiem Himmel kann dieses Recht durch Gesetz

oder auf Grund eines Gesetzes beschränkt werden.• Artikel 9 (Vereinigungs-, Koalitionsfreiheit): (1) Alle Deutschen haben das

Recht, Vereine und Gesellschaften zu bilden. (2) Vereinigungen, deren Zwecke oder deren Tätigkeit den Strafgesetzen zuwiderlaufen oder die sich gegen die

verfassungsmäßige Ordnung oder gegen den Gedanken der Völkerverständigung richten, sind verboten.

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Politische Ideologien. Parteien

• 19. Jh. / Europa / nach der Französischen Revolution und dem Aufkommen der sozialen Frage

1. Nationalismus, Faschismus, Nationalsozialismus (NSDAP, NPD, rechtsextrem).

2. Liberalismus / Freiheit – mögliche Chancen nutzen und persönliche Freiheiten stärken (FDP / rechts)

3. Konservatismus / Sicherung – Bewährtes bewahren, Sicherung des Status Quo (CDU / CSU, politische Mitte, Zentrum)

4. Sozialdemokratie / demokratischer, reformorientierter Sozialismus (SPD, „die Grünen“, links)

5. Sozialismus / Kommunismus / Gleichheit – auf wirtschaftliche Umverteilung von reich nach arm beziehungsweise auf

Ausgleich innerhalb der Gesellschaft setzen („die Linke“, links).

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Politisches Spektrum • Eindimensionale Systematik politischer Parteien und Ideen• Platzierung auf einer Achse, deren Enden mit den Attributen

links und rechts bezeichnet werden, mit einer dazwischenliegenden Mitte oder dem Zentrum.

• linksextrem – linksradikal – links – Mitte – rechts – rechtsradikal – rechtsextrem

Politische Konzepte / Ideologien• kommunistisch, anarchistisch, sozialistisch,

sozialdemokratisch, liberal, radikaldemokratisch, religiös (christlich), konservativ, traditionalistisch, monarchistisch,

ständisch, nationalistisch, nationalsozialistisch, faschistisch, separatistisch

Gegensätze „links-rechts“: egalitär – elitär, progressiv – konservativ , liberal – regulativ , internationalistisch – nationalistisch

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Fraktionen und Ausschüsse / Paulskirche• Von Frankreich aus – Links-Rechts-Unterscheidung. • Republikanische Abgeordnete / Republikaner, die einen

sofortigen Sturz der damaligen Monarchie forderten, links und die Monarchisten / die Befürworter einer konstitutionellen Monarchie rechts.• Die „demokratische Linke“ / Republikaner – extreme und

gemäßigte Linke (unter ihnen Robert Blum) • Die „liberale Mitte“ – linkes und rechtes Zentrum

• Die „konservative Rechte“ / Monarchisten – Protestanten und Konservative

Aktuelle Sitzordnung des Deutschen Bundestages:Die Linke – SPD – Bündnis 90/Die Grünen – CDU/CSU – FDP

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Deutsche Staatssymbole

• das Bundeswappen, das Bundessiegel, die Bundesfarben und die Bundesflagge, die deutsche

Nationalhymne, der Tag der Deutschen Einheit, das Bundesverdienstkreuz

• der Deutsche Bundestag, das Reichstagsgebäude, der Bundespräsident, das Schloss Bellevue, der

Bundeskanzler, das Bundeskanzleramt

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Germania und die Farben Schwarz, Rot, Gold • Die oppositionellen Studenten von 1817 suchten eine

Entsprechung zur französischen Trikolore. Sie hielten Schwarz-Rot-Gold für die Farben des mittelalterlichen Deutschen

Reichs. Das war zwar ein Irrtum, denn das Deutsche Reich hatte keine „Reichsfarben“. Aber manchmal zeigte das

Reichswappen damals auf einem goldenen Hintergrund einen schwarzen Adler, der „rot bewehrt“ war – das heißt: er war

mit roten Krallen und rotem Schnabel versehen.• Daraus wurde die 3-Farben-Kombination Schwarz-Rot-Gold

abgeleitet. Sie wurde schnell im Volk akzeptiert, von den Lützower Jägern übernommen und zum Ausdruck demokratischer und nationaler Gesinnung gezeigt,

als Abzeichen oder Fahnenschmuck.• Deutung: Aus der Schwärze (schwarz) der Knechtschaft durch

blutige (rot) Schlachten ans goldene (gold) Licht der Freiheit.

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Das Lied der Deutschen

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Zusammenfassung

• Friedrich Wilhelm IV., Robert Blum, Jacob Grimm, Friedrich Ludwig Jahn, Ludwig Uhland • Wiener Schlussakte, Hambacher Fest,

Revolution 1848/1849, Biedermeier, Vorparlament, Frankfurter

Nationalversammlung, Wirtschaftskrise der 30er Jahre, Pauperismus, Reichsverfassung,

Reichsverweser, Linksliberalismus• Leipzig, Berlin, Wien, Hambacher Schloss,

Paulskirche in Frankfurt am Main