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klima bündnis ZEITSCHRIFT VON KLIMABüNDNIS öSTERREICH 03/09 Foto: Brigitte Drabeck Verlagspostamt 1150 WIEN – P.B.B. – GZ02Z031986M lange reisen Indigene in den Alpen ... S. 4 Österreicher in der Ölstadt ... S. 6 China im Umbruch ... S. 14 kurze wege Autofreier Genuss ... S. 3 Klimabündnis-Bezirk ... S. 7 Klimafaktor Abfall ... S. 10 bilder aus anderen welten ...

Klimabündnis Zeitschrift Winter 2009

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Zeitschrift des Klimabündnis Österreich. Mit Infos, Porträts und Berichten von und über Klimabündnis-Gemeinden, Klimabündnis-Kindergärten & Schulen sowie Klimabündnis-Betrieben.

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Page 1: Klimabündnis Zeitschrift Winter 2009

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lange reisenIndigene in den Alpen ... S. 4

Österreicher in der Ölstadt ... S. 6

China im Umbruch ... S. 14

kurze wegeAutofreier Genuss ... S. 3

Klimabündnis-Bezirk ... S. 7

Klimafaktor Abfall ... S. 10

bilder aus anderen welten ...•

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Medieninhaber, Herausgeber, Verleger: Klimabündnis Österreich, Hütteldorfer Straße 63-65 / Top 9-10, A-1150 Wien, T: 015815881, E: [email protected] • Redaktion: Brigitte Drabeck, Hannes Höller, Hans Kandler, Christian Salmhofer, Anna Schwerzler, Robert Stögner, Andreas Strasser • AutorInnen: Peter Czermak, Christian Finger, Petra Muerth, Christian Schreyer • Graphik & Layout: Andreas Strasser • Anzeigen: Elfriede Hecher • Druck: Kärntner Druckerei, Klagenfurt, mit Druck-farben auf Basis nachwachsender Rohstoffe • Papier: Recyclingpapier aus 100% Altpapier • Erschei-nungsweise: 4 mal jährlich • Offenlegung laut §25 Mediengesetz: Die Zeitschrift klimabündnis dient der Information aller PartnerInnen, MitarbeiterInnen der beigetretenen Gebietskörperschaften, der tragenden Organisationen, der miteingebundenen Initiativen und Gruppen sowie allgemein an den Themen Klimaschutz, Umwelt- und Entwicklungspolitik Interessierter. © Wien 2009 für alle Beiträge bei Klimabündnis Österreich.

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Neu beigetretene Gemeinden: • Burgenland: Oberloisdorf. • Niederösterreich: Glinzendorf, Haugsdorf, Hauskirchen, Lichtenwörth, Nöchling und Pötting. • Oberösterreich: Bruck-Waasen, Esternberg, Geboltskirchen, Haibach ob der Donau, Hallstatt, Hinzenbach, Inzersdorf im Kremstal, Kopfing im Innkreis, Obertraun, St. Marienkirchen a. d. Polsenz, Schardenberg, Vichtenstein, Vorderstoder, Waizenkirchen, und Waldkirchen am Wesen. • Tirol: Birgitz und St. Jakob im Defereggen.

Neu beigetretene Kindergärten und Schulen:• Burgenland: Volksschule Leithaprodersdorf. • Oberösterreich: Volksschule 1 Enns.• Steiermark: Jugend am Werk Werkstätten Kapfenberg.

In Österreich haben sich alle Bundesländer, über 800 Städte und Gemeinden, rund 460 Betriebe und über 180 Schulen und Bildungseinrichtungen dem Klimabündnis angeschlossen.

Neu beigetretene Betriebe:• Oberösterreich: Autohaus Fuchs (Linz), Autohaus Hermannseder (Vöcklabruch), Autohaus Lietz (Linz), Autohaus Sonnleitner (Leonding), und Autohaus Steckbauer (Eferding) . • Steiermark: Freiding Erneuerbare Energien GmbH, Energie Optimierung Zieserl (beide Graz)und E-Werk Sigl GmbH & Co KG (Wies).

Willkommen im Klimabündnis!

Neu im Klimabündnis ...Seit Mai arbeitet Meral Osanmaz in der Regi-onalstelle Niederösterreich. Silke Haider, seit Mai, und Klaus Grininger, seit Oktober, sind neu bei Klimabündnis Oberösterreich (v.l.).

AuF DEM WEG NACH KOPENHAGEN

Die Klimakonferenz in Kopenhagen rückt immer näher. Die Weltengemein-schaft hat (wieder einmal) die Chance, eine einschneidende Änderung in un-serem Ressourcenverbrauch für den Schutz des Weltklimas einzuleiten. Die bedrohlichen Auswüchse unseres Wirtschaftens sind mittlerweile allgegen-wärtig, auch wenn die wissenschaftliche untermauerung des Klimawandels

immer wieder neue Fragen aufwirft. Die Geschwindig-keit des derzeit stattfindenden Klimawandels ist jeden-falls von uns hausgemacht, soviel steht fest.Trotzdem sollte man sich von Kopenhagen nicht zu viel erwarten. Die Chance, dass die Industriestaaten, die stark expandierenden sogenannten BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China) und die vom Klimawandel hauptbetroffenen Entwicklungsstaaten einen gemein-samen Nenner finden, ist äußerst gering.

Wir vom Klimabündnis handeln aber: Gemeinsam mit Greenpeace organisier-ten wir vor dem österreichischen Parlament die Überreichung vier zentraler Forderungen von Schülern an die Bundesregierung. Zwei gerade anwesende Vertreter der FOIRN, unserem Bündnispartner in Brasilien, konnten die Wich-tigkeit der einzelnen Punkte bestätigen: 1. 40%ige Einsparung von Treibhausgasen bis 20202. Stopp der Regenwald-Abholzung3. Finanzierung der Klimaschutzmaßnahmen4. Keine Atomkraft als Klimaschutzmaßnahme

Diese Forderungen werden von der Vorsitzenden des umweltausschusses, Christiane Brunner, als Petitionsantrag ins österreichische Parlament einge-bracht. Wir werden diese vier Punkte deshalb auch in den nächsten Tagen für eine unterstützungserklärung an die Klimabündnis-Gemeinden zusenden und bitten um rasche und zahlreiche Rücksendungen (siehe Seite 14).

Ich selbst konnte mich Anfang September, im Zuge einer Delegationsreise nach Ecuador, gemeinsam mit Klimabündnis Experten aus Deutschland, Luxemburg, ungarn und Tschechien von der Dringlichkeit unserer Anliegen überzeugen. Ecuador steht gerade am Scheideweg, ob die mitten im Regenwald gelegenen großflächigen Erdölfelder für das wahrscheinlich letzte Jahrzehnt der Erdölnut-zung noch ausgebeutet werden sollen oder der ursprüngliche Regenwald als „Lunge der Welt“ bestehen bleibt. Mehr darüber und über den interessanten „Yasuni-Vorschlag“ lesen Sie im Blattinneren.

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Titelbild: Irineu Laureano Rodrigues und Daniel Benjamim da Silva von der FOIRN im Rahmen der Delegationsreise 2009mit einer slowakischer Bäckerin.

www.klimabuendnis.at

Peter MolnarGeschäftsführer Klimabündnis Österreich

Neu im fm4-Studio: Brigitte Drabeck mit den Gästen vom Rio Negro auf Sendung.

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Autofreier Genuss bei herrlichem Wetter

Mehr als 400 teilnehmende Städ-te und Gemeinden in Österreich

mit mehr als 1.000 Veranstaltungen zu Sanfter Mobilität, 2.000 teilnehmende Städte weltweit – das ist das aktuelle Ergebnis der heurigen Europäischen Mobilitätswoche, die vom 16.-22. Sep-tember stattfand, mit dem Autofreien Tag am 22.9. als Höhepunkt.

10 Jahre Autofreier Tag Zum zehnten Mal organisierte das Klimabündnis mit unterstützung des Lebensministeriums diese weltweit größte Kampagne für Sanfte Mobilität in Österreich. Beim Start im Jahr 2000 hatten 70 Gemeinden teilgenommen –

mit nunmehr 400 ist Österreich wieder das Land mit den meisten Aktivitäten.Die zahlreichen bunten Veranstaltun-gen profitierten vom sonnigen Wetter. Beim von der IG-Fahrrad organisierten „Rasen am Ring“ in Wien blieb der aus-gelegte Rollrasen trocken und die Pas-santInnen konnten sich im Liegestuhl am Burgring sonnen. Mit der Aktion Wir Radeln die Rüben rü-ber in Tulln wurde bewiesen, dass man auch mit dem Fahrrad viel transportie-ren kann. 450 RadlerInnen beförderten innerhalb weniger Stunden 29 Tonnen Zuckerrüben über 3 km von der Gärtne-rei zur Zuckerfabrik.In Salzburg wurde beim Verkehrsmit-

Europäische Mobilitätswoche und Autofreier Tag 2009

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Hunderte Pedalritter nutzten am Autofreien Tag in Graz das „erweiterte Radwegenetz“ . Weitere Eindrücke finden sich auf Seite 16.

Das ist die Bilanz der Klimatour 09, die vom 26. Juni bis 10. Juli durch ganz Österreich rollte und viele begeisterte, interessierte und engagierte Klimatou-risten gewinnen konnte. Es war eine Tour der Premieren. So stan-den, passend zum Hauptverkehrsmittel Fahrrad, erstmals ein E-Bike und ein Falt-rad zu Testzwecken zur Verfügung – ein Angebot, das intensiv genützt wurde. Eine besondere Neuheit war die Fortbe-wegung mittels Lama-Trekking auf der Strecke Pfaffstätten-Gumpoldskirchen. Außerdem hatte der absichtlich früh-

Klimatour, die 9. – ein Rückblick

sommerlich angelegte Tourtermin den positiven Effekt einer hohen Beteiligung an Schulklassen. Schließlich regte der erstmals ausgeschriebene Klimatipp-Wettbewerb zu zahlreichen innovativen Kreationen der BürgerInnen an, wie Kli-maschutz auf allen Ebenen gelebt und forciert werden kann. Freuen wir uns also auf die Klimatour 2010, die zu Ehren des 10-jährigen Jubi-läums so einige Überraschungen zu bie-ten haben wird ... Petra Muerth

info! www.klimatour.at

In 15 Tagen durch 128 österreichische Gemeinden Kilometerstand: 1.600 – TeilnehmerInnenstand: 7.000

telvergleich auf der Staatsbrücke ein-drucksvoll dargestellt, wie enorm der Platzbedarf des Automobils ist. Bei der „Tour de Graz“ rollten 500 Rad-lerInnen und SkaterInnen in autofreier Atmosphäre durch die Straßen.Das schöne Wetter begünstigte auch Tagesausflüge mit dem Öffentlichen Verkehr. Die Österreichischen Bundes-bahnen lockten von 15.-30.9. mit einer Gratis-Vorteilscardaktion zu vergünsti-gten Bahnfahrten. In zahlreichen Klima-bündnis-Gemeinden transportierten Citybusse am Autofreien Tag ihre Pas-sagiere zum Nulltarif. Peter CzerMak

info! www.mobilitaetswoche.at

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Besuch unserer Bündnispartner vom Rio Negro in Österreich,

Ungarn, Slowakei und Tschechien.

Gemeinsam unser Klima schützen!

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Die FOIRN Vertreter Irineu Laureano Rodrigues und Daniel Benjamim da

Silva berichten aus erster Hand über die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Klimabündnis und die Erhaltung eines Regenwald-Gebietes, das größer als Ös-terreich und Slowenien zusammen ist. Sie sprechen im Namen von 35.000 Menschen aus 23 Völkern. Insgesamt 812 Klimabündnis-Gemein-den und alle 9 Bundesländer unterstüt-zen die indigenen Partner am oberen Rio Negro in Brasilien seit nunmehr 16 Jahren. Damit fördern sie eine nachhal-tige Entwicklung, die die Lebensgrund-lagen der indigenen Bevölkerung und damit auch den Bestand des Regen-waldes dauerhaft sichert.

Erster Besuch mit zweifacher GemeinsamkeitDie Gemeinde Wulkaprodersdorf ist weit weg vom Amazonas und trotzdem wurden bei der 1. Station der Delegati-onsreise gleich Parallelen gefunden. Bürgermeister Hans Rudolf Haller, der bereits zum 2. Mal Vertreter der FOIRN begrüßen konnte, ist ebenso wie Rod-rigues und da Silva Lehrer. und seine Gemeinde ist, ebenso wie die Völker am Rio Negro, zweisprachig. Die einen sprechen kroatisch und deutsch, die anderen portugiesisch und die jewei-lige Stammessprache. Einen herzlichen Empfang bereiteten die SchülerInnen der Volksschule. Sie bastelten eine Erdkugel, auf der alle Völker der Welt in Harmonie miteinander und mit der Natur leben! Herzlichen Dank und wei-terhin viel Erfolg beim Grüne Meilen sammeln, der Teilnahme am Autofreien Tag oder der Klimatour.

Ungarn verleiht Indigenen Stimme im höchsten HausStädte und Gemeinden in unseren öst-lichen Nachbarländern werden immer aktiver im Klimaschutz und haben un-sere Partner eingeladen, vor Ort zu be-richten. Erste Station war ungarn; dort soll Klimaschutz in den Verfassungs-rang gehoben werden. unter dem Titel „Climate Act“ fand im Parlament Bu-dapest eine Klimakonferenz statt. Die ParlamentarierInnen – angeführt von umweltminister Tibor Farago – beleuch-teten auch Klimaschutz-Aktivitäten in Ländern wie Deutschland und Fran-kreich. ungarn möchte das national gültige Recht noch in dieser Legislatur-periode beschließen. Irieneu Laureano Rodrigues präsentierte im Parlament die Positionen der Indigenen und die Forderung für mehr Klimagerechtigkeit.

Klimabündnis Konferenz in der SlowakeiBereits zum 2. Mal fand die Klimabünd-nis-Jahreskonferenz in der Slowakei statt – diesmal in Bansky Bystrica. Die 4 Mitgliedsgemeinden – Tomášov, Čierny Balog, Kolárovo und Zábiedovo – und knapp 70 Schulen präsentierten den Gästen aus dem Amazonas zahl-

Irineu Laureano Rodrigues bei seiner Rede über die Situation der indigenen Völker und Klimagerechtigkeit im ungarischen Parlament.Mit Bgm. Haller und der VS Wulkaprodersdorf vor der selbst gebastelten Erdkugel.

Gemeinsam mit Bgm. Erler (Tux) und Bgm. Hauser (Schwendau) in Tux. Begleitet von Anna Schwerzler (Klimabündnis Tirol) und Johann Kandler. Rechts: Im Natur-Eis-Palast des Hintertuxer Gletschers.

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Greenwashing?Die vier größten Rindfleischkonzerne Brasi-liens (Marfrig, Bertin, JBS, Minerva) wollen zukünftig keine Rinder von neu gerodeten Re-genwaldgebieten mehr kaufen. Nachdem Su-permarktketten wie Walmart und Carrefour, aber auch Lederverarbeiter wie Timberland und Geox sich dem Druck der Konsumen-tInnenen und vieler umweltorganisationen gebeugt haben und ankündigten, kein Fleisch bzw. Leder aus dem Amazonasgebiet mehr kaufen zu wollen, sollen die Rinderfarmen zukünftig überwacht werden. Für die von Präsident Lula angekündigte Re-duktion der Entwaldung um 80% bis 2020 wäre es entscheidend, denn die Rodungen für Rinderweiden sind derzeit die wichtigste ursache der Waldzerstörung. Währenddes-sen gibt es allerdings im brasilianischen Parlament Bestrebungen, bestehende Wald-schutzbestimmungen zu verwässern, vor allem um bereits illegal gerodete Gebiete zulegalisieren.

Johann kandler

reiche Projekte zur Müllvermeidung und –trennung, Energieeinsparung und Nutzung erneuerbarer Energien. Auch nahmen im letzen Jahr bereits 11 slowakische Schulen an der Kindermei-len Kampagne teil. Im nächsten Jahr findet die Jahreskonferenz in Kolárovo statt. Bis dahin wird die Gemeinde im Süden der Slowakei ihren Wärmebedarf weitgehend aus Biomasse decken. Die Delegation hatte auch Gelegenheit, die Herzlichkeit und Gastfreundschaft in der Gemeinde Hrušov kennen zu lernen.

FOIRN Vertreter in den Rathäusern Prag und PilsenIn der Tschechischen Republik war der Terminplan geprägt von Treffen mit Ver-treterInnen in den Rathäusern in Prag und Pilsen sowie im umweltministeri-um. Neben dem fachlichen Austausch und Berichten zu den Auswirkungen des Klimawandels im Amazonasge-biet, wurden die weit gereisten Gäste durch sonst verschlossene Räume des Rathauses in Prag geführt. Weiters konnten sich Rodrigues und da Silva im Photovoltaik-Park Solarsun von Holỳšov ein Bild von den technischen Möglich-keiten der Solarenergie machen. Zu-künftige Möglichkeiten in der Solare-nergie präsentierte auch der Rektor der Westböhmischen Technischen univer-sität in Pilsen.

Zwei schützenswerte ÖkosystemeWieder retour in Österreich lernten Ro-drigues und da Silva die Alpen mit ihren Gletschern und sensiblen Ökosystemen kennen. Erster Stopp waren die Gemein-den Tux und Schwendau in Tirol: der gemeinsame Besuch am Hintertuxer Gletscher und des Natur-Eis-Palasts zeigte den indigenen Vertretern die Bedeutung der Eisriesen für die Alpen auf und war zugleich für da Silva die erste Gelegenheit, Schnee zu sehen. In Niedernsill im Pinzgau entführte Hans Tiefenbacher die Gäste in die tech-nischen Möglichkeiten von Photovol-

Info! Klimabündnis Österreichwww.klimabuendnis.at • www.sunshine-eu.org

taik- und Windanlagen im Inselbetrieb. Denn die alpinen Schutzhütten und die „Malocas“ am Rio Negro haben eines gemeinsam, sie sind weit entfernt von Stromnetzen größerer Gemeinden. Der gesamte Alpenraum ist mit rd. 200.000 km2 ungefähr zweimal so groß, wie das Gebiet unserer Partner FOIRN am obe-ren Rio Negro.Die zweite Hälfte des Aufenthalts führte Irineu Laureano Rodrigues und Daniel Benjamim da Silva durch die Bundes-länder Kärnten, Salzburg, Oberösterrei-ch, Niederösterreich, Wien und die Stei-ermark. Weitere Berichte über den Blog klimabuendnis.wordpress.com.

Brigitte Drabeck

Niedernsill: Hans Tiefenbacher präsentiert seine Inselanlagen.

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Erdölförderung im Yasuní-Nationalpark?

Das Yasuní Projekt – Erdölexploration im Yasuní Nationalpark?Der Yasuní-Nationalpark im Amazonasgebiet ist mit einer Fläche von 9.820 km2 der größte Nationalpark Ecuadors – Kernfläche 5.000 km2 – zwischen den Flüssen Napo und Curaray, 250 km östlich von Quito. Zum Nationalpark gehört der gleichnamige Fluss Yasuní, ein Neben-fluss des Napo. Der Park wurde 1989 von der uNESCO zum Biosphärenreservat erklärt. Das Gebiet weist eine sehr hohe Artenvielfalt (Flora und Fauna) auf und soll auf einem Hektar mehr Baumarten enthalten als ganz Nordamerika. In dem Gebiet leben verschiedene indi-gene Gruppen wie die Huaorani, Kichwa und Shuar. Es ist zudem das Rückzugsgebiet zweier Stämme von Waldnomaden, der Tagaeri und Taroemanane, die in selbst gewählter Isolation den Kontakt mit der „westlichen Zivilisation“ ablehnen. Viele von ihnen sind bereits jetzt durch den illegalen Holzabbau bedroht und wären bei einer Ausbeutung der dort vorhandenen noch unerschlossenen Ölvorkommen zum untergang verurteilt. Insgesamt werden auf dem Gebiet bis zu 900 Millionen Barrel Erdölreserven vermutet – das ist bei einem derzeitigen weltweiten Tagesverbrauch von rd. 86 Millionen Barrel Erdöl für genau 11 Tage …8 www.yasunigreengold.org • 8 www.sarayaku.com

Ecuador, das Öldorado?Das fruchtbare Land im Nordwesten

Südamerikas zählt zu den größten Erdölexporteuren der Welt. unter dem gesamten Amazonastiefland schlum-mern „gigantische“ Erdöllager. In den nächsten Jahren entscheidet sich, ob der ecuadorianische und der angrenzende peruanische Regenwald als „Lunge“ des Weltklimas weiterbestehen oder durch bereits großflächig geplante Erdölexplo-ration für immer vernichtet werden.Die Delegationsreise von astm Luxem-burg und Klima-Bündnis Frankfurt führte zu den „Ölstädten“ Lago Agrio (Nueva Loja) und Coca (Puerto Francisco de Orellana) im Regenwaldgebiet Ecua-dors, wo die Zerstörung nach 30 Jahren Erdölförderung bereits allgegenwärtig ist. Rund 339 Bohrlöcher und Verbin-

dungsstraßen zwischen den einzelnen Stationen haben den Regenwald groß-räumig zerschnitten. An den Straßen und nahe den Erdölfeldern entstanden mitten im Regenwald „Ölstädte“ mit bis zu 50.000 Einwohnern. Die Erdölexplora-tion führte zu großflächigen Verschmut-zungen von Grundwasser, Flussläufen und Waldgebieten. Innerhalb einer Ge-neration versechsfachte sich die Bevöl-kerung des „Oriente“ auf eine halbe Mil-lion und ein Ende ist nicht in Sicht. Die Zuwanderer erhielten vom Staat entlang der neuen Straßen Land. Die gerodeten Flächen dienen nun der Viehzucht sowie Monokulturen aus Kakao, Eucalyptus oder neuerdings Ölpalmen.Doch was kommt nach dem Erdölzeit-alter, was bleibt vom Öldorado übrig?

Diese Frage beschäftigt die Menschen, wie Anita Rivas, die engagierte Bür-germeisterin von Coca. Die Probleme umweltzerstörung, Entwurzelung der Menschen sowie häufige Krankheiten sind allgegenwärtig.Weiter im Landesinneren gibt es mas-siven Widerstand gegen die geplante Erdölexploration. Die Kichwa Gemeinde Sarayaku, im noch unberührten Regen-waldgebiet, setzt sich mit einer aus Pho-tovoltaikanlagen gespeisten Satelliten-anlage weltweit zur Wehr. Getragen wird der Widerstand von den Frauen und Kin-dern, so findet das Militär keinen Grund zum Eingreifen. Das Land gehört seit 1992 zwar offiziell den Indigenen, aber alles unter der Ober-fläche, gehört der Regierung. Diese hat das gesamte Regenwaldgebiet in Erd-ölblöcke unterteilt und verschiedenen Konzernen die Konzession für die Förde-rung von Öl gegeben. Als jedoch Erdölfir-men 2004 Bomben für seismologische Bodenuntersuchungen verteilten, errich-teten die Frauen und Kinder von Saraya-ku „Friedencamps“ und erreichten nach zähem Widerstand die Rücknahme der geplanten Bodenerkundungen.Der Präsident von Ecuador hat zuletzt mit einem interessanten Vorschlag auf-horchen lassen: Im größten Nationalpark des Landes, Yasuní, wird auf die Erdölex-ploration verzichtet, wenn die internatio-nale Staatengemeinschaft die Hälfte der entgangenen Einnahmen ersetzt.

Peter Molnar

Info! Klimabündnis Österreich

Regenwaldbewohner wehren sich gegen Erdölförderung ...

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Erster Klimabündnis-BezirkAlle 12 Gemeinden des Bezirkes Eferding gestalten Politik im Sinne der Zukunft ...

Mit dem Beitritt zum Klimabündnis haben sich die 12 Gemeinden des

Bezirkes und der LEADER Region dazu be-kannt, kontinuierlich zur Verminderung des CO2-Ausstoßes beizutragen. Sie ha-ben erkannt, dass Klimaschutz Selbst-schutz ist. LR Rudi Anschober feierte am 1. September dieses österreichweit einmalige Ereignis mit den Bürgermei-stern, dem Bezirkshauptmann und Ver-treterInnen der 12 Gemeinden.„ Wir sitzen in einem Auto und fahren auf

eine Wand zu. Wir werden mit hoher Wahrscheinlichkeit auch an die Wand fahren, aber wir können die Geschwin-digkeit noch beeinflussen. Eferding ist bereits vom Gaspedal gestiegen“.

Mit diesem Bild zeichnet Norbert Rainer von Klimabündnis OÖ, wie es sich mit dem Klimawandel verhält. Die Gemein-den des Bezirkes haben in den letzten Jahren bereits zahlreiche Maßnahmen gesetzt, um die Geschwindigkeit zu re-duzieren. Die LEADER Region Eferding und das Klimabündnis OÖ unterstüt-zen sie dabei. um noch effizienter und zielgerichteter zu arbeiten, wird derzeit ein Energieentwicklungsplan erstellt. Pro Gemeinde wird der tatsächliche Energie-verbrauch den Ressourcen aus erneuer-barer Energie gegenübergestellt. Daraus werden dann Maßnahmen zur Einspa-rung und zur umstellung abgeleitet. Fi-nanziert werden diese Konzepte durch das E-Gem Programm des Landes OÖ.

Eine weitere Maßnahme, die dem-nächst in Betrieb geht, ist die Einfüh-rung einer einheitlichen Energiebuch-haltung für die öffentlichen Haushalte der 12 Gemeinden. Damit auch die Be-völkerung mitarbeitet, lassen sich die Gemeinden viel einfallen: Vom Ener-giestammtisch über Energienews und diverse Veranstaltungen zum Thema er-neuerbare Energie ist das Angebot groß. LR Rudi Anschober stellt den Bürgermei-stern großes Lob für ihr Engagement aus,

gibt aber gleichzeitig zu bedenken, dass Klimaschutz mit einem Marathonlauf vergleichbar ist, und wir uns derzeit erst bei Kilometer 5 befinden. Jetzt geht’s also erst richtig los und Eferding ist am besten Weg diesen Marathon zu bestrei-ten! Gerlinde Grubauer

Info! Regionalentwicklungsverband Eferding • www.eferding.at [email protected]

Klimabündnis Oberösterreich

Alle 12 Gemeinden des Bezirkes Eferding und der LEADER Region Eferding sind dem Klimabündnis beigetreten. Landesrat Rudi Anschober gratuliert zu diesem Erfolg.

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Der Klima- und Energiefonds bietet ab sofort für „Klima- und Energie-

Regionen“ eine neue Förderung. Pro Modellregion gibt es max. E 100.000.- bzw. E 65.000.-, falls ein umsetzungs-konzept bereits vorhanden ist. 40 % der Gesamtkosten müssen dabei durch die Region selbst aufgebracht werden. Ziel des Programms ist es, neue Modellregionen bei der Grün-dung bzw. während der Aufbauphase, in einem Zeitraum von zwei Jahren zu unterstützen.

Hauptzielgruppe sind Regionen, die bereits über Strukturen verfügen (Tou-rismus, Regionalentwicklung, Leader etc.), jedoch noch nicht als Klima- und Energie-Modellregion positioniert sind.

Falls zu wenige Regionen einreichen, können auch einzelne Gemeinden zum Zug kommen.Die Ausschreibung endet am 16. No-vember 2009 – die Projekte werden im Jänner 2010 beauftragt.

info! www.klimafonds.gv.at

Förderung für Klima- und Energie-Regionen

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Energieautarkie für Gemeinden und Regionen

Energieautarkie soll mit nachhaltiger Nutzung regionaler Ressourcen im Einklang stehen.

„Wadel mit Tour!”vom Neusiedlersee zum Bodensee

Mit dem Aufruf „Wadel mit!“ tourte umweltminister Niki

Berlakovich während der Sommermo-nate durch alle Bundesländer Öster-reichs, um die Vorteile des Fahrrads als

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Steigende Energiepreise, die Abhän-gigkeit von Öl und Gas aus Krisen-

regionen sowie der Klimawandel erfor-dern ein umdenken auf allen Ebenen der Gesellschaft. Auch immer mehr Gemeinden und Regionen in Österreich erkennen die Vorteile einer möglichst unabhängigen Energieversorgung.

schnellstes innerstädtisches Verkehrs-mittel, das noch dazu umweltfreund-lich und gesund ist, bekannter und erfahrbar machen. Im Rahmen seiner Radfahroffensive „Österreichs Wadeln radeln!” wurden in den Landeshaupt-städten Radgipfel veranstaltet, die als Informations- und Beratungsplattform für die Bevölkerung dienten. In Wien trafen dabei die TeilnehmerInnen der Klimatour des Klimabündnis und die RadlerInnen der „Wadel mit Tour“ auf-einander. „Auf meiner Informationstour durch die Bundesländer konnte ich mich überzeugen, dass immer mehr Österrei-cherInnen das Potenzial des Fahrrads erkennen und auch nutzen. Besonders Länder und Gemeinden sind wichtige Partner bei der Radverkehrsförderung.“ resümierte Niki Berlakovich nach der letzten von neun Stationen am 11. Sep-tember beim „Radgipfel Vorarlberg“ in Bregenz. FriedriCh hoFer

info! www.klimaaktivmobil.at

Durch die nachhaltige Verwendung der lokalen Energieressourcen kann eine Gemeinde nicht nur eine höhere Ver-sorgungssicherheit erreichen, sondern auch gleichzeitig Klimaschutz betreiben und die lokale Wertschöpfung steigern. Energieautarkie ist genau dieses Be-streben einer Gemeinde oder einer Re-

gion, ihre Energieversorgung in den Be-reichen Wärme, Strom und Verkehr von Importen sowie von fossiler Energie weitgehend unabhängig zu machen.

Wegweiser in zehn Schrittenklima:aktiv unterstützt alle Gemein-den und Regionen auf ihrem Weg in die Energieautarkie. Dazu wurden zehn Schritte ausgearbeitet, die als Wegweiser in Richtung Energieautar-kie dienen sollen. Diese zehn Schritte und weitere hilfreiche Informationen zum Thema Energieautarkie, sowie Hinweise zu Beratungsprogrammen und Förderstellen finden Sie auf der neuen Energieautarkie-Homepage von klima:aktiv. FriedriCh hoFer

info! www.klimaaktiv.at/energieautarkie

Im Rahmen von klima:aktiv mobil hat das Lebensministerium eine Sonderak-tion für die Anschaffung von Elektro-fahrrädern gestartet. Die Förderung für die Anschaffung von maximal 10 Elektrofahrrädern beträgt pauschal EuR 200,00 bzw. EuR 400,00 bei nach-gewiesenem Einsatz von Ökostrom. Für Gebietskörperschaften beträgt der För-dersatz maximal 50 % der umweltrele-vanten Investitionskosten.

info! www.klimaaktiv.at/article/archive/18363/

Elektro-FahrräderSonderaktionfür Gemeinden und Regionen

Wadel mit- und Klimatour-Treffen in Wien. v.l.: Minister Berlakovich, VBgm. Monika Moser (Brunn am Gebirge) und Peter Molnar.

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Alice Saverschel ist in ihrer Frei-zeit meist mit umweltfreund-lichen 1 PS unterwegs ...

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Klima-Porträt Friedrich Hofer Klimabündnis ÖsterreichDer 28-Jährige aus Stubenberg in der Steiermark begann im Herbst 2008 beim Klimabündnis in Graz. Seit De-zember ist der gelernte Geograph bei Klimabündnis Österreich in Wien.

Wie bist du zum Klimabündnis gekommen? Schon als Jugendlicher war Wetterbeobachtung ein Hobby von mir – vor allem Extremereignisse, aber auch Klimastatistiken faszinierten mich. Mittlerwei-le kann ich auf eine rund 15-jährige Temperatur- und Niederschlagsmessreihe meiner Heimatgemeinde zurückblicken. Das Interesse für Klimawandel und Klimaschutz hat sich daraus entwickelt. Mit der Wahl meines Studiums – umweltsystem-wissenschaften mit Fachschwerpunkt Geographie in Graz – verfolgte ich das Ziel, mein Hobby zum Beruf zu machen. Glücklicherweise hatte ich dann auch die Gelegenheit, ein Praktikum beim Klima-bündnis in der Steiermark zu absolvieren. Die Arbeit hat mir sofort Spaß gemacht.

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Dem Klimawandel auf der Spur ...

... und wurde nie eintönig oder langweilig? Dazu ist sie zu abwechslungsreich. unter anderem bin ich für die Betreuung der Klimabündnis-Gemein-den im Burgenland zuständig, für die umsetzung des klima:aktiv Programms „vor ort“, zudem für ein Eu-Projekt zur energieeffizienten Beschaffung im öf-fentlichen Bereich und für die CO2-Grobbilanzierung von Gemeinden. Spannend ist auch das Projekt „Kli-makultur in Gemeinden“, mit dem wir das Thema Kli-maschutz auf unterhaltsame Weise noch bekannter machen wollen.

Wie sieht die Zukunft aus? Was können wir tun? Die Tragweite der möglichen Auswirkungen des Kli-mawandels ist vielen noch nicht bewusst. Wichtig ist, dass wir sofort handeln, und zwar jede/r einzel-ne. Mit vielen kleinen, und teilweise leicht umsetz-baren Maßnahmen können wir alle dazu beitragen, den Klimawandel in Grenzen zu halten. Wir müssen auf jeden Fall Verantwortung für kommende Gene-rationen übernehmen. Auch die Politik muss dabei eine lenkende Funktion haben.

kontakt! [email protected]

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Lerngarten der erneuerbaren Energien

Eine Rennbahn, die man mit bloßen Händen antreiben muss, ein Fla-

schensesselzug und unzählige faszi-nierende Experimente bietet die 300m2 Experimentierwerkstatt für Schulen. Das ausgeklügelte pädagogische Kon-zept wurde vom Verein „energie:autark Kötschach-Mauthen“ in Kooperation mit dem Klimabündnis, der Pädago-gischen Hochschule Kärnten und Aste energy umgesetzt. Die hands-on Experimente und De-monstrationsversuche bringen Schüle-rInnen durch Erfahrung zum Staunen. „Die Kinder gehen voller Energie zur Sa-

che. Die Experimente wecken die Neu-gierde und machen soviel Spaß, dass die SchülerInnen gar nicht nach Hause gehen wollen“, freuen sich Lehrer, die

nun selbst das Thema Energie besser verstehen lernen.

info! Klimabündnis Kärnten www.energie-autark.at

Klimabündnis Kärnten als Partner eines faszinierenden pädagogischen Projektes.

Christian Finger von Klimabündnis Kärnten erklärt LHstv. Reinhart Rohr Details des Lerngartens.

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Die Müllberge – hier Elektronikschrott – werden nicht kleiner. Recycling hilft Energie und Rohstoffe einzusparen. Und schafft Arbeitsplätze.

Die Abfallwirtschaft gilt als einer der Vorzeigebereiche in Sachen Klimaschutz.Vom eigentlichen Ziel weniger Müll zu erzeugen sind wir allerdings noch weit entfernt.

Die Klimarelevanz der Abfallwirtschaft

Als einer der wenigen Bereiche, die Erfolge in Sachen CO2-Reduzierung

vermerken dürfen, könnte sich eigent-lich auch die Abfallwirtschaft entspannt zurücklehnen: Das Minus von 36,1% im Jahr 2005 verglichen mit 1990 ist nahe am Ziel von 40,9% bis 2010. Im Vergleich zu Industrie und Verkehr gibt es hier also nur noch wenig zu tun – oder ist das zu optimistisch? Auch die positive CO2-Bilanz in diesem Sektor kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir von einer nachhaltigen Gesellschaft, in der man Produkte so designt, dass Abfälle erst gar nicht entstehen, noch meilen-weit entfernt sind.

Abfallwirtschaft und WirtschaftskriseDurch die Wirtschaftskrise kam es zwar zu einem kurzfristigen Einbruch des Abfallaufkommens in Industrie und Gewerbe – in den Haushalten der Eu-15-Staaten wird der Anteil bis 2020 allerdings um 22% steigen. In den rest-lichen 12 unions-Ländern wird sich der Anstieg sogar auf bis zu 50% belaufen.

Hinzu kommt, dass in wirtschaftlich guten Zeiten das Abfallaufkommen aus der Sachgüterproduktion maßgeb-lich überproportional zur Menge produ-zierter Güter steigt. D.h. die Produktion ist verschwenderisch und zusätzliche Einheiten werden mit ineffizientem Ressourcenaufwand hergestellt. Stoff-kreisläufe werden nur dort geschlossen, wo ein Schließen einfach und mit Blick auf die Verfügbarkeit von Primärroh-stoffen rentabel ist. Mit einer Flut an Gesetzen, einer Deponieverordnung, einer Abfallverbrennungsverordnung, einer Abfallbehandlungspflichtenver-ordnung – um nur einige wenige zu nennen - versucht man Schäden am Ende zu minimieren und Schadstoffein-träge in die umwelt begrenzt zu halten. Man professionalisiert sich sozusagen auf das was hinten herauskommt. Dort übt man Schadensbegrenzung.

AbfallvermeidungDas eigentliche Ziel sollte es ja sein, Ab-fälle erst gar nicht entstehen zu lassen. Da sei die Forschung gefragt Produkte

im Sinne einer 100%igen biologischen Abbaubarkeit zu entwickeln. Nicht nur quantitativ sondern auch qualitativ Ab-fälle zu vermeiden. Doch noch wird be-lohnt wer viel produziert und sammelt. Mindestens 4,1 kg soll jeder Eu-Bürger getrennt an Elektro- und Elektronikalt-geräten pro Jahr zur Sammelstelle brin-gen, 7 oder 8 kg wären erstrebenswert. Dass uns nur ja der Abfall nicht ausgeht – schließlich lebt doch eine Branche von mehreren 10.000 Mitarbeitern davon, die Tätigkeiten verrichten, die heute allesamt den „Green-Jobs“ zugeordnet werden.und solche Green-Jobs werden auch von den Betreibern großer Abfallver-brennungsanlagen ausgeübt. Dienst-leister aller Abfallproduzenten die in hartem Wettstreit zueinander stehen und insbesondere dort wo es zu viele von ihnen gibt auch schon einmal mit Dumpingpreisen den Markt durchrüt-telt haben. Überkapazitäten im Ver-brennungsbereich, die Preise purzeln ließen. Damit gerät rein klimarelevant die stoffliche Verwertung unter Druck, denn Kunststoffe und Papier werden bereits billiger in Anlagen zugefeuert, wo die volle Auslastung eine kosten-rechnerische Notwendigkeit ist. Dabei spart Recycling unbestrittener-weise mehr Energie und Rohstoff als jeder andere Verwertungsprozess – und schafft laut einer aktuellen Studie des unternehmens PROGNOS 5-7 Mal mehr Arbeitsplätze als z.B. die thermische Verwertung.

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Zurück auf den Boden der Fakten und Zahlen: Von 2008 bis 2012 wird sich Österreich einen jährlichen Zukauf von 9 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten leisten müssen.

Musterland Österreich?Österreich präsentiert sich gerne als umweltmusterland, vor allem in Sachen Mülltrennung. Dabei wird die gesteiger-te Leistung in der getrennten Sammlung nur durch ein Mehr in Verbrauch und Ver-schwendung erreicht. Einer von Austria-Glas-Recycling durchgeführten umfrage zufolge ist gerade bei der jüngeren und gebildeteren Generation die Bereitschaft zur Mülltrennung erneut im Sinken. Gut 40.000 Tonnen Altglas landen jedes Jahr österreichweit im Restmüll – das sind 20 bis 30 Glasflaschen pro Haushalt. Da-bei sprechen namhafte Studienautoren einer Erhöhung der Abschöpfungsrate in der Sammlung das größte noch un-genutzte CO2-Einsparpotential in der Abfallwirtschaft zu. ≠Würde man die Effektivität der Altpapiersammlung um 8% steigern und vom Sperrmüll wie-derverwertbare Altstoffe wie Eisenteile, Holz, heizwertreiche Kunststoffe besser abtrennen und verwerten, so ergäbe das ein zusätzliches Einsparpotential von mehr als 10.000 Tonnen CO2-Äqui-valenten. Dies entspräche bereits einem Viertel der in der Hausabfallsammlung ausgestoßenen CO2-Äquivalenten – von allen Müllsammelfahrzeugen die auf Ös-terreichs Straßen Tag für Tag unterwegs sind. Laut Europäischer umweltagentur entfallen höchstens 5% der direkten Treibhausgasemissionen des Abfallsek-tors auf Sammlung und Transport. Da wird einem bei genauerem Hinschauen schon bewusst, welche Energie und un-genutzten Ressourcen in all dem drinnen stecken, dessen wir uns Tag für Tag ent-ledigen. So bleibt es uns auf dem langen Weg zu einer abfallfreien Gesellschaft wohl noch für einige Jahrzehnte vorbehalten, für die richtigen Abfälle die richtigen Kübel zu wählen. und zwar noch ge-nauer als bisher. Christian sChreyer

info! Dachverband der Steirischen Abfallwirtschaftsverbände www.awv.steiermark.at

Die feierliche unterzeichnung der Beitrittserklärung fand Mitte

September statt. Zusammen mit dem 10-Jahres-Jubiläum gab es gleich dop-pelten Grund zum Feiern. „Ich hoffe, dass damit erst der Startschuss gefallen ist und diesem Vorbild noch viele weitere folgen werden“, so Elisabeth un-ger vom Klimabündnis Steiermark.„Umwelt- und Klimaschutz geht uns alle etwas an! Bewusstseinsbildung spielt in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle. Wir versuchen Menschen mit beson-

deren Bedürfnissen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen und sie für lebens-praktische Belange zu sensibilisieren und motivieren. Umweltschutz sollte ein selbst-verständlicher Teil dessen sein und darum ist es höchste Zeit, dass nun auch eine ös-terreichische Einrichtung für Menschen mit Behinderung Teil des Klimabündnis wird. Wir sind stolz darauf, die Ersten zu sein!“ so Cornelia Damm, die Zweigstellenleiterin von Jugend am Werk.

info! Klimabündnis Steiermark

Jugend am Werk im BündnisDie Tageswerkstätte Kapfenberg ist 1. Klimabündnis-Bildungs-einrichtung für Menschen mit besonderen Bedürfnissen.

Kindermeilen-Kampagne 2009Im Dezember werden die gesammelten Meilen (aus ganz Europa) bei der Klimakonferenz in Ko-penhagen von SchülerInnen aus Österreich über-geben.Derzeit machen bereits über 250 Schulen allein in Österreich mit. Wir brauchen jedoch noch weitere 50 teilnehmende Bildungseinrichtungen um unser hoch gestecktes Ziel zu erreichen. Denn jeder Schritt, jede Grüne Meile zählt!

Rasch noch mitmachen und umweltfreundliche Schulwege sammeln!

info! www.klimabuendnis.at > Projekte

Page 12: Klimabündnis Zeitschrift Winter 2009

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klima & wetter • News aus den Archiven

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Arktis im Klimawandel • Die Tempera-turen in der Arktis begannen erst vor etwa hundert Jahren zu steigen, nach einer etwa 2.000-jährigen Phase der Abkühlung. Nach den kosmischen Randbedingungen hätte sich der Temperaturrückgang noch für weitere 4.000 Jahre fortsetzen müs-sen. Das zeigen die neuesten Erkenntnisse, die aus arktischen Seesedimenten gewon-nen wurden. Die Forscher der Northern Arizona university haben die Sedimente von 14 arktischen Seen untersucht. Diese konservieren - ähnlich wie die Jahresringe

Sommer-Bilanz 2009 • Zu nass, zu heiß und zu viele Insekten aufgrund heftiger unwetter und Hitzephasen – so lässt sich der heurige Sommer am besten beschrei-ben. Die Temperaturen lagen im Juli um 1° C., im August um 2° über normal. Der August war einer der fünf heißesten der vergangenen 150 Jahre. Der heißeste Tag des Jahres mit 37,9° sorgte auch für die heftigsten unwet-ter dieses Sommers. Innerhalb weniger Stunden entstand in fast ganz Österreich enormer Sachschaden. Allein um Wien wurde die Hälfte der Weinernte zerstört. Mit 19.000 Schadensmeldungen gab es so viele Hagelschäden wie noch nie. Ins-gesamt wurden 180.000 Hektar Fläche zerstört. Mit einem Niederschlag von 232,7 Liter/m2 binnen 24h wurde am Loiblpass im September 2009 ein neuer Stationsre-kord aufgestellt. Die Temperaturen des Monats September lagen in Summe um 1,7° über dem langjäh-rigen Durchschnitt. 8 www.zamg.ac.at

Christian salMhoFer | andreas strasser

eines Baumes - dauerhaft die umweltbe-dingungen zu einem bestimmten Zeit-punkt. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts gehen Temperaturwerte steil nach oben. Die letzten 50 Jahre waren die wärmsten seit mindestens 2.000 Jahren. Sie lagen etwa 1,4 Grad Celsius über der berechne-ten natürlichen Temperaturkurve.Die Eisfläche im Arktischen Ozean ist in diesem Sommer auf 5,1 Millionen Qua-dratkilometer abgeschmolzen und hat damit den drittniedrigsten Stand seit Be-ginn der Polareismessung vor 30 Jahren erreicht. Vor 30 Jahren wurden bis zu acht Millionen Quadratkilometer Sommereis gemessen, zwischen 1979 bis 2004 noch sechs bis 7,5 Millionen.8 www.science.org

Einen Überblick mit vielen interessanten, gut illustrierten De-tails bietet der arctic_feedbacks_report des WWF.Download unter:8 www.panda.org8 www.wwf.fi

Arktis-Eis-Schwund. Tiefststand 07.09.2009.(in rot der Stand vom 1. Juli des Jahres).

Das Ende des Aralsees

2009

Der Klimawandel in Kombination mit der extremen Ausbeutung

der Ressourcen lässt Zentralasien zu einem Hot Spot für zukünftige soziale Konflikte werden. Das wird auch mas-sive Folgen für Europa nach sich ziehen. Kasachstan und nicht die Scheichs am Golf liefern Österreich das meiste Erdöl. Klimaschutz und Sicherheit bekommen hier eine reale Dimension. Weit weg von allen Meeren ist durch das rapide Abschmelzen der Gletscher der Lebensraum von 60 Millionen Men-schen in Gefahr. Schon jetzt werden die Ökosysteme bis an ihre Grenzen bela-stet. Durch massiven Anbau von Baum-

wolle ist der Aralsee dem Tode geweiht. Von den ehemals 60.000 km2 ist fast nichts übrig. Früher als alle Vorhersa-gen, ist im August 2009 der größte und südliche Teil des Aralsees völlig ausge-trocknet. Dabei wurde die Versandung des Sees erst für 2020 prognostiziert. In der zurückbleibenden Salz- und Staub-wüste lagern die Reste aller Chemikali-en. Sie werden nun mit den Sandstür-men rund um die Welt geblasen. Der Aral-Staub findet sich selbst auf den Gletscher Grönlands.Wenn wir uns darüber empören, sollten wir aber daran denken, dass wir in Eu-

ropa die Profiteure dieser gegenwär-tig größten ökologischen Katastrophe sind: 30% unserer Kleidung besteht aus Baumwolle, welche entlang der Zuflüs-se des Aralsee geerntet wird.In Bischkek der Hauptstadt Kirgisistans, trafen sich Experten aus ganz Zentrala-sien zum Erfahrungsaustausch mit ös-terreichischen Klimaexperten. Christian Salmhofer hat für das Klimabündnis an der Tagung „OpenSolarCentralAsia‘09“ teilgenommen.

salMhoFer | strasser

Info! Klimabündnis Kärntenwww.aca-giscience.org/opensolar

1985 (1960)umwelt und Klimakatastrophe

aus Menschenhand

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13klimapolitik

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Marcel Hänggi lebt in Zürich (CH). Seit 1996

Journalist, seit sechs Jahren mit Schwerpunkt Wissenschaft und wissenschaftsnahen The-men wie umwelt und Ge-schichte. Buchautor von „Wir Schwätzer im Treibhaus. Warum die Klimapolitik versagt“.

Zur Person

Marcel Hänggi lebt in Zürich – auf seinem Stadt-Bauernhof.

Ein bisserl Bio-Äpfel kaufen reicht nicht ...Hannes Höller im Gespräch mit Marcel Hänggi,Autor von „Wir Schwätzer im Treibhaus“ und Laudator beim Climate Star am 22. Oktober im Stift Melk..In ihrem Buch nehmen Sie mit Al Gore ausgerechnet einen der bekanntesten Klimakritiker ins Visier. Warum ihn?Weil er eine Idee vertritt, die weit ver-breitet, aber dennoch falsch ist. um-steigen auf neue Autos, die Glühbirnen wegschmeißen und umweltfreundliche Produkte kaufen, das reicht nicht. Ich teile den Technooptimismus, der da-hintersteht, nicht. Wir müssen schon unseren Lebensstil ändern, anders wird es nicht gehen.

Das klingt nach harten Einschnitten für jeden einzelnen?Leichte Lösungen gibt es nicht, einfache schon. Wir müssten nur weniger Koh-lenstoff aus dem Boden holen und we-niger davon verbrennen – das ist eine simple Rechnung. Im Moment werden aber 100.000 Maßnahmen eingeleitet, die alle nicht weit genug reichen. Wir müssen unseren materiellen Lebens-standard, gemessen am Energiever-brauch, herunterfahren.

Das heißt, wir sollten uns von unserem hohen Lebensstandard verabschieden?Nein, deshalb muss die Lebensqualität nicht gleich sinken. Es stimmt natür-lich, wer gerne zwei oder dreimal pro Jahr wegfliegt oder ständig Fleisch isst, der muss sich einschränken. Ich sehe darin aber eine Chance, die persönliche Lebensqualität sogar noch zu erhöhen.

Sie stellen aber auch die bisherigen Erfolge im Klimaschutz in Frage. Sie spre-chen von Rebounds?Es ist naiv anzunehmen, nur weil ich als einzelner weniger verbrauche, dass das Angebot vom Markt verschwindet. Der Preis sinkt und das stimuliert wieder die Nachfrage. Die einzige Lösung wäre, beim Angebot anzusetzen. Österreich dürfte nur soviel Erdöl ins Land lassen, wie wir verbrauchen sollen. Nichts an-deres wird beim Emissionshandel auf Eu-Ebene gemacht – auch wenn der schlecht umgesetzt wird, der Ansatz stimmt.

Nötig wären also Importkontingente. Das klingt ja sogar für Liberalisierungs-kritiker nach einem Rückschritt?Gehen wir es am Beispiel Nichtraucher-lokal durch. Erlaubt wäre es, sich eine Zigarette anzuzünden und anzuziehen, nicht aber auszuatmen. Es ist einfach dumm, wenn wir am falschen Ende mit unseren Maßnahmen ansetzen.

Steht und fällt das Klimaproblem also mit einem internationalen Abkommen?Nein, es braucht nicht nur den Staat. Wenn aber der einzelne ein bisserl Bio-Äpfel kauft, bringt das nichts. Wichtiger ist, wenn von unten Druck ausgeübt wird. Eine wichtige Rolle kommt da-bei Gemeinden zu. Ich sehe sie in einer Doppel-Funktion. Als Leuchtturm, weil sie mit gutem Beispiel vorangehen kön-nen. und als Labor, weil auf kommunaler Ebene Lösungen möglich sind, die auf nationaler Ebene nicht funktionieren. Gemeinden können sehr viel beeinflus-sen. Mit der Raumplanung können sie es ermöglichen, autofrei zu leben. Auch im Energiebereich gibt es einige Beispiele, die zeigen, dass das funktioniert. Schau-en wir nach Güssing. Gefragt sind aber immer individuell angepasste Lösungen.

Was passiert, wenn die Klimakonferenz in Kopenhagen scheitert?Die Konferenz ist keinesfalls medial hochgespielt. Sie ist die wichtigste seit dem 2. Weltkrieg. Scheitern wird sie nicht, ich erwarte mir persönlich aber auch nicht sehr viel.

Kontakt! Klimabündnis Österreich

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14 klimapolitik

Durch die Wirtschaftkrise sinken weltweit die CO2-Emissionen, nur

in China geht es weiterhin bergauf. Der Wirtschaftboom beschert dem Land 6,9 Milliarden Tonnen CO2, das ist fast ein Viertel aller Emissionen. Allerdings exportiert China mit seinen Waren ein Drittel seines CO2-Wachstums. Ver-steckt als graue Energie konsumieren die Dienstleistungsgesellschaften der reichen Länder die CO2-Emissionen.Wenn wir aus China Waren wie einen Laptop, der aus Rohstoffen aus aller Welt zusammengesetzt ist, konsumie-ren, werden nur die Betriebskosten in Österreich abgerechnet. Selbst wenn er in Österreich zusammengeschraubt wird, liegen die wesentlichen Teile der Rohstoffe und des Energieverbrauchs au-ßerhalb unserer Verantwortung. Wer ist in diesem Fall schuld an den CO2-Emis-sionen der Nutzer oder der Hersteller? Zentrales Anliegen muss es nun sein die Emissionen gemeinsam zu reduzieren.

Nicht nur die Entwicklung effizienter Energieversorgungs- oder Verkehrs-systeme soll im Mittelpunkt stehen, auch die Bewusstseinsbildung für um-welt- und Klimaschutz muss breiten Raum bekommen. China hat in diesem Bereich in den letzen Jahren durch das Entstehen von NGOs und umwelt-schutzorganisationen/Initiativen we-sentliche Fortschritte erzielt.auch. Im Juni 2009 nahmen Vertreter europäischer NGOs an einem Workshop im Rahmen des Projektes „Eu-China civil

China, Land im UmbruchEuropäische NGOs legen Grundstein für Zusammenarbeit mit dem Reich der Mitte.

society Forum“ in Guangzhou in China teil, um einen Erfahrungsaustausch mit Vertretern chinesischer NGOs und die Initiierung zukünftiger Kooperationen zu ermöglichen.

Christian FinGer | Christian salMhoFer

INFO! www.klimabuendnis.at

Österreichische NGOs waren durch Franz Halbert-

schlager (Südwind Agentur), Claudia Schütz (Welt-

umspannend Arbeiten), und Christian Finger (Klima-

bündnis Österreich) vertreten. Foto

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1. 40%ige Einsparung von Treibhausgasen bis 2020 uSA, Eu, aber auch Russland und China müssen sich ver-

pflichten, in den kommenden elf Jahren ihren gesamten Treibhausgas-Ausstoß um 40 Prozent abzusenken.

2. Stopp der Regenwald-Abholzung Die Wälder sind die grünen Lungen der Erde. Sie entziehen

der Atmosphäre CO2 und stabilisieren das Klima. Werden die Wälder abgeholzt, geht diese Wirkung verloren.

3. Finanzierung der Klimaschutzmaßnahmen Der Klimawandel wurde von den Industriestaaten verurs-

acht, unter den Folgen leiden in erste Linie die Menschen in den Entwicklungsländern. Daher haben die Industrie-staaten ihre historische Verantwortung für den von ihnen verursachten Klimawandel wahrzunehmen und Geld für die Entwicklungsländer zur Verfügung zu stellen.

4. Keine Atomkraft als Klimaschutzmaßnahme Von der urangewinnung bis zur Endlagerung – die Tech-

nologie ist von Anfang bis zum Ende mit unkalkulierbaren Risiken behaftet. Es darf keine Atomrenaissance geben.

Kopenhagen-Petition läuft

Das Klimabündnis ruft seine Gemeinden zum Mitmachen auf. Zeigen wir unseren PolitikerInnen, wie wichtig uns die uN-Klimakonferenz im De-

zember in Kopenhagen ist. Peter Molnar, Geschäftsführer von Klimabündnis Österreich: „Unsere Gemeinden sind sich ihrer Verantwortung bewusst und setzen Klimaschutz-Maßnahmen im lokalen Bereich um. Um das Weltklima zu retten, fordern wir jetzt gemeinsam unsere PolitikerInnen auf, sich im Namen der Klimabündnis-Gemeinden für 4 Forderungen in Kopenhagen einzusetzen.“ Die Forderungen werden in Kopenhagen vom Klimabündnis direkt an um-weltminister Berlakovich übergeben. 8 www.klimabuendnis.at

Beim Cool Planet Concert übergaben SchülerInnen die Forderungen des Klimabündnis an Christiane Brunner, die Vorsitzende des parlamentarischen Umweltausschusses (kleines Foto).

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WAHRHEIT ODER VORURTEIL?Das berühmt-berüchtigte Kohlendioxid gilt als Grundstein allen Klima-Übels – in Wirklichkeit ist CO2 aber nicht nur ein Klimakiller, sondern ein lebenswichtiger Stoff: Angefangen bei der Photo-synthese, über die Entstehung gigantischer tropf-steinhöhlen bis hin zur Belebung so mancher Er-frischungsgetränke beendet dieser facettenreiche Spaziergang durch seine Geschichte das Schwarz-Weiß-Denken über die kleine Formel ... Jens Soentgen, Armin Reller (Hrsg.)CO2: Lebenselixier und KlimakillerStoffgeschichten Band 5oekom Verlag, München 2009 • www.oekom.de 304 Seiten, € 24,90 • isbn 978-3865811189

NEUE KLIMAWEGE Was bisher an Klimapolitik geleistet wurde, hat sein Ziel verfehlt und die ersten Auswirkungen des Wan-dels sind bereits zu spüren. Felix Ekhardt zeigt, wie wir die Jahrhundertaufgabe angehen müssen – und warum wir uns vom traum des grenzenlosen Wirt-schaftswachstums verabschieden sollten Felix EkhardtCool Down50 Irrtümer über unsere Klima-ZukunftVerlag Herder, Freiburg 2009160 Seiten, € 9,95 • isbn 978-3-451-06186-8

OBERSTE PRIORITÄT„Wenn die Welt eine Bank wäre, hättet ihr sie längst gerettet!“ – der Eu hat der ehemalige Bankenmanager Nicholas Stern sein „Global Deals“-System bereits vor-gestellt, anlässlich zum Weltklima-Gipfel in Kopenha-gen erschient das Sechs-Punkte-Programm als Buch. Wer sich noch immer wegen der Finanzkrise sorgt, wird bald feststellen, dass die Rettung der Banken wohl doch nicht oberste Priorität hat.Nicholas SternDer Global DealWie wir dem Klimawandel begegnen und ein neues Zeitalter von Wachstum und Wohlstand schaffenC. H. Beck Verlag, München 2009. 287 Seiten, € 19,90 • isbn 978-3406591761

KOCHEN FÜR DAS KLIMAÜber 40 Rezepte zeigen, dass man auch mit regionalen Produkten köstlich und v.a. klimafreundlich kochen kann. Garniert wurde das nachhaltige Kochbuch von Klimaexperten, die konkrete Wege in einen umweltver-träglichen lebensstil schmackhaft machen. Julia Balz, Jenny Blekker, Boris Demrovski u.aDas Klimakochbuch Klimafreundlich einkaufen, kochen und genießenFranckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2009 128 Seiten, € 12,95 • isbn 978-3-440-11926-6

Ausstellung zum BuchDas Wissenschaftszentrums umwelt der universität Augsburg widmete dem thema CO2 eine Wanderaus-stellung und eine Homepage zum Stöbern mit vielen interessanten In-formationen. Eine eigene lernplatt-form, die ständig erweitert werden soll, wendet sich an Kinder, Jugend-liche und auch Erwachsene ...

info! www.co2-story.de

Best Practice Datenbank DKlimabündnis öffnete Best-Practice-

Datenbank von und für Gemeinden. In sechs Bereichen wurden die besten 100 Klimaschutz-Projekte von über 800 Klima-bündnis-Gemeinden gesammelt, analysiert und aufbereitet. Gemeinde-VertreterInnen können sich Anregungen holen, erfolgreich umgesetzte Projekte nachvollziehen und gleich direkt mit den Verantwortlichen in

Kontakt treten. Folgende Bereiche werden angeboten: Öffentlichkeitsarbeit & Be-wusstseinsbildung, Mobilität, Erneuerbare Energien, Energieeffizienz, Land- und Forst-wirtschaft und Entwicklungspolitische Koo-peration. Gefördert wird die Datenbank vom Klima- und Energiefonds.

info! www.klimabuendnis.at

BirdwatchersDas Land der Roten Menschen Der Film Birdwatchers erzählt von der Verzweiflung der Völker Amazoniens. Eine Handvoll Indianer verlässt den ihnen zugewiesenen Lebensraum und besetzt die Stätten ihrer Ahnen, die auf dem Papier seit Generationen weißen Farmern gehören. www.birdwatchers.pandorafilm.de

Präsentierten die Klimaschutz-Datenbank: Peter Molnar (GF Klimabündnis), Anton Katzengruber (Umweltstadtrat Amstetten) und Ingmar Höbarth (GF Klima- und Energiefonds, v.l.)

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Global verursacht die Landwirtschaft ca. 30 % der Treibhausgas-Emissionen. Aber in der Landwirtschaft liegt auch die Chance für den Klimaschutz. Hu-musaufbau garantiert eine nachhal-tige CO2-Bindung. Dieser Film ist eine Entdeckungsreise. Er zeigt, was wir von unseren Vorfahren lernen können. Er deckt schonungslos die Sünden der Intensiv-Landwirtschaft auf und zeigt, wie engagierte Menschen moderne Lösungen entwickeln. www.humus-der-film.at

Page 16: Klimabündnis Zeitschrift Winter 2009

Von der Klimatour ...

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