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1 Christus ist auferstanden, das Licht der Hoff- nung kann sich als strahlende Morgenröte über allen menschlichen Horizonten ausbrei- ten. Täglich erreichen uns Nachrichten von Ge- walt, Unterdrückung, Ausbrüchen des Hasses. Man unternimmt Friedensmärsche, organisiert Gipfeltreffen. Wortströme ergießen sich aus den Medien, Bilder von Gesten voller Symbo- lik gehen um die Welt. Aber nichts oder nur sehr wenig ändert sich. Warum? Weil das, was wirklich nottut, die Bekehrung des Herzens ist. Der Friede ist eine Frucht demütigen Ge- betes, ein Geschenk von oben. Wahrer Friede kann nicht aus den Wurzeln politischer List, zynisch verfolgter Interessen oder aus einem Gleichgewicht der Ängste erwachsen. Um grundsätzlich “Ja” zum Frieden zu sagen, müssen die Menschen eine gemeinsame Form des Denkens und Liebens finden, müssen sie den Primat des Rechts für alle anerkennen und vor allem die schwierige und erhabene Kunst Liebe Freunde! Die Pfade der Buße in der Fastenzeit sind heil- sam. Auf ihrem Weg gelangen wir zum größ- ten Ereignis der Menschheitsgeschichte: dem Fest der Auferstehung. Es ändert unsere Exis- tenz, es wandelt Leid in Freude, Tränen in Jubel, Tod in Leben. Es ist die Fülle des Heilsplans Gottes, weil es den Sohn Gottes als einzige Hauptperson hat, Ihn, der die Mitte und das Herz des Univer- sums ist. Es verkündet uns, dass unser letztes und wahres Ziel das ewige Glück ist. Deshalb ist es würdig und recht, dass wir laut davon Zeugnis geben: Christus ist auferstanden, und wir sind mit Ihm auferstanden. Die menschliche Geschichte wäre wahrhaft erschreckend, wenn die Totenstille des Sams- tags ewig dauerte. Dann wäre der Tod der Ab- grund des Nichts, in den wir und unsere Lieben hinabstürzen würden. Und die Liebe, welche allein die Existenz lebenswürdig macht, wäre nichts als eine kurze, spöttische Illusion. Ohne Auferstehung gäbe es keine Vergebung der Sünde, keine letzte Gerechtig- keit, keinen Lohn für das Gute. Es bliebe nichts als Resignation und Verzweiflung. Aber des Verzeihens lernen. Das allein kann die Spirale des Hasses brechen. Wenn wir uns auf Ostern vorbereiten und dabei das Weltpanorama im Blick haben, soll- ten wir uns dessen bewusst sein, dass jeder von uns den Samen des Friedens in sich trägt, dass jeder von uns aufgerufen ist, mutig sein Inneres zu prüfen und alle Ausflüchte und Ausreden für unser Handeln auf den Prüfstand zu stellen. Fangen wir damit an, vor dem Kruzifix niederzuknien für eine konkrete Gewissenserfor- schung, um danach zu einer befreienden Beichte zu gehen und zu einer erfüllenden Osterkommunion. Das wird uns beflügeln, gute Werke zu unterstützen, die dem Wachs- tum der Zivilisation der Liebe dienen. Ihnen allen wünsche ich diesen Frieden des Osterfestes. Ich werde Sie alle in mein Gebet am Altar des Herrn einschließen. Es segnet Sie von Herzen Mauro Kardinal Piacenza, Präsident von KIRCHE IN NOT Was wirklich nottut, ist die Bekehrung des Herzens. “Die Auferstehung Jesu ist nicht das glückliche Ende eines schönen Märchens, sie ist nicht das ‘Happy End’ eines Films, sondern sie ist das Eingreifen Gottes, des Vaters – dort, wo die menschliche Hoffnung zerbricht.” Papst Franziskus, Generalaudienz, 16. April 2014 Völkermord vor hundert Jahren: Kreuz der Armenier in Teheran, wohin einige vor den Türken fliehen konnten. Nr. 3 · März/April 2015

Echo der Liebe Nr. 3/2015

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Das ECHO DER LIEBE erscheint 8x pro Jahr und berichtet von der Arbeit unseres Hilfswerks. Jedes ECHO widmet sich einem speziellen Thema. Dazu werden neue Projekte vorgestellt, der Fortgang älterer Projekte wird beschrieben, spirituelle Texte und auch die Reaktionen der Wohltäter und Projektpartner sind in der Zeitschrift nachzulesen. Das ECHO DER LIEBE erhalten Sie kostenlos!

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Christus ist auferstanden, das Licht der Hoff-nung kann sich als strahlende Morgenröteüber allen menschlichen Horizonten ausbrei-ten.

Täglich erreichen uns Nachrichten von Ge-walt, Unterdrückung, Ausbrüchen des Hasses.

Man unternimmt Friedensmärsche, organisiertGipfeltreffen. Wortströme ergießen sich ausden Medien, Bilder von Gesten voller Symbo-lik gehen um die Welt. Aber nichts oder nursehr wenig ändert sich. Warum? Weil das, waswirklich nottut, die Bekehrung des Herzensist. Der Friede ist eine Frucht demütigen Ge-betes, ein Geschenk von oben. Wahrer Friedekann nicht aus den Wurzeln politischer List,zynisch verfolgter Interessen oder aus einemGleichgewicht der Ängste erwachsen. Umgrundsätzlich “Ja” zum Frieden zu sagen,müssen die Menschen eine gemeinsame Formdes Denkens und Liebens finden, müssen sieden Primat des Rechts für alle anerkennen undvor allem die schwierige und erhabene Kunst

Liebe Freunde!

Die Pfade der Buße in der Fastenzeit sind heil-sam. Auf ihrem Weg gelangen wir zum größ-ten Ereignis der Menschheitsgeschichte: demFest der Auferstehung. Es ändert unsere Exis-tenz, es wandelt Leid in Freude, Tränen inJubel, Tod in Leben. Es ist dieFülle des Heilsplans Gottes, weiles den Sohn Gottes als einzigeHauptperson hat, Ihn, der dieMitte und das Herz des Univer-sums ist. Es verkündet uns, dassunser letztes und wahres Ziel dasewige Glück ist. Deshalb ist es würdig undrecht, dass wir laut davon Zeugnis geben:Christus ist auferstanden, und wir sind mitIhm auferstanden.

Die menschliche Geschichte wäre wahrhafterschreckend, wenn die Totenstille des Sams-tags ewig dauerte. Dann wäre der Tod der Ab-grund des Nichts, in den wir und unsereLieben hinabstürzen würden. Und die Liebe,welche allein die Existenz lebenswürdigmacht, wäre nichts als eine kurze, spöttischeIllusion. Ohne Auferstehung gäbe es keineVergebung der Sünde, keine letzte Gerechtig-keit, keinen Lohn für das Gute. Es bliebenichts als Resignation und Verzweiflung. Aber

des Verzeihens lernen. Das allein kann dieSpirale des Hasses brechen.

Wenn wir uns auf Ostern vorbereiten unddabei das Weltpanorama im Blick haben, soll-ten wir uns dessen bewusst sein, dass jeder vonuns den Samen des Friedens in sich trägt, dass

jeder von uns aufgerufen ist,mutig sein Inneres zu prüfen undalle Ausflüchte und Ausreden fürunser Handeln auf den Prüfstandzu stellen. Fangen wir damit an,vor dem Kruzifix niederzuknienfür eine konkrete Gewissenserfor-

schung, um danach zu einer befreiendenBeichte zu gehen und zu einer erfüllendenOsterkommunion. Das wird uns beflügeln,gute Werke zu unterstützen, die dem Wachs-tum der Zivilisation der Liebe dienen.

Ihnen allen wünsche ich diesen Frieden desOsterfestes. Ich werde Sie alle in mein Gebetam Altar des Herrn einschließen.

Es segnet Sie von Herzen

Mauro Kardinal Piacenza, Präsident von KIRCHE IN NOT

Was wirklich nottut,ist die Bekehrungdes Herzens.

“Die Auferstehung Jesu ist nicht das glückliche Ende eines schönen Märchens,

sie ist nicht das ‘Happy End’ eines Films,

sondern sie ist das EingreifenGottes, des Vaters –

dort, wo die menschliche Hoffnung zerbricht.”

Papst Franziskus, Generalaudienz, 16. April 2014

Völkermord vor hundert Jahren:Kreuz der Armenierin Teheran, wohin einige vor denTürken fliehen konnten.

Nr. 3 · März/April 2015

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Verfolgung

Kämpfe, vor den Barbarender Terrormiliz “IslamischerStaat”, vor Entführungen undNot. Zuallererst aber wollensie, dass ihre Kinder in dieSchule gehen und dass sie inder Pfarrei ihren Glaubenbesser kennenlernen. Dennsie wollen trotz allem bleiben. Sie sinddankbar für die Hilfe von KIRCHE INNOT. Bis Mitte des Jahres haben wir jetztschon 1.110.000 Euro versprochen.

Solidarität gibt Mut Auch in anderen Städten Syriens steht dieSorge um die Zukunft der Kinder an ersterStelle. In der melkitisch-katholischen Pfar-rei St. Kyrill in Damaskus treffen sich frei-tags 500 Kinder und Jugendliche, um ihrenGlauben zu vertiefen, was in den staatli-

Ist das Zerfetzen von Zukunft, das Tötenchristlicher Jugend eine neue Form der Ver-folgung und Vertreibung? Das fragen sichdie Christen in Syrien. Denn wer ein Kindverliert, will nicht mehr am Ort des Schre-ckens leben. In der syrischen Stadt Homsversuchen sie dennoch seit einigen Mona-ten, wieder in ein normales Leben zurück-zufinden. Elf Kirchen sind zerstört oderstark beschädigt, aber viele der nach dreiJahren Krieg zurückkehrenden fast zwei-tausend Familien sind auch froh, in denKirchen, in denen sie selbst getauft wurdenund ihre Kinder haben taufen lassen, wie-der in die Messe gehen zu können. “Wirwerden unsere Kirchen mit eigenen Hän-den wieder aufbauen”, sagen sie. Dabeibrauchen sie dringend Lebensmittel, Medi-kamente und Kleidung. Natürlich haben sieAngst vor einem neuen Aufflammen der

chen Schulen nicht geschieht. Sie kommenauch, um die Gemeinschaft des Glaubenszu erfahren, den Geist der Liebe, der Ver-gebung, des Friedens zu atmen. In einemKlima der Angst in der gesamten Regionsind diese Tage immer wieder eine Stär-kung. So wie die “Solidarität, die wir durchEure Hilfe erfahren, uns mehr Lebensmutund Hoffnung gibt als die finanzielle Hilfeselbst”, sagt Pater Georges, Leiter des Zen-trums für Katechismus und Jugendpastoralder Pfarrei. Ohne diese finanzielle Hilfekönnen sie ihre Aufgaben nicht erfüllen.Sie brauchen Katechismen, sie müssenHeizung und Wasser zahlen, die Räume in-stand halten, Treffen zur Vorbereitung aufdie erste heilige Kommunion und auf dieFirmung organisieren, entsprechende Klei-dung besorgen, um nur die größten Ausga-benposten zu nennen. All das istVoraussetzung dafür, dass die Familienbleiben können, dass die christliche Prä-senz in Syrien eine Zukunft hat.

Wir haben für die Pastoralarbeit mit denKindern in St. Kyrill 11.000 Euro verspro-chen. Und es gibt noch einige Pfarreien inDamaskus, Aleppo und Homs, die unsereHilfe brauchen. •

Klima der AngstEine Bombe zerfetzte in Homs 50 Kinder, die gerade aus derSchule kamen. Wochen später tötete eine Autobombe jungeStudenten. Manche Familien verloren bei diesen Terroranschlä-gen zwei, drei Kinder in einer Sekunde.

Klima der Liebe: In der Pfarrei St. Kyrill können Jugendliche etwas von der Gemeinschaft der Heiligen spüren.

Jede eingegangene Spende wird diesen oder ähnlichen Projekten zugute kommen und die pastorale Arbeit von Kirche in Not ermöglichen.

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Sudan

Bildung schütztIm Sudan ist die Zukunft der Chris-ten ungewiss. Viel hängt davon ab,ob sie ihre Schulen weiter betreibenkönnen. Das ist auch eine Frage der(islamischen) Behörden, mehr nochaber der Finanzen.

Lehrer, Bücher, Kleidung, Licht und Was-ser – all das kostet mehr als die Eltern zah-len können. Manche können gar nichtszahlen und stehen vor der Entscheidung,ihre Kinder auf staatliche, das heißt islami-sche Schulen zu schicken. Für Mädchenwäre das doppelt tragisch, wenn sie über-haupt angenommen würden. Dank EurerGroßzügigkeit konnten wir WeihbischofDaniel Adwok von Khartoum helfen, denBetrieb von drei katholischen Schulen auf-rechtzuerhalten. In Wadi Ramily sind es600 Schüler, davon 315 Mädchen. In derSchule “Unsere Liebe Frau der Hoffnung”sind es in dem einen Teil 754 Mädchen, indem anderen 743 Jungen. An Kindern undJugendlichen fehlt es nicht, manche Klas-

sen haben bis zu 80 Schüler. Aber es fehlendie Mittel. Das monatliche Einkommeneiner Familie liegt bei 53 Euro, zwei Drittelder Menschen leben unter dem internatio-nalen Armutsstandard. Die meisten sindKriegsflüchtlinge. Aber das Niveau des Un-terrichts ist überdurchschnittlich, weshalbauch viele muslimische Eltern ihre Kinderauf diese Schulen bringen. “Das ist eineChance für uns, durch das Beispiel zu zei-gen, wie wir die Liebe Christi leben”, sagtSchulrektor Pater Sami Bakhit.

Wir haben 45.300 Euro zugesagt. DennBildung schützt und schlägt Wurzeln. •

Pakistan

Nur weil sieChristen sindDie Diskriminierung von Christen inPakistan ist Alltag – wie selbstver-ständlich werden sie missachtet undunterdrückt.

In der Pfarrei Toba Tek Singh (Diözese Fai-salabad) leben 2700 katholische Familien.Sie fristen ihr Leben als Hilfsarbeiter, Ta-gelöhner, Putzhilfen. Viele arbeiten in derZiegelbrennerei und werden behandelt wieSklaven. Sie haben keine Rechte, ihr Lohn(2,50 Euro pro Tag) wird erst nach einemhalben Jahr und zusätzlichen Arbeiten beider Ernte ausgezahlt. Ihre Herren sind diemuslimischen Besitzer des Landes und derBrennereien. Sie erheben auch Anspruchauf die Arbeitskraft der Kinder. Angesichtsdieser Ausbeutung brauchen sie Kraft. Dieholen sie aus dem Glauben. Um ihrenGlauben zu bewahren und Solidarität un-tereinander zu leben, wollen die Katholikenjetzt eine kleine Kirche in ihrer Pfarrei er-richten. Wir helfen ihnen mit 9.800 Euro.

Dieselbe Diözese kümmert sich auch umChristen im Gefängnis. Vielfach schmachtenChristen hinter Gittern, weil sie zu arm sind,um Anwälte und Prozesskosten zu zahlen.Dominikanerpatres besuchen die Gefange-nen und helfen deren Familien zu überleben– und wir unterstützen die Patres (3.500Euro), damit sie das Wort Christi erfüllenkönnen: Ich war im Gefängnis und ihr seidzu mir gekommen (Mt 25,36). Ebenso unter-stützen wir, diesmal durch die Diözese Isla-mabad, die christlichen Kranken- schwestern(12.000 Euro). Sie werden in den Kranken-häusern diskriminiert, weil sie Christen sind.Sie müssen die niedrigsten Arbeiten verrich-ten und können vielfach selbst am Sonntagnicht zur heiligen Messe. Das Problem ist sooffenkundig und gravierend, dass BischofRufin Anthony ein eigenes Zentrum für diePastoral dieser Schwestern eingerichtet hat,um die Hilfe dauerhaft und wirksam zu ge-stalten. Das Zentrum vermittelt bei der Kran-kenhausleitung. Ältere Schwestern kümmernsich um die jungen Mädchen, trösten sie, or-ganisieren eigene Gebets- und Katechese-treffen, um die Schwestern in ihrem Glaubenzu stärken. •

Der Glaube an Christus macht frei:Denn vor Ihm sind auch in Pakistan

alle gleich.

Freude am Lernen: Dank der Mädchenschule erwartet sie eine bessere Zukunft.

Jede eingegangene Spende wird diesen oder ähnlichen Projekten zugute kommen und die pastorale Arbeit von Kirche in Not ermöglichen.

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Versöhnung

“Ihr sollt meine Zeugen sein bis andie Grenzen der Erde” (Apg 1,8). Diehöchste Form des Zeugnisses istdas Martyrium, “ein Zeugnis, dasnicht vergessen werden darf”, wieJohannes Paul II. in seinem Schrei-ben zum dritten Jahrtausend unter-streicht. Das umso we niger, als inunserer Zeit “die Kirche erneut eineKirche der Märtyrer geworden ist”.

Zum Kreuz gehört die Bereitschaft zur Ver-gebung. Wie oft sprechen die Verfolgten dasWort Christi: “Vergib ihnen, denn sie wissennicht, was sie tun” (Lk 23,34). Ihr Zeugnisist der erste Schritt zur Versöhnung. Des-halb darf es nicht vergessen werden. OhneVergebung verblasst die Erinnerung. DasZeugnis der Liebe und der NachfolgeChristi bis in den Tod aber öffnet den Blickin die Zukunft. Um diese Zukunft, um dieVersöhnung, geht es daher auch bei demProjekt in El Salvador. Die Franziskanerder Provinz Zentralamerikas sammelnZeugnisse über Märtyrer des Bürgerkrieges.Bekannt ist der Mord an Erzbischof OscarRomero. Unbekannt ist das Martyrium tau-sender einfacher Bauern, Familienmütterund -väter, Arbeiter und Katecheten, diewegen ihres Glaubens in den Jahren 1980bis 1991 verleumdet und getötet wurden.Zum Sammeln, Sichten und Auswerten dervielen hundert Erinnerungen haben die

Franziskaner 2004 eine eigene Stelle ein-richten müssen. Wir unterstützen ihre Arbeitmit 8.800 Euro. Die Zeit drängt. Denn dieArbeit muss getan werden, solange die Wit-wen, Kinder und Freunde der Märtyrer nochleben. Die Worte der Märtyrer sind Bekenntnisseder Liebe zu Christus. Gumercinda Chicassagte kurz vor ihrem Tod: “Gott wird Euchvergeben, was ihr mit uns macht. Denn wirsind unschuldig und ihr wisst nicht, was ihrtut.” – “Vater, in deine Hände lege ich meinLeben, mach mit mir, was Du willst”, sobetete der junge Julio Hernandez Barahona.Seiner Mutter sagte er: “Mama, ich habekeine Angst. Ich bin bereit.” Auch die Ka-techetin Ana Carmen Sanchez war sich derGefahr bewusst: “Ich verstecke die Bibelnicht, sie ist das Wort Gottes, und wenn siedeswegen kommen, um mich zu töten,dann sterbe ich für eine gerechte Sache.Auch Christus starb für die Wahrheit.”

Auch für Rufino Ramirez Hernandez warklar: “Auch wenn sie mich töten, sie wer-den keine Waffen bei mir finden. Meineeinzige Waffe ist die Bibel.”

Standhaft blieb auch Luis Umana Najarro:“Der Herr weiß, was ich tue. Ich bin bei derCaritas, bringe den Armen zu Essen, spre-che vom Evangelium, lehre in den Gemein-den das Wort Gottes. Wenn das für jene einVerbrechen ist, dann sollen sie so denken.Ich werde diese Arbeit aber, solange ichlebe, deswegen nicht aufgeben.” Und auchArmando Oscar Flores gibt mit seinemZeugnis eine Lektion für alle, auch für uns,wenn er sagt: “Alles hat seine Zeit. Es gibteine Zeit zum Lachen, zum Weinen, zumSingen. Deshalb gibt es keine Ausrede,wenn es Zeit ist, dem Herrn zu folgen.” Füruns ist es die Zeit, das Zeugnis dieser Jün-ger Christi sichtbar und fruchtbar zu ma-chen – für die Versöhnung. •

Gegen die allgegenwärtigenSchrecken des Bürgerkriegs: Monument der Versöhnung

in El Salvador.

Der erste Schritt ist die VergebungDer erste Schritt ist die Vergebung

Ana Carmen Sanchez Armando Oscar Flores Gumercinda Chicas Julio Hernandez Barahona Luis Umana Najarro Rufino Ramirez Hernandez

Einfache Leute mit tiefer Weisheit: Märtyrer während des Bürgerkriegs in El Salvador, Land des Erlösers.

Jede eingegangene Spende wird diesen oder ähnlichen Projekten zugute kommen und die pastorale Arbeit von Kirche in Not ermöglichen.

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Schwester Arousiag lebt vom Ver-trauen in Gott. Und davon lebenauch viele hundert Kinder, monate-lang.

Geboren ist sie in Aleppo/Syrien, der Mär-tyrerstadt, aufgewachsen in einer armeni-schen Familie. Die Mehrheit der Armenierlebt außerhalb von Armenien, weil vorallem die Türken dieses Volk mit der lan-gen christlichen Tradition verfolgt und fastganz ermordet haben. Im April sind es hun-dert Jahre her, dass die damalige türkischeRegierung fast zwei Millionen Armeniersprichwörtlich in die Wüste schickte, wohunderttausende verhungerten und verdurs-teten oder von den osmanischen Soldatenerschlagen und erschossen wurden. Dannkam die Leidenszeit unter den Sowjets. Diearmenische Kirche wurde fast ausgetilgt,ihre Priester starben in den Gulags. Es wardie Zeit, in der Arousiag geboren wurde, inder Fremde. Sie waren vier Schwestern.Die Nachbarn meinten, drei könnten Non-nen werden, Arousiag nie. “Ich war dieFreche”, sagt sie. “Ich konnte aber dieStimme in mir, die mich zum Ordenslebenrief, nicht zum Schweigen bringen.” 1976besuchte sie Armenien, schon als Angehö-rige der Armenischen Schwestern der Un-befleckten Empfängnis. Und sie sagte: “Ich

bin eine geborene Armenierin. Mein Idealist Christus. So wie er seinem Volk nahewar, muss auch ich bei meinen Leutensein.” Sie blieb. Heute leitet sie das Zen-trum “Unsere Liebe Frau von Armenien”.Dort kümmern sich die Schwestern ummehrere hundert arme Familien, die sonstnicht überleben könnten. Der Kommunis-mus habe nicht nur die religiösen, sondernalle Werte zerstört. “So vielen Menschen istes völlig egal, ob sie lügen oder betrügen.”Man müsse bei den Kindern anfangen.

Vor zwanzig Jahren starteten sie ein Feri-enlagerprogramm, “damit die Kinder we-nigstens für drei Wochen ein anderes Lebenhaben”, sich satt essen, Schuhe ohne Lö-cher und saubere Kleidung tragen können.Anfangs waren es 150 Kinder, mittlerweilesind es 800. Sie kommen aus ganz Arme-nien. “Der Sinn für das Ferienlagerpro-gramm ist, dass diese Kinder Christusbegegnen. Sie sollen ihre Lebensumständeaus Gottes Hand annehmen können.”Schwester Arousiag nimmt auch Waisenund Straßenkinder auf, die Polizei oderNachbarn zu ihnen bringen, meist aus zer-rütteten Familien. Eine Mutter erzählt: “Ichbin geschieden, habe vier Kinder, drei sindhier. Eine Tochter ist psychisch gestört.”Ein häufiges Schicksal in diesem verwun-

Für eine kleine Ecke im Himmel

Unter dem Bürgerkrieg in Kolumbien hat eine kleine Region besonders gelitten: Medellin del Ariari.

Folter, Entführungen, Morde, willkürliche Festnahmen, Raub deslebensnotwendigen Viehs und Bombardierungen prägten das Lebenfür Jahrzehnte. Allein in den Jahren 2002 bis 2006 mussten mehrals 700 Familien ihre Häuser und Höfe verlassen. Seit der Bürger-krieg nicht mehr tobt, können die Klaretiner-Missionare, die dieseLeidenszeit miterlebt hatten, wieder offen für die Versöhnung ar-beiten. Familien kehrten zurück, eine Seelsorge entwickelte sich.2010 ernannte Bischof José Figueroa Gomez die Region zur Pfar-

deten Land. Aber Schwester Arousiag gibtnicht auf, sie vertraut auf Gott. “Ich habedas Geld für die Ferienlager nicht. Es sindschon vier Gruppen. Ich habe dem Herrndas Problem überlassen, Er muss etwas tun.Ich weiß nicht, was Er tun wird. Ich weißnur, dass er uns liebt.”

Schwester Arousiag hat auch einen Lebens-traum. “Ich wollte immer heilig werden.Aber davon bin ich weit entfernt. Jetzt sageich dem Herrn nur: Wenn es soweit ist, danngib mir eine Ecke in Deinem großen Him-mel. So geräumig, dass ich viele von Dei-nen Kindern mitbringen kann.” Wie viele eseinst sein werden, das liegt auch an uns. •

Geweihtes L

eben

Schwester Arousiag: “Erst Türken,dann Sowjets. Man muss ganz neuanfangen.”

Neues Leben auf blutgetränktem Boden

rei, 2013 begann die Gemeinde den Bau einer Kirche als Zentrumder neuen Pfarrei San Antonio Maria Claret. Das Gotteshaus solldie konkrete Arbeit erleichtern und vor allem dem Gedenken andie Opfer des Bürgerkriegs dienen. Der Denkmalcharakter dieserPfarrkirche aber soll in die Zukunft weisen, Hoffnung spenden undVersöhnung stiften. Das Opfer soll Saat des Heiles sein. Deshalbwollen die Missionare das Andenken auch mit Gebet, Katecheseund Arbeitskreisen für Menschenrechte untermauern. So entstehtGemeinschaft, so wächst aus dem blutgetränkten Boden neuesLeben. Die konkreten Mauern sind da, es fehlt das Geld für dieVollendung. Wir haben 30.000 Euro versprochen. •

Neue Kleidung, neueGedanken: eineGruppe aus dem Sommerlager voreiner alten Kirche.

Jede eingegangene Spende wird diesen oder ähnlichen Projekten zugute kommen und die pastorale Arbeit von Kirche in Not ermöglichen.

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So steht es über allen Briefen von Kardinal JohnOnaiyekan aus Abuja/Nigeria. Für ihn erfüllen dieWohltäter von KIRCHE IN NOT Gottes Willendurch ihre konkrete Hilfe für die verfolgte Kirche.Das drückt sich auch dadurch aus, dass dank die-ser Hilfe politische Institutionen wie das Europa-Parlament oder die EU-Kom-mission richtig über diese Not informiert werden. Die Politiker in diesenInstitutionen müssen Informationen aus erster Hand bekommen, nicht nur durchdas Prisma der Medien. Diese Direktinformationen zu geben und so der Wahrheitin Nigeria ins Gesicht zu sehen, im wahrsten Sinn des Wortes, das habt Ihr er-möglicht durch den Besuch des Kardinals in Brüssel (hier zusammen mit Her-man Van Rompuy, dem ehemaligen Präsidenten des Europäischen Rates). Dafürdankt er Euch und bittet um Euer Gebet. Das Zusammenleben der Religionen inNigeria sei möglich, sagt Kardinal Onaiyekan. Denn die anerkannten Führer desIslam in Nigeria verurteilen die islamistische Terrormiliz “Boko Haram” und wol-len in Frieden mit den Christen leben. Mehr noch: “Wir glauben, dass unser Landein Modell sein kann für Versöhnung und echte Religionsfreiheit.”

Not, Liebe und Dankbarkeit – Eure Briefe

Johannes Freiherr Heereman GeschäftsführenderPräsident

Eine kleine BitteWieder einmal sende ich Ihnen einen klei-nen Tropfen in den Garten der verfolgtenKirche. Das “Echo der Liebe” weiß ichsehr zu schätzen. Beten Sie für meine Fami-lienmitglieder, die nicht sehr religiös sind. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf.

Eine Wohltäterin aus Kanada

Liebe Brüder im Nahen OstenEuer Schicksal bewegt mich sehr. Es gibtnicht einen Tag, der vergeht, ohne dass ichan Euch denke. Ich bete für Euch. Ich versuche, meinen Rosenkranz für Euch zusprechen. Wir sind tief entsetzt und machen uns Gedanken über die Zukunft.Was mir bleibt, ist das Gebet und dieseSpende.

Ein Wohltäter aus Frankreich

Nachricht der HoffnungAm Ende der sonntäglichen Feier der heiligen Eucharistie haben wir Ihren Brief

öffentlich vorgelesen, der eine Zusage fürdie Finanzierung unseres Projektes enthielt.Die Gemeinde brach in spontanen Applausaus – ein Zeichen der Freude und der Hoff-nung, dass die Fertigstellung unserer Ka-pelle mit jedem Tag näherrückt.

Ein Gemeindepriester aus Ecuador

Botschaft der LiebeDie Arbeit von KIRCHE IN NOT ist so erstaunlich, und ich bin dankbar, dass ichmit Ihnen an unserer “Liebe-für-die-Kir-che-in-Not-Initiative” arbeiten konnte. Ichbin überwältigt, dass die Nachricht überunser Schulprojekt in die ganze Welt gegan-gen ist und hoffe, dass andere Schulen auch inspiriert werden, eigene Botschaften derLiebe für die Kinder im Irak und in Syrienzu formulieren. Sie müssen erfahren, dasssie geliebt sind, dass wir ihren Mut bewundern und dass wir fortgesetzt für siebeten.

Eine Lehrerin aus Australien

“Sein Wille geschehe”

Liebe Freunde,

Nachhaltigkeit ist ein Prinzip, das mansehen kann. Was ist nachhaltiger alsWissen, als Bildung für Kinder, alseine Schule? Im Irak sichern wirdurch Schulen die Zukunft von mehrals siebentausend Kindern und damitauch die Präsenz der Christen imLand Abrahams. Sehr beeindruckt hatmich das dankbare Lächeln der Kin-der und ihrer Eltern, denen wir dankIhrer Großzügigkeit acht Schulen imNorden des Irak finanzieren konnten.Es war ein Lächeln der Hoffnung, eswaren Blicke, die wieder Perspektivesahen.

Wissen macht frei, weil es teilhaftigmacht an der Wahrheit. Deshalb sinddie Häuser, in denen die Kinder ler-nen, so nachhaltig. Sie ermöglichennicht nur das Bleiben in der Heimat,sondern sind auch so etwas wie Stättender Auferstehung. Auch das konnteich in den dankbaren Blicken sehen.Liebe Freunde, seien Sie gewiss, IhrOpfer für diese Kinder und ihre El-tern – übrigens auch für die Bischöfe,Priester und Schwestern – ist wie einStück Ostern. Christus lebt, und Siehaben durch Ihre Großzügigkeit einenfreudigen Blick in das leere Grab undeinen festen Blick nach vorn ermög-licht. Dafür sage auch ich ein herzli-ches Danke.

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IMPRESSUM:Echo der Liebe – Österreichische Post AG / Sponsoring Post Nr. 14Z039975 SHerausgeber: Kirche in Not – Als internationales katholisches Hilfswerk informieren wir über laufende und zukünftige Projekte.Redaktion: Jürgen Liminski

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