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kompakt - das Mitgliedermagazin der IG BCE. Diesmal mit einem Einblick in die Produktion von Solarzellen, einer Erkundung der Frage, was der doppelte Abiturjahrgang für die Ausbildungsplätze bedeutet und mit einem Ratgebertext für Menschen, die Angehörige pflegen. Und natürlich mit noch viel mehr...
Citation preview
Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie
kompakt
VOR ORT Helau und allez hopp – was die Gewerkschaftsjugend im Saarland zum Karneval plant
TENDENZEN Warum Frauen arbeiten – ein Essay zum 100. Internationalen Frauentag
TIPPS Wer Angehörige pfl egt und deshalb eine Auszeit beim Job nimmt, sollte kein Geld verschenken
Nr. 03 I MÄRZ 2011 www.igbce.de
Schüler gegen SchülerEin Doppeljahrgang verlässt die Schulen, dazu fallen Wehr- und Zivildienst weg. Droht jetzt das Chaos auf dem Ausbildungsmarkt?
3
hrlich gesagt: Der berüchtigte demografische Wandel hat auch
seine Vorteile. Für meine Kinder beispielsweise. Ich bin nicht
unfroh, dass ihre Ausbildungs- und Berufschancen schon allein
dadurch steigen, dass die Zahl der Mitkonkurrenten um die guten Plätze in
der Arbeitswelt kleiner wird. Vermutlich denken viele Eltern ähnlich. Und
es ist ja auch nicht unredlich, persönliche Vorteile in einer Entwicklung zu
sehen, die für Wirtschaft und Gesellschaft als Ganzes sehr schwierig ist.
Persönlich übersetzt heißt Facharbeitermangel: Die Sorgen, ob die eigenen
Kinder den Einstieg in das Berufsleben schaffen, werden ein wenig kleiner –
trotz aller Folgeprobleme wie die fragliche Übernahme nach der Aus-
bildung und dem mehr als unerfreulichen Trend zur befristeten Ein-
stellung gerade junger Menschen.
GLEICHZEITIG ÄRGERT MAN SICH. Über ein bildungspolitisches Ex-
periment, das wiederum auf Kosten der eigenen Kinder gehen
könnte. Die Rede ist von den sogenannten doppelten Abitur-
jahrgängen. Da sind die Kinder durch die Schule gebracht
und plötzlich drängen viel mehr junge Menschen als
üblich in die Universitäten und Ausbildungsstätten.
Damit schlagen sich auch Svenja Niederkrome und An-
dreas Heinemann (Foto) herum. Die Titelgeschichte
dieser kompakt-Ausgabe ist unter anderem
ihren Perspektiven gewidmet – in der sicheren
Annahme, dass dieses Thema auch das Interesse
aller Eltern gleichaltriger Kinder findet.
MEINEN BEIDEN TÖCHTERN ist sicherlich auch
eine persönliche Aufmerksamkeit für Fragen der
Gleichstellung geschuldet. Die Vorstellung, dass
sie schlechter bezahlt werden könnten oder dass
ihnen Karrierechancen nur wegen ihres Geschlechts
verweigert werden könnten, lässt den Vater natürlich
nicht unberührt. Deshalb sei gerade uns Männern
als Lesestoff empfohlen, was sich dazu im neuen
Mitgliedermagazin findet (Seiten 11, 27, 31–33).
kompakt | März 2011 |
>UNTER UNS
Für junge Leute und die Eltern
CHRISTIAN HÜLSMEIER
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4 | kompakt | März 2011
Lohndiktat abgeschmettertDie Warnstreiks bei RWE haben Bewegung in die
schwierigen Tarifverhandlungen gebracht: Es gibt
endlich eine Einigung.
Auf dem Weg nach obenIG BCE und BAVC fördern und begleiten Frauen in
Führungspositionen.
Kristallisierte EnergieWie im sächsischen Freiberg bei SolarWorld aus Silizium
Solarzellen entstehen.
VOR ORT 21–29
IMMER IM HEFT03 Unter uns06 Aktuelles08 Heims Homepage20 Leserforum/Impressum30 Eine von uns*40 Rätsel41 Glück & Glosse42 Mein Arbeitsplatz* Der Landesbezirk Westfalen berichtet auf dieser Seite
über Jubilarehrungen.
Titelbild: Dennis Börsch
12 Schüler gegen SchülerDie Aufregung ist groß. Durch den doppelten Abitur-
jahrgang verlassen zusätzliche Zehntausend Schüler die
Schule. Droht jetzt der Kampf um Ausbildungsplätze?
16 Ohne Moos nix los Die erste Runde der Chemie-Tarifverhandlungen auf
regionaler Ebene ist rum. Nun wird bundesweit ver-
handelt. Die IG BCE fordert endlich ein Angebot der
Arbeitgeber.
18 Was im Kompromiss fehltDie Hartz-IV-Reform ist vom Tisch. Aber die Situation
von Leiharbeitern hat die Regierung nicht entscheidend
verbessern wollen.
31 100 Jahre FrauentagEin Beitrag von Edeltraud Glänzer.
34 Wer kriegt mehr?Wer arbeitslos wird, hat oft Anspruch auf Arbeitslosen-
geld I. Doch viele bekommen weniger als ihnen zusteht.
Denn nicht immer berücksichtigen die Arbeitsagenturen
Sonderregelungen.
36 Gute ReiseEin Ausflug mit der IG-BCE-Ortsgruppe macht viel Spaß.
Er sollte aber gut geplant sein. kompakt erklärt,
worauf man achten muss.
38 Pfl ege von AngehörigenWer einen Angehörigen versorgen muss, kann bis zu sechs
Monate aus seinem Job aussteigen. Doch wovon sollen
die Pflegenden leben?
TITEL
THEMEN
TENDENZEN
TIPPS
11 StandpunktMichael Vassiliadis über Frauen in Führungspositionen.
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5kompakt | März 2011 |
>INHALT MÄRZ 2011
12 Kampf um Ausbildungsplätze? Gute Fahrt 36
16 Ohne Moos nix los Die Frau der Lacke 42
100 Jahre Frauentag 31
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6 | kompakt | März 2011
SchallendeOhrfeigeFAMILIENMINISTERIN Kristina Schröder überließ es ihrem Staatssekretär, ein Gutachten der Bundesgleichstellungs-kommission entgegenzunehmen.
Aus gutem Grund: Liest sich der Inhalt doch wie eine Ohrfeige für die Bundes-regierung – und die »Handlungsempfeh-lungen« wie ein Forderungskatalog der Opposition. Vor allem die »gegenwärtige Minijobstrategie« laufe dem Ziel gleicher Chancen für beide Geschlechter zuwider. Die Expertenrunde rät, »die Anreize für geringfügige Arbeit zu beseitigen«. Zwei Drittel aller Niedrigverdiener seien weiblich, Stundenlöhne unter fünf Euro keine Seltenheit.
BILD DES MONATS
ER ÜBERQUERTE DAS MEER in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft in Europa – nun wartet dieser junge Tunesier hinter einer Absperrung am Hafen von Lampedusa auf den Transport ins Auffanglager. Er ist einer von mehreren Tausend Flüchtlingen, die innerhalb weniger Tage mit Fischerbooten auf
der italienischen Insel landeten. Tunesiens Diktator Ben Ali ist zwar gestürzt, doch für viele seiner Landsleute bedeutet das kaum Erleichterung. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, viele Menschen leben in Armut. Italien hat angesichts der Flücht-lingsmassen den humanitären Notstand ausgerufen.
AUFREGER DES MONATS
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7kompakt | März 2011 |
>AKTUELLES
Von der RolleAUF FAST JEDEM SCHREIBTISCH ist er zu fi nden: Der Abroller für Tesafi lm ist aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. In diesem Jahr feiert das welt-berühmte Klebeband seinen 75. Geburtstag.
Dabei war die Erfi ndung des Tesafi lms eher ein Zufall: Der Apotheker Oscar Troplowitz, Erfi nder der Nivea Creme, experimentierte Ende des 19. Jahrhunderts mit einem neuen Wundpfl aster, das sich leicht von der Haut abziehen lassen sollte. Er entwickelte eine Masse, die sehr gut klebte – nur leider ließ sie sich nicht mehr von der Haut lösen. Er führte das Produkt dennoch ein – zum Flicken von Fahrradreifen.
Viele Jahre nach seinem Tod machte der Bürokauf-mann Hugo Kirchberg aus dem Nischenprodukt einen Welterfolg: 1936 kam der erste Tesa-Klebefi lm auf den Markt, der ab 1941 unter dem Namen Tesafi lm berühmt wurde. Seitdem wurden etwa 50 Milliarden Meter Klebeband verkauft – damit ließe sich die Erde etwa 1250-mal umwickeln.
www.tesa.de
Welt der MoleküleVON ANTIBIOTIKUM und Batterien über Shampoo und Tele-
fon bis hin zu Fernsehbildschirmen und Computerchips – Che-
mie hat das Leben der Menschen in den vergangenen 200 Jah-
ren von Grund auf verändert. Und auch bei heutigen globalen
Themen wie Klimaschutz und Kampf gegen Hunger spielen
Moleküle und Co. eine wichtige Rolle. Ein Grund für die
Vereinten Nationen,
2011 zum Internatio-
nalen Jahr der Che-
mie (IJC) auszurufen.
Es steht unter dem
Motto »Chemie – un-
ser Leben, unsere Zu-
kunft«. Ziel ist es, vor
allem jungen Men-
schen die faszinieren-
den Möglichkeiten
der Chemie nahezu-
bringen. Im Novem-
ber 2011 jährt sich zum 100. Mal die Verleihung des Chemie-
Nobelpreises an Marie Curie. Die Vereinten Nationen haben
dieses Jubiläum zum Anlass genommen, um auf die heutige Be-
deutung der Chemie für eine nachhaltige Entwicklung hinzu-
weisen. »Chemie braucht Zukunft und Chemie hat Zukunft«,
sagte die Kanzlerin zum Deutschlandauftakt Anfang Februar
in Berlin. Um die Ausrichtung des IJC in Deutschland küm-
mert sich das Forum Chemie, dem auch die IG BCE angehört.
www.ijc2011.de
PRODUKT DES MONATS
1.530.000.000
PREKÄRE BESCHÄFTIGUNG nimmt weltweit zu. Rund die
Hälfte aller Beschäftigten arbeiten unter unsicheren Bedingun-
gen. Das geht aus dem jüngsten globalen Beschäftigungbericht
der Internationalen Arbeitsorganisation hervor. So ist die Zahl
der prekären Arbeitnehmer während der Wirtschaftskrise um
40 Millionen auf 1,53 Milliarden gestiegen. Der Anteil der
Beschäftigten mit einem Verdienst von umgerechnet 1,25 Dol-
ler pro Tag liegt seit 2009 sogar bei 20,7 Prozent.
Auch die weltweite Zahl der Arbeitslosen verharrt trotz wirt-
schaftlicher Erholung in vielen Ländern auf einem Rekord-
hoch. Rund 205 Millionen Menschen waren 2010 ohne Job –
kaum weniger als im Krisenjahr 2009.
ZAHL DES MONATS
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Das Jahr der Chemie soll Kinder für Naturwissenschaften begeistern.
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8 | kompakt | März 2011
> HEIMS HOMEPAGE
EINE INSTITUTIONMenschenrechte
FÜR DIE FRAUMenschenrechts-organisation
FEMINISTINNEN-TREFF Mädchen-mannschaft
KUNSTGedanken und Informationen
Ich weiß gar nicht, wann sich das Thema Menschenrechte in meinem Kopf fest mit Amnesty International verknüpft hat. Aber es ist absolut so. Auch im Netz tritt Amnesty eindrucks-voll auf. http://www.amnesty.de bietet einen guten Einstieg in das Thema Menschenrechte. Man kann sich informieren, mitmachen und helfen. Ein wenig Zeit sollte man sich dafür allerdings nehmen – aber in diesem Fall ist das mehr als angemessen.
TERRE DES FEMMES setzt sich als ge-meinnützige Menschenrechtsorganisa-tion für Mädchen und Frauen ein –und das seit 1981. Gut, der Internet-auftritt wirkt vielleicht ein wenig angestaubt. Aber bei genauerem Hinsehen gibt‘s durchaus Aktuelles: zum Beispiel Angebote rund um die Frauen-Fußball-WM 2011 in Deutschland unter dem Motto »Frau in Bewegung«. Sogar Tickets gibt es zu gewinnen. Also, auf zu: http://frauenrechte.de
»Willkommen Feministinnen, Feministen und alle, die es werden wollen!« – diese Begrüßung sollte niemanden irreführen. Denn unter http://maedchenmann-schaft.net geht es nicht um Ideologie, sondern um Themen, die die ganze Gesellschaft bewegen sollten – das pralle Leben eben. Da schreibt eine junge Frau über ihre Erfahrungen als Arbeit suchende Mutter. Auch ein Mann darf ran :-). Spannend: das Blogger-mädchen 2010: http://bit.ly/gdzW64
Irgendwie irritierend, das Blog von Heidemarie Kull. Es geht um »Malerei –Fotografi e – Zeichnung – Lyrik«. Poetisch und ästhetisch wird wild kombiniert, manches Bild und manche Textzeile lässt länger verweilen als auf anderen Seiten – anderes verstehe ich einfach nicht. Schaut es euch an und schreibt mir, was ihr davon haltet. http://bit.ly/frmsPI
RUDOLF HEIMIG-BCE-Online-Redakteur | www.igbce.de
präsentiert interessante, manchmal auch ärgerliche Seiten aus dem Web
E-Mail: [email protected]
Foto
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9kompakt | März 2011 |
>AKTUELLES
In eigener Sache
Bützen erlaubt?OB ALS CLOWN ODER MATROSE, als Biene oder
Krankenschwester: An Kar-
neval steht vielerorts der All-
tag still. Es wird gebützt und
geschunkelt, gesungen und
gelacht, was das Zeug hält.
Von Weiberfastnacht bis
Aschermittwoch herrscht in
Karnevalshochburgen wie
Köln und Mainz Ausnah-
mezustand. Hier ist es all-
gemein akzeptiert, dass an
den jecken Tagen Schlipse
abgeschnitten und Küsschen verteilt werden. Auch ein
Gläschen Sekt wird im einen oder anderen Büro getrunken.
Doch das ist nicht überall erlaubt. IG-BCE-Online erklärt,
worauf Arbeitnehmer beim Feiern achten sollten. http://www.igbce.de/portal/site/igbce/ratgeber_karneval
DIE GESCHICHTE eines Bergmanns, der für die Arbeit sei-
ne Heimat verlassen musste, erzählt in Bild und Ton; eine
Lokführerin, die in einem Video ihren Arbeitsplatz prä-
sentiert – das alles und viel mehr findet sich auf dem
neuen kompakt-Blog. Die Redaktion veröffentlicht
dort ab sofort regelmäßig neue Multimedia-Stücke, ex-
klusive Online-Reportagen und zusätzliche Links.
kompakt liegt dort als elektronische Ausgabe und kann
online durchgeblättert, ausgedruckt und abgespeichert
werden. Redaktion, Autoren und Fotografen stellen sich
vor. Und natürlich soll kommentiert und diskutiert wer-
den. Einfach mal reinschauen:
Fast so schön wie gedruckt: die Mitgliederzeitschrift im Netz.
Fragen an Jan Hinrik Schmidt
3
Alle Welt redet von Facebook, Millionen Menschen sind dort auch tatsächlich sehr aktiv, auch Gewerkschaften und Politiker. Die früher ja auch mit Mitgliedern und Wählern kommuniziert haben. Ist das Neue an Facebook und Co. die private Sphäre, in der die Kommunikation abläuft?Facebook ist in der Tat eine Mischung aus privat und öffentlich. Da tummeln sich Politiker, Unternehmen, Fuß-balltrainer und wollen scheinbar mit jedem persönlich in Kontakt stehen. Die Grenzen zwischen Privatem und Öffentlichen verschwimmen so. Die Spannung besteht nun darin, dass es eine persönliche Öffentlichkeit gibt – denn 150 Freunde, die sehen, was man tut, sind ja mehr als das, was man wirklich intim nennen würde. Dieser Kommunika-tionsmodus ist einfach völlig neu.
Und bringt neue Probleme mit sich: Nicht jeder will auf Facebook mit seinen Kollegen oder gar seinem Chef befreundet sein. Ist das dann ein wenig souveräner Umgang mit den neuen Möglichkeiten? Ganz und gar nicht. Viele wollen Berufl iches und Privates voneinander trennen. Das ist nur legitim und gehört im Gegenteil zu einem kompetenten Umgang mit Medien.
Stichwort Kompetenz: Wie gut schlägt sich denn die deutsche Politik nun in Social Networks wie Facebook?Vieles ist da immer noch symbolisch. Man muss einfach vertreten sein, sonst gilt man als antiquiert und enttäuscht viele Leute. Politische Mobilisierung läuft inzwischen für bestimmte Themen längst im Internet, allerdings weniger über die klassischen Parteien. Denken Sie nur an Bürgerini-tiativen zur Vorratsdatenspeicherung oder an die Piraten-partei. Für andere Themen wird das Internet dagegen wohlauch in Zukunft kaum eine Rolle spielen. Bei Agrarpolitik zum Beispiel sind wohl die wenigsten Praktiker im Web 2.0 unterwegs. Und dann laufen dort entsprechend auch nicht die Diskussionen.
Der Internetforscher am Hans-Bredow-Institut für Medienforschung zu POLITIK IM WEB 2.0
Mailen Sie uns Ihre Meinung: [email protected]
Macht meist Spaß: Karneval.
www.kompakt.igbce.de
10 | kompakt | März 2011
> AKTUELLES>
Wochen gegen Rassismus
Der Abstand wird größer
VIELE HABEN DIE BILDER vom 13. Fe-
bruar 2011 noch im Kopf: Hunderte
Neonazis ziehen mit Fackeln durch Dres-
den und singen Trauerlieder. Jahr für
Jahr missbrauchen Faschisten den Jahres-
tag der Bombardierung Dresdens für ih-
ren bizarren Propagandamarsch. Doch
Rassismus ist nicht immer so offensicht-
lich wie bei dieser Großdemonstration.
Fremdenfeindlichkeit ist längst kein Phä-
nomen am Rand der Gesellschaft – sie
findet sich in besorgniserregendem
Maße in der Mitte der Gesellschaft: In Ost- und Westdeutschland, in allen Altersklas-
sen, bei Frauen und Männern. Nicht erst seit Thilo Sarrazins Buch »Deutschland schafft
sich ab« richten sich Vorurteile zunehmend gegen eine bestimmte Gruppe in der Ge-
sellschaft. Einer Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung zur Folge können 55,4 Prozent der
Deutschen gut verstehen, dass manchen Leuten Araber unangenehm sind.
Um ein Zeichen gegen Muslimfeindlichkeit zu setzen, finden vom 14. bis 27. März
die Internationalen Wochen gegen Rassismus statt. Die IG BCE beteiligt sich daran
mit vielen bunten Aktionen und ruft auch ihre Mitglieder auf, so für mehr Toleranz
einzustehen. Mehr auf www.igbce.de und www.internationale-wochen-gegen-rassismus.de
ZEHNTAUSENDE Leiharbeiter verdienen
nicht genug Geld, um davon ihren Le-
bensunterhalt zu bestreiten. Nach einer
Studie des Deutschen Gewerkschaftsbun-
des (DGB) bekommen nur 19,1 Prozent
der Vollzeitbeschäftigten in der Leihar-
beit einen Bruttomonatslohn von mehr
als 2000 Euro. In der gesamten Wirtschaft
gilt dies hingegen für rund 70 Prozent der
Vollzeitbeschäftigten. Rund zehn Prozent
der Leiharbeiter verdienen sogar weniger
als 1000 Euro monatlich. 92 000 wa-
ren 2010 als sogenannte Aufstocker auf
Hartz-IV-Leistungen angewiesen. Das ist
fast jeder achte Beschäftigte der Leihar-
beitsbranche. Besonders groß ist die Ein-
kommenskluft in der Industrie. Hier ver-
dienen Leiharbeiter nicht einmal halb so
viel wie Beschäftigte der Stammbeleg-
schaft. Das Verarmungsrisiko der derzeit
rund 900 000 Leiharbeiter ist damit vier
bis fünf Mal größer als in der Gesamt-
wirtschaft.
Für seine Studie hat der DGB die
Entgeltstatistik der Bundesagentur für
Arbeit ausgewertet. Dieser liegen fast
500 000 Angaben zugrunde.
Symbolisches Schuhwerk: Springerstiefel werden von vielen Neonazis getragen.
Wachsende Distanz: Leiharbeitern verdienen weniger als die Hälfte des Stammpersonals.
> Leichte Mädchen?»Kein Zweifel, das vergilbte Weltbild
aus Großmutters Zeiten wird immer
noch liebevoll gepflegt«, schreibt die
»Gewerkschaftspost« im September
1970. Es ist ein Weltbild, bei dem
alleiniges Interesse an Haushalt, Fami-
lie und Mode den Gipfel weiblicher
Tugend darstellt. »Was diese eisern
verteidigten Vorstellungen anrichten,
spricht nicht nur unserem Grundge-
setz, das die Gleicheit aller Menschen
garantiert, Hohn«, heißt es weiter in
der Zeitschrift der IG Chemie-Papier-
Keramik. Denn dank dieses Weltbil-
des waren weibliche Arbeitskräfte zu
willkommenen Lückenbüßern für
schlecht bezahlte Arbeit geworden.
Zwar waren die sogenannten
Frauenlöhne gesetzlich verboten,
doch sie wurden von Lohnleichtgrup-
pen praktisch ersetzt. Tätigkeiten, die
Frauen ausübten, wurden als »leicht«
bewertet und nur gering entlohnt.
Doch selbst, wo Frauen und Männer
die gleichen Arbeiten verrichteten,
erhielten Arbeiterinnen weniger Geld.
Begründung: Der Mann trägt die
Verantwortung für die Maschine.
Die Gewerkschaften haben in den
vergangenen Jahrzehnten im Kampf
gegen die Benachteiligungen von
Frauen viel erreicht – gleiche Tätigkei-
ten werden gleich bezahlt. Trotzdem:
Frauen verdienen heute im Durch-
schnitt rund 20 Prozent weniger als
ihre männlichen Kollegen.
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11kompakt | März 2011 |
Mehr Frauen in Spitzenpositionen
Es ist nicht begründbar, dass Führungs-
positionen in der Wirtschaft fast aus-
schließlich mit Männern besetzt sind.
Auch in den Vorständen von Unternehmen
und deren Aufsichtsräten arbeitet selten eine
Frau, und das hat viel mit einem überholten
Rollenbild und wenig mit einer vorurteilsfrei-
en Orientierung an Persönlichkeit und
Qualifikation zu tun. Die Besetzung
von Spitzenpositionen muss in
jeder Hinsicht nach rationalen
Gesichtspunkten erfolgen – das
Geschlecht kann da genauso
wenig ein Kriterium sein wie
die Nationalität. Es schadet im
Übrigen dem wirtschaftlichen
Erfolg, wenn fähigen Frauen
Führungsverantwortung ver-
weigert wird.
FRAUEN IN FÜHRUNG zu brin-
gen, das ist ein Ziel der 2008 er-
folgreich gestarteten »Offensive
Frauen« unserer IG BCE. Wenn sich heu-
te eine Frau in einem mitbestimmten Auf-
sichtsrat findet, dann wird sie oft von der Ar-
beitnehmerseite gestellt. Der Anteil der
hauptamtlichen Gewerkschafterinnen an von
uns zu besetzenden Mandaten beträgt 16 Pro-
zent – bei 22 Prozent Frauenanteil an den Be-
schäftigten unserer Branchen sicherlich nen-
nenswert. Und wir wollen da kontinuierlich
weiter vorankommen.
JAHRELANGE VERSÄUMNISSE lassen sich
nicht von jetzt auf gleich wettmachen. Das ist
der stärkste Einwand gegen eine verpflichten-
de Frauenquote, wie sie die Politik diskutiert.
Qualifikation muss in Spitzenposition unter-
halb der Vorstände und Aufsichtsräte wach-
sen, ehe der nächste Sprung erfolgreich ge-
lingt. Wir werden uns aber nicht auf eine
Selbstverpflichtung der Unternehmen verlas-
sen, Frauen in Führung bringen zu wollen.
Die Schritte dahin müssen überprüfbar sein,
sonst verlieren wir erneut ein Jahrzehnt in der
Geschlechtergleichstellung. Das Mindeste
sind konkrete Zielvereinbarungen und eine re-
gelmäßige Berichtspflicht. Wo Umdenken
freiwillig nicht funktioniert, brauchen wir die
gesetzliche Frauenquote als Lösung. Denn die
Zeit, da Männer glaubten in Spitzenpositio-
nen unter sich zu bleiben, ist unwiderruflich
vorbei.
>STANDPUNKT
»Es schadet nicht zuletzt dem
ökonomischen Erfolg, fähigen
Frauen Führung zu verweigern.«
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MICHAEL VASSILIADIS Vorsitzender der IG BCE
12 | kompakt | März 2011
> TITEL DOPPELJAHRGANG
Diedoppelte Welle
Machen das Beste daraus: Svenja und Andreas sind zwei von Tausenden, die dem doppelten Jahrgang angehören.
Zwei junge Menschen, beide sind
unter 20, beide schreiben dieses
Jahr ihr Abitur. So weit, so nor-
mal. Was Andreas Heinemann und
Svenja Niederkrome unterscheidet, ist
ein Jahr Schule. Während Andreas in der
13. Klasse seine Reifeprüfung macht,
steht sie für Svenja bereits in der 12. an.
Denn die beiden Schüler aus der nieder-
sächsischen Landeshauptstadt gehören
zum sogenannten doppelten Abitur-
jahrgang.
Grund für die ungewöhnliche Situa-
tion ist die Umstellung vom neun- auf
das achtjährige Gymnasium, kurz G8,
das deutsche Schüler international wett-
bewerbsfähiger machen soll. Während
Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpom-
mern, das Saarland und Hamburg den
Wechsel bereits vollzogen haben, sind
ab 2011 erstmals bevölkerungsstarke
Bundesländer an der Reihe. Allein in
Niedersachsen und Bayern rechnet die
Kultusministerkonferenz dieses Jahr mit
knapp 60 000 zusätzlichen Abiturienten.
Baden-Württemberg, Berlin und Bran-
denburg stellen sich für 2012 auf ein
Plus von 34 000 Schulabsolventen ein,
Nordrhein-Westfalen und Teile von
Hessen ein Jahr später auf noch ein-
mal 60 000.
WIE SICH DIE WELLE AUSWIRKT, die
in den nächsten Jahren die Bundesrepu-
blik trifft, ist nur schwer vorhersehbar.
Zumal durch das Aussetzen von Wehr-
und Zivildienst Zehntausende weitere
Schüler freigesetzt werden. Befürchtun-
DIE AUFREGUNG IST GROSS. Durch die doppelten Abiturjahrgänge und das Ende von Wehr- und Zivildienst verlassen dieses Jahr allein in Niedersachsen und Bayern zusätzlich Zehntausende Abiturienten die Schulen. Während die Jugendlichen um ihre Plätze bangen, hoffen Unternehmen auf Nachwuchs.
Foto: Federico Gambarini/dpa
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13kompakt | März 2011 |
gen wie Hoffnungen sind groß. Auf der
einen Seite stehen die Schüler, die wegen
der wachsenden Konkurrenz unterein-
ander um einen guten Start ins Berufs-
beziehungsweise Uni-Leben fürchten.
Auf der anderen Seite die Unternehmen,
denen die demografische Entwicklung
und der damit verbundene drohende
Fachkräftemangel im Nacken sitzt.
FAKT IST, dass es die meisten jungen
Menschen mit Hochschulreife an selbige
zieht. 2008 waren das immerhin 72 Pro-
zent – laut jüngsten Untersuchungen
könnten es bald 85 Prozent sein. Bund
und Länder haben darauf bereits mit dem
Hochschulpakt II reagiert, durch den in
den nächsten vier Jahren 275 000 neue
Studienplätze geschaffen werden sollen.
Dass jeder Bewerber sein Wunschfach
studieren kann, ist jedoch eher unwahr-
scheinlich.
Die Abiturienten, die lieber in eine
Ausbildung gehen möchten, laufen ge-
rade bei großen Unternehmen durch
offene Türen. Viele sehen die Doppel-
jahrgänge als Chance, sich qualifizierten
Nachwuchs zu sichern. Denn sie sind
das letzte große Aufbäumen, bevor 2020
die geburtenschwachen Jahrgänge antre-
ten und es allerorten an Personal fehlen
wird. Die Situation von Haupt- und
Realschülern bei der Ausbildungssuche
wird sich den Ausbildungsexperten zu-
folge nicht verschlechtern.
Aus vielfältigen Gründen. Zum einen
stellen viele Betriebe zusätzliche Plätze
für Abiturienten zur Verfügung, statt
Hier darf sonst keiner reinschauen und abgucken schon gar nicht: Schüler in einem Düsseldorfer Gymnasium schreiben für die Kamera ihr Abitur.
DAS ABITUR NACH ZWÖLF JAHREN
seit 1949 Sachsen, Thüringen
seit 2007 Sachsen-Anhalt
seit 2008 Mecklenburg-Vorpommern
seit 2009 Saarland
seit 2010 Hamburg
2011 Bayern, Niedersachsen
2012 Baden-Württemberg, Berlin,
Brandenburg, Bremen
2013 Nordrhein-Westfalen,
Teile von Hessen
2014 Teile von Hessen
2016 Schleswig-Holstein,
Rheinland-Pfalz (im Modellversuch an
Ganztagsschulen)
14 | kompakt | März 2011
> TITEL DOPPELJAHRGANG
die ohnehin angebotenen mit ihnen
zu besetzen. Volkswagen beispielsweise
stockt einmalig um weitere 200 Ausbil-
dungs- und Studienplätze in Niedersach-
sen und Hessen auf, Audi richtet an
seinen Standorten in Bayern und Ba-
den-Württemberg 36 zusätzliche für das
duale Studium ein. Das entspricht der
durchschnittlichen Zahl an Ausbildungs-
plätzen, die in den vergangenen Jahren
mit Abiturienten besetzt wurden.
Der Autozulieferer Continental hat
wegen des doppelten Jahrgangs die Zahl
seiner Ausbildungsplätze von bundes-
weit 565 im vergangenen Jahr auf 608 in
diesem erhöht – unter anderem die dua-
len Studiengänge im Ingenieurbereich.
Eine Tendenz zur Übervorteilung sieht
Conti-Jugendvertreter Maximilian Grab-
her nicht: »Bei uns sind die Auszubil-
denden gut durchmischt. In meinem
Lehrjahr gibt es sowohl Hauptschüler,
Schüler mit Fachhochschulreife als auch
Abiturienten.«
DAS WIRD AUCH SO BLEIBEN. Denn
Schüler interessieren sich je nach Ab-
schluss erfahrungsgemäß für unter-
schiedliche Berufe. Im Handwerk etwa
liegt die Quote der Abiturienten bei gera-
de einmal sechs Prozent, besonders viele
entscheiden sich für eine Ausbildung
zum Orthopädietechniker, Augenopti-
ker, zur Bürokauffrau und vereinzelt
zum Mechatroniker. In den meisten Be-
reichen sind traditionell Haupt- und
Realschüler beschäftigt. »Sie sind nach
wie vor unsere Hauptzielgruppe«, be-
ruhigt Carl-Michael Vogt, Leiter der Ab-
teilung Berufliche Bildung bei der Hand-
werkskammer Hannover.
Ähnlich sieht es in Ausbildungsberu-
fen aus, die in die Zuständigkeit der In-
dustrie- und Handelskammer fallen. Die
Der befürchtete Verdrängungs-wettbewerb bleibt bisher aus
1 | PLATZ GEFUNDEN:Philipp-Christian Brandin lernt Mecha-troniker bei Continental in Hannover.
2 | DIE MISCHUNG STIMMT:Für Conti-Jugendvertreter Maximilian Grabher sind Abiturienten, Haupt- und Realschüler gleichmäßig verteilt.
3 | GELERNT IST GELERNT:Als Industriemechaniker hat Steffen Pestka später gute Aussichten, einen Job zu fi nden.
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15kompakt | März 2011 |
Hälfte aller Abiturienten konzentriert
sich auf nur zehn Berufe. »In den Be-
reichen Bank, Versicherungen und Fi-
nanzen, Industrie und Immobilien ha-
ben wir Quoten von mehr als 60 Pro-
zent«, sagt IHK-Berufsbildungsreferent
Gert Spevacek. Ebenfalls beliebt seien ge-
werblich-technische Ausbildungsberufe
wie Fachinformatiker und Anwendungs-
entwickler.
Die Erfahrungen aus Bundesländern,
in denen der doppelte Abi-Jahrgang be-
reits die Schulen verlassen hat, legen
ebenfalls nahe, dass es künftig kein
Chaos auf dem Ausbildungsmarkt geben
wird. »Der befürchtete Verdrängungs-
wettbewerb ist ausgeblieben«, sagt Knut
Böhrnsen von der Arbeitsagentur Ham-
burg. Die Hansestadt hatte im vergange-
nen Jahr sogar mit verschiedenen Part-
nern ein Aktionsbündnis Bildung und
Beschäftigung gebildet und 3000 zusätz-
liche Ausbildungsplätze eingeworben.
Viele Stellen konnten allerdings nicht
besetzt werden. »Bei uns haben sich bis-
lang sogar weniger Bewerber gemeldet
als Plätze zur Verfügung stehen.«
ÜBER DIE GRÜNDE können Arbeits-
agentur und Unternehmen nur spekulie-
ren. Fakt ist, es gibt immer noch zu
wenig Ausbildungsplätze. Im Juli 2010
wurden von der Bundesagentur für Ar-
beit 405 639 betriebliche Ausbildungs-
plätze gemeldet. Dem standen 511 228
Bewerber gegenüber. Die rechnerische
Lücke beträgt also 105 589 fehlende Aus-
bildungsplätze. Von einer ausgegliche-
nen Bilanz kann keine Rede sein. Verges-
sen darf man auch nicht die Zehntausend
Bewerber, die in den vergangenen Jahren
bei der Lehrstellensuche leer ausgegan-
gen sind und nun in Warteschleifen ver-
harren. Ihre Chance auf eine Lehrstelle
wird von Jahr zu Jahr geringer.
Etwa 1,5 Millionen junge Menschen
zwischen 20 und 29 haben keine abge-
schlossene Berufsausbildung. Und viele
von ihnen blicken pessimistisch in die
Zukunft. Laut der aktuellen Shell-Ju-
gendstudie sind etwa 20 Prozent der Ju-
gendlichen zwischen 12 und 25 Jahren
von der restlichen Gesellschaft abge-
hängt. Dies betrifft besonders Kinder
aus sozial schwachen Familien. Wäh-
rend fast drei Viertel der Befragten davon
ausgehen, dass sich ihre Berufswünsche
erfüllen, liegt die Zahl bei den Jugend-
lichen aus schwierigen sozialen Verhält-
nissen bei lediglich 41 Prozent.
Zur positiven Bilanz der Handelskam-
mern und Arbeitgeberverbände passt
auch nicht, dass viele Auszubildende
Probleme haben, im Anschluss an die
Lehre einen Arbeitsplatz zu finden.
Ebenfalls unverständlich ist der Boom
befristeter Arbeitsverträge. Nur rund ein
Viertel der Unternehmen in der Indus-
trie übernimmt ihre Azubis unbefristet.
Mit Blick auf den doppelten Jahrgang
CHANCEN AUF AUSBILDUNGSPLATZ ERHÖHEN
Die Chancen auf einen Ausbildungsplatz stehen auch angesichts der doppelten Abiturjahrgänge nicht schlecht. Wer seine Aussichten jedoch verbessern möchte, tut gut daran, sich alle Möglichkeiten vor Augen zu halten. Und die sind vielfältig: Aktuell zählt das Bundesinstitut für Berufsbildung etwa 350 anerkannte Aus-bildungsberufe, von denen aber nur die wenigsten bekannt sind. 26 Prozent aller neu abgeschlossenen Verträge entfallen auf gerade einmal sieben Berufe.
Die Top Ten der Ausbildungsberufe:
1. Kaufmann/-frau im Einzelhandel 2. Verkäufer/-in 3. Bürokaufmann/-frau 4. Kraftfahrzeugmechatroniker/-in 5. Industriekaufmann/-frau 6. Kaufmann/-frau im Groß- und Außenhandel 7. Koch/Köchin 8. Medizinische/-r Fachangestellte/-r 9. Friseur/-in10. Bankkaufmann/-frau
Die Alternativen liegen manchmal gar nicht so weit entfernt wie man vermutet. Statt einer Lehre als Einzelhandelskaufmann bieten sich etwa Buchhändler, Musik-fachhändler, Automobilkaufmann oder Drogist an. Azubis werden auch in fast allen Produktionsberufen gesucht – vom Papiertechnologen über Verfahrensmechaniker Kunststoff- und Kautschuktechnik, Chemikant bis hin zum Pharmakanten.
Eine Übersicht über Ausbildungsberufe und Ausbildungsalternativen bietet die Agentur für Arbeit auf ihrer Internetseite: http://berufenet.arbeitsagentur.de
haben IG BCE und BAVC den Tarifver-
trag »Zukunft durch Ausbildung«, der
die Zahl der Ausbildungsplätze in der
chemischen Industrie festlegt, fortge-
schrieben.
FÜR ANDREAS HEINEMANN und Sven-
ja Niederkrome ist all das erst mal kein
Thema. Die beiden Schüler gehören zur
Masse derer, die wohl prototypisch für
den doppelten Abiturjahrgang und Abi-
turienten an sich ist. Der 19-Jährige will
Medizin studieren und die Wartezeit mit
einem freiwilligen Jahr beim Bund über-
brücken. Seine Schulkameradin will viel-
leicht Lehrerin werden – aber erst nach-
dem sie ein Jahr in Neuseeland verbracht
hat, »um zu jobben und zu reisen«.
Yasmin Karg/sh
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16 | kompakt | März 2011
> Themen Tarifrunde
TARIFRUNDECHEMIE 2011
>
Ohne Moos nix los
Die erste runDe in den regionen ist gedreht, am 15. märz wird auf Bundes-ebene weiterverhandelt. für die 550 000 Beschäftigten in der chemischen industrie fordert die iG BCe eine erhöhung der entgelte um 7 Prozent bei einer Vertrags-laufzeit von zwölf monaten.
neunmal haben sich die Kommis-sionen der Chemie-Arbeitgeber und der IG BCE bislang gegen-
über gesessen. Die Verhandlungen ma-chen deutlich: Der Aufschwung ist da, hat in voller Breite eingesetzt. Es gibt auch keine nennenswerten Unterschie-de zwischen den Regionen, die Chemie brummt, das Vorkrisenniveau ist er-reicht. 2010 hat es ein Produktionsplus von 11 Prozent gegeben, der Umsatz ist um 17,5 Prozent gestiegen.
Das Tal der Tränen ist überwunden, der Anschluss zu den absoluten Chemie-Spitzenjahren 2008 und 2009 geschafft. Auch um die Perspektiven ist es gut be-stellt, der ifo-Geschäftsklimaindex be-wegt sich auf Rekordhöhe.
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Die 7 steht – auch an der Fassade der iG-BCe-Hauptverwaltung in Hannover.
Die »Tagesschau« meldet nüchtern einen »XXL-Boom«, eine Einschätzung, die auch von den Zahlen aus den Che-mie-Betrieben gestützt wird. Im Augen-blick werden gerade die Bilanzen erstellt, der Trend ist klar: »Das Jahr 2010«, sagt Lanxess-Vorstand Axel Heitmann, »wird mit Sicherheit das beste Jahr unserer Fir-mengeschichte.« Gute Nachrichten auch aus Hannover, die Conti hat ein Wachs-tum von 27 Prozent hingelegt – ein Vorstoß in neue Dimensionen. Clariant schließt 2010 mit dem besten Ergebnis seit zehn Jahren ab. Rudolf Staudigl, Chef der Wacker Chemie, blickt optimis-tisch in die Zukunft: »Unsere Produktion ist für 2011 und 2012 bereits so gut wie ausverkauft.« BASF-Vorstand Jürgen
blenden zu lassen.« Doch in den Tarif-kommissionen der IG BCE sitzen gestan-dene Gewerkschafter, die lassen sich von gar nichts blenden. Die Nordrheiner haben sich in der Verhandlung Sonnen-brillen aufgesetzt, um die Einlassung des Arbeitgebervertreters ironisierend zu kontern.
Jenseits aller ironie ist jedoch klar: Ein Selbstläufer wird die Tarif- runde 2011 nicht, die Auffassungen von IG BCE und Chemie-Arbeitgebern klaf-fen weit auseinander. Die Überschrift des Aufmachers im »BAVC-Informa-tionsdienst für Führungskräfte« lautet: »Weniger ist mehr.« Die IG BCE hält dagegen: »Mehr ist mehr.« Gut mög-lich, dass der 7-Prozent-Forderung de-monstrativ Nachdruck verliehen wer-den muss – die Bundesverhandlung am 15. März in Hannover wird Aufschlüsse bringen.
Michael Denecke
Hambrecht bringt die Lage im größten Chemie-Unternehmen der Welt auf den Punkt: »Wir werden das Jahr 2010 mit einem Rekordergebnis abschließen. Die-sen Erfolg haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihrem Teamgeist, ihrer hohen Flexibilität und ihrem groß-artigen Einsatz möglich gemacht.«
Vor diesem Hintergrund scheinen die Reaktionen des Bundesarbeitgeberver-bandes Chemie (BAVC) auf die gewerk-schaftliche Forderung aus einer anderen Welt. »An der Realität vorbei«, »über-zogen«, der Bogen sei »deutlich über-spannt« und so weiter und so weiter – die Klagelieder werden geradezu herz- ergreifend gesungen.
BAVC-Hauptgeschäftsführer Hans Paul Frey meint gar, die IG BCE vorm Abhe-ben warnen zu müssen: »Die IG BCE muss darauf achten, die Bodenhaftung nicht zu verlieren. Sie darf jetzt nicht den Fehler machen, sich von den außerge-wöhnlichen Zahlen aus dem Jahr 2010
»Die iG BCe fordert genau das richtige. es gibt eine lösung für den Fachkräftemangel: Gute aus- bildung und mehr Übernahmen!« ralph aldridge, JaV-Vorsitzenderinfracor Gmbh
»Wir fordern 7 Prozent – weil die chemische industrie hohe Gewinne erzielt und wir hohen anteil daran haben!« irene Feußner, Vertrauensfrau Siemens healthcare diagnostics Products Gmbh
»in der not hat man von uns genommen, jetzt er- warten wir unseren anteil am erfolg.« Britta schaubs, Vertrauensfrau und Betriebsrätin honeywell Bremsbeläge
»Wir fordern 7 Prozent, weil wir unseren gerechten anteil am aufschwung haben wollen.« Kaya Muharrem, Betriebsratsmitglied michelin reifenwerke Bad Kreuznach
17kompakt | März 2011 |
Die Zeit ist reif
Die gesamtwirtschaftlichen Rahmen-
daten und die Zahlen aus den Che-
mie-Unternehmen sehen gut aus, unsere
7-Prozent-Forderung ist berechtigt und
gut begründet. Zudem sei unterstrichen,
dass die Beschäftigten in der Krise erheb-
liche Einschnitte hingenommen und so
die Voraussetzungen für einen neuen
Aufschwung mit geschaffen haben. Der
Aufschwung ist da – und jetzt wollen
wir daran teilhaben. Das entspricht den
Geboten von Fairness und Gerechtigkeit.
Es spricht nichts gegen zügige Verhand-
lungen – aber alles gegen taktische Spiel-
chen. Kurz und knackig, das bleibt unsere
Orientierung für die Chemie-Runde 2011.
Die Arbeitgeber sind aufgefordert, ihr
Wolkenkuckucksheim zu verlassen und
die Wirklichkeit zur Kenntnis zu nehmen.
Wir erwarten, dass am 15. März in Han-
nover ein verhandlungsfähiges Angebot
auf den Tisch kommt.
Z W i s C H e n r u F
Peter HausMannIm IG-BCE-Hauptvorstand für Tarifpolitik zustä[email protected]
Die tariFrunDe iM netZ
Für schnelle infos rund um die tarifrunde ist ein Blog eingerichtet:www.igbce-blogs.de/kampagneund bei Facebook ist die iG BCe ebenfalls stets aktuell unterwegs:www.facebook.com/pages/iG-BCe/195646150169Wir freuen uns auch im netz immer über neue Freunde . . .
18 | kompakt | März 2011
> THEMEN SOZIALGESETZE
HARTZ IV Der
ABER: Leiharbeit wird immer noch
EIN JAHR hat die Politik gebraucht, um dem Urteil des Bundesverfassungs-gerichtes zu entsprechen und die Hartz-IV-Sätze neu zu regeln. Viel Taktik war im Spiel – das Ergebnis ist kein großer Wurf.
Am frühen Morgen des 21. Feb-
ruar war es endlich soweit: Nach
zwei Monaten heftigen Streits
um die Hartz-IV-Gesetze einigten sich
Regierung und Opposition auf einen
Kompromiss, dem nach Redaktionschluss
dieser kompakt-Ausgabe noch der
Vermittlungsausschuss sowie Bundes-
tag und Bundesrat selbst zustimmen
mussten.
Wichtigster Punkt: Der REGELSATZ
des Arbeitslosengeldes II für erwerbs-
fähige Hilfebedürftige (umgangssprach-
lich: »Hartz IV«) steigt in zwei Stufen
um monatlich 8 Euro. Zunächst werden
rückwirkend ab Januar 5 Euro gezahlt,
sodass der Regelsatz jetzt 364 Euro be-
trägt. 2012 kommen weitere 3 Euro so-
wie ein zusätzlicher Betrag aufgrund von
Inflation und Lohnentwicklung hinzu.
JULI 2008
APRIL 2009
DEZEMBER 2009
OKTOBER 2010
823 000
582 000
632 565
923 000
ZAHL DER LEIHARBEITNEHMER IN DEUTSCHLAND (ABSOLUTE ZAHLEN UND VERTEILUNG NACH GESCHLECHT)
69 %
31 %
Der Kompromiss zwischen Regierung und SPD beinhaltet keine echten Verbesserungen für Leiharbeiter. Vor allem gibt es immer noch nicht gleichen Lohn für gleiche Arbeit.
Nach dem Abschluss der nächtlichen Verhandlungen waren
alle Beteiligten erst einmal froh, ein Ergebnis zu haben. Doch
für die knapp eine Million Leiharbeiter in Deutschland ist das
Resultat mehr als enttäuschend. Denn die Bundesregierung
hat das Thema »Gleicher Lohn für gleiche Arbeit« am Ende
ausgespart und »damit eine große Chance verspielt«, sagt Mi-
chael Vassiliadis, der IG-BCE-Vorsitzende. Auch 87 Prozent
der Deutschen finden es ungerecht, dass Leiharbeiter nicht
den gleichen Lohn bekommen wie regulär Beschäftigte. Das
hat eine Allensbach-Umfrage Anfang Februar ergeben.
»Wir begrüßen, dass jetzt für weitere Bereiche Lohnunter-
grenzen gezogen werden sollen«, sagt Michael Vassiliadis. Das
sei durchaus ein Fortschritt, der Durchbruch allerdings, kriti-
siert er, sei damit nicht geschafft. Insbesondere die Beschäftig-
ten in Branchen mit einem guten Entgeltniveau hätten das
Nachsehen. Leiharbeit, so Vassiliadis, sei längst zu einem Ins-
trument der Lohndrückerei verkommen.
Schon bei den Herbstaktivitäten war das Thema Leiharbeit
ein zentrales Anliegen der IG BCE. Und sie wird die Leiharbeit
auch weiter thematisieren.
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09
Zum Vergleich: Im Jahresdurchschnitt waren 2010 rund 40,37 Millionen Personen in Deutschland erwerbstätig.
19kompakt | März 2011|
MINDESTLÖHNE für Beschäftigte im
Wachgewerbe und in der Weiterbil-
dungsbranche werden neu eingeführt.
Von den Mindestlöhnen profitieren
nach einer Schätzung von Ministerprä-
sident Kurt Beck 1,2 Millionen Beschäf-
tigte. Durch diese Maßnahmen werden
vermutlich deutlich weniger Menschen
auf Hartz-IV-Leistungen angewiesen
sein.
LEIHARBEITSKRÄFTE sollen ab dem
1. Mai durch eine Entgeltuntergrenze
(»Mindestlohn«) geschützt werden. Auf
dieses Datum kam es an, weil der
deutsche Arbeitsmarkt ab Mai für ost-
europäische EU-Arbeitskräfte vollstän-
dig geöffnet ist. Gegen dieses Stich-
datum für einen Mindestlohn hatte die
FDP bis zum Schluss gekämpft.
Kompromiss
viel schlechter bezahlt
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Ferner gibt es ein BILDUNGSPAKET
zugunsten von 2,3 Millionen armer
Kinder von Hartz-IV-Empfängern oder
Geringverdienern, die den Kinderzu-
schlag oder Wohngeld erhalten. Es ent-
hält Zuschüsse für ein warmes Mittag-
essen in Schule oder Kita, monatlich
10 Euro Zuschuss für Freizeitaktivitäten,
30 Euro pro Schuljahr für Wandertage
sowie 100 Euro für Schulsachen.
1456 Euro
2805 Euro
brutto verdienten Leiharbeiter trotz sozialversichertem Vollzeit-job in den alten Bundesländern 2009 durchschnittlich
brutto verdienten regulär Vollzeit-beschäftigte in den alten Bundes-ländern 2009 durchschnittlich
65 %
8 %
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brutto verdienten regulär Vollzeit-beschäftigte in den alten Bundes-ländern 2009 durchschnittlich
%
ländern 2009 durchschnittlich
8
KEIN KLEBEEFFEKT
der Leiharbeitnehmer verfügen über eine abgeschlossene Berufsausbildung. 30 Prozent von ihnen sind als Hilfsarbeiter tätig.
der zuvor Arbeitslosen sind es unterm Strich nur, die durch Leiharbeit den Sprung aus der Arbeitslosigkeit geschafft haben.
RANDSTADT (Niederlande),ADECCO (Schweiz),PERSONA (Deutschland),AUTOVISION (Wolfsburg),USG PEOPLE GERMANY (Niederlande)sowie PERSONAL, ZAG-Zeitarbeits-gesellschaft, ORIZON, TIME-PARTNER(alle Deutschland).
QUALIFIKATION
DIE GRÖSSTEN LEIHARBEITSFIRMEN
>
20 | kompakt | März 2011
LESERFORUM
> Zitat des Monats(2/2011)
LobbyarbeitMit großer Verwun-
derung muss ich fest-
stellen, dass unsere Gewerk-
schaftszeitung jetzt auch der
Lebensmittellobby das Wort
gibt. Versucht man doch seit
Monaten die Bevölkerung auf
höhere Lebensmittelpreise ein-
zustimmen.
Die Devise lautet ganz
einfach: Teure Lebensmittel
gleich gute Lebensmittel.
Billige Lebensmittel gleich
schlechte Lebensmittel. Und
alle, die noch nie einen
Supermarkt von innen ge-
sehen haben, stimmen naiv
mit ein. Durch höhere Preise
steigt mit Sicherheit nicht
die Qualität der Lebensmittel,
wohl aber die Gewinne der
Erzeuger und Händler.
Hans Werner Schmitz, Gelsenkirchen
> Viel Glück?von Bert Strebe (2/2011)
Gerechtes Glück
@Macht Wohlstand zu-
frieden? Welch eine
Frage, eines ist sicher: Gerech-
tigkeit macht zufriedener!
Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie
kompakt
VOR ORT Flachglas in Wesel ist insolvent – wie geht es für die Beschäftigten weiter?
TENDENZEN Was ungarische Gewerkschafter zum umstrittenen neuen Mediengesetz sagen
TIPPS Wie viel Geld Frauen mit Risikoschwangerschaft im Berufsverbot zusteht
Nr. 02 I FEBRUAR 2011 www.igbce.de
Was uns nicht schmeckt
Die Arbeitsmarktzahlen sind glänzend. Aber Befristung und Zeitarbeit nagen am schönen Bild vom Jobwunder.
Schreiben Sie uns! Wir freuen uns über Lob, Kritik und Anregungen.
Leserbriefe stellen die Meinung des Einsenders dar. Anonyme Zuschriften werden nicht berücksichtigt. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor.
IMPRESSUM
Das Mitgliedermagazin der IG Bergbau, Chemie, Energie
HerausgeberMichael Vassiliadis
ChefredakteurChristian Hülsmeier
Stellvertretender ChefredakteurMichael Denecke
Chef vom DienstAlexander Nortrup
RedaktionSarah Heidel, Rudolf Heim,
Dirk Kirchberg, Dr. Ulrike Börger
FotoredaktionUlrike Neufeld
RedaktionsassistenzSimone Michels, Tanja Rössner
GestaltungHans Borgaes
RedaktionsanschriftKönigsworther Platz 6
30167 HannoverTelefon: 0511 7631-329/-698
Telefax: 0511 7000891E-Mail: [email protected]
Internet: www.igbce.de
Satz: BWH GmbHBeckstraße 10, 30457 Hannover
Gesamtherstellung und -vertrieb:Westend Druckereibetriebe GmbH
Westendstraße 1, 45143 Essen
AnzeigenverwaltungBWH GmbH – Die Publishing CompanyPostfach 92 01 55, 30440 Hannover
Telefon 0511 94670-0Telefax 0511 94670-38Gültige Anzeigenliste Nr. 9 vom 01. 05. 2010
Verantwortlich für den Anzeigenteil:
Jürgen Oberschilp
Zusendungen: Für unverlangte Einsendungen wird keine
Gewähr übernommen.
Bezugspreis0,90 €, jährlich 10,00 €.
Für Mitglieder der IG BCE ist der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag
enthalten.
Erscheinungsweise: kompakt erscheint monatlich mit acht Regionalausgaben für Bayern, Baden-Württemberg,
Hessen-Thüringen, Nord, Nordost, Nordrhein, Rheinland-Pfalz/Saarland,
Westfalen.
Redaktionsschluss dieser Ausgabe:21. 02. 2011
Druckaufl age: 676 061 (IV/2010) Gedruckt auf chlorfreiem Papier
kompakt
Gerechtigkeit verteilt den
Wohlstand und sorgt für so-
zialen Frieden und auch für
Sicherheit.
Glück hingegen hat mit
Gerechtigkeit nichts zu tun.
Glück ist ein Zufallspro-
dukt. Glück ist die Abwesen-
heit von Unglück. Unglück
ist zum Beispiel, wenn man
von seiner Hände Arbeit nicht
leben kann.
Günter Stadler, per E-Mail
> »Damit ist es aus«von Dirk Kirchberg (2/2011)
Schotten dicht
@Was Orbán in Ungarn
veranstaltet, ist unglaub-
lich. Ungarn, ausgerechnet
Ungarn, das ja an den Um-
wälzungen 1989 eine nicht
unmaßgebliche Rolle spielte.
Keiner weiß, wie weit Orbán
bereit sein wird, demokra-
tische Grundrechte noch
weiter zu treiben.
Den ersten Schritt hat er
gemacht. Aufgrund satter
Mehrheiten. Wenn die be-
ginnen zu wackeln, fürchte
ich, wird Orbán aus reinem
Machterhaltungstrieb noch
mehr die Schotten dicht
machen. Ich meine, dass hier
auch die ungarischen Ge-
werkschaften mobil machen
müssen.
Reiner Eckel, auf dem kompakt-Blog
> »Entscheidend ist die Schutzausrüstung«
Interview mit Helmut Blome (2/2011)
Kein DioxinMit Erstaunen muss-
ten wir feststellen,
dass wir als Kokerei Prosper
mit dem sensiblen Thema
Dioxin im Einklang gebracht
worden sind. In dem Inter-
view mit Herrn Blome fiel
kein Wort, dass auf eine
Kokerei hingewiesen wird,
nur in der Bildunterschrift
zu dem Foto.
Meines Wissens nach ent-
steht beim Verkoken von
Kohle kein Dioxin. Maximal
bei Einsatzstoffen, die ei-
nem Kokereiprozess zuge-
führt werden, könnte Dioxin
auftreten. Allerdings ist das
Qualitätsmanagement so gut
ausgelegt, dass unsere Stoffe
eben nicht in irgendeiner
Form belastet sind. Ferner
wird in dem Interview von
Sondermüllverbrennungsan-
lagen berichtet und die Ko-
kerei Prosper ist keine Ver-
brennungsanlage.
Michael Gruner, Herne
> Unser Einsatz für Deine Übernahme
Rückseite (2/2011)
@ Hiermit distanziere ich
mich als Gewerkschaf-
ter auf das Allerschärfste
von der Aufmachung der
Rückseite der kompakt. Fast täglich muss ich meine
Dachrinne von linksradika-
len und rechtsradikalen Auf-
klebern säubern, die in der
gleichen Aufmachung daher-
kommen und ganze Städte
verschandeln.
Nur dass auf dieser der
gleiche Mann auf einen Poli-
zisten eintritt. Wenn das der
neue Stil meiner Gewerk-
schaft wird, kann ich nur
»Pfui Teufel« sagen.
Axel Felgner, per E-Mail
kompakt | Monat 20XX | 21
VOR ORT
Kristallisierte Energie
Auf dem Weg nach obenIG BCE und Chemiearbeitgeber fördern und
begleiten Frauen in Führungspositionen.
Einigung bei RWEWarnstreiks brachten Bewegung in die
schwierigen Tarifverhandlungen.
Der Schornstein raucht weiterAus Thailand und Italien kommen die
neuen Trevira-Eigentümer.
Foto: Sven Doering/Agentur Focus
Wie bei SolarWorld aus Silizium Solarzellen werden
> VOR ORT SOLARWORLD
Schnell eilt Lars Eppen-
dorfer den Gang ent-
lang von der Befül-
lung in die laute Halle mit
den Kristallisationsöfen. Zwei
Werker sind dabei, einen
der metallenen Öfen mit Sili-
zium zu beladen. Dann ein
Wechsel in die Waferferti-
gung. Soeben wird ein kristal-
lisierter Siliziumblock in qua-
dratische Säulen zerteilt. Ist
alles optimal? Lars prüft, be-
spricht die Abläufe mit den
Arbeitern. An seinem Schreib-
tisch in der Leitwarte sitzt er
kaum. Denn Lars Eppendor-
fer ist Verlustjäger bei Solar-
World und immer unterwegs
in der Produktion – auf der
Suche nach Engpässen oder
Verschwendung. Sein Ein-
satzgebiet beginnt dort, wo
auch das Silizium seinen Weg
hin zum Photovoltaikmodul
antritt: in der Kristallisation.
Hier liegt das eigentliche Ge-
heimnis der Solarzellenferti-
gung. Über Stunden wird das
Silizium in einem großen
Quarzgutbehälter mit speziel-
ler Beschichtung unter Edel-
gasatmosphäre geschmolzen.
Danach muss es anderthalb
Tage lang vom Boden aus-
gehend gleichmäßig erstarren.
Wenn hier etwas schiefgeht,
wird später die Solarzelle
durch Risse unbrauchbar.
SolarWorld hat im Gegensatz
zu vielen anderen Solarunter-
nehmen von Anfang an auf
die gesamte Fertigungskette
der Photovoltaikproduktion
gesetzt. Das zahlt sich jetzt
aus. Denn mit der Kristallisa-
tion kann das Unternehmen
die Qualität seiner Solarzellen
selbst steuern.
DIE PRODUKTION der Solar-
zellen liegt außerhalb von
Lars Eppendorfers Bereich.
Der Weg vom grauen Wafer,
der hauchdünnen Silizium-
scheibe, zur leitfähigen blauen
Sonnige AussichtenIM SÄCHSISCHEN FREIBERG betreibt SolarWorld eine der modernsten Solarfabriken weltweit. Und produziert damit die Energieleistung eines Atomkraftwerk-Reaktorblocks.
1
22 | kompakt | März 2011
Solarzelle läuft vollautoma-
tisch. Dabei wechseln sich
chemische und thermische
Stationen ab: das Ätzen der
Oberfläche im Säure-Laugen-
Bad, danach die Diffusion
von Phosphoratomen in den
Wafer bei 800 Grad Celsius.
Nur wenn die Maschinen ei-
nen Materialschaden melden,
greifen die Operator, wie hier
die Arbeiter heißen, ein.
Das plasmaunterstützte Auf-
tragen von Siliziumnitrid als
blaue Antireflexionsschicht
oder das Einfeuern der Kon-
taktstreifen aus Silber, über die
später der erzeugte Strom ab-
genommen wird – all das sind
Standardprozesse der Solar-
zellenproduktion. Worin sich
jede Fertigung unterscheidet,
sind die vor Ort entwickelten
Details. Bei SolarWorld sind
es zum Beispiel die Mischver-
hältnisse in den chemischen
Prozessen oder die Anord-
nung der silbernen Streifen
auf der Solarzellenrückseite,
über die Stillschweigen be-
wahrt wird.
DER MARKT für Photovol-
taikmodule ist hart um-
kämpft. Die Solarförderung
sinkt, die Konkurrenz aus
Asien macht Druck und die
deutschen Pioniere können
nur durch ständige Optimie-
rung ihrer Produkte und
Ausweitung der Produktions-
kapazitäten bestehen. Aktuell
produziert der Freiberger
Standort am Tag 200 000
multikristalline Solarzellen
mit einem Wirkungsgrad von
über 16 Prozent. Betriebsrats-
vorsitzende Anke Martin-
Heede sieht vor allem die
dünne Personaldecke, wenn
sie in der Produktion unter-
wegs ist. Die gängige Praxis
der befristeten Einstellungen
und die seit Jahren hohe Zahl
der Leiharbeiter – nicht un-
gewöhnlich in der Solarbran-
che – sind ihr ein Dorn im
Auge. Von den 15 Betriebs-
ratsmitgliedern sind fast alle
in der IG BCE, doch generell
ist der Organisationsgrad im
Betrieb nicht hoch. Da wollen
sie ran, um Veränderungen
bewirken zu können – auch
tariflicher Art. Zurzeit baut
der Betriebsrat ein Netzwerk
von Vertrauensleuten auf. Die
Auswirkungen sind schon
spürbar, sagt Anke Martin-
Heede: »Es kommen mehr
Anfragen. Wir merken, dass
Gewerkschaft und Betriebsrat
präsenter werden.«
FACHKRÄFTEMANGEL bei
den Ingenieuren, aber auch
bei den Facharbeitern ist
ebenfalls ein Thema für die
SolarWorld-Betriebsräte. Sie
verstehen nicht, warum den
meisten Auszubildenden nach
bestandener Abschlussprü-
fung nur ein befristeter Ver-
trag angeboten wird, obwohl
in Freiberg Facharbeiter feh-
len. »Wir sind stolz, in ei-
nem Zukunftsunternehmen
der Solarbranche zu arbei-
ten«, sagt Anke Martin-Hee-
de, »aber wir sind mit ver-
schiedenen Dingen nicht
einverstanden.«
Letzter Schritt, bevor die
Siliziumzelle das Sonnenlicht
in Energie verwandeln kann,
ist die Solarmodulfertigung.
In rasender Geschwindigkeit
werden jeweils 60 Zellen zu-
sammengelötet, laminiert, ge-
rahmt und mit Anschluss-
dosen für die Stromabnahme
versehen. Die SolarWorld-
Waferproduktion in Freiberg
wird in diesem Jahr die Leis-
tung von einem Gigawatt er-
reichen – so viel Energieleis-
tung wie ein Reaktorblock
eines Atomkraftwerks.
Susanne Kettelför
1 | DURCHBLICK:Olaf Heber beobachtet die automatische Klassierung der fertigen Solarzellen.
2 | KONTROLLE:
Betriebsrat und Verlustjäger Lars Eppendorfer (oben) kontrolliert in der Leitwarte Prozesskurven.
3 | VON HAND:
Mitarbeiterinnen kontrollie-ren die Solarzellen auf Fehler.
3
2
Im Jahr 2000 übernahm die von »Sonnenkönig« Frank H. Asbeck Ende der 90er-Jahre gegründete SolarWorld AG die Waferfertigung der Bayer Solar GmbH. In enger Kooperation mit der Tech-nischen Universität Freiberg sowie etwa 20 weiteren Forschungseinrichtungen betreibt der Konzern heute in Freiberg an drei Produktions-standorten eine der weltweit wenigen vollintegrierten Solarfabriken. Rund 1850 Menschen arbeiten hier, 400 von ihnen als Leiharbei-ter, außerdem 73 Auszubil-dende. SolarWorld betreibt zudem Werke in den USA und Südkorea. Der Firmensitz ist Bonn. Das Unternehmen hat für 2010 einen Rekordumsatz von 1,3 Milliarden Euro gemeldet.
www.solarworld.de
DAS UNTERNEHMEN
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23kompakt | März 2011 |
»Wir spüren den Fachkräftemangel deutlich. Deshalb verstehen wir nicht, warum die Auszubildenden nur einen befristeten Vertrag bekommen.«
Anke Martin-Heede Betriebsratsvorsitzende
| kompakt | mÄRZ 201124
> VOR ORT AKTUELLES
Der massive Protest hat geholfen: Bei RWE-Power gibt es mehr Geld.
Die RWE-Belegschaft beugt
sich keinem Lohndiktat
des RWE-Vorstandes.« Für
IG-BCE-Verhandlungsführer
Michael Winkler ist vor allem
das in der langen und äußerst
schwierigen Tarifauseinander-
setzung bei RWE-Power deut-
lich geworden.
Am 25. Januar wurde nach
einem elfstündigen Verhand-
lungsmarathon in Dortmund
das Ergebnis für die 16 000 Be-
schäftigten der Braunkohle-
Konzerntochter vereinbart:
3,4 Prozent mehr für 13 Mo-
nate, rückwirkend ab dem
1. November 2010. Winkler:
»Dieses Ergebnis ist nur auf-
grund der eindrucksvollen
Beteiligung der Beschäftigten
Lohndiktat abgeschmettert – Einigung bei RWEDORTMUND | Warnstreiks brachten Bewegung in die schwierigen Tarifverhandlungen
bei den Warnstreiks zustande
gekommen.« Am 24. Januar
hatten wieder Tausende RWE-
Beschäftigte nicht nur im
Braunkohlenrevier, sondern
auch an anderen RWE-Stand-
orten Druck gemacht. Etwa
800 Beschäftigte reisten am
25. Januar zum Verhand-
lungsort nach Dortmund und
demonstrierten dort.
Manfred Maresch, stellver-
tretender IG-BCE-Bezirksleiter
in Alsdorf, räumt zwar ein,
dass der Tarifkompromiss
hinter der Erwartungshaltung
einiger Beschäftigter zurück-
bleibe: »Dies hat auch die in-
tensive und zum Teil kritische
Diskussion in der Verhand-
lungs- wie auch in der Tarif-
kommission gezeigt.« Aber, so
Maresch, mit Warnstreiks und
Demonstrationen sei erreicht
worden, dass das Arbeitgeber-
angebot vom Dezember deut-
Die Verhandlungen bei
Vattenfall Europe zogen
sich mehr als zwei Monate hin.
Am Ende zeigten die Warn-
streiks vor der dritten Ge-
sprächsrunde und die Einbe-
rufung der 80 Mitglieder der
Vattenfall: Warnstreiks zeigten WirkungBERLIN | Tarifeinigung in der vierten Verhandlungsrunde
Konzerntarifkommission Wir-
kung, die bei der vierten Ver-
handlungsrunde im Hinter-
grund bereit saßen. Sie woll-
ten – bei Abschluss als auch
bei Scheitern der Verhandlun-
gen – sofort das weitere Vorge-
hen entscheiden. Schließlich
einigten sich die Gewerkschaf-
ten IG BCE, ver.di und IG Me-
tall mit der Arbeitgeberseite:
Rückwirkend ab Januar erhal-
ten die Beschäftigten 3,4 Pro-
zent Entgelterhöhung mit ei-
ner Laufzeit von 13 Monaten.
IG-BCE-Verhandlungsführer
war Michael Winkler: »Die Ar-
beitgeber wollten ohne Ver-
gütungsanhebung abschließen
und setzten ausschließlich auf
eine Erhöhung der Leistungs-
prämie. Dass wir 3,4 Prozent
für die rund 16 000 Beschäf-
tigten von Vattenfall Europe
durchsetzen konnten, liegt al-
lein am Druck, den die Arbeit-
nehmerinnen und Arbeitneh-
mer in den letzten Wochen
aufgebaut haben.«
Ilona Schweigert, freigestell-
te Betriebsrätin im Tagebau
lich erhöht wurde. IG BCE
und ver.di hatten ursprüng-
lich eine 6,5-prozentige Ent-
gelterhöhung gefordert.
Andreas Uphues
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Mit Warn-streiks – wie hier in Welzow-Süd – unter-stützten Vattenfall-Beschäftigte die Verhand-lungen.
Welzow-Süd, hatte das erste
Mal ein Mandat als Tarifkom-
missionsmitglied bei einer
solch entscheidenden Ver-
handlungsrunde. Gemeinsam
mit 250 Kolleginnen und Kol-
legen hatte sie sich am 20. Ja-
nuar am Standort Tagebau
Welzow-Süd an dem Warn-
streik beteiligt, solidarisch un-
terstützt von rund 70 Strei-
kenden vor dem Kraftwerk
Lippendorf. »Jetzt zu erleben,
dass es was gebracht hat, ist
toll.«
Es sei ein akzeptables Er-
gebnis herausgekommen, sagt
Ilona Schweigert: »Betriebs-
räte und Tarifkommissions-
mitglieder haben ihre Vertrau-
ensleute sofort informiert und
wissen: Das Ergebnis wird von
einer großen Mehrheit getra-
gen.« Susanne Kettelför
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Lautstarker ProtestHAMBURG | »Shell muss Verantwortung übernehmen«
Rund 600 Demonstranten ha-
ben vor der Shell-Raffinerie im
Hamburger Hafen, verstärkt
durch laute Vuvuzela-Tröten,
gegen deren Zerstückelung
protestiert und den Betriebsrat
unterstützt. Der fordert eine
Gesamtlösung und Moderni-
sierung sowie den Verzicht auf
betriebsbedingte Kündigun-
gen. Langfristige Perspektiven
für die rund 570 Mitarbeiter
fordert auch der stellvertreten-
Die Raffi nerie muss bleiben: 600 Demons-tranten machen dem Betriebs-rat Mut. Was ist auf eurem Karnevalswagen zu sehen?
Der Tiefl ader ist siebeneinhalb Meter lang. Darauf haben wir einen total demolierten echten Pkw gebaut. Das ist der symbolische saarländische Karren, den Noch-Minis-terpräsident Peter Müller voll an die Wand gefahren hat. An der Figur aus Maschendraht und Pappmaschee arbeitet momentan die stellvertretende Vorsitzende des Bezirksjugendausschusses, Janine Becker.
Wer von euch hatte die Idee?Die Idee kam Anfang Februar im Bezirksjugendausschuss auf. Da sind wir 20 bis 30 junge Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter. Wir haben uns gedacht, Fasching wäre eine gute Gelegenheit, satirisch auf die Schließung so vieler Schulen und das Aus für den saarländischen Bergbau aufmerksam zu machen.
Es ist nicht eure erste karnevalistische Attacke? 2009 waren wir beim Burbacher Rosenmontagsumzug dabei. Damals haben wir die verkorkste Bildungspolitik aufs Korn genommen und mit einer dreieinhalb Meter langen Papprakete den Ministerpräsidenten symbolisch zum Mond geschossen. »Peterchens Mondfahrt« hieß der Motivwagen.
Wie habt ihr euch organisiert, um den Wagen zu bauen?Es bauen kontinuierlich drei Leute vom Bezirksjugend-ausschuss an dem Wagen. Wir arbeiten in einer alten Zechen-Kfz-Werkstatt, die seit 2005 leer steht. Den Tiefl ader hat mein Kollege Torsten Paulus, Vorsitzender unseres Bezirksjugendausschusses, besorgt.
Und was geht Rosenmontag ab?Rosenmontag werden wir dann alle hinter unserem Wagen laufen. Der ist ganz toll mit IG-BCE-Fahnen geschmückt und natürlich werden Gutzja – also Kamelle – unter die Zuschauer geworfen.
Mailen Sie uns Ihre Meinung: [email protected]
Der 22-jährige Mechatroniker und Jugendvertreter auf dem Bergwerk Saar baut gemeinsam mit anderen IG-BCE-Jugendvertretern einen politischen Karnevalswagen für den Saarbrücker Rosenmontagszug.
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Sta
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de IG-BCE-Vorsitzende Ulrich
Freese. Seit 60 Jahren mache
Shell am Standort Harburg
gute Gewinne. Jetzt sei es Zeit
für die Manager, Verantwor-
tung für ihre Mitarbeiter zu
übernehmen, die sie im Inter-
net als »Basis unseres Erfolgs«
loben: »Wir werden nicht zu-
sehen, wie sich die einen die
Taschen vollstopfen und die
anderen arbeitslos werden!«
Werner Staffen
17 000 gegen rechtsDRESDEN | IG-BCE-Mitglieder bei Menschenkette dabei
Rund 17 000 Menschen ha-
ben am 13. Februar in Dres-
den mit einer Menschenkette
gegen einen Naziaufmarsch
protestiert. Er sollte am sel-
ben Abend an den verhee-
renden Bombenangriff auf
Dresden durch alliierte Flieger
im Februar 1945 erinnern.
An der Anti-Nazi-Menschen-
kette beteiligten sich etliche
IG-BCE-Mitglieder aus den
Ortsgruppen in Dresden und
Chemnitz. Mit dabei waren
Gerald Voigt, Leiter des Be-
zirks Dresden-Chemnitz, und
der stellvertretende Landes-
bezirksleiter Stephan Enz-
mann. Dies gewerkschaftliche
Engagement sei wichtig, be-
tonte Enzmann: »Wir dürfen
nicht zulassen, dass das Ge-
denken an die Opfer und
ihr Leid von den Rechten
für ihre Zwecke instrumen-
talisiert wird.« hak
Fragen an Ron Rauen5
kompakt | mÄRZ 2011 | 25
,
| kompakt | März 201126
> VOR ORT AKTUELLES
Als der neue Bayer-Vor-
standsvorsitzende Marijn
Dekkers Ende November
den Abbau von 1700 Stellen
in Deutschland ankündigte,
schlugen an den betroffenen
Standorten die Wellen hoch.
Der Gesamtbetriebsrat hat
nun eine neue Gesamt-
betriebsvereinbarung abge-
schlossen, die für den be-
absichtigten Personalabbau
sozialverträgliche Instrumente
festlegt. Das Problem: Weiter-
hin liegen den Bayer-Betriebs-
räten für den geplanten Ab-
bau von 700 Stellen in der
Pharmasparte Bayer Health-
Care keine konkreten Zahlen
vor, welche Stellen oder Ab-
teilungen abgebaut werden
sollen.
Größter Standort der Phar-
masparte ist die ehemalige
Schering-Zentrale in Berlin.
Der Betriebsratsvorsitzende
Neue GesamtbetriebsvereinbarungLEVERKUSEN/BERLIN | Bei Bayer weiterhin keine konkreten Zahlen für Personalabbau
der Bayer AG, Standort Berlin,
Yüksel Karaaslan fordert seit
Monaten konkrete Informa-
tionen: »Die Verunsicherung
sitzt tief und schwächt die
Motivation der Mitarbeiterin-
nen und Mitarbeiter. Mit ei-
ner an vielen Stellen schlicht
mangelhaften Kommunika-
tion der Geschäftsführung
wird die geforderte Steige-
rung unserer Innovations-
kraft nicht erreicht.«
Was die Berliner Beleg-
schaft zusätzlich umtreibt,
ist das Auslöschen des Tra-
ditionsnamens Schering aus
dem Firmentitel, die seit An-
fang dieses Jahres umgesetzt
wird. Eine Entscheidung vom
Bayer-Vorstandsvorsitzenden,
offensichtlich im Alleingang
getroffen.
Der Gesamtbetriebsrat ar-
beitet zudem weiterhin an ei-
ner Lösung für die geplante
Ausgliederung und Verlage-
rung von insgesamt 900 Ar-
beitsplätzen bei der Bayer IT-
Sparte BBS. »Die Notwen-
digkeit ist bis heute nicht
nachvollziehbar«, so Yüksel
Karaaslan.
Susanne Kettelför
Nach der Insolvenz 2009
und einer Neugründung
2010 können die rund
1350 Trevira-Mitarbeiter jetzt
aufatmen. Das Unternehmen
erhält neue Eigentümer. Ein
Konsortium von Indorama
Ventures PCL (Thailand) und
Sinterama (Italien) wird den
Polyesterfaserhersteller über-
nehmen. Neben dem Firmen-
sitz Bobingen bei Augsburg
sollen die Standorte Hatters-
heim am Main, Guben in
Brandenburg und Zielona
Góra (Polen) bestehen blei-
ben.
Gesamtbetriebsratsvorsit-
zender Günter Gunzenheime
Trevira hat neue EigentümerBOBINGEN | Betriebsrat und IG BCE froh über »ruhigeres Fahrwasser«
und Thorsten Falke, IG-BCE-
Bezirksleiter in Augsburg, sind
froh, dass das Unternehmen
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Tarifmeldungen
STEINKOHLE | 3,3 Prozent mehr Geld und eine Einmal-zahlung von 600 Euro, dieses Tarifergebnis ist am 21. Feb-ruar für die rund 29 000 Be-schäftigten im deutschen Steinkohlenbergbau erzielt worden. Auszubildende erhalten ein Plus von 20 Euro und eine Einmalzahlung von 100 Euro. »Einschließlich der spürbaren Einmalzahlung bedeutet das einen realen Einkommensanstieg oberhalb der Preissteigerungsrate«, bewertet IG-BCE-Verhand-lungsführer Peter Hausmann das Ergebnis. »Wir haben unser Ziel einer deutlichen Einkommensverbesserung durchgesetzt.« Der Abschluss honoriere, dass die Bergleute trotz extrem schwieriger Rahmenbedingungen hervorragende Leistungen erbracht haben.
KALI UND STEINSALZ | Vier Ziele strebt die Tarif-kommission der IG BCE beim Abschluss eines Entgelttarif-vertrages für die Beschäftig-ten der Kali- und Steinsalz-industrie an: Für gleichwertige und vergleichbare Arbeiten sollen gleiche Entgelte gezahlt werden. Allein die aus-geübte Tätigkeit soll Grund-lage für eine Eingruppierung sein. Bei steigenden Anforde-rungen soll eine Durchlässig-keit in höhere Entgeltgruppen gewährleistet werden. Ein neuer Entgelttarifvertrag soll eine langfristige Perspek-tive auch bei der Vergütungs-entwicklung bieten. Erster Verhandlungstermin ist der 15. März.
Ausführliche Informationen unter: http://u.nu/2vw7a
»Die Verunsicherung sitzt tief und schwächt die Motivation. So lässt sich die Innovationskraft nicht steigern.«
Yüksel Karaaslan Betriebsratsvorsitzender Bayer Berlin
Der Schorn-stein raucht: Bei Trevira wird weiter geschafft.
jetzt in ruhigeres Fahrwasser
gelangt. Falke: »Für alle Be-
teiligten hat jetzt die Warte-
zeit hoffentlich ein Ende.«
Und Gunzenheimer ergänzt:
»Die Belegschaft hat Großes
geleistet, viel durchgemacht
und auch in der Krise zum
Unternehmen gestanden! Sie
hat eine gute Zukunft ver-
dient.«
Die Geschäftsführung will
den nach der Insolvenz ein-
geschlagenen erfolgreichen
Kurs weiterverfolgen. Da-
bei soll der Haustarifvertrag
zwischen IG BCE und Tre-
vira auch weiterhin Bestand
haben. Wolfgang Strähler
kompakt | März 2011 | 27
Auf dem Weg nach obenSTUTTGART | IG BCE und BAVC fördern und begleiten Frauen in Führungspositionen
In der Politik wird das The-
ma noch diskutiert. Die IG
BCE und der Bundesarbeit-
geberverband Chemie (BAVC)
sind weiter. Sie fördern und
begleiten Frauen in Führungs-
positionen. Sabrina Renz, be-
schäftigt bei der Flint Group,
ist eine von ihnen.
Das Unternehmen produ-
ziert keine Kosmetikartikel,
keine Textilien, auch keinen
Kaffee. Die Flint Group mit
weltweit 7300 Mitarbeitern,
davon 1100 in Deutschland,
ist als Zulieferer der Druckin-
dustrie eher Insidern bekannt.
Aber es gibt hier einen
weiblichen Standortleiter und
fünf Vizepräsidentinnen. Ins-
gesamt sind 35 Frauen in Füh-
rungspositionen tätig. Das ist
verhältnismäßig viel.
Bundesweit liegt der Anteil
an weiblichen Führungskräf-
ten branchenübergreifend bei
25 Prozent. Und je höher,
umso dünner wird die Luft.
Von 833 Vorstandsmitgliedern
waren 2009 gerade 21 Frauen.
SABRINA RENZ ist 29, gibt
sich unaufgeregt, natürlich,
fährt – noch – einen fast
20 Jahre alten Golf, mag Bal-
lett, spielt Klavier, liest gern
und geht ins Fitnessstudio. Sa-
brina Renz ist selbstbewusst.
Aber Kinder? Plant sie eine Fa-
milie? Sie lacht, nein, das sei
nichts für sie. Und welcher
Mann möchte schon zu Hause
bleiben und auf die Kinder
aufpassen . . .
Sie habe sich in den letzten
Jahren auf ihr berufliches
Weiterkommen konzentriert.
Die diplomierte Wirtschafts-
informatikerin und Personal-
kauffrau ist Management As-
sistant HR. Das Kürzel HR
steht für den englischen Be-
griff »Human Resource« und
weist auf ihren Arbeitsplatz
hin: Sie ist bei der Flint Group
in der Personalabteilung der
Deutschland-Zentrale in Stutt-
gart tätig.
Bald wird sie am Standort
Willstätt mit seinen 370 Mitar-
beitern die Personalabteilung
leiten. Dann wird auch der
Golf gegen einen Firmen-
wagen ausgetauscht.
»Mich reizt die Verantwor-
tung und die Herausforde-
rung«, sagt sie. Die Arbeit in
der Personalabteilung mache
ihr Spaß – mit und für die
Menschen.
VERORDNETE QUOTE? Da
ist Sabrina Renz dagegen:
»Frauen können etwas errei-
chen, wenn sie wollen«, ist
ihre Meinung – aber: »Viele
Frauen wollen gar keine Füh-
rungspositionen einnehmen,
andere sehen den Schwer-
punkt in der Familie.«
Sie möchte nicht Frauen
in Positionen gedrängt sehen.
»Es geht darum, dass Frauen
die Möglichkeit gegeben wird,
aufzusteigen. Ich möchte, dass
sich Frauen selbstbestimmt
mobilisieren und ambitio-
niert weiterentwickeln.« Bei
der Flint Group könnte sie
noch mehr erreichen – für
andere, aber auch für sich
persönlich.
Das Unternehmen hat kürz-
lich auf sich aufmerksam ge-
macht – als Partner des Pro-
jektes »Frauen Macht Erfolg –
Führungsverant-wortung reizt sie: Sabrina Renz profi tiert vom Projekt »Frauen Macht Erfolg – Frauen auf dem Weg in Führung«.
Frauen auf dem Weg in Füh-
rung«, das im Rahmen der
ESF-Richtlinie »Zur Gleich-
stellung von Frauen in Unter-
nehmen« gefördert wird und
hinter dem die IG BCE zusam-
men mit dem BAVC steht.
Mit einem Workshop in
Stuttgart – eine parallele Ver-
anstaltung gab es bei dem
Chemieunternehmen Sasol
in Hamburg – wurde Verant-
wortlichen und Betriebsräten
das Konzept vorgestellt.
DIE FLINT GROUP will sich
– mit Blick auf die Themen
Lebensarbeitszeit und Demo-
grafie – für Frauen starkma-
chen. Geplant ist insbeson-
dere, Mitarbeiterinnen im un-
teren und mittleren Manage-
ment zu fördern.
Sabrina Renz ist zuversicht-
lich: »Die Frauen sind hoch
qualifiziert und fachlich sehr
kompetent. Wenn wir sie jetzt
noch motivieren und die
Kompetenzen gezielt entwi-
ckeln, dann wird nicht zu-
letzt auch die Produktivität
erhöht.«
Womit sich ein Kreis
schließt . . . Wolfgang Strähler
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»Frauen sollen sich selbstbestimmt mobilisieren und ambitioniert weiterentwickeln.«
Sabrina Renz Management Assistant HR, Flint Group
Weitere Infos im Internet:http://tiny.cc/ici9s
> VOR ORT BADEN-WÜRTTEMBERG
28 | kompakt | März 2011
Chemietarif: Sieben Prozent gefordert KARLSRUHE | Eine Forderung von sieben Prozent mehr
Einkommen hat die IG-BCE-Tarifkommission Baden-Würt-
temberg für die diesjährige Tarifverhandlung am 8. Februar
in Karlsruhe beschlossen (Foto). Landesbezirksleiter Ralf
Stockheim: »Die Chemiebeschäftigten haben ein hohes
Maß an Flexibilität gezeigt, Einschnitte mitgetragen und
erheblich dazu beigetragen, dass die Chemieunternehmen
deutlich schneller aus der Krise gekommen sind als andere
Branchen. Sie haben sich eine kräftige Erhöhung der Ent-
gelte verdient!« Die erste Verhandlungsrunde hat in Karls-
ruhe am 21. Februar nach Redaktionsschluss dieser Aus-
gabe stattgefunden.
Bezirk stellt sich der ZukunftMANNHEIM | Auf seiner jährlichen Klausur hat der Bezirks-
vorstand Mannheim Bilanz gezogen und die Aktivitäten
für 2011 geplant. Das
Fazit fiel für den Vor-
sitzenden Frank Gott-
selig positiv aus: »Im
letzten Jahr konnten
wir viel erreichen,
auch wenn wir wissen,
dass wir noch viel Arbeit vor uns haben.« Ein Strategiekon-
zept soll dabei helfen. Ingeborg Mankiewicz, die stellvertre-
tende Bezirksleiterin, stellte fest, dass die IG BCE in einer
Aufbruchstimmung ist: »Gemeinsam sind wir stark!«
Letzte BetriebsversammlungOBERACHERN | Zu ei-
ner letzten Betriebsver-
sammlung vor Schlie-
ßung ihres Betriebes
kamen die Beschäf-
tigten des Feinpap-
penherstellers Lott in
Oberachern zusam-
men. Eine bedrücken-
de Stimmung machte sich breit, als Betriebsratsvorsitzender
Bernard Hunsicker auf das Ende einer langen Produktionsära
hinwies. Ihre Solidarität mit den Beschäftigten bekundeten
neben IG-BCE-Sekretär Karsten Rehbein das DGB-Ortskartell
Achern, Mitglieder des Gemeinderates Achern, Oberbürger-
meister Klaus Muttach, die kirchlichen Vertreter und der In-
solvenzverwalter.
»Perspektiven bieten«STUTTGART | Bundesjugendsekretärin im Interview
An der Veranstaltung der IG-
BCE-Jugend in Mannheim
nimmt auch Bundesjugend-
sekretärin Katy Hübner teil.
kompakt sprach mit ihr
im Vorfeld der Aktion:
Du warst als Hauptamtliche schon mal in Baden-Würt-temberg eingesetzt. Was hat dir hier besonders gefallen?Ich war im Bezirk Ulm. Dort
gab es viel Potenzial, tolle
Betriebsräte und JAVis und
eine hohe Motivation, Dinge
voranzubringen.
Welche Bedeutung hat die Landtagswahl für dich als Bundesjugendsekretärin?Landtagswahlen können
Mehrheitsverhältnisse im
Bundesrat verändern. Dies-
mal ist es aber auch span-
nend, weil die CDU die Land-
tagswahl zur Volksabstim-
mung über Stuttgart 21 er-
klärt hat. Es wird sich zeigen,
ob die Proteste gegen dieses
Großprojekt in der Bevölke-
rung eine Mehrheit haben.
Was muss die künftige Lan-desregierung tun, um jungen Menschen im »Alleskönner«-Land Perspektiven zu bieten?Wir brauchen bildungspoli-
tische Reformen. Immer noch
hängen die Bildungschancen
der Kinder weniger von der
individuellen Leistungsfähig-
keit ab als von der finanziel-
len Situation der Eltern. Im-
mer noch pressen wir Kinder
in ein Bildungssystem, das
ihre tatsächlichen Begabun-
gen und Talente ignoriert und
stattdessen in den Rastern
Haupt-, Realschule und Gym-
nasium denkt. Wir brauchen
Antworten auf den Fachkräf-
temangel und den zu befürch-
tenden Wettbewerbsnachteil
unserer Unternehmen. Und
wir brauchen politische Rah-
menbedingungen, die jungen
Menschen Planbarkeit und
Perspektive verschaffen.
Wir sehen uns in Mannheim?Ja, und ein großes Danke-
schön für die Einladung! Ich
finde es wichtig, dass die The-
men junger Menschen in un-
seren Betrieben auch und ge-
rade von den Parteien gehört
und verstanden werden.
N A M E N & N A C H R I C H T E N
19. MÄRZ IN MANNHEIM: JUGENDAKTION ZUR LANDTAGSWAHL
Zu einer zentralen Veranstaltung zur Landtagswahl lädt die Jugend der IG BCE am 19. März 2011 um 10:00 Uhr auf den Mannheimer Marktplatz ein. Mit dabei sind die IG-BCE-Bundes-jugendsekretärin Katy Hübner und Jugendvertreter der im baden-württembergischen Landtag vertretenen Parteien.Konkret sind die Vorstellungen des Landesbezirksjugendaus-schusses: Die Bürger sollen zahlreich an der Wahl teilnehmen und die Parteien müssen ihre Politik zukunftsfähig machen. Letzteres bedeutet bessere Bildungschancen, mehr Aus-bildungsplätze und die Übernahme von Azubis.
Katy Hübner
29kompakt | März 2011 |
Regierung in der Pfl ichtLUDWIGSBURG | Michael Vassiliadis fi ndet klare Worte
Von einer notwendi-
gen Transaktionssteu-
er, um der Zockerei
auf den Finanzmärk-
ten Einhalt zu gebie-
ten, bis zur »Nicht-
politik« und dem
desolaten Zustand der
Bundesregierung – Themen
genug für die Sitzung des Lan-
desbezirksvorstandes, zu der
Michael Vassiliadis geladen
war (Foto). Baden-Württem-
berg, so Vassiliadis, habe er-
heblichen Anteil am Auf-
schwung, nun müsse die
Industrie- und Energiepolitik
im Zuge des Fortschritts und
der Nachhaltigkeit von der
künftigen Landesregierung an-
gegangen werden.
Lebhaft diskutiert wurde
die Leiharbeiterproblematik.
Michael Vassiliadis betonte,
dass »Leiharbeit« Flexibilisie-
rungspuffer bedeuten müsse
und nicht Lohnpuffer. Und
auch die Flexibilität brauche
Regeln. Er verwies auf die IG-
BCE-Jugend, die die Kampag-
ne »Unser Einsatz für deine
Übernahme« gestartet habe.
Diese mache auch Zeitverträ-
ge und Leiharbeit zum Thema
und fordere Planungssicher-
heit und stabile Perspektiven.
Fazit von Michael Vassilia-
dis: »Die IG BCE ist gut gerüs-
tet für 2020. In Baden-Würt-
temberg sind die Weichen
für die Zukunftsgewerkschaft
richtig gestellt.«
Handeln statt jammernZUFFENHAUSEN | Diskussion über Fachkräftemangel
Geladen hatte der Zuffen-
häuser Aktionskreis »SOS für
Arbeitsplätze« zum Thema
Fachkräftemangel. Guido Lo-
renz von der Stuttgarter
Betriebsseelsorge moderierte
eine Diskussion, an der sich
Politiker, Betriebsräte und
Gewerkschafter engagiert be-
teiligten.
Der Fachkräftemangel wur-
de von den Politikern nicht in-
frage gestellt – Ursachen, Ver-
antwortung und Problem-
lösungen jedoch unterschied-
lich beurteilt. So wurden
die Stichworte Arbeitsvermitt-
lung, das Schulsystem, Min-
destlohn und Leiharbeit in
der Diskussion bemüht.
Siegfried Christoffel, Be-
triebsratsvorsitzender der
Lack- und Farbenfabrik Wör-
wag, warnte vor den Folgen
der Leiharbeit. Es sei unver-
antwortlich, dass qualifizierte
Mitarbeiter, die in der Krise
nicht gehalten werden konn-
ten, als Leiharbeiter wieder in
die Betriebe zurückkommen.
Sylvia Nosko will die Arbeit-
geber mehr in die Pflicht ge-
nommen sehen. Statt immer
über nichtausbildungsfähige
Schulabgänger zu jammern,
so die IG-BCE-Sekretärin des
Bezirks Kornwestheim, wäre
ein kurzfristiger Problem-
lösungsansatz die Wiederein-
führung von Werkunterricht.
Jetzt wählen gehen!Wenn Baden-Württemberg am 27. März einen neuen Land-
tag wählt, dann ist für uns der Ausgang dieser Wahl von weit-
reichender Bedeutung, werden doch zukünftige politische
Entscheidungen in ihrer Auswirkung die Arbeitnehmerin-
nen und Arbeitnehmer vor Ort berühren.
Wichtigste Themen für die IG BCE sind die Industriepolitik,
Bildungsgerechtigkeit und die Infrastrukturpolitik. Baden-
Württemberg darf sich dem Fortschritt nicht verschließen.
Wir müssen täglich dafür kämpfen, dass Arbeitsplätze erhal-
ten und neue Jobs geschaffen werden. Dazu bedarf es einer
klugen und zukunftsweisenden Industriepolitik, damit auch
unsere Kinder und Enkelkinder noch in Lohn und Brot sind.
Bildungserfolg und somit auch der soziale Aufstieg dür-
fen nicht davon abhängig sein, ob die Eltern Akademiker
sind oder Facharbeiter. Dazu gehört, dass junge Menschen
kostenfrei studieren können. Jeder muss über die gleichen
Chancen verfügen. Unsere erfahrenen und qualifizierten
Facharbeiter sollen und müssen die Studienberechtigung
erhalten.
»Industriepolitik, Bildungsgerechtigkeit und
Infrastrukturpolitik sind unsere Themen.«
Die Weiterbildung in den Betrieben ist eines unserer
Kernthemen. Wir wollen den Bildungsurlaub gesetzlich ge-
regelt haben. Die künftige Landesregierung sollte sich dies
auf ihre Agenda setzen!
Es gibt noch andere Schwerpunkte. So ist es eine Un-
möglichkeit, dass Straßen und Verkehrsanbindungen immer
wieder verstopft oder stellenweise in einem desolaten Zu-
stand sind. Wir sind für einen funktionierenden öffent-
lichen Personennahverkehr und bessere Anfahrtswege zur
Arbeit.
Nicht zuletzt muss sichergestellt werden, dass unsere In-
dustrieprodukte auch beim Kunden beziehungsweise End-
verbraucher ankommen. Anbindungen zu den Industrie-
standorten müssen erweitert und gegebenenfalls neu gebaut
werden. Auch hier ist die Landespolitik in der Pflicht.
In diesem Sinne, liebe Kolleginnen und Kollegen, jetzt
sind wir dran! Am 27. März 2011 wählen gehen!
Z W I S C H E N R U F
RALF STOCKHEIMLandesbezirksleiter
Baden-Württemberg
Nicht nur für FrauenMÜNCHEN | Im
März geben drei
Termine Anlass, für
frauenpolitische
Forderungen zu wer-
ben. Zum 100. Mal
jährt sich der Inter-
nationale Frauentag,
der am 8. März
begangen wird. Am
19. März findet
deshalb eine bunte
Großveranstaltung
in München mit
Beteiligung der IG-
BCE-Frauen statt.
Über Mitfahrmöglichkeiten informieren die IG-BCE-Be-
zirke. Am 25. März ist »Equal Pay Day«, an dem Entgelt-
gleichheit von Frauen und Männern im Mittelpunkt steht.
Der Ex-Kanzler kommtMÜNCHEN | Am
12. März findet die
6. Nachlese zum po-
litischen Aschermitt-
woch im Münchner
Löwenbräukeller (Fo-
to) statt. Es spricht
Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder. Anschließend gibt es
gute Unterhaltung mit Musik-Kabarett und Ochs am Spieß. Sie
wollen dabei sein? Dann erkundigen Sie sich nach freien Plät-
zen bei Ihrem Bezirk.
Werberhitparade10 Aufnahmen: Sibylle Blum (Rema Tip Top, Fürstenzell);
9 Aufnahmen: Edeltraud Sander (Flabeg, Furth im Wald);
8 Aufnahmen: Johann Grau (Kautex, Mallersdorf), Doris
Löffler (Gerresheimer, Tettau); 7 Aufnahmen: Roland Ber-
ninger (ICO Obernburg); 6 Aufnahmen: Johann Hautz
(Siltronic, Burghausen), Frank Wagner (Scherer & Trier, Mi-
chelau); 5 Aufnahmen: Marko Fartelj (Wacker Chemie,
Burghausen), Otto Herbst (Kronacher Kunststoffwerke,
Kronach), Josef Schreckinger (Pfleiderer, Teisnach), Hans-
georg Schuster (Siltronic, Burghausen), Monika Träger
(CeramTec, Marktredwitz), Klaus Wespatat (CeramTec,
Marktredwitz).
Wir wollen 7 Prozent!MÜNCHEN | Chemieforderung auf festem Boden
Die Chemietarifrunde
nimmt auch in Bayern
Fahrt auf. Am 22. Feb-
ruar fand – nach Re-
daktionsschluss dieser
Ausgabe – die erste
Tarifverhandlung im
Freistaat statt.
Landesbezirksleiter
Seppel Kraus bekräf-
tigte zuvor: »Unsere
Tarifkommission geht
mit einer Forderung
von 7 Prozent mehr
Geld in diese Tarif-
runde. Zur Reaktion
mancher Arbeitgeber-
vertreter, dass die IG
BCE mit solch einer
Forderung die Boden-
haftung verliere, kann
ich nur sagen: Der
Boden, das ist die Basis,
das sind unsere Mitglieder.
Und die haben uns bei Tarif-
konferenzen und Vertrauens-
leuteversammlungen in den
letzten Wochen gezeigt, dass
wir fest auf dem Boden der
Interessen unserer Mitglieder
stehen.« (Siehe auch Seiten
16/17.)
> VOR ORT BAYERN
| kompakt | März 201128
N A M E N & N A C H R I C H T E N
Auf Großplakaten in ganz Bayern ist die Tarifrunde Thema. Wie hier vor einem Einkaufszentrum in Waldkraiburg, . . .
. . . einer Hauswand in Burghausen, . . .
. . . am Straßenrand in Lindau . . .
. . . und in Gersthofen.
Die IG-BCE-Frauen setzen Zeichen an ih-rem Stand in der Alten Messe. Ihre Frage: Was würdest du ändern, wenn du Bundes-kanzlerin wärst? Unter allen Frauen, die ihr Statement abgeben, wird ein Präsent verlost.
Weiteres zu allen Aktionstagen im Internet:www.bayern.igbce.de
Pilkington: Mit der Geduld am EndeWEIHERHAMMER | Seit November läuft die Tarifrunde für
den Flachglashersteller Pilkington. Bei Redaktionsschluss
lag noch kein Angebot der Arbeitgeberseite vor. Die IG BCE
fordert sechs Prozent. Mit mehreren Aktionstagen zeigten
Beschäftigte, dass es ihnen mit ihrer Forderung ernst ist. Be-
zirksleiter Hartmuth Baumann: »Der Konzern erholt sich,
obwohl die verabredeten Kostendämpfungsmaßnahmen
wie eine Erhöhung der Arbeitszeit erst 2011 laufen. Die
Beschäftig-
ten bean-
spruchen
zu Recht ih-
ren Anteil.«
Eine Ver-
trauensfrau:
»Das Glas
geht weg
wie warme
Semmeln.«
Ein Be-
schäftigter:
»Die Stim-
mung ist
mies, die Ar-
beitsmoral
ist am Boden.« Die dritte Verhandlung stand am 24. Februar
nach Redaktionsschluss an.
Wiesauplast: Droht Streik?WIESAU | Mit der Geduld am Ende sind auch die IG-BCE-
Mitglieder bei Wiesauplast. Dort sollte der tariflose Zustand
durch die Übernahme des Flächentarifs Kunststoff beendet
werden. Das Unternehmen verdient gut, die Beschäftigten
allerdings 22 Prozent weniger als im Kunststofftarif. Die
Tarifkommission hat am 3. Februar einstimmig das Schei-
tern der Verhandlungen erklärt. Danach wurde beim Haupt-
vorstand die Urabstimmung beantragt. Verhandlungsführer
Franz-Peter Sichler: »Dann haben die Mitglieder das Wort.
Sie entscheiden, ob der tariflose Zustand weiter geduldet
wird oder mittels Streik der Flächentarif erzwungen wird.«
Soziale Netzwerke im InternetALTÖTTING | Seit einigen Jahren hat der Bezirk Altötting
auch Angebote für junge Familien. Aktueller Termin ist der
24. März, 19:00 Uhr im Gästehaus des Industrieparks Werk
Gendorf. Thema: »Chancen und Risiken sozialer Netzwerke
im Internet« mit dem Medienpädagogen Hans Jürgen
Palme. Für Mitglieder kostenlos, Nichtmitglieder zahlen
drei Euro.
Arbeit bleibt im LandNEUSTADT | Aufatmen bei Covidien – Verlagerung vom Tisch
Im Juli letzten
Jahres schlug die
Ankündigung der
Covidien-Ge-
schäftsführung,
Arbeitsplätze in
Neustadt abzu-
bauen und nach
Mexiko zu verla-
gern, wie eine
Bombe ein. Betrof-
fen waren 116 Mit-
arbeiter in der Produktion
urologischer Produkte. Da-
durch sollten einer von zwei
Standorten des Medizintech-
nikherstellers und jährlich 50
bis 70 Millionen US-Dollar
eingespart werden.
Die Betriebsräte waren von
den Plänen überrascht und
mussten mit ihren Kollegen
um den gesamten Standort
fürchten. In Neustadt, im-
merhin auch die Deutsch-
landzentrale des Konzerns,
sind insgesamt 400 Mitarbei-
ter beschäftigt.
Es folgten Verhandlungen
des Betriebsrates mit der
Geschäftsführung, unter-
stützt von IG BCE und DGB.
Dann, kurz vor Jahresende,
kam der Rückzieher des Kon-
zerns. Die ersten Kündigun-
gen waren somit kurzfristig
abgewendet worden.
»Vielleicht hat das Nach-
rechnen der Kosten zu einer
Berücksichtigung der sozia-
len Komponente geführt«,
vermutet der sichtlich er-
leichterte Betriebsratsvorsit-
zende Walter Brandl.
Infos über TarifverträgeADELSRIED | Tarifpolitische Konferenz gab Antworten
Wo geht es tarifpolitisch in
der Chemie und in den ande-
ren großen Flächentarifverträ-
gen hin? Darüber diskutierten
zum Beispiel IG-BCE-Mitglie-
der aus dem Be-
zirk Augsburg am
21. Januar mit
dem IG-BCE-Vor-
standsmitglied Pe-
ter Hausmann.
Bezirksleiter
Torsten Falke:
»Die Konferenz
war für alle Betei-
ligten sehr frucht-
bar, denn sie bot
interessante Aspekte aus un-
terschiedlichen Tarifverträ-
gen, gerade auch hinsichtlich
der Frage nach Vorteilen für
Gewerkschaftsmitglieder.«
29kompakt | März 2011 |
N A M E N & N A C H R I C H T E N
Den Glasarbeitern stößt sauer auf, dass die Pro-duktionsmengen und Preise für Flachglas steigen, aber die Beschäftigten nicht am Aufschwung be-teiligt werden sollen.
Es wird weiter produziert bei Covidien.
Peter Hausmann (links) und Torsten Falke.
> VOR ORT HESSEN-THÜRINGEN
| kompakt | März 201128
Gewerkschaftler kandidieren
FRANKFURT | Bei den hessischen Kommunalwahlen am
27. März kandidieren viele engagierte Bürgerinnen und
Bürger – darunter auch Angehörige der
IG BCE. Das ist gut so.
Trotz knapper Kassen entscheiden die
Kommunen über vieles, das auch das all-
tägliche Leben unserer Mitglieder und ih-
rer Familien betrifft. Ob Schule, Freizeit-
angebote, Industrieansiedlung, Schaffung
von Arbeitsplätzen, Energieversorgung
oder Einkaufsmöglichkeiten – in den
21 Kreistagen, den 426 Städten und Ge-
meinden haben die Abgeordneten nach
wie vor umfangreiche Gestaltungsmög-
lichkeiten.
Die IG BCE unterstützt Mitglieder, die
sich hier aktiv für ihre Mitbürger einset-
zen wollen und ruft dazu auf, diese Kan-
didatinnen und Kandidaten bei der Wahl
zu berücksichtigen. Das hessische Kom-
munalwahlrecht bietet dazu gute Mög-
lichkeiten.
Es erlaubt, mehrere Stimmen für einen
Kandidaten abzugeben (zu »kumulie-
ren«). Oder eine Kandidatin aus einer Lis-
te auf eine andere Liste zu übertragen und
so Persönlichkeiten aus mehreren Listen
zu unterstützen (zu »panaschieren«). So
können alle Wahlberechtigten einen indi-
viduellen Wahlzettel zusammenstellen.
Aus den Reihen der IG BCE kandidieren
zum Beispiel: Roger Podstatny, Akzo No-
bel Industrial Chemicals GmbH, Werk
Frankfurt als Stadtverordneter der Stadt
Frankfurt; Thomas Cassens für den Frank-
furter Ortsbeirat 5 (Niederrad, Oberrad,
Sachsenhausen) sowie, unter ferner lie-
fen, für die Stadtverordnetenversamm-
lung; Ankin Akyüz, Bayer CropScience
AG, für den Ortsbeirat 4 in Frankfurt;
Volker Kraushaar für den Ortsbeirat
Wiesbaden-Biebrich; Wilfried Bungert,
InfraServ Wiesbaden Technik GmbH &
Co. KG, für die Gemeindevertretung von
Ginsheim Gustavsburg; Maik Otte, Conti-
Tech in Karben, für den Kreistag in Fried-
berg; Dieter Müller, BIS Industrieservice
Mitte GmbH, für den Frankfurter Orts-
beirat 6 (Schwanheim); Doris Pöllmann,
B. Braun Melsungen AG, für das Stadtpar-
lament Hessisch Lichtenau.
»PAKT« vorgestelltERFURT | Gewerkschaftliche Initiative setzt auf Netzwerke
Rainer Kumlehn hat
Volker Weber, den
neuen Landesbe-
zirksleiter der IG
BCE Hessen-Thürin-
gen, im Wirtschafts-
ministerium Thürin-
gen vorgestellt. Das
Gespräch fand auf
Einladung von Wirt-
schaftsminister Matthias
Machnig statt. Dabei wurden
auch Möglichkeiten der Zu-
sammenarbeit diskutiert.
Weitere Teilnehmer waren
Mitarbeiter der IG BCE, die in
der Initiative »PAKT« arbei-
ten. Die Mitarbeiter des Pro-
jektes stellen im Zusammen-
wirken mit dem IG-BCE-Lan-
desbezirk Hessen-Thüringen
und den Fachbereichen der
IG-BCE-Hauptverwaltung
neu erfassten Betrieben das
Know-how der Organisation
zur Verfügung, etwa bei
Problemen, die sich durch
Abwanderung qualifizierter
Mitarbeiter aus der Region
oder infolge der Demografie
ergeben. Die Unterstützung
bei der Etablierung betrieb-
licher Weiterbildung und der
beruflichen Erstausbildung
erfolgt innerhalb der Initia-
tive »PAKT« sozialpartner-
schaftlich und gemeinsam
mithilfe von Netzwerkpart-
nern. Um den Kunststoffbe-
trieben Thüringens zur Stabi-
lisierung zu verhelfen, quali-
fizierten Nachwuchs in den
Belegschaften zu sichern und
gute Arbeitsbedingungen zu
realisieren, sind bereits erste
Aktivitäten eingeleitet.
K O M M U N A LWA H L I N H E S S E N
Konzertierte Aktion für gute Arbeit
DARMSTADT | Der Bezirks-
jugendausschuss (BJA) Darm-
stadt sorgt dafür, dass sich
die neuen Jugend- und Aus-
zubildendenvertreter im Be-
zirk gegenseitig kennen und
vernetzen. Zum Auftakt be-
richteten bei einem zwang-
losen Empfang dessen Vorsit-
zende Anne Meier und Anne
Weinschenk, Gewerkschafts-
sekretärin des Bezirks, von
den Weiterbildungsmöglich-
keiten der IG BCE.
Starthilfe für Jugendvertreter
ERFURT | Arbeitgeberverbän-
de und Gewerkschaften ha-
ben auf Initiative des Thürin-
ger Wirtschaftsministeriums
eine »Konzertierte Aktion
Thüringen 2010« gestartet,
um Arbeitsplätze im Freistaat
zu sichern und neue zu
schaffen. Die soziale Markt-
wirtschaft müsse wiederbe-
lebt werden. »Dazu ist der
Dreiklang von Wachstums-
stärkung, Arbeitsplatzsiche-
rung und sozialem Zusam-
menhalt durch Teilhabe un-
verzichtbar«, heißt es dazu
in einer gemeinsamen Erklä-
rung.
Thüringens Wirtschaftsminister Matthias Machnig (rechts) und Volker Weber.
Roger Podstatny
Ankin Akyüz
Wilfried Bungert
Doris Pöllmann
Thomas Cassens
29kompakt | März 2011 |
Nicht blenden lassen!WIESBADEN | Nagen Arbeitgeber am Hungertuch?
Mit einer pfiffigen Aktion
überraschten junge IG-BCE-
Mitglieder die Arbeitgeberver-
treter bei der Auftaktverhand-
lung der Chemietarifrunde
am 17. Februar in Wiesbaden.
Anlass war die Aussage von
Hans Paul Frey, Geschäftsfüh-
rer des Arbeitgeberverbandes:
»Die IG BCE muss darauf ach-
ten, die Bodenhaftung nicht
zu verlieren. Sie darf jetzt
nicht den Fehler machen, sich
von den außergewöhnlichen
Zahlen aus dem Jahr 2010
blenden zu lassen.«
Prompt erschienen die Ge-
werkschafter mit tief schwar-
zen Sonnenbrillen, sie verteil-
ten einen Flyer, in dem sie
klarstellten: »Wir lassen uns
von Ihnen nicht blenden,
Herr Frey.« In jeder Tarifrunde
seit der
Existenz
der Ge-
werk-
schaften
versu-
chen die
Arbeitge-
ber, sich
künstlich
arm zu
rechnen.
Noch im
Novem-
ber ha-
ben die Chemiearbeitgeber
Rekordumsätze bejubelt. Jetzt
nagen sie plötzlich am Hun-
gertuch. Mit ihrer Aktion
machten die Kollegen klar,
dass sie auf so durchsichtige
Strategien nicht reinfallen
werden.
»Im Dialog bleiben«WIESBADEN | Ministerpräsident empfängt IG BCE
Der hessische Minis-
terpräsident Volker
Bouffier gratulierte
Volker Weber herz-
lich zu seiner Wahl
als IG-BCE-Landes-
bezirksleiter Hessen-
Thüringen. Zugleich
bedankte er sich bei
dessen Vorgänger Rai-
ner Kumlehn für die
konstruktive Zusam-
menarbeit. Besonders
in industriepolitischen Fragen
gab es stets eine sehr enge Ko-
operation zwischen IG BCE
und der Landesregierung. Da-
mit wurden trotz zahlrei-
cher Umstrukturierungen die
Standorte gesichert und Ar-
beitsplätze erhalten. Das soll
auch so bleiben. Auch wenn
Gewerkschaft und Landes-
regierung in vielen Fällen
durchaus unterschiedliche Po-
sitionen haben, so bekräftig-
ten beide Seiten den Willen,
im Interesse einer starken
hessischen Industrie mit si-
cheren Arbeitsplätzen im Dia-
log zu bleiben.
Zeit für eine kräftige EinkommenssteigerungDie Krise ist vorbei, der Aufschwung da. Neueinstellungen
erfolgen, Sonderschichten werden gefahren. Fast allen Fir-
men geht es wieder gut. Zeit für eine kräftige Einkommens-
steigerung – denn die Arbeitnehmer werden in diesem Jahr
eine Menge Mehrbelastungen schultern müssen. Ob Ener-
giekosten, Krankenversicherung oder allgemeine Inflation:
Es bleibt deutlich weniger in der Familienkasse.
Schlecht sieht es auch für die Kommunen in Hessen und
Thüringen aus. Da fehlt es vorne und hinten an den Finan-
zen. Deshalb ist es gut, bei den hessischen Kommunalwah-
len Menschen zu wählen, die den Arbeitnehmern und ihren
Familien verbunden sind – damit die Kommunen nicht an
den falschen Enden sparen. Gut, dass Mitglieder unserer
Gewerkschaft kandidieren. Sie haben unsere Unterstützung
verdient.
»Die Gewerkschaften werden genau
darauf achten, dass unsere Gesellschaft
nicht kaputtgespart wird.«
Ob dagegen die gleichzeitig mit der Kommunalwahl zur
Abstimmung stehende Aufnahme der »Schuldenbremse« in
die hessische Verfassung Sinn macht, darf bezweifelt wer-
den. Natürlich brauchen unsere öffentlichen Haushalte
eine Sanierung. Doch das darf nicht zum Vorwand genom-
men werden, um den Bürger noch weiter zu belasten und
den Kommunen den Geldhahn endgültig zuzudrehen.
Übrigens: Wie die Bürger am 27. März abstimmen, bleibt
in dieser Hinsicht ohne Folgen. Die Schuldenbremse
kommt sowieso – sie steht längst im Grundgesetz, und so ist
die »Volksabstimmung« nicht mehr als eine Meinungsum-
frage. Deshalb wird die IG BCE hier auch keine Empfehlung
aussprechen. Wer von unseren Mitgliedern im März seine
Meinung zur Schuldenbremse dokumentieren möchte, soll
das unbeeinflusst tun.
Z W I S C H E N R U F
VOLKER WEBERLandesbezirksleiter
Hessen-Thüringen
Ministerpräsident Volker Bouffi er (Mitte) mit Rainer Kumlehn (rechts) und Volker Weber.
Foto
: e.b
latt
> VOR ORT NORD
28 | kompakt | März 2011
Zu wenig GeldHANNOVER | Die erste Tarifverhandlungsrunde für die
nordwestdeutsche Gipsindustrie blieb ohne Ergebnis. Die
IG BCE hatte 5,5 Prozent mehr gefordert, die Arbeitgeber
boten 2,5 für zwölf plus weitere 0,8 Prozent für weitere sechs
Monate. IG-BCE-Verhandlungsführer Gerald Proß: »Die Be-
schäftigten müssen jetzt deutlich machen, dass sie auf einer
angemessenen Lohn- und Gehaltserhöhung bestehen!«
Neuer Tarifvertrag gefordertHAMBURG | Die
230 Mitarbeiter
der H & R Ölwerke
Schindler GmbH
wehren sich gegen
eine Verlängerung
der Wochenarbeitszeit von 38 auf 40 Stunden sowie eine
Veränderung des Beteiligungsmodells und wollen einen
besseren Tarifvertrag. Malte Staiger, Vorsitzender der Ver-
trauensleute: »Die 38-Stunden-Woche ist nicht verhandel-
bar!« Für H & R war 2010 eines der erfolgreichsten Jahre der
Unternehmensgeschichte. Die IG BCE fordert die Inkraft-
setzung des Manteltarifvertrages, den Erhalt der Koppelung
der Entgelte an die Tariferhöhungen in der Chemieindustrie
und einen Sonderbonus für IG-BCE-Mitglieder.
Energie- und IndustriepolitikBRUNSBÜTTEL | Die Anbindung
des Chemieparks
an die A 23, die
Zukunft Schles-
wig-Holsteins als
Industrie- und Energiestandort und die Folgen der Fehmarn-
Belt-Querung diskutiertem IG BCE und Betriebsräte mit
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carsten-
sen (Foto).
Dampf machenSTADE | Seit zwei Jah-
ren macht sich die IG-
BCE-Ortsgruppe Stade
für eine zukunfts-
fähige Energie- und
Industriepolitik stark.
Bei der jüngsten Jah-
resmitgliederversammlung (Foto) versprach der Vorsitzen-
de, Hans-Martin Bockelmann, »man werde Unternehmen
und Politikern notfalls Dampf unterm Hintern machen«.
»Das ist angemessen«HANNOVER | Forderung für die Chemietarifrunde »steht«
Die Tarifkommissionen für
die chemische Industrie für
Hamburg/Schleswig-Holstein
und Niedersachsen/Bremen
haben am 4. Februar ihre
Forderung für die kommende
Tarifrunde beschlossen. Er-
wartet wird eine Erhöhung
der Entgelte und Ausbildungs-
vergütungen um sieben Pro-
zent bei einer Laufzeit von
zwölf Monaten.
Vorausgegangen waren viele
Diskussionen in den von der
IG BCE betreuten Betrieben
im Norden, die ein deut-
liches Plus im Entgeltbereich
auf die Tagesordnung setzten.
Ralf Becker, Landesbezirkslei-
ter und Verhandlungsführer
Nord: »In der Krise war Teil-
habe vor allem Mitbestim-
mung, Mitgestaltung und Mit-
verantwortung – gerade auch
in der Gestaltung von Öff-
nungsklauseln.«
Die Beschäftigten, so Becker
weiter, hätten zur Sicherung
ihrer Arbeitsplätze und der
Unternehmen teils gravieren-
de Einkommensverluste hin-
genommen.
»Jetzt geht es um Teilhabe
am wirtschaftlichen Erfolg.
Das ist unser Aufschwung.
Unsere Forderung von sieben
Prozent ist realistisch«, unter-
strich Becker.
Die betrieblichen Vertrau-
ensleute in den Tarifkommis-
sionen betonten außerdem
deutlich, dass eine Besser-
stellung von Gewerkschafts-
mitgliedern auch in den jetzt
anstehenden Verhandlungen
mit auf die Tagesordnung
muss.
Dass die Beschäftigten sie-
ben Prozent mehr als eine
gerechte Forderung sehen,
bestätigen auch Umfragen in
Unternehmen im Norden.
Stimmen zur Forderung aus der Tarifkommission:
N A M E N & N A C H R I C H T E N
»2009 war ein Hungerjahr bei uns. Wir haben entscheidend dazu beigetra-gen, dass H. C.
Starck mit einem blauen Auge davongekommen ist.«
Karin Baberske, Betriebsrätin, H. C. Starck, Goslar
»Wir haben die Krise gemeis-tert und auf einiges verzich-tet, jetzt muss das Defi zit
ausgeglichen werden.«
Antonio Lago Mascato,Betriebsrat, Sasol Wax, Hamburg
»In der Not hat man von uns genommen, jetzt erwarten wir unseren An-teil am Erfolg.«
Britta Schaubs,Vertrauensfrau/Betriebsrätin, Honeywell, Glinde
»In der Krise haben wir effektive Lohn-kürzungen hin-genommen, deswegen
ist diese Forderung das richtige Signal, dass es vorwärtsgeht.«
André Scharf, Betriebsrat,Ineos, Wilhelmshaven
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29kompakt | März 2011 |
Jugend wähltHAMBURG | Über die Mo-
bilisierungskampagne
der DGB-Jugend Ham-
burg zur Bürgerschafts-
wahl informierte sich der
Bezirksjugendausschuss
(Foto) bei Olaf Schwede, Sprecher der DGB-Jugend. Schwede:
»Jugend muss sich einmischen. Wir wollen Recht auf Ausbil-
dung für alle, günstigen Wohnraum, mehr Mitbestimmung an
Berufsschulen, die Abschaffung der Studiengebühren.«
Aktive JugendHANNOVER | Auf den
neuen Vorsitzenden des
Bezirksjugendausschus-
ses (BJA) Hannover und
JAV-Vorsitzenden im
Industriepark Walsrode,
Andreas Jansen, und die anderen zehn BJA-Mitglieder aus
acht Branchen (Foto mit Bundesjugendsekretärin Katy Hüb-
ner) wartet viel Arbeit: Die Truppe will auch in Zukunft ak-
tiver Ansprechpartner für die Jugend- und Auszubildenden-
vertretungen sein; der Kontakt zu den Jugendorganisationen
der Parteien wird vertieft.
Gegen RassismusHANNOVER | Während der »Internationalen Wochen gegen
Rassismus« macht die IG BCE mobil. Die Abteilung Mi-
gration/Integration beim IG-BCE-Hauptvorstand wird am
17. März in der Hauptverwaltung am Königsworther Platz 6
einen prominenten Spieler des Fußballbundesligisten Hanno-
ver 96 zu Gast haben (Beginn: 16:00 Uhr). In Hamburg-Berge-
dorf zeigt die Ortsgruppe in der Fußgängerzone beim »Block
House« (12:00 bis 15:00 Uhr) Flagge und am 24. März gibt
es eine Veranstaltung im Bildungszentrum Bad Münder
(19:00 Uhr).
Politischer JahresauftaktHANNOVER | Die diesjährige Chemietarifrunde war zentra-
les Thema des »politischen Jahresauftaktes« der Ortsgruppe
Hannover-Süd. Bezirksleiter Wolfgang Blossey: »Jetzt ist es
an der Zeit für mehr Geld auf den Gehaltszetteln!« Orts-
gruppenvorsitzender Henry Hecht brachte die Diskussion
auf den Punkt: »Die Wertigkeit der Arbeit muss auch finan-
ziell anerkannt werden.«
»Wir wollen mehr!«BRUNSBÜTTEL/HANNOVER | Mitarbeiter sind kämpferisch
Schon vier Wochen vor dem
offiziellen Auftakt der Che-
mietarifrunde 2011 disku-
tierten in Brunsbüttel 40 Ver-
trauensleute mit dem IG-
BCE-Tarifexperten Christian
Jungvogel und Bezirksleiter
Ralf Erkens. Erkens betonte,
die Erwartungshaltung der
Beschäftigten sei nach Jahren
der Zurückhaltung und Ent-
behrung groß, eine aktive Be-
teiligung in und vor den Be-
trieben an der Tarifbewegung
mehr denn je notwendig.
In Hannover stellten auf
einer Tarifkonferenz des Be-
zirks mit mehr als 200 Teil-
nehmern Mitglieder der re-
gionalen Tarifkommissionen
die Situation in ihren Unter-
nehmen und ihre Erwar-
tungen dar. Die Zeit der
Abstriche sei vorbei. Der JAV-
Vorsitzende im Industriepark
Walsrode, Andreas Jansen:
»Während der Krise mussten
wir um die Übernahme ban-
gen. Jetzt wollen wir eine Per-
spektive und sieben Prozent
mehr auch für die Ausbil-
dungsvergütungen!«
Zum Auftakt der Bundesta-
rifverhandlungen am 16. März
in Hannover rief Landesbe-
zirksleiter Ralf Becker zur De-
monstration auf dem Opern-
platz auf. »Lasst uns zeigen,
dass dies die Verhandlungen
aller Beschäftigten der che-
mischen Industrie sind!«
Für mehr BeteiligungBAD MÜNDER | Jugendkonferenz diskutierte aktuelle Fragen
45 Jugendliche aus dem Lan-
desbezirk diskutierten bei der
diesjährigen Jugendkonferenz
nach der Rede von Katy Hüb-
ner von der Abteilung »Junge
Generation/Ausbildung« und
den Wahlen des Landesbe-
zirksjugendausschusses aktu-
elle Fragen aus den Bereichen
Energie, Bildung und Politik.
Das Fazit: Sowohl die
Steinkohle als auch Atom-
energie und Erdgas müssten
als Brückentechnologie ge-
wertet werden. Für die che-
mische Industrie wird eine
Werbe- oder Imagekampagne
in Erwägung gezogen, um die
Bewerberzahlen zu erhöhen.
Im Bereich der Politik wurde
neben einem »deutlicheren«
Schutz der Leiharbeiter der
weitere Ausbau des Wahlrechts
ausländischer Mitbürger ohne
deutsche Staatsangehörigkeit
zumindest auf kommunaler
Ebene gefordert sowie die Ein-
beziehung aller betroffenen
Bürger bei der Planung von
Großprojekten.
N A M E N & N A C H R I C H T E N
Klare Forderung: Die »Sieben« muss her.
Weitere Infos im Internet:www.internationale-wochen-gegen-rassismus.de
> VOR ORT NORDOST
| kompakt | März 201128
Termine – kurz notiertBERLIN | 5. März: Tagung der Zielgruppe Außendienst.
HANNOVER | 15. März: 1. Bundestarifverhandlung Chemie.
KAGEL-MÖLLENHORST | 1./2. April: Frauentagsveranstaltung
des Landesbezirkes unter dem Motto
»Frauen machen . . . Gute Arbeit!«
Wählen gehen in Sachsen-AnhaltMAGDEBURG | Am 20. März geht es um viel in Sachsen-
Anhalt. Es geht um Industriepolitik, um die Weichen-
stellung für das Chemie- und Energieland und darum, kei-
ne Rechten im Landtag zu haben. Landesbezirksleiterin
Petra Reinbold-Knape: »Die Arbeitnehmerinnen und Ar-
beitnehmer geben ihre Stimme für Gute Arbeit, für Fort-
schritt und Nachhaltigkeit und für sichere Arbeitsplätze ab.
Unsere Branchen sind zukunftsfähig, sie brauchen klare
politische Rahmenbedingungen.« Deshalb: Wählen gehen.
»Wir haben viel vor«BURG/BURGSTÄDT | Die Vereinbarkeit von Beruf und Fa-
milie ist auch 2011 Schwerpunktthema in den Frauen-
ausschüssen des Landesbezirks.
In Dresden-Chem-
nitz (Foto rechts)
wurde bei einer Wo-
chenendklausur zu-
dem die Unterstüt-
zung der Chemie-
tarifrunde geplant.
Außerdem wurde
über Arbeitsbedin-
gungen von Leih-
arbeitnehmerinnen
und Mitgliederwerbung unter Betriebsrätinnen diskutiert.
Auf dem Programm stand auch ein Besuch im Industrie-
museum Chemnitz.
Bei der Tagung
des Bezirksfrauen-
ausschusses Cott-
bus (Foto rechts)
ging es um Frauen
in Führung, Mit-
gliederwerbung
und Seminare für
Betriebsrätinnen.
Hier wurde auch be-
reits eine politische
Kochshow für den Internationalen Frauentag geprobt, die
in Schwarze Pumpe aufgeführt wird.
Sieben Prozent mehr!BERLIN | Die Chemietarifrunde 2011 ist gestartet
Die Chemietarif-
runde 2011 nimmt
Fahrt auf: In den
letzten Wochen dis-
kutierten die Vertrauensleute
die Empfehlung des Hauptvor-
stands in den Betrieben. Diese
Ergebnisse flossen in die Dis-
kussionen der regionalen Tarif-
kommissionen.
Am 9. Februar tagte die ge-
meinsame Tarifkommission
der chemischen Industrie,
Tarifbezirke Nordost und
Berlin-West, und forderte eine
Erhöhung der Einkommen
um sieben Prozent bei einer
Laufzeit von zwölf Monaten.
Petra Reinbold-Knape, Lan-
desbezirksleiterin IG BCE
Nordost: »Die Forderung ist
berechtigt. Die Daten und Fak-
ten sprechen eine deutliche
Sprache! Mehr als 43 000 Be-
schäftigte in unserem Tarif-
bereich erwarten eine Betei-
ligung am Aufschwung.«
Die Bundestarifkommis-
sion hat am 11. Februar in
Übereinstimmung mit allen
regionalen Tarifkommissio-
nen ihre Forderung festgelegt.
Die regionale Tarifverhand-
lung für die Nordostchemie
und Berlin-West findet am
1. März in Berlin statt.
Papiertarif – Angleichung vollendetBERLIN | Am 1. April ist die
Angleichung der Einkommen
in der Papierindustrie er-
reicht. »Für uns ist jetzt Nor-
malität eingetreten«, sagt Fred
Habermann, Betriebsratsvor-
sitzender beim Zeitungspa-
pierhersteller UPM in Schwedt
und Mitglied in der Bundes-
tarifkommission Papier: »Die
Unterschiede im Einkommen
waren den Kollegen schon
lange nicht mehr zu erklären.«
Zum 1. April wird der Ent-
gelttarif für die 5800 Beschäf-
tigten in den tarifgebundenen
Betrieben der Papierindustrie
Ost an den Westtarif ange-
glichen. Zusätzlich zu den
2,5 Prozent Entgelterhöhung
des Tarifabschlusses kommt
1 Prozent als letzter Anglei-
chungsschritt hinzu.
Die Gewerkschaftsmitglie-
der der Papierindustrie kön-
nen sich auf eine Besonder-
heit freuen: Ab 1. Januar 2012
erhalten sie einen zusätz-
lichen Zuschlag zur Alters-
versorgung. Außerdem wollen
die Tarifparteien mit einer
gemeinsamen Arbeitsgruppe
den Missbrauch bei der Leih-
arbeit verhindern.
N A M E N & N A C H R I C H T E N
Vattenfall: Schnelle InformationSCHWARZE PUMPE | Einen
Tag nach Tarifabschluss bei
Vattenfall Europe informierte
Bezirksleiter und Verhand-
lungskommissionsmitglied
Ralf Hermwapelhorst die
Vertrauensleute im Klubhaus
Schwarze Pumpe über das Er-
gebnis von 3,4 Prozent rück-
wirkend zum 1. Januar 2011.
29kompakt | März 2011 |
20 Jahre Wismut GmbHAUE | 20 Jahre Wismut GmbH sind
20 Jahre betriebliche Mitbestim-
mung. Stefan Hohenhausen, IG-BCE-
Betriebsratsvorsitzender am Standort
Aue, war von Anfang an dabei: »Bei
der Schachtbesetzung vor 20 Jahren
haben wir mit dafür gesorgt, dass es
mit der Wismut überhaupt weiter-
ging.« Er ist stolz, dass es in der ganzen Zeit keine betriebs-
bedingte Kündigung gab, auch wenn mit 300 Mitarbeitern
nur noch ein Bruchteil der Menschen am Standort zwischen
Schlema und Hartenstein arbeiten wie in vergangenen Zeiten.
Ende 2010 hat der Freistaat Sachsen das Geld für das Folge-
abkommen für die Altbergbausanierung über das Jahr 2012
hinaus bereitgestellt. Stefan Hohenhausen ist zuversichtlich,
dass es bei der Neustrukturierung der Wismut GmbH auch
diesmal nicht zu Entlassungen kommt.
Tarifpolitik hautnahBURG/SPREEWALD | Tarifkommissions-
mitglieder aus sieben
verschiedenen Tarif-
bereichen im Bezirk
Cottbus erhielten
von Sabine Duck-
stein, Abteilung Ta-
rifpolitik der IG BCE (Foto, Sechste von links) umfangrei-
ches Wissen rund um das Thema Tarife. Dazu zählten auch
neue tarifpolitische Wege, etwa Sonderleistungen nur für
Gewerkschaftsmitglieder. Klar wurde: Die IG BCE kann nur
mit vielen betrieblichen Mitgliedern Tarifverträge erfolg-
reich verhandeln und durchsetzen.
Tarifarbeit bei SolarWorldRITTERSGRÜN | Ver-
treter von Betriebsrat
und Tarifkommis-
sion der Unterneh-
mensgruppe Solar-
World AG, Standort
Freiberg berieten in
einem Seminar die
zukünftige Tarifarbeit im Unternehmen. Mit dem Aufbau
von Vertrauensleutestrukturen wollen sie die gewerkschaft-
liche Präsenz in den Betriebsbereichen verbessern. Mode-
riert wurde die Klausur von Marc Welters aus der IG-BCE-
Hauptverwaltung und Bezirksleiter Gerald Voigt (auf dem
Foto außen rechts und links).
Neujahrsempfang 2011LEIPZIG | »Industrie und Energie ist Zukunft«
Ziel sind 38 StundenMAGDEBURG/ROTHENSEE | Müllwerker fordern Gespräche
Nach der Tarifrunde 2010 im
Müllheizkraftwerk Rothensee
in Magdeburg war die Forde-
rung nach der 38-Stunden-
Woche offengeblieben. Auf
einer gut besuchten Mitglie-
derversammlung am 25. Ja-
nuar diskutierten die Gewerk-
schafter im Betrieb dieses
Thema konträr. Insbesondere
die Schichtarbeiter forderten,
dass die Verkürzung der Ar-
beitszeit um zwei Stunden
weiter tarifpolitisches Ziel
bleiben soll, weil sie zur
Humanisierung der Schicht-
arbeit erheblich beiträgt. Am
Ende gab es eine große Zu-
stimmung für die Forderung
nach der Einführung der
38-Stunden-Woche im Müll-
heizkraftwerk.
N A M E N & N A C H R I C H T E N
Eine gute Tradition: Der Neujahrsempfang im Bezirk Leipzig sorgt für regen Gedankenaustausch im festlichen Rahmen.
Zukunft für die Region: Bezirksleiter Jürgen Mehnert bei seiner Begrüßung.
Foto
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ter
Hei
nigMit den großen ak-
tuellen Schwerpunkt-
themen der IG BCE
eröffnete Bezirksleiter
Jürgen Mehnert am
25. Januar den Neu-
jahrsempfang des Be-
zirks Leipzig. Rund
180 Gäste waren ge-
kommen, um unter
dem Motto »Industrie und
Energie ist Zukunft« Position
zu beziehen. Jürgen Mehnert
beschrieb die politischen Rah-
menbedingungen des Bezirks
im Zukunftsprozess der IG
BCE sowie die Grundlagen ak-
tiver Industrie- und Energie-
politik. Landesbezirksleiterin
Petra Reinbold-Knape betonte
in ihrem Grußwort: »Solida-
rität ist das Fundament unse-
rer Gesellschaft.« Die Festrede
hielt Landrat Dr. Gerhard Gey
aus dem Landkreis Leipzig.
Themen waren der zukunfts-
fähige Energiemix mit Braun-
kohle und die Forderung nach
einem CCS-Gesetz, verant-
wortungsvolle Tarifpolitik, die
den Menschen Perspektiven
sichert, notwendiger Klä-
rungsbedarf bei der Rente mit
67, die in jetziger Form keine
Antwort auf den demogra-
fischen Wandel ist.
VOR ORT NORDRHEIN>
| kompakt | März 201128
IG-BCE-Jugend: Chemie im BlickDÜSSELDORF | Der Bezirksjugendaus-
schuss Düsseldorf ver-
anstaltete eine Mit-
gliederversammlung
zur Chemietarifrunde.
Dort forderten die
Teilnehmer unter an-
derem eine frühzeitige Fortsetzung des Tarifvertrages
»1000 für 1000« zur Übernahme der Auszubildenden in
der chemischen Industrie.
Gemeinsam zum SeminarBAD MÜNSTEREIFEL | Mitglieder des Seniorenkreises im
Bezirk Duisburg besuchten gemeinsam ein Seminar der
Kurt-Schumacher-Akademie in Bad Münstereifel. Darin
ging es unter anderem um Politik »im Spannungsfeld von
Bürgerprotest und Bürgerverdruss«.
Hauptgewinn für Frank GriesdornDUISBURG | Frank
Griesdorn (links), Be-
triebsratsvorsitzender
von Advanced Nuck-
lear Fuels in Duisburg,
erhielt von Bezirks-
leiter Bodo Wilms ei-
nen Reisegutschein.
Die Wochenendreise
zum nächsten Oktoberfest nach München ist Hauptgewinn
in einem Werberwettbewerb des Bezirks Duisburg.
Werberhitparade im JanuarKerstin Ziegler (18, Dupont, Düsseldorf), Edwin Hundge-
burth (14, Ineos, Köln-Bonn), Yüksel Yildirim (10, Carcous-
tics, Leverkusen), Apostolos Psornas (4, Akzo Nobel, Düs-
seldorf), Norbert Burfeid (4, Evonik Degussa, Köln-Bonn),
Michael Kabot (3, Ashland, Düsseldorf), Felix Schultz
(3, Bayer, Leverkusen), Werner Schöttler (3, Döllken, Duis-
burg), Michael Herbst (3, Dr. Barbor, Alsdorf), Frank-Georg
Schubert (3, Hüttenes-Albertus, Düsseldorf), Wolfgang Bens-
töm (3, IVT Weiner und Reimann, Duisburg), Armin Gilgen
(3, Rheinpapier, Köln-Bonn), Thomas Rondorf (3, ROC TG
16, Alsdorf), Matthias Löwenstein (3, Sachsenröder, Düssel-
dorf), Hans Ritterbex (3, Saint Gobain Sekurit, Alsdorf),
Stephan Molzahn (3, SCA Hygiene Products, Düsseldorf).
Chemie: Es geht los NIEDERKASSEL | Mobilisierung für eine gute Tarifrunde
Jetzt ist die Zeit, die Beschäf-
tigten an den guten Ergebnis-
sen der Chemieunternehmen
zu beteiligen. Darin waren
sich alle 250 Teilnehmer
der Chemietarif-Auftaktver-
anstaltung des Bezirks Köln-
Bonn einig.
Im Kasino der Evonik-De-
gussa Lülsdorf war die Be-
reitschaft, die »Sieben« vor
dem Komma durchzusetzen,
deutlich spürbar. Im Tarif-
bezirk Nordrhein startete
kurz darauf am 16. Februar
die diesjährige Chemietarif-
runde (siehe Bericht auf Seite
16/17).
»Diese Tarifrunde wird
kein Selbstläufer«, warnte
aber Peter Hausmann, Tarif-
experte im IG-BCE-Haupt-
vorstand im Evonik-Kasino
und betonte: »Wir werden
nur dann etwas erreichen,
wenn wir in den Betrieben
starken Druck aufbauen.«
Auch Nordrheins IG-
BCE-Landesbezirksleiter und
-Verhandlungsführer Reiner
Hoffmann appellierte an alle
Beschäftigten, sich an den
vielen Aktionen in den Be-
trieben zu beteiligen, um die
IG BCE am Verhandlungs-
tisch zu stärken.
Den Vorwurf der Arbeit-
geber, die IG BCE habe
mit ihrer Tarifforderung die
Bodenhaftung verloren, wies
der Leiter des Bezirks Köln-
Bonn, Thomas Meiers, zu-
rück: »Wir haben einen rea-
listischen Blick auf die wirt-
schaftlichen Verhältnisse der
Betriebe und wissen, dass
unsere Forderung realitäts-
nah ist.«
N A M E N & N A C H R I C H T E N
Bei der Chemietarif-Auftaktveranstaltung des Bezirks Köln-Bonn waren sich die 250 Teilnehmer einig: Jetzt ist die Zeit, die Beschäf-tigten an den guten Ergebnissen zu beteiligen.
IG-BCE-Hauptvorstandsmitglied Peter Hausmann: »Wir werden nur dann etwas erreichen, wenn wir in den Betrieben starken Druck aufbauen.«
Weitere Infos im Internet:www.nordrhein.igbce.de
29kompakt | März 2011 |
Zukunft 2020 im BlickDÜSSELDORF | Zum Auftakt einer breiten Diskussion um
den IG-BCE-Zukunftsprozess 2020 hatte der IG-BCE-Bezirk
Düsseldorf Betriebsräte und Vertrauensleute in das Hydro
Rheinwerk eingeladen. Michael Vassiliadis begeisterte die
Teilnehmer dort mit seinem Impulsreferat zum Thema. In
den anschließenden sechs Workshops erarbeiteten die Teil-
nehmer konkrete Vorschläge, die in den bezirklichen Zu-
kunftsprozess einfließen werden.
»Junge Mädels« und mehrALSDORF | Der Be-
zirksfrauenausschuss
Alsdorf beschloss bei
einem Treffen seine
Jahresplanung 2011.
Nach den Aktionen
zum Internationalen
Frauentag im März
wird es bei vielen
Sitzungen und Veranstaltungen um Themen wie »Mig-
rantinnen in der IG BCE«, »Junge Mädels brauchen wir!«
oder »Die Quote auf dem heißen Stuhl« gehen.
Handwerkszeug für JugendvertreterHALTERN AM SEE | Neu gewählte Jugend-
vertreter von RWE Po-
wer aus dem IG-BCE-
Bezirk Alsdorf lern-
ten bei einem Grund-
lagenseminar im IG-
BCE-Bildungszentrum
Haltern das Handwerkszeug für ihre zukünftige Arbeit. Be-
sonders der Umgang mit dem Betriebsverfassungsgesetz
stellte eine erste Herausforderung dar, die von den Teil-
nehmern aber gut gelöst wurde.
»Gutes Benehmen« vermitteltHATTINGEN | Gutes
Benehmen stand im
Mittelpunkt eines
»Knigge-Seminars«
der IG-BCE-Jugend Le-
verkusen in Hattingen.
Dazu gehörte auch
ein gutes Abendessen
in festlicher Kleidung
und entsprechendem Ambiente.
Gegen LohndumpingDÜSSELDORF | Betriebsräte-Arbeitskreis zur Leiharbeit
»Wir wollen kein Lohndum-
ping. Leiharbeit muss auf das
Abfangen von Auftragsspit-
zen und zum Auffangen kurz-
zeitiger personeller Engpässe
begrenzt werden«, forderte
Reiner Hoffmann, Leiter des
IG-BCE-Landesbezirks Nord-
rhein, bei einem Treffen von
Betriebsräten, die zu dieser
Thematik in einem Arbeits-
kreis des Landesbezirks zu-
sammenarbeiten.
Die Betriebsräte kritisierten
bei dem Treffen, dass nach
wie vor Stammarbeitsplätze
durch Leiharbeitskräfte er-
setzt würden. Dies bestätigte
auch Klaus Brauer, Leiter der
Abteilung Arbeitsmarktpoli-
tik, bei der Vorstellung einer
Studie der IG BCE zum
Thema. Umso wichtiger sei
es, das Prinzip »Gleicher
Lohn für gleiche Arbeit«
(Equal Pay) durchzusetzen.
Das Prinzip »Equal Pay«
sieht auch ein Tarifvertrag
vor, den die IG BCE mit
dem Zeitarbeitsunternehmen
Connect Consult abgeschlos-
sen hat. Dessen Geschäfts-
führer Harald Müller warb
bei dem Arbeitskreistreffen
darum, diesen Tarifvertrag
jetzt auch durch betriebliche
Vereinbarungen zu unter-
stützen.
Infos bei WerkbesuchOBERHAUSEN | Vassiliadis bei Oxea-Ruhrchemie
Klaus-Dieter Frese (links),
Betriebsratsvorsitzender des
Oxea-Werks Ruhrchemie in
Oberhausen, konnte Michael
Vassiliadis zu einer Betriebs-
versammlung begrüßen. Der
IG-BCE-Vorsitzende sprach
dort zum Thema »Industrie-
standort Deutschland«.
Michael Vassiliadis nutzte
den Betriebsbesuch aber
auch, um zuvor mit dem
Oxea-Management über die
aktuellen Entwicklungen in
der chemischen Industrie zu
reden.
N A M E N & N A C H R I C H T E N
Fokus auf Energieversorgung 2020ALSDORF | Der Bildungsar-
beitskreis des IG-BCE-Be-
zirks Alsdorf organisierte ei-
ne Wochenendschulung zum
Thema »Energieversorgung«.
Dabei setzten sich die Teil-
nehmer auch kritisch mit dem
energiepolitischen Gesamt-
konzept der Bundesregierung
für die Zeit bis 2020 ausei-
nander. Wichtig sei ein auch
in Zukunft sicherer, wirt-
schaftlicher und für den Bür-
ger bezahlbarer Energiemix,
der mit den Klimazielen in
Einklang stehe.
VOR ORT RHEINLAND-PFALZ/SAARLAND>
| kompakt | März 201128
Deutscher Betriebsräte-PreisMAINZ | Die Be-
triebsräte
der Schott
AG haben
mit dem
Unterneh-
men eine
europäi-
sche Be-
triebsver-
einbarung
»Null Unfälle – Du bist mir wichtig« abgeschlossen. Mit die-
ser erfolgreichen Vereinbarung hat sich der Betriebsrat der
Schott AG Mainz am Deutschen Betriebsräte-Preis 2011 be-
teiligt. Dieser jährlich vergebene Preis beruht auf einer Ini-
tiative der Zeitschrift »Arbeitsrecht im Betrieb« und steht
unter der Schirmherrschaft von Bundesarbeitsministerin
Ursula von der Leyen.
Wählen gehenMAINZ | Am 27. März wird in Rheinland-Pfalz gewählt. Lan-
desbezirksleiter Ralf Sikorski hatte die IG-BCE-Mitglieder
bereits in seinem Zwischenruf zum neuen Jahr nachdrück-
lich gebeten, ihr Wahlrecht wahrzunehmen, und zwar aus-
drücklich »unabhängig davon, wohin sie parteipolitisch
neigen«. Die Landtagswahl entscheidet »über die Fortset-
zung einer Politik, die sich sehen lassen kann«, schrieb er.
Es geht darum, ob das Land »stabil aufgestellt« bleibt und
um »bürgernahe Rahmenbedingungen – Kindergartenplät-
ze, kostenlose Universitäten, moderne Bildungspolitik«.
Familienfeier mit JubilarenLAMBRECHT | Zu
einer Familienfeier
der Ortsgruppe
Lambrechter Tal
lud der Vorsitzen-
de Hermann Schö-
nung auch den
Saarbrücker Ge-
werkschaftssekre-
tär Wolfgang Bei-
nert ein. Gemein-
sam ehrten sie
langjährige Mit-
glieder für 25-,
40-, 50- und sogar
60-jährige Gewerkschaftstreue.
Nachwuchs fördernPIRMASENS | IG-BCE-Arbeitnehmergespräch
Das bereits im
zehnten Jahr statt-
findende Pirma-
senser Arbeitneh-
mergespräch mit
gewerkschaftli-
chen Vertrauens-
leuten und Be-
triebsräten der
Region trifft stets
auf öffentliche Re-
sonanz. Auch die-
ses Jahr berichte-
ten »Pirmasenser Zeitung«
wie »Rheinpfalz« über die
Podiumsdiskussion. Es dis-
kutierten Abgeordnete, Unter-
nehmensvertreter, die Leite-
rin der Abteilung Arbeit im
rheinland-pfälzischen Arbeits-
ministerium, der Leiter der
örtlichen Arbeitsagentur und
die IG BCE, vertreten durch
Matthias Hille. Klaus Leh-
mann, Vorsitzender der gast-
gebenden Ortsgruppe, führte
in das Thema »Fachkräfte-
mangel« ein. Das Fazit der
Diskussion: Eltern, Schulen
und Betriebe sollten ihre
Kontakte verstärken, um die
bestehenden Ausbildungs-
chancen besser zu nutzen.
Und alle sollten helfen, das
Image der Stadt ihrem vor-
handenen guten Potenzial
anzupassen.
Gesund und gefährdetWISSEN | Gute Arbeit – miese Aussicht
Das Kautex-Werk in der Wes-
terwald-Stadt Wissen genießt
einen erstklassigen Ruf. Vor
drei Jahren bewarb es sich
zum wiederholten Mal er-
folgreich um den Ludwig-
Erhard-Preis für wirtschaft-
liche Spitzenleistungen. Die
Juroren lobten die »etablierte
Verbesserungskultur« des Un-
ternehmens und dass es die
»Mitarbeiter an der Unter-
nehmensgestaltung beteiligt«
und »eigenständiges Handeln
fördert«.
Plötzlich aber will die Fir-
ma das Vorzeigewerk schlie-
ßen. 160 Menschen sollen im
nächsten Jahr den Arbeits-
platz verlieren. »Wir leisten
hervorragende Arbeit, das
Werk schreibt schwarze Zah-
len, wenn Not war, waren
wir da«, protestiert der Be-
triebsrat. Die von der Unter-
nehmensführung genannten
Gründe – Kostendruck, Auf-
tragslage, Standortnachteile –
nennt IG-BCE-Bezirkssekre-
tär Tobias Hanson »nicht
nachvollziehbar«, denn »die
Zahlen sind gut«.
Gemeinsam mit dem Be-
triebsrat kämpft die IG BCE
nun um den Erhalt des Werks.
Tobias Hanson: »Man kann
nicht immer vollen Einsatz
verlangen und die Mitarbeiter
dann bei erster Gelegenheit
im Regen stehen lassen.«
N A M E N & N A C H R I C H T E N
Der Fachkräftemangel war Thema des diesjäh-rigen Pirmasenser Arbeitnehmergespräches.
Sie waren dabei und freuen sich (von links): Eva Engel, Hasan Isilak, Wolfgang Heinrich, Sybille Datz, Stefan Brück und Rainer Hartmann.
Zehn frohe Jubilare feierten mit: Georg Laubscher, Rosemarie Bonnen, Wolfgang Beinert, Heinrich Kornmann, Ekkehard Boersch, Ursula Litzel, Jürgen Knecht, Heinz Gerbig, Stefan Felden und Helmut Hüner.
29kompakt | März 2011 |
Auf die Mitglieder kommt es anKIRKEL | Die Arbeit-
nehmerinnen und
Arbeitnehmer in
den Betrieben halten
meist viel von der IG
BCE und wissen im
Grunde, dass eine
starke Mitgliedschaft
auch in ihrem eigenen Interesse liegt. Aber viele potenzielle
Mitglieder wollen zunächst angesprochen und persönlich
von den Vorteilen einer Mitgliedschaft überzeugt werden.
Sie benötigen eine konkrete gewerkschaftliche Bezugsper-
son. Um diesen Bedarf konsequent zu befriedigen und da-
bei die richtigen Worte zu finden, trafen sich jetzt gewerk-
schaftliche Vertrauensleute der Schott AG sowie der Schott
Solar Wafer GmbH aus Mainz, Müllheim und Jena mit
Dörte Apel aus der Abteilung »Marketing« der IG-BCE-
Hauptverwaltung. Das Beste daran: Das Werbetraining in
der Bildungsstätte Kirkel machte auch noch Spaß.
Der besondere JubilarWORMS | Karl Saul-
heimer war in der
Region viele Jahre
Tarifsekretär der Ge-
werkschaft Leder,
lange auch DGB-Vor-
sitzender. Zu seinem
60. Gewerkschaftsju-
biläum gratulierten ihm jetzt der stellvertretende Vorsitzen-
de des Bezirks Mainz, Horst Schebsdat (links), und Bezirks-
leiter Walter Dörrich (rechts) im Rahmen der Jubilareh-
rung. Walter Dörrich hielt auch die Festansprache zu Ehren
der Gewerkschaftsjubilare aus den Wormser Chemiebetrie-
ben. Oberbürgermeister Michael Kissel und der Landtags-
abgeordnete Jens Guth (beide SPD) sprachen Grußworte.
Jubilarehrung in MerzigMERZIG | Mitglie-
dern mit 25, 40,
50 und 60 Jahren
Gewerkschaftszu-
gehörigkeit spra-
chen der Vorsit-
zende der Orts-
gruppe Merzig
Ralf Runge (rechts) und der stellvertretende Saarbrücker
Bezirksleiter Frank Rolle (links) bei einem Festakt Dank
und hohe Anerkennung aus.
Tarifrunde ChemieFRANKENTHAL | Arbeitgeber wurden eindringlich ermahnt
»Die Tarifentgelte und Ausbil-
dungsvergütungen in der che-
mischen Industrie müssen um
sieben Prozent steigen, bei ei-
ner Laufzeit von zwölf Mona-
ten.« Diese »mehr als berech-
tigte« Forderung der Tarifkom-
mission präsentierte Landes-
bezirksleiter Ralf Sikorski den
rheinland-pfälzischen Chemie-
arbeitgebern Mitte Februar zu
Beginn der regionalen Tarif-
verhandlungen.
Die Arbeitgeber nannten
die Forderung »fern der Rea-
lität«; das Vorkrisenniveau sei
noch nicht einmal wieder
erreicht. Die Tarifkommis-
sion bewertete diese Begrün-
dung als »verzerrend«: Der
Aufschwung habe die ganze
Branche erfasst, nicht nur
die Großbetrie-
be. Selbst ei-
ne ganze Reihe
kleinerer und
mittlerer Unter-
nehmen schloss
das Jahr 2010
mit Rekorder-
gebnissen ab.
»Die Chemie-
industrie in
Rheinland-Pfalz
geht deutlich ge-
stärkt aus der
Krise hervor«, folgerte Ralf Si-
korski. Er bat um »mehr Rea-
litätsnähe der Arbeitgebersei-
te« und warnte sie davor, »den
Bogen zu überspannen«.
Sikorski erinnerte daran,
dass die Beschäftigen in der
Krise auf vieles verzichtet
hatten und unbestritten ent-
scheidend zu dem neuen Auf-
schwung beigetragen haben.
»Im Jahr 2011 geht es darum,
wie belastbar unsere Tarif-
politik nicht nur in Krisen-
zeiten ist, sondern gerade auch
im Aufschwung.«
Trotz dieser eindringlichen
Mahnung wurden die Tarif-
verhandlungen ergebnislos
vertagt. Sie werden nun am
15. März in Hannover auf
Bundesebene fortgesetzt.
N A M E N & N A C H R I C H T E N
Ein starkes Signal: Vertrauensleuteversammlung in Ludwigshafen.
»Mehr Realitätsnähe« mahnte IG-BCE-Landes-bezirksleiter Ralf Sikorski (vordere Reihe, Zwei-ter von links) bei den Arbeitgebern an.
VOR ORT WESTFALEN>
| kompakt | März 201128
IG-BCE-SeminareGELSENKIRCHEN | 16. bis 20. Mai 2011: Kulturhauptstadt
2010 – Was ist geblieben? (LBZ300.03.01.11)
HATTINGEN | 6. bis 10. Juni 2011: Arbeitersport – Pölen und
Boxen als Teil der Arbeitergeschichte (LBZ300.05.04.01.11)
Anmeldungen beim zuständigen IG-BCE-Bezirk oder direkt
beim Landesbezirk.
Vestolit zahlt Kürzung zurückMARL | »Hier zeigt sich, wie gut Sozialpartnerschaft bei uns
funktioniert«, sagt Eugen Ostkamp, Betriebsratsvorsitzen-
der bei Vestolit. Alle Beschäftigten des Marler Unterneh-
mens konnten sich bei der Januar-Abrechnung über die
Rückzahlung der Kürzungen bei tariflichen Leistungen
freuen. Im Krisenjahr 2009 hatten Betriebsrat, IG BCE und
die Geschäftsleitung Einschnitte bei den übertariflichen
Leistungen, aber auch eine zehnprozentige Absenkung der
Tarifentgelte sowie die Kürzung der Jahressonderleistung
um 50 Prozent vereinbart. Alle Arbeitsplätze konnten da-
durch gehalten werden. Der damalige Vertrag sah bereits
vor, dass das Unternehmen dieses eingesparte Geld wieder
an die Mitarbeiter mit dreiprozentiger Verzinsung zurück-
zahlt, sobald die wirtschaftliche Situation bei Vestolit sich
verbessert.
Mit Musik zum BerufGLADBECK | Schüle-
rinnen und Schüler
der Gladbecker Erich-
Fried-Schule erarbei-
ten gemeinsam mit
der Ortsgruppe Glad-
beck-Mitte das Musi-
cal »Ich will leben!«.
Darin geht es mit
deutscher Rockmusik um Anerkennung und das Lernen in
Eigenverantwortung bis zum gelungenen Schulabschluss.
Die Premiere wird am 6.Juli in der Mathias-Jacobs-Stadt-
halle in Gladbeck sein.
Bildung und ZielgruppenarbeitESSEN | Edeltraud Glänzer vom geschäftsführenden IG-
BCE-Hauptvorstand kam zu einer Veranstaltung der
IG-BCE-Ortsgruppe RellingHaus. Sie referierte dort zum
Thema »Bildung mit der IG BCE« und stellte dabei die
besondere Bedeutung der Zielgruppenarbeit heraus.
Tarifrunde gestartetBOCHUM | »Wir wollen jetzt am Aufschwung teilhaben!«
»Die Chemieunternehmen
haben früher als andere Bran-
chen vom Aufschwung profi-
tiert«, sagte IG-BCE-Landes-
bezirksleiter Kurt Hay bei
der Sitzung der Chemietarif-
kommission Westfalen am
7. Februar in Bochum. Das
Gremium beschloss, sieben
Prozent mehr Entgelt bei ei-
ner Laufzeit von zwölf Mo-
naten zu fordern. Hay: »Nach
dem Krisentarifvertrag von
2010 sollen die Beschäftigten
jetzt am Aufschwung teil-
haben.«
Die Verhandlungen für
Westfalen begannen nach
Redaktionsschluss dieser
Ausgabe am 25. Februar in
Bochum. (Siehe auch die
Seiten 16/17.)
Bewegende SolidaritätMARL | Gottesdienst für Gerechtigkeit
Der Solidaritätsgottes-
dienst »Auf’ RUHR –
für Gerechtigkeit und
Frieden« in der evan-
gelischen Pauluskir-
che Marl-Hüls steht
seit 1986 fest im
Terminkalender vieler
Vertrauensleute und
Betriebsräte aus der
Region. In diesem
Jahr bauten die Got-
tesdienstbesucher
dort aus mehr als
200 Teilen ein Sym-
bol für Gerechtigkeit und
Frieden. Neben der evange-
lischen Stadtkirchengemeinde
und dem katholischen Deka-
nat beteiligten sich wieder
mehrere Moscheegemeinden
sowie unter anderem Betriebs-
räte und Vertrauensleute des
Bergwerkes Auguste Victoria
und des Chemieparks Marl.
N A M E N & N A C H R I C H T E N
Weitere Informationen im Internet unter:www.westfalen.igbce.de Die Forderung steht: die Chemietarifkommission Westfalen.
Karlheinz Auerhahn, Bezirksleiter Reck-linghausen, Martin Ostdorf, Betriebsrat Bergwerk Auguste Victoria, Vertrauens-körpervorsitzender Dietmar Bartsch und Klaus Brüske, stellvertretender Bezirks-leiter, (von links) beim Soli-Gottesdienst.
29kompakt | März 2011 |
Spende für KindernotaufnahmeESSEN | Mitarbeiter
der RAG Montan Im-
mobilien spendeten
2980 Euro für die Kin-
dernotaufnahme Spat-
zennest in Altenessen-
Nord. Diese Einrich-
tung bietet bis zu 20 Kindern aus akuten Krisensituationen
Schutz.
Jugendvertreter trafen sichBOTTROP | Viele neu oder wiedergewählte Jugendvertreter
kamen zum ersten JAV-Empfang des Bezirks Gelsenkirchen
nach Bottrop. Dort konnten sie sich mit anderen »JAVis« aus
dem Bezirk über die betriebliche Praxis austauschen.
Für Weiterbau des KohlekraftwerksDATTELN | Über das
Thema »Unsere Indus-
trie braucht sichere
Energie« informierte
die IG-BCE-Jugend-
plattform Datteln an
der Baustelle des Kohle-
kraftwerks in Datteln. Danach demonstrierten die Teilneh-
mer auch für dessen Weiterbau.
BetriebsrätinnenkonferenzHALTERN AM SEE | Am 12. Mai veranstaltet der Landesbe-
zirk eine Betriebsrätinnenkonferenz »Betriebsrätinnen ge-
stalten die Zukunft« im Bildungszentrum Haltern am See.
Diskutiert werden die Themen »Equal Pay«, »Frauen und
Interessenvertretungen« sowie »Gute Arbeit«. Gäste sind
die NRW-Ministerin für Innovation, Wissenschaft und For-
schung, Svenja Schulze (SPD), sowie Edeltraud Glänzer vom
geschäftsführenden IG-BCE-Hauptvorstand. Anmeldungen
beim Landesbezirk: [email protected]
Ehrenamtlich seit JahrzehntenGLADBECK | Karl Heinz Lu-
the ist seit 50 Jahren Haus-
kassierer und Mitgliedsbe-
treuer in der Ortsgruppe
Gladbeck-Mitte. Horst Kopka
arbeitet seit 40 Jahren im Vor-
stand mit. Sie wurden jetzt
für ihr langes ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet.
Optimistischer AuftaktBOCHUM | Neujahrsempfänge der IG-BCE-Bezirke
»2011 wird unser
Jahr!« Optimismus
verbreiteten der IG-
BCE-Vorsitzende Mi-
chael Vassiliadis bei
den Neujahrsempfän-
gen in Bottrop (Bezirk
Gelsenkirchen), Ka-
men (Bezirk Hamm)
und Hattingen (Be-
zirk Dortmund-Ha-
gen) und Vorstands-
kollege Peter Hausmann
beim gesellschaftlichen Jah-
resauftakt des Bezirks Reck-
linghausen in Marl.
In seinen Neujahrsanspra-
chen ging Michael Vassiliadis
auf die erfolgreiche Ausein-
andersetzung um die Zukunft
der deutschen Steinkohle im
vergangenen Jahr ein. In
Hattingen dankte er vor fast
500 Teilnehmern besonders
dem anwesenden SPD-Europa-
abgeordneten Bernhard Rap-
kay für seinen Einsatz auf eu-
ropäischer Ebene, die Beihil-
fen für die Steinkohle bis 2018
abzusichern, aber auch allen
Bergleuten, die das mit Aktio-
nen unterstützten.
Auch mit Blick auf
die anstehende Che-
mietarifrunde beton-
ten Vassiliadis wie
Hausmann: »Unser
Land steht gut da. Der
Aufschwung ist auch
unser Aufschwung
und die IG BCE for-
dert für ihre Mitglie-
der den gerechten
Anteil.«
Liebgewonnenes Ritual: In Hattingen wird gemeinsam das Steiger-Lied gesungen.
N A M E N & N A C H R I C H T E N
Der IG-BCE-Vorsitzende während der Festrede in Bottrop.
Bezirksleiter Manfred Freitag und Stell-vertreter Lothar Wobedo schenkten Mi-chael Vassiliadis in Kamen einen »Ham-mer Elefanten«.
»Unser Land steht gut da!«, be-tonte Peter Hausmann in Marl.
Manfred
Freitag, Lei-
ter des Be-
zirks Hamm,
ehrte zahl-
reiche Jubi-
lare der Orts-
gruppe Ka-
men (Foto
rechts). Ro-
bert Benning, Johann Brosch, Johannes Kampmeyer und
Paul Keuer feierten gemeinsam 75-jähriges Gewerkschafts-
jubiläum. Erhard Fenske, Johannes Meyer, Helmut Nie-
linger und Otto Zimmermann traten vor 70 Jahren in
die Gewerkschaft ein. Ihr »65-Jähriges« begingen Wilhelm
Andres und Walter Spiller.
Vor 60 Jah-
ren wurden
Alfred Braun,
Heinrich Bu-
cholski, Wil-
helm Budde,
Diethelm
Doermann,
Gerhard
Frey, Erich
Gloger, Heinz Hebgen, Horst Kleff, Gerhard Langer, Horst
Lenzewski, Hans-Georg Niederholtmeyer, Johann Reichert,
Manfred Ruckdaeschel, Erhard Rutke, Helmut Schäfer, Ro-
bert Schneider, Alfred Scholz, Karl-Heinz Schuette, Karl-
Heinz Schulte und Horst Theymann Mitglied (Foto).
Seit 50 Jahren (Foto unten) sind Günter Fischer, Otto
Hanf, Karl Heinz Kokus, Manfred Krug, Gisbert Krzyzosiak,
Gustav Lehmkuehler, Manfred-Heinrich Naujokat, Wolf-
gang Nielinger, Udo Nockemann, Hans Pawletta, Siegfried
Schmidt
und Werner
Stiller dabei.
Vor 40 Jah-
ren kamen
Serif Bakar,
Karl-Heinz
Bloedom,
Wolfgang
Budde, Wilfried Bussmann, Durmus Cibir, Wolfgang
Demtröder, Antonio Di Paolantonio, Wolfgang Gerling,
Heinz-Paul Grube, Helmut Kissing, Gerd Klapper, Thomas
Kuhnert, Peter Liedschulte, Hans Marciniak, Heinz Müller,
Werner Neumann, Hans-Jürgen Priess, Johannes-Wilhelm
Raem, Peter Schlowinski, Reinhard Schmidt, Joachim
Schreuer, Ernst Schulze-Bramey, Sitki Üstün, Emil Vorwig,
Georg Weigel, Wolfgang Wingen, Harald Zerhau und
Martina Zschoche hinzu.
Die Ortsgruppe Batenbrock-Eigen zeichnete Oskar Hepner
für 75 Jahre Mitgliedschaft in der Gewerkschaft aus. Ihr
70-jähriges Jubiläum konnten dort Bernhard Bross, Willi
Golik, Reinhold Grundwald und Walter Slominski feiern.
Seit 60 Jahren sind Helmut Flieder, Fritz Gamerad, Helmut
Glaudzinski, Günter Kiwitz, Reinhold Mainda, Josef Pawel-
lek, Bernhard Scharnowski und Arnold Stief dabei.
Ihr »Goldenes« feierten Dieter-Jürgen Agorski, Johann
Jacek, Alfred Radtke und Günter Widdermann. Vor 40 Jah-
ren sind Gysbertus Alleblas, Erich Boer, Theodor Boos, Ulf
Busen, Riza Civi, Willy Dahmen, Hakki Dökmeci, Henryk
Duda, Johann Fahl, Helmut Fischer, Dieter van Ewyck,
Heinz Hermann, Sieglinde Kaatz, Rainer Kasseböhme,
Wolfgang Kollwer, Nuri Moroglu, Ali Orhan, Karl-Josef
Plewnia, Peter Reimann, Ramazan Sagiroglu, Udo Skowro-
nek, Alexander Spasojevic, Friedhelm Talhoff, Fritz Voss,
Siegfried Winkler und Günter Zaczek in die Gewerkschaft
eingetreten.
Der stellvertretende IG-BCE-Vorsitzende Ulrich Freese ehrte
die Jubilare der Ortsgruppe Westerfilde-Bodelschwingh. Jo-
sef Hiegemann ist dort seit 75 Jahren, Johannes Giesa und
Günter Raulf sind seit 70 Jahren Mitglied. Sein 65-jähriges
Jubiläum feierte Günter Brands. Vor 60 Jahren sind Franz
Brand, Herbert Kauch, Josef Lenburg, Wilhelm Oberschelp
und Erich Soboll in die Gewerkschaft eingetreten.
Gerda Kanak und Hans-Eckard Sonnenberg können auf
ein halbes Jahrhundert in der Gewerkschaft zurückblicken.
Seit vier Jahrzehnten sind Rasim Celik, Werner Drechsler,
Bernhard Grebenstein, Manfred Homburg, Ingo Langhein
und Gerd Pilz dabei.
B a t e n b r o c k - E i g e n K am e n
We s t e r f i l d e - B o d e l s c h w i n g h
VOR ORT WESTFALEN>
30| kompakt | März 2011
30 | kompakt | März 2011
> EINE VON UNS
Kinder, Klavier, Kreativität
PETRA PUCHELT hat die Branche gewechselt: Früher war sie Hochbauzeichnerin, heute ist sie Autorin und hat ihr erstes Buch veröffentlicht.
Abhängigkeit ist ein doofes Wort«,
sagt Petra Puchelt. Selbstständig-
keit – das ist für die 59-Jährige
das Allerwichtigste. Auch deshalb liebte
sie schon immer das Schreiben. Ganz
frei die Gedanken zu Papier bringen –
das ist ihr Ding. Zuerst hat sie Theater-
stücke für ihr Kinder- und Jugendtheater
He’Lene in Chemnitz geschrieben - jetzt
hat sie ihr erstes Buch veröffentlicht:
»Ehe mit Verfallsdatum« (224 Seiten,
Verlag Neue Literatur). Die Protagonis-
tin Paula lebt in den 50er-Jahren und
erzählt die Geschichte eines aufregen-
den Lebens mit Höhen und Tiefen.
Zwischen Paula und Petra Puchelt gibt
es Parallelen: Beide sind zum vierten Mal
verheiratet, für beide steht die Familie im
Vordergrund. Die Autorin selbst hat fünf
Kinder und zehn Enkelkinder in ihrer
großen Patchworkfamilie.
Petra Puchelt hat früh ihr erstes Kind
bekommen, so haben ihre Enkelkinder
eine relativ junge Großmutter. »Ich bin
nicht der klassische Omatyp mit grauen
Haaren«, sagt sie und lacht. Das tut sie
überhaupt ziemlich gerne.
Die Autorin begann ihre berufliche
Laufbahn als Hochbauzeichnerin, da-
mals ein sehr gefragter Frauenberuf. Spä-
ter war sie als Teilkonstrukteurin tätig,
bis sie in die Theaterbranche wechselte.
Gewerkschaftsmitglied ist sie schon
lange, das findet sie selbstverständlich.
Zusammenhalt ist ein Wert, auf den die
Chemnitzerin nicht nur privat setzt.
Nicht zuletzt hat dazu ihr Mann beige-
tragen, der viele Jahre für die IG BCE ge-
arbeitet hat. Nun, als Rentnerin, denkt
sie nicht an einen Austritt. Sie erwarte,
dass man auch dann bleibe, sagt sie: »Es
ist eine Sache der Ehre, die Gewerkschaft
weiterhin zu unterstützen.«
Manch einer würde Petra Puchelt viel-
leicht als starke Frau bezeichnen. Damit
kann sie aber wenig anfangen. »Was ist
schon Stärke?«, fragt sie. »Die sich für
stark halten, brechen im Geheimen zu-
sammen und das nennt man dann Stär-
ke.« Falls ihr doch alles zu viel wird,
nimmt sie eine Auszeit und entspannt
sich beim Klavier spielen. Sie lächelt, als
sie davon erzählt, ihre Augen strahlen
begeisternde Wärme aus: »Musik ist et-
was Wunderbares.« Yana Markwort/nor
»Im Ruhestand in der IG BCE zu bleiben,
ist für mich eine Sache der Ehre.«
Sie kennen ein IG BCE-Mitglied mit außerge-wöhnlichem Hobby? Dann schreiben Sie uns: [email protected]
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KeinStillstand
<TENDENZEN FRAUENTAG
Der Internationale Frauentag feiert Jubiläum. Seit HUNDERT Jahren steht er für das Streiten um Frauenrechte und Gleichstellung der Geschlechter. Mit den Gewerkschaften vorneweg. Sie schreiben eine Erfolgsgeschichte, die allerdings noch nicht an ihr Ende gelangt ist. In kompakt analysiert Edeltraud Glänzer, was zu tun bleibt.
31kompakt | März 2011 |
Foto: Friedrich-Ebert-Stiftung, Ausschnitt aus einem Plakat zum Frauentag 1914
32 | kompakt | März 2011
> TENDENZEN FrauENTag
In der OffensiveAuf dem weg zu gleichen rechten und Chancen sind Frauen vorangekommen, das Ziel aber ist noch nicht erreicht. Eine Standortbeschreibung zum 100. Internationalen Frauentag.
d ie Gleichstellung der Geschlech-ter, das ist das große Projekt, für das der Internationale Frauentag
steht. Seit 100 Jahren schon demonstrie-ren weltweit Frauen an jedem 8. März gegen Benachteiligungen und fordern hartnäckig ihre Rechte ein. So wie schon 1911, als viele Gewerkschafterinnen für das Wahlrecht von Frauen, aber auch für gleichen Lohn bei gleicher Arbeit und für einen besseren Arbeits- und Gesund-heitsschutz auf die Straße gingen. Dazu aufgerufen hatte ein Jahr zuvor die 2. In-ternationale Sozialistische Frauenkon-
ferenz in Kopenhagen – und damit eine bis heute lebendige Tradition be-gründet.
Auch in diesem Jubiläumsjahr werden die Frauen unserer IG BCE am 8. März wieder für ihre Anliegen eintreten – vor allem in den Betrieben, unserem wich-tigsten Handlungsfeld, um Fortschritt für Frauen durchzusetzen. Wir haben schon viel erreicht, aber insbesondere in der Arbeitswelt sind wir von echter Gleichstellung noch ein gutes Stück ent-fernt. Das wollen und das werden wir ändern, allen Widerständen zum Trotz.
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edeltraud glänzer ist Mitglied im geschäfts-führenden Hauptvorstand der Ig BCE und dort unter anderem für die Themen Frauen und gleichstellung zuständig. Zu- dem nimmt sie aufsichtsratsmandate in den unternehmen B. Braun Melsungen, Merck und Solvay Deutschland wahr. Seit Novem-ber 2010 ist glänzer zugleich Mitglied im rat der Evangelischen Kirche in Deutschland.
33kompakt | März 2011 |
Der Rückblick auf 100 und mehr Jahre Bewegung für Frauenrechte ist durchaus ermutigend. Das gleiche Wahlrecht ist mittlerweile in unserer Gesellschaft selbstverständlich, das die Nachkriegs-zeit prägende Leitbild der Hausfrauen-ehe überwunden, das Scheidungsrecht vom Schuldprinzip befreit und die Straf-freiheit des Schwangerschaftsabbruchs erreicht. Heute haben wir die bestausge-bildetste Frauengeneration aller Zeiten, beim Schulabschluss und der Berufsaus-bildung haben die jungen Frauen erst-mals auch die gleichaltrigen Männer über-holt.
Selbstverständlich nehmen Frauen für sich in Anspruch, berufstätig zu sein und in der Arbeitswelt eigene Karriere-schritte zu gehen. Beruf und Familie, das ist die gewünschte Lebensperspek-tive, in die mittlerweile kein »oder« mehr passt.
Aber den Internationalen Frauentag brauchen wir weiterhin genauso wie ak-tive Frauen in unserer IG BCE. 2008 ha-ben wir uns vier konkrete Ziele gesetzt. Wir wollen Benachteiligungen in der Bezahlung und bei den Karrierechancen beenden, eine bessere Balance von Lebens- und Arbeitszeit erreichen und auch sichtbarer und erfolgreich in der Interessenvertretung sein. Wir brau- chen Aktivitäten, weil sich von allein nichts zum Besseren für Frauen bewegt.
Nach wie vor verdienen Frauen im Durchschnitt 23 Prozent weniger als be-
rufstätige Männer. Wir prüfen in 26 Un-ternehmen, ob es diese Unterschiede auch in unseren Branchen gibt und wie sich das ändern lässt. Die Ergebnisse werden wir auswerten – um dann das Prinzip Equal Pay umzusetzen.
Ein gesellschaftlicher Skandal ist die vollkommen unzureichende Besetzung von Vorständen und Aufsichtsräten mit Frauen. Das beschäftigt mittlerweile auch die Politik. Die Unternehmen müssen wissen: Es geht längst nicht mehr darum, ob auch Frauen künftig in Führungs-positionen gelangen, sondern nur noch um das Wie.
Wir wollen in 40 Unternehmen kon-kret und nachprüfbar aufgezeigen, auf welche Weise der Frauenanteil an den Spitzenjobs gesteigert werden kann. Wer
sich in dieser Frage nicht bewegt, muss mit einer gesetzlichen Regelung rech-nen.
Schließlich wollen wir weiter an einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie arbeiten. Da haben wir schon gute Erfolge mit über 80 Betriebsverein-barungen erzielt. Das kann noch ausge-baut werden, bedarf aber auch der Un-terstützung durch die Politik, etwa mit mehr Ganztagsschulen und einem aus-gebauten Betreuungsangebot für Klein-kinder.
Auch in der Interessenvertretung kom-men wir voran. Der Frauenanteil in den Betriebsräten liegt beispielsweise bei 27 Prozent, ist allerdings bei den Vorsit-zenden noch steigerungsfähig. In unse-rer Gewerkschaft sind Spitzengremien wie der Hauptvorstand bereits zu einem Drittel mit Frauen besetzt. Beschlossen ist zudem, den Anteil der hauptamt- lichen Gewerkschafterinnen an von uns zu besetzenden Aufsichtsratsmandaten auf 30 Prozent zu erhöhen.
Damit es weiter vorangeht, bedarf es allerdings auch des persönlichen Enga-gements für die gemeinsame Sache. Etwa durch Mitgliedschaft in der Gewerk-schaft. Je mehr Frauen sich in und mit unserer IG BCE engagieren, desto schnel-ler werden wir echte Gleichstellung er-reichen. Dafür lohnt sich der Einsatz.
Am 8. märz 1911 wurde der 1. internationale frauentag ausgerufen – 2011 feiert der dgB mit einer großen festveranstaltung in Berlin das Jubiläum.
für gleiches geld: demons-tration von mitgliedern der ig Bergbau und energie 1979 im ruhrgebiet.
in den 70er-Jahren ein frauenjob: Arbeiterinnen in einer tonträgerfabrik.
Zeichen setzenHeute für morgen
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34 | kompakt | März 2011
> TIPPS ARBEITSLOSENGELD
Wer kriegt mehr?HÄRTEFALL: Nicht selten passiert es,
dass Arbeitsnehmer im Jahr vor ihrem
Jobverlust bereits deutlich weniger ver-
dient haben als vorher – etwa weil sie
Abstriche hingenommen haben, um ih-
ren Arbeitsplatz zu retten. In solchen Fäl-
len kann eine Härtefallregelung greifen.
Das ALG I muss dann auf Grundlage
des durchschnittlichen Einkommens der
letzten beiden Jahre (statt – wie üblich –
allein der letzten zwölf Monate) berech-
net werden. Geregelt ist dies in Paragraf
130, Absatz 3, Nummer 2 des Sozial-
gesetzbuches (SGB) III.
Das Bundessozialgericht hat am 24. No-
vember 2010 (Aktenzeichen: B 11 AL 30/
09 R) entschieden, wann sich Arbeitslose
auf diese Härteregelung berufen können.
Voraussetzung dafür ist, dass die Bemes-
sungsgrundlage für das ALG I bei der
»alternativen« Berechnungsmethode um
mehr als zehn Prozent höher ausfällt als
»normal«.
Dazu ein Beispiel:
Ein Arbeitnehmer hat in den letzten zwölf
Monaten seines Beschäftigungsverhältnisses
im Durchschnitt monatlich 2000 Euro ver-
dient, in den zwölf Monaten davor waren
es 2410 Euro. Nimmt man den komplet-
ten Zweijahreszeitraum, so ergibt sich ein
Durchschnittsentgelt von 2205 Euro pro Mo-
nat. Dieses ist um 10,25 Prozent höher als
das durchschnittliche Arbeitsentgelt im letz-
ten Jahr vor der Arbeitslosigkeit. Deshalb
muss in diesem Fall bei der Berechnung des
ALG I der Lohn im Zeitraum von zwei Jah-
ren (statt einem) berücksichtigt werden.
ALLEIN IM JANUAR 2011 mussten sich 435 000 Arbeit-nehmer arbeitslos melden, weil sie ihren Job verloren hatten. Meist hatten sie An-spruch auf Arbeitslosengeld (ALG) I. Doch oft fällt diese Versicherungsleistung zu niedrig aus, weil die Arbeits-agenturen bestimmte Sonder-regeln nicht berücksichtigen. kompakt zeigt, wer einige Hundert Euro mehr bekommen kann.
Foto: Martin Leissl/VISUM
35kompakt | März 2011 |
WICHTIG IST ALLERDINGS: Es ist Sache
der Arbeitslosen selbst, dies zu verlan-
gen! Ohne Anstoß der Betroffenen sind
die Ämter nämlich nicht verpflichtet zu
prüfen, ob die Härtefallregelung greift.
Im Gesetz heißt es ausdrücklich: Die Ge-
setzesbestimmung »ist nur anzuwenden,
wenn der Arbeitslose dies verlangt und
die zur Bemessung erforderlichen Unter-
lagen vorlegt«.
TIPP: Wer zuletzt weniger verdient hat,
sollte in jedem Fall nachrechnen, ob für
ihn die Härtefallregelung infrage kommt.
Falls ja, sollte er einen formlosen An-
trag stellen und diesen zusammen mit
der Arbeitsbescheinigung des letzten
Beschäftigungsbetriebs bei der Arbeits-
agentur abgeben. Zugleich sollte in je-
dem Fall kontrolliert werden, ob die
Firma auch das Gehalt des vorletzten
Jahres korrekt auf der Bescheinigung
angegeben hat.
TEILZEITBONUS: Ähnlich funktioniert
der »Teilzeitbonus« für diejenigen, die
in den letzten drei Jahren vor dem Job-
verlust ihre Arbeitszeit verkürzt hatten.
Auch hier kann das ALG I auf Basis des
früheren höheren Verdienstes berechnet
werden. Das bestimmt Paragraf 130, Ab-
satz 2, Nummer 4 SGB III. Wer beispiels-
weise bis vor 18 Monaten einen Voll-
zeitjob, zuletzt jedoch nur noch eine
Halbtagsstelle hatte, profitiert davon. Er
kann dann verlangen, dass bei der Be-
rechnung der Unterstützung der frühere
Vollzeitlohn zugrunde gelegt wird. Der
Arbeitslose muss dann allerdings auch
bei der Arbeitsvermittlung für Vollzeit-
jobs zur Verfügung stehen.
BESTANDSSCHUTZ: Danach ist die
einmal erreichte Höhe des ALG I – bei
erneuter Arbeitslosigkeit – für zwei
Jahre gesichert. Wer zum Beipiel als
Erwerbsloser eine schlecht dotierte Be-
schäftigung annimmt und diese nach
einem Jahr wieder verliert, muss des-
halb keine »Abwärtsspirale« befürch-
ten. Der zuletzt erzielte niedrige Lohn
zählt dann bei der Berechnung des
(neuen) ALG I nicht. Ausschlaggebend
ist vielmehr der höhere Lohn im vor-
letzten Job.
GEHALTSNACHZAHLUNG: Die Arbeits-
agenturen stützen sich bei der Berech-
nung des ALG I auf die Angaben in
den Arbeitsbescheinigungen der Arbeit-
geber. Nicht selten stellt sich aber her-
aus, dass diese fehlerhaft waren und
Nachzahlungen fällig werden. Dann sind
auch während des Bezugs von ALG I
noch nachträgliche Erhöhungen mög-
lich. Berücksichtigt werden die Gehalts-
nachzahlungen, die – so die Bundes-
agentur für Arbeit – »in nachträglicher
Vertragserfüllung« erfolgen. Dies gilt
etwa dann, wenn eine Tariferhöhung bei
der letzten Gehaltsabrechnung noch
nicht berücksichtigt wurde oder wenn
sich erst nachträglich herausstellt, dass
der Entlassene Anspruch auf eine Pro-
vision hatte.
ÜBERPRÜFUNGSANTRAG: Dass die
oben beschriebenen Sonderregeln ver-
gessen werden, gehört »angesichts des
Massenbetriebs bei den Arbeitsagentu-
ren zum Alltag«, sagt Martin Künkler von
der Koordinierungsstelle gewerkschaft-
licher Arbeitslosengruppen. Er rät daher,
die Bescheide der Agenturen genau zu
prüfen und gegebenenfalls innerhalb
eines Monats Widerspruch einzulegen.
Doch auch nach Ablauf dieser Frist, ist
– so Künkler – »noch nichts verloren«.
Mit einem Überprüfungsantrag nach Pa-
ragraf 44 SGB X kann man erreichen,
dass »ein fehlerhafter Bescheid korrigiert
wird und die zustehende Leistung nach-
gezahlt werden muss«. Rolf Winkel
MIX AUS TEIL- UND VOLLZEITARBEITSICHERT VOLLES ALG I
Manche Beschäftigte würden gerne ihre Arbeitszeit verkürzen. Nur: Sie schrecken vor den damit verbundenen Einkommensverlusten und der schlech-teren sozialen Absicherung bei Arbeits-losigkeit zurück. Besonders schlimm ist es, wenn man zunächst die Arbeitszeit verkürzt und dann auch noch den Teilzeitjob verliert. Denn dann wird das ALG I in der Regel nur auf Basis des vor-herigen Teilzeitverdienstes berechnet – und fällt entsprechend niedrig aus.
Ein solcher fi nanzieller Absturz kann jedoch vielfach vermieden werden, wenn Betriebsräte und Arbeitgeber für die Beschäftigten die Möglichkeiten nutzen, die Paragraf 130, Absatz 2 SGB III bietet. Diese Regelung kann durch ein »rollie-rendes« Verfahren optimiert werden, bei denen Phasen der Teilzeit- und Vollzeit-arbeit kombiniert werden: Nach drei Jahren mit verkürzter Arbeitszeit muss dabei jeweils mindestens ein halbes Jahr mit Vollarbeitszeit zwischengeschaltet werden. So ist sicher, dass bei späterer Arbeitslosigkeit das ALG I auf Grundlage des höheren Gehalts bei voller Arbeits-zeit berechnet wird.
NEUER RATGEBER
Alle aktuellen Regeln und Ratschläge zum Kurzarbeiter- und Arbeitslosengeld I fi nden sich in der 13. Aufl age des vom DGB herausgegebenen Ratgebers »111 Tipps für Arbeitslose – Arbeitslosengeld I«. Er ist im Bund-Verlag erschienen (270 Seiten, 12,90 Euro). Dort steht etwa, wie entlassene Arbeitnehmer eine Abfi ndung bekommen, ohne dass das Finanzamt einen großen Teil davon abzweigt, oder wann und warum es sich für Arbeitslose lohnt, in die neue Steuerklasse »IV Faktor« zu wechseln.
Allein wird das nichts: Nur wer gute Beratung in Anspruch nimmt, bekommt auch alle Leistungen.
36 | kompakt | März 2011
> TIPPS ORTSGRUPPEN
Gute ReiseDAS GEMEINSAME ZIEL – es stärkt die Gemeinschaft und schafft gute Stimmung. Die Busreise mit der IG-BCE-Ortsgruppe macht Spaß – sollte aber gut geplant werden.
Wer – was – wann – wo – wie!
Wenn die Ortsgruppe Welzow
sich an die Planung einer Ak-
tion, Reise oder Veranstaltung macht,
dann gibt diese Konzeption den Leitfaden
für das Handeln vor. Die ist in ihrem
Grundgerüst von Ortsgruppenleiter Wer-
ner Ullrich über Jahre hinweg schriftlich
entwickelt worden und sagt im Detail: wer
was wann tut. Einmal verfasst, kann sie
immer weiter verfeinert und ergänzt wer-
den. Sie kann übertragen werden auf jed-
wede andere Veranstaltung. Und jeder
Mensch kann mit diesem Plan sofort die
Organisation in die Hände nehmen –
schließlich steht dort ja, was zu tun ist.
TEILNEHMER EINBEZIEHEN: Teilneh-
mer an einer Reise oder Veranstaltung,
die über das Programm mitentscheiden
konnten, sind später zufriedener und
meckern weniger über das, was mög-
licherweise nicht so gelungen ist. Ein gu-
ter Tipp dafür: ankreuzen lassen. Dann
ist schwarz auf weiß zu sehen, welche
Vorschläge am beliebtesten sind.
Bei Ausflügen oder Reisen ist es rat-
sam, grundsätzliche Daten wie Reiseziel,
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Beförderungsmittel und Termin vorzu-
geben, damit die Vorschläge nicht aus-
ufern, sondern zu kanalisieren sind.
Innerhalb dieser Eckdaten kann die
Gruppenleitung Programmvorschläge
machen: Betriebsbesichtigung oder Mu-
seumsbesuch? Spaziergang zur Schiffs-
schleuse oder lieber den Waldlehrpfad
entlang? Schiffstour, Dampflok- oder
lieber eine Planwagenfahrt?
Wichtig: die Alternativen sollten ver-
gleichbar sein, also nicht zwischen Wan-
derung und Museumsbesuch wählen
lassen, sondern mögliche Vorschläge für
37kompakt | März 2011 |
Bildung, Kultur, Bewegung und mehr
nebeneinanderstellen.
In der IG-BCE-Ortsgruppe Spremberg
bleibt der Vorstand so das ganze Jahr
über mit den Mitgliedern »im Gespräch«
– und sammelt schon Ideen für das
nächste Jahr. Immer im Februar zur Mit-
gliederversammlung wird der Veranstal-
tungsplan den anwesenden Mitgliedern
vorgestellt, mit ihnen beraten, ergänzt
und schließlich beschlossen.
GANZ PRAKTISCHES: Egal ob Som-
merfest, Diskussionsveranstaltung, Rad-
tour, Betriebsbesichtigung oder Bil-
dungsreise: wer die Fäden in der Hand
hat, ist Ansprechpartner für jedes kleine
und große Problem. Da ist es wichtig,
eine Liste mit Telefonnummern vorzu-
bereiten und schnell zur Hand zu haben:
sei es nun die des Haustechnikers, weil
die Mikroanlage nicht funktioniert oder
die des Museums, weil sich die Fahrt
mit dem Bus verzögert und die Führung
später beginnen muss. Bei Reisen
sollten Sie auch die Telefonnummern
aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer
dabei haben – falls jemand zu spät
kommt.
Neben Pflaster, Verbandszeug und
Kopfschmerztabletten gibt es noch viele
kleine Dinge, die nie schaden können:
Nähzeug, Schere, Taschenmesser, Gum-
miband, Klebeband, Tesafilm, Papierta-
schentücher, ein paar Stifte, etwas Papier,
dicker Marker, eine Kleiderbürste, . . .
Wer eine Radtour führt, sollte den Weg
vorher einmal allein abgefahren sein,
eine Tourenkarte, Flickzeug, Werkzeug
und Ersatzschläuche dabei haben und
wissen, wie ein kaputter Reifen zu repa-
rieren ist. Eine Frage kommt übrigens
meist als erste, sobald eine Gruppe an-
kommt: Wo sind die Toiletten?
ALLES SCHRIFTLICH! Die Ortsgruppe
Magdeburg macht seit zwei Jahren die
Anmeldungen für Veranstaltungen, Be-
rungsnachweise vorzulegen. Was war
passiert? Ralf Karl hatte in der Anzeige
nicht deutlich kenntlich gemacht, das
ein Reisebüro als Veranstalter beauftragt
war. Er hat das Missverständnis aufge-
klärt. »Die IG-BCE-Ortsgruppe Sprem-
berg fährt mit Müller-Meier-Schmidt-
Reisen ins Oderbruch«, so hätte die
Ankündigung lauten müssen und so
sollte es auf allen Einladungen stehen.
Susanne Kettelför
Wer mehr Beratungsbedarf in SachenOrtsgruppen auf Reisen hat, wende sich an die Abteilung Ortsgruppen der IG-BCE-Hauptverwaltung, Telefon 0511 7631-316. Und auf www.igbce.de gibt es Tipps zum Thema Essen und Trinken sowie zur Weitergabe von guten Erfahrungen.
sichtigungen und Ausflüge nur noch
schriftlich. Per Internet oder mit den
Anmeldeabschnitten, für die eine Spal-
te des Flyers mit dem jährlichen Veran-
staltungsplan reserviert ist. Das gab
zwar anfangs Unmut, half aber letztlich,
Unklarheiten und Missverständnisse zu
vermeiden. Anmeldeschluss ist meist
14 Tage vorher. Hella Häuser, in deren
Händen die Angebote des Senioren-
arbeitskreises liegen, weiß dann genau,
ob bei großem Interesse an einer Be-
triebsbesichtigung eine zweite Führung
angefragt werden muss.
VERSICHERUNG UND HAFTUNG: Zwar
sind gewerkschaftliche Veranstaltungen,
also auch die der Ortsgruppen, über
den Rahmenversicherungsvertrag der
IG BCE mit der Volksfürsorge abgesi-
chert. Doch sobald es um Reisen geht,
vor allem mehrtägige, greift schnell das
Reisevertragsrecht mit weitreichenden
persönlichen Haftungsrisiken für die
Person, die mit ihrer Unterschrift die
Reise organisiert.
Ortsgruppen sollten deshalb mit ihren
Reisewünschen zu einem professionel-
len Reiseanbieter gehen, dessen Ver-
sicherung diese Haftungsrisiken ein-
schließen. Das kann »DGB Reisen« sein
oder das Reiseunternehmen am Ort,
wenn die Geschäfte in der Nachbar-
schaft gestärkt werden sollen.
RECHTLICHE FRAGEN sind auch in der
Öffentlichkeitsarbeit für Reisen zu be-
achten, hat Ortsgruppenvorsitzender
Ralf Karl aus Spremberg vor einigen Jah-
ren erfahren. Er bewarb eine Reise im
lokalen Stadtanzeiger mit »IG-BCE-Orts-
gruppe bietet Bildungsreise an«, sagte im
Text, dass zwei Busse bereitstehen und
erhielt wenig später einen Brief vom
Brandenburger Verkehrsministerium,
das ihn aufforderte, seine Konzession
für die Personenbeförderungsberechti-
gung und die entsprechenden Versiche-
AN ALLES GEDACHT?
Reise korrekt beworben?
Plan gemacht? Teilnehmer einbezogen?
Haftungsfrage geklärt?
Aufgaben verteilt?
Alle Telefonnummern notiert?
Verbandszeug etc. dabei?
Wo sind die Toiletten?
Es muss ja nicht gleich die italienische Amalfi küste sein – obwohl, die Aussicht ist schon ganz nett . . .
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38 | kompakt | März 2011
> TIPPS PFLEGEZEIT
Seit dem 1. Juli 2008 haben Arbeit-
nehmer Anspruch auf eine un-
bezahlte Job-Auszeit von bis zu
sechs Monaten, wenn sie einen Ange-
hörigen, der pflegebedürftig im Sinne
der Pflegeversicherung ist, zu Hause be-
treuen. Das gilt allerdings nur für Arbeit-
nehmer in Unternehmen mit mehr als
15 Beschäftigten.
PFLEGEGELD: Wenn Pflegebedürftige
keinen Pflegedienst in Anspruch neh-
men, erhalten sie von ihrer Kasse Pflege-
geld. Bei Pflegestufe I sind das 225 Euro
im Monat, bei Stufe II 430 Euro und
bei Stufe III 685 Euro. Das Geld geben
die Pflegebedürftigen meist an die Ange-
hörigen weiter, die sie betreuen. Dafür ist
es im Prinzip auch vorgesehen. Die Pflege-
personen können dieses Geld »brutto
für netto« annehmen. Es muss nicht ver-
steuert werden. Auch werden dafür keine
Sozialversicherungsbeiträge fällig. Und
für Bezieher von Arbeitslosengeld I oder
Hartz IV wird die Leistung weder gekürzt
noch gestrichen. Denn das Pflegegeld
zählt hier nicht als anrechenbares Ein-
kommen.
RECHT AUF TEILZEIT: Statt einer vollen
Auszeit für die Angehörigenpflege ist
auch eine Arbeitszeitverkürzung mög-
lich, um so zumindest teilweise noch et-
was zu verdienen. Dafür gibt es einen
harten Rechtsanspruch. Denn in Para-
graf 3 des Pflegezeitgesetzes heißt es,
dass Beschäftigte »von der Arbeitsleis-
tung vollständig oder teilweise freizustel-
len« sind. Weiter schreibt das Gesetz zur
Verringerung und Verteilung der Arbeits-
zeit vor: »Hierbei hat der Arbeitgeber
den Wünschen der Beschäftigten zu ent-
sprechen, es sei denn, dass dringende
betriebliche Belange entgegenstehen.«
Solche dringenden Belange werden von
Arbeitsgerichten nur in seltenen Aus-
Wer einen Angehörigen versorgen muss, kann bis zu sechs Monate lang aus seinem Job aussteigen. Eine gesetzliche Regelung zum Einkommen während dieser Pfl egezeit gibt es aber bisher nicht – auch wenn die Bundesfamilien-ministerin nun so etwas plant. Wovon können Pfl egende heute leben?
Wovon sollen pfl egende Angehörige leben?
39kompakt | März 2011 |
nahmefällen anerkannt. Matthias Rein-
bold (51), Betriebsrat und Wirtschafts-
ausschussmitglied der Roche Diagnostics
GmbH, findet Teilzeitlösungen für die
Angehörigenpflege ohnehin vernünf-
tiger als eine völlige Auszeit: »Da bleibt
der Kontakt zum Betrieb, den Kollegin-
nen und Kollegen sowie den Arbeitspro-
zessen erhalten.« Er weiß: »Manchmal
knirscht es im Betrieb natürlich, wenn
Mitarbeiter ihre Arbeitszeit verkürzen
möchten. Dann ist der Betriebsrat der
richtige Ansprechpartner!«
ANDERER JOB: In manchen Betrieben
kommen Teilzeitlösungen aber nicht in
Frage oder die angebotenen Arbeitszei-
ten lassen sich nicht mit der Angehö-
rigenpflege vereinbaren. In solchen Fäl-
len spricht nichts gegen die (befristete)
Aufnahme einer Tätigkeit bei einem
anderen Betrieb. Wenn im Arbeits- oder
Tarifvertrag nichts anderes steht, können
Arbeitnehmer in der Pflegezeit einen Ne-
benjob aufnehmen, ohne ihren Haupt-
arbeitgeber um Erlaubnis zu fragen. »Sie
dürfen allerdings nicht bei der Konkur-
renz des eigenen Chefs anheuern – an-
dernfalls riskieren sie arbeitsrechtliche
Konsequenzen beziehungsweise Sank-
tionen«, warnt Ansgar Claes, Arbeits-
rechtler bei der IG BCE. Im Zweifels-
fall sollten Arbeitnehmer ihren Haupt-
arbeitgeber über ihren Nebenjob in der
Pflegezeit informieren.
LEBENSARBEITSZEITKONTO: In et-
lichen Betrieben gibt es mittlerweile Lang-
zeit- beziehungsweise Lebensarbeitszeit-
konten. Bei Roche existieren diese seit
2008. Die darauf angesparte Arbeitszeit
(umgerechnet in Geld) kann nicht nur
für einen vorzeitigen Ausstieg aus dem
Job, sondern auch für Auszeiten »zwi-
schendurch« in Anspruch genommen
werden – auch für die Angehörigen-
pflege. »Wer genügend auf dem Konto
angespart hat, kann damit mehrere
Monate für die Pflege überbrücken«, so
Roche-Betriebsrat Reinbold.
ARBEITSLOSENGELD I: Finden die
Betroffenen in der Pflegezeit keinen
passenden Ersatzjob, können sie sich
auch arbeitslos melden. Dann haben sie
grundsätzlich auch Anspruch auf Ar-
beitslosengeld (ALG) I, wenn sie diese
Leistung beantragen und dem Arbeits-
markt (weiterhin) zur Verfügung stehen.
Dies mag zunächst erstaunen, da ja in
der Pflegezeit noch das bisherige Ar-
beitsverhältnis fortbesteht. Die Pflege-
zeitler sind jedoch »beschäftigungslos« –
und wer ohne Beschäftigung ist, kann
grundsätzlich ALG I erhalten. Das er-
klärt auch die Bundesagentur für Arbeit
in ihren Durchführungsanweisungen zu
Paragraf 119 Sozialgesetzbuch (SGB) III,
wo definiert wird, wer als arbeitslos gilt.
HARTZ IV: Wer wegen der Angehörigen-
pflege vorübergehend aus seinem Job
aussteigt und weder größere Rücklagen
noch einen gut verdienenden Ehepart-
ner hat, kann Hartz IV beantragen. Er
FAMILIENPFLEGEZEIT – SCHON AB
APRIL BEI ROCHE DIAGNOSTICS
Am 13. Januar war Bundesfamilienminis-terin Kristina Schröder zu Besuch bei der Roche Diagnostics GmbH in Mannheim. Sie stellte dabei ihre Pläne für die neue Familienpfl egezeit vor. Wer Angehörige pfl egt, soll danach das Recht haben, zwei Jahre lang die Arbeitszeit auf die Hälfte zu reduzieren, aber dennoch drei Viertel des Gehalts bekommen. Anschließend müssen die Beschäftigten wieder Voll-zeit arbeiten, sollen aber zwei Jahre lang nur drei Viertel ihres Gehalts erhalten – bis die Fehlzeit nachgearbeitet ist.
Das Modell soll für die 11 000 Be-schäftigten bei Roche schon ab April eingeführt werden – noch bevor ein entsprechendes Gesetz gilt.
BETRIEBSRAT MATTHIAS REINBOLD hält diesen Zeitplan für »ambitioniert«. Nach seiner Einschätzung wird diese neue Variante keinen Ansturm auslösen, aber es kann im Einzelfall durchaus eine interessante Alternative zur unbezahlten Freistellung nach Pfl egezeitgesetz oder zu einer Entnahme aus dem Langzeitkonto sein.
sollte belegen, dass er einen Angehö-
rigen pflegt – zunächst gegebenenfalls
nur mit einer ärztlichen Bescheinigung,
später mit einem Bescheid der Pflege-
kasse. Dass er Arbeit sucht, muss dann
nicht nachgewiesen werden. Er muss
auch nicht damit rechnen, dass er zum
Beispiel einen Ein-Euro-Job oder eine
andere Maßnahme annehmen muss.
Denn die Angehörigenpflege gilt als
wichtiger Grund, der gegen eine Arbeits-
aufnahme spricht. Rolf Winkel
Weitere Infos zu betrieblichen Pfl egemodellen sowie zum Anspruch auf Sozialleistungen in der Pfl egezeit gibt es im Internet auf: www.igbce.de
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| kompakt | März 201140
1351 8 92 126 147 113 4 10
Weißweinaus demElsass
genormteSchriftgröße
Wappentier
zweit-größterPlanetoid
Hirnstrom-bild (Abk.)Materialdes Töpfers
entschei-denderHandgriff,Kniff
heftigstoßen
TV-Sender
Neben-fluss desNeckars
Weltorga-nisation
unvermute-tes Ereignis
Stechpalme
Stock-werk
Kreis-durch-messer
Märchen-figurdt. Donau-zufluss
wbl. Fisch
Stadt amBodensee
Reise-streckeSonder-zubehör
Wirtschafts-org. (Abk.)undeutlichsprechen
Auto-besitzer
Renntempo
Telekopie-rer (Kzw.)
betörenderGlanz, engl.
reiß-festesGarn
GefrorenesNeben-fluss derAller
gallert-artigeSubstanz
BerlinerPlatz (Kzw.)Ultrakurz-welle (Abk.)
Filmwitzaustral.Straußen-vogel
niederl.Schreib-weiseder Rur
Aufbau fürstehendeDach-fenster
Teil des Ess-geschirrsengl. Zustim-mung (Abk.)
Schmutz,SchmiereSender inHamburg
gewöhn-lich,üblich
er-bitterterGegner
Halbtonüber Daltröm.Mahlzeit
bulga-rischeMünzen
fastgar nicht
chem. Z.für Eisen
überflüs-siger Kram
überaus,in hohemMaße
FürwortHauptstadtvon Nieder-sachsen
Fluss imHarz
Maul-esel
amerika-nischeSeekuh
nachunten
Ton-erde-silikat
Neben-fluss desArno
US-Basket-ballliga(Abk.)Kniegeige
rechterZuflussder Save
Bundestags-mitgl. (Abk.)
alte frz.Währung
Zwerg,Kobold
Begeiste-rungswelle
dro-hendesUnheil
Dt. Fußball-Bund (Abk.)
Stadt imBaltikum
FruchtderBuche
Schülergre-mium (Abk.)
Gartenteil
Stein miterhabengeschnitte-nem Bild
Autokz. v.Freiburgan diesemOrt
Bundes-gerichtshof
Rhone-zufluss
Nudeln inRöhrenform
Taschen-spieler
Tunke ausEigelbund Öl(Kurzwort)
Sommer(franzö-sisch)
Onlinekom-munikationrömischerLiebesgott
franzö-sisch:danke
Wind-bluse mitKapuze
Benimm-buch
Bad
Studenten-ausschussspan. Zei-chen über n
bibl. Mo-nogramm
islamischerGeistlicher
Seemanns-liedRasen-stechstück
süddt.Weizenart
griech.:neu...
dt. Autor †(„Götter,Gräber undGelehrte“)
japan.Reiswein
Kinderfrau(engl.)
Bündnis,Ver-einigung
Heilpflanze
dt.-luxemb.GrenzflussArbeitsge-meinschaft
KosenameeinesEltern-teils
Weissagung
zu keinerZeit
Graf (engl.)FlüsscheninThüringen
Autoz.für Peru
Stadt beiZwolle (NL)
Element
Rund-beet
Couturier †Autokz.von Saar-brücken
engl. Dra-menkönigAutoz. fürLibanon
Opernlied
Bündel vonSchriften
estnischeOstsee-insel
ital.Trester-brannt-wein
Zeit-wort
Stadtim Ruhr-gebiet
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Heißer TouchFür alle Apple-Liebhaber unter un-seren Lesern haben wir in diesem Monat ein besonderes Schmankerl: Zehnmal verlosen wir unter allen Einsendungen des richtigen Lö-sungswortes einen iPod Touch. Mit diesem schicken Mediaplayer im iPhone-Design lässt sich nicht nur Musik hören, sondern auch Spiele spielen und
Videos gucken. Und wer zu guter Musik noch ein lecke-
res Tässchen Tee oder Kaffee genießen möchte, für den haben wir 40-mal eine Isolierkanne von Alfi . Damit bleibt das Getränk auch bei kalten Temperaturen
schön heiß. Wir wünschen allen Rätsel-freunden viel Glück!
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41kompakt | März 2011 |
GLÜCK & GLOSSE
>
Im Preisrätsel wird in diesem Monat ein Begriff gesucht, der einen demokratischen Prozess umschreibt. Bitte die Lösung auf eine Postkarte schreiben und einsenden an: kompakt-Redaktion, Postfach 39 45, 30039 Hannover oder per Mail an: [email protected] — bitte die Adresse mit angeben. Einsendeschluss ist der 18. März 2011 (Datum des Poststempels ist maßgebend). Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Die Gewinner
Preisrätsel
BEI DER VERLOSUNG DER PREISE unter den Ein-sendern richtiger Lösungen fi elen die zehn Haupt-gewinne – ein Show-Arrangement »Blue Man Group« inklusive zwei Eintrittskarten der PK1, einer Über-nachtung im Hotel Maritim, Imbiss sowie Transfer zum Musicaltheater – an:Dietmar Jedzik, Sarstedt; Ignazio Palla, Duisburg; Paul Schröder, Schiffweiler; Klaus Möller, Stade; Peter Baum, Philippsburg; Stefan Barthel, Kemnitz; Doris Isemann-Martin, Kirchweidach; Hans-Joachim List, Ruhland; Nalan Dorsch, Marktredwitz; Günther Klaes, Bad Hönningen.
JE EIN BUCH »Leichenblässe« von Simon Beckett erhalten: Martin Ranft, Rossau; Ernst Wagner, Dank-marshausen; Bernd Krause, Eibach; Renate Kimmel, Altötting; Christian Engleder, Triftern; Walter Wei-gand, Gladbeck; Horst Beck, Bad Harzburg; Edel-traud Sebastian, Trochtelfingen; Cyntia Ossig, Mönchengladbach; Günter Bittner, Bad Camberg; Wolfgang Rös, Burgdorf; Bruno Walter, Leipzig; Klaus Mechnich, Ludwigshafen; Dieter Sauer, Berlin; Klaus Rattun, Kaltenengers; Martin Kecskes, Essen; Gabriele Goertz, Langelsheim; Gottfried Pohl, Lutherstadt Wittenberg; Bernhard Franz, Lever-kusen; Sabine Obst, Neu Ulm; Heinz Tutas, Bomlitz; Heike Oepen, Linnich; Peter Schön, Greiz; Jürgen Döll, Tiefenort; Arne Klatt, Hoyerswerda; Antje Beermann, München; Mona Behrens, Wietze; Ralph Ropertz, Pinneberg; Michael Weinert, Arnsberg; Bernd Eggert, Pfedelbach; Sabine Willumeit, Lich-tenfels; Thomas Weitzel, Liederbach; Ernst Koß, Lünen; Manfred Döbel, Darmstadt; Winfried Trieb, Freimersheim; Klaus Schmidt, Teising; Dieter Bohse, Leipzig; Hartmut Osterburg, Hörstel; Helmut Hirsch-berger, Köln; Manfred Niehus, Hamburg.
Cartoon
@La
ppan
-Ver
lag,
Ger
hard
Glü
ck
V iele Leute müssen mit ihrer Ent-
täuschung leben«, hat Al Bundy
mal gesagt, »aber ich muss mit
meiner schlafen.« Da hat er aber noch
Glück gehabt. Denn ehe man sich’s ver-
sieht, geht’s im Ehebett frostiger zu als
im Grenzgebiet zwischen Nord- und
Südkorea. Manche Männer wären schon
froh, wenn die Gattin nach dem alten
Motto »In der Not hilft nur Schrot« mit
dem Gewehr unten an der Treppe war-
ten würde. Denn das hieße doch: Sie
interessiert sich für mich! Sie will mich
abknallen! Interesse ist schon viel nach
40 Jahren. In manchen Ehen spricht
man nach 70 Jahren nicht mehr von
»Gnadenhochzeit«, sondern von »Gna-
denschusshochzeit«. Wenn man über-
haupt noch spricht. Verheiratete Män-
ner übrigens leben angeblich länger als
ledige. Das ist natürlich Unsinn. Es
kommt ihnen nur länger vor. Für Ab-
wechslung kann eine Zweitehe sorgen
(anderer Ausdruck für Zweitehe: »Tri-
umph der Hoffnung über die Erfah-
rung«). Man muss es ja nicht gleich
übertreiben wie die Hollywoodstars,
die alle zwei Jahre mit einem neuen
Teilzeitbegatter zum Altar rennen we-
gen der tollen Fotos. Einsam (sic!) füh-
rend in der Disziplin des Multimatri-
moniums ist weiterhin Liz Taylor, die
mal sagte, sie sei schon froh, wenn ihre
nächste Ehe die Haltbarkeit von Joghurt
überdauert. A propos Joghurt: In einem
Internetforum wird ernsthaft die Frage
diskutiert, ob es einen Gewaltakt dar-
stellt, seine Frau mit Joghurt zu be-
werfen. Zwischenstand der Debatte:
Himbeerjoghurt mit Stückchen ist
gemein, Naturjoghurt dagegen okay.
»Veilchenhochzeit« nach 15 Jahren?
Das Wort kaschiert doch nur notdürftig
die körperlichen Folgen einer unglück-
lichen Zweisamkeit. Also denken Sie
rechtzeitig an Jerry Lee Lewis’ mahnen-
de Worte: »Es mag viele Gründe geben
für die Scheidung, aber der Haupt-
grund ist und bleibt die Ehe.«
Imre Grimm
GRIMMS MÄRCHEN
F I Y U F K G BE I N L E N K E N A A L R E U S E
D U O D I S K O N T U N M U TZ E N T R U M E R F O L G L E R
A T A S P N A M E A A SA L L E S A L L E R H E N G S TS L O A B B A U E I N I G E A
I B A N I N K L V E N E A NN L T B A L Z
S I E G G E L BK E N I A O R K U S
S E N O M AK E R L L K H M
R U M I R O S SE R B S E S A L A T
K L U G M T AM U E D E E F R I E W I G
M O R E G O N A T H E N E RZ A N K T O G O K A R G L E A
A U C H T E I L A K T RM E T H O E R E R A U L A R Z
S T R A S S E B E R N E L E NT E A M S E V E N A B S A G E
W E R T F E S T G A U N E R E I
Lösung Februar 2011: DISKUSSIONSRUNDE
»Komm runter, Bernhard! Vielleicht vergeb ich dir!«
42 | kompakt | März 2011
> MEIN ARBEITSPLATZ
Ein bisschen Alchemie»Ich kann etwas verändern – das
ist mit das Reizvollste an meiner
Arbeit. Als Lack-Laborantin ent-
wickele ich neue Lacke für unterschied-
liche Untergründe. Dazu teste ich im
Labor verschiedene Rohstoffe und Subs-
tanzen, um zu schauen, ob sich daraus
ein neuer Lack entwickeln lässt. Ich kann
dafür sorgen, dass diese Produkte immer
umweltverträglicher und nachhaltiger
werden. Meine Arbeit ist ein Mix aus Pio-
nierarbeit und Alchemie. Ich bin von der
ersten Anforderungsbeschreibung eines
Kunden, der einen neuen Lack haben
möchte, bis zum Probelauf unseres
fertigen Produktes auf der Produktions-
anlage des Kunden an allen Entwick-
lungsschritten beteiligt. Das ist spannend
und sehr kreativ.
Als ich mit 17 Jahren bei BASF Lacke &
Farben meine Ausbildung begann, woll-
te ich Chemie-Laborantin werden. Hier
am Standort in Köln wurden damals
aber nur Lack-Laboranten ausgebildet.
Heute bin ich froh darüber, denn ich
habe einen inter-
national sehr ge-
fragten Beruf –
und einen siche-
ren Arbeitsplatz.
Ich musste allerdings im Laufe meines
Berufslebens mehrfach umziehen – von
Köln nach Münster, weiter nach Berlin,
wieder zurück nach Köln und zwischen-
durch noch mal nach Münster. Man muss
beweglich sein.
Ich arbeite in Gleitzeit und bin meis-
tens schon so gegen sieben Uhr mor-
gens im Labor. Wir entwickeln hier
weiße Oberflächen-Lacke – sogenannte
Opaks – für Holzfenster. Die Anforderun-
gen an unsere Lacke wachsen ständig
mit den Veränderungen der verwendeten
Hölzer: Sie sollen so robust sein wie der
Trabbi und so viel Hightech in sich ha-
ben wie ein Mercedes. Bei der Entwick-
lungsarbeit rede ich mit allen – unserem
Marketing, unseren Außendienstleuten,
natürlich mit dem Kunden, den Rohstoff-
lieferanten und den Kollegen in der Pro-
duktion. So habe ich eine hohe
Produkt- und Entwicklungsver-
antwortung, die mir Spaß macht.
Aufgezeichnet von Axel Schappei
Volles Regal: Lack-Laboranten sollten besser nicht farbenblind sein.
Foto
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Lust auf mehr? Wir haben ein Video von Inge Ludwigs farbigem Arbeitsplatz produziert. Dazu gibt’s Informationen, wie man den Beruf erlernen kann. Das alles und viel mehr auf: www.kompakt.igbce.de
»Ich entwickele selbst Produkte,
auf die ich sehr stolz bin.« «
INGE LUDWIG (46) ist Lack-Laborantin bei AkzoNobel Deco in Köln
Höhepunktedes Baltikums
Blick auf Riga Ihre Reiseroute Bus Flug
Baltikum Rundreise
Reisetelefon: 01805 – 944 223(Festnetzpreis 0,14 €/Min., höchstens 0,42 €/Min. aus Mobilfunknetzen)
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Änderungen vorbehalten, maßgeblich ist die Reisebestätigung, die Sie nach Buchung erhalten. Daraufhinwird eine Anzahlung von 30 % (mind. 25,– €) auf den Reisepreis fällig. Restzahlung 30 Tage vor Reisean-tritt, anschließend erhalten Sie Ihre Reiseunterlagen.Reiseveranstalter: DGB-Reisen GmbH · 44137 Dortmund
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Entdecken Sie mit uns das „Neue Europa“ und las-sen Sie sich von der Vielfalt der drei baltischenStaaten verzaubern.
Ihr Reiseverlauf1. Tag: Anreise Linienflug mit airBaltic von Deutschlandvia Riga nach Vilnius. Empfang durch Ihre deutsch -sprachige Reiseleitung und Transfer in Ihr Hotel.
2. Tag: Vilnius – Klaipeda (ca. 300 km) Auf einer Stadt-rundfahrt lernen Sie die wichtigsten Sehenswürdigkeitenwie die Kathedrale von Vilnius, die Peter-Paul-Kirche, dasgotische Ensemble, die Kapelle der Morgenröte mit derMadonna von Vilnius und den Geminas Turm kennen. Weiter geht es nach Traken. Sie besuchen hier die be-rühmte Wasserburg, Weiterfahrt nach Klaipeda.
3. Tag: Kurische Nehrung (ca. 80 km) Nach einem Alt-stadt rundgang durch Klaipeda erwartet Sie heute einganz besonderes Naturerlebnis. Die Kurische Nehrungtrennt das Kurische Haff von der Ostsee. Eine kurze Fähr-fahrt bringt Sie in eine Region, die für ihre Dünen- undStrandlandschaften bekannt ist. Besich tigen Sie Nida mitder größten Wanderdüne Europas und das Thomas Mann-Haus, bevor es zurück nach Klaipeda geht.
4. Tag: Klaipeda – Riga (ca. 300 km) Ihre Fahrt führt Sienach Siauliai, wo Sie den berühmten Berg der Kreuzebesich tigen. Danach geht es nach Rundale zum wunder -schönen Barockschloss. Anschließend Weiterfahrt in dieHauptstadt Lettlands, nach Riga.
5. Tag: Riga Während einer Stadtrundfahrt mit Alt-stadtrundgang lernen Sie heute Riga kennen. Neben derJohannis-Kirche, dem Dom, dem Pulverturm und derKleinen und Großen Gilde sowie den Jugendstilstraßender Neustadt bietet diese Metropole vieles mehr.
6. Tag: Riga – Lahemaa Nationalpark (ca. 400 km)Heute führt Sie Ihr Weg zunächst ins estnische Tartu. Besichtigen Sie das klassizistische Universitätshaupt -gebäude und die Johannis kirche. Anschließend geht es inden Lahemaa Nationalpark. Der landschaftlich beein-druckende Park beherbergt zahlreiche Tierarten. Zu den architektonischen Juwelen zählen die prachtvollen Herrenhäuser des deutsch-baltischen Adels.
7. Tag: Lahemaa Nationalpark – Tallinn (ca. 90 km) Be-sich tigen Sie am Morgen den Lahemaa Nationalpark mitden beeindruckenden Gutshäusern Palmse und Sagadi.Um die Mittagszeit erreichen Sie dann die HauptstadtEstlands, Tallinn, die Sie mit ihrem mittelalterlichenStadtkern verzaubern wird. Sie lernen den Domberg unddie Unterstadt mit ihren Sehenswürdigkeiten kennen.Inkl. Abendessen in der Altstadt.
8. Tag: Abreise Transfer zum Flughafen und Rückflugvia Riga nach Deutschland.
Inklusivleistungen pro Person
• Linienflug mit airBaltic von Deutschland nach Vilnius undzurück von Tallinn nach Deutschland in der Economy-Class(jeweils via Riga) • Alle Flughafensteuern, Sicherheits -gebühren, Ausreisesteuern u. Luftverkehrssteuer (8,– €)• Übernachtungen: 1 x im 4-Sterne Hotel Best WesternVilnius in Vilnius; 2 x im 4-Sterne Hotel Klaipeda in Klai-peda; 2 x im 4-Sterne Hotel Maritim Park in Riga; 1 x im4-Sterne Hotel Gutshaus Vihula Manor im Lahemaa Nationalpark; 1 x im 4-Sterne Hotel von Stackelberg inTallinn • Unterbringung im Doppelzimmer mit Bad oder Dusche/WC, Telefon und TV • Täglich Frühstück undAbendessen • Abschiedsabendessen in der Altstadt vonTallinn im Rahmen der Halbpension • Rundreise undTransfers im klimatisierten Reisebus • Stadtrundfahrten,
IG BCE-Mitgliederreisen
• Top-Qualität: ausgesuchte 4-Sterne Hotels in bester Lage• Inkl. Ausflug auf die Kurische Nehrung• Inkl. Besichtigung und Übernachtung im Lahemaa Nationalpark
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Kennziffer: 55556 Buchungscode: VNOA02Vorauss. Flugzeiten: HINFLUG ab Berlin-Tegel 14.00, ab Düsseldorf13.25, ab München 14.25, ab Frankfurt 15.20 Uhr an Vilnius 21.05 UhrRÜCKFLUG ab Tallinn 08.35 Uhr an Berlin-Tegel 12.35, an Düsseldorf12.35, an München 13.40, an Frankfurt 14.20 Uhr (jeweils Ortszeit).Wunschleistungen p. P.: Einzelzimmerzuschlag Saison A 219,– €, SaisonB – D 245,– €. Rail & Fly ab 25,– € pro Strecke. Zusätzliche Kosten vorOrt: Trinkgelder für örtliche Reiseleiter und Busfahrer. Mindestteil -nehmerzahl: 25 Personen (Bei Nichterreichen behalten wir uns vor, dieReise bis 30 Tage vor Reiseantritt abzusagen). Hinweise: Ausgeschriebene Hotelklassifizierungen beruhen auf der Landeskategorie. Programm -änderungen vorbehalten.
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