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Pharmazeutische Forschung: Von historischen Quellen zu modernen Arzneimitteln Pharmakognosie; Phytotherapie; Pharma- zeutische Biologie und Chemie; Apotheker und Pharmazeuten - Burkhard III, Flückiger, Gessner, Hartwich, Tschirch; Pharmakopöen, Arznei- und Kräuterbücher; Modernes und traditionelles Wissen; Nutzung alter Quellen...

Pharmazeutische Forschung: Von historischen Quellen zu ... · Der zweitgenannte Aspekt bildet das zentrale Thema dieses kurzen Vor-trags, der anhand konkreter Beispiele die Bedeutung

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Pharmazeutische Forschung: Von historischen Quellen zu modernen ArzneimittelnPharmakognosie; Phytotherapie; Pharma-zeutische Biologie und Chemie; Apotheker und Pharmazeuten - Burkhard III, Flückiger, Gessner, Hartwich, Tschirch; Pharmakopöen, Arznei- und Kräuterbücher; Modernes und traditionelles Wissen; Nutzung alter Quellen...

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Programm14.00–15.10 Beiträge Teil I

Prof. Dr. Karl-Heinz Altmann (D-CHAB, ETH Zürich) Begrüssung Forschung im Institut für Pharmazeutische Wissenschaften der ETH Zürich

Prof. Dr. Sabine Anagnostou (Universität Marburg)Historische Quellen: Wege zu neuen Phytotherapeutika und Wirkstoffen

Prof. Dr. S. Anagnostou für Prof. Dr. François Ledermann (Universität Bern)Kosmopolitismus in der Pharmakognosie: Das Berner Beispiel, 1860–1940

15.10–15.25 Diskussion I15.25–15.40 Pause I

15.40–16.40 Beiträge Teil II

Dr. Manfred Fankhauser (ETH Zürich)Die Rolle und der Beruf des Apothekers in der Geschichte

Dr. Barbara Brauckmann (D-CHAB, ETH Zürich)Carl Hartwich und seine Bücher: Von Heinrich Abel bis Theodor Zwinger

Dr. Beatrix Falch (Phytocura und ETH Zürich)Traditionelles Wissen für eine moderne Phytotherapie

16.40–16.55 Diskussion II16.55–17.10 Pause II

17.10–18.10 Beiträge Teil III

Dr. Barbara Frei Haller (Université de Neuchâtel und ETH Zürich)«Das recht Hallwylisch wundtrannck» – Rezepte aus dem 16 Jh. unter der Lupe

Dipl.-Ing. Martina Föhn (ProSpecieRara)Conrad Gessner als Gärtner und Pharmazeut

Prof. Dr. Gerd Folkers (Collegium Helveticum, UZH/ETH)Das Arzneibuch – Qualität ist Reproduzierbarkeit durch Konvention

18.10–18.45 Diskussion III und Abschlussdiskussion

18.45–19.30 «get together»

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Ausbildung & Berufliche Positionen

Seit Juli 2003Professor für Pharmazeutische Bio-logie, Departement für Chemie und An-gewandte Biowissenschaften, Institut für Pharmazeutische Wissenschaften

Juni 2007 – Sept. 2014Studiendelegierter für Pharma- zeutische Wissenschaften

Jan. 2003 – Juni 2003Global Head of Chemistry ad interim, Novartis Institutes of Biomedical Research

Nov. 2000 – Dez. 2002Novartis Pharma Senior Chemistry Expert, Head of the Scientific Chemistry Council, Member of the Global Research Management Board

Jan. 1997 - Okt. 2000Program Team Head, Novartis Pharma Research, Therapeutic Area: Oncology

Jan. 1995 – Dez. 1996Projekt- und Gruppenleiter, Zentrale Forschungslaboratorien Ciba (-Geigy) AG Basel

Sept. 1990 – Dez. 1994Forschungschemiker, Zentrale For-schungslaboratorien Ciba (-Geigy) AG Basel

1989 - Aug. 1990Maître-assistant am Institut für Organi-sche Chemie der Universität Lausanne

Febr. 1987 - Aug. 1989Postdoc bei Prof. H. A. Scheraga, Department of Chemistry, Cornell University, Ithaca, New York, USA

Dez. 1986Promotion in Organischer Chemie, Prof. Dr. M. Mutter, Universität Basel

Sept. 1976 - Mai 1982Studium der Chemie, Johannes-Guten-berg Universität, Mainz, Deutschland

Forschungsinteressen

• Synthese biologisch aktiver Natur-stoffe und deren Analoga

- Naturstoffsynthese- Struktur-Aktivitätsstudien / Optimie-rung von Leitstrukturen / Bereitstellung molekularer Werkzeuge- Strukturelle Editierung / “re-enginee-ring” => Neue Grundkörper (“scaffolds”)- Strukturelle und mechanistische Studien (in Zusammenarbeit)• Krankheitsgebiete- Onkologie (Tubulin-Modulatoren, Kinasehemmer)- Infektionskrankheiten (FP7 Projekt MM4TB)• Globales Ziel: Beitrag zur Ent-

deckung neuer Wirkstoffe

Webseitenh t t p : / / w w w . p h a r m a . e t h z . c h /institute_groups/pharmaceutical_biology

Zusammenfassung Vortrag

Pflanzliche Extrakte haben seit Jahr-hunderten eine zentrale Stellung als Grundlage für die Herstellung von Arzneimitteln. Im Rahmen der Phyto-therapie spielen sie heute eine wichtige Rolle bei der Behandlung einer Vielzahl von Beschwerden. In der modernen Wirkstoffforschung liefern isolierte reine Naturstoffe unverzichtbare Leit-strukturen für die Entdeckung neuer Medikamente, sei dies für die direkte Abwandlung eines Naturstoffs oder für die Synthese neuer, einem Naturstoff nachempfundener Strukturen. Der zweitgenannte Aspekt bildet das zentrale Thema dieses kurzen Vor-trags, der anhand konkreter Beispiele die Bedeutung natürlich vorkommender Substanzen in der Entwicklung wichti-ger moderner Medikamente, wie z. B. Krebsmittel oder Lipidsenker illustrie-ren wird. Der Vortrag beginnt mit einer kurzen Vorstellung des Instituts für Pharma-zeutische Wissenschaften und dessen gegenwärtgen Forschungsschwer-punkten. http://www.pharma.ethz.ch/

Prof. Dr. Karl-Heinz AltmannInstitut für Pharmazeutische Wissenschaften, ETH Zürich

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Ausbildung & Berufliche Positionen

Studium der Pharmazie an der Bayerischen Julius-Maximilians-Universität in Würzburg Graduiertenstudium der Pharmazie-geschichte an der Philipps-Universität in Marburg mit anschliessender Bearbeitung der Dissertation und Berufstätigkeit in der Offizin2000 Promotion zum Dr. rer. nat: Jesuiten in Spanisch-Amerika als Übermittler von heilkundlichem Wissen2003 Auszeichnung der Dissertation mit dem «Carmen Francés Preis» der Inter-nationalen Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie2001-2004 Stipendiatin der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG): Ordensapo-theken in Zentraleuropa und den Ländern Spanisch-Amerikas als Stätten des Heilmit-tel- und Wissenstransfers (16.-18. Jh.)2004 International Society for the History of Pharmacy Fellowship 2004 Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Habilitandin am Institut für Geschichte der Pharmazie, Universität Marburg2009 Habilitation im Fach Geschichte der Pharmazie (Missionspharmazie: Konzepte, Praxis, Organisation und wissenschaftliche Ausstrahlung), venia legendi im Fach Geschichte der Pharmazie2010 Ernennung zur Privatdozentin an der Philipps-Universität Marburg2011 Publikation der Habilitationsschrift Missionspharmazie2011 Aufnahme in: Académie Interna-tionale d’Histoire de la Pharmacie2011 Dalberg-Preis für transdiszipli-näre Nachwuchsforschung der Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt für Habilitationsschrift2013 Ernennung zur ausserplanmäßigen Professorin an der Philipps-Universität MarburgPräsidentin der Deutschen Gesell-schaft für Geschichte der Pharmazie seit Juni 2013 Head of Discovery; Alpinia Institute for Pharmaceutical Sciences, Walenstadt seit September 2014 Director (Research and Discovery), Member of the Board, Alpinia Institute for Pharmaceutical Scien-ces, Walenstadt / Schweiz

Drittmittelprojekt 2010-2013 Heilpflanzen der traditionellen arabischen Medizin als potentielle Wirkstofflieferanten mit Prof. Dr. C. Friedrich

Arbeitsgebiete Missionspharmazie vom 16. bis 18. Jh.; Wissensaustausch auf dem Gebiet der Pharmazie vom 16. bis 18. Jh.; Geschichte traditioneller Arzneipflanzen aus un-terschiedlichen Kulturkreisen, Analyse historische Arzneipflanzentraditionen und Evaluation phytotherapeutischer Potentiale

Zusammenfassung Vortrag

Mit der Entwicklung der Pflanzenchemie seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert, gipfelnd in der Entdeckung des Morphins durch Friedrich Wilhelm Sertürner, konzentrierte sich die Therapie zunehmend auf einzelne Pflanzen-inhaltsstoffe, deren Derivate und schliesslich auf synthetisch herstellte Arzneimittel, die dann auch rasch industriell gefertigt wurden. Seit den letzten Jahrzehnten richtet sich das Interesse sowohl von Patienten als auch von Wissenschaftlern wieder verstärkt auf die Möglichkeiten des therapeutischen Einsatzes von Heilpflanzen. Demgegenüber steht ein schier unerschöpflicher Fundus an histori-scher Literatur – beginnend mit der berühmten Materia medica des Dioskurides, chinesischen und indischen Werken über die mittelalterlichen arabischen und europäischen medizinisch-pharmazeutischen Schriften und die frühneu-zeitlichen Kräuterbücher bis hin zu Werken über Exotica aus überseeischen Regionen, Werken zur Pharmakognosie und schliesslich zur modernen Pharmazeutischen Biologie und Ethnopharmakologie, die das überlieferte Wis-sen zur Therapie mit Heilpflanzen bewahrt und verfügbar gemacht haben. Zahlreiche Beispiele heute etablierter Heilpflanzen wie Johannis-kraut aus der europäischen Tradition oder Pas-sionsblume und Chinarinde aus Amerika sowie neuste Forschungen zu klassischen Heilpflan-zen des asiatischen Raums wie Boswellia geben Zeugnis dafür, dass traditionelle Medizinalpflan-zen ein grosses Potential als Heilmittel besitzen und historische Quellen – richtig verstanden und fachkundig ausgewertet – wichtige Hinweise für die Entwicklung von Phytotherapeutika bzw. Wirkstoffen geben können.

Prof. Dr. Sabine AnagnostouInstitut für Geschichte der Pharmazie, Universität Marburg

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Dr. Barbara BrauckmannDepartement Chemie und Angewandte Biowissenschaften, ETH Zürich

Ausbildung& Berufliche Positionen

Studium der Botanik und der klinischen und Umwelt-Mikrobiologie an der Technischen Universität Braunschweig

-> Dipl.-Biologin3 Jahre Doktorat im Forschungslabor (Berg- und Hüttenwesen) der Preussag AG Metall in Goslar/Oker mit Schwer-punkt Geohydromikrobiologie -> 1985 Dr. rer. nat. (TU-BS)Aufbau und Projekt-Durchführung:7 Jahre Industrieforschung bei der Preussag AG im Zentrallabor Berkhöpen (Peine) als Gruppenleiterin Mikrobielle Abwasserreinigung / Korro-sionsbekämpfung / Bodensanierung4 Jahre Wissenschaftsredaktorin bei der Chemischen Rundschau (Solothurn) für die Rubriken FuE - Biotechnologie, Bio-logie, Chemie, Medizin, Lebensmittel-technologie etc.1997-2000 Science Communications Phar-mazie, Medizin, Diagnostika, Vitamine, Aro-men bei Corporate Communications der F. Hoffmann-La Roche Ltd., Basel2001 bis 2003 Öffentlichkeitsarbeit für das Departement Chemie, ETH Zürichseit 2004 Öffentlichkeitsarbeit für das D-CHAB der ETH Zürich

Publikationen bis 1993 zur Mikrobiellen Abwasser- und Bodenreinigung, Biolaugung, Bio-sorption; bis 2000 medizinische Themen in den „Facetten“ (bei der F. Hoffmann-La Roche), 2001-2011: Hintergrundwis-sen zu Themen aus dem D-CHAB, 2001-2013: Hauszeitung „Molekül“; bis heute: Publikationen u.a. zu Kräuterbüchern, Klostermedizin, Chemikern der ETH

Interessensschwerpunkte Forschung und Historie der Pharmazie, Medizin (speziell Onkologie), Gesund-heitsprävention, Epidemiologie, Ge-sundheitspsychologie, Ganzheitsmedi-zin, Gartentherapie, Phytotherapie

Webseitenhttps://www.chab.ethz.ch/publicrelationshttps://www.chab.ethz.ch/museum/index

Zusammenfassung Vortrag

Das aus dem technisch-chemischen Institut des Eidgenössischen Polytech-nikums Zürich hervorgegangene phar-mazeutische Laboratorium verfügte vor rund 150 Jahren über eine Sammlung, in welcher sich offizinelle Drogen und arzneilich verwendete Rohstoffe für Demonstrationszwecke, Übungsarbeiten und Spezialstudien befanden. Prof. Carl Hartwich (1851-1917) erwei-terte eine von Prof. Eduard Schär (1873-1892) begonnene Drogensammlung zu einem Arbeitsmittel mit rund 7.000 Expo-naten. Diese «Hartwich-Sammlung» war seit dem Umzug auf den Hönggerberg von 2003 bis 2013 in den Räumlichkeiten des Institutes für Pharmazeutische Wis-senschaften untergebracht. Aus Platz- und Aufbewahrungsgründen wurde dann dem Pharmazie-Historischen Museum in Basel ein Hauptteil der pharmako-gnostischen und Buch-Sammlung als Dauerleihgabe übertragen.Nun sind in 6 Vitrinen im HCI noch etwa 500 Gegenstände ausgestellt, die an-fangs des 20. Jahrhunderts zum Tabak-, Opium- und Haschischrauchen, Kauen von Betel und Coca sowie zum Genuss von Tee, Kakao, Kaffee, Kawa, Mate und Sake dienten. Die Objekte spiegeln Kul-turen, Religionen, Handwerkstechniken und Materialien jener Zeit wider. Zum Nachlass von Hartwich zählen ausser-dem etwa 800 Kräuterbücher, Werke zur Botanik und Pharmakognosie, Apo-theker-Taxen und Pharmakopöen sowie Lehrbücher aus der Zeit von etwa 1520 bis 1910. Im Kurzvortrag werden der Pharmazeut Hartwich und seine Tätigkeit als Profes-sor der ETH Zürich, seine pharmakog-nostische Sammlung und insbesondere seine Büchersammlung mit einigen Beispielen vorgestellt. In einer Bildfol-ge werden u. a. Werke von Autoren wie Johann Schröder, Dioskurides, Carolus Clusius, Leonhard Fuchs, Elisabeth Blackwell, durchgeblättert und ein Blick auf alte Apothekertaxen, Reiseberichte und «Receptbücher» geworfen.

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Dr. Beatrix FalchPhytocura und ETH Zürich

Ausbildung & Berufliche Positionen

Juni 2010 – heuteErstellung der Datenbank „Herba-pro-Matre“ (für Ärzte und Apotheker) zur Be-wertung von Arzneipflanzen in Schwan-gerschaft und Stillzeit

Okt. 2004 – heuteLehrauftrag an der ETH Zürich für den Mi-kroskopierkurs des Praktikums Pharm-zeutische Biologie I und bis Nov. 2010 auch für das Wahlfach „Von Ethnophar-mazie zur molekularen Pharmakognosie” für Pharmaziestudierende

Feb. 2004 – heuteFachkoordinatorin und Lehrbeauftrag-te (für Gynäkologie, Phytotherapie, Komplementärmedizin) für das Assis-tenzjahr Pharmazie an der ETH, Zürich

Feb. 2003 – heuteAufbau und Leitung des Netzwerkes Herbadonna (Phytotherapie in der Gynä-kologie) mit Dr. med. Regina Widmer

Jan. 2002 – Dez. 2006Fachrichterin bei der Eidg. Rekurs- kommission für Heilmittel

Jan. 2001 – heuteAufbau und Führung der Beratungsfirma Phytocura

Okt. 2000 – heuteOrganisation von Kursen, Workshops und Tagungen der SMGP (Schweiz. Medizini-sche Gesellschaft für Phytotherapie), seit 2009 Vizepräsidentin der SMGP

Okt. 1996 – heuteWissenschaftsjournalistische Tätig-keit und Referentin zu Themen aus der Phytotherapie

Okt. 1996 – heuteOffizinapothekerin in Teilzeit

Nov. 1994 – Sept. 1996Mitarbeiterin bei Pharmaton SA, Lugano, Abteilung Drug Regulatory Affairs (DRA)

Okt 1990 – Okt. 1994Doktorarbeit unter der Leitung von Prof. Dr. O. Sticher und PD Dr. G. M. König, Departement Pharmazie / Phytochemie, ETH Zürich

Forschungsinteressen

Anwendung von Arzneipflanzen in der Gynäkologie und Geburtshilfe, Pädiatrie und Dermatologie

Webseiten• www.smgp.ch• www.herbadonna.ch• www.phytocura.ch

Zusammenfassung Vortrag

Am Beispiel der historischen Entwicklung der verschiedenen medizinischen Konzepte in der Frauenheilkunde soll gezeigt werden, wie wichtig auch heute noch das traditio-nelle phytotherapeutische Wissen für eine moderne pflanzenbasierte Heilkunde ist. Mit dem rasanten Erfolg der modernen Na-turwissenschaften im letzten Jahrhundert sind traditionelle Praktiken und überlieferte Rezepturen mit Arzneipflanzen in den Hin-tergrund gedrängt worden, zum Teil auch in Vergessenheit geraten. Es lohnt sich, dieses alte Wissen nicht pau-schal als überholt abzutun, sondern mit durchaus kritischem Blick erneut zu durch-leuchten und für unsere heutige Medizin nutzbar zu machen. Traditionelle Rituale in der Geburtshilfe, wie Marienbettstroh oder das Kindbier, werden sinnigerweise wieder praktiziert. Arzneipflanzen werden heute nicht nur nach ihrer pharmakologischen und klinischen Wirkungsweise, sondern auch aufgrund ihrer “Botschaft” und dadurch auf das Individuum abgestimmt eingesetzt. Statt nach dem Trial-and-Error-Prinzip vorzugehen und Arzneipflanzenextrakte unsystematisch einer Vielzahl von phar-makologischen Tests zu unterziehen, ist es sinvoll, dokumentierte Wirkungen gezielt zu überprüfen und mit naturwissenschaft-lichen Befunden vergleichen und so zielge-richtet Forschungsarbeiten zu initiieren.

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Ausbildung & Berufliche Positionen

1986-1991 Pharmaziestudium, Universität Bern1992-1996 Pharmaziehistorische Dissertation bei Prof. Dr. F. Ledermann, Universität Bern2002-2004 Fachapotheker FPH in Offizinpharmazie2004-2005 N a c h d i p l o m k u r s „Philosophie + Management“, Universität Luzernseit 1990 Eigene Apotheke in Langnau1992-1993 Lehrgang in Klassi-scher Homöopathie (SAHP)1996-2001 Lehrer für Phytothera-pie für Drogist/Innen in BernSeit 1996 Mitglied der IACM (Intern. Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin)2000-2001 Lehrgänge in Orthomo-lekularer Therapie und Isopathie und Dunkelfeldmikroskopie2002-2006 Dozent für Phytothe-rapie am Institut für Integrative Heil-praxis, Weggis/Luzern2003-2004 Lehrgang in Spagyrikseit 2004 Lehrauftrag an der ETH Zürich für Geschichte der Pharmazieseit 2008 Vorstandsmitglied der Schweiz. Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie seit 2008 Mitglied Kantonale Kommission für Gesundheitsförde-rungs- und Suchtfragenseit 2011 Mitglied STCM, Schwei-zer Arbeitsgruppe für Cannabinoide in der Medizinseit 2012 Mitglied des Sanitäts-kollegium des Kantons Bern

Publikationen und Mitautor einiger Bücher zum Thema Hanf

Forschungsinteressen/Spezialgebiete

• Cannabis in der Medizin• Komplementärmedizin• Pharmaziegeschichte

Zusammenfassung Vortrag

Besondere Krämer waren Apotheker schon immer, sind Medikamente doch ein spezielles Gut. Obschon sich das Berufsbild des Apothekers im Verlauf der Geschichte enorm gewandelt hat, diese Sonderstellung bleibt bis heute konstant. Im frühen Mittelalter begannen sich die Apotheker zu emanzipieren, d.h. die Pharmazie als eigenständiges Fach konnte sich entwickeln. Eng damit ver-bunden war die sich immer verbessern-de Ausbildung, in städtischen Gebieten konnten erste Apotheken eröffnet wer-den. Schon immer waren Apotheker ei-nem speziellen beruflichen und sozialen Spannungsfeld ausgesetzt. Damals wie heute bewegen sich Apotheker im Um-feld zwischen Naturwissenschaft und Unternehmertum. Als ehemalige Hand-werker hatte man es zwar schlussend-lich zu akademischen Weihen gebracht, jedoch bleibt bis heute der Vorwurf des akademisch gebildeten Verkäufers. Die ursprüngliche Tätigkeit des Apothe-kers, das Herstellen von Medikamen-ten, wurde in den letzten 100 Jahren zunehmend von der pharmazeutischen Industrie übernommen, daneben ver-schärften auch Ärzte und Drogisten den wirtschaftlichen Druck, die Apotheke als Institution musste sich fortwährend neu bewähren und erfinden.Im Apothekenlabor, das auch schon als Keimzelle der Naturwissenschaften be-zeichnet wurde, brachten findige Apo-theker immer wieder Errungenschaften hervor, die heute aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken sind. Solche Pioniere waren beispielsweise Friedrich Wilhelm Sertürner, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts als erster Morphin entdeckt hatte oder auch John Pemberton, der 100 Jahre später als Er-finder des Coca Cola in die Geschichte einging. Weltbekannte pharmazeutische Unternehmen wie Schering oder Merck haben ihre Wurzeln auch im Apotheken-handwerk und berufen sich gerne auf diese Tradition.

Dr. Manfred FankhauserPhytocura und ETH Zürich

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Martina FöhnProSpecieRara

Ausbildung & Berufliche Positionen

März 2009 – heuteProjektleitung Zierpflanzen bei ProSpecieRara

März 2009 – heuteProjekte in der Gartentherapie an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften

November 2000 – Februar 2009Leitung verschiedener Projekte in der Pflanzenverwendung an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften

November 2000 – Februar 2009Leitung der Landschaftsbauzeichner Innen am Berufsbildungszentrum Wädenswil

September 1997 – Oktober 2000Studium Obst-, Wein- und Gartenbau an der Hochschule Wädenswil

September 1996 – August 1997Praktikum in der Baumschule Zulauf in Schinznach

September 1982 – Juni 1996Supervisor in der Qualitätskontrolle Heilpflanzen und Rohstoffe der Fa. Kytta, Alpirsbach (D)

Januar 1982 – Juni 1982Berufspraktikum als pharmazeutisch-technische Assistentin in der Markt- apotheke in Völklingen (D)

Publikationen

Herausgeberin im Buch „Garten und Demenz“ (Föhn & Dietrich, Huber-Verlag, Bern, 2013)Mitautorin im „Lehrbuch Gartenthera-pie“ (Schneiter-Ulmann, Huber-Verlag Bern, 2010)

Forschungsinteressen

• Heilpflanzen• Historische Zierpflanzen• Alte Arznei- und Kräuterbücher• Gesundheit und Pflanzen

Webseiten

• www.prospecierara.ch• www.zhaw.ch• www.gartentherapie.ch

Zusammenfassung Vortrag

Conrad Gessner, einer der berühm-testen Naturwissenschaftler der Schweiz, hat seine Erfahrungen in zahlreichen Werken der Nachwelt hinterlassen. Von den vielfältigen Disziplinen, in denen er geforscht hat, werden seine Leistungen als Pharmazeut und Gärtner vorge-stellt. Sein Interesse an der Natur und an den Pflanzen wird in einem Garten-Projekt in seiner Heimat-stadt Zürich abgebildet.

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Ausbildung & Berufliche Positionen

1973 - 1977 Studium der Pharma-zeutischen Wissenschaften, Universität Bonn1976 - 1977 Praktische Ausbildung in einer Präsenzapotheke1977 - 1980 Dissertation - Dr. rer. nat.1989 Habilitation „Pharmazeutische Chemie an der Universität Tübingen1990 Ernennung zum Privatdozenten1980 Postdoktorat, Institut für Phar-mazie, Universität Bonn1984 - 1985 Forschungsaufenthalt am Institut für Pharmazie, Universität Bern1988, 1994 Forschungsaufenthalte am Biographics Laboratory, Depart-ment of Biochemistry and Biophysics, Texas A&M, E. Meyer 1989 Forschungsaufenthalt am Birkbeck College London, Sir T. Blundell1983 -1991 Assistenzprofessor am Institut für Pharmazie, Universität Tübingen1991 - 1994 Professor für Pharma-zeutische Chemie an der ETH Zürich seit 1994 Ordentlicher Professor an der ETH Zürich1992 und 1994 Gastprofessor am Dept. of Pharmacy der Universität Neapel2000 Gastprofesssor am ICTP/SISSA, Triest seit Okt. 2004 Direktor des Collegium Helveticum der ETHZ und UniZH2005 Gastprofessor an der Universi-tät Bologna, Department Pharmazie

Webseiten - http://www.collegium.ethz.ch/ueber-uns/mitarbeiter/prof-dr-gerd-folkers/ - http://www.collegium.ethz.ch/fileadmin/autoren/pdf_publikations-listen/1408_folkers_publ.pdf

Zusammenfassung Vortrag

Der mittelalterliche «Theriak» wurde als «Hilfsmittel des Himmels» gegen alle Krankheiten verwendet. Weil zu jenen

Zeiten der Theriak meistens aus Venedig importiert wurde und folglich extrem kost-bar und teuer war, waren Fälschungen an der Tagesordnung. Deshalb entwickelten Hersteller und Patienten ein Standar-disierungsverfahren, das aus einfacher organoleptischer Analytik und öffentlicher Kontrolle bestand, eine Konventionsme-thode, um eine konstante Qualität des Produktes zu garantieren. In der Praxis hiess das, den Theriak in den grossen Reichsstädten zumindest auf öffentlichen Plätzen durch die Apothekerschaft der Stadt zubereiten zu lassen. Denn eine Zu-tat, die besonders gegen eine leichte Ma-genübersäuerung geschätzt wurde, waren zerstossene Perlen, deren Vorkommen in der Arznei man gerne mit eigenen Augen gesehen hätte, wegen des Preises und des damit verbundenen Placeboeffektes. Andererseits wirkte eine Prise Opium in der komplizierten Arznei wahre Wunder, besonders wenn sie nicht deklariert war. Man kann sich das als eine Art induzierten Placeboeffekt vorstellen, weil die lobende Mund-zu-Mund-Propaganda natürlich auch diejenigen Chargen des Theriaks betraf, in denen das Opium dann fehlte, die aber zum gleichen Preis verkauft wurden. Aus solchen Bedürfnissen des Kunden entstanden Regularien, die Standardisie-rungsprozesse und Normen festgeschrie-ben und damit für die Einhaltung einer bestimmten, gesellschaftlich vereinbarten Qualität sorgten: Die Arzneibücher. Der Qualitätsbegriff des Arzneibuch als eines Werkzeugs, das sicherstellt, dass die richtige Dosis, des richtigen Arznei-mittels zum richtigen Zeitpunkt auf dem richtigen Weg zu erhalten ist, setzt deshalb eine ziemlich deterministische Auffassung einer Arzneimittelwirkung voraus, die im Lichte des schwierigen Qualiabegriffs und der inzwischen überkommenen Trennung von Geist und Körper zu hinterfragen ist. Die höchstentwickelten Arzneibücher heutzutage sind das Europäische Arz-neibuch und die US-Phamakopoe (USP). Ihre Monographien setzten «Qualitäts-standards» für das ganze Spektrum der Pharmakotherapie, die in Europa benutzt wird.

Prof. Dr. Gerd FolkersCollegium Helveticum UZH und ETH Zürich

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Dr. Barbara Frei HallerUniversité de Neuchâtel und ETH Zürich

Ausbildung & Berufliche Positionen

Promotion in Ethnobotanik und Phyto-chemie mit ethnomedizinisch-phyto-chemischen Auswertungen am Phar-mazeutischen Institut der ETH Zürich Post-Doc-Aufenthalt in Nairobi, Kenia am icipe (African Insect Science for Food and Health) CAS am NADEL der ETH Zürich 2000 - 2014 Board Member, Secretary und Newsletter Editor der International Society for Ethnopharmacology ISE.bis 2015 Privatdozentin an der Univer-sität Neuchâtel mit Vorlesungsreihe Ethnobiology and Parasitic Diseases Leitung African Repellents Project in Zusammenarbeit mit dem icipe Nairo-bi, der ZHAW Wädenswil, mit Beratung vom Swiss TPH Basel. Vorlesung von Ethnopharmazie zu mo-lekularer Pharmakognosie an der ETHTeilzeit-Offizinapothekerin in St. MoritzKonsiliarapothekerin für das Ospidal Val Müstair in Sta. Maria. Engagement im Stiftungsrat von Bio- vision (NGO für nachhaltige Entwicklung)

ForschungsinteressenInterdisziplinäre Projekte in Ethnobio-logie, Ethnopharmakologie, Ethnome-dizin, Phytochemie und Agroökologie, sowie die Rückführung der Forschungs-resultate und deren Implementierung in der Entwicklungszusammenarbeit.Laufende und Projekte in Planung:1) African Repellents- Plant based so-lutions to reduce malaria transmission and for the empowerment of local peo-ple for self help. 2) Farmhouse gardens in the Alps – Monitoring biocultural diversity. 3) Rezepturen eines Arzneibuches aus dem 16. Jh.

Webseiten

www.biovision.chwww.icipe.orgwww.ethnopharmacology.orghttp://www.ethnobiology.ch/de/perso-nen/frei_haller_barbara.html

Zusammenfassung Vortrag

„Heydnisch wundkrut, rotten nesslen wurtzen, reckholter woll, rottenn thannen rindt“, schon mal gehört? Alles bekannte Pflanzen? Nicht immer trivial und eindeu-tig, wenn man die Literatur der deutschen Pflanzennamen durchforscht! Im Arzneibuch von Burkhard III. von Hallwyl (1535-1598) finden sich auf 300 Seiten in mehreren tausend Rezepten und Varian-ten davon, solche frühneuhochdeutsche Pflanzennamen. Das Original, ein Foliant, datiert von 1580, ist dem Hause Hallwyl, den Nachkommen und dem «gemeinen Mann» gewidmet, der sich eine Konsul-tation beim den damaligen Medizinalper-sonen nicht leisten konnte. Bis heute sind 15 Abschriften dieses Hausarzneibuches bekannt, was auf eine weitverbreitete, intensive Anwendung der vorgeschlage-nen Rezepte schliessen lässt. Einige der Abschriften wurden erst nach dem Tode Burkhards kopiert. Versucht man alle Kopien zeitlich einzuord-nen, entsteht ein komplexer Manuskript-Stammbaum, der das Arzneibuch von Hallwyl zu einem äusserst interessanten Forschungsgegenstand macht und ein weiteres Indiz liefert für seine zur damali-gen Zeit innovativen Anwendungen. Um das phytotherapeutische Wissen dieses Werkes zu entschlüsseln, ist ein interdisziplinäres Projekt in Vorbereitung, um das Arzneibuch auch aus einer phar-mazie- bzw. sozialhistorischen Perspektive zu durchleuchten und unterschiedliche Instrumente zu schaffen, damit das im Arzneibuch von Hallwyl enthaltene Wissen der Öffentlichkeit vermitteln zu können. Die Projektinitianten hoffen, dass das gewon-nene Datenmaterial interessante Ansatz-punkte für die Naturstoffforschung bietet und auch eine mögliche Inspirationsquelle für die Entwicklung neuer Arznei- bzw. Nahrungsergänzungsmittel darstellt. Der Vortrag gibt einen Überblick über die allgemein historischen, kodikologi-schen, papierhistorischen und pharma-ziehistorischen Vorprojekte und schlüs-selt den «Hallwylisch wundtrannck» nach verschiedenen Aspekten auf.

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Prof. Dr. François Ledermann Universität Bern

Ausbildung & Berufliche Positionen

1969-1975 Studium der Pharmazie an der Universität Bern1975 eidg. Diplom als Apotheker1975-1978 Studium der Pharmazie-geschichte und Arbeit an einer phar-maziehistorischen Dissertation, Paris, Université René-Descartes1978 Promotion zum Dr. pharm., Paris, 1988 Habilitation für Geschichte der Medizin und der Pharmazie, Universität Bern1995 Ernennung zum Titularprofessor, Universität BernEmeritierter Titularprofessor der Universität BernFreier Mitarbeiter des Instituts für Medizingeschichte der Universität BernKurator der Historischen Bibliothek der Schweizer PharmazieKurator der Berner pharmakognosti-schen Sammlung

Herausgeber der Veröffentlichungen der Schweizerischen Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie Mitarbeiter am Historischen Lexikon der Schweiz

Ehrungen & Mitgliedschaften Prix d›Histoire de la Pharmacie, 1978Henry-Sigerist-Preis, 1979Premio-Giulio-Conci, 1994Schelenz-Plakette, 1998Medaille Folch Jou, 2002Medaille Parmentier, 2013

Académie nationale de pharmacie (Paris)Real Academia de Farmacia (Madrid)Accademia Italiana di Storia della FarmaciaCercle Benelux d`Histoire de la PharmacieDeutsche Gesellschaft für Geschichte der PharmazieReial Academia de Farmacia de Cata-lunya (Barcelona)Rumänische Gesellschaft für Geschichte der PharmazieSchweizerische Gesellschaft für Ge-schichte der Pharmazie

Zusammenfassung Vortrag

Einem Paradigmenwechsel ent-sprechend entsteht vor und nach 1900 in den pharmazeutischen Wis-senschaften die Pharmakognosie als neue Fachrichtung aus einem Verschmelzen der Botanik und der Chemie, aber auch mit dem Einbe-zug von weiteren Kennzeichen, wie der Geschichte, der Kultur, dem Handel und der Geographie der Drogen. So wird ein kultureller Blick auf die Drogenkunde geworfen, der ebenfalls deren internationalen, ja kosmopolitischen Charakter unterstreicht. Bei dieser epistemologischcen Er-neuerung spielte die Berner Phar-makognosie mit deren Hauptakteu-ren Friedrich August Flückiger und Alexander Tschirch eine beträchtli-che RolleFünf Elemente kennzeichnen die Tätigkeit von Flückiger und von Tschirch, wie auch von manchen anderen akademisch tätigen Phar-makognosten dieser Zeit: die Vor-lesungen, die Publikationen, die Reisen, die Sammlungen und die Dissertationen. Bei allen diesen fünf Bestandteilen der damaligen Phar-makognosie beobachtet man sowohl bei Flückiger wie bei Tschirch eine Suche nach dem Exotischen, einen Trend zum Ausland, Züge, die hier am Beispiel einiger der oben er-wähnten Elemente verfolgt werden sollen.

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Page 12: Pharmazeutische Forschung: Von historischen Quellen zu ... · Der zweitgenannte Aspekt bildet das zentrale Thema dieses kurzen Vor-trags, der anhand konkreter Beispiele die Bedeutung

Von historischen Quellen zu modernen ArzneimittelnSpeziell im 16. Jahrhundert begannen Stadtärzte, Apotheker und Botaniker damit, bisheriges Pflanzenwissen zu sortieren, Anwendungsvorschriften zu optimieren und vermehrt auch in deutscher Sprache in Arzneibüchern zu publizieren. Die Erfindung und Nutzung des Buchdrucks ermöglichten und vereinfachten eine Ver-vielfältigung und Verbreitung solcher Sammelwerke. Zahlreiche Autoren rückten bald auch Herstellung, Qualitätssicherung, Lagerungsvorschriften und Prüfmethoden für Arzneimittel in den Vordergrund. Derartige, zunächst für Städte oder Herrschaftsge-biete und später national oder international gültige Pharmakopöen wurden über die Gesetzgebung verbindlich. Gelehrte des 16. Jh. wie Burkhard III von Hallwyl oder Conrad Gessner erkundeten für ihre Schriften die umgebende Natur, kultivierten Heilpflanzen in ihren Privatgärten und verfeinerten überlieferte Rezepturen.Neben den pflanzlichen wurden in den folgenden Jahrzehnten in Anlehnung an Glauber oder Paracelsus auch die «medico-chymischen» Produkte in die Arzneibücher integriert und ausser Naturstoffen zunehmend synthetisch hergestellte Wirkstoffe beschrieben. Hochschullehrer des 19. und 20. Jh. wie August Flückiger, Alexander Tschirch und Carl Hartwich sorgten mit ihren pharmazeutischen Forschungen, Sammlungen sowie ge-schichtlichen und ethnologischen Studien für richtungsweisende Charakterisierungen pflanzlicher Heilmittel, die die Basis für die heutigen innovativen Therapeutika bildeten.