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Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie kompakt VOR ORT 16 000 Beschäftigte demonstrieren bei RWE für mehr Geld TENDENZEN Was ein Arbeitsmarktforscher für das Jahr 2011 erwartet TIPPS Welche Änderungen uns 2011 bei Gesundheit und Arbeitslosigkeit bevorstehen Nr. 01 I JANUAR 2011 www.igbce.de Ein Blick in die Zukunft Neue Werkstoffe und Technologien verändern die Welt. Viele sind heute bereits Teil unseres Alltags. Und sichern Wachstum und Arbeitsplätze.

kompakt Januar 2011

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kompakt - das Mitgliedermagazin der IG BCE

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Page 1: kompakt Januar 2011

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

kompakt

VOR ORT 16 000 Beschäftigte demonstrieren bei RWE für mehr Geld

TENDENZEN Was ein Arbeitsmarktforscher für das Jahr 2011 erwartet

TIPPS Welche Änderungen uns 2011 bei Gesundheit und Arbeitslosigkeit bevorstehen

Nr. 01 I JANUAR 2011 www.igbce.de

Ein Blick in die ZukunftNeue Werkstoffe und Technologien verändern die Welt. Viele sind heute

bereits Teil unseres Alltags. Und sichern Wachstum und Arbeitsplätze.

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3kompakt | Januar 2011 |

>UNTER UNS

ermutlich wissen die wenigsten Menschen, um was es sich

handelt, wenn von Graphen die Rede ist. Dabei könnte dieses

neuartige Material schon in naher Zukunft unseren Alltag ver-

ändern. Seine Entdecker, Andre Geim und Konstantin Nowoselov, haben

denn auch in diesem Jahr den Nobelpreis für Physik erhalten. Und das war

eine gute Entscheidung. So ist Graphen hundertmal stärker als Stahl und

könnte mit dieser Beschaffenheit den Flugzeug- oder Automobilbau

revolutionieren. Als elektrischer Leiter funktioniert Graphen darüber

hinaus ähnlich gut wie Kupfer, und es gilt als der beste Wärmeleiter unter

allen bekannten Materialien.

MIT DIESEN REKORDWERTEN eignet sich Graphen, wie wir finden, sehr

gut, um das erste große kompakt-Thema in 2011 ins Bild zu setzen.

Wir werfen in diesem Monat einen Blick in die Laboratorien der Zukunft

und stellen Werkstoffe und Technologien vor, die der Menschheit bislang

ungeahnte Möglichkeiten des Arbeitens und Lebens eröffnen. Das Titelbatt

dieser Ausgabe zeigt daher keine abstrakten Landschaften, wie man

vermuten könnte, sondern ein Netzwerk zweidimensionaler Verbindungen

aus Kohlenstoffatomen – eben Graphen.

ABSCHIED NEHMEN wir mit dieser Aus-

gabe von einem Kollegen, der wie kaum ein

anderer unser Mitgliedermagazin und das

gewerkschaftliche Erscheinungsbild in der

Öffentlichkeit geprägt hat. Christoph Meer

wechselt in die passive Phase der Alters-

teilzeit – nach 28 Jahren hauptberuflicher

Pressearbeit, zunächst für die IG BE, dann für die IG BCE. Ein Freund der

Kohle wie der Klarheit des Wortes, ein feinsinniger Genießer, dessen

strategische Gabe wir ebenso schätzen wie seinen schier unerschöpflichen

Vorrat schottischer Anekdoten. Wir sagen: Danke für alles und Glück auf!

Da staunt auch Daniel Düsentrieb

CHRISTIAN HÜLSMEIER

Chefredakteur

[email protected]

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Foto: picture alliance/Illustration: Jannik C. Meyer, U. C. Berkeley

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4 | kompakt | Januar 2011

Warnstreiks bei RWE-PowerAb fünf Uhr morgens standen die Bagger still: 16 000 Be-

schäftigte legten beim Energiekonzern die Arbeit nieder.

Von Anfang an dabeiBei der Recklinghäuser Tagung wird seit 40 Jahren über

Integration und Zusammenleben diskutiert.

Alles fl ießtFlüssigkristalle sind für Displayhersteller weltweit unver-

zichtbar. Wie Marktführer Merck sie herstellt, zeigt unsere

Betriebsreportage.

VOR ORT 21–29

IMMER IM HEFT

03 Unter uns06 Aktuelles08 Heims Homepage20 Leserforum/Impressum30 Einer von uns*40 Rätsel41 Glück & Glosse42 Mein Arbeitsplatz* Die Landesbezirke Nordost, Nordrhein, Westfalen und Rheinland-

Pfalz/Saarland berichten auf dieser Seite über Jubilarehrungen.

Titelbild: picture alliance/Illustration: Jannik C. Meyer, U. C. Berkeley

12 Blick in die Zukunft Neue Werkstoffe und Technologien verändern die Welt.

Und sichern Wachstum und Arbeitsplätze.

16 Das ist unser Aufschwung Die Chemietarifrunde steht vor der Tür. Die IG BCE

fordert eine kräftige Erhöhung der Entgelte.

18 Kohle gerettetKein Bergmann fällt ins Bergfreie. Eine neue EU-Beihilfe-

regelung sichert den Steinkohlenbergbau bis 2018.

32 Jetzt noch nocher!Warum Innovation zu den schrecklichsten Floskeln der

Werbung gehört.

34 »Keine übertriebenen Erwartungen«Joachim Möller, Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt-

und Berufsforschung über den deutschen Arbeitsmarkt.

36 Neu in 2011Durch neue Gesetze und Verordnungen ändert sich für

Arbeitnehmer zum Jahreswechsel vieles. kompakt erläutert die wichtigsten Neuerungen.

TITEL

THEMEN

TENDENZEN

TIPPS

11 StandpunktMichael Vassiliadis über die Aussichten für 2011.

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5kompakt | Januar 2011 |

>INHALT JANUAR 2011

12 In die Zukunft geschaut Neu ab 2011 36

18 2018 steht Viel Fingerspitzengefühl 42

Jetzt noch nocher! 32

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6 | kompakt | Januar 2011

Klima gerettet?MIT DEN WAHRZEICHEN der Welt unter Wasser mahnten Umweltaktivisten die Länder der UN-Klimakonferenz vor den Folgen der Erderwärmung. Doch außer Bolivien feierten alle Teilnehmerländer den Gipfel im mexikanischen Cancún als einen Erfolg – auch die Bundesregierung. Ganz anders sehen das Industrie, Umweltver-bände und Opposition: Sie kritisieren, dass sich die 194 Staaten zwar auf die dringend notwendige Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad geeinigt haben. Doch wie das Ziel erreicht werden soll, bleibe weiter offen. Auch die IG BCE setzt sich dafür ein, nicht nur weitere Konferenzen zu veranstalten, sondern stärker als bisher technische Innovationen wie die CCS-Technologie für saubere Kohleverstromung voranzutreiben.

BILD DES MONATS

DIESER LEERE STUHL steht für die Unterdrückung der Menschenrechte in China. Denn neben Thorbjoern Jagland, Vorsitzender des Friedensnobelpreiskomitees, sollte eigent-lich der Menschenrechtler Liu Xiaobo Platz nehmen. Doch der Nobelpreisträger sitzt Tausende Kilometer entfernt in einem

chinesischen Gefängnis und verbüßt eine elfjährige Haft-strafe. Denn die Supermacht China hält wenig von Menschen- und Bürgerrechten und verfolgt deren Vertreter schonungs-los. Erstmals seit 1936 kann der Träger dieses Nobelpreises nicht an der Zeremonie in Stockholm teilnehmen.

AUFREGER DES MONATS

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7kompakt | Januar 2011 |

>AKTUELLES

Gegen LohndumpingDIE TARIFGEMEINSCHAFT Christlicher Gewerkschaften für

Zeitarbeit und Personalserviceagenturen (CGZP) ist nicht

tariffähig und darf künftig keine Tarifverträge mehr abschlie-

ßen. Das hat das Bundesarbeitsgericht (BAG) entschieden.

Wegen geringer Mitgliederzahlen und mangelnder Durchset-

zungsfähigkeit sprach das Gericht der CGZP die Tarifmächtig-

keit ab. Die IG BCE

begrüßt das Urteil als

ein »gutes Signal ge-

gen Lohndumping«.

Grundsätzlich gilt,

dass Leiharbeiter ge-

nauso zu bezahlen

sind wie die Stamm-

belegschaften. Mit ei-

ner Ausnahme – Tarif-

verträge genießen Vor-

rang. Scheingewerk-

schaften wie der CGZP

haben diese Regelung ausgenutzt und Tarifverträge mit unzu-

mutbaren Bedingungen für die Beschäftigten abgeschlossen.

Verleih-Unternehmen, die die Tarifverträge der Christlichen

Gewerkschaften anwenden, sind nach Auffassung der IG BCE

jetzt verpflichtet, den Leiharbeitern die Differenz zu den

Tarifentgelten der Stammbelegschaften nachzuzahlen. Dabei

sind Verfall- und Verjährungsfristen zu beachten. Leiharbeit-

nehmer, die IG-BCE-Mitglied sind und ihre Ansprüche einfor-

dern wollen, erhalten von der Gewerkschaft Rechtsschutz.

ZITAT DES MONATS

84 %DIE GRENZE zwischen Arbeitswelt und Privatleben ver-

schwimmt immer mehr: Über Handy und E-Mail sind 84 Pro-

zent der Berufstätigen außerhalb ihrer regulären Arbeitszeit für

Kunden, Kollegen oder Vorgesetzte erreichbar. Das zeigt eine

Umfrage des BKK-Bundesverbandes unter 2322 Berufstätigen

zwischen 18 und 65 Jahren. Selbst vor dem Schlafengehen ist

noch jeder fünfte Beschäftigte mit seinem Beruf beschäftigt,

prüft und beantwortet dienstliche E-Mails und SMS. Hinzu

kommt, dass rund die Hälfte der Befragten keiner regulären

Fünf-Tage-Woche nachgeht. Sie arbeiten immer häufiger an

den Wochenenden und an Feiertagen.

ZAHL DES MONATS

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Mehr Gerechtigkeit: Dafür steht die römische Göttin Justitia.

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»Ich kann mich nur rudimentär er-innern, was in meiner Amtszeit im Atommülllager Asse passiert ist.«

Erstaunliche Erinnerungslücken offenbart JÜRGEN RÜTTGERS (CDU) vor dem Untersuchungsausschuss zum Atommüll-endlager Asse des niedersächsischen Landtages. Als früherer Bundesforschungsminister war er von November 1994 bis Oktober 1998 für die Asse, in der Tausende Fässer mit radioaktivem Abfall lagern, zuständig. Er könne sich dennoch nicht erinnern, ob er bei seinem Amtsantritt über deren Existenz informiert worden sei, sagte Rüttgers. Insgesamt sei er nur dreimal mit Vorgängen aus der Asse befasst gewesen. Das Atommüllendlager gilt seit Jahren als einsturzgefährdet. Dem Bundesamt für Strahlenschutz zufolge läuft erstmals sogar Wasser in eine unterirdische Kammer mit Atommüll. Die radioaktive Belastung der Asse steigt damit weiter an.

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8 | kompakt | Januar 2011

> HEIMS HOMEPAGE

FOTOS Süßigkeiten

KOMMUNIKATION Tweet des Jahres 2010

NEBENSACHE Glückskekse

LEBENSHILFE Glücksarchiv

Ja, ich weiß, Weihnachten ist gerade erst vorbei und da gab es viel zu viel davon. Süßigkeiten – in allen For-men und viel zu großen Mengen. Das passende Fotoalbum bei Flickr.com beweist aber, dass nicht nur Schokolade glücklich macht. Die in kräftigen Farben aufgenommenen Fotos zeigen die ganze Vielfalt der süßen Verführungen. http://bit.ly/eezesG

Für die einen sind Tweets die Klo-sprüche der Neuzeit, für andere der letzte Schrei. Im Web 2.0 ist Twitter, der Austausch in Echtzeit, nicht mehr wegzudenken. Das zeigen auch die erstaunlichen Nutzerzuwachsraten. Und genau darum sucht Twitkrit.de auch den »Tweet des Jahres 2010«. Ich bin gespannt auf den glücklichen Gewinner. Und twittere fröhlich weiter.http://bit.ly/fNwhoj

Als ich neulich auf den Spuren der europäisierten chinesischen Küche in einem Restaurant unterwegs war, gab es da diese Glückskekse. Eigentlich ganz nett. Bis auf die ziemlich langweiligen »Weisheiten«. Gut, dass es im Internet dafür eine Lösung gibt. Ab jetzt nehme ich also das Glück selbst in die Hand und mache meine eigenen Glückskekse. http://bit.ly/fkRiEe

»Das Glücksarchiv will Anregungen geben, das Leben glücklich zu leben«, heißt es auf der Startseite des Glücksarchivs. Schön – sicher-lich ist da für manchen etwas dabei. Aber so ein fröhliches Thema mit so einer drögen Textwüste zu verunstalten – da fehlt mir irgend-wie der persönliche Zugang. Zum Glück? Nein – zu der Internetseite. http://bit.ly/hGHJSU

RUDOLF HEIMIG-BCE-Online-Redakteur | www.igbce.de

präsentiert interessante, manchmal auch ärgerliche Seiten aus dem Web

E-Mail: [email protected]

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Page 9: kompakt Januar 2011

Die betriebliche Gesundheitsförderung rechnet sich, denn sie macht nicht nur Ihre Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter, sondern auch Ihr Unternehmen fi t. Viele Unternehmen in Deutschland sind schon dabei.

Informieren Sie sich auf www.bundesgesundheitsministerium.de

Und welchen Anteil haben Sie an der Fitness Ihrer Mitarbeiter?

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Page 10: kompakt Januar 2011

10 | kompakt | Januar 2011

> AKTUELLES>

> Nicht mehr wettbewerbsfähig?»Wie konkurrenzfähig ist der

Standort Deutschland?«, fragten sich

die Redakteure des »magazin«, der

Mitgliederzeitschrift der IG Chemie-

Papier-Keramik, der IG Bergbau und

Energie und Gewerkschaft Leder

in der Februarausgabe 1997.

Die Arbeitslosigkeit lag bei über

zehn Prozent – viele Menschen

zweifelten, ob die deutsche Wirt-

schaft im globalen Wettbewerb noch

mithalten kann.

Immer mehr Unternehmen gaben

ihre Produktion in Deutschland auf

und verlagerten sie nach China,

Südostasien oder Südamerika. Viele

Arbeitgeber hierzulande nahmen

dies zum Anlass, um immer weitere

Entlastungen bei den Arbeitskosten

und Steuern zu fordern. Nur so

könnten sie konkurrenzfähig sein.

Doch diese »Dauerklage« wollten die

Redakteure nicht so stehen lassen.

Ihre These: Deutschland hat Qualitä-

ten, die anderorts selten zu finden

sind. Sie besuchten Betriebe, die vom

Standort Deutschland profitieren und

analysierten die vier großen Trümpfe

der deutschen Wirtschaft: Gut aus-

gebildete, motivierte Arbeitskräfte,

funktionierende Infrastruktur,

Innovationskraft sowie verlässliche

und kalkulierbare Rahmenbedingun-

gen. Faktoren, die auch 14 Jahre

später noch den Standort Deutsch-

land ausmachen.

D A M A L S . . . 1 9 9 7Titel des Jahres 2010 SIE kann uns begeistern, überraschen, und manchmal gefällt sie uns auch gar nicht – die Titelseite ist das Aushängeschild unserer Zeitschrift. Welches Motiv hat Ihnen 2010 am besten gefallen? Machen Sie mit beim Leserwettbewerb!

JANUAR

»Kern der Wirtschaft ist die Industrie«SPD-Chef Sigmar Gabriel im GesprächSeite 12–13

www.igbce.de

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie Nr. 04 April 2010

Nicht auf unsere Kosten!

Gesundheitsreform

Wer zahlt wie viel für unser Gesundheitswesen? Darauf will die schwarz-gelbe Koalition eine neue Antwort geben. Mit der ungerechten Kopfpauschale.Mit unfairen Zusatzbeiträgen für Arbeitnehmer. Das kann nicht richtig sein!

www.igbce.de

Betriebsratswahlen 2010

Damit im Unternehmen nicht alles schiefl äuftBetriebsräte sind wichtige Leute. Sie sorgen für soziale Balance im Unter-nehmen. Und für gute Arbeit. Für Schutz in der Krise. Und für Investitionen in Standort und Zukunft. Wir brauchen mehr Leute von diesem Format.

Weltklimagipfel in KopenhagenWas wurde erreicht, was bleibt an gemeinsamen Hausaufgaben?Seite 14–15

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie Nr. 01 Januar 2010

Hatz auf BetriebsräteIn einer Karlsruher Firma werden Arbeitnehmervertreter gemobbt,

bespitzelt und verklagt.

Seite 36–37

www.igbce.de

Es geht auch ohne Absturz

Arbeitsmarkt 2010

Die Krise ist noch nicht vorbei. Immer noch sind viele Arbeitsplätze gefährdet. Deshalb kämpfen wir weiter dafür, dass es nicht zu Entlassungen kommt. Jetzt heißt es dranbleiben, damit 2010 den Weg aus der Krise weist.

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie Nr. 02 Februar 2010

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

kompakt

VOR ORT Im Sommer stehen Azubi-Abschlussprüfungen an. Auch IG-BCE-Mitglieder prüfen dann ehrenamtlich

TENDENZEN Maahlzeit! Irgendwo zwischen Currywurst und Haute Cuisine sucht das Ruhrgebiet sein Leibgericht

TIPPS Wer gemobbt wird, muss sich Verbündete suchen – und Beweise für den Psychoterror sammeln

Nr. 5 I Mai 2010 www.igbce.de

Peter Bofi nger

»Es fehlt der Mut zu radikalen Reformen.« Interview Seite 18/19

Brückenbau mit Chemie-TarifEinmalzahlung für alle, Chancen auf Ausbildung

und Übernahme, Beschäftigungssicherung:

Der Tarifabschluss 2010 in der Chemie schlägt eine

Brücke von der Krise in den Aufschwung.

In sieben Tagen die Welt rettenKlimaneutral leben – Tagebuch eines SelbstversuchesSeite 38–39

www.igbce.de

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie Nr. 03 März 2010

Energie macht die Musik

Zukunft für die Industrie

Zuverlässig, sauber, bezahlbar. Dieser Dreiklang ist der Schlüssel für die zukünftige Energieversorgung Deutschlands. Noch beherrschen Misstöne die Debatte um ein neues Energiekonzept. Soll daraus Zukunftsmusik für unseren Industriestandort werden, müssen alle Energieträger abgestimmt zusammenwirken.

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

kompakt

VOR ORT Immer das Mitglied im Blick: Der »Kümmerer« ist in Westfalen unterwegs

TENDENZEN Immer voller Ideen: Gewerkschaftsjugend diskutiert die Krise

TIPPS Immer wieder spannend: Argumente für das gemeinsame WM-Erlebnis im Betrieb

Cup der Hoffnung

Ein IG-BCE-Mitglied erzählt vom Leben in Südafrika. Seite 31/33

Nr. 06 I JUNI 2010 www.igbce.de

Unglaublich: Finanzhaie haben schon wieder Oberwasser. Ihr schamloses Treiben muss beendet werden — dringender als je zuvor.

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

Spekulation auf unsere Kosten

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

kompakt

VOR ORT Arbeitsgericht soll über Leiharbeiter bei Wacker Chemie entscheiden

TENDENZEN Das föderalistische Bildungschaos bringt Eltern und Kinder in Not

TIPPS Wer früher in Rente geht, muss nicht unbedingt Abschläge in Kauf nehmen

Nr. 07/08 I JULI/AUGUST 2010 www.igbce.de

Straße unter StromDas Auto der Zukunft fährt elektrisch — vielleicht. Denn auf dem Weg zur Elektromobilität sind noch viele Fragen offen. Ein Werkstattbesuch.

Stephan Weil

Der Oberbürgermeister von Hannover über die kommunale FinanznotInterview Seite 18/19

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

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VOR ORT Was ein spuckender Knetevulkan jungen Menschen in Sachsen-Anhalt nützt

TENDENZEN Wieso Ölscheichs und andere Mächtige gern mit großen Klötzen bauen

TIPPS Wie man eine Gruppenreise plant, ohne in Schwierigkeiten zu kommen

Nr. 09 SEPTEMBER 2010I www.igbce.de

Gut gerüstet für die ZukunftHunderttausende Jugendliche beginnen gerade ihre Ausbildung. Und die IG BCE sorgt dafür, dass sie einen guten Start und gute Perspektiven haben.

Ofen aus?

Warum eine Aluhütte wegen hoher Strompreise ums Überleben kämpft. Seiten 31 —33

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

kompakt

VOR ORT IG BCE kämpft um die Ballonfabrik Everts in Datteln

TENDENZEN Wie Betriebsräte und Gewerkschafter den Aufbau Ost erlebt haben

TIPPS Warum man häufi ger im Büro schlafen sollte

Nr. 10 I OKTOBER 2010 www.igbce.de

Jetzt gehts um uns Es geht aufwärts in Deutschland. Banken und Währung sind gerettet, die Wirtschaft wächst wieder. Nun müssen auch alle vom Aufschwung profi tieren.

Hier folgt der Titel für Oktober 2010

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

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VOR ORT Der Mobilfunkanbieter O2 will 1100 Stellen abbauen — die IG BCE protestiert

TENDENZEN Was ein deutsch-türkischer Betriebsrat von der Integrationsdebatte hält

TIPPS Warum in Arbeitszeugnissen nicht immer die Wahrheit steht

Nr. 11 I NOVEMBER 2010 www.igbce.de

Bis nichts mehr geht Die Arbeitswelt fordert viel

von den Menschen. Oft mehr, als sie leisten können.

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

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VOR ORT Autozulieferer Saar Gummi ist insolvent – wie geht es für die Beschäftigten weiter?

TENDENZEN Unterwegs für mehr Gerechtigkeit – die bundesweiten Herbstaktivitäten der IG BCE

TIPPS Wenn ein Job nicht reicht – was bei mehreren Beschäftigungsverhältnissen zu beachten ist

Nr. 12 I DEZEMBER 2010 www.igbce.de

Bitte nicht alle in einen TopfViele meckern pauschal über Integrationsverweigerer. Den Menschen und der Wirklichkeit in unserem Land wird das nicht gerecht.

FEBRUAR MÄRZ APRIL

MAI JUNI JULI/AUGUST SEPTEMBER

OKTOBER

Elf Digitalkameras IXUS 105 von Canon, entsprechend der elf Titelblätter. Schreiben Sie den Monatsnamen des Titels Ihrer Wahl auf eine Postkarte und schicken Sie diese bis zum 17. Januar an uns. Welche Wahl Sie treffen, hat keinen Einfl uss auf die Gewinnchance. Bitte Postkarte senden an:kompakt-Redaktion, Stichwort: Titel des JahresPostfach 39 45, 30039 Hannoveroder E-Mail an: [email protected]

NOVEMBER DEZEMBER

. . . und das können Sie gewinnen:

Page 11: kompakt Januar 2011

11kompakt | Januar 2011 |

Dieses Jahr kann unser Jahr werden

Es ist immer wieder aufregend zu er-

leben, mit welch ungeheurem Tempo

sich Wissen und Technik weiterent-

wickeln. Unsere Fähigkeit, Neues zu ent-

decken, das dann in der industriellen Produk-

tion und im Alltag anzuwenden, erweist sich

als ungebrochen. In der Krise jedoch ist die

Zukunft ein wenig aus dem Blick geraten.

In Wirtschaft, Politik und Gesellschaft

waren alle – notgedrungen – fast aus-

schließlich mit dem Heute beschäf-

tigt. Jetzt, im Aufschwung, ist es

höchste Zeit, wieder ernsthaft

nach den Perspektiven unseres

Landes und seiner Menschen

zu fragen: Wie wollen wir

morgen arbeiten und leben?

UNSERE AUFGABE wird es

sein, den ungeordneten Fort-

schritt an Wissen und Technik

so zu gestalten, dass daraus ein

Fortschritt in den Lebensverhältnis-

sen möglichst aller Menschen entsteht.

In diesem Sinne sind Fortschritt und Nachhal-

tigkeit unsere großen Ziele nicht nur für dieses

Jahr, sondern für das neue Jahrzehnt insge-

samt. Unsere IG BCE kann und wird ein Mo-

tor der Debatte sein, wie wir neue Technolo-

gien so einsetzen, dass wir an Wohlstand und

sozialer Gerechtigkeit gewinnen und zugleich

die natürlichen Lebensgrundlagen bewahren.

EINE UTOPIE muss das nicht bleiben, solange

wir uns bewusst sind: Nichts kommt von

allein, weder Gutes noch Schlechtes. Natür-

lich wird es immer Auseinandersetzungen ge-

ben, ob zum Beispiel genveränderte Lebens-

mittel oder neue Kraftwerke echten Fortschritt

oder eine Fehlentwicklung darstellen. Zu-

kunft, Fortschritt und Nachhaltigkeit müssen

Themen gesellschaftlicher und wirtschafts-

politischer Debatten sein. Aber wer sich da

hineinbegibt, von dem erwarten wir Vernunft

und Verantwortung in der Argumentation.

MIT SIEBEN LANDTAGSWAHLEN wird 2011

ein hochpolitisches Jahr. Mit Weichenstel-

lungen für mehr oder weniger sozialen Fort-

schritt, mit mehr oder weniger Chancen

für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.

Sorgen wir also gemeinsam dafür, dass 2011

zum guten Auftakt eines fortschrittlichen

Jahrzehnts wird.

>STANDPUNKT

»Fortschritt und Nachhaltigkeit,

das sind unsere Ziele für 2011

und das neue Jahrzehnt.«

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MICHAEL VASSILIADIS Vorsitzender der IG BCE

[email protected]

Page 12: kompakt Januar 2011

12 | kompakt | Januar 2011

> TITEL INNOVATION

Taktgeber der Zukunft

An der Oberbaumbrücke in der Hamburger Hafencity öffnet im August diese Wasser-stoff-Tankstelle. Sie versorgt erst Busse, später auch Pkws, die von umwelt-schonenden Brennstoffzellen angetrieben werden. Niemand weiß indes, wann die Technologie reif für den Massenmarkt ist.

E in einziger Blick genügt. Das Mo-

biltelefon, das die Zugnachbarin

da aus ihrer Handtasche nestelt,

ist viel zu groß. Mindestens fünf Jahre

alt. Auch abends vorm Fernseher ist die

Sache sofort klar. Der Kommissar findet

die Leiche, greift aber nicht zum Telefon.

Aha, der Krimi stammt aus der Zeit, als

Handys noch selten waren. Muss mehr

als 15 Jahre her sein.

Irgendwann bemerkt es jeder von uns:

Die Industrie liefert technische Neue-

rungen in immer höherem Tempo. Und

viel spricht dafür, dass sich die Men-

schen am Arbeitsplatz, als Konsumenten

oder als Patienten bald an einen noch

höheren Innovationstakt gewöhnen

werden. Wie bei den Telefonen dürften

zahlreiche dieser Neuerungen – wenn

auch nicht alle – den Menschen am Ar-

beitsplatz und privat Vorteile bringen.

Die neuen Taktgeber tragen Namen wie

Nanotechnik, Biotechnik, Gentechnik,

Leichtbautechnik oder Katalyse.

Aber diese Begriffe sind nicht trenn-

scharf, überschneiden sich an vielen

Stellen. Unternehmen wie der Chemie-

Weltmarktführer BASF orientieren ihre

Innovationsstrategien deshalb »nicht an

technologischen Einzelentwicklungen,

sondern an grundlegenderen Trends«,

sagt Waldemar Helber, BASF-Betriebsrat

und dort Vorsitzender des Wirtschafts-

ausschusses. BASF hat im Spätherbst

beschlossen, allein für den Stammsitz

Ludwigshafen mit seinen 33 000 Be-

schäftigten bis 2015 neun bis zehn Mil-

liarden Euro zu investieren. Das ist viel

NANOTECHNIK, BIOTECHNIK, KATALYSE – Namen, die wie eine Verheißung klingen. Sie stehen für Verfahren, mit denen Unternehmen neue Produkte entwickeln – und für das, was wir Innovation nennen. Ein breiter technologischer Generationswechsel steht uns bevor – und viele Mitglieder der IG BCE gestalten ihn in ihren Betrieben mit.

Foto: BASF Information Services

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Page 13: kompakt Januar 2011

13kompakt | Januar 2011 |

Geld, dessen Einsatz sich lohnen muss.

Deshalb beobachten Unternehmen wie

die BASF genau, welche weltweiten

Trends – beispielsweise steigende Ener-

giekosten, Verstädterung, knappere Roh-

stoffe, Bevölkerungswachstum – breite

Nachfrageströme auslösen. Wo sich die

Ströme vereinen, wird das künftige

Wirtschaftswachstum besonders hoch

liegen, entstehen neue Arbeitsplätze,

ballen sich die Innovationen.

Aus solchen strategischen Überlegun-

gen entschied sich BASF vor vier Jahren,

Weltmarktführer für Katalysestoffe zu

werden und das bis dahin führende Un-

ternehmen Engelhard zu kaufen. Kata-

lysatoren sind Schlüsselstoffe, die allein

durch ihre Anwesenheit chemische Re-

aktionen erzeugen oder erleichtern.

Die Bedeutung dieser Stoffe wächst

stürmisch. Sie sorgen dafür, dass auch

bei niedrigeren Temperaturen chemi-

sche Reaktionen ausgelöst werden – und

helfen damit, Energie zu sparen. Das ist

wichtig, weil die Industrie ihre konven-

tionellen Möglichkeiten zur Einsparung

von Industriestrom – Wärmedämmung

und -recycling – vielfach ausgereizt hat.

Andere Firmen können durch sie die

Grundstoffe besser nutzen. Oder beide

Effekte nutzen. Wer da nicht mitkommt,

gefährdet Kapital und Arbeitsplätze.

Katalysatoren gehören vielfach zu

den Nanostoffen – Materialien in der

Größenordnung von Millionstel Milli-

metern. Der Hamburger Professor für

Physikalische Chemie, Horst Weller,

wagte Ende November dazu eine

»Steam-Cracker« – hier eine Anlage der BASF – zerspalten unter Wasserdampf die Moleküle von Rohbenzin oder Erdgas in Grundchemikalien. Sie sind der Eingang zur heutigen Petrochemie.

FORSCHUNGSFAKTOR BILDUNG

Nach einer EU-Vergleichsstudie steht die Innovationskraft der deutschen Wirt-schaft auf Platz zwei hinter Finnland. Ob das so bleibt, hängt auch von der Entwicklung der Fachkräftezahlen und der Leistungsfähigkeit des Ausbildungssys-tems ab. Hier muss Deutschland laut der jüngsten PISA-Studie noch nachlegen. Das Ziel, zehn Prozent des Sozialprodukts in Forschung und Bildung zu leiten, liegt zudem noch weit entfernt. Dabei sind Investitionen in Bildung, Forschung und neue Technik, ob seitens der Unternehmen oder des Staates, entscheidend für die Zukunft. Denn Arbeitsplätze und Wohl-stand hängen davon ab.

Page 14: kompakt Januar 2011

14 | kompakt | Januar 2011

> TITEL INNOVATION

kühne Prognose. »Nano wird dazu bei-

tragen«, sagte er in der IG-BCE-Haupt-

verwaltung in Hannover, »in diesem

Jahrhundert die wesentlichen techno-

logischen Probleme zu lösen.«

Weller sprach anlässlich der Vorstel-

lung einer Studie über die Zukunft der

Nanotechnik, die die IG BCE gerade ge-

meinsam mit der Hans-Böckler-Stiftung

erstellt hat. Ergebnis: Stoffe, deren Größe

sich zur sichtbaren Welt verhält wie ein

Fußball zum Erdball, fließen künftig in

fast alle technologischen Neuerungen

ein. Und sind schon jetzt existent – bei-

spielsweise in den Displays von Mo-

biltelefonen, auf schmutzabweisender

Keramik oder in Fensterputzmitteln mit

Langzeitwirkung.

FASZINIEREND ist die Festigkeit be-

stimmter Nanostoffe. Winzige Kohlen-

stoffröhren (»Nanotubes«) geben Werk-

stoffen einen vervielfachten Halt. Das

freut die Bayer AG, die im letzten Jahr die

Herstellung solcher Teile in Leverkusen

aufnahm. Niemand kann derzeit verläss-

lich aufzählen, an wie vielen Arbeitsplät-

zen die Röhrchen schon im Einsatz sind.

Sicher ist: Sie regen die Kreativität an.

Denn sie erlauben den Bau von Wind-

generatoren mit zuvor unvorstellbarer

Rotorgröße – und besonders winziger

Generatoren, die bislang unrentabel

waren. Eng mit den Nanotubes ver-

wandt sind die flachen Kohlenstoffgitter

namens Graphen, für die es 2010 den

Physik-Nobelpreis gab (siehe unser Titel-

bild und »Unter Uns« auf Seite 3).

Ein ganz anderes Innovationsfeld stellt

die industrielle Biotechnologie dar. Sie

hat das Zeug, das knapper werdende

Erdöl und Erdgas eines Tages umwelt-

schonend durch nachwachsende Roh-

stoffe wie Holz, Gras oder Algen zu er-

setzen. Mikroalgen beispielsweise sind

Immer wieder sind es einzelne Erfi nder und Erfi ndungen, die der Technik eine neue Richtung geben.

1 | ER FAND DIE LÖSUNG:Christian Hying und die von ihm mit Kollegen erfundene Akkufolie »Separion«.2 | ALGEN MACHEN ES RICHTIG:Sie vermehren sich rasant und speichern große Mengen CO2. 3 | STROM AUS LICHT:Eine Mitarbeiterin prüft per Lupe die Qualität hauchdünner Streifen aus Solarmodulen der Firma Schott.4 | WALDEMAR HELBER: Der Spezialist des BASF-Betriebsrats weiß, warum der Konzern vor Ort investiert.

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Page 15: kompakt Januar 2011

15kompakt | Januar 2011 |

genügsam, wachsen zehnfach schneller

als Pflanzen und verbrauchen entspre-

chend mehr CO2, sogar aus industriel-

lem Abgas. Unternehmen wie e.on

Hanse oder Vattenfall wollen deshalb

die grünen Pflanzen dazu nutzen, das

Klimagas förmlich aufzufressen.

Das Spektrum der Biotechnologie ist

groß. Da gibt es die weiße Technologie.

Sie nutzt – energiesparend bei Zimmer-

temperatur – Bakterien, Hefen oder En-

zyme, um in geschlossenen Gefäßen

Käse, Waschmittel oder Pillen herzustel-

len. Oder die grüne Biotechnik: Gene-

tisch oder durch Züchtung veränderte

Pflanzen liefern höhere Erträge und

halten bestimmten Schädlingen, Wetter-

bedingungen oder künstlichen Stoffen

stand. Ohne diese Technik wird es kaum

gelingen, genug Lebensmittel für eine

wachsende Welt zu produzieren.

Die Aufzählung der Innovationen und

Innovatoren ist nie vollständig – immer

kommen neue hinzu. Und immer wie-

der sind es einzelne Erfinder, die der

Technik eine ganz neue Richtung geben.

So auch bei den Elektroautos. Viele Un-

ternehmen versuchen bislang, den nöti-

gen elektrischen Strom zu speichern, in-

dem sie Handy- oder PC-Akkus bündeln.

Denn größere »Lithium-Ionen«-Akkus

zu bauen schien unmöglich. Niemand

verfügte über ein ausreichend dichtes

und hitzebeständiges Trennelement

DIE TECHNISCHE INNOVATION IST AUF VIELEN PFADEN UNTERWEGS

Organische LEUCHTDIODEN oder englisch »organic light emitting diodes« (OLED) nennen sich »organisch«, weil sie das besonders vielseitige Atom »C« – Kohlenstoff – benutzen, ohne das es auf der Erde kein Leben gäbe. Das »C« erlaubt, Leuchtdioden in hauchdünne Folien zu integrieren und so biegsame oder aufrollbare Bildschirme zu produzie-ren. Die Dioden können aber auch Metalle oder andere Stoffe unmittelbar zum Leuchten bringen. Zudem ist die Herstel-lung der OLEDs preisgünstig. Kürzlich gelang es, die Technologie umzudrehen, um aus Licht Strom zu machen – die folienfähige Solarzelle war geboren.

MIKROFLOATVERFAHREN: Früher kannten die Menschen hitzefeste Gläser, die durch Einbindung des chemischen Elements Bor entstanden, als Jenaer Glas. Heute gibt es für solches Borosili-katglas diverse Handelsnamen, darunter Pyrex und Duran. Erst seit wenigen Jahrzehnten gibt es das Float-Verfahren, das fehlerfreies Glas erzeugt, weil die Glasschmelze vor dem Erstarren span-nungsfrei über fl üssiges Zinn gleitet. Eine Synthese beider Technologien ist nun der Renner in Labors: Proben werden auf hauchdünne Microfl oat-Gläser (Foto) aus Borosilikat aufgebracht, mit großer Kostenersparnis.

Zur NANOMECHANIK gehören Nano-roboter (»Nanobots«), gerade einmal molekülgroße Mini-Maschinen, die sich selbst bewegen und etwas anderes zerlegen, zusammensetzen oder justieren können. Im vergangenen Jahr gab es Berichte von ersten erfolgreichen Gehversuchen solcher Minis mittels atomdünner Beinchen. Ihr wichtigstes Anwendungsgebiet aus heutiger Sicht: die Medizin. Als Medikamententranspor-ter werden sie sich zwischen Blutkörpern bewegen und in Zellen vordringen. Manche Wissenschaftler glauben aber auch, dass Nanobots später Schalter im menschlichen Hirn betätigen werden.

zwischen den beiden Strompolen. Der

Evonik-Mann Christian Hying und zwei

Kollegen erfanden dann nach jahrelan-

ger Tüftelei eine Keramikfolie für große

Akkus. Auf deren Basis betreiben Evonik

und Mercedes seit 2009 im sächsischen

Kamenz eine Akkufabrik. Hying leitet

die Fertigung. 180 Menschen haben hier

bis Ende 2010 dank seiner Innovation

Arbeit gefunden – und ständig werden

neue Jobs ausgeschrieben.

Michael Weisbrodt

Einen achtteiligen allgemeinverständ-lichen Überblick über Innovationen und technologische Trends veröffentlicht die IG BCE derzeit im Internet. Die dritte Ausgabe erscheint im Januar. Mehr auf: www.igbce.de

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Page 16: kompakt Januar 2011

16 | kompakt | Januar 2011

> THEMEN FORDERUNGSEMPFEHLUNG

leistet. Das muss sich jetzt auch in den

Portemonnaies wiederfinden.«

DIE FORDERUNGSEMPFEHLUNG von

sechs bis sieben Prozent bei einer Lauf-

zeit von zwölf Monaten entspricht der

Lage – ein Beschluss mit Augenmaß.

Doch der Chemie-Arbeitgeberverband

BAVC reagierte reflexhaft und empfahl

der IG BCE, die »Bodenhaftung nicht zu

verlieren«. Mehr noch: Es gebe keinen

»echten Aufschwung«, BAVC-Hauptge-

schäftsführer Hans Paul Frey kritisierte

>

Die wirtschaftliche Lage ist gut, die chemische Industrie steht noch besser da. Der IG-BCE-Hauptvorstand emp-fi ehlt für die Tarifrunde 2011 eine Forderung von sechs bis sieben Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten.

D ie deutsche Wirtschaft liegt auf

Wachstumskurs. Der Aufschwung

ist robust, Wachstumsmotor ist

die exportorientierte Industrie. Die Auf-

tragsbücher sind voll, die Kapazitäten

ausgelastet. Deutschland profitiert von

der boomenden Weltwirtschaft, vor al-

lem die Nachfrage aus den Schwellen-

ländern China, Indien und Brasilien

zieht stark an.

Die Prognosen sehen gut aus, die

Wirtschaftsforschungsinstitute und der

Sachverständigenrat haben ihre Zahlen

bereits mehrfach nach oben korrigiert.

Der Ifo-Geschäftsklima-Index klettert auf

Spitzenwerte, hat den höchsten Stand seit

1991 erreicht. »Die Industrie ist auf die

Gewinnerstraße zurückgekehrt«, fasst

Rainer Sartorius vom Finanzdienstleister

HSBC Trinkaus und Burkhardt die Ver-

hältnisse treffend zusammen.

Auch die chemische Industrie hat die

Krise längst hinter sich gelassen. Die Un-

ternehmen stehen kraftstrotzend da, vie-

le melden Rekordgewinne. Der Verband

der Chemischen Industrie (VCI) freut

sich über ein »rasantes Comeback«.

Vor diesem Hintergrund hat der IG-

BCE-Hauptvorstand die Forderungs-

empfehlung für die Chemie-Tarifrunde

2011 beraten. »Die Zeiten der Krise müs-

sen sich von denen des Aufschwungs

unterschieden – und dafür wollen wir in

der kommenden Tarifrunde sorgen«,

stellte der IG-BCE-Vorsitzende Michael

Vassiliadis fest. Und weiter: »Deutsch-

land hat das Krisental schneller als

andere Länder durchschritten. Zu dieser

positiven Entwicklung haben die Be-

schäftigten einen erheblichen Beitrag ge-

Das ist unser Auf sTARIFRUNDECHEMIE 2011

2001 2002 2003 2004 2005

50,0

40,0

30,0

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10,0

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–40,0

–50,0

Aufwärtstrend: Das Geschäftsklima in der chemischen Industrie ist nach der Krise wieder rasant gestiegen.

Page 17: kompakt Januar 2011

die Empfehlung gar als »fahrlässig«. Die

Arbeitgeber »stellen sich auf eine schwie-

rige Tarifrunde ein«.

Der Schwerpunkt der Tarifrunde 2011

liegt ganz eindeutig auf einer kräftigen

Erhöhung der Entgelte. Daneben will die

IG BCE aber auch wichtige Zukunftsthe-

men behandeln. Die Demografie-Tarif-

verträge müssen weiterentwickelt und

die Nachwuchssicherung verbessert wer-

den. Über die Vorgehensweise soll mit

dem Chemie-Arbeitgeberverband Ein-

vernehmen hergestellt werden.

Foto

: ●●

17kompakt | Januar 2011 |

Mehr dazu auf www.igbce.de

Vor einem Jahr ging es darum,

die Beschäftigung stabil zu

halten. Das ist mit unserem Tarif-

vertrag »Brücken für Beschäftigung«

gut gelungen. Krise war gestern, jetzt

geht es wieder nach oben.

Die chemische Industrie ist durch-

gestartet, hat das Vorkrisenniveau

erreicht und steht im internationalen

Wettbewerb glänzend da. Die Beschäf-

tigten haben zu dieser positiven

Entwicklung wesentlich beigetragen.

In der Krise haben viele Arbeit-

nehmerinnen und Arbeitnehmer

Einschnitte hingenommen. Jetzt

müssen sie auch am Aufschwung

beteiligt werden. Das ist nur fair

und gerecht.

Die aktuellen Wirtschaftsdaten

und die Prognosen sehen gut aus, eine

kräftige Erhöhung der Entgelte ist drin.

Z W I S C H E N R U F

PETER HAUSMANNIm IG-BCE-Hauptvorstand

für die Tarifpolitik

verantwortlich

[email protected]

f schwung

Schließlich geht es darum, dem Miss-

brauch der Leiharbeit zu begegnen. Er-

gänzend zu politischen Initiativen strebt

die IG BCE betriebliche Lösungen an, für

die ein Rahmen gesetzt werden muss.

Die Forderungsempfehlung des IG-

BCE-Hauptvorstands ist Grundlage für

die jetzt beginnenden Diskussionen in

den 1900 Betrieben mit rund 550 000

Beschäftigten. Die Ergebnisse werden in

den elf Tarifbezirken zusammengeführt,

Anfang Februar folgt die Beschlussfas-

sung über die endgültige Forderung.

Die Verhandlungen starten Mitte Feb-

ruar, der Auftakt läuft am 16. Februar im

Tarifbezirk Nordrhein. Nach einer Run-

de in den Regionen werden die Verhand-

lungen auf Bundesebene fortgesetzt.

Die IG BCE vertraut auf die Kraft der

Argumente. Und wenn es denn sein

müsse, »werden wir nachhelfen«, stellte

der IG-BCE-Vorsitzende lapidar fest.

Michael Denecke

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Kurz und knackig

2006 2007 2008 2009 2010

Page 18: kompakt Januar 2011

18 | kompakt | Januar 2011

> THEMEN STEINKOHLE>

2018 stehtKEINER FÄLLT INS BERGFREIE. Eine neue EU-Beihilferegelung sichert die Sozialverträglich-keit. Der gemeinsame Kampf der IG BCE und der Bergleute hat sich gelohnt.

D ie Erleichterung ist mit Händen

zu greifen. 250 Betriebsräte klat-

schen begeistert Beifall, als RAG-

Gesamtbetriebsratsvorsitzender Ludwig

Ladzinski verkündet: »2018 steht.«

Ebenso starken Applaus spenden die

Teilnehmer der Betriebsrätevollkonfe-

renz dem IG-BCE-Vorsitzenden Michael

Vassiliadis. Der sieht zwar Grund zur

Freude, aber keinen Anlass zum Jubel:

»Wir haben unser wichtigstes Ziel er-

reicht. Kein Bergmann fällt ins Bergfreie.

Wir haben die Sozialverträglichkeit nun

auch in Europa durchgesetzt. Doch Eu-

ropa hat auch unmissverständlich klar-

gemacht, dass 2018 Schluss ist mit dem

subventionierten Steinkohlenbergbau.«

Nur wenige Tage zuvor, am 10. De-

zember, hatte der EU-Wirtschaftsminis-

terrat endgültig und ohne Debatte eine

neue Steinkohle-Beihilfeverordnung be-

schlossen (siehe Kasten). Das war mög-

lich geworden, nachdem die EU-Kom-

mission am 8. Dezember ihren Vorschlag

vom 20. Juli abgeändert hatte. Gegen die

Mehrheit von EU-Parlament und EU-

Mitgliedstaaten konnte sie ihre Forde-

rung nach Stilllegung aller Zechen schon

2014 nicht durchhalten.

Das sei ein bemerkenswerter Vorgang,

stellt Kanzleramtsminister Ronald Pofalla

vor den Betriebsräten fest: »Es kommt

nicht allzu häufig vor, dass die EU-Kom-

mission eine einmal getroffene Entschei-

dung revidiert. In den letzten fünf Jahren

hat es das kein einziges Mal gegeben.«

Bergleute, Betriebsräte und IG BCE haben Fo

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DIE NEUE BEIHILFEREGELUNG

Mit dem Beschluss des EU-Wettbewerbs-rates vom 10. Dezember gilt ab dem 1. Ja-nuar 2011 eine neue EU-Beihilferegelung für Steinkohle. Die wichtigsten Inhalte:

Förderbeihilfen können für Bergwerke gezahlt werden, die bis spätestens zum 31. Dezember 2018 stillgelegt sind.

Die Förderbeihilfen müssen schrittwei-se verringert werden. Bis Ende 2013 müs-

sen sie um 25 Prozent sinken, bis Ende 2015 um 40 Prozent, bis Ende 2016 um 60 Prozent und bis Ende 2017 um 75 Pro-zent. Die prozentualen Verringerungen be-ziehen sich auf das Ausgangsjahr 2011.

Die Beihilfeverordnung gilt bis Ende 2027. Bis dahin können Subventionen zur Finanzierung der sozialen Folgen von Stilllegungen gezahlt werden.

Page 19: kompakt Januar 2011

nem bitteren Nachgeschmack über das,

was wir in den letzten Monaten erleben

und erleiden mussten.«

Um die Chancen bei den Verhandlun-

gen in Brüssel zu verbessern, hatte die Bun-

desregierung die Streichung der Revisions-

klausel aus dem Steinkohlefinanzierungs-

gesetz für nötig gehalten. Endgültig wird

darüber Anfang 2011 das deutsche Parla-

ment entscheiden. Doch gegenüber 2007,

als die IG BCE diese Klausel durchsetzte,

also die Überprüfung des Kohle-Ausstiegs,

hat sich die Lage entscheidend verändert.

Europa wird nach 2018 keine Steinkohle-

Förderbeihilfen mehr genehmigen. »Das

ist bitter, aber real. Neue Mehrheiten zur

Veränderung dieser Position sind nicht

zu erkennen.

Damit ist die

deutsche Revi-

sionsklausel

ohne Chance

auf Genehmi-

gung und läuft

ins Leere«, sagt

Michael Vassi-

liadis. Das bedeutet jedoch nicht das Ende

der Diskussion um die Zukunft der Kohle.

Nun geht es darum, die mit der deutschen

Steinkohle verbundenen Vorteile ohne

Förderbeihilfen zu erhalten: Berufliche

und technische Kompetenzen, wissen-

schaftliche Spitzenstellung, Hightech bei

Bergbaumaschinen, Rohstoff-Know-how

und Zugang zu den Lagerstätten. Vassilia-

dis: »Das ist eine große Aufgabe, darüber

müssen wir mit der Politik diskutieren.«

EINEN ENDGÜLTIGEN ABSCHIED vom

Rohstoff Steinkohle hält die IG BCE nach

wie vor für falsch. Denn die Nachfrage

nach Kohle wird weltweit steigen. Trotz

mehr regenerativen Energien wird Kohle

weiter gebraucht. Deshalb fordert die IG

BCE eine ernsthafte Debatte darüber, wie

wir unsere zukünftige Energieversorgung

umweltverträglich, zu vertretbaren Kos-

ten und sicher gestalten wollen. Vassilia-

dis: »Uns geht es um ein wirklich grund-

legendes energiepolitisches Konzept.«

Christoph Meer

das gemeinsam geschafft. Sie haben un-

ermüdlich die nötige politische Unter-

stützung organisiert und die Bundesre-

gierung erfolgreich dazu gedrängt, in

Brüssel mit einer Stimme zu sprechen.

Vassiliadis: »Das hat uns viel Kraft gekos-

tet. Entscheidend war der Kohle-Aktions-

tag im September. Da haben 10 000 Teil-

nehmer bei fünf Betriebsversammlungen

und der Demo in Brüssel gezeigt, wir ver-

handeln nicht nur, wir können auch

kämpfen. Das hat in Berlin und Brüssel

großen Eindruck gemacht.«

Ronald Pofalla bestätigt das und dankt

der IG BCE: »Wir waren uns einig in dem

Ziel, 2018 zu erreichen. Die IG BCE hat

diese Position in Europa möglich ge-

macht.« Auch NRW-Mi-

nisterpräsidentin Hanne-

lore Kraft hebt die gute

Zusammenarbeit mit IG

BCE und Betriebsräten

hervor. Die erwidern die

Komplimente und dan-

ken nicht nur der Minis-

terpräsidentin und dem

Kanzleramtschef für ihren Einsatz, son-

dern schließen auch nicht Anwesende ein.

Besonders die Bundeskanzlerin und die

Europaabgeordneten Bernhard Rapkay

(SPD) und Herbert Reul (CDU).

DIE SOZIALVERTRÄGLICHKEIT ist nun

gesichert, auch wenn die Beihilfen in den

Jahren 2017/18 etwas stärker sinken als

in der deutschen Regelung von 2007,

nämlich um 75 statt 71,5 Prozent. Die

IG BCE erwartet, dass die deutsche Politik

und das Unternehmen nun die Verein-

barungen von 2007 und die dahinter lie-

genden Planungen mit der jetzt vor-

liegenden EU-Genehmigung kompatibel

machen. »Eine Fortsetzung des poli-

tischen Spiels mit kleinem Karo darf es

nicht geben«, sagt der IG-BCE-Chef un-

missverständlich. Er spielt damit auf die

unsäglichen Zahlenspielchen von Wirt-

schaftsminister Brüderle an. Der hatte da-

mit die deutsche Position in Brüssel ge-

schwächt. Ludwig Ladzinski dazu: »Heute

überwiegt die Erleichterung, aber mit ei-

»Das war in allererster Linie eine Frage der politischen Verlässlichkeit.«

Hannelore Kraft NRW-Ministerpräsidentin

Abgemacht bleibt abgemacht: Michael Vassiliadis (Mitte vorn) und Ludwig Ladzinski (links) nach einer Grubenfahrt.

19kompakt | Januar 2011 |

DER WEG ZURNEUEN BEIHILFEREGELUNG

20. JULI 2010: EU-Kommission beschließt Verordnungsentwurf, Folge wäre Stilllegung aller Zechen bis 2014. 21. JULI: IG BCE weist EU-Vorschlag zurück und fordert Bundesregierung auf, deutsche Vereinbarung in Brüssel durchzusetzen. Bundeskanzlerin Merkel will dafür zu kämpfen, Wirt-schaftsminister Brüderle begrüßt EU-Vorschlag. IG BCE startet Kampa-gne »Abgemacht ist abgemacht« mit einer Vielzahl von Aktivitäten. 24. SEPTEMBER: Nach Landtagen NRW und Saar fordert auch Bundesrat Beihilfen bis 2018. 29. SEPTEMBER: Mehr als 10 000 Teilnehmern bei IG-BCE-Kohleaktions-tag, Betriebsversammlungen für alle Kohlestandorte und Demo in Brüssel. Forderung: Berlin soll sich geschlossen bei EU für 2018 einsetzen. 27. OKTOBER: Berliner Regierungs-koalition einigt sich auf 2018. 17. NOVEMBER: Bundeskabinett beschließt Auslauf 2018 und Streichung Revisionsklausel. 23. NOVEMBER: EU-Parlament mit großer Mehrheit für 2018. 8. DEZEMBER: EU-Kommission ändert ihren Vorschlag. 10. DEZEMBER: EU-Wirtschaftsmi-nister machen alles klar. 2018 steht.

29. SEPTEMBER: Bergleute demonstrie-ren in Brüssel gegen sozialen Kahlschlag.

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Page 20: kompakt Januar 2011

>

20 | kompakt | Januar 2011

LESERFORUM

> Zwischen Basta und Blockade

von Christian Hülsmeier (11/2010)

Gieriges VerhaltenWas sich in Stuttgart

bewegt, erzeugt bei

mir ein gutes Gefühl. Zeigt es

doch, dass unsere Demokra-

tie noch nicht ganz tot ist.

Am Wahltag ein Kreuz ma-

chen, reicht zukünftig nicht

mehr. Wir Bürger müssen uns

intensiver um unsere Belange

kümmern.

Es kann doch nicht sein,

dass die Konzerne den Minis-

terien die Gesetzestexte dik-

tieren und unsere Parlamen-

tarier alles kritiklos abnicken.

Die Begriffe Wachstum und

Wohlstand müssen hinter-

fragt werden: Wachstum für

wen durch was? Wohlstand

für wen und wie viel? Wieso

bekommen Aktionäre immer

mehr und die arbeitenden

Menschen immer weniger?

Der Widerstand der Stutt-

garter kommt ein wenig spät.

Trotzdem alle Achtung für die

Ausdauer der Demonstran-

ten. Ich hoffe, der Funke

springt bundesweit über und

führt zu einer demokra-

tischen Erneuerung.

Sabine Jenke, Arnsberg

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

kompakt

VOR ORT Autozulieferer Saar Gummi ist insolvent – wie geht es für die Beschäftigten weiter?

TENDENZEN Unterwegs für mehr Gerechtigkeit – die bundesweiten Herbstaktivitäten der IG BCE

TIPPS Wenn ein Job nicht reicht – was bei mehreren Beschäftigungsverhältnissen zu beachten ist

Nr. 12 I DEZEMBER 2010 www.igbce.de

Bitte nicht alle in einen TopfViele meckern pauschal über Integrationsverweigerer. Den Menschen und der Wirklichkeit in unserem Land wird das nicht gerecht.

Schreiben Sie uns! Wir freuen uns über Lob, Kritik und Anregungen.

Leserbriefe stellen die Meinung des Einsenders dar. Anonyme Zuschriften werden nicht berücksichtigt. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor.

IMPRESSUM

Das Mitgliedermagazin der Bergbau, Chemie, Energie

HerausgeberMichael Vassiliadis

ChefredakteurChristian Hülsmeier

Stellvertretender ChefredakteurMichael Denecke

Chef vom DienstAlexander Nortrup

RedaktionSarah Heidel, Rudolf Heim,

Dirk Kirchberg, Dr. Ulrike Börger

FotoredaktionUlrike Neufeld

RedaktionsassistenzSimone Michels, Tanja Rössner

GestaltungHans Borgaes

RedaktionsanschriftKönigsworther Platz 6

30167 HannoverTelefon: 0511 7631-329/-698

Telefax: 0511 7000891E-Mail: [email protected]

Internet: www.igbce.de

Satz: BWH GmbHBeckstraße 10, 30457 Hannover

Gesamtherstellung und -vertrieb:Westend Druckereibetriebe GmbH

Westendstraße 1, 45143 Essen

AnzeigenverwaltungBWH GmbH – Die Publishing CompanyPostfach 92 01 55, 30440 Hannover

Telefon 0511 94670-0Telefax 0511 94670-38Gültige Anzeigenliste Nr. 9 vom 01. 05. 2010

Verantwortlich für den Anzeigenteil:

Jürgen Oberschilp

Zusendungen: Für unverlangte Einsendungen wird keine

Gewähr übernommen.

Bezugspreis0,90 €, jährlich 10,00 €.

Für Mitglieder der IG BCE ist der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag

enthalten.

Erscheinungsweise: kompakt erscheint monatlich mit acht Regionalausgaben für Bayern, Baden-Württemberg,

Hessen-Thüringen, Nord, Nordost, Nordrhein, Rheinland-Pfalz/Saarland,

Westfalen.

Redaktionsschluss dieser Ausgabe:20. 12. 2010

Druckaufl age: 677 515 (III/2010) Gedruckt auf chlorfreiem Papier

kompakt

> Nur noch leervon Yasmin Karg (11/2010)

Immer mehr Druck

@ Die Be- und Überlas-

tung der Mitarbeiter

nimmt immer mehr zu: kör-

perliche Erkrankungen, Ängste

den Arbeitsplatz zu verlieren

und vieles mehr.

Dazu passt auch wunder-

bar der Artikel »Ballon Everts

wird geschlossen« unter »Vor

Ort« in derselben Ausgabe.

Roland Evertz, per E-Mail

> Gute Chancen für 2018Nachricht des Monats (12/2010)

Toller Erfolg

@ Lieber Michael Vassili-

adis, wir Bergleute sa-

gen Danke für deinen uner-

müdlichen Einsatz für die

Steinkohle-Beihilferegelung

bis 2018.

Peter Woth, über Twitter

> Für mehr Gerechtigkeitvon Dirk Kirchberg (12/2010)

Krümel vom KuchenJe mehr Information

es gibt, desto weni-

ger wird anscheinend nach-

gedacht. Nur so kann ich

mir das Verhalten der Men-

schen in unserem Land er-

klären.

Jeder, der es wissen wollte,

konnte erkennen, dass eine

schwarz-gelbe Regierung das

Soziale, Ethische und Gerech-

te nicht auf ihrer Rechnung

hat. Wahrscheinlich glaubt

die Mehrheit der Arbeitneh-

mer, dass sie ohne Anstren-

gung genug Krümel vom Ku-

chen abbekommt. Gesetzliche

Regelungen wie Gesundheits-

reform und Rente mit 67 ver-

schärfen zurzeit die Spaltung

der Gesellschaft. Gleichheit

wird es und soll es nicht ge-

ben, aber Gerechtigkeit anzu-

streben sollte oberstes Ziel je-

der Regierung sein.

Kurt Reuter, Isernhagen

> Zur Forderungsempfeh-lung für die Chemie-Tarif-runde 2011

Mehr Geld

@ Es gab Beifall auf der

Betriebsversammlung

bei Weleda für die Forde-

rungsempfehlung von sechs

bis sieben Prozent.

Gut so. Die Wirtschaft läuft

wieder, jetzt muss Geld her.

Nils Hilmer, auf Facebook

> Schließung des Bergwerks West

Wo ist die Politik?

@ Es machen sich eine

ganze Menge Leute Ge-

danken über eine Weiternut-

zung des Bergwerks West

nach dessen Schließung. Mit

dem Geothermie-Projekt in

Kamp-Lintfort könnte das

Bergwerk umweltfreundlich

genutzt werden. Es kann nicht

sein, dass sich Bergleute mehr

mit der Nutzung ihrer Zeche

auseinandersetzen als die

Politiker. Eine Schließung steht

für 2012 an und wenn die Ze-

che den Deckel drauf hat,

dann geht da nichts mehr . . .

Steht nicht gerade Nord-

rhein-Westfalen nur an zwölf-

ter Stelle in der Nutzung von

erneuerbaren Energien?

Claudia Wilps, per E-Mail

Page 21: kompakt Januar 2011

kompakt | Monat 20XX | 21

VOR ORT

Wie Merckdas iPad scharf macht

FLÜSSIGKRISTALLE sind die Basis für die Displays von Fernsehern, iPads und vielem mehr. Wie sie hergestellt werden, lesen Sie auf den nächsten Seiten.

16 000 Beschäftigte streikenDie Tarifrunde bei RWE-Power ist vor

Weihnachten eskaliert.

»Nicht bis Ostern warten«In Cottbus demonstrierten Hunderte

IG-BCE-Mitglieder für ein CCS-Gesetz.

Gegen das KlischeeDer Büroalltag von Sekretärinnen verändert

sich rasant – die IG BCE reagiert darauf.

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Page 22: kompakt Januar 2011

> VOR ORT MERCK

Strahlend weiß, winzig

klein und leicht – wie

feine Schneekristalle se-

hen Flüssigkristalle aus. Und

wenig spektakulär. Doch die

»Liquid Crystals«, kurz: LCs,

stecken voller Raffinesse, gel-

ten gar als »weißes Gold«. Zu-

mindest für die Elektronik-

welt. Denn wer bei Media

Markt und Konsorten Fernse-

her, Digitalkamera oder Han-

dy kauft, erwirbt fast immer

Flüssigkristall-Displaytechno-

logie aus dem Hause Merck

in Darmstadt. Seit mehr als

100 Jahren treibt das Chemie-

unternehmen die Entwicklung

der LCs voran. Und hat auch

dann noch auf sie gesetzt, als

sich vor vielen Jahrzehnten

nahezu alle anderen Hersteller

von ihr abgewandt haben. Das

zahlt sich jetzt aus: Elektronik-

hersteller kommen an Merck

nicht mehr vorbei, das Unter-

nehmen ist führender Anbie-

ter im Markt. Das gilt umso

mehr, als die Konkurrenz-

technologie Plasma mit knapp

zehn Prozent Marktanteil nur

noch eine untergeordnete

Rolle spielt. »Die Weitsicht,

schon 2004 einen LC-Produk-

tionsneubau hier in Darm-

stadt einzuweihen, hat sich

voll bezahlt gemacht«, freut

sich Heiner Wilhelm, der

Betriebsratsvorsitzende.

AUF EINER FLÄCHE von

dreieinhalb Fußballfeldern

entstehen die flüssigen Kris-

talle – in einem genau ausge-

klügelten Produktionsprozess.

Start ist in der obersten Etage

eines siebenstöckigen Gebäu-

des: Hier gelangen Rohstoffe

und Lösungsmittel in die Re-

aktor-Rührwerksapparatur, in

der dann – eine Etage tiefer –

chemische Prozesse zur Her-

stellung der Flüssigkristalle

stattfinden. Und die sind im-

mer anders. »Jeder Hersteller

verlangt seine individuelle LC-

Alles fl ießt80 PROZENT aller weltweit verkauften Fernseher sind LCD-Geräte. Die Flüssigkristalle dafür kommen vor allem von Merck – nahezu alle Produzenten sind auf die Darmstädter angewiesen.

1

22 | kompakt | Januar 2011

Page 23: kompakt Januar 2011

Mischung, von denen jede ein-

zelne unterschiedliche Eigen-

schaften haben soll«, erklärt

Chemikant und IG-BCE-Mit-

glied Alexander Wurm. »Ein

Handydisplay ist eben kein

43-Zoll-Fernseher.« Stockwerk

für Stockwerk tiefer nehmen

die Flüssigkristalle allmählich

Gestalt an. Auf einer mittleren

Ebene erfolgt schließlich die

Isolierung: Hier trennt eine

Zentrifuge die Flüssigkristalle

vom Lösemittel ab. »Das muss

man sich vorstellen wie das

Schleudern in einer Wasch-

maschine«, vergleicht Wurm.

Von der Zentrifuge wandern

die Flüssigkristalle direkt wei-

ter in die nächste, untere Ebe-

ne. Unter Vakuum und Erwär-

men findet nun die Trocknung

und anschließende Abfüllung

der LCs statt, die jetzt flüssig-

kristallin sind. Erst dieser un-

typische Aggregatzustand er-

möglicht es, dass sich die

Kristalle in Handydisplays

und anderswo in Zigtausend

Varianten ausrichten können,

um jedes mögliche Bild zu er-

zeugen.

VON HIER AUS gehen die Fäs-

ser mit den Flüssigkristallen

vorwiegend nach Taiwan,

Südkorea und Japan – eben

da, wo Samsung, Sharp & Co.

sie zur Displayproduktion be-

nötigen. »Dass Asien seine

Flüssigkristalle aus deutscher

Produktion bezieht, macht

uns alle ziemlich stolz«, sagt

Betriebsratschef Wilhelm. Die

Produktion in Darmstadt

schütze das unternehmens-

eigene Know-how, außerdem

seien modernste Anlagen-

technik und hoch qualifizierte

Mitarbeiter eben ausschlag-

gebend für den Standort

Deutschland. Genauso wie

die deutsche Eigenart, mit viel

Ehrgeiz und Geduld Dinge

immer noch besser zu ma-

chen. »Wir haben immer an

die LCs geglaubt, auch an-

fangs, als die Medien nur

Schlechtes über sie geschrie-

ben haben«, sagt Wilhelm.

Fehlende Schwarztöne, kon-

trastschwache Wiedergabe

von Sport- und Naturszenen

und ein nur eingeschränkt

möglicher Betrachtungswinkel

waren anfangs – zugegeben –

Schwachstellen der Flüssig-

kristalltechnologie. Nun, da

die Anfangsschwächen weit-

gehend behoben sind, will

Merck sogar noch einen

Schritt weitergehen. Das Un-

ternehmen verspricht sich viel

von der noch etwas visio-

nären OLED-Technologie (or-

ganische, lichtemittierende

Dioden). Weil nämlich Flüs-

sigkristalle nur das Licht

der Hintergrundbeleuchtung

schalten, wird Energie auch

dann verbraucht, wenn der

Bildschirm in einer Szene

dunkel ist. Displays auf OLED-

Basis sind dagegen hoch

effizient, benötigen weniger

Strom und ermöglichen be-

sonders bei mobilen Anwen-

dungen lange Akku-Laufzeiten.

Sie sollen aufgrund des fla-

chen Aufbaus letztlich ganz

neue Gestaltungsfreiheiten er-

möglichen – etwa auch flexi-

ble, im Extremfall sogar auf-

rollbare Displays. So wäre eine

ganze Wochenendausgabe der

Tageszeitung als aufrollbares

E-paper durchaus realisierbar.

NATÜRLICH IST DAS alles

noch Zukunftsmusik. Ganz so

weit entfernen davon will sich

Chemikant Alexander Wurm

aber nicht. Seinen alten Röh-

renfernseher hat er jüngst ein-

gemottet und durch einen

43-Zoll-LCD (109 Zentimeter

Bilddiagonale) ersetzt. »Wenn

man täglich so hautnah mit

dieser Technik zu tun hat,

dann will man sie irgendwann

auch einmal im Wohnzimmer

haben.« Axel Stefan Sonntag

1 | PRODUKTION:Chemikant Stefan Kern kontrolliert die chemischen Prozesse im Reaktor.

2 | KONTROLLE:

Daniel Eichelhard überprüft, ob die Reaktor-Reaktionen den Vorgaben entsprechen.

3 | ABFÜLLUNG:

Die schneeweißen »Liquid Crystals« werden schließlich im fl üssigkristallinen Aggregatszustand versandt.

3

2

Bereits im Jahr 1904 bietet Merck (1668 gegründet als Apotheke) erstmals Substan-zen mit fl üssigkristallinen Eigenschaften in seiner Preisliste an. Heute tragen »Liquid Crystals« fast zehn Prozent zum Gesamtumsatz bei (2000: 4,5 Prozent). Am Standort Darmstadt arbeiten von rund 9000 Mitarbeitern etwa 450 im Flüssigkristall-geschäft. Den Großteil seines Umsatzes bestreitet Merck aber im Bereich Pharma – etwa mit Krebs- und Multiple-Sklerose-Medika-menten oder dem bekannten Nasenspray Nasivin. Zwar ist Merck an der Börse notiert, rund 70 Prozent der Aktien befi nden sich jedoch im Eigentum der Familie Merck.

www.merck.de

DAS UNTERNEHMEN

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23kompakt | Januar 2011 |

»Dass Asien seine Flüssigkristalle aus deutscher Produktion bezieht, macht uns alle ziemlich stolz.«

Heiner Wilhelm Betriebsratsvorsitzender

Page 24: kompakt Januar 2011

| kompakt | Januar 201124

> VOR ORT AKTUELLES

Mit Warnstreiks demonstrierten die Beschäftigten an den Standorten von RWE-Power für eine gerechte Lohnerhöhung.

Tausende Beschäftigte des

Energiekonzerns RWE ha-

ben mit Warnstreiks ihre For-

derung nach höheren Löhnen

untermauert. Damit erhöhen

IG BCE und ver.di den Druck

in der Tarifauseinanderset-

zung für die 16 000 Beschäf-

tigten der Braunkohle-Kon-

zerntochter RWE-Power.

Die Gewerkschaften for-

dern 6,5 Prozent mehr Lohn.

Die RWE-Chefetage aber hatte

in der fünften Verhandlungs-

runde am 2. Dezember ihr

2,9-prozentiges Angebot aus

der vierten Runde sogar noch

verschlechtert und eine Ein-

malzahlung von 1000 Euro

angeboten.

»Diese Provokation der Ar-

beitgeber machte die Warn-

streiks unausweichlich. Die

Geduld der Beschäftigten ist

zu Ende«, reagierte darauf Rei-

ner Hoffmann, IG-BCE-Lan-

Auf Provokation folgt WarnstreikKÖLN | Auseinandersetzung um gerechte Löhne bei RWE-Power verschärft sich

desbezirksleiter Nordrhein.

Und an die Adresse von RWE-

Vorstandschef Jürgen Gross-

mann: »Wenn er die Konfron-

tation braucht, dann kann er

sie haben. Die Beschäftigten

lassen sich angesichts der Re-

kordgewinne von RWE nicht

einfach abspeisen.«

Mit den Worten »Wir wol-

len Prozente sehen« lehnte

auch IG-BCE-Verhandlungs-

führer Michael Winkler aus

Hannover die angebotene

Einmalzahlung ab. Nach der

»Demonstration der Stärke«

forderte Manfred Maresch,

stellvertretender IG-BCE-Be-

zirksleiter in Alsdorf, das

RWE-Management auf, die

»Zeit der Besinnung« über

Weihnachten und Neujahr zu

nutzen: »Die Gewerkschaften

sind für die weitere Auseinan-

dersetzung gut gerüstet.«

Andreas Uphues

Nach schweren Umsatz-

einbrüchen stand die

Firma Meteor, Hersteller für

Gummidichtungen für Autos

der Premiumklasse von BMW

bis Bentley, fast vor dem Aus.

Nur mit einem Standortsiche-

rungsvertrag ist es gelun-

gen, den Automobilzulieferer

durch die Krise zu bringen.

Jetzt füllen sich die Auftrags-

bücher wieder. Und die über

2000 Beschäftigten im nie-

dersächsischen Bockenem und

thüringischen Leinefelde-Wor-

bis hoffen nun auf einen ver-

nünftigen Investor.

Zum Verkauf stehen 75 Pro-

zent der Gesellschaftsanteile.

Autozulieferer Meteor sucht KäuferBOCKENEM/WORBIS | IG BCE und Betriebsrat präsentieren Forderungen

An Kaufinteressenten stellen

IG BCE und Betriebsrat jetzt

konkrete Forderungen.

So soll es eine Gesamtstrate-

gie für alle Meteor-Standorte

geben, die von einer Über-

nahme des gesamten Unter-

nehmens ausgeht und kei-

nem Teilverkauf vorsieht. Zur

Finanzierung des Kaufpreises

sowie der notwendigen Inves-

titionen in neue Technologien

müsse zudem eine solide Ka-

pitalbasis nachgewiesen wer-

den, heißt es bei den Arbeit-

nehmervertretern.

Unabdingbar seien außer-

dem die weitere Mitglied-

schaft im Arbeitgeberverband

der Kautschukindustrie, eine

Garantie für alle Standorte

und der Verzicht auf betriebs-

bedingte Kündigungen und

Änderungskündigungen für

mindestens fünf Jahre. Eben-

so gefordert: die Sicherung

der Mitbestimmungsstruktu-

ren und die Installierung ei-

ner Unternehmensmitbestim-

mung.

Peter Winkelmann, Leiter

des IG-BCE-Bezirks Alfeld:

»Die Mitarbeiter von Meteor

haben ihren Anteil zum Über-

leben des Unternehmens ge-

leistet. Jetzt brauchen sie Si-

cherheiten.«

Werner Staffen

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Tarifmeldungen

PAPIER | Löhne und Ge-hälter in der Papierindustrie steigen vom 1. Januar an um 2,5 Prozent; der Tarifvertrag hat eine Laufzeit bis zum 30. November 2011. Gewerkschaftsmitglieder erhalten einen 100-Euro-Bonus zur Förderung der Altersvorsorge. Damit ist es zum ersten Mal gelungen, in einem Flächentarifvertrag einen Sonderbonus für Gewerkschaftsmitglieder zu vereinbaren. Auch das Urlaubsgeld wird vom 1. Januar an erhöht. Schicht-arbeitnehmer erhalten 640 Euro, Arbeitnehmer in Normalschicht 600 Euro. Außerdem haben IG BCE und Papier-Arbeitgeber eine Arbeitsgruppe »Leiharbeit« eingesetzt. Sie soll zunächst die Situation der Branche untersuchen, um dann praktische Konsequenzen zu ziehen und so einen even-tuellen Missbrauch künftig zu verhindern.

FEINKERAMIK | In der fein-keramischen Industrie erhöhen sich vom 1. Januar an Löhne, Gehälter und Ausbildungs-vergütungen um 2,8 Prozent. Die Laufzeit des Tarifver-trages endet am 31. Dezem-ber 2011. Die Beschäftigten in den Betrieben der tech-nischen Keramik erhalten eine Einmalzahlung in Höhe von 300 Euro. Außerdem haben sich die Tarifvertragsparteien darauf verständigt, zeitnah Arbeitsgruppen einzurichten, um die Herausforderungen der demografi schen Entwicklung zu begleiten.

Ausführliche Informationen unter: http://u.nu/2vw7a

Page 25: kompakt Januar 2011

kompakt | Januar 2011 | 25

Von Anfang an dabeiRECKLINGHAUSEN | IG-BCE-Tagung ist seit 40 Jahren ein Forum für Integration

Ömer Kapucu ist bei der

migrationspolitischen

Tagung fast von An-

fang an dabei. Der frühere

freigestellte Betriebsrat auf

dem Bottroper Bergwerk Pros-

per-Haniel hat als Mitglied

im IG-BCE-Arbeitskreis »Aus-

ländische Arbeitnehmer« na-

hezu alle Veranstaltungen mit

vorbereitet.

Die Recklinghäuser Tagung

bietet seit November 1972 Be-

schäftigten mit ausländischen

Wurzeln die Chance, offen

und ehrlich ihre Sorgen und

Nöte vorzutragen und ge-

meinsam mit ihren deutsch-

stämmigen Kollegen zu disku-

tieren. Kapucu: »Das hat viel

zur Integration von Auslän-

dern in Arbeitswelt und Ge-

sellschaft beigetragen.«

Unterschiedliche Kulturen gemeinsam erleben, hieß es auch bei den Pausenangeboten zwschendurch.

Mit Ausländerfeindlichkeit

sei er selbst in den 40 Jahren,

die er in Deutschland lebt,

nicht direkt konfrontiert

worden. »Vielleicht liegt das

auch daran, dass im Bergbau

bei der gefährlichen Arbeit

unter Tage alle Beschäftigten

– egal welcher Herkunft – ein-

ander blind vertrauen müs-

sen«, meint der an der tür-

kischen Schwarzmeerküste

geborene Gewerkschafter.

Kapucu: »Auf meiner Zeche

konnte ich mich gleich als Ju-

gendvertreter engagieren. Seit

1972 durften nämlich auch

ausländische Mitarbeiter im

Betrieb kandidieren.«

THEMA der 40. Recklinghäu-

ser Tagung war in diesem Jahr

die »Migrations- und Integra-

Herkunft in Deutschland

nicht beeinträchtigt werde.

Vassiliadis forderte, dass

Deutschland Vorbild sein

müsse, wie Zuwanderung

unter den Bedingungen einer

globalisierten Wirtschaft, ei-

nes zusammenwachsenden

Europas und offener Grenzen

geregelt wird.

Ömer Kapucu – selbst

Muslim und stolz auf seine

Wurzeln in der Türkei – fühlt

sich gut integriert. Er ent-

schied sich früh, die deutsche

Staatsbürgerschaft anzuneh-

men, »damit ich hier auch

wählen kann«. Seit 25 Jahren

engagiert er sich politisch in

der SPD und ist bei seinen

Nachbarn anerkannt, unab-

hängig von deren Herkunft:

»Als Knappschaftsältester ste-

he ich nach wie vor allen Ver-

sicherten mit Rat und Tat zur

Seite. Die meisten davon sind

Deutsche.«

Andreas Uphues

tionspolitik im Zuge des

Globalisierungsprozesses«.

Doch natürlich geht man in

Recklinghausen auch immer

auf aktuelle integrationspoli-

tische Debatten ein.

Auf der Jubiläumsveran-

staltung wandte sich denn

auch der IG-BCE-Vorsitzende

Michael Vassiliadis deutlich

gegen eine ausländer- und is-

lamfeindliche Politik, wie sie

etwa der bayerische Minister-

präsident Horst Seehofer

(CSU) oder Bundesfamilien-

ministerin Kristina Schröder

(CDU) »zur Schärfung eines

konservativen Profils« propa-

gierten.

»Eine Gesellschaft ist

nur dann solidarisch und

menschlich, wenn Menschen

ohne Angst verschieden sein

können«, bekräftigte er. Die

IG BCE werde auch in Zu-

kunft alles tun, damit das

friedliche Miteinander der

Menschen unterschiedlicher

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»Ich fühle mich gut integriert. Die meisten Versicherten, die meinen Rat suchen, sind Deutsche.«

Ömer KapucuKnappschaftsältester

Traditionsreiches Forum: Die offene Aussprache stößt in Recklinghausen stets auf viel Beifall.

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Page 26: kompakt Januar 2011

| kompakt | Januar 201126

> VOR ORT AKTUELLES

Hunderte IG-BCE-Mitglieder demons-trierten vor dem Tagungshotel der Wirtschaftsminister-konferenz.

Mehrere Hundert IG-BCE-

Mitglieder demonstrier-

ten am 9. Dezember anläss-

lich der Wirtschaftsminister-

konferenz in Cottbus für eine

schnelle Verabschiedung des

CCS-Gesetzes (Das Kürzel

CCS steht für »Carbon Cap-

ture and Storage«). Bergleute,

Kraftwerker und Auszubil-

dende von Vattenfall zeigten

den Wirtschaftsministern der

Länder, was sie vom stän-

digen Aufschub des CCS-Ge-

setzes halten, bei dem es um

die unterirdische Speicherung

von CO2 geht. »Die Lauf-

zeitenverlängerung für die

»Wir können nicht bis Ostern warten«COTTBUS | Bergleute, Kraftwerker und Auszubildende fordern die Verabschiedung des CCS-Gesetzes

Atomkraftwerke hat die Poli-

tik innerhalb von drei Mona-

ten verabschiedet. CCS und

Braunkohle scheinen aber

nicht so wichtig zu sein«,

sagte Ulrich Freese, stellver-

tretender IG-BCE-Vorsitzen-

der. Für die Demonstranten

geht es bei CCS um die eige-

ne Zukunft. Rund 12 000 Ar-

beitsplätze hängen von der

Braunkohle ab.

»Wir brauchen das Ge-

setz für eine klimafreund-

liche Verstromung unse-

rer heimischen Braunkohle.

Aber auch viele andere In-

dustrien könnten mit CCS

in Zukunft umweltschonend

produzieren«, erklärte Petra

Reinbold-Knape, Landesbe-

zirksleiterin Nordost. Ihre

Forderung an die Wirtschafts-

minister: »Schafft endlich

Mehr als 300 Arbeitsplätze

könnten bei der Raffi-

nerie Wilhelmshaven gerettet

werden. Das belegt ein Kon-

zept, das Betriebsrat und IG

BCE jetzt der Geschäftsfüh-

rung überreichten. Nach An-

sicht des Betriebsratsvorsit-

zenden Uwe Geertsema sei

die Investition eines zweistel-

ligen Millionenbetrages not-

Konzept für Raffi nerieWILHELMSHAVEN | 300 Arbeitsplätze könnten bleiben

wendig. Dazu zähle eine Ver-

besserung der Wirtschaftlich-

keit etwa durch eine Verringe-

rung der Energieverluste so-

wie eine Optimierung der

Anlage. Die Arbeitgeber hät-

ten eine sorgfältige Prüfung

zugesagt, Mitte Januar werden

die Gespräche, so Oldenburgs

Bezirksleiterin Vera Acker-

mann, fortgesetzt. hak

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Planungssicherheit für Inves-

titionen und eine sichere

Energieversorgung!« Bei den

Politikern zeigte die Demons-

tration der IG BCE erste Wir-

kung: Sie unterbrachen die

Konferenz. Die Wirtschafts-

minister der Kohleländer

Sachsen, Brandenburg und

Nordrhein-Westfalen spra-

chen zu den Demonstranten

und sagten ihre Unterstüt-

zung zu. Auch Jochen Ho-

mann, Staatssekretär im Bun-

deswirtschaftsministerium,

meldete sich zu Wort und

versprach: »Wir werden alles

daran setzen, das Gesetz zu-

stande zu bringen.«

Sarah Heidel

2009 ist die Große Koalition mit einem CCS-Gesetz am Wider-stand von unionsgeführten Län-dern gescheitert. Mittlerweile gibt es einen neuen Gesetzent-wurf, doch das Bundeskabinett vertagt dessen Beratung von Sitzung zu Sitzung.

Wieder stellen sich einige Länder wie Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern quer. Sie fordern eine Länder-Ausstiegsklausel, die das Ge-

setz in das Belieben der Länder stellt. Geplante Investitionen inAnlagen zur Erprobung von CCS, etwa von Vattenfall in Branden-burg, hängen von einer schnellen Verabschiedung eines Gesetzes ab. Denn die EU fördert CCS fi nanziell, doch ohne Gesetzes-rahmen kann sich Vattenfall nicht um eine Förderung bewer-ben. Investitionen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro stehen so auf der Kippe.

CCS – WARUM »KLEMMT« ES BEI DER GESETZGEBUNG?

Nach nur drei Treffen von

insgesamt rund zwölf

Stunden Dauer hat die Ge-

schäftsführung von Lang-Pa-

pier die Gespräche mit dem

Betriebsrat für gescheitert er-

klärt. Der Betriebsrat fühle

sich »überrollt«, so Betriebs-

ratsvorsitzender Bernd Ul-

brich: »Von Verhandlungen

konnte keine Rede sein. Wir

Verhandlungen platzenETTRINGEN | Lang-Betriebsrat fühlt sich »überrollt«

sind nicht über das Stadium

der Information hinaus-

gekommen.« »Überheblich«

findet Thorsten Falke, IG-

BCE-Bezirksleiter in Augs-

burg, die Entscheidung: »Es

kann etwas nicht scheitern,

was noch gar nicht begonnen

hat.« Das Unternehmen will

trotz voller Auftragsbücher

85 Stellen streichen. hak

Page 27: kompakt Januar 2011

kompakt | Januar 2011 | 27

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Schreiben, organisieren, steuern BERLIN | Der Sekretärinnenalltag ändert sich rasant – die IG BCE hat deshalb ein neues Zielgruppenprojekt gestartet

C laudia Vitiello-Spirgath

arbeitet in der Abtei-

lung Global Pricing am

Bayer-Standort Berlin. Es ist

ein internationales Team. Hier

werden die Preisstrukturen der

Pharmaprodukte in den ver-

schiedenen Ländern festgelegt.

Die Meetings: ausschließlich

auf Englisch, ebenso wie das

Buchen von Dienstreisen, die

Organisation von internatio-

nalen Workshops und Video-

konferenzen oder die Korres-

pondenz.

Auf Claudia Vitiello-Spir-

gaths Visitenkarte steht »Team

Administrator«. Gelernt hat

sie vor 25 Jahren Fremdspra-

chensekretärin. Sprachen sind

wichtige Grundlage für ihren

Job, Stenografie, die in der

Ausbildung gelernte Schnell-

schrift für Diktate, hat sie nie

wieder gebraucht.

»Das klassische Sekretariat

mit Vorzimmer ist praktisch

ausgestorben«, sagt Claudia.

Heute bekommt sie von meh-

reren Teammitgliedern ein-

zeilige Mails, oft nach Feier-

abend oder aus Meetings

heraus, die ganze Geschäfts-

prozesse auslösen, die sie

selbstständig managen muss.

DER BERUFLICHE Alltag von

Bürokräften in den Industrie-

verwaltungen verändert sich

seit Jahren gravierend. Hono-

riert oder anerkannt werden

die geforderten Qualifikatio-

nen kaum. Anlass genug für

den IG-BCE-Bezirk Berlin-

Mark Brandenburg, sich in ei-

nem langfristigen Projekt »Ex-

pertin in eigener Sache« dieser

Zielgruppe besonders zu

widmen. Das Projekt will

Gewerkschaft, Betriebsrat und

Sekretärinnen näher zusam-

menbringen.

»Traditionell sind Bürokräf-

te wenig organisiert und ver-

schenken damit Einfluss«,

sagt Bezirksleiterin Sabine

Süpke, »es gibt zwar in Eigen-

initiative veranstaltete Sekre-

tärinnenforen. Doch die hel-

fen nicht weiter, wenn es um

Eingruppierung und tarif-

liche Anerkennung von Qua-

lifikationen geht, also um

ganz reale Veränderungen von

Arbeitsbedingungen.« Sabine

Süpke wünscht sich von Be-

triebsräten, dass diese stärker

auf die Bürokräfte zugehen.

Potenzial gibt es: Die Fach-

kräftestudie Berlin-Branden-

burg 2010 der Prognos AG

weist die Bürokräfte mit

3200 Angehörigen als zweit-

größte Beschäftigtengruppe

allein in der Berliner Chemie-

und Pharmazieindustrie aus.

Claudia Vitiello-Spirgath arbeitet als »Team Administrator«. Ihre Fremdsprachenkenntnisse sind gefragt, Steno hat sie nie gebraucht.

Aktive Mitstreiterin im neu-

en IG-BCE-Zielgruppenpro-

jekt ist Petra Zobel, seit sechs

Monaten Betriebsrätin bei der

BASF Services Europe GmbH

in Berlin. Sie hat sich gewun-

dert, wie sehr der anspruchs-

volle Büroalltag ihrer Kolle-

ginnen und auch Kollegen

von dem Bild einer Sekretärin

abweicht, das in den Köpfen

vieler existiert.

Petra Zobel wird in ihrer

Betriebsratsarbeit in Zukunft

den Sekretärinnen und Assis-

tentinnen besonderes Augen-

merk widmen und zum Bei-

spiel eine Überarbeitung ihrer

betrieblichen Tätigkeitsprofile

einfordern. Damit deren Qua-

lifikationen gesehen und an-

erkannt werden und um sie

aus dem Schatten der über-

holten Wahrnehmung her-

auszuholen, in dem die Büro-

berufe immer noch stecken.

Susanne Kettelför

»Der Büroalltag einer Sekretärin hat mit dem Bild, was in vielen Köpfen noch existiert, nichts mehr zu tun.«

Petra Zobel Betriebsrätin Bayer Services Europe, Berlin

Welche Anforderungen werden heute an Bürokräfte gestellt? Am Beispiel einer Befragung unter Sekretärinnen, Assisten-tinnen und Betriebsräten der Berliner Chemie- und Phar-maindustrie beschreibt eine 33-seitige Studie erstmals den veränderten und immer anspruchsvoller werdenden Arbeitsalltag, Anforderungen und Qualifi kationen von Büro-kräften.

Die Studie kann bei Petra Adolph, Leiterin der Abteilung Zielgruppen der IG-BCE-Haupt-verwaltung, per Telefon unter 0511 7631 328 oder per E-Mail [email protected] ange-fordert werden.

BÜROBERUFE IM WANDEL

Page 28: kompakt Januar 2011

> VOR ORT BADEN-WÜRTTEMBERG

28 | kompakt | Januar 2011

Ein Plus für IG-BCE-MitgliederHEILBRONN | Eine zusätzliche Leistung für IG-BCE-Mit-

glieder konnte beim Tarifabschluss für die Südwestdeut-

schen Salzwerke und Südsalz erzielt werden: Neben der

Tariferhöhung von drei Prozent ab 1. Dezember 2010 er-

halten sie jährlich eine zusätzliche bezahlte Freischicht.

Tarifkommission bei Awetis gewähltLAUDENBACH | Es ist noch kein

Dreivierteljahr

her, dass ein Teil

der bis dato bei

der FAW Freu-

denberg Be-

schäftigten zur

Firma Awetis

engineering +

manufacturing

GmbH wech-

seln musste. Der neue Arbeitgeber zögerte nicht und

kündigte im September 2010 alle Tarifbereiche des Haus-

tarifvertrages.

Es wundert nicht, dass die Stimmung unter den Beschäf-

tigten schlecht ist. In einer Gesamtmitgliederversammlung

wurde eine Tarifkommission gewählt, die nun Gespräche

unter Leitung der stellvertretenden Bezirksleiterin der IG

BCE Mannheim, Ingeborg Mankiewicz, aufnimmt. Die Ge-

werkschafterin: »Unsere Mitglieder kennen sich im Kampf

um ihre Rechte aus.«

Lott-Mitarbeiter demonstrierenOBERACHERN | Auf das Schick-

sal der insol-

venten Firma

Lott aus Ober-

achern öffent-

lich aufmerk-

sam machten

die betroffenen

Beschäftigten

zusammen mit

der IG BCE

Karlsruhe vor

der Sitzung des Acherner Gemeinderats. Die IG BCE appel-

lierte an die Stadtverantwortlichen, nicht nur die Verwer-

tung des Grundstückes des Feinpappenherstellers Lott im

Auge zu haben, sondern auch die Schicksale von mehr als

80 Arbeitnehmern.

Aktion »Ich sage was!«BIBERACH | Boehringer-Frauen haben was zu sagen

Gehaltsunterschiede zwi-

schen Frauen und Männern

von bis zu 23 Prozent und im-

mer noch viel zu wenige Frau-

en in Führungspositionen. Im

Rahmen der Aktion »Ich sage

was!« hat der Bezirk Ulm ge-

meinsam mit Betriebsrätin-

nen und Vertrauensfrauen der

Firma Boehringer Ingelheim

einen Informationstag veran-

staltet. In der Werkkantine

wurden Umfragezettel verteilt

und Gespräche geführt.

Das Ergebnis war eindeutig.

»Entgeltgleichheit für Frauen«

und »Balance von Lebens-

und Arbeitszeit« waren die am

häufigsten genannten The-

men. »Nicht jede Frau hat ei-

nen Partner und somit eine

zweite Lohntüte«, beschied

eine Beschäftigte aus der Ver-

packung. Unter »ungerechter

Bezahlung leiden besonders

die alleinerziehenden Mütter,

die neben allen lebensprak-

tischen Problemen auch noch

weniger Geld zur Verfügung

haben«, ergänzte eine Kolle-

gin.

Nils Hilmer vom Bezirk

Ulm: »Die Reaktionen zeigen,

dass sich die Arbeitswelt der

Lebenswirklichkeit von vielen

Frauen noch nicht angepasst

hat. Es ist Aufgabe der IG BCE,

weiter für gleiche Chancen zu

kämpfen.«

Ein gutes Beispiel sei der

durch die IG BCE ange-

stoßene Elternzeitstammtisch

bei Boehringer. Hier werden

Eltern während der Elternzeit

regelmäßig zum Austausch

über aktuelle Themen im Be-

trieb und der Elternzeit einge-

laden. Hilmer: »Damit blei-

ben sie nah am Geschehen,

sind informiert und erfahren

Wertschätzung.«

Papierbasis macht Druck

STUTTGART | Un-

zufrieden zeigten

sich die Beschäf-

tigten der Papierin-

dustrie am 30. No-

vember, weil zu

diesem Zeitpunkt

noch kein Angebot

der Arbeitgeber in

der Tarifrunde vorlag. Sie

brachten bei Scheufelen in

Lenningen (Foto) und bei der

Pucaro in Roigheim ihren Un-

mut zum Ausdruck. Drei Tage

später war alles klar: Ein Ge-

samtpaket war unterzeichnet

mit 2,5 Prozent ab 1. Januar

und einem 100-Euro-Bonus

für IG-BCE-Mitglieder.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Lassen sich nicht einschüchtern: Beschäftigte bei Awetis in Laudenbach.

Gespräche am IG-BCE-Informa-tionsstand bei Boehringer.

Stehen vor dem Aus: Papiermacher der Firma Lott machen den Acherner Gemeinderat auf sich aufmerksam.

Page 29: kompakt Januar 2011

29kompakt | Januar 2011 |

Für eine andere PolitikSTUTTGART | Demo eine »Ohrfeige für Schwarz-Gelb«

Die Demonstra-

tion, so IG-BCE-

Landesbezirkslei-

ter Ralf Stock-

heim, zeige, wie

unzufrieden die

Menschen in den

Betrieben und

Verwaltungen mit

der Politik von

Union und FDP

seien. Vor der beeindrucken-

den Kulisse von 45 000 Men-

schen auf dem Stuttgarter

Schlossplatz sprach DGB-

Landeschef Nikolaus Land-

graf von einem großartigen

Erfolg der Gewerkschaften

und einer »Ohrfeige für

Schwarz-Gelb«.

Landgraf weiter: »Eigentum

verpflichtet – so steht es in

unserem Grundgesetz. Es wird

Zeit, diesen Artikel zu entstau-

ben und auf Hochglanz zu

polieren!« Er forderte, die Mil-

liarden bei denen zu holen,

die es sich leisten könnten:

»Eine Politik, die die Schwa-

chen drangsaliert, aber die

Reichen schont – eine solche

Politik ist zutiefst unsozial.«

Der DGB-Landeschef rich-

tete scharfe Angriffe gegen

Schwarz-Gelb in Bund und

Land: »Schwarz-Gelb – das

wird immer deutlicher –

macht sich zum Erfüllungsge-

hilfen von Arbeitgebern und

Vermögenden.« Beim Spar-

paket, bei Stuttgart 21, in

der Atompolitik, der Gesund-

heitsreform und der Rente mit

67 machten Union und FDP

Politik gegen die Mehrheit der

Menschen und über die Köpfe

der Menschen hinweg.

Baden-Württemberg trage

im Bundesvergleich die rote

Laterne bei direkter Demo-

kratie, kritisierte Landgraf.

Die Menschen könnten bei

der Landtagswahl am 27. März

2011 entscheiden, wie sie

dazu stehen.

Vertrauensleute machen sich fi t

BAD DÜRKHEIM | Die aktuelle Tarif-

politik und der Um-

gang mit Tarifver-

trag und Haustarif

standen diesmal

im Mittelpunkt ei-

ner Klausurtagung,

zu der jährlich die

Vertrauensleute von Freuden-

berg Service und Johnson

Controls in Bad Dürkheim

(Foto) zusammenkommen.

Weitere Themen waren die

Mitgliederwerbung und die

Betreuung und Rolle der

GUV/FAKULTA. In aktuellen

Rechtsfragen half Rechtsan-

walt Rüdiger Kaus weiter.

Eine gute GrundlageDas zurückliegende Jahr markierte eine schnellere Rückkehr

aus der Krise als von vielen erwartet. Zur Stabilität der Be-

schäftigung haben wir erheblich beigetragen: Die flexible

Nutzung von Zeitkonten und die neuen gesetzlichen Mög-

lichkeiten der Kurzarbeit sicherten Arbeitsplätze und Quali-

fikationen in den Betrieben.

Dies bedeutete aber auch weniger Einkommen für die Be-

schäftigten. Die »Vor-Krisen-Jahre« 2007 und 2008 waren

Top-Jahre für die Unternehmen in Baden-Württemberg.

Dass wir in den meisten Branchen daran wieder anknüpfen

können, ist eine gute Grundlage für »tabellenwirksame« Er-

höhungen der Tarifeinkommen.

»Landtagswahl entscheidet über

bürgerorientierte Politik.«

Unsere Herbstkampagne wandte sich gegen die unsoziale

Umverteilung der Bundesregierung. Die Abschlusskund-

gebungen am 13. November zeigten den Unmut der Men-

schen über das unsoziale Sparpakt der Bundesregierung. Die

derzeitigen Absichten der Bundesregierung zur Leiharbeit,

Gesundheitspolitik und der Beschäftigung älterer Arbeit-

nehmer fordern geradezu zu weiteren Aktionen heraus.

Bei den Landtagswahlen am 27. März geht es um mehr

als die Zukunft des Stuttgarter Hauptbahnhofes: Es müssen

dringend Weichen zur Chancengleichheit in der Bildung

neu gestellt werden. In Baden-Württemberg entscheidet

immer noch mehr als in anderen Bundesländern der Geld-

beutel über die Zukunftschancen der jungen Generation.

Wir brauchen Energiesicherheit und -bezahlbarkeit. Der

Zurückkauf der EnBW ist eine Chance zur Neugestaltung für

die Landespolitik. Wir brauchen Investitionen in die Ver-

kehrsinfrastruktur. Der tägliche Stau um die Zentren ist nicht

nur ärgerlich, sondern entwickelt sich zum Standortnachteil

für die Regionen und Berufspendler. Schauen wir uns die

Programme der Landesparteien genau an!

Ich wünsche euch einen guten Start ins Jahr 2011.

Z W I S C H E N R U F

RALF STOCKHEIMLandesbezirksleiter

Baden-Württemberg

[email protected]

Dichtes Gedränge auf dem Schlossplatz

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Page 30: kompakt Januar 2011

Noch freie Plätze bei SkifreizeitMÜNCHEN | Junge Leute können für wenig Geld wieder eine

Woche in Bad Goisern verbringen. Termin für den Landes-

bezirk Bayern: 6. bis 12. März 2011. Preis: 399 Euro für

Azubis und 760 Euro für Ausgelernte. Inbegriffen sind

An- und Abreise, Halbpension, Skipass, Ski- beziehungs-

weise Snowboardkurs, Auslandskrankenversicherung und

die Stellung von Skimaterial. Infos und Anmeldung unter:

089 51404100 oder: [email protected]

Bildung: Schau doch mal rein!MÜNCHEN | Die neuen Bildungsprogramme für aktive Ge-

werkschafter, Betriebsräte sowie Jugend- und Auszubilden-

denvertreter sind da. Schau doch mal rein!

Senioren im Bayerischen WaldKELHEIM | Kompetente Unterstützung hat der Senioren-

arbeitskreis Bayerischer Wald bekommen. Franz Boxleitner

und Rudi Seidl waren jahrelang Betriebsratsvorsitzende bei

F.X. Nachtmann in Riedlhütte beziehungsweise KSS Spiegel-

au in Spiegelau. Sie stehen jetzt in der Region als lokale

Ansprechpartner für diverse Fragen, wie zum Beispiel bei

Adressänderungen, Infomaterialien oder Freizeitunfallver-

sicherung, zur Verfügung.

Infos gibt es unter den Telefonnummern 08553 706

(Boxleitner), 08553 1631 (Seidl) oder über das IG-BCE-

Büro in Kelheim (09441 70630). Es ist zu beachten, dass

am 1. Dezember 2010 das IG-BCE-Büro in die Emil-Ott-

Straße 22 in 93309 Kelheim umgezogen ist. Die Telefon-

nummer bleibt unverändert.

Werberhitparade20 Aufnahmen: Elisabeth Williams (Rebhan, Stockheim).

16 Aufnahmen: Klaus Moik (Knauf Gips, Iphofen).

9 Aufnahmen: Edeltraud Sander (Flabeg, Furth im Wald).

8 Aufnahmen: Stephan Klier (Cordenka GmbH, Obernburg).

7 Aufnahmen: Walter Brandl (Tyco, Neustadt), Rudolf Pohl

(Scherer und Trier, Michelau), Norbert Schmehle (Her-

mann Koch, Coburg).

6 Aufnahmen: Norbert Lechermann (Peguform, Neustadt),

Doris Löffler (Gerresheimer, Tettau), Angelika Neppl (Pe-

guform, Neustadt), Roswitha Vitale (Peguform, Neustadt).

5 Aufnahmen: Sebastian Barnickel (Heinz Glas, Tettau),

John Bode (Erich Rothe GmbH, Kitzingen), Stefan Schmidt

(Peguform, Neustadt), Sandra Wachter (Mäder Plastilack

GmbH, Strullendorf).

Kritik an InfrastrukturBURGHAUSEN | Fachtagung fordert Tempo beim Ausbau

Mit ihrer Kritik an dem schlep-

penden Ausbau der Infra-

struktur ins bayerische Che-

miedreieck waren auf der

Industriepolitischen Fachta-

gung zur Verkehrsinfrastruk-

tur der IG BCE die teilneh-

menden Betriebsräte aus den

Bezirken Altötting und Kel-

heim-Zwiesel nicht allein.

Dr. Willi Kleine, Werkleiter

der Wacker Chemie in Burg-

hausen, teilte ihren Unmut.

Mit Ministerialrat Hugo

Gratza aus dem Bundesver-

kehrsministerium in Berlin,

dem Konzernbevollmächtig-

ten der Deutschen Bahn AG

in Bayern, Klaus-Dieter Josel,

und dem leitenden Ministe-

rialrat bei der obersten Bau-

behörde in München, Ludwig

Böhm, standen den Gewerk-

schaftern wichtige Ansprech-

partner gegenüber.

Der Auftrag an sie war un-

überhörbar: Druck machen,

beschleunigt arbeiten und die

Projekte vorantreiben. Auch

die Ansage an die Politik,

sich nicht ständig von einem

Wahlversprechen zum nächs-

ten zu retten, sondern endlich

für den Ausbau der Infra-

struktur zu sorgen, war un-

überhörbar.

Uwe Fritz, IG-BCE-Bezirks-

leiter in Altötting, Markus

Hautmann, Bezirksleiter in

Kelheim-Zwiesel, und Lan-

desbezirksleiter Seppel Kraus

forderten eine moderne, leis-

tungsfähige Anbindung der

ansässigen Unternehmen an

Straße und Schiene – insbe-

sondere am Standort Burg-

hausen und im Bayerischen

Wald. »Das ist eine wesent-

liche Voraussetzung zur

Standort- und damit Arbeits-

platzsicherung.« Unterblie-

ben die Investitionen, dann

profitierten Standorte an an-

deren Orten der Welt.

Immerhin: Gewerkschafter

und Industrie lobten gemein-

sam den Weiterbau der A 94

in Richtung München. Ob

allerdings die Autobahn bis

2018 durchgängig befahrbar

sei, konnte Böhm nur aus-

weichend beantworten. Es sei

ein ehrgeiziges, wenn auch

erreichbares Ziel.

> VOR ORT BAYERN

| kompakt | Januar 201128

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Das Bildungsprogramm im Internet:www.bayern.igbce.de/bildung

Dokumentationen der bis-herigen industriepolitischen Tagungen – beispielsweise zum Pharmastandort oder zur Glasindustrie in Bayern – gibt es jetzt auch als Download (PDF-Version) im Internet unter: www.bayern.igbce

DOKUMENTATIONEN

Kompetente Fachleute standen Rede und Antwort.

Page 31: kompakt Januar 2011

Aktionen bei TarifrundeMÜNCHEN | 2,8 Prozent ab Januar in der Feinkeramik

Die Betriebe der technischen

Keramik erhalten zusätzlich

eine Einmalzahlung von

300 Euro. Außerdem sollen

die Herausforderungen der

demografischen Entwicklung

begleitet werden. Funktio-

näre und Vertrauensleute im

Bezirk Nordostbayern hatten

auf die Tarifrunde aufmerk-

sam gemacht – so vor der

Porzellanfabrik Schönwald,

bei Vishay, H.C. Stark und

Rosenthal in Selb. Unter dem

Motto »Damit das Leben kein

Glücksspiel ist – Jetzt gehts

um uns!« warben sie für

Lohnerhöhungen.

Zu Gast beim Vorsitzenden

HANNOVER | Bei der

»Nachlese zum poli-

tischen Aschermitt-

woch« hatte es eine

Sonderwerbeaktion

gegeben. Wer eine

Neuaufnahme mit-

brachte, bekam ein

kleines Geschenk

und konnte ein Tref-

fen mit IG-BCE-Chef

Michael Vassiliadis gewin-

nen. Jetzt waren die drei Ge-

winner Klaus Moik, Manfred

Birner und Marianne Woppe-

rer mit ihren Partnern zum

Essen mit anschließendem

Kulturprogramm in Hanno-

ver zu Gast.

29kompakt | Januar 2011 |

Wir brauchen LösungenDer Wirtschaft geht es in weiten Teilen gut. Die Arbeitslosig-

keit sinkt. Das ist der Verdienst der gemeinsamen Anstren-

gungen von Betrieben, den Arbeitnehmern und ihren Ge-

werkschaften. Den Beschäftigten ist viel zugemutet worden,

jetzt muss es ein gutes Jahr 2011 werden für die Arbeitneh-

mer! Selbst der bayerische Ministerpräsident, die Bundes-

kanzlerin und Politiker der FDP sagen, die Arbeitnehmer

sollen am Aufschwung beteiligt werden.

Trotzdem gibt es Risiken. CSU und FDP erhöhen zum Jah-

resanfang die Sozialversicherungsbeiträge – es bleibt we-

niger Netto vom Brutto. In der gesetzlichen Krankenversiche-

rung gibt es einen Systemwechsel, weg von der solidarisch

finanzierten hin zu immer größeren Belastungen. Viele Be-

triebe stellen ein, aber nur Leiharbeitnehmer oder befristet

Beschäftigte. Die »Rente ab 67« kann nicht die einzige Ant-

wort auf die demografische Herausforderung sein. Die Ju-

gend braucht Ausbildungs-, Arbeits- und Studienplätze.

»2011 muss ein Jahr der Arbeitnehmer

und der IG BCE werden!«

Wir brauchen Lösungen. Um unsere Interessen durchzuset-

zen, brauchen wir starke Gewerkschaften. Wir wollen

durchsetzen, dass Arbeitnehmer am Aufschwung beteiligt

werden. Wir wollen durchsetzen, dass es mehr Arbeitsplatz-

sicherheit gibt. Und das heißt, mehr fest Eingestellte und we-

niger Leiharbeit. Wir wollen bei der Politik durchsetzen,

dass die Interessen der Arbeitnehmer fair berücksichtigt wer-

den. Wir wollen durchsetzen, dass der Jugend eine sichere

Perspektive geboten wird.

Dazu waren wir in Bayern am 13. November in Nürnberg

auf der Straße und darum gehen wir mit großem Selbstver-

trauen in die Tarifverhandlungen.

Um erfolgreich zu sein, brauchen wir starke Gewerkschaf-

ten und starke betriebliche Interessenvertreter. Wir wollen

das Jahr 2011 zu einem Jahr der Arbeitnehmer und ihrer

Gewerkschaft, der IG BCE, machen.

Z W I S C H E N R U F

SEPPEL KRAUSLandesbezirksleiter

Bayern

[email protected]

Bonus für MitgliederMÜNCHEN | Ein Plus für Beschäftigte der Papierbranche

In der Papier erzeu-

genden Industrie gibt

es ab Januar 2,5 Pro-

zent mehr Geld. Aus-

zubildende erhalten

je nach Lehrjahr 5 bis

20 Euro mehr im

Monat. Außerdem er-

höhen sich das Ur-

laubsgeld und die

Spätschichtzulage.

Erstmals konnte auch eine

Sonderleistung für IG-BCE-

Mitglieder vereinbart werden:

Wer die tarifliche Altersvor-

sorge nutzt, bekommt ab

2012 vom Arbeitgeber zusätz-

lich 100 Euro im Jahr. 2011

sollen noch Regelungen ge-

gen den Missbrauch von Leih-

arbeit diskutiert werden.

Vielfältige Aktionen zur Tarifrunde: »Jetzt geht es um die Wurst« war der Vertrauens-leute-Slogan bei der Wellpappe Alzenau.

Zu Besuch bei Michael Vassiliadis (Mitte): die Gewinner der Sonderwerbeaktion.

Page 32: kompakt Januar 2011

> VOR ORT HESSEN-THÜRINGEN

| kompakt | Januar 201128

Bayer-Chef enttäuschtFRANKFURT | Personalabbau in Hessen

Bei einer Betriebsversamm-

lung in Leverkusen schlug

dem neuen Vorstandsvorsit-

zenden des Bayer-Konzerns,

Marijn Dekkers, Ende No-

vember viel Empörung entge-

gen. Dekkers will deutsch-

landweit etwa 1700 Arbeits-

plätze einsparen, 125 davon

in der Frankfurter Niederlas-

sung von Bayer Crop-Science

(BCS), einem führenden

Pflanzenschutz-Hersteller.

Die Betriebsversammlung

wurde deshalb live in die

Südkantine des Industrie-

parks Höchst übertragen. Sie

war mit etwa 650 Beschäftig-

ten – drei Viertel der Beleg-

schaft – bis auf den letzten

Platz gefüllt.

Frankfurter BCS-Vertrau-

ensleute machten ihrer

Wut mit Bodenzeitungen,

125 brennenden Kerzen und

Transparenten Luft. Denn

hier wäre jede dritte Stelle im

Bereich Forschung & Ent-

wicklung betroffen.

»Was hilft uns die Aussage,

dass der Forschungsstandort

Frankfurt erhalten bleibt,

wenn wir ausbluten und in

Raten sterben?«, fragte der

Betriebsratsvorsitzende Julio

Martinez.

Aus für Wella-ZentraleDARMSTADT | IG BCE kritisiert Procter & Gamble

Der US-Konzern Procter &

Gamble (P&G) schließt den

bisherigen Hauptstandort der

Haarkosmetik-Marke Wella in

Darmstadt bis Mitte 2014.

Die etwa 1000 Mitarbeiter

sollen neue Jobs in Schwal-

bach und Kronberg am Tau-

nus erhalten. P&G hatte Wella

2003 gekauft. Angeblich sol-

len nur wenige Stellen im Ge-

bäudemanagement und bei

unterstützenden Funktionen

ganz wegfallen.

Osman Ulusoy, IG-BCE-

Bezirksleiter in Darmstadt,

kann den Plänen nichts abge-

winnen: »Diese Entscheidung

findet bei der IG BCE keine

Zustimmung.« Zwar soll der

Forschungsstandort Deutsch-

land bleiben; doch die Ent-

scheidung werde sich negativ

im Friseurgeschäft nieder-

schlagen. Die Gewerkschaft

verlangt zukunftsorientierte

Dauerarbeitsplätze für alle

Beschäftigten.

StandortentwicklungKLEIN-HEILIGKREUZ | Der Gesamtbetriebsrat des Hanauer

Reifenkonzerns Goodyear Dunlop Tires Germany GmbH

(GDTG) nutzte seine Jahrestagung für eine neue Strategie.

Alle Einzel-Betriebsräte hatten gemeinsam mit der IG BCE

aufgearbeitet, was der 2011 auslaufende Standortsiche-

rungsvertrag bewirkt. Mit diesen Berichten befasste sich

auch eine externe Beratungsfirma des Betriebsrats. Über-

rascht erlebten die Vertreter der Unternehmensleitung wäh-

rend der Tagung, dass ihnen die Betriebsräte konkrete Wege

zur Stärkung der Standorte vortrugen und sie um Stellung-

nahme baten. Jetzt

will der Gesamtbe-

triebsrat die Forde-

rungen der einzel-

nen Betriebe bün-

deln und in die

bevorstehende

Standort-Verhand-

lung einbringen.

Vertrauensleute-SchulungKORBACH | Ihren

27. Bildungs-»Jour-

fixe« führten 20 ge-

werkschaftliche

Vertrauensleute

von Conti Korbach

im Oktober als Bil-

dungsurlaub über

Arbeitssicherheit,

Gesundheit und

Umweltschutz

durch. Referenten waren Michael Till, der Vorsitzende

der Conti-Vertrauensleute, und Hans Schweinsberg, der

stellvertretende Leiter des IG-BCE-Bezirks Kassel. Auch der

Betriebsratsvorsitzende Jörg Schönfelder und sein Stellver-

treter Björn Schöffl – ein Spezialist für Arbeitssicherheit –

nahmen teil.

Dank an erfolgreiche WerberLICH | Die gewerkschaftlichen Mitglieder-Werber des Bezirk

Mittelhessen konnten im abgelaufenen Jahr erneut eine

stolze Bilanz vorweisen. Als kleinen Dank lud der Bezirk die

erfolgreichsten von ihnen zum Abendessen in ein beliebtes

Lokal ein und überreichte allen einen Präsentkorb voller

Leckereien. Bezirksleiter Wolfgang Werner betonte, wie

schwer erfolgreiche Mitgliederwerbung heutzutage ist und

wie sehr alles auf gute Argumente und eine gute Gewerk-

schaftsarbeit ankommt.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Intensive Diskussion: GDTG-Chef Claude Ohlinger (Mitte links) und Betriebsräte.

Auch bei BCS in Frankfurt herrschte Unmut.

Arbeitssicherheit, Gesundheit und Umwelt-schutz standen auf dem Themenplan der Conti-Gewerkschafter.

Page 33: kompakt Januar 2011

29kompakt | Januar 2011 |

Mitglieder stehen im ZentrumFür viele unserer Mitglieder war die Krise auch 2010 deutlich

zu spüren. Sichtbar ist aber auch, dass es mit der Wirtschaft

wieder aufwärtsgeht. Dank klugem Handeln unserer Ge-

werkschaft und der Bereitschaft unserer Mitglieder ist es ge-

lungen, mit allen nötigen betrieblichen Maßnahmen Unter-

nehmen und Arbeitsplätze gut durch die Krise zu bringen.

Die meisten unserer Unternehmen sind wirtschaftlich ge-

sund. Die durch Finanzspekulationen ausgelöste Krise

konnte nur dank unseres Verantwortungsbewusstseins und

Milliarden unserer Steuergelder überwunden werden.

»Tarifpolitik wird immer noch von den Tarifparteien gemacht!«

Die Politik hat daraus wenig gelernt – und mancher Politiker

und Verbandsfunktionär will uns immer noch gute Rat-

schläge erteilen. Sie vermitteln den Eindruck, es gäbe plötz-

lich eine Menge Geld zu verteilen. Konkrete Zahlen nennen

sie jedoch nicht. Aus gutem Grund: Denn Tarifpolitik wird

immer noch von den Tarifparteien gemacht. Das haben wir

in der Vergangenheit so gehalten, und das werden wir auch

in den anstehenden Tarifrunden tun.

Unsere Mitglieder erwarten, dass dem Wirtschafts-

aufschwung jetzt ein deutlicher Einkommensaufschwung

folgt. Ein Grund mehr, sich in Zukunft noch klarer als bis-

lang an den Interessen unserer Mitglieder zu orientieren.

Denn für sie sind wir da – nicht für Unorganisierte, die von

Tarifen profitieren, ohne etwas dafür zu tun. Unsere Bot-

schaft lautet: Die IG BCE ist eine einzigartige Solidargemein-

schaft. Jeder Beschäftigte ist herzlich eingeladen, ihr beizu-

treten. Wer das nicht möchte, soll aber auch nicht von ihr

profitieren.

Solidarisch denken wir auch an die vielen Bergleute, die

im vergangenen Jahr weltweit wegen mangelnder Sicher-

heitsstandarts ihr Leben ließen, nur um ihre Produkte ein

paar Cent billiger für den Weltmarkt zu machen.

Wohlstand und Lebensqualität hängen vom Engagement

unserer Mitglieder, Betriebsräte und Vertrauensleute ab. Die-

ses Wissen wird uns auch 2011 helfen, die vor uns liegenden

Aufgaben erfolgreich zu meistern. Auf diese gemeinsame Ar-

beit freue ich mich. Glück auf!

Z W I S C H E N R U F

VOLKER WEBERLandesbezirksleiter Hessen-Thü[email protected]

Betriebsräte anerkanntMELSUNGEN | Deutscher Betriebsräte Preis vergeben

Auf Platz vier – von mehr als

100 Bewerbern – zu landen,

ist eigentlich eine hohe Aus-

zeichnung. Deshalb konnten

die Betriebsräte der B. Braun

Melsungen AG auch ruhig da-

mit umgehen, dass sie keinen

der ersten drei Plätze des

Deutschen Betriebsräte Prei-

ses errangen, der jetzt für

2010 verliehen wurde. Der

Preis wird von der Fachzeit-

schrift »Arbeitsrecht im Be-

trieb« verliehen. Beworben

hatten sich die Melsunger Be-

triebsräte mit drei Projekten:

Qualifikation von Betriebs-

räten, Wahlkampfkampagne

zur Betriebsrats-Wahl 2010

und Standort- und Zukunfts-

sicherungsvertrag. Sie sind in

dem neuen Buch »Erfolgsfak-

tor Betriebsratsarbeit« des

Bund-Verlags dokumentiert.

Für eine andere PolitikERFURT/KASSEL | Demos mobilisierten Tausende

Viele IG-BCE-Mitglie-

der haben sich an den

Demonstrationen ge-

gen die Fehlentwick-

lungen im Lande be-

teiligt. Bei Kundge-

bungen mit 6000

Teilnehmern in Erfurt

(Foto) und mit 2000

in Kassel brachten sie das IG-

BCE-Motto »Jetzt gehts um

uns« zu Gehör.

Zu Vertrauensleute-Vollver-

sammlungen in Höchst und

Wiesbaden, zu Jugendver-

sammlungen und vielen weite-

ren Aktivitäten rief der Bezirk

Rhein-Main auf. In Groß Ge-

rau verteilten Vertrauensleute

von Procter & Gamble am frü-

hen Morgen bei Schichtwech-

sel belegte Brötchen, Obst

und Getränke an Leiharbeit-

nehmer und kritisierten die

Zweiklassengesellschaft, die

sich längst im Arbeitsalltag

breitgemacht hat.

Gewerkschafter in die ParlamenteFRANKFURT | Aktive IG-BCE-

Mitglieder gehören in die Par-

lamente. Sie machen von ih-

rem Recht Gebrauch, sich

wählen zu lassen, vertreten die

Interessen der Bürger und

bringen ihre gewerkschaft-

lichen Erfahrungen ein. Das

ist auch notwendig. In den

Kommunen werden für unse-

re Mitglieder wichtige Fragen

entschieden. Wir möchten

alle Kandidatinnen und Kan-

didaten, die IG-BCE-Mitglied

sind, bei ihrer Kandidatur un-

terstützen, mit ihnen ins Ge-

spräch kommen und bitten

um Meldung bis 19. Januar

bei [email protected]

oder Telefon 069 2385660.

Page 34: kompakt Januar 2011

> VOR ORT NORD

28 | kompakt | Januar 2011

IG BCE mitgestaltenNEUMÜNSTER | Ideen für eine erfolgreiche Strategie für die

IG BCE Schleswig-Holstein können die dortigen Mitglieder

jetzt unter www.igbce-zukunft2020.de mitentwickeln. Als

Benutzername bitte die Mitgliedsnummer eingeben; der

Nachname ist das Passwort.

Strategiedebatte bei Conti gefordertBAD MÜNDER | Bislang gibt es

bei Conti keine

verbindlichen

Regelungen zur

Leiharbeit. Die

Personalpolitik

wird von den

Betriebsräten

als »wenig zukunftsgerichtet« beschrieben und Investitio-

nen in alternsgerechte Arbeitsplätze sind nicht in Sicht. Bei

einer Diskussion im Bildungszentrum Bad Münder ver-

sprach jetzt Heinz-Gerhard Wente (Foto, Mitte), Personal-

vorstand der Continental AG, dass bis zum Jahr 2015 alle

Beschäftigten ab 50 Jahren an altersgerechten Arbeitsplätzen

arbeiten werden. Außerdem wolle man sich über grund-

legende Punkte bei der Leiharbeit mit den Gesamtbetriebs-

räten abstimmen. IG-BCE-Landesbezirksleiter Ralf Becker

(Foto, Dritter von rechts): »Wir sind nach den Zusagen von

Herrn Wente nicht mehr weit auseinander. Jetzt muss eine

Conti-Strategiedebatte angestoßen werden.«

Chemie-Tarifrunde 2011WILHELMSBURG | Mehr als 80 Betriebsräte und Vertrauens-

leute diskutierten im Bürgerhaus mit Peter Hausmann, Tarif-

experte im IG-BCE-Hauptvorstand, über die kommende

Tarifrunde 2011 und über eine Regulierung von Leiharbeit.

Die Diskussion war eine von vielen, die zur inzwischen vor-

liegenden Tarifempfehlung führten. Hausmann: »Der Ver-

band der Chemischen Industrie (VCI) hat seine Prognosen

erneut nach oben korrigiert und rechnet mit einem Um-

satzplus von 18 Prozent. In der Krise haben wir Krisen-Ver-

träge abgeschlossen, damit ist es jetzt vorbei. Nun geht es

um Aufschwung-Verträge.«

Neujahrsempfang 2011HAMBURG-WILHELMSBURG | Der Landesbezirk Nord lädt

zum traditionellen Neujahrsempfang am Samstag, 15. Ja-

nuar 2011, ins Bürgerhaus Wilhelmsburg. Der IG-BCE-Vor-

sitzende Michael Vassiliadis spricht zum Thema: »Deutsch-

land nach der Krise: Wachstum und Innovation nutzen!«

Acht Prozent erstreiktHAMBURG-HARBURG | Erfolg bei Kunststoffhersteller PMG

»Dreimal in der

Pause raus vors Tor,

dann haben wir den

Streik vorbereitet und

auf einmal hat uns

die Geschäftsleitung

ernst genommen«, be-

richtet Ilhan Akklics

von der Tarifkommis-

sion der PMG, einem

Kunststoffhersteller für Air-

bus-Teile. Der verbandslose

Arbeitgeber fühlte sich so

stark, dass er über Monate

kein Angebot machte. Es tue

ihm leid, aber die Arbeitneh-

mer können doch zum Amt

gehen, wenn der Lohn nicht

reicht, so der Arbeitgeber

auf der jüngsten Betriebsver-

sammlung. »Die Wut unserer

Kollegen haben wir genutzt.

Wir haben den Organisa-

tionsgrad gesteigert und jetzt

kämpfen wir«, sagt Betriebsrat

Vitali Wambold.

Nach intensiven Verhand-

lungen gibt es jetzt ab dem

1. Mai 2011 durchschnittlich

acht Prozent mehr Lohn, eine

Einmalzahlung von 200 Euro

und Verhandlungen zum

Haustarif. »Dies ist ein tolles

Ergebnis und als ersten Punkt

für die Tarifverhandlungen

haben wir das betriebliche

Vorschlagswesen festgelegt.

Wir haben viele Ideen, wie wir

unseren Betrieb optimieren

können«, so der Betriebsrats-

vorsitzende Axel Dumaschef-

ski.

Tarifvertrag erreichtGRÜNENPLAN | Bei Barberini gibt es einen Haustarif

2008 beschloss der Schott-

Konzern, die Brillenglaspro-

duktion in Grünenplan zu

schließen. Die rund 100 Mit-

arbeiter organisierten eine

große Demonstra-

tion, wurden von der

Bevölkerung unter-

stützt und erlebten

ein kleines Wunder.

Die Firma Barberini

aus Italien entschloss

sich kurzfristig, das

Unternehmen zu er-

werben.

Jetzt konnte für die

Mitarbeiter ein Haus-

tarifvertrag unter-

schrieben werden. Er

schreibt im Wesentlichen die

bisherigen Tarifbestandteile

fest. Für 2011 wird es zudem

eine Einmalzahlung und eine

Entgelterhöhung geben.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Zufrieden mit dem Abschluss: IG-BCE-Bezirksleiter Peter Winkelmann und die Tarifkommissionsmitglieder und Barberini-Betriebsräte Jürgen Mast, Matthias Wolf, Joachim Klasen und Dirk Homann.

Solidarität macht stark: Mitarbeiter vom PMG protestieren vor dem Werktor.

Page 35: kompakt Januar 2011

29kompakt | Januar 2011 |

Erfolgreich bei PapierHANNOVER | Bonus nur für IG-BCE-Mitglieder

Für die Mitarbei-

ter der Drewsen

Spezialpapiere in

Lachendorf gab es

frische Äpfel als

Pausensnack, bei

Nordland Papier

Tüten mit Oran-

gen und Bananen

und bei Kappa

Smurfit in Hoya

begrüßten Mitar-

beiter die Beleg-

schaft mit IG-

BCE-Fahnen. Unter dem Mot-

to »Wir wollen die Früchte un-

serer Arbeit« forderten auch

im Tarifbereich Nord der

Papier erzeugenden Industrie

die Belegschaften von der Ar-

beitgeberseite, mit dem Tak-

tieren aufzuhören.

Mit Erfolg! »2,5 Prozent

plus Altersvorsorge-Bonus

nur für Gewerkschaftsmitglie-

der sind ein guter Einstieg«,

so Dieter Schmidt, Verhand-

lungsführer Nord für die

Papier erzeugende Industrie,

der die fachkompetente Be-

gleitung der Verhandlungen

durch den Vertrauensleute-

vorsitzenden von Sappi, Ger-

hard Witte, und den Betriebs-

ratsvorsitzenden von Nord-

land Papier in Dörpen, Alois

Soring, lobt.

Gerhard Witte: »Der Son-

derbonus ist ein politisches

Signal, dass Mitglieder für ihr

gewerkschaftliches Engage-

ment mehr tun für ihr Unter-

nehmen und dafür eine An-

erkennung bekommen. Wir

sind zu 90 Prozent organi-

siert. Wer jetzt nicht Mitglied

wird, hat wirklich ein Prob-

lem und verschenkt bares

Geld.« Witte ist sicher: »Weil

die Regelungen zur Altersvor-

sorge erst 25 Prozent nutzen,

wird es hier einen kräftigen

Schub nach vorne geben.«

Bernd Krüger, Vorsitzender

der Vertrauensleute von Drew-

sen Spezialpapiere: »Wirt-

schaftlich könnte es unserer

Firma besser gehen, insofern

sind 2,5 Prozent mehr schon

relativ gut. Der Bonus ist eine

gute Sache.«

Alois Soring: »Wir haben

vor der dritten Tarifrunde in

allen Betrieben Aktionen ge-

startet. 2,5 Prozent

sind zwar nicht

viel, aber das Ge-

samtpaket passt.

Und dass wir das

mit dem Bonus für

IG-BCE-Mitglieder

hingekriegt ha-

ben, hätte ich

nicht geglaubt.

Das war ein schö-

nes Weihnachts-

geschenk.«

Jetzt Teilhabe gestaltenDie Wirtschaft »brummt« wieder. Die meisten Unterneh-

men konnten ihre gute Ausgangssituation nach der Krise

nutzen. Diese Chance gab es nur durch die enorme Flexi-

bilität der Beschäftigten, unser Festhalten an Beschäftigung

und das »Auf-Stand-by-Halten« der Produktion während der

Krise. Jetzt muss sich dies für die Arbeitnehmer auszahlen.

Es geht 2011 darum, diese Teilhabe am wirtschaftlichen

Erfolg der Unternehmen bei den Tarifverhandlungen einzu-

fordern! Die Betriebsrats- und JAV-Wahlen haben unsere

betriebliche Gestaltungskraft gestärkt. Die Vertrauensleute

diskutieren jetzt in den Betrieben ihre Forderung. Der IG-

BCE-Hauptvorstand hat für die chemische Industrie eine

Spanne von sechs bis sieben Prozent empfohlen.

»Gerechte Teilhabe heißt mitbestimmen,

mitwirken und mitverantworten.«

Teilhabe ist mehr als nur die berechtigte Forderung zur Stei-

gerung der Entgelte. Teilhabe ist auch: mitbestimmen, mit-

wirken und mitverantworten. Die soziale Partnerschaft im

Betrieb muss gelebt werden, nicht nur in Krisenzeiten.

Wir werden unsere Gestaltungskraft nutzen, um gute Ar-

beit in den Betrieben zu realisieren. Wir brauchen ein inno-

vatives Arbeitsumfeld, welches alterns- und altersgerechtes

Arbeiten ermöglicht und flexible Übergänge in den Ruhe-

stand schafft. Die »weichen« Elemente unserer Demografie-

tarifverträge, Stichwort: »Familie und Beruf«, »Qualifizie-

rung«, sind nun umzusetzen.

Gleichzeitig wollen wir weiterhin Menschen für unsere gute

Sache gewinnen. Die Bezirke Oldenburg und Ibbenbüren ha-

ben 2010 mit ihrem positiven Ergebnis in der Mitgliederent-

wicklung den richtigen Weg gezeigt. Die Voraussetzungen,

um 2011 unsere Arbeit erfolgreich fortzusetzen, sind sehr

gut – gemeinsam werden wir unsere Ziele erreichen!

In diesem Sinne wünsche ich allen ein gutes und erfolg-

reiches Jahr 2011.

Z W I S C H E N R U F

RALF BECKERLandesbezirksleiter

Nord

[email protected]

Holten sich symbolisch die Früchte ihrer Ar-beit: Mitarbeiter von Sappi, Alfeld.

Protest gegen das Taktieren der Arbeitgeber-seite bei Kappa Smurfi t in Hoya.

Page 36: kompakt Januar 2011

> VOR ORT NORDOST

| kompakt | Januar 201128

Termine – kurz notiertBERLIN | 18. Januar 2011: Landesbezirksfrauenausschuss.

KAGEL-MÖLLENHORST | 20. Januar 2011: Landeszielgrup-

penausschuss.

Veränderungen im LandesbezirkBAD MÜNDER | Sabine Süpke, Bezirksleiterin

Berlin-Mark Brandenburg seit 2001, wird ab

dem 1. Januar 2011 das Wilhelm-Gefeller-

Bildungszentrum der IG BCE in Bad Münder

leiten. Der Landesbezirk dankt ihr für ihre

hervorragende Arbeit in Berlin.

BERLIN-MARK BRANDENBURG | Oliver

Heinrich, bislang Gewerkschaftssekretär im

Bezirk Düsseldorf, wird ab Januar neuer

Leiter des Bezirks Berlin-Mark Brandenburg.

Der Landesbezirk freut sich auf die neue

Zusammenarbeit.

HALLE-MAGDEBURG | Sylke Teichfuß, bis-

lang Gewerkschaftssekretärin im Bezirk

Dresden-Chemnitz, wechselt zum 1. Januar

2011 als stellvertretende Vorsitzende in den

Bezirk Halle-Magdeburg. Der Landesbezirk

wünscht ihr einen guten Start.

Kommunale WasserbetriebeSENFTENBERG | Bei der Klausurtagung des Regionalen

Wasserarbeitskreises Nord ging es um die Zusammenarbeit

von privaten Betreibern und kommunaler Wasserversor-

gung. Gastredner war Christoph Maschke vom Wasserver-

band Lausitz-Betriebsführung GmbH.

Höchste Auszeichnung verliehenHOYERSWERDA | Peter Koebcke, Vorsitzen-

der der Wohnortsgruppe Hoyerswerda WK

6/Zeißig, erhielt von Bezirksleiter Ralf

Hermwapelhorst die Verdienstmedaille der

IG BCE. Sein gewerkschaftliches Engage-

ment und ehrenamtliche Tatkraft waren

Beweggründe für die Auszeichnung.

BERLIN | Dieter Riedel aus Steglitz-Zehlen-

dorf (Foto mit Bezirksleiterin Sabine Süpke)

erhielt die IG-BCE-Verdienstmedaille für

ehrenamtliches Engagement und Mitarbeit

in der IG BCE, Rentenversicherung und als Be-

triebsrat bei der Spinnstofffabrik Zehlendorf.

Brennpunkt LeiharbeitPOTSDAM | Tarifpolitik nach der Krise

Jetzt gehts um uns – auch in

der Tarifpolitik! Mit diesen

Worten eröffnete Landesbe-

zirkleiterin Petra Reinbold-

Knape die tarifpolitische Kon-

ferenz mit mehr als 100 Kolle-

ginnen und Kollegen.

Rund 220 Tarifkommissio-

nen gibt es in Nordost. Chris-

tian Jungvogel, Abteilungslei-

ter Tarifpolitik der IG BCE,

skizzierte die tarifpolitischen

Schwerpunkte nach der Krise,

zu denen die Einbindung von

AT-Bereichen, Arbeitszeit, Al-

tersvorsorge und Ausbildung

gehören.

Verstärkt richtet sich das

Augenmerk auf die Leihar-

beit. Professor Dr. Lutz Bell-

mann von der Universität Er-

langen-Nürnberg zeigte, wie

damit Missbrauch getrieben

wird, wenn es um den Ersatz

von Teilen der Stammbeleg-

schaft geht. Tipps für bes-

sere Arbeitsbedingungen von

Leiharbeitern gab Frank Bou-

vain, Betriebsratsmitglied bei

randstad, einer der größten

Verleihfirmen Deutschlands.

Die Tagung forderte eine

schnelle gesetzliche Neurege-

lung der Leiharbeit, damit de-

ren Missbrauch unmöglich

wird und auch für Leihar-

beit der Grundsatz »Gleicher

Lohn für gleiche Arbeit« gilt.

Tarif gefordert!TANGERMÜNDE/ROSTOCK | Druck auf Arbeitgeber

Beim Zellstoff-

werk Stendal

schwelt seit Ende

2009 der Streit um

die Anbindung an

den Tarifvertrag

Papier. Mit starker

Präsenz bei einer

großen Kundge-

bung Anfang De-

zember in Tanger-

münde erhöhten

die Mitglieder den

Druck. Mit Erfolg:

Die Verhandlungen könnten

noch in diesem Jahr begin-

nen.

Auch bei der HanseNet

GmbH in Rostock gilt bislang

kein Tarifvertrag. Das wollen

die Gewerkschaftsmitglieder

im Betrieb ändern und bilde-

ten eine Tarifkommission, die

ab Januar verhandeln soll.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Lebhafte Diskussion: Roland Handke, Mitglied der Bundes-tarifkommission Chemie.

Eine Fotocollage dokumentiert die Tarifaktio-nen beim Zellstoffwerk Stendal.

Page 37: kompakt Januar 2011

29kompakt | Januar 2011 |

CCS-Gesetz in den Bundestag! COTTBUS | Bei der Kundge-

bung am 9. Dezember forder-

ten mehr als 1000 Kolle-

ginnen und Kollegen eine

schnelle Verabschiedung des

CCS-Gesetzes. Es sprachen

der stellvertretende IG-BCE-

Vorsitzende Ulrich Freese

und Landesbezirksleiterin Pe-

tra Reinbold-Knape (Foto).

Kurzsichtig und falschBERLIN | Personalabbau bei Bayer

Die Bayer AG will Arbeitsplät-

ze in Deutschland abbauen.

IG BCE und der Betriebsrat

von Bayer Berlin wiesen die

Mitte November von der

Konzernleitung vorgestellten

Pläne als völlig überzogen

zurück und kritisierten sie

als offenbar panische Reak-

tion auf eine vorhersehbare

Wachstumspause. Betriebs-

ratsvorsitzender Yüksel Karaas-

lan: »Strategische Personal-

politik besteht heute darin,

Mitarbeiter-Know-how zu hal-

ten und nicht abzubauen.«

In die Zukunft mit der IG BCEIn den kommenden Jahren stellen wir uns gemeinsam der

Aufgabe, unsere Zukunftsgewerkschaft 2020 zu gestalten.

Welches sind die Weichen? Wer sind unsere Partner? Men-

schen wollen Aufmerksamkeit und Gehör erfahren und es

liegt an uns, ihnen die Möglichkeit von Beteiligung zu bie-

ten. Themen wie Industrie- und Energiepolitik müssen in

und mit der Bevölkerung platziert werden. Geschürte Ängste

gegen Innovationen wie die Speicherung von CO2 müssen

in sachlichen Gesprächen mit den Beteiligten ernst genom-

men werden. Hier ist viel Aufklärungsarbeit zu leisten.

»Es gilt, Bewährtes weiterzuentwickeln

und Neues zu wagen.«

Dass nur ein Mix aus erneuerbaren Energien und bewähr-

ten einheimischen fossilen Energieträgern eine bezahlbare

und verlässliche Stromversorgung absichern kann und dass

diese verlässliche Energie Basis industrieller Arbeit ist, ist in

unseren Köpfen klar. Doch es muss gelingen, die politisch

Verantwortlichen und die Menschen mitzunehmen.

20 Jahre nach der Wende gibt es immer noch unterschied-

liche Bezahlung von Arbeit. Gründe dafür, die allein in der

Lage des Betriebes liegen, gilt es abzuschaffen. Wir sind auf

einem guten Weg und haben dieses Thema für 2011 kon-

kret in unsere Tarifverhandlungen einbezogen. In der Tarif-

runde chemische Industrie Ost kämpfen wir für einheit-

liche Tarifbedingungen in Deutschland.

Gemeinsam werden wir für soziale Gerechtigkeit und die

Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen in allen

Tarifverhandlungen kämpfen.

Zukunft bedeutet Abschied. Zurück bleibt das Vertraute. Im

besten Falle halten wir kurz inne, besinnen uns und es be-

ginnt ein neues Abenteuer. Zu diesem Abenteuer brauchen

wir jede Frau und jeden Mann. Dazu brauchen wir dich!

Ich lade herzlich dazu ein und wünsche uns allen ein er-

folgreiches, gesundes Jahr 2011!

Z W I S C H E N R U F

PETRA REINBOLD-KNAPELandesbezirksleiterin

[email protected]

Energieland LausitzCOTTBUS | Zukunft mit Innovation

In einer künftigen Innova-

tionsstrategie der Landesregie-

rungen in Potsdam und Berlin

muss die Lausitz tief verankert

werden. Auf der Lausitz-Kon-

ferenz am 6. Dezember mit

dem Titel »Die Lausitz – Ener-

gieland gestern, heute, mor-

gen« forderte der stellvertre-

tende DGB-Vorsitzende in

Berlin-Brandenburg, Chris-

tian Hoßbach, die kontrover-

se Debatte sowohl zum The-

ma CCS als auch zur Zukunft

und Bedeutung der Braun-

kohle zu versachlichen.

Dr. Wolfgang Krüger,

Hauptgeschäftsführer der

IHK Cottbus, stellte die Studie

»Innovationspotenziale in der

Region Lausitz-Spreewald«

vor. In drei Arbeitsgruppen

wurde über »Beschäftigungs-

chancen für die Lausitz durch

erneuerbare Energien«, »Zu-

kunft der Braunkohle in der

Lausitz« und »Fachkräfte-

sicherung in der Lausitz durch

Gute Arbeit« diskutiert. Mehr

als 100 Vertreter aus Politik,

Gewerkschaften und Unter-

nehmen nahmen teil.

Foto

: Har

tmut

Rau

hut

Page 38: kompakt Januar 2011

Bei der großen Jubilarehrung der Ortsgruppen Cottbus und

Calau im Barbarasaal der Hauptverwaltung von Vattenfall

Europe Mining und Generation wurden 44 Jubilare für ihre

25-, 40-, 50- und 60-jährige Mitgliedschaft vom stellvertre-

tenden IG-BCE-Vorsitzenden Ulrich Freese und den Orts-

gruppenvorsitzenden ausgezeichnet. Erstmals nahmen

auch die Jubilare der Betriebsortsgruppe des Landesamtes

für Bergbau, Geologie und Rohstoffe teil.

Höhepunkte der Jubilarehrung in Zwenkau waren die Jubi-

läen von Helga Reichert und Manfred Weidenhammer mit

60-jähriger Gewerkschaftszugehörigkeit. Der Ortsgruppen-

vorsitzende Dieter Mutz (Foto, links) teilte seine Niederle-

gung des Amtes aus gesundheitlichen Gründen mit und ließ

die letzten Jahre Revue passieren. Die Ortsgruppe dankte

ihm für die vielen Jahre seiner ehrenamtlichen Tätigkeit.

Bei der Jubilarehrung

der Ortsgruppe Lohsa

wurden zehn Mitglie-

der für 40-jährige und

fünf für 50-jährige

Mitgliedschaft ausge-

zeichnet. Anni Zobel

(vorne rechts) und Kä-

the Stauch (vorne links) erhielten die Ehrung für 60-jährige

Mitgliedschaft. Heinz Schrader (84, Mitte), langjähriges

Vorstandsmitglied und noch aktiv als Zeitungsverteiler,

wurde für 70-jährige Mitgliedschaft ausgezeichnet.

Die Ortsgruppe Frei-

berg II ehrte im Zuge

des Sommerfestes ihre

Jubilare für 25-, 40-

und 50-jährige Ge-

werkschaftszugehörig-

keit. Unterstützt wurde

der Vorstand dabei

durch »Leutnant Richtig – Wichtig« vom Showprogramm

des Teams der Sch(m)erzbuben.

C o t t b u s u n d C a l a u Z w e n k a u

L o h s a F r e i b e r g

VOR ORT NORDOST>

30 | kompakt | Januar 2011

Traditionell ehrt der Bezirk

Leipzig seine Jubilare aus

den Ortsgruppen der Zeit-

zer Region im Bürgerhaus

Hohenmölsen. 80 Kolle-

ginnen und Kollegen wur-

den in diesem Jahr ausge-

zeichnet. Höhepunkt war

die 75-jährige Gewerk-

schaftszugehörigkeit von

Walter Herrmann (90).

Z e i t z e r R e g i o n-

Bei der zentralen Jubilar-

feier der Ortsgruppen des

Südraums Leipzig in Lob-

städt konnte die IG BCE

treue Mitglieder für lang-

jährige Mitgliedschaft eh-

ren. Dazu zählte auch der

94-jährige Kollege Sieg-

fried Graupner (Zweiter

von links) mit 80-jähriger

Mitgliedschaft. Er ist der

Stolz der Ortsgruppe Re-

gis-Breitingen.

L o b s t ä d t

Über 40 regionale Jubi-

larehrungen gibt es jähr-

lich im Bezirk Dresden-

Chemnitz. Zu zwei zentra-

len Veranstaltungen lädt

der Bezirk im September

im Rahmen des Interna-

tionalen Blasmusikfesti-

vals in Bad Schlema sowie im Oktober zur Schifffahrt auf

der Elbe ein. Über 400 Kolleginnen und Kollegen nahmen

daran teil. Die Fotos zeigen

die 60-jährigen Jubilare der

Ortsgruppe Bad Schlema mit

Bezirksleiter Gerald Voigt

(oben, links) sowie während

der Elbe-Fahrt ausgezeich-

nete Jubilare (unten).

B e z i r k D r e s d e n - C h e m n i t z

Page 39: kompakt Januar 2011
Page 40: kompakt Januar 2011

VOR ORT NORDRHEIN>

| kompakt | Januar 201128

Party für BerufsanfängerDUISBURG | Der

Bezirksjugendaus-

schuss Duisburg

organisierte seine

traditionelle Berufs-

neuanfängerparty.

Im IG-BCE-Jugend-

treff Walsum trafen

sich rund 100 Berufseinsteiger, um gemeinsam zu feiern.

Familienseminar in Grömitz

GRÖMITZ | Im Jugenddorf »Hans Böckler« in Grömitz fand

wieder das diesjährige Familienseminar statt. Unter dem

Oberthema »Rolle der Familie in Politik, Wirtschaft und

Gesellschaft« verbrachten 22 Familien mit ihren Kindern

einige erlebnisreiche Tage miteinander.

Bezirksbürgermeister informiert sichOBERHAUSEN | Auf Einladung von Dieter Olland, Vor-

sitzender des IG-BCE-Regionalforums Oberhausen, be-

suchte Dieter Janssen, Bezirksbürgermeister aus Ober-

hausen-Sterkrade, den IG-BCE-Bezirk Duisburg. Gesprächs-

thema war unter anderem eine geplante Oberhausener

Stadtkonferenz in der zweiten Jahreshälfte 2011.

Bildungsangebote onlineDÜSSELDORF | Der IG-BCE-Landesbezirk hat sein Bil-

dungsprogramm für 2011 online gestellt.

Werberhitparade im NovemberFelix Schultz (18, Currenta Leverkusen, Leverkusen); Josef

Langohr (14, Continental Aachen, Alsdorf); Dirk Schu-

macher (11, RWE Power PBZ – TT-HW, Alsdorf); Kerstin

Ziegler (10, DuPont, Düsseldorf); Dennis Otto (7, Currenta

Krefeld, Moers); Yüksel Yildirim (6, Carcoustics, Lever-

kusen); Bernd Bestmann (6, Reuss Seifert-Spritzguss, Düs-

seldorf); Volker Nießen (4, Alliander, Alsdorf).

Mitglied sein lohnt sichDÜSSELDORF | Der Tarifabschluss Papier »kommt an«

Die Tarifeini-

gung für die

39 000 Beschäf-

tigten in der

deutschen Pa-

pierindustrie

wird im Landes-

bezirk Nord-

rhein zufrieden zur Kenntnis

genommen. »Mit diesem Ta-

rifpaket ist uns ein guter Ab-

schluss gelungen, der mehr

Geld für alle erreicht hat

und auch zeigt, das sich

die Mitgliedschaft in der

IG BCE lohnt«, reagierte

Viola Denecke, stellvertreten-

de Landesbezirksleiterin und

regionale Verhandlungsfüh-

rerin.

Die Löhne und Gehälter

steigen vom 1. Januar an um

2,5 Prozent. Gewerkschafts-

mitglieder erhalten einen

100-Euro-Sonderbonus zur

Förderung der Altersvorsor-

ge. Weiter hat die IG BCE

eine Erhöhung des Urlaubs-

gelds und Verbesserungen im

Manteltarifvertrag erreicht.

Ein Ende hat jetzt auch die

Ungleichbehandlung beim

Urlaubsgeld zwischen Azubis

unter 18 Jahren und Azubis

über 18 Jahren (siehe auch

Seite 26).

Hubert Esser (FS Karton),

Christian Radermacher (Metsä

Tissue), Bernhard Gräfen-

stein (Norske Skog Walsum)

sowie Frank Eschenauer und

Norbert Werres (M-real Zan-

ders) haben aus

dem IG-BCE-Lan-

desbezirk als Mit-

glieder der Bundes-

tarifkommission zu

dem Verhandlungs-

ergebnis beigetra-

gen.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

»Endlich hat die Ungleichbehandlung beim Urlaubsgeld der Azubis ein Ende.«

Bernhard Gräfenstein,Norske Skog Walsum

»Wir haben einen Kompromiss erzielt, der allen gerecht wird.«

Frank Eschenauer,M-real Zanders

Zuschuss zum HauskaufDÜSSELDORF | Bonusregelung bei Evonik und THS verlängert

Die zwischen IG BCE und den

Wohnungsunternehmen Evo-

nik und THS abgeschlossene

Regelung für einen exklusiven

Bonus für die Schaffung von

Wohneigentum ist bis Ende

März 2011 verlängert. IG-

BCE-Mitglieder erhalten einen

Zuschuss von 2010 Euro,

wenn sie eine zur Privatisie-

rung vorgesehene Immobilie

der Unternehmen kaufen.

Berechtigungsgutscheine

sind beim IG-BCE-Ressort

Wohnungsbau erhältlich. Zu-

ständig ist Michael Riedel

([email protected] oder

telefonisch 0511 7631-428);

bei den Wohnungsunterneh-

men sind es Frank Schleuß-

ner (Evonik Wohnen, Telefon

0203 5448-313) und Udo

Merkens (THS Wohnen, Tele-

fon 0209 380-1465).

Weitere Infos im Internet:www.nordrhein.igbce.de

Page 41: kompakt Januar 2011

29kompakt | Januar 2011 |

»Tarif-Chaos« beendenESSEN | Demonstration vor RWE-Konzernzentrale

»Der RWE-Konzernvorstand

muss Provokation und Chaos

in der laufenden Tarifrunde

beenden.« Das forderte IG-

BCE-Landesbezirksleiter Rei-

ner Hoffmann bei einer De-

monstration vor der RWE-

Zentrale in Essen.

Hoffmann appellierte an

das RWE-Management, end-

lich ein tragfähiges Tarifan-

gebot vorzulegen. »Es kann

nicht angehen, dass die Be-

schäftigten in der Krise die

Zeche zahlen und in guten

Zeiten nicht an den Erfolgen

beteiligt werden«, so der IG-

BCE-Landesbezirksleiter vor

knapp 2000 Demonstranten.

Die 6,5-Prozent-Lohnfor-

derung von IG BCE und

ver.di hatte RWE mit einem

provokativen Angebot von

nur 1,8 Prozent beantwortet.

Erst in der dritten Verhand-

lungsrunde hatten die Ver-

handlungsführer der Arbeit-

geberseite ihr Angebot auf

2,9 Prozent erhöht, das dann

aber umgehend vom RWE-

Konzernvorstand zurückge-

zogen wurde.

Hoffmann: »Damit richte-

ten die Arbeitgeber ein Chaos

an, das dem Ansehen des Un-

ternehmens bei den Arbeit-

nehmerinnen und Arbeitneh-

mern massiv geschadet hat.«

Politischer FrühschoppenBERGISCH-GLADBACH | Die

Ortsgruppe Bergischer Kreis

hatte zum traditionellen

politischen Früh-

schoppen diesmal

den Bergisch-Glad-

bacher Bürgermeister

Lutz Urbach (CDU)

eingeladen. Im Ge-

spräch mit ihm inte-

ressierten sich über

50 Mitglieder unter

anderem für die finanzielle

Situation der Stadt sowie in-

dustriepolitische Themen.

Demonstration vor der RWE-Konzernzentrale in Essen.Neo-liberale Politik ist gescheitertDie größte internationale Wirtschaftskrise seit dem Ende des

Zweiten Weltkrieges konnte weitgehend überwunden wer-

den. Die Prognosen für Wachstum und Beschäftigung sind

erfreulich positiv. Dass die Krise so rasch überwunden wer-

den konnte, ist auch den Beschäftigten und ihren Gewerk-

schaften geschuldet, die mit ihrer Tarif- und Betriebspolitik

einen ganz wesentlichen Beitrag zur Stabilisierung und

Sicherung von Beschäftigung geleistet haben. Gescheitert

hingegen ist eine neo-liberale Politik, die auf Deregulierung

und Schwächung der Gewerkschaften gesetzt hat.

»Bei der Mitgliederentwicklung

zeichnet sich eine Trendwende ab.«

Gewerkschaften und Betriebsräte sind gestärkt aus der Krise

hervorgegangen. An den Betriebsratswahlen im Frühjahr

2010 haben sich mehr als 70 Prozent der Beschäftigten be-

teiligt. Über 80 Prozent der gewählten Betriebsräte im Lan-

desbezirk gehören der IG BCE an, bei den Betriebsratsvorsit-

zenden sind es mehr als 90 Prozent. Das sind Ergebnisse, mit

denen wir in den nächsten Jahren eine erfolgreiche Betriebs-

politik im Interesse der Beschäftigten leisten können.

Bei der Mitgliederentwicklung zeichnet sich eine Trend-

wende ab. Zwar müssen wir immer noch Verluste verzeich-

nen, aber weniger als in den letzten Jahren. Die Zustimmung

der Menschen in den Betrieben zur IG BCE ist gewachsen.

Diesen Trend gilt es im nächsten Jahr fortzusetzen.

Persönlich kann ich auf zwölf Monate interessanter und

spannender Arbeit als neuer Landesbezirksleiter zurück-

blicken. Dabei habe ich viel Neues gesehen und gelernt. Mir

ist eine große Offenheit entgegengebracht worden und ich

habe viel Unterstützung von den Kolleginnen und Kollegen

erfahren. Dafür ein ganz herzliches Dankeschön!

Uns allen gemeinsam wünsche ich auch für 2011 viel Er-

folg in unserer Arbeit!

Z W I S C H E N R U F

REINER HOFFMANNLandesbezirksleiter

Nordrhein

[email protected]

Weitere Infos im Internet: www.igbce-bergischerkreis.de

Page 42: kompakt Januar 2011

Die Ortsgruppe

Brühl-Heide-Vo-

chem-Fischenich

zeichnete langjäh-

rige Mitglieder aus.

Ortsgruppenvor-

sitzender Werner

Callies bedankte

sich bei ihnen für die Treue zur Gewerkschaft.

Die vier Hückel-

hovener Ortsgrup-

pen Rurtal, Schau-

fenberg-Gerde-

rath, Hückelho-

ven-Hansberg und

Alt-Hückelhoven

konnten 89 Jubilare zur gemeinsamen Feier einladen. Neun

Mitglieder sind dort bereits seit 60 Jahren organisiert.

B r ü h l - H e i d e - Vo c h e m - F i s c h e n i c h

H ü c k e l h o v e n

VOR ORT NORDRHEIN>

30 | kompakt | Januar 2011

W a l s u m - M i t t e D e i l m a n n -N i e d e r r h e i n

Im feierlichen Rahmen

ehrte die Ortsgruppe Deil-

mann-Niederrhein ihre

Jubilare. Besonders wurde

der 82-jährige Hans Re-

bischke für seine 60-jäh-

rige Mitgliedschaft gefeiert.

Der stellvertretende IG-

BCE-Vorsitzende Ulrich

Freese ehrte die 44 Jubilare

des Jahres 2010 in der

Ortsgruppe Walsum-Mitte.

Besondere Anerkennung

erhielt Arno Bergmann für

75-jährige Mitgliedschaft.

Heinrich

Zillken

ist seit

70 Jahren

Gewerk-

schafts-

mitglied.

Die Orts-

gruppe

Bachem bedankte sich für

die langjährige Treue und

schenkte ihm eine goldene

Taschenuhr.

B a c h e m A l d e n h o v e n

Die Ortsgruppe Alden-

hoven zeichnete Wilhelm

Verhall (Mitte) für 70 Jahre

Mitgliedschaft aus. Orts-

gruppenvorsitzender Josef

Möres und Bezirksleiterin

Heike Arndt gratulierten.

Insgesamt 32 Jubilare kamen zur Feier ihrer Ortsgruppe

Utfort-Eick. Höhepunkt des Abends war die Ehrung von

Ernst Badermann, der seit 75 Jahren Mitglied der Gewerk-

schaft ist.

U t f o r t - E i c k

Die Ortsgruppe Neukirchen-Vluyn konnte bei ihrer Feier

insgesamt 62 Gewerkschaftsjubilare begrüßen. Erwin Ther

wurde besonders für seine 75-jährige Mitgliedschaft geehrt.

N e u k i r c h e n - V l u y n

Die Ortsgruppe der RWE Power TTHW Grefrath ehrte ihre

diesjährigen Jubilare. Vorsitzender Herbert Flohr und

Christian Wicke gratulierten.

R W E P o w e r T T H W G r e f r a t h

Die Ortsgruppe

Wesseling feierte

ihre Jubilare des

Jahres 2010. Drei

Mitglieder wurden

für 60 Jahre in der

Gewerkschaft ge-

ehrt.

W e s s e l i n g

Page 43: kompakt Januar 2011
Page 44: kompakt Januar 2011

VOR ORT RHEINLAND-PFALZ/SAARLAND>

| kompakt | Januar 201128

Kommunikation ohne WorteSAARBRÜCKEN | 80 Prozent der zwischenmenschlichen

Kommunikation laufen über die Körpersprache, sagt Tanja

Beck-Latour von der Homburger »Gesellschaft für Gesund-

heitspflege und interdisziplinäre Weiterbildung«. Auf einem

Workshop des Bezirksfrauenausschusses Saarbrücken zeigte

sie jetzt: Wer sich auch ohne Worte mitteilen kann, verbes-

sert die persönlichen oder beruflichen Möglichkeiten deut-

lich. Der Ausschuss bietet noch in diesem Jahr eine weitere

Veranstaltung dazu an.

Murks aus BerlinSAARBRÜCKEN | »Kommt denn aus

Berlin nur noch

Murks?«, fragten

junge IG-BCE-Mit-

glieder vor der Eu-

ropagalerie in Saar-

brücken. Viele Pas-

santen hielten »Ja« für die richtige Antwort. Gut fanden sie

dagegen die fantasievolle Aktion der jungen Leute, die mit

drei »Hinguckern« ihre Forderungen plakativ präsentierten:

mehr Chancen für junge Menschen und sichere Renten,

mehr Gerechtigkeit bei den Steuern sowie »eine Zukunft

für unsere Kohle«.

Tariferfolg bei Profi nePIRMASENS | IG BCE und Betriebsräte haben eine Standort-

sicherung bis 2015 mit dem Kunststoffkonzern HT Troplast

und dessen Tochter profine GmbH in Pirmasens vereinbart.

»Auch wenn noch eine schwere Strecke vor dem Unterneh-

men liegt, ist es darüber hinaus gelungen, unsere Kollegin-

nen und Kollegen wieder ein Stück näher an die normalen

Tarifbedingungen zu bringen«, so Landesbezirksleiter Ralf

Sikorski. Die Beschäftigten erhalten am 1. April eine geson-

derte Einmalzahlungen von 300 Euro und die zukünftige

Tariferhöhung aus dem Flächentarifvertrag der chemischen

Industrie wird im vollen Umfang weitergeben (für das Tarif-

ergebnis ist eine Verschiebung der Erhöhung auf den 1. Ja-

nuar 2012 vereinbart). Die Jahresleistung beträgt seit Jahres-

beginn 2011 wieder 60 Prozent eines Monatslohns, ab 2012

75 Prozent. Geht es schneller aufwärts, kann die Jahresleis-

tung bereits in diesem Jahr auf 95 Prozent steigen.

Es gibt verschiedene weitere positive Ergebnisse. So erhal-

ten Leiharbeitskräfte stets das Gleiche wie Stammbeschäftig-

te, es sei denn, der Verleiher hat einen abweichenden Tarif-

vertrag mit einer DGB-Gewerkschaft. Ralf Sikorski: »Ohne

die Stärke der Betriebsräte und der IG BCE wäre das nicht

möglich gewesen.«

Neue JugendvertreterLUDWIGSHAFEN | Konstituierungen abgeschlossen

Ende des Jahres haben sich

überall im Landesbezirk die

neu gewählten Jugend- und

Auszubildendenvertretungen

(JAV) konstituiert und die

Wahlergebnisse analysiert.

Bei der BASF beispielsweise

hatten 67 Prozent der knapp

2500 Berechtigten ihre Stim-

men abgegeben.

Die gewählten 15 JAV-Mit-

glieder – von 53 Kandidaten –

gehören alle der IG BCE an.

Auch die nicht Gewählten

unterstützen die JAV aktiv. Sa-

mantha Wissner erreichte mit

1065 Stimmen die höchste

Zustimmung. Sie wurde er-

neut JAV-Vorsitzende.

Die letzte JAV hatte sich

erfolgreich dafür eingesetzt,

dass alle Auszubildenden

nach Abschluss der Prüfung

eine Stelle erhalten. Zu den

neuen Zielen für die JAV der

BASF gehört, dass Azubis ei-

nen Teil ihrer Ausbildung an

einem Konzernstandort im

Ausland absolvieren können

sowie der Einsatz moderner

Medien und Technologien in

der Ausbildung, die Förde-

rung von Weiterbildung nach

der Ausbildung, die Weiter-

entwicklung und Verbesse-

rung des Konzepts »Lernort

Betrieb« und der zentralen

Ausbildung.

Ehrenvoller AbschiedLUDWIGSHAFEN | Drei Aktive scheiden aus

Als Verwaltungsange-

stellte im Bezirk Lud-

wigshafen war Gaby Voll

viele Jahre »das Gesicht

der IG BCE für die Be-

triebsräte und Vertrau-

ensleute der BASF«, so

Bezirksleiter Frank Löll-

gen (Foto, links). Mit 80

geladenen Gästen feierte sie

(Dritte von links) nun ge-

meinsam mit zwei bekannten

BASF-Gewerkschaftern – El-

friede Schorpp (Vierte von

links) und Fritz Hofmann

(Zweiter von rechts) – ihren

beruflichen Ausstand. Aner-

kennung kam für jeden Ein-

zelnen auch vom BASF-Be-

triebsratsvorsitzenden Robert

Oswald (rechts) und Landes-

bezirksleiter Ralf Sikorski

(Zweiter von links).

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Hat sich viel vorgenommen: die neue Jugendvertretung der BASF.

Page 45: kompakt Januar 2011

29kompakt | Januar 2011 |

Für einen WechselKAISERSLAUTERN | Demonstration fordert »andere Politik«

Im November demons-

trierten viele Mitglie-

der unterschiedlicher

DGB-Gewerkschaften

auf dem St. Martins-

platz in Kaiserslautern

für einen Politikwech-

sel. 30 Auszubildende

von Profine in Pirma-

sens schlossen sich an.

»Es kann nicht sein,

dass Jugendliche eine Ausbil-

dung machen und danach im

gleichen Unternehmen als

Leiharbeiter eingestellt wer-

den«, kritisierte Panagiotis

Dimkas, Mitglied der Jugend-

und Auszubildendenvertre-

tung (JAV).

Besuch der HauptstadtBERLIN | Politik und Religion waren zentrale Themen

30 Auszubildende aus dem

Bezirk Neuwied-Wirges fuh-

ren im Oktober mit Udo

Weißwange, JAV-Referent des

Bezirks, auf Bildungsreise

nach Berlin. Die Jugend-

lichen besichtigten den Reichs-

tag, ließen sich die Arbeit der

Bundestagsabgeordneten er-

klären und diskutierten mit

einem Mitarbeiter der SPD-

Abgeordneten Sabine Bät-

zing. Um Europa ging es bei

der Europäischen Kommis-

sion. Völlig neue Ein-

drücke über das Den-

ken und den Alltag

muslimischer Ein-

wanderer gewannen

sie bei Gesprächen in

einer Berliner Mo-

schee und in der tür-

kischen Botschaft.

Selbstbewusst handelnDas Jahr war schwierig und imposant zugleich. Die deutsche

Wirtschaft erholte sich rasant von der größten Krise der

Nachkriegsgeschichte. Viele Unternehmen im Landesbezirk

schreiben wieder schwarze Zahlen, manche verzeichnen Re-

kordergebnisse. Aber Vorsicht! Einige Unternehmen bleiben

massiv bedroht, insbesondere bei den Automobilzuliefe-

rern. Niemand weiß, wie nachhaltig der Aufschwung ist.

Die IG BCE und ihre Betriebsräte haben eindrucksvoll

kompetentes Krisenmanagement bewiesen. Auch unsere

weitsichtige Tarifpolitik hat maßgeblich dazu beigetragen,

dass Deutschland wieder wie ein Weltmeister exportiert.

In den anstehenden Tarifrunden, insbesondere in der

Chemie, müssen nun die Arbeitgeber umsichtig reagieren!

Wir werden selbstbewusst und verantwortlich verhandeln

und die Beschäftigten in den Mittelpunkt stellen.

»Die Landtagswahl entscheidet

über bürgernahe Politik.«

Seltsam mutet die Politik der schwarz-gelben Bundesregie-

rung an. Fast jeder im Kabinett empfiehlt hohe Tarifab-

schlüsse für die Beschäftigten. Und bei der Gesundheitsre-

form werden dann Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer

einseitig massiv belastet, wird der Abschied aus dem paritä-

tisch finanzierten Gesundheitswesen geprobt.

Deshalb ist der 27. März für unsere Mitglieder in Rhein-

land-Pfalz enorm wichtig. Mit der Landtagswahl entscheiden

wir über die Fortsetzung einer Politik, die sich sehen lassen

kann. Das Land ist stabil aufgestellt. Es hat bürgernahe staat-

liche Rahmenbedingungen entwickelt – Kindergartenplätze,

kostenlose Universitäten, moderne Bildungspolitik.

Schon jetzt bitte ich alle Mitglieder – unabhängig davon,

wohin sie parteipolitisch neigen –, sich mit ihren Familien

an der Landtagswahl zu beteiligen.

Ich wünsche allen IG-BCE-Mitgliedern, ihren Familien

und Freunden ein gesundes, glückliches und erfolgreiches

Jahr 2011!

Z W I S C H E N R U F

RALF SIKORSKILandesbezirksleiter

Rheinland-Pfalz/Saarland

[email protected]

Azubis verlangen Zukunft.

Sie erlebten in wenigen Tage sehr viel.

Tarifverträge KeramikindustrieOCHSENFURT | Zum 1. Ja-

nuar 2011 erhöhen sich die

Löhne, Gehälter und Aus-

bildungsvergütungen in der

feinkeramischen Industrie so-

wie in der technischen Kera-

mik um 2,8 Prozent. Diese

Einigung erreichte die IG BCE

Ende November nach schwie-

rigen Tarifverhandlungen. Sie

gilt bis Ende 2011.

Die Betriebe der techni-

schen Keramik zahlen (nach

einer wirtschaftlichen Prü-

fung) jedem Beschäftigten zu-

dem einmalig weitere 300 Eu-

ro. Die Beiträge werden ent-

sprechend angepasst.

Page 46: kompakt Januar 2011

Die Betriebs-

gruppe Michelin

Homburg ehrte

Mitglieder, die

im vergangenen

Jahr schon eine

große und run-

de Zahl von Jahren Mitglied in der Gewerkschaft waren, im

Oktober in einem Tagungslokal in Frankreich. Die Ehrung

führte der Saarbrücker Gewerkschaftssekretär Ulrich Schacht

gemeinsam mit dem Betriebsgruppenvorsitzenden Ray-

mond Ott durch, unter Beteiligung von Gerhard Weis und

Manfred Gerschheimer.

Im Rahmen

eines Fami-

lienabends

ehrte die

Ortsgruppe

Steinbach-

Fürth im

November

sieben Mit-

glieder für

langjährige

Treue. Außergewöhnlich war, dass mit Günter Marx ein

Gewerkschafter besonderen Dank erhielt, der bereits seit

70 Jahren Mitglied ist.

Der Ortsgruppenvorsitzende Jörg Dammann (Mitte) ehr-

te (von links): Klaus Dieter Marquitz (40 Jahre Mitglied),

Günter Marx (70 Jahre), Kurt John (60 Jahre) und Erich

Müller (50 Jahre). In der Festansprache beleuchtete Dam-

mann das Engagement der Jubilare und stellte die Rolle der

Montanmitbestimmung beim sozialverträglichen Personal-

abbau im Bergbau heraus. Er fand viel Zustimmung für sei-

nen Hinweis, dass bei der aktuellen Kohlepolitik politische

Verlässlichkeit das oberste Gebot sei.

In geselliger Run-

de ehrte die Orts-

gruppe Kirn im

November ihre

Jubilare. Zur

Feierstunde ins

Landhaus War-

tenstein in Ober-

hausen waren zahleiche Jubilare mit ihren Ehepartnern ein-

geladen worden. Die Ehrung der anwesenden Jubilare nahm

die Mainzer Bezirkssekretärin Angela Grimm gemeinsam

mit dem Ortsgruppenvorsitzenden Bernd Meurer vor. Schon

seit 50 Jahren hält Jürgen Altmaier seiner Gewerkschaft die

Treue. Angela Grimm und Bernd Meurer sprachen ihm An-

erkennung aus.

Im Oktober

begrüßte

der Orts-

gruppen-

vorsitzende

Dieter Brut-

scher wie-

der viele

Mitglieder

und Fami-

lienangehö-

rige zum jährlichen Familientag der IG-BCE-Ortsgruppe

Schönenberg-Kübelberg. Zur Feier in der alten Dorf-

schenke Waldmohr gehörte auch die Ehrung langjähriger

Gewerkschaftsmitglieder. Die Ehrung führte der Gewerk-

schaftssekretär Thomas Kalbe vom Bezirk Saarbrücken

gleich zu Beginn der Feier durch. Anschließend verbrach-

ten alle noch schöne gemeinsame Stunden bei Getränken

und gutem Essen.

Geehrt wurden für 25 Jahre Mitgliedschaft Nihat Oezde-

mir aus Waldmohr und Frank Steinmann aus Steinbach,

für 40 Jahre Günter Feick und Kurt Moritz, beide aus

Schönenberg-Kübelberg, für 50 Jahre Gerhard Krause

aus Börsborn, für 60 Jahre Otto Grossklos aus Brücken,

Paul Orfey aus Gries, Fridolin Marx und Hermann Zim-

mer, beide aus Schönenberg-Kübelberg.

B e t r i e b s g r u p p e M i c h e l i n H o m b u r g

S t e i n b a c h - F ü r t h

K i r n

S c h ö n e n b e r g - K ü b e l b e r g

VOR ORT RHEINLAND-PFALZ/SAARLAND>

30 | kompakt | Januar 2011

Mit großer Mehr-

heit wurde Peter

Schmitt auf der

Seniorenkonfe-

renz des Bezirks

Ludwigshafen

als neuer Vorsit-

zender des Ar-

beitskreises Seni-

oren gewählt. Er löst Jürgen Florczak ab, der seit 2001 an der

Spitze des Arbeitskreises stand. Bezirksleiter Frank Löllgen

wünschte dem neuen Vorsitzenden viel Erfolg und dankte

Jürgen Florczak sowie den ausgeschiedenen Vorstandsmit-

gliedern. Dem neugewählten Vorstand gehören an: Josef Bap-

pert, Karl-Heinz Dörr, Karlheinz Grünke, Herbert Konradt,

Roland Maaß, Armin Mayer, Willi Schulz, Egon Stecha, Wolf-

gang Trebbin und Waltraud Wichmann.

S e n i o r e n a r b e i t s k r e i s : n e u e r Vo r s t a n d

Page 47: kompakt Januar 2011
Page 48: kompakt Januar 2011

VOR ORT WESTFALEN>

| kompakt | Januar 201128

IG-BCE-SeminareOEDING | 25. bis 27. März 2011: Der gläserne Mensch

(LBZ300.05.01.01.11).

HALTERN AM SEE | 4. bis 8. April 2011: Ist Deutschland

noch ein Industriestandort? (LBZ300.05.02.01.11)

Anmeldungen beim zuständigen IG-BCE-Bezirk oder direkt

beim Landesbezirk.

Auf den Kopf gestelltDORTMUND | Mit

einem auf den

Kopf gestellten Weih-

nachtsbaum war die

IG-BCE-Jugend West-

falen bei der DGB-

Jugend-Aktionsnacht

zum »Heißen Herbst«

in Dortmund dabei.

Am Vorabend der Großkundgebung sammelten die Jugend-

lichen in der Dortmunder Fußgängerzone Wünsche der Pas-

santen für die junge Generation, um diese am »Demografie-

weihnachtsbaum« aufzuhängen.

WeihnachtsbastelnMARL | Viel Spaß

und weihnachtliche

Stimmung hatten

Kinder und Evonik-

Betriebsrätin Anna

Ruschinski (Zweite

von links) beim Bas-

teln des Marler Che-

miepark-Tagschichtarbeitskreises im dortigen Jugendtreff.

Die kreativen Bastler produzierten jede Menge Dekoration

für Weihnachtsbäume.

WerberfestHAMM | Mit einem

Werberfest bedankte

sich der IG-BCE-Be-

zirk Hamm bei rund

150 Mitgliedern. Be-

zirksleiter Manfred

Freitag konnte zwölf

Werbern ein beson-

deres Geschenk überreichen, die zum Veranstaltungstag

eine Neuaufnahme mitgebracht hatten.

»Mehr Gerechtigkeit!«MÜNSTER | Bezirk nimmt Politik in die Pfl icht

Traditionell verknüpfte der

IG-BCE-Bezirk Münster-Bie-

lefeld seine Jahresabschluss-

feier mit einer zentralen

Jubilarfeier. In seiner Begrü-

ßungsrede forderte Bezirks-

leiter Ulrich Hampel von der

Bundesregierung in Berlin

eine gerechtere Politik.

Zur Feier konnte der Bezirk

zahlreiche Vertreter der Poli-

tik aus Bund, Land und Kom-

mune begrüßen. NRW-Wis-

senschaftsministerin Svenja

Schulze, die ebenfalls IG-

BCE-Mitglied ist, hielt die

Festrede.

Die übrigen IG-BCE-Be-

zirke in Westfalen haben

zu ihren Neujahrsempfängen

im Januar eingeladen. Der

IG-BCE-Vorsitzende Michael

Vassiliadis wird die Festreden

in Bottrop am 16. Januar (Be-

zirk Gelsenkirchen), in Ka-

men am 27. Januar (Bezirk

Hamm) und in Hattingen am

29. Januar (Bezirk Dort-

mund-Hagen) halten. Das

Gastreferat beim Neujahrs-

empfang des Bezirks Reck-

linghausen hält Peter Haus-

mann, geschäftsführendes

IG-BCE-Hauptvorstandsmit-

glied, am 22. Januar in Marl.

Neue JAV startet durch MARL | Neue Jugendvertretung bei Evonik

Die Auszubildenden des Evo-

nik-Gemeinschaftsbetriebes

in Marl haben ihre neue Ju-

gend- und Auszubildenden-

vertretung (JAV) für die

nächsten zwei Jahre gewählt.

Neue »JAVis« wurden (von

links): Ferhat Özdemir, Flori-

an Adams, Bünyamin Kapkac,

Dominic Bauchrowitz (Vorsit-

zender), Vanessa Vadder, Hia-

nick Kamba, Sahin Özcan,

Rudolf Ruf, Vera Adams,

Ralph Aldridge (stellvertreten-

der Vorsitzender) und Mandy

Lang (Schriftführerin).

NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze hielt die Festrede bei der Jahresabschlussfeier des Bezirks Münster-Bielefeld.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Weitere Informationen im Internet unter:www.westfalen.igbce.de

Page 49: kompakt Januar 2011

29kompakt | Januar 2011 |

Hauptschüler dabeiGLADBECK/DÜSSELDORF | Ministerium bietet Praktikum

Eine Gladbecker Delegation

mit Vertretern der Stadt, der

Erich-Fried-Hauptschule und

des REVAG-Geschichtskreises

unter der Leitung von Walter

Hüßhoff (Vierter von links),

Vorsitzender der IG-BCE-

Ortsgruppe Gladbeck-Mitte,

und des SPD-Landtagsab-

geordneten Michael Hübner

(links) besuchte das NRW-

Arbeitsministerium.

Die Delegation stellte dort

Staatssekretärin Zülfiye Kay-

kin (Dritte von links) sieben

gemeinsame Jugend-, Schul-

und Integrationsprojekte in

Gladbeck vor. Bei dem Be-

such wurde außerdem ver-

einbart, dass künftig auch

Hauptschüler grundsätzlich

die Möglichkeit eines Prak-

tikums im Ministerium erhal-

ten können.

Süßes zum OpferfestBOCHUM | Aktion vor vielen Moscheen in Westfalen

In diesem Jahr hat

sich der Arbeits-

kreis Migration im

IG-BCE-Landebe-

zirk Westfalen mit

einem »süßen Bon-

bongruß« eine be-

sondere Aktion

zum islamischen

Opferfest über-

legt. Vor vielen

Moscheen wie

etwa auch in Marl,

Recklinghausen und Oer-Er-

kenschwick verteilten IG-

BCE-Mitglieder Süßigkeiten

an muslimische Mitbürgerin-

nen und Mitbürger.

70 Tage nach dem Fasten-

monat Ramadan, ab dem

zehnten Tag des Pilgermonats,

findet das »Kurban Bayrami«

statt, das als höchstes isla-

misches Fest gilt.

Es erinnert nach der isla-

mischen Überlieferung an die

verhinderte Opferung von Is-

mael durch seinen Vater Ab-

raham.

Die IG BCE verteilte zum Opferfest Süßig-keiten vor vielen Moscheen in Westfalen.

Neuer Jugendbus in WestfalenMARL | Einer von

bundesweit vier

neuen IG-BCE-Ju-

gendbussen ist ab

sofort in Westfalen

im Einsatz. Das

Fahrzeug ist im

IG-BCE-Jugendtreff

Marl stationiert und wird vom dortigen Jugendtreffleiter

Björn Nilius betreut. Zur Ausstattung des Busses gehören

neben einem Infozelt, Stühlen und einem Tisch auch die

aktuellsten Infomaterialien der IG-BCE-Jugend. Der Ju-

gendbus ist als Kampagnenbus gedacht und kann für

Jugendveranstaltungen über die Jugendsekretäre oder die

Jugendreferenten der Bezirke beim Landesbezirk angefragt

werden.

Hauskauf: Bonusangebot verlängertBOCHUM | Die zwischen IG BCE und den Wohnungsunter-

nehmen Evonik und THS abgeschlossene Regelung für ei-

nen exklusiven Bonus für die Schaffung von Wohneigen-

tum ist bis Ende März 2011 verlängert. IG-BCE-Mitglieder

erhalten einen Zuschuss von 2010 Euro, wenn sie eine zur

Privatisierung vorgesehene Immobilie der Unternehmen

kaufen. Berechtigungsgutscheine sind beim IG-BCE-Res-

sort Wohnungsbau erhältlich. Zuständig ist Michael Riedel

([email protected] oder telefonisch 0511 7631-428);

bei den Wohnungsunternehmen sind es Frank Schleußner

(Evonik Wohnen, Telefon 0203 5448-313) und Udo Mer-

kens (THS Wohnen, Telefon 0209 380-1465).

VertrauensleutetagungHAMM | Vertrauens-

leute des Bergka-

mener Unterneh-

mens Chemtura/

Huntsman trafen

sich zu einer Ta-

gung. Dabei wur-

den auch die De-

monstrationen ge-

gen die unsoziale Bundespolitik thematisch aufgearbeitet.

Skat-TurnierGELSENKIRCHEN | Abwechslung an einem trüben Sonntag

brachte das erste Skat-Turnier der IG-BCE-Ortsgruppe Gel-

senkirchen-Hassel-Süd. Dank einiger Sponsoren konnten

sich die Gewinner über schöne Preise freuen.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Page 50: kompakt Januar 2011

Hertens Bürger-

meister Uli

Paetzel zeich-

nete die Jubi-

lare der Orts-

gruppe Herten-

Mitte für ihre

langjährige Mit-

gliedschaft in der Gewerkschaft aus. Franz Cieslak wurde

für seine 70-jährige Zugehörigkeit zur Gewerkschaftsbewe-

gung geehrt. Seit 60 Jahren sind Karl Diesing, Alois Grajew-

ski, Werner Hiemann, Norbert Hosek, Rudi Jansen, Erich

Karbaum, Herbert Leszinski, Heinz Nietfeld und Karl Gunia

dabei. Ihr »goldenes« Jubiläum feierten Josef Hoerdler und

Hermann Schulte. Seit 40 Jahren sind Klaus-Peter Reichert,

Ibrahim Kara, Ali Sari, Werner Blumenhofer, Henry Czar-

netzki, Michael David, Stilmis Kadam, Winfried Rajewicz,

Cemal Comak, Hasan Bayrak, Cemalettin Cokan, Stilmis,

Dereli, Ahmet-Ali Katirci, Ibrahim Yavuz, Horst Harting,

Ingo Mitschke, Urfet Guelcicek, Horst-Richard Rieger,

Bernd Weiss, Muammer Cebici, Herbert Karpowitz, Rasin

Adalioglu, Recep Akguel, Kazim Cebesoy, Mevluet Durmus,

Mehmet Sezer und Saran Kus in der Gewerkschaft.

Die Ortsgruppe

Kamen ehrte sechs

Vorstandsmitglie-

der für ihr langjäh-

riges Engagement.

Heinz Weinberger

ist schon seit 50

Jahren in dem Gre-

mium aktiv, Manfred Wiedemann seit 45 Jahren.

Heinz Hoose

(Mitte) wurde

von seiner

Ortsgruppe Bo-

chum-Südwest

für 60 Jahre

Mitgliedschaft

gefeiert. Mit

ihm begingen

auch Günter König, Rudi Schulte und Walter Theis dasselbe

Jubiläum. Seit 40 Jahren sind Paul Amme, Gerhard Borg-

böhmer, Harry Ebert, Rolf Galla, Horst Hoffmann, Dieter

Kaltenbach, Erich Neumann, Martha Radwan und Ulrich

Wolchow dabei.

Heinrich Lechtenfeld ist in der Ortsgruppe Oer-Erken-

schwick seit 75 Jahren Gewerkschaftsmitglied, Walter Ni-

lius und Herbert Kretschmann seit 70 Jahren. Ihr 60-jäh-

riges Gewerkschaftsjubiläum feierten Heinrich Auferkamp,

Günter Blick, Werner Brögelmann, Harald Hagen, Walter

Jarocki, Erich Klempert, Horst Krause, Hans Robert, Egon

Schäfer, Erich Sylla, Gerhard Tamm, Erwin Waschkowski

und Erwin Würfel. Ihr »Goldenes« begingen Heinz Blau-

rock, Joachim Grandke, Harald Heinke, Herbert Hoppe,

Heinz-Josef Kubik, Dieter Mann, Aloys Schulte und Josef

Zieglmeier. Mitglied seit 40 Jahren sind Hasan Adiyamann,

Cafer Aydin, Hasan Bas, Mustafa Celebi, Ibrahim Cevlik,

Ahmet und Hasan Demiray, Muzaffer Dilbaz, Mehmet Dur-

dubas, Mehmet Efe, Hubert Grabmüller, Halit Hatilcik,

Manfred Knops, Johannes Koop, Klaus Kosa, Dieter Mes-

sing, Wolfgang Mielek, Heinz Möller, Karl-Heinz Neumann,

Mehmet Oezkan, Muharrem Onur, Karl-Heinz Raack, Adal-

bert Riering, Karl-Heinz Ruppel, Abdurrahama und Yasar

Sari, Hayri Saribasak, Karl-Heinz Sykorra, Karl-Heinz Thuss,

Hlger Todzi, Ahmet Topuzoglu, Hermann Wewers, Peter

Wilms und Ali Yuectas.

H e r t e n - M i t t e K a m e n

B o c h u m - S ü d w e s t

O e r - E r k e n s c h w i c k

VOR ORT WESTFALEN>

30 | kompakt | Januar 2011

Franz Juznik feierte drei Jubiläen gleichzeitig.

Der Vorsitzende seiner Ortsgruppe Gladbeck-

Mitte, Walter Hüßhoff, bedankte sich für Juz-

niks 60-jährige Mitgliedschaft in der Organi-

sation, gratulierte ihm zur goldenen Hochzeit

und ehrte ihn, weil er seit 40 Jahren Hausbe-

treuer und Ansprechpartner für die IG-BCE-Mitglieder in

Gladbeck ist.

G l a d b e c k - M i t t e

Konrad Heinrich feierte seinen 85. Ge-

burtstag. Er ist seit 70 Jahren Mitglied der

Gewerkschaft. Außerdem war Konrad

Heinrich mehr als 20 Jahre im Vorstand

der IG-BCE-Ortsgruppe Resser Mark tä-

tig.

R e s s e r M a r k

Page 51: kompakt Januar 2011

30 | kompakt | Januar 2011

> EINER VON UNS

Keine Zeit für Ruhestand

BÉLA SZABÒ hat mit 87 Jahren noch immer alle Hände voll zu tun. Dafür sorgtsein Hobby, die Malerei. Den Pinsel schwingt er entweder zu Hause – oder ehrenamtlich im Kindergarten.

H ier riecht es förmlich nach Farbe:

Wer die Wohnung von Béla

Szabò betritt, fühlt sich sofort in

ein Atelier mit angeschlossener Vernis-

sage versetzt. Gemälde in allen Farben

und Größen zieren Diele, Wohn- und

Esszimmer, selbst das Schlafzimmer.

Natürlich stets in hochwertigen, stilech-

ten Bilderrahmen.

SEIT JAHRZEHNTEN ist das Malen die

große Leidenschaft Szabòs. Es war für

ihn schon immer ein »geruhsamer« Aus-

gleich zur teils harten Arbeit – als selbst-

ständiger Rolladen-Bauer, Arbeiter in

der Ziegelei oder Abfüller in der BASF.

»Schon meine Grundschullehrerin lob-

te mich, dass ich gut zeichnen kann«,

blickt der gebürtige Ungar zurück. Aus-

bildungsmöglichkeiten wie etwa in der

Budapester Akademie der Bildenden

Künste blieben ihm aber verwehrt. Also

trat er – in Deutschland angekommen –

dem renommierten Mannheimer Kunst-

verein bei. »Ein Volkshochschulkurs in

Malerei war mir zu anspruchslos«, sagt

er. Jahr für Jahr fachsimpelt der agile

87-Jährige aus Speyer nun mit Kennern

der Szene, denn er hat selbst viele Le-

bensläufe und Werke großer Maler, wie

beispielsweise Spitzweg, ausführlich

studiert. »Umso weniger kann ich nach-

vollziehen, wenn sogenannte Kunstken-

ner bei Sotheby’s Zigtausend Euro für

ein bisschen Klicks-Klacks bezahlen«,

ärgert er sich. Ansonsten aber ist Szabò

ein betont ruhiger und gelassener

Mensch – wie man sich einen Maler

eben vorstellt.

WOHL GENAU DESHALB rufen Kinder-

garten und Kinderkrankenhaus regel-

mäßig bei ihm an, wenn die Erzieherin-

nen mal wieder überlastet sind. Und

bitten Szabò um »Aufmerksamkeits«-

und Mal-Unterricht. Spielerisch bringt

er dann den Kids Farben und Formen

bei, teilt skizzierte Bilder zum Nach-

malen aus und gibt Unterricht in Aqua-

rellmalerei. Oft stundenlang. Ausgelastet

ist Szabò damit aber noch nicht.

Neben Gemälden entwirft er Postkarten,

schnitzt Holzfiguren und schreibt Bü-

cher. Von Ruhestand keine Spur. Warum

auch? »Wenn meine Zeit gekommen ist,

ruhe ich ewig.« Bis dahin bleibt Szabò

»natürlich« Gewerkschaftsmitglied. »Aus

Solidarität«, wie er betont.

Axel Stefan Sonntag

»Ein Volkshochschulkurs in Malerei

war mir zu anspruchslos.«

Sie kennen ein IG-BCE-Mitglied mit außerge-wöhnlichem Hobby? Dann schreiben Sie uns: [email protected]

Foto

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Page 52: kompakt Januar 2011
Page 53: kompakt Januar 2011

Delhi

Jaipur

Deogarh

PAKISTAN

INDIEN

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Page 54: kompakt Januar 2011

32 | kompakt | Januar 2011

> TENDENZEN WERBESPRACHE>

Jetzt noch nocher!Warum INNOVATION zu den schrecklichsten Floskeln der Werbung gehört.

Es gibt einen todsicheren Trick,

mein Interesse zu lähmen, meine

Aufmerksamkeit zu töten und

mein Misstrauen, meine Abscheu, mei-

nen Argwohn und den kleinen, Pfeife

rauchenden Skeptiker mit Eigelb im Bart

zu wecken, der in meinem Großhirn

wohnt: Verwenden Sie einfach das Wort

»Innovation«. Genau genommen bedeu-

tet es »etwas neu Geschaffenes«. Aber

kreative Werbetypen mit schwarzen Roll-

kragenpullis sagen lieber »Innovation«,

weil die Chefs, die ihnen das Geld rüber-

schieben, das so gerne hören.

»Innovation« ist der Marketingfloskel-

superhit der letzten 30 Jahre. So unge-

fähr jeder zweite Werbeslogan im

Lufthansa-Kundenmagazin heißt »In-

novation for the future« oder »Innovate

together« oder »Innovation is our goal«

oder »The future. Together. Now«,

und allesamt be-

deuten: absolut

gar nichts. Sie sind

der hilflose Ver-

such, fade Tatsa-

chen künstlich

aufzublasen. »Innovation!« Gähn.

»Neu! Jetzt noch nocher!« Schnarch. Je

lauter es brüllt, desto müder werde ich.

Das Werbeslogan-Archiv »slogans.de«

verzeichnet aktuell 786 Werbesprüche,

die das Wort »Innovation« enthalten –

von »Spitzenleistung durch Innovation«

(3M) bis »Empowered by Innovation«

(NEC). Am Times Square in New York

geriet ich kürzlich in eine Art

Duldungsstarre, die es mir überhaupt

erst ermöglichte, die riesigen, glitzern-

den Nullwörter allerorten auszuhalten,

ohne unter Terrorismusverdacht zu ge-

raten.

Foto

: Dan

iel S

chw

en/c

reat

ivec

omm

ons.

org

Riesige, glitzernde Nullwörter: Am New Yorker Times Square wird Innovation noch großgeschrieben.

Die Firma verwendet sogar

Computer – Donnerschlag!

Page 55: kompakt Januar 2011

neering, ungeklärte Zuständigkeiten und

fehlende Prioritäten.« Heißt wiederum:

Vor lauter Tüfteln fragt keiner, was der

Kram überhaupt soll, aber dann pappen

wir einfach das Label »innovativ« drauf

und werfen es der übersättigten Kund-

schaft zum Fraß vor.

NICHTS GEGEN ERFINDUNGEN. Erfin-

dungen sind prima und bringen die Welt

voran (auch wenn ich mir im Fall des

Eierschalensollbruchstellenverursachers

nicht ganz sicher bin). Aber man nenne

sie nicht Innovation. Das Wort klingt, als

sei »neu« ein Wert an sich. Das ist natür-

lich Unfug. Die Guillotine war auch neu.

»Innovation« sagt nichts aus über Zweck,

Nutzen oder Schönheit eines Produktes,

sondern ist ein sicheres Indiz für die Ein-

fallslosigkeit der Werber, die Stieseligkeit

des Auftraggebers oder das Nichtvor-

handensein echter Innovationen.

EINE IDEE, in freien Denkräumen ent-

wickelt und dann in die Tat umgesetzt –

das ist eine Innovation. Nicht die Idee

selbst und schon gar nicht die Kreativi-

tät, die die Idee erst gebar. Die verbreitete

Floskel von der »innovativen Idee« ist

damit ein Widerspruch in sich, Sprach-

wissenschaftler sprechen von einem

»Hysteron-Proteron«, das heißt: einer

Umkehrung der zeitlichen oder logi-

schen Reihenfolge einer Aussage. Nicht-

sprachwissenschaftler sprechen kurz

von »Blödsinn«. »Innovation« ist KEIN

cooleres Wort für »Idee« oder »Kreati-

vität«. Innovation ist überhaupt kein

cooles Wort.

Die Beratungsfirma Slogan meldet im

Internet: »Die 4. Familienunternehmer-

Konferenz des Mittelstandmagazins ›Die

News‹ stand unter dem Leitmotto ›Inno-

vation‹«. Das ist mal ein schönes Motto.

Warum nicht lieber »Geld für alle?« oder

»Mehr Netto vom Brutto?« oder »Friede,

Freude, Eierkuchen?«? Und die Sturz-

Gruppe, eine internationale Firma für

Patentübersetzungen, versucht mit fol-

gendem Satz ihre Einzigartigkeit zu un-

terstreichen: »Die Sturz-Gruppe hat im-

mer wieder mit innovativen Lösungen

erreicht, im Marktsegment internatio-

naler Dienstleistungen und Übersetzung

durch effektiven Einsatz von Informa-

tionstechnologie zukunftsfähig zu blei-

ben.«

Wäre der Leser nicht nach der Hälfte

des Satzes in einen Dämmerschlaf ver-

fallen, hätte er Folgendes gelernt: Die

Sturz-Gruppe verwendet sogar Com-

puter. Donnerschlag.

Neun von zehn »Innovationen« in

Deutschland erreichen nie »den Status

der Marktreife«. Das hat 2009 eine Stu-

die des Instituts für angewandte Innova-

tionsforschung an der Ruhr-Universität

Bochum ergeben. Das ist äußerst nett

formuliert. Übersetzt heißt das: Neun

von zehn Innovationen sind Schrott. Die

Gründe: »Einseitige Technik- statt um-

fassender Marktorientierung, Over-Engi-

33kompakt | Januar 2011 |

WÖRTER HABEN LEBENSSPANNEN. »Innovation« ist mausetot. Es ist wie mit

dem Wort »modern«. Nichts klingt in-

zwischen altmodischer als »modern«.

Der wahre Zustand der Vokabel verrät

sich, wenn man sie statt auf der zweiten

auf der ersten Silbe betont: modern. Hier

modert die Zukunft vor sich hin. Wer

heute noch »modern« sagt, ist gestriger

als ein Atomkraftwerk.

Wie das aussehen kann, wenn nüchter-

ner, ehrlicher Pragmatismus überdrehten

Innovationskrampf schlägt, bewiesen in

den 60-Jahren die russischen Kosmonau-

ten. Die Amerikaner bei der NASA hatten

für sehr viel Geld einen Spezialschreib-

stift mit Unterdruck-Tintenreservoir ent-

wickelt, der auch in der Schwerelosigkeit

nicht kleckste – Weltneuheit! Innova-

tion! Die Russen lachten sich tot – und

nahmen einen Bleistift mit.

Imre Grimm

Immer wieder gern genommen: Innovation ist aus Werbesprüchen nicht wegzudenken.

Page 56: kompakt Januar 2011

34 | kompakt | Januar 2011

> INTERVIEW JOACHIM MÖLLER

DIE ZAHLEN sind durchweg positiv: Die Arbeitslosigkeit sinkt weiter, die Beschäftigungsquote steigt. Wie geht es aber auf lange Sicht weiter mit dem deutschen Arbeitsmarkt?

Zurzeit gibt es zwei positive Nachrichten: Die ge-sunkene Arbeitslosenzahl sowie die Meldung, dass die Zahl der Erwerbstätigen einen Rekordstand erreicht hat. Was ist wichtiger?Beides ist wichtig. Das entscheidende Maß ist aber die Beschäf-

tigungsquote, die Frage, wie viel Prozent der Bevölkerung im

erwerbsfähigen Alter in Beschäftigung ist. Das ist eine Zahl, an

der man nicht drehen kann.

Es entstehen derzeit viele neue Arbeitsplätze. Bei näherem Hinsehen sind das aber oft nur prekäre Beschäftigungsverhältnisse mit Leiharbeit oder Befristungen. Wir haben eine gewisse Spaltung auf dem Arbeitsmarkt. Auf

der einen Seite überwiegt immer noch das Dauerarbeitsver-

hältnis. Mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer wird überhaupt

nie mit Erwerbslosigkeit konfrontiert. Umgekehrt gibt es be-

stimmte Gruppen, die davon sehr häufig betroffen sind. Da-

durch besteht eine sehr ungleiche Verteilung des Risikos, ar-

beitslos zu werden. Wir haben mittlerweile das Phänomen,

dass jedes zweite neu geschlossene Arbeitsverhältnis befristet

ist. Aus diesen Befristungen werden dann allerdings doch re-

lativ häufig Dauerarbeitsverhältnisse. Wenn sich der Arbeits-

markt aufgrund der demografischen Entwicklung zu einem

Arbeitnehmermarkt entwickelt, werden auch die Verhältnisse

tendenziell wieder günstiger. Dann wird es ein wichtiges Argu-

ment, ob man nur einen befristeten oder aber einen Dauer-

arbeitsplatz anbieten kann.

Sie forschen nicht nur über die gegenwärtigen Verhältnisse, sondern auch über die Zukunft der Beschäftigung. Wie wird sich aus Ihrer Sicht der deutsche Arbeitsmarkt bis 2020 entwickeln?Was wir verlässlich vorhersagen können, ist der demografische

Effekt, also die Tatsache, dass die Gesellschaft immer älter wird.

Dazu ist der Rückgang des Erwerbspersonenpotenzials eine

Tatsache, von der man ausgehen kann. Die große unsichere

Variable ist nun die Frage, was mit dem Arbeitskräftebedarf

passieren wird. Ich gehe davon aus, dass der Bedarf nicht in

gleicher Weise schrumpft wie das Erwerbspersonenpotenzial.

Die Schere zwischen Arbeitskräftepotenzial und der Nachfrage

nach Arbeitskräften wird sich also weiter schließen. Das sehen

wir heute schon in Teilbereichen und manchen Regionen.

Was bedeutet das konkret? Gibt es Beispiele dafür?In Bayern gibt es Regionen wie Eichstätt mit 1,5 Prozent Ar-

beitslosigkeit. Hier können wir bereits jetzt sehen, wie sich der

Arbeitsmarkt von einem Arbeitgebermarkt zum Arbeitneh-

mermarkt wandelt. Während sich früher auf eine offene Stelle

40 oder 50 Personen beworben haben, gibt es mittlerweile Be-

»Ich warne vor zu hohen Erwartungen«

»Löst Zuwanderung die Probleme

auf dem Arbeitsmarkt?«

kompakt-Redakteur Rudolf Heim (rechts) sprach auf einer arbeitsmarktpolitischen Tagung der IG BCE mit dem Forscher.

Page 57: kompakt Januar 2011

35kompakt | Januar 2011|

reiche mit nur drei, vier oder fünf Bewerbungen. In vielen Un-

ternehmen war es früher so, dass man unter fünf oder mehr

Ingenieuren den passenden aussuchen konnte. Heute gibt es

in bestimmten Bereichen nur noch einen Bewerber, der dann

ganz klare Bedingungen stellt und vielleicht noch zwei oder

drei Alternativangebote in der Tasche hat.

Ingenieure bilden nur einen kleinen Teil der Arbeits-kräfte ab. Gewerkschaften fordern, verstärkt auch diejenigen zu qualifi zieren, die nicht im ersten Anlauf eine berufl iche Qualifi kation erreichen konnten. Ja, die Zahlen sind eindeutig. Wir haben einen starken Anstieg

der Beschäftigung Qualifizierter und einen besonders starken

Anstieg der Beschäftigung Hochqualifizierter, die der Ge-

ringqualifizierten geht dagegen im Trend zurück. Gleichzeitig

haben wir die geringste Arbeitslosigkeit bei Akademikern und

eine Arbeitslosigkeit von über 20 Prozent bei Geringqualifi-

zierten. Das Risiko, arbeitslos zu werden, fällt mit der Qualifi-

kation. Je besser sie ist, desto günstiger stellt sich die Lage dar.

Auch beim Verdienst verlieren die Geringqualifizierten. Die

Realverdienste großer Teile dieser Gruppe sind in den letzten

20 Jahren nicht nur nicht gestiegen, sie sind gefallen. Hier gibt es

richtige Verlierer des Strukturwandels. Das ist der Status quo.

Können die Probleme auf dem deutschen Arbeits-markt durch Zuwanderung behoben werden?Auf Zuwanderung können wir nicht verzichten. Aus den ge-

rade geschilderten Gründen brauchen wir allerdings nicht Zu-

wanderung im gering qualifizierten, sondern im qualifizierten

und hoch qualifizierten Bereich. Ich würde aber keine über-

triebenen Erwartungen haben. Deutschland hat den Nachteil

der Sprache. Viele junge Leute aus anderen Ländern sprechen

doch eher Englisch als Deutsch. Die Hauptmigrationsströme

sind nach Großbritannien und Irland gegangen. Im Übrigen

können wir den demografischen Rückgang auch durch Migra-

tion nicht komplett stoppen. Der demografische Effekt ist ein-

fach zu stark.

ZUR PERSON

Joachim Möller (57) ist seit 1991 Professor für Volkswirt-schaftslehre an der Univer-sität Regensburg. Er forscht dort unter anderem über die Zusammenhänge zwischen Löhnen und Beschäftigung. Seit 2007 ist er zudem Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufs-forschung (IAB), einer Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit.

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Page 58: kompakt Januar 2011

36 | kompakt | Januar 2011

> TIPPS GESETZESÄNDERUNGEN

Neu ab2011

Wenn im Januar das erste Gehalt

für 2011 gezahlt wird, wird bei

vielen Arbeitnehmern netto

weniger übrig bleiben als noch im De-

zember. Der Grund: Die von ihnen zu

tragenden Abgaben zur Sozialversiche-

rung steigen um 0,4 Prozentpunkte auf

insgesamt 20,625 Prozent beziehungs-

weise 20,875 Prozent für Kinderlose.

Ausschlaggebend dafür sind zum ei-

nen höhere Beiträge zur Arbeitslosenver-

sicherung. Hier erhöht sich der gesamte

Beitragssatz von 2,8 auf 3,0 Prozent (sie-

he Tabelle). Zum anderen steigt auch der

allgemeine Beitragssatz für die gesetz-

liche Krankenversicherung (GKV): Statt

bisher 14,9 sind dafür ab 2011 insge-

samt 15,5 Prozent fällig – davon müssen

die Arbeitnehmer 8,2 Prozent aufbrin-

gen. Der ermäßigte Beitragssatz für Versi-

cherte ohne Krankengeldanspruch steigt

von 14,3 auf 14,9 Prozent (Versicherten-

anteil davon: 7,9 Prozent).

FINANZIERUNGSGESETZ, Beschäftigungschancen-gesetz, Sozialversicherungs-Rechengrößenverordnung . . . Durch neue Gesetze und Verordnungen ändert sich für Arbeitnehmer zum Jahres-wechsel vieles. kompakt erläutert in zwei Teilen die wichtigsten Neuerungen. Im Januar geht es los mit der Kranken- und Arbeitslosenversicherung. Im Februar folgen dann Steuern, Elterngeld und Rente.

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Page 59: kompakt Januar 2011

37kompakt | Januar 2011 |

Unbegrenzte Zusatzbeiträge

Durch die Anfang 2011 in Kraft ge-

tretene Gesundheitsreform der schwarz-

gelben Bundesregierung werden die

Arbeitgeberbeiträge zur GKV bei 7,3 Pro-

zent eingefroren. Die Versicherten müs-

sen künftig allein (ohne Arbeitgeber-

beteiligung) für Kostensteigerungen

aufkommen – über einkommensun-

abhängige Zusatzbeiträge (Kopfpau-

schalen), die von Kasse zu Kasse unter-

schiedlich sind. Solche Zusatzbeiträge

werden zwar schon seit 2010 bei einigen

Kassen erhoben; sie waren bisher aber

begrenzt auf 1 Prozent vom monat-

lichen Bruttoeinkommen beziehungs-

weise 1 Prozent der Beitragsbemessungs-

grenze. Die Maximalgrenze lag 2010 bei

37,50 Euro im Monat.

Eine Begrenzung ist nun entfallen. Ge-

sundheitsökonomen rechnen damit,

dass spätestens ab 2012 die Kassen auf

breiter Front Zusatzbeiträge einführen

müssen und ihre Höhe rasch ansteigt.

Schon für 2014 prognostiziert das

Bundesversicherungsamt einen durch-

schnittlichen Zusatzbeitrag von 16 Euro.

Die vom DGB einberufene Reform-

kommission zum Gesundheitssystem

hat berechnet, dass bereits im Jahr 2020

im Schnitt eine zusätzliche Pauschale

von 56 Euro für die Versicherten fäl-

lig ist, wenn die Ausgaben der GKV

nur 2 Prozent über den Einnahmen

liegen.

Komplizierter Sozialausgleich

2 Prozent von ihrem Verdienst müssen

Arbeitnehmer auf jeden Fall für den Zu-

satzbeitrag aufbringen. Für einen

heutigen Durchschnittsverdiener wären

demnach jeden Monat mindestens

50,44 Euro für die Kopfpauschale zu-

mutbar. Erst wenn der durchschnittliche

Zusatzbeitrag aller Kassen 2 Prozent des

beitragspflichtigen Einkommens eines

Versicherten übersteigt, setzt ein kom-

plizierter Sozialausgleich ein (siehe

Seite 38). Der durchschnittliche Zusatz-

beitrag wird im Voraus für jedes Jahr

nach den voraussichtlichen Ausgaben

aller Kassen und den Einnahmen des

Gesundheitsfonds errechnet. Für dieses

Jahr wird er bei 0 Euro angesetzt, obwohl

einige Kassen einen Zusatzbeitrag erhe-

ben werden. Damit wird es 2011 noch

gar keinen Sozialausgleich geben.

Änderungen in der Krankenversicherung

BEITRÄGE UND GRENZWERTE IN DER ARBEITSLOSEN- UND KRANKENVERSICHERUNG

* Die gleichen Werte gelten hier auch für die gesetzliche Pfl egeversicherung

Ein Arbeitnehmer mit einem Durchschnittsverdienst von 2522 Euro (und vollem GKV-Beitragssatz) wird jetzt im Monat 10,09 Euro mehr für seine Sozialversicherung zahlen müssen als 2010. Doch dabei wird es nicht bleiben. Dafür sorgen vor allem weitere Ände-rungen in der Krankenversicherung.

2010 (monatlich) 2011 (monatlich) 2010 (jährlich) 2011 (jährlich)

Arbeitslosenversicherung

– Beitragssatz 2,8 % 3,0 %

– Beitragsbemessungsgrenze (West) 5500 € 5500 € 66 000 € 66 000 €

– Beitragsbemessungsgrenze (Ost) 4650 € 4800 € 55 800 € 57 600 €

Krankenversicherung

– allgemeiner Beitragssatz 14,9 %(davon Arbeitnehmer-anteil: 7,9 %)

15,5 %(davon Arbeitnehmer-anteil: 8,2 %)

– Beitragsbemessungsgrenze*– (bundeseinheitlich)

3750 € 3712,50 € 45 000 € 44 550 €

– Versicherungspfl ichtgrenze*– (bundeseinheitlich)

4162,50 € 4125,00 € 49 950 € 49 500 €

Page 60: kompakt Januar 2011

38

>

| kompakt | Januar 2011

TIPPS GESETZESÄNDERUNGEN

Sozialausgleich oder nicht?

BEISPIEL 1: Der monatliche Zusatzbei-

trag der Kasse der Teilzeitlerin Petra Axt

beträgt 20 Euro. Der durchschnittliche

Zusatzbeitrag aller Kassen liegt bei 15 Eu-

ro. Frau Axt verdient 800 Euro im Monat.

2 Prozent hiervon sind 16 Euro. So viel

muss sie in jedem Fall selbst für die

Kopfpauschale bezahlen. Da der durch-

schnittliche Zusatzbeitrag aller Kassen

aber mit 15 Euro niedriger ist, gibt es für

sie nicht nur keinen Sozialausgleich,

sondern sie muss die kompletten

20 Euro für die Pauschale ihrer Kasse

selbst aufbringen. Damit gehen tatsäch-

lich 2,5 Prozent ihres Bruttoverdienstes

für den Zusatzbeitrag drauf. Sie könnte

allenfalls durch einen Kassenwechsel

versuchen, die Belastung zu verringern.

BEISPIEL 2: Nehmen wir an, sie findet

eine Kasse, die nur einen Zusatzbeitrag

von 15 Euro erhebt. Dann hätte sie im

laufenden Jahr zumindest 5 Euro Zu-

satzbeitrag pro Monat gespart. Vom So-

zialausgleich könnte sie aber immer

noch nicht profitieren.

BEISPIEL 3: Sollte dann zum Jahres-

wechsel der durchschnittliche Zusatz-

beitrag auf 20 Euro angehoben werden

und Petra Axt weiterhin 800 Euro im

Monat verdienen, so hätte sie Anspruch

auf einen Sozialausgleich. Denn jetzt

übersteigt die durchschnittliche Kopf-

pauschale 2 Prozent ihres Einkommens.

Die Differenz zwischen 20 und 16 Euro

(= 2 Prozent ihres Bruttogehalts) wird ihr

ersetzt. Sie erhält also einen Ausgleich

von ganzen 4 Euro.

Der Sozialausgleich soll direkt über

die Arbeitgeber, Rentenversicherungsträ-

ger (für Rentner) oder Arbeitsagenturen

(für Arbeitslosengeld-Bezieher) abgewi-

ckelt werden. Wenn Versicherte aller-

dings Einnahmen aus mehreren Quellen

haben, muss die Krankenkasse zusätz-

lich prüfen. Dann soll der Ausgleich dort

erfolgen, wo das Haupteinkommen her-

kommt.

Befreiung von Zusatzbeiträgen

Für bestimmte Personengruppen wird

kein Zusatzbeitrag erhoben, sofern sie

über keine weiteren beitragspflichtigen

Einnahmen verfügen. Dazu zählen zum

Beispiel Bezieher von Kranken-, Verletz-

ten-, Übergangs-, Mutterschafts- oder

Elterngeld. Ausgenommen sind auch

Wehr- und Zivildienstleistende sowie

Versicherte, die ein freiwilliges soziales

oder ökologisches Jahr leisten und Aus-

zubildende mit einem Entgelt bis zu

325 Euro im Monat oder in einer außer-

betrieblichen Einrichtung. Ferner be-

trifft dies Teilnehmer an Maßnahmen

zur Teilhabe am Arbeitsleben sowie Be-

hinderte, die in anerkannten Werkstät-

ten oder gleichartigen Einrichtungen ar-

beiten. Für Hartz-IV-Bezieher wird zwar

der durchschnittliche Zusatzbeitrag er-

hoben; sie müssen diesen aber nicht

selbst zahlen, sondern er wird aus der

Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds

aufgebracht. Das gilt auch für die soge-

nannten Aufstocker, die neben ihrem

niedrigen Arbeitseinkommen auf Hartz

IV angewiesen sind. Für Sozialhilfeemp-

fänger gilt die bisherige Rechtslage fort.

Danach müssen die kassenindividuellen

Zusatzbeiträge vom Sozialamt über-

nommen werden.

SANKTIONEN: Anders als die allgemei-

nen Beiträge zur GKV müssen die Zu-

satzbeiträge direkt vom Versicherten an

die Kasse überwiesen werden. Das wird

oft versäumt. So gibt es jetzt neue Sank-

tionen für Versicherte, die ihren Zusatz-

beitrag sechs Monate lang nicht bezahlt

haben. Zum einen haben sie keinen An-

spruch auf den Sozialausgleich. Zum an-

deren müssen sie einen Verspätungs-

zuschlag zahlen, »der in der Höhe auf

die Summe der letzten drei fälligen Zu-

satzbeiträge begrenzt ist und mindestens

20 Euro beträgt«. Einzelheiten dazu sol-

len die jeweiligen Kassen festlegen.

Neu ab2011

Page 61: kompakt Januar 2011

39kompakt | Januar 2011 |

Leichterer Wechsel zur PKV

Besser Verdienende profitieren 2011 von

einer außergewöhnlichen Entwicklung

bei der Kranken- und Pflegeversiche-

rung. Erstmals seit 1949 sinkt hier die

Verdienstgrenze (Beitragsbemessungs-

grenze), bis zu der Beiträge gezahlt

werden müssen: von 3750 Euro auf

3712,50 Euro im Monat (siehe Tabelle,

Seite 37). Ausschlaggebend dafür sind

die um 0,24 Prozent gesunkenen Brutto-

löhne und -gehälter im Krisenjahr 2009.

Deswegen reduziert sich 2011 auch

die Versicherungspflichtgrenze (Jahres-

arbeitsentgeltgrenze) in der gesetzlichen

Kranken- und Pflegeversicherung: um

450 Euro im Jahr auf 49 500 Euro. Wer

mehr verdient, ist nicht mehr in der GKV

versicherungspflichtig, sondern kann in

eine private Krankenversicherung (PKV)

wechseln. Die Bedingungen dafür wur-

den jetzt noch erleichtert. Während Ar-

beitnehmer bisher drei Jahre hinter-

einander mit ihrem Gehalt die je-

weils geltende Versicherungspflicht-

grenze überschritten haben mussten,

reicht jetzt nur ein Jahr mit einem höhe-

ren Gehalt, um in die PKV wechseln zu

können. Diese Gesetzesänderung tritt

übrigens schon am 31. Dezember 2010

in Kraft. Somit können schon diejeni-

gen, die nur 2010 ein Einkommen über

der Jahresarbeitsentgeltgrenze hatten,

die GKV verlassen.

Bei der Arbeitslosenversicherung stei-

gen 2011 nicht nur die Beiträge um

0,2 Prozentpunkte, in Ostdeutschland er-

höht sich auch die Grenze, bis zu der Bei-

träge in die Nürnberger Kasse zu zahlen

sind, um 150 Euro auf 4800 Euro im Mo-

nat. Im Westen bleibt die Grenze unverän-

dert (siehe Tabelle, Seite 37).

Kurzarbeitergeld

ANSPRUCH: Im Jahr 2011 reicht es wei-

terhin noch für den Anspruch auf das

konjunkturelle Kurzarbeitergeld (KuG),

wenn durch den Arbeitsausfall mehr als

10 Prozent des monatlichen Bruttoent-

gelts verloren gehen. Erst ab April 2012

kommt zu dieser Mindestanforderung

– wie schon früher – noch eine weitere

hinzu: Dann müssen auch mindestens ein

Drittel der im Betrieb beschäftigten Arbeit-

nehmer von dem Arbeitsausfall, durch

den mehr als 10 Prozent des monat-

lichen Bruttoentgelts verloren gehen, be-

troffen sein.

DAUER: Wenn der Anspruch auf konjunk-

turelles KuG im Krisenjahr 2009 entstan-

den ist, wird das KuG maximal 24 Monate

lang gezahlt. Ist der Anspruch 2010 ent-

standen, beträgt die maximale Bezugsdau-

er 18 Monate. Ab Beginn der Kurzarbeit

im Jahr 2011 gilt dann eigentlich wieder

die reguläre Bezugsdauer von sechs Mona-

ten. Es ist aber wahrscheinlich, dass die

Anspruchsdauer per Verordnung des Bun-

desarbeitsministeriums für das Jahr 2011

auf zwölf Monate verlängert wird. Bei Re-

daktionsschluss hatte die Bundesarbeits-

ministerin eine solche Verordnung aber

noch nicht unterschrieben.

Transferleistungen

Wenn durch Betriebsänderungen Kündi-

gungen bevorstehen, sollen Transferleis-

tungen dazu dienen, Arbeitslosigkeit zu

vermeiden und den Übergang in eine neue

Beschäftigung zu beschleunigen – zum

Beispiel durch Profiling, Hilfen bei der

Stellensuche oder Kurzqualifikationen.

BERATUNGSPFLICHT: Vor der Entschei-

dung über die Inanspruchnahme von

Transfermaßnahmen im Rahmen eines

Interessenausgleichs oder Sozialplans

müssen sich die betroffenen Arbeitgeber

und Betriebsräte jetzt stets durch die Ar-

beitsagenturen beraten lassen; es besteht

also eine neue Beratungspflicht.

ARBEITSSUCHENDMELDUNG: Von Ar-

beitslosigkeit bedrohte Arbeitnehmer, die

in eine sogenannte Transfergesellschaft

überwechseln wollen, müssen sich nun

stets zuvor bei der Arbeitsagentur arbeits-

suchend melden und in der Regel auch

zuvor an einer Maßnahme zur Feststellung

ihrer Eingliederungsaussichten (Profiling)

teilgenommen haben.

Verlängerung von Arbeitsmarktinstrumenten

Mehrere Maßnahmen, die Ende 2010 aus-

gelaufen wären, wurden bis Ende 2011

verlängert. So etwa:

DIE »ENTGELTSICHERUNG«, durch die

Lohneinbußen für ältere Arbeitnehmer ab

50 in ihrem neuen Job abgefedert werden.

DIE SPEZIELLE FÖRDERUNG der beruf-

lichen Weiterbildung für Beschäftigte ab

45 in Betrieben mit weniger als 200 Arbeit-

nehmern.

DIE AUSGABE von Vermittlungsgutschei-

nen zur Inanspruchnahme von privaten

Job-Maklern.

Hans Nakielski

Änderungen in der Arbeitslosenversicherung:

NEUER RATGEBER

Alle aktuellen Regeln und Ratschläge zum Kurzarbeiter- und Arbeitslosengeld I fi nden sich in der 13. Aufl age des vom DGB herausgegebenen Ratgebers »111 Tipps für Arbeitslose – Arbeitslosengeld I«. Er erscheint in Kürze im Bund-Verlag (270 Seiten, 12,90 Euro). Dort steht etwa, wie entlassene Arbeitnehmer eine Abfi ndung bekommen, ohne dass das Finanzamt einen großen Teil davon abzweigt, oder wann und warum es sich für Arbeitslose lohnt, in die neue Steuerklasse »IV Faktor« zu wechseln.

Page 62: kompakt Januar 2011

> RÄTSEL>

| kompakt | Januar 201140

3 9 12742 61 1510 168 1413 17115

Körner-frucht

MedizinerRequisitfür Reit-sportler

großstädt.Verkehrs-mittel(Kurzwort)

persönl.FürwortStrom inAfrika

Zitter-pappel

unklugeHandlung

Haushalts-plan

Gesell-schafts-spiel mitKarten

luftförmi-ger Stoff

Reflex beimSchnupfen

sib. Strom

nach Abzugder Steuern

Resultat

Schmiermit-telbehälter

dt. Kom-ponist †

Flughafen(englisch)Er-richtung

größterErdteil

Leuchte

Stellver-treter (Kzw.)

Licht-schein

Empfangeiner Sache

Schwert-wal

7. griech.Buchstabe

keuchend

schrift-licheMitteilung

Getreide-art mitlangenGrannen

Handlungs-weiseschnellerZug (Abk.)

BereichderTonkunst(Kurzwort)

griech.WeichkäseZuflussder Wolga

Zweig

Einfamilien-haus (Abk.)

eh. Rund-funk-senderin Berlin

Berufs-sportler

Stern-schnuppeAutokz.von Ulm

Papierlagezum Abrisseh. äthiop.Fürstentitel

runderFleck

dünneelastischePlastik-haut

olymp. Ko-mitee (Abk.)Stadt inThüringen

zwei zu-sammen-gehörendeMenschen

sand-haltigerTon

Firma(Abk.)

Edel-metallart

ZeileeinesGedichtes

feuchtesGelände

Altersrente

Staat inSO-AsienImport-abgabe

Un-wahrheitaus Höf-lichkeit

Staatin West-afrika

Ruf zumWendendes Segel-schiffes

afrikani-sche Kuh-antilope

Autokz. vonRostockBühnen-darbietung

Nordost-euro-päerin

SegeltauBaby-flaschen-schnuller

Dachdeck-material

Wasser-stand

gebärden-reicheAusdrucks-weise

Ostsüdost(Abk.)Wasser-pflanze

Tag-greif-vogel

latein.Grußwort

Laubbaum

kosme-tischerArtikel

ja (ital.)

Ackerland

1. dt. TV-ProgrammSeemanns-lohn

Lage-bezeich-nungFanatiker

Geist,Verstand(umgangs-sprachlich)

Apotheken-angestellteGesichts-ausdruck

Wirtschafts-bund (Abk.)Gattin desLohengrin

un-ver-heiratet

Ehemannvon SteffiGraf(Andre)

in einerTätigkeitunterweisenKriechtier

Bienen-zucht

die Positionermitteln

unsicher,schwan-kendgehen

Leit-artikelAristo-kratie

Lastwa-gen (Abk.)

Laden-tisch

Ver-packungs-gewicht

exakt

großerAbstandGliedam Fuß

Stunde(Abk.)

Hafenstadtin Algerien

kleinerDeckel-behälter

unauf-dringlichwüstund leer

Erbauerder Archeehemalig.türk. Titel

Autokz.von Düren

Bein (engl.)

Internetzu-gang (Abk.)Spiel-verderber

männl.Schwein

im Auftrag(Abk.)

Zugmaschi-ne (Kzw.)Autokz. v.Siegburg

kleineDeich-schleuse

Kunstwerk

dt. Dichteru. Publizist,† 1856(Heinrich)

streng ent-haltsameLebens-weise

Neben-fluss desTibers

einer For-derung ent-sprechen,ausreichen

3

9 12

7 4

2 6 1

15

10

16

8

14 13

17

11

5

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Foto vom Preisfreigestellt

Blaues EisenWenn draußen der Schnee leise rieselt und das Thermometer Minusgrade anzeigt, gibt es nichts Schöneres, als es sich bei einem Film auf dem Sofa gemütlich zu machen. Wir verlosen dafür zehn Blu-ray-Disc-Player von Panasonic unter allen richtigen Einsendungen des Lösungswortes. Wer nach dem gemütlichen Abend vor dem Fernseher noch den Wäscheberg beseitigen

muss, wird sich über unseren zweiten Gewinn freuen. 40 Mal verlosen wir ein Bügeleisen von Rowenta. Viel Glück beim Rätseln.

FFFotFFFF o vomvoomommommmmmmmmmmm PrPrPrPrPrPPrPrPPPPP Pr PrPrrrrrrr Prrr PrPPPP PrrPrPrPrPPPPPPrPr PPPPP eiseiseieiseiseiseisiseiseiseiseiseiseissssiseissssseisiseissssseiseisssissseiseiseiseieisiieieiseeeieeeeeiseee ssffrefrefrererfrerereefrerfrefrefreigeigegegeigeigeigegegeeeeigiigeggeeeeeigeigeigegeigeggeestetstesststesteststteteeeestestesstestestessssssssstesssstesssssss elltlllltlltltltltttllllllttlttlltlltlltlltllllllllllllll

Lösungswortes. Wer nach demdem Fernseher noch den W

mufwRR

Page 63: kompakt Januar 2011

41kompakt | Januar 2011 |

GLÜCK & GLOSSE

>

Im Preisrätsel wird in diesem Monat ein Begriff gesucht, der die Bereitschaft zu Veränderung umschreibt. Bitte die Lösung auf eine Postkarte schreiben und einsenden an: kompakt-Redaktion, Postfach 39 45 30039 Hannover oder per Mail an: [email protected] — bitte die Adresse mit angeben. Einsendeschluss ist der18. Januar 2011 (Datum des Poststempels ist maßgebend). Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Die Gewinner

Preisrätsel

BEI DER VERLOSUNG DER PREISE unter den Einsendern richtiger Lösungen fi elen die zehn Hauptgewinne – ein Topfset von WMF – an:Ursula Höfer, Vetschau; Thomas Schweikl, Zwiesel; Dietmar Ebert, Premnitz; Monika Neufel, Röders-heim-Gronau; Rudi Schateli, Üpach-Palenberg; Wolf-gang Wagner, Ludwigsburg; Doris Schulze, Alfeld; Ralf Werner, Lünen; Franz Rechenspurner, Unter-neukirchen; Andre Borschtschow, Hohn.

JE EINEN MP3-PLAYER von Intenso erhalten:Susanne Keil, Maintal; Willi Boltersdorf, Kreuznau; Hans Ziervogel, Brühl; Agnes Keser, Grenzach-Wylen; Martha Oberheuser, Duisburg; Bärbel Lin-nartz, Hürth; Brigitte Kern, Dinslaken; Karl-Heinz John, Schwedt; Lars Jung, Neukirchen-Vluyn; Franz Harter, Oberkirch; Hans Skrzypczak, Welzow; Rolf Meier, Hamburg; Jürgen Harder, Hoyerswerda; Heinz Reisbeck, Zeilarn; Brigitte Meinecke, Magde-burg; Erwin Schlünker, Nettetal; Isabelle Kutsch-bach, Weimar; Ernst-Richard Hopperdietzel, Rehau;Roswitha Wagner, Nickenich; Elke Roth, Spiegelau; Jens Meurich, Freital; Johannes Schulz, Schwedt; Heidi Ertl, Perach; Rainer Junghanns, Weyhe; Stef-fen Vogt, Schwegenheim; Hubert Koch, Siebel-dingen; Valeriano Losada, Wathlingen; Günter Men-ze, Kamen; Tobias Marnet, Ludwigshafen; Stephan Ehrhardt, Oberweißbach; Steffen Erbe, Cottbus; Silvia Lehmann, Dresden; Reinhard Husak, Bobin-gen; Reinhard Rubbel, Seesen; Werner Boesen, Hamm; Roland Gütermann, Annweiler; Gitta Ude, Korbach; Rainer Erdmann, Berlin; Hans-Dieter Fischer, Köln; Hans Schreiner, St. Oswald.

Cartoon

@La

ppan

-Ver

lag,

Ger

hard

Glü

ck

Herzlich willkommen im Jahr

eins nach Thilo Sarrazin. Und

ein fröhliches auf Wiederse-

hen an alle Hobbygenetiker, die nach

diesem Einstieg nicht mehr weiterlesen

wollen. Allen anderen rufen wir zu:

2011 wird das Jahr der Liebe! Kate &

Willy, Prinz Albert & seine Schwimme-

rin, Christian Ulmen & Collien Fernan-

des, Lena & Stefan Raab, Günther

Jauch & die ARD – überall grünt und

blüht das junge Glück. Die Liebe ist ja

in Zeiten mentaler Vollkaskoversiche-

rungen und 19-jähriger postfeministi-

scher Muttinachmacherinnen, die ihr

Leben mitsamt Kombi, Reihenhaus

und drei Kindern bis 2050 durchge-

plant haben, das letzte echte Abenteu-

er. Fast so spannend, wie mit leuchten-

der Tankanzeige noch 20 Kilometer zu

fahren (huh, spooky . . .). Karriere ist ja

sowieso kein Lebensziel mehr, seit jun-

ge Menschen noch froh darüber sein

dürfen, 60 Stunden die Woche in ei-

nem fiesen Handyshop zu schuften –

für’n Apple und’n iPhone. »Karriere ist

etwas Herrliches«, hat Marilyn Monroe

mal gesagt, »aber man kann sich nicht

in einer kalten Nacht an ihr wärmen.«

Also: Liebe. Eine tragfähige Liebesbe-

ziehung lässt sich männlicherseits mit

folgenden drei Kernsätzen einigerma-

ßen über die Zeit retten: a) »Doch, ich

mag deine Mutter.« b) »Ich kann nicht,

wenn der Hund zuguckt.« und c) »Dei-

ne Schwester hat ja ganz schön zuge-

legt.« Frauen dagegen erfreuen ihre Be-

gleiter mit diesen Sätzen: a) »Brauchen

wir nicht mal ein neues Auto?« b)

»Doch, ich finde das schön, ich zieh’

das gerne an.« und c) »Das stimmt.«

Das ist natürlich nur eine stark ver-

knappte Handlungsanweisung. In

Wahrheit geht es einzig und allein um

die Frage, wer den Abwasch macht.

Schönes, neues Jahr! Auch wenn die

Zukunft natürlich auch nicht mehr das

ist, was sie mal war. Imre Grimm

GRIMMS MÄRCHEN

U S A O V I M A BN E B E N B E I M O N A L I S A

N A H E Z U D E C K E L U N T EU R L A U B H A E R T E N U R

E N G A F R E I T U NO M E G A T H R E E A K O N T OM A Y L I A N E I R R W E G R

R E N O G E N F K A H L R EO I G O V A L

E N D E B O O TH E U P S P R I T

P P A T O RC L I P N D R O

C H I N A R A S TW O K G L E G A T

K A T E I H EB E T O N E K E M S P A N

M A R A B U S P A E T E RG R A S A N L E I T U N G R A T

O R K U S A H N E N G N U HA L K R U B E N S K L E I M E

L A Z A R U S E F T A S A A RE D E N D E L L E M U S L I M

D R E H W E R T S E E R E I S E

Lösung Dezember 2010: WEIHNACHTSBAECKEREI

Akt hinter Vorhang

Page 64: kompakt Januar 2011

42 | kompakt | Januar 2011

> MEIN ARBEITSPLATZ

Viel Fingerspitzengefühl»Wir bringen kaputte Motoren wie-

der ans Laufen – das ist für die

Produktion in großen Betrieben

enorm wichtig. Bei uns im Chemiepark

Marl sind ständig rund 50 000 große

und kleine Elektromotoren im Betrieb –

als Pumpen oder Antriebe und teilweise

rund um die Uhr.

Weil absehbar war, dass unsere vorhe-

rigen Motorenwickler in Ruhestand ge-

hen, habe ich ausnahmsweise den Beruf

bereits sehr früh im Rahmen meiner

Ausbildung zum Elektroniker für Auto-

matisierungstechnik erlernt. Im letzten

Lehrjahr habe ich dafür eine Weiterbil-

dung gemacht.

Für die meisten Unternehmen lohnt

sich der Aufwand für eigene Motoren-

wicklungen nicht. Sie haben einfach zu-

wenig Elektromotoren, deren Wicklun-

gen am Stator – das ist der feststehende,

nicht rotierende Teil des Motors – even-

tuell erneuert werden müssten. Wenn

der Motor defekt ist, nutzen sie den Ser-

vice der jeweiligen Motorenhersteller –

oder kaufen gleich einen neuen. Die

komplette Erneuerung einer Wicklung

in einem Motor kann auch schon

mal einen ganzen Arbeitstag dauern.

Und man braucht man dafür Spezial-

geräte.

Bei Infracor haben wir die notwendige

Werkstatt-Ausrüstung. Wenn ein Motor

nicht mehr ordentlich läuft oder gewar-

tet werden muss, fahren wir raus und er-

setzen ihn zügig. Die Produktion sollte

schließlich nicht allzu lange unterbro-

chen werden. Wenn sich herausstellt,

dass die Kupferspulen, die den Motor

elektromagnetisch antreiben, beschädigt

sind, bin ich als Motorenwickler am Zug.

Ich wickele die Kupferdrähte für die

neuen Spulen auf einer Wickelmaschine

vor und setze sie dann in den Stator ein.

Das braucht viel Fingerspitzengefühl.

Aber ich kenne mich mit unterschied-

lichen Wickeltechniken aus und

weiß, wie die Statoren vor- und

nachbehandelt werden müssen.

Aufgezeichnet von Andreas Uphues

Der Wickler – kein Motor ist vor ihm sicher.

Foto

: And

reas

Uph

ues

Motorenwickler arbeiten bei Motorenher-stellern oder in Elektrowerkstätten. Früher hießen sie Elektromaschinenwickler, seit 1987 schließlich Elektromaschinenmonteur. Mehr unter: www.igbce-jugend.de

»Ein tolles Gefühl, wenn ein neu gewickelter

Elektromotor wieder richtig rund läuft.« «

PASCAL ALFES (24) ist Motorenwickler bei Infracor im Chemiepark Marl.

Page 65: kompakt Januar 2011

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