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Herausgeberin/Redaktion: FDP.Die Liberalen, Postfach 6136, 3001 Bern, T: 031 320 35 35, F: 031 320 35 00, E: [email protected], www.fdp.ch. Kantonalteil: Redaktion Zürcher Freisinn, Jérôme M. Weber, Kreuzstrasse 82, 8032 Zürich, T: 044 268 60 90, F: 044 268 60 99, E: [email protected], www.fdpzh.ch. Layout/Druck: NZZ Print, Postfach, 8021 Zürich, T: 044 258 18 94, F: 044 258 18 99, E: [email protected], www.nzzprint.ch News E-Spenden Wie bereits angekündigt, ist es seit dem 1. November möglich, die FDP auch auf elektronischem Weg zu unterstützen. Unter www.fdp-zh.ch/ spenden können Sie mittels Kredit- karte jeden Betrag einfach, schnell und sicher überweisen. Wir danken Ihnen schon jetzt für Ihre Spende. Web2Print Das webbasierte Tool der FDP Kan- ton Zürich zur Erstellung von Wahl- kampfmaterial am Heimcomputer ist freigeschaltet. In wenigen Schrit- ten schaffen Sie Ihre Plakate, Flyer, Kopfpostkarten und Visitenkarten. Blog Die ersten interessierten Autoren für den FDP-Weblog haben sich ge- meldet. Falls Sie stilsicher sind und gerne politisch schreiben würden, dann melden Sie sich bei: widmer@ fdp-zh.ch. Der Blog ist ab Novem- ber unter zuerich.fdp-blogs.ch auf- geschaltet. Nr. 6 / 11. November 2009 Zürcher Freisinn Unter Freisinnigen 2 Brennpunkt 3 Aktuell 4 Zürich 5 Kreuzworträtsel 9 Aus der KR-Fraktion 17 5 Fragen an . . . 19 FDP intern 23 AZB 8032 Zürich 31. Jahrgang. Erscheint viermal jährlich. Offizielles Organ der FDP Kanton Zürich. «Bürokratie jetzt»: Die Zürcher FDP stösst sich an überflüssigen, grauen Paragraphen. FDP lanciert kantonale Volksinitiative «Umweltschutz statt Vorschriften» Die Initiative verlangt den Abbau von bürokratischen Hürden bei energetischen Gebäudesanierungen. Unterschreiben auch Sie die kantonale Volksinitia- tive «Umweltschutz statt Vorschriften». Ein Unterschrif- tenbogen liegt dieser Zeitung bei. Informationen und Downloads finden Sie unter: www.fdp-zh.ch oder www.buerokratieabbau.ch. Weitere Hintergrundbe- richte über hürdenlose Gebäudesanierungen finden Sie auf Seite 5 Zitat des Monats «In der Politik geht es nicht da rum, recht zu haben, sondern recht zu behalten.» Konrad Adenauer, 1. Bundes- kanzler von Deutschland, 1876– 1967

Zürcher Freisinn November 2009

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Politische Zeitung der FDP Kanton Zürich

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Page 1: Zürcher Freisinn November 2009

Herausgeberin/Redaktion: FDP.Die Liberalen, Postfach 6136, 3001 Bern, T: 031 320 35 35, F: 031 320 35 00, E: [email protected], www.fdp.ch. Kantonalteil: Redaktion Zürcher Freisinn, Jérôme M. Weber, Kreuzstrasse 82, 8032 Zürich, T: 044 268 60 90, F: 044 268 60 99, E: [email protected], www.fdpzh.ch. Layout/Druck: NZZ Print, Postfach, 8021 Zürich, T: 044 258 18 94, F: 044 258 18 99, E: [email protected], www.nzzprint.ch

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Die ersten interessierten Autoren für den FDP-Weblog haben sich ge-meldet. Falls Sie stilsicher sind und gerne politisch schreiben würden, dann melden Sie sich bei: [email protected]. Der Blog ist ab Novem-ber unter zuerich.fdp-blogs.ch auf-geschaltet.

Nr. 6 / 11. November 2009

Zürcher

FreisinnUnter Freisinnigen 2Brennpunkt 3

Aktuell 4Zürich 5

Kreuzworträtsel 9Aus der KR-Fraktion 17

5 Fragen an . . . 19FDP intern 23

AZB8032 Zürich

31. Jahrgang. Erscheint viermal jährlich. Offizielles Organ der FDP Kanton Zürich.

«Bürokratie jetzt»: Die Zürcher FDP stösst sich an überflüssigen, grauen Paragraphen.

FDP lanciert kantonale Volksinitiative «Umweltschutz statt Vorschriften»Die Initiative verlangt den Abbau von bürokratischen Hürden bei energetischen Gebäudesanierungen.

Unterschreiben auch Sie die kantonale Volksinitia-tive «Umweltschutz statt Vorschriften». Ein Unterschrif-tenbogen liegt dieser Zeitung bei. Informationen und Downloads finden Sie unter: www.fdp-zh.ch oder

www.buerokratieabbau.ch. Weitere Hintergrundbe-richte über hürdenlose Gebäudesanierungen finden Sie auf Seite 5

Zitat des Monats

«In der Politik geht es nicht da­rum, recht zu haben, sondern recht zu behalten.»Konrad Adenauer, 1. Bundes-kanzler von Deutschland, 1876–1967

Page 2: Zürcher Freisinn November 2009

Zürich

Nr. 6/2009 5

Kantonale Volksinitiative

«Umweltschutz statt Vorschriften»Die FDP des Kantons Zürich lanciert ihre kantonale Volksinitiative für den Abbau bürokratischer Hürden bei energetischen Gebäudesanierungen.Von Carmen Walker Späh, Kantonsrätin, Co-Präsidentin Initiativkomitee

Energetische Gebäudesanierun-gen und die Nutzung erneuerbarer Energieträger im Gebäudebereich sind mehr denn je ein Gebot der Stunde. Absurderweise existieren in der Praxis eine Vielzahl Hürden und Bewilligungsverfahren, welche Gebäudesanierungen verzögern, deren energetische Qualität ver-mindern oder gar verunmöglichen. Besonders betroffen von bürokrati-schen Vorschriften sind Anlagen zur Nutzung der Sonnenenergie.

Inhalt der FDP-InitiativeDie Volksinitiative verlangt des-

halb, dass das Planungs- und Bau-gesetz des Kantons Zürich (PBG) und die Bauverfahrensverordnung so geändert werden, dass die Hür-den für eine energetische Sanie-rung von Altbauten beseitigt oder abgebaut werden. Mit diesen Ände-rungen soll insbesondere erreicht werden, dass

a) energetische Gebäudesanie-rungen von der Bewilligungspflicht befreit werden, soweit durch diese das äussere Erscheinungsbild keine wesentliche Änderung er-fährt;

b) das Baubewilligungsverfahren für bewilligungspflichtige energeti-sche Massnahmen grösstmög-lichst vereinfacht und beschleunigt wird;

c) Abstandsvorschriften unter-schritten sowie Ausnützungs- und Höhenmasse überschritten werden dürfen, soweit dies für eine energe-tische Gebäudesanierung erforder-lich ist (z. B. generelle Zulässigkeit der Unterschreitung von Grenz- und Gebäudeabstandsvorschriften in-folge Aussendämmung);

d) Anlagen zur Nutzung von Son-nenenergie in allen Bauzonen ge-stattet sind, sofern auf Schutzob-

jekte die gebotene Rücksicht ge-nommen wird.

Schutz der Umwelt: Weniger kann auch mehr sein

Bund, Kantone und Privatwirt-schaft (Klimarappen, Elektrizitäts-werke) stellen für Gebäudesanie-rungen, aber auch für effiziente Ge-räte und insbesondere für neue erneuerbare Energien Unterstüt-zungsgelder zur Verfügung. Gesu-che um Fördergelder müssen zahl-reichen Kriterien genügen und wer-den von Fachleuten des Kantons geprüft. Das nimmt 6 bis 8 Wochen in Anspruch. In dieser Zeit dürfen keine der zu subventionierenden Bauten ausgeführt werden. Zusätz-lich muss nach geltendem Recht um eine kommunale Baubewilli-gung nachgesucht werden, was zur absurden Situation führt, dass die Gemeinde nochmals prüft, was der

Kanton bereits geprüft hat! Es leuchtet nicht ein, dass vom Kan-ton geprüfte und bewilligte Subven-tionsgesuche nochmals einer kom-munalen Baubewilligung unterzo-gen werden, vor allem wenn das äussere Erscheinungsbild keine wesentliche Veränderung erfährt. Insgesamt dauert das ordentliche Baubewilligungsverfahren heute

Bewilligungspflichtige Dachisolation Bild: Swissolar

Energie im Embrachertal23./24. Januar 2010

Informationen und Beispiele aus erster HandOrganisation:FDP Embrach und Rorbas-Freienstein-Teufen

Kontakt:FDP Embrach, Erhard Büchi, Präsident, Haldenstr. 40, 8424 Embrach, Tel. 044 865 13 46, Fax 044 865 12 72

etwa 2 bis 4 Monate seit der Vor-prüfung, bis endlich mit der Isola-tion des Gebäudes begonnen wer-den darf (§ 319 PBG). Oft wird der gute Wille beim ersten Ämtergang bereits wieder gestoppt. Das ist fa-tal für die Umwelt, aber auch für die Wirtschaft, die so Arbeit und damit Arbeitsplätze verliert.

Deshalb Hürden für neue erneu-erbare Energieträger abbauen

Während bei den Gebäudeisolati-onen Baubewilligungen in erster Li-nie und zur Hauptsache zu weiteren Verzögerungen führen, sind sie beim Bau von Sonnenkollektoren oder So-laranlagen als eigentliche Hürden-läufe anzusehen und werden sehr oft nicht erteilt. In Kernzonen wer-den sie in aller Regel nicht oder nur sehr restriktiv erlaubt. In andern Zo-nen werden oft Gründe der Beein-trächtigung des Siedlungs- und des Landschaftsbildes, des Denkmal-schutzes, der Quartiererhaltung oder der Blendwirkung von Solaran-lagen auf Dächern angeführt. Solar-anlagen unter 35 m2 dürfen zwar heute bewilligungsfrei erstellt wer-den. Das gilt aber nur, soweit sie eine zusammenhängende, die üb-rige Dachfläche höchstens um 10 cm überragende Fläche bilden und sie sich weder in einer Kernzone

Fortsetzung auf Seite 6

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6 Nr. 6/2009

ten folgen. Die Prioritäten sollen von den Baubewilligungsverfahren

hin zu den energetischen Sanierun-gen verlagert werden. Entspre-chend soll die private Initiative durch sinnlose Vorschriften und doppelte Bewilligungsverfahren, wie dies bei subventionierten Sa-nierungen der Fall ist, nicht behin-dert oder gar erstickt werden. Die Bürgerinnen und Bürger sollten die Anreize zur Gebäudeisolation und für die Nutzung der Sonnenenergie möglichst hindernisfrei nutzen kön-nen. Gleichzeitig sollen das Recht und die Praxis im ganzen Kanton Zürich einheitlich und im Zweifel für die Realisierung der Anliegen der Hauseigentümerinnen und -eigen-tümer angewendet werden. So soll die Nutzung der Sonnenenergie –

mit Ausnahme von Schutzobjekten – in allen Bauzonen grundsätzlich erlaubt sein.

Rot-grüne Umweltpolitik auf dem Prüfstand

Fazit: Die FDP Kanton Zürich setzt ein Zeichen gegen immer mehr Regulierung und Subventio-nierung in der Umweltpolitik. Das Anliegen ist ökologisch – und libe-ral. Auf die Diskussion darf man gespannt sein. Die Wirtschaft je-denfalls kann dieses liberale Umwelt impulsprogramm bestimmt gebrauchen.

Kommentar zur Bausanierungsinitiative der FDP Kanton Zürich

Es ist Zeit für Ökologie 2.0Ressourcenschonung ist ein ebenso ökonomisches wie ökologisches Gebot der Stunde. 45% unseres Endenergieverbrauches fallen in Gebäuden an. Die Schweiz hat den ältes-ten Gebäudebestand Europas. 1,5 Millionen Häuser in der Schweiz sind energetisch sanierungsbedürftig. Das Erneuerungsdefizit ist erheblich.Von Gabriela Winkler, dipl. sc. nat. ETH, Kantonsrätin, Co-Präsidentin Initiativkomitee, Präsidentin FDP-Kommission Um-welt und Energieco

Eine Studie im Auftrag des BfE aus dem Jahre 2005 kommt zu fol-genden Ergebnissen:

Bei der Erneuerung der Gebäu-dehülle (Fenster, Fassade und/oder Dach) dominieren ausser beim Fenster Instandsetzungsmassnah-men (Anstrichs- oder Eindeckungs-erneuerung, Putzausbesserung usw.), welche keine energetischen Verbesserungen bewirken. Der Anteil von Dach- und Fassadener-neuerungen mit Wärmedämmung schwankt bei den sanierten Gebäu-den, die vor 1975 erstellt wurden, zwischen 20 und 55%.

Gebäude, die zwischen 1930 und 1975 erstellt wurden, haben einen durchschnittlichen Energie-verbrauch von 22 l Erdöläquiva-lent pro Quadratmeter, heute wer-

den bei Neubauten 4,8 l verlangt. Dies entspricht fast einer Halbie-rung des seit der Musterverord-nung von 2000 geltenden Wertes von 9,0 l/m2 Wohnfläche. Bei Sa-nierungen auf Minergiestandard kann dieser Wert auf 4,4 l ge-senkt werden, zahlreiche Sanie-rungen erreichen um 8 l/m2.

Da ist der Erfolg des Gebäude-sanierungsprogramms des Kan-tons Zürich 2009 mit der Sanierung von etwa 1000 Häusern nur ein Tropfen auf einen buchstäblich im-mer noch zu heissen Stein.

Potenzial von neuen erneuerba-ren Energieträgern erschliessen

Sonnenkollektoren auf den Dä-chern sind heute im Bereich der Wirtschaftlichkeit. Die Sonne deckt 60 bis 70% des jährlichen Energie-bedarfs für das Warmwasser. Be-reits nach zwei Betriebsjahren hat Ihre Solaranlage mehr Energie pro-duziert, als für Herstellung und Ent-sorgung benötigt wird.

Ökologie 2.0Analysiert man näher, wie sich

heute die Situation im Umwelt-schutz präsentiert, stellen wir ei-nen gewaltigen Paragraphenwald fest: Einschränkungen, Vorschrif-ten, Verbote, Gebote, deren Wir-

kungseffizienz kaum je überprüft wurde. Die Hürdenläufe bis zur Rea-lisierung eines Bauvorhabens für Wirtschaft wie Private müssen ein Ende haben. Es muss möglich wer-den, in einem 100-m-Sprint innert kürzester Zeit der guten Absicht Ta-ten folgen zu lassen. Taten, die auf Einsicht, Eigenverantwortung und Anreizen in Form vernünftiger steu-erlicher Begünstigungen beruhen.

Es ist Zeit für eine Umwelt- und Energiepolitik, die tatsächlich Wir-kung erzielt und den Mief von Ver-zicht ersetzt durch unbürokratische Effizienzsteigerung mit Komfortge-winn. Wir – als Pioniere in Gewäs-serschutz, Lärmbekämpfung, Luft-reinhaltung und Landschaftsschutz – nennen das Ökologie 2.0.

noch im Geltungsbereich einer an-deren Schutzordnung oder eines Ortsbild- oder Denkmalschutzinven-tars befinden (§ 1 lit. k BVV).

Die Forderungen der FDP Kanton Zürich

Die FDP Kanton Zürich setzt sich deshalb dafür ein, dass möglichst viele Gebäude in möglichst kurzer Zeit energetisch saniert werden, dass Investitionen in die Nutzung der Sonnenenergie in grosser Zahl rasch realisiert werden können und dass den Lippenbekenntnissen zu Energieeffizienz und Nutzung der Sonnenenergie unbürokratisch Ta-

Carmen Walker Späh

Gabriela Winkler

Fortsetzung von Seite 5

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Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten

Mehr Freiheit – weniger BürokratieUnverständliches Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes

Von Markus Hutter, Unternehmer und Nationalrat

Das Urteil des Bundesverwal-tungsgerichtes zur Bewilligung für Nachtarbeit in Tankstellenshops im Kanton Zürich ist unverständlich und fragwürdig. Einerseits darf Per-sonal für Tankstelle und Bistro auch in der Nacht ohne Bewilligung beschäftigt werden, andererseits ist für die Verkaufstätigkeit in den gleichen Shops, die als Betrieb für Reisende gelten, für die Zeit zwi-schen 1 und 5 Uhr nachts eine Ausnahmebewilligung erforderlich. Denselben Angestellten, die wäh-rend der Nacht Treibstoff und Kaf-fee verkaufen dürfen, wird der Ver-kauf von einem Liter Milch und an-deren Shop-Produkten zwischen 1 und 5 Uhr früh verboten! Denn die Shops dürfen nach heutigem Ge-setz in der Nacht nur ein Sortiment anbieten, das «überwiegend auf die spezifischen Bedürfnisse der Rei-senden ausgerichtet ist» – und nur, wenn sie sich an Hauptverkehrs-achsen befinden. Welche Produkte denn nun von den Angestellten in Tankstellenshops verkauft werden dürfen, beschäftigt im Moment auch das Zürcher Stadtrichteramt. Das Amt klärt jetzt schon seit län-gerem ab, was «erlaubte» und «ver-botene» Produkte, Haupt- und Ne-benverkehrsachsen sowie recht- und unrechtmässig geöffnete Tankstellenshops sind! Fündig ge-worden ist es noch nicht, und all-fällige Strafen werden auf Anfrage erst Ende Jahr verfügt.

Diese völlig unbefriedigende ge-setzliche Situation und die Bewilli-gungspraxis des Bundes schaffen ein Chaos und schränken den Spielraum der Kantone unnötig ein.

Die Bedürfnisse der Konsumenten ernst nehmen

Bezeichnend ist, dass dabei für die Beamten am Schaltpult, die Ar-

beitsverbote verfügen, der Kunde und Konsument keine Rolle spielt. Genauso wenig wird berücksichtigt, dass sich die Arbeits-, Lebens- und Konsumgewohnheiten der Men-schen in den letzten Jahren erheb-lich verändert haben. Das Einkaufs-verhalten der Konsumentinnen und Konsumenten ist der einzige objek-tive Indikator für die Bedürfnisse der Menschen, wann ein Geschäft des Detailhandels geöffnet sein soll. Ein freier und funktionierender Markt ist die beste Voraussetzung für «richtige» Ladenöffnungszeiten. Aus eigener Erfahrung kann ich be-stätigen, dass Tankstellenshops auch nachts und sonntags sehr gut frequentiert werden und es kein Problem ist, auch in Randzeiten ge-nügend freiwilliges, geeignetes Per-sonal anzustellen. Es kann nicht Aufgabe des Staates sein, privaten Betrieben und selbständigen Unter-nehmen des Detailhandels an-stelle der Konsumentinnen und Konsumenten vorzuschreiben, wann es sinnvoll sein könnte, ge-öffnet zu haben. Staatliche Ein-schränkungen und behördliche Bü-rokraten sollen nicht verhindern können, dass Waren und Dienst-leistungen einfach dann und dort angeboten werden, wo eine Nach-frage besteht. Bei Bedarf können

Schutzbedürfnisse der Allgemein-heit im Zusammenhang mit dem Betrieb von Detailhandelsgeschäf-ten zudem – wie bisher – durch ge-eignete Vorschriften in den entspre-chenden Erlassen berücksichtigt werden (z. B. im Arbeitsgesetz be-treffend Beschäftigung und Vergü-tung von Personal an Sonntagen und zu Rand- oder Nachtzeiten oder in der Raumplanung betreffend Lärm-/Immissionsschutz).

Politischer Druck zur Gesetzesanpassung

Es gilt nun deshalb, auf der poli-tischen Ebene die Gesetze generell so zu ändern, dass der Bund eine Symmetrie zwischen kantonalem und Bundesrecht schafft: Heute können zwar die Kantone die La-denöffnungszeiten in eigener Kom-petenz festlegen, werden aber durch das eidgenössische Arbeits-gesetz unterlaufen. Meine in der letzten Herbstsession eingereichte Motion verlangt deshalb vom Bun-desrat, die gesetzlichen Grundla-gen so anzupassen, dass die Kan-tone in ihrer Gesetzgebung auch tatsächlich frei sind, die Öffnungs-zeiten von Verkaufsstellen und Dienstleistungsbetrieben aller Art nach eigenem Ermessen festzule-gen. Dabei soll das Personal wäh-rend der gesamten Ladenöffnungs-zeiten beschäftigt werden dürfen.

Wenn Zürich die Öffnung zulässt, muss das Arbeitsrecht des Bundes die Beschäftigung der angestellten Personen ermöglichen. Damit würde die eidgenössische Bewilli-gungspflicht entfallen.

Vollständige Liberalisierung im Kanton Zürich

Damit in Zürich die betroffenen Unternehmerinnen und Unterneh-mer ihre Läden und Dienstleis-tungsbetriebe auch wirklich frei öff-nen können, plant die FDP Kanton

Zürich eine Volksinitiative zur voll-ständigen Liberalisierung der La-denöffnungszeiten, um gleichzeitig mit der Anpassung des Bundes-rechtes auch die Sonderregelungen auf kantonaler Ebene abzuschaf-fen. Genau so, wie dies das Aar-gauer Stimmvolk 2005 mit der Ab-schaffung des kantonalen Laden-öffnungsgesetzes bereits getan hat.

Keine Wettbewerbsnachteile gegenüber der ausländischen Konkurrenz

Die geforderte Anpassung stellt zudem sicher, dass Betriebe in Grenznähe keine Wettbewerbs-nachteile gegenüber ihrer auslän-dischen Konkurrenz erfahren. Deutschland hat im Zuge der Föde-ralismusreform das Ladenschluss-gesetz aufgehoben und die Öff-nungszeiten teils völlig freigege-ben. Wollen wir tatsächlich, dass unsere Konsumentinnen und Kon-sumenten ins grenznahe Ausland abwandern, weil sie in der Schweiz nicht dann einkaufen können, wann sie es wünschen?

Die Forderung der FDP Kanton Zürich nach einer vollständigen Li-beralisierung der Ladenöffnungs-zeiten ist ein wesentliches Element im Kampf gegen unnötige, staatli-che Hürden. Sie hebt auch die mo-mentan bestehende staatliche Pri-vilegierung der Bahnnebenbetriebe und Tankstellenshops auf.

Eine Liberalisierung regt den Konsum an und schafft Arbeits-plätze, stärkt das Wachstum und generiert für den Staat Steuerein-nahmen.

Markus Hutter

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Zürich

Nachruf

Hans Georg Lüchinger, alt NationalratVor kurzem ist Dr. jur. Hans Georg Lüchinger, alt Nationalrat, im Alter von 82 Jahren verstorben. Auch wenn seine Kräfte seit einiger Zeit merklich nachgelassen hatten, erschienen von ihm immer noch ab und zu Leserbriefe zu aktuellen politischen Themen. Nun hat eine kurze Krankheit das Leben eines engagierten Zeitgenossen und kollegialen Weggefährten beendet.

Von Rolf Hegetschweiler, alt Nationalrat

Hans Georg Lüchinger studierte Rechtswissenschaften in Genf, Rom und Zürich. Seine Dissertation «Die Auslegung der Schweizeri-schen Bundesverfassung» schloss er 1953 an der Universität Zürich ab. Schon in dieser Zeit lancierte

er mit zwei Studienkollegen ein Re-ferendum gegen eine Posttaxener-höhung. 1956 eröffnete er ein ei-genes Anwaltsbüro in Zürich, wo er von 1958 bis 1965 dem Gemein-derat angehörte. Nach der Wahl von Rudolf Friedrich in den Natio-nalrat übernahm er 1975 das Prä-sidium der Freisinnig-Demokrati-

schen Partei des Kantons Zürich.Als Parlamentarier gehörte

Hans Georg Lüchinger 1971–1979 dem Zürcher Kantonsrat und 1979–1987 dem Nationalrat an. Er engagierte sich insbesondere in der Staats- und Finanzpolitik, in der Reform des Zivilrechts sowie der Verkehrs-, Medien und Asylpo-litik. Aus liberaler Überzeugung un-terstützte er die Einführung des neuen partnerschaftlichen Ehe-rechtes. Zudem war er Präsident der nationalrätlichen Kommission zur Revision der Bundesverfas-sung sowie einer kantonalen und 1982 einer eidgenössischen Steu-erinitiative.

Auch nach seinem Rückzug aus dem Parlament war er nebst sei-nem Anwaltsberuf journalistisch tä-tig und beschäftigte sich weiterhin mit Problemen der Asyl-, Medien- und Verkehrspolitik. Daneben prä-sidierte er die City Vereinigung Zü-rich und 30 Jahre lang bis 2004 die gemeinnützige Paul Schiller-Stif-tung. Alles in allem ein beeindru-ckender Leistungsausweis.

1987 erschien sein Buch «Das Bundeshaus ist ein Dorf – Ein Er-fahrungsbericht über das schweize-rische Milizparlament». Darin schil-dert er Vorzüge und Schwächen der nebenamtlichen parlamentari-schen Tätigkeit und zeigt auf, wo nach seiner Meinung das eidgenös-sische Parlament an die Grenzen seiner Möglichkeiten stösst. Auch weist er auf Verbesserungen hin, um der Schweiz den aus seiner Sicht negativ beurteilten Übergang zu einem Berufsparlament zu er-sparen.

Meine eigene politische Tätigkeit war mit dem Wirken von Hans Ge-

org Lüchinger zeitweise eng ver-knüpft. 1975 hat er mir die Führung der Bezirks-FDP abgetreten und 1979 war ich sein Nachfolger im Kantonsrat. Vorbild waren mir seine liberale Grundhaltung, sein Enga-gement und sein Mut, mit damals neuen Mitteln freisinnige Politik dem Bürger näher zu bringen. Un-ter seiner Führung ging die kanto-nale FDP erstmals in ihrer Ge-schichte in Zürich demonstrativ auf die Strasse. Zu den Wadtländer Ra-dikalen wurden engere Bande ge-knüpft - ich erinnere mich gut an ein gemeinsames Wochenende der beiden Kantonalparteien im Bei-sein von Bundesrat Chevallaz. Auch die Abschaffung der steuerlichen Mehrbelastung des Bürgers durch die Teuerung, «Ausgleich der kalten Progression» genannt, ist massgeb-lich Lüchinger zu verdanken und fällt in jene Zeit. Und ebenso wurde damals der Slogan «Mehr Freiheit und Selbstverantwortung – weniger Staat» zum Leitmotiv der Freisinni-gen.

Hans Georg Lüchingers Einsatz für persönliche und gesellschaftli-che Freiheit war vorbildlich – wir ha-ben ihm viel zu danken.

AgendaNovember

26. ausserordentliche Delegiertenversammlung

27. Kandidatenschulung Kommunalwahlen

29. kantonale und eidgenössische Volksabstimmungen

Dezember

18. Dezemberfeier

21.–3. 1. Betriebsferien Geschäftsstelle FDP Kanton Zürich

Abstimmungsparolen und Wahlempfehlung

29. November 2009Kanton

Für die Ersatzwahl eines Mitglieds des Zürcher Regierungsrates: Ernst Stocker, SVP

Bund

JA zur Schaffung einer Spezialfinanzierung für Aufgaben im Luftverkehr (Beschluss des Parteivorstandes FDP Kanton Zürich)

NEIN zur Volksinitiative «Für ein Verbot von Kriegsmaterial-Exporten» (Beschluss des Parteivorstandes FDP Kanton Zürich)

NEIN zur Volksinitiative «Gegen den Bau von Minaretten» (Beschluss des Parteivorstandes FDP Kanton Zürich)

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Zürich

Nr. 6/2009 9

Gewinnen Sie erneut 2× 1 hand-signiertes Buch von alt Bundes-rat Kaspar Villiger: «Eine Wil-lensnation muss wollen – Die politische Kultur der Schweiz: Zukunfts- oder Auslaufmodell?»

Ihre Teilnahmemöglichkeiten:– Per E-Mail an: [email protected]– Per Internet auf:

www.fdp-zh.ch/raetsel– Per Postkarte an FDP Kanton Zü-

rich, Kreuzworträtsel, Kreuz-strasse 82, 8032 Zürich.

Vergessen Sie nicht, jeweils Ih-ren Namen und Ihre Adresse anzu-geben. Wir wünschen Ihnen viel Glück!

Teilnahmeschluss: 5. Jan. 2010, 24.00 Uhr.

Die Preise werden nicht in bar ausbezahlt. Es wird keine Korres-

pondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die Gewinner wer-den schriftlich benachrichtigt.

Die Mitarbeitenden der Ge-schäftsstelle der FDP Kanton Zü-rich und deren Angehörige sind von einer Teilnahme ausgeschlossen.

Kreuzworträtsel

Page 7: Zürcher Freisinn November 2009

Zürich

10 Nr. 6/2009

Nachfolge Regierungsrätin Rita Fuhrer

Interview mit Regierungsratskandidat Ernst Stocker

Herr Stocker, was ist Ihre Motivation, für den Regierungsrat zu kandidieren?Der Kanton Zürich liegt mir am Herzen. Ich

bin zeitlebens stark mit diesem Kanton verbun-den. Es wäre für mich eine entsprechend will-kommene Herausforderung, mich als Regie-rungsrat mit aller Kraft zugunsten des Kantons Zürich und seiner Bevölkerung einzusetzen. Auch bin ich in der Lage, die nötige Erfahrung in das Gremium einzubringen. Seit elf Jahren bin ich Stadtrat von Wädenswil und seit drei Jah-ren Stadtpräsident. Mein angestrebtes Ziel ist es, das bürgerliche Viererticket für eine starke Zürcher Regierung wieder zu ergänzen.

Vermutlich übernehmen Sie von Ihrer Vor­gängerin Rita Fuhrer die Volkswirtschafts­direktion mit dem «schwierigen» Dossier Flughafen. Wo sehen Sie hier einen Lösungs­ansatz?Der Flughafen ist von übergeordneter Bedeu-

tung für den Wirtschaftsstandort Zürich, aber auch für die ganze Schweiz. Solange für den nördlich ausgerichteten Flughafen keine politi-sche Einigung mit Deutschland erfolgt, gibt es keine befriedigende Lösung für die mit Fluglärm belasteten Regionen. Ich bin überzeugt, dass der Regierungswechsel in unserem Nachbar-land Deutschland eine neue Basis für Verhand-lungen hervorbringen wird.

Wo sehen Sie im Kanton Zürich dringenden politischen Handlungsbedarf?Es gilt in erster Linie, den Wirtschaftsstand-

ort Zürich zu stärken. Verbesserungen für den Individualverkehr sind dabei von grosser Bedeu-tung. Wichtige Verkehrsinfrastrukturbauten müssen sofort in Angriff genommen werden, es sind dies der Bau einer dritten Gubriströhre, die Fertigstellung der Oberlandautobahn sowie der Bau des Stadt- bzw. Waidhaldetunnels. Die heu-tige Stausituation in und um Zürich ist nicht mehr länger zu akzeptieren und schädigt Wirt-schaft und Gewerbe täglich. Weiter müssen wir dem Steuerpaket zur Verbesserung der steuer-lichen Konkurrenzfähigkeit des Kantons Zürich mit vereinten bürgerlichen Kräften zum Durch-bruch verhelfen. Die Wirtschaft soll wachsen, nicht der Staat. Weiter bedingt eine freiheitliche Wirtschaftsordnung als Grundlage ein friedli-ches und sicheres Zusammenleben ihrer Bür-gerinnen und Bürger. Doch heute können sich nicht mehr alle sicher fühlen in unserem Kan-ton: Der Zürcher Alltag ist geprägt von Krimina-lität und Gewalt. Ich werde mich im Regierungs-

rat für die kompromisslose Durchsetzung unse-rer Sicherheit einsetzen.

Warum sollten die freisinnigen Zürcherinnen und Zürcher am 29. November den Namen «Ernst Stocker» auf ihren Wahlzettel schrei­ben?Freisinnige Politik ist bürgerliche Politik. Es

ist auch im Interesse des Freisinns, dass sich der Kanton Zürich seine bürgerliche Regierung erhält. Der Wirtschaftsstandort Zürich braucht eine klare bürgerliche Politik, um stark und kon-kurrenzfähig zu bleiben.

In der Landwirtschaftspolitik wirft man der SVP oft vor, sie betreibe «Heimatschutz» und ziehe hier Staatsinterventionen dem freien Markt vor. Wie stehen Sie als Direktbetroffener zum Spannungsfeld «Liberalismus» und «Etatismus» in der Agrarpolitik?Die Rahmenbedingungen der schweizeri-

schen Landwirtschaft sind bestimmt durch den Verfassungsauftrag (Art. 104 BV) und die ent-sprechenden gesetzlichen Grundlagen, durch Marktordnungen und durch länderübergreifende Vereinbarungen. Unsere Landwirtschaft produ-ziert knapp 60 Prozent unserer Nahrungsmittel und erfüllt mit der Pflege der Kulturlandschaft und der nachhaltigen Nutzung und Bewirtschaf-

tung der natürlichen Ressourcen essenzielle Aufgaben für die gesamte Gesellschaft. Für diese nicht marktfähigen Leistungen wird sie vom Staat mit Direktzahlungen entschädigt. Im Zuge der Internationalisierung der Agrarmärkte steht die Schweizer Landwirtschaft vor sehr grossen Herausforderungen. Ich bin persönlich überzeugt von einer produktionsorientierten Landwirtschaft, welche mit Qualität und markt-gerechter Produktion trotzdem gute Chancen ha-ben wird. Die begleitende Funktion des Staates soll sich auf wenige Kernaufgaben beschrän-ken. Freiheitlichere Rahmenbedingungen und die unternehmerische Selbstverantwortung des Einzelnen sollen grundsätzlich gefördert wer-den.

Was halten Sie von der geplanten Volksinitia­tive der FDP Kanton Zürich, die Ladenöffnungs­zeiten zu liberalisieren?Ich stehe diesem berechtigten Anliegen und

damit der Volksinitiative zustimmend gegen-über. Selbständigen Gewerbetreibenden gesetz-lich vorzuschreiben, wann und wie lange sie ihre Verkaufsgeschäfte offen halten dürfen, wider-spricht meiner Politik. Ein prosperierender, wachsender Kanton Zürich braucht auch hier mehr Freiheit und Gestaltungsmöglichkeiten, da-für weniger Vorschriften und Reglementierun-gen.

Inwiefern setzen Sie sich für eine liberale Um­weltschutzpolitik ein?Umweltschutzpolitik soll auf Eigenverantwor-

tung beruhen und nicht auf staatlichen Vorschrif-ten und Gesetzen. Energetisches Bauen und Sanieren soll mit Anreizen gefördert werden. Die Stadt Wädenswil beispielsweise gewährt einen Ausnützungsbonus von 5 Prozent bei Erstellung von Minergiebauten. Zudem sollten möglichst einfache und kurze Bewilligungsverfahren für energetische Sanierungen geschaffen werden.

Wie kann sich Ihrer Meinung nach der Kanton Zürich in Bundesbern und in anderen Kanto­nen besseres Gehör für seine Anliegen ver­schaffen?Der Kanton Zürich ist aufgrund seiner wirt-

schaftlichen Stärke sowie seiner Grösse bereits in einer guten Ausgangsposition betreffend na-tionalen Interessenvertretung. Wichtig ist, diese Interessenvertretung wirksam zu gestalten, in-dem der Kontakt mit den Zürcher Parlamentari-ern und dem Bundesrat intensiviert wird.

Ernst Stocker

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Von Judith Vogel, Präsidentin FDP-Frauen Kanton Zürich

Als Frau nahm ich diesen Um-stand mit Wohlwollen und einem gewissen Schmunzeln zur Kennt-nis. Gleichzeitig fragte ich mich, ob die Auswahl der Unternehmen be-reits eine Referenz an das 60-Jahr-Jubiläum der FDP.Die Liberalen Frauen Schweiz vom 30. November 2009 sei. Aus dem Kreis der Orga-nisatoren wurde mir jedoch umge-hend versichert, dass dies reiner Zufall sei und dass sich die jungen Frauen eben stärker engagiert hät-ten als die jungen Männer.

Diese Information fehlte einigen männlichen Parteikollegen, welche den Auftritt der jungen Frauen leicht irritiert mit der Frage quittierten: »Werden denn heute NUR Frauen vorgestellt?» Ja, liebe Männer, das Gefühl kenne ich! Mehr als einmal habe ich mir diese Frage im politi-schen und beruflichen Alltag auch gestellt, allerdings mit umgekehr-ten Vorzeichen.

Als wenige Minuten später der KMU-Preis 2009 an verschiedene Unternehmen verliehen wurde, wel-che sich in besonderem Mass für Energieeffizienz und Umwelt einge-setzt hatten, zeigte sich bereits wieder das gewohnte Bild: Die Preise wurden mehrheitlich von Männern in Empfang genommen. Meine Begeisterung für die innova-tiven Ideen der Preisträger war aber so gross, dass sie mich die Ge-schlechterfrage für einige Zeit ver-gessen liess.

Die Beobachtungen an der Ver-anstaltung veranlassten mich in der Folge, der Frage nachzugehen, was der Grund dafür ist, dass Frauen in vielen politischen Ämtern und in Spitzenpositionen in der Wirtschaft massiv untervertreten sind. Der Anteil der Frauen in den

einzelnen Kantonsregierungen be-trägt im Schnitt etwa 20%. In den 100 grössten Firmen der Schweiz sind lediglich 5–7% der Spitzenpo-sitionen (inkl. Verwaltungsratsman-date) von Frauen besetzt. Gleich-zeitig sind heute etwa 50% der Hochschulabsolventen weiblichen Geschlechts.

Was geschieht nur mit all den gut ausgebildeten Frauen? Vergleichen wir einmal die potenzielle Arbeits-kraft einer Frau mit einem Produkt eines Unternehmens. Welcher Un-ternehmer würde schon viel Geld in die Entwicklung und Fertigung ei-nes Produktes investieren, ohne für den passenden Vertriebskanal auf dem Markt zu sorgen? Genau das macht aber die Gesellschaft in der Schweiz seit Jahren. Wir bilden junge Frauen aus und nehmen nachher zur Kenntnis, dass viele von ihnen, noch bevor sie ihr Poten-zial entfalten konnten, von der Bild-fläche verschwinden. Das ist nicht nur für die betreffenden Frauen selbst sehr frustrierend, sondern auch aus volkswirtschaftlichen Über legungen nicht nachvollziehbar.

Ein Grund für den Rückzug der Frauen ist die Tatsache, dass einige sich während einer gewissen Zeit ausschliesslich der Familie und der

FDP-Frauen Kanton Zürich

YES-Programm

Leistung muss sich lohnen!An der Delegiertenversammlung der FDP.Die Liberalen Schweiz in Stans vom 17. Oktober 2009 stellten sich vier Jungunternehmen aus dem YES-Programm vor. Auffallend dabei war, dass sich mehrheitlich junge Mittelschülerinnen an diesem Projekt beteiligt hatten.

Erziehung der Kinder widmen möch-ten. Irgendwann werden die Kinder aber älter, und es kommt bei vielen der Wunsch auf, wieder einer Er-werbstätigkeit nachzugehen. Doch wo sind die Angebote für willige und gut ausgebildete Wiedereinsteige-rinnen?

Ein weiterer Teil der Frauen ver-sucht mutig von Anfang an, Familie und Beruf unter einen Hut zu brin-gen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass das nicht immer einfach ist. Viele geben resigniert auf. Geeignete Betreuungsplätze für Kinder sind an vielen Orten nach wie vor Mangelware. Allzu oft schei-tern zudem Betreiber von Betreu-ungseinrichtungen an überspitzten Formvorschriften und geben auf. Nicht besser wird es zudem all denjenigen gehen, welche sich in

Zukunft mit der neuen Kinderbe-treuungsverordnung, welche mo-mentan noch im Vernehmlassungs-verfahren steht, herumschlagen müssen. In dieser Verordnung wird die Bürokratie buchstäblich neu er-funden und alle privaten Bemühun-gen der Kinderbetreuung werden bereits im Kern erstickt.

Diese Beispiele zeigen, dass für viele Frauen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein grosses Pro-blem darstellt und sicherlich einer der Gründe dafür ist, dass die Frauen in Spitzenpositionen in der Politik wie auch in der Wirtschaft massiv untervertreten sind. Es ist deshalb notwendig, dass die Frauen in ihrem Bestreben zu arbei-ten optimal unterstützt werden, denn . . . Leistung muss sich loh-nen!

Judith Vogel

Bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie herrscht grosses Verbes-serungspotenzial.

Page 9: Zürcher Freisinn November 2009

12 Nr. 6/2009

FDP Stadt Zürich

Städtische Abstimmungsvorlage

Mit Geothermie in die 2000-Watt-GesellschaftDas Elektrizitätswerk der Stadt Zürich (ewz) bereitet im Triemli-Quartier eine Erkundungs-bohrung für die Nutzung von Erdwärme vor. Sofern das ewz bei dieser Bohrung fündig wird und sich Hinweise auf eine mögliche Erschliessung der Wärme ergeben, soll es die Chance ergreifen und mit der gefundenen Wärme umliegende Gebäude beheizen können. Dadurch könnten beträchtliche CO2-Emissionen vermieden werden. Für diesen Schritt braucht es am 29. November das Ja der Stimmberechtigten.

Von Andres Türler, Stadtrat

Geothermie – Energie der Zukunft

Um die in der Gemeindeordnung verankerten Ziele der Nachhaltig-keit und der 2000-Watt-Gesell-schaft zu erreichen, setzt die Stadt Zürich bei der künftigen Strompro-duktion auf erneuerbare Energien. Im Mai dieses Jahres haben die Stimmberechtigten einen Rahmen-kredit von 200 Mio. Franken für Windkraftanlagen bewilligt, und nun geht es in einem nächsten Schritt

um die Nutzung von Geothermie. Für eine Erkundungsbohrung im Triemli-Quartier hat der Gemeinde-rat bereits in eigener Kompetenz grünes Licht gegeben. Von Anfang an stand fest, dass für dieses Vor-haben ein begrenztes Zeitfenster zur Verfügung stehen würde. Mit fortschreitender Bearbeitung des Projektes zeigte sich, dass die Zeit für eine zweite Bohrung und für die Nutzung der allenfalls gefundenen Wärme möglicherweise ausreicht. Damit die Stadt Zürich diese Chance nutzen kann, braucht es

eine vorsorgliche Krediterhöhung um 18,81 Mio. Franken. Diese würde im Fall von erfolgverspre-chenden Hinweisen aus der ersten Bohrung beansprucht. Mit den zu-sätzlichen Mitteln könnte sich das ewz mit einer zweiten Bohrung ge-nauere Erkenntnisse über das Po-tenzial der vorhandenen Wärme und die Möglichkeiten der Förde-rung verschaffen. Ferner könnte es damit eine Energiezentrale bauen, um mit der gefundenen Wärme um-liegende Bauten zu beheizen. Da-durch könnten CO2-Emissionen bis

Bohrturm zur Erforschung des Zürcher Untergrundes.Gesteinsschichten und schematische Darstellung der beiden Boh-rungen.

Andres Türler

Page 10: Zürcher Freisinn November 2009

Zürich

Nr. 6/2009 13

zu 2000 Tonnen pro Jahr vermie-den werden.

Junge TechnologieDie Geothermie ist eine junge,

noch wenig ausgereifte Technolo-gie, die auf der Nutzung von Wärme aus dem Erdinnern basiert. Die Er-kundungsbohrung soll zeigen, ob Wärme in der richtigen Temperatur und in ausreichender Menge vor-handen ist. Bis jetzt liegen nur we-nig Kenntnisse über den Zürcher Untergrund vor. Eine der bisher tiefsten Bohrungen ging auf 736 Meter; das war die Bohrung für Thermalwasser im Tiefenbrunnen. Sie wird heute übrigens vom ewz für die Beheizung des Lake Side ge-nutzt. Im Gegensatz zum Basler Geothermie-Projekt wird in Zürich weniger tief gebohrt, und es erfolgt kein Aufbrechen des Untergrundes. Daher rechnen Fachleute mit kei-nen spürbaren Erschütterungen.

Rechtliche Voraussetzungen für die Erkundungsbohrung

Neben den technischen Unbe-kannten in diesem Projekt sind ge-gen die Bohrungen zwei Beschwer-den beim Verwaltungsgericht hän-gig, die den Bohrbeginn verzögern. Werden diese bis Ende Jahr abge-wiesen, reicht die Zeit für beide Bohrungen noch aus. Der zeitliche

Rahmen ist eng begrenzt, weil die Baugenossenschaft Sonnengarten auf dem gleichen Areal Neubauten erstellt, die im Frühjahr 2011 be-zugsbereit sind. Dannzumal muss das ewz das Gelände geräumt ha-ben. Wegen der grossen Dringlich-keit steht der Bohrturm bereits an seinem Einsatzort, so dass nach dem richterlichen Entscheid keine Zeit mehr verloren geht.

Triemli-Projekt als Chance, die sich nicht alle Tage bietet

Mit dem Triemli-Projekt bietet sich für die Stadt Zürich die Chance, auf dem Weg zur 2000-Watt-Gesell-schaft einen Schritt weiterzukom-men, denn die Geothermie steht mit diesen Zielen im Einklang. Sie ist CO2-frei, lokal und – sofern nutzbar – in grosser Menge als Bandenergie vorhanden, und darüber hinaus ver-ursachen die unterirdischen Anla-gen keine Einschnitte in Siedlung und Landschaft. Bohrstandorte, so wie beim Triemli nun einer zur Verfü-gung steht, sind hingegen in der dicht besiedelten Stadt selten.

Die Geothermie als erneuerbare Energie ist ein Hoffnungsträger für die künftige Energieversorgung der Stadt Zürich. Daher lege ich am 29. November ein energisches Ja in die Urne.

VorankündigungLeserreise an die Frühjahrssession 2010 in BernLiebe Leserin, lieber LeserAm Mittwoch, 3. März 2010, organisiert die Redaktion des «Zürcher Frei-sinns» eine exklusive Leserreise an die Frühjahrssession des nationa-len Parlamentes in Bern inkl. Mittagessen mit den Berner Deputierten. Merken Sie sich bereits heute diesen Termin vor.Nähere Angaben sowie einen Anmeldetalon finden Sie in der nächsten Ausgabe.Ihre «Zürcher Freisinn»-Redaktion

Egal, ob Sie brüllen wie ein Löwe oder schnurren wie ein Kätzchen,Hauptsache, Sie geben uns Ihre persönliche Rückmeldung.

Sie erreichen uns von Montag bis Freitag, 8 − 12 und 13 − 17 Uhr.E-Mail: [email protected]. Telefon: 044 411 91 91. StadtpolizeiZürich, Feedback, Bahnhofquai 3, 8001 Zürich. www.stadtpolizei.ch.Ihre Stadtpolizei Zürich

Zürich, wir hören zu!

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Kreuzworträtsel: And the winner is . . .

Der Gewinner des letzten Preisausschreibens ist:Herr Arthur Stelzer, Zugerstrasse 5, 8805 RichterswilWir gratulieren dem Sieger und wünschen eine spannende Lektüre.

Unsere Glücksfee Marietta Widmer zieht den glücklichen Gewinner, assistiert von Geschäftsführer David Müller (rechts) sowie Jérôme M. Weber, Redaktor des «Zürcher Freisinns».

Page 11: Zürcher Freisinn November 2009

14 Nr. 6/2009

«Energie-Pionier 2009» – der KMU-Preis der FDP Kanton Zürich

Revolt Technology Ltd ist der FDP-Energie-Pionier 2009

Die drei Vertreter der endnominierten Unter-nehmen warten gespannt auf das Resultat.

Applaus für Heinz Studiger von der Revolt Technology, den Sieger 2009.

Jurypräsident Marco V. Camin verkündet das Resultat.

Die FDP Kanton Zürich vergibt re-gelmässig den KMU-Preis an inno-vative Unternehmen kleiner und mittlerer Grösse. 2009 stand der KMU-Preis unter dem Motto des «Energie-Pioniers». Eine prominent besetzte Jury mit Persönlichkeiten aus der Energiebranche, Politik und Gesellschaft erkoren drei Unterneh-men für die Endausscheidung: CTU

– Conzepte, Technik Umwelt Winter-thur, Hotel Scheuble Zürich sowie die Revolt Technology Ltd Stäfa. Die eingegangenen Bewerbungen waren zahlreich. An der Parteiver-sammlung Ende August wählten die Zürcher Freisinnigen dann ihren Fa-voriten: die Firma Revolt Techno-logy Ltd, welche wiederaufladbare Zink-Luft-Batterien herstellt. Die

Sieger erhielten Aktien der Sustai-nable Performance Group, einer In-vestmentgesellschaft, welche sich auf nachhaltige Anlagen speziali-siert hat. Porträts dieser drei ganz unterschiedlichen Unternehmen finden Sie auf den folgenden Sei-ten. Mit der Vergabe des «Energie-Pioniers 2009» zeigt die FDP Kan-ton Zürich auf, dass jene honoriert

werden sollten, welche sich ökolo-gisch verhalten – ganz im Gegen-teil zur dogmatischen links-grünen Allianz (inkl. grünliberalen), welche diesbezüglich lediglich auf Verbote und Verhinderung setzt.

Die FDP will Umweltschutz statt Öko-Symbolik.

Revolt Technology Ltd

Auf dem Weg zum grünen AkkuVor wenigen Jahren startete ein junges Forschungsteam angeführt vom Norweger Trygve Burchardt die Entwicklung einer wiederaufladbaren Zink-Luft-Batterie.

Wiederaufladbare Zink-Luft-Bat-terien können bis zu zweimal so viel Energie liefern wie herkömm-liche Lithium-Ionen-Batterien. In normalen Akkus sind Anode (–) und Kathode (+) zwei Festkörper, die – durch eine Folie (Separator) getrennt – in der Batterie dicht verpackt sind. Im Zink-Luft-Akku steht das gesamte Batterievolu-men der Anode (Zink) zur Verfü-gung. Mit Hilfe einer Spezialmem-bran kann die Kathode (Sauer-stoff) aus der Luft gewonnen werden. Zink-Luft-Akkus sind kos-tengünstiger zu produzieren und sicherer in der Handhabung. Um-weltfreundlich ist der Akku nicht zuletzt auch, weil Zink eines der am häufigsten vorkommenden Elemente in der Erdkruste dar-stellt und verhältnismässig ein-fach zu gewinnen ist. Auch das Recycling der Batterie gestaltet

sich kostengünstig. 2004 wurde Revolt Technology Ltd als ein Spin-off des norwegischen Forschungsin-stitutes SINTEF, eines der grössten Forschungs- und Entwicklungsinsti-tute in Europa, gegründet. Schon bald sah sich die junge Firma ge-zwungen, sich nach einem strate-gisch geeigneteren Ort umzu-schau en. 2006 entschied sich also Revolt, in die Schweiz zu ziehen, um mehr im Zentrum Europas zu sein, und nicht zuletzt auch, um vom viel-fältigen technischen Know-how in der Schweiz zu profitieren. In Stäfa (ZH) fand sie einen idealen Stand-ort, der diese Kriterien zu erfüllen vermochte. Dass Revolt 2007 mit Phonak, einem der weltweit führen-den Hörgerätehersteller, einen Joint-Venture-Vertrag schliessen konnte, war ein grosser Glücksfall. Diese Zu-sammenarbeit erlaubte es Revolt, mehr Erfahrung in der praktischen

Anwendung des Zink-Luft-Akkus zu sammeln. Schon jetzt sind die mo-bilen Elektronikgeräte mit einer Viel-zahl von Applikationen und Dienst-leistungen beladen, die mehr Strom konsumieren, als heutige konventi-onelle Batterien leisten können.

Bei der Suche nach noch leis-tungsfähigeren Energiespeichern können die Batterien von Revolt Technology Ltd Abhilfe leisten. Zur-zeit zählt Revolt Technology 33 Mit-arbeiter, wobei 19 Nationalitäten vertreten sind. Mit starken Investo-ren wie Northzone Ventures, RWE Innogy, Sinvent, Sofinnova Partners und weiteren ist Revolt Technology Ltd gut positioniert, um ihre bahn-brechende Technologie zu industri-alisieren und einen substanziellen Marktanteil zu gewinnen. www.revolttechnology.com Herr Heinz Studiger

Knopfzelle für Hörgeräte (ca. 11 mm Durchmesser × 5 mm Höhe).

Prototyp einer Batterie für Handys.

Page 12: Zürcher Freisinn November 2009

Nr. 6/2009 15

«Energie-Pionier 2009» – der KMU-Preis der FDP Kanton Zürich

ler sein, welche lokale Ressourcen optimal und ihren Netzen ange-passt nutzen möchten.

CTU arbeitet bereits an mehre-ren kommerziellen Projekten im Pla-nungsstadium. Darunter befinden sich drei Projekte in der Schweiz. Für eines wurde bereits das Sta-dium der Baueingabe erreicht, für zwei weitere werden Machbarkeits-studien durchgeführt.

Bedeutung der Technik für Europa

Erzeugung von erneuerbarer Energie ist eines der Hauptthemen der Forschung und Entwicklung auf europäischem Niveau, um die Kli-maerwärmung zu verlangsamen. Bezüglich Biomasse wurden Brenn- und Treibstoffe der 2. Generation als wichtig erklärt, und schon viel Geld wurde in die Entwicklung von Biodiesel investiert. Die anvisierte PuD ist aber trotz sehr grossem fi-nanziellem Aufwand auch nach gut zehn Jahren Entwicklung noch nicht produktionsbereit.

Die von CTU errichtete Anlage wurde mit einem bescheidenen Budget (weniger als 10% der Bio-diesel-Entwicklung) errichtet und

hat nach gut vier Jahren Entwick-lungszeit die Technologie demons-triert und deren Machbarkeit doku-mentiert.

Studien zeigen, dass es möglich ist, in Europa zwischen 12 und 15% der Primärenergie durch Biomasse zu decken, ohne die Nahrungsmit-telkette zu beeinflussen. www.ctu.chHerr Martin Schaub

CTU – Conzepte Technik Umwelt AG

BioSNG – Bioerdgas aus HolzHolz ist heute neben der Wasserkraft die wichtigste erneuerbare Energiequelle in der Schweiz. Insgesamt kann Holz langfristig und nachhaltig ungefähr 10% unseres Gesamt-energiebedarfs decken.

Es stellt sich nun die Frage, ob Holz nur für Wärmeenergie zur Ver-fügung stehen soll oder ob sich auch eine andere energetische Nut-zung lohnen würde.

Seit Jahren wird die Produktion von Biodiesel entwickelt, leider läuft der Prozess aber mit tiefem Wirkungsgrad. Die angestrebte An-lagengrösse ist riesig, damit sich der Aufwand lohnt, also eigentlich nichts für die Schweiz. Gibt es eine andere Energieform, welche sich mit hohem Wirkungsgrad und mit vernünftiger Anlagengrösse lohnt?

Die Antwort ist Bioerdgas oder BioSNG (Synthetic Natural Gas). Die Umwandlung von Holz zu BioSNG kann mit deutlich höherem Wirkungsgrad erfolgen als die Her-stellung von Biodiesel und dies in mittelgrossen Anlagen. Zusätzlich ist die Verteilung dieses Gases über das bereits bestehende Pipe-line-Netz problemlos möglich, so wie grüner Strom über das beste-hende Stromnetz verteilt wird.

Von der Idee zur PilotanlageDas Paul-Scherrer-Institut (PSI)

begann die Entwicklung der BioSNG-Produktion Ende der 90er Jahre und bewies im Labor, dass ein ho-her Wirkungsgrad möglich ist. 2003 verbündete sich das PSI mit CTU – Conzepte Technik Umwelt AG aus Winterthur, um am Standort ei-nes gut laufenden Unternehmens eine Pilot- und Demonstrations-anlage zu errichten. Unterstützung durch die EU und swiss electric re-search ermöglichte erst die Umset-zung.

Die von CTU als Konsortialführer erstellte Pilot- und Demonstrations-anlage (PuD) mit einer Leistung von 1 MW (Wärme für 500 Einfamilien-häuser) zeigt im kleinindustriellen Massstab auf, dass es möglich ist, BioSNG zu erzeugen. Im Juni 2009

konnte erstmals in der Geschichte ein Auto mit synthetischem Erdgas aus Holz befüllt werden!

BioSNG – ein Biokraftstoff der 2. Generation

Biokraftstoffe der 1. Generation werden aus Rohstoffen erzeugt, welche direkt mit Nahrungsmitteln in Konkurrenz stehen, wie Raps, Weizen, Mais, Zuckerrüben usw. Bio-kraftstoffe der 2. Generation hinge-gen nutzen denjenigen Teil der Biomasse, welcher nicht als Nah-rungs- oder Futtermittel Verwen-dung findet, d. h. vor allem Holz und Ernteabfälle. Damit steht der Weg offen, Biokraftstoffe in Ergänzung zur Nahrungsmittelproduktion zu produzieren.

Die TechnikDie Technik beruht auf der

Vergasung von Holz mit nachfolgen-der katalytischer Umwandlung zu BioSNG. Hoher Wirkungsgrad ergibt sich durch gute Abstimmung zwi-schen Vergaser und Umwandlung.

Nach der Vergasung wird das Synthesegas vorgereinigt, dann ka-talytisch umgewandelt. Dabei ent-stehen Wasser und CO2, welche vom Gas abgetrennt werden müs-sen. Das resultierende Gas ist kaum unterscheidbar von klassi-schem fossilem Erdgas.

CO2 kann in hoher Konzentration gewonnen werden, und dadurch entsteht sogar eine CO2-Senke!

Die PuD ist in das bestehende Biomassekraftwerk Güssing integ-riert, wie auf dem abgebildeten Prinzipschema dargelegt.

MarktDas Interesse der Energiebran-

che an der Produktion von BioSNG ist gross. Kunden für Anlagen kön-nen überregionale Gasverteiler, aber auch regionale Energievertei-

Die PuD-Anlage in Güssing (Burgenland).

Page 13: Zürcher Freisinn November 2009

Zürich

16 Nr. 6/2009

Hotel Scheuble Zürich

The Power People & PartnerSo heisst das Nachhaltigkeitskonzept des Hotels Scheuble. Die 3 P (Power, People & Partner) stehen für uns diesbezüglich im Mittelpunkt. Oder anders ausgedrückt: Power (Energie) senken, People (Mitarbeiter) fördern und Partner fordern.

Unsere 23 Power People sind das Herzstück des Konzeptes.

Nebst bereits erfolgreich umge-setzten Massnahmen suchen sie laufend nach Ergänzungen und Ver-besserungen in unserem Haus. Als erstes Hotel haben wir soeben die Möglichkeit geschaffen, die Bestä-tigung der Hotelreservation per SMS auf das iPhone, das Black-

berry und natürlich auch auf das Mobiltelefon unserer Kunden und Gäste zu senden. So viel Innova-tion wird natürlich geschätzt: Der jeweils beste Vorschlag wird an un-serem Mitarbeiterausflug mit einer Übernachtung in einem Fünf-Sterne-Hotel belohnt.

Wie senken wir unsere Power?Grundsätzlich verstehen wir un-

ter diesem Begriff Strom, Erdgas, Erdöl und Wasser. Dieses Jahr liegt der Schwerpunkt auf dem Thema Wasser. Den immensen Wasserver-brauch von täglich durchschnittlich 12 000 Litern wollen wir stabilisie-ren bzw. senken, ohne dass der Gast dies bemerkt oder eine Ein-bus se in Kauf nehmen muss. Kon-kret haben wir bei uns im Keller an-gefangen und uns sukzessive bis in den Estrich vorgearbeitet. In der Heizung stellten wir die Warmwas-seraufbereitung neu ein, in der Waschküche wurde eine neue Do-

sierungsanlage für die Wäsche montiert sowie eine fahrbare Waage für die Waschmaschine ge-kauft. Der Keller stellt jedoch erst den Anfang dar!

Wer sind unsere Partner?Meistens lösungsorientierte, in-

novative und geduldige Leute! Dass wir zum Beispiel unsere Website in einem Schritt in zusätzliche vier Sprachen übersetzen wollten, wurde innerhalb von einer Minute einstimmig bestimmt. Unser Mitar-beiter aus Ägypten hat sofort die arabische Version in Angriff genom-men und diese dem Programmierer zugestellt. Nach wenigen Tagen konnten wir die Arbeit kontrollieren. Total aufgelöst kam mein Mitarbei-

ter dann einige Tage später zu mir mit der Aussage: «Wir schreiben doch von rechts nach links!» Was war passiert? Beim Einkopieren des Textes wurde nicht nur der ganze Text als solches, sondern auch jedes einzelne Wort umge-dreht.

Diese Anekdote zeigt, dass es in unserem Business nicht nur viel Geduld und Innovation, sondern auch Herzblut und ein herzliches Dankeschön an alle Beteiligten braucht! Herzlichen Dank, beson-ders auch an den Programmierer von Drehpunkt!www.hotel-scheuble.chHerr Stefan Lanz

Stefan Lanz, Direktor

Das Hotel Schäuble an der Mühlegasse in Zürich.

Das Restaurant im Innenhof.

Page 14: Zürcher Freisinn November 2009

Zürich

Nr. 6/2009 17

Aus der Kantonsratsfraktion . . .

Seminar der FDP-Kantonsratsfraktion

Jedes Jahr trifft sich die freisinnige Kantonsratsfraktion zu einem 2-tägigen Seminar. Dieses Jahr traf man sich in der Kartause Ittingen. Unter der Leitung von Fraktionspräsident Thomas Vogel und seiner Stellvertreterin Regine Sau-ter widmete sich die Fraktion den Herausforderungen in der Gesundheitspolitik und – im Hinblick auf die Budget-beratungen im Dezember – natürlich der schwierigen Finanzlage des Kantons Zürich. Hierzu referierten Finanzdirek-torin Ursula Gut-Winterberger und Prof. Hans Geiger.

«Umweltschutz statt Vorschriften»

Die Kantonsrätinnen Carmen Walker Späh und Gabriela Winkler sind zusammen mit Parteipräsident Beat Walti die treibende Kraft hinter der FDP-Volksinitiative «Umweltschutz statt Vorschriften». Die Idee für die Lancierung dieser Initiative wurde konkretisiert, nachdem eine Mehrheit des Kantonsrates einen ähnlich lautenden Vorstoss von Gab-riela Winkler zurückgewiesen hatte. Der Kampf gegen bürokratische Hürden, auch und gerade im Umweltbereich, ist ein regelmässiges Aktionsfeld der freisinnigen Kantonsratsfraktion.

Budget des Kantons Zürich

Jeweils in den letzten Kantonsratssitzungen vor Weihnachten debattiert der Zürcher Kantonsrat das kantonale Bud-get sowie die Finanzplanung der nächsten Jahre. Die FDP-Kantonsratsfraktion setzt sich dafür ein, dass eine Mehr-heit für ein Budget mit den folgenden Eckwerten gefunden werden kann:

Es sind zusätzliche, erhebliche Kürzungen vorzunehmen, da der Aufwand des Kantons – selbst bei ausbleibender Teuerung – weiter steigt. Die Fraktion wird bezeichnen, wo der Rotstift anzusetzen ist.

Der Steuerfuss soll auf dem bisherigen Niveau bleiben, um keine Kaufkraft zu verlieren.Das Sanierungspaket der Regierung muss rascher kommen und wird unterstützt. Leistungen müssen abgebaut

werden, um die prognostizierten gigantischen Defizite zu minimieren.

Carmen Walker Späh Beat WaltiGabriela Winkler

FDP-Kantonsratsfraktion, Jérôme M. Weber, Fraktionssekretär, Kreuzstrasse 82, 8032 Zürich

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18 Nr. 6/2009

Jungfreisinnige Zürich

Erfahrungsbericht

Schweden, ein sozialdemokratisches Paradies?Hiesige Sozialdemokraten verweisen immer wieder gerne auf Schweden als Vorzeigeland eines erfolgreich umgesetzten sozialdemokratischen Programms. Trotz hoher Staatsquote und einem ausgebauten Sozialsystem verfüge Schweden über hohes Wachstum und Inno-vationskraft. Doch wie sieht die Realität aus? Ein Erfahrungsbericht meines Austausch-semesters in Göteborg.

Von Fabian Schnell, Präsident Jungfreisinnige Kanton Zürich

Besonders bei Grundsatzdiskus-sionen um das Thema «Wie viel Staat . . .?» verweist der geneigte Sozialdemokrat immer wieder auf Schweden als Beispiel für ein Land, das trotz horrender Staatsquote über eine hohe Innovationskraft und ein beachtliches Wachstum verfügt. Doch wie paradiesisch so-zialdemokratisch ist Schweden eigentlich? Im Rahmen eines Aus-tauschsemesters hatte ich Gele-genheit, dem «Sonderfall Schwe-den» etwas auf den Grund zu ge-hen, und kam dabei zu inter- essanten Erkenntnissen.

1. Die Belastung des Arbeitsein-kommens ist enorm. Für Einkom-men zwischen 30 000 und 90 000 Franken gilt ein Grenzsteuersatz von 30%, danach steigt er auf 55% (!). Notabene waren diese Sätze bis vor kurzem sogar noch höher. Viele Schweden akzeptieren diese Abga-ben, profitieren doch fast alle Per-sonen in der einen oder anderen Form von direkten Unterstützungen des Staates. So werden z. B. Bei-

hilfen für die Ausbildung an prak-tisch alle Studierenden, unabhän-gig von der wirtschaftlichen Situa-tion, ausbezahlt. Der Staat sorgt nicht nur für Umverteilung zwischen Einkommensklassen, sondern auch zwischen den eigenen Le-bensphasen. Trotz dieser relativ ho-hen Akzeptanz leidet Schweden an einer starken Abwanderung seiner hochqualifizierten Hochschulab-gänger.

In vielen Bereichen liberaler als die Schweiz

2. Schweden kennt die duale Einkommenssteuer. Kapitaleinkom-men wird zu einem wesentlich tie-feren Satz besteuert als Arbeitsein-kommen. Die Idee dahinter ist, dass Kapital wesentlich mobiler ist als Arbeit (wobei auch die Arbeits-kraft zunehmend mobiler wird). Von hiesigen Sozialdemokraten als un-sozial verschrien, ist die duale Ein-kommenssteuer einer der wesent-lichen Gründe für die schwedische Innovationskraft.

3. Der «Service public» ist in Schweden liberalisiert, und kein Mensch stört sich daran, obwohl das Land von den Voraussetzungen her mit der Schweiz vergleichbar wäre. Wenn man vom dichten Post-stellennetz in der Schweiz erzählt, macht der Schwede nur grosse Au-gen. Postdienstleistungen kann man zur Zufriedenheit aller meist im Quartierladen beziehen. Die Randregionen beklagen sich nicht über schlechtere Dienstleistungen.

4. Die Ladenöffnungszeiten sind in Schweden praktisch vollständig liberalisiert (geschehen unter so-zialdemokratischer Führung!), und der Agrarsektor ist dem europäi-

schen Wettbewerb ausgesetzt. Konsequenz: Schweden verfügt über einen wesentlich kompetitive-ren und produktiveren Detailhan-delssektor als die Schweiz. Glei-ches gilt für die Agrarwirtschaft, die sich zu einem guten Teil auf die ei-genen Stärken, d. h. die Forstwirt-schaft, spezialisiert hat.

Auch in Schweden geschehen keine Wunder

5. Anfang der 90er Jahre und auch in der jüngsten Vergangenheit musste der schwedische Sozial-staat empfindlich redimensioniert werden. Zu gross war der finanzielle Druck, zu offensichtlich die Ineffizi-enz der Giesskanne. Die schwedi-sche Sozialdemokratie hat selbst erkennen müssen, dass der Sozi-alstaat seine Grenzen hat. Eine

Weiterleitung dieser Nachricht zu den Genossen in der Schweiz wäre wünschenswert.

Fazit: Bei genauerer Betrachtung entspricht Schweden in vielen Be-reichen gar nicht den Wunschvor-stellungen der hiesigen Sozialde-mokratie. Im Vergleich zur Schweiz verfügt Schweden über eine attrak-tivere Besteuerung von Kapitalein-kommen und ist in vielen Bereichen wesentlich liberaler organisiert. Trotzdem sieht sich das skandina-vische Land zunehmend mit Abwan-derung, Finanzierungs- und Wachs-tumsproblemen konfrontiert. Die aktuelle bürgerliche Regierung plant daher weitere Einschnitte im Sozialsystem. Sozialdemokrati-sche Wunder gibt es eben auch in Schweden nicht.

Fabian Schnell

Schweden: sozialdemokratischer Sonderfall?

Page 16: Zürcher Freisinn November 2009

Zürich

Ernst Stocker wird allseits geachtet, respektiert undgeschätzt. Seine verlässliche und überlegte Art zupolitisieren, hat ihm Anerkennung, Achtung undAnsehen weit über die Parteigrenzen hinaus einge-bracht. Und genau deshalb ist Ernst Stockerdie richtige Wahl.

Felicitas Taddei, FDP, Stadträtin Wädenswil:«Ernst Stocker hat ein ausgezeichnetes politisches ,Gspüri’. Er ist ein lösungsorientierterKonsenspolitiker, weiss das Machbare vomWünschbaren zu trennen. Solche Leute brauchenwir, um Ziele auch in schwierigen Zeiten zu erreichen.»

Filippo Leutenegger, FDP, Nationalrat :«Ernst Stocker steht für einen liberalen Staat und für die Eigenverantwortung der Bürgerinnenund Bürger. Als Stadtpräsident und langjähriger Kantonsrat bringt er wertvolle Erfahrung in dieKantonsregierung. Darum gebe ich ihm meine Stimme.»

Albert Leiser, FDP, Gemeinderat Stadt Zürich,Direktor Hauseigentümerverband Kanton Zürich :«Als Stadtpräsident vonWädenswil weiss Ernst Stocker, dassWohn- und Grundeigentum nichtimmer weiter mit Abgaben und Gebühren belastet werden kann, sondern – ganz im Gegenteil –zumWohle Aller entlastet werden muss.»

Felix Gutzwiler, FDP, Ständerat :«Bürgerliche Politik im Kanton Zürich heisst, unserem Kanton eine Zukunft in Freiheit undWohlstand zu sichern. Ernst Stocker ist Garant und meineWahl für unseren bürgerlichenWirtschaftsstandort Zürich.»

Überparteiliches Komitee «Ernst Stocker in den Regierungsrat», Postfach 470, 8702 Zollikon, www.ernst-stocker.ch, [email protected] Mit einer Spende auf PC-Konto 87-606817-2 unterstützen Sie denWahlkampf von Ernst Stocker. Herzlichen Dank.

Ernst Stocker in denRegierungsrat

Jenseits vom Bundeshaus: 5 Fragen an . . .. . . Nationalrätin Doris Fiala

Frau Fiala, Sie waren eben in In­dien in den Ferien. Welche Eindrü­cke bringen Sie mit?Jeder sechste Mensch auf der

Welt ist Inder . . . was das bedeu-tet, realisiert man erst, wenn man vor Ort ist. Die Diskrepanz zwi-schen Armen und Reichen ist un-glaublich, und eine Reise nach In-dien bleibt nachhaltig, auch scho-ckierend im Gedächtnis haften – es tut aber gerade uns Schwei-zern gut, Schwellenländer zu be-reisen. Die Stätten des Unesco-Weltkulturerbes, z. B. die Pilger-stadt Varanasi oder der Taj Mahal, bleiben nachhaltig in meiner Erin-nerung, regelrecht eingebrannt. Wie wenig ein Menschenleben wert ist . . . das erfährt man in In-dien besonders schmerzlich.

Was war Ihr beruflicher Kindheits­traum? Und warum sind Sie es nicht geworden?

Ich wollte Hoteldirektorin in ei-nem Fünf-Sterne-Haus werden. Zu meiner Zeit (vor rund 30 Jahren) waren die Frauen aber fast aus-schliesslich nur hinter den Kulissen der Hotellerie beschäftigt und höchst selten in führenden Positio-nen. Diese Aussicht hat mir wenig

gefallen. Die Hotellerie ist auch we-nig mit der Aufgabe einer Mutter kompatibel. Und ich war eben auch leidenschaftliche Mutter (bin es heute noch, aber unsere Kinder sind inzwischen erwachsen: 26, 25 und knapp 21).

Ich blieb der Hotellerie und dem Tourismus allerdings emotional sehr verbunden, habe mich jedoch für den Weg im Marketing und PR entschieden. Nur die Selbständig-keit im Beruf hat mir erlaubt, alles irgendwie unter einen Hut zu brin-gen.

Welche Leidenschaft(en) haben Sie neben der Politik?Meine Familie ist das Wichtigste

in meinem Leben und die Pflege von Freundschaften. Aber ich ar-beite auch leidenschaftlich gerne in meinem Beruf als PR-Beraterin. Für mich ist ein langer Arbeitstag kein Grund zum Klagen. Zudem

liebe ich alles, was mit der Kultur in Verbindung gebracht werden kann: Kino, Theater, Oper usw.

Welches ist Ihr Lieblingsbuch bzw. Lieblingsfilm? Was begeistert Sie daran besonders?Lieblingsbuch: «Der Prophet» von

Khalil Gibran. Dieses kleine Buch liegt immer auf meinem Nacht-tisch. Es enthält Lebensweishei-ten, die ich nirgends sonst so tref-fend formuliert gelesen habe. Ein Gedichtband von Juan Ramon Jimé-nez hat mein Leben ebenfalls inten-siv begleitet: «Herz stirb oder singe». Man muss es einfach gele-sen haben . . .

Mein Lieblingsfilm? Das Remake von «The Thomas Crown Affair»: um-werfend humorvolle, intelligente Spannung. Bis fast zur letzten Mi-nute ist unklar, wie es enden wird . . . Allerbeste Unterhaltung und gut fürs Gemüt.

Doris Fiala

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Page 17: Zürcher Freisinn November 2009

Zürich

20 Nr. 6/2009

Der ganz normale WahnsinnWie sieht ein normaler Arbeitsalltag in einer Parteizentrale aus? Diese Frage haben Sie sich bestimmt auch schon einmal gestellt. Die Antwort und Erkenntnis unseres neuen Politischen Sekretärs ist einfach: Es gibt ihn nicht! Genau daran liegt jedoch auch der Reiz. Erhalten Sie im folgenden Bericht einen – unvollständigen – Einblick in den Alltag auf der Geschäftsstelle der FDP Kanton Zürich.

Von Florian Rittmeyer, Politischer Sekretär

7.52 Uhr: Der politische Sekre-tär öffnet den Briefkasten und durchkämmt die Tageszeitungen nach relevanten Meldungen. Die Freude ist gross: Ein schön aufge-machter Artikel greift die Gebäude-sanierungsinitiative der FDP auf. Weniger gross ist die Begeisterung darüber, dass weiterhin der Regie-rungswahlkampf die Schlagzeilen dominiert.

8.10 Uhr: Auf der Geschäfts-stelle kehrt langsam Leben ein. Die Kaffeemaschine läuft auf Hochtou-ren.

8.12 Uhr: Fraktionssekretär Jé-rôme M. Weber stürzt sich auf die Ratspost und enerviert sich über die Stossrichtung von so manchem Vorstoss aus dem gegnerischen politischen Lager.

8.35 Uhr: Die Telefonleitung läuft heiss. Heinz Hänni organisiert die letzten Details für die Delegier-tenversammlung, die am kommen-den Tag stattfindet. Gleichzeitig ver-sucht er, einen passenden Saal für die übernächste Delegiertenver-sammlung zu finden. Die ersten fünf Anfragen werden abgewiesen. Alles schon besetzt. Die Suche geht weiter.

9.04 Uhr: Marietta Widmer wid-met sich ihrem Lieblingsthema: dem Web-to-Print, einer Applika-tion, mit welcher die Ortsparteien selber ihre Plakate gestalten und bestellen können. Ein Anruf unter-bricht sie in ihrer Konzentration. Der Anrufer wird beschwichtigt und darauf hingewiesen, dass er sei-nen Ärger an der falschen Stelle ablade. Und Fulvio Pellis private Telefonnummer könne man nicht herausgeben.

9.47 Uhr: Geschäftsführer David Müller ruft zur Sitzung. Der Tisch füllt sich. Das Drehbuch für den Ab-lauf der Versammlung steht. Wis-sen alle, welche Rolle sie überneh-men? Gemäss Plan sollte alles funktionieren. Doch man weiss: In der Praxis sieht alles anders aus.

10.30 Uhr: David Müller emp-fängt Quästor Reinhard Giger, um die Budgets für die anlaufenden Volksinitiativen zu besprechen. Derweil freut sich Praktikant Sa-scha Giger darüber, dass schon über 400 Personen der Facebook-Gruppe für freie Ladenöffnungszei-ten beigetreten sind.

10.49 Uhr: Ein Vertreter der Ortspartei Hochfelden kommt vor-bei, um Material für die Standak-tion vom Samstag abzuholen. Wo ist der reservierte Plakatständer? Nach einem kurzen Moment der Verwirrung ist die Situation ge-klärt.

11.22 Uhr: Der Drucker will nicht machen, was seine Benutzer von ihm verlangen. Die rote Lampe leuchtet auf, aber sonst tut sich gar nichts. Unschöne Worte fallen im Druckerraum. Der Techniker muss her. Er wird am frühen Nachmittag eintreffen.

11.38: Claudia Simon, Ge-schäftsführerin der Stadtpartei, er-kundigt charmant nach den Plänen für das Mittagessen. Sascha Giger verweist auf seine Diät. Schliess-lich entscheidet man sich, ins «Commercio» am Bahnhof Stadel-hofen zu gehen.

13.20 Uhr: Im Eingangsbereich der Geschäftsstelle stehen stapel-weise Kisten mit den angelieferten Unterschriftenbogen. Dank einem gemeinsamen Kraftakt stehen die Kisten schon kurz darauf im Büro der beiden Sekretäre. Der Schweiss perlt auf der Stirn. Die Mittagsmü-digkeit ist vertrieben.

14.18 Uhr: Alana Gerdes, Prak-tikantin der Stadtpartei, bringt neuen Schwung ins Büro. Sie fragt nach dem längst überfälligen Apéro anlässlich einiger Studienab-schlüsse. Es wird beschlossen, die-sen bald nachzuholen.

15.03 Uhr: Es konnte ein Saal für die Delegiertenversammlung ge-funden werden. Der Preis ist leicht höher als sonst. Diskussion. David Müller fällt den Entscheid zuguns-ten des neuen Vorschlages. Heinz Hänni nimmt den Hörer in die Hand und reserviert die Räumlichkeiten definitiv.

15.34 Uhr: Eine Journalistin des «Tages-Anzeigers» ruft an und will wissen, wie das jetzt genau sei mit der Initiative. David Müller liefert Ideen, wie die Journalistin die Ge-schichte aufbauen könnte.

15.57 Uhr: Ein Mitglied des Par-teivorstandes wünscht das Kon-zept zur Zielgruppenstrategie, wel-ches vor einiger Zeit erstellt wurde. Kein Problem. Fünf Minuten später liegt das gewünschte Dokument im Postausgangsordner.

16.30 Uhr: David Müller ruft die Sekretäre zu sich. Man müsse noch einmal die Roadmap für die beiden Initiativen besprechen. Es wird ein Termin am nächsten Tag vereinbart.

16.43 Uhr: Der Präsident einer Ortspartei braucht einen Artikel für die Lokalzeitung. Abgabetermin ist der nächste Tag. Der politische Se-kretär versucht die zuständige Kan-tonsrätin zu erreichen. Sie ist in den Ferien. Ein bereits vorhande-ner Artikel wird angepasst und leicht gekürzt.

17.28 Uhr: Es herrscht Stille. Ein Blick auf die Pendenzenliste zeigt, dass diese um einiges länger ist als am Morgen. Nachdem einige Mails versendet worden sind, schrumpft die Liste wieder auf eine gesunde Grösse.

17.50 Uhr: Die Ersten verlassen das Büro.

18.37 Uhr: Das Licht brennt noch.

19.02 Uhr: Ruhe kehrt ein. We-nigstens für ein paar Stunden.

Page 18: Zürcher Freisinn November 2009

Zürich

Nr. 6/2009 21

Positionspapier «Erfolgreich mit Ausländern leben»

Integration als Standortfaktor für den Kanton ZürichWie eine aktive Migrationspolitik sowohl den Bedürfnissen des Wirtschaftsstandorts als auch jenen der Bevölkerung entgegenkommt.

Von Regine Sauter, Kantonsrätin Zürich

Der Kanton Zürich ist in hohem Masse international verflochten. Er ist Sitz multinationaler Firmen und internationaler Schulen und verfügt mit dem Flughafen über eine Anbin-dung an die ganze Welt. Der Anteil der ausländischen Bevölkerung be-trägt 22,5%, in der Stadt Zürich ist mittlerweile sogar ein Drittel der Einwohner ausländischer Herkunft. Meistens funktioniert das Zusam-menleben zwischen der schweize-rischen und der ausländischen Be-völkerung problemlos, und die Zür-cher sind sich bewusst, dass der wirtschaftliche Aufschwung in den vergangenen Jahren ohne auslän-dische Arbeitskräfte nicht möglich gewesen wäre.

Der Migrationsdruck nimmt aber zu. Seit der vollständigen Umset-zung der bilateralen Verträge mit Europa ist der Anteil ausländischer Arbeitskräfte sprunghaft angestie-gen. Auch der Balkankonflikt Ende der 90er Jahre hat seine Spuren hinterlassen, lebt doch eine grosse Gruppe von Personen aus dem ehe-maligen Jugoslawien hier. Und trotz verschärften Gesetzen steigen die Asylzahlen wieder an. Der interna-tionale Wettbewerb ist eine Tatsa-che. Er stellt Herausforderungen, bietet aber auch Chancen, die es zu nutzen gilt.

Herausforderung MigrationDie Herausforderungen der Mi-

gration zeigen sich in der Gesell-schaft, der Wirtschaft und in der Po-litik. Etwa, wenn eine mangelnde Integration, oft verbunden mit un-genügender beruflicher Qualifika-tion und fehlenden Sprachkenntnis-sen, zu einem hohen Anteil von Ausländern in der Sozialhilfe führt, wenn ausländische Jugendliche es schwer haben, eine Lehrstelle zu

finden oder wenn der Anteil jugend-licher Straftäter mit Migrations-hintergrund hoch ist. Wenn Schu-len Aufgaben wahrnehmen müs-sen, für die sie eigentlich nicht eingerichtet sind. Oder wenn die Wirtschaft zwar auf gut qualifizierte ausländische Arbeitskräfte ange-wiesen ist, gleichzeitig aber den Druck der Schweizer Arbeitnehmer spürt, die den Verlust ihres Arbeits-platzes an die ausländische Kon-kurrenz befürchten. Die Politik ist dann konfrontiert mit Forderungen von links wie von rechts und gibt manchmal zu leicht der Versuchung nach, eben revidierte Gesetze be-reits wieder zu überarbeiten, bevor ihre Wirksamkeit in der Praxis über-haupt getestet werden konnte.

Erfolgsfaktor IntegrationDer Wohlstand der Schweiz ist

ohne Ausländerinnen und Auslän-der nicht zu erhalten. Ein offener Arbeitsmarkt setzt aber die Akzep-tanz durch die einheimische Bevöl-kerung voraus. Entscheidend ist, wie Politik, Wirtschaft und Gesell-schaft mit diesen Herausforderun-gen umgehen. Aus liberaler Sicht gibt es dabei einen hauptsächli-chen Erfolgsfaktor, und er heisst «Integration». Effektiv lässt sich nämlich aufzeigen, dass Probleme

dann entstehen, wenn Ausländerin-nen und Ausländer schlecht integ-riert sind. Darunter sind nicht nur, aber auch, mangelnde Sprach-kenntnisse zu verstehen. Und auch fehlendes Wissen über die Rechts-ordnung und die demokratischen Prinzipien in der Schweiz, vor allem aber eine Nichtbeachtung der schweizerischen Regeln des Zu-sammenlebens, von Sitten und Ge-bräuchen. Die Folgen davon ma-chen sich in Schule, Berufsleben und Gesellschaft bemerkbar.

Die FDP fordert deshalb eine ak-tive Migrations- und Integrationspo-litik. Damit kann sowohl dem Be-dürfnis des Wirtschaftsstandortes nach gut qualifizierten Arbeitskräf-ten aus dem Ausland als auch je-nem der einheimischen Bevölke-rung nach Sicherheit und einem er-spriesslichen Zusammenleben mit der ausländischen Wohnbevölke-rung entsprochen werden.

Fordern und fördern Integration basiert auf dem Prin-

zip «fordern und fördern». «Integra-tion» bezieht sich dabei auf alle im Kanton Zürich längerfristig und rechtmässig anwesenden Auslän-derinnen und Ausländer, also so-wohl Spitzenkräfte der Wirtschaft als auch Personen mit tiefer Schul-

bildung. Es braucht dazu eine für den ganzen Kanton einheitliche ge-setzliche Grundlage, welche Rechte, Pflichten und Sanktions-möglichkeiten in diesem Bereich verbindlich regelt. Die FDP-Fraktion im Kantonsrat hat mit diesem Ziel eine parlamentarische Initiative eingereicht.

Integration fängt mit dem Zuzug an. Migrantinnen und Migranten sind verpflichtet, sich die nötigen Sprachkenntnisse und Kenntnisse über die hiesigen gesellschaftli-chen Verhältnisse und Lebensbe-dingungen anzueignen und sich dar an zu halten. Die Gemeinde schliesst mit ihnen zu diesem Zweck eine Integrationsvereinba-rung ab, die klare Ziele festhält. So werden die Erteilung und Verlänge-rung der Aufenthaltsbewilligung mit Bedingungen verbunden, und es besteht die Pflicht zum Besuch von Sprach- und Integrationskursen. Kanton und Gemeinden sollen ent-sprechend günstige Rahmenbedin-gungen schaffen und insbesondere den Spracherwerb, die berufliche Eingliederung oder die aktive Teil-nahme an schulischen Veranstal-tungen für Kinder zusammen mit ih-ren Müttern fördern. Eine erfolgrei-che Integration wird damit belohnt, ein Verweigern der Integration sank-tioniert.

Erfolgreiche Integration ist letzt-lich ein Standortfaktor für den Wirt-schaftsstandort Zürich. Dass Zür-cher und Ausländer erfolgreich zu-sammenleben können, ist ein Gebot der Stunde. Mit ihren Forde-rungen zeigt die FDP einen gangba-ren Weg auf.

Das Positionspapier der FDP mit einem

detaillierten Katalog an Forderungen

ist unter folgendem Link abrufbar:

www.fdp-zh.ch/integration.

Regine Sauter