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meine Geschichte unsere Geschichte PIONIRI

PIONIRI - Whywar · Kriegsschauplatz Bosnien und Herzegowina Ab 1992 kommt es zu einer Reihe von UNO-Missionen in Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Mazedonien und im Kosovo. 1995

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Page 1: PIONIRI - Whywar · Kriegsschauplatz Bosnien und Herzegowina Ab 1992 kommt es zu einer Reihe von UNO-Missionen in Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Mazedonien und im Kosovo. 1995

meine Geschichteunsere Geschichte

PIONIRI

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Inhalt

Vorw

ort

Nähere Informationen unter: www.whywar.at/Ex-Jugoslawien

Pioniri Seite 4-5

Why war? Warum Krieg? Seite 6-19

Glossar Seite 20

Bücher Seite 21

Musik Seite 22

Websites Seite 23

Filme Seite 24-25

Methoden Seite 26-27

pioniri meine Geschichte – unsere Geschichte

Was sind Pioniere? Menschen, die Themen aufgreifen, die anderen noch viel zu heiß sind. Menschen, die den Mut haben, Dinge anzusprechen, die noch hinter vorgehaltener Hand verhandelt werden. Menschen, die etwas, das ihnen wichtig ist, tun, ohne sicher zu wissen, wie es ausgehen wird.

Eine Gruppe junger Salzburger Erwachsener hat sich als wahre Pioniere erwiesen, als sie beschlossen haben, sich auf das Abenteuer einzulassen, gemeinsam die Kriege in Ex-Jugoslawien zu thematisieren, miteinander zu diskutieren und gemeinsam Workshops und Materialien auszuarbeiten und anzubieten. Das Mutige daran: Alle haben einen biografischen Bezug zu Ex-Jugoslawien, sind als Gastarbeiterkinder, Kriegsflüchtlinge oder Bildungs- und ArbeitsmigrantInnen nach Salzburg gekommen und haben unterschiedliche ethnische, religiöse oder soziale Hintergründe.

Sie haben eine Geschichte zu erzählen, die im doppelten Sinne ihnen gehört. Zum einen setzen sie sich mit der eigenen (Lebens-) Geschichte auseinander, die von Krieg, aber auch von vielen friedlichen Bildern mitgeprägt wurde. Zum anderen werden sie mit der Geschichte und den unterschiedlichen Geschichtsdeutungen einer Gruppe /Ethnie/Nation konfrontiert, der sie sich mehr oder weniger zugehörig fühlen, mit der sie von außen identifiziert werden und die eine Stellung- oder auch Parteinahme von ihnen erwartet.

Das Ergebnis dieses gemeinsamen Hinschauens liegt in diesem Booklet und der dazugehörigen DVD vor: Der Versuch, die Hintergründe der Kriege in Ex-Jugoslawien gemeinsam zu erzählen, lesenswerte Literatur, hörenswerte Lieder, sehenswerte Filme dazu zu empfehlen und parallel dazu die eigene Geschichte zu erzählen, ist Pionierarbeit, die sich gelohnt hat.

Nähere Informationen und Hintergründe findet Ihr auf www.whywar.at

Hans Peter Graß, Projektleiter

Projektleitung Friedensbüro:Samina Smajilbašić, Hans Peter Graß, Hanna Westman,

Wir bedanken uns für die Zusammenarbeit bei:

Admir BajrićPetra BurgstallerĐjorđe ČeničBrian CobleJasmin GolićPamela HeilPavo Janjić-Baumgartner Georg KarlDominika MajorowskiMaja MurkovićSonja PrlićMichael SchreckeisLilly ValentTamara VolggerAnja WeißböckKarl Zechentner

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PIONIRI

Igor Murković, Juris

t,

geboren in Österreic

h,

verbrachte einen Tei

l

seiner Kindheit in K

ro-

atien.„Es gibt i

mmer noch rie-

sige Wissenslücken ü

ber

die Kriege in Ex-Jug

osla-

wien. In diesem Proj

ekt

haben wir einige dav

on

geschlossen.“

Sabaha Sinanović, Sekretärin an der Universität Salzburg, als Gastarbeiterkind in Österreich geboren. „Einfache, spezielle Menschen mit dem Gefühl des verpflichtenden Engagements haben ver-ständnisvoll und emo-tionsgeladen zusammen diskutiert und Gemein-samkeiten zugelassen.“

Shqipe Pagarusha,

Studentin der Psy-

chologie, geboren

im

Kosovo, seit 2003

in

Österreich.

„Die Diskussionen

in unserer Gruppe

veränderten meine

Sicht, weil ich au

ch

die andere Seite d

er

Geschichte hören

konnte.“

Albert Berisha, Studen

t

der Psychologie, ge-

boren im Kosovo, seit

1992 in Österreich.

„In unseren Workshops

haben vielleicht einig

e

Jugendliche begonnen,

ihre Eltern oder Groß-

eltern zu fragen, wie

das aus ihrer Sicht wa

r

und erfahren so mehr

über sich selbst und

ihre Heimat.“

Marko Dinić, Student und Schriftsteller, geboren in Serbien, seit 2009 in Öster-reich.„Das WhyWar-Projekt zeigt, dass der Dia-log durchaus möglich ist und alle Seiten aufbaut und stärkt für eine gemeinsame Zukunft“.

Ajet Kastrati, Diplo-mierter Gesundheits- und Krankenpfleger, geboren im Kosovo, seit 1992 in Österreich.„Dass es so wenige Jahre nach dem Krieg möglich war, dass Angehörige ehemaliger Kriegspartei-en ohne Vorurteile über diese Zeit sprechen konnten, macht mich sehr zuversichtlich für unse-re Zukunft.“

Andrea Nenadić, Studen-tin der Päd. Hochschule, geboren in Bosnien-Her-zegowina, seit 1992 in Österreich.„Über die Kriege in Ex-Jugoslawien wird in vielen Familien kaum gesprochen. Um allerdings ein friedliches Mitei-nander zu ermöglichen, müssen wir uns unserer Vergangenheit stellen.“

Samina Smajilbašić,

Soziologin, geboren in

Bosnien-Herzegowina,

seit 1992 in Öster-

reich.„In meinem Erzählca

sprach ich zum ersten

Mal über die Flucht-

erfahrungen meiner

Familie und wie die

Kriege in Ex-Jugosla-

wien unser aller Leben

verändert haben.“

Adis Šerifović, Mitar-beiter der Plattform für Menschenrechte, geboren in Bosnien-Herzegowina, seit 1992 in Österreich.„Ich hätte mir gewünscht, als Schüler selbst die Möglichkeit zu haben, mit Menschen zu reden, die die Folgen eines Krieges erlebt haben und bereit sind, ihre eigene Meinung zur Diskussion zu stellen.“

Ljiljana Zlatojević,

Juristin, aufgewachsen

in Serbien, seit 1996 in

Österreich.

„Dieses Projekt war

eine Möglichkeit, mich

in einem konstruktiven

Rahmen in einer zeit-

lichen Distanz mit den

„Geschichten“ der Kriege

in Ex-Jugoslawien aus-

einanderzusetzen.“

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Im 7. Jahrhundert, also vor fast 1500 Jahren, siedeln sich slawische Völ-ker am Balkan an.

In der Folge werden die Gebiete des Bal-kans zwischen dem Os-manischen Reich und der Habsburgermon-archie aufgeteilt. In dieser Zeit kommt es immer wieder zu An- und Umsiedlun-gen, vor allem aus ethnischen und re-ligiösen Gründen.

Um eine Geschichte zu ver-stehen, muss man manchmal weit zurückgehen…

Über die Geschichte von Kriegen gibt es so viele Deutungen wie es BetrachterInnen gibt. Wir haben versucht, einen gemeinsamen Blick auf die Kriege in Ex-Jugoslawien zu werfen, darüber zu diskutieren und eine gemeinsame Erzählung darüber zu schreiben.

Der Balkan – eine Region unter Fremdherrschaft

Why War? Warum Krieg? 1914 wird der österrei-chische Thronfolger in Sarajewo erschos-sen. Nach Ende des ersten Weltkrieges 1918 verändert sich die politische Landkar-te Europas - die Habs-

burgermonarchie und das Osmani-sche Reich zer-fallen. Die auf diesem Territori-um lebenden Völ-

ker bilden eigene Nationalstaaten

mit großen ethni-schen Minderheiten.

2.WeltkriegIm zweiten Weltkrieg wird Jugoslawien zwischen Deutschland, Italien, Ungarn und Bulgarien aufgeteilt. Es kommt zu erbitterten Kämpfen, in denen über eine Million Menschen sterben. Hundert-tausende Menschen werden deportiert oder in Konzentrationslagern, wie dem Lager Jasenovac, ermordet.

1.Weltkrieg – Entstehung neuer Grenzen

Dabei kommt es immer wieder zu Krieg und Gewalt.

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Nach 1945 – „Zeit der Brüderlichkeit und Einheit“

Letztlich gehen die PartisanInnen unter Josip Broz Tito aus dem Befreiungskrieg gegen die nationalsozialisti-schen Truppen als Sieger hervor. 1945 wird die „Föde-rative Volkrepublik Jugoslawien“ mit den Teilrepubliken Slowenien, Kroatien, Serbien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro und Mazedonien ausgerufen. 1963 erhalten die Vojvodina und das Kosovo den Status autonomer Provinzen. Der neue Staat wendet sich dem kommunisti-schen System nach Vorbild der Sowjetunion zu.

Und dann stirbt Tito...

1980 stirbt Josip Broz Tito. Schnell treten nationale Gegen-sätze immer mehr in den Vordergrund – Hand in Hand damit werden die Rufe nach größerer Autonomie der einzelnen Teilrepubliken lauter. Der allgemeine Lebensstandard sinkt durch höhere Arbeitslosigkeit und Inflation deutlich.

Die Politik des langjährigen Staats-präsidenten Tito hat gute und schlechte Seiten. So führt er z.B. eine Politik der Blockfreiheit ein und schafft es, ethnische und religiöse Konflikte einzudämmen. Er fördert die industrielle Entwicklung, die Ar-beiterInnen-Selbstverwaltung und öffnet die Grenzen für Tourismus und GastarbeiterInnen. Schatten-seiten seiner Politik sind jedoch die Einparteien-Herrschaft, der Kult um seine Person, die Unterdrückung politisch Andersdenkender und die hohen Rüstungsausgaben.

Titos Tod – eine Zeit des Umbruchs

Titos Politik – Licht- und Schattenseiten

Nach diesen Kriegen müssen erst einmal die Wunden heilen.

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1991– Kriegsschauplatz Slowenien

1991 erklärt sich Slowenien für unabhän-gig. Daraufhin kommt es zu bewaffneten Konflikten zwischen der jugoslawischen Volksarmee und den slowenischen Sicher-heitskräften. Der Krieg dauert 10 Tage und endet mit einem Kompromiss.

Im selben Jahr beschließt Kroatien eine neue Verfassung, in der sich die serbische Minderheit be-nachteiligt fühlt. Nach der Unabhängigkeitserklärung Kroatiens kommt es zur Bildung autonomer serbischer Gebiete in Kroatien und in der Folge zu erbitterten Kämpfen und Vertreibungen. 1995 erobert Kroatien die besetzten Gebiete wieder zurück.

1991– Kriegsschauplatz Kroatien

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Die Beziehungen zwischen den Ethnien verschlechtern sich. In den einzelnen Teilepubliken kommt es zu Wahlen, erstmals setzen sich nationalistische Parteien durch. Da in allen Teilrepubliken und autonomen Provinzen große Minderheiten leben, droht es zu Krieg und Vertreibung zu kommen.

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Der spätere serbische Präsident Slobodan Milošević schürt mit seiner „Rede auf dem Amselfeld“ die Angst der serbischen Bevölkerung im Kosovo. Dort kommt es unter Ibrahim Rugova zu gewaltfreiem Protest und Widerstand gegen die zunehmende Unterdrückung der albanisch sprechenden Bevölkerung.

Und wieder kommt es zum Krieg....

Der nationa-listische Gedanke nimmt seinen Lauf...

Vom Kommunismus zum Nationalismus

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Internationale Interventionen1992 –

Kriegsschauplatz Bosnienund Herzegowina

Ab 1992 kommt es zu einer Reihe von UNO-Missionen in Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Mazedonien und im Kosovo. 1995 greift die NATO militärisch in das Kriegsgeschehen ein. Im Dezember 1995 wird das Friedensabkommen von Dayton unterschrieben und damit der Krieg in Kroatien und Bosnien-Herzegowina formell beendet.

Nach der Unabhängigkeitserklärung Bosnien-Her-zegowinas kommt es zu massiven Kriegsverbrechen, ethnischen Säuberungen, Vertreibungen und syste-matischen Vergewaltigungen. Die Hauptstadt Sara-jevo wird jahrelang belagert. Von der UNO werden Schutzzonen errichtet, in denen nicht gekämpft werden darf. Dennoch gehen die Kämpfe weiter.

Die Versuche, wieder Frieden zu schaffen,

sind vielfältig…

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Nach der Abschaffung der Autonomie des Kosovo kommt es dort erneut zu einem Ruf nach einer Loslösung von Serbien. Nach jah-relangem gewaltfreien Widerstand beginnt die UCK, als Antwort auf die zunehmende Unterdrückung durch das serbische Regime, den bewaffneten Kampf. Serbische Streitkräfte reagieren mit massiven Vertreibungen der albanischen Bevölkerung.

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1999– Kriegsschauplatz Serbien und Kosovo

Massaker und Kriegsverbrechen

Zerstörungen

Während der Kriege kommt es zur Zerstörung zahlreicher Kulturgüter wie Kirchen, Moscheen, Bibliotheken oder Friedhöfen genauso wie auch von Infrastruktur – Straßen, Brücken, Krankenhäuser oder Schulen werden ruiniert. Viele Gebiete in Bos-nien-Herzegowina, Kosovo und Kroatien sind nach

wie vor vermint, in Serbien und im Kosovo durch uranangereicherte

NATO-Munition verstrahlt.

Nach dem Scheitern der Friedensverhandlungen von Rambouillet startet die NATO am 24. März 1999 Luftangriffe auf Serbien. Diese Angriffe sind völkerrechtlich nicht legitimiert. Sie fordern Opfer in der Zivilbevölkerung und verursachen hohe militä-rische und infrastrukturelle Schäden. Nach 78 Tagen Bombardements durch die NATO zieht Serbien die Truppen aus dem Kosovo zurück. 2008 erklärt Kosovo seine Unabhängigkeit.

Während der Kriege in Ex-Jugoslawien kommt es auf allen Seiten zu Kriegsverbrechen gegen die Zivilbevöl-kerung. In Srebrenica werden 1995 ca. 8000 Bosniaken, vor allem Männer und Jungen zwischen 12 und 77, Jahren getötet. Dieses Massaker wird von der UNO als Völkermord klassifiziert.

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Wie in allen Kriegen leidet die Zivilbevölkerung am meisten...

In den Kriegen in Ex-Jugoslawien kom-men mehr als 130.000 Menschen ums Leben oder werden noch vermisst. Am Höhepunkt der Kriege befinden sich mehr als 4 Millionen Menschen auf der Flucht. 750.000 Flüchtlinge und Vertriebene finden Zuflucht in anderen europäischen Ländern. Weitere 250.000 Menschen flüchten nach Nordamerika und Austra-lien. In Ex-Jugoslawien leben heute noch hunderttausende Flüchtlinge in extrem schwierigen sozialen Verhältnissen.

Nachbarland Österreich

Kriegsopfer

In Österreich finden etwa 115.000 Flücht-linge und Vertriebene Zuflucht und mehr als 60.000 eine neue Hei- mat. Österreichische Hilfs-, Menschenrechts- und Friedensorganisati-onen unterstützen Pro- jekte vor Ort. Österrei-chische Soldaten sind im Rahmen der SFOR in Bosnien-Herzegowina und der KFOR im Kosovo im Einsatz. In zahlrei-chen Spendenaktionen werden Hilfsgüter in Kriegsgebiete geschickt und Wiederaufbaupro-jekte gefördert.

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Die Republiken erkennen sich gegenseitig an, führende Politiker entschuldigen sich öffentlich für Kriegsver-brechen. Die Regierungen aller Nachfolgerepubliken arbeiten mit dem Haager Tribunal zusammen und liefern Kriegsverbrecher aus. Zahlreiche NGO´s arbeiten in allen Regionen an Versöhnungs-, Demokra-tisierungs- und Wiederaufbauprojekten.

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Jugendliche, Facharbeiter- Innen und Intellektuelle wandern ab. Die Infra-struktur, Ausbildungsmög-lichkeiten und die wirt-schaftliche Entwicklung sind, insbesondere in ländlichen Gebieten, man-gelhaft. Korruption und die Trennung nach ethnischen Kriterien behindern nach wie vor die Demokratisie-rung in den einzelnen Län-dern. Das Rückkehrrecht von Flüchtlingen in ihre Heimat wird noch in vielen Fällen verwehrt oder er-

schwert.

Nach positiven Volks- abstimmungen tritt Slowenien 2004 der EU und 2007 der Eu-ro-Zone bei. Kroatiens EU Beitritt erfolgt 2013. Serbien, Mon-tenegro und Maze- donien haben den Status als Beitritts-kandidaten. Die EU – Annäherung des Koso- vo und Bosnien-Herze- gowinas steht noch aus.

Annäherung an die Europäische Union

Internationaler Strafgerichtshof Aktuelle Problematik

Schritte in eine bessere Zukunft

1993 wird der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien mit Sitz in Den Haag eingerichtet. Die Aufgabe des Gerichts besteht darin, alle Kriegsverbrechen, die in Ex-Jugoslawien begangen worden sind, aufzuklä-ren. Bisher wurden Prozesse gegen mehr als 120 Angeklagte abgeschlossen. Weitere Verfahren laufen noch.

Aber viel Erfreuliches hat sich schon getan.

Die Geschichte ist aber lange noch nicht zu Ende. Viele Probleme gibt es noch zu lösen….

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www.zarekom.org Verbund zivilge-sellschaftlicher Initiativen für einen transnationa-len Dialog über die Kriegsgeschehenisse in Jugoslawien zwi-schen 1991-2001 und für die Einrichtung einer Wahrheitskom-mission.

Amselfeld: 15. Juni 1389 - Schlacht auf dem Amselfeld (Kosovo) zwischen Serben und Osmanen.

Arbeiterselbstverwaltung: im ehemaligen Jugoslawien prak-tiziertes Wirtschafts- bzw. Unternehmensmodell.

Blockfreie Staaten: inter-nationale Organisation von Staaten, die keinem Mili-tärblock angehörten und sich im Ost-West-Konflikt neutral verhielten.

Ethnische Säuberungen: ge-waltsame Vertreibung, Umsied-lung, Deportation oder Tötung von Menschen aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit.

Ibrahim Rugova: bis 2006 Präsident des Kosovo; Sym-bolfigur des gewaltfreien Kampfes um die Unabhängig-keit des Kosovo.

Jasenovac: Konzentrationsla-ger in Kroatien während des 2. Weltkrieges

Josip Broz Tito: kommunisti-scher Politiker und jugosla-wischer Staatspräsident von 1945 bis 1980.

KFOR: die im Jahre 1999 nach Beendigung des Kosovokrieges aufgestellte multinationale militärische Formation unter der Leitung der NATO

NGO (Nichtstaatliche Orga-nisation): ein zivilgesell-schaftlich zustande gekomme-ner, regierungsunabhängiger Interessenverband

PartisanInnen: bewaffneter Kämpfer,der nicht zu den regulären Streitkräften eines Staates gehört.

SFOR: NATO-Schutztruppe für Bosnien und Herzegowina zur Verhinderung von Feindse-ligkeiten und Stabilisierung des Friedens.

Slobodan Milošević ehema-liger serbischer und jugo-slawischer Staatspräsident und Politiker, starb 2006 im Gefängnis des UN-Kriegs-verbrecher-Tribunals in Den Haag.

UÇK (Ushtria Çlirimtare e Kosovës), paramilitärische Organisation, die für die Unabhängigkeit des Kosovo kämpfte.

Vertrag von Dayton: beendete 1995 nach dreieinhalb Jahren den Krieg in Bosnien, Herze-gowina und Kroatien.

Vertrag von Rambouillet: 1999 trafen sich Vertreter der NATO, Serbiens und des Kosovo zur Aushandlung eines Friedensvertrags.

Völkermord oder Genozid: ge-kennzeichnet durch die spe-zielle Absicht, eine natio-nale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstören.

www.dasbiber.at Transkulturelles Magazin für neue ÖsterreicherIn-nen. Eine Mischung aus Lifestyle, Entertainment, Politik, Wirtschaft und Society jenseits des Mainstreams.

www.kultu

rkontakt.or.at

Kompetenz- und R

essour-

cenzentrum u.a i

m Bereich

Kultur- und Bild

ungs-

kooperation mit

Ost- und

Südosteuropa.

www.liceulice.org Plattform und Magazin für Aktivismus mit der Förderung sozialer Ver-änderung auf dem westli-chen Balkan als Ziel. www.icty.org Offizielle Seite des Kriegverbrecher-Tribuna-les in Den Haag.

www.schueler-helfen-leben.de/de/home.html 1992 von Schüle-rInnen gegründet,

die Gleichaltri-gen im ehemaligen Jugoslawien helfen wollten. Fördert und betreibt heute u.a. Jugend- und Bildungsprojekte in Südosteuropa.

www.wings-of-hope.de Psychosoziale Hilfe für Kinder und Jugendli-che, die durch Kriege und Gewalt traumatisiert wurden.

www.suedosteuropaeische-hefte.org

Online-Zeitschrift, neuere Arbeiten und Projekte der deutschsprachigen Südosteuro-paforschung, intellektueller Austausch und kooperative Ver-netzung.

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Gloss

ar

www.whywar.at/Ex-Jugoslawien

Mehr Links unter: www.whywar.at/das_internet_als_rechercheinstrument

Quellen:Marie-Janine CalicGeschichte Jugoslawiens im 20. Jahrhundert. C. H. Beck OHG, München, 2010Dunja Melcic(Hrsg.) Der Jugoslawien-Krieg. Handbuch zu Vor-geschichte, Verlauf und Konsequenzen. Westdeutscher Verlag, GmbH, Opladen/Wiesbaden, 1999Holm SundhaussenJugoslawien und seine Nachfolgestaaten 1943–2011. Eine ungewöhnliche Geschichte des Gewöhnlichen. Wien, Böhlau Verlag 2012

www.

Was heißt und wer ist denn das?

Schau da einmal hinein…

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Mehr Lieder unter: www.whywar.at/musik_zu_krieg_und_frieden

Djordje Balašević: Samo da rata ne budeEin Lied über den Wunsch nach Frieden ...Nek´se doba preokrenu, Nek´se zvezde uznemire, Nek´se planine pokrenu, Samo da rata ne bude...

Edo Majka: Za MirzuJede/r will sich zwar von den anderen abgrenzen. Trotzdem haben alle dieselben Probleme ...Svi su veliki Srbi, veliki Hrvati, Muslimani a svi su toliko gladni i toliko u banani...

Rimtutituki - Slušaj vamoEin Aufruf zum gewaltfreien Wi-derstand gegen die Unfreiheit...mir, brate, mir kuda svi, nemoj i ti. Jer ko izda biće prokleta pizda. Nemožeš pobići, onda nemoj stojat tu. mir, brate, mir.

The Kelly Fa

mily -

Children of

Kosovo

Ein bekannte

r internatio

naler

Song aus der

Zeit des Ko

sovo-

Krieges

...The child

ren of Kosov

o,

are crying f

or a helping

hand. The ch

ildren of

Kosovo are d

reaming of a

peaceful lan

d...

Priki - Yustalgija

Ein Lied über die Notwen

dig-

keit einer gemeinsamen Z

ukunft

in allen Republiken

...Zagreb, Sa

rajevo i Beo-

grad, za neki budući pame-

tan korak, koji neće biti

gorak kao pelin, nadam se

da neću morati da se selim

.

Manijak feat. Azra: Balkanbrüder

Ein Anti-Kriegs-Rap einer jungen

Gruppe aus Wien

...Wir führen alle Kriege,

aber eigentlich sind wir

Brüder, wer das Gegenteil

behauptet, ist für mich ein

Lügner...

Musik

Büch

er

Die Geschichte eines Mäd-chens, das aus Vukovar flüchten muss… Hotel NirgendwoIvana Bodrozić (2012). Paul Zsolnay Ver-lag, Wien

Nina Z. schrei

bt in ihrem

Tagebuch von i

hrem Leben im

Krieg und den

damit verbun-

den Ängsten….

Der Duft des L

indenbaums

Peter Münch (2

008)

Ravensburger B

uchverlag

Serbische Comi

cs

aus dem Alltag

sle-

ben im Krieg

Regards from Ser

bia:

A Cartoonist´s D

iary

of a Crisis in S

er-

bia.Terry J

ones & Chris

Ware (2007)

Top Shelf Prod

uc-

tions, Canada

Tagebuch eines 16 jäh-riges Mäd-chens, das in Prishtina lebt, geprägt von Konflikten zwischen Ser-ben und Kosovaren….Vertrieben: Sadberas TagebuchSadbera Gashi (1999)

Arnoldo Mondadori Editore S. p. A., Mailano

Anfang der 90er Jah-re drängt sich der Krieg in die unbe-schwerte Kindheit von Maša Kolanović….Underground BarbieMaša Kolanović (2012) Prospero Verlag Müns-ter, München

Dieser Comic-Roman thematisiert eindrucksvoll die Entstehung von ethnischen Kon-flikten in Bosni-en-HerzegowinaBosnienJoe Sacco (2010) Verlag bbb Edition Moderne AG, Zürich

Mehr Literatur unter: www.whywar.at/buecher_zu_krieg_und_frieden

Hör da einmal hinein

Lies das einmal

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Esma lebt mit ihrer 12-jährigen Tochter Sara im Stadtteil Grbavica in Sarajevo. Sara erfährt, dass sie die „Frucht“ einer Vergewaltigung ist und beide müssen lernen damit umzugehen….

Grbavica: Esmas Geheimnis (2009)Regie: Jasmila ŽbanićDrehbuch: Jasmila Žbanić, Barbara Albert, Länge: 90 Min.

Der Film erzählt

die Geschichte

von drei ju-goslawischen

Soldaten, zwei

davon Bosniaken,

einer Serbe, die

während des Bos-

nienkriegs zwi-

schen die Fronten geraten…

No Man‘s Land (2001)

Regie und Drehbuch: Denis

Tanović, Länge: 98 Min.

Wien 1991. Bilja be-reitet das Geburts-tagsfest für ihren Sohn Sascha vor. Aber Sascha

wird aus dem Zug ge-

holt und zwangsrekrutiert.

Nichts wird mehr so sein

wie früher…

Jugofilm (1997)Regie und Drehb

uch: Goran

Rebić, Länge: 88 Min.

Da seine Zi-garettenmarke ausverkauft ist, schika-niert Todor den Kioskbe-sitzer Ha-ris. Es kommt zur Eskalation, als der Soldat Marko einschreitet und Haris rettet…Krugovi (2012)Regie und Drehbuch: Srđan GolubovićLänge: 112 Min.

Dokumenta-

tionsreihe

über die

Geschichte

des ehemali-

gen Jugos-

lawien und

den daraus

entstandenen

Krieg….

Balkan Express (20

12)

Bundesministeriu

m für Un-

terricht, Kunst

und Kultur.

Produktion: PRE

TV (im Auftrag

von ORF und BMUK

K).

Länge: ca. 30 Mi

n.

Adis ( 7 J.) und Kermin ( 9 J.) verlieren im Krieg ihre Familie und kommen bei Hamza, einem Dichter un-ter….

Der perfekte Kreis (1997)Regie: Ademir KenovićDrehbuch: Ademir Kenović, Abdullah, Sidran und Pjer Zallica. Länge: 98 Min.

Dunja und Ines leben in Mostar. Bis jetzt sind sie sich noch nie begegnet, denn die Brücke über der Neretva wurde im Krieg zerstört.Birthday (2005)Regie und Drehbuch: Jasmila

Žbanić Kurzfim in: Lost and Found. Six Glances

at a Generation. Länge: 12 Min.

Der Tierarzt Radmilo und der Theaterregisseur Mirko sind ein junges, in Bel-grad ansässiges homosexuelles Paar. Mirko orga-nisiert eine Gay Pride Parade.Parada! (2011)Regie und Drehbuch: Srđan Dragojević, Länge: 115 Min.

Mehr Filme unter: www.whywar.at/filme_zu_krieg_und_frieden

Filme

Filme

Schau dir das einmal an.

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Erzählcafe » Ladet in Eure Gruppe Personen ein, die Euch über Ihre Erfahrungen mit

Krieg und Frieden, Migration und Integration erzählen wollen. » Stellt einen Katalog zusammen mit Fragen, die Euch wichtig sind, und wählt eine oder zwei Personen aus, die das Interview führen. » Stellt eine Atmosphäre her, in der es angenehm ist, zu erzählen und zuzuhören.

» Bemüht Euch, im Interview offene Fragen zu stellen, die es der erzählenden Person ermöglichen, die eigene Geschichte zu erzählen und Themenbereiche auch ausklammern zu können. » Bittet die eingeladene Person, Gegenstände (Accessoires, Texte, Bilder, Symbole, etc.) mitzunehmen und in das Gespräch einzubauen. » Beginnt die offene Fragerunde erst, wenn das Gespräch beendet ist, um den Erzählfluss nicht zu stören.

» Erzählt Euch in einer anschließenden Einheit in Partner-Interviews Eure eigenen Geschichten und überlegt Euch, welche Gegenstände Ihr auswählen würdet, um Eure Geschichte zu erzählen.

Skala » Sammelt unterschiedliche Aussagen und Thesen zu den Kriegen in

Ex-Jugoslawien und schreibt diese auf DIN-A4 Blätter.

» Macht den Gruppen-Raum in der Länge bzw. Breite frei und teilt ihn in

eine (imaginäre) Skala von 1–100.

» Legt die Blätter mit den Thesen seitlich im Raum verteilt auf.

» Bewegt Euch im Raum und lest alle Thesen durch.

» Wählt eine These, die euch besonders betrifft, aus und legt sie in der

Skala auf. 100 heißt absolute Zustimmung, 0 absolute Ablehnung und

dazwischen die abgestuften Varianten. Diese subjektive Positionierung

der jeweiligen These darf nicht mehr verändert werden.

» Wenn die jeweilige Aufstellung in der Skala abgeschlossen ist, könnt ihr

die Entscheidungen begründen und diskutieren.

» Fragt in einer ersten Runde, welche Motive eine Person hatte, eine These

gerade auf diesen Teil der Skala zu legen.

» In einer weiteren Runde begründet ihr eure Zustimmung oder warum ihr

eine These ganz woanders auf der Skala ansiedeln würdet.

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Exemplarische Erzählcafes und Thesen findest Du auf der dvd „pioniri“ weitere Methoden auf www.whywar.at/methoden_fuer_die_gruppenarbeit

Metho

den

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Probiert das selber aus

Page 15: PIONIRI - Whywar · Kriegsschauplatz Bosnien und Herzegowina Ab 1992 kommt es zu einer Reihe von UNO-Missionen in Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Mazedonien und im Kosovo. 1995

Alle Rechte vorbehalten: Friedensbüro Salzburg. Satz und Layout: fokus visuelle kommunikation. Druck: CSM Production GmbH Österreich 1. Auflage: 2014

Wir danken für die Unterstützung:

Renate Zundel

KontaKt

Friedensbüro salzburgFranz-Josef-Straße 3/3. Stock5020 Salzburg

Tel. & Fax +43 (0) 662/ 87 39 31 [email protected] www.friedensbuero.at

Öffnungszeiten Montag und Mittwoch 9 – 11 UhrDienstag und Donnerstag 15 – 18 Uhr

Kontonr. 17434 . BLZ 20404 . Salzburger Sparkasse

Die DVD „pioniri“ wurde in Zusammenarbeit mit dem Institut für Medienbildung Salzburg produziert. Informationen zur DVD „pioniri“ und zu den Workshops „WhyWar.at/Ex-Jugoslawien“ im Friedensbüro Salzburg

IMPRESSUM

Leitung Friedensbüro:Hans Peter GraßHanna WestmanSamina Smajilbašić

Illustration: why war? S. 1, 6 -19 Annette Rollny

Illustration: TippsS. 20-27 Adis Šerifović

Film:Markus Weisheitinger-HerrmannSandro PfeifferEdin Smajilbašić

aktionFILM