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CLEANROOM Life & Science Informationen für die Reinraumtechnologie Ausblick 2016 So schätzen Experten die Aussichten der Reinraumbranche ein Talententwicklung Wie Mitarbeiter zu Reinraummitarbeitern werden Recht und Regularien Das bringt die Neufassung der Norm ISO 14644-1 und 14644-2 Winter 2016 Vorstoß in die dritte Dimension Der 3D-Druck eröffnet dem Reinraum neue Perspektiven 01

Cleanroom Magazin 01-2016

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Vorstoß in die dritte Dimension

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  • CLEANROOMLife & ScienceInformationen fr die Reinraumtechnologie

    Ausblick 2016 So schtzen Experten die Aussichtender Reinraumbranche ein

    Talententwicklung Wie Mitarbeiter zu Reinraummitarbeitern werden

    Recht und Regularien Das bringt die Neufassung der Norm ISO 14644-1 und 14644-2

    Winter 2016

    Vorsto in die dritte DimensionDer 3D-Druck er net dem Reinraum neue Perspektiven

    01

    CLEANROOM

    MAGAZINE

    Life & Science Information for Cleanroom Technology

    winter

    2016

    01

    Outlook 2016

    Experts estimate future prospects in the

    cleanroom industry

    Talent Development

    How employees become cleanroom operatives

    Laws & Regulations

    Newest revisions of ISO 14644-1 and ISO 14644-2

    Approaching the

    Dimension

    3D printing is opening new

    perspectives for cleanrooms

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  • 3CLEANROOM MAGAZIN 1/2016

    Vor welchen Herausforderungen steht die Reinraumbranche im neuen Jahr? Wir befragten dazu Reinraumexperten aus Deutschland, sterreich, den Niederlanden und der Schweiz (Seite 16). Unter den Antworten fielen einige Themen besonders auf, weil sie hufiger genannt wurden als andere. Neben Standardisierung, Automatisierung und Track and Trace waren das vor allem: das Finden und Qualifizieren von Mitarbeitern fr den Reinraum sowie neue Normierungen.

    Darum erlutern wir in dieser Ausgabe, wie Sie aus neu eingestellten oder vorhandenen Mitarbeitern qualifizierte Reinraummitarbeiter machen (Seite 28). Darber hinaus erfahren Sie in unserer Rubrik Recht und Regularien, welche nderungen sich aus der Neufassung der DIN EN ISO 14644-1 und -2 fr Ihre Produktion ergeben (Seite 50).

    Mit diesen und natrlich allen weiteren Themen in dieser Ausgabe richten wir das CLEANROOM MAGAZIN genau auf die Bedrfnisse unserer Leser aus. Hierzu hatten wir vor einem Jahr mit Untersttzung der Medienwissenschaftler von comstrat einen Relaunch gestartet, der auf einer Markt-, Wettbewerbs- und Zielgruppenanalyse basierte. Das Ergebnis war neben einem neuen Layout eine inhaltliche Neustrukturierung.

    Um zu erfahren, wie gut uns diese gelungen ist, fragten wir auf der zurckliegenden Cleanzone erneut unter Ausstellern und Fachbesuchern nach, welche Themen von einer Fachzeitschrift fr Reinraumtechnologie erwartet werden. Die Antworten zeigen uns, dass unser Themenmix nah am Puls der Branche liegt, aber wir sehen auch noch Verbesserungspotenzial. Dieses auszuschpfen, wird unsere grte Herausforderung 2016 sein. Das gehen wir an.

    Ich wnsche Ihnen alles Gute fr das neue Jahr und viel Freude beim Lesen!

    Frank DuvernellHerausgeber

    Frank Duvernell: Wir wollten nicht nur wissen, welche Themen fr Sie in einer Fachzeitschrift fr Reinraumtechnologie relevant sind. Wir

    fragten auch nach, ob die Anwender von Rein-raumtechnologie Ihrer Meinung nach eine eigene

    Branche bilden. Das Ergebnis war eindeutig: 47 Prozent antworteten mit Ja. Das waren zehn

    Prozent mehr als noch im Jahr davor.

    Liebe Leserinnen und Leser!

    EDITOR

    IAL

    Editorial |

    Bilden Ihrer Meinung

    nach die Anwender der

    Reinraumtechnologie

    eine eigene Branche?

  • 4CLEANROOM MAGAZIN 1/2016

    INHALT 01/2016

    ..................................................08 Titelthema: 3D-Druck bringt neue Perspektiven in die Welt

    Dreidimensional ausgedruckte Objekte vom Werkstck bis zum Krperteil knnten schon bald unser Leben revolu- tionieren. Auch dem Reinraum erffnet der 3D-Druck neue Perspektiven. ..................................................

    LIFE & BUSINESSNeues aus der Welt der Reinrume

    06 Marktgeschehen in KrzeVerbrauchsmaterialien im Reinraum sauber kennzeichnen Halbleiter-Investi-tionen sinken Deutsche Wirtschaft hinkt bei Digitalisierung hinterher Toyota investiert in knstliche Intelligenz Welt auf neue Ebola-Epidemie nicht vorbereitet Bedeutung der schweizer Pharma-industrie grer als gedacht.....................................................16 Expertenausblick 2016So beurteilen Reinraumexperten aus Deutschland, sterreich, den Niederlanden und der Schweiz die Herausforderungen fr die Branche 2016...................................................20 Kontroverse: Pharmahersteller setzen auf Profit statt InnovationDie Pharmaindustrie folgt der Rendite, nicht dem Bedarf des Patienten, kritisiert die Techniker Krankenkasse. Die Pharmaher-steller weisen den Vorwurf als unbegrndet zurck. Wir befragten beide Seiten.................................................24 Im Portrt: Andreas Rauschenbach

    Wie ein gelernter Mechatroniker, der eigentlich immer etwas erschaffen wollte, pltzlich zum Reinraumverantwortlichen wurde. ................................................

    28

    08

    Titelthema: 3D-Druck bringt neue Perspektiven in die Welt, Foto: Fotolia

    Talententwicklung: Vom Mitarbeiter zum Reinraummitarbeiter durch Schulung und Training, Foto: Cleanroom Media

    INHA

    LT

    | Inhalt

  • 5CLEANROOM MAGAZIN 1/2016

    41 Was machen Sie da, ?Petra Hagel, Leiterin des Betrieblichen Gesundheitsmanagements bei der Vetter Pharma-Fertigung GmbH & Co. KG.............................................42 Halbleiter: Neue Materialien, neue AnwendungenDie Digitalisierung der Wirtschaft und des Alltags erfordert mehr und leistungsstrkere Halbleiter. Deren nchste Generation basiert auf neuen Materialien. Damit steigen die Anforde-rungen an den Reinraum..............................................

    SERVICEVeranstaltungen, Awards, feste Rubriken

    46 Ergonomie und Fitness: Wohlfhlen im Reinraum

    Langes Sitzen vor Mikroskopen oder Sicherheitswerkbnken beansprucht den Krper einseitig. Mit einfachen, aber wirksamen Mitteln bleiben Reinraum-mitarbeiter gesund.................................................

    ................................................28 Talententwicklung: Vom Mitarbeiter zum Reinraummitarbeiter

    Die beste Reinraumtechnik ist nutzlos, wenn das Personal nicht zum Verhalten im Reinraum geschult wird. Solche Weiterbildungen mssen regelmig wiederholt und die Ergebnisse berprft werden. ................................................ 32 Einblicke: Unterwegs mit

    Steffen Rhm, Projektleiter bei der Pharmaserv GmbH & Co. KG im hessischen Marburg................................................

    SCIENCE & TECHNOLOGYLsungen fr die Welt der Reinrume 34 Technologie in KrzeForscher entwickeln neuartige Informati-onsspeicher Smarter Wundverband fr Nervenfasern Riesenmolekl versperrt Ebola-Viren den Weg in den Krper Kopf-OP: Roboter-Wurm frst sich um Ecken Stammzellenzucht auf Algenskeletten Kleinste Flssigkeits- mengen nanolitergenau dosieren Elektroauto: Batterie mit Kpfchen..................................................36 Containments: Erhhte Anforderungen an die ProzesssicherheitNeue medizinische Wirkstoffe sind oft schon in geringer Dosierung hoch-wirksam. Daher mssen Containments nicht nur das Produkt, sondern auch den Mitarbeiter zuverlssig schtzen. Wie sich Prozesssicherheit erzielen lsst..............................................

    50 Recht und Regularien: Die neue ISO 14644-1 und -2Die wichtigste internationale Norm der Reinraumtechnik wurde berarbeitet. Welche nderungen sich daraus fr die Produktion im Reinraum ergeben.................................................54 Cleanzone mit Besucher- und AusstellerrekordDie InfraSolution AG gewann mit RobotScanFlex den Cleanroom Award. Zudem erlebte der neue Creative Prize seine Premiere. Erster Preistrger ist Med-El in Innsbruck.................................................57 Fachliteratur: Reinraum-wissen zum Nachlesen Containment-Handbuch Gute Transportpraxis in der pharmazeutischen Industrie ................................................58 Messen und Events................................................60 Impressum

    42

    Halbleiter: Neue Materialien, Anwendungen: Siliziumkarbid, Foto: TRUMPF Httinger

    54

    Cleanzone mit Besucher- und Ausstellerrekord. Foto: Messe Frankfurt Exhibition GmbH / Sandra Gtke

    Inhalt |

  • 6CLEANROOM MAGAZIN 1/2016

    Verbrauchsmaterialien im Reinraum sauber kennzeichnen

    Standardisierung | Der Industriever-band Cleanroom Suitable Consu-mables (CSC) arbeitet an den Grundlagen einer einheitlichen Sauberkeitsspezifikation fr Rein-raumverbrauchsmaterialien. Dazu zhlen Bekleidung, Handschuhe, Reinigungstcher, Verpackungsfo-lien und vieles mehr. Bisher gibt es international keine einheitli-chen Vorschriften, wie Hersteller ihre Produkte auf Reinraumtaug-lichkeit prfen und entsprechend kennzeichnen sollen. Doch solch ein Regelwerk braucht die Indus-trie dringend. Eine Umfrage des Fraunhofer IPA ergab, dass Anwen-der mehr Vergleichbarkeit fordern. Aber auch Hersteller und Lieferan-ten bentigen die Angaben, um die

    Qualitt ihrer Produkte zu belegen. Der CSC tagte hierzu im Dezem-ber. Sein langfristiges Ziel ist eine ISO-Richtlinie.

    Halbleiter-Investitionen sinken

    Prognose | Die weltweiten Investi-tionen in Halbleiter sollen 2016 um 3,3 Prozent auf 61,7 Milliarden Dollar sinken. Zu diesem Ergebnis kommt eine Prognose des Marktforschungs-unternehmens Gartner. Erst 2017 rechnen die Analysten wieder mit Wachstum, dann aber krftig um

    5,5 Prozent auf 65,2 Milliarden Dol-lar. 2018 soll das Wachstum dann so-gar 6,6 Prozent (auf 69,4 Mrd. Dollar), und 2019 5,1 Prozent (auf 73 Mrd. Dol-lar) betragen. Die Ausgaben fr Halb-leiterprodukte gelten stets als ein In-dikator fr den erwarteten Absatz von Elektronikprodukten.

    Deutsche Wirtschaft hinkt bei Digitalisierung hinterher

    Monitoring Report | Der Digitalisie-rungsgrad der deutschen Wirtschaft erreicht nur 49 von 100 mglichen

    Punkten. Das geht aus dem Monito-ring Report Wirtschaft Digital 2015 des Bundeswirtschaftsministeriums hervor. Bis 2020 wird nur ein verhal-tener Anstieg auf 56 Punkte erwartet. Der Report untersuchte elf Kern-branchen und ordnete diese fnf Kategorien zu: von stark ber-durchschnittlich bis stark unter-durchschnittlich. Das Ergebnis: Stark berdurchschnittlich digitalisiert ist nur die IKT-Wirtschaft. Als ber-durchschnittlich digitalisiert gelten wissensintensive Dienstleister, Fi-nanz- und Versicherungsdienstleis-ter. Durchschnittlich digitalisiert zeigt sich der Handel. Unterdurch-schnittlich digitalisiert sind Verkehr und Logistik, Maschinenbau, Che-mie und Pharma. Stark unterdurch-schnittlich digitalisiert sind das Ge-sundheitswesen, der Fahrzeugbau und das sonstige verarbeitende Ge-werbe.

    Toyota investiert in knstliche Intelligenz

    Zukunftsindustrie | Toyota will eine Milliarde Dollar in die Grndung einer Tochtergesellschaft namens Toyota Research Institute investie-ren. Diese soll sich mit knstlicher Intelligenz auf zwei Gebieten befas-sen: selbstlenkende Autos und Haus-haltsroboter. Das Toyota Research Institute startet im Januar 2016. Die Investitionssumme verteilt sich ber fnf Jahre. Nach Ansicht von Toyo-ta hat knstliche Intelligenz das Po-

    Life&BusinessMarktgeschehen in Krze

    Der Industrieverbund CSC will fixes Regelwerk fr die

    Sauberkeitsspezifikation von Reinraumverbrauchsmate-

    rialien etablieren. Foto: Rainer Bez

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    | Life&Business Marktgeschehen in Krze

    Mikrochip. Foto: Jrgen Lsel

  • 7CLEANROOM MAGAZIN 1/2016

    tenzial, eine vllig neue Industrie zu erschaffen. Der Autokonzern will langfristig ein Fahrzeug entwickeln, das unabhngig vom Knnen des Fahrers unfallfrei fhrt. Daneben zielen die Forschungen auf Roboter zur Untersttzung von Senioren im Haushalt.

    Welt auf neue Ebola-Epidemie nicht vorbereitet

    Fehlende Frhwarnsysteme| Nach Einschtzung der Weltgesundheits-organisation (WHO) ist die Welt auf

    einen erneuten Ebola-Ausbruch nicht gengend vorbereitet. Nur ein Drittel der 194 WHO-Mitgliedsstaa-ten haben ein Frhwarnsystem zur Erkennung gefhrlicher Krankhei-ten. Den brigen Lndern fehlen La-

    boratorien zum frhzeitigen Diag-nostizieren von Infektionen sowie die ntigen Behandlungsmglich-keiten, vor allem Krankenhuser mit Quarantne-Stationen. Ohne solche Einrichtungen knnten sich Infek-tionen rasch ausbreiten. In Afrika lgen 20 Staaten in der Reichweite von Feldertieren, die das Ebola-Vi-rus bertragen. Bei der gerade abge-klungenen Epidemie in Guinea, Li-beria und Sierra Leone waren laut WHO mehr als 28.000 Menschen an Ebola erkrankt und mehr als 11.000 sind gestorben.

    Bedeutung der schweizer Pharmaindustrie grer als gedacht

    Marktstudie | Die Bruttowertschp-fung der schweizer Pharmaindus-trie lag 2014 mit ber 25 Milliarden Franken um rund ein Drittel hher als bisher angenommen. Dies teilte der Branchenverband Interpharma gesttzt auf eine Studie des Instituts Bakbasel vor kurzem mit. Grund fr die Korrektur nach oben sei

    die Einbeziehung der Forschungs- und Entwicklungsausgaben in die Berechnung der Bruttowertschp-fung infolge der Umstellung auf das Europische System der volkswirt-

    schaftlichen Gesamtrechnung. Wird bercksichtigt, dass 100 Franken Wertschpfung in der Pharmain-dustrie weitere 80 Franken bei Zulie-fern bewirken, dann beluft sich der Beitrag der Pharmaindustrie 2014 auf knapp 45 Milliarden Franken bezie-hungsweise sieben Prozent des Brut-toinlandprodukts.

    Elektronenmikroskopische Aufnahme eines Ebola-Virus.

    Foto: Cynthia Goldsmith, CDC

    Die Bruttowertschpfung der schweizer Pharmaindustrie

    lag um ein Drittel hher als geschtzt.

    Foto: I-vista/pixelio.de

    Life&Business Marktgeschehen in Krze |

    Toyota investiert krftig: Entwickelt wird ein Fahrzeug,

    das unabhngig vom Knnen des Fahrers unfallfrei fhrt.

    Daneben zielen die Forschungen auf Roboter zur

    Untersttzung von Senioren im Haushalt.

    Foto: Fotolia, jim

  • 8CLEANROOM MAGAZIN 1/2016

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    Die Welt drucken Mit 3D-Druckern lassen sich von Mikro-strukturen im Reinraum bis hin zu Implantaten im OP viele ntzliche Dinge herstellen.

    Foto

    : Cle

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  • 9CLEANROOM MAGAZIN 1/2016

    Der 3D-Druck knnte schon bald viele Bereiche unseres Lebens revolutionieren. Seine Einsatzmglichkeiten reichen von regenerativer Medizin ber Alltagsgegen-stnde bis zu Hightechprodukten. Fr den Reinraum ist der 3D-Druck keine Bedro-hung, vielmehr erffnet er auch diesem neue Perspektiven.

    Komplexe Geometrie: Von einem 3D-Drucker gefertigtes Teil. Foto: 3D Laserdruck

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    Sptestens als der US-amerikani-sche Jurastudent Cody Wilson im Jahr 2013 eine selbstgebaute Pistole prsentierte, war der 3D-Druck in aller Munde und der Ruf dieser zu-kunftstrchtigen Technologie erst einmal ruiniert. Denn Wilson hat-te 15 der 16 Teile seiner Pistole mit einem 3D-Drucker aus Kunststoff gefertigt. Der 16. Teil war ein han-delsblicher Nagel, der in der Waf-fe als Schlagbolzen fungierte. Aufge-schreckte Medien fhrten die Waffe als Beleg fr die Unberechenbarkeit und Monstrositt des 3D-Drucks an.

    Waffen selber drucken?

    Weniger schreckhafte Medien n-herten sich dem 3D-Druck spter aus der Perspektive der Bastler und Heimwerker. Was sich doch fr den Heimgebrauch nicht alles mit einem 3D-Drucker herstellen lasse: Teller und Tassen, Schutz-hllen frs Smartphone oder Plas-tikenten fr die Badewanne! Je-der Mensch knne zum Designer werden. Dass diese Aussicht vielen Menschen gefllt, besttigt eine Umfrage des Forschungsinstituts Emnid: 69 Prozent der Deutschen knnen sich demnach vorstellen, einen 3D-Drucker anzuschaffen. Immerhin zwei Prozent derer, die die Meinungsforscher befragten, besaen bereits einen.

    Einige der Verfahren, die heute unter dem Oberbegriff 3D-Druck zusammengefasst werden, gibt es seit fast 30 Jahren. In Wissenschaft und Industrie wei man lngst: Der 3D-Druck ist vor allem eine Technologie, die Probleme lst. Ei-nige Utopisten sehen im 3D-Druck sogar die Lsung fr die Ernh-rungsprobleme der Weltbevlke-rung, denn es gibt sie bereits, die Initiativen, die daran arbeiten, auch Nudeln und Fleisch einfach ausdruckbar zu machen.

    Die Technologie ist frei verfgbar

    Dass der 3D-Druck aus den Laboren in Wohnzimmer und Studenten-buden wie in die von Cody Wilson vordringt, dafr gibt es eine Reihe von Grnden. Dirk Godlinski, Pro-jektleiter fr Functional Printing am Bremer Fraunhofer-Institut fr Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung (IFAM), erklrt:

    Eine wichtige Voraussetzung fr den aktuellen Hype im 3D-Druck war das Auslaufen der ursprngli-chen amerikanischen Patente. Das ermglicht jetzt unzhligen Firmen und Startups die 3D-Drucker sowohl weiterzuentwickeln als auch Model-le fr jedermann fr wenige Hun-dert Euro anzubieten.

    Mittlerweile gebe es bereits Da-tenbanken fr herzustellende Ge-genstnde, die aufwendige De-sign-Schritte mit CAD-Programmen berflssig machen. Und nicht zu-letzt htten sich die Werkstoffe wei-terentwickelt, die gedruckt werden knnen. Da gibt es praktisch alle denkbaren Materialien: Kunststof-fe, Metalle, Glas, Keramik , berich-tet Godlinski.

    Nach einer Prognose der Markt-forschungsfirma Gartner soll sich die Anzahl der ausgelieferten 3D-Drucker jhrlich verdoppeln und im Jahr 2019 bei 5,6 Millionen

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    | 3D-Druck

    3D-Drucker beziehungsweise Laserschmelze: Der eigentliche Druckbereich, in dem das Bauteil aufgebaut wird, verbirgt

    sich hinter der Tr oben links. Foto: 3D-Laserdruck

    Kein Feuerwerk, keine Magie: Eine Laserschmelze bei der

    Arbeit im Pulverbett. Foto: Fraunhofer IFAM

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    Gerten liegen. Der 3D-Drucker-Markt werde sich laut Gartner von einer Nische zu einem weltweiten Markt fr Konsumenten und Fir-men entwickeln.

    Hype um 3D-Drucker: Was kann er wirklich?

    Doch einmal abgesehen vom Hype und all den ffentlichkeitswirksa-men Anwendungsmglichkeiten: Wo steht der 3D-Druck gegenwrtig wirklich? Zur Beantwortung dieser Frage lohnt es sich, sich einige Pro-jekte aus Wissenschaft und Indust-rie konkret anzuschauen.

    Am Fraunhofer Institut fr Laser-technik (ILT) in Aachen etwa ist das EU-Forschungsprojekt ArtiVasc 3D angesiedelt. Dort arbeitet man dar-an, untere Schichten der mensch-lichen Haut nachzubilden. Bei den oberen Schichten ist das lngst mg-lich. Diese sind aber sehr dnn und mssen nicht mit Blut versorgt wer-den. Die darunter liegende Schicht der Subcutis muss jedoch zwin-gend mit Blutgefen durchsetzt sein, denn ohne Blutversorgung kein Leben. Die Wissenschafter des Fraunhofer ILT haben nun ein Verfahren ent-

    wickelt, um knstliche Blutgefe herzustellen, die biokompatibel, pors und verzweigt sind und damit eine gleichmige Blutversorgung ermglichen. Das Verfahren basiert auf dem 3D-Druck: Die Strukturen

    werden mathematisch simuliert und dann im 3D-Drucker Schicht fr Schicht aus einem synthetischen Polymer aufgebaut. Die einzelnen Schichtdicken betragen dabei ge-rade einmal 20 Mikrometer. Doch damit nicht genug: Ein weiteres Highlight des Forschungsprojekts ist die erfolgreiche Zchtung von Fettgewebe in einem neuartigen Bioreaktor. Die Kombination dieses Fettgewebes mit einem Hautmodell erlaubt die Herstellung eines Voll-hautmodells mit einer Dicke von bis zu zwlf Millimetern.

    Das Prinzip der Durchblutung mittels knstlicher Blutgefe knnte in Zukunft auch den Auf-bau ganzer Organe ermglichen, hoffen die Forscher. Doch schon die Anwendungsmglichkeiten des Hautmodells sind vielfltig: Es verspricht schnelle Hilfe bei groflchigen Hautverletzungen oder kann auch als Ersatz zur Ver-meidung von Tierversuchen in der Pharmaindustrie dienen.

    Originalgetreue Patientenmodelle

    Auch die Klinik fr Mund-, Kie-fer- und Gesichtschirurgie (MKG) der Universittsmedizin in Mainz

    hat mit dem 3D-Druck ihr Metier revolutioniert. Bei einer Kieferre-konstruktion beispielsweise, bei der ein Stck des Wadenbeins ent-fernt wird, um die Lcke im Kiefer zu schlieen, druckt der 3D-Dru-

    cker ein exaktes Modell des Kiefers und des Wadenbeins. Daran kann der behandelnde Arzt die Operation im Vorfeld gedanklich detailgetreu durchspielen. Dies ermglicht ihm, die Rekonstruktion ganz individu-ell auf den Patienten abgestimmt zu planen und whrend der Opera-tion umzusetzen. Direkt vor Ort an-gewendet, bietet die revolutionre Technik auch zeitliche Vorteile: Die Mainzer Mediziner knnen mit ih-rem neu angeschafften 3D-Drucker nun innerhalb von vier Tagen eine Defektrekonstruktion planen. Bis-lang bentigten solche Verfahren durch die Zusammenarbeit mit ex-ternen Unternehmen in der Regel mehrere Wochen.

    Wissenschaftlich interessant ist die 3D-Drucktechnik zudem fr den Bereich regenerative Medizin. Dessen zentrale Forschungsfra-ge lautet: Wie interagieren Gewe-be und Zellen mit krperfremden Materialien und Oberflchen? So-wohl eine mangelhafte Anhaftung der Implantate als auch Abwehr-reaktionen des Krpers knnen den Behandlungserfolg von knst-lichen Gelenken, Herzschritt-machern, Gefprothesen oder Zahnersatz beeintrchtigen. Die Forschung an den Materialien ist darum eine wichtige Sule in der

    3D-Druck |

    Eine wichtige Voraussetzung fr den aktuellen Hype im 3D-Druck war das Auslaufen der ursprng-lichen amerikanischen Patente. Dirk Godlinski, Fraunhofer- IFAM

    Knochen drucken. Auch das ist mglich. Foto: 3D-Laserdruck

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    Forschung des MKG. Professor Bil-al Al-Nawas erklrt: Der 3D-Dru-cker ermglicht uns einerseits kurzfristige und exakte Rekonst-ruktionsplanungen fr unsere Pa-tienten, auf der anderen Seite ist es die Verbindung zu anderen Ar-beitsgruppen im Bestreben, inno-vative Baumaterialen fr Implan-tationen und Rekonstruktionen herzustellen.

    Denn das ist neben den Druck-prozessen, die zu immer kleine-ren Auflsungen getrieben wer-den, das zweite Grundproblem des 3D-Drucks: Wie lassen sich die Druckmaterialien die Filamente, Pulver und Metalle so herstellen und bearbeiten, dass sie mit hoher Sicherheit die gewnschten Eigen-schaften erhalten? In der Medi-zin mssen gedruckte Strukturen mglichst biokompatibel sein, im Maschinenbau sollten gedruckte Metallbauteile die gleiche Steifig-keit und Dichte haben wie Bautei-le aus der konventionellen Guss-fertigung.

    Macht sauberer 3D-Druck Reinrume berflssig?

    Am Beispiel einer dritten Anwen-dung lsst sich die Bedeutung des 3D-Drucks fr die Reinraumbranche zuspitzen. Die Nanoss GmbH in Darmstadt, ein Hersteller von Mikrokomponenten wie etwa

    Sensoren, wirbt fr ein neues 3D-Druck-basiertes Produkt mit der Aussicht, es knne aufwendige traditionelle Herstellungsprozesse der Halbleiter- und Siliziumtechnik einschlielich des Reinraums ber-flssig machen.

    Nanoss druckt Mikrokomponenten dreidimensional auf frei whlba-re Unterlagen. Sie sind dann sofort einsatzfhig, etwa als Sensoren zur Krftemessung. Alexander Kaya, Geschftsfhrer von Nanoss: Mehr als 250 aufwendige Prozessschritte aus der Reinraumtechnik, von der Idee bis zum fertigen Schaltkreis, sind erforderlich geworden, um ausgefeilte Mikrokomponenten wie Sensoren in garantierter Qua-litt und Menge bereitzustellen. Im Unterschied dazu sei das Na-noss-Verfahren ein revolutionrer Einzelschrittprozess, der es kom-plexe Reinraumprozesse, wie zum Beispiel Maskentechniken, kom-plett zu umgehen, betont Kaya.

    Kann der 3D-Druck also Reinrume berflssig machen? Sven Skerbis, der bei der 3D-Laserdruck GbR in Reutlingen den technischen Vertrieb verantwortet, glaubt nicht daran. Das Unternehmen ist Spezialist im Bereich Metall-Laserschmelzen, es stellt fr seine Auftraggeber diverse Metallbauteile im 3D-Drucker her.

    Reinrume werden immer ntig bleiben

    Im Gesprch rumt Skerbis ein, dass Spezialflle wie der des Sensoren-Herstellers durchaus denkbar seien. Doch sieht er fr sein Unternehmen nicht, dass der Reinraum ersetzt werden knnte: Unser Unterneh-men produziert 3D-Laserbauteile in einem Sauberraum, der voll-k l i m a t i s i e r t r e p r o d u z i e rb a r e U m w e l t b e d i n g u n g e n s c h a f f t , um die Produktionsumgebung fr die hochsensiblen Metall-Laserschmelzanlagen konstant zu halten. Das zu verarbeitende Pulver fordert konstante Bedingungen in Temperatur und Feuchte.Das Sauberraum-Know-how holt sich Sven Skerbis aus der eigenen Familie: 3D-Laserdruck gehrt zur Unternehmensgruppe der ap-systems GmbH, einem Reutlinger Reinraum-Komplettlieferanten. Martin Hirlinger, der Geschftsfhrer von ap-systems, arbeitet Tr an Tr mit Sven Skerbis und erklrt, dass die Aktivitten in Richtung 3D-Druck ausgedehnt worden seien, als die Technologie vor ein paar Jahren aufkam. Der 3D-Druck ist unser jngstes Kind, sagt Hirlinger.

    Herausforderung Serienfertigung

    Die Herausforderungen, vor denen Sven Skerbis und Martin Hirlinger

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    | 3D-Druck

    Rapid.TechInternational Trade Show & Conference for Additive Manufacturing

    www.rapidtech.de

    Fachmesse und Kongress

    Anwendertagung Neue Technologien

    Fachforen Wissenschaft, Medizintechnik, Luftfahrt und Werkzeuge

    Seit 12 JahrenKompetenz fr generative Technologien

    14. 16. Juni 2016, Messe Erfurt

    Titelmotiv: Bremspedal, EOS/MaterialiseFoto: Andreas Stedtler

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    CLEANROOM MAGAZIN 1/2016

    das Laserschmelzen sehen, liegen vor allem im bergang zur Massen-fertigung. Das ist der Schritt, den der 3D-Druck noch gehen muss. Denn bisher arbeiten Spritzguss-maschinen in der Groserie noch deutlich schneller und effizienter als ein 3D-Drucker. Noch. Durch die stetige Prozessoptimierung steigt die Produktivitt des Ver-fahrens weiter. In Medizintechnik und Luft- und Raumfahrt sehen wir heute schon den Durchbruch in der Klein- und Mittelserie ins-besondere, wenn komplexe Geo-metrien gefragt sind, beobachtet Sven Skerbis.

    Hier haben 3D-Druck-Anbieter und Reinraumbauer gemeinsam eine Nuss zu knacken: Wie kann der 3D-Druck noch besser in Reinraumprozesse integriert wer-

    den, auch mit dem Anspruch s e r i e l l e r Fe r t i g u n g ? F r d i e Reinraumkonstrukteure und -dienstleister ergibt sich da ohne Frage ein spannendes Betti-gungsfeld. Das besttigt auch Dirk Godlinski vom Fraunhofer IFAM (siehe Interview zur Zukunft des 3D-Drucks auf Seite 14). Problemlsung fr ein besseres Leben

    Die Meldungen ber Waffen aus 3D-Druckern es hat sie seit Cody Wilson immer wieder mal gegeben. Doch funktionstchtig waren tatschlich die wenigsten dieser Kunststoff Schieeisen-Imitate. Dagegen liee sich die Liste der hoffnungsvollen Erfindungen, die der 3D-Druck mglich macht, mittlerweile fast endlos fortsetzen:

    Kleidung ohne Nhte und Verschnitt, gnstige Prothesen, ja sogar Autos aus dem 3D-Drucker sind heute weniger eine Utopie als vielmehr konkrete Entwicklungsziele. Ob man wirklich auch Teller und Tassen aus dem 3D-Drucker braucht, ist eine andere Frage, die sich der Endverbraucher vor dem Hintergrund seiner sthe-tischen Vorlieben stellen muss.

    In der Industrie und in der Wissen-schaft jedoch sind 3D-Drucker zweifelsohne ein Werkzeug mit groem Potenzial. Ein Werkzeug, das Probleme im Kleinen lst und dadurch im Groen unser aller Leben verbessert.

    Autor: Piet Felber

    Arten des 3D-DrucksUnter dem Oberbegriff 3D-Druck werden Fertigungsverfahren zusammengefasst,

    mit denen auf unterschiedliche Art und Weise Gegenstnde, Bauteile und

    Gewebe aufgebaut werden knnen. Richtigerweise msste man sie als generative

    beziehungsweise additive Fertigungsverfahren bezeichnen. Die ltesten dieser

    Verfahren stammen bereits aus den 1980-er Jahren. Dabei lassen sich drei

    grundlegende Verfahrenstypen unterscheiden:

    Stereolithografie beziehungs-weise Flssigmaterialverfahren: Bei diesem Verfahren wird ein

    flssiger Kunststoff selektiv und

    Schicht fr Schicht mit einem Laser

    ausgehrtet. Bei manchen dieser

    Verfahren wird das entstehende

    Bauteil im Prozess immer weiter in

    den Kunststoff abgesenkt, wodurch

    eine nchste Schicht aufgebaut

    werden kann. Andere nutzen eine

    groe Walze, auf der das Bauteil

    aufgebaut wird. Diese Walze kann

    sich im Bad drehen: Fertige Bauteile

    knnen von einem Teil der Walze

    auerhalb des Bades entfernt

    werden, whrend innerhalb der

    Flssigkeit bereits ein neues Teil

    auf der Walze aufgebaut wird.

    Pulverbasierte Strahlschmelz-verfahren: Das gngigste Schmelzverfahren ist das Selektive

    Laserschmelzen. Dabei wird der

    zu verarbeitende Stoff zunchst

    in Pulverform in einer dnnen

    Schicht auf einer Grundplatte

    aufgetragen. Der Werkstoff wird

    mit einem Laserstrahl selektiv

    umgeschmolzen und bildet

    3D-Druck |

    nach der Erstarrung eine feste

    Materialschicht. Es werden immer

    weitere Schichten aufgetragen und

    ausgehrtet, bis das Bauteil fertig ist.

    Freiformverfahren: Das sind die Verfahren, die am ehesten mit

    2D-Druck-Verfahren zu vergleichen

    sind: Beim Fused Deposition

    Modeling etwa wird ein festes

    Filament (Kunststoff, Wachs oder

    Draht) durch eine heie Dse

    aufgeschmolzen und dann auf

    eine Grundplatte aufgebracht. Auf

    dieser Platte wird der Gegenstand

    Schicht fr Schicht aufgebaut, ohne

    dass sich darum ein sttzendes

    Bad oder Pulverbett befindet.

    Je nach Art des Gegenstands

    mssen deshalb Sttzstrukturen

    mitgedruckt werden, die nach dem

    Druckprozess entfernt werden.

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    CLEANROOM MAGAZIN 1/2016

    Cleanroom Magazin: Vor allem im medizinischen Bereich, in den Life-Sciences und der Sensoren-Technik verspricht man sich von 3D-Druckverfahren enorme Fort-schritte. Was muss der 3D-Druck noch lernen?

    Dirk Godlinski: Tatschlich sind das die wichtigsten Anwendungsge-biete. Generell werden 3D-Drucker bisher stand-alone betrieben. Ein qualitativer Durchbruch wre fr viele Experten, wenn es gelnge, die 3D-Drucktechnologien mit anderen industriellen Produktionsverfahren wie pick-and-place zu verknpfen. Mit solchen 3D-Hybridprozessen wre nicht nur der geometrische Aufbau des Bauteils an sich mglich, sondern auch die gleichzeitige Integration von Elektronik, Steckern und so weiter. Am Ende entstnde so das fertige Produkt.

    Cleanroom Magazin: In welchen weiteren Bereichen gibt es hoff-nungsvolle Anwendungsmglich-keiten?

    Dirk Godlinski: Anwendungsmg-lichkeiten ergeben sich darber hinaus auch in der Beleuchtungs-branche, da gibt es viele Kleinseri-en. Die konventionellen Produkte jeweils aus Fassung, Gehuse und Leuchtmittel knnten durch ein im 3D-Hybrid-Druckprozess erstelltes, integriertes und gegebenenfalls mit zustzlichen Sensoren funk-

    tionalisiertes LED-Beleuchtungs-produkt ersetzt werden. Durch die Fortschritte beim 3D-Druck von Hochleistungsmaterialien bei gleichzeitig verbesserter Repro-duzierbarkeit gibt es bei niedri-gen Stckzahlen auch in der Luft- und Raumfahrt beziehungsweise im Satellitenbau enorme Einspar-mglichkeiten, vor allem hinsicht-lich Leichtbau und Funktionsinte-gration.

    Cleanroom Magazin: Wie kommt es zu der Einschtzung, der 3D-Druck knne in einigen Anwendungsfl-len den Reinraum berflssig ma-chen? Sind nicht sogar eher Syner-gien denkbar?

    Dirk Godlinski: Manche 3D-Drucker mssen gegen ihre Umgebung gekap-

    selt sein, etwa Drucker fr biologische Materialien, Gewebe und Implanta-te, die unter reinen, sterilen Bedin-gungen arbeiten mssen, oder Laser-anlagen, die brennbare oder feinste toxische Metallpulver verarbeiten. Es gibt Hersteller, die versuchen, ihre Drucker gleich entsprechend zu kap-seln. Da wre eine Kooperation des Druckerherstellers mit dem Rein-raum- oder Gloveboxexperten sinn-voll. Bei der Integration eines 3D-Dru-ckers in einen Fertigungsprozess mit bestehendem Reinraum, wie in der Mikroelektronik, ist die Kompatibi-litt zu beachten. Der Druckprozess darf nicht zur Partikelschleuder wer-den und muss eventuell hinsichtlich seiner Reinraumtauglichkeit modi-fiziert werden. Gerade bei pulverba-sierten Verfahren ist die Gefahr gro.

    Cleanroom Magazin: Gibt es Anwen-dungsgebiete, in denen 3D-Drucker in reinen Umgebungen eingesetzt werden mssen?

    Dirk Godlinski: Ein aktuelles Thema ist der Einsatz von 3D-Druckern fr die Fertigung von Satelliten- und Raketenteilen, die in reinen Um-gebungen erfolgen sollte, um Feh-lerquellen beim spteren Betrieb im Weltraum zu minimieren. Der nchste Schritt wre der Einsatz unter Weltraumbedingungen: Auf der Internationalen Raumstation ISS gibt es bereits seit 2014 einen 3D-Drucker zur Herstellung von Kunststoffteilen.

    Der Druckprozess darf nicht zur Partikelschleuder werdenDirk Godlinski, Projektleiter Functional Printing am Bremer Fraunhofer-IFAM, ber die Zukunft des 3D-Drucks.

    Dirk Godlinski ist Projektleiter Functional Printing am

    Bremer Fraunhofer-Institut fr Fertigungstechnik und An-

    gewandte Materialforschung (IFAM). Foto: Fraunhofer IFAM

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    | 3D-Druck

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    CLEANROOM MAGAZIN 1/2016

    Denny McGuirk SEMI

    Philippe Magarshack STMicroelectronics

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    ISS EUROPE 2016A new age is dawning in the micro/nano-elec-tronics industry as the use of ever more com-plex and capable chips is complemented by a developing demand for smart systems to fuel, the Internet of Everything.These market changes are driving a new era of industry value chains extending beyond the

    traditional semiconductor companies to the full ecosystem. This is being accompanied by a massive influx of new applications intended to meet societal needs with cost efficient elec-tronic solutions, enabling intelligent mobility, future cities, smart power, health to name but a few.

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    CLEANROOM MAGAZIN 1/2016

    Frans Saurwalt Prsident des internationalen Reinraumdachverbandes ICCCS, Leusden (NL)

    Ich sehe zwei groe Herausforde-rungen fr die Reinraumbranche. Zum einen brauchen wir wohl bald neue Normen fr die Keimbelas-tung, zum anderen mssen wir noch strker auf die Reinheit der Luft und der Oberflchen achten. Der Grund hierfr liegt in neuen Messtechniken. Neu entwickelte Ge-rte zhlen nicht mehr nur Parti-kel, ohne dabei zwischen Keimen

    und Partikeln zu unterscheiden - sie zhlen beides getrennt. Bisher brauchte man fr jede einzelne mi-krobielle Kontaminationsmessung einen eigenen Nhrboden, der tage-lang bebrtet werden musste. Jetzt erkennt ein neues Verfahren mit La-ser und optischem Detektor alle Me-tabolismen sofort auf einmal. Aber auch neue Gerte zum Messen von Partikeln auf Oberflchen, deren Entwicklung der niederlndische Reinraumverband VCCN begleitet hat, arbeiten viel genauer als vorher. Die Folge ist: Wir sehen pltzlich, dass im Reinraum mehr Verunrei-nigungen drin sind als bislang ange-

    nommen. Das knnte dazu fhren, dass wir bald eine neue Normie-rung brauchen und unsere Tabellen ndern mssen. Auch werden wir knftig ein noch disziplinierteres Reinraumverhalten und eine noch grndlichere Reinigung bentigen.

    Michael Mller Geschftsfhrer vali.sys gmbh, Wetzikon (CH)

    Aus meiner Sicht besteht die grte Herausforderung fr die Reinraumbranche darin, den Fach-krftenachwuchs sicherzustellen. Einige Fachhochschulen engagie-ren sich zwar schon auf diesem Gebiet und planen entsprechende Studiengnge, aber noch fehlt es an der Umsetzung. Wir merken es in der Schweiz sehr deutlich, dass so gut wie kein ausgebildetes Reinraumpersonal verfgbar ist. Um den Bedarf unseres Unternehmens zu decken, stellen wir technisches Personal ein und bilden es dann selber aus.

    Eine wichtige Rolle wird 2016 auch die technische Weiterentwicklung der Sensorik spielen. Der Trend wird dahin gehen, noch mehr In-formationen aus den Gerten zu gewinnen. Viele Sensorhersteller arbeiten bereits daran. Das Ziel ist, eine Mainstreamtechnologie, wie man sie vom Handy kennt, in die Industrietechnik hineinzubekom-men. Ein Handy kann jeder intui-tiv bedienen. Wenn das auch in der

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    Expertenausblick 2016Welche Herausforderungen auf die Reinraumbranche zukommen.

    Das CLEANROOM MAGAZIN befragte Reinraumexperten in Deutschland, sterreich, den Niederlanden und der Schweiz, welche Themen und Trends die Reinraumbranche im neuen Jahr prgen werden.

    Frans Saurwalt

    | Expertenausblick 2016

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    CLEANROOM MAGAZIN 1/2016

    Industrietechnik gelnge, wenn die Trennung zwischen Handys und Ta-blets auf der einen Seite und Indus-trietechnik auf der anderen Seite berwunden werden knnte, dann wre das fr jeden Anwender ein groer Gewinn im Hinblick auf den Austausch von Daten und Apps.

    Christian DragositsGroup Leader MED-EL Medical Electronics, Innsbruck (A)

    Fr uns besteht die grte Heraus-forderung 2016 darin, dass wir unsere Mitarbeiter immer weiter schulen und auf dem neuesten Wissensstand halten. Bei uns sind immerhin 200 Leute im Reinraum ttig. Auerdem investieren wir gerade in eine zukunftstrchtige

    Erweiterung, fr die wir gut ausgebil-dete Leute brauchen. Zu den wichtigen Trends 2016 zhlt aus meiner Sicht auch die Energiethematik. Erneuerbare Energien und Energieeffizienz werden im Reinraum eine immer grere Rolle spielen. Ein weiterer groer Trend ist Gesundheit und Ergonomie am Arbeitsplatz. Wir wollen unsere Mitarbeiter mglichst lange und gesund im Unternehmen halten, dafr kann man im und um den Reinraum herum einiges tun. Dazu zhlt auch die bisher stark unterschtzte positive Wirkung von Farben. Wichtig ist auch, dass sich die Unter-nehmen nicht in Regularien fest-fahren, sondern auf der Autobahn der Normen ihren Weg finden. Hier-bei helfen Seminare, Messen und Erfahrungsaustausch. Wir standen schon manchem Kollegen, der den Wald vor lauter Bumen nicht mehr sah, mit Rat und Tat zur Seite. Umgekehrt

    profitierten wir dabei alleine schon von den Fragen, die wir uns selber nie gestellt htten.

    Markus M. SchrderManaging Consultant, AVANTALION Consulting Germany GmbH, Berlin (D)

    Aus meiner Sicht wird das Thema Track and Trace im neuen Jahr die Unternehmen der Pharmaindustrie vor eine groe Herausforderung stel-len. Mit der Verffentlichung des Ent-wurfs des delegierten Rechtsakts im August 2015 rckt die Umsetzung der

    Flschungsschutzrichtlinie 2011/62/EU nher. Nach der Prfung durch das Parlament wird mit der Verab-schiedung Anfang 2016 gerechnet. Ab dann luft die Zeit, denn bis zum Start 2019 soll die Serialisierung von rezeptpflichtigen Arzneimitteln in der EU verbindlich sein. Das bedeutet,

    dass die Unternehmen demnchst Systeme zur Serialisierung von Ein-zelverpackung einfhren mssen. Bei groen Unternehmen laufen be-reits Pilotanlagen, aber viele Mittel-stndler glauben, sie mssten sich noch nicht mit dem Thema beschfti-gen. Das ist ein Trugschluss, denn um die Rckverfolgbarkeit jeder einzel-nen Schachtel oder Flasche zu ermg-lichen, mssen nicht nur die Maschi-nen und IT Systeme, sondern auch die SOPs und interne Ablufe in nahezu allen Bereichen an die neuen IT-ge-sttzten Prozesse angepasst werden. Hierfr sehe ich Einfhrungszeitru-me von mindestens einem bis zu zwei Jahren als realistisch an.

    Tack and Trace wird die Unter-nehmen der Pharmaindustrie herausfordern. Christian Dragosits, Group Leader MED-EL

    Expertenausblick 2016 |

    Michael Mller Markus M. Schrder

    Christian Dragosits

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    CLEANROOM MAGAZIN 1/2016

    Gerhard WinterProfessor Fakultt Life Science, Hochschule Albstadt-Sigmaringen (D)

    Die Einteilung der Reinraum-Rein-heitsklassen von ISO 9 bis ISO 1 wird knftig nicht mehr ausreichen, denn die technologische Entwick-lung dringt inzwischen bis in den einstelligen Nanometerbereich vor. Das ermglicht die Fertigung von ganz neuen Produkten wie zum Bei-spiel von Medikamenten, die man durch Einreiben einfach ber die Haut aufnimmt, wodurch viele Ne-benwirkungen entfallen.

    Unsere Partikelgrenzwerte enden allerdings fr die sauberste Rein-heitsklasse ISO 1 bei 0,1 Mikrome-tern. Partikel von dieser Gre wer-den schon bald fr eine Fertigung im Reinraum zu gro sein, denn die Miniaturisierung wird noch wei-ter voranschreiten. Dieser Trend hat nicht nur groe Auswirkungen auf die Reinraumtechnik an sich, son-dern auch auf die Messtechnik, die Reinigung und vieles mehr. Damit kommen auf die Unternehmen, die in reinen Umgebungen produzie-ren, ganz neue Herausforderungen zu. Das betrifft vor allem die Phar-mahersteller und die Unternehmen der Halbleiterindustrie. Fr die Pra-

    xis bedeutet das im Klartext: Man kann in Zukunft keinen Menschen mehr in den Reinraum schicken, sondern muss die Fertigung den Ro-botern berlassen.

    Andreas FiebichProduct- and Projectmanager, Division Pharma, Niotronic GmbH, Graz (A)

    Fr mich gehrt die weitere Auto-matisierung der Reinraumtechnik zu den wichtigsten Trends 2016. Das reicht von Statusmeldungen, die im Reinraum visualisiert werden, ber sprechende Systeme, die den Mit-arbeitern akustische Anweisungen geben, bis hin zur Autorisierung ber RFID-Chips, mithilfe derer ei-ne Schleuse den Mitarbeiter gezielt anweisen und untersttzen kann. Auch das Betreten des Reinraums durch Bettigen des Not-Aus-Knopf-es wird knftig nicht mehr mglich sein, denn mit moderner Mess-, Sen-sor- und Automatisierungstechnik knnen wir das Personal fhren und Fehler ausschlieen. Der Trend geht dahin, dem produzierenden Mitarbeiter alle Entscheidungen so einfach wie mglich zu machen, zum Beispiel durch die Ampelfar-ben rot und grn. So kann er eine T-tigkeit erst dann ausfhren oder ei-nen Raum erst dann betreten, wenn

    alle erforderlichen Sensoren aktiv, die Alarmierung scharf geschal-ten und die Sensorzustnde erfasst und okay sind. So etwas bleibt in Zu-kunft nicht mehr unbemerkt, denn die Ampel bleibt dann auf rot und der Reinraum ist vor Kontaminati-onen bewahrt.

    Joachim LudwigGrnder und Geschftsfhrer COLANDIS GmbH, Kahla (D)

    Der Trend zu Minienvironments und Isolatoren wird 2016 weiter anhalten. Bedarf besteht zum Bei-spiel in Backendprozessen der Halbleiterindustrie, in denen die Schaltungen vereinzelt werden. Aber auch beim Spritzgieen, wo die reine Luft aus den Deckenauslssen kaum in die heie Maschine gelangt, ist es mit Blick auf die Betriebskosten sinnvoller, nur fr den eigentlichen Prozess eine reine Umgebung zu schaffen als die Maschinen in einen groen Reinraum zu stellen. Weil aber im Wort Reinraum das Wrtchen Raum drinsteckt, denken viele Leute in Lnge, Breite und Hhe statt in Prozessen. Hier ist Beratung ntig.

    Einen weiteren Trend sehe ich im Vordringen der kontrollierten Um-

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    | Expertenausblick 2016

    Gerhard Winter

    Andreas Fiebich

    Joachim Ludwig

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    CLEANROOM MAGAZIN 1/2016

    gebungen in immer mehr Teilbran-chen und Unterbereiche, an die man heute noch gar nicht denkt. Das Gleiche gilt fr neue Mrkte wie zum Beispiel Sdamerika. In Brasilien wird derzeit eine Halblei-terfabrik aufgebaut, wodurch auch viel Reinraumperipherie entstehen wird. In der arabischen Welt setzt man auf neue Technologien fr die Zeit nach dem l. Und im Iran, der demnchst mit dem Ende der Sank-tionen rechnen kann, besteht viel Nachholbedarf im Krankenhaus- und Hochtechnologiebereich.

    Ludwig Kltzsch Grnder MKF GmbH, Lederhose (D)

    Mitarbeitergewinnung und Stan-dardisierung sind fr mich die grten Herausforderungen. Die Reinraumbranche wird 2016 einen weiteren Schub erhalten, weil berall

    Bereiche hinzukommen, die reine Bedingungen erfordern. Nehmen wir nur den Automotive-Bereich, dessen strenge Anforderungen immer mehr Zulieferer dazu zwingen, in einem Reinraum zu fer-tigen. Das fhrt zur Verknappung des Mitarbeiterpotenzials und macht

    das Finden neuer Mitarbeiter immer schwieriger. Darum ist es hchste Zeit fr den Aufbau von Studien- und Ausbildungsgngen durch die Industrie- und Handelskammern oder die Verbnde. Was wir brau-chen, ist so etwas wie der universell einsetzbare Reinraum-Ingenieur oder der Mechatroniker fr Rein-raumtechnik.

    Die zweite Herausforderung ist die Standardisierung. Hier steht die Reinraumbranche noch am Anfang. Jeder kocht sein eigenes Sppchen. Wenn wir zum Beispiel Teile fr die Automotive-Industrie reinigen, dann sagt der Kunde: Mach es nach unserem Prozedere, sonst bekommst Du den Auftrag nicht. Dabei knnten wir mit unserem eigenen Prozedere das gleiche Ergebnis garantieren. Es ist schwierig, auf jeden Kunden einzeln einzugehen, statt einen Ergebnis-Standard einzuhalten.

    Expertenausblick 2016 |

    Ludwig Kltzsch

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    PRO: Prof. Dr. Gerd Glaeske, Mither-ausgeber des Innovationsreports

    Cleanroom Magazin: Laut Innovations-report 2015 der Techniker Kranken-kasse entwickelt die Pharmaindustrie am Bedarf des Patienten vorbei. Wor-auf sttzt sich Ihre These?

    Gerd Glaeske: Der Innovationsre-port hat immer darauf hingewiesen, dass die Forschung der Pharmain-dustrie notwendig ist, weil in vie-len Krankheitsbereichen wirksame Arzneimittel fehlen. Derzeit betrifft das seltene Erkrankungen, neue An-

    tibiotika und Antidepressiva. Den-noch sieht man unter den neuen Arzneimitteln vor allem teure Spe-zialprparate, die bei onkologischen Erkrankungen oder bei Multipler Sklerose angewendet werden, wh-rend bei der Behandlung von Infek-tionen im Krankenhaus in Deutsch-land jhrlich bis zu 15.000 Menschen sterben, weil wirksame Antibiotika fehlen.

    Cleanroom Magazin: Den Pharma-unternehmen wird vorgeworfen, sie strebten nach Rendite statt nach medizinischem Fortschritt, sprich Innovation fnde nicht dort statt,

    wo sie bentigt werde. Sehen Sie das Wohl der Patienten gefhrdet?

    Gerd Glaeske: Dass Pharmaunterneh-men nach Rendite streben, ist zu-nchst nicht zu kritisieren. Es sind privatwirtschaftlich gefhrte Un-ternehmen, die Verpflichtungen ge-genber ihren Aktionren, Pensi-onsfonds oder Eigentmern haben. Das Problem liegt vielmehr darin, dass immer wieder versucht wird, hohe Profite mit Arzneimitteln zu machen, die keinen medizinischen Fortschritt zeigen. Das Wohl der Pa-tienten kann dann gefhrdet sein,

    wenn mit konomisch orientierten Studien neue Arzneimittel als thera-peutischer Fortschritt angeboten und breit verordnet werden. Die Beispie-le des Rheumamittels Vioxx, des Cho-lesterinsenkers Lipobay oder des Ap-petithemmers Acomplia sollten uns lehren, nicht vorschnell von thera-peutischem Fortschritt zu sprechen all diese Mittel mussten nach zum Teil tdlichen Zwischenfllen vom Markt genommen werden.

    Cleanroom Magazin: Der Report kri-tisiert, dass beispielsweise bei neu-en Krebsmedikamenten der Innovati-onsgrad und der medizinische Nutzen

    Profit versus Innovation Folgt die Pharmaindustrie nur der Rendite,

    statt dem Bedarf des Patienten? Ein Expertendisput.

    Der Innovationsreport der Techniker Krankenkasse kritisiert, dass die Pharmaindustrie zunehmend in Sparten mit hohen Profiten aktiv ist und unrentable Krankheiten vernachlssigt. Die Pharmaindustrie weist den Vorwurf als unbegrndet zurck. Wir haben dazu je einen Vertreter beider Seiten befragt.

    Prof. Dr. Gerd Glaeske ist

    Mitherausgeber des Innovationsreports

    2015 der Techniker Krankenkasse.

    Der studierte Pharmakologe

    gehrt zu den bekanntesten

    Gesundheitswissenschaftlern

    in Deutschland. Glaeske war

    von 2003 bis 2009 Mitglied des

    Sachverstndigenrates zur

    Begutachtung der Entwicklung

    im Gesundheitswesen. Seit

    1999 ist Glaeske Professor fr

    Arzneimittelanwendungsforschung

    am Zentrum fr Sozialpolitik

    der Universitt Bremen und

    Leiter der Forschungseinheit

    Arzneimittelberatung und

    Arzneimittelinformation. Seit

    2007 ist er Co-Leiter der Abteilung

    fr Gesundheitskonomie,

    Gesundheitspolitik und

    Versorgungsforschung. Zu seinen

    Forschungsschwerpunkten zhlt unter

    anderem die Transparenz, Qualitt und

    Effizienz des Arzeinmittelmarktes.

    PRO

    Forschungskosten sind nicht wirklich transparent Prof. Dr. Gerd Glaeske

    | Kontroverse

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    CLEANROOM MAGAZIN 1/2016Kontroverse |

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    olia

    oft in keinem angemessenen Verhlt-nis zum Preis stnden. Warum ist das so und durch welche gesundheitspoli-tischen Anreize liee sich das ndern?

    Gerd Glaeske: Bei vielen neuen onkologischen Mitteln wachsen die Preise deutlich schneller als der

    therapeutische Nutzen. Wir stellen fest, dass es bei einem Groteil der neu vermarkteten Mittel zu einer zustzlichen berlebenszeit von 20 bis 40 Tagen bis hin zu wenigen Monaten kommt. Die Kosten fr diese Behandlungen liegen aber bei 50.000 Euro und mehr. Es mssten mehr Vertrge zur Kostenbegrenzung und Risikobeteiligung der Firmen geschlossen werden: Wenn die Mittel nicht das halten, was sie versprechen, sollten die Kosten zwischen den Krankenkassen und Herstellern aufgeteilt werden. Zustzlich sollten die Mittel umso preisgnstiger werden, je hufiger und lnger sie angewendet werden.

    Cleanroom Magazin: Noch mal zurck zum Vorwurf des Renditestrebens. Haben hohe Preise fr neue Medi-kamente nicht auch ihre Rechtfer-tigung darin, dass die Industrie ihre Forschungs- und Investitionskosten refinanzieren muss?

    Gerd Glaeske: Ich knnte diese Fra-ge viel besser beantworten, wenn die Forschungskosten wirklich transparent wren. Es geht aber gar nicht allein um die Forschungskos-ten, es geht auch um den Einkaufs-preis von innovativen Wirkstof-fen bei anderen Unternehmen. Und manchmal wird gleich das ganze Biounternehmen aufgekauft. Die

    Forschung hat sich deutlich vern-dert: Innovationen werden oftmals eingekauft statt selber entwickelt. Darum ist es schwierig geworden, ber vertretbare Preise zu spre-chen und die Gleichung Money for Value und Value for Money mit zutreffenden Zahlen zu unterlegen.

    Cleanroom Magazin: Unterm Strich: Ist die Kritik, die Pharmaindustrie folge der Rendite und nicht dem Be-darf des Patienten, aus Ihrer Sicht ge-rechtfertigt?

    Gerd Glaeske: Ja, und wir mssen dringend ber Prioritten in der For-schung sprechen und darber, wel-chen Wert und Nutzen neue Arz-neimittel haben. Wir brauchen ohne Zweifel die Forschungsakti-vitten der pharmazeutischen In-dustrie. Aber: Nicht alle neuen Arz-neimittel sind auch innovativ im Sinne des therapeutischen Zusatz-nutzens gegenber den vorhande-nen Arzneimitteln. Das zeigt der AMNOG-Prozess (Arzneimittelmarkt-neuordnungsgesetz), das zeigen die Bewertungen aus dem Institut fr Qualitt und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen und das zeigt un-ser Innovationsreport.

    CONTRA: Stefan Oelrich, Geschftsfh-rer Sanofi-Aventis Deutschland GmbH

    Cleanroom Magazin: Laut Innovations-report 2015 der Techniker Kranken-

    kasse entwickelt die Pharmaindustrie am Bedarf des Patienten vorbei. Was

    sagen Sie zu dieser These?

    Stefan Oelrich: Es ist bedauerlich, dass der Innovationsreport wieder-

    holt diese Behauptung aufstellt. Wahr ist, dass auch im laufenden

    Jahr echte Sprunginnovationen zugelassen worden sind. Davon ist auch zuknftig auszugehen, wenn

    man sich die Pipelines vieler Unternehmen ansieht.

    Cleanroom Magazin: Den Phar-

    maunternehmen wird vorgewor-fen, sie strebten nach Rendite statt

    Stefan Oelrich ist seit 2011

    Geschftsfhrer der Sanofi-

    Aventis Deutschland GmbH. Das

    franzsische Dach-Unternehmen

    Sanofi-Aventis gehrt zu den grten

    pharmazeutischen Unternehmen

    weltweit. Von 1989 bis 2011 arbeitete

    Oelrich im Bayer Konzern unter

    anderem in Sdamerika und in Paris

    an der Spitze von Bayer Healthcare.

    2003 ging Oelrich in die USA, wo er

    als Vice President Marketing das

    Bayer Portfolio vermarktete. Ab 2007

    leitete er ebenfalls in den USA als

    Senior Vice President das Womens

    Healthcare-Geschft. Seit 2013 ist

    Oelrich Vorstandsmitglied im Verband

    Forschender Arzneimittelhersteller

    (vfa). Im Juni 2015 bernahm Oelrich

    auerdem die Stelle als Sprecher

    des Clusters Gesundheitswirtschaft

    Berlin-Brandenburg.

    CONTRA

    Sprunginnovationen wurden wiederholt zugelassen Stefan Oelrich

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    CLEANROOM MAGAZIN 1/2016

    nach medizinischem Fortschritt, und Innovation fnde nicht dort statt,

    wo sie bentigt werde. Sehen Sie das Wohl der Patienten gefhrdet?

    Stefan Oelrich: Das Wohl des Patienten steht stets im Zentrum

    unseres Handelns.

    Ohne das Patientenwohl gibt es keinen Zusatznutzen im deutschen

    Erstattungssystem.

    Cleanroom Magazin: Der Report kritisiert, dass beispielsweise

    bei neuen Krebsmedikamenten der Innovationsgrad und der

    medizinische Nutzen oft in keinem angemessenen Verhltnis zum Preis

    stnden. Warum ist das so und durch welche gesundheitspolitischen

    Anreize liee sich das ndern?

    Stefan Oelrich: Die Krebstherapie hat in der letzten Dekade riesige

    Fortschritte gemacht. Hier findet eine Scheindiskussion statt. Was

    zhlt, sind die vielen Patienten, die durch die Arzneimittelinnovationen

    im Bereich der Onkologie heute tumorfrei leben oder ihr Leben erheblich verlngern konnten.

    Cleanroom Magazin: Noch

    mal zurck zum Vorwurf des Renditestrebens. Haben hohe

    Preise fr neue Medikamente nicht auch ihre Rechtfertigung darin,

    dass die Industrie ihre Forschungs- und Investitionskosten

    refinanzieren muss?

    Stefan Oelrich: Ich verstehe diesen Punkt nicht. Die Kosten fr Arz-

    neimittel sind ber die letzten fnf Jahre in Deutschland stabil geblie-

    ben und haben es somit erlaubt, steigende Kosten bei Krankenhu-sern und rzten zu kompensieren.

    Hhere Kosten fr Innovationen

    konnten dabei durch preisgnstige Generika kompensiert werden.

    Cleanroom Magazin: Unterm Strich: Ist die Kritik, die Pharmaindustrie

    folge der Rendite und nicht dem Be-darf des Patienten, aus Ihrer Sicht

    gerechtfertigt?

    Stefan Oelrich: Dass ein Unternehmen auch eine Rendite aus seiner wirt-

    schaftlichen Ttigkeit erzielen mchte, ist eine Triebfeder der

    Marktwirtschaft. Dies gleichzeitig mit dem Patientenwohl zu verbinden,

    ist kein Widerspruch. Ein verschrei-bungspflichtiges Medikament, das am

    Bedarf des Patienten vorbei geht, erhlt in Deutschland keinen Zusatznutzen

    und somit in der Konsequenz einen Preis, der nicht hher sein kann,

    als die heute wirtschaftlichste Vergleichstherapie.

    Autor: Gero Hassink

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    CLEANROOM MAGAZIN 1/2016

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  • 24

    CLEANROOM MAGAZIN 1/2016

    Wie eine harmlose Frage doch m a n c h m a l e i n e n L eb e n s we g verndern kann. Es geschah vor fnf Jahren. Rauschi, traust Du Dir das zu?, wollte der Produktionsleiter wissen. Andreas Rauschenbach musste nicht lange berlegen. Er sollte eine Maschine bauen. Kein Problem, schlielich war er ein gelernter Mechatroniker mit Erfahrung im Sondermaschinenbau.

    Doch was er nicht wusste: Er soll-te die Maschine im Reinraum bauen. Das war fr mich die erste Berhrung mit diesem Thema, erzhlt der 30-jhrige.

    Aus jener ersten Berhrung ist inzwischen sein Hauptjob gewor-den. Andreas Rauschenbach ist der Reinraumverantwortliche der mkf GmbH in Lederhose, einer 260-Seelen-

    Gemeide im Osten Thringens. Auch wenn der Ort tatschlich eine Lederhose im Wappen fhrt, hat sein Name nichts mit dem Kleidungs-stck zu tun. Vielmehr geht er zurck auf den slawischen Ortsnamen Ludoraz. Hier also, in Lederhose, einen Steinwurf von der Autobahn A9 entfernt, baut die mkf GmbH mit 85 Mitarbeitern kundenspezifische Automationslsungen. Seit 2008

    Wie die Jungfrau zum Reinraum Andreas Rauschenbach managt den Reinraum der mkf GmbH.

    Eigentlich wollte er immer etwas erschaffen, deshalb lernte er Mechatroniker. Doch statt heute raffinierte Maschinen zu bauen, kmmert sich Andreas Rauschenbach um Partikelzhler, Luftfeuchte und Arbeitsanweisungen. Was lief da schief? Gar nichts! Man fragte ihn nur eines Tages, ob er Reinraumverantwortlicher werden wolle. Und er wollte.

    | Portrt

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    werden zustzlich hochtechni-sierte Baugruppen und Gerte u n t e r R e i n ra u mbe d i n g u n g en gefertigt sowie Dienstleistungen wie Reinigungen und Verpacken im Reinraum angeboten.

    Fr Letzteres gab ein Kunde die Initialzndung. Er hatte nach einer Lsung gefragt, die sich nur in einem Reinraum realisieren lie. Die mkf-Geschftsfhrung entschied, in das neue Geschftsfeld vorzustoen und hat die Entscheidung nicht bereut. Heute tragen die Produkte aus dem Reinraum zu einem erheblichen Teil zum Gesamtum-satz bei. Das htte vor fnf Jahren niemand gedacht. Wir haben wirklich ganz klein angefangen, mit wenigen Quadratmetern Rein-raum quasi in einer Flowbox, scherzt Rauschenbach. Wegen des schwarzen Bartes wirken seine Zhne beim Lachen besonders wei. Dass er 30 Jahre alt ist, sieht man ihm trotz des Bartes nicht an.

    Vom Aussehen her knnte der 1985 in Gera geborene Sohn einer Industriekauffrau und eines Be-triebselektrikers ebenso gut noch ein Lehrling sein. Seine schlanke Gestalt sowie das grne Polohemd

    und die graue Cargohose die Arbeitskleidung in Firmenfarben verstrken diesen Eindruck. Doch im Gesprch sprt man schnell, dass man kein Jngelchen vor sich hat. Rauschenbachs Auftritt ist reif, ruhig und redegewandt.

    Und er versteht sein Handwerk: Seine Reinraumkompetenz blitzt in jedem Satz auf, ob es nun um Permanent- versus Abziehmatten geht, um Ultraschallreinigung mit Reinstwasser, FFU-Wechselintervalle, Handschuh-Nachbestellungen oder Isopropanol-Mischungsverhltnisse. So viel Reinraumwissen war in den Hallen der mkf GmbH nicht immer vorhanden. Am Anfang trugen die Mitarbeiter im Reinraum nur Kittel, Haube, Handschuhe und Flinge. Die Reinheitswerte stimmten aber trotzdem, sagt Rauschenbach und klingt dabei

    selbst etwas verwundert. Heute wre dergleichen fr ihn unvorstellbar. Doch damals habe es noch keinen Reinraumverantwortlichen gege-ben. Als er 2010 zum Reinraumteam stie, habe der Produktionsleiter lediglich ne kleine Einfhrung

    gegeben und grob erklrt, worum es geht. So bin ich in die Welt der Reinrume reingerutscht, erzhlt Rauschenbach. Wobei ich, wenn dort wenig zu tun war, weiterhin drauen mitarbeitete und das machen konnte, was ich gelernt hatte.

    Und das war: Mechatroniker mit Spezialisierung auf Sondermaschi-nenbau und Schweitechnik. Rau-schenbach lernte seinen Beruf von 2002 bis 2006 bei einer bayerischen Firma in der Nhe von Ansbach. Damit fiel er aus der Art. Denn Vater, Mutter und ltere Schwes-ter arbeiteten und lernten alle bei

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    Am Anfang trugen die Mitarbeiter im Reinraum nur Kittel, Haube, Handschuhe und Flinge.Andreas Rauschenbach, mkf GmbH

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    der Deutschen Telekom. Ich hat-te aber kein Interesse, zur Telekom zu gehen. Ich wollte lieber etwas erschaffen. Zwei Jahre noch blieb Rauschenbach nach der Ausbil-dung in Bayern, dann wurde das Heimweh zu gro und die 330 Kilo-meter weite Wochenend-Pendelei zu nervig.

    Bei seiner Rckkehr nach Th-ringen 2008 konnte sich der junge Facharbeiter die Arbeitgeber aussuchen. Eine Firma, die ihn fr Wartung und Instandhaltung einstellen wollte, bekam von ihm einen Korb. Ich wollte nichts r e p a r i e r e n , i c h w ol l t e e t wa s erschaffen, sagt Rauschenbach erneut. So heuerte er bei mkf in Lederhose an, wo er als Mechatro-niker nicht nur Sondermaschinen erschaffen, sondern sie auch beim Kunden aufstellen und abnehmen konnte. Und dann kam 2010 jener denkwrdige Moment, als er erstmals eine Maschine im Reinraum bauen sollte: Rauschi, traust Du Dir das zu?

    Er traute sich und fing an, sich neben-bei im Internet mit den Anforderun-gen an reine Produktionsumgebungen zu beschftigen. Prompt stellte er fest: Wir haben die falschen

    Reinigungstcher! Die waren nm-lich nicht doppelt eingeschweit, auerdem zerrissen sie leicht. Ich habe dann angesprochen, was wir wirklich bruchten und die Unterschiede zwischen den Produkten gezeigt, sagt Rauschenbach. Und obwohl die neuen Produkte teurer waren, stie er bei seinen Vorgesetzten auf offene Ohren. So etwas ermutigt.

    N a c h d e n R e i n i g u n g s t c h e r n sorgte er bald auch dafr, dass die PU-Handschuhe gegen die besser geeigneten Nitrilhandschuhe aus-getauscht werden, fhrte Overalls anstelle der Kittel ein, schaffte Swabs zum Reinigen von Bohrungen an, organisierte Klebematten fr die Bereiche vor und hinter der Grauzonentr, beschaffte Mund-schutz und Bartbinden. Vermutlich wren diese Peu peu-Verbesserun-gen immer so weitergegangen, wre nicht der Reinraum eines Tages zu klein geworden fr die wachsende Auftragslage.

    2012 wurde ein Neubau notwendig, 2013 ging er in Betrieb. Ein nagel-neuer Reinraum der Reinheitsklas-se ISO 6, fast 90 Quadratmeter gro, zuzglich einer 15 Quadratmeter groen Material- und einer ebenso

    groen Personalschleuse. Und mit der Entscheidung fr den Neubau fielen auch die Wrfel fr Andreas Rauschenbach, der bis dahin im-mer noch sowohl in der normalen Produktion als auch im Reinraum ttig war. Du hast Dich doch schon um so vieles gekmmert, willst Du nicht Reinraumverantwortlicher werden, fragte ihn der Produkti-onsleiter. Und Rauschi traute sich auch das zu.

    Seither ist alles anders. Jetzt geht es nicht mehr darum, mal im Reinraum mitzuarbeiten jetzt muss ich ihn am Leben halten, ist sich der junge Mann seiner Verantwortung bewusst. Und das bedeutet Anleitung und Kontrolle der Mitarbeiter, Organisation der Auftrge und Arbeitsablufe, Partikelzhler, Filter, Luftfeuchte und Temperatur berwachen, Arbeits- und Prfanweisungen schreiben, einzuschleusendes Ma-terial kontrollieren, Wartungen organisieren, Verbrauchsmateri-alien nachbestellen, auszuliefernde Baugruppen mit UV-Lampen kon-trollieren und vieles mehr. Das Aufgabenfeld reicht bis hin zum Urlaubsantrge abzeichnen. Als Herr des Reinraums wird Rauschenbach

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    beim Gang durch die Werkhallen permanent angesprochen zu allen mglichen Fragen. Damit auch die Mitarbeiter im Reinraum ihn erreichen, trgt er stndig ein Schnurlostelefon bei sich. Und ein kleines Notizheft. Hier schreibe ich mir alles auf, worauf mich die Leute unterwegs ansprechen, ansonsten wrde mir die Hlfte durch die Lappen gehen.

    Hat denn all das noch etwas mit erschaffen zu tun? Nee!, gibt Rauschenbach unumwunden zu. Aber es ist trotzdem spannend. Er habe ja immer noch Gelegenheit, an fnf bis zehn Tagen pro Monat im Reinraum etwas zu bauen, aber er wolle auch noch viele Ideen umsetzen. Zum Beispiel ein Handyclean-Gert anschaffen, mit dem die Mitarbeiter ihre H a n d s c h u h e u n t e r e i n e m Sprhfilm entfetten knnen. Oder die Abziehmatten gegen ein Permanentsystem austauschen. Und auerdem stehe in der Halle nebenan ja schon der nchste Reinraum, zwar noch verpackt in Folie und Holzkisten, aber die Erweiterung muss ja auch gemanagt werden, um nicht erschaffen zu sagen.

    Sein Reinraumwissen holt sich Andreas Rauschenbach regelmig an der ReinraumAkademie in Leipzig. Ich habe auch schon unse-ren Qualittsmanager dorthin mitgenommen, denn es gibt nichts Schlimmeres als Betriebsblindheit.

    Inzwischen ist Rauschenbach so fit in der Reinraumthematik, dass er 2015 erstmals selbst eine Schulung im Unternehmen hielt.

    Privat interessiert sich der seit we-nigen Monaten Verheiratete sehr fr Sport. Er hat als Jugendlicher geboxt, war Thringen und Deut-scher Meister, er liest gern Sport-ler-Biografien und mag die DTM und die Formel 1. Wenn Letzte-re 2016 am Hockenheimring gas-tiert, wird er auf jeden Fall dabei sein. Fr die DTM nimmt er sogar

    Zeltbernachtungen am Lausitz-ring auf sich. Angesichts seiner Lieblingsspeisen Fast Food, Steaks und Nudeln verwundert seine schlanke Figur. Vielleicht ist sie neben dem vielen Fuballspielen dem Umstand zu verdanken, dass

    Andreas Rauschenbach das Lieb-lingsgetrnk der Deutschen nicht mag: Ich trinke kein Bier. Hop-pala! Wenn das keine Kuriositt ist: Ein Reinraumverantwortlicher, der ausgerechnet ein Produkt ver-schmht, das einem Reinheitsgebot unterliegt!

    Autor: Frank Baecke

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    Ich habe auch schon unseren Qualittsmanager dorthin mit-genommen, denn es gibt nichts Schlimmeres als Betriebsblind-heit. Andreas Rauschenbach, mkf GmbH

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    Der Tipp des Experten war hervor-ragend, aber sinnlos. Wenn Sie Ih-ren Reinraum reinhalten wollen, dann schicken Sie keinen Menschen rein, riet Koos Agricola Ende Okto-ber den Kongressteilnehmern auf der Internationalen Reinraummes-se Cleanzone in Frankfurt am Main. Der Generalsekretr des internatio-nalen Dachverbands fr Reinraum-technologie ICCCS (International Confederation of Contamination Control Societies) empfahl dem er-staunten Fachpublikum stattdessen die Nutzung von Robotern.

    Natrlich war dieser Ratschlag mit Augenzwinkern gemeint, trotzdem hat er einen ernsthaften Hinter-grund. Die Haut, die Atmung, die

    Kleidung der Mitarbeiter all das verursacht Kontaminationen, die beim Herumlaufen durch Turbu-lenzen im Reinraum verteilt wer-den. Viele Partikel knnen auch Mi-kroben tragen, schildert Agricola das ewige Problem der Reinraum-betreiber. Noch schlimmer: Beim Entkleiden in der Schleuse gelang-ten all jene Partikel ins Freie, die bis dahin von der Kleidung zurckge-halten wurden, landeten auf deren Oberflche und wrden nach der Pause mit in den Reinraum hinein-getragen. Es sind fnfmal mehr Partikel auf der Kleidung als in der Luft, sagt Agricola. Um den Rein-raum trotzdem mglichst rein zu halten, legte er den Zuhrern drei Ratschlge ans Herz: Schicken Sie

    nie mehr Leute als ntig in den Reinraum! Lehren Sie sie, sich rich-tig umzuziehen! Lehren Sie sie, ih-ren Arbeitsplatz rein zu halten!

    Das ist leichter gesagt als getan. Wie vermittelt man seinen Mitarbei-tern, dass sie durch richtiges oder falsches Verhalten die Umgebungs-bedingungen, die Prozesssicherheit und die Produktqualitt entschei-dend beeinflussen? Und wie vermit-telt man dieses Wissen so, dass es nicht nach 14 Tagen vergessen ist?

    Eine gute Mglichkeit besteht darin, die Mitarbeiter von professionellen Wissensanbietern wie zum Beispiel der ReinraumAkademie qualifi-zieren zu lassen. Wer lieber im eigenen Haus schulen mchte, dem empfiehlt Claudia Pachl, Partnerin der Avantalion Consulting Switzerland AG in Luzern, standardisierte Ablufe fr die Schulungsinhalte zu schaffen.

    Wie Mitarbeiter zu Reinraummitarbeitern werdenDie beste Reinraumtechnik ist nutzlos, wenn das Personal nicht Bescheid wei.

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    Wer ohne Qualittseinbuen im Reinraum produzieren will, der muss sein Personal regelmig schulen. Fr Weiterbildung und Qualifizierung sorgen Anbieter wie die ReinraumAkademie. Auch hausinterne Schulungssysteme knnen - richtig organisiert - die Qualitt der Produktionsprozesse sicherstellen.

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    Regelmige Schulung fhrt zu qualifiziertem Personal. Das Auditorium der ReinramAkademie whrend einer Veranstaltung zum Thema Personal. Foto: Cleanroom Media.

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    Dadurch knnten die Veranstaltun-gen, beispielsweise zu Themen wie Hygiene, Reinraumverhalten, Herstellprozesse und so weiter, immer wieder in der gleichen Qualitt durchgefhrt werden. Fr den Erfolg der Weiterbildungen sei jedoch entscheidend, dass das Management dem Thema Mitarbeiterqualifizierung und Schulungen einen hohen Stellen-wert im Unternehmen verschaffe. Nur dann werde die Teilnahme daran als wertvoll und nicht als lstige Pflicht empfunden.

    Neben den standardisierten Ablu-fen und dem internen Stellenwert von Schulungen kommt es auf re-gelme Wiederholungen an. Sie knnen die Mitarbeiter auch in zwei Stunden mit Wissen erschlagen, aber wie viel bleibt davon hngen? Besser ist es, Sie wiederholen die Schulungen in festen Abstnden, sagt Claudia Pachl. Um das Interesse der Mitarbeiter hoch zu halten, soll-

    ten die Ausbilder anschaulich und einprgsam schildern, warum das beschriebene Verhalten wichtig sei und welche Auswirkungen ein Ab-weichen davon habe.

    Die Expertin rt auerdem, den Schulungserfolg sowohl unmit-telbar nach der Veranstaltung zu berprfen als auch die langfris-tige Wirksamkeit des erlernten Wissens in der Praxis zu kont-rollieren. Um optimalen Wissen-stransfer zu gewhrleisten, ist eine einfach aufgebaute, verstnd-liche Dokumentation hilfreich. Nur wenn die geschulten Inhal-te und Zusammenhnge von den Mitarbeitern auch verinnerlicht werden, knnen Schulungen lang-fristig und nachhaltig erfolgreich wirksam sein. Um den Erfolg der Mitarbeiterqualifikation zu ber-prfen, ist die Festlegung von Min-destkriterien sinnvoll. Das knnte zum Beispiel so aussehen: Erst-qualifizierung durch Absolvieren

    von drei erfolgreichen Lufen an verschiedenen Tagen, Requalifi-zierung durch Absolvieren eines erfolgreichen Laufes innerhalb eines definierten Zeitraums. Bei hheren Anforderungen knnten weitere Kriterien hinzukommen, zum Beispiel erfolgreiche Teil-nahme am MediaFill bei asepti-scher Abfllung.

    Bei allen Bildungsaktivitten soll-ten Reinraumbetreiber aber auch stets im Hinterkopf haben, dass ei-ne erfolgreiche Qualifizierung der Mitarbeiter kein Dauerzustand ist. Claudia Pachl mahnt: Sie mssen sich immer fragen: Wie lange kann ich einen Reinraummitarbeiter als qualifiziert betrachten?

    Solche Sorgen htte mancher Un-ternehmer gerne. Qualifizierte Mit-arbeiter weiterzubilden, ist im Ver-gleich zu den Mhen, qualifizierte Mitarbeiter berhaupt erst einmal zu finden, geradezu ein Luxuspro-

    Talententwicklung |

    Koos Agricola, cleanzone 2015. Foto: Cleanroom Media.

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    blem. In der Reinraumtechnologie ist der Bedarf an Fachpersonal in den letzten Jahren enorm gestiegen. Die Industrie fordert spezialisierte Ausbildungs- und Studiengnge, die junge Fachkrfte gezielt auf die An-forderungen im Reinraum vorbe-reiten. Dennoch gibt es bisher keine anerkannten Facharbeiter-Ausbil-dungsberufe im Umfeld der Rein-raumtechnik und zu wenig akade-mischen Nachwuchs. Darum helfen sich viele Unternehmen notgedrun-gen autodidaktisch weiter.

    Doch das reicht knftig nicht mehr aus, betont Frank Duvernell, Ge-schftsfhrer der ReinraumAka-demie. Die Arbeitswelt des Rein-raums ist inzwischen fast alltglich geworden, aber die Berufsbilder haben sich nicht angepasst. So wie vor 20 Jahren Lageristen, Spediteu-re und Fuhrunternehmer zur Lo-gistikbranche zusammenwuchsen, werden sich auch die Unternehmen der Reinraumtechnologie zu einer Branche weiterentwickeln. Um an Mitarbeiter zu kommen, mssen wir die vielen neuen Berufsfelder in der ffentlichkeit bekanntmachen.Der Personalvermittler Jrgen Tausch, Inhaber von Jrgen Tausch

    Personnel Service und Gesellschaf-ter der Hfer und Tausch GmbH in Dresden, sieht hier die Handwerks-kammern in der Pflicht. Sie mss-ten dafr sorgen, dass in der Gesell-

    schaft ein Bild von den vielfltigen Reinraumberufen entstehe. Unser grtes Problem ist heute, dass wir Menschen fr Ttigkeiten in Rein-rumenbegeistern sollen, die sie gar nicht kennen, erklrt der Per-sonaler. Darum sei die Schaffung ei-nes echten und anerkannten Fach-arbeiter-Berufsbildes ntig. Um dessen Attraktivitt zu erhhen, sollte die Berufsausbildung bran-chenbergreifend gestaltet sein. So knnten Facharbeiter zum einen beruflich leichter wechseln und die Unternehmen erhielten zum an-deren die Chance, Fachkrfte mit

    gleichem Berufsabschluss aus ande-ren Branchen fr sich zu gewinnen und mitgeringem Aufwand fr ih-re spezifische Aufgabenstellungen zu qualifizieren.

    ber diesen Weg generiert bereits MED-EL Elektromedizinische Gerte Gesellschaft m.b.H in Innsbruck er-folgreich einen Teil ihres Reinraum-nachwuchses. In sterreich gibt es den Lehrberuf Prozesstechniker, auf dessen Lehrplan unter anderem Themen wie Planung, Materialwirt-schaft, Automation, Fertigungstech-nik stehen, sagt Christian Dragosits, Group Leader Maintenance and En-vironmental Control in der Implan-tatfertigung. Wir bilden unsere Pro-zesstechniker sehr viel im und um den Reinraum aus, dadurch sind sie anschlieend technische Allroun-

    Sie mssen sich immer fragen: Wie lange kann ich einen Rein-raummitarbeiter als qualifiziert betrachten? Claudia Pachl, Avantalion Consulting Switzerland AG

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    Schulung im Competence Center der ReinraumAkademie Leipzig direkt im bungsreinraum. Foto: Cleanroom Media.

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    der. Doch auch Dragosits wrde sich lieber eine eigene Berufsausbildung fr die Reinraumbranche wnschen. Es gibt zwar viele Anbieter fr Rein-raumseminare, aber kein Berufsbild. Diplome sind bis jetzt nur Teilnah-mebesttigungen, auch wenn sie teil-weise anderes suggerieren. Meiner Meinung nach knnte man unter an-derem Gebiete wie Filter-, Mess-, Kli-ma- und Gebudeleittechnik zu ei-nem solchen Berufsbild vielleicht mit der Bezeichnung Reinraumtech-nik - zusammenfassen.

    Bis es so weit ist, sind die Unterneh-men bei der Talententwicklung weiterhin auf sich gestellt. Wer jedoch aus zeitlichen und perso-nellen Grnden kein hausinternes Schulungssystem aufbauen kann, dem stehen externe Anbieter zur Seite. Die ReinraumAkademie in Leipzig (D) und die Cleanroom-A c a d e m y i n Wa n g e n a n d e r Aare (CH) bieten beispielsweise

    ganzjhrig verschiedene Weiter-bildungsveranstaltungen an. Das Spektrum reicht von Reinraum-

    E x p e r t e n t a g e n b e r Z w e i -Tages-Seminare, Coachings und Fachseminare bis hin zu Inhouse-Schulungen vor Ort im Unternehmen.

    Die Veranstaltungen sind pr-destiniert fr Anbieter und An-wender von Reinraumtechnik, aber auch fr Dienstleister wie Reinraumplaner oder Reinraum-Reinigungsunternehmen. Die Teil-

    nehmer bekommen Praxiswissen aus erster Hand, knnen mit den Experten persnlich ins Gesprch

    kommen, Erfahrungen austauschen und Netzwerke bilden. All dies versetzt sie in die Lage, die hohen Anforderungen an eine reine Produktion zu erfllen, auch ohne dem Rat von Koos Agricola (Wenn Sie Ihren Reinraum reinhalten wollen, dann schicken Sie keinen Menschen rein) zu folgen.

    Autor: Frank Baecke

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    Wie oft sind Sie unterwegs? Im Durchschnitt bin ich etwa zwei bis drei Tage pro Woche unterwegs, je nach Projekten manchmal auch eine ganze Woche. Die Fahrten finden in der Regel innerhalb Deutschlands statt.

    Was ist dabei Ihr liebstes Fortbe-wegungsmittel? In den meisten Fllen nehme ich das Auto, weil ich hufig Unterlagen und zum Teil auch Messgerte mitfhren muss.

    Worauf legen Sie beim Reisen wert?Wenn ich mit dem Auto unterwegs bin, freue ich mich natrlich ber freie Straen. Darum versuche ich meine Fahrten zumindest so zu planen, dass ich den Stozeiten aus dem Weg gehe. Neben freien Straen lege ich auch groen Wert auf Pnktlichkeit.

    Was darf unterwegs nie fehlen? Beim Autofahren natrlich gute Radio-sender. Ansonsten Mobiltelefon, Tablet

    und Notebook fr die Erreichbarkeit. Die gehren ja inzwischen zu den unverzichtbaren Arbeitsgerten.

    Welche Musik hren Sie auf Reisen?Radiosender mit einem breiten Spektrum an Rock und Pop der letzten Jahrzehnte.

    Welche Lnder und Regionen stehen bei Ihren Reisen am hufigsten auf der Liste? Beruflich ist das bei mir in den letzten Jahren Deutschland.

    Unterwegs mit Steffen Rhm

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    | Unterwegs mit

    Steffen Rhm ist Projektleiter im Competence Center Engineering in der Abteilung Technik und Instandhaltungsserviceder Pharmaserv GmbH & Co KG im hessischen Marburg. Das Unternehmen betreut als Systemanbieter fr Technik und Service-Dienstleistungen bundesweit Unternehmen aus der hygienesensiblen Industrie.

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    Privat zieht mich der Norden Deutschlands und Europas an.

    Knnen Sie vom Tagesgeschft abschalten, wenn Sie unterwegs sind? Ja und nein, das hngt immer von den Aufgabenstellungen ab.

    Wie gelingt Ihnen das Abschalten am besten? Am besten kann ich abschalten bei einem guten Buch.

    Daher habe ich immer eines im Gepck. Zurzeit lese ich Wolfgang Niedeckens Autobiografie Zugabe. Die Geschichte einer Rckkehr.

    Welche Reiseziele favorisieren Sie und warum? Beruflich reise ich gerne nach Berlin und in die Schweiz. Privat sind meine groen Favoriten Finnland, Schweden und die Schweiz

    Was wrden Sie als Erstes ndern, wenn Sie die unbegrenzte Mglich-keit dazu htten? Die Frage ist schwer zu beantworten. Es gibt so viele Themen, zum Beispiel Umweltschutz, Ressourcenverschwendung, Kriege und so weiter, die uns alle betreffen. Fr mich persnlich wre wichtig, dass alle ein wenig mehr an andere denken und nicht zu viel an sich selbst.

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    Science & TechnologyTechnologie in Krze

    Forscher entwickeln neuartige Informationsspeicher

    Ionenleiter | Wissenschaftler der Universitten in Kiel und Bochum haben einen Informationsspeicher entwickelt, der Ionen zum Speichern von Daten nutzt. bliche Speicher basieren auf Elektronen, die durch Anlegen einer Spannung verscho-ben werden. Da aber heutige Rechner mehr Zeit fr das Hin- und Herschieben der Daten als fr das Rechnen bentigen, wollen die Forscher weg von ladungsbasierten Speichern hin zu solchen, die auf

    elektrischem Widerstand beruhen. So ein Bauelement kommt nun aus den Kieler und Bochumer Laboren. Wird eine Spannung angelegt, verschieben sich zwischen zwei Elektroden die Ionen in einem Festkrperionenleiter. Ein weiterer Vorteil: So aufgebaute

    Zellen lassen sich fast bis auf Atom-gre verkleinern.

    Smarter Wundverband fr Nervenfasern

    Nanomembranen | Forscher des Leibniz-Instituts Dresden und der TU Chemnitz arbeiten an ultradnnen Membranen, die sich von selbst zu Mikro- und Nano-rhren aufrollen. Solche Rhrchen bieten der Medizintechnik ein enormes Innovationspotential. Ausgestattet mit integrierter Elektronik knnten sie zum Beispiel

    als Wundverband fr defekte oder heilende Nervenstrnge dienen. Die Mglichkeit, die Manschetten durch uere Einflsse zu ffnen und zu schlieen, macht ihre Anwendung in der Regeneration, berwachung oder Stimulierung von Nerven besonders

    attraktiv. Darber hinaus knnten die smarten Nanomembranen als Antennen fr Implantate dienen, die Informationen zu physiologischen Prozessen wie zum Beispiel zur Wundheilung weitergeben.

    Riesenmolekl versperrt Ebola-Viren den Weg in den Krper

    Medizinforschung | Ein Riesen-molekl, entwickelt von Forschern der Universitt Madrid, knnte bald einen wirksamen Schutz vor Ebola bieten. Das Molekl blockiert die entscheidende Andockstelle auf der Zelloberflche und versperrt so dem Ebola-Virus den Weg in die Zelle. In Zellkulturen gelang es auf diese Weise bereits, eine Infektion zu verhindern. Sollte sich das Ergebnis auch in Tierversuchen besttigen, knnte dies den Weg zu einem antiviralen Mittel gegen Ebola ebnen. Das von den Forschern mageschneiderte Riesenmole-kl besteht aus Fullerenen, also Kohlenstoffhohlkugeln, die mit

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    | Science & Technology Technologie in Krze

    berprfung von Speicherzellen im Reinraum der Kieler Technischen Fakultt. Foto: AG Nanoelektronik

    Zu einer Manschette fr Nervenzellen aufgerollte Mem-

    bran aus elektronischen Bauelementen. Grafik: IFW

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    Zuckeranhngseln berzogen sind. Letztere schtzen die Andockstelle auf der Zelle vor dem Ebola-Virus.

    Kopf-OP: Roboter-Wurm frst sich um Ecken

    Medizintechnik | Um einen Tumor im Innenohr zu erreichen, mssen rzte meist einen Teil des Schlfenbeins entfernen. Knftig reicht ein fnf Millimeter kleiner Tunnel durch den Knochen, den ein neuer Mini-Roboter frst. Das Besondere daran: Um Blutgefe und Nerven macht der Roboter einen Bogen. Entwickelt wurde das OP-Gert von Fraunhofer-Forschern in Mannheim gemeinsam mit mehreren Universitten. Der Roboter kann dank seiner Zieh-harmonika-Konstruktion wie ein Wurm vorwrts kriechen. Seine Richtung wird ber hydraulische Leitungen und Pumpen aus dem OP gesteuert. Diese Wendigkeit

    macht erstmals minimalinvasive Operationen von Innenohrtumoren mglich. Die Innovation soll in zwei Jahren serienreif sein.

    Stammzellenzucht auf Algenskeletten

    Biotechnologie | Auf dem Sttz-skelett von Algen, dem gelartigen Alginat, zchten Fraunhofer-Forscher im hessischen Sulzbach pluripotente Stammzellen. Diese haben das Potenzial, sich in beliebige

    Krperzellen umzuwandeln, zum Beispiel in Zellen innerer Organe. Die Pharmaindustrie bentigt solche Stammzellen in groen Mengen fr Medikamententests. Wie die Forscher herausfanden, stellt das Alginat eine besonders effiziente Nhrquelle fr die Vermehrung der Stammzellen dar. Aktuell validieren britische Pharmafirmen den Prozess in ihren Laboren. Weitere Versuche bei europischen Partnern sollen 2016 folgen. Ziel ist es, mit dem Prozess stabil pluripotente Stammzellen zu produzieren.

    Kleinste Flssigkeitsmengen nanolitergenau dosieren

    Mikrodosiersysteme | Die BioFluidix GmbH in Freiburg im Breisgau hat mit ihrer Pipettiertechnologie in der Kategorie Prozess beim STEP Award 2015 gewonnen. Der STEP Award zeichnet innovative Unternehmen in Deutschland, sterreich und der Schweiz aus. BioFluidix erhielt den Preis fr ihre PipeJet-Tip-Technologie. Mit dieser lassen sich Mikrotropfen dosieren. Die Pipettenspitzen von BioFluidix sind mit herkmmlichen

    Pipetten und Pipettieranlagen kompatibel. Dadurch ist die Techno-logie in bestehende Laborgerte und Prozessablufe problemlos integrierbar. Mit ihrer Hilfe sollen sich Prozesse in Pharma, Chemie, Life Sciences, Bio- und Nanotechnologie sowie Medizintechnik besser auto-matisieren lassen. Im Vergleich zur konventionellen Pipettier-technologie kann die PipeJet-Tip-Technologie 100- bis 1.000-mal kleinere Flssigkeitsmengen abgeben.

    Elektroauto: Batterie mit Kpfchen

    Mikrocontroller | Stuttgarter Fraun-hofer-Forscher haben eine Batterie fr Elektroautos entwickelt, die ber den gesamten Lebenszyklus deutlich kostengnstiger ist als bis-herige Modelle. Geht eine der ber hundert Batteriezellen kaputt, lsst sie sich modulartig austauschen. Bisher musste der gesamte Akku ausgewechselt werden. Mglich wird das, weil jede Batteriezelle ber einen eigenen integrierten Mikrocontroller verfgt. Dadurch kennt jede Zelle ihren Zustand. Ist eine Zelle leer, klinkt sie sich einfach aus dem Verbund aus und leitet den Strom der anderen Zellen an sich vorbei. Das Auto muss nicht stehenbleiben. Einen Prototyp der Batteriezelle haben die Forscher bereits entwickelt. Im nchsten Schritt wollen die Forscher die Elektronik in den Zellen miniaturisieren.

    Science & Technology Technologie in Krze |

    Mikrocontroller verlngern

    die Reichweite von Elektroautos. Foto: estations

    Zweistrom-Dsenanlage zur Herstellung von Alginatk-

    gelchen. Foto: Fraunhofer IBMT

    Im OP der Zukunft knnten Roboter zum Einsatz kommen.

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    Seid ihr noch ganz dicht?Containments mssen nicht nur das Produkt, sondern auch die Mitarbeiter sicher schtzen.

    Neue medizinische Wirkstoffe sind oft schon in geringer Dosierung hochwirksam. Ihre Verarbeitung stellt erhhte Anforderungen an die Prozesssicherheit in Laboren und Pharmaunternehmen. Containments mssen daher hchste Dichtigkeit bieten, zugleich aber einfache Materialf lsse und War tungen ermglichen. Ein technologischer Spagat.

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    Bei der Weiterentwicklung von Containments geht der Trend klar in die Richtung: Lieber mehr Schutz als zu wenig. Der Grund: Oft sind die Inhaltsstoffe neuer Medikamente schon in kleinen Mengen hochaktiv. Das macht das Planen, Herstellen und Betreiben von pharmazeutischen Anlagen zu einer Herausforderung. Die Anlagen mssen komplexe toxi-kologische Anforderungen erfllen und niedrigste Grenzwerte am Arbeitsplatz sicherstellen. ber die Prozesssicherheit hinaus sind auch die im Mrz 2015 in Kraft getretenen erweiterten EU-GMP-Richtlinien und weitere neue Regularien ein-zuhalten.

    Um Laborbetreibern und Pharma-herstellern den berblick ber Technologie