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auf dem richtigen Weg Wieselburg ist plastiktaschenfrei ... S. 3
Gemeinden: Krumbach lernte aus dem Flop! ... S. 7
Kindergarten: Klimaschutz fr Zwerge ... S. 10
Die Klimakonferenz & Mother Earth ... S. 13
auf dem falschen WegMegastaudammprojekt Belo Monte ... S. 4
Klima-Meilensteine
Medieninhaber, Herausgeber, Verleger: Klimabndnis sterreich, Htteldorfer Strae 63-65 / Top 9-10, A-1150 Wien, T: 015815881, E: [email protected] Redaktion: Brigitte Drabeck, Hannes Hller, Johann Kandler, Petra Muerth, Christian Salmhofer, Anna Schwerzler, Robert Stgner, Andreas Strasser AutorInnen: Thomas Brose, Maria Hawle, Friedrich Hofer, Martina Nagl, Elisabeth Unger, Herbert Wasserbauer Graphik & Layout: Andreas Strasser Anzeigen: Elfriede Hecher Druck: aPrint, Klagenfurt, mit Druckfarben auf Basis nachwachsender Rohstoffe Papier: Recyclingpapier aus 100% Altpapier Erscheinungsweise: 4 mal jhrlich Offenlegung laut 25 Mediengesetz: Die Zeitschrift klimabndnis dient der Information aller PartnerInnen, MitarbeiterInnen der beigetre-tenen Gebietskrperschaften, der tragenden Organisationen, der miteingebundenen Initiativen und Gruppen sowie allgemein an den Themen Klimaschutz, Umwelt- und Entwicklungspolitik Interessierter. Wien 2011 fr alle Beitrge bei Klimabndnis sterreich.
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Neu beigetretene Kindergrten und Schulen: Niedersterreich: Privat-VS Glei, VS Bisamberg, VS Haag, VS Ladendorf, VS Langenlois-Schiltern, Wirtschaftsfaschschule Gleiss und Fachschule fr Sozialberufe.
Steiermark: VS Wies, HS Wies. Wien: BG Kleine Sperlgasse 2c.In sterreich haben sich alle Bundeslnder, ber 900 Stdte und Gemeinden, ber 570 Betriebe und rund 250 Schulen und Bildungseinrichtungen dem Klimabndnis angeschlossen.
Neu beigetretene Betriebe: Niedersterreich: Shopping Center Sd (Vsendorf). Obersterreich: Fleischerei Johannes Traunmller e.U. (Altenberg bei Linz), Spa Hotel Brndl Betriebs GmbH (Bad Leonfelden), Stroissmller Betriebe GmbH Parkhotel Bad Schallerbach (Bad Schallerbach), Techno-Z Braunau Techno-logiezentrum GmbH (Braunau), Schachinger Immobilien u. Dienstleistungs GmbH & Co KG (Hrsching), Multikraft Pro-duktions & HandelsgmbH (Pichl bei Wels), Technologie- und Dienstleistungszentrum Ennstal GmbH, Nationalpark Kalkal-pen GmbH, Nationalpark Besucherzentrum Ennstal (Reichra-ming), Pankrazhof (Vorchdorf), Hotel Hauser GesmbH & Co KG (Wels), GIG HOLDING GmbH (Attnang-Puchheim), Bezirks-seniorenheim Engerwitzdorf, Sozialhilfeverband Urfahr-Um-gebung (Engerwitzdorf), Rosenbauer International (Standort Leonding), Grininger Lets do it e. U. (Hellmonsdt). Salzburg: Honda Motorradzentrum Salzburg, Carbo Tech, Hannes Auer GmbH, Alpenmilch Salzburg GmbH, Salzburger Lokalbahn, Honda Zentrum Salzburg (alle Salzburg), St. Martin Chalets, Skidata (Grdig), Autohaus Graggaber (Mauterndorf), Almstubn (St. Margarethen im Lungau), Hotel Tirolerhof, Burg-stallhtte (beide Flachau), Rauter IT (Neumarkt am Wallersee), Tischlerei Fritz Schwab (Schleedorf), Grtnerei Tautermann (Schwarzach), Alm-Hotel Restaurant Forsthofalm (Leogang), Reinhard Wieland GmbH (Tamsweg), Voglauer (Abtenau).
Steiermark: GKE-tec (Oberhag), Josef Jurecek, Waltraud Jure-cek (beide Floing), Rappold & Partner Haustechnik GmbH (S-ding), Solardoc, Viessmann (beide Graz), Steinwender (Deutsch-landsberg) und TB Winkelbauer (Kflach).
Tirol: Pension Aufatmen (Leutasch). Wien: bersetzungsbro Veronika Neuhold.
Neu beigetretene Gemeinden: Krnten: Finkenstein am Faaker See. Niedersterreich: Ennsdorf, Lichtenau i. Waldviertel und Stetten. Obersterreich: Gunskirchen, Klaus a.d. Pyhrnbahn, St. Marienkirchen a. Hausruck, St. Pankraz, Sarleinsbach, Schied-lberg, Taufkirchen a.d. Pram, Ternberg, Wallern a.d. Trattnach. Steiermark: Halltal. Tirol: Kematen in Tirol.
Willkommen im Klimabndnis!
Neu im Klimabndnis: Seit Oktober ist Martina Sonja Offenzeller (links) als Projektmit-arbeiterin fr Frderberatung bei Klimabndnis Niedersterreich. Seit Beginn des Jahres kmmert sie sich zustzlich um die ffentlichkeitsarbeit beim Projekt KilometerRADLn, an dem Nina Oezelt (rechts) seit Mrz des Jahres mitarbeitet.
DER GROSSE UNFALL UND DIE KLEINEN LSUNGENEs htte nicht der Katastrophe von Fukushima bedurft, um endlich zu erken-nen, dass die Erzeugung von Strom durch Atomkraftwerke nicht beherrschbar und mit fatalen Auswirkungen fr Umwelt und Menschheit ist.
Atomkraftwerke, die in den letzten Jahren oft als Antwort auf den immer wei-ter steigenden Energiehunger und den Klimawandel angepriesen wurden, sind aber nicht nur aufgrund der permanenten Gefahr eines Super-GAUs abzulehnen. In der aktuellen Diskussion fehlt der Hinweis, dass selbst mehr als 60 Jahre nach dem Beginn der sogenannten friedlichen Nutzung der Kernenergie der radioaktive Mll immer noch, meist am Standort des Atomkraft-werkes selbst, zwischengelagert wird. Eine Gefhr-dung von 10.000 Generationen nach der unseren mit
strahlendem Mll, nur damit wir jetzt gerade unseren Khlschrank betreiben knnen, wird von unserer Gesellschaft fast kommentarlos hingenommen. Der Atomunfall in Japan rckt die erneuerbaren Energietrger (endlich) in den Mittelpunkt der Diskussion. An der Steigerung der Energieeffizienz und dem forcierten Ausbau der Erneuerbaren fhrt kein Weg vorbei. Aber auch hier gilt, dass Landschaftsschutz und Landrechte nicht aufgelst werden drfen. Man sieht das am Megastaudammprojekt Belo Monte im Amazonas-Regenwald in Brasilien (siehe Seite 4 & 5). Was das mit uns zu tun hat? Ein Groteil der produzierten Energie soll fr die Aluminiumproduktion verwendet werden. berlegen Sie, wann Sie Ihre letzte Aludose gekauft haben.
Es gibt nicht eine groe Antwort auf die Energiefrage. Was es aber gibt, sind viele kleine Beispiele, die zeigen, wie ein sorgsamer Umgang mit Energie und die regionale Nutzung erneuerbarer Energietrger soziale und wirtschaftliche Vorteile bringen. Die Klimabndnis-Gemeinde Krumbach in Vorarlberg lebt das seit mehr als eineinhalb Jahrzehnten vor. Einer der Erfolgsfaktoren ist die BrgerInnenbeteiligung: Klimaschutzprojekte werden gemeinsam geplant und umgesetzt (siehe Seite 7 9).
Genau deshalb sind die vielen lokalen Konzepte und Aktivitten wie auch die derzeit 66 vom Klimabndnis betreuten Klima- und Energiemodellregionen des Klimafonds in ganz sterreich so wichtig. Denn je mehr und je besser die Bevlkerung eingebunden ist, desto mehr trgt sie Lsungen mit. Und desto schneller kann die Unabhngigkeit von importierter fossiler und atomarer Energie erreicht werden.
Es gibt wenige Lnder auf der Welt, die ein hnlich groes Potenzial fr eine vollstndige Emergieautarkie haben wie sterreich!
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www.klimabuendnis.at
Peter MolnarGeschftsfhrer Klimabndnis sterreich
Titelfoto: Christian Finger bergibt fr das Klimabndnis der neuen Leiterin des UN-Klimasekretariats, Christiana Figueres, bei der Klimakonferez in Cancn die europaweit von Kindern und Jugendlichen gesammelten Klimameilen (siehe auch S. 10 und S. 13/14).
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Eine aufsehenerregende Initiative, die alle Erwartungen bertrifft, startete die niedersterreichische Gemeinde Wieselburg. Die Ziele: Den Plastikwahn anhand des Beispiels Plastiktaschen aufzeigen, Bewusstsein bei der Bevl-kerung schaffen auf Mllvermeidung achten, weitere Gemeinden motivieren, erforderliche Rahmenbedingungen auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene initiie-ren und erste plastiktaschenfreie Ge-meinde sterreichs werden. Laufend werden Aktionen gesetzt: Im Oktober 2010 die Ausstellung der 4.315 gesammelten Stofftaschen mit dem Eintrag ins Guiness Buch der Rekorde und die Vorfhrung des Films Plastic Planet mit Regisseur Werner Boote. Im Dezember 2010 beschlo der Gemein-
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10 Jahre Klimabndnis-Gemeinde und Start Plastiktaschenfreies Wieselburg: Bgm. Gnther Leichtfried mit StR Irene Wei, Ehepaar Krautwaschl, das versucht plastikarm zu leben, und Plastic Planet-Regisseur Werner Boote.
derat einstimmig die Resolution fr ein plastiktaschenfreies Wieselburg. Bisher waren plastiktaschenfrei: Wieselburger Advent, Maskenball und Bauernmarkt. Demnchst folgt der Ostermarkt. Mehr und mehr Geschfte verteilen keine Pla-stiksackerln und geben stattdessen In-fobltter ber die Nachteile von Plastik an ihre KundInnen weiter. Gemeinden aus ganz sterreich, Han-delsketten, Tageszeitungen, TV- und Radiosender zeigen enormes Interesse an der Aktion, sodass bei der Initiato-rin, Stadtrtin Irene Wei, wchentlich mehrere Anfragen eintreffen. Der Wieselburger Brgermeister und Abgeordnete zum N-Landtag Gnther Leichtfried fordert ein plastiktaschen-freies Niedersterreich und brachte ei-nen Antrag im Landtag ein. Weitere Initiativen auf Landesebene gibt es zunchst in Obersterreich und im Koalitionsabkommen der Stadt Wien.
Martina nagl
info! www.mybagisnotplastic.at
Die Klimabndnis-Gemeinde Wieselburg an der Erlauf zeigt auf kommunaler Ebene vor, was auch sterreichweit mglich sein msste.
Unter dem Titel Klimaschutz geht jeden an startete das Klimabndnis vor drei Jahren gemeinsam mit dem Le-bensministerium, die umweltberatung, dem Umwelt-bundesamt und der Wirtschaftskammer einen europaweit einzigartigen Lehrgang. Mittlerweile wurden unter der Leitung von Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb bereits 113 Kommunale Klimaschutzbeauftragte ausgebildet. Neben Grundlagen der Klimapolitik sind Manahmen auf Lnder- und Gemeindeebene, ffentlichkeitsarbeit, Grundlagen in den Bereichen Energie, Mobilitt und Bodenschutz sowie klimarelevante Frderungen die Inhalte des Lehrgangs. Der nchste findet im Herbst in St. Plten und Linz statt.
Info! www.klimabuendnis.atFoto:
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3 Jahre Klimaschutz-Lehrgang
Eine von 19 frisch gebackenen Kommunalen Klimaschutzbeauftragten:GR Doris Neumayer aus Rubach in N mit Peter Molnar, Minister Berlakovich, Mark Nadjafi (die umweltberatung) und Petra Schn (Klimabndnis N).
Rund ums Plastiksackerl Eine Plastiktasche wird 30 Minuten verwen-
det, bentigt 400 Jahre bis zum Zerfall zur Gre eines Sandkorns und ist biologisch nicht abbaubar.
Weltweit werden pro Jahr ber 500 Billionen Plastiktaschen verbraucht.
Die Weltmeere enthalten mehr Plastikbe-standteile als Plankton.
Plastiktaschen sind verboten in: Bangla-desch, Ruanda, Sinai, China, Italien, San Fran-cisco, Los Angeles
Den Ausstieg bereiten vor: Kenia, Tansania, Sdafrika, Taiwan, Kanada, Singapur
Irland reduzierte durch eine Besteuerung den Verbrauch von Plastiktaschen um 90%.
China spart durch das Plastiktaschenverbot jhrlich 3 Millionen Tonnen Rohl.
Rechenbeispiel fr Gemeinden Ein Einwohner in sterreich verbraucht pro
Jahr 300 Plastiksackerl. In Wieselburg (4.000 EW) sind dies 1,2 Millio-
nen Plastiksackerl pro Jahr. Eine Generation WieselburgerInnen (Annah-
me: Lebenserwartung 75 Jahre) verbraucht in ihrem Leben 90 Millionen Plastiksackerl.
Plastik wird vorrangig in den Industriestaaten verwendet, die Plastikabflle verteilen sich jedoch ber den gesamten Globus. Die Alter-native liegt in der Mllvermeidung und Ver-wendung von Mehrweggebinden, nicht nur bei Tragetaschen, auch bei Plastikflaschen und zahllosen weiteren Einwegverpackungen.
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Fr die ausfhrenden Unternehmen unter ihnen die sterreichische Andritz AG ist Belo Monte ein lukra-tives Geschft. Die brasilianische Regie-rung bezeichnet den Megastaudamm schlicht als Notwendigkeit. Klar ist, dass Belo Monte nur der symboltrch-tige Gipfel der Staudammplne fr Amazonien ist. Brasilien wird nach China und den USA als das Land mit dem drittgrten Potential fr Ener-gieerzeugung aus Wasserkraft gesehen.
Nur rund ein Drittel wird davon bisher genutzt. 66 bis 69% des Wasserkraft-potentials des Landes liegen im Ama-zonasbecken. Die Plne der Regierung in Braslia se-hen bis 2030 einen Ausbau der Wasser-kraft um 90.000 Megawatt vor 494 neue Growasserkraftwerke sollen bis 2030 entstehen. 54 davon bereits in den nchsten vier Jahren. Belo Monte soll mit einer Nennleistung von 11.000 Megawatt das grte davon werden.
Megastaudammprojekt Belo Monte
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Energie wofr und fr wen?Laut brasilianischer Regierung wird Belo Monte bei vollem Betrieb Strom fr etwa 35 Millionen Menschen liefern. Bischof Krutler kritisiert regelmig, dass Belo Monte mit elektrischem Strom fr die Htten der Armen nichts zu tun habe. Die Planungsdokumente der Regie-rungsbehrden geben ihm recht: Bis 2019 wird mit einem Anwachsen der Produktion von Aluminium um 130%, von Zellulose um 235% und von Zement um 190% gerechnet. Um diese hchst energieintensiven, exportorientierten Industriezweige beliefern zu knnen, muss der Energiesektor jhrlich um 6,5% wachsen. 68% des wachsenden
Am Amazonas-Zufluss Rio Xingu soll das drittgrte Wasserkraft-werk der Welt entstehen. Der aus Vorarlberg stammende Bischof Erwin Krutler als prominentester Gegner bezeichnet Belo Monte (dt. schner Berg) als Dolchsto ins Herz Amazoniens.
Gnadenlos Energie um jeden PreisBelo Monte ist ein zentraler Teil des ambitio-nierten Programm zur Wachstumsbeschleuni-gung PAC der brasilianischen Regierung, das den Ausbau der Infrastruktur (Straen, Hfen, Wasserwege, Energie usw.) vorsieht. Offiziell soll damit das legitime Ziel der Verbesserung der Lebensbedingungen durch wirtschaftliche
Entwicklung erreicht werden. In der Praxis geht es knallhart um die Erschlieung der Ressour-cen Amazoniens fr den Weltmarkt. Der Ab-bau der Bodenschtze wird vorangetrieben, neue agroindustrielle Komplexe fr die Ener-gie- und Fleischproduktion, holzverarbeitende Industrien usw. aufgebaut. Die neue Straen-verbindung zum Pazifik erleichtert den Export nach Sdostasien. Wie berall fehlt es nicht an Nachhaltigkeits-rethorik. Was tatschlich davon zu halten ist, zeigt das Beispiel Belo Monte gesetzliche Vorgaben werden bergangen, die Betroffenen kaum gehrt, kologische Auflagen missach-tet und wissenschaftliche Gutachten, die die Wirtschaftlichkeit in Frage stellen und vor den klimawirksamen Methangasemissionen war-nen, ignoriert. Hunderte Organisationen von Indigenen und BuerInnen bis hin zu Bischf-en und AkademikerInnen kmpfen seit Jahren gegen den Staudammbau und prsentieren Vorschlge zur Effizienzverbesserung und Nut-zung anderer erneuerbarer Energiequellen, die
ohne negative Auswirkungen fr Mensch und Natur wren.Fr die bis zu vierzigtausend Menschen, die dem Staudamm weichen mssen, gibt es noch keine konkreten Entschdigungsangebote. Ein Teil der etwa dreihunderttausend Einwohne-rInnen der Region hofft auf Verbesserungen, viele dagegen befrchten soziale Probleme wie Alkoholismus, Kriminalitt, Prostitution, Land-konflikte etc. aufgrund der unkontrollierten Zuwanderung von schtzungsweise einhun-derttausend Menschen hauptschlich junge Mnner auf Arbeitssuche.Der Staudamm wird 640 km2 berfluten, aber seine Wassermenge garantiert den Vollbetrieb der vorgesehenen Turbinen nur fr drei bis vier Monate. Daher ist es ziemlich sicher, dass flus-saufwrts zumindest ein weiterer Stausee ge-baut wird, der ber 6000 km2 Flche hat und in dem der Wasserstand jahreszeitlich zwi-schen 10 und 23 Metern Tiefe variiert eine wahre Methanschleuder. Insgesamt wre da-durch dann auch das berleben 24 indigener
Der Hunger nach Energie bedroht den Lebensraum vieler indigener Vlker und unser Weltklima ...
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Neue Solaranlagenam Rio NegroMit Freude und Begeisterung begrte Clarin-do, Lehrer und Sprecher des Dorfes Curicuriari, Gste und Einheimische zur feierlichen Erff-nung der Solaranlage, die seit vergangenen September die Schule und das neu errichtete Dorfzentrum mit Strom versorgt. Dank der Foirn und den Klimabndnis-Mitgliedern in s-terreich*) haben wir jetzt Licht fr Schule und Kurse, Gottesdienste und traditionelle Feste am Abend. Es ist unsere eigene Energie, ohne Lrm und Abgase, die die Natur schdigen.Ein historischer Tag, jubelten auch die Men-schen im Nachbarort Merces, als zum ersten Mal die Lichter angingen. Hier war die zwei-te, mit sterreichischen Beitrgen finanzierte Anlage installiert worden. Schon diese be-scheidene Energieversorgung bedeutet eine Verbesserung der Lebensbedingungen in den abgelegenen Drfern des Rio Negro. Vor allem der Bildungsbereich und die Kommunikation werden davon profitieren, meint Alberto, Pr-sident des Regionalvereins Ahk Iw. JK
*) Land O die umweltberatung N Gemeinden: Marchtrenk St. Johann i.P. Weiz Virgen MEA SOLAR GmbH HBLA Ried Stiftsgymnasium Seiten-stetten VS Scharten Energiewerkstatt Purgstall Fahrgast-Pro Bahn Allgu/Tirol Privatpersonen.
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Wir wollen Belo Monte nicht!. Demonstration in der Hauptstadt Brasilia gegen dieses und weitere geplante Staudammprojekte. Links: Ein Beispiel Der Sobradinho-Staudamm.
Zur Inbetriebnahme der neuen PV-Anlage fand ein Dabucuri (eine Zeremonie des Dankes) statt, an dem auch die Kinder teilnahmen.
Energiebedarfs sollen aus Wasserkraft gedeckt werden. Industriebetrieben werden schon jetzt extrem niedrige Stromtarife gewhrt. Haushaltskun-dInnen hingegen und damit auch die rmsten Bevlkerungsschichten zah-len mitunter das Zehnfache fr eine Kilowattstunde. Davon profitieren auch wir im reichen Norden: Billige Rohstoffe und Energie locken die globalisierte Wirtschaft in Lnder wie Brasilien, de-ren Regierungen bereit sind, diese zum Schaden ihrer eigenen Bevlkerung und natrlichen Ressourcen zu verkaufen.
Mythos saubere WasserkraftWie zuletzt auf dem Welt-Klimagipfel von Cancn positioniert sich Brasilien zunehmend als Umwelt- und Klima-Musterland. 75% des Strombedarfs des Landes werden mit Wasserkraft gedeckt.
Die Klimabilanz von Grostaudmmen ist aber hchst umstritten. So mssten etwa die hchst klimawirksamen Men-gen an Methangas, die durch Zerset-zungsprozesse in den berfluteten Re-gionen entstehen, in die Berechnungen einbezogen werden. Der Klimaforscher Philip Fearnside aus Manaus legt etwa dar, dass zwei Xingu-Staudmme in den ersten zehn Jahren nach ihrer Flutung mehr klimawirk-sames Gas erzeugen wrden als So Paulo mit 20 Mio. EinwohnerInnen.
Herbert Wasserbauer *)
info! www.dka.at/belomonte www.rightlivelihood.org www.bischof-kraeutler.at www.dams-info.org
*) Der Autor ist Koordinator fr den Bereich Anwaltschaft bei der Dreiknigsaktion Hilfswerk der Katholischen Jungschar.
Vlker in 30 anerkannten indigenen Gebieten entlang des Xinguflusses massiv bedroht.Wichtiger als Klima und Regenwald sind vielen noch das billige Schnitzel und das Bier in der Aludose. Und die Geschfte.
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Wasserkraftwerke in Amazonien: 27 in Betrieb, 9 in Bau und 110 geplant.
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Die Bevlkerung von Altamira im Kampf fr den Schutz des Lebens und des Xinguflusses.
6 klimakommunal
Bei der Bodenexkursion erfhrt die Bevlke-rung in anschaulicher Weise alles Wissenswerte ber die Bden der Gemeinde, hier im Rahmen des Bodentages in der Marktgemeinde Haslach.
Ich steh auf Boden ...
Boden ist genau so wie Luft oder Wasser eine unersetzbare Lebens-grundlage fr uns Menschen und trgt wesentlich zum Klima- und Hochwas-serschutz bei. Allerdings nur wenn die Funktionsfhigkeit der Bden erhalten bleibt. Daher wurde das Bodenbndnis als ein Netzwerk von europischen Std-ten und Gemeinden, die sich freiwillig zu einem nachhaltigen Umgang mit den Bden verpflichtet haben, gegrn-det. Das Bodenbndnis, ein internatio-naler Verein (European Land and Soil Al-liance, ELSA), hat den Sitz in Osnabrck.
Gemeinden knnen aktiv zum Bodenschutz beitragenIn Obersterreich ist das Klimabndnis im Auftrag des Landes Bodenbndnis-Koordinierungsstelle. Derzeit sind das Land und 26 Stdte und Gemeinden Mitglieder im Bodenbndnis. Gemein-den knnen in ihrem Einflussbereich aktiv zum Bodenschutz beitragen, bei-spielsweise durch eine flchensparende Raumordnung, Untersttzung des Bio-landbaus oder durch Schrfung des Bo-den-Bewusstseins in der ffentlichkeit.
Fr Gemeinden und Schulen in Obersterreich bietet das Bodenbndnis eine breite Palette attraktiver Angebote
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Bodenbndnis untersttzt Gemeinden in ObersterreichMit dem Bodenbewusstseinsprogramm Ich steh auf Boden steht den Gemein-den in Obersterreich ein attraktives An-gebot von Vortrgen, Exkursionen und Ausstellungen zur Verfgung. Schulen knnen den beliebten Bodenworkshop Wir begreifen Boden, der fr Schulen in Bodenbndnis-Gemeinden gratis ist, oder einen spannenden Boden Erlebnis Tag buchen. Alle Aktivitten werden fr Bodenbndnis Gemeinden bis zu 80% vom Land Obersterreich gefrdert, viele Angebote wie Filme, ein Kontingent von Vortrgen oder die sehenswerten Aus-stellungen sind kostenfrei. Gemeinden oder Schulen in Oberster-reich, die eine Bodenveranstaltung oder einen Bodentag durchfhren wollen, knnen den kompletten Angebotska-talog zum Bodenbndnis samt Frde-rungsmglichkeiten bei Klimabndnis Obersterreich anfordern oder auf www.bodenbuendnis.or.at downloaden.
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Info! www.bodenbuendnis.or.at
Boden-Termine:26. und 27.05., Osnabrck:Boden schreibt Geschichte 10. Internationale Jahrestagung Bodenbndnis8 www.bodenbuendnis.or.at02.06., Ansfelden:Bodenfest im Rahmen der Landesgartenschau8 www.ansfelden2011.atDer aktuelle Bodenbndnis-Angebotskatalog, Ausstellungen, Materialien ...
Wussten Sie......dass eine 4 Monate alte Winterroggenpflanze ein Wurzelwerk von 600 km Lnge besitzen kann?...dass die Wurzeln von Wstenstruchern bis in 50 m Tiefe reichen?
Boden ist unersetzbar fr dieErzeugung unserer Lebens- undFuttermittel!Der Boden liefert uns was wir fr unsere Ernhrung brauchen wie Getreide, Obst, Gemse, le, Kruter, Gewrze Futtermittel fr unsere Nutztiere erneuerbare Energietrger wie Holz und Rapsl Rohstoffe fr Kleidung und Wohnen wie Holz, Hanf, Ton, KiesBoden und Pflanzen bilden eine Einheit!Der Boden liefert den Pflanzen Nhrstoffe, Luft und Wasser. Vitaler Boden hlt durch seine Entgiftungsfunktion Pflanzenbe-stnde gesund. Krankheitserreger und Schadstoffe werdenabgebaut oder gebunden.
Ich steh auf Boden!Ich steh auf Boden!
AbteilungUmwelt- und Anlagentechnik
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7klimakommunal
Es begann mit einem Flop!Wie Krumbach in Vorarlberg aus dem Reinfall beim Projekt Weniger Strom lernte und zur Vorzeigegemeinde wurde.
Wir haben Energiesparlampen gekauft und wollten diese gnstig an die Haus-halte abgeben. Auerdem gab es noch einen Probebalken dazu, der anzeigte, um wie viel weniger Energie solche Lam-pen verbrauchen. Um es abzukrzen, das Projekt ging komplett in die Hose, erin-nert sich Hirschbhl zurck. Im Nach-hinein ist der Brgermeister sogar ein wenig froh darber: Dadurch haben wir erkannt, was notwendig ist, damit ein Projekt erfolgreich umgesetzt wer-den kann. Es bedarf professioneller Be-gleitung. Und genau diesem Prinzip ist Krumbach treu geblieben.
Externe BegleitungDie knapp ber 1.000 EinwohnerInnen zhlende Gemeinde hat sich Unter-sttzung von Auen geholt, ist e5- und Klimabndnis-Gemeinde geworden und arbeitet auch in anderen Bereichen regelmig mit externen BeraterInnen zusammen. Viele Ideen und Impulse kommen aber trotzdem weiterhin di-rekt aus der Gemeinde. Und auch das ist kein Zufall. In Krumbach wird Br-gerInnenbeteiligung gro geschrieben. Das erhht die Akzeptanz enorm und sorgt fr Ruhe im Dorf. Von oben he-runter etwas verordnen, bringt nichts, bindet der Brgermeister seine Brge-
Name: KrumbachBundesland: VorarlbergBezirk: BregenzLage: Krumbach befindet sich im Vorderen Bregenzerwald und ist eine buerliche Streusiedlung.EinwohnerInnen: 1.022Klimabndnis-Gemeinde: seit 2003Brgermeister: Arnold Hirschbhl.www.krumbach.at
Zur Gemeinde
Mit dem Amtsantritt von Brge-meister Arnold Hirschbhl im Jahr 1995 erwachte auch das Thema Kli-maschutz in Krumbach. Das hat aber nichts mit meinem Vorgnger zu tun. Vorher hat man sich ber Klimaschutz einfach noch nicht so viele Gedanken ge-macht. Die Zeit hat einfach gepasst, so Hirschbhl. Mit dem Projekt Weniger Strom sollte sich das ndern. Allerdings nicht so, wie es sich das Gemeindeober-haupt zunchst vorgestellt hatte.
Fortsetzung Seite 8
Krumbach ist seit mehr als 15 Jahren im Kli-maschutz aktiv. Wie hlt man die Engagier-ten bei Laune?Natrlich gibt es im Laufe der Zeit gewisse Abntzungserscheinungen. Aber das ist ein ganz normaler Zyklus. Wichtig ist, dass man das Rad am Laufen hlt. Dazu zhlt vor allem, Junge zu motivieren. Damit sind 25- bis 40jhrige gemeint, denn diese wollen ihren Lebensraum nicht nur nutzen, sondern auch mitgestalten. Das ist uns bis-her sehr gut gelungen.
Fr das Projekt Moore Krumbach gab es im November den Binding Preis. Dieses Jahr steht die e5-Zertifizierung wieder an. Ist der e5-Teamleiter zuversichtlich? Beim letzten Reporting 2007 haben wir vier e erhalten, das entspricht einem Um-setzungsgrad von 70%. Schn wre ein fnftes natrlich schon. Das ist aber nicht unser primres Ziel. Wir machen die Pro-jekte nicht, um Punkte zu hamstern, gut dazustehen oder eine Frderung zu be-kommen. Wir setzen Manahmen, die mit Hausverstand begrndbar sind und bei de-nen auch die nachfolgenden Schritte, wie zum Beispiel Pflege und Erhalt, mitgedacht werden.Fot
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Die Klimabndnis-Gemeinde Krumbach in Vorarlberg wurde von Umweltmini-ster Niki Berlakovich, Umweltlandesrat Erich Schwrzler (r.) und e5-sterreich Geschftsstellenleiter Heimo Brbaumer (l.) mit dem European Energy Award in Silber ausgezeichnet. Brgermeister Ar-nold Hirschbhl (m.) und der Leiter des Umweltbeirates, Klaus Riedl (2.v.r.), nah-men den Preis entgegen.
Kurz-Interviewmit Klaus Riedl,Leiter des Umweltbeirates
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rInnen bewusst in den Entscheidungs-prozess ein. Bei der Projektfindung und Entwicklung sind nicht nur politische Mandatare involviert. Ganz im Gegen-teil, die Beirte stehen allen Interessier-ten offen. ber 30 Personen arbeiten in den fnf Beirten zhlt man die Ver-eine dazu, sind ber 100 Personen so direkt eingebunden.
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Landesrtin Beate Palfrader, Brgermeister Erich Ruetz und Helmi begleiten die Vlser VolksschlerInnen sicher zur Schule.
Prmierter Pedibus Fr Pedibus Tirol, einer Initiative des Landes Tirol in Zusam-menarbeit mit Klimabndnis Tirol, gabs beim Walk-space Award 2010 in der Kate-gorie Schulwegekonzepte den 3. Platz.Die Frderung einer nachhaltigen Verkehrs-sicherheit am Schulweg, der Beitrag zum Klimaschutz und der mit der regelmigen Bewegung verbundene Gesundheitsaspektsprechen fr die Auszeichnung von Pedi-bus. Der Preis wird alljhrlich vom ster-reichischen Verein fr FugngerInnen zur Frderung eines gesunden und klimafreund-lichen Fuverkehrs ausgeschrieben. Die ein-gereichten Projekte werden in einer Good practice-Broschre gesammelt. 8 www.klimabuendnis.at/tirol
klimatelegramm: News aus Lndern und Gemeindene5-Gemeinden Der Krntner Klima-bndnis-Gemeinde Ktschach-Mauthen gelang ein toller Einstieg in das Programm der energieeffizientesten Gemeinden sie schaffte drei von fnf e auf Anhieb und im Herbst 2010 kam das vierte e dazu. Die energie:autarke Gemeinde ist damit Vorreiter der 22 Krntner e5-Gemeinden von denen 17 Klimabndnis-Gemeinden sind. 8 www.klimabuendnis.at/kaernten
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Neue Landesfrderung in N Be-wusstseinsbildende Manahmen von Kli-mabndnis-Gemeinden wie z.B. Vortrge, Workshops, Beratungstage oder Exkursi-onen werden vom Land Niedersterreich gefrdert. Frdervoraussetzung ist ein durch den Ge-meinderat beschlossener ffentlichkeitsar-beitsplan, der einen Zeitraum von minde-stens 18 Monaten umfasst. Als Grundlage dafr knnen Planungsinstrumente wie ein Energie- und Klimaleitbild oder ein Gemeinde-Energiekonzept dienen. Der Frderhchstsatz betrgt 10.000 Euro und gilt bis 31. Dezember 2012. 8 www.noel.gv.at/klima
Klimabndnis-Schulen feierten In St. Plten wurden die Vorreiter der im Umweltschutz aktiven Schulen in N ausgezeichnet. 18 Klimabndnis- und kolog-Schulen wurden fr ihre 10-jhrige Partnerschaft in den beiden Schulnetzwerken von Um-weltlandesrat Dr. Stephan Pernkopf ge-ehrt. Vom Klimabndnis-Betrieb Karli Printi gab es fr alle Schulen eigene Jubil-umshefte. 8 www.klimabuendnis.at/niederoesterreich
Umweltlandesrat Stephan Pernkopf (2.v.l.) zeichnete die erste Klimabndnis-Schule in N, die Fachschule Gaming, aus.
Fortsetzung von Seite 7
Ausgangspunkt fr Moorwanderungen: der Moorraum samt Moorbank.
Events for climate 2011 In Obers-terreich werden die klimafreundlichsten Jugendveranstaltungen prmiert. Das Kli-mabndnis O zertifiziert in Zusammenar-beit mit dem Jugendreferat des Landes O Veranstaltungen, die kologisch nachhaltig sind, als events for climate. Fr die drei kli-mafreundlichsten Veranstaltungen gibt es ein Preisgeld von insgesamt 1.500 Euro zu gewinnen. Eingereicht werden knnen Ver-anstaltungen, die im Jahr 2011 abgehalten werden. 8 www.ooe-jugend.at/klima
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Klima-Portrt Georg Spiekermann, Klimabndnis ODer 1964 in Deutschland geborene Georg Spieker-mann studierte Elektro- und Umweltschutz-Technik und sammelte 10 Jahre Erfahrung im Energie-Ein-spar-Contracting. Seit 2008 betreut der dreifache
Familienvater im Klimabndnis Obersterreich Betriebe.
Du bist Techniker: Was ist dein tgliches Werkzeug fr die Klimaschutzarbeit? Mit Lupe und Stromsparbrille stbere ich in Firmen unntige En-ergieflsse auf; hole die Menschen dort ab, wo sie stehen; erzhle von meinen Erfahrungen und zeige die vielen Mglichkeiten auf. Ich biete den Unternehmen das Klimabndnis-Sprachrohr an, ber das sie ihr Engagement zeigen und gleichzeitig mithelfen knnen, andere zu motivieren.
Wie schaffst du es, deine drei Kinder zu klimafreundlichem Handeln zu motivieren? Kinder haben ein feines Empfinden fr Stimmigkeit zwischen Sa-gen und Tun. Wir haben gemeinsam mit ihnen alte Bretter besorgt, damit sie sich ihr Baumhaus bauen knnen. Wir haben sie auf De-mos mitgenommen und in unsere Aktivitten integriert. Solche Erfahrungen machen sie selbstndig und zu frohen, naturverbun-denen, kritischen Menschen machen.Fo
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Auch der Transport sperriger Gter lsst sich mit dem Rad machen.
Bruch mit TraditionenEin Beispiel fr eine von Beirten beglei-tete Manahme ist das Projekt Neues Wohnen. Ziel ist eine Verdichtung des Ortskernes. Wir wollten nicht Grund und Boden in der Ortsmitte billig verplempern und dann mit den Problemen der Zersie-delung kmpfen. Also haben wir zwei Wohnanlagen mit 17 Einheiten im letz-ten Jahr geschaffen. Das war schon ein Bruch mit der Tradition, denn vorher hat jedes Kind ein Haus gebaut. Nchster Schritt ist der Bau einer Wohnanlage, die Alt und Jung zusammenbringt. Auch
dazu wird es vorab eine Bedarfserhebung geben und die BrgerInnen eingebun-den, so Hirschbhl. Ein weiterer Bruch mit Traditionen bahnt sich beim neuen Mehrzweckhaus neben der Kirche an. Bisher war die Ar-chitektur geprgt vom Material Holz. Vielleicht muss sich das ndern und die Sdfassade von Glas und der Photovol-taikanlage geprgt sein. Wichtigstes Kri-terium ist fr uns die Energieeffizienz, es muss ein Plusenergie-Gebude werden, gibt der Brgermeister die Richtung vor. Ein sichtbares Zeichen fr das Engage-ment der Gemeinde im Klimaschutz ist
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auch die Bushaltestelle. Diese wurde mit einer berdachten Fahrradabstell-anlage und Elektrotankstelle kombi-niert. Der Strom kommt aus der eben-so bewusst in Sichtweise positionierten Photovoltaikanlage.
Die Gemeinde als VorbildNicht nur die Gemeinde, auch die GemeindevertreterInnen gehen mit gutem Beispiel voran. Allen voran der Brgermeister selbst: Wasser predi-gen und Wein trinken, das geht einfach nicht. Ich fahre selbst zum Beispiel einen VW-Polo ein greres Fahrzeug kommt nicht in Frage. Und sogar das wird in Zukunft noch weniger benutzt. Die Gemeinde bastelt derzeit an einer Re-duzierung der Dienstfahrten mit dem PKW. Dieser darf erst dann verwendet werden, wenn nachweislich weder der (im Stundentakt, im Kernzeiten sogar Halbstundentakt fahrende) Bus, noch das vor wenigen Tagen gelieferte Elek-troauto benutzt werden kann.
Hannes Hller
Info! www.krumbach.at
Soweit ich wei, radelst du tglich zur Arbeit. Dein skurrilstes Erlebnis als Radfahrer? Ich transportiere auch sperrige Dinge mit dem Rad in unserem alten Kinderanhnger skurril weniger fr mich als fr die ffentlichkeit. Hoch beladen bin ich z. B. von einer Veranstaltung in Enns am Do-nau-Radweg nach Linz zurckgeradelt oder habe unsere 2,5 m lange Solardusche per Rad nach Hause transportiert. Petra MuertH
kontakt! [email protected]
Bereits 2007 gratulierten Landesrat Erich Schwrzler (l.) und Vorarlbergs e5-LeiterKarl-Heinz Kasper (r.), der Klimabndnis-Gemeinde Krumbach zu vier es.
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Pilotprojekt macht die Kleinsten zu groen Klimacheckern.
Klimaschutz fr Zwerge
Unter dem Motto Gemeinsam mit KliMax und dem Klimaschrecker werden wir zum Klimachecker! wurde im Herbst 2010 ein Pilotprojekt im Auf-trag des Landes Steiermark gestartet.Das in sterreich bislang einzigartige Projekt, an dem die Kindergrten Mitter-dorf/Raab und Walfersam in Kapfenberg teilnehmen, soll Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren fr die Themen rund um den Klimaschutz sensibilisieren. Gemeinsam mit dem frechen Vogel Kli-Max, der Forscher und Entdecker ist, und dem Klimaschrecker, dem die Umwelt ziemlich egal ist, wird nach Ursachen des Klimawandels und nach Handlungsmg-
lichkeiten gesucht. Experimente, Spiele und kreatives Gestalten machen das Ge-hrte anschaulich und begreif-bar. In einer eigenen KliMax-Ecke knnen sich die Kinder auch zwischen den Einheiten mit dem Thema beschftigen. Neben B-chern und Experimenten gibt es auch ein Plakat mit Klimatipps, welches das ganze Jahr ber mitwchst. Nicht nur Kinder, auch Kindergartenp-dagogInnen, Eltern, Gemeindevertrete-rInnen und Kindergartenerhalter sind in das Projekt eingebunden, das auf weitere Kindergrten ausgeweitet werden soll.In diesem Alter sind die Kleinen sehr of-fen fr naturwissenschaftliche Themen, die ihre eigene Umwelt betreffen. Spie-lerisch knnen wir Grundkompetenzen zu Energie- und Klimafragen vermitteln.
Forschen und Experimentieren macht allen groen Spa, Mdchen ebenso wie Buben, so Romana Strahlhofer, Leiterin des Kindergartens Mitterdorf.Der Auftakt ist gelungen. Sechs von ins-gesamt zehn Einheiten wurden durch-gefhrt, KliMax und Klimaschrecker wurden von den Kindern fest ins Herz geschlossen und werden jedesmal schon sehnschtig erwartet. Das Projekt belebt den Kindergartenall-tag und bringt neue Verbndete in Sa-chen Klimaschutz. elisabetH unger *)
info! www.klimabuendnis.at
*) Elisabeth unger von Klimabndnis Steiermark ist Leiterin des Pilotprojekts.
Spielerisch Klimaschutz vermitteln: Der kluge Vogel KliMax und der sicher viel zu lssigeKlimaschrecker garantieren spannende Entdeckungsreisen fr kleine Klimachecker.
Knacken wir 2011 die Million?
2010 beteiligten sich 322 Bildungseinrichtungen an der Kindermeilen-Kampagne. Darunter waren vermehrt Kindergrten. Neben den vielen Pdago-gInnen engagierten sich auch Eltern und Elternver-eine.50 Prozent der teilnehmenden Bildungseinrich-tungen arbeiteten in unterschiedlicher Weise mit der jeweiligen Gemeinde zusammen. In der Klimabnd-nis-Gemeinde Langenzersdorf konnten die Kinder, wenn sie umweltfreundlich mit Fahrrad, Roller oder Fu unterwegs waren, bei ber 40 Veranstaltungen des Ferienspiels Klimameilen sam-meln. Die Stadt Linz startete sogar einen eigenen Kindermeilen-Wett-bewerb fr alle Linzer Schulen.
Die Kindermeilen-Kampagne in EuropaWolfgang Mehl, vormals Gschftsfhrer von Klima-bndnis sterreich, brachte die Kindermeilen nach Schweden. Hier fand die Kampagne 2010 erstmals in Jokkmok statt. In Deutschland sammelten 46.707 Kinder aus 80 Kommunen Klimameilen. In den Nie-derlanden engagierten sich 64.500 Kinder im Rahmen der Europischen Mobilittswoche und sammelten Groene Voetstappen. Auch in Belgien, Italien, Luxem-burg, Rumnien, der Schweiz und der Slowakei be-teiligten sich Kindergrten und Schulklassen. 159.528 Kinder und Jugendliche aus 922 Schulen kamen eu-ropaweit auf 2.660.251 Klimameilen. Christian Finger berbrachte dieses Ergebnis fr das Klimabndnis der neuen Leiterin des UN-Klimasekretariats, Christiana Figueres, am 1. Dezember in Cancn (siehe Titelseite).
Eine Million KlimaschritteFr 2011 haben wir uns in sterreich das Ziel gesetzt, das Vorjahresergebnis von 939.026 Klimameilen zu toppen
37.150 KlimaschtzerInnen waren 2010 mit 2.660.251 Klimameilen bei der Kindermeilen-Kampagne unterwegs.
Klimazwerge sind Freunde der Erde und beschtzen sie ...
Anregungen und Tipps fr PdagogInnen (fr Kinder von 3 bis 7 Jahren)64 Seiten, E 4,50
Info! www.klimabuendnis.at
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Grimmgasse, Steinergasse und Rossauer Lnde in Wien sowie Hirtenberg in Niedersterreich. Diese vier Standorte des Diakonie Flcht-lingsdienstes sind seit acht Jahren im Klimabndnis. Bernhard Holzbauer, Be-triebebetreuer des Klimabndnis, ber-prfte die Standorte und besttigte sie als Klimabndnis-Betrieb: Die Bilanz kann sich sehen lassen. Die jhrlichen CO2-Emissionen in den Be-reichen Raumwrme und Strom wurden um 57% gesenkt, wobei die Betriebsfl-che um 8% erhht wurde. 190.491 kg CO2 werden so pro Jahr eingespart.
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Die Manahmen reichen von der ther-mischen Sanierung des Gebudes in Hir-tenberg ber den Umstieg auf einen CO2-freien Stromanbieter an allen Standorten der Diakonie Eine Welt, dem Tausch von Dachflchenfenstern, dem Einbau von Thermostatventilen bis zur Erneuerung der Heizungssteuerung in der Steiner-gasse. Energiesparen ist nur ein Teil der vor einem Jahr gestarteten Steuerungs-gruppe Nachhaltigkeit. Sie wurde von der Diakonie Eine Welt eingerichtet, die den Flchtlingsdienst und die Diakonie-Bildung unter einem Dach vereint. Wir versuchen festzuhalten, was Nach-haltigkeit fr uns bedeutet, schauen uns alle Bereiche an und setzen dann Schritt fr Schritt weitere Manahmen. Wich-tig ist, dass wir zuerst unsere Mitarbei-
Vier Standorte der Diakonie in Wien und N sind seit 2003 Klimabndnis-Betriebe
Ein Randthema im Mittelpunkt
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Das Flchtlingshaus Grimmgasse, eines von drei Grundversorgungsquartieren des Flchtlingsdienstes der Diakonie in Wien, ist Klimabndnis-Betrieb.
und ber 1.000.000 Klimameilen zu sammeln.Werden wir das schaffen? JedeR ist herzlich eingeladen mitzumachen, und uns bei unserem Vorhaben zu untersttzen und so einen lokalen Beitragfr den globalen Klimaschutz zu leisten. Maria HaWle
Info! www.klimabuendnis.at/kindermeilen
terInnen fr das Thema motivieren. Erst dann werden wir versuchen, auch un-seren KlientInnen dieses wichtige Thema nher zu bringen, so Karin Anna Kovacs, die bei der Diakonie fr Nachhaltigkeit zustndig ist. Mit gutem Grund wur-de diese Vorgehensweise gewhlt: Mlltrennung oder Energiesparen ha-ben fr Flchtlinge natrlich nicht gera-de die oberste Prioritt. Diese Menschen haben verstndlicherweise ganz andere Probleme. Trotzdem wollen wir uns ge-nau ansehen, was Sinn macht und was wir gemeinsam mit unseren KlientInnen umsetzen knnen.
Konkreter sind bereits andere Manah-men. Kovacs: Der zentrale Einkauf wird nach kologischen Kriterien ausgerich-tet, Umbauarbeiten werden vom Verein Neustart durchgefhrt und das Mobili-ttsverhalten unserer MitarbeiterInnen wird mit einem Fragebogen erhoben. Ge-meinsam mit der EDV-Abteilung hat das Ressourcenmanagement der Diakonie Eine Welt an einem Green-IT-Workshop teilgenommen. Der Workshop wurde vom Projekt fairshare initiiert, das die Diakonie Austria gemeinsam mit der Dreiknigsaktion, der katholischen Jungschar und dem Welthaus Graz-Seckau entwickelt. Hannes Hller
info! www.diakonie.at
Vor elf Jahren wurde der erste Salzburger Klimabndnis-Betrieb aufgenommen. Mitt-lerweile sind es 138. Fast jede erdenkliche Sparte ist bereits vertreten vom Strandbad in Seeham ber Brauerein wie Hofbru Kal-tenhausen und Stiegl bis zum Skigebiet in Rauris. Im vergangenen Jahr sind wieder 18 da-zugekommen. Im Rah-men der Feier 20 Jahre Klimabndnis in Stadt und Land Salzburg wur-den diese von Othmar
Glser von der Umweltabteilung des Landes, Brgermeister-Stellvertreter Martin Panosch und Regionalstellenleiter Robert Prll von Kli-mabndnis Salzburg geehrt.
Info! www.klimabuendnis/salzburg
Eine Feier fr 18 Klimabndnis-Betriebe
Tischlerei Schwab einer von 18 neuen Klimabnd-nis-Betrieben in Salzburg.
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klima & wetter News aus den Archiven
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Winter-Bilanz 2010/2011 national Die vergangenen drei Win-termonate Dezember, Jnner und Februar brachten zwischen Salzburg und Eisen-stadt Temperaturabweichungen zwischen -1 und -1,7 C, wobei es in den erhhten Lagen wie am Semmering am kltesten war. Weiter im Sden und Westen ster-reichs bewegten sich die Temperaturen im meteorologischen Winter, welcher am 28. Feber endete, im Bereich der vieljhrigen Mittelwerte. Etwas zu warm war es in den vergangenen Monaten nur in Oberkrnten und Osttirol, wo positive Abweichungen von bis zu 1,4 C in Lienz registriert wurden. 8 www.zamg.ac.at
global Parallel zu den regional begrenzten Wetterkapriolen geht der weltweite Erwr-mungstrend weiter. Die gesammelten Da-ten aller Meeresoberflchen und Kontinen-taltemperaturen waren von Dezember bis Februrar um 0,39 C hher als die Durch-schnittstemperaturen im 20. Jahrhundert. Damals lag die globale Temperatur der Win-termonate bei 12,1 C. 8 www.ncdc.noaa.gov/sotc/?report=global
CHristian salMHofer | andreas strasser
Die bisher geringste Meereisausdehnung im Jnner 2011. Normalstand: rote Linie.
Gletscherstudie Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gletscher-regionen unseres Planeten und mg-liche Folgen dieser Vernderungen fr die bewohnten Gebiete, die Wirtschaft, die Forst- und die Landwirt-schaft beschreibt diese Studie detailliert. High mountain glaciers and climate change. Im Internet erhltlich unter: 8 www.unep.org oder:8 www.grida.no/publications
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Warme Arktis khlt Europa Wh-rend in groen Teilen Europas der Winter um etwa 1 C klter war als der Mittelwert der letzten 30 Jahre, war es in Grnland, Ostsibirien und Nordkanada mit bis zu 12 C ber normal ungewhnlich warm. Grund dafr ist das Schmelzen des Sommereises. Normalerweise kreist im Winter rund um die Arktis ein groes Tiefdruckgebiet, an dessen Rndern starke Westwinde wehen.
Diese versorgen Europa mit milder Atlan-tikluft und isolieren die kalte Polarluft rund um den Pol. Durch den Schwund des Som-mereises werden die Sonnenstrahlen nicht reflektiert und der Ozean erwrmt sich im Polarsommer bis zu 24 Stunden am Tag. Insbesondere im Herbst erwrmen sich dadurch auch die unteren Luftschichten. Warme Luft aus dem Sden dringt dann weit in den Norden vor. Und im Gegenzug rutscht polare Kaltluft zu uns nach Europa.8http://earthobservatory.nasa.gov
Wer die Geschichte des Klimas studieren will, findet in Jah-resringen von Bumen ein Fenster in die vergangenen Jahrhunderte. Ein breiter Jahresring zeugt von einem Sommer, in denen der Baum optimale Wachstumsbedingungen vorfand. Umgekehrt weist ein schmaler Jahrring auf eine trockene oder kalte Wachstumsperiode hin. Bisher reichten solche hochaufgelsten Klimadaten meist maxi-mal 1.000 Jahre zurck bis ins Mittelalter. Die Eidgenssische
Forschungsanstalt fr Wald, Schnee und Landschaft (WSL) er-forschte fr Mitteleuropa Klimadaten, die fast 2.500 Jahre zu-rckreichen. Die Messdaten zeigen in den letzten Jahrzehnten einen Temperaturanstieg von 2 Grad in den Alpen. Die Graphik lt eines deutlich erkennen: Ein derart rasanter Temperaturan-stieg ist in den letzten 2.500 Jahren nicht aufgetreten.
CHristian salMHofer
info! www.sciencemag.org
2.500 Jahre Klimageschichte: Forscher rekonstruieren Temperaturen und Niederschlge Mitteleuropas bis zurck in die Eisenzeit.
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Angesichts der Serie vieler wenig erfolg-reicher Klimagipfel tritt man so eine Reise nicht mit gemischten Gefhlen an?Das stimmt teilweise letztlich ber-wog dann aber doch die Hoffnung, dass es nach dem Desaster von Kopenhagen wieder neuen Schwung gibt.
... der dann doch ausgeblieben ist?Grundstzlich war zu spren, dass sich die VertreterInnen der Regierungs-delegationen bemhten, ein vlliges Scheitern der Konferenz zu verhindern. Es kommt darauf an, wo man hinsieht. Einerseits sind die Interessensgegen-stze klar zu Tage getreten, und es ist eigentlich erstaunlich, dass es bei einem so komplexen Thema wie dem
Klimawandel bei all den unterschied-lichen Positionen und Einzelinteres-sen berhaupt zu einer vlkerrechtlich verbindlichen Rahmenkonvention wie dem Kyoto-Protokoll gekommen ist. An-dererseits ist die Tatsache, dass so viele ExpertInnen, VertreterInnen von Regie-rungsdelegationen, Lobbyisten, NGOs und VertreterInnen der Indigenen um neue Wege in der Klimapolitik bemht sind, als positiv zu bewerten.
Welche Rolle spielen dabei Nichtregierungs- organisationen wie das Klimabndnis? Die NGOs haben nicht mehr bloe Fei-genblattfunktion. Das Klimabndnis hat wie andere Organisationen die bedeutendsten sind das Climate Action Network (CAN) und Friends of the Earth (FOE) Beobachterstatus. Die Expertise und das Fachwissen der NGOs sind gera-de bei VertreterInnen kleiner Developing Countries sehr gefragt. Aber natrlich sind die eigentlichen Verhandlungen und Entscheidungen den Regierungs-delegationen vorbehalten.
Da sind sicher auch die Indigenen Vlker nur Zaungste.Als massiv vom Klimawandel Betroffe-ne verschaffen sie sich zunehmend mehr Gehr. Sie sind bestens organisiert und agieren hochprofessionell. Sie fordern eine strkere Einbindung bei den Ver-handlungen speziell bei der konkreten Gestaltung der Manahmen gegen die Zerstrung der tropischen Regenwlder.
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Christian Finger, ge-lernter Jurist und Ener-gieberater, ist seit 2002
Mitarbeiter von Klimabndnis Krnten einerseits als kommunaler Klimaschutz-Experte, andererseits aber auch als Ken-ner globaler Zusammenhnge. Zuletzt war er in China bei einem Workshop der NGO-Szene fr Nachhaltige Entwicklung und im Dezember fr das Klimabndnis in Cancn.
Info! [email protected]
Zur Person
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Fr viele, etwa die VertreterInnen der COICA, gibt es eine positive Stimmung. Verbunden mit der Hoffnung, dass sich die eigenen Rechtspositionen in den jeweiligen Nationalstaaten durch ein internationales Abkommen zur Redu-zierung der Entwaldung verbessern. Zu den positiven Ergebnissen von Can-cn gehrt u.a. das Vorhaben, in Bali angedachte Manahmen gegen zuneh-mende Entwaldung der Regenwlder zu einem praktikablen Instrumentarium weiterzuentwickeln (REDD). Allerdings sind Fragen der Finanzierung und Ein-bindung der Indigenen bei Verwendung und Verteilung der Mittel ungeklrt. Aufgrund bisheriger Erfahrungen wird befrchtet, dass die Mittel nicht an-kommen, wo sie gebraucht werden, und womglich anders eingesetzt werden knnten. Eine marktwirtschaftlich orien-tierte Waldbewirtschaftung wrde den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen beeintrchtigen und dieNutzungsrechte der Indigenen aushlen. Die Sorge gilt auch der geringen Wertschtzung tradi-tionellen Wissens gegenber moderner Wissenschaft und Technologie.
Das Klimabndnis scheint da auf dem richtigen Weg zu sein. Die Projektpartnerschaft als Herzstck der Bndnis-Idee ist wahrscheinlich eines der besten Beispiele, dass eine Ko-operation zwischen unterschiedlichen Kulturen gelingen und mit den Aufga-ben wachsen kann. Dabei mssen wir uns auch als Sprachrohr fr die Anliegen unserer indigenen Partner verstehen.
Christian Finger im klimabndni-Gesprch mit Andreas Strasser ber den Klimagipfel in Cancn.
klimabndnisDie Klimakonferenz und Mother Earth
Sinking Icons: Um vor den Folgen des Klimawandels zu warnen, versenkte Greenpeace in Cancn Modelle groer Bauwerke aus aller Welt.
Fortsetzung Seite 14
Edvin Vsquez Campos (Prsident der COICA) und Christian Finger in Cancn.
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Versuch einer BewertungDie UN-Klimakonferenz von Cancn
Das Abschlussdokument der UN-Klimakonferenz von Cancn wird weitgehend positiv beurteilt. Selbst sonst kritische NGOs bewerteten die Er-gebnisse mit leichtem Optimismus.Eine objektive Beurteilung der Ergeb-nisse ist deshalb sehr schwierig, weil der Gesamtprozess mittlerweile aus vielen Einzelprozessen und Instrumenten be-steht, die sich in unterschiedlichen Ver-handlungsetappen befinden.
Als positiv werden v.a. folgende Vereinbarungen bewertet: Im Abschlussdokument wird die Reso-
lution der UN- Menschenrechtskom-mission, die anerkennt, dass der Klima-wandel direkte und indirekte Folgen fr die Menschenrechte hat, ausdrcklich bekrftigt. Vor allem die indigenen Vl-ker werden als besonders Betroffene herausgehoben.
Das 2 Ziel wird wie schon im Kopen-hagen Accord besttigt. Es wird wei-terhin darauf hingewiesen, dass mg-lichst viele Akteure einzubeziehen sind, darunter die subnationale Ebenen sowie Kommunen und indigene Vlker.
Die Einfhrung eines Instrumentariums zur Reduktion der CO2-Emissionen aus Waldzerstrung und -degradation (Re-ducing Emissions from Deforestation and Forest Degradation REDD). Das
Abschlussdokument weist gesondert darauf hin, dass bei den Aktivitten ge-gen den Klimawandel auch die sozio-konomischen Folgen beachtet werden mssen, insbesondere die UN-Deklarati-on ber die Rechte der indigenen Vlker.
- Ein Schnellstart-Finanzierungs-Fonds mit bis zu 30 Milliarden US $ fr den Zeitraum von 2010 bis 2012 zur Finan-zierung von Klimaschutz- und Anpas-sungsaktivitten.
Ein Langzeit-Finanzierungsfonds von jhrlich 100 Milliarden US $ bis 2020 zur Untersttzung der Entwicklungslnder im Klimaschutz.
Die indigenen Partner in CancnDie COICA als indigene Partnerorgani-sation des Klima-Bndnis bewertet die Ergebnisse vorsichtig optimistisch, denn nach jahrelanger Lobbyarbeit ist es nun gelungen, die Anliegen der indigenen Vlker an verschiedenen Stellen in die Dokumente einzubringen. Trotzdem werden die Versuche der Industrieln-der ihre Verantwortung fr Reduktionen ber den Zertifikathandel in den Sden zu verschieben kritisiert. Der Klimapro-zess werde immer strker zu einer Koh-lenstoffhandelsorganisation.
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info! www.klimabuendnis.org*) Thomas Brose ist Geschftsfhrer von Klima-Bndnis / Alianza del Clima e.V.
Wie siehts fr die vom Klimawandel am strksten Betroffenen, etwa die kleinen Inselstaaten im Pazifik, aus?Fr sie wurde die Finanzierung von Adap-tionsmanahmen und die Organisation von Technologie-Transfers beschlossen. Als Sofortmanahme sollen 2010, 2011 und 2012 jeweils 10 Milliarden US Dollar in einen Fonds der UNO flieen. Zudem wurde die Etablierung des sogenannten Cancn-Rahmenabkommens zur Anpas-sung an den Klimawandel vereinbart. Er-whnenswert war die Geschlossenheit der Positionen der Entwicklungs- und Schwellenlnder bei den Verhandlungen.
Wie fllt dein persnliches Resumee aus?Problematisch ist der Beschluss, Projekte der CO2-Abscheidung (CCS) im Rahmen des sogenannten Clean Developement Mechanismus zuzulassen. Grundstzlich sind die Positionen der beiden grten CO2-Emittenten, USA und China, und ihre gegenseitige Bloc-kade erwhnenswert. Der Vertreter Boliviens unterzeichnete das Abschluss-protokoll nicht. Begrndung: Die be-schlossenen Manahmen, v.a. fr die vom Klimawandel am strksten betrof-fenen Lnder, wren zu wenig weitrei-chend. Nur durch das juristische Argu-ment von Patricia Espinosa, Leiterin der Konfenrenz Konsens bedeutet nicht Ein-stimmigkeit konnte der Beschluss des Cancn-Dokuments gerettet werden. Die Forderungen der Indigenen, den al-len indigenen Kulturen gemeinsamen Begriff Mother Earth in die offiziellen Dokumente der Verhandlungen aufzu-nehmen, ist besonders zu erwhnen. Es ist, vereinfacht formuliert, die Forderung einer fundamentalen Rechtsposition fr Natur und Umwelt.Fr mich persnlich war aber vor allem der Einblick in die Vielschichtigkeit der internationalen Klimapolitik und die Erkenntnis, dass Menschen verschie-denster Nationalitten und Hautfarben freundlich, ja freundschaftlich gemein-sam ein Anliegen verfolgen knnen, wohl wissend dass sich auf solchen Konferenzen groteils Eliten treffen, eine wirklich positive Erfahrung.
Info! www.klimabuendnis.at
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Klimabndnis Jahreskonferenz in Mnchen
Leere Kassen, null Spielraum fr In-vestitionen, nichts geht mehr im Kli-maschutz? Stimmt nicht: Immer mehr kreative Stdte und Gemeinden nutzen gerade Energieeffizienzmanahmen und den Einsatz erneuerbarer Energien, um die lokale Wirtschaft anzukurbeln und steigenden lpreisen nicht mehr
schonungslos ausgeliefert zu sein. Seien Sie herzlich willkommen auf un-serer Jahreskonferenz 2011, um von lo-kalen Kooperationsmodellen und pfif-figen Anstzen zur Mittelgenerierung fr mehr Klimaschutz zu erfahren.
Info! www.klimabuendnis.org
04. 07. Mai: Erfolgreich Wirtschaften mit Klimschutz
Klima-Bndnis Geschftsfhrer Thomas Brohse (rechts) bei der UN-Klimakonferenz auf Bali 2007 mit dem Prsidenten der brasilianischen Kautschukzapfer.
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Abschied von fossilen EnergietrgernDas unglck im Golf von Mexiko im April 2010 ist die bisher grte lkatastrophe der Geschichte und wirft die Frage auf, ob es wirklich so weiter-gehen kann: lgewinnung um jeden Preis, an den entlegensten Orten, in den grten Tiefen der Welt-meere. Der Punkt, an dem die Frdermengen nicht mehr gesteigert werden knnen, ist erreicht. Statt stndig neuer Risiken brauchen wir neue Ideen zur Gestaltung einer postfossilen Welt.
Jrg SchindlerldmmerungDeepwater Horizon und das Ende des lzeitaltersoekom Verlag, Mnchen 2011 www.oekom.de 128 Seiten 12,95 978-3-86581-246-9
Die Kuh ist nicht schuldKhe rlpsen Methan 25 mal klimaschdlicher als CO2. Dennoch sind sie unverzichtbar fr die Welternhrung und in nachhaltiger Weidehaltung helfen sie mit, Kohlen-stoff als Humus zu speichern. Weitaus hhere Emissionen gehen von synthetischer Dngung groer Monokulturen wie Mais und Soja aus. Sie ist energieintensiv und setzt Lachgas frei 295 mal klimaschdlicher als CO2.
Anita IdelDie Kuh ist kein Klima-Killer!Wie die Agrarindustrie die Erde verwstet und was wir dagegen tun knnen.Metropolis Verlag, 2010. 210 Seiten 18,00 ISBN 978-3-89518-820-6
Beim Klimaschutz kann man sich auch ent-spannt zurcklehnen: Mglich macht das das neue Angebot fr Klimabndnis-Gemeinden, das Klimaforum. Whlen Sie einen von ber 10 Kinofilmen und prsentieren Sie diesen in Ihrer Gemeinde. Zur Wahl stehen Filme rund um die Themenbereiche Energie, Ernhrung, Mobilitt und globale Gerech-tigkeit, wie die 4. Revolution oder Plastic Planet.
Weiters haben wir sieben Vortragende im An-gebot darunter Verkehrsexperte Hermann Knoflacher und Regenwaldexperte Johann Kandler. Das Klimabndnis untersttzt sie mit vorgefertigten Plakaten und Gemeindezeitungs-artikeln bei der Bewerbung und bietet auch eine Moderation an. friedriCH Hofer
Info! www.klimabuendnis.at/klimaforum
Neues Angebot fr Gemeinden: Kinofilme und Vortrge mit Klimaschutz-Schwerpunkt samt anschlieender Diskussion
Mit neuen Energien ...Im Rckblick auf die Industrialisierung analysieren die Autoren klimatische Vernderungen und ihre Folgen, problematisieren Lsungsanstze, decken ideologisch motivierte Irrtmer und Denkfehler auf und legen so Spuren, die zeigen, wos lang geht.
Herbert Girardet, Miguel MendoncaNeue Energien freisetzen Fr eine kologische und gerechte WeltRotpunkt Verlag, 2010 323 Seiten 26,00 isbn 978-3858694300
Lust auf eine andere MobilittMit Sorge sehen Autohersteller bei jungen Grostdtern die Lust am Blech schwinden. Autor Michael Adler zeigt, wie moderne Stadtplanung und innovative Mobilitt zu einem besseren urbanen Leben beitragen knnen. Ange-sagt ist Premium-Mobilitt und nicht das Premium-Auto vor der Tr so ersparen wir uns Stau und dicke Luft.
Michael Adler Generation MietwagenDie neue Lust an einer anderen Mobilittoekom Verlag, Mnchen 2011 www.oekom.de 120 Seiten 12,95 isbn 978-3-86581-238-4
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Ob im Schlaf- oder im Klassenzimmer durch thermische Sanierung und gut isolierte Fenster steigt der CO2- Ge-halt in Innenrumen. Nur in Passivhu-sern mit kontrollierter Lftung gibt es immer Frischluft. Sie enthlt den atmo-sphrischen CO2-Gehalt von etwa 390 ppm. In Klassenrumen werden oft Werte um 6.000 ppm erreicht. Wenn Sie wissen wollen, wie oft Sie den medizinisch kri-tischen Wert von 1.500 ppm berschreiten mit einem preiswerten CO2-Messgert lsst sich jeder Raum berwachen.
Info! www.klimabuendnis.at/kaerntenFoto:
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Klimaforum
Fr eine Politik der MigungDass der kologischen Krise allein mit technischer Innovation und grnem Wachstum zu begegnen wre, hlt Autor Reinhard Loske fr eine Illusion. In einer permanent expandierenden Wirtschaft bleibt die umweltentlastung durch den Einsatz erneuerbarer Energien und er-hhte Ressourceneffizienz begrenzt. Eine nachhaltige Entwicklung wird es ohne einen kulturellen Wandel in Richtung M-igung nicht geben. In diesem Essay geht es nicht nur um ein Ende der Wachstum-sillusion, es geht um einen Weg, der auf Abbau falscher Zwnge und den Aufbau neuer Bindungen zielt.
Der Autor ist seit 2007 Senator fr umwelt, Bau, Verkehr und Europa der Freien Hansestadt Bremen. Zuvor war er Mitglied des Deutschen Bundestages (1998 bis 2007) und Wissenschaftler am Wuppertal Institut fr Klima, umwelt und Energie.
Reinhard LoskeAbschied vom WachstumszwangKonturen einer Politik der MigungBasilisken-Presse Marburg, Rangsdorf 201064 Seiten 14,00 978-3-941365-11-7
Abschied vom Wachtumszwang
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Das war 2010