Upload
freistaat-sachsen
View
222
Download
1
Embed Size (px)
DESCRIPTION
Dass in Sachsen Lehrer gebraucht werden, ist kein Geheimnis. Bis zum Jahr 2030 werden 75% der derzeit unterrichtenden Lehrer in den Ruhestand gehen. Sachsen steht also vor der Herausforderung, diese Lücke zu füllen. Viele der Lehramtsstudenten und Referendare sehen sich derweil vor der Entscheidung, ob sie für Praktika oder das Referendariat in eine andere Stadt gehen oder in den ländlichen Raum. Die Entscheidung ist nicht leicht zu fällen. Die KLASSE-Redaktion hat sich deshalb fernab vom Stadtlärm ins beschauliche Erzgebirge begeben und nachgehakt, was junge Lehrer beziehungsweise solche, die es werden wollen, dazu bewegt, sich in den ländlichen Regionen Sachsens niederzulassen. Welche Vorteile das Unterrichten auf dem Land für sie bringt und welche Erlebnisse sie mit dem ländlichen Raum verbinden, können Sie ab Seite 6 nachlesen. Doch nicht nur die Referendare stehen vor großen Aufgaben. Auch die Mentoren. Schließlich tragen sie enorm zur Ausbildung des Nachwuchses bei. Die Redakt
Citation preview
DAS M AGA ZI N FÜR SCH U LE I N SACHSEN
2 / 2013
Lehrer auf Probe Ein Tag im Leben eines Referendars
SCHWERPUNKTGute AussichtenÜber das Lehrersein
auf dem Land
2 / 20132
Bei Spritpreisen von 1,60 Euro pro Liter und steigenden Lebens-haltungskosten bleibt immer weniger Geld im Portemonnaie der Studenten. Geht es dann um die Suche nach Schulpraktika, wird der ländliche Raum vom Lehrernachwuchs eher gemieden. Die Schulen an den Ausbildungsstandorten in Leipzig und Dresden sind aber durch die semesterbegleitenden Praktika bereits ausge-lastet. »Wir müssen ein Konzept entwickeln, den Markt an Prak-tikums- und Ausbildungsplätzen in Sachsen komplett zu erfassen und für den Nachwuchs verfügbar zu halten«, ist sich Alexander Biedermann, Geschäftsführer vom Zentrum für Lehrerbildung und Schulforschung, sicher. Das Portal www.praktikumsportal-sachsen.uni-leipzig.de soll deshalb nun um die Rubrik Gastzim-mer erweitert werden und so den Studenten helfen.
Oft entscheiden sich die Studenten vor allem aus wirtschaftlichen Gründen gegen die ländlichen Orte. »Der Lebensmittelpunkt des Lehrernachwuchses hat sich während des Studiums nach Leip-zig und Dresden verlagert«, so der Geschäftsführer. Vielen Stu-denten sei es wegen ihres geringen Einkommens nicht möglich, jeden Tag zwischen Wohn- und Arbeitsort zu pendeln oder sich länger in Unterkünfte einzumieten. Auf der Internetseite des
Praktikumsportals werden nun neben den Angeboten für ein Schulpraktikum auch gleich vorhandene Gastzimmer angezeigt. Hat der Student den Platz verbindlich gebucht, bekommt er die Kontaktdaten der Gastgeber.
»Die Initiative räumt Barrieren aus dem Weg, schafft neue Pers-pektiven und sollte zu einer bleibenden Maßnahme werden«, so Christoph Genzel vom Leipziger Studentenrat. Die Lehramtsstu-dierenden werden dabei auch aus den Reihen der Studenten un-terstützt, um für den Erhalt der Initiative zu sorgen, bekräftigt Genzel.
Das Zentrum für Lehrerbildung sucht nun Gastgeber. Vor allem für März und September, wenn das Blockpraktikum ansteht. Es werden ausschließlich Gastzimmer vermittelt, in denen Logis kostenfrei oder sehr günstig ist. Möglich ist fast alles, ob ein Zimmer im Haus der Familie oder Ferienwohnungen. Anfang 2014 sollen erste Gastzimmer vermittelt werden.
Weitere Infos: www.praktikumsportalsachsen.uni-leipzig.de
B I L D U N G S N E W S
IMPRESSUM Herausgeber: Sächsisches Staatsministerium für Kultus (SMK), Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Carolaplatz 1, 01097 Dresden | Redaktion: Kornelia Gellner (V. i. S. d. P. ), Telefon: (0351) 564 25 13, E-Mail: [email protected]; Anikó Popella, Peter Stawowy, stawowy media | Mitarbeit in dieser Ausgabe: Beate Diederichs, Julia Oliver-Vollmer, Maria Feldmann, Sebastian Martin | Fotos: André Forner, Anja Jungnickel, Mike Hillebrand, Daniel Scholz, Photo-K -Fotolia.com (S. 2) | Gestaltung: stawowy media | Auflage: 40.000 Exemplare | Druck: Druckerei Vetters GmbH & Co. KG | Verteilerhinweis: Die Informationsschrift wird von der Sächsischen Staatsregierung im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlhelfern zum Zwecke der Wahlwer-bung verwendet werden.
Ab aufs Land – Gastzimmeraktion des Zentrums für Lehrerbildung der Universität Leipzig
QR-Code, um direkt auf die Website zu kommen
2 / 2013 3
Liebe Leserinnen und Leser,
dass in Sachsen Lehrer gebraucht werden, ist kein Geheimnis. Bis zum Jahr 2030 werden 75% der derzeit unterrichtenden Lehrer in den Ruhestand gehen. Sachsen steht also vor der Her-ausforderung, diese Lücke zu füllen. Viele der Lehramtsstuden-ten und Referendare sehen sich derweil vor der Entscheidung, ob sie für Praktika oder das Referendariat in eine andere Stadt gehen oder in den ländlichen Raum. Die Entscheidung ist nicht leicht zu fällen.
Die KLASSE-Redaktion hat sich deshalb fernab vom Stadtlärm ins beschauliche Erzgebirge begeben und nachgehakt, was junge Lehrer beziehungsweise solche, die es werden wollen, dazu be-wegt, sich in den ländlichen Regionen Sachsens niederzulassen. Welche Vorteile das Unterrichten auf dem Land für sie bringt und welche Erlebnisse sie mit dem ländlichen Raum verbinden, können Sie ab Seite 6 nachlesen.
Doch nicht nur die Referendare stehen vor großen Aufgaben. Auch die Mentoren. Schließlich tragen sie enorm zur Ausbil-dung des Nachwuchses bei. Als Begleiter und Berater ist es ihre Aufgabe, den zukünftigen Lehrern ein Feedback über ihre Lehrtätigkeit zu geben und mit Tipps und Erfahrung die Unterrichtsplanung und -durchführung ihrer Schützlinge zu verbessern. Eine verantwortungsvolle Aufgabe, die nicht nur Know-how, sondern auch Zeit erfordert. Wir haben mit einer Mentorin gesprochen, die uns erzählt, wie sie zu ihrer Mento-rinnentätigkeit gekommen ist, welchen Herausforderungen sie sich stellen muss und was ihr diese Tätigkeit bringt (S. 5).
Viel Vergnügen beim Lesen der aktuellen KLASSE Ausgabe,
Ihre -Redaktion
E D I T O R I A L / I N H A LT
Bildungsnews: Projekte und Meldungen – Seite 2
Meldungen aus dem Ministerium – Seite 4
Referendare bringen neue Impulse. Eine sächsische Mentorin erzählt – Seite 5
Unterrichten, wo andere Urlaub machen. Warum es junge Lehrer aufs Land zieht – Seite 6
Ein Tag in Bildern. Tony Ali, Referendar am BSZ Ernährung Chemnitz – Seite 10
Aus Studentensicht. Warum ich Lehramt studieren wollte – Seite 11
Sprachliche Bildung in der Schule. Über die Situation an sächsischen Schulen und Möglichkeiten zur Verbesserung – Seite 12
Recht und Ordnung. Neuerungen in der Studienorganisation – Seite 14
Mein Lehrer. Im Gespräch mit einem angehenden Lehrer über seine Erfahrungen in der Schule und darüber was er anders machen will – Seite 15
Inhalt
»10
»06
2 / 20134
Rentner helfen Kindern
Dass Oma und Opa immer einen guten Ratschlag zur Hand ha-ben, ist wohl unumstritten. Die Seniorpartner in School Sachsen e.V. machen sich jetzt diese Fähigkeit zu eigen, indem sie Kom-petenzen bündeln. Seniorpartner in School bringen Kindern und »Großeltern in Spe« zusammen. Kinder können Zeit mit älteren Menschen verbringen und mit ihnen ihre Sorgen und Wünsche teilen und Senioren können ihre Erfahrungen kindgerecht wei-tergeben. Dabei werden sie zu Schulmediatoren ausgebildet, um kompetent und zielgerichtet auf die Probleme der Kinder ein-gehen zu können. Eingesetzt werden diese Mediatoren dann in Schulen. Damit tra-gen die Senioren nicht nur zu einem besseren Schulklima bei, sondern auch zu einer zivilisierten Konfliktkultur.
Generationswechsel in Lehrer-
zimmern beginnt Sachsens Kultusministerium kann zum kommenden Schuljahr 510 unbefristete Stellen für Lehrkräfte neu besetzen. Darüber hinaus werden 83 Stellen entfristet und 250 befristete Stellen neu besetzt. Bereits im Februar zur Schuljahresmitte waren 101 Stellen vorrangig mit Absolventen des einjährigen Vorberei-tungsdienstes besetzt worden. »Mit den Einstellungen werden alle Spielräume des Stellenplans zum kommenden Schuljah-resbeginn voll ausgeschöpft. Damit knüpfen wir an die hohen Einstellungen des vergangenen Schuljahres an«, sagte die Kul-tusministerin. Die Neueinstellungen sind zum größeren Teil Ersatzeinstellungen für ausgeschiedene Lehrer. Aber es gibt auch ein Stellenplus. Dadurch steigt die Zahl der Lehrerstellen zum neuen Schuljahr von 27.231 auf 27.488.
4
M E L D U N G E N
Sommerakademie 2013: Lernkultur statt Wissenskult
Im Mittelpunkt der diesjährigen Sommerakademie vom 15. bis 17. Juli 2013 steht die Frage, welche Anforderungen die Wissens- und Informationsgesellschaft an Schule heute stellt und wie ein kompetenter Umgang mit Wissen entwickelt werden kann. In Vorträ-gen, Foren und Workshops setzen sich die Teilnehmer mit diesen Themen auseinander. Anhand praktischer Beispiele aus verschiedenen Fächern, Schularten und Erfahrungs-bereichen lernen die Teilnehmenden unterschiedliche Formen des aktiven Umgangs mit Wissen kennen.
Wer Fragen zum Lehrerberuf in Sachsen hat, kann sich jetzt an eine Beratungshotline wenden. »Mit der Hotline schaffen wir ein neues Serviceangebot für alle am Lehrerberuf interessierten Schüler, Studierenden und Bewerber. Die persönlichen Interes-senslagen sind meist so individuell, dass Hilfe und Beratung nur in einem direkten Telefongespräch zufriedenstellend geleistet werden können. Wir wollen nicht nur zielgerichtet informieren, sondern auch helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen«, beschreibt Béla Bélafi, Direktor der Sächsischen Bildungsagen-tur, die Intention seiner Behörde.
Die Experten der SBA sind dienstags von 15 bis 17 Uhr und donnerstags von 10 bis 12 Uhr unter der Telefonnummer 0800 - 000 44 97 erreichbar. Das Serviceangebot ist kostenfrei. Alle Anfragen werden vertraulich behandelt.
Beratungshotline für Lehrerberuf
Sie können kostenlos abonnieren. Dazu genügt eine E-Mail mit Angabe Ihrer Adresse an [email protected]. Ansprechpartner für Ihre Hinweise, Meinungen und Themenvorschläge für die kommenden Ausgaben der ist das Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Carolaplatz 1, 01097 Dresden, Telefon: (0351) 564 25 11, E-Mail: [email protected] (kein Zugang für elektronisch signierte sowie für verschlüsselte Dokumente).
0800 - 000 44 97
Weitere Informationen:
www.sbi.smk.sachsen.de
/
download/download_sb
i/
flyer_soma_2013.pdf
Weitere Informationen:
www.sis-sachsen.de
Gute Nachricht für viele Grundschullehrerinnen
Ab 1. August 2013 können alle Lehrkräfte mit vollständiger Ausbildung als »Lehrer unterer Klassen« nach DDR-Recht gemäß Entgelt-gruppe 11 bezahlt werden. Das betrifft rund 1.400 sächsische Lehrerinnen und ist ein Ergebnis der Haushaltdiskussion im Sächsischen Landtag Ende letzten Jahres. Bisher gehörten viele Grundschullehrkräfte zur Entgeltgruppe 10. Sie werden im neuen Schuljahr ebenso viel verdienen wie ihre tarifbeschäftigten Kollegen in den Grundschulen der anderen Bundesländer.
2 / 2013 5
Bereits als kleines Mädchen im Alter von fünf Jahren wollte ich Lehrerin werden. Ich bin in einem Pädagogenhaushalt auf-gewachsen, meine Oma ist Erzieherin, bei-de Eltern Pädagogen, so stand der Berufs- wunsch schon lange fest. Nur einmal nach dem Abitur überlegte ich kurz, ob ich nicht doch Rechtswissenschaft studieren sollte, blieb dann aber dem Lehrerberuf treu. Nach meinem Referendariat in Brand-Erbisdorf bin ich seit 2005 Lehrerin am Gymnasium Olbernhau für Geschichte und Gemein-schaftskunde, Rechtserziehung und Wirt-schaft. So ist doch etwas von der Juristerei hängengeblieben. Neben meiner Lehrtätig-keit arbeite ich als Oberstufenberaterin und Vertrauenslehrerin. Ein volles Programm also.
Seit dem letzten Jahr bin ich nun das erste Mal als Mentorin für einen »einjährigen«
Referendar verantwortlich. Bis dahin hatte ich schon einige Referendare im Fach GRW betreut. Ich lerne die jungen Absolventen als unheimlich motiviert und mit viel Freude am Lehren und Lernen kennen.
Vor allem Praxiserfahrung wollen die jungen Referendare sammeln, sie wollen endlich als Lehrer vor der Klasse stehen und ihren Be-ruf ausüben. Die neue Generation der Refe-rendare, »die einjährigen Referendare« er-
werben aber im Studium schon mehr Praxis, als dies früher der Fall war.
Der Austausch mit den Referendaren bringt mir tolle neue Impulse. Ich verliere so den Anschluss an neue Methoden nicht und es entstehen spannende Diskussionen. Oft sit-ze ich mit meinen jungen Kollegen zusam-men und wir sprechen über neue Ansätze in der Pädagogik und der Unterrichtsorganisa-tion. So bleibt mein Blick weit geöffnet und es schleift sich keine Routine ein.
Als schwierig empfinde ich manchmal die Organisation und Vernetzung mit meinen Schützlingen. Ich habe, wie andere Kollegen auch, immer mehr mit außerunterricht-lichen Sachen zu tun und so fehlt manch-mal die Zeit für eine tägliche Betreuung. Da die Referendare mit einjähriger Ausbildung mitten im Schuljahr an die Schulen kom-
men, ist es mitunter schwierig, die Stundenpläne zu koordinie-ren. Der Stundenplan des Men-tors steht schon seit Beginn des Schuljahres fest. Die Absolventen finden niemals den idealen Men-tor mit dem optimalen ausge-glichenen Stundenplan zwischen Sekundarstufe 1 und 2.
Für die Zukunft wünsche ich mir interes-sante neue Impulse von unserem Lehrer-nachwuchs. Das tut unserem gestandenen Lehrerkollegen und vor allem den Schülern gut. So bleibe ich mit ihnen jung und ver-passe keine neue Entwicklung. Hoffentlich wollen weiterhin viele junge Menschen in Sachsen Lehrer werden. Vielleicht auch schon seit sie ein kleines Mädchen oder ein kleiner Junge waren.
B E R I C H T
»Referendare bringen neue Impulse« Manuela Kunath erzählt von ihren Aufgaben als Mentorin,
den Schwierigkeiten in der Stundenplanabstimmung und
ihren Wünschen für die Zukunft.
PROTOKOLL: JULIA OLIVER-VOLLMER, - REDAKTION
»DEN IDEALEN MENTOR MIT PERFEKTEM STUNDEN-PLAN GIBT ES NICHT.«
Um Lehrer in ihrem Vorhaben, Men-tor zu werden, zu unterstützen, bie-tet das Sächsische Bildungsinstitut im Auftrag des Sächsischen Staats-ministeriums für Kultus ein im Jahr 2010 entwickeltes und seitdem wei-terentwickeltes Fortbildungskonzept für potentielle Mentoren an. Das Fortbildungskonzept sieht folgende Angebote vor:
Bereich I: Mentor/Mentorin sein in der LehrerausbildungBereich II: Beratung und BegleitungBereich III: UnterrichtsbeobachtungBereich IV: Fachdidaktische Ange-boteBereich V: Ergänzende Angebote
Im Bereich I werden die Teilnehmer für ihre Aufgaben in der Begleitung, Betreuung, Beurteilung und Innova-tion sensibilisiert. In den Bereichen II und III erfolgt eine Vertiefung zu den Themen »Beratung und Be-gleitung« sowie »Unterrichtsbeob-achtung«. Fach- und berufsfeld-didaktische Angebote des Bereichs IV ermöglichen die Kompetenzer-weiterung hinsichtlich fachwissen-schaftlicher bzw. fachdidaktischer Aspekte. Hinzu kommen ergänzen-de Angebote zu ausgewählten pä-dagogischen oder psychologischen Themen im Bereich V.
Fortbildung zur Begleitung der Mentorentätigkeit
Manuela Kunath, Mentorin am Gymnasium Olbernau
2 / 20136
R E P O R TA G E
Unterrichten, wo andere Urlaub machenDie Lehramtsanwärterin Isabel Müller hat es nach ihrem Studium zurück ins
Erzgebirge verschlagen. Neben der reizenden Landschaft gibt es für sie noch mehr
Gründe, warum sie nach ihrem Referendariat bleiben will.
VON SEBASTIAN MARTIN, - REDAKTION
Für manch einen Lehramtsstudenten wäre der Brief eine mitt-lere Katastrophe gewesen, für Isabel Müller hätte dessen Inhalt kaum besser sein können. Quasi ein Sechser im Lotto, sagt die junge Frau und streicht sich mit der rechten Hand eine blonde Strähne aus dem Gesicht. Sie könne ihr Referendariat an der Grundschule in Auerhammer absolvieren, teilte ihr die Sächsi-sche Bildungsagentur im Sommer 2011 mit. Eine Stelle in ihrer Wunschregion. Sie stammt aus Aue und wollte wegen ihrer Fami- lie und Freunden nach dem Studium in Halle unbedingt wieder zurück. »Und ich habe die Entscheidung nicht bereut«, sagt sie.Die heute 24-Jährige sitzt im Lehrerzimmer der Grundschule in
Auerhammer und beginnt zu erklären, warum sie in einer länd-lichen Region wie dem Erzgebirge ihr berufliches Glück gefun-den hat. Ihr heutiger Unterrichtstag sei eigentlich das perfekte Beispiel. Den ganzen Vormittag war sie mit den Erstklässlern draußen, um mit ihnen zu lesen und später noch die Natur zu entdecken. Weit laufen musste sie mit den Schülern nicht. Rings um den gelben Dreigeschosser am Stadtrand von Aue blüht und grünt es reichlich. Die Vögel zwitschern. Ein paar Meter weiter gibt es zudem einen Flussgraben, an dem sich zum Beispiel das Thema Wasser anschaulich behandeln lässt. Man könnte sagen: die Gegend ist ein grünes Klassenzimmer im Großformat.
Das Referendariat in der Wunschregion Erzgebirge: »Ich habe die Entscheidung nicht bereut«, sagt Isabel Müller.
2 / 2013 7
Schon allein wegen der naturnahen Umgebung und den vielen Lernmöglichkeiten im Freien unterrichte sie gern an der Grund-schule in Auerhammer, sagt Isabel Müller schließlich. Außer-dem sei die Ausstattung perfekt, die Klassen klein, der sprach-integrative Ansatz der Schule interessant und die Kollegen sehr nett. Auch abends könne sie ihre Mentorin anrufen, wenn sie eine Frage für die Unterrichtsvorbereitung hat, erklärt die Lehr-amtsanwärterin. Alles in allem ein Volltreffer eben.
Optimal, günstig und schön
Optimale Verhältnisse sind laut dem Sächsischen Kultusminis-terium auf dem Land alles andere als selten. »Wir haben insbe-sondere unter den kleinen und mittleren Kommunen viele sehr engagierte Schulträger, die beste Bedingungen für Schüler und Lehrer an ihren Schulen geschaffen haben«, sagt Staatsministe-rin Brunhild Kurth. »Neuankömmlinge können zudem schnell Kinderbetreuungsplätze und Wohnraum in einem günstigen Preis-Leistungs-Verhältnis finden.«
Das ist auch in Aue so, einer Stadt mit rund 17.000 Einwohnern. Die Kosten für den Lebensunterhalt sind vergleichsweise gering. Dem inoffiziellen Mietspiegel der Wohnungsinfobörse GmbH zufolge liegt der aktuelle Quadratmeterpreis für eine Zweiraum-wohnung bei 4,53 Euro. Sachsenweit kostet er 5,75 Euro, im Bundesdurchschnitt 8,46 Euro. Aues Oberbürgermeister Hein-rich Kohl verweist zudem auf die schöne Umgebung. »Wir leben dort, wo andere Urlaub machen«, sagt er.
Die Landschaft war neben der Familie und den Freunden auch für Isabel Müller ein Grund, warum sie nach dem Studium zu-rück nach Aue ging. Sie schwärmt vom Erzgebirge. Von den Wäldern zum Wandern, Mountainbiken und Skifahren. Von Schneeberg mit seinen vielen engen Gassen und dem Schloss so-wie dem Weihnachtsmarkt im Dezember. »Das Erzgebirge ist zur Weihnachtszeit einfach traumhaft durch die vielen Lichter.« Davon habe sie auch ihren Kommilitonen in Halle erzählt, sagt sie und lässt ihren Blick aus dem Fenster auf die hügelige Land-schaft in Auerhammer schweifen.
Viele Studierende wissen gar nicht, was die ländlichen Regionen alles zu bieten haben. »Deshalb ist es uns wichtig, dass Lehramts-studierende im Rahmen von Praktika oder auch Exkursionen
die Möglichkeit haben, die verschiedenen Re-gionen Sachsens und ihre Schulen kennenzulernen«, sagt Staats-ministerin Brunhild Kurth. »Hier setzt die Praktikumsbörse und die Gastzimmerinitiative der Universität Leipzig an. Außerdem suchen wir die Zusammenarbeit mit den Landkreisen.«
Angeschlossen an die Welt
Aber was ist mit Dingen, die jungen Menschen auch wichtig sein könnten? Theater, Konzerte, Kneipen? Die Möglichkei-ten zum Ausgehen seien natürlich weniger als in einer Groß-
stadt, sagt Isabel Müller. Sie vermisse schon die Bars, Discos oder kleinen Cafés direkt vor der Tür. Zwar gibt es in Aue ein Kino, ein Schwimmbad und viele Sportmöglichkeiten. Wer aber zum Bei-spiel nach »Party« und »Aue« googelt, der findet auf der ersten Trefferseite eine Oldie-Nacht und eine Ü-50-Party. Viel mehr nicht. Jetzt müsse sie halt häu-fig ins Auto steigen, wenn sie abends weggehen wolle,
sagt die Referendarin. Die Welt sei aber von Aue gut erreichbar. 40 Kilometer sind es nach Chemnitz. Eine gute Stunde braucht man nach Dresden oder Leipzig – in die sächsischen Städte, in die es die meisten jungen Lehrer zieht.
Die Leiterin der Grundschule in Auerhammer weiß, wie schwie-rig es ist, junge Leute auf s Land zu locken. Wer nicht aus der Region stammt, wird sich kaum eine Zukunft im Erzgebirge aufbauen, sagt Ingrid Süß – eine erfahrene Pädagogin mit viel Herzblut für ihren Beruf. Immer wieder beugt sie sich nach vorn und gestikuliert mit den Händen, wenn sie von ihren Erfah-rungen als Schulleiterin erzählt. Auch bei der Geschichte über Isabell Müllers Vorgängerin. Die damalige Lehramtsanwärterin kam aus Thüringen. Schon während des Referendariats sei für sie aber klar gewesen, dass sie anschließend nicht im Erzgebirge bleiben wird, sagt Ingrid Süß. Heute lebe sie in Bayern.
Dabei braucht Sachsen dringend Nachwuchs in den Lehrerzim-mern. Bis zum Jahr 2020 werden mehr als 8.000 der gut 30.000 sächsischen Lehrer in den Ruhestand gehen, bis 2030 sogar 75 Prozent. Eine gewaltige Aufgabe für den Freistaat. »Als Staatsre-gierung haben wir den Anspruch, dass für die Schülerinnen und Schüler in Sachsen flächendeckende und in allen Schularten und
R E P O R TA G E
Mitten im Grünen: Die Grundschule in Auerhammer im Herzen des Erzgebirges.
»HIER GIBT ES UNZÄHLIGE LERNMÖGLICHKEITEN IM FREIEN.« ISABEL MÜLLER, REFERENDARIN AN DER GRUNDSCHULE AUERHAMMER
2 / 20138
Fächern hochwertige Bildungsangebote zur Ver-fügung stehen«, sagt Kultusministerin Brunhild Kurth. »Das heißt, wir werden in den nächsten Jahren nicht nur Gymnasi-allehrer für Dresden und Leipzig benötigen, sondern vor allem Grundschullehrer, Mittelschullehrer und Sonderpädagogen. Und dies insbesondere jenseits der Großstädte: beispielsweise in Löbau, Eilenburg und Aue.«
Gute Jobchancen
Um dem drohenden Lehrermangel zu begegnen und Nachwuchs zu gewinnen, hat der Freistaat die Initiative »Lehrer werden in Sachsen« gestartet. Landesweit wurden die Kapazitäten für An-fänger eines Lehramtsstudiums um 700 auf 1.700 erhöht. Ab Herbst werden auch an der TU Chemnitz wieder Grundschulleh-rer ausgebildet. Aus Sicht von Ingrid Süß von der Grundschule in Auerhammer ist das eine große Chance für die Region. Denn dadurch könnten Lehramtsstudenten aus Westsachsen besser in der Umgebung gehalten werden, sagt die 60-Jährige. Sie setzt vor allem auf einheimischen Nachwuchs, der sie und ihre Kol-legen eines Tages im Lehrerzimmer beerben wird. Deshalb hat sich die Grundschule in Auerhammer dieses Jahr auch an der Woche der offenen Unternehmen beteiligt. Einen Tag wurden die Räume am Gutsweg 2 präsentiert und für den Lehrerberuf geworben. Ingrid Süß scheint in ihren 40 Dienstjahren eine na-hezu unendlich lange Liste mit Argumenten für eine Karriere im Klassenzimmer gesammelt zu haben. Kreativer Beruf, sicherer Job, gutes Gehalt, geregelte Arbeitszeiten, Aufstiegschancen, und, und, und. Aber man müsse für den Beruf geboren sein, sagt sie mit fester Stimme. Wichtig sei das Herz für Kinder, denn nur mit dem könne man die Schüler erfolgreich begleiten und auf einen positiven Lebensweg schicken.
Ein gutes Gefühl im Umgang mit Kindern hat auch Isabel Mül-ler, die junge Referendarin, die nach dem Studium zurück in die Heimat wollte und sich im Erzgebirge wohlfühlt. Wer sie beim Unterrichten in der Grundschule Auerhammer beobachtet, der merkt schnell, dass sie mit ihrer aufgeschlossen Art ihre Schüler problemlos begeistern kann. Mit den Erstklässlern ist sie inzwi-schen noch einmal rausgegangen. Denn die Sonne scheint nach wie vor und an der frischen Luft lassen sich die Kinder immer besonders gut motivieren, sagt sie. Im Schulgarten werden jetzt
Zwiebeln gesteckt. Nebenbei lässt die Lehramtsanwärterin je-den Abc-Schützen regelmäßig etwas zählen, damit auch Mathe nicht zu kurz kommt. Sie mache ihren Job super und sei für alle eine große Bereicherung, lobt Schulleiterin Ingrid Süß. Nicht nur für die Kinder. Denn auch die älteren Kollegen würden vom fri-schen Wind profitieren, den junge Menschen mitbringen. Auf der anderen Seite profitieren sie von der pädagogischen Erfah-rung. »Die Mischung macht’s«, sagt Ingrid Süß.
Nach ihrem Referendariat wird Isabel Müller allerdings kaum an der Grundschule in Auerhammer bleiben können – auch, wenn sie gern würde. Der Bedarf fehlt derzeit. Im nächsten Schuljahr wird es eine Klasse weniger geben und niemand der neun Lehrer wird in den Ruhestand gehen. Die beiden ältesten Kollegen sind 60, fünf zwischen 40 und 59. Die Jüngste im Team ist Jutta Döhler. Sie ist seit drei Jahren im Dienst.
Auch die 30-Jährige hat sich nach dem Studium bewusst für das Erzgebirge entschieden. Ihre Wurzeln liegen im Zwickauer Land, eine halbe Stunde von Aue entfernt, sagt sie. Das tägliche Pendeln stört Jutta Döhler nicht. Im Gegenteil. Auf dem Heim-weg könne sie im Auto sehr gut abschalten, erklärt sie. Außer-dem habe sie sich in den vergangenen Jahren gut an das Pendeln gewöhnt. Schon als Referendarin war sie täglich unterwegs. In Schwarzenberg hat sie nach dem ersten Staatsexamen ihr pä-dagogisches Handwerk gelernt. Zuvor hatte sie zwei Praktika in Dresden absolviert, wo sie studierte. Das seien auch schöne Schulen gewesen, erinnert sich Jutta Döhler.
Entspannte, freundliche Leute
Die sächsische Landeshauptstadt vermisst sie bis heute. Alle drei, vier Wochen fährt sie an die Elbe, um Freunde zu besu-chen. Aber zurückziehen wird sie nicht. Jutta Döhler sieht ihre Zukunft im Erzgebirge. Schon allein wegen der Menschen. Das Arbeitsklima sei klasse. Jeder helfe jedem, sagt sie. Und auch auf der Straße seien die Menschen gelassener. Das bestätigt auch Lehramtsanwärterin Isabell Müller. »In Halle waren viele ir-gendwie ruppig«, erinnert sie sich an ihre Studienzeit. In Aue gehe es dagegen freundlicher, fast familiär zu. Deshalb hofft sie nun noch einmal auf einen Volltreffer. In ihrer Bewerbung für eine Stelle als Lehrer ab dem nächsten Schuljahr hat sie wieder die Region Aue-Schwarzenberg angegeben. Die Chancen stehen gut.
R E P O R TA G E
Ingrid Süß, Jutta Döhler und I
sabel Müller (v.l.n.r.)
im Gespräch mit KLASSE Reda
kteur Sebastian Martin.
2 / 2013 9
R E P O R TA G E
»ICH SEHE MEINE ZUKUNFT IM ERZGEBIRGE. ALLEIN WEGEN DER MENSCHEN.« JUTTA DÖHLER, LEHRERIN AN DER GRUNDSCHULE IN AUERHAMMER
2 / 201310
E I N TA G I N B I L D E R N
Im Lehrerzimmer hat Tony seinen eigenen Arbeitsplatz. An seinem Schreibtisch geht er noch einmal den anstehenden Unterricht durch. Oft aber korrigiert er dort auch Klas-senarbeiten oder fertigt Präsentationen an.
In der schuleigenen Lehrküche lässt sich der junge Referendar neueste Kreationen zeigen. Kochlehrling Lukas Sander ist bereits am Ende des dritten Lehrjahres. Er bereitet sich auf seine Abschlussprüfung vor.
Mit Mentorin Katrin Schardt bespricht Tony Ali das Konzept seines Unterrichts. Vor allem im ersten Referendariatsjahr ist die Mentorin die wichtigste Ansprechpartnerin bei allen Fragen und Problemen im Schulalltag.
Zwischen Tafel und Küche
Apfelkuchen! Und Plinsen mit Schoko-ladensoße! Der Geburtstagswunsch des 6-jährigen Mädchens ist der Auftakt zu Tony Alis heutigem Konzeptunterricht. Seine Klasse angehender Köche darf nun das Konzept für das Catering erstellen.Seit 2012 ist Ali Referendar am Berufs-schulzentrum für Ernährung, Gastgewer-be und Gesundheit in Chemnitz. Studiert hat er Lebensmittel-, Ernährungs- und Hauswirtschaftswissenschaft auf Lehr-amt in Dresden. Dienstags und donners-tags ist Tony Ali am BSZ für Ernährung, montags und mittwochs am BSZ für Technik 2. Dort unterrichtet er angehen-de Fachkräfte für Abwassertechnik in Fächern wie »Klärschlamm-Behandlung« und »Erstellen eines Umweltkonzeptes«. Freitags kann der 28-Jährige in Dresden bleiben – um im Seminar selbst Pädago-gik, Didaktik und Schulrecht zu lernen. Im August beginnt sein zweites Jahr als Referendar. Die Erlaubnis, allein zu un-terrichten, hat er allerdings schon in der Tasche.
Jeden Dienstag und Donnerstag un-
terrichtet Lehramtsstudent Tony Ali
unter anderem angehende Köche
am BSZ für Ernährung in Chemnitz.
KLASSE hat den jungen Referendar
einen Tag lang begleitet.
2 / 2013 11
AU S S T U D E N T E N S I C H T
Rundumpaket: Das Studium Sonderpädagogik Die Zukunftsaussichten im Beruf der Sonderpädagogik
sind vielversprechend. Marsha Richarz studiert Son-
derpädagogik in Leipzig. KLASSE hat sich mit ihr ge-
troffen und sie nach ihren Motiven, Zielen und Wün-
schen gefragt.
VON MARIA FELDMANN, - REDAKTION
Immer wieder muss Marsha Richarz (21) an die geistig behin-derten Mädchen denken, die sie in Indien kennenlernte. Sie hos-pitierte dort an einer Sonderschule für »mentally challenged stu-dents« – also geistig behinderte Schüler. Gemeinsam mit einer anderen Praktikantin unterrichtete sie die Zehnjährigen in Ma-thematik. »Am Ende der Woche konnten einige der Mädchen tat-sächlich subtrahieren«, erinnert sich Marsha Richarz. »Ich war beeindruckt davon, was diese Kinder alles leisten konnten.« Der sechsmonatige Aufenthalt in Indien hinterließ tiefe Spuren. Sie hatte gerade erst ihr Abitur beendet und wollte im Ausland eine kurze Auszeit nehmen. Sich sammeln. Überlegen, wie ihr Leben nach der Schule weitergehen sollte. »In Indien wurde mir schnell klar, dass die Arbeit an einer Sonderschule genau das Richtige für mich ist«, sagt sie. Als sie aus Indien zurückkam, bewarb sie sich an der Universität Leipzig für den Lehramtsstudiengang Sonderpädagogik – und wurde angenommen.
Inzwischen studiert Marsha Richarz im zweiten Semester. Sie wählte die Förderschwerpunkte emotionale, soziale und geistige Entwicklung und Deutsch. »Neben der didaktischen Ausbildung haben wir Vorlesungen und Seminare in Soziologie und Psycho-logie. Dort lernen wir, warum die Kinder so sind, wie sie sind. Das Studium ist wie ein Rundumpaket«, schwärmt sie. Wäh-rend des fünfjährigen Studiums wird Marsha Richarz noch drei Praktika an Sonderschulen absolvieren. Doch schon jetzt hat sie oft Umgang mit geistig behinderten Menschen. Einmal im Jahr begleitet sie für einen Reiseveranstalter Erwachsene mit Lern-schwierigkeiten. Nicht immer gab es solche Reiseveranstaltungen oder Sonder-schulen, für die Marsha Richarz jetzt zur Lehrerin ausgebildet
wird. Im Nationalsozialismus wurden im Zuge des »Euthanasie-programms« behinderte Menschen in Heimen und Krankenhäu-sern zu Versuchsobjekten degradiert und zwangssterilisiert. Im Nachkriegsdeutschland wurden Ärzte zwar aufgrund des »Eu-thanasieprogramms« verurteilt, die »Allgemeine Erklärung der Menschenrechte« (1948) schloss behinderte Menschen dennoch nicht ein. Erst 1990 wurden Kinder mit Behinderungen in der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen berücksichtigt. 1994 wurde das Verbot der Benachteiligung von Menschen auf-grund von Behinderung im Grundgesetz verankert. In Sachsen besuchen Schüler mit einem sonderpädagogischen Förderbedarf entweder eine Regelschule und werden dort entsprechend ihrer Möglichkeiten individuell gefördert oder aber sie besuchen eine allgemeinbildende Förderschule. Entscheidend ist, wo sie sich am besten entwickeln und den höchstmöglichen Schulabschluss erreichen können. Deshalb gibt es für Sonderpädagoginnen wie Marsha Richarz viele verschiedene Einsatzmöglichkeiten.
»In Indien sah ich, wie viel geistig behinderte Menschen lernen können, wenn man ihnen nur die Möglichkeit dazu gibt«, sagt Marsha Richarz. »Der Gedanke, dass Behinderte früher in Psy-chiatrien gesperrt wurden, macht mich traurig und wütend zu-gleich.« Auf dem Stellenmarkt zeichnet sich ab, dass sie eventuell nicht in ihrem Fachbereich Deutsch unterrichten können wird. »Vielleicht werde ich auch für Biologie eingesetzt. Das spielt für mich aber eine untergeordnete Rolle«, so Marsha Richarz. »Wichtig ist für mich, den Kindern einen guten Start zu geben und sie bestmöglich auf das Leben nach der Schulzeit vorberei-ten.«
Marsha Richarz, Lehramtsanwärterin für Sonderpädagogik
»IM STUDIUM HABEN WIR AUCH SOZIOLOGIE UND PSYCHOLOGIE UND LERNEN, WARUM DIE KINDER SIND, WIE SIE SIND.«
2 / 201312
B E R I C H T
Bildungssprache als Schlüssel zum Schulerfolg Sprache ist in der heutigen Wissensgesellschaft sehr wichtig. Doch zu viele Kinder und Jugendliche
haben sprachliche Defizite oder schöpfen ihr sprachliches Potential nicht genug aus. Sprachförderung
ist deshalb sinnvoll, um den Heranwachsenden zu helfen, sich in jeder Situation angemessen und
nuancenreich auszudrücken oder ihre Mehrsprachigkeit stärker zu nutzen.
VON BEATE DIEDERICHS, - REDAKTION
Wenn Antonia die Schule nach dem Abitur verlässt, wird sie nach ein paar Tagen Durchatmen die Koffer packen, um wäh-rend der Sommermonate ein Praktikum in einem internationa-len Kindergarten in Paris zu absolvieren. Im Oktober beginnt sie, Französisch und Englisch auf Lehramt zu studieren. Antonia hat sich bereits informiert und weiß, dass die Universität Plät-ze für den ERASMUS-Studentenaustausch anbietet. Sie plant, sich für ein Semester in Kanada zu bewerben, weil sie dort bei-de Fremdsprachen vertiefen kann. An welcher Schule sie später eingesetzt wird, weiß sie natürlich noch nicht. Doch ihr Vater lehrt an einem beruflichen Gymnasium, das eine Partnerschule im indischen Mumbai hat. Als eine Gruppe indischer Schüler zu Gast in ihrer Heimatstadt war, hat Antonia Jamal kennenge-lernt. Seitdem skypen sie regelmäßig. Noch ist Jamals Englisch besser als ihres, doch das soll sich bald ändern.
Antonia gibt es eigentlich nicht. Oder doch? Unsere gegenwär-tige Welt kennt viele Antonias, junge Menschen, die in einer internationalen Umgebung aufwachsen und sich darin so selbst-
verständlich bewegen, wie es vor zwei, drei Generationen für die Masse der Menschen noch undenkbar war. »Unsere moderne Welt, das Arbeiten in internationalen Teams und die weltweiten privaten Kontakte erfordern eine bewusste Entwicklung sprach-
licher Fähigkeiten«, sagt Gabriele Weber aus dem Referat Inter-nationale Angelegenheiten, Sprachenförderung und Migration im Sächsischen Staatsministerium für Kultus (SMK). »Wir müs-sen jedoch über die bloße Förderung hinausgehen, die oft nur punktuell Schwächen beheben kann«, betont Gabriele Weber. Notwendig ist, dass ein Konzept sprachlicher Bildung umgesetzt wird, das im frühen Kindesalter beginnt und die Mädchen und Jungen idealerweise begleitet, bis ihre schulische Ausbildung endet. So sollen Sprachdefizite gar nicht erst entstehen und die Schüler ein Sprachniveau erreichen, mit dem sie anspruchsvolle Aufgabenstellungen und Texte verstehen. »Sachsen ist dabei auf einem guten Weg«, sagt Gabriele Weber.
Diesem hohen Anspruch muss nicht jeder gerecht werden. Doch auch bei einfacheren beruflichen Tätigkeiten brauchen die Bewerber heute mehr sprachliche Flexibilität als früher. Aber oft klagen Unternehmen, dass die sprachliche Bildung der Jugend-lichen nicht ausreiche, sie sich schlecht in Rechtschreibung und Grammatik auskennen und einen geringen Wortschatz haben.
Parallel dazu erreichen Schüler mit Mig-rationshintergrund immer noch einen ge-ringeren Bildungserfolg als Schüler ohne Migrationshintergrund. Anspruch und Realität klaffen also auseinander.
Die Zahl der Kinder und Jugendlichen mit sprachlichen Defiziten steigt. »Kinder
lernen vom zweiten bis zum sechsten Lebensjahr mehrere tau-send Wörter hinzu. Bei dieser erstaunlichen Leistung passieren natürlich Fehler im Lernprozess, die anfangs wichtig und rich-tig sind, später allerdings auch zu Problemen führen können«,
»KINDER LERNEN BIS ZUM SECHSTEN LEBENSJAHR MEHR ALS TAUSEND WÖRTER.« JEANNETTE MÄTZOLD, PSYCHOLOGISCHE PSYCHOTHERAPEUTIN
2 / 2013 133
B E R I C H T
erläutert Jeannette Mätzold, psychologische Psychotherapeutin und Leiterin des InVivo-Instituts Dresden. »Wenn Kinder und Jugendliche keine Gelegenheiten haben, sich mit der eigenen Sprache auseinanderzusetzen, sie zu nutzen, können dadurch eingespeicherte Sprachauffälligkeiten entstehen. Das passiert, wenn sie wenig angesprochen werden, es wenig Austausch gibt und sie selten anderen beim Sprechen zuhören können.« Solche Kinder und Jugendliche erreichen dann auch nicht das Niveau einer Bildungssprache, mit der sie anspruchsvolle Aufgabenstel-lungen oder Fachtexte verstehen, wofür die Alltagssprache nicht genügt.
Um die sprachliche Bildung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund zu ver-bessern, nahm Sachsen von 2005 bis 2009 am Modellprogramm »FörMig« teil. Im Rahmen eines Transferprogramms kommen die Erkennt-nisse daraus nun der Sprachbildung aller säch-sischen Heranwachsenden zugute. Dazu gehören unter anderem Fortbildungen für Kita-Erzieher, die ihnen helfen, die Kinder im Kita-Alltag bei der Sprachent-wicklung zu unterstützen. An einigen Leipziger Kitas geht man noch einen Schritt weiter: Hier wurden mehrere Erzieherinnen mit vietnamesischem Migrationshintergrund eingestellt, um mit den vielen Kindern, deren Herkunftssprache Vietnamesisch ist, diese Sprache zu üben. »So entlasten sie auch die anderen Er-zieherinnen«, sagt Gabriele Weber. An Grundschulen, Mittel-schulen und Gymnasien wird für Kinder mit Migrationshinter-grund Unterricht in ihrer Herkunftssprache angeboten. »Denn oft sprechen sie zum Beispiel Vietnamesisch oder Russisch zu Hause, schreiben es aber kaum«, erklärt Gabriele Weber. Damit diese Schüler möglichst bildungssprachliches Deutsch erreichen, gibt es in Sachsen das Unterrichtsfach Deutsch als Zweitsprache (DaZ). Wie gut die Mädchen und Jungen schon Deutsch können, wird mit den »Niveaubeschreibungen Deutsch als Zweitspra-che« erfasst, die ebenfalls bei dem »FörMig«-Modellprogramm entstanden. Dieses Beobachtungsinstrument ist wissenschaftlich geprüft und bewährt sich in der Praxis. Es kann allen Schülern helfen, sich die Bildungssprache anzueignen, und unterstützt so den Erfolg in Schule, Ausbildung oder Studium.
In Sachsen wurden fünf Kompetenzzentren Sprachlicher Bil-dung in Leipzig, Dresden, Chemnitz, Görlitz und Freiberg ge-gründet. Sie sollen Anlaufstellen in puncto Sprachbildung sein. Zu Sprachberatern geschulte Lehrer und Lehrerinnen arbeiten mit Kitas und Schulen zum Thema, beraten auch Eltern. Die Kompetenzzentren sind an fünf Mittelschulen angegliedert. In den Zentren finden Kurse, Fortbildungen und Beratungen statt. Cornelia Hartig und Uta Reichel von der 101. Mittelschule in
Dresden haben die Fortbildung zum Sprachberater von 2011 bis 2012 absolviert und bauen seit einem Jahr das Dresdner Kom-petenzzentrum auf. Uta Reichel lehrt Englisch, Geografie und Deutsch als Zweitsprache und ist ebenso wie ihre Kollegin einige Stunden weniger im regulären Unterricht eingesetzt, um ihrer Tätigkeit als Sprachberaterin gerecht werden zu können. »Wir arbeiten eng mit den Fachlehrern und Fachberatern für Deutsch als Zweitsprache zusammen und werden die Kooperation später auf die Herkunftssprachlehrer und andere Partner ausweiten«, erzählt Uta Reichel. Das Leipziger Kompetenzzentrum existiert schon länger. Auch in den alten Bundesländern gibt es solche Zentren.
Aller zwei Jahre trifft bei der Fachtagung des »FörMig«-Trans-ferprogramms in Dresden das geballte Wissen zur sprachlichen Bildung in Kita und Schule aufeinander. Dieses Jahr war der Schwerpunkt »Vom Bilderbuch zur Bildungssprache«. 150 Teil-nehmer sind für die Tagung jeweils zugelassen, da der Konfe-renzsaal in der Sächsischen Aufbaubank nicht mehr fasst. »Min-destens doppelt so viele würden gern kommen«, weiß Gabriele Weber. Das wichtige Thema Sprachbildung stößt also auf großes Interesse. Gut so.
»VOR ALLEM DURCH SPRACHE KÖNNEN WIR UNS DIE WELT ERSCHLIESSEN.«
GABRIELE WEBER, SÄCHSISCHES STAATSMINISERIUM FÜR KULTUS
Links zum Thema:
www.foermig.uni-hamburg
.de
www.schule.sachsen.de/17
52.htm
www.psychologen-dresde
n.de
2 / 201314
R E C H T U N D O R D N U N G
Mit der Wiedereinführung des Staatsexamens im Jahr 2012 sind jetzt die einzelnen Lehramtsstudiengänge gezielt auf eine spezi-fische Schulart mit ihren unterschiedlichen beruflichen Anforde-rungen zugeschnitten. Durch die Präzisierung der Studieninhalte konnten die Regelstudienzeiten für die Lehramtsstudiengänge Grund- und Mittelschule auf 8 bzw. 9 Semester verkürzt werden. Für die Lehramtsstudiengänge Gymnasium, Sonderpädagogik und Berufsbildende Schulen bleibt es bei einer Regelstudienzeit von 10 Semestern.
Studieninhalte sind regulär die Bildungswissenschaften, beste-hend aus Erziehungswissenschaft und pädagogischer Psycholo-gie, individuell zu wählende Fächerkombinationen mit der da-zugehörigen Fachdidaktik sowie verschiedene schulpraktische Studien. Beim Lehramt Sonderpädagogik sind zusätzlich zwei Förderschwerpunkte zu wählen. Abgeschlossen werden alle Lehramtsstudiengänge mit einer Staatsprüfung. Diese besteht aus einer wissenschaftlichen Arbeit, mündlichen Prüfungen in den studierten Fächern bzw. den sonderpädagogischen Förder-schwerpunkten und einer schriftlichen Prüfung in den Bildungs-wissenschaften. Lehramtsstudiengänge werden in Sachsen an der Universität Leipzig, der TU Dresden und ab dem kommenden Wintersemester auch an der TU Chemnitz angeboten. Kennzeichnend für die sächsischen Lehramtsstudiengänge sind die hohen schulpraktischen Anteile bereits während des Studi-ums. Dadurch können die Studierenden frühzeitig Erfahrun-gen an Schulen vor Ort sammeln. Der starke Praxisbezug des Studiums ermöglicht es, den sich daran anschließenden Vor-bereitungsdienst auf ein Jahr zu begrenzen. In dieser Zeit sind die künftigen Lehrerinnen und Lehrer vier Tage pro Woche an einer Schule tätig und werden dort von erfahrenen Lehrkräften betreut. Die theoretische Ausbildung an einem Tag pro Woche findet in einer der Ausbildungsstätten der Sächsischen Bildungs-agentur statt. Dabei stehen bildungswissenschaftliche Inhalte so-wie Didaktik und Methodik mit konkreten praktischen Bezügen zu den studierten Schularten und Fächern im Mittelpunkt. In der Zweiten Staatsprüfung zum Abschluss des Vorbereitungs-dienstes werden Theorie und Praxis verbunden: Sie setzt sich zusammen aus Lehrproben, mündlichen Prüfungen und einem Gutachten des Schulleiters. Mit der Zweiten Staatsprüfung
erhalten die Absolventen ihre Lehrbefähigung und können sich für den Schuldienst in Sachsen oder einem anderen Bundesland bewerben. Zur gegenseitigen Anerkennung der Lehramtsab-schlüsse haben die Kultusminister der Länder Rahmenvereinba-rungen abgeschlossen. Und wie steht es um den schulart- und fächerspezifischen Bedarf in Sachsen? Es werden vor allem Lehrkräfte an Mittelschulen, Grundschulen und Förderschulen gebraucht. Nach Auskunft der sächsischen Bildungsagentur zeichnet sich dabei für die wei-terführenden Schulen folgender längerfristiger Trend in den Fä-chern ab:
Lehrer für die Fächer Mathematik, Biologie, Chemie, Physik und Informatik und WTH (Wirtschaft-Technik-Haushalt/Soziales) werden im großen Umfang benötigt.
In den beruflichen Fachrichtungen werden durch die Berufsbildenden Schulen insbesondere gewerblich-techni-sche Fächer nachgefragt.
Auch für fast alle Sprachen einschließlich Deutsch gibt es Bedarf. (Eine Ausnahme bildet nur Russisch.)
Ein deutlicher Bewerberüberhang ist in den Fächern Geschichte, Gemeinschaftskunde und Geografie zu ver-zeichnen.
Am besten können Bewerber, die mindestens ein Fach mit einem hohen Stundenanteil in den Lehrplänen unterrich-ten können, an Schulen vermittelt werden.
Das Lehramtsstudium wandelt sich Um die Lehrerausbildung besser an die künftigen Anforderungen des Berufes
und den Lehrerbedarf in Sachsen anzupassen, wurden in den letzten Jahren
einige wichtige Neuerungen umgesetzt.
VON KORNELIA GELLNER, - REDAKTION
Nähere Informationen
zu den Lehramtsstudien-
gängen und Fächern finden
sie auf: www.lehrer-w
erden-in-sachsen.de
2 / 2013 15
Z U FA L L S P O R T R A I T
Michael Jahr ist ein junger Dresdner Absolvent des ersten Staatsexa-
mens für Lehramt Gymnasium Geschichte, Ethik und Gemeinschafts-
kunde. Im Interview sprach er mit uns über »gute« und »schlechte«
Lehrer und wie er den Lehrerberuf sieht.
INTERVIEW: ANIKÓ POPELLA, - REDAKTION
»Lehrer sind Vorbilder«
Schulzeit, schönste Zeit? Wie sind Ihre Erinnerungen?Wenn ich an die Schule zurückdenke, denke ich vor allem an die Freunde, die ich tagtäglich ohne Verabredung regelmäßig gese-hen habe. Das gab es seitdem nie wieder so intensiv. Die Klausu-ren, Referate und der Unterricht mussten natürlich auch gemacht werden, aber das fiel mir zum Glück nicht allzu schwer.
An welche Lehrer erinnern Sie sich und warum?Im Englischunterricht gab es einen Lehrer, an den ich gern zu-rückdenke. Er war ein cooler Typ, sehr fair. Den hatte ich drei Jahre lang, leider dann nicht mehr in der Oberstufe. Er war kol-legial und ziemlich kompetent, sowohl fachlich als auch sozial. Er hatte nicht den Habitus eines alten Schulmeisters, wie Ad-orno sagen würde. Das besondere an ihm war seine Fairness. Ich hatte nie das Gefühl, dass er bestimmte Schüler bevorzugt oder benachteiligt. In der Oberstufe war es dann anders. Die Lehrerin vertrat dann doch eher das klassische Lehrerbild. Sie hat es in meinen Augen nicht verhindern können, dass in der Klasse ein Gefälle in Leistung und Loyalität ihr gegenüber entstand und sich zuneh-mend verhärtete. Beispielsweise war einer meiner Mitschüler immer bei Hausaufgaben dran, obwohl sie wusste, dass er seine Schwierigkeiten hatte. So wurde er regelrecht vorgeführt. Beson-ders wichtig im Verhältnis mit den Lehrern waren mir Fairness, Wertschätzung und gegenseitiger Respekt als oberste Prinzipien, sogar noch vor der fachlichen Kompetenz.
Haben Sie Lehrer in Ihrer Berufswahl beeinflusst?Für mich war recht früh klar, dass ich studieren wollte. Im Gro-ben war auch die Richtung der Gesellschaftswissenschaften für mich schnell ausgemacht. Allerdings gab es neben dem Lehrer-beruf nie einen Berufswunsch, der große Konkurrenz gewesen wäre. Ich glaube, einer der Impulse, die mich zum Lehrerwerden motiviert haben, sind die Erfahrungen mit bestimmten Lehrern. Sowohl die »guten« als auch die »schlechten« Lehrer. Bei denen dachte mir, man darf solchen Menschen nicht das Feld überlas-sen.
Was verbinden Sie mit dem Lehrerberuf?Es zieht mich in diesen Beruf, nicht aus dem Grund, wie Schu-le derzeit ist, sondern wie sie grundsätzlich sein kann und in manchen Fällen bereits ist. Mancherorts zeigt sich Schule noch immer als kalte und bürokratische Sozialisations- und Selekti-onsagentur, deren Personal seine vorrangige Aufgabe darin sieht, die Schülerinnen und Schüler mittels Drill, Druck und Angst an eine Ellbogen- und Konkurrenzgesellschaft anzupassen. An immer mehr Orten zeigt sich Schule hingegen als kreativer und geschützter Freiraum, in dem Demokratie, Solidarität, Ver-trauen sowie Selbst- und Umwelterkenntnis die höchsten Ziele sind. Dort ist man als Lehrer auch in einer anderen Rolle. Lern-begleiter statt Lehrer beschreibt meine Vorstellung wohl ganz gut. Lernen an sich betrachte ich mehr als aneignenden Prozess. Deshalb finde ich es wichtig, sich von alten Vorstellungen des Lehrerberufs zu lösen hin zu einem Lehrer, der Schule offen und mit den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen gestaltet. So
möchte ich den Lehrerberuf sehen und es gibt immer mehr Schu-len, die genau dieses Potential von Schule erkennen und dieser Idee nachgehen. Diese Schulen sind dann keine »Lehrfabriken« mehr wie die Schulen früherer Tage, sondern wirkliche »Lern-stätten«, in denen Erfahrung und Wissen nicht etwa passiv ver-mittelt, sondern aktiv gemacht und erschlossen werden.
Wie sind Ihr Pläne für das kommende Jahr?Ich werde dieses Jahr mein Erweiterungsfach Ethik beenden, parallel arbeite ich noch als studentische Hilfskraft. Mit meinem Referendariat möchte ich frühestens im nächsten Jahr beginnen, wenn nicht noch andere Pläne dazwischen kommen. Bis dahin werde ich erfreulicherweise die Möglichkeit haben, wöchentlich ein paar Stunden an einer freien Schule Gemeinschaftskunde zu unterrichten.
»Fairness, Wertschätzung und gegen-seitiger Respekt als oberste Prinzipien.«
Kurzpraktika bieten Lehramtsstudierenden die Chance, Schulen in ganz Sachsen kennenzulernen. Werden Sie Gastgeber und helfen Sie mit, Lehrernachwuchs für Ihre Heimatregion zu gewinnen!
Die Gastzimmerinitiative der Universität Leipzig
0341- 97 30 480 (werktags 8 – 16.30 Uhr)www.uni-leipzig.de/zls
Das Zentrum für Lehrerbildung und Schulforschung (ZLS) der Universität Leipzig freut sich über Ihr Interesse und berät Sie gern.
Freie Zimmer melden: