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Wir haben es ausprobiert. Zwischen dem Pre- view der vorigen Ausgabe und dem aktuellen Heft hatten wir Gelegenheit, das SV-1 ausgiebig im Studio und live zu testen. Dafür stand uns sowohl das 88er- als auch das 73er-Modell zur Verfügung, die sich lediglich in Tastaturgröße, Farbgebung (hier Anthrazit mit Seitenteilen in Braun-Metallic) und Gewicht unterscheiden. Was begründet aber den Hype um das SV-1? Es ist ja nicht so, dass der Markt keine guten Stage- pianos böte. Es sollte kein Problem sein, für jeden Geldbeutel etwas Passendes zu finden, denn die gebotene Qualität – das haben unsere Vergleichstests gezeigt – ist selbst in den unte- ren Preisklassen mehr als zufriedenstellend. Um sich von der Menge abzuheben, muss man sich als Hersteller eines Stagepianos also etwas ein- fallen lassen. Und das scheint der italienischen Dependance des japanischen Herstellers gelun- gen zu sein. Alles Vintage? Mit der Vintage-Ausrichtung zielt Korg auf einen Anwenderkreis, der von den anderen großen Herstellern anscheinend als Nische betrachtet und entsprechend wenig bedient wird. Einzig Clavia ist hier seit Jahren ernsthaft unterwegs, mit steigendem Erfolg und wachsender Pro- duktpalette. Der Farbgebung des 73er-Modells lässt daher vermuten, Korg wolle zum Frontal- angriff blasen. Der Hersteller begründet aber die rot-schwarze Gestaltung wiederum mit dem Vintage-Konzept des Instruments. Und speziell dieses Rot wurde der legendären Vox-Continen- tal-Orgel entliehen. Es gibt aber noch andere Anleihen und Details mit hohem Vintage-Faktor. So etwa die vielen Potis in Minimoog-Optik und auch die acht vier- eckigen Taster im Zentrum des Bedienfelds, die den Polymoog in Erinnerung rufen. Dort war dieses Tastenfeld zwar blau (und es waren zehn Taster), aber das Element an sich stellt im Ge- samteindruck mit dem Pultdesign des Bedien- felds den Bezug her. Dann der massive Ein- schalthebel auf der rechten Seite ... wenn das nicht vintage ist: Es macht „Plock“, und auf der gegenüberliegenden Seite beginnt sanft und schummerig eine Röhre zu glimmen – es mag an der vorweihnachtlichen Zeit liegen, aber das hat was. Nun – nicht alles, was glimmt, ist vintage: So handelt es sich natürlich um eine Hintergrund- beleuchtung, die die Röhre in Szene setzt. Die Potis und Drehschalter sind allesamt als Endlos- drehgeber ausgelegt und mit LED-Kränzen aus- gestattet. So hat man stets den Überblick, und Regelsprünge sind bei den Potis passé. Weitere Segnungen der Jetztzeit findet man hinsichtlich der Editierung des SV-1: Das umfangreich aus- gestattete Bedienfeld gewährt den direkten Zu- griff auf alle wesentlichen Funktionen, den 030 test korg sv-1 KEYBOARDS 6.2009 Pianosounds mit Charakter Korg SV-1 – Vintage Stage Piano Derzeit macht das SV-1 von Korg Furore. Die Internetforen überschlagen sich, und es gibt eigentlich keinen Kollegen, der momentan nicht danach fragt, ob man dieses neue schicke Stagepiano schon ausprobiert hat ... Klangbeispiele zum Korg SV-1 unter www.keyboards.de text: Jörg Sunderkötter, fotos: Dieter Stork

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Wir haben es ausprobiert. Zwischen dem Pre-view der vorigen Ausgabe und dem aktuellenHeft hatten wir Gelegenheit, das SV-1 ausgiebigim Studio und live zu testen. Dafür stand unssowohl das 88er- als auch das 73er-Modell zurVerfügung, die sich lediglich in Tastaturgröße,Farbgebung (hier Anthrazit mit Seitenteilen inBraun-Metallic) und Gewicht unterscheiden.Was begründet aber den Hype um das SV-1? Esist ja nicht so, dass der Markt keine guten Stage - pianos böte. Es sollte kein Problem sein, fürjeden Geldbeutel etwas Passendes zu finden,denn die gebotene Qualität – das haben unsereVergleichstests gezeigt – ist selbst in den unte-ren Preisklassen mehr als zufriedenstellend. Umsich von der Menge abzuheben, muss man sichals Hersteller eines Stagepianos also etwas ein-fallen lassen. Und das scheint der italienischenDependance des japanischen Herstellers gelun-gen zu sein.

Alles Vintage?Mit der Vintage-Ausrichtung zielt Korg auf einenAnwenderkreis, der von den anderen großenHerstellern anscheinend als Nische betrachtetund entsprechend wenig bedient wird. EinzigClavia ist hier seit Jahren ernsthaft unterwegs,mit steigendem Erfolg und wachsender Pro-duktpalette. Der Farbgebung des 73er-Modellslässt daher vermuten, Korg wolle zum Frontal-angriff blasen. Der Hersteller begründet aberdie rot-schwarze Gestaltung wiederum mit demVintage-Konzept des Instruments. Und spezielldieses Rot wurde der legendären Vox-Continen-tal-Orgel entliehen.Es gibt aber noch andere Anleihen und Detailsmit hohem Vintage-Faktor. So etwa die vielenPotis in Minimoog-Optik und auch die acht vier-eckigen Taster im Zentrum des Bedienfelds, dieden Polymoog in Erinnerung rufen. Dort wardieses Tastenfeld zwar blau (und es waren zehn

Taster), aber das Element an sich stellt im Ge-samteindruck mit dem Pultdesign des Bedien-felds den Bezug her. Dann der massive Ein-schalthebel auf der rechten Seite ... wenn dasnicht vintage ist: Es macht „Plock“, und auf dergegenüberliegenden Seite beginnt sanft undschummerig eine Röhre zu glimmen – es magan der vorweihnachtlichen Zeit liegen, aber dashat was.Nun – nicht alles, was glimmt, ist vintage: Sohandelt es sich natürlich um eine Hintergrund-beleuchtung, die die Röhre in Szene setzt. DiePotis und Drehschalter sind allesamt als Endlos-drehgeber ausgelegt und mit LED-Kränzen aus-gestattet. So hat man stets den Überblick, undRegelsprünge sind bei den Potis passé. WeitereSegnungen der Jetztzeit findet man hinsichtlichder Editierung des SV-1: Das umfangreich aus-gestattete Bedienfeld gewährt den direkten Zu-griff auf alle wesentlichen Funktionen, den

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KEYBOARDS 6.2009

Pianosounds mit CharakterKorg SV-1 – Vintage Stage Piano

Derzeit macht das SV-1 von Korg Furore. Die Internetforen überschlagen sich, und es gibt eigentlich keinen

Kollegen, der momentan nicht danach fragt, ob man dieses neue schicke Stagepiano schon ausprobiert hat ...

Klangbeispiele zum Korg SV-1

unter www.keyboards.de

text: Jörg Sunderkötter, fotos: Dieter Stork

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Feinschliff und die individuelle Programmierungder einzelnen Sounds nimmt man per Editor vor.Und das Äußere an sich? Was sagen Sie? OrdnenSie das SV-1 spontan dem Genre E-Piano zu,oder reiht es sich vom Optischen her in eineListe äußerlich beliebiger Keyboards ein? Machenwir uns nichts vor: Instrumente mit Ausdruckund Charakter sind in der Regel solche, die mansich über die Schulter hängt (und deren mitStahlsaiten bewehrtes Interface ist auch nichtprimär für Keyboarderhände geschaffen).Schön, dass Korg an ein Stativ gedacht hat, wel-ches das Gesamtbild abrundet. Die Befestigungdes Instruments auf dem Stativ mit zwei Schrau-ben ist vielleicht etwas fummelig, dafür hat dasGanze aber festen Halt und lässt sich ansonstenmit wenigen Handgriffen aufbauen – ganz ohneSchrauben. Instrument und Stativ lassen sich inder optionalen Transporttasche verstauen, inder noch Platz für Kabel und Sustain-Pedal ist.Die Handhabung des SV-1 ist dank des klarstrukturierten Bedienfelds eigentlich selbster-klärend. Mit Anwahl der Sounds werden alle zu-sätzlichen Einstellungen wie 3-Band-EQ, Effek-te, Dynamikkurve der Tastatur etc. abgerufen.Es handelt sich dabei zunächst um Presets,deren Änderungen auch nicht temporär gespei-chert werden. Nur mithilfe des Editor-Pro-gramms lassen sich diese nach Belieben editie-ren und speichern. Einzige Möglichkeit, Soundsspontan festzuhalten, bieten die acht FAVORITESin der Mitte des Bedienfelds. Alles ist erfreulicheinfach gehalten, sodass man sich entspannt dar-auf konzentrieren kann einen Sound anzuwäh-len, zu spielen, und zu hören. Und was dieTYPE- und VARIATION-Regler hier für den ge-neigten Spieler bereithalten, kommt schoneiner kleinen Reise durch die Keyboard-Historieder 60er- bis 90er-Jahre gleich ...

Vintage-KeyboardsUm die Auswahl der Sounds auf eine knappeFormel zu bringen: Wo Vintage drauf steht, istauch Vintage drin. Das Hauptaugenmerk der 36Klänge liegt auf E-Pianos, Orgeln, Clavinets,aber auch Akustikpianos und Strings sind im An-gebot. Im Vordergrund stehen hier sicher die E-Piano-Sounds. Das Rhodes, ich tippe auf einMark I, macht spontan Spaß. Der Sound lässtsich sehr dynamisch spielen und hält vielfältigeNuancen parat, sodass man die unterschiedlichs -ten Artikulationen des Rhodes-Pianos spiele-risch herausarbeiten kann. Ab Werk sind hierVariationen mit Tremolo- oder Phaser-Effekt undauch ein extrem glockiges „Dyno-Rhodes“ zufinden.Abschließend gibt es hier noch unter der Be-zeichnung „VPM“ FM-Pianos – unverzichtbar fürBalladen der 80er. Die Rubrik „E-Piano 2“ beginnt mit einem weiteren Klassiker, dem

Wurlitzer, dessen ungehobelter Klangcharakterhier sehr gut rüberkommt. Beide Varianten set-zen sich im Livesound super durch, was daranliegen mag, dass sie auf „Supertramp“-Soundgetrimmt sind. Wenn man etwas an den Effek-ten schraubt (siehe Kapitel Vintage-Sound -design) steckt aber noch einiges mehr in die-sem Sound.Es folgt das Stagepiano der späten 70er: YamahasCP-70, der hier in gesampelter Form seinemVorbild alle Ehre macht: die Bässe knallig undleicht out of tune, der Rest mit drahtig undelektronisch gefärbtem Klangcharakter.Ebenfalls ist das Korg SG-1D vertreten, einSound, der spätestens durch Kenny Kirklands Pianosolo in der Live-Aufnahme von StingsBring on The Night weltweit bekannt wurde:insgesamt mittig, drahtig und äußerst knallig imAttack – genauso klingt der Sound auch im SV-1.Weniger begeistern kann das dem Roland MKS-20 nachempfundene Synth-Piano. Es ist etwasweich geraten und kommt nicht ganz an dasbissige Dynamikverhalten des Originals heran –schade. Abschließend das Balladen-Klischee derspäten 80er schlechthin: „MIDI Grand“ ist einedreifache Layer-Mischung aus Akustikpiano, FM-Piano und Stringpad.Die Clavinet-Abteilung repräsentiert vier ver-schiedene Filter-Einstellungen, allesamt sehrdetailreich und mit drahtig-nasalem Charakter –sehr funky!Ganz besonderen Charme besitzt das HohnerElectra Piano, quasi das „deutsche Rhodes“unter den E-Pianos. Es klingt im positiven Sinneecht „cheesy“; aufgrund des sehr dumpfen Klangsund einer total weichen Attack-Phase kann mandem Sound kaum harte Akzente abringen.Zwischenfazit: Die Auswahl der Vintage-Keyboardsist umfassend und bietet mit nur wenigen Aus-nahmen sehr gute Qualität. Aber das war nochnicht alles ...

AkustikpianosAuch wenn beim Vintage Stage E-Pianos imVordergrund stehen, live braucht man einfachauch akustische Pianos. Und davon hat das SV-1gleich mehrere zu bieten.„Grandpiano 1“ besitzt einen warmen, vollenGrundsound, sehr gut für Pianoballaden, wäh-rend „Grandpiano 2“ etwas schlanker, dafüraber perkussiver wirkt und durchsetzungsfähi-gere Akzente im oberen Dynamikbereich liefert.Schön, dass man auch an ein Upright-Piano ge-dacht hat, das sich sehr gut z. B. bei Stücken imSinger/Songwriter-Stil macht. Dann gibt es nochdie klassischen Kombinationen Piano/Stringsund Piano/Pad.Die Auswahl ist durchweg gelungen, die Piano-sounds sind ausdrucksstark zu spielen und aufDurchsetzungsfähigkeit im Livesound ausgerich-tet. Daher könnten Heimanwender das direkteKlangverhalten als zu hart empfinden. In die-sem Fall sollte man mittels des 3-Band-EQ dieMitten etwas entschärfen. Über die P.A. ge-spielt, kommen die Klangelemente, die mandem akustischen Flügel zuschreibt, aber gutrüber – und man kann sich damit auch im dich-ten Bandsound behaupten.

Orgeln & anderes ...Ein großer Streichersatz mit einer schönen rea-listischen Einschwingphase und dichtem Aus-klang, gefolgt von den „Tape Strings“ (Mellotron)und „70’s Strings“ (Solina String Ensemble) brin-gen hier konkret einsetzbare Klänge ins Spiel.Choir und Synth-Brass mit langsamer undschneller Einschwingphase hätte man sich mei-ner Meinung nach sparen können, aber dieKlangqualität stimmt.Sowohl die Tonewheel-Orgel als auch die Tran-sistor-Orgeln sind im Klangcharakter gut getrof-fen, es handelt sich hier jedoch um Presets. Das

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Die Kombination aus Amp-Modelling und Röhrendschaltung ermöglicht von leichter Saturation bis zutotaler Verzerrung eine riesige Bandbreite an Vintage-Sounds.

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heißt, es gibt keinerlei Möglichkeit, die Regis-trierungen zu ändern. Die vorhandenen Presetsdecken aber die klassischen Spielarten für Rock,Jazz und die Beat-Ära der 60er gut ab. So kannman immerhin Orgelsounds anbieten ...

Vintage-SounddesignMan bekommt hier genau die Elemente zurHand, mit denen in den 60ern und 70ern Klassi-ker entstanden sind – alles in kompakter Formund effektiv in der Handhabung.Den Signalverlauf repräsentiert auch die Anord-nung der Effekte im Bedienfeld. Erstes Glied inder Signalverarbeitung ist ein 3-Band-EQ, des-sen Frequenzbänder kräftig zupacken. Das Mit-tenband kann per Editor durchgestimmt wer-den.

Mit den „PreFX“ U-Vibe, Vibrato, Tremolo, VoxWah und Comp hat man bereits sehr wichtigeVintage-Effekte an Bord. Ein Rhodes verträgtsich gut mit einer Portion Stereo-Tremolo, aberauch der eigenwillig klingende U-Vibe (einedem Univibe nachempfundene Mischung ausChorus und Phaser) wirkt sehr authentisch. DasWah lässt sich wahlweise als Autowah nutzenoder mithilfe eines Expression-Pedals steuern.Maßgeblich an der Klanggestaltung beteiligt istdie Valve-Reactor-Schaltung – eine Amp/Spea-ker-Modelling-Technologie, mit der Sie unter-schiedliche Verstärkertypen und Boxen kombi-nieren können. Für Letzteres müssen Sie dannallerdings den Editor nutzen, denn im Bedien-feld lassen sich lediglich die fünf Amp-Typenund der Organ-Amp anwählen. Zwischen ge-modellten Vorverstärkern und Boxen liegt eine

echte 12AX7-Röhre im Signalweg, die sich perDRIVE-Regler ansteuern lässt. Je nach Amp-Mo-dell reagiert die Röhre mit recht unterschied-lichen Verzerrungsgraden und fügt dem Sounddes SV-1 generell den „Dreck“ zu, den man mitVintage-Sounds auch verbindet. Dazu gehörtübrigens auch eine Portion Rauschen, das jenach Amp/Drive-Konstellation mehr oder weni-ger deutlich zu vernehmen ist. Glücklicherweisegibt es bei den weiterführenden Einstellungenein Noise-Gate und eine Klangregelung für dieAmp-Vorstufe.Besonders die E-Pianos, Clavinets und Orgelnkönnen vom gezielten Einsatz der Amp/Boxen-Kombinationen profitieren. Über das Wah-Pedalgespielte Clavinets setzen sich gnadenlos durch,dem Rhodes kann man ordentlich Biss verleihenoder aber einen rauchigen Touch geben. So rich-

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Die Anschlüsse des SV-1: Stereoausgang als XLR und Klinke, Stereoeingang, MIDI-In/Out, USB und Damper. Pedal 1 ist für einen Fußtaster vorgesehen,während an Pedal 2 ein Expression-Pedal angeschlossen werden kann.

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tig schön wird’s, wenn dann noch ein Effekt derdarauf folgenden Modulationssektion zuschaltet.Das durch Chorus oder Phaser modulierte Ge-misch macht die Vintage-Illusion perfekt. Es fol-gen eine Reverb-Sektion mit Room-, Plate-, Hall-,Spring- und Delay-Effekten sowie eine Master-Ef-fekt-Sektion mit Stereo-Limiter zum Finalisierendes Signals vor dem Audioausgang.Mit Ausnahme der Master-Effekte (sie sind nurper Editor verfügbar) gilt für alle Effektsektio-nen: Die wichtigsten Parameter wie Speed undIntensität lassen sich über das Bedienfeld re-geln, detaillierte Einstellungen lassen sich nurper Editor-Software vornehmen. Ein gutes Prin-

zip, denn live wird man kaum mit der Feinab-stimmung von Amp/Boxen-Kombinationen ex-perimentieren oder Reverb-Effekte justierenwollen. Mehr Regelmöglichkeiten wünscht man sichaber beim Delay. Lobend erwähnen muss maneine TAP-Funktion für die intuitive Eingabe derDelay-Zeit. Gerade im Vintage-Umfeld aber istdas Delay ein Werkzeug, mit dem man aktivSounds schrauben möchte.Die Effekte sind konsequent den Vintage-Stompboxen nachempfunden, was zur Folgehat, dass einige monofon ausfallen – ein SmallStone Phaser ist nun mal mono. In diesem Fall

wird ein Stereo-Tremolo dann auch seiner Brei-tenwirkung beraubt, was ebenfalls für die Amp-Modelling-Sektion gilt. Das mögen manche zu-nächst als Einschränkung empfinden, aber dieEffekte tragen ihren Anteil zur Authentizität derPresets bei.Auch das Amp-Modelling und die Röhre sindeine Bereicherung. E-Pianos, Clavinets und Or-geln bekommen damit einen kernigen Sound,und man kann viel mehr Nuancen aus denBasissounds herausarbeiten, als es lediglich mitdem EQ möglich wäre.

Are you (really) eXperienced?Die relativ überschaubare Anzahl von Soundsbefindet sich in einem Sample-ROM von 512 MB,was für diese Instrumentenkategorie dann rela-tiv viel ist – andere Stagepianos bringen deut-lich mehr Sounds in z. T. viel weniger ROMunter. Dieser Unterschied ist bei den Sounds desSV-1 auch spürbar – im wahrsten Sinne des Wor-tes, denn über die klanglich authentische Abbil-dung der Originalklänge hinweg hat man denSounds ein realistisches Klangverhalten ver-passt. Jeder Sound besitzt dafür mehrere Dyna-mik-Layer und ist vielseitig mit „kleinen“ Klang-details ausgestattet, die aber letztlich denUnterschied machen zwischen lupenreinen,aber steril wirkenden Aufnahmen und einemexpressiv spielbaren Sound.Korgs „Real eXperience“-Technik macht’s mög-lich, denn diese sorgt dafür, dass den Basis -samples all die Klangdetails je nach Spielsitua-tion zugefügt werden. So sorgen Release-Samplesfür authentische Ausklingphasen. Der Trickdabei ist: Das Ganze reagiert dynamisch, sodassein vorab leise gespielter Ton auch mit einementsprechenden Loslassgeräusch versehenwird. So ist beispielsweise bei einem fast ver-klungenen Klavierton bei langsamem Loslassender Taste das Zurückfallen des Hammers sowiedas sanfte Aufsetzen des Dämpfers zu verneh-men – beim Loslassen des Haltepedals hinge-

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gen hört man selbstverständlich nur das Auf -setzen des Dämpfers. Anders verhalten sich staccato gespielte Akzente: Hier hören Sie dastypische, leicht sirrende Nachschwingen desganzen Saiten- und Resonanzapparats. Das Halte -pedal verhält sich übrigens dynamisch, sodassz. B. das Loslassgeräusch der Dämpfer in derIntensität variiert. Auch das Nachpedalisierenmit sanftem Aufschwingen der Resonanzensowie das „Fangen“ staccato gespielter Tönewird berücksichtigt.Einen solchen Simulationsumfang kannte manbislang eher von Software-Instrumenten, und ersetzt sich bei den anderen Sounds fort. So kannman Klangnuancen des Rhodes, wie z. B. dasAufsetzen der Dämpfer, als rhythmisches Ele-ment in sein Spiel integrieren – das funktioniertschon fast wie im richtigen Leben. Selbst diemechanischen Geräusche, die das Rhodes un-verstärkt von sich gibt, werden als „RX-Noises“dem Grundsound zugefügt, was ein schon rechtintimes Klangerlebnis entstehen lässt.Die mechanischen Geräusche hat man auchdem Wurlitzer-Sound „untergemogelt“, wasnicht ganz so originalgetreu ist. Aber es handeltsich ja auch um sehr dezente Noises, die mangar nicht als solche unmittelbar lokalisiert. Übri-gens lassen sich die RX-Noises getrennt in derLautstärke regeln und wahlweise durch die Ef-fekte oder per Bypass an denselben vorbeischleusen.Der Wurlitzer-Klang punktet wiederum mit Sus-tain-Resonanzen: Wie bei den akustischen Kla-vieren bekommt hier jeder Ton bei gedrücktemSustain-Pedal ein diffuses Resonanzgemischmit, und auch das Nachpedalisieren verhält sichsehr authentisch.

PraxisEs mag abgedroschen klingen, aber „Einschal-ten und Loslegen“ trifft hier wirklich zu. BeimSV-1 steht der Spielspaß im Vordergrund, ent-sprechend unverschnörkelt ist seine ganzeHandhabung. Ein großer Pluspunkt des SV-1 istdie per Real-eXperience-Technologie erzielteLebhaftigkeit der Sounds. Das Klangverhaltenbekommt damit jenes nichtlineare Element, dasden Charme und Charakter von Vintage-Instru-menten ausmacht. Mitsamt den Effekten inklu-sive Amp/Speaker-Modelling und Röhrenschal-tung geht das Vintage-Konzept des SV-1 auf.Das hört man den Sounds nicht nur an – dasspürt man auch beim Spielen. Die Sounds sinddabei geschmackvoll zusammengestellt undklingen sehr gut. Die Klangqualität des SV-1 ins-gesamt ist hervorragend.Eine Kleinigkeit bei den akustischen Pianos: DieGrundstimmung weist hier und da leichte Unre-gelmäßigkeiten auf, einige Dezimen schwingenfür meinen Geschmack schon recht lebhaft, imZusammenhang gespielt aber, wie gesagt, eineKleinigkeit, die nicht weiter stört. Schon garnicht in einer Liveband.Und ohne Zweifel ist das SV-1 für den Live-Ein-satz gemacht. Das einfache Bedienkonzeptkann man nur begrüßen, zumal es genügendFreiheiten bietet, Sounds anzupassen und alsFavorites zu speichern. Überhaupt steht zügigesArbeiten im Vordergrund, sogar der Local-Off-Funktion hat man einen separaten Taster spen-diert. So ist das Piano mit einem Tastendruckauf Controller-Betrieb umgestellt, beispiels-weise für MIDI-Patchbay- oder Sequenzer -anwendungen. Auch hier verhält sich das In-strument unauffällig und einfach: Track anwäh-

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Konzept:Stagepiano mit Vintage-Sounds und Effekten

Klangerzeugung:Sampling mit RX-Technologie, 512 MBSample-ROM, max. 80-fach polyfon

Tastatur:RH3-Klaviatur, 88 bzw. 73 Tasten mit graduierter Gewichtung, acht Dynamikkurven

Effekte:EQ, PreFX, Amp-Modelling, Modula-tionseffekte, Reverb, Master-Effekt(Stereo-Limiter)

Anschlüsse:Audioausgang: 2 × XLR (L + R) plus 2 × Klinke (L/mono + R); Audioein-gang: 2 × Klinke; Damper, Fußtaster,Expressionpedal, USB, MIDI-In/Out,Kopfhörer

Maße / Gewicht:SV-1 73: 1.143 × 347 × 157 mm / 17,5 kgSV-1 88: 1.356 × 347 × 157 mm / 20,5 kg

Hersteller / Vertrieb:Korg Inc. / Korg & More

Internet:www.korg.de

UvP / Straßenpreise:SV-1 73: E 2.201,– / ca. E 1.850,–SV-1 88: E 2.379,– / ca. E 2.000,–

+ konsequentes Vintage-Konzept

+ sehr gute Sounds

+ sehr gute Klangqualität

+ Berücksichtigung vieler Klangdetails

+ tolles Design

- Delay-Effekt bietet wenig Regelmöglichkeiten

profilDie Hauptansicht des Editors

len, Sound anwählen, einspielen. Soundwech-sel werden dabei an den Sequenzer über-mittelt, ebenso das Ein- und Ausschalten der Ef-fektsektionen, nicht aber die Änderungen vonz. B. Speed und Intensity.Eine das „große” Nebensache in Livesituationenist die Monokompatibilität stereofoner Sounds,beispielsweise wenn nur ein kleiner Amp zurVerfügung steht oder der Line-Out zwar in Stereoüber die PA geht, aber in Mono auf den Stage-monitor zurückkommt. In Mono gewandelt klin-gen die in Stereo gesampelten Akustikpianoslediglich etwas leiser, erfahren aber ansonstenkeine Klangeinbußen durch etwaige Phasenaus-

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löschungen. Einzig der Effekt „Chorus 1“ zeigt nach derMonowandlung keinerlei Wirkung mehr.

VergleicheHolen wir noch mal tief Luft: ein Rhodes ist ein Rhodesist ein Rhodes ...Im direkten Vergleich bietet ein echtes Rhodes natür-lich noch feinere Ausdrucksmöglichkeiten. Das (eigent-lich niemals perfekte) Attack-, Dämpfer- und Tuning-Verhalten ergibt einen Gesamtklang, der lebhafter undindividueller nicht sein kann. Im Prinzip trifft dasauch für das Wurlitzer zu, wo ich z. B. etwas mehr Auf-lösung im unteren Dynamikbereich gewünscht hätte. Aber das berühmte Haar in der Suppe kann man be-kanntlich überall finden, und eine Simulation, die inallen Belangen vollends überzeugt, habe ich bislangnoch nicht unter den Fingern gehabt, weder als Soft-ware-Instrument noch als Hardware.Wenn man den direkten Vergleich macht, dann mussman bei einem Instrument wie dem SV-1 auch den un-mittelbaren Nutzen und den Preis sehen. Wer auf derBühne ein echtes Rhodes spielt, scheut auch dendamit verbundenen Aufwand nicht: Man brauchtneben dem Instrument Dinge wie Preamp, Effekte,Wah-Pedal, Mixer, Verkabelung – von der Restauration,Intonierung und Wartung einmal ganz abgesehen.Das SV-1 will nicht mit den Originalen konkurrieren,sondern diese möglichst authentisch nachempfindenund in kompakter Form verfügbar machen. Dank liebe-voller Detailarbeit bei den Grundsounds und den RX-Noises kommt man in den Genuss hochwertiger Simu-lationen, die sich mit authentischen Effekten in einemtoll designten Gehäuse befinden. Dies ist sicher fürdiejenigen ein Argument, die keines der originalen Instrumente ihr Eigen nennen dürfen. Wer die Origina-le besitzt, kann die alten Schätzchen inklusive Effekt-Board daheim oder im Studio lassen und das SV-1 aufder Bühne spielen.Trotz seiner Vintage-Ausrichtung macht das SV-1 aberauch als klassisches Stagepiano einen guten Job, undgenau hier bieten sich Vergleiche an. Stagepianos wiez. B. Roland RD-300/700GX, Kawai MP5/8 oder YamahaCP33/300 bieten zunächst einmal viel mehr Funktio-nalität wie z. B. multitimbrale Klangerzeugungen, Master- keyboard-Funktionen, ein riesiges Klangangebot,Layer-Funktionen, integrierte Recorder mit Metronom,MP3/WAV-Player etc. Im Vordergrund steht bei die-sen Instrumenten der akus tische Klavierklang, der imFalle der Roland-Pianos einen recht hohen Simula-tionsaufwand aufweist.Das SV-1 ist hinsichtlich seiner Anwendung deutlich fo-kussierter, es muss sich mit seinen akustischen Klavier-sounds allerdings nicht verstecken. Sofern Sie also be-sonderen Wert auf Flügelsounds legen, empfiehlt sichder Vergleich im Musikgeschäft. E-Pianos stehen bei denklassischen Stagepianos zwar im Pflichtenheft, könnendem SV-1 aber nicht das Wasser reichen. Selbst das E-Piano-ARX-Board von Roland kann da nicht mithalten.Einzig die Clavia-Instrumente widmen sich konkret der

Vintage-Thematik. Hier fällt der Vergleich in einigenPunkten nicht zugunsten des SV-1 aus: Per Physical-Modeling realisierte Orgelsektionen, die authentischeTonewheel- und Transistor-Orgeln wiedergeben undauch noch per Echtzeit-LED-Drawbars registriert wer-den können, sind ein großer Pluspunkt von Electro undStage. Letzteres verfügt darüber hinaus über eine leistungs -fähige VA-Synthsektion, Layer-Möglichkeiten undMasterkeyboard-Funktionen. Ein weiterer Pluspunkt:Electro und Stage sind mit Flash-ROM ausgestattet. PerEditor können so neue Sounds, die der Hersteller kos-tenlos zum Download anbietet, nach Bedarf in dieInstrumente geladen werden.Auch im Klangvergleich erweisen sich Clavia-Instru-mente als harte Konkurrenten für das Korg SV-1. DieWaterfall-Tastatur des Nord Electro 3 stellt für Pia-nisten aber einen zu großen Kompromiss dar. DieTastaturen von Nord Stage und SV-1 spielen sichähnlich gut, wobei auffällt, dass die Tasten beimKorg-Instrument etwas seitliches Spiel haben. DasStage ist bei mehr Ausstattung und Funktionalitätdann aber auch deutlich teurer als das SV-1. Mit einer sogar größeren Auswahl an Vintage-Keyboards positioniert Korg das SV-1 zu einem attrakti-ven Preis im Markt.

FazitDas SV-1 ist sicher kein Multitalent wie viele andereaktuelle Stagepianos. Korg hat damit vor allem denBereich Vintage-Keyboards im Visier und trifft mit die-sem konsequent umgesetzten Konzept ins Schwarze.Legendäre E-Pianos und beliebte Vintage-Keyboardsbietet das SV-1 in sehr guter Qualität und liefert die ty-pischen Vintage-Effekte inklusive Amp-Modelling undRöhrenschaltung gleich mit. Aber auch die akustischenPianos klingen ausgezeichnet und verfügen übereinen großen Simulations umfang. Dank ausgeklügel-tem Sample-Mapping und Korgs Real-eXperience-Technologie lassen die Sounds in vielen Details dasKlangverhalten der originalen Instrumente nachemp-finden. Man hat dabei gezielt auch jene individuellenMacken und Ungenauigkei -ten der Klänge berücksich-tigt, die den Charme von Vintage-Instrumenten aus-machen.Das Vintage-Konzept bilden nicht allein die Sounds undEffekte, auch die Optik des SV-1 stimmt, denn das fürden Live-Einsatz bestimmte Gehäuse ist nicht nur ro-bust, es sieht auch top aus – ein Beleg dafür, dass sichfunktionales Design und Formschönheit nicht aus-schließen müssen. Alles in allem gelingt Korg mit demSV-1 ein großer Wurf. Abgesehen von den einge-schränkten Regelmöglichkeiten der Delay-Effekte gibtes keine nennenswerten Kritikpunkte. Es überwiegtein durchweg positiver Eindruck. Unterm Strich be-kommt man hier ein Instrument mit klar umrissenerFunktionalität und Ausrichtung sowie Sounds mit Aus-druck und Charakter – die einfache Formel davon heißt:Freude am Spielen. ↵

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