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Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie kompakt VOR ORT Helau und allez hopp – was die Gewerkschaftsjugend im Saarland zum Karneval plant TENDENZEN Warum Frauen arbeiten – ein Essay zum 100. Internationalen Frauentag TIPPS Wer Angehörige pflegt und deshalb eine Auszeit beim Job nimmt, sollte kein Geld verschenken Nr. 03 I MÄRZ 2011 www.igbce.de Schüler gegen Schüler Ein Doppeljahrgang verlässt die Schulen, dazu fallen Wehr- und Zivildienst weg. Droht jetzt das Chaos auf dem Ausbildungsmarkt?

kompakt März 2011

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kompakt - das Mitgliedermagazin der IG BCE. Diesmal mit einem Einblick in die Produktion von Solarzellen, einer Erkundung der Frage, was der doppelte Abiturjahrgang für die Ausbildungsplätze bedeutet und mit einem Ratgebertext für Menschen, die Angehörige pflegen. Und natürlich mit noch viel mehr...

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Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

kompakt

VOR ORT Helau und allez hopp – was die Gewerkschaftsjugend im Saarland zum Karneval plant

TENDENZEN Warum Frauen arbeiten – ein Essay zum 100. Internationalen Frauentag

TIPPS Wer Angehörige pfl egt und deshalb eine Auszeit beim Job nimmt, sollte kein Geld verschenken

Nr. 03 I MÄRZ 2011 www.igbce.de

Schüler gegen SchülerEin Doppeljahrgang verlässt die Schulen, dazu fallen Wehr- und Zivildienst weg. Droht jetzt das Chaos auf dem Ausbildungsmarkt?

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hrlich gesagt: Der berüchtigte demografische Wandel hat auch

seine Vorteile. Für meine Kinder beispielsweise. Ich bin nicht

unfroh, dass ihre Ausbildungs- und Berufschancen schon allein

dadurch steigen, dass die Zahl der Mitkonkurrenten um die guten Plätze in

der Arbeitswelt kleiner wird. Vermutlich denken viele Eltern ähnlich. Und

es ist ja auch nicht unredlich, persönliche Vorteile in einer Entwicklung zu

sehen, die für Wirtschaft und Gesellschaft als Ganzes sehr schwierig ist.

Persönlich übersetzt heißt Facharbeitermangel: Die Sorgen, ob die eigenen

Kinder den Einstieg in das Berufsleben schaffen, werden ein wenig kleiner –

trotz aller Folgeprobleme wie die fragliche Übernahme nach der Aus-

bildung und dem mehr als unerfreulichen Trend zur befristeten Ein-

stellung gerade junger Menschen.

GLEICHZEITIG ÄRGERT MAN SICH. Über ein bildungspolitisches Ex-

periment, das wiederum auf Kosten der eigenen Kinder gehen

könnte. Die Rede ist von den sogenannten doppelten Abitur-

jahrgängen. Da sind die Kinder durch die Schule gebracht

und plötzlich drängen viel mehr junge Menschen als

üblich in die Universitäten und Ausbildungsstätten.

Damit schlagen sich auch Svenja Niederkrome und An-

dreas Heinemann (Foto) herum. Die Titelgeschichte

dieser kompakt-Ausgabe ist unter anderem

ihren Perspektiven gewidmet – in der sicheren

Annahme, dass dieses Thema auch das Interesse

aller Eltern gleichaltriger Kinder findet.

MEINEN BEIDEN TÖCHTERN ist sicherlich auch

eine persönliche Aufmerksamkeit für Fragen der

Gleichstellung geschuldet. Die Vorstellung, dass

sie schlechter bezahlt werden könnten oder dass

ihnen Karrierechancen nur wegen ihres Geschlechts

verweigert werden könnten, lässt den Vater natürlich

nicht unberührt. Deshalb sei gerade uns Männern

als Lesestoff empfohlen, was sich dazu im neuen

Mitgliedermagazin findet (Seiten 11, 27, 31–33).

kompakt | März 2011 |

>UNTER UNS

Für junge Leute und die Eltern

CHRISTIAN HÜLSMEIER

Chefredakteur

[email protected]

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4 | kompakt | März 2011

Lohndiktat abgeschmettertDie Warnstreiks bei RWE haben Bewegung in die

schwierigen Tarifverhandlungen gebracht: Es gibt

endlich eine Einigung.

Auf dem Weg nach obenIG BCE und BAVC fördern und begleiten Frauen in

Führungspositionen.

Kristallisierte EnergieWie im sächsischen Freiberg bei SolarWorld aus Silizium

Solarzellen entstehen.

VOR ORT 21–29

IMMER IM HEFT03 Unter uns06 Aktuelles08 Heims Homepage20 Leserforum/Impressum30 Eine von uns*40 Rätsel41 Glück & Glosse42 Mein Arbeitsplatz* Der Landesbezirk Westfalen berichtet auf dieser Seite

über Jubilarehrungen.

Titelbild: Dennis Börsch

12 Schüler gegen SchülerDie Aufregung ist groß. Durch den doppelten Abitur-

jahrgang verlassen zusätzliche Zehntausend Schüler die

Schule. Droht jetzt der Kampf um Ausbildungsplätze?

16 Ohne Moos nix los Die erste Runde der Chemie-Tarifverhandlungen auf

regionaler Ebene ist rum. Nun wird bundesweit ver-

handelt. Die IG BCE fordert endlich ein Angebot der

Arbeitgeber.

18 Was im Kompromiss fehltDie Hartz-IV-Reform ist vom Tisch. Aber die Situation

von Leiharbeitern hat die Regierung nicht entscheidend

verbessern wollen.

31 100 Jahre FrauentagEin Beitrag von Edeltraud Glänzer.

34 Wer kriegt mehr?Wer arbeitslos wird, hat oft Anspruch auf Arbeitslosen-

geld I. Doch viele bekommen weniger als ihnen zusteht.

Denn nicht immer berücksichtigen die Arbeitsagenturen

Sonderregelungen.

36 Gute ReiseEin Ausflug mit der IG-BCE-Ortsgruppe macht viel Spaß.

Er sollte aber gut geplant sein. kompakt erklärt,

worauf man achten muss.

38 Pfl ege von AngehörigenWer einen Angehörigen versorgen muss, kann bis zu sechs

Monate aus seinem Job aussteigen. Doch wovon sollen

die Pflegenden leben?

TITEL

THEMEN

TENDENZEN

TIPPS

11 StandpunktMichael Vassiliadis über Frauen in Führungspositionen.

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5kompakt | März 2011 |

>INHALT MÄRZ 2011

12 Kampf um Ausbildungsplätze? Gute Fahrt 36

16 Ohne Moos nix los Die Frau der Lacke 42

100 Jahre Frauentag 31

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6 | kompakt | März 2011

SchallendeOhrfeigeFAMILIENMINISTERIN Kristina Schröder überließ es ihrem Staatssekretär, ein Gutachten der Bundesgleichstellungs-kommission entgegenzunehmen.

Aus gutem Grund: Liest sich der Inhalt doch wie eine Ohrfeige für die Bundes-regierung – und die »Handlungsempfeh-lungen« wie ein Forderungskatalog der Opposition. Vor allem die »gegenwärtige Minijobstrategie« laufe dem Ziel gleicher Chancen für beide Geschlechter zuwider. Die Expertenrunde rät, »die Anreize für geringfügige Arbeit zu beseitigen«. Zwei Drittel aller Niedrigverdiener seien weiblich, Stundenlöhne unter fünf Euro keine Seltenheit.

BILD DES MONATS

ER ÜBERQUERTE DAS MEER in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft in Europa – nun wartet dieser junge Tunesier hinter einer Absperrung am Hafen von Lampedusa auf den Transport ins Auffanglager. Er ist einer von mehreren Tausend Flüchtlingen, die innerhalb weniger Tage mit Fischerbooten auf

der italienischen Insel landeten. Tunesiens Diktator Ben Ali ist zwar gestürzt, doch für viele seiner Landsleute bedeutet das kaum Erleichterung. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, viele Menschen leben in Armut. Italien hat angesichts der Flücht-lingsmassen den humanitären Notstand ausgerufen.

AUFREGER DES MONATS

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7kompakt | März 2011 |

>AKTUELLES

Von der RolleAUF FAST JEDEM SCHREIBTISCH ist er zu fi nden: Der Abroller für Tesafi lm ist aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. In diesem Jahr feiert das welt-berühmte Klebeband seinen 75. Geburtstag.

Dabei war die Erfi ndung des Tesafi lms eher ein Zufall: Der Apotheker Oscar Troplowitz, Erfi nder der Nivea Creme, experimentierte Ende des 19. Jahrhunderts mit einem neuen Wundpfl aster, das sich leicht von der Haut abziehen lassen sollte. Er entwickelte eine Masse, die sehr gut klebte – nur leider ließ sie sich nicht mehr von der Haut lösen. Er führte das Produkt dennoch ein – zum Flicken von Fahrradreifen.

Viele Jahre nach seinem Tod machte der Bürokauf-mann Hugo Kirchberg aus dem Nischenprodukt einen Welterfolg: 1936 kam der erste Tesa-Klebefi lm auf den Markt, der ab 1941 unter dem Namen Tesafi lm berühmt wurde. Seitdem wurden etwa 50 Milliarden Meter Klebeband verkauft – damit ließe sich die Erde etwa 1250-mal umwickeln.

www.tesa.de

Welt der MoleküleVON ANTIBIOTIKUM und Batterien über Shampoo und Tele-

fon bis hin zu Fernsehbildschirmen und Computerchips – Che-

mie hat das Leben der Menschen in den vergangenen 200 Jah-

ren von Grund auf verändert. Und auch bei heutigen globalen

Themen wie Klimaschutz und Kampf gegen Hunger spielen

Moleküle und Co. eine wichtige Rolle. Ein Grund für die

Vereinten Nationen,

2011 zum Internatio-

nalen Jahr der Che-

mie (IJC) auszurufen.

Es steht unter dem

Motto »Chemie – un-

ser Leben, unsere Zu-

kunft«. Ziel ist es, vor

allem jungen Men-

schen die faszinieren-

den Möglichkeiten

der Chemie nahezu-

bringen. Im Novem-

ber 2011 jährt sich zum 100. Mal die Verleihung des Chemie-

Nobelpreises an Marie Curie. Die Vereinten Nationen haben

dieses Jubiläum zum Anlass genommen, um auf die heutige Be-

deutung der Chemie für eine nachhaltige Entwicklung hinzu-

weisen. »Chemie braucht Zukunft und Chemie hat Zukunft«,

sagte die Kanzlerin zum Deutschlandauftakt Anfang Februar

in Berlin. Um die Ausrichtung des IJC in Deutschland küm-

mert sich das Forum Chemie, dem auch die IG BCE angehört.

www.ijc2011.de

PRODUKT DES MONATS

1.530.000.000

PREKÄRE BESCHÄFTIGUNG nimmt weltweit zu. Rund die

Hälfte aller Beschäftigten arbeiten unter unsicheren Bedingun-

gen. Das geht aus dem jüngsten globalen Beschäftigungbericht

der Internationalen Arbeitsorganisation hervor. So ist die Zahl

der prekären Arbeitnehmer während der Wirtschaftskrise um

40 Millionen auf 1,53 Milliarden gestiegen. Der Anteil der

Beschäftigten mit einem Verdienst von umgerechnet 1,25 Dol-

ler pro Tag liegt seit 2009 sogar bei 20,7 Prozent.

Auch die weltweite Zahl der Arbeitslosen verharrt trotz wirt-

schaftlicher Erholung in vielen Ländern auf einem Rekord-

hoch. Rund 205 Millionen Menschen waren 2010 ohne Job –

kaum weniger als im Krisenjahr 2009.

ZAHL DES MONATS

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Das Jahr der Chemie soll Kinder für Naturwissenschaften begeistern.

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8 | kompakt | März 2011

> HEIMS HOMEPAGE

EINE INSTITUTIONMenschenrechte

FÜR DIE FRAUMenschenrechts-organisation

FEMINISTINNEN-TREFF Mädchen-mannschaft

KUNSTGedanken und Informationen

Ich weiß gar nicht, wann sich das Thema Menschenrechte in meinem Kopf fest mit Amnesty International verknüpft hat. Aber es ist absolut so. Auch im Netz tritt Amnesty eindrucks-voll auf. http://www.amnesty.de bietet einen guten Einstieg in das Thema Menschenrechte. Man kann sich informieren, mitmachen und helfen. Ein wenig Zeit sollte man sich dafür allerdings nehmen – aber in diesem Fall ist das mehr als angemessen.

TERRE DES FEMMES setzt sich als ge-meinnützige Menschenrechtsorganisa-tion für Mädchen und Frauen ein –und das seit 1981. Gut, der Internet-auftritt wirkt vielleicht ein wenig angestaubt. Aber bei genauerem Hinsehen gibt‘s durchaus Aktuelles: zum Beispiel Angebote rund um die Frauen-Fußball-WM 2011 in Deutschland unter dem Motto »Frau in Bewegung«. Sogar Tickets gibt es zu gewinnen. Also, auf zu: http://frauenrechte.de

»Willkommen Feministinnen, Feministen und alle, die es werden wollen!« – diese Begrüßung sollte niemanden irreführen. Denn unter http://maedchenmann-schaft.net geht es nicht um Ideologie, sondern um Themen, die die ganze Gesellschaft bewegen sollten – das pralle Leben eben. Da schreibt eine junge Frau über ihre Erfahrungen als Arbeit suchende Mutter. Auch ein Mann darf ran :-). Spannend: das Blogger-mädchen 2010: http://bit.ly/gdzW64

Irgendwie irritierend, das Blog von Heidemarie Kull. Es geht um »Malerei –Fotografi e – Zeichnung – Lyrik«. Poetisch und ästhetisch wird wild kombiniert, manches Bild und manche Textzeile lässt länger verweilen als auf anderen Seiten – anderes verstehe ich einfach nicht. Schaut es euch an und schreibt mir, was ihr davon haltet. http://bit.ly/frmsPI

RUDOLF HEIMIG-BCE-Online-Redakteur | www.igbce.de

präsentiert interessante, manchmal auch ärgerliche Seiten aus dem Web

E-Mail: [email protected]

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Page 9: kompakt März 2011

9kompakt | März 2011 |

>AKTUELLES

In eigener Sache

Bützen erlaubt?OB ALS CLOWN ODER MATROSE, als Biene oder

Krankenschwester: An Kar-

neval steht vielerorts der All-

tag still. Es wird gebützt und

geschunkelt, gesungen und

gelacht, was das Zeug hält.

Von Weiberfastnacht bis

Aschermittwoch herrscht in

Karnevalshochburgen wie

Köln und Mainz Ausnah-

mezustand. Hier ist es all-

gemein akzeptiert, dass an

den jecken Tagen Schlipse

abgeschnitten und Küsschen verteilt werden. Auch ein

Gläschen Sekt wird im einen oder anderen Büro getrunken.

Doch das ist nicht überall erlaubt. IG-BCE-Online erklärt,

worauf Arbeitnehmer beim Feiern achten sollten. http://www.igbce.de/portal/site/igbce/ratgeber_karneval

DIE GESCHICHTE eines Bergmanns, der für die Arbeit sei-

ne Heimat verlassen musste, erzählt in Bild und Ton; eine

Lokführerin, die in einem Video ihren Arbeitsplatz prä-

sentiert – das alles und viel mehr findet sich auf dem

neuen kompakt-Blog. Die Redaktion veröffentlicht

dort ab sofort regelmäßig neue Multimedia-Stücke, ex-

klusive Online-Reportagen und zusätzliche Links.

kompakt liegt dort als elektronische Ausgabe und kann

online durchgeblättert, ausgedruckt und abgespeichert

werden. Redaktion, Autoren und Fotografen stellen sich

vor. Und natürlich soll kommentiert und diskutiert wer-

den. Einfach mal reinschauen:

Fast so schön wie gedruckt: die Mitgliederzeitschrift im Netz.

Fragen an Jan Hinrik Schmidt

3

Alle Welt redet von Facebook, Millionen Menschen sind dort auch tatsächlich sehr aktiv, auch Gewerkschaften und Politiker. Die früher ja auch mit Mitgliedern und Wählern kommuniziert haben. Ist das Neue an Facebook und Co. die private Sphäre, in der die Kommunikation abläuft?Facebook ist in der Tat eine Mischung aus privat und öffentlich. Da tummeln sich Politiker, Unternehmen, Fuß-balltrainer und wollen scheinbar mit jedem persönlich in Kontakt stehen. Die Grenzen zwischen Privatem und Öffentlichen verschwimmen so. Die Spannung besteht nun darin, dass es eine persönliche Öffentlichkeit gibt – denn 150 Freunde, die sehen, was man tut, sind ja mehr als das, was man wirklich intim nennen würde. Dieser Kommunika-tionsmodus ist einfach völlig neu.

Und bringt neue Probleme mit sich: Nicht jeder will auf Facebook mit seinen Kollegen oder gar seinem Chef befreundet sein. Ist das dann ein wenig souveräner Umgang mit den neuen Möglichkeiten? Ganz und gar nicht. Viele wollen Berufl iches und Privates voneinander trennen. Das ist nur legitim und gehört im Gegenteil zu einem kompetenten Umgang mit Medien.

Stichwort Kompetenz: Wie gut schlägt sich denn die deutsche Politik nun in Social Networks wie Facebook?Vieles ist da immer noch symbolisch. Man muss einfach vertreten sein, sonst gilt man als antiquiert und enttäuscht viele Leute. Politische Mobilisierung läuft inzwischen für bestimmte Themen längst im Internet, allerdings weniger über die klassischen Parteien. Denken Sie nur an Bürgerini-tiativen zur Vorratsdatenspeicherung oder an die Piraten-partei. Für andere Themen wird das Internet dagegen wohlauch in Zukunft kaum eine Rolle spielen. Bei Agrarpolitik zum Beispiel sind wohl die wenigsten Praktiker im Web 2.0 unterwegs. Und dann laufen dort entsprechend auch nicht die Diskussionen.

Der Internetforscher am Hans-Bredow-Institut für Medienforschung zu POLITIK IM WEB 2.0

Mailen Sie uns Ihre Meinung: [email protected]

Macht meist Spaß: Karneval.

www.kompakt.igbce.de

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10 | kompakt | März 2011

> AKTUELLES>

Wochen gegen Rassismus

Der Abstand wird größer

VIELE HABEN DIE BILDER vom 13. Fe-

bruar 2011 noch im Kopf: Hunderte

Neonazis ziehen mit Fackeln durch Dres-

den und singen Trauerlieder. Jahr für

Jahr missbrauchen Faschisten den Jahres-

tag der Bombardierung Dresdens für ih-

ren bizarren Propagandamarsch. Doch

Rassismus ist nicht immer so offensicht-

lich wie bei dieser Großdemonstration.

Fremdenfeindlichkeit ist längst kein Phä-

nomen am Rand der Gesellschaft – sie

findet sich in besorgniserregendem

Maße in der Mitte der Gesellschaft: In Ost- und Westdeutschland, in allen Altersklas-

sen, bei Frauen und Männern. Nicht erst seit Thilo Sarrazins Buch »Deutschland schafft

sich ab« richten sich Vorurteile zunehmend gegen eine bestimmte Gruppe in der Ge-

sellschaft. Einer Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung zur Folge können 55,4 Prozent der

Deutschen gut verstehen, dass manchen Leuten Araber unangenehm sind.

Um ein Zeichen gegen Muslimfeindlichkeit zu setzen, finden vom 14. bis 27. März

die Internationalen Wochen gegen Rassismus statt. Die IG BCE beteiligt sich daran

mit vielen bunten Aktionen und ruft auch ihre Mitglieder auf, so für mehr Toleranz

einzustehen. Mehr auf www.igbce.de und www.internationale-wochen-gegen-rassismus.de

ZEHNTAUSENDE Leiharbeiter verdienen

nicht genug Geld, um davon ihren Le-

bensunterhalt zu bestreiten. Nach einer

Studie des Deutschen Gewerkschaftsbun-

des (DGB) bekommen nur 19,1 Prozent

der Vollzeitbeschäftigten in der Leihar-

beit einen Bruttomonatslohn von mehr

als 2000 Euro. In der gesamten Wirtschaft

gilt dies hingegen für rund 70 Prozent der

Vollzeitbeschäftigten. Rund zehn Prozent

der Leiharbeiter verdienen sogar weniger

als 1000 Euro monatlich. 92 000 wa-

ren 2010 als sogenannte Aufstocker auf

Hartz-IV-Leistungen angewiesen. Das ist

fast jeder achte Beschäftigte der Leihar-

beitsbranche. Besonders groß ist die Ein-

kommenskluft in der Industrie. Hier ver-

dienen Leiharbeiter nicht einmal halb so

viel wie Beschäftigte der Stammbeleg-

schaft. Das Verarmungsrisiko der derzeit

rund 900 000 Leiharbeiter ist damit vier

bis fünf Mal größer als in der Gesamt-

wirtschaft.

Für seine Studie hat der DGB die

Entgeltstatistik der Bundesagentur für

Arbeit ausgewertet. Dieser liegen fast

500 000 Angaben zugrunde.

Symbolisches Schuhwerk: Springerstiefel werden von vielen Neonazis getragen.

Wachsende Distanz: Leiharbeitern verdienen weniger als die Hälfte des Stammpersonals.

> Leichte Mädchen?»Kein Zweifel, das vergilbte Weltbild

aus Großmutters Zeiten wird immer

noch liebevoll gepflegt«, schreibt die

»Gewerkschaftspost« im September

1970. Es ist ein Weltbild, bei dem

alleiniges Interesse an Haushalt, Fami-

lie und Mode den Gipfel weiblicher

Tugend darstellt. »Was diese eisern

verteidigten Vorstellungen anrichten,

spricht nicht nur unserem Grundge-

setz, das die Gleicheit aller Menschen

garantiert, Hohn«, heißt es weiter in

der Zeitschrift der IG Chemie-Papier-

Keramik. Denn dank dieses Weltbil-

des waren weibliche Arbeitskräfte zu

willkommenen Lückenbüßern für

schlecht bezahlte Arbeit geworden.

Zwar waren die sogenannten

Frauenlöhne gesetzlich verboten,

doch sie wurden von Lohnleichtgrup-

pen praktisch ersetzt. Tätigkeiten, die

Frauen ausübten, wurden als »leicht«

bewertet und nur gering entlohnt.

Doch selbst, wo Frauen und Männer

die gleichen Arbeiten verrichteten,

erhielten Arbeiterinnen weniger Geld.

Begründung: Der Mann trägt die

Verantwortung für die Maschine.

Die Gewerkschaften haben in den

vergangenen Jahrzehnten im Kampf

gegen die Benachteiligungen von

Frauen viel erreicht – gleiche Tätigkei-

ten werden gleich bezahlt. Trotzdem:

Frauen verdienen heute im Durch-

schnitt rund 20 Prozent weniger als

ihre männlichen Kollegen.

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Page 11: kompakt März 2011

11kompakt | März 2011 |

Mehr Frauen in Spitzenpositionen

Es ist nicht begründbar, dass Führungs-

positionen in der Wirtschaft fast aus-

schließlich mit Männern besetzt sind.

Auch in den Vorständen von Unternehmen

und deren Aufsichtsräten arbeitet selten eine

Frau, und das hat viel mit einem überholten

Rollenbild und wenig mit einer vorurteilsfrei-

en Orientierung an Persönlichkeit und

Qualifikation zu tun. Die Besetzung

von Spitzenpositionen muss in

jeder Hinsicht nach rationalen

Gesichtspunkten erfolgen – das

Geschlecht kann da genauso

wenig ein Kriterium sein wie

die Nationalität. Es schadet im

Übrigen dem wirtschaftlichen

Erfolg, wenn fähigen Frauen

Führungsverantwortung ver-

weigert wird.

FRAUEN IN FÜHRUNG zu brin-

gen, das ist ein Ziel der 2008 er-

folgreich gestarteten »Offensive

Frauen« unserer IG BCE. Wenn sich heu-

te eine Frau in einem mitbestimmten Auf-

sichtsrat findet, dann wird sie oft von der Ar-

beitnehmerseite gestellt. Der Anteil der

hauptamtlichen Gewerkschafterinnen an von

uns zu besetzenden Mandaten beträgt 16 Pro-

zent – bei 22 Prozent Frauenanteil an den Be-

schäftigten unserer Branchen sicherlich nen-

nenswert. Und wir wollen da kontinuierlich

weiter vorankommen.

JAHRELANGE VERSÄUMNISSE lassen sich

nicht von jetzt auf gleich wettmachen. Das ist

der stärkste Einwand gegen eine verpflichten-

de Frauenquote, wie sie die Politik diskutiert.

Qualifikation muss in Spitzenposition unter-

halb der Vorstände und Aufsichtsräte wach-

sen, ehe der nächste Sprung erfolgreich ge-

lingt. Wir werden uns aber nicht auf eine

Selbstverpflichtung der Unternehmen verlas-

sen, Frauen in Führung bringen zu wollen.

Die Schritte dahin müssen überprüfbar sein,

sonst verlieren wir erneut ein Jahrzehnt in der

Geschlechtergleichstellung. Das Mindeste

sind konkrete Zielvereinbarungen und eine re-

gelmäßige Berichtspflicht. Wo Umdenken

freiwillig nicht funktioniert, brauchen wir die

gesetzliche Frauenquote als Lösung. Denn die

Zeit, da Männer glaubten in Spitzenpositio-

nen unter sich zu bleiben, ist unwiderruflich

vorbei.

>STANDPUNKT

»Es schadet nicht zuletzt dem

ökonomischen Erfolg, fähigen

Frauen Führung zu verweigern.«

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MICHAEL VASSILIADIS Vorsitzender der IG BCE

[email protected]

Page 12: kompakt März 2011

12 | kompakt | März 2011

> TITEL DOPPELJAHRGANG

Diedoppelte Welle

Machen das Beste daraus: Svenja und Andreas sind zwei von Tausenden, die dem doppelten Jahrgang angehören.

Zwei junge Menschen, beide sind

unter 20, beide schreiben dieses

Jahr ihr Abitur. So weit, so nor-

mal. Was Andreas Heinemann und

Svenja Niederkrome unterscheidet, ist

ein Jahr Schule. Während Andreas in der

13. Klasse seine Reifeprüfung macht,

steht sie für Svenja bereits in der 12. an.

Denn die beiden Schüler aus der nieder-

sächsischen Landeshauptstadt gehören

zum sogenannten doppelten Abitur-

jahrgang.

Grund für die ungewöhnliche Situa-

tion ist die Umstellung vom neun- auf

das achtjährige Gymnasium, kurz G8,

das deutsche Schüler international wett-

bewerbsfähiger machen soll. Während

Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpom-

mern, das Saarland und Hamburg den

Wechsel bereits vollzogen haben, sind

ab 2011 erstmals bevölkerungsstarke

Bundesländer an der Reihe. Allein in

Niedersachsen und Bayern rechnet die

Kultusministerkonferenz dieses Jahr mit

knapp 60 000 zusätzlichen Abiturienten.

Baden-Württemberg, Berlin und Bran-

denburg stellen sich für 2012 auf ein

Plus von 34 000 Schulabsolventen ein,

Nordrhein-Westfalen und Teile von

Hessen ein Jahr später auf noch ein-

mal 60 000.

WIE SICH DIE WELLE AUSWIRKT, die

in den nächsten Jahren die Bundesrepu-

blik trifft, ist nur schwer vorhersehbar.

Zumal durch das Aussetzen von Wehr-

und Zivildienst Zehntausende weitere

Schüler freigesetzt werden. Befürchtun-

DIE AUFREGUNG IST GROSS. Durch die doppelten Abiturjahrgänge und das Ende von Wehr- und Zivildienst verlassen dieses Jahr allein in Niedersachsen und Bayern zusätzlich Zehntausende Abiturienten die Schulen. Während die Jugendlichen um ihre Plätze bangen, hoffen Unternehmen auf Nachwuchs.

Foto: Federico Gambarini/dpa

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Page 13: kompakt März 2011

13kompakt | März 2011 |

gen wie Hoffnungen sind groß. Auf der

einen Seite stehen die Schüler, die wegen

der wachsenden Konkurrenz unterein-

ander um einen guten Start ins Berufs-

beziehungsweise Uni-Leben fürchten.

Auf der anderen Seite die Unternehmen,

denen die demografische Entwicklung

und der damit verbundene drohende

Fachkräftemangel im Nacken sitzt.

FAKT IST, dass es die meisten jungen

Menschen mit Hochschulreife an selbige

zieht. 2008 waren das immerhin 72 Pro-

zent – laut jüngsten Untersuchungen

könnten es bald 85 Prozent sein. Bund

und Länder haben darauf bereits mit dem

Hochschulpakt II reagiert, durch den in

den nächsten vier Jahren 275 000 neue

Studienplätze geschaffen werden sollen.

Dass jeder Bewerber sein Wunschfach

studieren kann, ist jedoch eher unwahr-

scheinlich.

Die Abiturienten, die lieber in eine

Ausbildung gehen möchten, laufen ge-

rade bei großen Unternehmen durch

offene Türen. Viele sehen die Doppel-

jahrgänge als Chance, sich qualifizierten

Nachwuchs zu sichern. Denn sie sind

das letzte große Aufbäumen, bevor 2020

die geburtenschwachen Jahrgänge antre-

ten und es allerorten an Personal fehlen

wird. Die Situation von Haupt- und

Realschülern bei der Ausbildungssuche

wird sich den Ausbildungsexperten zu-

folge nicht verschlechtern.

Aus vielfältigen Gründen. Zum einen

stellen viele Betriebe zusätzliche Plätze

für Abiturienten zur Verfügung, statt

Hier darf sonst keiner reinschauen und abgucken schon gar nicht: Schüler in einem Düsseldorfer Gymnasium schreiben für die Kamera ihr Abitur.

DAS ABITUR NACH ZWÖLF JAHREN

seit 1949 Sachsen, Thüringen

seit 2007 Sachsen-Anhalt

seit 2008 Mecklenburg-Vorpommern

seit 2009 Saarland

seit 2010 Hamburg

2011 Bayern, Niedersachsen

2012 Baden-Württemberg, Berlin,

Brandenburg, Bremen

2013 Nordrhein-Westfalen,

Teile von Hessen

2014 Teile von Hessen

2016 Schleswig-Holstein,

Rheinland-Pfalz (im Modellversuch an

Ganztagsschulen)

Page 14: kompakt März 2011

14 | kompakt | März 2011

> TITEL DOPPELJAHRGANG

die ohnehin angebotenen mit ihnen

zu besetzen. Volkswagen beispielsweise

stockt einmalig um weitere 200 Ausbil-

dungs- und Studienplätze in Niedersach-

sen und Hessen auf, Audi richtet an

seinen Standorten in Bayern und Ba-

den-Württemberg 36 zusätzliche für das

duale Studium ein. Das entspricht der

durchschnittlichen Zahl an Ausbildungs-

plätzen, die in den vergangenen Jahren

mit Abiturienten besetzt wurden.

Der Autozulieferer Continental hat

wegen des doppelten Jahrgangs die Zahl

seiner Ausbildungsplätze von bundes-

weit 565 im vergangenen Jahr auf 608 in

diesem erhöht – unter anderem die dua-

len Studiengänge im Ingenieurbereich.

Eine Tendenz zur Übervorteilung sieht

Conti-Jugendvertreter Maximilian Grab-

her nicht: »Bei uns sind die Auszubil-

denden gut durchmischt. In meinem

Lehrjahr gibt es sowohl Hauptschüler,

Schüler mit Fachhochschulreife als auch

Abiturienten.«

DAS WIRD AUCH SO BLEIBEN. Denn

Schüler interessieren sich je nach Ab-

schluss erfahrungsgemäß für unter-

schiedliche Berufe. Im Handwerk etwa

liegt die Quote der Abiturienten bei gera-

de einmal sechs Prozent, besonders viele

entscheiden sich für eine Ausbildung

zum Orthopädietechniker, Augenopti-

ker, zur Bürokauffrau und vereinzelt

zum Mechatroniker. In den meisten Be-

reichen sind traditionell Haupt- und

Realschüler beschäftigt. »Sie sind nach

wie vor unsere Hauptzielgruppe«, be-

ruhigt Carl-Michael Vogt, Leiter der Ab-

teilung Berufliche Bildung bei der Hand-

werkskammer Hannover.

Ähnlich sieht es in Ausbildungsberu-

fen aus, die in die Zuständigkeit der In-

dustrie- und Handelskammer fallen. Die

Der befürchtete Verdrängungs-wettbewerb bleibt bisher aus

1 | PLATZ GEFUNDEN:Philipp-Christian Brandin lernt Mecha-troniker bei Continental in Hannover.

2 | DIE MISCHUNG STIMMT:Für Conti-Jugendvertreter Maximilian Grabher sind Abiturienten, Haupt- und Realschüler gleichmäßig verteilt.

3 | GELERNT IST GELERNT:Als Industriemechaniker hat Steffen Pestka später gute Aussichten, einen Job zu fi nden.

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15kompakt | März 2011 |

Hälfte aller Abiturienten konzentriert

sich auf nur zehn Berufe. »In den Be-

reichen Bank, Versicherungen und Fi-

nanzen, Industrie und Immobilien ha-

ben wir Quoten von mehr als 60 Pro-

zent«, sagt IHK-Berufsbildungsreferent

Gert Spevacek. Ebenfalls beliebt seien ge-

werblich-technische Ausbildungsberufe

wie Fachinformatiker und Anwendungs-

entwickler.

Die Erfahrungen aus Bundesländern,

in denen der doppelte Abi-Jahrgang be-

reits die Schulen verlassen hat, legen

ebenfalls nahe, dass es künftig kein

Chaos auf dem Ausbildungsmarkt geben

wird. »Der befürchtete Verdrängungs-

wettbewerb ist ausgeblieben«, sagt Knut

Böhrnsen von der Arbeitsagentur Ham-

burg. Die Hansestadt hatte im vergange-

nen Jahr sogar mit verschiedenen Part-

nern ein Aktionsbündnis Bildung und

Beschäftigung gebildet und 3000 zusätz-

liche Ausbildungsplätze eingeworben.

Viele Stellen konnten allerdings nicht

besetzt werden. »Bei uns haben sich bis-

lang sogar weniger Bewerber gemeldet

als Plätze zur Verfügung stehen.«

ÜBER DIE GRÜNDE können Arbeits-

agentur und Unternehmen nur spekulie-

ren. Fakt ist, es gibt immer noch zu

wenig Ausbildungsplätze. Im Juli 2010

wurden von der Bundesagentur für Ar-

beit 405 639 betriebliche Ausbildungs-

plätze gemeldet. Dem standen 511 228

Bewerber gegenüber. Die rechnerische

Lücke beträgt also 105 589 fehlende Aus-

bildungsplätze. Von einer ausgegliche-

nen Bilanz kann keine Rede sein. Verges-

sen darf man auch nicht die Zehntausend

Bewerber, die in den vergangenen Jahren

bei der Lehrstellensuche leer ausgegan-

gen sind und nun in Warteschleifen ver-

harren. Ihre Chance auf eine Lehrstelle

wird von Jahr zu Jahr geringer.

Etwa 1,5 Millionen junge Menschen

zwischen 20 und 29 haben keine abge-

schlossene Berufsausbildung. Und viele

von ihnen blicken pessimistisch in die

Zukunft. Laut der aktuellen Shell-Ju-

gendstudie sind etwa 20 Prozent der Ju-

gendlichen zwischen 12 und 25 Jahren

von der restlichen Gesellschaft abge-

hängt. Dies betrifft besonders Kinder

aus sozial schwachen Familien. Wäh-

rend fast drei Viertel der Befragten davon

ausgehen, dass sich ihre Berufswünsche

erfüllen, liegt die Zahl bei den Jugend-

lichen aus schwierigen sozialen Verhält-

nissen bei lediglich 41 Prozent.

Zur positiven Bilanz der Handelskam-

mern und Arbeitgeberverbände passt

auch nicht, dass viele Auszubildende

Probleme haben, im Anschluss an die

Lehre einen Arbeitsplatz zu finden.

Ebenfalls unverständlich ist der Boom

befristeter Arbeitsverträge. Nur rund ein

Viertel der Unternehmen in der Indus-

trie übernimmt ihre Azubis unbefristet.

Mit Blick auf den doppelten Jahrgang

CHANCEN AUF AUSBILDUNGSPLATZ ERHÖHEN

Die Chancen auf einen Ausbildungsplatz stehen auch angesichts der doppelten Abiturjahrgänge nicht schlecht. Wer seine Aussichten jedoch verbessern möchte, tut gut daran, sich alle Möglichkeiten vor Augen zu halten. Und die sind vielfältig: Aktuell zählt das Bundesinstitut für Berufsbildung etwa 350 anerkannte Aus-bildungsberufe, von denen aber nur die wenigsten bekannt sind. 26 Prozent aller neu abgeschlossenen Verträge entfallen auf gerade einmal sieben Berufe.

Die Top Ten der Ausbildungsberufe:

1. Kaufmann/-frau im Einzelhandel 2. Verkäufer/-in 3. Bürokaufmann/-frau 4. Kraftfahrzeugmechatroniker/-in 5. Industriekaufmann/-frau 6. Kaufmann/-frau im Groß- und Außenhandel 7. Koch/Köchin 8. Medizinische/-r Fachangestellte/-r 9. Friseur/-in10. Bankkaufmann/-frau

Die Alternativen liegen manchmal gar nicht so weit entfernt wie man vermutet. Statt einer Lehre als Einzelhandelskaufmann bieten sich etwa Buchhändler, Musik-fachhändler, Automobilkaufmann oder Drogist an. Azubis werden auch in fast allen Produktionsberufen gesucht – vom Papiertechnologen über Verfahrensmechaniker Kunststoff- und Kautschuktechnik, Chemikant bis hin zum Pharmakanten.

Eine Übersicht über Ausbildungsberufe und Ausbildungsalternativen bietet die Agentur für Arbeit auf ihrer Internetseite: http://berufenet.arbeitsagentur.de

haben IG BCE und BAVC den Tarifver-

trag »Zukunft durch Ausbildung«, der

die Zahl der Ausbildungsplätze in der

chemischen Industrie festlegt, fortge-

schrieben.

FÜR ANDREAS HEINEMANN und Sven-

ja Niederkrome ist all das erst mal kein

Thema. Die beiden Schüler gehören zur

Masse derer, die wohl prototypisch für

den doppelten Abiturjahrgang und Abi-

turienten an sich ist. Der 19-Jährige will

Medizin studieren und die Wartezeit mit

einem freiwilligen Jahr beim Bund über-

brücken. Seine Schulkameradin will viel-

leicht Lehrerin werden – aber erst nach-

dem sie ein Jahr in Neuseeland verbracht

hat, »um zu jobben und zu reisen«.

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Page 16: kompakt März 2011

16 | kompakt | März 2011

> Themen Tarifrunde

TARIFRUNDECHEMIE 2011

>

Ohne Moos nix los

Die erste runDe in den regionen ist gedreht, am 15. märz wird auf Bundes-ebene weiterverhandelt. für die 550 000 Beschäftigten in der chemischen industrie fordert die iG BCe eine erhöhung der entgelte um 7 Prozent bei einer Vertrags-laufzeit von zwölf monaten.

neunmal haben sich die Kommis-sionen der Chemie-Arbeitgeber und der IG BCE bislang gegen-

über gesessen. Die Verhandlungen ma-chen deutlich: Der Aufschwung ist da, hat in voller Breite eingesetzt. Es gibt auch keine nennenswerten Unterschie-de zwischen den Regionen, die Chemie brummt, das Vorkrisenniveau ist er-reicht. 2010 hat es ein Produktionsplus von 11 Prozent gegeben, der Umsatz ist um 17,5 Prozent gestiegen.

Das Tal der Tränen ist überwunden, der Anschluss zu den absoluten Chemie-Spitzenjahren 2008 und 2009 geschafft. Auch um die Perspektiven ist es gut be-stellt, der ifo-Geschäftsklimaindex be-wegt sich auf Rekordhöhe.

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Die 7 steht – auch an der Fassade der iG-BCe-Hauptverwaltung in Hannover.

Die »Tagesschau« meldet nüchtern einen »XXL-Boom«, eine Einschätzung, die auch von den Zahlen aus den Che-mie-Betrieben gestützt wird. Im Augen-blick werden gerade die Bilanzen erstellt, der Trend ist klar: »Das Jahr 2010«, sagt Lanxess-Vorstand Axel Heitmann, »wird mit Sicherheit das beste Jahr unserer Fir-mengeschichte.« Gute Nachrichten auch aus Hannover, die Conti hat ein Wachs-tum von 27 Prozent hingelegt – ein Vorstoß in neue Dimensionen. Clariant schließt 2010 mit dem besten Ergebnis seit zehn Jahren ab. Rudolf Staudigl, Chef der Wacker Chemie, blickt optimis-tisch in die Zukunft: »Unsere Produktion ist für 2011 und 2012 bereits so gut wie ausverkauft.« BASF-Vorstand Jürgen

Page 17: kompakt März 2011

blenden zu lassen.« Doch in den Tarif-kommissionen der IG BCE sitzen gestan-dene Gewerkschafter, die lassen sich von gar nichts blenden. Die Nordrheiner haben sich in der Verhandlung Sonnen-brillen aufgesetzt, um die Einlassung des Arbeitgebervertreters ironisierend zu kontern.

Jenseits aller ironie ist jedoch klar: Ein Selbstläufer wird die Tarif- runde 2011 nicht, die Auffassungen von IG BCE und Chemie-Arbeitgebern klaf-fen weit auseinander. Die Überschrift des Aufmachers im »BAVC-Informa-tionsdienst für Führungskräfte« lautet: »Weniger ist mehr.« Die IG BCE hält dagegen: »Mehr ist mehr.« Gut mög-lich, dass der 7-Prozent-Forderung de-monstrativ Nachdruck verliehen wer-den muss – die Bundesverhandlung am 15. März in Hannover wird Aufschlüsse bringen.

Michael Denecke

Hambrecht bringt die Lage im größten Chemie-Unternehmen der Welt auf den Punkt: »Wir werden das Jahr 2010 mit einem Rekordergebnis abschließen. Die-sen Erfolg haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihrem Teamgeist, ihrer hohen Flexibilität und ihrem groß-artigen Einsatz möglich gemacht.«

Vor diesem Hintergrund scheinen die Reaktionen des Bundesarbeitgeberver-bandes Chemie (BAVC) auf die gewerk-schaftliche Forderung aus einer anderen Welt. »An der Realität vorbei«, »über-zogen«, der Bogen sei »deutlich über-spannt« und so weiter und so weiter – die Klagelieder werden geradezu herz- ergreifend gesungen.

BAVC-Hauptgeschäftsführer Hans Paul Frey meint gar, die IG BCE vorm Abhe-ben warnen zu müssen: »Die IG BCE muss darauf achten, die Bodenhaftung nicht zu verlieren. Sie darf jetzt nicht den Fehler machen, sich von den außerge-wöhnlichen Zahlen aus dem Jahr 2010

»Die iG BCe fordert genau das richtige. es gibt eine lösung für den Fachkräftemangel: Gute aus- bildung und mehr Übernahmen!« ralph aldridge, JaV-Vorsitzenderinfracor Gmbh

»Wir fordern 7 Prozent – weil die chemische industrie hohe Gewinne erzielt und wir hohen anteil daran haben!« irene Feußner, Vertrauensfrau Siemens healthcare diagnostics Products Gmbh

»in der not hat man von uns genommen, jetzt er- warten wir unseren anteil am erfolg.« Britta schaubs, Vertrauensfrau und Betriebsrätin honeywell Bremsbeläge

»Wir fordern 7 Prozent, weil wir unseren gerechten anteil am aufschwung haben wollen.« Kaya Muharrem, Betriebsratsmitglied michelin reifenwerke Bad Kreuznach

17kompakt | März 2011 |

Die Zeit ist reif

Die gesamtwirtschaftlichen Rahmen-

daten und die Zahlen aus den Che-

mie-Unternehmen sehen gut aus, unsere

7-Prozent-Forderung ist berechtigt und

gut begründet. Zudem sei unterstrichen,

dass die Beschäftigten in der Krise erheb-

liche Einschnitte hingenommen und so

die Voraussetzungen für einen neuen

Aufschwung mit geschaffen haben. Der

Aufschwung ist da – und jetzt wollen

wir daran teilhaben. Das entspricht den

Geboten von Fairness und Gerechtigkeit.

Es spricht nichts gegen zügige Verhand-

lungen – aber alles gegen taktische Spiel-

chen. Kurz und knackig, das bleibt unsere

Orientierung für die Chemie-Runde 2011.

Die Arbeitgeber sind aufgefordert, ihr

Wolkenkuckucksheim zu verlassen und

die Wirklichkeit zur Kenntnis zu nehmen.

Wir erwarten, dass am 15. März in Han-

nover ein verhandlungsfähiges Angebot

auf den Tisch kommt.

Z W i s C H e n r u F

Peter HausMannIm IG-BCE-Hauptvorstand für Tarifpolitik zustä[email protected]

Die tariFrunDe iM netZ

Für schnelle infos rund um die tarifrunde ist ein Blog eingerichtet:www.igbce-blogs.de/kampagneund bei Facebook ist die iG BCe ebenfalls stets aktuell unterwegs:www.facebook.com/pages/iG-BCe/195646150169Wir freuen uns auch im netz immer über neue Freunde . . .

Page 18: kompakt März 2011

18 | kompakt | März 2011

> THEMEN SOZIALGESETZE

HARTZ IV Der

ABER: Leiharbeit wird immer noch

EIN JAHR hat die Politik gebraucht, um dem Urteil des Bundesverfassungs-gerichtes zu entsprechen und die Hartz-IV-Sätze neu zu regeln. Viel Taktik war im Spiel – das Ergebnis ist kein großer Wurf.

Am frühen Morgen des 21. Feb-

ruar war es endlich soweit: Nach

zwei Monaten heftigen Streits

um die Hartz-IV-Gesetze einigten sich

Regierung und Opposition auf einen

Kompromiss, dem nach Redaktionschluss

dieser kompakt-Ausgabe noch der

Vermittlungsausschuss sowie Bundes-

tag und Bundesrat selbst zustimmen

mussten.

Wichtigster Punkt: Der REGELSATZ

des Arbeitslosengeldes II für erwerbs-

fähige Hilfebedürftige (umgangssprach-

lich: »Hartz IV«) steigt in zwei Stufen

um monatlich 8 Euro. Zunächst werden

rückwirkend ab Januar 5 Euro gezahlt,

sodass der Regelsatz jetzt 364 Euro be-

trägt. 2012 kommen weitere 3 Euro so-

wie ein zusätzlicher Betrag aufgrund von

Inflation und Lohnentwicklung hinzu.

JULI 2008

APRIL 2009

DEZEMBER 2009

OKTOBER 2010

823 000

582 000

632 565

923 000

ZAHL DER LEIHARBEITNEHMER IN DEUTSCHLAND (ABSOLUTE ZAHLEN UND VERTEILUNG NACH GESCHLECHT)

69 %

31 %

Der Kompromiss zwischen Regierung und SPD beinhaltet keine echten Verbesserungen für Leiharbeiter. Vor allem gibt es immer noch nicht gleichen Lohn für gleiche Arbeit.

Nach dem Abschluss der nächtlichen Verhandlungen waren

alle Beteiligten erst einmal froh, ein Ergebnis zu haben. Doch

für die knapp eine Million Leiharbeiter in Deutschland ist das

Resultat mehr als enttäuschend. Denn die Bundesregierung

hat das Thema »Gleicher Lohn für gleiche Arbeit« am Ende

ausgespart und »damit eine große Chance verspielt«, sagt Mi-

chael Vassiliadis, der IG-BCE-Vorsitzende. Auch 87 Prozent

der Deutschen finden es ungerecht, dass Leiharbeiter nicht

den gleichen Lohn bekommen wie regulär Beschäftigte. Das

hat eine Allensbach-Umfrage Anfang Februar ergeben.

»Wir begrüßen, dass jetzt für weitere Bereiche Lohnunter-

grenzen gezogen werden sollen«, sagt Michael Vassiliadis. Das

sei durchaus ein Fortschritt, der Durchbruch allerdings, kriti-

siert er, sei damit nicht geschafft. Insbesondere die Beschäftig-

ten in Branchen mit einem guten Entgeltniveau hätten das

Nachsehen. Leiharbeit, so Vassiliadis, sei längst zu einem Ins-

trument der Lohndrückerei verkommen.

Schon bei den Herbstaktivitäten war das Thema Leiharbeit

ein zentrales Anliegen der IG BCE. Und sie wird die Leiharbeit

auch weiter thematisieren.

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Zum Vergleich: Im Jahresdurchschnitt waren 2010 rund 40,37 Millionen Personen in Deutschland erwerbstätig.

Page 19: kompakt März 2011

19kompakt | März 2011|

MINDESTLÖHNE für Beschäftigte im

Wachgewerbe und in der Weiterbil-

dungsbranche werden neu eingeführt.

Von den Mindestlöhnen profitieren

nach einer Schätzung von Ministerprä-

sident Kurt Beck 1,2 Millionen Beschäf-

tigte. Durch diese Maßnahmen werden

vermutlich deutlich weniger Menschen

auf Hartz-IV-Leistungen angewiesen

sein.

LEIHARBEITSKRÄFTE sollen ab dem

1. Mai durch eine Entgeltuntergrenze

(»Mindestlohn«) geschützt werden. Auf

dieses Datum kam es an, weil der

deutsche Arbeitsmarkt ab Mai für ost-

europäische EU-Arbeitskräfte vollstän-

dig geöffnet ist. Gegen dieses Stich-

datum für einen Mindestlohn hatte die

FDP bis zum Schluss gekämpft.

Kompromiss

viel schlechter bezahlt

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Ferner gibt es ein BILDUNGSPAKET

zugunsten von 2,3 Millionen armer

Kinder von Hartz-IV-Empfängern oder

Geringverdienern, die den Kinderzu-

schlag oder Wohngeld erhalten. Es ent-

hält Zuschüsse für ein warmes Mittag-

essen in Schule oder Kita, monatlich

10 Euro Zuschuss für Freizeitaktivitäten,

30 Euro pro Schuljahr für Wandertage

sowie 100 Euro für Schulsachen.

1456 Euro

2805 Euro

brutto verdienten Leiharbeiter trotz sozialversichertem Vollzeit-job in den alten Bundesländern 2009 durchschnittlich

brutto verdienten regulär Vollzeit-beschäftigte in den alten Bundes-ländern 2009 durchschnittlich

65 %

8 %

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brutto verdienten regulär Vollzeit-beschäftigte in den alten Bundes-ländern 2009 durchschnittlich

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ländern 2009 durchschnittlich

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KEIN KLEBEEFFEKT

der Leiharbeitnehmer verfügen über eine abgeschlossene Berufsausbildung. 30 Prozent von ihnen sind als Hilfsarbeiter tätig.

der zuvor Arbeitslosen sind es unterm Strich nur, die durch Leiharbeit den Sprung aus der Arbeitslosigkeit geschafft haben.

RANDSTADT (Niederlande),ADECCO (Schweiz),PERSONA (Deutschland),AUTOVISION (Wolfsburg),USG PEOPLE GERMANY (Niederlande)sowie PERSONAL, ZAG-Zeitarbeits-gesellschaft, ORIZON, TIME-PARTNER(alle Deutschland).

QUALIFIKATION

DIE GRÖSSTEN LEIHARBEITSFIRMEN

Page 20: kompakt März 2011

>

20 | kompakt | März 2011

LESERFORUM

> Zitat des Monats(2/2011)

LobbyarbeitMit großer Verwun-

derung muss ich fest-

stellen, dass unsere Gewerk-

schaftszeitung jetzt auch der

Lebensmittellobby das Wort

gibt. Versucht man doch seit

Monaten die Bevölkerung auf

höhere Lebensmittelpreise ein-

zustimmen.

Die Devise lautet ganz

einfach: Teure Lebensmittel

gleich gute Lebensmittel.

Billige Lebensmittel gleich

schlechte Lebensmittel. Und

alle, die noch nie einen

Supermarkt von innen ge-

sehen haben, stimmen naiv

mit ein. Durch höhere Preise

steigt mit Sicherheit nicht

die Qualität der Lebensmittel,

wohl aber die Gewinne der

Erzeuger und Händler.

Hans Werner Schmitz, Gelsenkirchen

> Viel Glück?von Bert Strebe (2/2011)

Gerechtes Glück

@Macht Wohlstand zu-

frieden? Welch eine

Frage, eines ist sicher: Gerech-

tigkeit macht zufriedener!

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

kompakt

VOR ORT Flachglas in Wesel ist insolvent – wie geht es für die Beschäftigten weiter?

TENDENZEN Was ungarische Gewerkschafter zum umstrittenen neuen Mediengesetz sagen

TIPPS Wie viel Geld Frauen mit Risikoschwangerschaft im Berufsverbot zusteht

Nr. 02 I FEBRUAR 2011 www.igbce.de

Was uns nicht schmeckt

Die Arbeitsmarktzahlen sind glänzend. Aber Befristung und Zeitarbeit nagen am schönen Bild vom Jobwunder.

Schreiben Sie uns! Wir freuen uns über Lob, Kritik und Anregungen.

Leserbriefe stellen die Meinung des Einsenders dar. Anonyme Zuschriften werden nicht berücksichtigt. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor.

IMPRESSUM

Das Mitgliedermagazin der IG Bergbau, Chemie, Energie

HerausgeberMichael Vassiliadis

ChefredakteurChristian Hülsmeier

Stellvertretender ChefredakteurMichael Denecke

Chef vom DienstAlexander Nortrup

RedaktionSarah Heidel, Rudolf Heim,

Dirk Kirchberg, Dr. Ulrike Börger

FotoredaktionUlrike Neufeld

RedaktionsassistenzSimone Michels, Tanja Rössner

GestaltungHans Borgaes

RedaktionsanschriftKönigsworther Platz 6

30167 HannoverTelefon: 0511 7631-329/-698

Telefax: 0511 7000891E-Mail: [email protected]

Internet: www.igbce.de

Satz: BWH GmbHBeckstraße 10, 30457 Hannover

Gesamtherstellung und -vertrieb:Westend Druckereibetriebe GmbH

Westendstraße 1, 45143 Essen

AnzeigenverwaltungBWH GmbH – Die Publishing CompanyPostfach 92 01 55, 30440 Hannover

Telefon 0511 94670-0Telefax 0511 94670-38Gültige Anzeigenliste Nr. 9 vom 01. 05. 2010

Verantwortlich für den Anzeigenteil:

Jürgen Oberschilp

Zusendungen: Für unverlangte Einsendungen wird keine

Gewähr übernommen.

Bezugspreis0,90 €, jährlich 10,00 €.

Für Mitglieder der IG BCE ist der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag

enthalten.

Erscheinungsweise: kompakt erscheint monatlich mit acht Regionalausgaben für Bayern, Baden-Württemberg,

Hessen-Thüringen, Nord, Nordost, Nordrhein, Rheinland-Pfalz/Saarland,

Westfalen.

Redaktionsschluss dieser Ausgabe:21. 02. 2011

Druckaufl age: 676 061 (IV/2010) Gedruckt auf chlorfreiem Papier

kompakt

Gerechtigkeit verteilt den

Wohlstand und sorgt für so-

zialen Frieden und auch für

Sicherheit.

Glück hingegen hat mit

Gerechtigkeit nichts zu tun.

Glück ist ein Zufallspro-

dukt. Glück ist die Abwesen-

heit von Unglück. Unglück

ist zum Beispiel, wenn man

von seiner Hände Arbeit nicht

leben kann.

Günter Stadler, per E-Mail

> »Damit ist es aus«von Dirk Kirchberg (2/2011)

Schotten dicht

@Was Orbán in Ungarn

veranstaltet, ist unglaub-

lich. Ungarn, ausgerechnet

Ungarn, das ja an den Um-

wälzungen 1989 eine nicht

unmaßgebliche Rolle spielte.

Keiner weiß, wie weit Orbán

bereit sein wird, demokra-

tische Grundrechte noch

weiter zu treiben.

Den ersten Schritt hat er

gemacht. Aufgrund satter

Mehrheiten. Wenn die be-

ginnen zu wackeln, fürchte

ich, wird Orbán aus reinem

Machterhaltungstrieb noch

mehr die Schotten dicht

machen. Ich meine, dass hier

auch die ungarischen Ge-

werkschaften mobil machen

müssen.

Reiner Eckel, auf dem kompakt-Blog

> »Entscheidend ist die Schutzausrüstung«

Interview mit Helmut Blome (2/2011)

Kein DioxinMit Erstaunen muss-

ten wir feststellen,

dass wir als Kokerei Prosper

mit dem sensiblen Thema

Dioxin im Einklang gebracht

worden sind. In dem Inter-

view mit Herrn Blome fiel

kein Wort, dass auf eine

Kokerei hingewiesen wird,

nur in der Bildunterschrift

zu dem Foto.

Meines Wissens nach ent-

steht beim Verkoken von

Kohle kein Dioxin. Maximal

bei Einsatzstoffen, die ei-

nem Kokereiprozess zuge-

führt werden, könnte Dioxin

auftreten. Allerdings ist das

Qualitätsmanagement so gut

ausgelegt, dass unsere Stoffe

eben nicht in irgendeiner

Form belastet sind. Ferner

wird in dem Interview von

Sondermüllverbrennungsan-

lagen berichtet und die Ko-

kerei Prosper ist keine Ver-

brennungsanlage.

Michael Gruner, Herne

> Unser Einsatz für Deine Übernahme

Rückseite (2/2011)

@ Hiermit distanziere ich

mich als Gewerkschaf-

ter auf das Allerschärfste

von der Aufmachung der

Rückseite der kompakt. Fast täglich muss ich meine

Dachrinne von linksradika-

len und rechtsradikalen Auf-

klebern säubern, die in der

gleichen Aufmachung daher-

kommen und ganze Städte

verschandeln.

Nur dass auf dieser der

gleiche Mann auf einen Poli-

zisten eintritt. Wenn das der

neue Stil meiner Gewerk-

schaft wird, kann ich nur

»Pfui Teufel« sagen.

Axel Felgner, per E-Mail

Page 21: kompakt März 2011

kompakt | Monat 20XX | 21

VOR ORT

Kristallisierte Energie

Auf dem Weg nach obenIG BCE und Chemiearbeitgeber fördern und

begleiten Frauen in Führungspositionen.

Einigung bei RWEWarnstreiks brachten Bewegung in die

schwierigen Tarifverhandlungen.

Der Schornstein raucht weiterAus Thailand und Italien kommen die

neuen Trevira-Eigentümer.

Foto: Sven Doering/Agentur Focus

Wie bei SolarWorld aus Silizium Solarzellen werden

Page 22: kompakt März 2011

> VOR ORT SOLARWORLD

Schnell eilt Lars Eppen-

dorfer den Gang ent-

lang von der Befül-

lung in die laute Halle mit

den Kristallisationsöfen. Zwei

Werker sind dabei, einen

der metallenen Öfen mit Sili-

zium zu beladen. Dann ein

Wechsel in die Waferferti-

gung. Soeben wird ein kristal-

lisierter Siliziumblock in qua-

dratische Säulen zerteilt. Ist

alles optimal? Lars prüft, be-

spricht die Abläufe mit den

Arbeitern. An seinem Schreib-

tisch in der Leitwarte sitzt er

kaum. Denn Lars Eppendor-

fer ist Verlustjäger bei Solar-

World und immer unterwegs

in der Produktion – auf der

Suche nach Engpässen oder

Verschwendung. Sein Ein-

satzgebiet beginnt dort, wo

auch das Silizium seinen Weg

hin zum Photovoltaikmodul

antritt: in der Kristallisation.

Hier liegt das eigentliche Ge-

heimnis der Solarzellenferti-

gung. Über Stunden wird das

Silizium in einem großen

Quarzgutbehälter mit speziel-

ler Beschichtung unter Edel-

gasatmosphäre geschmolzen.

Danach muss es anderthalb

Tage lang vom Boden aus-

gehend gleichmäßig erstarren.

Wenn hier etwas schiefgeht,

wird später die Solarzelle

durch Risse unbrauchbar.

SolarWorld hat im Gegensatz

zu vielen anderen Solarunter-

nehmen von Anfang an auf

die gesamte Fertigungskette

der Photovoltaikproduktion

gesetzt. Das zahlt sich jetzt

aus. Denn mit der Kristallisa-

tion kann das Unternehmen

die Qualität seiner Solarzellen

selbst steuern.

DIE PRODUKTION der Solar-

zellen liegt außerhalb von

Lars Eppendorfers Bereich.

Der Weg vom grauen Wafer,

der hauchdünnen Silizium-

scheibe, zur leitfähigen blauen

Sonnige AussichtenIM SÄCHSISCHEN FREIBERG betreibt SolarWorld eine der modernsten Solarfabriken weltweit. Und produziert damit die Energieleistung eines Atomkraftwerk-Reaktorblocks.

1

22 | kompakt | März 2011

Page 23: kompakt März 2011

Solarzelle läuft vollautoma-

tisch. Dabei wechseln sich

chemische und thermische

Stationen ab: das Ätzen der

Oberfläche im Säure-Laugen-

Bad, danach die Diffusion

von Phosphoratomen in den

Wafer bei 800 Grad Celsius.

Nur wenn die Maschinen ei-

nen Materialschaden melden,

greifen die Operator, wie hier

die Arbeiter heißen, ein.

Das plasmaunterstützte Auf-

tragen von Siliziumnitrid als

blaue Antireflexionsschicht

oder das Einfeuern der Kon-

taktstreifen aus Silber, über die

später der erzeugte Strom ab-

genommen wird – all das sind

Standardprozesse der Solar-

zellenproduktion. Worin sich

jede Fertigung unterscheidet,

sind die vor Ort entwickelten

Details. Bei SolarWorld sind

es zum Beispiel die Mischver-

hältnisse in den chemischen

Prozessen oder die Anord-

nung der silbernen Streifen

auf der Solarzellenrückseite,

über die Stillschweigen be-

wahrt wird.

DER MARKT für Photovol-

taikmodule ist hart um-

kämpft. Die Solarförderung

sinkt, die Konkurrenz aus

Asien macht Druck und die

deutschen Pioniere können

nur durch ständige Optimie-

rung ihrer Produkte und

Ausweitung der Produktions-

kapazitäten bestehen. Aktuell

produziert der Freiberger

Standort am Tag 200 000

multikristalline Solarzellen

mit einem Wirkungsgrad von

über 16 Prozent. Betriebsrats-

vorsitzende Anke Martin-

Heede sieht vor allem die

dünne Personaldecke, wenn

sie in der Produktion unter-

wegs ist. Die gängige Praxis

der befristeten Einstellungen

und die seit Jahren hohe Zahl

der Leiharbeiter – nicht un-

gewöhnlich in der Solarbran-

che – sind ihr ein Dorn im

Auge. Von den 15 Betriebs-

ratsmitgliedern sind fast alle

in der IG BCE, doch generell

ist der Organisationsgrad im

Betrieb nicht hoch. Da wollen

sie ran, um Veränderungen

bewirken zu können – auch

tariflicher Art. Zurzeit baut

der Betriebsrat ein Netzwerk

von Vertrauensleuten auf. Die

Auswirkungen sind schon

spürbar, sagt Anke Martin-

Heede: »Es kommen mehr

Anfragen. Wir merken, dass

Gewerkschaft und Betriebsrat

präsenter werden.«

FACHKRÄFTEMANGEL bei

den Ingenieuren, aber auch

bei den Facharbeitern ist

ebenfalls ein Thema für die

SolarWorld-Betriebsräte. Sie

verstehen nicht, warum den

meisten Auszubildenden nach

bestandener Abschlussprü-

fung nur ein befristeter Ver-

trag angeboten wird, obwohl

in Freiberg Facharbeiter feh-

len. »Wir sind stolz, in ei-

nem Zukunftsunternehmen

der Solarbranche zu arbei-

ten«, sagt Anke Martin-Hee-

de, »aber wir sind mit ver-

schiedenen Dingen nicht

einverstanden.«

Letzter Schritt, bevor die

Siliziumzelle das Sonnenlicht

in Energie verwandeln kann,

ist die Solarmodulfertigung.

In rasender Geschwindigkeit

werden jeweils 60 Zellen zu-

sammengelötet, laminiert, ge-

rahmt und mit Anschluss-

dosen für die Stromabnahme

versehen. Die SolarWorld-

Waferproduktion in Freiberg

wird in diesem Jahr die Leis-

tung von einem Gigawatt er-

reichen – so viel Energieleis-

tung wie ein Reaktorblock

eines Atomkraftwerks.

Susanne Kettelför

1 | DURCHBLICK:Olaf Heber beobachtet die automatische Klassierung der fertigen Solarzellen.

2 | KONTROLLE:

Betriebsrat und Verlustjäger Lars Eppendorfer (oben) kontrolliert in der Leitwarte Prozesskurven.

3 | VON HAND:

Mitarbeiterinnen kontrollie-ren die Solarzellen auf Fehler.

3

2

Im Jahr 2000 übernahm die von »Sonnenkönig« Frank H. Asbeck Ende der 90er-Jahre gegründete SolarWorld AG die Waferfertigung der Bayer Solar GmbH. In enger Kooperation mit der Tech-nischen Universität Freiberg sowie etwa 20 weiteren Forschungseinrichtungen betreibt der Konzern heute in Freiberg an drei Produktions-standorten eine der weltweit wenigen vollintegrierten Solarfabriken. Rund 1850 Menschen arbeiten hier, 400 von ihnen als Leiharbei-ter, außerdem 73 Auszubil-dende. SolarWorld betreibt zudem Werke in den USA und Südkorea. Der Firmensitz ist Bonn. Das Unternehmen hat für 2010 einen Rekordumsatz von 1,3 Milliarden Euro gemeldet.

www.solarworld.de

DAS UNTERNEHMEN

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23kompakt | März 2011 |

»Wir spüren den Fachkräftemangel deutlich. Deshalb verstehen wir nicht, warum die Auszubildenden nur einen befristeten Vertrag bekommen.«

Anke Martin-Heede Betriebsratsvorsitzende

Page 24: kompakt März 2011

| kompakt | mÄRZ 201124

> VOR ORT AKTUELLES

Der massive Protest hat geholfen: Bei RWE-Power gibt es mehr Geld.

Die RWE-Belegschaft beugt

sich keinem Lohndiktat

des RWE-Vorstandes.« Für

IG-BCE-Verhandlungsführer

Michael Winkler ist vor allem

das in der langen und äußerst

schwierigen Tarifauseinander-

setzung bei RWE-Power deut-

lich geworden.

Am 25. Januar wurde nach

einem elfstündigen Verhand-

lungsmarathon in Dortmund

das Ergebnis für die 16 000 Be-

schäftigten der Braunkohle-

Konzerntochter vereinbart:

3,4 Prozent mehr für 13 Mo-

nate, rückwirkend ab dem

1. November 2010. Winkler:

»Dieses Ergebnis ist nur auf-

grund der eindrucksvollen

Beteiligung der Beschäftigten

Lohndiktat abgeschmettert – Einigung bei RWEDORTMUND | Warnstreiks brachten Bewegung in die schwierigen Tarifverhandlungen

bei den Warnstreiks zustande

gekommen.« Am 24. Januar

hatten wieder Tausende RWE-

Beschäftigte nicht nur im

Braunkohlenrevier, sondern

auch an anderen RWE-Stand-

orten Druck gemacht. Etwa

800 Beschäftigte reisten am

25. Januar zum Verhand-

lungsort nach Dortmund und

demonstrierten dort.

Manfred Maresch, stellver-

tretender IG-BCE-Bezirksleiter

in Alsdorf, räumt zwar ein,

dass der Tarifkompromiss

hinter der Erwartungshaltung

einiger Beschäftigter zurück-

bleibe: »Dies hat auch die in-

tensive und zum Teil kritische

Diskussion in der Verhand-

lungs- wie auch in der Tarif-

kommission gezeigt.« Aber, so

Maresch, mit Warnstreiks und

Demonstrationen sei erreicht

worden, dass das Arbeitgeber-

angebot vom Dezember deut-

Die Verhandlungen bei

Vattenfall Europe zogen

sich mehr als zwei Monate hin.

Am Ende zeigten die Warn-

streiks vor der dritten Ge-

sprächsrunde und die Einbe-

rufung der 80 Mitglieder der

Vattenfall: Warnstreiks zeigten WirkungBERLIN | Tarifeinigung in der vierten Verhandlungsrunde

Konzerntarifkommission Wir-

kung, die bei der vierten Ver-

handlungsrunde im Hinter-

grund bereit saßen. Sie woll-

ten – bei Abschluss als auch

bei Scheitern der Verhandlun-

gen – sofort das weitere Vorge-

hen entscheiden. Schließlich

einigten sich die Gewerkschaf-

ten IG BCE, ver.di und IG Me-

tall mit der Arbeitgeberseite:

Rückwirkend ab Januar erhal-

ten die Beschäftigten 3,4 Pro-

zent Entgelterhöhung mit ei-

ner Laufzeit von 13 Monaten.

IG-BCE-Verhandlungsführer

war Michael Winkler: »Die Ar-

beitgeber wollten ohne Ver-

gütungsanhebung abschließen

und setzten ausschließlich auf

eine Erhöhung der Leistungs-

prämie. Dass wir 3,4 Prozent

für die rund 16 000 Beschäf-

tigten von Vattenfall Europe

durchsetzen konnten, liegt al-

lein am Druck, den die Arbeit-

nehmerinnen und Arbeitneh-

mer in den letzten Wochen

aufgebaut haben.«

Ilona Schweigert, freigestell-

te Betriebsrätin im Tagebau

lich erhöht wurde. IG BCE

und ver.di hatten ursprüng-

lich eine 6,5-prozentige Ent-

gelterhöhung gefordert.

Andreas Uphues

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Mit Warn-streiks – wie hier in Welzow-Süd – unter-stützten Vattenfall-Beschäftigte die Verhand-lungen.

Welzow-Süd, hatte das erste

Mal ein Mandat als Tarifkom-

missionsmitglied bei einer

solch entscheidenden Ver-

handlungsrunde. Gemeinsam

mit 250 Kolleginnen und Kol-

legen hatte sie sich am 20. Ja-

nuar am Standort Tagebau

Welzow-Süd an dem Warn-

streik beteiligt, solidarisch un-

terstützt von rund 70 Strei-

kenden vor dem Kraftwerk

Lippendorf. »Jetzt zu erleben,

dass es was gebracht hat, ist

toll.«

Es sei ein akzeptables Er-

gebnis herausgekommen, sagt

Ilona Schweigert: »Betriebs-

räte und Tarifkommissions-

mitglieder haben ihre Vertrau-

ensleute sofort informiert und

wissen: Das Ergebnis wird von

einer großen Mehrheit getra-

gen.« Susanne Kettelför

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Page 25: kompakt März 2011

Lautstarker ProtestHAMBURG | »Shell muss Verantwortung übernehmen«

Rund 600 Demonstranten ha-

ben vor der Shell-Raffinerie im

Hamburger Hafen, verstärkt

durch laute Vuvuzela-Tröten,

gegen deren Zerstückelung

protestiert und den Betriebsrat

unterstützt. Der fordert eine

Gesamtlösung und Moderni-

sierung sowie den Verzicht auf

betriebsbedingte Kündigun-

gen. Langfristige Perspektiven

für die rund 570 Mitarbeiter

fordert auch der stellvertreten-

Die Raffi nerie muss bleiben: 600 Demons-tranten machen dem Betriebs-rat Mut. Was ist auf eurem Karnevalswagen zu sehen?

Der Tiefl ader ist siebeneinhalb Meter lang. Darauf haben wir einen total demolierten echten Pkw gebaut. Das ist der symbolische saarländische Karren, den Noch-Minis-terpräsident Peter Müller voll an die Wand gefahren hat. An der Figur aus Maschendraht und Pappmaschee arbeitet momentan die stellvertretende Vorsitzende des Bezirksjugendausschusses, Janine Becker.

Wer von euch hatte die Idee?Die Idee kam Anfang Februar im Bezirksjugendausschuss auf. Da sind wir 20 bis 30 junge Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter. Wir haben uns gedacht, Fasching wäre eine gute Gelegenheit, satirisch auf die Schließung so vieler Schulen und das Aus für den saarländischen Bergbau aufmerksam zu machen.

Es ist nicht eure erste karnevalistische Attacke? 2009 waren wir beim Burbacher Rosenmontagsumzug dabei. Damals haben wir die verkorkste Bildungspolitik aufs Korn genommen und mit einer dreieinhalb Meter langen Papprakete den Ministerpräsidenten symbolisch zum Mond geschossen. »Peterchens Mondfahrt« hieß der Motivwagen.

Wie habt ihr euch organisiert, um den Wagen zu bauen?Es bauen kontinuierlich drei Leute vom Bezirksjugend-ausschuss an dem Wagen. Wir arbeiten in einer alten Zechen-Kfz-Werkstatt, die seit 2005 leer steht. Den Tiefl ader hat mein Kollege Torsten Paulus, Vorsitzender unseres Bezirksjugendausschusses, besorgt.

Und was geht Rosenmontag ab?Rosenmontag werden wir dann alle hinter unserem Wagen laufen. Der ist ganz toll mit IG-BCE-Fahnen geschmückt und natürlich werden Gutzja – also Kamelle – unter die Zuschauer geworfen.

Mailen Sie uns Ihre Meinung: [email protected]

Der 22-jährige Mechatroniker und Jugendvertreter auf dem Bergwerk Saar baut gemeinsam mit anderen IG-BCE-Jugendvertretern einen politischen Karnevalswagen für den Saarbrücker Rosenmontagszug.

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Sta

ffen

de IG-BCE-Vorsitzende Ulrich

Freese. Seit 60 Jahren mache

Shell am Standort Harburg

gute Gewinne. Jetzt sei es Zeit

für die Manager, Verantwor-

tung für ihre Mitarbeiter zu

übernehmen, die sie im Inter-

net als »Basis unseres Erfolgs«

loben: »Wir werden nicht zu-

sehen, wie sich die einen die

Taschen vollstopfen und die

anderen arbeitslos werden!«

Werner Staffen

17 000 gegen rechtsDRESDEN | IG-BCE-Mitglieder bei Menschenkette dabei

Rund 17 000 Menschen ha-

ben am 13. Februar in Dres-

den mit einer Menschenkette

gegen einen Naziaufmarsch

protestiert. Er sollte am sel-

ben Abend an den verhee-

renden Bombenangriff auf

Dresden durch alliierte Flieger

im Februar 1945 erinnern.

An der Anti-Nazi-Menschen-

kette beteiligten sich etliche

IG-BCE-Mitglieder aus den

Ortsgruppen in Dresden und

Chemnitz. Mit dabei waren

Gerald Voigt, Leiter des Be-

zirks Dresden-Chemnitz, und

der stellvertretende Landes-

bezirksleiter Stephan Enz-

mann. Dies gewerkschaftliche

Engagement sei wichtig, be-

tonte Enzmann: »Wir dürfen

nicht zulassen, dass das Ge-

denken an die Opfer und

ihr Leid von den Rechten

für ihre Zwecke instrumen-

talisiert wird.« hak

Fragen an Ron Rauen5

kompakt | mÄRZ 2011 | 25

Page 26: kompakt März 2011

,

| kompakt | März 201126

> VOR ORT AKTUELLES

Als der neue Bayer-Vor-

standsvorsitzende Marijn

Dekkers Ende November

den Abbau von 1700 Stellen

in Deutschland ankündigte,

schlugen an den betroffenen

Standorten die Wellen hoch.

Der Gesamtbetriebsrat hat

nun eine neue Gesamt-

betriebsvereinbarung abge-

schlossen, die für den be-

absichtigten Personalabbau

sozialverträgliche Instrumente

festlegt. Das Problem: Weiter-

hin liegen den Bayer-Betriebs-

räten für den geplanten Ab-

bau von 700 Stellen in der

Pharmasparte Bayer Health-

Care keine konkreten Zahlen

vor, welche Stellen oder Ab-

teilungen abgebaut werden

sollen.

Größter Standort der Phar-

masparte ist die ehemalige

Schering-Zentrale in Berlin.

Der Betriebsratsvorsitzende

Neue GesamtbetriebsvereinbarungLEVERKUSEN/BERLIN | Bei Bayer weiterhin keine konkreten Zahlen für Personalabbau

der Bayer AG, Standort Berlin,

Yüksel Karaaslan fordert seit

Monaten konkrete Informa-

tionen: »Die Verunsicherung

sitzt tief und schwächt die

Motivation der Mitarbeiterin-

nen und Mitarbeiter. Mit ei-

ner an vielen Stellen schlicht

mangelhaften Kommunika-

tion der Geschäftsführung

wird die geforderte Steige-

rung unserer Innovations-

kraft nicht erreicht.«

Was die Berliner Beleg-

schaft zusätzlich umtreibt,

ist das Auslöschen des Tra-

ditionsnamens Schering aus

dem Firmentitel, die seit An-

fang dieses Jahres umgesetzt

wird. Eine Entscheidung vom

Bayer-Vorstandsvorsitzenden,

offensichtlich im Alleingang

getroffen.

Der Gesamtbetriebsrat ar-

beitet zudem weiterhin an ei-

ner Lösung für die geplante

Ausgliederung und Verlage-

rung von insgesamt 900 Ar-

beitsplätzen bei der Bayer IT-

Sparte BBS. »Die Notwen-

digkeit ist bis heute nicht

nachvollziehbar«, so Yüksel

Karaaslan.

Susanne Kettelför

Nach der Insolvenz 2009

und einer Neugründung

2010 können die rund

1350 Trevira-Mitarbeiter jetzt

aufatmen. Das Unternehmen

erhält neue Eigentümer. Ein

Konsortium von Indorama

Ventures PCL (Thailand) und

Sinterama (Italien) wird den

Polyesterfaserhersteller über-

nehmen. Neben dem Firmen-

sitz Bobingen bei Augsburg

sollen die Standorte Hatters-

heim am Main, Guben in

Brandenburg und Zielona

Góra (Polen) bestehen blei-

ben.

Gesamtbetriebsratsvorsit-

zender Günter Gunzenheime

Trevira hat neue EigentümerBOBINGEN | Betriebsrat und IG BCE froh über »ruhigeres Fahrwasser«

und Thorsten Falke, IG-BCE-

Bezirksleiter in Augsburg, sind

froh, dass das Unternehmen

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Tarifmeldungen

STEINKOHLE | 3,3 Prozent mehr Geld und eine Einmal-zahlung von 600 Euro, dieses Tarifergebnis ist am 21. Feb-ruar für die rund 29 000 Be-schäftigten im deutschen Steinkohlenbergbau erzielt worden. Auszubildende erhalten ein Plus von 20 Euro und eine Einmalzahlung von 100 Euro. »Einschließlich der spürbaren Einmalzahlung bedeutet das einen realen Einkommensanstieg oberhalb der Preissteigerungsrate«, bewertet IG-BCE-Verhand-lungsführer Peter Hausmann das Ergebnis. »Wir haben unser Ziel einer deutlichen Einkommensverbesserung durchgesetzt.« Der Abschluss honoriere, dass die Bergleute trotz extrem schwieriger Rahmenbedingungen hervorragende Leistungen erbracht haben.

KALI UND STEINSALZ | Vier Ziele strebt die Tarif-kommission der IG BCE beim Abschluss eines Entgelttarif-vertrages für die Beschäftig-ten der Kali- und Steinsalz-industrie an: Für gleichwertige und vergleichbare Arbeiten sollen gleiche Entgelte gezahlt werden. Allein die aus-geübte Tätigkeit soll Grund-lage für eine Eingruppierung sein. Bei steigenden Anforde-rungen soll eine Durchlässig-keit in höhere Entgeltgruppen gewährleistet werden. Ein neuer Entgelttarifvertrag soll eine langfristige Perspek-tive auch bei der Vergütungs-entwicklung bieten. Erster Verhandlungstermin ist der 15. März.

Ausführliche Informationen unter: http://u.nu/2vw7a

»Die Verunsicherung sitzt tief und schwächt die Motivation. So lässt sich die Innovationskraft nicht steigern.«

Yüksel Karaaslan Betriebsratsvorsitzender Bayer Berlin

Der Schorn-stein raucht: Bei Trevira wird weiter geschafft.

jetzt in ruhigeres Fahrwasser

gelangt. Falke: »Für alle Be-

teiligten hat jetzt die Warte-

zeit hoffentlich ein Ende.«

Und Gunzenheimer ergänzt:

»Die Belegschaft hat Großes

geleistet, viel durchgemacht

und auch in der Krise zum

Unternehmen gestanden! Sie

hat eine gute Zukunft ver-

dient.«

Die Geschäftsführung will

den nach der Insolvenz ein-

geschlagenen erfolgreichen

Kurs weiterverfolgen. Da-

bei soll der Haustarifvertrag

zwischen IG BCE und Tre-

vira auch weiterhin Bestand

haben. Wolfgang Strähler

Page 27: kompakt März 2011

kompakt | März 2011 | 27

Auf dem Weg nach obenSTUTTGART | IG BCE und BAVC fördern und begleiten Frauen in Führungspositionen

In der Politik wird das The-

ma noch diskutiert. Die IG

BCE und der Bundesarbeit-

geberverband Chemie (BAVC)

sind weiter. Sie fördern und

begleiten Frauen in Führungs-

positionen. Sabrina Renz, be-

schäftigt bei der Flint Group,

ist eine von ihnen.

Das Unternehmen produ-

ziert keine Kosmetikartikel,

keine Textilien, auch keinen

Kaffee. Die Flint Group mit

weltweit 7300 Mitarbeitern,

davon 1100 in Deutschland,

ist als Zulieferer der Druckin-

dustrie eher Insidern bekannt.

Aber es gibt hier einen

weiblichen Standortleiter und

fünf Vizepräsidentinnen. Ins-

gesamt sind 35 Frauen in Füh-

rungspositionen tätig. Das ist

verhältnismäßig viel.

Bundesweit liegt der Anteil

an weiblichen Führungskräf-

ten branchenübergreifend bei

25 Prozent. Und je höher,

umso dünner wird die Luft.

Von 833 Vorstandsmitgliedern

waren 2009 gerade 21 Frauen.

SABRINA RENZ ist 29, gibt

sich unaufgeregt, natürlich,

fährt – noch – einen fast

20 Jahre alten Golf, mag Bal-

lett, spielt Klavier, liest gern

und geht ins Fitnessstudio. Sa-

brina Renz ist selbstbewusst.

Aber Kinder? Plant sie eine Fa-

milie? Sie lacht, nein, das sei

nichts für sie. Und welcher

Mann möchte schon zu Hause

bleiben und auf die Kinder

aufpassen . . .

Sie habe sich in den letzten

Jahren auf ihr berufliches

Weiterkommen konzentriert.

Die diplomierte Wirtschafts-

informatikerin und Personal-

kauffrau ist Management As-

sistant HR. Das Kürzel HR

steht für den englischen Be-

griff »Human Resource« und

weist auf ihren Arbeitsplatz

hin: Sie ist bei der Flint Group

in der Personalabteilung der

Deutschland-Zentrale in Stutt-

gart tätig.

Bald wird sie am Standort

Willstätt mit seinen 370 Mitar-

beitern die Personalabteilung

leiten. Dann wird auch der

Golf gegen einen Firmen-

wagen ausgetauscht.

»Mich reizt die Verantwor-

tung und die Herausforde-

rung«, sagt sie. Die Arbeit in

der Personalabteilung mache

ihr Spaß – mit und für die

Menschen.

VERORDNETE QUOTE? Da

ist Sabrina Renz dagegen:

»Frauen können etwas errei-

chen, wenn sie wollen«, ist

ihre Meinung – aber: »Viele

Frauen wollen gar keine Füh-

rungspositionen einnehmen,

andere sehen den Schwer-

punkt in der Familie.«

Sie möchte nicht Frauen

in Positionen gedrängt sehen.

»Es geht darum, dass Frauen

die Möglichkeit gegeben wird,

aufzusteigen. Ich möchte, dass

sich Frauen selbstbestimmt

mobilisieren und ambitio-

niert weiterentwickeln.« Bei

der Flint Group könnte sie

noch mehr erreichen – für

andere, aber auch für sich

persönlich.

Das Unternehmen hat kürz-

lich auf sich aufmerksam ge-

macht – als Partner des Pro-

jektes »Frauen Macht Erfolg –

Führungsverant-wortung reizt sie: Sabrina Renz profi tiert vom Projekt »Frauen Macht Erfolg – Frauen auf dem Weg in Führung«.

Frauen auf dem Weg in Füh-

rung«, das im Rahmen der

ESF-Richtlinie »Zur Gleich-

stellung von Frauen in Unter-

nehmen« gefördert wird und

hinter dem die IG BCE zusam-

men mit dem BAVC steht.

Mit einem Workshop in

Stuttgart – eine parallele Ver-

anstaltung gab es bei dem

Chemieunternehmen Sasol

in Hamburg – wurde Verant-

wortlichen und Betriebsräten

das Konzept vorgestellt.

DIE FLINT GROUP will sich

– mit Blick auf die Themen

Lebensarbeitszeit und Demo-

grafie – für Frauen starkma-

chen. Geplant ist insbeson-

dere, Mitarbeiterinnen im un-

teren und mittleren Manage-

ment zu fördern.

Sabrina Renz ist zuversicht-

lich: »Die Frauen sind hoch

qualifiziert und fachlich sehr

kompetent. Wenn wir sie jetzt

noch motivieren und die

Kompetenzen gezielt entwi-

ckeln, dann wird nicht zu-

letzt auch die Produktivität

erhöht.«

Womit sich ein Kreis

schließt . . . Wolfgang Strähler

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»Frauen sollen sich selbstbestimmt mobilisieren und ambitioniert weiterentwickeln.«

Sabrina Renz Management Assistant HR, Flint Group

Weitere Infos im Internet:http://tiny.cc/ici9s

Page 28: kompakt März 2011

> VOR ORT BADEN-WÜRTTEMBERG

28 | kompakt | März 2011

Chemietarif: Sieben Prozent gefordert KARLSRUHE | Eine Forderung von sieben Prozent mehr

Einkommen hat die IG-BCE-Tarifkommission Baden-Würt-

temberg für die diesjährige Tarifverhandlung am 8. Februar

in Karlsruhe beschlossen (Foto). Landesbezirksleiter Ralf

Stockheim: »Die Chemiebeschäftigten haben ein hohes

Maß an Flexibilität gezeigt, Einschnitte mitgetragen und

erheblich dazu beigetragen, dass die Chemieunternehmen

deutlich schneller aus der Krise gekommen sind als andere

Branchen. Sie haben sich eine kräftige Erhöhung der Ent-

gelte verdient!« Die erste Verhandlungsrunde hat in Karls-

ruhe am 21. Februar nach Redaktionsschluss dieser Aus-

gabe stattgefunden.

Bezirk stellt sich der ZukunftMANNHEIM | Auf seiner jährlichen Klausur hat der Bezirks-

vorstand Mannheim Bilanz gezogen und die Aktivitäten

für 2011 geplant. Das

Fazit fiel für den Vor-

sitzenden Frank Gott-

selig positiv aus: »Im

letzten Jahr konnten

wir viel erreichen,

auch wenn wir wissen,

dass wir noch viel Arbeit vor uns haben.« Ein Strategiekon-

zept soll dabei helfen. Ingeborg Mankiewicz, die stellvertre-

tende Bezirksleiterin, stellte fest, dass die IG BCE in einer

Aufbruchstimmung ist: »Gemeinsam sind wir stark!«

Letzte BetriebsversammlungOBERACHERN | Zu ei-

ner letzten Betriebsver-

sammlung vor Schlie-

ßung ihres Betriebes

kamen die Beschäf-

tigten des Feinpap-

penherstellers Lott in

Oberachern zusam-

men. Eine bedrücken-

de Stimmung machte sich breit, als Betriebsratsvorsitzender

Bernard Hunsicker auf das Ende einer langen Produktionsära

hinwies. Ihre Solidarität mit den Beschäftigten bekundeten

neben IG-BCE-Sekretär Karsten Rehbein das DGB-Ortskartell

Achern, Mitglieder des Gemeinderates Achern, Oberbürger-

meister Klaus Muttach, die kirchlichen Vertreter und der In-

solvenzverwalter.

»Perspektiven bieten«STUTTGART | Bundesjugendsekretärin im Interview

An der Veranstaltung der IG-

BCE-Jugend in Mannheim

nimmt auch Bundesjugend-

sekretärin Katy Hübner teil.

kompakt sprach mit ihr

im Vorfeld der Aktion:

Du warst als Hauptamtliche schon mal in Baden-Würt-temberg eingesetzt. Was hat dir hier besonders gefallen?Ich war im Bezirk Ulm. Dort

gab es viel Potenzial, tolle

Betriebsräte und JAVis und

eine hohe Motivation, Dinge

voranzubringen.

Welche Bedeutung hat die Landtagswahl für dich als Bundesjugendsekretärin?Landtagswahlen können

Mehrheitsverhältnisse im

Bundesrat verändern. Dies-

mal ist es aber auch span-

nend, weil die CDU die Land-

tagswahl zur Volksabstim-

mung über Stuttgart 21 er-

klärt hat. Es wird sich zeigen,

ob die Proteste gegen dieses

Großprojekt in der Bevölke-

rung eine Mehrheit haben.

Was muss die künftige Lan-desregierung tun, um jungen Menschen im »Alleskönner«-Land Perspektiven zu bieten?Wir brauchen bildungspoli-

tische Reformen. Immer noch

hängen die Bildungschancen

der Kinder weniger von der

individuellen Leistungsfähig-

keit ab als von der finanziel-

len Situation der Eltern. Im-

mer noch pressen wir Kinder

in ein Bildungssystem, das

ihre tatsächlichen Begabun-

gen und Talente ignoriert und

stattdessen in den Rastern

Haupt-, Realschule und Gym-

nasium denkt. Wir brauchen

Antworten auf den Fachkräf-

temangel und den zu befürch-

tenden Wettbewerbsnachteil

unserer Unternehmen. Und

wir brauchen politische Rah-

menbedingungen, die jungen

Menschen Planbarkeit und

Perspektive verschaffen.

Wir sehen uns in Mannheim?Ja, und ein großes Danke-

schön für die Einladung! Ich

finde es wichtig, dass die The-

men junger Menschen in un-

seren Betrieben auch und ge-

rade von den Parteien gehört

und verstanden werden.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

19. MÄRZ IN MANNHEIM: JUGENDAKTION ZUR LANDTAGSWAHL

Zu einer zentralen Veranstaltung zur Landtagswahl lädt die Jugend der IG BCE am 19. März 2011 um 10:00 Uhr auf den Mannheimer Marktplatz ein. Mit dabei sind die IG-BCE-Bundes-jugendsekretärin Katy Hübner und Jugendvertreter der im baden-württembergischen Landtag vertretenen Parteien.Konkret sind die Vorstellungen des Landesbezirksjugendaus-schusses: Die Bürger sollen zahlreich an der Wahl teilnehmen und die Parteien müssen ihre Politik zukunftsfähig machen. Letzteres bedeutet bessere Bildungschancen, mehr Aus-bildungsplätze und die Übernahme von Azubis.

Katy Hübner

Page 29: kompakt März 2011

29kompakt | März 2011 |

Regierung in der Pfl ichtLUDWIGSBURG | Michael Vassiliadis fi ndet klare Worte

Von einer notwendi-

gen Transaktionssteu-

er, um der Zockerei

auf den Finanzmärk-

ten Einhalt zu gebie-

ten, bis zur »Nicht-

politik« und dem

desolaten Zustand der

Bundesregierung – Themen

genug für die Sitzung des Lan-

desbezirksvorstandes, zu der

Michael Vassiliadis geladen

war (Foto). Baden-Württem-

berg, so Vassiliadis, habe er-

heblichen Anteil am Auf-

schwung, nun müsse die

Industrie- und Energiepolitik

im Zuge des Fortschritts und

der Nachhaltigkeit von der

künftigen Landesregierung an-

gegangen werden.

Lebhaft diskutiert wurde

die Leiharbeiterproblematik.

Michael Vassiliadis betonte,

dass »Leiharbeit« Flexibilisie-

rungspuffer bedeuten müsse

und nicht Lohnpuffer. Und

auch die Flexibilität brauche

Regeln. Er verwies auf die IG-

BCE-Jugend, die die Kampag-

ne »Unser Einsatz für deine

Übernahme« gestartet habe.

Diese mache auch Zeitverträ-

ge und Leiharbeit zum Thema

und fordere Planungssicher-

heit und stabile Perspektiven.

Fazit von Michael Vassilia-

dis: »Die IG BCE ist gut gerüs-

tet für 2020. In Baden-Würt-

temberg sind die Weichen

für die Zukunftsgewerkschaft

richtig gestellt.«

Handeln statt jammernZUFFENHAUSEN | Diskussion über Fachkräftemangel

Geladen hatte der Zuffen-

häuser Aktionskreis »SOS für

Arbeitsplätze« zum Thema

Fachkräftemangel. Guido Lo-

renz von der Stuttgarter

Betriebsseelsorge moderierte

eine Diskussion, an der sich

Politiker, Betriebsräte und

Gewerkschafter engagiert be-

teiligten.

Der Fachkräftemangel wur-

de von den Politikern nicht in-

frage gestellt – Ursachen, Ver-

antwortung und Problem-

lösungen jedoch unterschied-

lich beurteilt. So wurden

die Stichworte Arbeitsvermitt-

lung, das Schulsystem, Min-

destlohn und Leiharbeit in

der Diskussion bemüht.

Siegfried Christoffel, Be-

triebsratsvorsitzender der

Lack- und Farbenfabrik Wör-

wag, warnte vor den Folgen

der Leiharbeit. Es sei unver-

antwortlich, dass qualifizierte

Mitarbeiter, die in der Krise

nicht gehalten werden konn-

ten, als Leiharbeiter wieder in

die Betriebe zurückkommen.

Sylvia Nosko will die Arbeit-

geber mehr in die Pflicht ge-

nommen sehen. Statt immer

über nichtausbildungsfähige

Schulabgänger zu jammern,

so die IG-BCE-Sekretärin des

Bezirks Kornwestheim, wäre

ein kurzfristiger Problem-

lösungsansatz die Wiederein-

führung von Werkunterricht.

Jetzt wählen gehen!Wenn Baden-Württemberg am 27. März einen neuen Land-

tag wählt, dann ist für uns der Ausgang dieser Wahl von weit-

reichender Bedeutung, werden doch zukünftige politische

Entscheidungen in ihrer Auswirkung die Arbeitnehmerin-

nen und Arbeitnehmer vor Ort berühren.

Wichtigste Themen für die IG BCE sind die Industriepolitik,

Bildungsgerechtigkeit und die Infrastrukturpolitik. Baden-

Württemberg darf sich dem Fortschritt nicht verschließen.

Wir müssen täglich dafür kämpfen, dass Arbeitsplätze erhal-

ten und neue Jobs geschaffen werden. Dazu bedarf es einer

klugen und zukunftsweisenden Industriepolitik, damit auch

unsere Kinder und Enkelkinder noch in Lohn und Brot sind.

Bildungserfolg und somit auch der soziale Aufstieg dür-

fen nicht davon abhängig sein, ob die Eltern Akademiker

sind oder Facharbeiter. Dazu gehört, dass junge Menschen

kostenfrei studieren können. Jeder muss über die gleichen

Chancen verfügen. Unsere erfahrenen und qualifizierten

Facharbeiter sollen und müssen die Studienberechtigung

erhalten.

»Industriepolitik, Bildungsgerechtigkeit und

Infrastrukturpolitik sind unsere Themen.«

Die Weiterbildung in den Betrieben ist eines unserer

Kernthemen. Wir wollen den Bildungsurlaub gesetzlich ge-

regelt haben. Die künftige Landesregierung sollte sich dies

auf ihre Agenda setzen!

Es gibt noch andere Schwerpunkte. So ist es eine Un-

möglichkeit, dass Straßen und Verkehrsanbindungen immer

wieder verstopft oder stellenweise in einem desolaten Zu-

stand sind. Wir sind für einen funktionierenden öffent-

lichen Personennahverkehr und bessere Anfahrtswege zur

Arbeit.

Nicht zuletzt muss sichergestellt werden, dass unsere In-

dustrieprodukte auch beim Kunden beziehungsweise End-

verbraucher ankommen. Anbindungen zu den Industrie-

standorten müssen erweitert und gegebenenfalls neu gebaut

werden. Auch hier ist die Landespolitik in der Pflicht.

In diesem Sinne, liebe Kolleginnen und Kollegen, jetzt

sind wir dran! Am 27. März 2011 wählen gehen!

Z W I S C H E N R U F

RALF STOCKHEIMLandesbezirksleiter

Baden-Württemberg

[email protected]

Page 30: kompakt März 2011

Nicht nur für FrauenMÜNCHEN | Im

März geben drei

Termine Anlass, für

frauenpolitische

Forderungen zu wer-

ben. Zum 100. Mal

jährt sich der Inter-

nationale Frauentag,

der am 8. März

begangen wird. Am

19. März findet

deshalb eine bunte

Großveranstaltung

in München mit

Beteiligung der IG-

BCE-Frauen statt.

Über Mitfahrmöglichkeiten informieren die IG-BCE-Be-

zirke. Am 25. März ist »Equal Pay Day«, an dem Entgelt-

gleichheit von Frauen und Männern im Mittelpunkt steht.

Der Ex-Kanzler kommtMÜNCHEN | Am

12. März findet die

6. Nachlese zum po-

litischen Aschermitt-

woch im Münchner

Löwenbräukeller (Fo-

to) statt. Es spricht

Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder. Anschließend gibt es

gute Unterhaltung mit Musik-Kabarett und Ochs am Spieß. Sie

wollen dabei sein? Dann erkundigen Sie sich nach freien Plät-

zen bei Ihrem Bezirk.

Werberhitparade10 Aufnahmen: Sibylle Blum (Rema Tip Top, Fürstenzell);

9 Aufnahmen: Edeltraud Sander (Flabeg, Furth im Wald);

8 Aufnahmen: Johann Grau (Kautex, Mallersdorf), Doris

Löffler (Gerresheimer, Tettau); 7 Aufnahmen: Roland Ber-

ninger (ICO Obernburg); 6 Aufnahmen: Johann Hautz

(Siltronic, Burghausen), Frank Wagner (Scherer & Trier, Mi-

chelau); 5 Aufnahmen: Marko Fartelj (Wacker Chemie,

Burghausen), Otto Herbst (Kronacher Kunststoffwerke,

Kronach), Josef Schreckinger (Pfleiderer, Teisnach), Hans-

georg Schuster (Siltronic, Burghausen), Monika Träger

(CeramTec, Marktredwitz), Klaus Wespatat (CeramTec,

Marktredwitz).

Wir wollen 7 Prozent!MÜNCHEN | Chemieforderung auf festem Boden

Die Chemietarifrunde

nimmt auch in Bayern

Fahrt auf. Am 22. Feb-

ruar fand – nach Re-

daktionsschluss dieser

Ausgabe – die erste

Tarifverhandlung im

Freistaat statt.

Landesbezirksleiter

Seppel Kraus bekräf-

tigte zuvor: »Unsere

Tarifkommission geht

mit einer Forderung

von 7 Prozent mehr

Geld in diese Tarif-

runde. Zur Reaktion

mancher Arbeitgeber-

vertreter, dass die IG

BCE mit solch einer

Forderung die Boden-

haftung verliere, kann

ich nur sagen: Der

Boden, das ist die Basis,

das sind unsere Mitglieder.

Und die haben uns bei Tarif-

konferenzen und Vertrauens-

leuteversammlungen in den

letzten Wochen gezeigt, dass

wir fest auf dem Boden der

Interessen unserer Mitglieder

stehen.« (Siehe auch Seiten

16/17.)

> VOR ORT BAYERN

| kompakt | März 201128

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Auf Großplakaten in ganz Bayern ist die Tarifrunde Thema. Wie hier vor einem Einkaufszentrum in Waldkraiburg, . . .

. . . einer Hauswand in Burghausen, . . .

. . . am Straßenrand in Lindau . . .

. . . und in Gersthofen.

Die IG-BCE-Frauen setzen Zeichen an ih-rem Stand in der Alten Messe. Ihre Frage: Was würdest du ändern, wenn du Bundes-kanzlerin wärst? Unter allen Frauen, die ihr Statement abgeben, wird ein Präsent verlost.

Weiteres zu allen Aktionstagen im Internet:www.bayern.igbce.de

Page 31: kompakt März 2011

Pilkington: Mit der Geduld am EndeWEIHERHAMMER | Seit November läuft die Tarifrunde für

den Flachglashersteller Pilkington. Bei Redaktionsschluss

lag noch kein Angebot der Arbeitgeberseite vor. Die IG BCE

fordert sechs Prozent. Mit mehreren Aktionstagen zeigten

Beschäftigte, dass es ihnen mit ihrer Forderung ernst ist. Be-

zirksleiter Hartmuth Baumann: »Der Konzern erholt sich,

obwohl die verabredeten Kostendämpfungsmaßnahmen

wie eine Erhöhung der Arbeitszeit erst 2011 laufen. Die

Beschäftig-

ten bean-

spruchen

zu Recht ih-

ren Anteil.«

Eine Ver-

trauensfrau:

»Das Glas

geht weg

wie warme

Semmeln.«

Ein Be-

schäftigter:

»Die Stim-

mung ist

mies, die Ar-

beitsmoral

ist am Boden.« Die dritte Verhandlung stand am 24. Februar

nach Redaktionsschluss an.

Wiesauplast: Droht Streik?WIESAU | Mit der Geduld am Ende sind auch die IG-BCE-

Mitglieder bei Wiesauplast. Dort sollte der tariflose Zustand

durch die Übernahme des Flächentarifs Kunststoff beendet

werden. Das Unternehmen verdient gut, die Beschäftigten

allerdings 22 Prozent weniger als im Kunststofftarif. Die

Tarifkommission hat am 3. Februar einstimmig das Schei-

tern der Verhandlungen erklärt. Danach wurde beim Haupt-

vorstand die Urabstimmung beantragt. Verhandlungsführer

Franz-Peter Sichler: »Dann haben die Mitglieder das Wort.

Sie entscheiden, ob der tariflose Zustand weiter geduldet

wird oder mittels Streik der Flächentarif erzwungen wird.«

Soziale Netzwerke im InternetALTÖTTING | Seit einigen Jahren hat der Bezirk Altötting

auch Angebote für junge Familien. Aktueller Termin ist der

24. März, 19:00 Uhr im Gästehaus des Industrieparks Werk

Gendorf. Thema: »Chancen und Risiken sozialer Netzwerke

im Internet« mit dem Medienpädagogen Hans Jürgen

Palme. Für Mitglieder kostenlos, Nichtmitglieder zahlen

drei Euro.

Arbeit bleibt im LandNEUSTADT | Aufatmen bei Covidien – Verlagerung vom Tisch

Im Juli letzten

Jahres schlug die

Ankündigung der

Covidien-Ge-

schäftsführung,

Arbeitsplätze in

Neustadt abzu-

bauen und nach

Mexiko zu verla-

gern, wie eine

Bombe ein. Betrof-

fen waren 116 Mit-

arbeiter in der Produktion

urologischer Produkte. Da-

durch sollten einer von zwei

Standorten des Medizintech-

nikherstellers und jährlich 50

bis 70 Millionen US-Dollar

eingespart werden.

Die Betriebsräte waren von

den Plänen überrascht und

mussten mit ihren Kollegen

um den gesamten Standort

fürchten. In Neustadt, im-

merhin auch die Deutsch-

landzentrale des Konzerns,

sind insgesamt 400 Mitarbei-

ter beschäftigt.

Es folgten Verhandlungen

des Betriebsrates mit der

Geschäftsführung, unter-

stützt von IG BCE und DGB.

Dann, kurz vor Jahresende,

kam der Rückzieher des Kon-

zerns. Die ersten Kündigun-

gen waren somit kurzfristig

abgewendet worden.

»Vielleicht hat das Nach-

rechnen der Kosten zu einer

Berücksichtigung der sozia-

len Komponente geführt«,

vermutet der sichtlich er-

leichterte Betriebsratsvorsit-

zende Walter Brandl.

Infos über TarifverträgeADELSRIED | Tarifpolitische Konferenz gab Antworten

Wo geht es tarifpolitisch in

der Chemie und in den ande-

ren großen Flächentarifverträ-

gen hin? Darüber diskutierten

zum Beispiel IG-BCE-Mitglie-

der aus dem Be-

zirk Augsburg am

21. Januar mit

dem IG-BCE-Vor-

standsmitglied Pe-

ter Hausmann.

Bezirksleiter

Torsten Falke:

»Die Konferenz

war für alle Betei-

ligten sehr frucht-

bar, denn sie bot

interessante Aspekte aus un-

terschiedlichen Tarifverträ-

gen, gerade auch hinsichtlich

der Frage nach Vorteilen für

Gewerkschaftsmitglieder.«

29kompakt | März 2011 |

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Den Glasarbeitern stößt sauer auf, dass die Pro-duktionsmengen und Preise für Flachglas steigen, aber die Beschäftigten nicht am Aufschwung be-teiligt werden sollen.

Es wird weiter produziert bei Covidien.

Peter Hausmann (links) und Torsten Falke.

Page 32: kompakt März 2011

> VOR ORT HESSEN-THÜRINGEN

| kompakt | März 201128

Gewerkschaftler kandidieren

FRANKFURT | Bei den hessischen Kommunalwahlen am

27. März kandidieren viele engagierte Bürgerinnen und

Bürger – darunter auch Angehörige der

IG BCE. Das ist gut so.

Trotz knapper Kassen entscheiden die

Kommunen über vieles, das auch das all-

tägliche Leben unserer Mitglieder und ih-

rer Familien betrifft. Ob Schule, Freizeit-

angebote, Industrieansiedlung, Schaffung

von Arbeitsplätzen, Energieversorgung

oder Einkaufsmöglichkeiten – in den

21 Kreistagen, den 426 Städten und Ge-

meinden haben die Abgeordneten nach

wie vor umfangreiche Gestaltungsmög-

lichkeiten.

Die IG BCE unterstützt Mitglieder, die

sich hier aktiv für ihre Mitbürger einset-

zen wollen und ruft dazu auf, diese Kan-

didatinnen und Kandidaten bei der Wahl

zu berücksichtigen. Das hessische Kom-

munalwahlrecht bietet dazu gute Mög-

lichkeiten.

Es erlaubt, mehrere Stimmen für einen

Kandidaten abzugeben (zu »kumulie-

ren«). Oder eine Kandidatin aus einer Lis-

te auf eine andere Liste zu übertragen und

so Persönlichkeiten aus mehreren Listen

zu unterstützen (zu »panaschieren«). So

können alle Wahlberechtigten einen indi-

viduellen Wahlzettel zusammenstellen.

Aus den Reihen der IG BCE kandidieren

zum Beispiel: Roger Podstatny, Akzo No-

bel Industrial Chemicals GmbH, Werk

Frankfurt als Stadtverordneter der Stadt

Frankfurt; Thomas Cassens für den Frank-

furter Ortsbeirat 5 (Niederrad, Oberrad,

Sachsenhausen) sowie, unter ferner lie-

fen, für die Stadtverordnetenversamm-

lung; Ankin Akyüz, Bayer CropScience

AG, für den Ortsbeirat 4 in Frankfurt;

Volker Kraushaar für den Ortsbeirat

Wiesbaden-Biebrich; Wilfried Bungert,

InfraServ Wiesbaden Technik GmbH &

Co. KG, für die Gemeindevertretung von

Ginsheim Gustavsburg; Maik Otte, Conti-

Tech in Karben, für den Kreistag in Fried-

berg; Dieter Müller, BIS Industrieservice

Mitte GmbH, für den Frankfurter Orts-

beirat 6 (Schwanheim); Doris Pöllmann,

B. Braun Melsungen AG, für das Stadtpar-

lament Hessisch Lichtenau.

»PAKT« vorgestelltERFURT | Gewerkschaftliche Initiative setzt auf Netzwerke

Rainer Kumlehn hat

Volker Weber, den

neuen Landesbe-

zirksleiter der IG

BCE Hessen-Thürin-

gen, im Wirtschafts-

ministerium Thürin-

gen vorgestellt. Das

Gespräch fand auf

Einladung von Wirt-

schaftsminister Matthias

Machnig statt. Dabei wurden

auch Möglichkeiten der Zu-

sammenarbeit diskutiert.

Weitere Teilnehmer waren

Mitarbeiter der IG BCE, die in

der Initiative »PAKT« arbei-

ten. Die Mitarbeiter des Pro-

jektes stellen im Zusammen-

wirken mit dem IG-BCE-Lan-

desbezirk Hessen-Thüringen

und den Fachbereichen der

IG-BCE-Hauptverwaltung

neu erfassten Betrieben das

Know-how der Organisation

zur Verfügung, etwa bei

Problemen, die sich durch

Abwanderung qualifizierter

Mitarbeiter aus der Region

oder infolge der Demografie

ergeben. Die Unterstützung

bei der Etablierung betrieb-

licher Weiterbildung und der

beruflichen Erstausbildung

erfolgt innerhalb der Initia-

tive »PAKT« sozialpartner-

schaftlich und gemeinsam

mithilfe von Netzwerkpart-

nern. Um den Kunststoffbe-

trieben Thüringens zur Stabi-

lisierung zu verhelfen, quali-

fizierten Nachwuchs in den

Belegschaften zu sichern und

gute Arbeitsbedingungen zu

realisieren, sind bereits erste

Aktivitäten eingeleitet.

K O M M U N A LWA H L I N H E S S E N

Konzertierte Aktion für gute Arbeit

DARMSTADT | Der Bezirks-

jugendausschuss (BJA) Darm-

stadt sorgt dafür, dass sich

die neuen Jugend- und Aus-

zubildendenvertreter im Be-

zirk gegenseitig kennen und

vernetzen. Zum Auftakt be-

richteten bei einem zwang-

losen Empfang dessen Vorsit-

zende Anne Meier und Anne

Weinschenk, Gewerkschafts-

sekretärin des Bezirks, von

den Weiterbildungsmöglich-

keiten der IG BCE.

Starthilfe für Jugendvertreter

ERFURT | Arbeitgeberverbän-

de und Gewerkschaften ha-

ben auf Initiative des Thürin-

ger Wirtschaftsministeriums

eine »Konzertierte Aktion

Thüringen 2010« gestartet,

um Arbeitsplätze im Freistaat

zu sichern und neue zu

schaffen. Die soziale Markt-

wirtschaft müsse wiederbe-

lebt werden. »Dazu ist der

Dreiklang von Wachstums-

stärkung, Arbeitsplatzsiche-

rung und sozialem Zusam-

menhalt durch Teilhabe un-

verzichtbar«, heißt es dazu

in einer gemeinsamen Erklä-

rung.

Thüringens Wirtschaftsminister Matthias Machnig (rechts) und Volker Weber.

Roger Podstatny

Ankin Akyüz

Wilfried Bungert

Doris Pöllmann

Thomas Cassens

Page 33: kompakt März 2011

29kompakt | März 2011 |

Nicht blenden lassen!WIESBADEN | Nagen Arbeitgeber am Hungertuch?

Mit einer pfiffigen Aktion

überraschten junge IG-BCE-

Mitglieder die Arbeitgeberver-

treter bei der Auftaktverhand-

lung der Chemietarifrunde

am 17. Februar in Wiesbaden.

Anlass war die Aussage von

Hans Paul Frey, Geschäftsfüh-

rer des Arbeitgeberverbandes:

»Die IG BCE muss darauf ach-

ten, die Bodenhaftung nicht

zu verlieren. Sie darf jetzt

nicht den Fehler machen, sich

von den außergewöhnlichen

Zahlen aus dem Jahr 2010

blenden zu lassen.«

Prompt erschienen die Ge-

werkschafter mit tief schwar-

zen Sonnenbrillen, sie verteil-

ten einen Flyer, in dem sie

klarstellten: »Wir lassen uns

von Ihnen nicht blenden,

Herr Frey.« In jeder Tarifrunde

seit der

Existenz

der Ge-

werk-

schaften

versu-

chen die

Arbeitge-

ber, sich

künstlich

arm zu

rechnen.

Noch im

Novem-

ber ha-

ben die Chemiearbeitgeber

Rekordumsätze bejubelt. Jetzt

nagen sie plötzlich am Hun-

gertuch. Mit ihrer Aktion

machten die Kollegen klar,

dass sie auf so durchsichtige

Strategien nicht reinfallen

werden.

»Im Dialog bleiben«WIESBADEN | Ministerpräsident empfängt IG BCE

Der hessische Minis-

terpräsident Volker

Bouffier gratulierte

Volker Weber herz-

lich zu seiner Wahl

als IG-BCE-Landes-

bezirksleiter Hessen-

Thüringen. Zugleich

bedankte er sich bei

dessen Vorgänger Rai-

ner Kumlehn für die

konstruktive Zusam-

menarbeit. Besonders

in industriepolitischen Fragen

gab es stets eine sehr enge Ko-

operation zwischen IG BCE

und der Landesregierung. Da-

mit wurden trotz zahlrei-

cher Umstrukturierungen die

Standorte gesichert und Ar-

beitsplätze erhalten. Das soll

auch so bleiben. Auch wenn

Gewerkschaft und Landes-

regierung in vielen Fällen

durchaus unterschiedliche Po-

sitionen haben, so bekräftig-

ten beide Seiten den Willen,

im Interesse einer starken

hessischen Industrie mit si-

cheren Arbeitsplätzen im Dia-

log zu bleiben.

Zeit für eine kräftige EinkommenssteigerungDie Krise ist vorbei, der Aufschwung da. Neueinstellungen

erfolgen, Sonderschichten werden gefahren. Fast allen Fir-

men geht es wieder gut. Zeit für eine kräftige Einkommens-

steigerung – denn die Arbeitnehmer werden in diesem Jahr

eine Menge Mehrbelastungen schultern müssen. Ob Ener-

giekosten, Krankenversicherung oder allgemeine Inflation:

Es bleibt deutlich weniger in der Familienkasse.

Schlecht sieht es auch für die Kommunen in Hessen und

Thüringen aus. Da fehlt es vorne und hinten an den Finan-

zen. Deshalb ist es gut, bei den hessischen Kommunalwah-

len Menschen zu wählen, die den Arbeitnehmern und ihren

Familien verbunden sind – damit die Kommunen nicht an

den falschen Enden sparen. Gut, dass Mitglieder unserer

Gewerkschaft kandidieren. Sie haben unsere Unterstützung

verdient.

»Die Gewerkschaften werden genau

darauf achten, dass unsere Gesellschaft

nicht kaputtgespart wird.«

Ob dagegen die gleichzeitig mit der Kommunalwahl zur

Abstimmung stehende Aufnahme der »Schuldenbremse« in

die hessische Verfassung Sinn macht, darf bezweifelt wer-

den. Natürlich brauchen unsere öffentlichen Haushalte

eine Sanierung. Doch das darf nicht zum Vorwand genom-

men werden, um den Bürger noch weiter zu belasten und

den Kommunen den Geldhahn endgültig zuzudrehen.

Übrigens: Wie die Bürger am 27. März abstimmen, bleibt

in dieser Hinsicht ohne Folgen. Die Schuldenbremse

kommt sowieso – sie steht längst im Grundgesetz, und so ist

die »Volksabstimmung« nicht mehr als eine Meinungsum-

frage. Deshalb wird die IG BCE hier auch keine Empfehlung

aussprechen. Wer von unseren Mitgliedern im März seine

Meinung zur Schuldenbremse dokumentieren möchte, soll

das unbeeinflusst tun.

Z W I S C H E N R U F

VOLKER WEBERLandesbezirksleiter

Hessen-Thüringen

[email protected]

Ministerpräsident Volker Bouffi er (Mitte) mit Rainer Kumlehn (rechts) und Volker Weber.

Foto

: e.b

latt

Page 34: kompakt März 2011

> VOR ORT NORD

28 | kompakt | März 2011

Zu wenig GeldHANNOVER | Die erste Tarifverhandlungsrunde für die

nordwestdeutsche Gipsindustrie blieb ohne Ergebnis. Die

IG BCE hatte 5,5 Prozent mehr gefordert, die Arbeitgeber

boten 2,5 für zwölf plus weitere 0,8 Prozent für weitere sechs

Monate. IG-BCE-Verhandlungsführer Gerald Proß: »Die Be-

schäftigten müssen jetzt deutlich machen, dass sie auf einer

angemessenen Lohn- und Gehaltserhöhung bestehen!«

Neuer Tarifvertrag gefordertHAMBURG | Die

230 Mitarbeiter

der H & R Ölwerke

Schindler GmbH

wehren sich gegen

eine Verlängerung

der Wochenarbeitszeit von 38 auf 40 Stunden sowie eine

Veränderung des Beteiligungsmodells und wollen einen

besseren Tarifvertrag. Malte Staiger, Vorsitzender der Ver-

trauensleute: »Die 38-Stunden-Woche ist nicht verhandel-

bar!« Für H & R war 2010 eines der erfolgreichsten Jahre der

Unternehmensgeschichte. Die IG BCE fordert die Inkraft-

setzung des Manteltarifvertrages, den Erhalt der Koppelung

der Entgelte an die Tariferhöhungen in der Chemieindustrie

und einen Sonderbonus für IG-BCE-Mitglieder.

Energie- und IndustriepolitikBRUNSBÜTTEL | Die Anbindung

des Chemieparks

an die A 23, die

Zukunft Schles-

wig-Holsteins als

Industrie- und Energiestandort und die Folgen der Fehmarn-

Belt-Querung diskutiertem IG BCE und Betriebsräte mit

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carsten-

sen (Foto).

Dampf machenSTADE | Seit zwei Jah-

ren macht sich die IG-

BCE-Ortsgruppe Stade

für eine zukunfts-

fähige Energie- und

Industriepolitik stark.

Bei der jüngsten Jah-

resmitgliederversammlung (Foto) versprach der Vorsitzen-

de, Hans-Martin Bockelmann, »man werde Unternehmen

und Politikern notfalls Dampf unterm Hintern machen«.

»Das ist angemessen«HANNOVER | Forderung für die Chemietarifrunde »steht«

Die Tarifkommissionen für

die chemische Industrie für

Hamburg/Schleswig-Holstein

und Niedersachsen/Bremen

haben am 4. Februar ihre

Forderung für die kommende

Tarifrunde beschlossen. Er-

wartet wird eine Erhöhung

der Entgelte und Ausbildungs-

vergütungen um sieben Pro-

zent bei einer Laufzeit von

zwölf Monaten.

Vorausgegangen waren viele

Diskussionen in den von der

IG BCE betreuten Betrieben

im Norden, die ein deut-

liches Plus im Entgeltbereich

auf die Tagesordnung setzten.

Ralf Becker, Landesbezirkslei-

ter und Verhandlungsführer

Nord: »In der Krise war Teil-

habe vor allem Mitbestim-

mung, Mitgestaltung und Mit-

verantwortung – gerade auch

in der Gestaltung von Öff-

nungsklauseln.«

Die Beschäftigten, so Becker

weiter, hätten zur Sicherung

ihrer Arbeitsplätze und der

Unternehmen teils gravieren-

de Einkommensverluste hin-

genommen.

»Jetzt geht es um Teilhabe

am wirtschaftlichen Erfolg.

Das ist unser Aufschwung.

Unsere Forderung von sieben

Prozent ist realistisch«, unter-

strich Becker.

Die betrieblichen Vertrau-

ensleute in den Tarifkommis-

sionen betonten außerdem

deutlich, dass eine Besser-

stellung von Gewerkschafts-

mitgliedern auch in den jetzt

anstehenden Verhandlungen

mit auf die Tagesordnung

muss.

Dass die Beschäftigten sie-

ben Prozent mehr als eine

gerechte Forderung sehen,

bestätigen auch Umfragen in

Unternehmen im Norden.

Stimmen zur Forderung aus der Tarifkommission:

N A M E N & N A C H R I C H T E N

»2009 war ein Hungerjahr bei uns. Wir haben entscheidend dazu beigetra-gen, dass H. C.

Starck mit einem blauen Auge davongekommen ist.«

Karin Baberske, Betriebsrätin, H. C. Starck, Goslar

»Wir haben die Krise gemeis-tert und auf einiges verzich-tet, jetzt muss das Defi zit

ausgeglichen werden.«

Antonio Lago Mascato,Betriebsrat, Sasol Wax, Hamburg

»In der Not hat man von uns genommen, jetzt erwarten wir unseren An-teil am Erfolg.«

Britta Schaubs,Vertrauensfrau/Betriebsrätin, Honeywell, Glinde

»In der Krise haben wir effektive Lohn-kürzungen hin-genommen, deswegen

ist diese Forderung das richtige Signal, dass es vorwärtsgeht.«

André Scharf, Betriebsrat,Ineos, Wilhelmshaven

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Page 35: kompakt März 2011

29kompakt | März 2011 |

Jugend wähltHAMBURG | Über die Mo-

bilisierungskampagne

der DGB-Jugend Ham-

burg zur Bürgerschafts-

wahl informierte sich der

Bezirksjugendausschuss

(Foto) bei Olaf Schwede, Sprecher der DGB-Jugend. Schwede:

»Jugend muss sich einmischen. Wir wollen Recht auf Ausbil-

dung für alle, günstigen Wohnraum, mehr Mitbestimmung an

Berufsschulen, die Abschaffung der Studiengebühren.«

Aktive JugendHANNOVER | Auf den

neuen Vorsitzenden des

Bezirksjugendausschus-

ses (BJA) Hannover und

JAV-Vorsitzenden im

Industriepark Walsrode,

Andreas Jansen, und die anderen zehn BJA-Mitglieder aus

acht Branchen (Foto mit Bundesjugendsekretärin Katy Hüb-

ner) wartet viel Arbeit: Die Truppe will auch in Zukunft ak-

tiver Ansprechpartner für die Jugend- und Auszubildenden-

vertretungen sein; der Kontakt zu den Jugendorganisationen

der Parteien wird vertieft.

Gegen RassismusHANNOVER | Während der »Internationalen Wochen gegen

Rassismus« macht die IG BCE mobil. Die Abteilung Mi-

gration/Integration beim IG-BCE-Hauptvorstand wird am

17. März in der Hauptverwaltung am Königsworther Platz 6

einen prominenten Spieler des Fußballbundesligisten Hanno-

ver 96 zu Gast haben (Beginn: 16:00 Uhr). In Hamburg-Berge-

dorf zeigt die Ortsgruppe in der Fußgängerzone beim »Block

House« (12:00 bis 15:00 Uhr) Flagge und am 24. März gibt

es eine Veranstaltung im Bildungszentrum Bad Münder

(19:00 Uhr).

Politischer JahresauftaktHANNOVER | Die diesjährige Chemietarifrunde war zentra-

les Thema des »politischen Jahresauftaktes« der Ortsgruppe

Hannover-Süd. Bezirksleiter Wolfgang Blossey: »Jetzt ist es

an der Zeit für mehr Geld auf den Gehaltszetteln!« Orts-

gruppenvorsitzender Henry Hecht brachte die Diskussion

auf den Punkt: »Die Wertigkeit der Arbeit muss auch finan-

ziell anerkannt werden.«

»Wir wollen mehr!«BRUNSBÜTTEL/HANNOVER | Mitarbeiter sind kämpferisch

Schon vier Wochen vor dem

offiziellen Auftakt der Che-

mietarifrunde 2011 disku-

tierten in Brunsbüttel 40 Ver-

trauensleute mit dem IG-

BCE-Tarifexperten Christian

Jungvogel und Bezirksleiter

Ralf Erkens. Erkens betonte,

die Erwartungshaltung der

Beschäftigten sei nach Jahren

der Zurückhaltung und Ent-

behrung groß, eine aktive Be-

teiligung in und vor den Be-

trieben an der Tarifbewegung

mehr denn je notwendig.

In Hannover stellten auf

einer Tarifkonferenz des Be-

zirks mit mehr als 200 Teil-

nehmern Mitglieder der re-

gionalen Tarifkommissionen

die Situation in ihren Unter-

nehmen und ihre Erwar-

tungen dar. Die Zeit der

Abstriche sei vorbei. Der JAV-

Vorsitzende im Industriepark

Walsrode, Andreas Jansen:

»Während der Krise mussten

wir um die Übernahme ban-

gen. Jetzt wollen wir eine Per-

spektive und sieben Prozent

mehr auch für die Ausbil-

dungsvergütungen!«

Zum Auftakt der Bundesta-

rifverhandlungen am 16. März

in Hannover rief Landesbe-

zirksleiter Ralf Becker zur De-

monstration auf dem Opern-

platz auf. »Lasst uns zeigen,

dass dies die Verhandlungen

aller Beschäftigten der che-

mischen Industrie sind!«

Für mehr BeteiligungBAD MÜNDER | Jugendkonferenz diskutierte aktuelle Fragen

45 Jugendliche aus dem Lan-

desbezirk diskutierten bei der

diesjährigen Jugendkonferenz

nach der Rede von Katy Hüb-

ner von der Abteilung »Junge

Generation/Ausbildung« und

den Wahlen des Landesbe-

zirksjugendausschusses aktu-

elle Fragen aus den Bereichen

Energie, Bildung und Politik.

Das Fazit: Sowohl die

Steinkohle als auch Atom-

energie und Erdgas müssten

als Brückentechnologie ge-

wertet werden. Für die che-

mische Industrie wird eine

Werbe- oder Imagekampagne

in Erwägung gezogen, um die

Bewerberzahlen zu erhöhen.

Im Bereich der Politik wurde

neben einem »deutlicheren«

Schutz der Leiharbeiter der

weitere Ausbau des Wahlrechts

ausländischer Mitbürger ohne

deutsche Staatsangehörigkeit

zumindest auf kommunaler

Ebene gefordert sowie die Ein-

beziehung aller betroffenen

Bürger bei der Planung von

Großprojekten.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Klare Forderung: Die »Sieben« muss her.

Weitere Infos im Internet:www.internationale-wochen-gegen-rassismus.de

Page 36: kompakt März 2011

> VOR ORT NORDOST

| kompakt | März 201128

Termine – kurz notiertBERLIN | 5. März: Tagung der Zielgruppe Außendienst.

HANNOVER | 15. März: 1. Bundestarifverhandlung Chemie.

KAGEL-MÖLLENHORST | 1./2. April: Frauentagsveranstaltung

des Landesbezirkes unter dem Motto

»Frauen machen . . . Gute Arbeit!«

Wählen gehen in Sachsen-AnhaltMAGDEBURG | Am 20. März geht es um viel in Sachsen-

Anhalt. Es geht um Industriepolitik, um die Weichen-

stellung für das Chemie- und Energieland und darum, kei-

ne Rechten im Landtag zu haben. Landesbezirksleiterin

Petra Reinbold-Knape: »Die Arbeitnehmerinnen und Ar-

beitnehmer geben ihre Stimme für Gute Arbeit, für Fort-

schritt und Nachhaltigkeit und für sichere Arbeitsplätze ab.

Unsere Branchen sind zukunftsfähig, sie brauchen klare

politische Rahmenbedingungen.« Deshalb: Wählen gehen.

»Wir haben viel vor«BURG/BURGSTÄDT | Die Vereinbarkeit von Beruf und Fa-

milie ist auch 2011 Schwerpunktthema in den Frauen-

ausschüssen des Landesbezirks.

In Dresden-Chem-

nitz (Foto rechts)

wurde bei einer Wo-

chenendklausur zu-

dem die Unterstüt-

zung der Chemie-

tarifrunde geplant.

Außerdem wurde

über Arbeitsbedin-

gungen von Leih-

arbeitnehmerinnen

und Mitgliederwerbung unter Betriebsrätinnen diskutiert.

Auf dem Programm stand auch ein Besuch im Industrie-

museum Chemnitz.

Bei der Tagung

des Bezirksfrauen-

ausschusses Cott-

bus (Foto rechts)

ging es um Frauen

in Führung, Mit-

gliederwerbung

und Seminare für

Betriebsrätinnen.

Hier wurde auch be-

reits eine politische

Kochshow für den Internationalen Frauentag geprobt, die

in Schwarze Pumpe aufgeführt wird.

Sieben Prozent mehr!BERLIN | Die Chemietarifrunde 2011 ist gestartet

Die Chemietarif-

runde 2011 nimmt

Fahrt auf: In den

letzten Wochen dis-

kutierten die Vertrauensleute

die Empfehlung des Hauptvor-

stands in den Betrieben. Diese

Ergebnisse flossen in die Dis-

kussionen der regionalen Tarif-

kommissionen.

Am 9. Februar tagte die ge-

meinsame Tarifkommission

der chemischen Industrie,

Tarifbezirke Nordost und

Berlin-West, und forderte eine

Erhöhung der Einkommen

um sieben Prozent bei einer

Laufzeit von zwölf Monaten.

Petra Reinbold-Knape, Lan-

desbezirksleiterin IG BCE

Nordost: »Die Forderung ist

berechtigt. Die Daten und Fak-

ten sprechen eine deutliche

Sprache! Mehr als 43 000 Be-

schäftigte in unserem Tarif-

bereich erwarten eine Betei-

ligung am Aufschwung.«

Die Bundestarifkommis-

sion hat am 11. Februar in

Übereinstimmung mit allen

regionalen Tarifkommissio-

nen ihre Forderung festgelegt.

Die regionale Tarifverhand-

lung für die Nordostchemie

und Berlin-West findet am

1. März in Berlin statt.

Papiertarif – Angleichung vollendetBERLIN | Am 1. April ist die

Angleichung der Einkommen

in der Papierindustrie er-

reicht. »Für uns ist jetzt Nor-

malität eingetreten«, sagt Fred

Habermann, Betriebsratsvor-

sitzender beim Zeitungspa-

pierhersteller UPM in Schwedt

und Mitglied in der Bundes-

tarifkommission Papier: »Die

Unterschiede im Einkommen

waren den Kollegen schon

lange nicht mehr zu erklären.«

Zum 1. April wird der Ent-

gelttarif für die 5800 Beschäf-

tigten in den tarifgebundenen

Betrieben der Papierindustrie

Ost an den Westtarif ange-

glichen. Zusätzlich zu den

2,5 Prozent Entgelterhöhung

des Tarifabschlusses kommt

1 Prozent als letzter Anglei-

chungsschritt hinzu.

Die Gewerkschaftsmitglie-

der der Papierindustrie kön-

nen sich auf eine Besonder-

heit freuen: Ab 1. Januar 2012

erhalten sie einen zusätz-

lichen Zuschlag zur Alters-

versorgung. Außerdem wollen

die Tarifparteien mit einer

gemeinsamen Arbeitsgruppe

den Missbrauch bei der Leih-

arbeit verhindern.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Vattenfall: Schnelle InformationSCHWARZE PUMPE | Einen

Tag nach Tarifabschluss bei

Vattenfall Europe informierte

Bezirksleiter und Verhand-

lungskommissionsmitglied

Ralf Hermwapelhorst die

Vertrauensleute im Klubhaus

Schwarze Pumpe über das Er-

gebnis von 3,4 Prozent rück-

wirkend zum 1. Januar 2011.

Page 37: kompakt März 2011

29kompakt | März 2011 |

20 Jahre Wismut GmbHAUE | 20 Jahre Wismut GmbH sind

20 Jahre betriebliche Mitbestim-

mung. Stefan Hohenhausen, IG-BCE-

Betriebsratsvorsitzender am Standort

Aue, war von Anfang an dabei: »Bei

der Schachtbesetzung vor 20 Jahren

haben wir mit dafür gesorgt, dass es

mit der Wismut überhaupt weiter-

ging.« Er ist stolz, dass es in der ganzen Zeit keine betriebs-

bedingte Kündigung gab, auch wenn mit 300 Mitarbeitern

nur noch ein Bruchteil der Menschen am Standort zwischen

Schlema und Hartenstein arbeiten wie in vergangenen Zeiten.

Ende 2010 hat der Freistaat Sachsen das Geld für das Folge-

abkommen für die Altbergbausanierung über das Jahr 2012

hinaus bereitgestellt. Stefan Hohenhausen ist zuversichtlich,

dass es bei der Neustrukturierung der Wismut GmbH auch

diesmal nicht zu Entlassungen kommt.

Tarifpolitik hautnahBURG/SPREEWALD | Tarifkommissions-

mitglieder aus sieben

verschiedenen Tarif-

bereichen im Bezirk

Cottbus erhielten

von Sabine Duck-

stein, Abteilung Ta-

rifpolitik der IG BCE (Foto, Sechste von links) umfangrei-

ches Wissen rund um das Thema Tarife. Dazu zählten auch

neue tarifpolitische Wege, etwa Sonderleistungen nur für

Gewerkschaftsmitglieder. Klar wurde: Die IG BCE kann nur

mit vielen betrieblichen Mitgliedern Tarifverträge erfolg-

reich verhandeln und durchsetzen.

Tarifarbeit bei SolarWorldRITTERSGRÜN | Ver-

treter von Betriebsrat

und Tarifkommis-

sion der Unterneh-

mensgruppe Solar-

World AG, Standort

Freiberg berieten in

einem Seminar die

zukünftige Tarifarbeit im Unternehmen. Mit dem Aufbau

von Vertrauensleutestrukturen wollen sie die gewerkschaft-

liche Präsenz in den Betriebsbereichen verbessern. Mode-

riert wurde die Klausur von Marc Welters aus der IG-BCE-

Hauptverwaltung und Bezirksleiter Gerald Voigt (auf dem

Foto außen rechts und links).

Neujahrsempfang 2011LEIPZIG | »Industrie und Energie ist Zukunft«

Ziel sind 38 StundenMAGDEBURG/ROTHENSEE | Müllwerker fordern Gespräche

Nach der Tarifrunde 2010 im

Müllheizkraftwerk Rothensee

in Magdeburg war die Forde-

rung nach der 38-Stunden-

Woche offengeblieben. Auf

einer gut besuchten Mitglie-

derversammlung am 25. Ja-

nuar diskutierten die Gewerk-

schafter im Betrieb dieses

Thema konträr. Insbesondere

die Schichtarbeiter forderten,

dass die Verkürzung der Ar-

beitszeit um zwei Stunden

weiter tarifpolitisches Ziel

bleiben soll, weil sie zur

Humanisierung der Schicht-

arbeit erheblich beiträgt. Am

Ende gab es eine große Zu-

stimmung für die Forderung

nach der Einführung der

38-Stunden-Woche im Müll-

heizkraftwerk.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Eine gute Tradition: Der Neujahrsempfang im Bezirk Leipzig sorgt für regen Gedankenaustausch im festlichen Rahmen.

Zukunft für die Region: Bezirksleiter Jürgen Mehnert bei seiner Begrüßung.

Foto

: Wal

ter

Hei

nigMit den großen ak-

tuellen Schwerpunkt-

themen der IG BCE

eröffnete Bezirksleiter

Jürgen Mehnert am

25. Januar den Neu-

jahrsempfang des Be-

zirks Leipzig. Rund

180 Gäste waren ge-

kommen, um unter

dem Motto »Industrie und

Energie ist Zukunft« Position

zu beziehen. Jürgen Mehnert

beschrieb die politischen Rah-

menbedingungen des Bezirks

im Zukunftsprozess der IG

BCE sowie die Grundlagen ak-

tiver Industrie- und Energie-

politik. Landesbezirksleiterin

Petra Reinbold-Knape betonte

in ihrem Grußwort: »Solida-

rität ist das Fundament unse-

rer Gesellschaft.« Die Festrede

hielt Landrat Dr. Gerhard Gey

aus dem Landkreis Leipzig.

Themen waren der zukunfts-

fähige Energiemix mit Braun-

kohle und die Forderung nach

einem CCS-Gesetz, verant-

wortungsvolle Tarifpolitik, die

den Menschen Perspektiven

sichert, notwendiger Klä-

rungsbedarf bei der Rente mit

67, die in jetziger Form keine

Antwort auf den demogra-

fischen Wandel ist.

Page 38: kompakt März 2011

VOR ORT NORDRHEIN>

| kompakt | März 201128

IG-BCE-Jugend: Chemie im BlickDÜSSELDORF | Der Bezirksjugendaus-

schuss Düsseldorf ver-

anstaltete eine Mit-

gliederversammlung

zur Chemietarifrunde.

Dort forderten die

Teilnehmer unter an-

derem eine frühzeitige Fortsetzung des Tarifvertrages

»1000 für 1000« zur Übernahme der Auszubildenden in

der chemischen Industrie.

Gemeinsam zum SeminarBAD MÜNSTEREIFEL | Mitglieder des Seniorenkreises im

Bezirk Duisburg besuchten gemeinsam ein Seminar der

Kurt-Schumacher-Akademie in Bad Münstereifel. Darin

ging es unter anderem um Politik »im Spannungsfeld von

Bürgerprotest und Bürgerverdruss«.

Hauptgewinn für Frank GriesdornDUISBURG | Frank

Griesdorn (links), Be-

triebsratsvorsitzender

von Advanced Nuck-

lear Fuels in Duisburg,

erhielt von Bezirks-

leiter Bodo Wilms ei-

nen Reisegutschein.

Die Wochenendreise

zum nächsten Oktoberfest nach München ist Hauptgewinn

in einem Werberwettbewerb des Bezirks Duisburg.

Werberhitparade im JanuarKerstin Ziegler (18, Dupont, Düsseldorf), Edwin Hundge-

burth (14, Ineos, Köln-Bonn), Yüksel Yildirim (10, Carcous-

tics, Leverkusen), Apostolos Psornas (4, Akzo Nobel, Düs-

seldorf), Norbert Burfeid (4, Evonik Degussa, Köln-Bonn),

Michael Kabot (3, Ashland, Düsseldorf), Felix Schultz

(3, Bayer, Leverkusen), Werner Schöttler (3, Döllken, Duis-

burg), Michael Herbst (3, Dr. Barbor, Alsdorf), Frank-Georg

Schubert (3, Hüttenes-Albertus, Düsseldorf), Wolfgang Bens-

töm (3, IVT Weiner und Reimann, Duisburg), Armin Gilgen

(3, Rheinpapier, Köln-Bonn), Thomas Rondorf (3, ROC TG

16, Alsdorf), Matthias Löwenstein (3, Sachsenröder, Düssel-

dorf), Hans Ritterbex (3, Saint Gobain Sekurit, Alsdorf),

Stephan Molzahn (3, SCA Hygiene Products, Düsseldorf).

Chemie: Es geht los NIEDERKASSEL | Mobilisierung für eine gute Tarifrunde

Jetzt ist die Zeit, die Beschäf-

tigten an den guten Ergebnis-

sen der Chemieunternehmen

zu beteiligen. Darin waren

sich alle 250 Teilnehmer

der Chemietarif-Auftaktver-

anstaltung des Bezirks Köln-

Bonn einig.

Im Kasino der Evonik-De-

gussa Lülsdorf war die Be-

reitschaft, die »Sieben« vor

dem Komma durchzusetzen,

deutlich spürbar. Im Tarif-

bezirk Nordrhein startete

kurz darauf am 16. Februar

die diesjährige Chemietarif-

runde (siehe Bericht auf Seite

16/17).

»Diese Tarifrunde wird

kein Selbstläufer«, warnte

aber Peter Hausmann, Tarif-

experte im IG-BCE-Haupt-

vorstand im Evonik-Kasino

und betonte: »Wir werden

nur dann etwas erreichen,

wenn wir in den Betrieben

starken Druck aufbauen.«

Auch Nordrheins IG-

BCE-Landesbezirksleiter und

-Verhandlungsführer Reiner

Hoffmann appellierte an alle

Beschäftigten, sich an den

vielen Aktionen in den Be-

trieben zu beteiligen, um die

IG BCE am Verhandlungs-

tisch zu stärken.

Den Vorwurf der Arbeit-

geber, die IG BCE habe

mit ihrer Tarifforderung die

Bodenhaftung verloren, wies

der Leiter des Bezirks Köln-

Bonn, Thomas Meiers, zu-

rück: »Wir haben einen rea-

listischen Blick auf die wirt-

schaftlichen Verhältnisse der

Betriebe und wissen, dass

unsere Forderung realitäts-

nah ist.«

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Bei der Chemietarif-Auftaktveranstaltung des Bezirks Köln-Bonn waren sich die 250 Teilnehmer einig: Jetzt ist die Zeit, die Beschäf-tigten an den guten Ergebnissen zu beteiligen.

IG-BCE-Hauptvorstandsmitglied Peter Hausmann: »Wir werden nur dann etwas erreichen, wenn wir in den Betrieben starken Druck aufbauen.«

Weitere Infos im Internet:www.nordrhein.igbce.de

Page 39: kompakt März 2011

29kompakt | März 2011 |

Zukunft 2020 im BlickDÜSSELDORF | Zum Auftakt einer breiten Diskussion um

den IG-BCE-Zukunftsprozess 2020 hatte der IG-BCE-Bezirk

Düsseldorf Betriebsräte und Vertrauensleute in das Hydro

Rheinwerk eingeladen. Michael Vassiliadis begeisterte die

Teilnehmer dort mit seinem Impulsreferat zum Thema. In

den anschließenden sechs Workshops erarbeiteten die Teil-

nehmer konkrete Vorschläge, die in den bezirklichen Zu-

kunftsprozess einfließen werden.

»Junge Mädels« und mehrALSDORF | Der Be-

zirksfrauenausschuss

Alsdorf beschloss bei

einem Treffen seine

Jahresplanung 2011.

Nach den Aktionen

zum Internationalen

Frauentag im März

wird es bei vielen

Sitzungen und Veranstaltungen um Themen wie »Mig-

rantinnen in der IG BCE«, »Junge Mädels brauchen wir!«

oder »Die Quote auf dem heißen Stuhl« gehen.

Handwerkszeug für JugendvertreterHALTERN AM SEE | Neu gewählte Jugend-

vertreter von RWE Po-

wer aus dem IG-BCE-

Bezirk Alsdorf lern-

ten bei einem Grund-

lagenseminar im IG-

BCE-Bildungszentrum

Haltern das Handwerkszeug für ihre zukünftige Arbeit. Be-

sonders der Umgang mit dem Betriebsverfassungsgesetz

stellte eine erste Herausforderung dar, die von den Teil-

nehmern aber gut gelöst wurde.

»Gutes Benehmen« vermitteltHATTINGEN | Gutes

Benehmen stand im

Mittelpunkt eines

»Knigge-Seminars«

der IG-BCE-Jugend Le-

verkusen in Hattingen.

Dazu gehörte auch

ein gutes Abendessen

in festlicher Kleidung

und entsprechendem Ambiente.

Gegen LohndumpingDÜSSELDORF | Betriebsräte-Arbeitskreis zur Leiharbeit

»Wir wollen kein Lohndum-

ping. Leiharbeit muss auf das

Abfangen von Auftragsspit-

zen und zum Auffangen kurz-

zeitiger personeller Engpässe

begrenzt werden«, forderte

Reiner Hoffmann, Leiter des

IG-BCE-Landesbezirks Nord-

rhein, bei einem Treffen von

Betriebsräten, die zu dieser

Thematik in einem Arbeits-

kreis des Landesbezirks zu-

sammenarbeiten.

Die Betriebsräte kritisierten

bei dem Treffen, dass nach

wie vor Stammarbeitsplätze

durch Leiharbeitskräfte er-

setzt würden. Dies bestätigte

auch Klaus Brauer, Leiter der

Abteilung Arbeitsmarktpoli-

tik, bei der Vorstellung einer

Studie der IG BCE zum

Thema. Umso wichtiger sei

es, das Prinzip »Gleicher

Lohn für gleiche Arbeit«

(Equal Pay) durchzusetzen.

Das Prinzip »Equal Pay«

sieht auch ein Tarifvertrag

vor, den die IG BCE mit

dem Zeitarbeitsunternehmen

Connect Consult abgeschlos-

sen hat. Dessen Geschäfts-

führer Harald Müller warb

bei dem Arbeitskreistreffen

darum, diesen Tarifvertrag

jetzt auch durch betriebliche

Vereinbarungen zu unter-

stützen.

Infos bei WerkbesuchOBERHAUSEN | Vassiliadis bei Oxea-Ruhrchemie

Klaus-Dieter Frese (links),

Betriebsratsvorsitzender des

Oxea-Werks Ruhrchemie in

Oberhausen, konnte Michael

Vassiliadis zu einer Betriebs-

versammlung begrüßen. Der

IG-BCE-Vorsitzende sprach

dort zum Thema »Industrie-

standort Deutschland«.

Michael Vassiliadis nutzte

den Betriebsbesuch aber

auch, um zuvor mit dem

Oxea-Management über die

aktuellen Entwicklungen in

der chemischen Industrie zu

reden.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Fokus auf Energieversorgung 2020ALSDORF | Der Bildungsar-

beitskreis des IG-BCE-Be-

zirks Alsdorf organisierte ei-

ne Wochenendschulung zum

Thema »Energieversorgung«.

Dabei setzten sich die Teil-

nehmer auch kritisch mit dem

energiepolitischen Gesamt-

konzept der Bundesregierung

für die Zeit bis 2020 ausei-

nander. Wichtig sei ein auch

in Zukunft sicherer, wirt-

schaftlicher und für den Bür-

ger bezahlbarer Energiemix,

der mit den Klimazielen in

Einklang stehe.

Page 40: kompakt März 2011

VOR ORT RHEINLAND-PFALZ/SAARLAND>

| kompakt | März 201128

Deutscher Betriebsräte-PreisMAINZ | Die Be-

triebsräte

der Schott

AG haben

mit dem

Unterneh-

men eine

europäi-

sche Be-

triebsver-

einbarung

»Null Unfälle – Du bist mir wichtig« abgeschlossen. Mit die-

ser erfolgreichen Vereinbarung hat sich der Betriebsrat der

Schott AG Mainz am Deutschen Betriebsräte-Preis 2011 be-

teiligt. Dieser jährlich vergebene Preis beruht auf einer Ini-

tiative der Zeitschrift »Arbeitsrecht im Betrieb« und steht

unter der Schirmherrschaft von Bundesarbeitsministerin

Ursula von der Leyen.

Wählen gehenMAINZ | Am 27. März wird in Rheinland-Pfalz gewählt. Lan-

desbezirksleiter Ralf Sikorski hatte die IG-BCE-Mitglieder

bereits in seinem Zwischenruf zum neuen Jahr nachdrück-

lich gebeten, ihr Wahlrecht wahrzunehmen, und zwar aus-

drücklich »unabhängig davon, wohin sie parteipolitisch

neigen«. Die Landtagswahl entscheidet »über die Fortset-

zung einer Politik, die sich sehen lassen kann«, schrieb er.

Es geht darum, ob das Land »stabil aufgestellt« bleibt und

um »bürgernahe Rahmenbedingungen – Kindergartenplät-

ze, kostenlose Universitäten, moderne Bildungspolitik«.

Familienfeier mit JubilarenLAMBRECHT | Zu

einer Familienfeier

der Ortsgruppe

Lambrechter Tal

lud der Vorsitzen-

de Hermann Schö-

nung auch den

Saarbrücker Ge-

werkschaftssekre-

tär Wolfgang Bei-

nert ein. Gemein-

sam ehrten sie

langjährige Mit-

glieder für 25-,

40-, 50- und sogar

60-jährige Gewerkschaftstreue.

Nachwuchs fördernPIRMASENS | IG-BCE-Arbeitnehmergespräch

Das bereits im

zehnten Jahr statt-

findende Pirma-

senser Arbeitneh-

mergespräch mit

gewerkschaftli-

chen Vertrauens-

leuten und Be-

triebsräten der

Region trifft stets

auf öffentliche Re-

sonanz. Auch die-

ses Jahr berichte-

ten »Pirmasenser Zeitung«

wie »Rheinpfalz« über die

Podiumsdiskussion. Es dis-

kutierten Abgeordnete, Unter-

nehmensvertreter, die Leite-

rin der Abteilung Arbeit im

rheinland-pfälzischen Arbeits-

ministerium, der Leiter der

örtlichen Arbeitsagentur und

die IG BCE, vertreten durch

Matthias Hille. Klaus Leh-

mann, Vorsitzender der gast-

gebenden Ortsgruppe, führte

in das Thema »Fachkräfte-

mangel« ein. Das Fazit der

Diskussion: Eltern, Schulen

und Betriebe sollten ihre

Kontakte verstärken, um die

bestehenden Ausbildungs-

chancen besser zu nutzen.

Und alle sollten helfen, das

Image der Stadt ihrem vor-

handenen guten Potenzial

anzupassen.

Gesund und gefährdetWISSEN | Gute Arbeit – miese Aussicht

Das Kautex-Werk in der Wes-

terwald-Stadt Wissen genießt

einen erstklassigen Ruf. Vor

drei Jahren bewarb es sich

zum wiederholten Mal er-

folgreich um den Ludwig-

Erhard-Preis für wirtschaft-

liche Spitzenleistungen. Die

Juroren lobten die »etablierte

Verbesserungskultur« des Un-

ternehmens und dass es die

»Mitarbeiter an der Unter-

nehmensgestaltung beteiligt«

und »eigenständiges Handeln

fördert«.

Plötzlich aber will die Fir-

ma das Vorzeigewerk schlie-

ßen. 160 Menschen sollen im

nächsten Jahr den Arbeits-

platz verlieren. »Wir leisten

hervorragende Arbeit, das

Werk schreibt schwarze Zah-

len, wenn Not war, waren

wir da«, protestiert der Be-

triebsrat. Die von der Unter-

nehmensführung genannten

Gründe – Kostendruck, Auf-

tragslage, Standortnachteile –

nennt IG-BCE-Bezirkssekre-

tär Tobias Hanson »nicht

nachvollziehbar«, denn »die

Zahlen sind gut«.

Gemeinsam mit dem Be-

triebsrat kämpft die IG BCE

nun um den Erhalt des Werks.

Tobias Hanson: »Man kann

nicht immer vollen Einsatz

verlangen und die Mitarbeiter

dann bei erster Gelegenheit

im Regen stehen lassen.«

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Der Fachkräftemangel war Thema des diesjäh-rigen Pirmasenser Arbeitnehmergespräches.

Sie waren dabei und freuen sich (von links): Eva Engel, Hasan Isilak, Wolfgang Heinrich, Sybille Datz, Stefan Brück und Rainer Hartmann.

Zehn frohe Jubilare feierten mit: Georg Laubscher, Rosemarie Bonnen, Wolfgang Beinert, Heinrich Kornmann, Ekkehard Boersch, Ursula Litzel, Jürgen Knecht, Heinz Gerbig, Stefan Felden und Helmut Hüner.

Page 41: kompakt März 2011

29kompakt | März 2011 |

Auf die Mitglieder kommt es anKIRKEL | Die Arbeit-

nehmerinnen und

Arbeitnehmer in

den Betrieben halten

meist viel von der IG

BCE und wissen im

Grunde, dass eine

starke Mitgliedschaft

auch in ihrem eigenen Interesse liegt. Aber viele potenzielle

Mitglieder wollen zunächst angesprochen und persönlich

von den Vorteilen einer Mitgliedschaft überzeugt werden.

Sie benötigen eine konkrete gewerkschaftliche Bezugsper-

son. Um diesen Bedarf konsequent zu befriedigen und da-

bei die richtigen Worte zu finden, trafen sich jetzt gewerk-

schaftliche Vertrauensleute der Schott AG sowie der Schott

Solar Wafer GmbH aus Mainz, Müllheim und Jena mit

Dörte Apel aus der Abteilung »Marketing« der IG-BCE-

Hauptverwaltung. Das Beste daran: Das Werbetraining in

der Bildungsstätte Kirkel machte auch noch Spaß.

Der besondere JubilarWORMS | Karl Saul-

heimer war in der

Region viele Jahre

Tarifsekretär der Ge-

werkschaft Leder,

lange auch DGB-Vor-

sitzender. Zu seinem

60. Gewerkschaftsju-

biläum gratulierten ihm jetzt der stellvertretende Vorsitzen-

de des Bezirks Mainz, Horst Schebsdat (links), und Bezirks-

leiter Walter Dörrich (rechts) im Rahmen der Jubilareh-

rung. Walter Dörrich hielt auch die Festansprache zu Ehren

der Gewerkschaftsjubilare aus den Wormser Chemiebetrie-

ben. Oberbürgermeister Michael Kissel und der Landtags-

abgeordnete Jens Guth (beide SPD) sprachen Grußworte.

Jubilarehrung in MerzigMERZIG | Mitglie-

dern mit 25, 40,

50 und 60 Jahren

Gewerkschaftszu-

gehörigkeit spra-

chen der Vorsit-

zende der Orts-

gruppe Merzig

Ralf Runge (rechts) und der stellvertretende Saarbrücker

Bezirksleiter Frank Rolle (links) bei einem Festakt Dank

und hohe Anerkennung aus.

Tarifrunde ChemieFRANKENTHAL | Arbeitgeber wurden eindringlich ermahnt

»Die Tarifentgelte und Ausbil-

dungsvergütungen in der che-

mischen Industrie müssen um

sieben Prozent steigen, bei ei-

ner Laufzeit von zwölf Mona-

ten.« Diese »mehr als berech-

tigte« Forderung der Tarifkom-

mission präsentierte Landes-

bezirksleiter Ralf Sikorski den

rheinland-pfälzischen Chemie-

arbeitgebern Mitte Februar zu

Beginn der regionalen Tarif-

verhandlungen.

Die Arbeitgeber nannten

die Forderung »fern der Rea-

lität«; das Vorkrisenniveau sei

noch nicht einmal wieder

erreicht. Die Tarifkommis-

sion bewertete diese Begrün-

dung als »verzerrend«: Der

Aufschwung habe die ganze

Branche erfasst, nicht nur

die Großbetrie-

be. Selbst ei-

ne ganze Reihe

kleinerer und

mittlerer Unter-

nehmen schloss

das Jahr 2010

mit Rekorder-

gebnissen ab.

»Die Chemie-

industrie in

Rheinland-Pfalz

geht deutlich ge-

stärkt aus der

Krise hervor«, folgerte Ralf Si-

korski. Er bat um »mehr Rea-

litätsnähe der Arbeitgebersei-

te« und warnte sie davor, »den

Bogen zu überspannen«.

Sikorski erinnerte daran,

dass die Beschäftigen in der

Krise auf vieles verzichtet

hatten und unbestritten ent-

scheidend zu dem neuen Auf-

schwung beigetragen haben.

»Im Jahr 2011 geht es darum,

wie belastbar unsere Tarif-

politik nicht nur in Krisen-

zeiten ist, sondern gerade auch

im Aufschwung.«

Trotz dieser eindringlichen

Mahnung wurden die Tarif-

verhandlungen ergebnislos

vertagt. Sie werden nun am

15. März in Hannover auf

Bundesebene fortgesetzt.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Ein starkes Signal: Vertrauensleuteversammlung in Ludwigshafen.

»Mehr Realitätsnähe« mahnte IG-BCE-Landes-bezirksleiter Ralf Sikorski (vordere Reihe, Zwei-ter von links) bei den Arbeitgebern an.

Page 42: kompakt März 2011

VOR ORT WESTFALEN>

| kompakt | März 201128

IG-BCE-SeminareGELSENKIRCHEN | 16. bis 20. Mai 2011: Kulturhauptstadt

2010 – Was ist geblieben? (LBZ300.03.01.11)

HATTINGEN | 6. bis 10. Juni 2011: Arbeitersport – Pölen und

Boxen als Teil der Arbeitergeschichte (LBZ300.05.04.01.11)

Anmeldungen beim zuständigen IG-BCE-Bezirk oder direkt

beim Landesbezirk.

Vestolit zahlt Kürzung zurückMARL | »Hier zeigt sich, wie gut Sozialpartnerschaft bei uns

funktioniert«, sagt Eugen Ostkamp, Betriebsratsvorsitzen-

der bei Vestolit. Alle Beschäftigten des Marler Unterneh-

mens konnten sich bei der Januar-Abrechnung über die

Rückzahlung der Kürzungen bei tariflichen Leistungen

freuen. Im Krisenjahr 2009 hatten Betriebsrat, IG BCE und

die Geschäftsleitung Einschnitte bei den übertariflichen

Leistungen, aber auch eine zehnprozentige Absenkung der

Tarifentgelte sowie die Kürzung der Jahressonderleistung

um 50 Prozent vereinbart. Alle Arbeitsplätze konnten da-

durch gehalten werden. Der damalige Vertrag sah bereits

vor, dass das Unternehmen dieses eingesparte Geld wieder

an die Mitarbeiter mit dreiprozentiger Verzinsung zurück-

zahlt, sobald die wirtschaftliche Situation bei Vestolit sich

verbessert.

Mit Musik zum BerufGLADBECK | Schüle-

rinnen und Schüler

der Gladbecker Erich-

Fried-Schule erarbei-

ten gemeinsam mit

der Ortsgruppe Glad-

beck-Mitte das Musi-

cal »Ich will leben!«.

Darin geht es mit

deutscher Rockmusik um Anerkennung und das Lernen in

Eigenverantwortung bis zum gelungenen Schulabschluss.

Die Premiere wird am 6.Juli in der Mathias-Jacobs-Stadt-

halle in Gladbeck sein.

Bildung und ZielgruppenarbeitESSEN | Edeltraud Glänzer vom geschäftsführenden IG-

BCE-Hauptvorstand kam zu einer Veranstaltung der

IG-BCE-Ortsgruppe RellingHaus. Sie referierte dort zum

Thema »Bildung mit der IG BCE« und stellte dabei die

besondere Bedeutung der Zielgruppenarbeit heraus.

Tarifrunde gestartetBOCHUM | »Wir wollen jetzt am Aufschwung teilhaben!«

»Die Chemieunternehmen

haben früher als andere Bran-

chen vom Aufschwung profi-

tiert«, sagte IG-BCE-Landes-

bezirksleiter Kurt Hay bei

der Sitzung der Chemietarif-

kommission Westfalen am

7. Februar in Bochum. Das

Gremium beschloss, sieben

Prozent mehr Entgelt bei ei-

ner Laufzeit von zwölf Mo-

naten zu fordern. Hay: »Nach

dem Krisentarifvertrag von

2010 sollen die Beschäftigten

jetzt am Aufschwung teil-

haben.«

Die Verhandlungen für

Westfalen begannen nach

Redaktionsschluss dieser

Ausgabe am 25. Februar in

Bochum. (Siehe auch die

Seiten 16/17.)

Bewegende SolidaritätMARL | Gottesdienst für Gerechtigkeit

Der Solidaritätsgottes-

dienst »Auf’ RUHR –

für Gerechtigkeit und

Frieden« in der evan-

gelischen Pauluskir-

che Marl-Hüls steht

seit 1986 fest im

Terminkalender vieler

Vertrauensleute und

Betriebsräte aus der

Region. In diesem

Jahr bauten die Got-

tesdienstbesucher

dort aus mehr als

200 Teilen ein Sym-

bol für Gerechtigkeit und

Frieden. Neben der evange-

lischen Stadtkirchengemeinde

und dem katholischen Deka-

nat beteiligten sich wieder

mehrere Moscheegemeinden

sowie unter anderem Betriebs-

räte und Vertrauensleute des

Bergwerkes Auguste Victoria

und des Chemieparks Marl.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Weitere Informationen im Internet unter:www.westfalen.igbce.de Die Forderung steht: die Chemietarifkommission Westfalen.

Karlheinz Auerhahn, Bezirksleiter Reck-linghausen, Martin Ostdorf, Betriebsrat Bergwerk Auguste Victoria, Vertrauens-körpervorsitzender Dietmar Bartsch und Klaus Brüske, stellvertretender Bezirks-leiter, (von links) beim Soli-Gottesdienst.

Page 43: kompakt März 2011

29kompakt | März 2011 |

Spende für KindernotaufnahmeESSEN | Mitarbeiter

der RAG Montan Im-

mobilien spendeten

2980 Euro für die Kin-

dernotaufnahme Spat-

zennest in Altenessen-

Nord. Diese Einrich-

tung bietet bis zu 20 Kindern aus akuten Krisensituationen

Schutz.

Jugendvertreter trafen sichBOTTROP | Viele neu oder wiedergewählte Jugendvertreter

kamen zum ersten JAV-Empfang des Bezirks Gelsenkirchen

nach Bottrop. Dort konnten sie sich mit anderen »JAVis« aus

dem Bezirk über die betriebliche Praxis austauschen.

Für Weiterbau des KohlekraftwerksDATTELN | Über das

Thema »Unsere Indus-

trie braucht sichere

Energie« informierte

die IG-BCE-Jugend-

plattform Datteln an

der Baustelle des Kohle-

kraftwerks in Datteln. Danach demonstrierten die Teilneh-

mer auch für dessen Weiterbau.

BetriebsrätinnenkonferenzHALTERN AM SEE | Am 12. Mai veranstaltet der Landesbe-

zirk eine Betriebsrätinnenkonferenz »Betriebsrätinnen ge-

stalten die Zukunft« im Bildungszentrum Haltern am See.

Diskutiert werden die Themen »Equal Pay«, »Frauen und

Interessenvertretungen« sowie »Gute Arbeit«. Gäste sind

die NRW-Ministerin für Innovation, Wissenschaft und For-

schung, Svenja Schulze (SPD), sowie Edeltraud Glänzer vom

geschäftsführenden IG-BCE-Hauptvorstand. Anmeldungen

beim Landesbezirk: [email protected]

Ehrenamtlich seit JahrzehntenGLADBECK | Karl Heinz Lu-

the ist seit 50 Jahren Haus-

kassierer und Mitgliedsbe-

treuer in der Ortsgruppe

Gladbeck-Mitte. Horst Kopka

arbeitet seit 40 Jahren im Vor-

stand mit. Sie wurden jetzt

für ihr langes ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet.

Optimistischer AuftaktBOCHUM | Neujahrsempfänge der IG-BCE-Bezirke

»2011 wird unser

Jahr!« Optimismus

verbreiteten der IG-

BCE-Vorsitzende Mi-

chael Vassiliadis bei

den Neujahrsempfän-

gen in Bottrop (Bezirk

Gelsenkirchen), Ka-

men (Bezirk Hamm)

und Hattingen (Be-

zirk Dortmund-Ha-

gen) und Vorstands-

kollege Peter Hausmann

beim gesellschaftlichen Jah-

resauftakt des Bezirks Reck-

linghausen in Marl.

In seinen Neujahrsanspra-

chen ging Michael Vassiliadis

auf die erfolgreiche Ausein-

andersetzung um die Zukunft

der deutschen Steinkohle im

vergangenen Jahr ein. In

Hattingen dankte er vor fast

500 Teilnehmern besonders

dem anwesenden SPD-Europa-

abgeordneten Bernhard Rap-

kay für seinen Einsatz auf eu-

ropäischer Ebene, die Beihil-

fen für die Steinkohle bis 2018

abzusichern, aber auch allen

Bergleuten, die das mit Aktio-

nen unterstützten.

Auch mit Blick auf

die anstehende Che-

mietarifrunde beton-

ten Vassiliadis wie

Hausmann: »Unser

Land steht gut da. Der

Aufschwung ist auch

unser Aufschwung

und die IG BCE for-

dert für ihre Mitglie-

der den gerechten

Anteil.«

Liebgewonnenes Ritual: In Hattingen wird gemeinsam das Steiger-Lied gesungen.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Der IG-BCE-Vorsitzende während der Festrede in Bottrop.

Bezirksleiter Manfred Freitag und Stell-vertreter Lothar Wobedo schenkten Mi-chael Vassiliadis in Kamen einen »Ham-mer Elefanten«.

»Unser Land steht gut da!«, be-tonte Peter Hausmann in Marl.

Page 44: kompakt März 2011

Manfred

Freitag, Lei-

ter des Be-

zirks Hamm,

ehrte zahl-

reiche Jubi-

lare der Orts-

gruppe Ka-

men (Foto

rechts). Ro-

bert Benning, Johann Brosch, Johannes Kampmeyer und

Paul Keuer feierten gemeinsam 75-jähriges Gewerkschafts-

jubiläum. Erhard Fenske, Johannes Meyer, Helmut Nie-

linger und Otto Zimmermann traten vor 70 Jahren in

die Gewerkschaft ein. Ihr »65-Jähriges« begingen Wilhelm

Andres und Walter Spiller.

Vor 60 Jah-

ren wurden

Alfred Braun,

Heinrich Bu-

cholski, Wil-

helm Budde,

Diethelm

Doermann,

Gerhard

Frey, Erich

Gloger, Heinz Hebgen, Horst Kleff, Gerhard Langer, Horst

Lenzewski, Hans-Georg Niederholtmeyer, Johann Reichert,

Manfred Ruckdaeschel, Erhard Rutke, Helmut Schäfer, Ro-

bert Schneider, Alfred Scholz, Karl-Heinz Schuette, Karl-

Heinz Schulte und Horst Theymann Mitglied (Foto).

Seit 50 Jahren (Foto unten) sind Günter Fischer, Otto

Hanf, Karl Heinz Kokus, Manfred Krug, Gisbert Krzyzosiak,

Gustav Lehmkuehler, Manfred-Heinrich Naujokat, Wolf-

gang Nielinger, Udo Nockemann, Hans Pawletta, Siegfried

Schmidt

und Werner

Stiller dabei.

Vor 40 Jah-

ren kamen

Serif Bakar,

Karl-Heinz

Bloedom,

Wolfgang

Budde, Wilfried Bussmann, Durmus Cibir, Wolfgang

Demtröder, Antonio Di Paolantonio, Wolfgang Gerling,

Heinz-Paul Grube, Helmut Kissing, Gerd Klapper, Thomas

Kuhnert, Peter Liedschulte, Hans Marciniak, Heinz Müller,

Werner Neumann, Hans-Jürgen Priess, Johannes-Wilhelm

Raem, Peter Schlowinski, Reinhard Schmidt, Joachim

Schreuer, Ernst Schulze-Bramey, Sitki Üstün, Emil Vorwig,

Georg Weigel, Wolfgang Wingen, Harald Zerhau und

Martina Zschoche hinzu.

Die Ortsgruppe Batenbrock-Eigen zeichnete Oskar Hepner

für 75 Jahre Mitgliedschaft in der Gewerkschaft aus. Ihr

70-jähriges Jubiläum konnten dort Bernhard Bross, Willi

Golik, Reinhold Grundwald und Walter Slominski feiern.

Seit 60 Jahren sind Helmut Flieder, Fritz Gamerad, Helmut

Glaudzinski, Günter Kiwitz, Reinhold Mainda, Josef Pawel-

lek, Bernhard Scharnowski und Arnold Stief dabei.

Ihr »Goldenes« feierten Dieter-Jürgen Agorski, Johann

Jacek, Alfred Radtke und Günter Widdermann. Vor 40 Jah-

ren sind Gysbertus Alleblas, Erich Boer, Theodor Boos, Ulf

Busen, Riza Civi, Willy Dahmen, Hakki Dökmeci, Henryk

Duda, Johann Fahl, Helmut Fischer, Dieter van Ewyck,

Heinz Hermann, Sieglinde Kaatz, Rainer Kasseböhme,

Wolfgang Kollwer, Nuri Moroglu, Ali Orhan, Karl-Josef

Plewnia, Peter Reimann, Ramazan Sagiroglu, Udo Skowro-

nek, Alexander Spasojevic, Friedhelm Talhoff, Fritz Voss,

Siegfried Winkler und Günter Zaczek in die Gewerkschaft

eingetreten.

Der stellvertretende IG-BCE-Vorsitzende Ulrich Freese ehrte

die Jubilare der Ortsgruppe Westerfilde-Bodelschwingh. Jo-

sef Hiegemann ist dort seit 75 Jahren, Johannes Giesa und

Günter Raulf sind seit 70 Jahren Mitglied. Sein 65-jähriges

Jubiläum feierte Günter Brands. Vor 60 Jahren sind Franz

Brand, Herbert Kauch, Josef Lenburg, Wilhelm Oberschelp

und Erich Soboll in die Gewerkschaft eingetreten.

Gerda Kanak und Hans-Eckard Sonnenberg können auf

ein halbes Jahrhundert in der Gewerkschaft zurückblicken.

Seit vier Jahrzehnten sind Rasim Celik, Werner Drechsler,

Bernhard Grebenstein, Manfred Homburg, Ingo Langhein

und Gerd Pilz dabei.

B a t e n b r o c k - E i g e n K am e n

We s t e r f i l d e - B o d e l s c h w i n g h

VOR ORT WESTFALEN>

30| kompakt | März 2011

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30 | kompakt | März 2011

> EINE VON UNS

Kinder, Klavier, Kreativität

PETRA PUCHELT hat die Branche gewechselt: Früher war sie Hochbauzeichnerin, heute ist sie Autorin und hat ihr erstes Buch veröffentlicht.

Abhängigkeit ist ein doofes Wort«,

sagt Petra Puchelt. Selbstständig-

keit – das ist für die 59-Jährige

das Allerwichtigste. Auch deshalb liebte

sie schon immer das Schreiben. Ganz

frei die Gedanken zu Papier bringen –

das ist ihr Ding. Zuerst hat sie Theater-

stücke für ihr Kinder- und Jugendtheater

He’Lene in Chemnitz geschrieben - jetzt

hat sie ihr erstes Buch veröffentlicht:

»Ehe mit Verfallsdatum« (224 Seiten,

Verlag Neue Literatur). Die Protagonis-

tin Paula lebt in den 50er-Jahren und

erzählt die Geschichte eines aufregen-

den Lebens mit Höhen und Tiefen.

Zwischen Paula und Petra Puchelt gibt

es Parallelen: Beide sind zum vierten Mal

verheiratet, für beide steht die Familie im

Vordergrund. Die Autorin selbst hat fünf

Kinder und zehn Enkelkinder in ihrer

großen Patchworkfamilie.

Petra Puchelt hat früh ihr erstes Kind

bekommen, so haben ihre Enkelkinder

eine relativ junge Großmutter. »Ich bin

nicht der klassische Omatyp mit grauen

Haaren«, sagt sie und lacht. Das tut sie

überhaupt ziemlich gerne.

Die Autorin begann ihre berufliche

Laufbahn als Hochbauzeichnerin, da-

mals ein sehr gefragter Frauenberuf. Spä-

ter war sie als Teilkonstrukteurin tätig,

bis sie in die Theaterbranche wechselte.

Gewerkschaftsmitglied ist sie schon

lange, das findet sie selbstverständlich.

Zusammenhalt ist ein Wert, auf den die

Chemnitzerin nicht nur privat setzt.

Nicht zuletzt hat dazu ihr Mann beige-

tragen, der viele Jahre für die IG BCE ge-

arbeitet hat. Nun, als Rentnerin, denkt

sie nicht an einen Austritt. Sie erwarte,

dass man auch dann bleibe, sagt sie: »Es

ist eine Sache der Ehre, die Gewerkschaft

weiterhin zu unterstützen.«

Manch einer würde Petra Puchelt viel-

leicht als starke Frau bezeichnen. Damit

kann sie aber wenig anfangen. »Was ist

schon Stärke?«, fragt sie. »Die sich für

stark halten, brechen im Geheimen zu-

sammen und das nennt man dann Stär-

ke.« Falls ihr doch alles zu viel wird,

nimmt sie eine Auszeit und entspannt

sich beim Klavier spielen. Sie lächelt, als

sie davon erzählt, ihre Augen strahlen

begeisternde Wärme aus: »Musik ist et-

was Wunderbares.« Yana Markwort/nor

»Im Ruhestand in der IG BCE zu bleiben,

ist für mich eine Sache der Ehre.«

Sie kennen ein IG BCE-Mitglied mit außerge-wöhnlichem Hobby? Dann schreiben Sie uns: [email protected]

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KeinStillstand

<TENDENZEN FRAUENTAG

Der Internationale Frauentag feiert Jubiläum. Seit HUNDERT Jahren steht er für das Streiten um Frauenrechte und Gleichstellung der Geschlechter. Mit den Gewerkschaften vorneweg. Sie schreiben eine Erfolgsgeschichte, die allerdings noch nicht an ihr Ende gelangt ist. In kompakt analysiert Edeltraud Glänzer, was zu tun bleibt.

31kompakt | März 2011 |

Foto: Friedrich-Ebert-Stiftung, Ausschnitt aus einem Plakat zum Frauentag 1914

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32 | kompakt | März 2011

> TENDENZEN FrauENTag

In der OffensiveAuf dem weg zu gleichen rechten und Chancen sind Frauen vorangekommen, das Ziel aber ist noch nicht erreicht. Eine Standortbeschreibung zum 100. Internationalen Frauentag.

d ie Gleichstellung der Geschlech-ter, das ist das große Projekt, für das der Internationale Frauentag

steht. Seit 100 Jahren schon demonstrie-ren weltweit Frauen an jedem 8. März gegen Benachteiligungen und fordern hartnäckig ihre Rechte ein. So wie schon 1911, als viele Gewerkschafterinnen für das Wahlrecht von Frauen, aber auch für gleichen Lohn bei gleicher Arbeit und für einen besseren Arbeits- und Gesund-heitsschutz auf die Straße gingen. Dazu aufgerufen hatte ein Jahr zuvor die 2. In-ternationale Sozialistische Frauenkon-

ferenz in Kopenhagen – und damit eine bis heute lebendige Tradition be-gründet.

Auch in diesem Jubiläumsjahr werden die Frauen unserer IG BCE am 8. März wieder für ihre Anliegen eintreten – vor allem in den Betrieben, unserem wich-tigsten Handlungsfeld, um Fortschritt für Frauen durchzusetzen. Wir haben schon viel erreicht, aber insbesondere in der Arbeitswelt sind wir von echter Gleichstellung noch ein gutes Stück ent-fernt. Das wollen und das werden wir ändern, allen Widerständen zum Trotz.

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die AutOrin

edeltraud glänzer ist Mitglied im geschäfts-führenden Hauptvorstand der Ig BCE und dort unter anderem für die Themen Frauen und gleichstellung zuständig. Zu- dem nimmt sie aufsichtsratsmandate in den unternehmen B. Braun Melsungen, Merck und Solvay Deutschland wahr. Seit Novem-ber 2010 ist glänzer zugleich Mitglied im rat der Evangelischen Kirche in Deutschland.

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33kompakt | März 2011 |

Der Rückblick auf 100 und mehr Jahre Bewegung für Frauenrechte ist durchaus ermutigend. Das gleiche Wahlrecht ist mittlerweile in unserer Gesellschaft selbstverständlich, das die Nachkriegs-zeit prägende Leitbild der Hausfrauen-ehe überwunden, das Scheidungsrecht vom Schuldprinzip befreit und die Straf-freiheit des Schwangerschaftsabbruchs erreicht. Heute haben wir die bestausge-bildetste Frauengeneration aller Zeiten, beim Schulabschluss und der Berufsaus-bildung haben die jungen Frauen erst-mals auch die gleichaltrigen Männer über-holt.

Selbstverständlich nehmen Frauen für sich in Anspruch, berufstätig zu sein und in der Arbeitswelt eigene Karriere-schritte zu gehen. Beruf und Familie, das ist die gewünschte Lebensperspek-tive, in die mittlerweile kein »oder« mehr passt.

Aber den Internationalen Frauentag brauchen wir weiterhin genauso wie ak-tive Frauen in unserer IG BCE. 2008 ha-ben wir uns vier konkrete Ziele gesetzt. Wir wollen Benachteiligungen in der Bezahlung und bei den Karrierechancen beenden, eine bessere Balance von Lebens- und Arbeitszeit erreichen und auch sichtbarer und erfolgreich in der Interessenvertretung sein. Wir brau- chen Aktivitäten, weil sich von allein nichts zum Besseren für Frauen bewegt.

Nach wie vor verdienen Frauen im Durchschnitt 23 Prozent weniger als be-

rufstätige Männer. Wir prüfen in 26 Un-ternehmen, ob es diese Unterschiede auch in unseren Branchen gibt und wie sich das ändern lässt. Die Ergebnisse werden wir auswerten – um dann das Prinzip Equal Pay umzusetzen.

Ein gesellschaftlicher Skandal ist die vollkommen unzureichende Besetzung von Vorständen und Aufsichtsräten mit Frauen. Das beschäftigt mittlerweile auch die Politik. Die Unternehmen müssen wissen: Es geht längst nicht mehr darum, ob auch Frauen künftig in Führungs-positionen gelangen, sondern nur noch um das Wie.

Wir wollen in 40 Unternehmen kon-kret und nachprüfbar aufgezeigen, auf welche Weise der Frauenanteil an den Spitzenjobs gesteigert werden kann. Wer

sich in dieser Frage nicht bewegt, muss mit einer gesetzlichen Regelung rech-nen.

Schließlich wollen wir weiter an einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie arbeiten. Da haben wir schon gute Erfolge mit über 80 Betriebsverein-barungen erzielt. Das kann noch ausge-baut werden, bedarf aber auch der Un-terstützung durch die Politik, etwa mit mehr Ganztagsschulen und einem aus-gebauten Betreuungsangebot für Klein-kinder.

Auch in der Interessenvertretung kom-men wir voran. Der Frauenanteil in den Betriebsräten liegt beispielsweise bei 27 Prozent, ist allerdings bei den Vorsit-zenden noch steigerungsfähig. In unse-rer Gewerkschaft sind Spitzengremien wie der Hauptvorstand bereits zu einem Drittel mit Frauen besetzt. Beschlossen ist zudem, den Anteil der hauptamt- lichen Gewerkschafterinnen an von uns zu besetzenden Aufsichtsratsmandaten auf 30 Prozent zu erhöhen.

Damit es weiter vorangeht, bedarf es allerdings auch des persönlichen Enga-gements für die gemeinsame Sache. Etwa durch Mitgliedschaft in der Gewerk-schaft. Je mehr Frauen sich in und mit unserer IG BCE engagieren, desto schnel-ler werden wir echte Gleichstellung er-reichen. Dafür lohnt sich der Einsatz.

Am 8. märz 1911 wurde der 1. internationale frauentag ausgerufen – 2011 feiert der dgB mit einer großen festveranstaltung in Berlin das Jubiläum.

für gleiches geld: demons-tration von mitgliedern der ig Bergbau und energie 1979 im ruhrgebiet.

in den 70er-Jahren ein frauenjob: Arbeiterinnen in einer tonträgerfabrik.

Zeichen setzenHeute für morgen

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34 | kompakt | März 2011

> TIPPS ARBEITSLOSENGELD

Wer kriegt mehr?HÄRTEFALL: Nicht selten passiert es,

dass Arbeitsnehmer im Jahr vor ihrem

Jobverlust bereits deutlich weniger ver-

dient haben als vorher – etwa weil sie

Abstriche hingenommen haben, um ih-

ren Arbeitsplatz zu retten. In solchen Fäl-

len kann eine Härtefallregelung greifen.

Das ALG I muss dann auf Grundlage

des durchschnittlichen Einkommens der

letzten beiden Jahre (statt – wie üblich –

allein der letzten zwölf Monate) berech-

net werden. Geregelt ist dies in Paragraf

130, Absatz 3, Nummer 2 des Sozial-

gesetzbuches (SGB) III.

Das Bundessozialgericht hat am 24. No-

vember 2010 (Aktenzeichen: B 11 AL 30/

09 R) entschieden, wann sich Arbeitslose

auf diese Härteregelung berufen können.

Voraussetzung dafür ist, dass die Bemes-

sungsgrundlage für das ALG I bei der

»alternativen« Berechnungsmethode um

mehr als zehn Prozent höher ausfällt als

»normal«.

Dazu ein Beispiel:

Ein Arbeitnehmer hat in den letzten zwölf

Monaten seines Beschäftigungsverhältnisses

im Durchschnitt monatlich 2000 Euro ver-

dient, in den zwölf Monaten davor waren

es 2410 Euro. Nimmt man den komplet-

ten Zweijahreszeitraum, so ergibt sich ein

Durchschnittsentgelt von 2205 Euro pro Mo-

nat. Dieses ist um 10,25 Prozent höher als

das durchschnittliche Arbeitsentgelt im letz-

ten Jahr vor der Arbeitslosigkeit. Deshalb

muss in diesem Fall bei der Berechnung des

ALG I der Lohn im Zeitraum von zwei Jah-

ren (statt einem) berücksichtigt werden.

ALLEIN IM JANUAR 2011 mussten sich 435 000 Arbeit-nehmer arbeitslos melden, weil sie ihren Job verloren hatten. Meist hatten sie An-spruch auf Arbeitslosengeld (ALG) I. Doch oft fällt diese Versicherungsleistung zu niedrig aus, weil die Arbeits-agenturen bestimmte Sonder-regeln nicht berücksichtigen. kompakt zeigt, wer einige Hundert Euro mehr bekommen kann.

Foto: Martin Leissl/VISUM

Page 51: kompakt März 2011

35kompakt | März 2011 |

WICHTIG IST ALLERDINGS: Es ist Sache

der Arbeitslosen selbst, dies zu verlan-

gen! Ohne Anstoß der Betroffenen sind

die Ämter nämlich nicht verpflichtet zu

prüfen, ob die Härtefallregelung greift.

Im Gesetz heißt es ausdrücklich: Die Ge-

setzesbestimmung »ist nur anzuwenden,

wenn der Arbeitslose dies verlangt und

die zur Bemessung erforderlichen Unter-

lagen vorlegt«.

TIPP: Wer zuletzt weniger verdient hat,

sollte in jedem Fall nachrechnen, ob für

ihn die Härtefallregelung infrage kommt.

Falls ja, sollte er einen formlosen An-

trag stellen und diesen zusammen mit

der Arbeitsbescheinigung des letzten

Beschäftigungsbetriebs bei der Arbeits-

agentur abgeben. Zugleich sollte in je-

dem Fall kontrolliert werden, ob die

Firma auch das Gehalt des vorletzten

Jahres korrekt auf der Bescheinigung

angegeben hat.

TEILZEITBONUS: Ähnlich funktioniert

der »Teilzeitbonus« für diejenigen, die

in den letzten drei Jahren vor dem Job-

verlust ihre Arbeitszeit verkürzt hatten.

Auch hier kann das ALG I auf Basis des

früheren höheren Verdienstes berechnet

werden. Das bestimmt Paragraf 130, Ab-

satz 2, Nummer 4 SGB III. Wer beispiels-

weise bis vor 18 Monaten einen Voll-

zeitjob, zuletzt jedoch nur noch eine

Halbtagsstelle hatte, profitiert davon. Er

kann dann verlangen, dass bei der Be-

rechnung der Unterstützung der frühere

Vollzeitlohn zugrunde gelegt wird. Der

Arbeitslose muss dann allerdings auch

bei der Arbeitsvermittlung für Vollzeit-

jobs zur Verfügung stehen.

BESTANDSSCHUTZ: Danach ist die

einmal erreichte Höhe des ALG I – bei

erneuter Arbeitslosigkeit – für zwei

Jahre gesichert. Wer zum Beipiel als

Erwerbsloser eine schlecht dotierte Be-

schäftigung annimmt und diese nach

einem Jahr wieder verliert, muss des-

halb keine »Abwärtsspirale« befürch-

ten. Der zuletzt erzielte niedrige Lohn

zählt dann bei der Berechnung des

(neuen) ALG I nicht. Ausschlaggebend

ist vielmehr der höhere Lohn im vor-

letzten Job.

GEHALTSNACHZAHLUNG: Die Arbeits-

agenturen stützen sich bei der Berech-

nung des ALG I auf die Angaben in

den Arbeitsbescheinigungen der Arbeit-

geber. Nicht selten stellt sich aber her-

aus, dass diese fehlerhaft waren und

Nachzahlungen fällig werden. Dann sind

auch während des Bezugs von ALG I

noch nachträgliche Erhöhungen mög-

lich. Berücksichtigt werden die Gehalts-

nachzahlungen, die – so die Bundes-

agentur für Arbeit – »in nachträglicher

Vertragserfüllung« erfolgen. Dies gilt

etwa dann, wenn eine Tariferhöhung bei

der letzten Gehaltsabrechnung noch

nicht berücksichtigt wurde oder wenn

sich erst nachträglich herausstellt, dass

der Entlassene Anspruch auf eine Pro-

vision hatte.

ÜBERPRÜFUNGSANTRAG: Dass die

oben beschriebenen Sonderregeln ver-

gessen werden, gehört »angesichts des

Massenbetriebs bei den Arbeitsagentu-

ren zum Alltag«, sagt Martin Künkler von

der Koordinierungsstelle gewerkschaft-

licher Arbeitslosengruppen. Er rät daher,

die Bescheide der Agenturen genau zu

prüfen und gegebenenfalls innerhalb

eines Monats Widerspruch einzulegen.

Doch auch nach Ablauf dieser Frist, ist

– so Künkler – »noch nichts verloren«.

Mit einem Überprüfungsantrag nach Pa-

ragraf 44 SGB X kann man erreichen,

dass »ein fehlerhafter Bescheid korrigiert

wird und die zustehende Leistung nach-

gezahlt werden muss«. Rolf Winkel

MIX AUS TEIL- UND VOLLZEITARBEITSICHERT VOLLES ALG I

Manche Beschäftigte würden gerne ihre Arbeitszeit verkürzen. Nur: Sie schrecken vor den damit verbundenen Einkommensverlusten und der schlech-teren sozialen Absicherung bei Arbeits-losigkeit zurück. Besonders schlimm ist es, wenn man zunächst die Arbeitszeit verkürzt und dann auch noch den Teilzeitjob verliert. Denn dann wird das ALG I in der Regel nur auf Basis des vor-herigen Teilzeitverdienstes berechnet – und fällt entsprechend niedrig aus.

Ein solcher fi nanzieller Absturz kann jedoch vielfach vermieden werden, wenn Betriebsräte und Arbeitgeber für die Beschäftigten die Möglichkeiten nutzen, die Paragraf 130, Absatz 2 SGB III bietet. Diese Regelung kann durch ein »rollie-rendes« Verfahren optimiert werden, bei denen Phasen der Teilzeit- und Vollzeit-arbeit kombiniert werden: Nach drei Jahren mit verkürzter Arbeitszeit muss dabei jeweils mindestens ein halbes Jahr mit Vollarbeitszeit zwischengeschaltet werden. So ist sicher, dass bei späterer Arbeitslosigkeit das ALG I auf Grundlage des höheren Gehalts bei voller Arbeits-zeit berechnet wird.

NEUER RATGEBER

Alle aktuellen Regeln und Ratschläge zum Kurzarbeiter- und Arbeitslosengeld I fi nden sich in der 13. Aufl age des vom DGB herausgegebenen Ratgebers »111 Tipps für Arbeitslose – Arbeitslosengeld I«. Er ist im Bund-Verlag erschienen (270 Seiten, 12,90 Euro). Dort steht etwa, wie entlassene Arbeitnehmer eine Abfi ndung bekommen, ohne dass das Finanzamt einen großen Teil davon abzweigt, oder wann und warum es sich für Arbeitslose lohnt, in die neue Steuerklasse »IV Faktor« zu wechseln.

Allein wird das nichts: Nur wer gute Beratung in Anspruch nimmt, bekommt auch alle Leistungen.

Page 52: kompakt März 2011

36 | kompakt | März 2011

> TIPPS ORTSGRUPPEN

Gute ReiseDAS GEMEINSAME ZIEL – es stärkt die Gemeinschaft und schafft gute Stimmung. Die Busreise mit der IG-BCE-Ortsgruppe macht Spaß – sollte aber gut geplant werden.

Wer – was – wann – wo – wie!

Wenn die Ortsgruppe Welzow

sich an die Planung einer Ak-

tion, Reise oder Veranstaltung macht,

dann gibt diese Konzeption den Leitfaden

für das Handeln vor. Die ist in ihrem

Grundgerüst von Ortsgruppenleiter Wer-

ner Ullrich über Jahre hinweg schriftlich

entwickelt worden und sagt im Detail: wer

was wann tut. Einmal verfasst, kann sie

immer weiter verfeinert und ergänzt wer-

den. Sie kann übertragen werden auf jed-

wede andere Veranstaltung. Und jeder

Mensch kann mit diesem Plan sofort die

Organisation in die Hände nehmen –

schließlich steht dort ja, was zu tun ist.

TEILNEHMER EINBEZIEHEN: Teilneh-

mer an einer Reise oder Veranstaltung,

die über das Programm mitentscheiden

konnten, sind später zufriedener und

meckern weniger über das, was mög-

licherweise nicht so gelungen ist. Ein gu-

ter Tipp dafür: ankreuzen lassen. Dann

ist schwarz auf weiß zu sehen, welche

Vorschläge am beliebtesten sind.

Bei Ausflügen oder Reisen ist es rat-

sam, grundsätzliche Daten wie Reiseziel,

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Beförderungsmittel und Termin vorzu-

geben, damit die Vorschläge nicht aus-

ufern, sondern zu kanalisieren sind.

Innerhalb dieser Eckdaten kann die

Gruppenleitung Programmvorschläge

machen: Betriebsbesichtigung oder Mu-

seumsbesuch? Spaziergang zur Schiffs-

schleuse oder lieber den Waldlehrpfad

entlang? Schiffstour, Dampflok- oder

lieber eine Planwagenfahrt?

Wichtig: die Alternativen sollten ver-

gleichbar sein, also nicht zwischen Wan-

derung und Museumsbesuch wählen

lassen, sondern mögliche Vorschläge für

Page 53: kompakt März 2011

37kompakt | März 2011 |

Bildung, Kultur, Bewegung und mehr

nebeneinanderstellen.

In der IG-BCE-Ortsgruppe Spremberg

bleibt der Vorstand so das ganze Jahr

über mit den Mitgliedern »im Gespräch«

– und sammelt schon Ideen für das

nächste Jahr. Immer im Februar zur Mit-

gliederversammlung wird der Veranstal-

tungsplan den anwesenden Mitgliedern

vorgestellt, mit ihnen beraten, ergänzt

und schließlich beschlossen.

GANZ PRAKTISCHES: Egal ob Som-

merfest, Diskussionsveranstaltung, Rad-

tour, Betriebsbesichtigung oder Bil-

dungsreise: wer die Fäden in der Hand

hat, ist Ansprechpartner für jedes kleine

und große Problem. Da ist es wichtig,

eine Liste mit Telefonnummern vorzu-

bereiten und schnell zur Hand zu haben:

sei es nun die des Haustechnikers, weil

die Mikroanlage nicht funktioniert oder

die des Museums, weil sich die Fahrt

mit dem Bus verzögert und die Führung

später beginnen muss. Bei Reisen

sollten Sie auch die Telefonnummern

aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer

dabei haben – falls jemand zu spät

kommt.

Neben Pflaster, Verbandszeug und

Kopfschmerztabletten gibt es noch viele

kleine Dinge, die nie schaden können:

Nähzeug, Schere, Taschenmesser, Gum-

miband, Klebeband, Tesafilm, Papierta-

schentücher, ein paar Stifte, etwas Papier,

dicker Marker, eine Kleiderbürste, . . .

Wer eine Radtour führt, sollte den Weg

vorher einmal allein abgefahren sein,

eine Tourenkarte, Flickzeug, Werkzeug

und Ersatzschläuche dabei haben und

wissen, wie ein kaputter Reifen zu repa-

rieren ist. Eine Frage kommt übrigens

meist als erste, sobald eine Gruppe an-

kommt: Wo sind die Toiletten?

ALLES SCHRIFTLICH! Die Ortsgruppe

Magdeburg macht seit zwei Jahren die

Anmeldungen für Veranstaltungen, Be-

rungsnachweise vorzulegen. Was war

passiert? Ralf Karl hatte in der Anzeige

nicht deutlich kenntlich gemacht, das

ein Reisebüro als Veranstalter beauftragt

war. Er hat das Missverständnis aufge-

klärt. »Die IG-BCE-Ortsgruppe Sprem-

berg fährt mit Müller-Meier-Schmidt-

Reisen ins Oderbruch«, so hätte die

Ankündigung lauten müssen und so

sollte es auf allen Einladungen stehen.

Susanne Kettelför

Wer mehr Beratungsbedarf in SachenOrtsgruppen auf Reisen hat, wende sich an die Abteilung Ortsgruppen der IG-BCE-Hauptverwaltung, Telefon 0511 7631-316. Und auf www.igbce.de gibt es Tipps zum Thema Essen und Trinken sowie zur Weitergabe von guten Erfahrungen.

sichtigungen und Ausflüge nur noch

schriftlich. Per Internet oder mit den

Anmeldeabschnitten, für die eine Spal-

te des Flyers mit dem jährlichen Veran-

staltungsplan reserviert ist. Das gab

zwar anfangs Unmut, half aber letztlich,

Unklarheiten und Missverständnisse zu

vermeiden. Anmeldeschluss ist meist

14 Tage vorher. Hella Häuser, in deren

Händen die Angebote des Senioren-

arbeitskreises liegen, weiß dann genau,

ob bei großem Interesse an einer Be-

triebsbesichtigung eine zweite Führung

angefragt werden muss.

VERSICHERUNG UND HAFTUNG: Zwar

sind gewerkschaftliche Veranstaltungen,

also auch die der Ortsgruppen, über

den Rahmenversicherungsvertrag der

IG BCE mit der Volksfürsorge abgesi-

chert. Doch sobald es um Reisen geht,

vor allem mehrtägige, greift schnell das

Reisevertragsrecht mit weitreichenden

persönlichen Haftungsrisiken für die

Person, die mit ihrer Unterschrift die

Reise organisiert.

Ortsgruppen sollten deshalb mit ihren

Reisewünschen zu einem professionel-

len Reiseanbieter gehen, dessen Ver-

sicherung diese Haftungsrisiken ein-

schließen. Das kann »DGB Reisen« sein

oder das Reiseunternehmen am Ort,

wenn die Geschäfte in der Nachbar-

schaft gestärkt werden sollen.

RECHTLICHE FRAGEN sind auch in der

Öffentlichkeitsarbeit für Reisen zu be-

achten, hat Ortsgruppenvorsitzender

Ralf Karl aus Spremberg vor einigen Jah-

ren erfahren. Er bewarb eine Reise im

lokalen Stadtanzeiger mit »IG-BCE-Orts-

gruppe bietet Bildungsreise an«, sagte im

Text, dass zwei Busse bereitstehen und

erhielt wenig später einen Brief vom

Brandenburger Verkehrsministerium,

das ihn aufforderte, seine Konzession

für die Personenbeförderungsberechti-

gung und die entsprechenden Versiche-

AN ALLES GEDACHT?

Reise korrekt beworben?

Plan gemacht? Teilnehmer einbezogen?

Haftungsfrage geklärt?

Aufgaben verteilt?

Alle Telefonnummern notiert?

Verbandszeug etc. dabei?

Wo sind die Toiletten?

Es muss ja nicht gleich die italienische Amalfi küste sein – obwohl, die Aussicht ist schon ganz nett . . .

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Page 54: kompakt März 2011

38 | kompakt | März 2011

> TIPPS PFLEGEZEIT

Seit dem 1. Juli 2008 haben Arbeit-

nehmer Anspruch auf eine un-

bezahlte Job-Auszeit von bis zu

sechs Monaten, wenn sie einen Ange-

hörigen, der pflegebedürftig im Sinne

der Pflegeversicherung ist, zu Hause be-

treuen. Das gilt allerdings nur für Arbeit-

nehmer in Unternehmen mit mehr als

15 Beschäftigten.

PFLEGEGELD: Wenn Pflegebedürftige

keinen Pflegedienst in Anspruch neh-

men, erhalten sie von ihrer Kasse Pflege-

geld. Bei Pflegestufe I sind das 225 Euro

im Monat, bei Stufe II 430 Euro und

bei Stufe III 685 Euro. Das Geld geben

die Pflegebedürftigen meist an die Ange-

hörigen weiter, die sie betreuen. Dafür ist

es im Prinzip auch vorgesehen. Die Pflege-

personen können dieses Geld »brutto

für netto« annehmen. Es muss nicht ver-

steuert werden. Auch werden dafür keine

Sozialversicherungsbeiträge fällig. Und

für Bezieher von Arbeitslosengeld I oder

Hartz IV wird die Leistung weder gekürzt

noch gestrichen. Denn das Pflegegeld

zählt hier nicht als anrechenbares Ein-

kommen.

RECHT AUF TEILZEIT: Statt einer vollen

Auszeit für die Angehörigenpflege ist

auch eine Arbeitszeitverkürzung mög-

lich, um so zumindest teilweise noch et-

was zu verdienen. Dafür gibt es einen

harten Rechtsanspruch. Denn in Para-

graf 3 des Pflegezeitgesetzes heißt es,

dass Beschäftigte »von der Arbeitsleis-

tung vollständig oder teilweise freizustel-

len« sind. Weiter schreibt das Gesetz zur

Verringerung und Verteilung der Arbeits-

zeit vor: »Hierbei hat der Arbeitgeber

den Wünschen der Beschäftigten zu ent-

sprechen, es sei denn, dass dringende

betriebliche Belange entgegenstehen.«

Solche dringenden Belange werden von

Arbeitsgerichten nur in seltenen Aus-

Wer einen Angehörigen versorgen muss, kann bis zu sechs Monate lang aus seinem Job aussteigen. Eine gesetzliche Regelung zum Einkommen während dieser Pfl egezeit gibt es aber bisher nicht – auch wenn die Bundesfamilien-ministerin nun so etwas plant. Wovon können Pfl egende heute leben?

Wovon sollen pfl egende Angehörige leben?

Page 55: kompakt März 2011

39kompakt | März 2011 |

nahmefällen anerkannt. Matthias Rein-

bold (51), Betriebsrat und Wirtschafts-

ausschussmitglied der Roche Diagnostics

GmbH, findet Teilzeitlösungen für die

Angehörigenpflege ohnehin vernünf-

tiger als eine völlige Auszeit: »Da bleibt

der Kontakt zum Betrieb, den Kollegin-

nen und Kollegen sowie den Arbeitspro-

zessen erhalten.« Er weiß: »Manchmal

knirscht es im Betrieb natürlich, wenn

Mitarbeiter ihre Arbeitszeit verkürzen

möchten. Dann ist der Betriebsrat der

richtige Ansprechpartner!«

ANDERER JOB: In manchen Betrieben

kommen Teilzeitlösungen aber nicht in

Frage oder die angebotenen Arbeitszei-

ten lassen sich nicht mit der Angehö-

rigenpflege vereinbaren. In solchen Fäl-

len spricht nichts gegen die (befristete)

Aufnahme einer Tätigkeit bei einem

anderen Betrieb. Wenn im Arbeits- oder

Tarifvertrag nichts anderes steht, können

Arbeitnehmer in der Pflegezeit einen Ne-

benjob aufnehmen, ohne ihren Haupt-

arbeitgeber um Erlaubnis zu fragen. »Sie

dürfen allerdings nicht bei der Konkur-

renz des eigenen Chefs anheuern – an-

dernfalls riskieren sie arbeitsrechtliche

Konsequenzen beziehungsweise Sank-

tionen«, warnt Ansgar Claes, Arbeits-

rechtler bei der IG BCE. Im Zweifels-

fall sollten Arbeitnehmer ihren Haupt-

arbeitgeber über ihren Nebenjob in der

Pflegezeit informieren.

LEBENSARBEITSZEITKONTO: In et-

lichen Betrieben gibt es mittlerweile Lang-

zeit- beziehungsweise Lebensarbeitszeit-

konten. Bei Roche existieren diese seit

2008. Die darauf angesparte Arbeitszeit

(umgerechnet in Geld) kann nicht nur

für einen vorzeitigen Ausstieg aus dem

Job, sondern auch für Auszeiten »zwi-

schendurch« in Anspruch genommen

werden – auch für die Angehörigen-

pflege. »Wer genügend auf dem Konto

angespart hat, kann damit mehrere

Monate für die Pflege überbrücken«, so

Roche-Betriebsrat Reinbold.

ARBEITSLOSENGELD I: Finden die

Betroffenen in der Pflegezeit keinen

passenden Ersatzjob, können sie sich

auch arbeitslos melden. Dann haben sie

grundsätzlich auch Anspruch auf Ar-

beitslosengeld (ALG) I, wenn sie diese

Leistung beantragen und dem Arbeits-

markt (weiterhin) zur Verfügung stehen.

Dies mag zunächst erstaunen, da ja in

der Pflegezeit noch das bisherige Ar-

beitsverhältnis fortbesteht. Die Pflege-

zeitler sind jedoch »beschäftigungslos« –

und wer ohne Beschäftigung ist, kann

grundsätzlich ALG I erhalten. Das er-

klärt auch die Bundesagentur für Arbeit

in ihren Durchführungsanweisungen zu

Paragraf 119 Sozialgesetzbuch (SGB) III,

wo definiert wird, wer als arbeitslos gilt.

HARTZ IV: Wer wegen der Angehörigen-

pflege vorübergehend aus seinem Job

aussteigt und weder größere Rücklagen

noch einen gut verdienenden Ehepart-

ner hat, kann Hartz IV beantragen. Er

FAMILIENPFLEGEZEIT – SCHON AB

APRIL BEI ROCHE DIAGNOSTICS

Am 13. Januar war Bundesfamilienminis-terin Kristina Schröder zu Besuch bei der Roche Diagnostics GmbH in Mannheim. Sie stellte dabei ihre Pläne für die neue Familienpfl egezeit vor. Wer Angehörige pfl egt, soll danach das Recht haben, zwei Jahre lang die Arbeitszeit auf die Hälfte zu reduzieren, aber dennoch drei Viertel des Gehalts bekommen. Anschließend müssen die Beschäftigten wieder Voll-zeit arbeiten, sollen aber zwei Jahre lang nur drei Viertel ihres Gehalts erhalten – bis die Fehlzeit nachgearbeitet ist.

Das Modell soll für die 11 000 Be-schäftigten bei Roche schon ab April eingeführt werden – noch bevor ein entsprechendes Gesetz gilt.

BETRIEBSRAT MATTHIAS REINBOLD hält diesen Zeitplan für »ambitioniert«. Nach seiner Einschätzung wird diese neue Variante keinen Ansturm auslösen, aber es kann im Einzelfall durchaus eine interessante Alternative zur unbezahlten Freistellung nach Pfl egezeitgesetz oder zu einer Entnahme aus dem Langzeitkonto sein.

sollte belegen, dass er einen Angehö-

rigen pflegt – zunächst gegebenenfalls

nur mit einer ärztlichen Bescheinigung,

später mit einem Bescheid der Pflege-

kasse. Dass er Arbeit sucht, muss dann

nicht nachgewiesen werden. Er muss

auch nicht damit rechnen, dass er zum

Beispiel einen Ein-Euro-Job oder eine

andere Maßnahme annehmen muss.

Denn die Angehörigenpflege gilt als

wichtiger Grund, der gegen eine Arbeits-

aufnahme spricht. Rolf Winkel

Weitere Infos zu betrieblichen Pfl egemodellen sowie zum Anspruch auf Sozialleistungen in der Pfl egezeit gibt es im Internet auf: www.igbce.de

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Page 56: kompakt März 2011

> RÄTSEL>

| kompakt | März 201140

1351 8 92 126 147 113 4 10

Weißweinaus demElsass

genormteSchriftgröße

Wappentier

zweit-größterPlanetoid

Hirnstrom-bild (Abk.)Materialdes Töpfers

entschei-denderHandgriff,Kniff

heftigstoßen

TV-Sender

Neben-fluss desNeckars

Weltorga-nisation

unvermute-tes Ereignis

Stechpalme

Stock-werk

Kreis-durch-messer

Märchen-figurdt. Donau-zufluss

wbl. Fisch

Stadt amBodensee

Reise-streckeSonder-zubehör

Wirtschafts-org. (Abk.)undeutlichsprechen

Auto-besitzer

Renntempo

Telekopie-rer (Kzw.)

betörenderGlanz, engl.

reiß-festesGarn

GefrorenesNeben-fluss derAller

gallert-artigeSubstanz

BerlinerPlatz (Kzw.)Ultrakurz-welle (Abk.)

Filmwitzaustral.Straußen-vogel

niederl.Schreib-weiseder Rur

Aufbau fürstehendeDach-fenster

Teil des Ess-geschirrsengl. Zustim-mung (Abk.)

Schmutz,SchmiereSender inHamburg

gewöhn-lich,üblich

er-bitterterGegner

Halbtonüber Daltröm.Mahlzeit

bulga-rischeMünzen

fastgar nicht

chem. Z.für Eisen

überflüs-siger Kram

überaus,in hohemMaße

FürwortHauptstadtvon Nieder-sachsen

Fluss imHarz

Maul-esel

amerika-nischeSeekuh

nachunten

Ton-erde-silikat

Neben-fluss desArno

US-Basket-ballliga(Abk.)Kniegeige

rechterZuflussder Save

Bundestags-mitgl. (Abk.)

alte frz.Währung

Zwerg,Kobold

Begeiste-rungswelle

dro-hendesUnheil

Dt. Fußball-Bund (Abk.)

Stadt imBaltikum

FruchtderBuche

Schülergre-mium (Abk.)

Gartenteil

Stein miterhabengeschnitte-nem Bild

Autokz. v.Freiburgan diesemOrt

Bundes-gerichtshof

Rhone-zufluss

Nudeln inRöhrenform

Taschen-spieler

Tunke ausEigelbund Öl(Kurzwort)

Sommer(franzö-sisch)

Onlinekom-munikationrömischerLiebesgott

franzö-sisch:danke

Wind-bluse mitKapuze

Benimm-buch

Bad

Studenten-ausschussspan. Zei-chen über n

bibl. Mo-nogramm

islamischerGeistlicher

Seemanns-liedRasen-stechstück

süddt.Weizenart

griech.:neu...

dt. Autor †(„Götter,Gräber undGelehrte“)

japan.Reiswein

Kinderfrau(engl.)

Bündnis,Ver-einigung

Heilpflanze

dt.-luxemb.GrenzflussArbeitsge-meinschaft

KosenameeinesEltern-teils

Weissagung

zu keinerZeit

Graf (engl.)FlüsscheninThüringen

Autoz.für Peru

Stadt beiZwolle (NL)

Element

Rund-beet

Couturier †Autokz.von Saar-brücken

engl. Dra-menkönigAutoz. fürLibanon

Opernlied

Bündel vonSchriften

estnischeOstsee-insel

ital.Trester-brannt-wein

Zeit-wort

Stadtim Ruhr-gebiet

13

5

1

8

9 2

12

6

14

7 11

3

4

10

1403491

Heißer TouchFür alle Apple-Liebhaber unter un-seren Lesern haben wir in diesem Monat ein besonderes Schmankerl: Zehnmal verlosen wir unter allen Einsendungen des richtigen Lö-sungswortes einen iPod Touch. Mit diesem schicken Mediaplayer im iPhone-Design lässt sich nicht nur Musik hören, sondern auch Spiele spielen und

Videos gucken. Und wer zu guter Musik noch ein lecke-

res Tässchen Tee oder Kaffee genießen möchte, für den haben wir 40-mal eine Isolierkanne von Alfi . Damit bleibt das Getränk auch bei kalten Temperaturen

schön heiß. Wir wünschen allen Rätsel-freunden viel Glück!

Vid

rmIG

scfresf

un-m :

Page 57: kompakt März 2011

41kompakt | März 2011 |

GLÜCK & GLOSSE

>

Im Preisrätsel wird in diesem Monat ein Begriff gesucht, der einen demokratischen Prozess umschreibt. Bitte die Lösung auf eine Postkarte schreiben und einsenden an: kompakt-Redaktion, Postfach 39 45, 30039 Hannover oder per Mail an: [email protected] — bitte die Adresse mit angeben. Einsendeschluss ist der 18. März 2011 (Datum des Poststempels ist maßgebend). Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Die Gewinner

Preisrätsel

BEI DER VERLOSUNG DER PREISE unter den Ein-sendern richtiger Lösungen fi elen die zehn Haupt-gewinne – ein Show-Arrangement »Blue Man Group« inklusive zwei Eintrittskarten der PK1, einer Über-nachtung im Hotel Maritim, Imbiss sowie Transfer zum Musicaltheater – an:Dietmar Jedzik, Sarstedt; Ignazio Palla, Duisburg; Paul Schröder, Schiffweiler; Klaus Möller, Stade; Peter Baum, Philippsburg; Stefan Barthel, Kemnitz; Doris Isemann-Martin, Kirchweidach; Hans-Joachim List, Ruhland; Nalan Dorsch, Marktredwitz; Günther Klaes, Bad Hönningen.

JE EIN BUCH »Leichenblässe« von Simon Beckett erhalten: Martin Ranft, Rossau; Ernst Wagner, Dank-marshausen; Bernd Krause, Eibach; Renate Kimmel, Altötting; Christian Engleder, Triftern; Walter Wei-gand, Gladbeck; Horst Beck, Bad Harzburg; Edel-traud Sebastian, Trochtelfingen; Cyntia Ossig, Mönchengladbach; Günter Bittner, Bad Camberg; Wolfgang Rös, Burgdorf; Bruno Walter, Leipzig; Klaus Mechnich, Ludwigshafen; Dieter Sauer, Berlin; Klaus Rattun, Kaltenengers; Martin Kecskes, Essen; Gabriele Goertz, Langelsheim; Gottfried Pohl, Lutherstadt Wittenberg; Bernhard Franz, Lever-kusen; Sabine Obst, Neu Ulm; Heinz Tutas, Bomlitz; Heike Oepen, Linnich; Peter Schön, Greiz; Jürgen Döll, Tiefenort; Arne Klatt, Hoyerswerda; Antje Beermann, München; Mona Behrens, Wietze; Ralph Ropertz, Pinneberg; Michael Weinert, Arnsberg; Bernd Eggert, Pfedelbach; Sabine Willumeit, Lich-tenfels; Thomas Weitzel, Liederbach; Ernst Koß, Lünen; Manfred Döbel, Darmstadt; Winfried Trieb, Freimersheim; Klaus Schmidt, Teising; Dieter Bohse, Leipzig; Hartmut Osterburg, Hörstel; Helmut Hirsch-berger, Köln; Manfred Niehus, Hamburg.

Cartoon

@La

ppan

-Ver

lag,

Ger

hard

Glü

ck

V iele Leute müssen mit ihrer Ent-

täuschung leben«, hat Al Bundy

mal gesagt, »aber ich muss mit

meiner schlafen.« Da hat er aber noch

Glück gehabt. Denn ehe man sich’s ver-

sieht, geht’s im Ehebett frostiger zu als

im Grenzgebiet zwischen Nord- und

Südkorea. Manche Männer wären schon

froh, wenn die Gattin nach dem alten

Motto »In der Not hilft nur Schrot« mit

dem Gewehr unten an der Treppe war-

ten würde. Denn das hieße doch: Sie

interessiert sich für mich! Sie will mich

abknallen! Interesse ist schon viel nach

40 Jahren. In manchen Ehen spricht

man nach 70 Jahren nicht mehr von

»Gnadenhochzeit«, sondern von »Gna-

denschusshochzeit«. Wenn man über-

haupt noch spricht. Verheiratete Män-

ner übrigens leben angeblich länger als

ledige. Das ist natürlich Unsinn. Es

kommt ihnen nur länger vor. Für Ab-

wechslung kann eine Zweitehe sorgen

(anderer Ausdruck für Zweitehe: »Tri-

umph der Hoffnung über die Erfah-

rung«). Man muss es ja nicht gleich

übertreiben wie die Hollywoodstars,

die alle zwei Jahre mit einem neuen

Teilzeitbegatter zum Altar rennen we-

gen der tollen Fotos. Einsam (sic!) füh-

rend in der Disziplin des Multimatri-

moniums ist weiterhin Liz Taylor, die

mal sagte, sie sei schon froh, wenn ihre

nächste Ehe die Haltbarkeit von Joghurt

überdauert. A propos Joghurt: In einem

Internetforum wird ernsthaft die Frage

diskutiert, ob es einen Gewaltakt dar-

stellt, seine Frau mit Joghurt zu be-

werfen. Zwischenstand der Debatte:

Himbeerjoghurt mit Stückchen ist

gemein, Naturjoghurt dagegen okay.

»Veilchenhochzeit« nach 15 Jahren?

Das Wort kaschiert doch nur notdürftig

die körperlichen Folgen einer unglück-

lichen Zweisamkeit. Also denken Sie

rechtzeitig an Jerry Lee Lewis’ mahnen-

de Worte: »Es mag viele Gründe geben

für die Scheidung, aber der Haupt-

grund ist und bleibt die Ehe.«

Imre Grimm

GRIMMS MÄRCHEN

F I Y U F K G BE I N L E N K E N A A L R E U S E

D U O D I S K O N T U N M U TZ E N T R U M E R F O L G L E R

A T A S P N A M E A A SA L L E S A L L E R H E N G S TS L O A B B A U E I N I G E A

I B A N I N K L V E N E A NN L T B A L Z

S I E G G E L BK E N I A O R K U S

S E N O M AK E R L L K H M

R U M I R O S SE R B S E S A L A T

K L U G M T AM U E D E E F R I E W I G

M O R E G O N A T H E N E RZ A N K T O G O K A R G L E A

A U C H T E I L A K T RM E T H O E R E R A U L A R Z

S T R A S S E B E R N E L E NT E A M S E V E N A B S A G E

W E R T F E S T G A U N E R E I

Lösung Februar 2011: DISKUSSIONSRUNDE

»Komm runter, Bernhard! Vielleicht vergeb ich dir!«

Page 58: kompakt März 2011

42 | kompakt | März 2011

> MEIN ARBEITSPLATZ

Ein bisschen Alchemie»Ich kann etwas verändern – das

ist mit das Reizvollste an meiner

Arbeit. Als Lack-Laborantin ent-

wickele ich neue Lacke für unterschied-

liche Untergründe. Dazu teste ich im

Labor verschiedene Rohstoffe und Subs-

tanzen, um zu schauen, ob sich daraus

ein neuer Lack entwickeln lässt. Ich kann

dafür sorgen, dass diese Produkte immer

umweltverträglicher und nachhaltiger

werden. Meine Arbeit ist ein Mix aus Pio-

nierarbeit und Alchemie. Ich bin von der

ersten Anforderungsbeschreibung eines

Kunden, der einen neuen Lack haben

möchte, bis zum Probelauf unseres

fertigen Produktes auf der Produktions-

anlage des Kunden an allen Entwick-

lungsschritten beteiligt. Das ist spannend

und sehr kreativ.

Als ich mit 17 Jahren bei BASF Lacke &

Farben meine Ausbildung begann, woll-

te ich Chemie-Laborantin werden. Hier

am Standort in Köln wurden damals

aber nur Lack-Laboranten ausgebildet.

Heute bin ich froh darüber, denn ich

habe einen inter-

national sehr ge-

fragten Beruf –

und einen siche-

ren Arbeitsplatz.

Ich musste allerdings im Laufe meines

Berufslebens mehrfach umziehen – von

Köln nach Münster, weiter nach Berlin,

wieder zurück nach Köln und zwischen-

durch noch mal nach Münster. Man muss

beweglich sein.

Ich arbeite in Gleitzeit und bin meis-

tens schon so gegen sieben Uhr mor-

gens im Labor. Wir entwickeln hier

weiße Oberflächen-Lacke – sogenannte

Opaks – für Holzfenster. Die Anforderun-

gen an unsere Lacke wachsen ständig

mit den Veränderungen der verwendeten

Hölzer: Sie sollen so robust sein wie der

Trabbi und so viel Hightech in sich ha-

ben wie ein Mercedes. Bei der Entwick-

lungsarbeit rede ich mit allen – unserem

Marketing, unseren Außendienstleuten,

natürlich mit dem Kunden, den Rohstoff-

lieferanten und den Kollegen in der Pro-

duktion. So habe ich eine hohe

Produkt- und Entwicklungsver-

antwortung, die mir Spaß macht.

Aufgezeichnet von Axel Schappei

Volles Regal: Lack-Laboranten sollten besser nicht farbenblind sein.

Foto

: Fra

nk R

ogne

r

Lust auf mehr? Wir haben ein Video von Inge Ludwigs farbigem Arbeitsplatz produziert. Dazu gibt’s Informationen, wie man den Beruf erlernen kann. Das alles und viel mehr auf: www.kompakt.igbce.de

»Ich entwickele selbst Produkte,

auf die ich sehr stolz bin.« «

INGE LUDWIG (46) ist Lack-Laborantin bei AkzoNobel Deco in Köln

Page 59: kompakt März 2011

Höhepunktedes Baltikums

Blick auf Riga Ihre Reiseroute Bus Flug

Baltikum Rundreise

Reisetelefon: 01805 – 944 223(Festnetzpreis 0,14 €/Min., höchstens 0,42 €/Min. aus Mobilfunknetzen)

Telefonisch erreichbar: Täglich von 8.00 – 22.00 Uhr

Änderungen vorbehalten, maßgeblich ist die Reisebestätigung, die Sie nach Buchung erhalten. Daraufhinwird eine Anzahlung von 30 % (mind. 25,– €) auf den Reisepreis fällig. Restzahlung 30 Tage vor Reisean-tritt, anschließend erhalten Sie Ihre Reiseunterlagen.Reiseveranstalter: DGB-Reisen GmbH · 44137 Dortmund

www.dgb-reisen.de

Entdecken Sie mit uns das „Neue Europa“ und las-sen Sie sich von der Vielfalt der drei baltischenStaaten verzaubern.

Ihr Reiseverlauf1. Tag: Anreise Linienflug mit airBaltic von Deutschlandvia Riga nach Vilnius. Empfang durch Ihre deutsch -sprachige Reiseleitung und Transfer in Ihr Hotel.

2. Tag: Vilnius – Klaipeda (ca. 300 km) Auf einer Stadt-rundfahrt lernen Sie die wichtigsten Sehenswürdigkeitenwie die Kathedrale von Vilnius, die Peter-Paul-Kirche, dasgotische Ensemble, die Kapelle der Morgenröte mit derMadonna von Vilnius und den Geminas Turm kennen. Weiter geht es nach Traken. Sie besuchen hier die be-rühmte Wasserburg, Weiterfahrt nach Klaipeda.

3. Tag: Kurische Nehrung (ca. 80 km) Nach einem Alt-stadt rundgang durch Klaipeda erwartet Sie heute einganz besonderes Naturerlebnis. Die Kurische Nehrungtrennt das Kurische Haff von der Ostsee. Eine kurze Fähr-fahrt bringt Sie in eine Region, die für ihre Dünen- undStrandlandschaften bekannt ist. Besich tigen Sie Nida mitder größten Wanderdüne Europas und das Thomas Mann-Haus, bevor es zurück nach Klaipeda geht.

4. Tag: Klaipeda – Riga (ca. 300 km) Ihre Fahrt führt Sienach Siauliai, wo Sie den berühmten Berg der Kreuzebesich tigen. Danach geht es nach Rundale zum wunder -schönen Barockschloss. Anschließend Weiterfahrt in dieHauptstadt Lettlands, nach Riga.

5. Tag: Riga Während einer Stadtrundfahrt mit Alt-stadtrundgang lernen Sie heute Riga kennen. Neben derJohannis-Kirche, dem Dom, dem Pulverturm und derKleinen und Großen Gilde sowie den Jugendstilstraßender Neustadt bietet diese Metropole vieles mehr.

6. Tag: Riga – Lahemaa Nationalpark (ca. 400 km)Heute führt Sie Ihr Weg zunächst ins estnische Tartu. Besichtigen Sie das klassizistische Universitätshaupt -gebäude und die Johannis kirche. Anschließend geht es inden Lahemaa Nationalpark. Der landschaftlich beein-druckende Park beherbergt zahlreiche Tierarten. Zu den architektonischen Juwelen zählen die prachtvollen Herrenhäuser des deutsch-baltischen Adels.

7. Tag: Lahemaa Nationalpark – Tallinn (ca. 90 km) Be-sich tigen Sie am Morgen den Lahemaa Nationalpark mitden beeindruckenden Gutshäusern Palmse und Sagadi.Um die Mittagszeit erreichen Sie dann die HauptstadtEstlands, Tallinn, die Sie mit ihrem mittelalterlichenStadtkern verzaubern wird. Sie lernen den Domberg unddie Unterstadt mit ihren Sehenswürdigkeiten kennen.Inkl. Abendessen in der Altstadt.

8. Tag: Abreise Transfer zum Flughafen und Rückflugvia Riga nach Deutschland.

Inklusivleistungen pro Person

• Linienflug mit airBaltic von Deutschland nach Vilnius undzurück von Tallinn nach Deutschland in der Economy-Class(jeweils via Riga) • Alle Flughafensteuern, Sicherheits -gebühren, Ausreisesteuern u. Luftverkehrssteuer (8,– €)• Übernachtungen: 1 x im 4-Sterne Hotel Best WesternVilnius in Vilnius; 2 x im 4-Sterne Hotel Klaipeda in Klai-peda; 2 x im 4-Sterne Hotel Maritim Park in Riga; 1 x im4-Sterne Hotel Gutshaus Vihula Manor im Lahemaa Nationalpark; 1 x im 4-Sterne Hotel von Stackelberg inTallinn • Unterbringung im Doppelzimmer mit Bad oder Dusche/WC, Telefon und TV • Täglich Frühstück undAbendessen • Abschiedsabendessen in der Altstadt vonTallinn im Rahmen der Halbpension • Rundreise undTransfers im klimatisierten Reisebus • Stadtrundfahrten,

IG BCE-Mitgliederreisen

• Top-Qualität: ausgesuchte 4-Sterne Hotels in bester Lage• Inkl. Ausflug auf die Kurische Nehrung• Inkl. Besichtigung und Übernachtung im Lahemaa Nationalpark

3 % Rabatt für Mitglieder und deren Mitreisende

8-tägige Reise

ab E949,–p. P./DZ

Unsere beliebte Rundreisejetzt noch günstiger!

Besichtigungen und Eintrittsgelder wie beschrieben • Ökologische Gebühr und Fährfahrt zur Kurischen Nehrung • Qualifizierte, deutschsprachige Reiseleitungwährend der Rundreise • Saison D begleitet durch einenArzt/Reise mediziner ab/an Frankfurt • Polyglott-Reise-führer Baltikum pro Buchung • Kerosinzuschläge (StandJanuar 2011) • Reisepreis-Sicherungsschein

Mädchen von Kulrand

Termine und Preise pro Person im DZ in EBaltikum Rundreise

Abflughäfen/Zuschläge in €: Berlin-Tegel +0,–; Düsseldorf/München +10,–; Frankfurt +15,– Flugtag: Donnerstag 8 Tage

A 29.09. – 06.10.11 949,–B 12.05. – 19.05.11 999,–

C 26.05. – 02.06.11, 09.06. – 16.06.11, 1.025,–28.07. – 04.08.11, 11.08. – 18.08.11

D 23.06. – 30.06.11, 14.07. – 21.07.11, 1.099,–08.09. – 15.09.11

Kennziffer: 55556 Buchungscode: VNOA02Vorauss. Flugzeiten: HINFLUG ab Berlin-Tegel 14.00, ab Düsseldorf13.25, ab München 14.25, ab Frankfurt 15.20 Uhr an Vilnius 21.05 UhrRÜCKFLUG ab Tallinn 08.35 Uhr an Berlin-Tegel 12.35, an Düsseldorf12.35, an München 13.40, an Frankfurt 14.20 Uhr (jeweils Ortszeit).Wunschleistungen p. P.: Einzelzimmerzuschlag Saison A 219,– €, SaisonB – D 245,– €. Rail & Fly ab 25,– € pro Strecke. Zusätzliche Kosten vorOrt: Trinkgelder für örtliche Reiseleiter und Busfahrer. Mindestteil -nehmerzahl: 25 Personen (Bei Nichterreichen behalten wir uns vor, dieReise bis 30 Tage vor Reiseantritt abzusagen). Hinweise: Ausgeschriebene Hotelklassifizierungen beruhen auf der Landeskategorie. Programm -änderungen vorbehalten.

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Page 60: kompakt März 2011

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