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Recht als Ressource in der Lebens- und Sozialberatung © Dr. Lydia Berka-Böckle www.trennpunkt.at Stand: Juni 2020

Recht als Ressource in der Lebens- und Sozialberatung€¦ · Die Macht der Medien ... Welche Gesetze gibt es und wenn ja, wie viele? ... Professionalität in der Beratungsbranche

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RechtalsRessource

inderLebens-undSozialberatung

©Dr.LydiaBerka-Böckle

www.trennpunkt.at

Stand:Juni2020

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Inhaltsüberblick

Einleitung...........................................................................................................................................3Ausbildungsinhalte..................................................................................................................................................3RechtalsRessourceimBeratungskontext.....................................................................................................4

DerAufbaudesRechtsstaates(SystemA)..............................................................................5Grundprinzipien........................................................................................................................................5Die3+1„Säulen“desRechtstaates.....................................................................................................6DieGesetzgebung......................................................................................................................................................6DieGerichtsbarkeit..................................................................................................................................................6DieVollziehung..........................................................................................................................................................7DieMachtderMedien.............................................................................................................................................7

DieRechtsordnung....................................................................................................................................7WelcheGesetzegibtesundwennja,wieviele?..........................................................................................7DerRechtsweg............................................................................................................................................................8Rechtsvertretung......................................................................................................................................................8

RechtundGerechtigkeit..........................................................................................................................8RechtsberatungsangeboteinÖsterreich-Überblick.................................................................10

BerufsrechtTeilI..........................................................................................................................10SelbstständigeBerufsausübung(SystemA2B).............................................................................10DieWirtschaftkammer........................................................................................................................................10Rechtsgrundlagen..................................................................................................................................................11

DerBeratungsmarktinÖsterreich(SystemB2B).......................................................................12PsychosozialeBeratung......................................................................................................................................12Konkurrenzund/oderKooperation?!...........................................................................................................12BeratungundBusiness........................................................................................................................................14Coaching&Co..........................................................................................................................................................15

BerufsrechtTeilII(SystemB2C).............................................................................................17ProfessionalitätinderBeratungsbranche..................................................................................................17Auftragsklärung......................................................................................................................................................18Setting,Rollenverständnis.................................................................................................................................19Vertraulichkeit,Verschwiegenheit.................................................................................................................20

BesondereBeratungssituationen.....................................................................................................21Eigengefährdungskontext..................................................................................................................................21Fremdgefährdungskontext................................................................................................................................24Schutzdes„imGeheimen“Anvertrauten....................................................................................................25

Linkliste...........................................................................................................................................27RechtsweseninÖsterreich..................................................................................................................27Berufsrecht...............................................................................................................................................28Familienrecht...........................................................................................................................................28AllgemeineRechtsfragen(Auswahl)................................................................................................29

Literaturverzeichnis....................................................................................................................29Einleitung..................................................................................................................................................................29Berufsrecht...............................................................................................................................................................29Familienrecht...........................................................................................................................................................29AllgemeineRechtsfragen....................................................................................................................................29

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RechtalsRessourceinderLebens-undSozialberatung

Einleitung

Ausbildungsinhalte Vorgeschriebener Inhalt laut Lebens- und Sozialberater-Verordnung (kurz: LSB-VO),Anhang:Familienrecht,Berufsrecht,AllgemeineRechtsfragen(24Einheiten)

Der Zweck des Kurses mit einem – für psychosoziale Berufe recht umfangreichen„Rechtsteil“ - liegt wohl darin, Teilnehmenden die berufsrechtlichenRahmenbedingungenderTätigkeit„Lebens-undSozialberatung“zuvermittelnunddieBerater*innen für ihre Rechte und Pflichten im Beratungskontext (auch denKlient*innen gegenüber) zu sensibilisieren. Alle zu Seminarzwecken vermitteltenInformationensindunverbindlichundkannkeineRechtsberatungimEinzelfallersetzen.Auf die einschlägigen Ansprechpartner wird je nach thematischen ZusammenhangausdrücklichhingewiesenimSinneWohin,Wastun?!

Rechtliche Informationen gibt es heutzutage auch optimal aufbetreitet im Internetnachzulesen. Deshalb sind in diesem Skriptum am Ende die wichtigsten Verweise(links)undLiteraturtippsangeführt.

Persönlicher Zugang Meine Arbeitsweise als Beraterin besteht darin, Rechtsinformationen als „Ressource“im jeweiligen Lebenskontext der Klient*innen anzubieten. Auch als Seminarleiterinvermeideichesgerne,dieangehendenBerater*innennichtmit„Lehrstoff“vonderUnizu überhäufen. Sie kommen aus den verschiedenstenGrundberufen. Oft gibt es (auchrechtliche) Spezialist*innen aus der Praxis. Vielmehr geht esmir darum, vorhandenesWissen zu sammeln und einen gelungenen kollegialen Erfahrungsaustauschanzustoßen. Aus meiner langjährigen Seminartätigkeit weiß ich mich stets einem„Expert*innengremium“gegenüber,dieinberuflichenundprivatenZusammenhangvielKnow-HowmitbringenundmitmirwertvollesWissenteilen.

UE-Frage:WasistIhr/deinberuflicherZugangzumThema„Recht“?

Systemische Herangehensweise Wir alle befinden uns in unterschiedlichen Systemen. Es gibt als „großes Ganzes“ dasSystem„StaatundGesellschaft“(ichnenneeshierSystemA).ImAusbildungskontextals angehende Lebens- und Sozialberater*innen1 schlüpfen wir in eine bestimmteRolle (System B). Später, als aktive Berater*innen, begegnen uns Kolleg*innen undKonkurrent*innen(SystemB2B).ImBeratungssettinghabenwiresmitKlient*innen(SystemB2C)zutun.DieHilfesuchendenbringenihreeigenenSystememit,indenensielebenoderlebten(Familien,Arbeitsplatzu.a.).Dabeigeht´sauchumdasInnenleben,dieeigenen innerenAnteile,diemiteinander inWiderspruchstehen(imSystemC),häufiggehtesdabeiauchumzwischenmenschlicheKonflikte(SystemC2C).

1Zumsprachlichen„Gendern“:ZurbesserenLesbarkeitwerdenmöglichstneutraleBezeichnungen(dasKlientel),die*Gender-Varianteoderauch(realitätsbezogen)weiblichebzw.männlicheFormenverwendet.DasandereGeschlechtistimZweifeljeweilshöflichmitgemeint.J

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DieBeteiligteneinesSystemsbefindensichinständigerInteraktion.DasherzustellendeGleichgewicht setzt eine ausgeglichene Verteilung der Verantwortlichkeiten unterdenAkteur*innen (Jung/Alt,Groß/Klein, Stark/Schwach,Weiblich/Männlich...) voraus.Ein Familien- oder Systembrett veranschaulicht im Beratungskontext dieseWirkungsweiseaufzwischenmenschlicherEbeneoptimal.

Recht als Ressource im Beratungskontext Siewerdensichvielleicht fragen:WOZUauchnochRecht inderLSB-Ausbildung?Alleswasrechtist!

Was ist „normal“? Wir alle brauchen Richtwerte… Ist das noch normal?! Diese Frage ist häufig zu hören im Beratungskontext. Gelehrtesind schon seit Jahrtausenden auf der Suche nach dem „Stein des Weisen“, dem„Philosopher´s Stone“. Moral, Ethik, Sitte sind normative Begriffe, die seit jehermenschliches Denken und Handeln bestimmen. Die Religion bietet einen klarenVerhaltenskodex, an denen sich gläubige Menschen orientieren. Sie hat jedoch imVergleich zum vorigen Jahrtausend an Bedeutung eingebüßt.Megatrends bestimmenderzeit die Gesellschaft, wie Individualisierung, Urbanisierung, Globalisierung,Ökologisierung und über allem die Digitalisierung, siehe Matthias Horx & Co(www.zukunftsinstitut.de). In der Schnelllebigkeit der westlichen Welt sindallgemeingültigeWertmaßstäbeimpermanentenWandelbegriffen.DasAlltagslebenistheutzutage im Vergleich zu früher einfacher geworden, aber es ist gar nichtmehr soeinfach,Richtliniendafürzufinden,waseinemselbstguttutundwasnicht.

Das Recht als Orientierungshilfe HilfesuchendekommenmitvielfältigenGlaubenssätzenzuunsindieBeratung.Wennwir Menschen etwas als „normal“ bezeichnen, so ist das im Grunde immer einesubjektive Bewertung. Im psychosozialen Beratungskontext zählt die subjektiveSichtweisedesKlientels(klient*innenzentrierteBetrachtung).

Das Recht hat im System A, der Gesellschaft im allgemeinen, den Zweck, für eingeordnetes Zusammenleben zu sorgen und dabei Werte wie Beständigkeit,Verlässlichkeit, Sicherheit undGerechtigkeit zu garantieren.DieRechtsordnung schafftnormativeRahmenbedingen,diemithilfestaatlicherBefugnissedurchsetzbarsind.Dabeiwird von einem objektivierbaren Maßstab ausgegangen: vom „billig und gerecht“denkendenMenschen,vom„werteverbundenenDurchschnittsmenschen“oderebenvonder„sorgfältigen“Lebens-undSozialberaterin,die„nachbestemWissenundGewissen“handelt(sieheunten).

Mankönntesagen,dasRechtisteineArt„Katastrophenordnung“.DasRechtgreifterstein,wenndas individuelleKonfliktlösungspotentialderMenschenerschöpft ist.EssolldieWiedergutmachungdesangerichtetenSchadens(Ausgleichsgedanke)erfolgen,SühnefürnichtwiedergutzumachendesUnrecht(Vergeltungsgedanke)undgenerellStraftatenhintanhalten(Präventionsgedanke).

Einschlägige Grundkenntnisse des Rechts sind im Beratungskontext erforderlich undnützlich, um den Klient*innen geeigneteOrientierungshilfe zu den beratungstypischenThemenzugeben.DieBeraterinverhältsichdenWerthaltungendesKlientelsgegenübergrundsätzlich neutral. Für den Fall, dass sich jemand auf demWeg zur gewünschtenLösung auf „verpönte“ Abwege begegen könnte, haben wir allerdings eine„Hinweispflicht“ auf externen Fachberatungsbedarf. Insofern dient das Recht alsRessourceimSystemB2C.FreilichsindberufsrechtlicheVorschriftenebensonützlichim

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Kontext B2B. Beispiel: Was kann ich gegen Kollegen tun, die unrechtmäßigeWettbewerbsvorteile erzielen? Was tun, wenn als Beraterin vor Gericht als Zeugingeladen bin? + Zu alldem später im Kapitel Berufsrecht Teil II und vertiefend imAusbildungsteilBerufsethik(E.Zörner).+

Schuld vs. "Verantwortung" "Schuld sein" bezieht sich auf die Vergangenheit. Ein schädigendes Ereignis isteingetreten, jemand "muss daran schuld sein", schon um das Geschehene für dieBetroffenenerklärbarzumachen.EsgehtumZuweisungvonVerantwortungdurcheineAutorität, es gibtBeschuldigte, Angeklagte, Täter, Schädiger/innen.Verantwortlich seinhat indes eine zukunftsbezogene Bedeutung. Wer etwas "verantwortet", behält dieMöglichkeit zur Veränderung bei sich. Der "Verantwortliche" gleicht die insUngleichgewicht gerateneWaage der Gerechtigkeitwieder aus, indem er aktiv bleibt,demGeschädigtenetwasanbietet,anstatt„vonoben“Bestrafunghinzunehmen.FreilichfehltdemBegriff"Verantwortung"imVergleichzur"Schuld"dieemotionaleImplikation- dieScham. Sich zu schämen, bedeutet einenBezug zwischenVerantwortlichkeit undsozialer Verträglichkeit die gesellschaftliche Akzeptanz für den "Verantwortlichen"wieder herzustellen. Dazu gehört vielleicht auch eine ehrliche gemeinte„Entschuldigung“. + Literaturtipp: Von Schuld und Verantwortung, Die MediationIV/2018+

Alldies führtzudenmodernenEntwicklungenimRecht,AlternativenzurgerichtlichenEntscheidung zu fördern.Mediation lautet dazu das Stichwort. Hier entscheiden dieBeteiligten selbst über die Kriterien eines fairen Ausgangs ihrer Auseinandersetzung.Möglichkeiten zur selbstverantworteten Konfliktbeilegung gibt es heutzutage in denmeisten gerichtsnahen Kontexten - vom Nachbarschaftsstreit über eskalierteElternkonfliktebishinzumgerichtnahen"außergerichtlichenTatausgleich“.

Der Aufbau des Rechtsstaates (System A) DerRechtstaat regelt das Zusammenleben derMenschen. Ein Rechtsstaat braucht einsolides Fundament (das Volk), eine massive Bauweise und ein dichtes Dach, umAngriffenundUmstürzenstandzuhalten,die–wieunsdieGeschichte lehrt– lautoderleiseinDiktaturundPolizeistaatausartenkönnen.

Grundprinzipien

Österreich isteinedemokratischeRepublik. „AllesRechtgehtvomVolkaus“. (Art1B-VG).DasVolk ist alsodieBasisdesStaatsgebäudes.DasDachdasHauses „Österreich“stelltdieösterreichischeBundesverfassung(B-VG)dar.DasB-VGwirdheuerbereits100Jahre alt. In der Bundesverfassung sind die Grundprinzipien der Verfassung (z.B.Neutralität)undMenschenrechtederStaatsbürger*innenfestgeschrieben.

Bekanntestes Beispiel ist der sog. Gleichheitsgrundsatz. „Alle Menschen sind vor demGesetzegleich.“(Art7B-VG).DazukommenandereGrundfreiheiten,wiedasRechtaufMeinungsfreiheitundweitereBestimmungenundGesetzeimVerfassungsrang,z.B.dasBundesverfassungsgesetzzumSchutzderpersönlichenFreiheit,dasdieausnahmsweiseBefugnis des Staates genau definiert, das Grundrecht auf Freiheit für einzelne zubeschränken(z.B.mittelsFestnahme).EinegrundlegeneVerfassungsänderung(wiez.B.einEU-AustrittodereinAbgehenvondermilitärischenNeutralität)kannnurvomVolk

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entschiedenwerden(sog.Volksabstimmung).Der„Staatshaushalt“finanziertsichdurchdasalljährlichvomParlamentzubeschließendeBudget.

Darüber (als Vordach quasi) befindet sich seit dem EU-Beitritt Österreichs im Jahre1994 die Gesetzgebung der Europäischen Union. Ursprünglich alsWirtschaftsgemeinschaft gedacht, beziehen sich die Rahmenbedingungen desEuroparechts heute auch auf andere Werte (z.B. Gleichbehandlung), die in der EU-Grundrechtscharta festgeschrieben wurden. Daher gibt es für Bürger*innen vonMitgliedsstaatendesEuroparatesbzw.derEuropäischenGemeinschaft, die sichdurchinnerstaatlicheEntscheidungeninihrenGrundrechtenverletztfühlen,einenerweitertenRechtschutz. Es besteht Möglichkeit, sich an den Europäischen Gerichtshof fürMenschenrechte in Strassburg (EGMR) zu wenden (auf Basis der EuropäischenMenschenrechtskonvention) oder an den EU-Gerichtshof (EUGH) in Luxemburg (aufBasisdesChartaderGrundrechtederEuropäischenUnion).

Die3+1„Säulen“desRechtstaates

Die rechtlich vorgesehen drei Säulen des Staates sind die Gesetzgebung, dieGerichtsbarkeitunddieVollziehung(Legislative–Judikative–Exekutive).

Die Gesetzgebung DieGesetzgebunggeschieht(manwäreinletzterZeitfastversucht,zusagen„passiert“)im Nationalrat, auch Parlament genannt. Dort sind die gewählten Volksvertreterpariätisch repräsentiert und stimmen nach bestimmten Quoren(Mehrheitsbeschluss/Einstimmigkeitsprinzip) über Gesetzesinitiativen ab. Im Idealfallwurde der Vorschlag vorher denwichtigsten Interessensvertretungen („Lobbies“)wieauch z.B. derWirtschaftskammer) zur Stellungnahme vorgelegt. Oftwerden in letzterZeit jedoch Gesetze auf schnellstem Wege „durchgepeitscht“, zuletzt aufgrund desHandlungsbedarf im Zuge der unerwarteten Covid-19-Krise, „koste es, was es wolle“.Nach dem Bruch der türkis-blauen Kooperation, während des sog. „freien Spiels derKräfte“ im Sommer 2019 wurden unter der „Expert*innenregierung“ ebenfalls raschzahlreicheGesetzebeschlossen,diezuvornochampolitischenDiskurszerschelltwären(bekanntestesBeispielistdieNichtraucherregelunginderGastronomie).

Die Gerichtsbarkeit DieJudikative(„Gerichtsbarkeit“)entscheidetüberdieEinhaltungderGesetzedurchdasVolk. Dabei unterscheidet man die „Zivilgerichtsbarkeit“ (betrifft dieRechtsbeziehungen der Bürger*innen untereinander) und die „Strafgerichtsbarkeit“(betrifft Sanktionierung von Taten Einzelner gegen die Allgemeinheit). Dazu gehörenauch die sog. Obersten Gerichtshöfe als Kontrollinstanzen für untergerichtliche bzw.behördlicheEntscheidungen(OGH,VwGH,VfGH).

Die Judikative ist jedochnicht zuverwechselnmitdemBegriff „Justiz“. Richter*innensind weisungsfrei, unversetzbar, unabsetzbar. Die Justizministerin ist obersteAnsprechperson für Organisatorisches (z.B. Reduzierung der Anzahl derBezirksgerichte), hat sich aber in die Entscheidungsbefugnisse der Gerichte nichteinzumischen. Demgegenüber ist die sog. Staatsanwaltschaft bei der Strafverfolgung„weisungsgebunden“, d.h. eine politische Einflussnahme ist möglich. Dies ist – ausrechtsstaatlicherSicht–nichtimmereinwandfrei,besteBeispieleliefertenkürzlichdersog. „BVT-Skandal“ bzw. alles unter dem Stichwort „Ibiza“. Bei aller„Freunderlwirtschaft“ gibt es auch integre Bestrebungen der politischenVerantwortungsträger*innen,wieetwadieEinführungeinereigenen„Wirtschafts-und

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Korruptionsstaatsanwaltschaft“ vor über 10 Jahren zeigt. „GoodNews“wie diese sindleider oft in den Medien unterrepräsentiert und generieren beim WahlvolkUnzufriedenheit statt Motivation zur konstruktiven Mitverantwortung. +Literaturhinweis:OliverScheiber,MutzumRecht,FalterVerlag2019+

Die Vollziehung DieVerwaltungderstaatlichenAufgaben,dieindendurchVolksvertreterbeschlossenenGesetzen festgeschriebensind, geschiehtdurchdieVollziehungdieserGesetzedurchdiestaatlicheBehörden(besetztmitBeamt*innen),z.B.Bezirksverwaltungsbehördeundsog. Selbstverwaltungskörper (Gemeinden,Kammern).DieUnterteilung inMinisterienerleichtertdieorganisatorischeAufgabenerfüllung. JenachPräferenzderRegierendenkommen pro Legislaturperiode (also dem Abstand zwischen bundesweiten Wahlen)neueBezeichnungenhinzu.

UE–Frage:Kennstduwelche?

Die sog. „Exekutivbeamten“ haben die Möglichkeit, bestimmte Maßnahmenbehördlicher „Befehls- und Zwangsgewalt“ unmittelbar gegenüber der Bevölkerungdurchzusetzen,zB.beieinerPfändung,Festnahme,Hausdurchsuchung,ErteilungeinesStrafmandates.

Die Macht der Medien Heutzutage tragen dieMedien viel zur politischenMeinungsbildung der Bevölkerungbei. Dementsprechend interessant für die Politik sind die Fernsehen, Radio undheutzutage auch die „Sozialen Medien“ (wie facebook, twitter, instragram u.a.). Mansprichtdahervonder„4.Säule“desRechtsstaates.Diesog.„Corona-Krise“hatdieKluftwieder einmal deutlich erkennen lassen, die sich zwischen Politik, Gesetz undBevölkerungauftunkann,auchwennbeiunsalles„mitrechtenDingen“zugeht.

DieRechtsordnung

Der Stufenbau der Rechtsordnung, an die wir „Rechtsunterworfene“ gebunden sind,besteht aus: der Bundesverfassung, dann kommen die Bundes(oder Landes-) Gesetz,sog. Rechtsverordnungen (z.B. die LSB-VO) und „Erlässe“ (behördenintern); einzelneStaatsorgane erlassen Bescheide (Behörden) bzw. Gerichtsurteile, Beschlüsse bzw.schafftauchdieVertragsbeziehungzwischen„Rechtsunterworfenen“Verbindlichkeiten,diederstaatlichenSystematikunterliegen.

Welche Gesetze gibt es und wenn ja, wie viele? + nach dem Titel eines – lesenswerten - Buches des deutschen Philosophen undPublizistenR.D.Precht„Werbinichundwennja,wieviele?“(GoldmanVerlag2007)+

Die Gesetze werden eingeteilt in entweder das private Recht – es regelt dieRechtsbeziehungenderBürger*innenuntereinander(SystemeB2B,B2C)

oder das öffentliche Recht – regelt das Verhältnis zwischen Staat („Obrigkeit“) undRechtsunterworfenen(SystemA2B,C).

UE:WelcheGesetzekennstdu?OrdnesiedenBereichen

è öffentlichesRecht(SystemA2B,A2C)bzw.è privatemRechtzu(SystemB2B,C2C)zu.

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Der Rechtsweg StehenstaatlicheoderprivateEntscheidungenimWiderspruchmitdem„Rechtsgefühl“desNormadressaten,sokanner/siedensog.„Rechtsweg“beschreiten.DenRechtswegentlangführtdersog.„Instanzenzug“,dafürgibtesaufeinanderfolgendeStationen.

EinewichtigeUnterscheidung,welchenZugmanwannnehmen soll, leitet sich ab ausderFrage,welcheBehörde/welchesGerichtalsersteInstanzzuständigist–jenachdem,welches Rechtsgebiet von der Entscheidung betroffen ist. Will man sich gegen einenBescheid einer Behörde wehren (z.B. gegen unbefugte Berufsbezeichnung alsesoterische „Lebens- und Sozialberaterin“), so führt der Instanzenzug von derBezirksverwaltungsbehörde (1. Station) über die Landesregierung (2. Station) bisschließlichzumVerwaltungsgerichtshofinletzterInstanz(www.vwgh.at)

DerprivateInstanzenzug(sog.ordentlicheGerichtsbarkeit)führtbeiBerufunggegeneinSchadenersatzzahlungjenach„Streitwert“vomBezirksgerichtoderdemLandesgerichtbis hin zu Obersten Gerichtshof (OGH) in Wien. Für alle Ehesachen (z.B.Scheidungsklage) und Kindschaftsangelegenheiten (z.B. Unterhaltsfestsetzung) ist ausdasBezirksgerichtdieersteInstanz(sog.„Eigenzuständigkeit“).

Rechtsvertretung Von der Zuständigkeit hängt auch die Frage ab, ob ich zur Vertretungmeiner Rechteeinen „Profi“ betrauen möchte bzw. muss (das hängt vom Streitwert ab). In vielenbürgernahen Angelegenheiten (Bürokratie, Verwaltungsstrafen, Ehe- undKinschaftssachen)beginntz.B.dieabsoluteAnwaltspflichterstmitderBerufung.

Eine „parteiliche“ Beratung beim Anwalt ist empfehlenswert, wenn ein Rechtsstreitzielführend ist. GuterRat istmanchmal teuer, frei nach demSprichwort: „VorGerichtundaufhoherSeekanndirnurderliebeGotthelfen“.GibtesjedochstetseingewissesProzesskostenrisiko,jenachBeweislage,QualitätdesrechtlichenDiskursesvorGericht,Durchsetzungs- undDurchhaltevermögen aller Beteiligten. Für Vermögenslose gibt esdieMöglichkeit,Verfahrenshilfezubeantragen.

RechtundGerechtigkeit

„fiat iustitia et pereat mundus“ „EsgescheheRecht,mögeauchdieWeltuntergehen“.DasKlischeevomBeamtenálaMA2412mitEllbogenschonerund„Vurschrift is´Vurschrift“Mentaltäthältsichhartnäckig.Als„Rechtsunterworfene“erlebenwirdieVollziehungdesRechtsdurchdie„Obrigkeit“(Behörden, Gerichte) mitunter als befremdend. Wir alle haben ein angeborendes„Rechtsgefühl“, heißt es. Im Erwachsenalter prägt sich ein höchstpersönliches„Rechtsgefühl“ ausmit vielenFacettenvonFalschundRichtig. Ein gutesGefühldafür,was richtig ist im Sinne des geltendes Recht und der herrschenden Rechtssprechung,solltenzumindestdie Jurist*innenunterunshaben.WasdemeinenLeid,desanderenFreud, heißt ein altes Sprichwort. Oft hören wir, es gäbe im Grunde gar keine„Gerechtigkeit“.

Stichwort Gerechtigkeit: Justizias Waage ist Sinnbild für das sorgfältige Abwägen von Standpunkten und dasZUmessenderStrafe,ihrBuchsymbolisiertasGesetz,dasSchwertdessenDurchsetzung.Am Burgtor an der Wiener GRingstraße befindet sich die nach wie vor aktuelleAufschrift: "Iustitia regnorum fundamenti": Die Gerechtigkeit ist die Grundlage desRegierens.

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GerechtigkeitwirdalsdieGrundnormmenschlichenZusammenlebensbetrachtet,sowohlGesetzgebung als auch Rechtssprechung (s.u.) berufen sich darauf. Im neuerenGerechtigkeitsverständnis stehen Gleichbehandlung, persönliche Freiheit undgemeinschaftliches Füreinander als Grundpositionen gegenüber. Globalisierung,weltwirtschaftliche Probleme, Klimawandel und demografische Entwicklungen habendazu beigetragen, dass neben Fragen innerstaatlicher sozialer Gerechtigkeit auch die„Generationengerechtigkeit“ und die Forderung nach einer „gerechten“Weltordnung inden Vordergrund rücken. Die gefühlte Gerechtigkeit stimmt nicht immer mit demgesprochenen bzw. durchgesetzten Recht überein... oft ist die Empörung darüber,„ungerechtbehandeltwordenzusein“,wiegtweitschwereralsdierechtlichenAspekteinderUrteilsbegründung.

è Rechtistobjektivierbar,Gerechtigkeitbleibtsubjektiv.

Corona-Effekt und Recht In jüngster Vergangenheit kamen die sog. „Covid-19-Maßnahmen“ in unterschiedlicherForm daher: ausgehend vom „Epidemiegesetz“ aus dem Jahr 1950 wurde ein sog.„Covid-19-Gesetz“ 2020 beschlossen (www.sozialministerium.at Coronvirus /Rechtliches). Dieses ist Grundlage zahlreicher Verordnungen, die das Gesetzkonkretisieren, wie zuletzt die „Covid-19-Lockerungsverordnungen“. „Erlässe“ sindübrigensbehördeninterneAnweisungenundrichtensichausschließlichandieBeamten,nicht an die Bevölkerung. Es gabwidersprüchliche Vorgaben, höchst unterschiedlicheInterpretationen und zum Teil willkürliche Handhabung, wie wir wissen. Der sog.„Ostererlass“ wurde auch gleich wieder revidiert - aufgrund des implizitenrechtswidrigenEingriffsindiePrivatsphärederMenschen.MittelsgeschicktermedialerBekanntmachung erzielte er jedoch den gegenteiligen Effekt: die Bevölkerung erhieltden Eindruck, an den Festtagen nun doch keine Verwandtschaftsbesuche machen zudürfen.+DazuderOrf-Reportage„AmSchauplatzGerichtvom04.06.20).+

Mündige Bürger*innen Wie wir sehen, ist das System A eine ineinandergreifende Einheit. Aus systemischerSicht tragen wir alle ein Schärflein zum funktionierenden Miteinander im HauseÖsterreich bei. „Ich weiß, das klingt alles sehr kompliziert“ war ein Satz von FredSinowatzausseinerRegierungserklärung1983.ImZugedermedialenAufbereitungderSkandale und Schwierigkeiten seiner Zeit wurde verkürzt ein „Es ist alles sehrkompliziert.“ Daran hat sich – trotz oft bester Absicht aller Akteur*innen – bis heutenichtvielgeändert.EinemöglichstaktiveNutzungderunsWähler*innenzurVerfügungstehendenInformationsangebotemachtunszumündigenBürger*innen.

Die Mediation ist gut im Gesetz verankert. In der Mediation dreht es sich jatypischerweise um „gerichtsnahe“ Themen. Eine selbstverantwortete Lösungsfindungals Alternative zum Rechtsweg entlastet die Gerichte (das System A). Als LS-Berater*innen (System B) sitzen wir genauso an der Schnittstelle. Wir arbeiten mitdemKlientelanderSelbstfindung(SystemC),SelbstbestimmungundSelbstbehautungnachaußen.DerRechtsstaatkanndabeialseinschränkenderlebtoderalsErweiterungdereigenenMöglichkeitenbegriffenwerden.AuchindiesemSinneverstehtsichdieserKurs. Man kann nämlich auch sagen: „Fiat iustitia aut pereat mundus.“ Wenn keineGerechtigkeitgeschieht,gehtdieWeltunter.

In jedem Fall ist es für uns Berater*innen weiterführend, einen Überblick über alleRechtsinformationsangeboteimStaateÖsterreichzuhaben.

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RechtsberatungsangeboteinÖsterreich-Überblick

www.oesterreich.gv.at > Bürgerinfoservice mit Weiterverweisen zu den richtigen

Stellen,Formulareetc.

www.justiz.gv.at(Bürgerservice>Rechtsauskünfte)inklOmbudsstellefürAuskünftezu

bestimmtenVerfahren,Opfernotruf(beiStraftaten)0800112112

AmtstaganBezirksgerichten>nurpersönlich

www.familienberatung.gv.at>Beratungsstellen

www.jugendwohlfahrt.at>BeratungundVertretung

www.rechtsanwaelte.at>kurzepersönlicheErstberatungkostenfrei

www.notar.at>kurzeErstberatungkostenfrei

www.arbeiterkammer.at>Rechtsberatungund-vertretung

www.wirtschaftskammer.at

Gesetzestexte:

www.ris.bka.gv.at>RechtsinformationssystemdesBundes(Gesetzestexte)

www.jusline.at(GesetzestextemitKommentierung)

www.rechteinfach.at>Rechts-Wiki

Berufsrecht Teil I UE-Reflexion: „Ich mache die Ausbildung zur Dipl. Lebens- und Sozialberater*in“NutzungderKompetenzenberuflich/privat...

SelbstständigeBerufsausübung(SystemA2B)

Es gibt von insgesamt knapp 8000 psychologischen Berater*innen (Dipl. LSB) derzeitknapp5000(genau4875Stand03/20)Diplom-LSBaktivinÖsterreich,ca.3000(exakt2940)ruhend.+AuskunftWKSSalzburg,[email protected]+.

Die Wirtschaftkammer Ansprechpartnerin ist die österreichische Wirtschaftskammer (WKÖ). Sie ist dieInteressensvertretung für alle Unternehmer*innen in Österreich. Obwohl im StaateÖsterreich grundsätzlich Privatautonomie herrscht, indem man seineVertragspartner*innenfreiauswählenkann,gibteshiereinePflichtmitgliedschaft,weilnur im Kollektiv auch die „schwächeren“ Mitglieder (z.B. EPUs) optimal vertretenwerdenkönnen.

Fachgruppe Personenberatung und Personenbetreuung OrganisatorischgehörendieDipl.LSBzurSparteGewerbeundHandwerk,FachgruppePersonenberatung und Personenbetreuung.Mit „Personenbetreuung“ ist die Pflegevon hilfsbedürfigen Menschen (altersbedingt oder auf grund einer dauerhaftenErkankung oder Behinderung) gemeint. Die „24h-Betreuung“ rekrutiert sichüberwiegend aus ausländischen Pflegefachkräften, die in Österreich nach genaugeregelten Kriterien als Selbstständige arbeiten dürfen. Die Vermittlung übernehmen

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zumeist Agenturen. Von der Tätigkeit her haben die psychosoziale Beratung und diepflegerischeBetreuung inhaltlichwenigmiteinanderzu tun, außereiner fürsorglichenBeziehung zum „Kunden“. + Die Agentur www.careplus24.com arbeitetdementsprechend mit einer eigens entwickelten Matching-Plattform(www.harmonyandcare.at), um Pfleger*innen und Pflegebedürfigen im Vorhinehinaufeinanderabzustimmen–eineArt„parship“fürdiePflegebranche.+

Rechtsgrundlagen Die Rechtsgrundlagen für die selbstständige Ausübung der LSB in Österreich ist dieGewerbeordnung (GewO), das sowie die LSB-VO (Lebens- und Sozialberater-Verordnung).SieregeltdieDetailsderAus-undFortbildungsowiedieStandes-undAusübungsregeln (StAÜR) mit konkreten Verhaltensvorgaben zum Schutz desBerufsstandesundderKlientel.

Die Lebens- und Sozialberatung ist ein gebundenes bzw. reglementiertes Gewerbe.Damit sind wir in bester Gesellschaft mit anderen Berufsgruppen, die eine Tätigkeitausüben,dieeinerbestimmtenQualifikationbedarf:vonAwiedenAugenoptiker*innenüberMwiedenMasseur*innenbisZwiedenZahntechniker*innen(§94GewO).Esgibt– neben den gebundenen – auch die sog. freien Gewerbe, die keiner besonderenBefähigung bedürfen, jedoch jedenfalls einer gewerbebehördlichenRegistrierung (wiez.B. Humanenergethik). Die Humanenergethiker*innen waren früher (bis zur neuenFachgruppenorganisationsordnung 2015) mit den LSB gemeinsam in der Gruppe„gewerblicheDienstleister“, nungehören sie zurFachgruppe „persönlicheDienstleister“.+Dies zieht nach sich, dass der/die Ausübende auch abgabenrechtlich in die Pflichtgenommen werden kann. Die sog. „Neuen Selbstständigen“ beispielsweise übenTätigkeiten ohne berufsrechtliche Vorgabe aus, müssen aber ab einem gewissenMindestumsatzproJahrebenfalls„brav“ihreSteuernzahlen(derzeitca.5500.-Euro).

Allgemeine Voraussetzungen Es gibt allgemeine und spezielle Voraussetzungen für die Gewerbeausübung. Generellgiltjedegewerbsmäßig(nichtzurErbringungvonEigenbedarf),selbstständig(aufeigeneRechnung und Gefahr), regelmäßig (die Bereitschaft dazu genügt), inGewinnerzielungsabsicht(giltschonabKostendeckung)ausgeübteTätigkeitinÖsterreichalsGewerbe.

Die persönlichen Voraussetzungen sind ein Mindestalter von 18 Jahren, berechtigterAufenthalt im Inland (Österreicher*in, EU-Bürger*in, Ausländer*inmit entspr. Status),UnbescholtenheitundeinegeeigneteBetriebsausstattung (fürLSB in§7 StAÜRnähergeregelt).

DiehäufigsteBerufsausübungerfolgtalssog.Einzelpersonenunternehmen(EPU).LSBshaben typischerweise keinen großen Personal- noch Sachinvestitionen zu tätigen.Begünstigungen für „Kleingewerbetreibende“ (bis zu einem Jahresumsatz von Euro30.000.-)sindattraktiv, insbesonderedieAusnahmevondervollenBeitragspflichtzurSelbstständigenvorsorgenachdemGSVG(GesetzdergewerblichenSozialversicherung).Die Wirtschaftskammer unterhält ein serviceorientiertes Informations- undSupportprogramm fürGründer*innen.Fürweitere InformationwirdaufdieLinklisteim Anhang verwiesen sowie auf die Vermittlung betriebswirtschaftlicherFachkenntnisse im Ausbildungskontext zum Thema. + BWL Mag. Martina SpindlerOkt./20)+

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Besondere Voraussetzungen Der erforderliche Qualitätsnachweis kann erworben werden durch eine der LSB-VerordnungentsprechendenAusbildung.DerKatalogalleranerkannten(nachderLSB-VO zertifizierten) Ausbildungseinrichtungen in Ö befindet sich auf der Homepage derWKÖ.

Praxis-UE:FindeimInternet

è §119GewO

www.lebensberater.at/Rechtliches

è Methodenkatalog

www.lebensberater.at/Rechtliches/Methodenkatalog

è PraxisfelderundAnwendungsbereiche

www.lebensberater.at/Rechtliches/Tätigkeitskatalog

DerBeratungsmarktinÖsterreich(SystemB2B)

Psychosoziale Beratung Historisch betrachtet entstand der Berufsstand der LSB gemeinsam mit jenem derPsychotherapeut*innenundderPsycholog*innenzuBeginnder1990erJahre.

Zuvor war die „psychologische Beratung“ rechtlich weitgehend ungeregelt,nachvollziehbareQualitätsstandardsdafürgabesnurfürdieentsprechendenFachärzte(Psychiater*innen). Der Markt für niederschwellige psychosoziale BeratungsangebotewarvonBeginnanheißumkämpft.DieetabliertenBerufsbilderwurdenraschdurchdiefreien Berufe aus Psychotherapie (am freien Markt) bzw. Psychologie (im klinischenBereich) besetzt, für die „Lebens- und Sozialberatung“ blieb da abgesehen. Diepsychologische Lobby verhinderte, dass es ein Gewerbe mit der Bezeichnung„pychologischeBeratung“geben solle. In letzterMinuteeinigtemansichnochaufdenBegriff „Lebens-undSozialberatung“.+R.Perner in„Lebensberatung inÖsterreich“(s.Literaturverzeichnis)+

DergenaueGesetzeswortlautdes§119GewOlautetdaher:Lebens-undSozialberatungist„psychologischeBeratung“...mitAusnahmederPsychotherapie(...).

DerStreitumdieAbgrenzungeskalierteeinzweitesMalanlässlichderNeufassungdesPsychologiegesetzes imJahr2013.DurchForumlierungeines„Tätigkeitsvorbehaltes“wurde der Anschein erweckt, dass die Arbeit mit Klient*innen auch imGesundheits(präventiv)bereich allein dem dazu ausgebildeten psychologischenFachpersonal möglich sei. Diesmal saßen die LSBs rechtlich gesehen jedoch am„längerenAst“(wasnichtzuletztaufdie InitiativederBerufsgruppenvertretung inderWirtschaftskammer (dargestellt in einem ausführlichen Memorandum, abrufbar aufwww.lebensberatung.at) Letztlich stellte ein Gerichtsentscheid klar, dass unsereBerufsgruppeihreTätigkeitimGesundheitsbereichfortsetzenkann.

Konkurrenz und/oder Kooperation?!

Psychologie/Psychotherapie als freie Berufe Praxis-UE:FindedasPsychologen/PsychotherapiegesetzimNetz

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Das Psychologengesetz regelt den Tätigkeitsbereicht der Psycholog*innen. Arbeit mitPatient*innen als eigenständige Dienstleistung ist den klinischen undGesundheitspsycholog*innenvorbehalten.Dortistvon ...BehandlungundDiagnostik ...die Rede. Das Psychotherapiegesetz beschreibt den Tätigkeitsbereich derPsychotherapeut*innen als ... Behandlung... von Menschen mit krankheitswertenStörungen.

Krankheit vs. Gesundheit GeradeimpsychosozialenKontextstelltsichdieFrage,wodieGrenzezwischengesundundkrankverläuft.EsgibtNormierungenfürkrankheitswerteStörungen(z.B.nachdeminternationalen Diagnoseschlüssel ICD10). Es gibt jedoch kaum klare Kriterien fürpsychische Gesundheit. Der Salutogeneforschung (Begründer: Aaron Antonovsy) istdabei viel zu verdanken, dort sprichtman vom „Gesundheits-Krankheits-Kontinuum“.DieWHOhat eineDefinition gefunden (derman sich in der Lebenswirklichkeitmeistnurannähernkann):„GesundheitisteinZustanddesvölligenkörperlichen,seelischenundgeistigenWohlbefindensundnichtbloßdieAbwesenheitvonKrankheit.“

+NäherzumThemaE.Zörner,Gesundheitsberatung,inLSBinÖ,s.Literaturliste.+

UnterdenKolleg*innengehtjedochweiterdasGerüchtum,dassLSBnurmit„gesunden“Menschenarbeitendürften.Aus§119GewOistjedochkeineswegsabzuleiten,dasswirjede psychisch „kranke“ Person abweisen müssten! Wir sind allerdings nach denStandesregeln ausdrücklich zur Kooperation mit angrenzenden Berufsgruppen ausdemGesundheitsbereichundzurAktualisierungunseresWissenstandesverpflichtet.BeiVerdacht auf ein Krankheitsbild haben wir dem Klientel eine Abklärung beimzuständigen Fachmann/frau nachweislich zu empfehlen (dazu unten mehr). AlsBerater*innen stellen wir keine Diagnosen, das dürfen und müssen wir anderenBerufsgruppen überlassen. + R. Reichelt, Zwischen Beraten und Behandeln,Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Beratung und Psychotherapie, inBeratungslandschaft.s.Inhaltsverzeichnis.+

Praxis–UE(fürFortgeschrittene;-):WerfindetdieentsprechendeBestimmung?

Consulting vs. Counseling Unsere Beratungstätigkeit ist eine persönlichkeitsbildende Prozessbegleitung (aufEnglisch „counseling“). Wir sind Expert*innen für den richtigen Rahmen zurLösungsfindung, nicht für die Lösung. Das ist ein Mehrwert gegenüber allenFachberatungskontexten (auf Englisch „consulting“). „Zeit ist Geld!“, so lautet generelldie Devise im Gesundheitswesen. Von der kurzen ärztlichen Visite über das eiligeArztgespräch in derOrdination bis hin zumArztbrief in „Fachchinesisch“ nehmen dieKlient*innen oft nur ein paar „Brückstücke“ mit, Infos aus dem Internet schaffen oftzusätzlicheVerwirrung.Gleichesgilt fürkurzeoderkostspieligeBeratungsterminebeiGericht,Rechtsanwalt,Steuerberaterinetc..

DieSpezialisierungaufdie„ArbeitmitgesundenMenschen“hatauchVorteileimHinblickauf die Positionierung am Markt. Kaum jemand gibt gerne zu, dass er oder sie in„Therapie“geht.„Wirhabenunsdabeiprofessionellberatenlassen...“,„Ichgönnemirjetztein „Private Coaching...“ sind „trendy“ Formulierungen, die uns als Klient*innen (undnicht Patient*innen) weit leichter über die Lippen kommen als „mein Therapeut hatgesagt...“ (mit Woody Allen wurde der Gang zum Analytiker überhaupt erstgesellschaftsfähigJ).

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Fürdie Beratungsbranchebedeutetdies:wirBeraterinnenhabendasKnow-How,wieLösungen bei psychischen Problemen gelingen können (Kompetenz, counseling). Wirhaben dafür hilfreicheWerkzeuge (Tools). Wie die Klienten damit umgehen, was siedarausmacht(Performance),liegtalleinbeidiesen.

„Gepoolte Expertise“ Die Schattenseite der Medaille ist, dass Lebens- und Sozialberater*innen kein„Expertenwissen“ verkaufen.Undgenaudafürwirdüblicherweise vonderKundschaftGeldindieHandgenommen.DerprivateMarktistfürLSBdaherimmernochschwierigzu erobern. Wir befinden uns überdies in unmittelbarer Konkurrenz zu vielenkostenlosenBeratungsangebotenunseres„Sozialstaates“(sieheLinkliste).

„Gepoolte Expertise bringt neue Märkte“, so Fachverbandsobmann Andreas Herz in„Lebe“01/2018.DieWirtschaftskammerinletzterZeitgezieltaufSpezialisierungdurchSchaffung von „Expertenpools“: für Burn-Out-Prävention und Stressmanagement, fürSupervision, für Mediation, für Paarberatung und für Aufstellungsarbeit und fürTrauerbegleitung.DieAufnahmesetztdenNachweisvonBerufspraxisundeinschlägigerFortbildungvoraus,nähereInfosunterwww.lebensberatung.at.

PsychologischeBerater*innennehmensichZeit,wennsie sichmitdemKlientelaufdieLösungsfindung begeben. Wir behalten den „roten Faden“ durch alle externenRatschläge(diejabekanntlichimmerauchSchlägesind)inderHand.LS-Berater*innensind die „logischen Präventionsexpert*innen“ (A. Herz in Lebe 01/Juni 2018) undhelfendenHilfesuchenden,einen„kohärenten“,stimmigenWegdurchdasDickichtvonRatschlägenundRezeptenzufinden.

Beratung und Business Im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsvorsorge haben sich – neben denArbeitspsycholog*innen bereits viele LSBs etabliert. Das Arbeitsinspektorat evaluiertjährlich Arbeitsplätze auch im Hinblick auf ein gesundes Arbeitsklima. DieRechtsgrundlage dafür schuf das Europarecht bereits im Jahr 1997 (LuxemburgerDeklaration).

DieVermeidungvonKrankenständendurch „BurnOut“ legtvorbeugendeMaßnahmennahe. Daher funktioniert der Verkauf von Beratungsdienstleistungen im Sinne vonCounsellingamBestemimWirtschaftsbereich.VieleFirmenundFührungskräftewissen,dass sie sich auch um das psychische Wohl ihres Unternehmens und derMitarbeiter*innen kümmernmüssen (Fürsorgepflicht laut Arbeitnehmerschutzgesetz).Für sog „Employee Assistance“ Programme gibt es verschiedenste Modelle, vonKooperationen mit einzelnen EPU´s bis zu eigenständige EAP-Unternehmen, dieFirmenkundeneinGesamtpaketanbieten,mitderdiesezwischenmenschlicheAufgabenprofessionellumsetzenbzw.delegierenkönnen(z.B.www.consentiv.com).

+NäherdazuR.Reichelt,BeratungskompetenzinOrganisationen,in„LSBinÖsterreich“,s.Literaturliste.+

Unternehmensberatung Die Unternehmensberatung ist ein eigenes, gebundenes Gewerbe, geregelt in § 136GewO und gehört zur WK-Sparte „Information und Consulting“. Vorausgesetzt sindspeziellebetriebswirtschaftlicheKenntnisse.DazugehörtauchBeratungzurberuflichenEntwicklung und Produktivitätssteigerung im Interesse des Unternehmens bzw.„Coaching“ von CEO´s, Führungskräften und Teams. Die Befähigungmuss daher auch

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eineeinschlägigeGrundausbilung ineinemBeratungsberufumfassen.DetailssiehedieUnternehmensberatungs-VO.

Coaching & Co Coaching ist ein interaktiver personenzentrierter Beratungs- und Begleitungsprozessmit fachlich-sachlichen und/oder psychologisch-soziodynamischen Fragen- bzw.Problemstellungen, der zeitlich begrenzt und thematisch (zielorientiert) definiert istundsichursprünglichaufbestimmteOptimierungsprozesse(Einzelpersonen,Gruppen,Teams) in Arbeits- bzw. Sportbereich bezieht (Definition lautwww.coachingdachverband.at). Viele Lehrgänge bieten Coaching, Supervision,Mediation, Konfliktmanagment & Co in einem Ausbildungszusammenhang an. Dieeuropaweite Vereinheitlichung universitärer Qualitätsstandards erreichte auch dieBeratungsbranche. Lehrgänge mit akademischen Abschluss boomen. + R. Reichelt,ProfessionalitätinderpsychosozialenBeratungs.Literaturverzeichnis.+

EineBefugniszurgewerblichenAusübungderLebens-undSozialberatungistdamitnurverbunden, wenn die fächerübergreifenden Inhalte den Vorgaben der LSB-VOentsprechen.AndernfallsmüssendieAbsolvent*inneneineBefähigungsüberprüfungbeider zuständigen Stelle (Antragstellung über die Wirtschaftskammer) anregen, derenErgebnis – je nach Ausbildungsinhalt und beruflicher Vorerfahrung – unterschiedlichausfallenkann.Eswerden–bundesländerbezogenfallweiseunterschiedliche–Auflagenerteilt, welche Nachweise im Einzelfall nachzureichen sind. Teilweise werdenGewerbescheine„eingeschränkt“vergeben(aufSupervision,aufCoaching,aufMediationetc.).

è Sicherist,dassjeglicheBeratungstätigkeitimEinzel-oderMehrpersonensetting,die Elemente der personenzentrierten Persönlichkeitsentwicklung fürden/die Hilfesuchende/n beinhaltet, jedenfalls dem gebunden Gewerbe der„Lebens-undSozialberatung“vorbehaltenbleiben.

Weralso einTürschildbestelltmit demNamen „Coaching, Training, Supervision“ oder„KonfliktmanagmentundMediation“,dersolltejedenfallseineLSB-Befähigungbesitzen!

Ausübung im Angestelltenverhältnis Wenn jemand als Coach im Angestelltenverhältnis tätig ist, hat als Grundlage denDienstvertrag.Umdieöffentlich-rechtlicheZulässigkeitderBerufsausübungmuss sichderArbeitgeber(dieFirma)kümmern.§119Abs3derGewerbeordnungstelltklar,dassnur vollwertige Lebensberater*innen angestellt werden dürfen, also solche, die diefachlicheEignung besitzen (und gegebenenfalls nachweisenkönnen).AnsonstendrohtderDienstgeberineineVerwaltungsstrafenach§366Gewerbeordnungbiszu€3.600.-.HatdieDienstnehmerinselbsteinenvermeidbarenBeitragzumfalschenAnscheinderBefähigunggeliefert,sokanndieseselbstdafürbelangtwerden.

DennesgiltderGrundsatz:UnwissenheitschütztvorStrafenicht(vgl.§2ABGB).

Causa Supervision Indersog.„CausaSupervision“gingesumeineDiskriminierungderBerufsgruppederLebens- und Sozialberater*innen. Die langjährige Praxis des Landes Steiermark,ausschließlichMitgliederdesÖVS(ÖsterreichischerVereinsfürSupervision)zufördern.BestimmteöffentlichsubventionierteEinrichtungen(wiedieLebenshilfeundderVereinfürKinder–undJugendarbeit)beschränktendieAuswahlaufdenPooldesÖVS.Dieserhat für die Aufnahme strenge Qualitätssicherungsstandards, nicht alle Mitglieder

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verfügen allerdings über eine entsprechende Befähigung im Sinne der LSB-VO (bzw.nachPsychologie-,Psychotherapievorgaben).DieentsprechendenAusbildungkritierienderLSB-VOfürSupervisionsindvergleichsweiseumfangreich.

Schließlich wurde gegen das Land Steiermark wegen Ungleichbehandlung von gleichqualifizierten Berufsgruppen bzw. wegen Verletzung des Grundrechts aufErwerbsausübungsfreiheit Klage geführt, von behördlicher Seite ein Gewerbeschein„eingeschränkt auf Supervision“ weiterhin erteilt. Der Ausgang des berufspolitischenKräftemessensistnochoffen.

Sozialarbeit SozialarbeitistjenachBundeslandunterschiedlichgeregelt(einösterreichweitesGesetzist in Planung). ImRahmen von sozialen Einrichtungen besteht die Berechtigung zurEinzelberatung. Dabei handelt es sich um Arbeitmit bestimmten Adressaten, die allegemeinsam haben, dass die einer gesellschaftlich benachteiligten Randgruppe(Armutsgefährdete, Jugendliche mit besonderem Betreuungsbedarf, BehinderteMenschen, Ausländer*innen u.a.) angehören. Im institutionellen Bereich ist dieseBerufsgruppe gerne gesehen. Für eine beratende Tätigkeit in freier Praxis mussallerdingseineBefähigungnachderLSB-VOerforderlich.

Seelsorge Die Seelsorge ist wohl die ursprünglichste Form der „psychosozialen“ Betreuung vonHilfesuchenden.GeistlichewarenseitjeherAnsprechpartnerfürseelischeNot.Seitdemdie Kirche bzw. Religionsgemeinschaften ihre politische und gesellschaftliche Machteingebüßthaben,sindviele„spirituelle“AngeboteamMarkt.

Gesetzliche Regelungen findet man im Kirchenrecht mit eigenem Geltungsbereich,(www.kirchenrecht.at) und im Gesetz betreffend die Anerkennung vonReligionsgesellschaften (1874). Seelsorger*innen sind jedenfalls Priester undqualifizierte Laien (mit theologisch-pastoral-psychologischen Kenntnissen), diehauptberuflich oder ehrenamtlich im Dienst am Mitmenschen im Einsatz sind: beiMilitärundPolizei,inGefängnissen,beiNotfällen,fürMischehenetc.

Bekannt ist das sog. „Beichtgeheimnis“, die Amtverschwiegenheit für Geistliche undderenHelfer(innen).DiesesSchweigerechtderSeelsorger*innenistimZivilverfahrens-und Strafrecht besonders gut abgesichert. Sie dürfen über die Inhalte einesBeichtgesprächs vor Gericht weder als Zeugen vernommen werden, lautRechtssprechung(OGH)nichteinmaldann,wennsievomBeichtendenvonderWahrungdes Beichtgeheimnisses entbunden wurden. Sie brauchen weiters - unter keinenUmständen - geplante oder geschehene Straftaten zur Anzeige bringen, die Ihnen imZugeeinerBeichtezuOhrenkommt.+Sieheauchunter„Gefährdungstatbestände“.+

Mediation Mediation im Sinne von Konfliktberatung/Konfliktvermittlung fällt in denTätigkeitskatalog der LSB (...soziale Beziehungstehmen, Konfliktanalyse undKonfliktmanagment).

Im Jahr 2003 wurde mit dem Zivilrechtsmediationsgesetz (ZivMedG) ein eigenesBerufsbildfürMediator*innenetabliert.DamitistdieBerufsausübungimgerichtsnahenKontext rechtlich genau geregelt worden. Dazu gehört ein Versäumnisschutz vonFristen, eine besonders qualifizierte Verschwiegenheitspflicht, streng überprüfteQualitätssicherungsmaßnahmen (Fortbildung), sowie eine Berufshaftpflicht. Bei

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VorliegenallerVoraussetzungenwirdmanineinevomJustizministeriumgeführteListeeingetragen und darf sich „Zivilrechtsmediatorin“ nennen. + www.justiz.gv.at >Bürgerservice>Mediation.+

Vereine, Verbände, Listen Außerhalb von Kammern (Pflichtmitgliedschaft) gibt es viele Berufsverbände undVereine.EineMitgliedschaftbeisolchen–mehroderwenigeretablierten–Netzwerkenschafft am Markt einen Wettbewerbsvorteil. Bekannt sind der Berufsverband derPsycholog*innen (www.boep.at) und der Psychotherapeut*innen(www.psychotherapie.at) . Im Familienberatungskontext sind dies der österreichischeBundesverband für Mediation, der Berufsverband Dipl. Ehe-, Familien- undLebensberater*innen (www.bundesverband-befl-beratung.at) u.a.m. Einen ÜberblickverschafftdiekommerziellePlattformwww.bestnet.at.

Der Staat organisierte im Bereich Familienberatung seinerseits einen Beitrag zurQualitätssicherung im Form von „Listen“, auf die sich Bewerber*innen um Aufnahmebemühen können: die Liste für geförderte Co-Mediation (Förderung nach demFamilienlastenausgleichsfonds), die Liste für vom Gericht zu verfügende Versuchealternativer Konfliktlösung im Elternstreit, Überblick unterwww.scheidungundtrennung.at.

Berufsrecht Teil II (System B2C)

Professionalität in der Beratungsbranche „Professionell“ bedeutet in unserem Kontext jedenfalls auch, dass es einen geregeltenberufsrechtlichenRahmenfürdieAusübungpsychosozialerTätigkeitengibt.Dazudienennichtzuletztdievielfältigenberufsrechtlichen Vorschriften.DieProfessionalität inderBeratung bildet sich aus einer Triade von eigenem Rollenverständnis, kompetentemHandelnunddemgeeignetemSetting.WirsinddieProfisdafür,demKlienteldaseigenePotentialbewusstzumachen.DiesalleshatauchrechtlicheFolgenfürdasSystemB2C.

Handeln „nach bestem Wissen und Gewissen“ DieKlient*innensinddieExpert*innenfürdieLösung.DerSorgfaltsmaßstabrichtetsichnach den Haftungsregeln des ABGB (Dienstvertrag, Schadenersatz) sowie nach denberufseinschlägigen Bestimmungen der Gewerbeordnung (Verschwiegenheitspflicht)und vor allemnachdendetaillierten Standes- undAusübungsregeln; vgl. § 1 StAÜR–WohldesKlienten:(...)„BerufnachbestemWissenundGewissenausüben“(...).

Psychologische Beratung ist seiner rechtlichen Natur nach ein„Dienstleistungsvertrag“. Dieser schafft eine private Rechtsbeziehung zwischen zweiPersonen, ist daher Gegenstand des Privatrechts (näher geregelt im ABGB). DieBeraterin hat einen Anspruch auf Bezahlung (im Juristendeutsch „entgeltlicherVertrag“).DieKlientinhateinenAnspruchaufordnungsgemäßeVertragserfüllung.

Praxisbeispiel: „Stornogebühr“ Klient kommtnicht zumvereinbartenTermin.KanndieBeraterin trotzdemetwasdafürverlangen?

Antwort:Eskommtdraufan!;-)IstdasAngebotundderPreisbereitsklargestellt(etwadurchBezugnahmeaufgenaueAngabenaufderHomepage),soistderVertragmündlich(durchAngebot undAnnahme) bereits gültig zustandegekommen.DieBeraterin hätte

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(theoretisch) Anspruch auf Bezahlung des vereinbarten „Entgeltes“(„Verdienstentgang“).

AllerdingsisteinsolchesVorgeheninderGeschäftspraxisdurchausunüblich.Meistenssind die Daten der Kundin ja auch nicht genau bekannt, eine Eintreibung daherschwierig.

Praxistipp: Bei persönlichem Erstkontakt ein Kontaktformular mit entsprechendenHinweisenfürVersäumnisfolgenverwenden.+Beispiel„Trennpunkt“+.

Auftragsklärung Was genau Gegenstand des Vertrages ist, ist im Beratungskontext nicht immer vonvorneherein allen klar. Daher ist die ausreichendeAuftragsklärung ein wesentlichesElementunsererArbeit–inrechtlicherwieinpsychosozialerHinsicht.

DiesbetrifftdieformalenVoraussetzungenderZusammenarbeit,Vgl.§8Abs.1StAÜR–SonstigeBerufspflichten:AufklärungspflichtüberdieArtundvoraussichtlicheDauerderBeratungsowieHöhedeszubezahlendenHonorars.

Anlässlich des Erstgesprächs ist abzuklären, ob die Klientin mit uns im Coachingarbeitenmöchte.InderLebensberatungistallenBeteiligten(hoffentlich)bewusst,dasses um „Empowerment“, um Beratung auf Augenhöhe geht. Es betrifft auch diepersönlichenMöglichkeiten derZusammenarbeit.DieKlienten,mitdenenwirarbeiten,sollten ansprechbar, also durch Gespräch erreichbar, noch genauer für einelösungsorientierte Gesprächsberatung geeignet sein. Wir dürfen als Berater*innenentscheiden, ob wir selbst mit dieser Klientin arbeiten möchten. Wir müssen dieKundschaft abweisen (bzw. weiterverweisen), wenn aufgrund ihres Zustandes keinenormaleInteraktionmöglichist.

Pflicht zur Weiterempfehlung §4Abs.2 StAÜR:Lebens-undSozialberaterhaben ihrenKlientenbeiVorliegeneinerKrankheit oder eines Anzeichens, das das Vorliegen einer Krankheit vermuten läßt,nachweislich den Besuch bei einem Angehörigen eines in Betracht kommendenGesundheitsberufeszurAbklärungdesKrankheitsanzeichensoderzurHeilbehandlungzuempfehlen.

Praxisbeispiel „Streupflicht“: DieBeraterinhatbereitsvorvertraglicheSchutz-undAufklärungspflichten.

Eine ältere Dame stürzt am Weg zur Privatpraxis der Beraterin. Es hat über Nachtgefroren,derZugangisteisig,abernichtgestreut.TrifftdieBeraterineineHaftungfürdieHeilungskosten?

Antwort: Als Praxiseigentümerin hat sie einen „Verkehr eröffnet“, sie trägt dafür eineerhöhteVerantwortungfürSchädenvonpotentiellerKundschaft.AlsHauseigentümerinund damitWegehalterinmuss sie imWinter für entsprechendeVorkehrungen sorgen(„Streupflicht“ nachder Straßenverkehrsordnung), sie hat dies unterlassenunddamitrechtswidriggehandelt.SiemussfürdieBehandlunginkl.Schmerzensgeldaufkommen.

Wichtig:EsgibtjedocheineSchadensminderungspflichtderVerletzten;diesermussdenunmittelbar drohenden Eintritt eines Schadens oder seiner Vergrößerungentgegenwirken;dieDamemussindemFallgleichdenArztaufsuchen.

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Praxistipp:EinallfälligerHaftungssauschlussaufdemVertragsformularmagzwaraufdie Klientin Eindruck machen, ist aber aus Verbraucherschutzgründen (B2C) nur fürleichtfahrlässigesFehlverhaltenwirksamundgiltkeinesfallsfürschuldhaftverursachtePersonenschäden.

Setting, Rollenverständnis Seriösität bezieht sich auf das gesamte geeignete Setting. Darunter sind sowohl dieäußerenRahmenbedingungengemeint(Räumlichkeiten,Büroorganisation,Equipment)als auch Diskretion mit Informationen (Verschwiegenheit, Datenschutz, dazu untenmehr).

Auch der „Ton macht die Musik“. In psychosozialen Berufen wird auch viel„Expertentum“vorgegaukelt.DasistnichtimmerimDienstedesKunden,Klient*innen,Patienten.Expertentumwirdoftregelrechtinszeniert.IchdenkedaandenAuftrittdesPrimars.Damitistallenklar,werhierderExpertefürdieGesundheitdesPatientenist.Wie ichmit dem Klienten spreche, ist allerdings nach konstruktivischem VerständnisausschlaggebendfürdieInterpretationausseinerSicht.

„KeineristmehralsMensch“,sagtdazueinklugeschinesischesSprichwort.

Neutralität DazugehörtauchdieGleichbehandlungderKlientinimEinzelsettingunderstrechtimUmgangmitPaarenundGruppen.NeutralitätbedeutetGleich-Gültigkeit. Es geltendieVorstellungen undWerte des Klienten gleich viel wie die eigenen. Auf demWeg zurLösungwerden eigeneGlaubenssätze jenen desGegenübers hintangestellt, bestenfallsalsIdeenzurfreienWahlangeboten.

All-Parteilichkeit ist im Mediationskontext der beliebtere Begriff als „Neutralität“.ErstenssindjadieMediand*innenimgerichtsnahenKontextoftauchschon„parteilich“(anwaltlich) vertreten. Zudem ist es ja praktisch kaum möglich, die eigenenWertungsautomatismenimKopfganzabzustellen,gänzlichzuneutralisieren.Manmusssichdamitbegnügen,sichbeidenTeilnehmendenbewusstgleichermaßenzuzuwenden:gleich lange, gleich aufmerksam, gleich empathisch. Zur Gleichbehandlung im SettinggehörtaucheinegleichberechtigteräumlicheAufteilung(Sessel,Flipchart).

DieGenderthematikisteinebensosensiblerBereich.WennichalsMediatorinalleinemiteinem verschiedengeschlechtlichen Paar arbeite, so ist der männliche Partunterrepräsentiert.Oftgenügtes,daseigeneRollenverständnisanzusprechenunddendennoch Teilnehmenden ausdrücklich zu würdigen. Dabei hilft mir persönlich dasWissen, dass die psychosoziale Praxis (Berater*innen und Klientel) im Allgemeinenüberwiegendweiblich ist,wiedieStatistikzeigt.+B.Schigl,DieGenderperspektive, inBeratungslandschaft, Kap. 15, s. Literaturverzeichnis) + Wenn ich daher öfter mal(abgesehenvonmir)vonBeraterinnenundKlientinnenschreibe,soladeichdieHerrenderSchöpfunghöflichein,sicheinfachmitgemeintzufühlen.;-)

Qualitätssicherung Ausbildung, Fortbildung und Supervision sindKriterien für ein seriösesBerufsbild. Inder LSB-VO gibt es genaue Vorschriften dafür (Verpflichtung zur Aktualisierung deseinschlägigen Wissenstandes und regelmßigen Fortbildung siehe § 1 Abs 2 StAÜR).Gleiches gilt in diesem Maße nur noch für die Psychotherapie und die beratendenPsychologieberufesowiedieZivilrechtsmediation.

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Vertraulichkeit, Verschwiegenheit DervertraulicheUmgangmitimRahmenderBeratungerhalteneInformationenumfasstgrundsätzlich die Fragen,WER,WAS,WANN,WOZU jemand in Beratung kommt odergekommenist.

DieVerschwiegenheitspflichtfüreinBeratungssettingistnormiertin§119Abs4GewO.

Dokumentation HinzukommtdiePflichtzur -nachweislichen -WeiterempfehlungananderegeeigneteGesundheitsberufe bei Verdacht auf Krankheit. Nur in diesem Fall ist eineProtokollierunggeboten.

DemgegenüberhabenPsychotherapeut*innenundPsycholog*inneneineumfassendere,gesetzlich vorgeschriebene Dokumentationspflicht hinsichtlich desBehandlungskonzepts.

Datenschutz MitkundenbezogenenDaten ist vertraulichumzugehen.Das reicht voneiner sicherenVerwahrung im analogen und digitalen Sinn (versperrbarer Aktenschrank,„hacker“sichere, passwortgeschützte Soft- und zugriffsgeschützte Hardware). Dieberühmt gewordene „DSGVO“ (EU-Datenschutz-Grundverordnung) ist Basis für dieösterreichischen Versionen (Datenschutzgesetz, Datenschutz-Anpassungsgesetz,Datenschutz-Deregulierungsgesetz). Ein wenig istman für den Dienstleistungsbereichhier„über´sZielhinausgeschossen“.

Auf Aufforderung des Klientels sind gespeicherte Daten/Aufzeichnungen jedenfalls zulöschen. Es sei denn, es gibt eine gesetzliche Aufbewahrungsverpflichtung (wie etwanach dem Zivilrechtsmediationsgesetz 10 Jahre bezüglich Beginn/Ende derZusammenarbeit) oder für Buchhaltungsdaten (7 Jahre); auch hier gelten fürPsychotherapie/PsychologiewiederumandereBestimmungen.

è Für die LSB gibt es keine Aufbewahrungspflicht für (freiwillig geführte)Beratungsprotokolle.

Zu Forschungszwecken/für die Statistik ist die Nutzung von Kundendaten inanonymisierterFormzulässig.

Für alle weiteren Details des Datenschutzes wird hier auf denOnlineratgeber inkl.Checkliste für EPU´s seitens der Wirtschaftskammer verwiesen(dsgvo.wkoratgeber.at).

Online-Setting und Diskretion InZugedermit„Corona“entstandenenEinschränkungenderpersönlichenBegegnungenwurden auch in der Beratungsbranche neue Technologien zur Kommunikationnotwendig.

Die Wände in der Praxis haben für gewöhnlich keine Ohren. Soweit dieVerschwiegenheitundDatensicherheitaustechnischenGründennichtalleinaufSeitender Beraterin garantiertwerden kann, ist jedenfalls auf etwaige Riskenhinzuweisenund eine ausdrückliche (nachweisliche, schriftliche) Zustimmung des Klientels zumvirtuellenSettingeinzuholen.

PraxistippTextbausteinfürEmail:

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Wir bitten Sie, folgenden Text mit einer kurzen Einverständniserklärung zuretournieren:

„Ich bin jedenfalls einverstanden, dass (einzelne oder alle) Beratungs-/Mediationssitzungen mittels Videokonferenz stattfinden. Die dadurch auftretendenBesonderheiten bezüglich Technik und Datenschutz sind mir hinreichend bekannt bzw.wurden ausreichend erörtert. Ich bin damit einverstanden, dass dieBeratung/Mediationssitzung beendet werden kann, wenn die Qualität der VerbindungunzureichendistodereineVerletzungderVertraulichkeitsvorgabenaufgetretenist.

Insbesondereverpflichte ichmich,keineelektronischenVideosoderAudioaufzeichnungender Beratung/Mediation anzufertigen bzw. durch andere zuzulassen. Weiters stelle ichsicher, dassnurdie teilnehmendenPersonen indengenutztenRäumlichkeitenanwesendsind,dassdieMediationssitzungenungestört verlaufenkönnen,unddassdasPrinzipderVertraulichkeitundVerschwiegenheitbestmöglichgewahrtbleibt.“

NameKlient/in

BesondereBeratungssituationen

Eigengefährdungskontext

Fallbeispiel: „Verzweiflung“ via Email/Telefon Klientin klagt via Email/Telefon über Selbstmordgedanken, sie hat zurKontaktaufnahmenurdieEmailadressehinterlassen.

Was will sie? Das ist ihr selbst vielleicht momentan gar nicht so bewusst. In ihrerOffenbarungstecktwomöglichein„verdeckterAuftrag“:HELFENSIEMIR!DieBeraterinist alarmiert. Insofern hat die Abgabe der Eigenverantwortung der Klientin in„moralischerHinsicht“bereitsbegonnen.DieBeraterinbrauchthierSicherheit,waszutun ist (und was nicht). Als Mensch möchte man unbedingt „das Schlimmsteverhindern“,alsBeraterinfühltmansichvielleichtals„Expertin“fürKrisenintervention.All das scheinen gute Gründe zu sein, sofort zu handeln. Das Recht kann hier für dienotwendigeBeruhigung,KlarheitundSicherheitsorgen.

Rechtlich gesehen ist eine Emailanfrage erstmal nur eine einseitigeWillenserklärung,eine Beratung in Anspruch zu nehmen. Es gibt vorvertragliche Schutz- undAufklärungspflichten,diesebetreffendiekonkretangeboteneDienstleistung.

Das heißt: Es ist aufzuklären, dass es sich beim Beratungsangebot nicht um eine„Kriseninterventionsstelle“handelt,beiderrundumdieUhrentsprechende„Seelsorge“möglich ist. Allenfalls können weiterführende Informationen, wo es solche Hilfe gibt,beigefügtwerden.

è Eine gut sortierte Krisen-Information (Notfallnummern) ist eine hilfreiche(freiwillige)Serviceleistung.

Damit ist der Fall erledigt. Alle weiteren Recherchen, wie man mit ihr Kontaktaufnehmen kann, geraten in Konflikt mit unserer gesetzlichenVerschwiegenheitsverpflichtung. Im Angestellenverhältnis gibt es meist zusätzlich lautDienstvertrag eine Verpflichtung gegenüber der Firma zur vertraulichen BehandlungvonGesprächsinhalten(einschl.Textnachrichten),diezubeachtenist.

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Umgang mit Selbstmordgedanken im Beratungssetting WennsichThemeninspätererFolgealsso„schwer“erweisen,dasseineDiagnosenaheliegt, ist ebenfalls auf die Möglichkeit anderer professioneller Hilfestellungenhinzuweisen. Wenn wir uns als Berater*innen ernsthafte Sorgen machen, dann dieseunbedingt ansprechen. Eine geistig klare Klientin darf jedoch jede Form vonFremdbestimmung-vonAbholungdurchVerwandtebisZwangseinweisungablehnen.

è Wenn K (Klient*in) weiteren Hilfsmaßnahmen durch die Beraterin zustimmt,sowiesoallesok.WennKweitereAktivitätenablehnt,dannistesauchok!

WirsindzuallererstunserenKlienten(Mitarbeiterinnen)zurSorgfaltverpflichtet.MitHinweis- und Dokumentationspflicht ist unser Maßstab für richtiges Verhalten imberatungstypischenSelbstgefährdungskontexterfüllt.

Praxistipp: Gegebenfalls konkrete Hilfestellungen (Angehörigen anrufen, Abholungorganisieren etc.) anbieten. Diese Empfehlungen bzw. die Ablehnung derselbendokumentieren!GegebenfallsistaucheineEntbindungvonderVerschwiegenheitspflichtdurchdieKlientinzudokumentieren.DasProtokolliertemöglichstunterfertigenlassen.Eine Unterfertigung durch die Klientin bedeutet zugleich eine starke Intervention inRichtung Verdeutlichung ihrer Selbstverantwortlichkeit. Den Fall möglichst sofort„supervidieren“lassen,kollegialenRückhaltholen.

è Die „Lockerung“ der Verschwiegenheit im Interesse des Klientels und/oderBerufsstandes wird aus Gründen der Qualitätssicherung imSupervisionskontextalszulässigerachtet.

Der„Knackpunkt“imrechtlichenSinnistdieEinwilligungdesKlienten.EsgehtdabeieinerseitsumdasGrundrechtaufSelbstbestimmungüberdeneigenenKörperundüberdas eigene Leben. Handlungen, die sich imWiderspruch zum erklärtemWillen einesKlientenbefinden,mutetdieRechtsordnungdemBerateralsVertragspartnernichtzu.

DasRechtziehteineklareGrenzedort,woderBetroffenediezurSelbstgefährdungbzw.zumTodführendenUmständenochselbstbeherrscht.

Ausnahmesituation „Akute Krise“: IneinerakutenKrise(infolgeSchockzustand)istesimZweifeljedenfalls„erlaubt“,denzuständigenArztbzw.NotarztzuverständigenodereineEinweisung insKrankenhauszuveranlassen.MeistwirdeinMenschinderakutenKriseentwederohnehinselbstumHilfeersuchenoderzumindestalles„übersichergehenlassen“.VoraussetzungfüreineHandlungspflicht ist, dass dem Betroffenen die Gefährlichkeit seines momentanenZustandeserkennbarnichtbewusstist.EsbestehtjedochkeineHandlungspflicht,wenndemKlienten die Behandlungsnotwendigkeit seines Zustandes bewusst ist (aufklären,hinweisen,weiterverweisen!)undereinesolchedennochablehnt(sieheoben).

„IndiesozialeKontrollegehen“

Bei einem offensichtlich unmittelbar suizidgefährdetenMenschen ist es aufgrund ihrerbesonderenBefähigunggeboten,entsprechendeHilfsmaßnahmenzuorganisieren.

Die Rechtsgrundlage dafür ist die spezielle Schutzzweck der Vertragsbeziehung zuKlientenzuFachpersonenausderPsychotherapie/Psychologie/Psychiatrie.DieLebens-und Sozialberater*innen gehören genau genommen nicht zu diesen einschlägigen

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„Gesundheitsberufen“, da wir ja nur mit „gesundem“ Klientel arbeiten dürfen (sieheoben).

Aber auch hier hat eine vertraglich übernommene Verantwortung ihre Grenzen amSelbstbestimmungsrechteinesMenschen.Nureine„geschlossene“AnstaltübernimmtvertraglichdieGarantie,nämlichdassihreInsassenvorsichselbstgeschütztsind.

Ausnahmesituation „Lebensgefahr“ DieKlientinkommt,underzählt,dasssiebereitseinPackerlSchlaftablettengeschluckthatundzeigtdie leerePackungauchnochher. SolcheAussagenderKlientingehen inRichtung:„WennSiemirjetztnichthelfen,dann...“.HieristeineIntervention(auchaufKosten der Verschwiegenheit) jedenfalls geboten, auch wenn die Klientin (noch)ansprechbarist.

Ausnahmesituation „Ohnmacht“ Der Klient wird während der Beratungssitzung bewusstlos. Hier „beherrscht“ derBetroffenedieGefahrnichtmehr.DannwirdjedePersonzum„Garanten“alsdiejenige,die erkennbar als „letzte“ etwas zur Rettung tun kann (§ 2 StGB, Begehung durchUnterlassung).DannbestehteineHandlungspflicht.DamitrückenwirschonindieNäheder„unterlassenenHilfeleistung“,§95StGB,wennwirnichtstun.

JenachSituationHilfeholen:psychiatrischerNotdienst,Rettungsdienst,Polizei

Ausnahme Kinder/Jugendliche Beioffenkundigselbstschädigungs- bzw.selbstmordgefährdetenJugendlichen,diesichin unserer beraterischen „Obhut“ befinden, besteht ein größerer HandlungsspielraumalsbeiErwachsenen,alsounterUmständenauchgegendenWillendesBetroffenen.

Bei Beratung von Kindern und Jugendlichen bestehen erhöhte Schutzpflichten.Jugendliche können selbst über ein psychosoziale Beratungsangebot ja/neinentscheiden. Ab 14 Jahren wird die Entscheidungsfähigkeit in „leichte“Heilbehandlungennämlichgesetzlichvermutet,siekönnenalsoselbstein„Coaching“inAnspruchnehmen. (Anderesgilt ausdrücklich fürnachdemPsychotherapiegesetzundPsychologiegesetz),hieristdieEinwilligungdesgesetzlichenVertreterserforderlich).

è Bei Gefährdung der Kinder/Jugendlichen bei Verdacht auf Gewalt undMissbrauch(§37KJHG)bestehtsogareineMitteilungspflichtans„Jugendamt“.

JenachGefährdungspotentialsindalsodieElternzuinformierenbzw.–jenachSachlage-anderegeeigneteSchutzmaßnahmenzuergreifen.Auchhiergilt:injedemFallzuerstmit dem Jugendlichen selbst die geplanten Maßnahmen besprechen. Supervision mitfachkundigenKolleg*inneneinholen.

Der „Ernstfall“ ex post und ex ante Angehörige suchen bei einem Selbstmord in ihrer Verzweiflung nach einem/einerSchuldigen. Nichts liegt näher, als diese bei der Person zu finden, der sich die„Selbstmörderin“zuletztanvertrauthat(ex-post-Betrachtung).

Psychosoziale „Profis“ sind wahrlich in einem Dilemma: wir wissen, dass Depressioneinepsychische„Krankheit“istundder/dieBetroffenemomentanmöglicherweisekeine„freie“ (selbstbestimmte) Entscheidung über die eigene Lebenssituation treffen kann.Die „moralische“ Verantwortung, die wir als Berater*innen verspüren, macht uns oft

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unsicher und ist von der rechtlichen zu trennen. Das Recht schützt das VerhältnisBerater-KlientinhierausgutemGrund!

è Oft ist gerade die schonungslose Offenheit, mit der Selbstmordgedanken imvertraulichenBeratungsgesprächmiteinerneutralenPersongeäußertwerdenkönnen,überlebensnotwendigfürdieHilfesuchenden.

Rechtlich gesehen gilt bei Selbstmord: Niemand anderer kann vor dem Gesetzrückblickenddafür verantwortlich gemachtwerden! Selbstwenn einMensch sich aus(mehr oderweniger) freien Stücken dafür entscheidet, sich selbst durch sein eigenesVerhaltenzuschädigen,giltdasAutonomieprinzip.Kurzgesagt:WervoneinerBrückespringenwill, darf springen, wann undwo undwie er/siewill. Niemand kann genauhineinschauen in einen Menschen und in seine Beweggründe. Die Kausalitätskette„wenn, dann...“ mag vielleicht in psychologischer Hinsicht typisiert sein, um für dieKriseninterventiongerüstetzusein;füreinerechtlicheZuordnunggenügtdasnicht.

è WirBerater*innenwerdennichtdarangemessen,waswirgetanhätten,wennwir gewusst hätten, wie die Sache ausgeht (ex ante-Betrachtung), sonderndaran,waseineBeraterintut,diediegeboteneSorgfaltdemKlientengegenüberanwendetunddieMöglichkeitenundGrenzenihrerTätigkeitkennt.

Fremdgefährdungskontext Fallbeispiel: Klient redet in Rage und erzählt,wem er alles „an denKragenmöchte“,wennsichnichtendlichwasändert...

Ganz nahe an dieser Thematik ist auch die Frage der Handlungspflicht vonBerater*innen bei Fremdgefährdung durch eine Klientin. Auch hier gilt dasAutonomieprinzip: Jeder istselbst fürseineTatenverantwortlich.WirsindauchkeineHellseher*innen,dieseKompetenzgehörtaucheineranderenBranche…;-).

Ausnahmesituation: geplante oder bereits begangene Straftat „Wenn ich morgen entlassen werde, dann geht´s der Chefin an den Kragen, die Waffe liegt schon geladen und griffbereit im Schreibtisch!“

Nur in ganz speziellenAusnahmefällen spanntdieRechtsordnungdenBogenhin zum„Mitwisser“.EsgibteineneinschlägigenStrafrechtstatbestand(§286StGB),welcherfürjedermann/frau die „vorsätzliche“ (also zumindest bewusst in Kauf genommene odergar gewollte) Unterlassung der Verhinderung einer mit Strafe bedrohten, unmittelbarbevorstehendenoderschonbegonnenenHandlungunterStrafestellt.

Berater*innen haben hier aufgrund ihrer gesetzlichen VerschwiegenheitspflichtwiederumeineSonderstellung:Nichtzubestrafenist,werdurchdieVerhinderungoderBenachrichtigung eine rechtlich anerkannte Verschwiegenheitspflicht verletzen würdeunddieausderVerletzungdieserPflichtdrohendenFolgenschwerergewogenhättenals die nachteiligen Folgen aus der Unterlassung der Verhinderung oderBekanntmachung.

è Es ist eine Abwägung der jeweiligen Interessen geboten. Die nachteiligenFolgenderBekanntmachungdesVorhabensmüssenwenigerschwerwiegenalsdienachteiligenFolgeneinermöglichenTat.

è Noch stärker geschützt ist nur noch das „Beichtgeheimnis“ (keinerleiVerpflichtungimAußenverhältnis).

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WiekannhierdiemöglicheSorgfalt–zuallererstsichselbstunddanndem/derKlient*ingegenüber – angewendet werden? Antwort: Thematisieren, K informieren überAlternativenundKonsequenzen(ev.Anzeigepflicht);einschlägigweiterverweisen (z.B.Männerberatung,Suchtberatungstelleetc.);dokumentierenundProtokollunterfertigenlassen.

WennKbereitist,zukooperieren,dannistesgut.DerZweckeinesvertraulichenSettingsist damit erfüllt! Möglichst sofortige (vertrauliche) Rücksprache halten mitKollegen/Supervisiorin!

Bei unmittelbarer Gefahr für Leib und Leben fällt die erforderlicheInteressensabwägung im Zweifel zu Gunsten eines Tätigwerdens der Beraterin auchgegen den ausdrücklichen Willen des Klienten aus. Die erforderlichen Aktionen zurAbwendung der unmittelbar drohendenGefahr können von der Benachrichtigung desGefährdetenbis zurVerständigungderPolizeiu.a. reichen.DieVerhinderungbzw.dieBenachrichtigung muss aber jedenfalls nach den Umständen zumutbar sein, niemandbrauchtsichdadurchselbstinGefahrbringen.

è Die Aufhebung der Verschwiegenheit kann somit eine Strategie impsychosozialenKontextsein,seltensollsiejedochdieersteodergardieeinzigesein!

Schutz des „im Geheimen“ Anvertrauten Spezielle Regeln gelten im vertraulichen Setting hinsichtlich bereits begangenerStraftaten. Staatliche Interessen an der Verfolgung einer schon geschehenen StrafekönneneineVerletzungderVerschwiegenheitniemalsrechtfertigen.

Keine Aussageverpflichtung vor Gericht Deshalb sind alle gesetzlich zur Verschwiegenheit verpflichteten psychosozialenBerufgruppenvonderZeugnispflichtvorGerichtenthoben.

Aussageverweigerungsrecht(...)inBezugaufThatsachen,überwelchederZeugenichtwürde aussagen können, ohne eine ihm obliegende staatlich anerkannte Pflicht zurVerschwiegenheit zu verletzen, insofern er hievon nicht giltig entbunden wurde(Originalzitataus§321ZPO).

Entbindung: Im Zivilverfahren gibt es die Möglichkeit der Entbindung durch dasKlientel. ImPaarsettingmuss dies selbstverständlich durch beideKlienten geschehen,ansonsten könnte ja einer die Beraterin gegen den anderen ausspielen. Selbst beiEntbindungdurchdieKient*inmusskeineZeugenaussagegetätigtwerden.

EsistnämlichVorsichtangebracht:wennBerater/innenstetsaussagenwürden,sofernesfürihreKlient/invorteilhaftwäre(undsiedeshalbvonihm/ihrentbundenwurden),so lässt sich daraus auch ein Umkehrschluss ziehen, wenn eine Beraterin einmal dieAussageverweigert.

Praxistipp: Erfolgt doch eine Vorladung zur Zeugenaussage bei Gericht, genügt eineschriftliche Erklärung unter Hinweis auf die gesetzliche Verschwiegenheitspflicht, imZweifel ist es jedoch sinnvoll, bei Gericht nachzufragen (Amtstag); das Recht aufAussageverweigerungenthebtnämlichnichtautomatischauchvonderPflicht,alsZeugevorGerichtzuerscheinen.

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Ein Vernehmungsverbot (dürfen vom Gericht von vorneherein nicht vernommenwerden)giltfür

Geistliche in Ansehung dessen, was ihnen in der Beichte oder sonst unter dem SiegelgeistlicherAmtsverschwiegenheitanvertrautwurde;

Staatsbeamte,wennsiedurchihreAussagedasihnenobliegendeAmtsgeheimnisverletzenwürden, insofern sie der Pflicht zur Geheimhaltung nicht durch ihre Vorgesetztenentbundensind;

eingetrageneMediatorennachdemZivilrechts-Mediations-Gesetz,BGBl.INr.29/2003, inAnsehung dessen, was ihnen im Rahmen der Mediation anvertraut oder sonst bekanntwurde(§320ZPO).

Recht zur Aussageverweigerung im Strafprozess für (...) Fachärzte für Psychiatrie, Psychotherapeuten, Psychologen, Bewährungshelfer,eingetragene Mediatoren nach dem Zivilrechts-Mediations-Gesetz, BGBl.I Nr.29/2003,undMitarbeiteranerkannterEinrichtungenzurpsychosozialenBeratungundBetreuungüberdas,wasihnenindieserEigenschaftbekanntgewordenist.(§157StPO).

Meines Erachtens ist – entsprechende dem Zweck der Bestimmung - dieAussageverpflichtungimStrafprozess(§157StPO)auchaufselbstständigtätigeLebens-undSozialberater*innenanzuwenden.

è Anderes gilt nach § 54 Ärztegesetz: Diese haben Anzeigepflicht bezüglichschwererKörperverletzungbeiVerdachtaufeinebegangeneStraftat.

DieVerschwiegenheitspflichtendetdort,woder/dieBerater/inselbstprozessualihreUnschuldbeweisenmuss(Honorarstreitigkeiten,Schadenersatzforderungen,Anklage).

Selbstschutzmaßnahmen Gefährliche Situationen kann es auch im Beratungskontext geben. Der Umgang mitverbalen und tätlichen Übergriffen stößt schnell an die Grenzen derKundenfreundlichkeit.DasRechtwägtabzwischengefährdetenInteressen.GehenvomKlienten ernstzunehmene Gefahren aus, die einen Eingriff in „absolut geschützteRechtsgüter“wie Leib, Leben, Eigentum darstellen, so ist Selbstschutz und Selbsthilfenaheliegend. Die Angemessenheit der Verteidigungsmaßnahmen (Notwehr, Nothilfe,Selbsthilfe, bis behördliche Hilfe eintrifft...) wird je nach Situation unterschiedlich zubeurteilensein.

è NiemandbrauchtingewissenhafterAusübungseinerArbeitsichselbst,AngehörigeoderdieKolleg*innenernsthaftinGefahrbringen!

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Linkliste RechtsweseninÖsterreich

www.parlament.gv.atGesetzeswerdungundRechtsstaat

www.bundeskanzleramt.gv.atMinisterien

www.vfgh.gv.atVerfassungsgerichtshofundEntscheidungen

www.sozialministerium.atcorona+recht.Sozialstaat.Pflegethemen

http://europa.euoffizielleWebpagederEuropätischenUnion

curia.europa.euEuropäischerGerichtshofinLuxemburg

www.grundrechte.europa.euEuropaparlamentinStrassburg

www.coe.intEuropäischerGerichtshofinStrassburg

Rechtsberatungsangebote in Österreich www.oesterreich.gv.at

www.justiz.gv.at(Bürgerservice>Rechtsauskünfte)

www.familienberatung.gv.at>Beratungsstellen

www.rechtsanwaelte.at

www.notar.at

www.arbeiterkammer.at

www.wirtschaftskammer.at

www.rechteasy.at/DasWikifürRechtsfragen

Gesetzestexte www.ris.bka.gv.atRechtsinformationssystemdesBundes

www.jusline.atGesetze+Rechtssprechung(mitForum)

www.jusguide.atRechtsprechungderHöchstgerichteund„Newsticker“Gesetzesentwürfe

www.justiz.gv.at/Bürgerservice...Rechtsauskünfte,Wirtschafts-undKorruptionsstaatsanwaltschaft

www.rechteinfach.atRechtsfragenimprivatenBereich-allgemein–plusGesetzeundGerichte

www.kirchenrecht.atRechtsgrundlagenstaatl.anerkannterReligionsgemeinschaften,"Seelsorge"

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www.gesetze-im-internet.deDeutschesRecht

Berufsrecht

www.wko.atRechtsinfoundBeratungBerufsausübung,Gewerbe-,Vertrags-undHaftungsrecht,Arbeits-undSozialrecht,SocialMedia,LeitfadenE-Marketing&E-Commerceu.a.m.

www.lebensberater.atWK/PersonenberatungplusberufsrechtlicheGrundlagen

https://dsgvo.wkoratgeber.at/EU-Datenschutzgrund-VO

www.usp.gv.atUnternehmensserviceportaloffiziell,Gründungsservice,Rechtsinfo,Neuerungen

www.sozialversicherung.atHomepagederSVA(AllgemeinenSozialversicherungsanstalt)

www.arbeiterkammer.atArbeitsrecht+Beratung

www.oegl-lebensberater.atBerufsgruppeOberösterreich

www.berufsverband-efl-beratung.atBerufsverbandDipl.Ehe-,Familien-undLebensberater/innenÖsterreichs

www.salutogense-zentrum.de

www.gesundheit.gv.at/betrieblicheGesundheitsförderung

www.netzwerk-bgf.at

www.bestnet.atÜberblickVerbändeundVereine

Familienrecht

https://www.familienberatung.gv.at/beratungsstellen/

www.trennungundscheidung.atGerichtnaheMaßnahmen(Elternberatung,Mediation...)

www.jugendwohlfahrt.atInfosundUnterhaltsrechner(Werkzeuge)

www.eheohnegrenzen.atInternationaleEhen

www.rechtsanwaelte.at/SpezialisierungaufFamilienrechtunter„Ehe-undScheidungscheck“.

www.notar.at-Eheverträge,Erbschaftsangelegenheiten,Grundbuchsrechtu.a.m.

www.kija.atKinder-undJugendanwaltschaft

www.rainbows.atHilfefürKinderbeiTrennung/Scheidung/Trauer;Besuchsbegleitung

www.kinderrechte.gv.atKinderrechte,Kija,ListeElternberatungsstellen

www.scheidungsinfo.at/PlattformvonRechtsanwält/inn/eninkl.Unterhaltsrechner

www.gewaltinfo.atRechtsinfoundBeratungsstellen,Opferschutzmaßnahmen

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www.gewaltschutzzentrum.at,

AllgemeineRechtsfragen(Auswahl)

www.arbeiterkammer.at(BeratungfürMitarbeiter/innen,Konsument/innen,Mietrecht,Mobbingberatung)

www.arbeitsinspektion.gv.at/SicherheitamArbeitsplatz(z.B.Brandschutz...)

www.konsument.atwww.konsumentenfragen.at

www.durchblicker.atVergleichportalefürHaushaltsfixkosten(z.B.Versicherungen,Bankgebühren,Handytarife...)

www.spielsuchthilfe.at

www.budgetberatung.atinkl.Budgetrechner

www.schuldnerberatung.atSchuldnerberatungsstellen

www.neustart.at

Literaturverzeichnis

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BartainZivilrecht(2004),www.uibk.ac.at(03/2020)

O.Scheiber,MutzumRecht,FalterVerlag2019.

Berufsrecht RenéReichel(Hg.)Beratung,Therapie,Supervision–EinführungindiepsychosozialeBeratunglandschaft(2.Auflage,2016)

GüntherBitzer-Gavornik(Hg.),Lebens-undSozialberatunginÖsterreich

Th.Petzold,VertrauensbuchzurSalutogenese(2013),VerlagGesundeEntwicklung.

Zeitschrift„Lebe“,WirtschaftskammerÖsterreich(Hrsg.)erscheint2xjährlich,www.lebensberater.at

Zeitschrift„DieMediation“www.die-mediation.de

Familienrecht Maurer/Fritsch,Ehe&Scheidung(undKinder)aufÖsterreichisch(11.Auflage,Manz-Verlag2017)

Maurer/Fritsch,Kinder&ScheidungaufÖsterreichisch(3.Auflageinkl.KindRÄG2013,Manz-Verlag)

MaurerE,ErbenundVererbenaufÖsterreichisch(12.Auflage,Manz-Verlag2019)

Allgemeine Rechtsfragen Justizbuch„AlleswasRechtist“(download)www.justiz.gv.at