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01 MEDIENBRIEF Der Erste Weltkrieg Erinnern für die Zukunft – 1914 Der Erste Weltkrieg im Unterricht MEDIENSPEZIAL Medien zum Ersten Weltkrieg Dokumentarfilme, Unterrichtsmaterialien, Spiel- und Fernsehfilme, Histoclips und ZeitZeichen 1914 – Mitten in Europa Das Rheinland und der Erste Weltkrieg Das LVR-Verbundprojekt MEDIENSPEZIAL Medien zum Ersten Weltkrieg zum Herausnehmen! MEDIENBRIEF | N° 01.2014

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01MEDIENBRIEFDer Erste Weltkrieg

Erinnern für die Zukunft – 1914 Der Erste Weltkrieg im Unterricht

MEDIENSPEZIAL Medien zum Ersten Weltkrieg

Dokumentarfilme, Unterrichtsmaterialien,

Spiel- und Fernsehfilme, Histoclips und

ZeitZeichen

1914 – Mitten in Europa Das Rheinland und der Erste Weltkrieg

Das LVR-Verbundprojekt

MEDIENSPEZIAL

Medien zum

Ersten Weltkrieg

zum

Herausnehmen!

MEDIENBRIEF | N° 01.2014

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Impressum

Herausgeber

Landschaftsverband Rheinland

Landeshauptstadt Düsseldorf

LVR-Zentrum für Medien und Bildung

Medienzentrum für die

Landeshauptstadt Düsseldorf

Medienberatung NRW

Schulmanagement NRW

Redaktion

Michael Jakobs, Claudia Hopstein

Layout & Reinzeichnung

Michael Jakobs

Postanschrift

Postfach 103453

40025 Düsseldorf

Besucheranschrift

Bertha-von-Suttner-Platz 1

40227 Düsseldorf

Kontakt

Telefon 0211 27404-2131

Fax 0221 8284-3463

E-Mail [email protected]

Internet www.medien-und-bildung.lvr.de

Titelbild

Deutscher Artillerist mit Riesengranate, Aufschrift

»Du sollst nicht töten!!«, Westfront 1917/1918

Foto: Jürgen Berner, Preußen-Museum Nordrhein-

Westfalen, Wesel

Druck

msk marketingservice köln GmbH

Bischofsweg 48-50, 50969 Köln

Auflage

6.000

Der MEDIENBRIEF erscheint

zweimal jährlich und ist kostenlos

ISSN 1615-7257

MEDIENBRIEF | N° 01.2014

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Milena Karabaic

LVR-Dezernentin für Kultur und Umwelt

Liebe Leserin, lieber Leser,

seit Jahresbeginn beherrscht ein

Thema die Berichterstattung in den

Medien: Das Gedenken an den

Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914,

der sowohl das alte Europa zerstörte

als auch die Idee einer Frieden

stiftenden Völkergemeinschaft

hervorbrachte.

Der Landschaftsverband Rheinland hat

bereits im letzten September sein

ambitioniertes, auf regionale wie

internationale Bezüge ausgerichtetes

Verbundprojekt »1914 – Mitten in

Europa« gestartet, an dem neben

LVR-Institutionen auch zahlreiche

Partner aus dem gesamten Rheinland

teilnehmen. Auftakt war der Kongress

„Aggression und Avantgarde“, dem bis

Mitte 2015 noch zahlreiche weitere

Ausstellungen, Veranstaltungen und

Exkursionen folgen werden.

Der vorliegende Medienbrief widmet

sich dem Ersten Weltkrieg in drei

großen Blöcken:

Kapitel 1 gibt – ausgehend von

Grundsatzüberlegungen von Prof.

Großbölting zum Deutungswandel

unseres Erinnerns – Anregungen, wie

das Geschehen vor 100 Jahren in den

Unterricht einbezogen werden kann.

Im herausnehmbaren MEDIENSPEZIAL

haben wir Empfehlungen zu Spielfil-

men, Dokumentationen und Audio-

Clips rund um den Ersten Weltkrieg

zusammengestellt.

Kapitel 2 bietet eine Übersicht über die

im Verbundprojekt im ersten Halbjahr

anstehenden Veranstaltungen. Die ab

Herbst bis ins Frühjahr kommenden

Jahres folgenden Angebote werden in

der Septemberausgabe des MEDIEN-

BRIEF vorgestellt.

In einer aktuellen Forsa-Umfrage vom

Januar bekundet vor allem die Alters-

gruppe der 14- bis 29-Jährigen ihr

großes Interesse am Ersten Weltkrieg.

Dies bestärkt meine Hoffnung, dass

das groß angelegte LVR-Projekt auf

eine möglichst breite und nachhaltige

Resonanz stößt, die ich ganz ausdrück-

lich auch diesem Medienbrief wünsche

Ihre

Düsseldorf, im Februar 2014

1914 – Aufbruch in die Katastrophe

Foto: Dominik Schmitz, LVR-ZMB

3

VoRWoRt

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Impressum 02

Vorwort 03

Inhaltsverzeichnis 04

Kurzinformationen 06

01 Erinnern für die Zukunft – 1914

> Wider die Deutungsschablonen!

Wie wir den Ersten Weltkrieg

multiperspektivisch erinnern können 09

> Notizen aus der rheinischen Kultur:

24. September 1913 12

> Fotografie, Zensur und Propaganda im Ersten Weltkrieg:

Förderung historischer Bildkompetenzen 15

> Epochenjahre 1914:

Möglichkeiten eines digitalen Schulbuchs zur

Förderung der historischen Reflexionsfähigkeit 20

> Vom Nutzen und Vorteil

der Archive für Schule 22

> »Zwischen Euphorie und Ernüchterung«

Alltag im Rheinland und in Westfalen während

des Ersten Weltkriegs – Ein Unterrichtsmodul 24

> Spurensuche im Museum

Neue Wege der Vermittlung des Ersten Weltkriegs 23

> Wo Geschichte lebendig wird

learn:line NRW 27

> Open Educational Development

Die Zukunft historisch-politischer Bildung 28

> »Siegfrieds Fluch«

Eine Multivision mit historischem

Bild- und Filmmaterial 30

MEDIENSPEZIAL: Der Erste Weltkrieg

> Medien zum Ersten Weltkrieg

Filme, Audio-Clips, Unterrichtsmaterialien 31

02 1914 – Mitten in Europa

> Das LVR-Verbundprojekt

Das 1914-Blog / Übersichtskarte / Kongress-Dokumentation 40

> »Seine Augen trinken alles«

Max Ernst und die Zeit um den Ersten Weltkrieg 41

> Krieg und Licht

Zur Dynamik der ländlichen Elektrifizierung um 1914 42

> »Mit uns zieht die neue Zeit…«

Konsumgenossenschaften im Rheinland 1900 – 1918 43

> 1914 – Mitten in Europa 44

> Moderne. Weltkrieg. Irrenhaus. 1900 – 1930 45

> An den Grenzen des Reiches

Grabungen im Xantener Legionslager

am Vorabend des Ersten Weltkrieges 45

Inhalt – unsere Themen

MEDIENBRIEF

N° 01.2014

Foto: Privatbesitz

MEDIENBRIEF | N° 01.2014

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> Kriegs(er)leben im Rheinland

Zwischen Begeisterung und Verzweiflung 46

> Exkursionen. Aktionstage. Materialien

1914 – Reisen in die Geschichte

Spuren der Geschichte. Archäologie und Erster Weltkrieg

14/18 Mitten in Europa 47

03 Berichte

> Zukunftstechnik für die Schule

3D-Drucker auf der Gamescom 48

04 Partner im Verbund

> Portal Rheinische Geschichte 52

»Ausgezeichnet!«

Neue Unterrichtsmaterialien von FILM+SCHULE NRW 54

05 LVR-ZMB intern

> Neue audiovisuelle Medien

im Verleih des LVR-ZMB 56

> Neue Landeslizenzen

bei EDMOND NRW 58

> Transport in den Tod

Unterrichtsmaterial zum Thema

»Geschichte der NS-Euthanasie« 59

Meisterfotografien 60

06 Veranstaltungen

> »Frauen – Männer – Macht«

Tag der Archive 2014 62

> Gemeinsames Lernen vielfältig gestalten

Bildungskongress 63

> »Ich nehm‘ den Schweißerhelm!«

Tag der Begegnung 2014 64

07 Besprechungen

> 99 Tipps zum Umgang mit Social Media 66

> tv.profiler – Eine Unterrichtseinheit

für eine Schulstunde 67

Hinweis

Wir sind bemüht, in unseren Beiträgen Aspekte

des »Gender Mainstream« zu beachten und nach

Möglichkeit auf Personen bezogen sowohl die

weibliche als auch die männliche Form zu nutzen.

Aus Gründen der Vereinfachung und besseren

Lesbarkeit wird dies nicht von allen Autorinnen

und Autoren so gehandhabt. Das möchten wir

respektieren, legen jedoch Wert auf den Hinweis,

dass in der Regel das jeweils nicht erwähnte

Geschlecht mit einbezogen ist. Die Redaktion

5

InHaLt – UnSeRe tHeMen

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Foto: Dominik Schmitz, LVR-ZMB

Kurzinformationen –Wichtiges ganz schnell

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MEDIENBRIEF | N° 01.2014

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Dieter Baacke-Preisträger 2013

Herausragende medienpädagogische

Projekte ausgezeichnet

Kindern und Jugendlichen einen

kreativen, kritischen Umgang mit

Medien zu vermitteln, ist die Zielset-

zung des bundesweit ausgelobten

Wettbewerbs zum Dieter Baacke-

Preis. Die Gesellschaft für Medienpäd-

agogik und Kommunikationskultur

(GMK) und das Bundesministerium für

Familie, Senioren, Frauen und Jugend

verleihen seit 2001 gemeinsam die

Auszeichnung für herausragende

medienpädagogische Arbeit mit

Kindern, Jugendlichen und Familien.

Der mit insgesamt 10.000 € dotierte

Dieter Baacke-Preis 2013 wurde am

23. November im SWR-Funkhaus

Mainz in vier verschiedenen Kategori-

en verliehen. In der Kategorie »Projek-

te mit Jugendlichen« ging ein Preis an

das LVR-Zentrum für Medien und

Bildung + Kooperationspartner für das

Projekt: »Gamescamp – Barcamp zu

Computerspielen«.

Ein Gamescamp ist eine von Jugendli-

chen nach dem Barcamp-Prinzip

selbst organisierte und von Medienpä-

dagogen begleitete Konferenz zum

Thema Computerspiele.

Weitere Informationen auf

www.dieterbaackepreis.de

Classroom Management

Vortragsreihe »Betrifft:Schule«

In der Vortragsreihe »Betrifft:Schule«,

referieren am Donnerstag, 15.05.2014

Prof. Dr. Thomas Hennemann und

Tatjana Leidig zum Thema »Classroom

Management – Prinzipien effektiver

Klassenführung zur Förderung einer

inklusiven Lernumgebung«. Classroom

Management bietet verschiedene

Prinzipien und Kriterien, wie präventiv

mit antizipierten Unterrichtstörungen

umgegangen werden kann und welche

Interventionsmöglichkeiten und Pro -

blemlösungsstrategien gegeben sind.

Der Vortrag findet statt im Weiterbil-

dungszentrum der Stadt Düsseldorf,

Bertha-von-Suttner-Platz 1, 40227

Düsseldorf (gleich hinter dem Haupt-

bahnhof). Die Teilnahme ist kostenlos.

Die Vortragsreihe wird gemeinsam

veranstaltet von der Volkshochschule

Düsseldorf (VHS), der Schulpsychologi-

schen Beratung, dem Schulamt und

dem LVR-Zentrum für Medien und

Bildung in Kooperation mit dem

Evangelischen Kirchenkreis Düsseldorf

und dem Kompetenzteam Düsseldorf.

Moderatorenqualifizierung »Auf dem

Weg zur inklusiven Schule«

Schulministerin Sylvia Löhrmann hat

in Düsseldorf den ersten 140 Modera-

torinnen und Moderatoren der

landesweiten Qualifizierungmaßnah-

me »Auf dem Weg zur inklusiven

Schule« die Zertifikate überreicht. Die

Absolventinnen und Absolventen der

zweijährigen Qualifizierung für die

Primar- und die Sekundarstufe I

können Schulen in NRW mit Fortbil-

dungsangeboten zur Inklusion dabei

begleiten, Grundlagen und Strukturen

für inklusives Lernen zu schaffen.

Ministerin Löhrmann betonte: »Es ist

wichtig, Lehrerinnen und Lehrer

durch qualifizierte Schulung und

Unterstützung auf die Vielfalt einer

inklusiven Schülerschaft vorzuberei-

ten, damit sie sich den neuen Heraus-

forderungen gewachsen fühlen.«

Die Qualifizierung »Auf dem Weg zur

inklusiven Schule« umfasst 13 Module

mit insgesamt 208 Fortbildungsstun-

den und folgenden Themenschwer-

punkten: »Grundlagen der Inklusion«,

»Schulentwicklung«, »Kooperative

Beratung«, »Diagnostik«, »Förderpla-

nung« und »Classroom Management«.

Möglichkeiten der Prävention und

Intervention bei Lern-, Entwicklungs-

und Sprachstörungen werden modul-

übergreifend thematisiert.

Im Herbst 2014 werden etwa 150

weitere Moderatorinnen und Modera-

toren die Qualifizierung abschließen

und den Schulen zur Verfügung

stehen.

LandesMuseum Bonn-App

Als erstes LVR-Museum bietet das

LandesMuseum Bonn seit 2012 eine

App für Apple- und seit 2013 für

Android-Geräte an. Über diese App

kann sich der Nutzer über Anfahrt,

Öffnungszeiten und andere Basisin-

formationen des Museums kundig

machen. Ebenfalls werden die

aktuellen Ausstellungen angezeigt.

Über Links sind aber auch weitere

Informationen verfügbar.

Als zusätzlicher Anreiz können beim

Museumsbesuch mit der App auf

Wunsch auch die kompletten Inhalte

der Audio-Führungen heruntergela-

den und das eigene Smartphone als

Audio-Guide genutzt werden.

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KURZInFoRMatIonen – wIcHtIgeS ganZ ScHneLL

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01 Erinnern für die Zukunft – 1914

Verlassener Schützengraben, Westfront 1917, Foto: Jürgen Berner, Preußen-Museum Nordrhein-Westfalen, Wesel

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MEDIENBRIEF | N° 01.2014

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Die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg boomt. Obwohl die Konkurrenz groß ist – vor 75 Jahren begann der Zweite

Weltkrieg, vor 25 Jahren wurde das Ende der DDR eingeläutet – wird 2014 kein historisches Ereignis so stark und

vielfältig thematisiert werden wie der Ausbruch dieses militärischen Konflikts. Über 150 Neuerscheinungen verzeich-

net allein der deutschsprachige Buchmarkt. Zahlreiche Ausstellungen und Veranstaltungen stehen neben den Memori-

alakten, die die gedenkpolitische Agenda der Staats- und Regierungschefs setzen.

Wider die Deutungsschablonen! Wie wir den Ersten Weltkrieg multiperspektivisch erinnern können

Trotz all dieser Aktivitäten kann man aber eines leicht

voraussagen: In Deutschland wird der Erste Weltkrieg keine

großen geschichtspolitischen Debatten auslösen. Die

Vergangenheit der Jahre 1914 bis 1918 ist tatsächlich in

dem Sinne Geschichte, dass sie politisch und moralisch

nicht mehr in unsere Gegenwart hineinragt. Der Weltkrieg

hält für die Deutschen heute weder einen Ursprungsmythos

bereit noch sonst ein Identifikationsangebot, sei es nun

positiver oder negativer Natur. Zwei Gründe sind für diese

Distanz ausschlaggebend.

Zum einen steht die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg im

Schatten des Zweiten Weltkriegs – und das zu Recht. In

seinen gesellschaftlichen Folgen war der Konflikt zwischen

1939 und 1945 wesentlich verheerender. Moralisch ist er

unmittelbar verbunden mit der Verfolgung und Ermordung

der Juden in Europa, die als Erinnerungsmoment bereits

weltweit beachtet wird.

Zum anderen gibt es eine Reihe von Deutungsschablonen

und Formelkompromissen, auf die man sich sowohl in den

Feuilletons wie auch in den Geschichtsbüchern geeinigt hat.

In der Diskussion wirken diese meist eher beruhigend bis

einschläfernd als intellektuell anregend. Zwei Beispiele

mögen das illustrieren: In keiner historischen oder politik-

wissenschaftlichen Darstellung fehlt das Diktum vom

Ersten Weltkrieg als der »Urkatastrophe des 20. Jahrhun-

derts«. Was diese Aussage eigentlich zu bedeuten hat,

danach wird in Deutschland selten weiter gefragt. Auch

andere Thesen provozieren in der deutschen Öffentlichkeit

heute keine Kontroversen mehr. Wurde die These vom »Griff

nach der Weltmacht«, die der Historiker Fritz Fischer

Anfang der 1960er Jahre aufgestellt hatte, noch zum

Ausgangspunkt einer umfassenden und streithaften

Debatte, so scheint auch hier zumindest vordergründig ein

Konsens erzielt. Hat nicht zuletzt Christopher Clark mit

seinem Erfolgsbuch darauf verwiesen, dass neben dem

Deutschen Reich noch eine Reihe anderer europäischer

Staatenlenker nur auf den eigenen Vorteil bedacht war?

Schon der Titel »Die Schlafwandler« deutet an, dass sich

die Verantwortlichkeiten auf viele Schultern verteilen lässt1.

Warum also darüber noch streiten?

Alle Vergangenheit, die vor den 1920er Jahren liegt, so hat

jüngst Valentin Groebner pointiert geschrieben, habe sich »in

eine Art historischer Tiefsee verwandelt, pittoresk, material-

reich, aber distanziert; eine Zone, in der alles Vergangene

gleich weit weg ist, so fremd und weit entfernt, dass es nicht

mehr in direkter Referenz auf die Gegenwart gebraucht

werden kann«2. Richtet man sich so bequem mit der

Vergangenheit ein, dann bleibt sie ein reines Feuilleton- oder

gar ein Sofaspektakel, welches das allseits wuchernde

Unterhaltungsbedürfnis stillt. So werden vor allem die vielen

Geschichten und besonderen Begebenheiten erzählt werden,

die uns heute fremd und skurril erscheinen: die Technisie-

rung und Industrialisierung des Krieges, für die vor allem das

Maschinengewehr steht; die Totalisierung des militärischen

Konflikts und dessen Ausgriff auf die gesamte Gesellschaft;

die Schlachtfelder vor allem der West-, aber auch der

Ostfront mit ihren unvorstellbar grausamen Bedingungen;

die national durchwirkte Barbarisierung des jeweiligen

1 Christopher Clark, The Sleepwalkers. How Europe went to war in 1914, London/New York 2012.

2 Valentin Groebner, Touristischer Geschichtsgebrauch. Über einige Merkmale neuer Vergangenheiten im 20. und 21.Jahrhundert, in: Historische Zeitschrift 296 (2013), S. 408-428, S. 412.

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01 | ERINNERN FÜR DIE ZUKUNFt - 1914

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Gegners in der eigenen Propaganda, aber auch – als

leuchtendes Gegenbild, auf dessen Hintergrund die

Unmenschlichkeit der Kriegsführung umso deutlicher

aufscheint – die Kriegsweihnacht 1914, zu der sich die

Soldaten beider Seiten kurzzeitig dem gegenseitigen Töten

verweigerten. All das erscheint uns bemerkenswert,

berührt uns vielleicht sogar, gerade weil es weit weg ist,

hochgradig fremd erscheint und uns deshalb heute nicht

mehr tangiert. Eine tiefere Beschäftigung erfordert das

nicht. Auf diese Weise lässt es sich mit der Geschichte

bequem einrichten.

Diese in Deutschland zu beobachtende Distanz ist jedoch

die Ausnahme von der Regel. Vielen Gesellschaften in Ost-

und Westeuropa, aber auch darüber hinaus, ist der Krieg

noch viel näher. In Australien gilt der Einsatz eigener

Truppen in Europa vielen immer noch als wichtiger Punkt

der Nationalstaatsbildung. Ein besonderes Beispiel bietet

das osteuropäische Serbien. Wichtige Kreise des Landes

sehen sich als Opfer einer Geschichtsklitterung, mit der die

EU-Staaten versuchten, Serbien die Schuld für den Aus-

bruch des Ersten Weltkriegs zuzuweisen. Innerserbisch

aber gilt Gavrilo Princip, der am 28. Juni 1914 den österrei-

chischen Thronfolger erschoss, nicht als Attentäter, Mörder

oder Terrorist, sondern als glühender Patriot.3 Als Mitglied

der »schwarzen Hand« habe er sich für die Befreiung

Serbiens von der österreichisch-ungarischen Unterdrü-

ckung eingesetzt. Eine solche Wertung befremdet schon auf

den ersten Blick. Für Überheblichkeit ist dennoch kein Platz

in dem Moment, wenn man sich die Wirksamkeit nationalis-

tischer und gewalterfüllter Geschichtsbilder in der Weima-

rer Republik vor Augen führt.

Aber auch in weniger drastischer Form sind die Unterschie-

de im Umgang mit der Vergangenheit durchaus gravierend,

wie der Blick nach Westeuropa zeigt. Sowohl in Großbritan-

nien wie auch in Frankreich steht der »Great War« bezie-

hungsweise »la Grande Guerre« viel stärker im Zentrum der

Aufmerksamkeit. So hat beispielsweise die britische

Regierung unter Premierminister Cameron Geld zur

Verfügung gestellt, damit alle Schulklassen staatlicher

Schulen die ehemaligen Schlachtfelder besuchen können.

3 Thomas Franke/Rudolf Balmer/Thomas Brey, Im Westen und Osten auch Neues. ERINNERUNG. Die Nationen pflegen ihr jeweils eigenes Bild vom Ersten Weltkrieg, in: Das Parlament Nr. 01-03 / 30.12.2014, online: http://www.das-parlament.de/2014/01-03/Themenausgabe/48462270.html, zuletzt abgerufen am 6.1.2014.

Quelle: Der Große Brockhaus, 20. Band (Wan-Zz), Leipzig 1935, Karte 143

MEDIENBRIEF | N° 01.2014

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Ein solcher Schritt wäre in Deutschland als Nation auf der

Verliererseite kaum denkbar. In Frankreich animiert die

Regierung Familien und Gemeinden dazu, Geschichten,

Fotos und persönliche Erinnerungsstücke zu sammeln und

in die örtlichen Archive zu geben. Bereits 2012 hat die

Regierung die »Mission du Centenaire de la Première

Guerre mondiale« ins Leben gerufen. Unter Anleitung des

Ministers für die Kriegsveteranen arbeiten Vertreter von

sieben Ministerien, zahlreicher weiterer staatlicher Stellen

und Organisationen zusammen. Ein zentraler, von Regie-

rungsseite aus beschlossener Veranstaltungskalender hat

all die zahlreichen Initiativen auf verschiedenen nationalen,

regionalen und lokalen Ebenen zusammengestellt.4

Die fünfte französische Republik bezieht sich explizit und

bewusst auf die demokratischen Werte der dritten Republik.

In diesem Sinne gab auch der französische Präsident

Hollande am 11. November 2013, also 95 Jahre nach dem

Ende des Blutvergießens, die Devise aus, dass das Gedenken

ebenso zur »Erneuerung des Patriotismus« wie auch als

»Botschaft des Friedens« dienen solle. Aus der »Kraft der

Vorfahren« wolle man neue Ressourcen schöpfen, so

Hollande. Am 3. August 2014, und damit zum hundertsten

Jahrestag der Kriegserklärung des Deutschen Reiches an

Frankreich, plant die französische Staatsspitze eine gemein-

same Friedensfeier, zu der mit dem deutschen Bundespräsi-

dent Joachim Gauck auch der höchste Repräsentant der

ehemaligen Gegnernation eingeladen ist. Schon allein diese

Konstellation zeigt, wie intellektuell spannend und politisch

spannungsvoll das Erinnern an den Weltkrieg sein kann.

In Deutschland gibt es eine stattliche Zahl von zivilgesellschaft-

lichen Initiativen, zudem engagiert sich die Forschung stark.

Die Politik hingegen hält sich auffallend zurück. »La Nation

temoigne sa reconnaissance envers ceux qui ont servi sous ses

drapeaux en 1914-1918« – Die Nation bezeugt ihre Dankbarkeit

gegenüber all denjenigen, die 1914 bis 1918 unter ihrer Fahne

gedient haben« – ein Satz wie dieser, der im Pariser Invaliden-

dom das Andenken an die Soldaten des Ersten Weltkriegs

wachhält, wäre in Deutschland hoch umstritten. Die Bundesre-

publik sieht sich nicht in Kontinuität zum Kaiserreich, sondern

versteht sich als Gegenentwurf dazu. In Deutschland gibt es

aktuell ebenfalls eine staatliche Geschäftsstelle, die sich dem

historischen Gedenken widmet. Im Mittelpunkt steht hier aber

das Luthergedenken 2017, nicht der Erste Weltkrieg.5

4 Vgl. die zu diesem Zweck freigeschaltete Website http://www.centenaire.org. Zuletzt abgerufen am 4.1.2014.

5 Vgl. http://www.luther2017.de/kontakt, zuletzt abgerufen am 6.1.2014.

Es sind nicht allein Wahl und Regierungsbildung, die erst

zum Jahresende 2013 erfolgten, die die bisher zu beobach-

tende Distanz der Politik erklärt. Auch die Materie selbst ist

schwierig. Wie kann sich einer der früheren Aggressoren

und Verlierer des Weltkriegs dieses Ereignisses erinnern?

Gibt es eine Möglichkeit, den Weltkrieg in die deutsche

Geschichte zu integrieren? Erste Statements von deutschen

Politikern tasten sich an den Ersten Weltkrieg vorsichtig

heran. Ende 2013 hatte Noch-Außenminister Guido Wester-

welle dieses in einer Rede zur Eröffnung der Ausstellung

»1914 – Avantgarden im Kampf« versucht. Er zog eine Linie

von den »großen Materialschlachten« der Kriegsjahre über

den »Vernichtungskrieg 1939 bis 1945« und die Teilung

Deutschlands bis hin zur »friedlichen Revolution« 1989 und

der heutigen EU als »Friedensunion nach innen und

außen«.6 Damit bedient er sich einer Sichtweise, die den

Krieg vor allem als Vorgeschichte der ‚wahren‘ Kata-

strophe, des Zweiten Weltkrieges nämlich, betrachtet.

Selbst aus der Perspektive der deutschen Geschichte allein

funktioniert es nicht, die Weimarer Republik lediglich als

Verschnaufpause zwischen den Weltkriegen zu betrachten.

Als europäische Erinnerung taugt ein solcher Entwurf erst

recht nicht.

Man wird die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg von ihren

Schablonen befreien müssen. Dieser militärische Großkon-

flikt kann von deutscher Seite aus weder als Versöhnungs-

feier noch als Selbstgeißelung ob des »deutschen Sonder-

wegs« inszeniert werden, ist diese Vorstellung doch schon

vor Jahrzehnten stark relativiert worden. Die eigentliche

Aufgabe einer produktiven Erinnerung wird daher darin

bestehen, die verschiedenen, national geprägten Sichtwei-

sen verständlich zu machen, miteinander zu vergleichen

und dadurch in ihrer jeweiligen Perspektivität zu relativie-

ren. Das ist nicht nur intellektuell spannend, sondern bildet

ungemein, und das weit über den jeweiligen Gegenstand der

Beschäftigung hinaus. Es befähigt dazu, sich in verschiede-

ne Perspektiven hineinzudenken. Es differenziert auf diese

Weise die eigene Erinnerungsarbeit und führt zu einem

vertieft reflexiven Umgang mit der Geschichte.

Thomas Großbölting

Thomas Großbölting ist Professor für Neuere und Neuste Geschichte am Historischen Seminar der WWU Münster

6 Nachweise in http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Infoservice/Presse/Reden/2013/131107_BM_Bundeskunsthalle.html, zuletzt abgerufen am 6.1.2014.

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01 | ERINNERN FÜR DIE ZUKUNFt - 1914

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Notizen aus der rheinischen Kultur: 24. September 1913

Italienische und russische Futuristen, Kubisten, Expressionisten in Malerei und Literatur, polyfone Tondichtungen – um

1910 »explodierte« die europäische Kunstszene geradezu. Aber war das die Kultur, die damals wirklich rezipiert

wurde? Was stand auf den Spielplänen der Theater, was wurde ausgestellt, was konnte der kulturinteressierte Mensch

im Rheinland vor 100 Jahren tatsächlich tun? Ein ausgiebiger Blick in Tageszeitungen, Archivbestände und sekundäre

Quellen erlaubt uns, einen ganz normalen Tag im September und seine Kulturereignisse zu rekonstruieren.

Mittwoch, der 24. September 19131, war kein außergewöhn-

licher Tag für Kulturveranstaltungen, der September

gehörte damals, anders als heute, noch zum erweiterten

Sommerloch. Speziell die Konzertsaison der rheinischen

Städte konzentrierte sich auf den Winter.

Das heißt aber nicht, dass man an diesem Tag nun gar

keine Live-Musik goutieren konnte: In Bonn etwa wurde das

88. Abonnementskonzert des städtischen Orchesters

angeboten, zwei Hotels, das Rheinhotel Dreesen und das

Hotel Casselsruhe, warben mit Militär-Konzerten, die stets

Mittwoch nachmittags stattfanden. So spielte etwa das

Musikkorps des Infanterie-Regiments Nr. 160 unter Leitung

des Musikmeisters H. Krieg immerhin Fantasien aus

Wagners Lohengrin und Gounods Faust2. In Düsseldorf ließ

sich für den 24.9. nichts nachweisen3, auch nicht in Köln,

dafür trat in Duisburg der a-cappella-Chor des Städtischen

Gesangvereins mit Werken von Bach, Schütz und Jacobus

Gallus4 in der Tonhalle auf.

Oper und Theater erfreuten sich damals großer Beliebtheit:

Den Bühnenfreunden im Rheinland bot sich am 24. Sep-

tember ein reichhaltiges Programm5 mit Erstaufführungen

in den Stadttheatern Barmen, Düsseldorf und Essen-Ruhr.

1 Dieser Text ist die stark gekürzte Fassung eines Vortrags, der bei der LVR-Tagung »1914 – Mitten in Europa. Aggression und Avantgarde« am 24. September 2013 in Bonn gehalten wurde. Die komplette Version erscheint in der Tagungsdokumentation, die im Frühjahr 2014 im Klartext-Verlag erscheinen wird (s. Veröffentlichungshinweis, S. 40).

2 Anzeige in: Bonner General-Anzeiger, Nr. 8413 (24.September 1913), S. 3.

3 vgl. Stadtarchiv Düsseldorf, Akte 0-1-4-376.0000 – Die musikalischen Vereine und deren Lustbarkeiten. Darin ein Schreiben vom 28. Mai 1913 mit einer Liste der geplanten Aufführungen in der Saison 1913/1914 – hier waren 8 Konzerte geplant, die Generalprobe sollte am 15. Oktober stattfinden, das letzte Konzert am 26. April 1914.

4 Anzeige in: Rhein- und Ruhrzeitung, Nr. 485 (23. September 1913/ Vormittag-Aus-gabe), S. 11; it. [=Autorenkürzel]: Der a cappella-Chor des Städtischen Gesangvereins, in: Rhein- und Ruhrzeitung, Nr. 490 (25. September 1913/ Abendausgabe), S. 2.

5 Alle Angaben nach: Deutscher Bühnenspielplan. Mit Unterstützung des Deutschen Bühnenvereins, 18 (September 1913), H. 1, Berlin 1913, S. 1-12 (Theaterwissenschaftli-che Sammlung Schloss Wahn), demnach wurden am 24.9.1913 insgesamt 15 Theater- und Musiktheaterstücke an 11 rheinischen Bühnen aufgeführt. theaterzettel, Quelle: theatermuseum Düsseldorf

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MEDIENBRIEF | N° 02.2013

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Im Schauspielhaus Düsseldorf lief das überaus erfolgreiche

Lustspiel »Schneider Wibbel« des Heimat- und Mundart-

dichters Hans Müller-Schlösser.

Hauptsächlich beschränkten sich die Theater im Rheinland

auf Klassiker wie Shakespeare und Schiller, populäre Opern

(Verdi, Puccini, Mascagni) und nur ganz wenige internatio-

nale Theaterautoren, die heute noch Belang haben.

Mindestens die Hälfte der Aufführungen galt heute weitge-

hend unbekannten Operetten und Komödien.

Eine neue, aufstrebende Kultursparte war damals das Kino.

Doch was konnte man im September sehen? Genau zu

belegen ist es nicht, aber die Kinowerbung liefert Indizien:

So gehörten wohl »Atlantis« von Gerhart Hauptmann, »Das

fremde Mädchen« von Hugo von Hofmannsthal sowie

»Kleopatra, die Herrin vom Nil« zu den Filmen, die im

September gestartet wurden6. Auch der seinerzeit stark

diskutierte Film »Der Student von Prag« von Hanns Heinz

Ewers wurde Anfang September vorgestellt7. Die Filmindus-

6 Der Kinematograph, Nr. 349 (3. September 1913), o.S.

7 Allein die Mönchengladbacher Kinozeitschrift »Bild und Film« widmete ihm 1913/14 acht ausführlichere Abhandlungen in den Ausgaben 3 (Dezember/Januar 1913/14), 3./4. Heft, S.64f und 88f; III, (März 1914), 6. Heft S.121-123, 130-132 und 140-142; 3 (Juni/Juli 1914), 9./10. Heft, S. 227-229.

trie war auffällig bemüht, durch viele Literaturverfilmungen

ihren seriösen Kunstanspruch zu erweisen, ökonomisch wie

inhaltlich erscheint sie im damaligen kulturellen Leben als

ein fortschrittliches und zukunftsfreudiges Segment.

Genau das Gegenteil muss man vom Literaturbereich

sagen, im Rheinland gab es keine expressionistischen

Zeitschriften8 und keine expressionistischen Autoren. Zwar

druckten die rheinischen Zeitungen mitunter Originaltexte

von »besseren« Schriftstellern wie Hermann Harry Schmitz

oder Paul Scheerbart, aber zumeist fand sich hier nur

Dutzendware.

Die »Kölner Blumenspiele«, eines der größten literarischen

»Festivals«, nach mittelalterlichem[!] Vorbild konzipiert,

waren eher unfreiwillig komisch: Alljährlich wurden dort

überaus mediokre Dichter, deren Namen heute niemand

mehr kennt, durch eine so genannte »Blumenkönigin«

prämiert.

In der Bildenden Kunst dominierte ebenfalls der konserva-

tive Geist — das belegt das zentrale Kunstereignis des

8 Etwa wie den »Sturm« und die »Aktion« aus Berlin oder literarische Bühnen wie das »Neo-Pathetische Kabarett«.

Die Blumenkönigin mit Ehrendamen. Jahrbuch Kölner Blumenspiele 1913

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03 | ERINNERN FÜR DIE ZUKUNFt – 1914

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Jahres: die Große Kunstausstellung Düsseldorf (von Mai bis

Oktober 1913 im Museum Kunstpalast), die mit 96.116

Besuchern sehr erfolgreich war.9

Auch am 24.9. war sie geöffnet und erlebte mit 385 Besu-

chern bei schönem Wetter einen mittleren Wert für einen

Wochentag10. Obwohl die Vorbereitungen dafür riesig

gewesen, Gemälde aus ganz Europa dafür zusammengetra-

gen worden waren11, stammte die überwältigende Mehrheit

der Künstler aus Deutschland und ein großer Teil aus

Düsseldorf. Von den wenigen ausländischen Beiträgern gab

es neben sonst Unbekannten gerade mal einen Monet und

zwei Renoirs. Die Impressionisten Cézanne, Matisse, van

Gogh fehlten, Picasso und Braque sowieso. Bei den

deutsch-österreichischen Künstlern fand man keinen

Lehmbruck, keinen Klimt, die noch 1909 berücksichtigt

worden waren, erst recht keinen Macke oder Marc.

Man sieht, man konnte am 24. September 1913 im Rhein-

land kulturell durchaus einiges erleben, aber eben kaum

etwas, das die großen ästhetischen Umbrüche der Zeit auch

nur ahnen ließ.

Dr. Enno Stahl

Dr. Enno Stahl ist Autor und Literaturwissenschaftler, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Rheinischen Literaturarchiv des Heinrich-Heine-Instituts Düsseldorf

9 Stadtarchiv Düsseldorf, Best. 0-1-18-2154.0000.

10 vgl. Stadtarchiv Düsseldorf, XVIII 2163 Die Große Kunstausstellung 1913: Besuchs- und Einnahmenachweis.

11 Stadtarchiv Düsseldorf, Best. 0-1-18-2149.000. Quelle: Stadtarchiv Düsseldorf

MEDIENBRIEF | N° 01.2014

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Fotografie, Zensur und Propaganda im Ersten Weltkrieg: Förderung historischer BildkompetenzenHistorische Fotografien sind trügerische Quellen. Sie

bilden die Vergangenheit nicht einfach ab und dennoch

wird ihnen eine größere »Objektivität« zugeschrieben als

anderen Geschichtsquellen. Das gilt insbesondere für

Schülerinnen und Schüler, deren Vertrauen in den

Wahrheitsgehalt fotografischer Quellen viel damit zu tun

haben dürfte, wie Fotos in der Schule präsentiert werden;

nämlich oft weit weniger aufwändig als historisch-kritisch

erschlossene Textquellen. Nicht ganz unschuldig daran

dürften auch manche Schulbücher sein, die Fotografien

ohne Information über ihre Entstehungs- und Überliefe-

rungsgeschichte abbilden. Angaben zum Fotografen,

Auftraggeber, Adressaten oder Publikationsmedien sucht

man oft vergeblich.

Kriegsfotografen im Ersten Weltkrieg waren keine

Mitarbeiter unabhängiger Nachrichtenagenturen. Oscar

Tellgmann etwa, dessen Fotos aus den Mobilmachungsta-

gen zu Ikonen geworden sind, war offizieller Hof- und

Militärfotograf in Diensten Wilhelms II. Form und Inhalt

seiner Fotos waren seit Kriegsbeginn strengen Zensurauf-

lagen unterworfen. Um die propagandistische Rhetorik

seiner Fotos durchschauen zu können, benötigen Schüle-

rinnen und Schüler folglich grundlegende Informationen

zum Fotografen sowie zur Kommunikationspolitik wäh-

rend des Krieges. Und sie sollten über bildanalytische

Kompetenzen verfügen, die sie vor einer naiven Gleichset-

zung des fotografischen Bildes mit der vergangenen

Wirklichkeit schützen.

»Beabsichtigte Ikonografie«

Es gibt kein multiperspektivisches Foto. Die Perspektive,

aus der ein Foto die Wirklichkeit zeigt, ist immer die des

Fotografen und seiner Kamera. Bei keiner anderen

Quellensorte lässt sich das so eindeutig feststellen. Neben

der Statik ist die Monoperspektivität konstruktives Merk-

mal der Fotografie. Um die Perspektivität von Kriegsfoto-

grafien erschließen zu können, sollten Schülerinnen und

Schüler lernen, die Wirkungsabsichten der Fotografen zu

durchschauen. Der polnische Kunsthistoriker Jan Bialosto-

cki hat diese Fähigkeit einmal mit der Bestimmung der

»beabsichtigten Ikonografie« (intended iconography)

umschrieben.1 Gemeint ist damit ein Verfahren der

Bilderschließung, das sich vor allem auf die Haltung und

die Intentionen des Fotografen, des Auftraggebers oder

des zeitgenössischen Betrachters im Hinblick auf die

Funktion und Bedeutung der Bildinhalte konzentriert.

Diese Haltungen und Intentionen können auf ganz unter-

schiedliche Weisen überliefert sein: z. B. durch Anweisun-

gen der zivilen oder militärischen Zensurstellen, Bildbe-

gleitzettel oder Bildunterschriften in Zeitungen. Kurz, die

»beabsichtigte Ikonografie« fotografischer Quellen lässt

sich anhand des zeitgenössischen Auftrags- und Ge-

brauchszusammenhanges der Fotos rekonstruieren.2

Vereinfacht lässt sich die beabsichtigte Ikonografie der

veröffentlichten Fotografien aus dem Ersten Weltkrieg auf

drei wesentliche Wirkungsabsichten reduzieren: erstens

die Verbreitung positiver, z. B. heroischer Selbstbilder, um

die Überlegenheit der eigenen Truppen zu bezeugen;

zweitens die Konstruktion von Fremd- bzw. Feindbildern,

um militärische Unterlegenheit oder angebliche Barbarei

der Kriegsgegner zu bezeugen und drittens die Verbrei-

tung von Desinformation zur Verschleierung des tatsächli-

chen Kriegsverlaufes.

Beispiele für den Geschichtsunterricht

Anhand von Fotos aus dem Fotoarchiv des LVR-Zentrums

für Medien und Bildung sollen wesentliche Aspekte

umrissen werden, an denen sich der Umgang mit Kriegs-

fotografien im Unterricht orientieren könnte. Bei den Fotos

handelt es sich um gewerbliche Aufnahmen von Agentur-

fotografen, die bei ihrer Arbeit zensurrechtliche Auflagen

1 Jan Bialostocki: Skizze einer Geschichte der beabsichtigten und der interpretieren-den Ikonographie, in: Ekkehard Kaemmerling: Ikonographie und Ikonologie. Theorien – Entwicklung – Probleme, Köln 1991 (5. Auflage), S. 15 ff.

2 Miriam Y. Arani: Wie Feindbilder gemacht wurden. Zur visuellen Konstruktion von »Feinden« am Beispiel der Fotografien der Propagandakompanien aus Bromberg 1939 und Warschau 1941, in: Rainer Rother, Judith Prokasky (Hg.), Die Kamera als Waffe. Propagandabilder des Zweiten Weltkrieges, Stuttgart 2010, S. 156.

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01 | ERINNERN FÜR DIE ZUKUNFt - 1914

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zu erfüllen hatten. Was sollten Schülerinnen und Schüler

lernen, um den Aussagewert solcher Kriegsfotografien zu

erkennen?

1. Die Bildentstehung erschließen

Das erste Foto ist ein Ganzkörperporträt des Kampfflie-

gers Wilhelm Frankl, Sohn einer deutsch-jüdischen

Kaufmannsfamilie. Neben Manfred von Richthofen oder

Ernst Udet zählte er zu jenen Piloten, die durch die

Kriegspropaganda zu Fliegerhelden hochstilisiert wurden.

Das undatierte Foto zeigt Frankl in ordensgeschmückter

Uniform an einem nicht näher bestimmbaren Ort. Aufge-

nommen und verbreitet wurde es mit hoher Wahrschein-

lichkeit im Zusammenhang mit der Verleihung des Ordens

Pour le Mérite im August 1916. Frankl war bis zu seinem

tödlichen Absturz im April 1917 einer der Piloten mit den

meisten »Feindabschüssen«. Entsprechend häufig tauchte

sein Foto in der illustrierten Presse des Kaiserreiches auf.3

Die Zeitungen entsprachen damit einer Aufforderung der

militärischen Führung, »Einzelschilderungen von besonde-

ren Heldentaten einzelner Soldaten« zu veröffentlichen –,

»den Helden zur Ehre, ihren Angehörigen zum Stolz, den

jungen Mannschaften zum Ansporn«.4

Wie heutige Pressefotos wurde die Aufnahme durch eine

kommerzielle Bildagentur vermarktet. Die im Jahr 1900

gegründete Berliner Illustrationsgesellschaft gilt als die

erste Agentur, die ihr Geld ausschließlich mit der Vermark-

tung von Pressebildern verdiente. Mit der Verkündung des

Kriegszustandes am 31. Juli 1914 war das preußische

Gesetz über den Belagerungszustand in Kraft getreten. Die

Befehlshaber der 57 stellvertretenden Generalkommandos

hatten im gesamten Kaiserreich die vollziehende Gewalt

übernommen, verfügten also über ein nahezu uneinge-

schränktes Weisungsrecht gegenüber allen zivilen Behör-

den. Unter anderem konnten sie das Recht beschränken,

»durch Wort, Schrift, Druck und bildliche Darstellung seine

Meinung frei« zu äußern.5 Das Kaiserreich war damit

faktisch zur Militärdiktatur geworden. Für die Bildagentu-

ren hatte das zur Folge, dass sie jedes ihrer Fotos dem

Militärbefehlshaber des jeweiligen Armeekorpsbezirkes

zur Genehmigung vorzulegen hatten. In der Regel übte der

Militärbefehlshaber die Zensur aber nicht direkt aus,

sondern überließ sie entweder untergeordneten militäri-

schen Stellen oder zivilen Behörden. Im Falle des Frankl-

Fotos lässt sich das Genehmigungsverfahren exemplarisch

nachvollziehen. Die Berliner Illustrationsgesellschaft

beschrieb auf der Rückseite den Bildgegenstand, fügte

einen vorgeschriebenen Vermerk hinzu, der unter anderem

die Freigabe durch die zensierende Behörde vorwegnahm,

und reichte das Foto bei der für den Großraum Berlin

zuständigen militärischen Kommandobehörde ein. Diese

gab das Foto frei, indem sie es mit einem Genehmigungs-

stempel versah, und schickte es an die Bildagentur zurück.

Die Zensurvorgaben waren ebenso zahlreich wie detail-

liert. Am 1. August 1914 wurde an alle Zeitungsredaktio-

3 z.B. ganzseitig auf der Titelseite von Das Illustrierte Blatt am 28. November 1916.

4 Zensurbuch für die deutsche Presse, ausgegeben vom preußischen Kriegsministe-rium, dem stellvertretenden Generalstab der Armee und der Oberzensurstelle des Kriegspresseamtes, vollständig abgedruckt in: Heinz-Dietrich Fischer (Hg.): Pressekonzentration und Zensurpraxis im Ersten Weltkrieg. Texte und Quellen, Berlin 1973, S. 213.

5 §5 des preußischen Gesetzes über den Belagerungszustand, zit. nach: Anne Schmidt: Belehrung – Propaganda – Vertrauensarbeit. Zum Wandel amtlicher Kommunikationspolitik in Deutschland 1914-1918, Essen 2006, S. 32f.

Wilhelm Frankl, Berliner Illustrationsgesellschaft, 1916, unbekannter Fotograf,

verwaiste Werke

MEDIENBRIEF | N° 01.2014

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nen das »Merkblatt der Militärbehörden für die Presse

betr. die Behandlung militärischer Nachrichten«6 verteilt,

das neben Anordnungen und Beschränkungen auch eine

Strafandrohung für Fälle der Nichterfüllung enthielt. Die

propagandistischen Wirkungsabsichten dieser Vorgaben

werden in dem 1917 vom Kriegsministerium herausgege-

benen Zensurbuch für die deutsche Presse greifbar. In den

Leitsätzen für die Bildzensur findet sich u. a. die Aufforde-

rung, »Bilder von russischen Verwüstungen in Polen

zahlreich« zu veröffentlichen. »Solche Abbildungen

machen im neutralen Ausland Eindruck.«

2. Den Bildinhalt beschreiben

Übungen zur Erschließung der Bildinhalte regen Schüle-

rinnen und Schüler dazu an, das Bild im besten Wortsinn

zu bearbeiten, es zu rastern, zu ergänzen oder in etwas

Neues (z.B. ein Standbild) zu transformieren. Dies lohnt

sich vor allem bei solchen Aufnahmen, die beim heutigen

Betrachter aufgrund ihrer Zeit- und Ortsgebundenheit

Überraschung oder Befremden auslösen. Ohne Bildlegen-

de eingesetzt, können sie bei Schülerinnen und Schülern

differierende Hypothesen über die Bedeutung einzelner

Inhalte hervorrufen, die sich durch weiterführende

Materialien bestätigen oder verwerfen lassen.

Bei dem detailreichen Foto eines Soldatenfriedhofs liegt

6 Merkblatt der Militärbehörden für die Presse betr. die Behandlung militärischer Nachrichten, vollständig abgedruckt in: Erich Matthias, Hans Meier-Welcker (Hg.): Quellen zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Zweite Reihe, Militär und Politik, Band 1, Militär und Innenpolitik im Weltkrieg 1914-1918, Düsseldorf 1970.

die Verwendung eines Rasters nahe, das das Bild z.B. in

fünf gleich große Bildsegmente – ein zentrales und vier

Randsegmente – aufteilt. Auf diese Weise ist sichergestellt,

dass auch marginale Bildinhalte bei der Deutung berück-

sichtigt werden. Dem Fotografen kam es offenbar auf eine

frontale, bildfüllende Abbildung der fremden Grabsymbolik

an, weniger auf die deutschen Soldaten am linken Bildrand.

Ins Auge fallen die russisch-orthodoxen Kreuze mit ihren

drei Querbalken und angehefteten ostkirchlichen Kultus-

bildern. Links von der Bildmitte ist ein Grab mit einem

muslimischen Halbmond geschmückt. Einen markanten

Kontrast zu den vorherrschenden Grautönen bilden

aufgrund ihrer Helligkeit die beiden Grabstellen am

unteren Bildrand, die vermutlich mit ungelöschtem Kalk

bedeckt worden waren.

»Ein Friedhof für Freund und Feind«, so beginnt der

rückseitige, in Sütterlin-Handschrift geschriebene

Begleittext dieser Aufnahme. Mit »Feind« waren die dort

bestatteten russischen Soldaten gemeint, mit »Freund«

hingegen das mit dem Halbmond geschmückte Grab eines

muslimischen Kriegsgefangenen. Im Lazarett habe er noch

erzählen können, »dass er von den Russen zum Kampf

gezwungen wäre.« Dieses Beispiel zeigt, wie das Foto

durch den Begleittext eine zusätzlich narrative Dimension

erhält. Indirekt bezeugt der Bildkommentar aber auch den

heute weitgehend in Vergessenheit geratenen Sondersta-

tus, der muslimischen Kriegsgefangenen in der Propagan-

da des Kaiserreiches eingeräumt wurde. Das – angebliche

– Selbstzeugnis des Soldaten, wonach er zum Kampf

Soldatenfriedhof an der Ostfront, Illustrationsverlag A. Grohs, o. J., unbekannter Fotograf, verwaiste Werke

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01 | ERINNERN FÜR DIE ZUKUNFt - 1914

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Bildnachweis

gezwungen worden sei, passt zur islamfreundlichen

Ausrichtung der deutschen Kriegspropaganda. In den

vorwiegend für muslimische Insassen errichteten Kriegs-

gefangenenlagern bei Zossen und Wünsdorf etwa versuch-

te man durch »geeignete Behandlung und Propaganda«

möglichst viele Gefangene als Verbündete im Kampf gegen

die Kolonialmächte der Entente zu gewinnen.7

3. Die Bildgestaltung erschließen

Diese Aufgabe zu bewältigen, heißt zu lernen, dass Fotos

etwas »intentional Gemachtes«8 sind, dass sie z.B. im

Auftrag entstehen, bestimmten Konstruktions- und

Wahrnehmungsgewohnheiten folgen und dass ihre

handwerkliche Gestaltung etwas mit der beabsichtigten

Wirkung zu tun hat. Es lohnt sich daher, Schülerinnen und

Schüler öfter selbst fotografieren, sie z.B. eine fotografi-

sche Vorlage mit der eigenen Handy-Kamera rekonstruie-

ren zu lassen und dabei den kompositorischen Entschei-

dungen des Fotografen nachzuspüren.

Das dritte Foto zeigt eine Gruppe deutscher Soldaten in

einem Schützengraben. Im Bildmittel- und -hintergrund

haben einige der Soldaten ihre Gewehre bereits in

Anschlag gebracht; im Vordergrund gehen weitere

Soldaten in Stellung. Im hinteren Teil des Bildes beobach-

7 Vgl. Margot Kahleyss, Muslimische Kriegsgefangene im Ersten Weltkrieg. Ansichten und Absichten, in: Gerhard Höpp, Brigitte Reinwald (Hg.): Fremdeinsätze. Afrikaner und Asiaten in europäischen Kriegen, 1914-1945, Berlin 2000, S. 79ff.

8 Christoph Hamann: Visual History und Geschichtsdidaktik. Beiträge zur Bildkompetenz in der historisch-politischen Bildung, Berlin 2007, S. 137.

tet ein Offizier mit einem Fernglas das Gefechtsfeld. Die

Soldaten wirken konzentriert und unaufgeregt. Einfache

kompositorische Entscheidungen des Fotografen unter-

stützen diese Bildaussage. Der Fotograf begab sich für

das Foto in eine erhöhte Position am Rand des Schützen-

grabens. Diese Obersicht (»High Angle-Shot«) verleiht der

Reihe der Soldaten deutlich mehr räumliche Tiefe als die

Normalsicht. Auf Augenhöhe fotografiert, wären in dem

Bild nur die vorderen Personen zu erkennen gewesen. Die

spitz zulaufenden Ränder des Schützengrabens bilden die

Blickachsen, die das Auge des Betrachters in den Bildhin-

tergrund führen. Auffallend ist die nahezu durchgängige

Schärfe des Bildes. Bedingt durch die damalige Kamera-

technik, musste der Fotograf mit einer langen Verschluss-

zeit rechnen. Vermutlich hatte er die Soldaten zum

Stillhalten aufgefordert, um Bewegungsunschärfen zu

vermeiden.

»Alarm im Schützengraben, die Feldgrauen eilen bei dem

Zeichen schnell aus den weiter hinten liegenden Unter-

ständen auf ihre Posten«, so der Begleittext für die Presse

auf der Rückseite des Bildes. Alles spricht dafür, dass es

sich um eine gestellte Aufnahme handelt: Unter Gefechts-

bedingungen hätte die erhöhte Kameraposition den

Fotografen in Lebensgefahr gebracht.

4. Das Bild beurteilen

Im Falle von Kriegsfotografien kann es hilfreich sein,

Aufnahmen deutscher, belgischer, französischer und

englischer Fotografen miteinander zu vergleichen, die oft

»Alarm im Schützengraben«, Illustrationsverlag A. Grohs, o. J., unbekannter Fotograf, verwaiste Werke

MEDIENBRIEF | N° 01.2014

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eine deutlich verschiedene Bildsprache aufweisen. Wie bei

Textquellen eignen sich solche Kontraste für die Förde-

rung historischer Urteilskompetenzen. Das gilt auch für

das Foto des im 15. Jahrhundert erbauten gotischen

Rathauses von Löwen.

Wären im Bildvordergrund nicht Schutthaufen zu sehen,

könnte man annehmen, der Fotograf habe lediglich ein

berühmtes Baudenkmal ablichten wollen. Doch das Foto

mit dem Freigabedatum vom 11. Oktober 1914 ist unmittel-

bar im Kontext des Propagandakrieges zwischen dem

Deutschen Kaiserreich und den Alliierten zu betrachten.

Am Abend des 25. August 1914 war es in der flämischen

Stadt Löwen zu Schießereien gekommen, denen einige

deutsche Soldaten zum Opfer fielen. Ob belgische Frei-

schärler beteiligt waren oder ob es betrunkene, von

»Franktireur-Hysterie« getriebene deutsche Soldaten

waren, die aufeinander geschossen hatten, ist bis heute

nicht restlos geklärt. Was folgte, ging als eines der

verheerendsten Kriegsverbrechen in die Geschichte des

Krieges ein, in der Sprache der deutschen Propaganda

das »Strafgericht über Löwen«. 248 Löwener Bürger

wurden auf der Stelle erschossen, Hunderte Gebäude in

der historischen Altstadt geplündert und niedergebrannt.

Das gotische Rathaus blieb nur deshalb verschont, weil es

den Besatzern als Hauptquartier und Offiziersunterkunft

diente. Die Alliierten nutzen die völkerrechtswidrige

Vergeltungsaktion fortan für antideutsche Stereotype. Die

französische und britische Presse betitelte das Ereignis

als »Furor Teutonicus« oder »Holocaust of Louvain«.9

»Das noch erhalten gebliebene Rathaus in Löwen.« Im

maschinenschriftlichen Begleittext auf der Rückseite sind

die Worte »noch erhalten geblieben« durch Unterstrei-

chung hervorgehoben. Der Kommentar soll suggerieren,

dass die Rettung des Rathauses das Verdienst der

Besatzer gewesen sei. In gleicher Absicht erscheinen die

Trümmer neben dem hoch aufragenden, bildfüllenden

Rathaus marginal. Dessen obere Hälfte wird vor einem

hellen Hintergrund freigestellt, während der Schutt

kontrastarm in den dahinterliegenden Gebäuden aufzuge-

hen scheint. Die großflächigen Verwüstungen kommen im

Bild nicht vor. Sie sind z.B. auf belgischen Bildpostkarten

der Nachkriegszeit zu sehen.10 Und noch etwas bleibt im

9 Alan Kramer: Löwen, in: Gerhard Hirschfeld, Gerd Krumeich, Irina Renz (Hg.), Enyklopädie Erster Weltkrieg, Paderborn 2009, S. 683.

10 Vgl. Wolfgang Schivelbusch: Die Bibliothek von Löwen. Eine Episode aus der Zeit der Weltkriege, München/Wien 1988.

Verborgenen: Mitten im Stadtzentrum fotografiert, bleibt

die notleidende Bevölkerung unsichtbar.

Kriegsfotografien entfalten ihre propagandistische

Wirkung nicht allein dadurch, was sie zeigen, sondern

auch dadurch, was sie nicht zeigen. Schülerinnen und

Schüler, die diese manipulative Eigenschaft fotografischer

Bilder durchschauen, haben etwas Grundlegendes

gelernt: Kritische Distanz gegenüber allen Bildquellen, die

unsere Vorstellungen von Wirklichkeit speisen, histori-

schen ebenso wie gegenwärtigen.

Andreas Weinhold

Andreas Weinhold ist pädagogischer Mitarbeiter der Medienberatung NRW

Rathaus der flämischen Stadt Löwen, Boedecker-Berlin, 1914, unbekannter

Fotograf, verwaiste Werke

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01 | ERINNERN FÜR DIE ZUKUNFt – 1914

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des gemeinsamen Vorhabens ist, die Wirksamkeit digitaler

Lernangebote auf kompetenzorientierten Unterricht und

auf die Förderung der dafür notwendigen Lehrerkompeten-

zen zu erproben.

Das dem multimedialen Lernmittel zugrundeliegende

Konzept verbindet in einer Zwei-Ebenen-Architektur die

Vorteile des bisherigen Leit-Lernmittels Schulbuch mit

denen digitaler Medien. Orientiert an den Vorgaben der

Rahmenlehrpläne wird ein systematischer und kontinuierli-

cher Kompetenzaufbau unterstützt, der ein Verfügen-Kön-

nen über kategorial geordnetes Wissen ebenso ernst nimmt

wie über fachspezifische und überfachliche Methoden und

über Urteils- und Handlungsfähigkeit. Der didaktische rote

Faden des Lernmittels zeigt sich in der Auswahl und

Begründung der Fragestellungen, in den Narrationen des

Darstellungstextes, in der Materialauswahl und besonders

im Aufforderungscharakter aller an die Schüler gerichteten

Texte, vom einleitenden Transparenztext über die Darstel-

lungstexte zu den das Material kontextualisierenden Texten

und den Arbeitsaufträgen. Multimediale Elemente kommen

da zum Einsatz, wo sie einen didaktischen Mehrwert

haben.1 Animierte Karten unterstützen die Verortung von

1 Schreiber/Sochatzy/Ventzke: Das multimediale Schulbuch – kompetenzorientiert, individualisierbar und konstruktionstransparent, in: Schreiber, Waltraud et al.: Analyse von Schulbüchern als Grundlage empirischer Geschichtsdidaktik. Stuttgart 2013, S. 212-232.

Die Geschichte des Ersten Weltkriegs, insbesondere seine Wirkung auf die politisch-gesellschaftliche Entwicklung,

zeigt: Die Förderung historischer Kompetenzen ist ein Schlüssel für den Umgang auch mit aktuellen Problemlagen in

der Welt, die im grausamen Geschehen der Jahre 1914-18 ihren Ausgangspunkt und – bis heute – ihre Antriebe haben:

von den Jugoslawienkriegen der 1990er Jahre bis zum deutsch-französischen Aussöhnungsprozess, der den Kern der

europäischen Integration bildet. Geschichte als interessengeleitete Konstruktion sehen zu können, zählt zu den großen

zivilisatorischen Leistungen der jüngeren europäischen Vergangenheit. Sie hat friedliche Konfliktlösungen möglich

gemacht, wo zu Beginn des Ersten Weltkriegs nur nationalistische Verengungen bestanden. Geschichte wurde eben

nicht diskursiv betrieben, sondern galt als Bekräftigung eines Herrschaftsanspruchs, der Millionen ins Unglück stürzte.

Wie wären geschichtsbewusstere Völker wohl im Sommer 1914 mit der Kriegsdrohung umgegangen?

Epochenjahr 1914 – Möglichkeiten eines digitalen Schulbuchs zur Förderung der historischen Reflexionsfähigkeit

Auf welche Weise Lernmittel des Faches Geschichte für die

Förderung eines reflektierten und (selbst-)reflexiven

Umgangs mit Geschichte förderlich sein können, ob sie

teilweise gar hinderlich sind, diese Frage stellt sich die

Medienberatung NRW:

Nach wie vor ist das klassische Schulbuch, insbesondere in

der Sekundarstufe I, das Leit-Lernmittel des Geschichtsun-

terrichts. Der Blick auf den Schulbuchmarkt zeigt: Kein

aktuell zugelassenes Geschichtsbuch sieht seine Funktion

mit der »objektiven« Darstellung der im Lehrplan vorge-

schriebenen Inhaltsfelder erfüllt; immer stärker sichtbar

wird das Bemühen, die Kompetenzorientierung der

Kernlehrpläne umzusetzen. Trotzdem: Dass auch Schulbü-

cher Geschichte konstruieren, wird in der Regel von den

Autoren nicht thematisiert, viel zu wenig auch, dass das

Verfügen-Können über historische Methoden und konzepti-

onelles Wissen hilft, sich selbst Orientierung in Gegenwart

und Zukunft zu schaffen, dass also (Selbst-) Reflexionsfä-

higkeit Grundlage für Urteils- und Handlungskompetenz ist.

Hier setzt das Projekt multimediales Geschichts-Schulbuch

(mBook) an. Partner ist das Institut für digitales Lernen

(IdL), ein wissenschaftliches Spin-off, das Frau Prof. Dr.

Waltraud Schreiber von der Katholischen Universität

Eichstätt-Ingolstadt zusammen mit ihren Mitarbeitern Dr.

Marcus Ventzke und Florian Sochatzy gegründet hat. Ziel

MEDIENBRIEF | N° 01.2014

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Geschichte; Bildergalerien eröffnen multiperspektivische

Einblicke in Details, bieten Möglichkeiten für Vergleiche,

vertiefen Hintergründe, verdeutlichen Zusammenhänge,

zeigen Unterschiede in der Deutung und Sinnbildung,

verbinden mit der Gegenwart. Eigens produzierte Filme

unterstützen die Schüler beim Erkenntnisgewinn; Auszüge

aus Dokumentationen, Verweise auf Spielfilme dienen der

Entwicklung der Dekonstruktionskompetenz. Interaktive

Angebote werden dann gemacht, wenn sie didaktischen

Sinn haben. Die Zwei-Ebenen-Architektur eröffnet auch

Chancen für die Differenzierung: Materialien werden in

Originalsprache oder in Übersetzung angeboten, z.T. auch

als Audiodatei, Glossare unterstützen das Verstehen von

Quellen- und Darstellungstexten. Ein weitere Grenze wird

eingerissen: Schüler können und sollen in ihr Buch

schreiben: Arbeitsaufträge werden im mBook bearbeitet,

Textstellen können markiert, eigene Notizen ablegt werden.

Das vom IdL auf dieser fachdidaktischen Grundlage

entwickelte dreibändige digitale Schulbuch mBook für die

Sekundarstufe I des Gymnasiums soll zusammen mit

begleitenden digitalen Lehrerhandbüchern (mBook L) ab

dem Schuljahr 2014/15 für einen Zeitraum von drei Jahren

in bis zu 50 Pilotschulen landesweit erprobt werden.

Aufgrund seiner HTML-5-basierten Programmierung ist es

system- und geräteunabhängig einsetzbar. Im Februar 2014

sind Informationsveranstaltungen zum mBook-Projekt mit

Präsentationen des mBook NRW geplant. Bewerbungen als

Pilotschule werden ebenfalls ab Februar möglich sein.

Termine und genauere Hinweise finden Sie auf der Homepage

der Medienberatung NRW: www.medienberatung.nrw.de.

Prof. Dr. Waltraud Schreiber & Bernadette Thielen

Waltraud Schreiber ist Professorin für Theorie und Didaktik der Geschichte an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt – Bernadette Thielen ist pädagogische Mitarbeiterin der Medienberatung NRW

Foto: Dominik Schmitz, LVR-ZMB

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01 | ERINNERN FÜR DIE ZUKUNFt – 1914

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schaften, die in den vergangenen Jahren bereits entstanden

sind (siehe auch Stephanie Widholm: »Zwischen Euphorie

und Ernüchterung«, S. 24). Im Archiv wird Geschichte mit

fast allen Sinnen erfahrbar, gleichzeitig lernen die Schüle-

rinnen und Schüler an einem ausgewählten Beispiel den

Konstruktcharakter von Geschichte kennen, auf der Basis

vorzugsweise multiperspektivisch angelegter Befunde eine

Narration zu erstellen und somit den Aussagewert von

Quellen einzuordnen und in Relation zum bereits erworbe-

nen Wissen zu setzen.

Das Archiv stellt fraglos Herausforderungen an die Schüle-

rinnen und Schüler. Die im Unterricht erworbenen Fertig-

keiten und Fähigkeiten müssen, ganz im Sinne des kompe-

tenzorientierten Geschichtsunterrichts in neuen, häufig

unbekannten Zusammenhängen angewendet werden.

Gleichzeitig lassen sich die im Zusammenhang mit der

Archivarbeit eingesetzten Kompetenzen auch in der

Vom Nutzen und Vorteil der Archive für die SchuleArchive sind wahre Fundgruben. Sie sind der Ort, wo unsere

Quellen bewahrt werden, sozusagen die Wiege des Ge-

schichtsunterrichts. Dennoch haftet Archiven weniger eine

spannende Faszination an, vielmehr umrankt sie ein

verstaubter Mythos des Unnahbaren. Sie sind kein Ort, an

dem Unterricht und Umgang mit Geschichte vorstellbar ist.

Analog dieser Vorstellung sind Archivare Menschen, die mit

Ärmelschonern und einer dicken Brille versehen einsam

unter einer Lampe inmitten alter Papiere hocken und mit

verkniffenen Augen uralte Schriften lesen. Dieses – zugege-

benermaßen überzeichnete – Bild und der Vorbehalt, dass

ein Archivbesuch zu aufwändig zu organisieren sei, geben

den Ausschlag, sich gegen diesen außerschulischen

Lernort zu entscheiden.

Dass der Lernort Archiv ein gewünschter ist, lässt sich

anhand der curricularen Vorgaben der Kernlehrpläne

ebenso erkennen, wie an den zahlreichen Bildungspartner-

Foto: Dominik Schmitz, LVR-ZMB

MEDIENBRIEF | N° 01.2014

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lebensweltlichen Realität anwenden und vertiefen. Gehört

es doch längst zum Alltag der Schülerinnen und Schüler,

sich in einer Fülle von Informationen und teils gegenläufi-

gen Aussagen zu orientieren, um schlussendlich eine

Interpretation der Informationen vorzunehmen.1

Viele Lehrende tragen aufgrund unterschiedlicher Gründe

Bedenken bezüglich des Archivbesuchs. Ein wesentlicher

Faktor ist die Zeit. Wir empfehlen: Nehmen Sie sich die Zeit,

denn sie ist von unschätzbarem Wert und Gewinn für den

weiteren Unterricht, da die Lernenden von der Fülle des

Lernorts Archiv begeistert sind.

Archivalien sind anders als die Texte im Buch. Die ureigene

und authentische Kombination von Schrift und Form einer

Quelle ist auf dem Weg ins Geschichtsbuch verloren

gegangen und mit ihr die Besonderheit und Eigenart der

jeweiligen Zeit. Im Buch hat sich bereits jemand zwischen

den originalen Text und den Lerner geschoben: Herausge-

ber, Bearbeiter, eventuell Übersetzer oder andere haben

dem Text so eine ganz eigene Perspektive gegeben2. Jedes

Blatt im Schulbuch riecht gleich, ist zumindest in einer

ähnlichen Schrift gesetzt und enthält Abbildungen. Der

Zugang zum Text wird durch Erläuterungen und den

Darstellungstext erleichtert; Aufgabenstellungen weisen

teils den Weg in die »richtige« Urteilsrichtung.

Anders im Archiv. Hier werden die Lernenden mit einem

Aktenkonvolut konfrontiert, von dem sie vermuten – das

Findmittel hat es prophezeit – das »ihre« Quelle dort

versteckt ist. In detektivischer Kleinarbeit muss sie gefun-

den werden. Ein großer Teil der Leistungen des Schulbuchs

ist von den Schülerinnen und Schülern zu übernehmen. Sie

erinnern sich an die Sachzusammenhänge und sind so in

der Lage, »ihre« Quelle zu analysieren, einzuordnen und zu

1 Handro, Saskia, Archiv und Schule. Chancen für historische Bildung, Fachtagung »Bildungspartner NRW – Archiv und Schule« http: //www.medienberatung.schulministerium.nrw.de/dokumentationen /2011/bpnrw_archiv_110708_handro.pdf

2 Würfel, Maria, Erlebnisort Archiv. Eine archivpädagogische Handreichung, Stuttgart 2000

beurteilen. Durch die multiperspektivische Natur der

Materialien bietet sich die Schulung der Urteilskompetenz

besonders an. Verbunden mit einer problemorientierten

Fragestellung wird eine Rekonstruktion von Geschichte, die

kein einseitiges Bild oder Erklärungsmuster hervorbringt,

möglich. Im Verlauf der Erarbeitung gelangen die Lernen-

den zu einem Sachurteil und entwickeln so ein reflektiertes

Geschichtsbewusstsein.

Literatur in Auswahl

adam, Bastian: Archiv und Geschichte – Didaktische Einbindung

und Funktion von Archivarbeit in den Geschichtsunterricht,

Examensarbeit, http://www.archivpaedagogen.de/images/stories/

pdf_daten_/2009_Bastian_Adam.pdf

Fritz, gerhard: Archivnutzung im Geschichtsunterricht, in:

Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 48 (1997), S. 445 – 461.

Handro, Saskia: Archiv und Schule. Chancen für historische

Bildung, Fachtagung »Bildungspartner NRW – Archiv und Schule«

http: //www.medienberatung.schulministerium.nrw.de/dokumenta-

tionen /2011/bpnrw_archiv_110708_handro.pdf).

Kayser, Jörg/Ulrich Hagemann: Urteilsbildung im Geschichts- und

Politikunterricht (=Themen und Materialien Bundeszentrale

politische Bildung), Bonn 2005.

Lange, thomas /Lux, thomas: Historisches Lernen im Archiv,

Schwalbach/Ts., 2004.

Lange, thomas: Archivarbeit, in: U. Mayer u.a., Hdb. Methoden im

Geschichtsunterricht, Schwalbach/Ts. 2007, S. 446-460.

»Vergangenheit, wir kommen!« – Spurensuche im Archiv. Ein

Archivfilm für Schülerinnen und Schüler zur Vorbereitung eines

Archivbesuchs, http://www.der-archivfilm.lwl.org.

würfel, Maria: Erlebnisort Archiv. Eine archivpädagogische

Handreichung, Stuttgart 2000.

Dr. Katja Schlecking

Katja Schlecking ist pädagogische Mitarbeiterin der Medienberatung NRW und Lehrerin am Helene-Lange Gymnasium in Dortmund

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01 | ERINNERN FÜR DIE ZUKUNFt – 1914

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Archivaren neben zahlreichen Praxisbeispielen zur Anre-

gung ab sofort ein konkretes Unterrichtsmodul zur Planung

eines Archivbesuchs im Rahmen des Unterrichts zur

Verfügung. Am Thema »Alltag im Rheinland und in Westfa-

len während des Ersten Weltkrieges« zeigt dieses Modul

exemplarisch, welche Kompetenzen mit Bezug auf das

Inhaltsfeld »Imperialismus und Erster Weltkrieg« der Curri-

cula im Fach Geschichte/Gesellschaftslehre gefördert

werden können. Es liefert darüber hinaus praktische

Hinweise für die Kooperation mit einem Archiv sowie die

konkrete Bearbeitung der Quellen und schlägt vor, wie der

Archivbesuch im Unterricht vor- und nachbereitet werden

kann.

Das Unterrichtsmodul »Zwischen Euphorie und Ernüchte-

rung. Alltag im Rheinland und in Westfalen während des

Ersten Weltkrieges« steht online zum Dowload bereit:

http://www.bildungspartner.schulministerium.nrw.de/

materialien/

Stephanie Widholm

Stephanie Widholm ist wissenschaftliche Volontärin bei der Medienberatung NRW

»Zwischen Euphorie und Ernüchterung«Alltag im Rheinland und in Westfalen während des Ersten Weltkriegs – ein UnterrichtsmodulArchive machen Geschichte lebendig!

Inspiriert von der Arbeit mit authentischen Materialien

werden Schülerinnen und Schüler hier zu Forschern und

Entdeckern und erschließen sich den unmittelbaren Bezug

historischer Themen zu ihrer Heimatregion (s. Carolin

Thielking: Spurensuch im Museum. Neue Wege der

Vermittlung des Ersten Weltkriegs, S. 25-26).

Die Initiative »Bildungspartner NRW – Archiv und Schule«

fördert die systematische Zusammenarbeit von Archiven

und Schulen. In den Archiven vor Ort finden Schulen starke

Partner: Archivarinnen und Archivare sind Spezialisten für

die Geschichte des Heimatortes und der Heimatregion und

die Arbeit mit Originalquellen. Gemeinsam können Archiv

und Schule die historische Bildung und die Recherchekom-

petenz der Schülerinnen und Schüler fördern. Doch wie

lässt sich hinsichtlich knapper Zeitressourcen und mit Blick

auf kompetenzorientierte Kernlehrpläne solch ein Archivbe-

such gewinnbringend in den Unterricht einbetten?

Die Initiative »Bildungspartner NRW – Archiv und Schule«

stellt Lehrerinnen und Lehrern sowie Archivarinnen und

Foto: Dominik Schmitz,LVR-ZMB

MEDIENBRIEF | N° 01.2014

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Spurensuche im Museum Neue Wege in der Vermittlung des Ersten Weltkriegs

Ein Montagmorgen im Peter-Behrens-Bau, dem Samm-

lungsdepot des LVR-Industriemuseums: eigentlich ein

ruhiger Ort, an dem jeder Gegenstand seinen angestamm-

ten Platz hat und wo man nur manchmal Museumsmitar-

beiterinnen und -mitarbeiter in den Gängen sieht. Heute

entdeckt man hier jedoch Scheinwerfer und Stellwände

und auf einer Fläche von knapp 12 Quadratmetern sind

Möbel, Küchengeräte und Alltagsgegenstände aufgebaut.

Ein paar Jugendliche machen Fotos mit einem Smartphone

und rufen sich Anweisungen zu. Ein Einmachglas mit

Bohnen steht scheinbar noch nicht am richtigen Ort und es

wird gefachsimpelt, ob der Kochtopf nicht doch ein

bisschen zu groß ist.

Die Jugendlichen sind Schülerinnen und Schüler des

Gymnasiums im Gustav-Heinemann-Schulzentrum

Dinslaken und belegen einen Projektkurs mit dem Titel

»Spurensuche 1914 im Museum«. Unter Anleitung eines

Geschichtslehrers und einer Kunstlehrerin hat sich der

Oberstufenkurs in das Thema »Erster Weltkrieg« eingear-

beitet und gruppenweise jeweils einem selbstgewählten

Schwerpunkt zugewandt. In Zusammenarbeit mit dem

LVR-Industriemuseum wurde die Zeit um 1914 in der

Region anschaulich gemacht. Darüber hinaus gingen die

Jugendlichen in ihrem eigenen Umfeld – im Heimatort, in

der Familie, in Archiven etc. – auf Spurensuche. »Beson-

ders viel Spaß macht mir die Spurensuche, also das freie

Arbeiten, bei dem wir immer tatkräftig von den Lehrern und

den Museumsmitarbeitern unterstützt werden«, sagt

Christina Empacher, Schülerin am Gymnasium im GHZ

Dinslaken, über das Projekt.

Im Museumsdepot arbeitet eine Gruppe an der kreativ-

medialen Umsetzung ihrer Recherche: Sie macht Aufnah-

men von einer mit Museumsobjekten nachgestellten

Arbeiterküche um 1914, die sie anschließend mit einer

Applikation auf ihren Smartphones zu einem 360°-Panora-

ma verknüpfen. Durch Anklicken unterschiedlicher Gegen-

stände in einem animierten Regal werden zusätzliche

Informationen bereit gestellt. Diese und weitere Beiträge

können seit August 2013 in der virtuellen Ausstellung unter

www.traces1914.eu entdeckt werden. Neben der 360°-Ani-

mation werden hier vielfältige mediale Darbietungen

gezeigt: Fotomontagen, Präsentationen, Hörspiele, Videos,

animierte Landkarten und vieles mehr.

Jede Gruppe hat ein Medium gewählt, das ihr passend und

interessant erscheint. Gleichzeitig ist das Spektrum der

selbstgewählten Themen breit gefächert – von Heimatfront,

Propaganda und (Kriegs-) Industrie bis hin zu Kindheit,

Kultur und Religion. Oskar Behr, beteiligter Schüler,

berichtet mit Begeisterung: »Als mein Geschichtslehrer uns

von dem Projekt erzählte, war mir sofort klar, dass ich mich

daran gerne beteiligen möchte. Wann hat man in der Schule

sonst schon die Möglichkeit, eine Ausstellung mit Unter-

stützung von mehreren Museen zu erstellen!«

Neben den Jugendlichen aus Dinslaken und dem LVR-

Industriemuseum beteiligen sich weitere europäische

Partner an dem Projekt »Spurensuche 1914 im Museum«

bzw. »Searching for Traces of 1914 in the Museum«.

Parallel haben auch Schülerinnen und Schüler, ihre

Lehrerinnen und Lehrer und Partnermuseen aus Frank-

reich, Belgien und Polen am Thema »Erster Weltkrieg« und

an der gemeinsamen virtuellen Ausstellung gearbeitet.

Durch die regionale und gleichzeitig internationale Be-

schäftigung mit der sogenannten »Urkatastrophe des 20.

Jahrhunderts« (beispielsweise die »Grande Guerre«, wie

die Franzosen sie nennen) wird deutlich, wie unterschied-

lich diese schicksalshaften Jahre in den verschiedenen

Ländern rezipiert und tradiert wurden bzw. werden und

welche Auswirkungen bis in das heutige Europa hineinrei-

chen. «Es ist beachtlich, wie selbstverständlich sich in

diesem Projekt Schülerinnen und Schüler international

austauschen, deren Urgroßväter vor 100 Jahren noch auf

verschiedenen Seiten gekämpft haben«, so Kolja Pilarek,

Projektkursleiter am Gymnasium im GHZ.

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01 | ERINNERN FÜR DIE ZUKUNFt – 1914

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Die Kommunikation aller Projektpart-

ner läuft über eine Online-Plattform.

Protokolle, Kalender, Diskussionsfo-

ren und eine virtuelle Sammlung von

Museumsexponaten aus der Zeit um

1914 – das alles findet sich hier.

Verkehrssprache ist Englisch; wie

nebenbei wird im Projekt »Spurensu-

che 1914« also auch die Sprachkom-

petenz gefördert.

Welche Rolle die Heimatregion in der

damaligen Zeit gespielt hat, lässt sich

besonders gut gemeinsam mit den

Partnermuseen erarbeiten. Neben

dem LVR-Industriemuseum sind auch

das Ruhr Museum Essen, das Ecomu-

sée Creusot-Montceau (Frankreich)

und das Muzeum Slaskie (Polen) am

Projekt beteiligt und haben ebenfalls

einen regionalen industriegeschichtli-

chen Schwerpunkt. In Belgien arbeitet

die Bischöfliche Schule St. Vith nicht

mit einem Museum, sondern mit der

Abteilung Grenzgeschichte der Autono-

men Hochschule der Deutschsprachi-

gen Gemeinschaft zusammen – und

damit mit Spezialisten auf dem Gebiet

der wechselhaften Geschichte der

Deutschsprachigen Gemeinschaft in

Belgien.

Aktuell steht die Arbeit an einer

analogen Ausstellung im Fokus. Ab

Anfang April 2014 kann diese Ausstel-

lung im LVR-Industriemuseum

Oberhausen besucht werden.

Carolin Thielking

Carolin Thielking ist wissenschaftliche Referentin im LVR-Industriemuseum und seit Mai 2012 für die Koordination des Projekts »Spurensuche 1914 im Museum« zuständig

MEDIENBRIEF | N° 01.2014

Feldpostkarte von Frieda Wandke aus Sommerfeld

(Frankfurt/Oder) an den Stab der 107. Infanterie-

Divison. Foto: Jürgen Berner, Preußen-Museum

Nordrhein-Westfalen, Wesel

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Wo Geschichte lebendig wirdlearn:line NRW

»Dr. Emmel war ein noch junger Mann und er hat in den

ersten Tagen des Weltkrieges seinen ganzen linken Arm

verloren. Und das ist vielleicht ein Grund dafür gewesen,

dass dieser Dr. Emmel in seinem Deutschunterricht

immer philosophische Fragen eingestreut hat. Er hat über

den Sinn des Lebens, über den Unsinn des Krieges

nachgedacht und hat das seinen jungen Schülern mit auf

den Lebensweg gegeben. (…) Dieser Aufruf, sich mit

philosophischen Fragen zu beschäftigen, hat mich nie

verlassen und war das Leitmotiv meines ganzen Lebens.«

Mit diesen Worten, die in ihrem vollen Umfang auf der

learn:line NRW unter »ZDF-Momente der Geschichte«

abrufbar sind, erinnert sich Hans Strese an seine Schul-

zeit im Jahre 1917 und schildert, wie sein damaliger

Lehrer die Ereignisse noch während des Krieges für die

jungen Menschen thematisiert und kritisch hat hinter-

fragen lassen.

Im August 2014 jähren sich die Ereignisse des Ersten

Weltkrieges zum hundertsten Mal und wie schon Dr.

Emmel damals, so werden sich zahllose Lehrkräfte heute

Gedanken darüber machen, wie sie die Ereignisse dieser

Epoche für ihre Schülerinnen und Schüler und für ihre

jeweiligen Fächer aufbereiten können. Wahrscheinlich

werden sie auch überlegen, wie sie die historischen

Ereignisse mit aktuellen Aspekten rund um das Thema

Friedenssicherung verknüpfen können.

Bei Fragen der Unterrichtsplanung und der Materialbe-

schaffung erweist sich die learn:line NRW als wertvolles

Unterrichtstool. Zurzeit bündelt die Suchmaschine des

Landes NRW etwa 24.000 kostenfreie und qualitätsgesi-

cherte digitale Lernmittel aus dem Internet und macht sie

über ein zentrales Suchfenster recherchierbar. Ob originale

Videoaufnahmen und Fotos, Zeitzeugenberichte, Soldaten-

briefe, Kriegsgedichte, historische Karten, Zeitleisten – hier

findet sich rund um das Thema Erster Weltkrieg eine Fülle

an Unterrichtsmaterial. Die Anwendung ist ebenso einfach

wie man es von anderen Suchmaschinen kennt und eine

erweiterte Suche sowie Filtermöglichkeiten nach Schul-

form, Unterrichtsfach, Medientyp oder Herausgeber

ermöglichen eine schnelle und gezielte Unterstützung bei

der Unterrichtsvorbereitung und -durchführung.

Petra Lütke-Brochtrup

Petra Lütke-Brochtrup ist pädagogische Mitarbeiterin der Medienberatung NRW und Lehrerin am Nelly-Sachs-Gymnasium in Neuss

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01 | ERINNERN FÜR DIE ZUKUNFt – 1914

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Open Educational DevelopmentDie Zukunft historisch-politischer Bildung

»Open Educational Development: (100 Jahre) Erster

Weltkrieg« – so lautet der Titel einer dreiteiligen Worksho-

preihe, die zwischen August und Dezember 2013 in Berlin

stattfand und deren wichtigste Ergebnisse hier kurz

vorgestellt werden sollen.

Die Reihe war Teil des Projekts »Werkstatt.bpb.de – Digitale

Bildung in der Praxis«, einer Kooperation der Bundeszent-

rale für politische Bildung/bpb und der Kooperative Berlin.

Die Werkstatt ist seit über zwei Jahren als eine Art Labor

und interaktive Forschungsstätte der bpb online und fragt,

diskutiert und erprobt, wie historisch-politische Bildung in

der Zukunft aussieht. Dabei insbesondere im Fokus: die

zunehmende Digitalisierung der Methoden und Kommuni-

kationswege und die zunehmende Heterogenität der

eigentlichen Zielgruppe, nämlich der Lernenden. Von

Beginn an beschäftigte sich die Werkstatt auch mit Open

Educational Resources (OER) bzw. offenen Bildungsmateri-

alien – ein Thema, das hierzulande erst mit der Diskussion

um den »Schultrojaner« Fahrt aufnahm und bei dem

Deutschland im internationalen Vergleich noch immer

hinterherhinkt.

OER bergen enormes Potenzial für die (historisch-politi-

sche) Bildung, denn die Lehr- und Lernmaterialien,

idealerweise von Lehrenden und Lernenden mitentwickelt,

können verändert, individualisiert, aktualisiert und kombi-

niert, (in jedem anderen Zusammenhang) wieder verwendet

und weiterverbreitet werden, ohne Gefahr zu laufen,

Urheberrechte zu verletzen.

Foto: Kooperative Berlin

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MEDIENBRIEF | N° 02.2013

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Wie aber entstehen (didaktisierte) OER, die sich für den

Einsatz an Schulen und anderen Lernorten eignen? Und

kann nicht ein offener, kollaborativer Entwicklungsprozess

selbst schon wichtige Erkenntnisse bringen? Um diese

Fragen zu klären, startete die Werkstatt der bpb die

Workshopreihe »Open Educational Development« (OED) und

lud alle Interessierten ein, gemeinsam offene Bildungsma-

terialien zum Thema »Erster Weltkrieg« zu entwickeln.

Anlass war der bevorstehende 100. Jahrestag des Aus-

bruchs des Ersten Weltkriegs im August 2014.

Die OED-Workshops stießen auf großes Interesse. Insge-

samt erreichte die Veranstaltungsreihe über 200 Anwender

und Entwickler von Bildungsmaterialien. Lehrerinnen und

Lehrer machten etwa 15 bis 20 Prozent der Teilnehmenden

aus; dazu kamen Experten und Expertinnen aus außer-

schulischer und universitärer Bildung, Kulturschaffende

und Studierende verschiedenster Fachrichtungen. Die

Treffen bauten lose aufeinander auf und bestanden jeweils

aus einem Input, anschließender Diskussion im Plenum

und Kleingruppenarbeit.

Als sehr konstruktiv erwies sich die Suche nach zeitgemä-

ßen Zugängen zum Ersten Weltkrieg. Die Teilnehmerinnen

und Teilnehmer benannten und diskutierten diverse

mögliche Perspektiven (postkolonialistisch, transnational,

friedensgeschichtlich, mikrohistorisch), Methoden (Interdis-

ziplinarität, Multiperspektivität, Projektarbeit, selbstgesteu-

ertes forschendes Lernen, interaktives Lernen mit digitalen

Medien) und thematische Anknüpfungspunkte (Erinne-

rungskulturen, Kriegstechnik, Fronterfahrungen, Mythos

»Heimatfront«, Inszenierung von Kriegsbegeisterung). Ein

großer Informationsbedarf zeigte sich beim Umgang mit

vorhandenen Tools und Plattformen zum Auffinden,

Verarbeiten und Publizieren von OER. Brauchbare »Rohma-

terialien« (gemeinfreie bzw. offen lizenzierte Digitalisate von

Fotos, Objekten, Büchern etc.) für die Entwicklung eigener

OER liefern z.B. Wikimedia Commons und Europeana. Offen

lizenzierte Lernmodule zum Ersten Weltkrieg bietet z.B. die

Lern-Plattform »selbstgesteuert entwickelnder Geschichts-

unterricht« – kurz segu.

Als Ziel der OED-Reihe stand die kollaborative Weiterent-

wicklung der ersten Ideen hin zu (Konzepten für) konkrete

»Lehr- und Lernmaterialien«. Im Verlauf der Workshops

entstanden zwar Projektideen und Fragenkataloge, z.B. für

die Arbeit mit lokalen Kriegsdenkmälern und lokalen

Zeitschriften. Am Ende mussten wir jedoch unseren

Inputgebern des 3. Workshops, Julian Kulasza (Medienkom-

petenzzentrum Berlin-Pankow) und Frank Reichherzer

(Humboldt-Universität zu Berlin), beipflichten: Open

Educational Development steckt noch in den Kinderschuhen

und baut auf eine »Kultur des Teilens« auf, die (vor allem,

aber nicht nur) im Schulkontext vielfach noch nicht vorhan-

den ist. Sie funktioniert einerseits nur mit dem Mut, eigene

Inhalte zu teilen und somit sichtbar zu machen und

anderseits mit Instrumenten und Plattformen, die vielfach

noch nicht bekannt sind und noch stärker auf die Bedürf-

nisse bzw. Such- und Verwertungslogiken der Anwender

ausgerichtet werden sollten. Daran wird die Werkstatt der

bpb im Jahr 2014 anknüpfen und – im Austausch mit allen

Interessierten – OER und andere Formen von Lernen 2.0

weiter entwickeln.

Alle OED-Workshops wurden umfassend auf werkstatt.bpb.

de dokumentiert. Dort findet man Protokolle, Berichte und

Video-Mitschnitte, Links zu den o.g. Tools und Plattformen

etc. Für den Einstieg in das Thema »OER« empfehlen wir

die Broschüre der Medienanstalt Berlin-Brandenburg

(mabb) »Offene Bildungsressourcen (OER) in der Praxis«

von John Weitzmann.

Miriam Menzel

Miriam Menzel arbeitet seit 2011 als Onlineredakteurin und Projektmanagerin für die Kooperative Berlin. Einer ihrer Arbeitsschwerpunkte ist die Entwicklung von Bildungsmaterialien. Gemeinsam mit Oliver Baumann und Kaja Wesner (Kooperative Berlin) hat sie die Workshopreihe »Open Edcuational Development: (100 Jahre) Erster Weltkrieg« konzipiert, organisiert und moderiert.Nachfragen, Anregungen etc. Gern per E-Mail an: [email protected]

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01 | ERINNERN FÜR DIE ZUKUNFt – 1914

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»Siegfrieden« war die Durchhalteparo-

le, die von der Obersten Heeresleitung

bis zum Schluss ausgegeben wurde,

doch erst mit dem Waffenstillstand

vom 11. November 1918 fand der

vierjährige Krieg mit Millionen Toten

sein Ende.

In Erinnerung an den Beginn des

Ersten Weltkriegs vor hundert Jahren

widmet sich Achim Konejung dem

Rheinland als Aufmarschgebiet,

Heimatfront und Besatzungszone

sowie der Frage: Wie haben die

Rheinländer den Ersten Weltkrieg

erlebt?

Seit der Jahrhundertwende wurde die

rheinische Grenzregion als Auf-

marschgebiet im Rahmen des

Schlieffenplanes vorbereitet. Dazu

gehörten der Bau strategischer

Eisenbahnen in der Eifel, neue

Rheinbrücken, aber auch zusätzliche

Garnisonen und Truppenübungsplätze.

Mit Kriegsbeginn wurde das Rheinland

Hinterland der Front. Die Menschen

erlebten, wie die Soldaten an den

Grenzbahnhöfen ausgeladen wurden

und sie sahen die immer größere Zahl

an Verwundeten, die in Notlazaretten

versorgt wurden. Sie sahen ebenfalls

die Kriegsgefangenen in den großen

»Siegfrieds Fluch« – Eine Multivision mit historischem Bild- und Filmmaterial

Lagern bei Köln und Wesel und

erlebten gegen Ende des Krieges den

Luftkrieg. Ab 1917 wurden zunehmend

auch Frauen als Arbeitskräfte in den

wichtigsten Waffenschmieden des

Reiches an Rhein und Ruhr eingesetzt.

Mit dem Waffenstillstand folgten die

Revolution und die alliierte Rheinland-

besetzung, die im Jahr 1923 mit

separatistischen Unruhen und der

französisch-belgischen Ruhrbesetzung

ihren Höhepunkt fand. 1930 zogen die

letzten Besatzungstruppen ab.

Jenseits bekannter Pressebilder hat

Achim Konejung seltene private

Fotoaufnahmen recherchiert und

zusammengetragen. Er präsentiert

das historische Bild- und Tonmaterial

im Kontext der rheinischen Landschaft

und macht die heute noch vorhande-

nen Spuren sichtbar.

Das Programm wird als Live-kom-

mentierte Multivision angeboten und

dauert zweimal 45 Minuten.

Die Multivision erscheint im Frühjahr

2014 als DVD. Sie kann – nach Anfrage

und bei Nennung der Stiftung – in

Schulen kostenfrei vorgeführt werden.

Kontakt: [email protected]

Achim Konejung

Achim Konejung ist Autor, Musiker und Kabarettist. Er erhielt für seine Arbeit den Deutschen Kabarettpreis und den Deutschen Kleinkunstpreis. Seit 2004 im Vorstand der gemeinnützigen Konejung Stiftung: Kultur, die sich der Förderung der Geschichtsforschung und der künstlerischen Verarbeitung kultureller Gegensätze und Gemeinsamkeiten im Laufe der Jahrhunderte widmet.

Foto: unbekannter Fotograf, Konejung Stiftung: Kultur

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MEDIENBRIEF | N° 02.2013

Page 31: MEDIEN 01 - Startseite · 01 MEDIENBRIEF Der Erste Weltkrieg N° Erinnern für die Zukunft – 1914 Der Erste Weltkrieg im Unterricht MEDIENSPEZIAL Medien zum Ersten Weltkrieg Dokumentarfilme,

Charlie Chaplin in »Shoulder arms!« (1918), Foto: getty Images

MEDIENSPEZIAL | N° 01.2014

Medien zum Ersten WeltkriegDokumentarfilme,

Unterrichtsmaterialien,

Spiel- und Fernsehfilme,

Histoclips und ZeitZeichen

01MEDIENSPEZIALDer Erste Weltkrieg

SPEZIAL | MeDIen ZUM eRSten weLtKRIeg

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Spielfilme, Dokumentationen und Wochenschauen zum

Ersten Weltkrieg eignen sich nicht nur zur Veranschauli-

chung der aus schriftlichen Quellen gewonnenen Erkennt-

nisse. Wie Texte sollten sie im historisch-politischen

Unterricht als Quellen und Darstellungen von Vergangen-

heit betrachtet und interpretiert werden. Entscheidend

dabei ist, dass Schülerinnen und Schüler die im Film

gezeigte Vergangenheit nicht mit der historischen Wirk-

lichkeit gleichsetzen.

Alle während des Krieges veröffentlichten Filme etwa

waren der militärischen Zensur unterworfen und eignen

sich daher besonders für eine Analyse der Perspektivität,

d. h. der propagandistischen Absichten ihrer Produzenten

und Auftraggeber.

Neueste Dokumentarfilmproduktionen verwenden oft

filmische Bilder des Krieges, die authentisch wirken,

obwohl es sich um gestellte Aufnahmen oder nach dem

Krieg gedrehte Reinszenierungen der Kriegsereignisse

handelt. Daher sollten auch Dokumentarfilme stets als

selektive Darstellungen vergangener Wirklichkeit durch-

schaut werden.

Spielfilme zum Ersten Weltkrieg sind fiktionale Erzählun-

gen, die vor allem auf emotionale Wirkungen beim

Betrachter ausgerichtet sind. Sie eignen sich für ein

Der Erste WeltkriegMedien für den Unterricht

dekonstruierendes Lernen, bei dem es z.B. auf die Analyse

filmsprachlicher Mittel oder das Verhältnis zwischen der

erzählten Handlung und ihrem historischen Bezugsrahmen

ankommt.

Diese Übersicht geeigneter Medien für den Unterricht zum

Thema «Erster Weltkrieg« behandelt auch die Zeit vor und

unmittelbar nach dem Krieg. Die Liste führt Spielfilme ebenso

wie Dokumentationen, WDR-Zeitzeichen, Histoclips und

weitere Empfehlungen auf. Medien, die über EDMOND NRW

digital zur Verfügung stehen, sind besonders gekennzeichnet.

Es wurde darauf geachtet, dass die Medien den Schulen

möglichst kostenfrei zur Nutzung zur Verfügung stehen,

z.B. über den Verleih kommunaler Medienzentren.

Zudem werden nicht unbedingt entleihbare Spielfilme

aufgeführt, die in der Sonderveröffentlichung FIASKO UND

FASZINOSUM noch nicht berücksichtigt worden sind, die

der Erwähnung aber Wert erscheinen.

Es sind teilweise unbekanntere oder vergessene, selten

gezeigte Filme oder TV-Produktionen, die den Ersten

Weltkrieg aus jeweils unterschiedlichen Blickwinkeln

beleuchten und das Themenspektrum nochmals erweitern.

Weitere Filmtipps finden Sie in FIASKO UND FASZINOSUM

– Der Erste Weltkrieg im Film im Webauftritt des LVR-ZMB.

Wrack eines zerstörten Entente-Kampfflugzeugs. Westfront 1917/1918. Foto: Jürgen Berner, Preußen-Museum Nordrhein-Westfalen, Wesel

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MEDIENBRIEF | N° 01.2014

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DOKUMENTARFILME

AGHET – EIN VÖLKERMORD

Deutschland 2010, 90 Min., Farbe+s/w

ZMB-Medienverleih-Signatur: DVD-4644096

Der Dokumentarfilm mit Spielszenen zeigt den Völkermord

der Türken an den Armeniern während des Ersten Welt-

kriegs. Der Film beleuchtet Hintergründe und Beweggründe

für das Verschweigen historischer Tatsachen und zeichnet

den Verlauf des Völkermords auf der Grundlage zahlreicher

historischer Quellen nach. (Grimme-Preis 2011)

DER ERSTE WELTKRIEG: URSACHEN – VERLAUF – FOLGEN

Deutschland 2003, 33 Min., Farbe+s/w

ZMB-Medienverleih-Signatur: DVD-4602270

»Im Mittelpunkt jüngerer Forschungen zum Ersten Welt-

krieg steht vor allem die Frage, wie moderne Gesellschaf-

ten mehr als vier Jahre zu einem derartigen Massaker

bereit waren. Die DVD beleuchtet die Personalisierung vor

dem Weltkrieg und die politisch weitreichenden Folgen des

Friedensvertrags von Versailles. Im Mittelpunkt steht jedoch

der Kontrast zwischen der vernichtenden Gewalt auf dem

Schlachtfeld und der ästhetisierenden Vermittlung des

Kriegs in Gestalt einer umfassenden staatlichen und

nichtstaatlichen Bildpropaganda.« (FWU)

ERSTER WELTKRIEG – EINE EUROPÄISCHE KATASTROPHE

Deutschland 2011, 53 Min.

Zielgruppe: Sekundarstufe I & II

EDMOND NRW-Mediennummer: 55 53648

DVD 1 geht der Frage nach: Wo sind die Ursachen für

den Ersten Weltkrieg? Was waren die Ziele der Einzelnen?

PC-ROM-Teil mit 248 Seiten Begleitmaterial, darunter Ar -

beits blätter – auch für interaktive Whiteboards! Testaufgaben!

DVD 2 zeigt die erstarrten Fronten zwischen den Mittel-

mächten und den Alliierten von 1915-1918. Welche Schre-

cken der moderne Krieg bedeutete, wird bis zum einzelnen

Kämpfer auf dem Schlachtfeld dargestellt.

PC-ROM-Teil: 203 Seiten Begleitmaterial, darunter Arbeits-

blätter – auch für interaktive Whiteboards! Testaufgaben!

DER ERSTE WELTKRIEG

Deutschland 2010, 694 Min., Farbe+s/w,

4 DVDs mit Begleitheft (97 Seiten)

Das DVD-Set stellt mit großer Materialfülle aus mehr als

100 Filmen, Bildern und Texten die Ambivalenz des Ersten

Weltkriegs bezogen auf die Kunst dar.

DVD 1/2: Kunst und Krieg

EDMOND NRW-Mediennummer: 55 61040

In das grenzüberschreitende Gedröhn der Kriegspropagan-

da mischen sich in nie gekanntem Maß auch die Stimmen

berühmter und bedeutender Schriftsteller, Künstler und

Intellektueller, die in Tagebüchern, Briefen, Essays und

Aufrufen den Krieg herbeisehnen. Das Erlebnis des Ersten

Weltkriegs hat in der Kunst zu radikalen Antworten geführt

und den Surrealismus hervorgebracht

DVD 3/4: Die Abwesenheit von Kriegskunst

EDMOND NRW-Mediennummer: 55 61041

Wie ein Laboratorium enthält der Weltkrieg die Erfahrung

darüber, wie Umstände aussehen, die ein ganzes Jahrhun-

dert zur Entgleisung bringen. Die Folgeschäden bis 1945

sind noch schlimmer als der Zivilisationsbruch von 1914

selbst.

IMPERIALISMUS & ERSTER WELTKRIEG

Deutschland 2005, CD-ROM

EDMOND NRW-Mediennummer: 55 51202

Die CD-ROM beinhaltet 8 Unterrichtsmodule:

Imperialismus bis 1914; Wilhelminisches Kaiserreich;

Julikrise 1914; Kriegsverlauf; Politik im Krieg; Kriegserfah-

rung und Heimatfront; Kriegsende und Revolution; Folgen

des Ersten Weltkriegs.

Das Programm enthält einen multimedialen Tafelanschrieb,

elektronische Arbeitsblätter, flexibel einsetzbare Quellen,

original Film- und Tondokumente, Prüfungsaufgaben mit

Antworten und ausdruckbare Folien und Materialsammlungen.

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MEDIENSPEZIAL | MeDIen ZUM eRSten weLtKRIeg

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SPIELFILME

FÜR KÖNIG UND VATERLAND

Originaltitel: King & Country

GB 1964, s/w, 86 Min., Regie: Joseph Losey

Während des Ersten Weltkriegs wird der junge Soldat

Arthur Hamp vor ein Kriegsgericht gestellt, weil er sich von

der Front absetzen und nach Hause gehen wollte. Für

seinen Pflichtverteidiger, den arroganten Captain Hargrea-

ves, ist der Fall zunächst klar – Hamp verdient als Deser-

teur die Todesstrafe.

Doch während der Voruntersuchung lernt der Offizier

seinen Mandanten als einfachen und ehrlichen Mann

kennen, der freiwillig zur Armee ging, die Gefechte des

Weltkriegs als einziger Soldat seiner Einheit überlebte und

von seiner Ehefrau heimlich betrogen wurde.

»Stimmiger, kompakter und dazu sehr geradliniger Film

(...) Es gibt viele Filme zum Thema Krieg und dem Sterben

an der Front. Allerdings nur wenige, die sich mit dem

Thema Desertion beschäftigen.« (www.filmtiefen.de)

DER HAUPTMANN VON KÖPENICK

D 1956, 86 Min.

ZMB-Medienverleih-Signatur: DVD- 46 40605

Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis, beschließt

Wilhelm Voigt, endlich ein ehrliches Leben zu führen. Doch

er hat keinen Pass. Seine ständigen Versuche, sich Papiere

zu beschaffen, scheitern immer wieder. Zufällig findet er

eines Tages in einem Trödlerladen eine alte Hauptmanns-

Uniform. Er gibt einer Garde den Befehl, ihm nach Köpenick

aufs Rathaus zu folgen. Dort verhaftet er den Bürgermeis-

ter und den Stadtkämmerer, um sich in Ruhe einen Pass zu

beschaffen. Doch auch hier hat er keinen Erfolg. Kurzer-

hand beschlagnahmt er die Stadtkasse und flieht... »Der

Hauptmann von Köpenick« wird zum Tagesgespräch. Man

sucht den Übeltäter, doch der Schuster stellt sich freiwillig.

Im langen Kampf mit den Behörden ist er ein alter Mann

geworden – aber der Held seiner Zeit.

HELDEN VON HILL 60

Originaltitel: Beneath Hill 60

AUS 2010, 122 Min., Regie: Jeremy Sims

Der Erste Weltkrieg hat sich in einen erbarmungslosen

Stellungskrieg verwandelt, keine Kriegspartei kann große

Siege bzw. Raumgewinne verzeichnen.

Damit beginnt ein Kampf unter der Erde, Mineure versu-

chen gegnerische Stellungen zu untergraben und sie dann

zu sprengen. Gleichzeitig horchen sie nach den Aktivitäten

der feindlichen Grabungen, um diese vorzeitig aufzuspüren

und im Geröll und Schlamm zu ersticken. Eine australische

Einheit unter Lieutenant Woodward übernimmt 1917 bei der

Schlacht von Messines die Arbeiten am Tunnelsystem unter

dem Hügel 60, der überirdisch unter deutscher Flagge die

Fläche beherrscht.

Hier soll die größte Explosion der Geschichte die Schlacht

zu Gunsten der Alliierten wenden. Aber jedes Geräusch

oder Fehlgrabung kann dieses Unternehmen scheitern

lassen... (www.ofdb.de)

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MEDIENBRIEF | N° 01.2014

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IM WESTEN NICHTS NEUES

Originaltitel: »All Quiet on the Western Front«

nach einer Romanvorlage von Erich Maria Remarque

USA, 1979, 150 Min., Regie: Delbert Mann

ZMB-Medienverleih-Signatur: DVD-4641095 (engl. Version)

»Im Westen nichts Neues« erzählt die Geschichte des

deutschen Soldaten Paul Bäumer, der sich wie seine

gesamte Schulklasse freiwillig zum Einsatz im Ersten

Weltkrieg meldet, an der Westfront die brutale Realität des

Krieges erfährt, verwundet wird und schließlich kurz vor

Kriegsende fällt.

Der erschütternde Roman Erich Maria Remarques über das

Sterben einer verblendeten Generation an der Westfront ist

legendär, die s/w-Verfilmung von Lewis Milestone von 1930

ist ein Meilenstein der Filmgeschichte, der die Neuverfil-

mung nicht nachsteht.

JOHNNY ZIEHT IN DEN KRIEG

Originaltitel: Johnny Got His Gun

USA 1971, 111 Min., Regie: Dalton Trumbo

Um seinem Vaterland zu dienen, meldet sich der 17-jährige

Joe freiwillig zur Armee, als die USA in den Ersten Welt-

krieg eintreten. Joe wird von einer Granate getroffen und

verliert Arme und Beine und seine Sprach-, Seh- und

Hörfähigkeit. Die Ärzte halten ihn dennoch am Leben, auch

wenn sie fälschlicherweise glauben, dass er seine Umwelt

nicht mehr registrieren kann. Abgeschoben in einen

Abstellraum und unfähig sich mitzuteilen, wird Joe sich

seiner Situationr langsam klar und flüchtet sich in Erinne-

rungen und Träume. Dank der Fürsorge einer Kranken-

schwester gelingt es Joe wieder mit der Außenwelt Kontakt

aufzunehmen.

»Eindringlicher, schockierender Antikriegsfilm, dessen

Inszenierung auch auf der formalen Ebene die Klischees

eines herkömmlichen Soldatenschicksals durchbricht.«

(Lexikon des Internationalen Films)

LEBEN UND STERBEN DES COLONEL BLIMP

Originaltitel: The Life And Death of Colonel Blimp

GB 1943, 123 Minuten,

Regie: Michael Powell und Emeric Pressburger

Der junge britische Offizier Clive Candy reist während des

Zweiten Burenkriegs nach Deutschland. Sein hoch gesteck-

tes Ziel: die negative Propaganda gegen das britische

Militär zu unterbinden. Doch ehe er sich versieht, ist Candy

für ein Duell mit dem deutschen Offizier Theo gebucht. Der

Brite und der Deutsche schmieden in den nächsten

Jahrzehnten trotzdem eine Freundschaft, die sowohl den

Ersten als auch den Zweiten Weltkrieg überdauert.

Der Film-Dienst besprach den Film 2013 anlässlich einer

neuen, aufwändig restaurierten DVD-Veröffentlichung als

einen »groß angelegten, zutiefst humanistischen, filmi-

schen Roman«.

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SPEZIAL | MeDIen ZUM eRSten weLtKRIeg

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PANZERKREUZER POTEMKIN

Originaltitel: »Bronenosez Potjomkin«

UdSSR 1925, 70 Min., Stummfilm

Regie: Sergei M. Eisenstein

ZMB-Medienverleih-Signatur: DVD-4640111 (engl. Version)

Russland 1905: Auf der »Potemkin” bricht eine Meuterei

aus, da die Matrosen die menschenunwürdige Behandlung

nicht mehr über sich ergehen lassen wollen. Der Aufstand

gelingt, doch wird der Revolutionsführer ermordet. Die

Nachricht von der Meuterei verbreitet sich wie ein Lauffeuer

unter der Bevölkerung von Odessa. Die Menschen strömen

in den Hafen, um die Besatzung der »Potemkin” zu unter-

stützen. Sie versammeln sich auf der monumentalen

Hafentreppe, die direkt zum Meer hinunter führt. Sie wird

zum Schauplatz des grausamen Gegenschlags des Zaren-

Regimes und ging als berühmte »Treppenszene von

Odessa” in die Filmgeschichte ein.

DER PREIS DER EHRE

Originaltitel: Regeneration (Alternativtitel: Behind the Lines)

CAN/GB 1997,114 Min.

Regie: Gillies MacKinnon

1917. Im Craiglockhart War Hospital in Edinburgh, Schott-

land, werden Soldaten behandelt, die an Kriegsneurosen

leiden. Alle sind durch ihre Erlebnisse in den Schützengrä-

ben des Weltkriegs zutiefst traumatisiert. Der angesehene

Psychiater Dr. William Rivers soll sie für den erneuten

Einsatz an der Front wieder aufpäppeln. Im Hospital treffen

sich zufällig die bedeutenden Schriftsteller Siegfried

Sassoon (1886-1967) und Wilfred Owen (1893-1918).

Als »Alpträume, die nach dem Aufwachen weitergehen«,

beschreibt Sassoon seine Visionen von sterbenden Solda-

ten. Wilfred Owen wurde nach Kriegsende zum Inbegriff des

»war poet«. Siegfried Sassoon veröffentlichte The War

Poems (1919) und Glück im Sattel (1928), die zu den

bedeutendsten aus der Erfahrung des Ersten Weltkrieges

entstandenen Anti-Kriegsromanen der englischen Literatur

gehören.

DVD bisher nur im englischen Original verfügbar.

SERGEANT YORK

USA 1941, 134 Min.

Regie: Howard Hawks

Die Vereinigten Staaten sind in den Ersten Weltkrieg

eingetreten und suchen Rekruten, die für ihr Land in den

Krieg ziehen. Viele tun dies freiwillig, viele junge Männer im

kriegsfähigen Alter werden allerdings eingezogen. So auch

der bibeltreue Alvin York (Gary Cooper), der vergeblich

versucht, seinen Dienst aus überzeugtem Pazifismus zu

verweigern.

Anfangs eher widerstrebend, zeigt Alvin jedoch großes

Talent in der Armee und wird schon bald nach Frankreich

versetzt, wo er nach dem Tod seiner Vorgesetzten das

Kommando einer Kompanie übertragen bekommt. Trotz

hoher Verluste gelingt es ihm, einen strategisch wichtigen

deutschen Posten zu übernehmen und mehrere hundert

Kriegsgefangene zu machen. Obwohl als Pazifist angetre-

ten, kehrt er nun als Kriegsheld zurück in die Heimat…

Zerstörter Tank in zerstörter Landschaft. Westfront 1918. Foto: Jürgen Berner, Preußen-Museum Nordrhein-Westfalen, Wesel

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MEDIENBRIEF | N° 01.2014

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DAS WEISSE BAND – EINE DEUTSCHE KINDERGESCHICHTE

D/A/F/I 2009, s/w, 144 Min.

Regie: Michael Haneke

ZMB-Medienverleih-Signatur: DVD-4643214

Wegen eines Drahtseils hat der Gemeindearzt 1913 in dem

protestantischen Dorf Eichwald einen mysteriösen Reitun-

fall. Wenig später verunglückt eine Bäuerin tödlich bei der

Arbeit im Sägewerk des Barons und weitere Unglücke

vergiften das Klima. Dann bemerkt der junge Dorflehrer,

dass sich einige Kinder anders als sonst verhalten. Insbe-

sondere die beiden Ältesten des strengen Pastors scheinen

ein Geheimnis zu hüten.

DER ZAUBERBERG

nach dem gleichnamigen Roman von Thomas Mann

D/F/I 1982, 146 Min.

Regie: Hans W. Geißendörfer

ZMB-Medienverleih-Signatur: DVD-4640042

Hans Castorp, ein Patriziersohn aus Hamburg, besucht 1907

seinen tuberkulosekranken Vetter in einem noblen Sanatori-

um im schweizerischen Bergdorf Davos. Er verliebt sich dort

in die Russin Clawdia Chauchat, genießt das dekadente

Krankenleben in der Isolation und verliert immer mehr den

Realitätsbezug. Er bemerkt nichts von den dramatischen

Veränderungen am Vorabend des Ersten Weltkrieges. So

bleibt er schließlich, obwohl nicht wirklich krank, sieben

Jahre lang in der Isolation des mysteriösen Ortes, bis ihn

und die ganze »Zauberberg«-Gesellschaft der Ausbruch des

»Großen Krieges« dramatisch in die Realität zurückholt.

Histoclips ist ein Online-Portal für 1-3-minütige Clips zu

historischen Ereignissen, berühmten Personen, Orten,

Institutionen usw. Die Clips können nur über EDMOND

NRW für den Unterricht genutzt werden.

Weitere Informationen auf: www.histoclips.de/

> 1909 – Stimmrecht für Frauen!

Mediennummer: 5_10 (8:12 Min.)

> 1914 – Das Attentat von Sarajewo

Mediennummer: 5_62 (8:15 Min.)

> 1916 – Die Hölle von Verdun

Mediennummer: 5_63 (8:12 Min.)

> Ausbruch des Ersten Weltkriegs

Mediennummer: 1_21 (2:54 Min.)

> Kriegsanleihen und Propaganda (UFA)

Mediennummer: 1_25 (0:57 Min.)

> Aussöhnung zwischen Frankreich

und dem Deutschen Reich

Mediennummer: 1_43 (1:52 Min.)

> Die deutsche Kapitulation im Ersten Weltkrieg

Mediennummer: 1_ 34 (1:51 Min.)

> T. E. Lawrence: Lawrence von Arabien

Mediennummer: 4_142 (4:07 Min.)

> Lenin, Oktoberrevolution, Friede von Brest Litowsk

Mediennummer: 1_29 (1:02 Min.)

> Flottenpolitik Wilhelm II.

Mediennummer: 1_17 (1:26 Min.)

> Seeblockade, Skagerrakschlacht, Untergang

der Lusitania

Mediennummer: 1_24 (1:56 Min.)

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SPEZIAL | MeDIen ZUM eRSten weLtKRIeg

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> Ostfront – Schlacht von

Tannenberg

Mediennummer: 1_23 (1:11 Min.)

> Frauen im Ersten Weltkrieg

Mediennummer: 1_27 (1:18 Min.)

> Friedensvertrag von Versailles

Mediennummer: 1_35 (1:23 Min.)

> Heimatfront im Ersten Weltkrieg

Mediennummer: 1_33 (2:43 Min.)

> Krieg mit Giftgas

Mediennummer: 1_26 (1:34 Min.)

> Kriegsvorbereitungen in Europa

Mediennummer.: 1_20 (2:15 Min.)

> Luftkrieg im Ersten Weltkrieg

Mediennummer: 1_28 (2:08 Min.)

> Westfront, Schlieffen–Plan,

Schlacht an der Marne, Ypern

Mediennummer: 1_22 (2:03 Min.)

> Die Nachkriegszeit nach dem

Ersten Weltkrieg: Deutschland ist

nun eine Demokratie

Mediennummer: 1_38 (1:14 Min.)

> Dolchstoßlegende, Kapp-Putsch

Mediennummer: 1_37 (2:07 Min.)

> Der Rote Baron

Mediennummer: 4_2 (3:23 Min.)

> Schlacht an der Somme – Panzer

Mediennummer: 1_31 (1:29 Min.)

> Schlacht von Verdun

Mediennummer: 1_32 (1:25 Min.)

> »Tanks« - Entwicklung der Panzer

Mediennummer: 4_119 (4:10 Min.)

> Waffenstillstand an der Westfront

Mediennummer: 1_30 (1:04 Min.)

> 1919 – Der diktierte Frieden

Mediennummer: 5_15 (8:13 Min.)

Besonderer Tipp:

ZeitZeichen 10. Januar 1919:

Der »Freistaat Flaschenhals«

entsteht

Online-Audio, 14:29 Min., 2009

(Mediennummer: 29 40938)

1919: Das Rheinland ist von den

Siegermächten besetzt. Nur ein

winziger Flecken zwischen Lorch und

Kaub trotzt den Besatzern: Der

»Freistaat Flaschenhals«. Dieses

Kuriosum der Geschichte entstand

durch ein Versehen der Kartographen:

Die französischen und amerikanischen

Streitkräfte saßen auf der linken Seite

des Flusses, wollten aber auch das

rechte Ufer kontrollieren. Von den

Brückenköpfen in Mainz und Koblenz

ZeitZeichen

ZeitZeichen 4. August 1914:

Der deutsche Einmarsch in Belgien

Mediennummer: 29 41144

Online-Audio, 14:33 Min., 2009

ZeitZeichen 15. September 1916:

Erster Einsatz von Panzern im Ersten

Weltkrieg

Mediennummer: 29 40090

Online-Audio, 14:12 Min., 2006

ZeitZeichen 6. April 1917:

Kriegserklärung der USA an

Deutschland

Mediennummer: 29 40293

Online-Audio, 14:00 Min., 2007

ZeitZeichen 28. Juni 1919:

Die Unterzeichnung des

Friedensvertrags von Versailles

Mediennummer: 29 41107

Online-Audio, 14:29 Min., 2009

schlugen sie mit dem Zirkel zwei

Halbkreise von 30 Kilometern Durch-

messer, um ihre jeweiligen Bereiche

festzulegen. Weil sich diese Kreise

jedoch nicht überschnitten, blieb ein

kleines Gebiet in der Form eines

Flaschenhalses übrig. 8.000 Menschen

lebten in diesem Niemandsland, die

zunächst völlig abgeschnitten vom

restlichen Deutschland waren und

auch nicht mehr versorgt wurden. In

ihrer Not erklärten sich die Bewohner

zum Freistaat: Sie entwickelten ein

reges Schmugglertreiben und gaben

sogar eine eigene Währung heraus.

Vier Jahre lang herrschten im

Freistaat paradiesische Zustände, bis

die Franzosen einmarschierten und

dem fröhlichen Treiben ein Ende

bereiteten.

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MEDIENBRIEF | N° 01.2014

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1914 – Mitten in Europa02

Das Rheinland und der Erste Weltkrieg – Das LVR-Verbundprojek

Der doppelte Tod – ein von Granaten umgepflügter deutscher Soldatenfriedhof, Flandern 1917, Foto: Jürgen Berner,

Preußen-Museum Nordrhein-Westfalen, Wesel

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02 | – MIttEN IN EURoPA

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Der Kongress, das Blog, Ausstellungen und einiges mehr

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Bonn

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XANTEN > An den Grenzen des Reiches

WESEL > Playing Lawrence

On The Other Side

DUISBURG > Zeichen gegen den Krieg

ESSEN > 1914 – Mitten in Europa

WUPPERTAL > Mit uns zieht die neue Zeit …

DÜSSELDORF > Wir ungereimten Rheinländer … > Orte der Utopie

LINDLAR> Krieg und Licht

KÖLN > Köln 1914 Metropole im Westen

BRÜHL> Seine Augen trinken alles

DÜREN> Moderne. Weltkrieg. Irrenhaus.

1900 –1930

BONN> Das (verlorene) Paradies

KOMMERN > Kriegs(er)leben im Rheinland

Das Blog zum Verbundprojekt

Begleitet wird das Themenjahr durch

das Blog »1914 – Mitten in Europa«

unter www.1914lvr.hypotheses.org auf

einer vom Deutschen Historischen

Institut in Paris und der Max-Weber-

Stiftung in Bonn getragenen Blogging-

Plattform. Betrieben wird es von der

Geschichtsabteilung des LVR-Instituts

für Landeskunde und Regionalge-

schichte in Bonn. Es richtet sich an

Experten, Vermittler sowie an alle

geschichtsinteressierten Laien. Neben

arrivierten Historikern veröffentlichen

dort auch Bachelor-Geschichtsstudie-

rende der Universität Bonn eigenständi-

ge Einträge, die somit das Sujet mit

neuen Ideen und Anfragen an die

Gesamtthematik bereichern.

Zunächst war nur vorgesehen, die

Auftaktveranstaltung, den Kongress

«Aggression und Avantgarde” vom 23. -

25. September 2013 im LVR-Landes-

Museum Bonn per »Livebloggings« zu

begleiten, doch der Erfolg von seither

weit mehr als 70.000 Zugriffen veran-

lasste das Team, nun das Verbundprojekt

über die gesamte Dauer zu begleiten.

Wir bloggen von weiteren Tagungen,

von Ausstellungen und berichten auch

sonstiges Wissenswerte zur Thematik.

Dr. Helmut Rönz

Dr. Helmut Rönz ist wissenschaftlicher Referent am LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte und Lehrbeauftragter an der Universität Bonn

Thomas Schleper (Hg.)

Aggression und Avantgarde

Der Vorabend des Ersten Weltkrieges

ca. 500 Seiten, zahlreiche Farbabbildungen,

Festeinband, ca. 34,95 €

ISBN: 978-3-8375-1173-4

Ab Ende April 2014 im Handel!

»Aggression und Avantgarde«

Im Rahmen von »1914 – Mitten in

Europa. Das Rheinland und der Erste

Weltkrieg« fand im LVR-LandesMuse-

um Bonn im September 2013 ein

international besetzter, dreitägiger

Kongress statt. Er leuchtete die neue

Unübersichtlichkeit am Vorabend des

»Großen Krieges« aus. International

bekannte Referentinnen und Referen-

ten und Fachleute der LVR-Kulturein-

richtungen trugen ihre Überlegungen

vor und fragten u.a. nach der »rheini-

schen Mitte Europas« und nach heute

möglichen Formen des Erinnerns…

Die Dokumentation zum Kongress:

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MEDIENBRIEF | N° 01.2014

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Mit den poetischen Worten »Seine Augen trinken alles, was

in den Sehkreis kommt« charakterisierte Max Ernst im

Rückblick die vielfältigen Eindrücke, die er während seines

Studiums an der Bonner Universität gesammelt hatte.

Die Ausstellung beleuchtet die »Inkubationszeit« des 1891

in Brühl geborenen Ausnahmetalentes in den Jahren

unmittelbar vor Kriegsausbruch. Es werden Kunstwerke

und Objekte präsentiert, die ihn beeindruckten und die er

kritisch rezipierte. Eigenen frühen Werken werden Beispie-

le seiner damaligen Favoriten wie Delaunay, Macke, Klee,

Picasso oder Matisse gegenübergestellt. Werke der von

ihm kritisierten Künstler aus den ehemaligen Beständen

des Obernier-Museums (heute StadtMuseum Bonn)

kontrastieren mit diesen avantgardistischen Positionen.

Die konservativ geprägte Ausbildung am Kunsthistorischen

Institut der Universität Bonn und seine Faszination für ozeani-

sche und afrikanische Kultobjekte werden thematisiert. Ebenso

werden seine Erfahrungen während des Ersten Weltkrieges

anhand von Briefen dokumentiert. Ein exemplarischer Ausblick

auf die Kunst von Max Ernst nach 1918 zeigt seine Entwicklung

hin zu neuen Formen und Inhalten.

23.02. – 29.06.2014

Max Ernst Museum Brühl des LVR

Comesstr. 42 / Max-Ernst-Allee 1, 50321 Brühl

www.maxernstmuseum.lvr.de

»Seine Augen trinken alles« Max Ernst und die Zeit um den Ersten Weltkrieg

Max Ernst: Die chinesische Nachtigall, 1920, Foto: VG Bild-Kunst, Bonn 2012

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02 | – MIttEN IN EURoPA

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Der ländliche Alltag erfuhr vor 100 Jahren einschneidende

Veränderungen: Elektrisches Licht erhellte die Stuben, der

Elektromotor brachte Arbeitserleichterung und Produktivi-

tätssteigerung. Wesentliche Impulse erhielt die ländliche

Elektrifizierung durch den Ersten Weltkrieg. Doch die

Veränderung des Landschaftsbildes weckte bereits vor

dem Krieg Kritik – vergleichbar mit Diskussionen, die heute

die Windenergie auslöst.

Dank der Förderung aller regionalen Energieversorger

konnte die im Bergischen Heimatstil errichtete Trafostation

aus Herweg bei Hückeswagen in das Gelände des LVR-

Freilichtmuseums Lindlar versetzt werden.

Zwei Ausstellungsbereiche dokumentieren anschaulich die

als Fortschritt propagierten massiven Eingriffe in die

Landschaft, aber auch die Versuche, moderne Technik und

Tradition miteinander zu versöhnen.

28.03. - 14.12.2014

LVR-Freilichtmuseum Lindlar

Schloss Heiligenhoven, 51789 Lindlar

www.bergisches-freilichtmuseum.lvr.de

Krieg und Licht Zur Dynamik der ländlichen Elektrifizierung um 1914

Abbildung aus: Elekrizität in der Landwirtschaft, Berlin und Leipzig 1927

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MEDIENBRIEF | N° 01.2014

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Die Konsumgenossenschaft »Vor-

wärts« wurde 1899 gegründet, die

dazugehörenden Gebäude entstanden

zwischen 1906 und 1916. Herzstück

der Anlage war eine hochrationelle

Brotfabrik mit unterirdischer Bahnan-

bindung.

Die Ausstellung wird Aufgaben,

Entwicklung und emanzipatorischen

Anspruch der Konsumgenossenschaf-

ten im Rheinland aufzeigen. Moderni-

sierungsaspekte wie die Einführung

rationeller Großproduktion, ihre

Nutzung für verbesserte Arbeits- und

Lebensbedingungen, die Durchset-

»Mit uns zieht die neue Zeit…« Konsumgenossenschaften im Rheinland 1900 – 1918

zung von Tarifverträgen, die sich

verändernde Frauenrolle und demo-

kratische Selbst- und Mitbestim-

mungsformen werden thematisiert.

Während des Ersten Weltkrieges

wurden einige dieser Modernisierungs-

aspekte für die Kriegswirtschaft

genutzt. Die materielle Not wies der

Selbsthilfe in den Genossenschaften

eine bedeutende Rolle zu, manche

sahen eine neue soziale »Volksge-

meinschaft« wachsen. Zugleich

zerbrachen mit der Burgfriedenspoli-

tik die internationalistischen konsum-

genossenschaftlichen Ideale.

27.04. - 14.09.2014

Ehemalige Konsumgenossenschaft

Vorwärts e.V.

Münzstraße 53

42281 Wuppertal-Barmen

www.vorwaerts-muenzstrasse.de

Abbildung aus: Elekrizität in der Landwirtschaft, Berlin und Leipzig 1927

Ehemalige Konsumgenossenschaft in der Münzstrasse, Abbildung: Medienzentrum der Stadt Wuppertal

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02 | – MIttEN IN EURoPA

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Janusköpfigkeit dieser Prozesse, die sowohl fortschrittliche

Elemente aufweisen aber auch neue Gewaltverhältnisse

bescheren, stand am Anfang der Ausstellungsidee über

den Aufbruch in die Moderne in der industriellen Herzkam-

mer und Waffenschmiede des Deutschen Reichs.

Das Jahr 1914 steht daher nicht nur für Epochenwende

und Traditionsbrüche, sondern auch für Kontinuitäten, die

über den Ersten Weltkrieg in die 1920er Jahre hinein und

über das ganze »kurze 20. Jahrhundert« hinweg reichen.

30.04. - 26.10.2014

Kokerei Zollverein

Arendahls Wiese Tor 3, 45127 Essen

www.industriemuseum.lvr.de

www.ruhrmuseum.de

1914Mitten in Europa

Das LVR-Industriemuseum präsentiert gemeinsam mit dem

Ruhr Museum Essen die große Publikumsausstellung »1914

– Mitten in Europa«, die in den spektakulären Räumen der

ehemaligen Kokerei Zollverein zu sehen sein wird.

Ausgehend vom Gedenkjahr 2014 werden die beiden

Museen mit ihrer Ausstellung den Blick weniger auf das

Kriegsgeschehen des Ersten Weltkrieges richten, sondern

vielmehr auf die gesellschaftlichen Umwälzungen und

Modernisierungsschübe jener Zeit, die gerade in der

hochindustrialisierten Region an Rhein und Ruhr bereits

am »Vorabend des Krieges« virulent geworden waren.

Die letzten Jahre des Kaiserreichs erscheinen dabei in ihrer

Dynamik und breiten Durchdringung gesellschaftlicher

Modernisierungsprozesse der heutigen Zeit verwandt. Die

Deutsche Propaganda-Postkarte „Dicke Berta“, 1914-1918

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MEDIENBRIEF | N° 01.2014

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»Brüche in der Psychiatrie«

Das Psychiatriegeschichtliche

Dokumentationszentrum Düren (PDZ)

setzt sich gemeinsam mit dem Arbeits-

kreis Psychiatriegeschichte Bonn /

Psychiatriemuseum LVR-Klinik Bonn

in dieser Ausstellung mit Widersprü-

chen und Fortschritten der Psychiatrie

am Beginn des 20. Jahrhunderts

auseinander. Fortschritte und höchst

problematische Aspekte psychiatri-

schen Handelns werden mit Ausstel-

lungssequenzen zur Baugeschichte,

zum Leben und Alltag in der Anstalt

und zur Behandlung im Schatten des

Krieges aufgezeigt.

01.05.2014 – 06.08.2014

PDZ Düren in Haus 5 auf dem Gelände

der LVR-Klinik Düren

Meckerstraße 15, 52353 Düren

www.moderne-weltkrieg-irrenhaus.de

Kunst und Psychiatrie

Das Leopold-Hoesch-Museum und

das Papiermuseum Düren beleuchten

anhand ausgewählter Arbeiten der

Heidelberger Sammlung Prinzhorn die

Beziehung von Psychiatrie und Kunst,

die die Dürener Psychiatriepatienten

in den ersten Jahrzehnten des 20.

Jahrhunderts schufen.

01.05.2014 – 06.08.2014

Leopold-Hoesch-Museum &

Papiermuseum Düren

Hoeschplatz 1, 52349 Düren

www.leopoldhoeschmuseum.de

Moderne. Weltkrieg. Irrenhaus.1900 – 1930

An den Grenzen des Reiches –Grabungen im Xantener Legionslager am Vorabend des Ersten Weltkrieges

Schon um 1900 wurden im Legionsla-

ger Vetera auf dem Fürstenberg bei

Xanten, dem größten Standlager des

Römischen Reiches, Ausgrabungen

durchgeführt, die bald als die wichtigs-

te des Rheinischen Provinzialmuseums

Bonn galt und im großen Stil fortge-

setzt wurden.

Reich geschmückte Bauteile, Waffen,

ausgezeichnet erhaltene Keramik und

viele zum Teil erstmals ausgestellte

Funde erzählen vom Leben der

Legionäre an der Grenze des Römi-

schen Reiches.

Doch der Blick richtet sich auch auf die

Menschen, die an den Grabungen

beteiligt waren, und auf die Methoden

der Archäologie vor 100 Jahren.

Fotografien, Grabungsdokumentatio-

nen und Modelle illustrieren die

Forschungen am Vorabend des Ersten

Weltkrieges.

16.05. - 07.09.2014

LVR-RömerMuseum im

Archäologischen Park Xanten

Siegfriedstraße 39, 46509 Xanten

www.apx.lvr.de

45

Abbildung: Saarländisches Schulmuseum

02 | – MIttEN IN EURoPA

Page 46: MEDIEN 01 - Startseite · 01 MEDIENBRIEF Der Erste Weltkrieg N° Erinnern für die Zukunft – 1914 Der Erste Weltkrieg im Unterricht MEDIENSPEZIAL Medien zum Ersten Weltkrieg Dokumentarfilme,

Die Ausstellung präsentiert schlaglichtartig Lebenssituati-

onen zwischen Hurrapatriotismus und Verzweiflung zu

Beginn und während des Ersten Weltkrieges sowie in der

Besatzungszeit.

Im Mittelpunkt stehen die Menschen und ihre Lebensver-

hältnisse in der Region um Euskirchen. Neben zahlreichen

Objekten bieten vor allem die Tagebücher und Zeichnungen

des Eifelmalers Anton Keldenich – eines einfachen Mannes

aus einem Dorf bei Euskirchen – spannende Erkenntnisse

über die Ereignisse und Lebensumstände dieser Zeit.

Die Ausstellung lenkt den Blick von der weltpolitischen

Ebene auf die Geschehnisse in der ländlichen Region, sie

schildert die Alltagprobleme und Auswirkungen des

Krieges auf die Menschen. Mit persönlichen Berichten und

zahlreichen Dokumenten lassen sich die Hoffnungen und

Ängste der Menschen während des Krieges unmittelbar

nachvollziehen.

Die Ausstellung entsteht in Zusammenarbeit mit dem

Stadtarchiv Euskirchen, dem Geschichtsverein des Kreises

Euskirchen und mehreren Schulen aus Euskirchen,

Mechernich, Bad Münstereifel und Köln.

29.6.2014 bis 18.10.2015

LVR-Freilichtmuseum Kommern

Rheinisches Landesmuseum für Volkskunde

Eickser Straße, 53894 Mechernich

www.kommern.lvr.de

Kriegs(er)leben im RheinlandZwischen Begeisterungund Verzweiflung

Maschinengewehr-Stand, Zeichnung von Anton Keldenich, Abbildung: LVR-Freilichtmuseum Kommern

46

MEDIENBRIEF | N° 01.2014

Page 47: MEDIEN 01 - Startseite · 01 MEDIENBRIEF Der Erste Weltkrieg N° Erinnern für die Zukunft – 1914 Der Erste Weltkrieg im Unterricht MEDIENSPEZIAL Medien zum Ersten Weltkrieg Dokumentarfilme,

14/18 – 100 Jahre Erster Weltkrieg

Anlässlich des Ausbruchs des Ersten

Weltkriegs hat der Volksbund Deut-

scher Kriegsgräberfürsorge eine

Handreichung für die Schule heraus-

gegeben. In diesem Heft finden Sie

neben historischen Hintergrundinfor-

mationen zum Ersten Weltkrieg

Anregungen für die Auseinanderset-

zung mit dem Thema sowie Vorschlä-

ge mit zahlreichen Materialien zum

Einsatz im Geschichtsunterricht und in

anderen Fächern. Je mehr Zugänge

genutzt werden, desto eher können

Schülerinnen und Schülern Verbin-

dungen zu den Ereignissen und

Einstellungen der am Krieg Beteilig-

ten herstellen. Soll Friedenserziehung

gelingen, müssen die Jugendlichen

durch eigene Fragen Bezüge zu ihrer

Lebenswelt aufdecken.

14/18 kann bezogen werden beim:

Volksbund Deutsche

Kriegsgräberfürsorge e.V.

Landesverband NRW

Alfredstr. 213

D - 45131 Essen

1914 – Reisen in die Geschichte

Exkursionsprogramm der Thomas-

Morus-Akademie Bensberg

Die Thomas-Morus-Akademie Bensberg

begleitet das Themenjahr „1914 – Mitten

in Europa“ mit über 20 Exkursionen und

Reisen in die Geschichte während des

gesamten Jahres 2014. Das Programm

verbindet verschiedene aktuelle

Ausstellungen des Themenjahres und

folgt Spuren und Zeugnissen, die noch

heute auf diese Zeit verweisen.

Auszüge aus dem Exkursionsprogramm

05.04.2014, Architektur als Gesamt-

kunstwerk: Deutscher Werkbund und

Bauhaus an Rhein und Ruhr

04.05.2014, Zwischen Ablehnung und

Akzeptanz: Die rheinischen Juden

27. - 29.06.2014, Grosz, Ernst, Dix,

Macke: Spurensuche in der Champagne

24.08.2014, Kraftwerksbau und

Elektrifizierung: Industriekultur in der

Nordeifel

20.09.2014, Zeitreise in den Sommer

1914. Das Rheinland als Aufmarsch-

gebiet, Heimatfront, Besatzungszone

Das ausführliche Exkursionsprogramm

der Thomas-Morus-Akademie finden

Sie auch auf der Internetseite:

www.tma-bensberg.de.

Thomas-Morus-Akademie Bensberg

Overather Str. 51-53

51429 Bergisch Gladbach

Tel 02204 408-472

[email protected]

Exkursionen. Aktionstage. Materialien

Spuren der Geschichte

Archäologie und Erster Weltkrieg

Von den historischen Ereignissen des

Ersten Weltkrieges zeugen zahlreiche

archäologische Relikte im Rheinland,

darunter Pulvermühlen, Dynamitfabri-

ken sowie militärische Einrichtungen wie

Kasernen und Luftschiffhäfen. Diese

Kriegsrelikte werden vom LVR-Amt für

Bodendenkmalpflege im Rheinland in

Kooperation mit dem Rheinischen Verein

für Denkmalpflege und Landschafts-

schutz e.V. in einem Inventar erfasst.

Eine Auswahl dieser Zeitzeugnisse wird

2014 in einem Geländeführer vorgelegt.

An vier Standorten mit Bezug zum

Ersten Weltkrieg finden Aktionstage mit

einem umfangreichen Programm statt:

Emmerich, 30.03.2014

Deckung aus Erde und Beton

Windeck, 25.05.2014

Explosives mit Folgen

Grevenbroich, 06.07.2014

Aufmarsch nach Plan

Düren, 21.09.2014

Der andere Luftkrieg

LVR-Amt für Bodendenkmalpflege

im Rheinland

Endenicher Straße 133, 53115 Bonn,

Tel 0228 9834-0

www.bodendenkmalpflege.lvr.de

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02 | – MIttEN IN EURoPA

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3D-Drucker in der Schule.

Berichte

Foto: Dominik Schmitz, LVR-ZMB

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MEDIENBRIEF | N° 01.2014

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Im NMC Horizon Report: 2013 über voraussichtliche

Zeitpunkte technischer Entwicklungen werden sich folgende

neue Schlüsseltechnologien auf Lehre und Lernen auswir-

ken und durchsetzen:

> In einem Jahr oder früher werden Massively Open Online

Courses (MOOC) als eine spezielle Form von Onlinekur-

sen mit einer theoretisch unbegrenzten Teilnehmerzahl

sowie Tablet Computing relevant.

> In 2-3 Jahren kommen Games und Gamification, also die

Anwendung spieltypischer Elemente und Prozesse in

spielfremdem Kontext sowie Learning Analytics als

neue Forschungsbereiche, der darauf abzielt, Entschei-

dungsprozesse auf jeder Stufe des Bildungssystems

mittels Datenanalyse mit wichtigen Informationen zu

unterlegen, zum Einsatz.

> In ca. 4-5 Jahren halten 3D-Druck und wearable

technology, die Vernetzung von Alltagsgegenständen

durch Computer, Einzug in die Bildungslandschaft.

Diese heute schon absehbaren technischen Entwicklungen

werden Einfluss auf unsere Lernaktivitäten haben. Der NMC

Horizon Report: 2013 bezieht sich zwar explizit auf die

Bedürfnisse und Bedingungen von Hochschulen, diese

Entwicklung wird sich aber auch auf den allgemeinen

Bildungssektor auswirken und neue Impulse für die

Bildungsarbeit insgesamt liefern.

Aus diesem Grund haben wir, das LVR-ZMB und die

Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikations-

kultur (GMK), uns auf der Computerspielmesse gamescom

im August 2013 in Köln an dieses medienpädagogische

Zukunftsprojekt herangewagt und sieben Workshops in

3D-Modelling und 3D-Druck angeboten.

Die Durchführung der Workshops übernahm eine Realschu-

le aus Güglingen, die seit Jahren eine erfolgreiche AG im

3D-Druck anbietet und sich mit den didaktische Grundlagen

und Erfahrungen dieser relativ neuen Verfahrenstechnik

beschäftigt hat. Herr Glatter, AG-Leiter an der Realschule,

beschreibt den pädagogischen Mehrwert des Projektes »3D

Druck mit Schülerinnen und Schülern« wie folgt:

»3D-Druck bietet Anwendungsmöglichkeiten für viele

Fächer, vom Kunstunterricht bis zu MINT-Fächern. Das

Projekt ist in hohem Maße geeignet für entwickelndes

Arbeiten in Gruppen und zum Training praktischer Kreativi-

tät und Problemlösungsfähigkeit. Es integriert allgemeine

fachliche Kenntnisse mit Kompetenzen im Umgang mit

Computern und ermöglicht Planungen und Konstruktionen,

die bisher im schulischen Umfeld nicht möglich waren. Es

bereitet auf Anforderungen im Berufsleben vor, da 3D-Mo-

delling und CAD in vielen Berufen eine sehr gefragte

Kompetenz ist und somit ein gewichtiges Argument bei

Bewerbungen darstellt. Eigene Unterrichtsversuche mit

dem 3D-Modelling-Programm SketchUp haben schon in

den ersten Übungsstunden erstaunliche Ergebnisse, selbst

in unteren Klassenstufen, gebracht. Die einfachen und fast

unbegrenzten Möglichkeiten der Gestaltung scheinen

Schülerinnen und Schüler zu fesseln und zu Höchstleistun-

gen anzuspornen.«

Zudem ist die Planung und Entwicklung von 3D-Objekten für

Allgemeinbildende Schulen auf einem geeigneten Niveau

mit kostenlosen Programmen möglich. Selbst ausgefeilte

Profiprogramme stehen für Schulen sehr preisgünstig oder

sogar kostenlos zur Verfügung.

Für die Workshops auf dem Jugendforum haben wir

handelsübliche Notebooks benutzt und mit Windows XP und

SketchUp gearbeitet. SketchUp ist eine nutzerfreundliche

3D-Modellierungssoftware, die in den Bereichen Architek-

tur, Ingenieurwesen, Game-Design, Film und Bühne,

Holzbearbeitung und vielen anderen mehr Anwendung

findet. Die großzügige Unterstützung bei den Druckern

durch Felix Printer Deutschland und die permanente

Anwesenheit eines Mitarbeiters machten es möglich, über

die gesamte Dauer der fünftägigen Messe ununterbrochen

zu drucken und über 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern

eine Einführung in das Konstruieren und Drucken in 3D zu

geben.

Bereits kurz nach der Ankündigung des Angebotes auf der

gamescom waren die Workshops ausgebucht. Die Teilneh-

mer, zwischen 9 und 40 Jahren alt, waren zu etwa einem

Zukunftstechnik für die Schule:3D-Druck auf der Gamescom

49

03 | BeRIcHte

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Drittel weiblich und zu zwei Dritteln männlich,. Die meisten

kamen aus Jugendeinrichtungen der Stadt Düsseldorf, aber

auch eine ganze Familie und Studentengruppen nahmen teil.

Besonders begeistert waren die Jugendlichen aus dem

Haus Spilles, einem Düsseldorfer Jugendzentrum. Fynn-

Arthur (12 Jahre) schwärmte vom »besten Erlebnis im

Spilles im Jahr 2013« oder Niklas (13 Jahre) fasste seine

Eindrücke so zusammen: »Als wir ankamen, dachte ich mir

nur, wie cool ist das denn, mit den PCs und allem. Ich

dachte mir wirklich, dass das Schwarze Magie sein muss.

Nach unserem Muster habe ich dann verstanden, wie das

so in den Drucker kommt. Hat zwar etwas gedauert, ist aber

unglaublich cool«.

Durch Open-Source-Projekte sind 3D-Drucker für Schulen

erschwinglich geworden: Die Anschaffungskosten für

3D-Drucker liegen zwischen ca. 600 € für einen preiswer-

ten, aber zeitaufwendigen Bausatz und bei 2.000 - 4.000 €

für fertig montierte 3D-Drucker.

Links zum Text:

http://www.sketchup.com/de

http://www.rsg.hn.schule-bw.de/3d/ oder http://

www.3d4school.de

http://www.felixprinter.de/myfactory/Web/felixprinter/web.aspx

NMC Horizon Report: 2013 Higher Education Edition

Larry Johnson, Samantha Adams Becker, Malcolm Cummins,

Victoria Estrada, Alex Freeman, Holly Ludgate.

Deutsche Ausgabe, Übersetzung:Helga Bechmann:

Austin/Texas: The New Media Consortium.

http://www.mmkh.de/fileadmin/dokumente/

Publikationen/2013-horizon-report-HE-German.pdf

Dirk Poerschke

Dirk Poerschke ist MedienSpielPädagoge, M.A. im LVR-ZMB

MEDIENBRIEF | N° 01.2014

Foto: Dirk Poerschke, LVR-ZMB

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Römische Keramik aus dem Raum Xanten, Foto: Stefan arendt (LVR-ZMB), LVR-archäologischer Park Xanten / LVR-RömerMuseum

Partner im Verbund04Portal Rheinische Geschichte

LWL-Medienzentrum für Westfalen

Foto: Dirk Poerschke, LVR-ZMB

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04 | PARtNER IM VERBUND

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Portal Rheinische Geschichte

Was erlebten und wie lebten die Rheinländer um 1000 nach

Christus? Wie veränderten sich Kultur, Politik, Wirtschaft

und Kirche am Rhein und wie veränderten sie das Rhein-

land? Wer waren die mächtigsten und volkstümlichsten,

berühmtesten und berüchtigtsten rheinischen Persönlich-

keiten? Welche Orte und Räume stehen für die Landschaft

zwischen Nahe und Niederrhein? Was prägte das Rheinland

und wodurch wurde es geprägt? Eine Geschichte über mehr

als 20 Jahrhunderte – von der Vor- und Frühgeschichte,

über die Römerzeit, das Mittelalter und die Frühe Neuzeit,

die »Franzosenzeit« und die Moderne bis hin zur Gegenwart

findet man im Internetportal Rheinische Geschichte.

Das erste und inzwischen mit mehr als 350.000 Zugriffen im

Jahr auch größte chronologisch, geografisch und thema-

tisch umfassende Informationssystem zur rheinischen

Geschichte stellt das Rheinland als »Geschichtslandschaft«

einer breiten Öffentlichkeit vor und ist Plattform für

Forschung, Information und Diskussion. An dem Projekt

wirken Kulturdienststellen des LVR, aber auch zahlreiche

MEDIENBRIEF | N° 01.2014

Einzug Napoleons in Düsseldorf am 2. November 1811, Kolorierte Lithographie von Johann Petersen, Stadtmuseum Düsseldorf, Foto: Stadtarchiv Düsseldorf

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Autoren aus der Geschichtswissenschaft und anderen

Disziplinen wie etwa der Kunstgeschichte, der Theologie,

der Rechtswissenschaft und den Naturwissenschaften mit.

Die Informationen werden in Texten und Bildern – in einer

weiteren Ausbauphase auch in Audio- und Videosequenzen

– auf chronologischer, personeller, geografischer und

thematischer Ebene präsentiert. Das Angebot zur rheini-

schen Geschichte korrespondiert mit weiteren online

verfügbaren landesgeschichtlichen Informationssystemen

in anderen Regionen und Bundesländern.

Das Portal ist hohen inhaltlichen und formalen Standards

verpflichtet und strebt eine große Anschaulichkeit an. Es

bietet sowohl dem Laien als auch dem Experten wissen-

schaftlich seriös gestaltetes Wissen, das zudem allgemein-

verständlich und leicht zugänglich ist.

Erfasst wird im Zeitraum bis 1945 das Gebiet der ehemali-

gen Preußischen Rheinprovinz und nach 1945 der Landes-

teil Nordrhein des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen. Eine

weitere Besonderheit des Portals ist, dass seine Inhalte im

Wesentlichen neu und exklusiv erstellt worden sind und

werden. Das Portal ist zudem inhaltlichen, formalen und

sprachlichen Standards verpflichtet. Deshalb werden

sämtliche Inhalte von ausgewiesenen Fachleuten aus dem

In- und Ausland erstellt. In der Fülle der punktuellen und

oft auch flüchtigen Web-Angebote soll so ein fachlicher

Referenzcharakter von bleibendem Wert garantiert sein.

Bisher haben mehr als 400 Autoren aus ganz Europa und

Übersee am Portal mitgewirkt, ca. 900 Texte sind bislang

online gestellt.

In den Hauptkomponenten des Portals werden geboten:

Epochen und Ereignisse:

Was geschah wann im Rheinland? Überblicksdarstellungen

der zentralen Epochen der rheinischen Geschichte,

unterstützt durch ein vielseitig recherchierbares Datenge-

rüst mit mehr als 5.000 kommentierten Einträgen geben

Auskunft über die geschichtliche und kulturelle Entwick-

lung des Rheinlands.

Persönlichkeiten:

Wer war was im Rheinland? Kurzbiografien von Persönlich-

keiten vom Neandertaler bis in die Gegenwart zeigen, wer

das Rheinland und wen es geprägt hat.

orte und Räume:

Welche politischen und administrativen Räume bilden das

Rheinland? »Kurzbiografien« der rheinischen Territorien bis

1789, der Städte und Kreise der Rheinprovinz seit 1815 und

des Landesteils Nordrhein ab 1945 zeigen die historischen

und gegenwärtigen Verwaltungsgliederungen.

themen:

Was macht das Rheinland aus? In Spezialbeiträgen zu den

unterschiedlichsten Themen aus allen Epochen und

Bereichen werden die Besonderheiten des Rheinlands

vertiefend präsentiert.

Literatur:

Was gibt es Neues auf dem Büchermarkt? Hier werden

Einzel- oder Sammelrezensionen zu ausgewählten neuen

Publikationen der rheinischen Geschichte präsentiert.

Auch im Web 2.0 ist das Portal mit einer Facebook-Seite

und einem Twitter-Account vertreten. Beide Auftritte

informieren ständig über wichtige Daten zur rheinischen

Geschichte und über Neuigkeiten im Portal.

Dr. Helmut Rönz

Dr. Helmut Rönz ist wissenschaftlicher Referent am LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte und Lehrbeauftragter an der Universität Bonn

53

04 | PARtNER IM VERBUND

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Im Herbst 2012 ist das Label »Ausgezeichnet!« an den Start

gegangen und bisher hat FILM+SCHULE NRW 22 Spiel-,

Animations- und Dokumentarfilme als besonders empfeh-

lenswert für den Unterricht ausgezeichnet. Jetzt veröffent-

licht FILM+SCHULE NRW neue Unterrichtsmaterialien für

die folgenden sechs Ausgezeichnet!-Spielfilme: »Die drei

Räuber«, »Der Indianer«, »Billy Elliot«, »Vincent will meer«,

»Leroy« und »Renn, wenn du kannst«.

Die Besonderheit dieser neuen Unterrichtsmaterialien liegt

vor allem in der Bereitstellung von Filmausschnitten und

Filmstandbildern, die die medienpädagogisch sinnvolle

Arbeit mit diesen Filmen enorm erleichtern.

Die Materialien bestehen für alle Filme aus zwei Teilen: Teil

Eins enthält eine Übersicht für die konkreten Aufgabenstel-

lungen mit den Rubriken: Fach, Lehrplanbezüge, Themen

des Films, Verfahren, Medien und Materialien. Teil Zwei

»Ausgezeichnet!«Neue Unterrichtsmaterialien von FILM+SCHULE NRW

beinhaltet konkrete Aufgaben zum Film. Für alle Aufgaben

stehen zusätzlich zu den Filmausschnitten und Standbil-

dern entsprechende Arbeits- und Informationsblätter als

PDF oder WORD-Datei (zur eigenen Anpassung an die

jeweilige Lerngruppe) zur Verfügung.

Zudem werden zur Arbeit mit heterogenen Lerngruppen

teilweise unterschiedliche Niveaustufen angeboten: Die

Aufgaben greifen einzelne filmbildnerische Aspekte heraus,

die für die jeweiligen Fächer und Themen von Bedeutung

sind. Zudem werden die jeweiligen Lehrplanbezüge

berücksichtigt.

Die Materialien stehen als praktische Gesamtpakete zu

jedem Film in EDMOND NRW seit Februar zum Download

zur Verfügung.

Annika Neumann

Annika Neumann ist wissenschaftliche Volontärin im LWL-Medienzentrum für Westfalen

MEDIENBRIEF | N° 01.2014

Abbildung: Animation X

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Neue Medien im Verleih

Neue Landeslizenzen bei EDMOND NRW

Transport in den Tod – Unterrichtsmaterialien

Meisterfotografien

LVR-ZMB intern

Foto: Lothar Kornblum/LVR

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05 | LVR-ZMB INtERN

Abbildung: Animation X

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Das Grüffelokind. (DVD)

Kinderbuch-Verfilmung, UK 2011, 26 Min. + 22 Min. Bonus, Signatur: 46 44569

Grüffelokinder sind neugierig! Heimlich und gegen die Warnungen des Vaters

macht sich das Kind vom Grüffelo nachts auf den Weg in den dunklen Wald. Dort

will es jene »große böse Maus« treffen, die den Vater einst das Fürchten lehrte.

Aber gibt es die Maus wirklich? Nach einigen spannenden Begegnungen mit Eule,

Fuchs und Schlange heißt es aufgepasst: Denn natürlich existiert die Maus – und

ziemlich schlau ist sie obendrein! Die Abenteuer vom Grüffelokind sind ebenso

spannend und witzig wie die Geschichte vom Grüffelo selbst!

Wichtig! Warum? Die Erzählung arbeitet mit vielen Wiederholungen, das Sprach-

niveau ist einfach: ideale Voraussetzungen also für das Fremdsprachen-Training

mit Kindern!

Neue audiovisuelle Medien im Verleih

Astons Geschenke

Signatur: 46 44959

Kurzfilme für Kinder

– mit Prädikat!

Signatur: 46 44908

Ein tierisches

Testament

Signatur: 46 44958

Emil und die Detektive

Signatur: 46 40171

Knerten trau sich

Signatur: 46 44957

Die Abenteuer des

Huck Finn

Signatur: 46 44905

Macropolis

Signatur: 46 44882

Das Geheimnis des

Magiers

Signatur: 46 44956

Pommes essen

Signatur: 46 44399

Das Haus der

Krokodile

Signatur: 46 44781

Trommelbauch

Signatur: 46 44910

Anne liebt Philipp

Signatur: 46 44272

MEDIENBRIEF | N° 01.2014

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Rainbow

Signatur: 46 44906

Die Welt um 1500 I

Signatur: 46 44454

Jugendverschuldung

Signatur: 46 44916

Die Deutsche Frage I

1945-1949

Signatur: 46 41799

Ich muss dir was sagen

Signatur: 46 44954

Die Deutsche Frage III

1969-1989

Signatur: 46 42256

Missbraucht

Signatur: 46 44929

Die Welt um 1500 II

Signatur: 46 44733

Drei Tage wach

Signatur: 46 44914

Die Deutsche Frage II

1949-1969

Signatur: 46 42021

Fremdes Ufer

Signatur: 46 44955

Die Deutsche Frage IV

1989-1990

Signatur: 46 42550

05 | LVR-ZMB INtERN

Vergiss mein nicht

Signatur: 46 44803

Jesus liebt mich

Signatur: 46 44942

Ziemlich beste

Freunde

Signatur: 46 44388

Der Vorleser

Signatur: 46 43411

Dreiviertelmond

Signatur: 46 44952

Anleitung zum

Unglücklichsein

Signatur: 46 44953

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Neue Landeslizenzen bei EDMOND NRW

Bon Voyage

CH 2011, ca. 6 Min., Signatur: 55 60280

Dutzende Menschen, die ihr Land verlassen wollen, klettern auf einen überfüll-

ten Pritschenwagen. Auf ihrer Reise durch die Wüste und über das Meer gehen

viele verloren. Einer kommt durch. Doch gerettet ist er nicht. Vielmehr sieht er

sich nun einer ganz anderen Art von Härte gegenüber: Einer Behörde, die über

seine Aufnahme zu entscheiden hat.

Zusatzmaterial: u.a. Vorschlag zur Unterrichtsplanung; Zur Gestaltung des Films;

Interpretation; Einsatzmöglichkeiten; 3 Arbeitsblätter in Schülerfassung;

Storyboard; Jurybegründung.

Migration und Integration

D 2011, ca. 26 Min., Signatur: 55 58103

Migration und Integration sind zentrale Zukunftsthemen. Deutschland ist schon

lange ein Einwanderungsland. Gerade in der Schule wird diese Einwanderungsge-

sellschaft tagtäglich gelebt und auch die Weichen für die Zukunft unserer Gesell-

schaft gestellt. Die Schüler der elften Klasse des Pirckheimer Gymnasiums – eine

Nürnberger Schule mit hohem Migrationsanteil – haben sich in Projektgruppen

intensiv mit den Themen Migration und Integration auseinandergesetzt.

Das Medium gliedert sich in umfangreiche Kapitel zu den Formen, Ursachen und

Folgen von Migration, zur Migrationsgeschichte in Deutschland, zu den politi-

schen und rechtlichen Rahmenbedingungen und zur Integration als Herausfor-

derung und Chance.

Jeder von uns ist einzigartig

D 2013, 9 Min., Signatur: 55 60285

Die didaktische DVD „Jeder von uns ist einzigartig“ zeigt Behinderung und

Anderssein nicht als Handicap. Jeden Menschen auf der Welt gibt es so nur

einmal. Und jede und jeder ist etwas ganz Besonderes, so die Botschaft zu

Beginn des Filmes. Beispielhaft wird eine Inklusionsklasse gezeigt, die DVD

sensibilisiert aber auch Kinder in Nicht-Inklusionsklassen für das Thema

„Anderssein“. Durch die Wahrnehmung des anderen und aufeinander Zugehen

schafft er so eine Basis für Integration und Inklusion.

Die DVD zeigt: Jeder kann das eine besser und das andere schlechter. Jeder hat

Stärken und Schwächen und jeder ist wertvoll.

MEDIENBRIEF | N° 01.2014

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Page 59: MEDIEN 01 - Startseite · 01 MEDIENBRIEF Der Erste Weltkrieg N° Erinnern für die Zukunft – 1914 Der Erste Weltkrieg im Unterricht MEDIENSPEZIAL Medien zum Ersten Weltkrieg Dokumentarfilme,

Transport in den TodUnterrichtsmaterial zum Thema »Geschichte der NS-Euthanasie«

Ein Film auf DVD, eine CD-ROM mit Hintergrundmaterial:

Originaldokumente, Fotos, NS-Propaganda-Plakate, die

berüchtigten Rechenaufgaben und vieles mehr – so stellen

das LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum (AFZ)

in Brauweiler und das LVR-Zentrum für Medien und Bildung

ihre neueste Gemeinschaftsproduktion zur Geschichte der

NS-»Euthanasie« vor. Speziell für Lehrer und Schüler soll

die Geschichte psychiatrischer Anstalten im Rheinland

zugänglich gemacht werden, die in der NS-Zeit Tausende

von Patienten zur Zwangssterilisation überführen und im

Zweiten Weltkrieg in »Tötungsanstalten« abtransportieren

ließen.

Der Film »Transport in den Tod« entwirft in fünf Sequenzen

ein Bild von den Phasen dieses Krankenmordes. Mit 25

Minuten Dauer entspricht der Film ziemlich genau dem

Zeitraum, der für die Vergasung im »Duschraum« angesetzt

wurde, bis der Tod der Opfer eintrat.

Die Segmente im einzelnen:

> Vorgeschichte/Rückblick auf die Eugenik-Diskussion bis

zum Beginn des 20. Jahrhunderts

> Beinahe vollständige Räumung der Heil- und Pflege -

anstalt Bedburg-Hau für Lazarettplätze 1940

> »Aktion T4«: Abtransporte aus rheinischen Kliniken in

die Tötungsanstalt Hadamar

> Fortsetzung von Transporten ab 1942 zur Schaffung von

Krankenhausplätzen für Bombenopfer

> Umgang mit den Verantwortlichen nach 1945

Was sind die Gründe für »Transporte in den Tod«? Wer

veranlasste sie? Der Film versucht, aus der Perspektive der

Opfer, deren Wege nachzugehen und anhand von Dokumen-

ten, Zeitzeugenberichten oder Briefen besorgt nachfragender

Angehöriger usw. nachzuvollziehen, was mit ihnen geschah.

Das Hintergrundmaterial auf der CD-ROM orientiert sich an

den 5 Sequenzen des Films. Kurze Einführungstexte,

Dokumente, weiterführende Fragen zur Bearbeitung im

Unterricht, ein Personenverzeichnis der Hauptakteure, ein

Glossar zur Erläuterung von Fachbegriffen sowie ein

Literaturverzeichnis mit zusätzlich weiterführenden Links

sollen den Zugang zum Thema erleichtern. Ziel ist es,

Lehrenden, Projektleitenden, aber auch Schülerinnen und

Schülern bei Facharbeiten Material an die Hand zu geben,

mit dem sie sich vorbereiten und einarbeiten können.

Das AFZ hat dieses Material gemeinsam mit Historikern,

Fachexperten und Pädagogen erarbeitet und zusammenge-

stellt, das LVR-Zentrum für Medien und Bildung hat die

gestalterische und technische Umsetzung dieses Medien-

projekts übernommen. Die Bearbeitung einzelner Themen

wie z.B. der »Kindereuthanasie« (am Beispiel der »Kinder-

fachabteilung Waldniel« und anderer kinderpsychiatrischer

Fachabteilungen im Rheinland) sollen folgen.

Das Archiv des LVR unterstützt interessierte Lehrende bei

der Planung und Durchführung von Unterrichtseinheiten

bzw. Projekten zum Thema »Euthanasie«. Über praktische

Erfahrungen im Umgang mit dem vorgelegten Material soll

weiter berichtet werden. Einige Kliniken im Rheinland sowie

Gedenkstätten werden für Schulklassen Möglichkeiten

anbieten, im Rahmen der Erarbeitung ihres Themas

authentische Orte aufzusuchen.

Bezugsquelle:

LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum

Ehrenfriedstr. 19

50259 Pulheim

Tel: +49 (0)2234 9854-302

Fax: +49 (0)2234 9854-202

Mail: [email protected]

Dr. Bettina Bouresh

Bettina Bouresh ist wissenschaftliche Referentin im LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum

05 | LVR-ZMB INtERN

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»Glück«Meisterfotografien

Dominik Schmitz, Fotograf im LVR-ZMB, hat im vergange-

nen Jahr die Prüfung zum Fotografenmeister erfolgreich

abgelegt.

Eines seiner selbstgewählten Themen: hochformatige

Porträtaufnahmen von Erwachsenen mit Trisomie 21.

Seine Bildidee: die vermeintlich deutlich sichtbare Benach-

teiligung mit den dennoch freundlichen und glücklichen

Gesichtern der Menschen mit Behinderung zu kontrastieren

und so ein Erstaunen, ein Verwundern beim Betrachten zu

erzeugen, um dem Klischee des »armen« und unglückli-

chen Behinderten entgegenzuwirken.

MEDIENBRIEF | N° 01.2014

Foto: Dominik Schmitz, LVR-ZMB

60

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7. Tag der Archive 2014

Bildungskongress »Gemeinsames Lernen vielfältig gestalten«

Tag der Begegnung 2014

Veranstaltungen06

06 | VeRanStaLtUngen

Foto: Verena Gallias, LVR-ZMB

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Frauen – Männer – MachtTag der Archive 2014

Vom 07.-09.03.2014 laden viele hundert Archiveinrichtungen

in über 160 Städten und Gemeinden in ganz Deutschland

zum 7. Tag der Archive ein. Seit dem Einsturz des Histori-

schen Archivs in Köln am 3. März 2009 findet der Tag der

Archive alle zwei Jahre bewusst an einem Wochenende in

der ersten Märzhälfte statt. Anlässlich des Internationalen

Frauentags, der am 8. März begangen wird, hat sich der

Verband deutscher Archivarinnen und Archivare (VdA) für

ein Gender-Thema entschieden: Das Motto »Frauen – Män-

ner – Macht« soll der Öffentlichkeit einmal eine ganz

andere inhaltliche Facette von Archivtätigkeit aufzeigen.

Die in Düsseldorf ansässigen Archive – über 20 Kommunal-

und Kirchenarchive, Spezialarchive von Hochschulen und

Wirtschaftsunternehmen sowie Parlaments-, Parteien- und

Vereinsarchive – laden am Freitag, 7. März, und Samstag, 8

März, gemeinsam zum Tag der Archive ins Weiterbildungs-

zentrum (WBZ) der Stadt Düsseldorf ein.

Neben der »Archiv-Messe«, auf der sich die Institutionen

präsentieren, wird ein abwechslungsreiches Programm

angeboten: Zum Auftakt am Freitagabend eine Autorenle-

sung mit Hanno Permentier. An beiden Tagen finden

Vorführungen des Spielfilms »M« von Fritz Lang sowie ein

Vortrag zur Restaurierung dieses deutschen Spielfilmklas-

sikers statt. Das Düsseldorfer Stadtarchiv bietet Führungen

durch die eigenen Räumlichkeiten an, die fußläufig in

wenigen Minuten vom WBZ entfernt zu erreichen sind und

das Fotoarchiv des ZMB verschenkt auch in diesem Jahr

wieder Abzüge historischer Fotografien aus Düsseldorf und

dem Rheinland.

Mit dem Tag der Archive bezweckt der Fach- und Berufsver-

band VdA eine stärkere Beachtung der archivischen

Anliegen in der Öffentlichkeit und eine verbesserte gesell-

schaftliche Akzeptanz der Archive. Spätestens seit dem

Einsturz des Kölner Stadtarchivs ist der Öffentlichkeit

bewusst, dass Archive als »Schatzkammern der Geschich-

te« für die historische Identität einer Region und für die

Rechtssicherheit unverzichtbar sind.

Der Besuch der Veranstaltung ist kostenfrei

Weiterbildungsbildungszentrum (WBZ)

Bertha-Suttner-Platz 1

Hauptbahnhof Düsseldorf, Ausgang Oberbilk

Fr., 07.03., 18:00-21:00 Uhr und Sa., 08.03., 10:00-17:00 Uhr

Michael Jakobs

Michael Jakobs ist Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im LVR-Zentrum für Medien und Bildung

MEDIENBRIEF | N° 01.2014

Ausstellungs- und Ankündigungsplakat des LVR-ZMB zum Tag der Archive

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Page 63: MEDIEN 01 - Startseite · 01 MEDIENBRIEF Der Erste Weltkrieg N° Erinnern für die Zukunft – 1914 Der Erste Weltkrieg im Unterricht MEDIENSPEZIAL Medien zum Ersten Weltkrieg Dokumentarfilme,

Gemeinsames Lernen vielfältig gestaltenDas Ministerium für Schule und Weiterbildung und der

Verband Bildungsmedien e.V. veranstalten in Zusammenar-

beit mit der Medienberatung NRW am Samstag, den 8. März

2014, im Congress-Centrum Nord der Koelnmesse den

großen Bildungskongress »Gemeinsames Lernen vielfältig

gestalten«. Die Veranstaltung ist für Lehrerinnen und

Lehrer aller Schularten konzipiert und stellt das Thema

Unterrichtsentwicklung in den Mittelpunkt.

Eröffnet wird der Kongress um 9.30 Uhr mit einem Impuls-

referat von Schulministerin Sylvia Löhrmann. Das Hauptre-

ferat wird Prof. Dr. Uwe Schaarschmidt zum Thema

»Gesundes Kollegium – starke Schule« halten. Im An-

schluss können Besucherinnen und Besucher aus rund 50

Einzelveranstaltungen der Verlage sowie des Schulministe-

riums und der Medienberatung NRW verschiedene Angebo-

te wählen. Begleitend findet ganztägig eine umfangreiche

Bildungsmedienausstellung der Verlage statt.

Die Teilnahme am gesamten Kongress ist kostenlos, eine

Anmeldung jedoch dringend erforderlich. Kongresspro-

gramm und Anmeldung unter:

www.bildungsmedien.de/koeln2014

Claudia Hopstein

Claudia Hopstein ist pädagogische Mitarbeiterin in der Medieberatung NRW

Foto: Stefan arendt, LVR-ZMB

06 | VeRanStaLtUngen

63

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»Ich nehm‘ den Schweißerhelm!«Die Fotoaktion des LVR-ZMB am Tag der Begegnung

Nach der erfolgreichen Köln-Premiere im vergangenen Jahr

feiert der LVR den Tag der Begegnung auch 2014 wieder im

Kölner Rheinpark. Der Veranstaltungsort, das Miteinander

von Menschen mit und ohne Behinderung, die ausgelassene

Stimmung, die außergewöhnliche Programmvielfalt…

Unbestritten ist das Integrationsfest der Höhepunkt im

Veranstaltungskalender des Landschaftsverbands Rhein-

land – und am 28. Juni diesen Jahres wird es nicht anders

werden.

Zwischen Tanzbrunnen und Zoobrücke werden der LVR und

die über 200 Aussteller wieder ein abwechslungsreiches

Unterhaltungs- und Informationsangebot darbieten – und

mittendrin das LVR-ZMB im LVR-Kulturzelt.

Alle Besucherinnen und Besucher am ZMB-Stand sind

eingeladen, sich in einer improvisierten Fabrikkulisse als

Industriearbeiter fotografieren zu lassen. Mit Schweißer-

helm, Handschuhen und Schutzbrille ausstaffiert, mit

einem Vorschlaghammer, Schweißbrenner oder einem

riesigen Schraubenschlüssel in der Hand dürfen sich alle

mal in Pose werfen. Und der Clou? Alle erhalten sofort ihr

Foto ausgedruckt und können es als Erinnerung mit nach

Hause nehmen.

Michael Jakobs

Michael Jakobs ist Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im LVR-Zentrum für Medien und Bildung

MEDIENBRIEF | N° 01.2014

Foto: LVR-ZMB

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99 Tipps zum Umgang mit Social Media

tv.profiler

Besprechungen07Foto: Dominik Schmitz, LVR-ZMB

65

07 | BeSPRecHUngen

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99 Tipps: Social Media

Die Frage, ob Lehrerinnen und Lehrer sich »jetzt auch

noch« mit Medienerziehung auseinandersetzen sollten,

beantworten die Autoren Gregory Grund und Barbara

Kettl-Römer eindeutig mit Ja und schließen sich gleich im

ersten Tipp der These »Wir müssen die Schüler auf deren

Zukunft vorbereiten, nicht auf unsere Vergangenheit« an.

Ihre Vision von der Zukunft beinhaltet auch eine Vision von

professionellem, aktuellem und handlungsorientiertem

Lehren und Lernen.

Neugierde ist für sie eine der wichtigsten Eigenschaften

einer Lehrkraft. Und so regen sie in 99 Tipps dazu an, eine

gesunde Neugierde gegenüber den Neuerungen, die digita-

le Medien mit sich bringen, an den Tag zu legen und die

»Tools«, die Schülerinnen und Schüler täglich nutzen, auch

selbst auszuprobieren und zu prüfen, was davon sich auch

für Unterrichtszusammenhänge bewähren könnte.

Dabei legen sie ein sehr umfassendes Verständnis von

»Social Media« zu Grunde. Ihre Tipps beziehen sich neben

Facebook & Co auch auf Themen wie die gemeinsame

Entwicklung von Mindmaps, den Schutz vor Abo-Fallen im

Netz, Regeln für eine sinnvolle Handynutzung oder Fragen

des Urheberrechts.

Ein ganzes Kapitel ist beispielsweise dem Cybermobbing

gewidmet. Hier werden sowohl konkrete Vorschläge für

Projekte zur Prävention gemacht, als auch Hinweise zur

Intervention gegeben.

Die Tipps sind in 10 Kapitel gegliedert, praxisnah und gut

verständlich formuliert. Sie enthalten eine Fülle weiterfüh-

render Links und so genannte »SOS-Tipps«, die dabei

helfen können, Kommunikationsfallen zu umschiffen. Oft

werden auch Alternativen zu bedenklichen Anwendungen

angeboten. Somit werden die Leserinnen und Leser zu

einer kritischen Reflexion unterschiedlicher Medienange-

bote angeregt und dazu aufgefordert, jeweils eine bewusste

Entscheidung zu deren Nutzung zu treffen.

Unter der Überschrift »Gleich mal ausprobieren« finden

sich kleine Arbeitsaufträge, die einen schnellen und

unkomplizierten Einstieg in unterschiedliche Bereiche des

Themas ermöglichen.

Das Buch 99 Tipps: Social Media bietet durch die praxisna-

hen Anwendungsbeispiele eine gute Ergänzung zur Bro-

schüre »Social Media und Schule« der Medienberatung

NRW, die ebenfalls 2013 erschienen ist und unter dem Link

http://bit.ly/1jdTKRo zum Download zur Verfügung steht.

Dagmar Missal

Dagmar Missal ist pädagogische Mitarbeiterin bei der Medienberatung NRW

Gregory Grund/Barbara Kettl-Römer

99 Tipps: Social Media

Cornelsen Scriptor 2013

ISBN 978-3-589-16219-2

16,50 Euro

MEDIENBRIEF | N° 01.2014

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tv.profiler – eine Unterrichtseinheit für eine Schulstunde

Gerichtsshows, Daily Soaps, Scripted-Reality und Casting-

shows sind aktuelle Programmformate, die besonders bei

Heranwachsenden beliebt sind. Aus medienpädagogischer

und jugendschutzrechtlicher Perspektive können diese

jedoch problematisch sein. So ist beispielsweise den

meisten Formaten gemeinsam, dass in ihnen Realität

inszeniert wird, die vor allem von jungen Zuschauerinnen

und Zuschauern kaum erkannt und durchschaut werden

kann. Um diese Themen am Beispiel von konkreten und vor

allem bei Kindern und Jugendlichen beliebten TV-Formaten

im Unterricht aufzugreifen, ist in Zusammenarbeit zwischen

der Landesanstalt für Medien (LfM) und der Gesellschaft zur

Förderung des internationalen Jugend- und Bildungsfernse-

hens e.V. die Broschüren-Reihe »tv.profiler« entstanden.

Die Grundlage für den tv.profiler bilden die Ergebnisse der

medienpädagogischen (Format-) Analysen, die in Kooperati-

on von LfM und der Gesellschaft zur Förderung des

internationalen Jugend- und Bildungsfernsehens e.V. bzw.

dem Internationalen Zentralinstitut für das Jugend- und

Bildungsfernsehen (IZI) entstanden sind und innerhalb der

Reihe »LfM-Dokumentationen« veröffentlicht werden.

Lehrkräfte können mit Hilfe des tv.profilers mit Schülerin-

nen und Schülern innerhalb einer Schulstunde beispiels-

weise Castingshows, verschiedene Inszenierungstechniken

oder Werbeeinblendungen analysieren. Die Unterrichtsma-

terialien enthalten neben Hintergrundinformationen für

Lehrkräfte auch Kopiervorlagen zum direkten Einsatz im

Unterricht. Die Einheiten bieten damit auch eine gute

Alternative für einen gelungenen Vertretungsunterricht.

Ziel der jeweiligen Lerneinheiten ist es, am Beispiel

aktueller TV-Formate Interessen von Kindern und Jugendli-

chen aufzugreifen und potenzielle Problemfelder einfach

und praktisch im Schulunterricht zu thematisieren.

Bislang sind drei Ausgaben erschienen, die kostenfrei über

den Online-Bestellservice der LfM bezogen werden können

und dort ebenfalls als PDF-Download bereitstehen.

Die zweite Ausgabe des tv.profilers widmet sich Scripted-

Reality-Formaten, in denen fiktive Geschichten von (Laien-)

Darstellerinnen und Darstellern nachgespielt werden und

welche seit einiger Zeit das Nachmittagsprogramm

verschiedener Fernsehsender dominieren. Dabei geht es

um die Frage, welche Faszination für Heranwachsende von

derartigen Informationen ausgeht. Der tv.profiler gibt

Lehrkräften Informationen an die Hand, diese Formate

kritisch zu hinterfragen und die Produktionsbedingungen

der verschiedenen Sendungen und Problempotenziale wie

Stereotypisierungen im Unterricht zu thematisieren.

Ziel dieser Ausgabe, konzipiert für Klasse 6 und höher, ist

es, die Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen zu

fördern und sich gemeinsam mit ihnen medienkritisch mit

dem Thema Scripted Reality zu beschäftigen.

Landesanstalt für Medien (LfM)

Rückfragen zur Reihe können gerne an die verantwortlichen Referentinnen gerichtet werden:Dr. Meike Isenberg, Bereich Medienkompetenz und BürgermedienBarbara Banczyk, Bereich Aufsicht und Programme

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07 | BeSPRecHUngen

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Foto: Julia Reschucha/LVR-Zentrum für Medien und Bioldung

Foto: Julia Reschucha, LVR-ZMB

LVR-Zentrum für Medien und Bildung

Medienzentrum für die Landeshauptstadt Düsseldorf

Bertha-von-Suttner-Platz 1, 40227 Düsseldorf

www.medien-und-bildung.lvr.de

ISSN 1615-7257