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? Foto: Reckert Magazin für Mitarbeiter in Bäderbetrieben und Rettungsschwimmer Ausgabe 1-2011 Gefahr durch Chlor ? Alles Panikmache? Wie gefährlich ist die Verbindung Trichloramin wirklich?

BSG-Magazin 1-2011

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?äder port esundheit

Foto: Reckert

Magazin für Mitarbeiter in Bäderbetrieben und Rettungsschwimmer

Ausgabe 1-2011

Gefahr durch Chlor ?Alles Panikmache? Wie gefährlich ist die Verbindung Trichloramin wirklich?

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Zu Beginn eines neuen Jahres fragt sich so mancher, was ihm die kommenden zwölf Monate bringen werden. Bleibe ich gesund? Ist mein Job sicher? Wird es mir am Ende des Jahres besser oder schlechter gehen?Eigentlich ging dieses Editorial mit dem Satz: „Und natürlich fragt sich auch die Branche der Bäderbetriebe jedes Jahr von neuem, ob sich die dramatische finanzielle Lage vieler Kommunen auch 2011 negativ auf die Zahl der Bäder auswirken wird.“ weiter. Doch dann ereignete sich in Japan jenes furchtbare Erdbeben, dessen atomare Folgen uns viel-leicht noch Jahrhunderte lang gefährden werden und plötzlich kommen einem die eigenen Probleme gegenüber diesen GAU klein vor. Das was dort geschehen ist, kann uns hier auch passieren. Nicht durch ein Erdbeben, doch durch andere Gewalten. Der Ausstieg aus dem Atomausstieg muss nochmals überdacht werden. Befürworter der Atomenergie argumentieren nicht selten, dass wir den benötigten Strom nicht an-ders bereitstellen können. Das ist in Grenzen sogar richtig. Darum kann und muss das Ziel sein, dass wir Energie sparen. Daheim, unterwegs und auch an unserer Arbeits-stelle. Auch Hallen- und Freibäder können Energie sparen. Möglichkeiten dazu haben wir in der Vergangenheit bereits vorgestellt und in einer der nächsten Ausgaben wer-den wir diesem Thema einen Magazinschwerpunkt widmen.Vor dem Hintergrund der Ereignisse, die während ich diese Zeilen schreibe noch im vollen Gange sind, ist es schwer, sich mit anderen Problemen zu beschäftigen, doch handelt es sich bei unserem Schwerpunktthema letztlich auch um eines, das sich mit gesundheitlichen Risiken beschäftigt. Also fahren wir fort, mit dem Editorial, wie es ursprünglich geplant war.Das Argument, dass Schwimmen nicht nur Spaß macht, sondern auch gesund ist wird bei drohenden Bäderschließungen gerne ins Feld geführt. Doch das neue Jahr war keine zwei Wochen alt, da wurde dieses Argument in seinen Grundfesten erschüttert. Ist das Schwimmen in öffentlichen Bädern überhaupt gesund oder kann es vielleicht sogar gesundheitsschädlich sein. Zumindest für Babys, so das Umweltbundesamt (UBA) in einer Pressemeldung vom 11. Januar, könnte dies zutreffen. Seither haben sich viele Publikationen mit dem Thema befasst, mache griffen nur die Meldung des UBA auf, wie „Das Schwimmbad und sein Personal“, andere, wie das „Archiv des Badewesens“ und das Onlineangebot der DLRG, sahen im UBA-Bericht hingegen eher eine Panikmache, als eine reale Bedrohung.Auch die Redaktion des BSG-Magazins hat sich kritisch mit der Thematik auseinan-der gesetzt. Unsere Titelgeschichte versucht, die verschiedenen Studien zu diesem Thema vergleichen und zeigt, dass die Welt nicht so schwarz/weiß ist, wie mancher sie sehen will, weder bei Vergiftungen durch Chlor, noch bei Gefahren durch Atom-kraftwerke.

Editorialvon Heiko Reckert

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Liebe Leser...

Impressum

Herausgeber:BSG-Institut zur Aus- und Fortbildungvon Bäderpersonal Reckert / Meyer-Bergmann GbR

Redaktion: Heiko Reckert (re) (v.i.S.d.P) Kurt Meyer-Bergmann (kmb)

Titelfoto Gestaltung:Heiko ReckertFotos : pixelio, Wikipedia und Heiko Reckert

Gestaltung: Heiko Reckert, [email protected]

Druck: PDF-Format

Redaktionsanschrift:Bäder - Sport - Gesundheit Magazin für Mitarbeiter in Bäderbetrieben und RettungsschwimmerBSG-Institut Auf dem Lay 2031542 Bad NenndorfTelefon: 05723 / 91928080Fax: 05723 / 91928089Mobil: 0178 / 81 84 288E-Mail: [email protected]

Redaktionsschluss für die nächste Ausgabeist der 15. Mai 2011

Erscheinungsweise: Viermal jährlich, jeweils März, Juni, September und Dezember.

www.schwimmmeister-schulung.de

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Foto: Sonnentherme Lutzmannsburg

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Serie EH-SAN: Bodycheckin diesem Teil unserer Serie zum Sanitätswesen beschreiben wir, wie man das Bewusstsein eines Notfallpatienten feststellt und den Körper auf mögliche Verletzungen untersucht.

Berufsschule gerettetSinkende Ausbildungszahlen in den Betrieben sind zugleich auch sin-kende Schülerzahlen. Für die Schulstandorte Osnabrück und Braun-schweig schien das Aus für den Ausbildungsgang der Fachangestellten für Bäderbetriebe unmittelbar bevor zu stehen. Schulträger und Landes-schulbehörde in Osnabrück haben sich nun entschieden, zumindest den Schulstandort am Westerberg auch zukünftig für die Fachangestellten vorzuhalten.

Gefahr in unseren Bädern?Wie schädlich sind Chlornebenprodukte im Schwimmbadwasser für unsere Kinder. Wir stellen verschiedene Studien und unterschiedliche Ansichten gegenüber.

N a c h ri c hte n

Ed i to ri a l

Th e m a

B i l d u n g

M a g a z i n

Au s d e n Ve rb ä n d e n

M e d i z i n

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I N H A L T

Lieber Leser 2

Inhaltsverzeichnis 3

Was lauert in unseren Schwimmbädern? 4

DLRG Lehrscheinprüfung für Fachangestellte 12

Osnabrück bleibt Schulstandort 13

Schwimmbad ABC Teil 3: Chlor 14

Serie PR Teil 2: Massenmedien in der

Bundesrepublik Deutschland 18

Flüssigkeitsdefizit bekämpfen -

Test der Trinkuhr 23

Serie EH-SAN: Kontrolle des Bewusstseins

und Bodycheck 24

DLRG-Barometer - 438 Todesfälle durch

Ertrinken im Jahr 2010 27

Alter Aufguss - DLRG stellt neue AV1 vor

und verpasst damit eine Chance 28

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Von Heiko Reckert

Am 10. und 11. Januar brach eine mediale Chlor-gaswelle über Deutschland herein, deren Aus-wirkungen man noch Wochen später in Form von Stellungnahmen aller möglichen Interessenge-meinschaften und Verbände spüren konnte. Der Berufsverband der Kinder und Jugendärzte e.V. äu-ßerte sich ebenso, wie die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen. Schließlich schickte auch die DLRG eine Meldung über OTS, den Pressemeldungsdienst der Deutschen Presseagentur (DPA).

Was lauert in unseren Schwimmbädern?Panikmache oder reale Gefahr durch Chlornebenprodukte

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Was lauert in unseren Schwimmbädern?Panikmache oder reale Gefahr durch Chlornebenprodukte

Foto: Jens Claa - pixelio.de

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Was war geschehen? Am 10. Januar hatte sich das Umweltbun-desamt (UBA) in einer Pressemeldung über die Gefahren für Babys durch Desinfektionsnebenprodukte beim Babyschwim-men geäußert.

UBA warntIn der UBA Pressemeldung hieß es: „Zur Desinfektion von Schwimm becken wasser ist Chlor erforderlich. Möglicherweise können Reaktionsprodukte des Chlors bei Risikogruppen zur Entwicklung von Asthma beitragen. Vor allem Trichloramin, ein Reaktionsprodukt aus Chlor und dem von Badegästen einge-tragenem Harnstoff, ist als asthmaauslösende Substanz in Ver-dacht geraten. Ob tatsächlich eine Schadwirkung auf das Lun-genepithel im frühkindlichen Stadium ausgeht und diese zu Asthma führt, kann auf Grund fehlender Daten zur Wirkschwel-le von Trichloramin noch nicht abschließend beurteilt werden. Besorgten Eltern von Kindern unter zwei Jahren, in deren Fa-milien gehäuft Allergien auftreten, empfiehlt das Umweltbun-desamt (UBA), aus Vorsorgegründen vom Babyschwimmen abzusehen, bis geklärt ist, ob sich der Verdacht bestätigt. Alle anderen Kinder und Erwachsene können Schwimmbäder mit einer Wasseraufbereitung nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik weiter ohne Bedenken nutzen. Öffentliche Bäder werden in Deutschland pro Jahr von 250 bis 300  Millionen Menschen besucht. Eine ausreichende Desin-fektion des Beckenwassers – meist mit Chlor – ist unerlässlich: Denn nicht selten ist jemand mit Krankheitserregern infiziert, ohne Krankheitssymptome zu haben. Geht diese Person dann ins Schwimmbad, so ist unvermeidlich, dass Erreger in das Becken wasser gelangen. Dass durch die Desinfektion – in ge-

ringen Konzentrationen – Desinfektions nebenprodukte wie Trichloramin unvermeidlich entstehen, wird als kleineres Übel akzeptiert. In der Hallenluft deutscher Bäder fand das UBA Trichloramin-Konzentrationen bis maximal 18,8  Milligramm/Kubikmeter Luft (mg/m3). 90  Prozent der gemessenen Werte lagen aller-dings unter 0,34 mg/m3 und damit deutlich unter dem von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Richtwert von 0,50 mg/m3. Bei den hohen Messwerten entsprach entwe-der die Wasseraufbereitung oder die Hallenbadlüftung nicht den allgemein anerkannten Regeln der Technik [DIN  19643 bzw. VDI 2089 Blatt 1].“

Aufregung und UnsicherheitDie Aufregung war groß, nachdem die Deutsche Presseagentur (DPA) diese Meldung verteilt hatte und regionale wie überregi-onale Zeitungen darüber berichteten. Eltern fragten sich, ob sie ihrem Kind mit einem Babyschwimmkurs wirklich noch etwas Gutes tun und Badbetreiber und Anbieter von Babyschwimm-kursen fürchteten um ihre Teilnehmerzahlen.Dabei war die Information an sich noch nicht einmal neu. Schon seit Jahren gibt es Untersuchungen, die die Problema-tik „Gefahr durch Chlor im Schwimmbadwasser“ zum Thema haben.Denn belgische Autoren hatten schon 2003 einen möglichen Zusammenhang zwischen Asthma und dem Schwimmen in gechlortem Beckenwasser diskutiert. Ihre Vermutung damals: Das Risiko von Asthmaerkrankungen steigt, wenn der Spiegel des Clara-Zell-Proteins im Blutserum absinkt. Dieses Absinken kann auf eine Schädigung des Bronchialepithels hinweisen.

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Kommt dies häufiger vor, so führt dies, so die Vermutung, zu einem erhöhten Asthmarisiko. Als mögliche Substanz, die die-sen Effekt auslöst, gilt das Desinfektionsnebenprodukt Trichlo-ramin. Spätere Studien bestätigten diese Verdachtsmomente und zeigten eine signifikante Korrelation zwischen dem Zeitpunkt des ersten Schwimmens vor dem zweiten Lebensjahr und dem Abfall des Clara-Zell-Proteins im Blutserum.

Schweizer warnten schon 20062006 berichtete die Schweizerische Gesellschaft für Pädiat-rische Pneumologie (SSPP) über diese Untersuchungen. In ih-rer Stellungnahme heißt es: „Statistisch gesehen, wurde eine signifikante Korrelation zwischen der Besuchshäufigkeit ge-schlossener Schwimmbäder und der Zerstörung der Clara Zel-len bei Kindern gefunden, insbesondere bei Säuglingen, wel-che am Babyschwimmen teilnahmen. Es wurden 341 Kinder im Alter von 10 Jahren untersucht, 43 hatten als Säuglinge am Ba-byschwimmen teilgenommen. Bei letzteren waren die Entzün-dungsmarker deutlich erhöht, asthmatische und bronchitische Symptome traten häufiger auf als bei den anderen. Zwischen den Gruppen wurde kein Unterschied in Bezug auf eine Atopie in der Familienanamnese oder der IgE Serumkonzentrationen festgestellt.“Mit anderen Worten ausgedrückt heißt dies: Bei den unter-suchten Kindern traten asthmatische und bronchitische Sym-tome häufiger auf, wenn die Kinder am Babyschwimmen teil-genommen hatten. Dabei war in beiden Gruppen der Anteil einer durch die Eltern vererbte Überempfindlichkeit gleich hoch und somit nicht ausschlaggebend für das Ergebnis.

Die in der gleichen Studie gemessenen Konzentrationen an Stickstofftrichlorid konnten allerdings Werte zwischen 500 und 1000μg/m3 erreichen, was deutlich mehr ist, als es in deut-schen Bädern der Fall sein sollte.Wie schon der UBA-Bericht aufführt, ist jedoch noch unklar, wie hoch die Konzentration von Trichloramin im Wasser sein muss, um Schädigungen hervorzurufen. Unklar ist auch, ob Trichlora-min allein für Schädigungen verantwortlich ist oder ob weitere Nebenprodukte allein oder in Kombination diesen Effekt aus-lösen.

DLRG beschwichtigt ElternDie DLRG, als ein großer Anbieter von Babyschwimmkursen versuchte verunsicherte Eltern in einer Pressemeldung vom 27. Januar zu beruhigen. Dort heißt es, dass für Eltern mit Inte-resse am Babyschwimmen aber grundsätzlich kein Grund zur Besorgnis bestehe.Helmut Stöhr, Leiter Ausbildung im Präsidium der DLRG sagte gegenüber der Presse: "Das Umweltbundesamt hat den Ver-dacht, dass Trichloramin - ein Desinfektionsnebenprodukt - in der Hallenbadluft bei Kindern unter zwei Jahren asthmaaus-lösend sein könnte. Eindeutige Nachweise für diese Annahme gibt es bisher aber nach unserer Kenntnis nicht. Alle Kinder über zwei Jahren und erwachsene Schwimmer können Bäder mit Wasseraufbereitung nach den anerkannten Regeln der Technik wie bisher ohne Bedenken nutzen.“ Allerdings sagte Stöhr auch: „Die Vorteile des Babyschwimmens für die Entwick-lung des Kindes sind sehr groß. Wir empfehlen aber Eltern, in deren Familien Allergien bekannt sind, mit ihren Kindern in den ersten zwei Lebensjahren vorsorglich so lange nicht zum

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Babyschwimmen zu gehen, bis geklärt ist, ob Trichloramin für die Entstehung von Asthma verantwortlich ist.“Eine überzeugte Unbedenklichkeitserklärung hört sich anders an.Beschwichtigendes war auch von der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen zu hören. In ihrem Magazin „Archiv des Ba-dewesens“ führt sie unter anderem eine spanische Studie auf, die zu dem Schluss kam, dass der Besuch von Schwimmbädern im Kindesalter die Wahrscheinlichkeit an Atemwegserkran-kungen zu leiden eher reduzierte als fördert. Diese Studie, so ergaben die Recherchen des BSG-Magazins, stammt aus dem Jahr 2009 und wurde bei 3223 Neun- bis Zwölfjährigen An-hand von Fragebögen durchgeführt. Sie stellte in der Tat fest, dass das Risiko bei Kindern im Vergleich geringer war, wenn sie schon vor dem zweiten Geburtstag Bäder besuchten und nicht erst ab dem vollendeten vierten Lebensjahr.

Übersicht über verschiedene StudienRegula Corbelli und Constance Barazzone Argiroffo veröffentli-chten in der Ausgabe Vol.20 No. 4 2009 der Zeitschrift Paediatri-ca eine Übersicht über verschiedene Studien aus Deutschland und der Schweiz. Dort wird unter anderem eine retrospektive Screeningstudie bei 1881 Schülern in Brüssel aufgeführt, die eine Asthmaprävalenz von 5–30% und eine signifikante Korre-lation zwischen Asthmaprävalenz und dem Besuch von chlor-behandelten Schwimmbädern ergab. Diese Korrelation war nach Angaben der Autoren umso ausgeprägter, je frühzeitiger der Schwimmbadbesuch stattfand und je tiefer die Schwimm-baddecken waren. Corelli und Barazzone Argiroffo führten in ihrem Beitrag auch die bereits oben angesprochene Folgestu-die der selben Autoren auf.

2008 folgte eine weitere Studie, mit 847 Schülern in drei ver-schiedenen Schulen. In einem der Schwimmbäder wurde zur Desinfektion nicht Chlor, sondern ein Kupfer-Silber Ionisie-rungssystem verwendet. Diese Studie ergab, dass das Risiko auf Asthmasymptome bei den Kindern die das nicht chlorierte Schwimmbad besuchten viermal geringer war, als bei den Schülern der Vergleichsgruppe.Allerdings weisen Corelli und Barazzone Argiroffo auch auf eine deutsche Studie hin, die keinen Zusammenhang zwischen dem frühen Besuch eins Hallenbades und dem Auftreten von Atopien sieht. Als Grund vermuten die Autoren die 10-fach hö-here Chlorminkonzentration in belgischen Bädern gegenüber deutschen Schwimmbädern. Den überaus lesenswerten Bei-trag von Corelli und Barazzone Argiroffo kann man unter der Adresse www.sgpp-schweiz.ch/.../asthma_und_schwimmbae-der_paediatrica_2009_no_4_.pdf als PDF herunterladen.

Welchen Schluss kann man ziehen?Doch welchen Schluss lassen die verschiedenen Studien nun zu? Droht generell Gefahr für Säuglinge durch Chlornebenpro-dukte oder gilt dies nicht für deutsche Bäder?Einig scheinen sich UBA, Gesellschaft für das Badewesen und DLRG in der Tatsache zu sein, dass Kinder mit einer entspre-chenden familiären Vorbelastung eher vorsichtig sein sollten. Im Zweifelsfall sollte der Arzt konsultiert werden.Dennoch überwiegen bei der DLRG und bei der Gesellschaft für das Badewesen die Vorteile des Babyschwimmens über die bisher noch nicht endgültig bewiesenen Risiken.

Unangebrachte PanikmacheDer Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte äußerte sich bereits im Januar deutlicher. Er hält die generelle Warnung vor Schwimmbadbesuchen mit kleinen Kindern für unange-brachte Panikmache. „Bewegungsspiele im Wasser mit Kindern im ersten Lebensjahr gibt es seit den 70er Jahren, sichere Anhaltspunkte für eine Zu-nahme von Atemwegserkrankungen oder gar Asthma haben Kinder- und Jugendärzte in den letzten 40 Jahren nicht beo-bachtet, wenn Grundregeln der Hygiene eingehalten werden,“ sagte BVKJ-Präsident Dr. Wolfram Hartmann. Jedoch schränkt auch der BVKJ seine Empfehlung ein.„Öffentliche Hallenbäder sind für diese ersten Bewegungs-spiele allerdings weniger gut geeignet, weil der Lärmpegel für Säuglinge zu hoch und die Luft- und Wasserqualität für die Al-tersgruppe unter einem Jahr mit ihrem noch unreifen Immun-system ungeeignet ist“, so Dr. Wolfram Hartmann, der selbst über 25 Jahre junge Eltern mit dieser frühen Bewegungsanre-gung vertraut macht. Weiter heißt es in der Empfehlung des BVKJ: „Ideal sind Lehrschwimmbecken, deren Wasser nur ge-ring chloriert und vor Beginn der Spiele für Säuglinge frisch eingelassen ist. Kinder und begleitende Eltern müssen frei von ansteckenden Erkrankungen sein und sich gründlich waschen, bevor sie ins etwa 33 ° C warme Wasser gehen.“ Was heißt das? Es heißt, dass Babyschwimmen zwar risikolos ist, allerdings nicht in öffentlichen Bädern, was einen relativ großen Teil der vorhandenen Babyschwimmangebote schon einmal grundsätzlich als gefährlich ausschließt. Ein Bad das die von den Ärzten genannten Kriterien erfüllt nannte der Bericht nicht und es dürfte auch für die meisten Eltern schwer zu fin-den sein.

Ganz so unbesorgt über die Chlor-Problematik äußern sich übrigens nicht alle Ärzte. Schon im Juni 2007 war mit Bezug auf die belgische Studie auf Ärzte-Zeitung.de zu lesen: „Das Problem: Zehn Zentimeter über der Wasseroberfläche liegt die Chlorgaskonzentration nach Angaben von Professor Stephan Sorichter aus Freiburg in einer Größenordnung von 0,4 mg/m3. Das bedeute, dass die in der Arbeitsmedizin gerade noch tole-rierte Tageshöchstdosis bereits nach zwei Stunden überschrit-ten sei. Auch andere Faktoren, wie die im Sommer zu erwar-tenden Abbauprodukte von Sonnenschutzmitteln, bereiteten den Schwimmern ein "relativ toxisches" Umgebungsmilieu, warnte Soringer.“

Unterschiedliche AnsichtenSomit findet man unter Fachleuten aus dem Bäderbereich, Wissenschaftlern und Ärzten recht unterschiedliche Ansichten zur realen Gefahr durch Chlornebenprodukte. Sicher kann man sich als Vater oder Mutter wohl nur sein, wenn man der Emp-fehlung des BVJK zur Beschaffenheit des Babyschwimmbades folgt. Dann wird man aber Probleme haben, überhaupt eine Möglichkeit zum Babyschwimmen zu finden, die den BVJK-Kriterien entspricht. Sicher, ob die Grenzwerte in einem Bad eingehalten werden, können sich Eltern kaum sein. Allerdings kann man die Chlor-nebenprodukte in einem Bad durchaus riechen, denn der typische Chlorgeruch ist nichts anderes, als eben diese Reak-tionswprodulkte, und sollte darum Bäder in denen der „Chlor-geruch“ zu intensiv ist konsequent meiden.

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Ob öffentliche Bäder eine Gefahr für Kleinkinder sein können, muss offenbar noch weiter untersucht werden. Allerdings droht hier, ähnlich wie im Bereich der Forschung zur Schäd-lichkeit von Handys und DECT-Telefonen wohl noch eine län-gere Zeit der Unsicherheit. Jüngst hat ein Gericht in Italien allerdings offiziell bestätigt, dass Handys bzw. DECT-Telefone Krebs verursachen. Ein Angestellter einer Versicherung hatte geklagt, da sich bei ihm aufgrund täg-licher, stundenlanger Telefonate mit DECT-Telefonen und Han-dys ein Gehirntumor gebildet hatte. Das Gericht hat der Klage entsprochen und vorgelegte, industriefinanzierte Gutachten des beklagten Arbeitgebers als nicht glaubwürdig ausgeschlossen.

Aufklärung gefragtZwar droht solches Ungemach den deutschen Badbetreibern vorerst wohl nicht, doch ist die Unsicherheit in der Bevölkerung inzwischen, nicht zuletzt durch die Vielzahl sich widerspre-chender Berichte, recht groß. Hier kann nur eine offensive und ehrliche Öffentlichkeitsarbeit Abhilfe schaffen, die weder die Risiken, noch die Vorzüge des Babyschwimmens verschweigt. Darüber hinaus muss konsequent gegen alle vorgegangen werden, die das Wasser verunreinigen. Immer häufiger verzichten gerade jugendlichen Badegäste je-doch auf das Duschen vor dem Sprung ins Wasser. Diesen Besu-chern muss, zur Not auch mit drastischen Mitteln, klar gemacht werden, dass sie damit andere gefährden und schädigen. Oft bekommt man dann übrigens Antworten wie: „Na, dafür ist doch das Chlor im Wasser. Der Glaube, dass Chlor quasi als Alibi

genutzt werden kann, sich nicht zu waschen, ist unter den Bad-besuchern weit verbreitet. Letztlich schaden Badbesucher sich damit aber selbst, indem sie ihre Gesundheit gefährden und das muss ihnen klar gemacht werden.

UnbedenklichkeitssiegelUm das Image der deutschen Bäder nicht weiter zu schädigen, sollte schnell eine Möglichkeit gefunden werden, wie sich El-tern sicher sein können, dass für ihre Kinder möglichst wenig Gefahr durch Nebenprodukte droht. Eine Möglichkeit wäre ein Unbedenktlichkeitssiegel, ähnlich dem Umweltengel. Nur relegmäßig geprüfte Bäder erhalten dieses Siegel und können damit klar zum Ausdruck bringen: „Bei uns werden alle Grenz-werte eingehalten.“ Natürlich bietet auch dies keine absolute Sicherheit für Eltern, doch erleichtert es zumindest die grobe Orientierung, welches Bad eher nicht für das Babyschwimmen in Frage kommt, näm-lich eines, ohne dieses Siegel. Doch wird es wohl noch Jahre dauern, bis die Verbände ein solches Siegel umgesetzt haben und vielleicht wird es nie dazu kommen. Solange bleibt Eltern nur das Vertrauen in die Aussage des Schwimmmeisters, wenn dieser sagt, dass die Grenzwerte eingehalten werdenIn unserem Bad muss ich als Vater dem leitenden Schwimm-meister vertrauen, der mir versichert hat, dass alle Werte DEUT-LICH unter den Grenzwerten liegen und mein Kind somit nicht gefährdet ist.

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In Abstimmung mit der Landesschulbehörde Hannover bieten wir auch 2009 wieder einen Lehrgang zum Erwerb des anerkannten Abschlusses

„Geprüfte/r Meister/in für Bäderbetriebe“2011 / 2012

(gem. Verordnung vom 07.07.98) an.

Unsere Pluspunkte: • Wir haben ein erfahrenes

Lehrteam, das weiß, was Sie wissen müssen und dies zuverlässig vermit-teln kann

• Wir setzen moderne Tech-niken ein und schulen Sie auch im Umgang mit diesen

• Das Hallenbad befindet sich in unmittelbarer Nähe und kann von den Kursteilnehmern jederzeit genutzt werden

• Wir betreuen Sie in klei-nen Lerngruppen individuell - natürlich auch am Wochenende und nach Feierabend

Lehrgangszeitraum: 10. Oktober 2011 bis 23. März 2012

Prüfungsvorbereitung zum/r geprüften Meister/in für Bäderbetriebe

BSG-Institut zur Aus- und Fortbildung von BäderpersonalAuf dem Lay 20 - 31542 Bad Nenndorf

Tel.: 05723 / 91928080Mobil: 0178 / 8184288

www.schwimmmeister-schulung.de

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Berufsbildungsausschuss neu gebildet(kmb)Der Berufsbildungsausschuss für den Ausbildungsberuf der Fachange-stellten für Bäderbetriebe in Niedersachsen ist von der zuständigen Stelle der Landesschulbehörde für den Zeitraum vom 1.11.2010 bis zum 31.10.2014 neu berufen worden. Der Ausschuss setzt sich aus jeweils sechs Vertretern der Arbeitgeber und Ar-beitnehmer sowie Fachlehrern der berufsbildenden Schulen zusammen. Die Mitglieder des Ausschusses haben Frau Teichmann (Arbeitnehmervertre-terin und zugleich stellv. Vorsitzende des BDS Niedersachsen) zur stellvertre-tenden Vorsitzenden und Herrn Meyer-Bergmann (Arbeitgebervertreter) zum Vorsitzenden gewählt.Die Geschäftsführung für den Berufsbildungsausschuss obliegt der zuständi-gen Stelle der Landesschulbehörde unter der Leitung von Herrn Meis. Herr Meis ist wie folgt zu erreichen : Tel.: 0511 – 1062324Fax: 0511 – 106992324Mail: [email protected]

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N A C H R I C H T E N

DLRG Lehrscheinprüfungen für angehende Fachangestellte(kmb) Wie schon in den Vorjahren haben die berufsbildenden Schulen in Han-nover und Zeven gemeinsam mit dem DLRG Landesverband Niedersachsen für die angehenden Fachangestellten für Bäderbetriebe in deren Abschlussjahr die Möglichkeit zur Teilnahme an einer Prüfung zum Erwerb des Lehrscheins der DLRG geschaffen.Insgesamt 29 Auszubildende haben die-ses Angebot genutzt und sich der Prü-fungskommission der DLRG gestellt.Grundlage für dieses Angebot ist eine Kooperationsvereinbarung zwischen dem BDS und der Bundesorganisation der DLRG. Danach können zukünftige Fachangestellte nach Teilnahme an zu-sätzlichen Vorbereitungsmaßnahmen im Rahmen ihrer schulischen Ausbil-dung an dieser Prüfung teilnehmen. Die ausbildenden Lehrer( in Zeven Oliver Priess, in Hannover H.W. Matteikat) ha-ben die Kandidaten während des letz-ten Ausbildungsjahrs intensiv auf die Prüfung vorbereitet , wobei natürlich auf die ohnehin in der Ausbildung ge-lernten Inhalte zurückgegriffen werden konnte.Die Prüfungen selbst unterscheiden sich nicht von den üblichen DLRG – internen Lehrscheinprüfungen: Hausarbeit, Klau-sur und Lehrproben im Bad gehören ge-

nauso zur Prüfung wie Kurzvorträge und Lehrproben im Lehrsaal.Für die Teilnehmer haben diese Prü-fungen noch einen doppelten Sinn: Die Lehrscheinprüfung ist neben dem Erwerb einer zusätzlichen beruflich zu nutzenden Qualifikation eine gute Vor-bereitung und ein gutes Training auf die

Fachangestelltenprüfung, die am Ende der Ausbildung steht. Im Rahmen der Abschlussfeiern werden auch die Lehrscheine ausgehändigt. Die-se können auf Antrag beim Deutschen Olympischen Sportbund als Fachü-bungsleiterschein C anerkannt (umge-schrieben) werden.

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N A C H R I C H T E N

Osnabrück bleibt SchulstandortBraunschweig nicht zu halten!

(kmb) Sinkende Ausbildungszahlen in den Betrieben sind zu-gleich auch sinkende Schülerzahlen. Für die Schulstandorte Osnabrück und Braunschweig schien das Aus für den Ausbil-dungsgang der Fachangestellten für Bäderbetriebe unmittel-bar bevor zu stehen. Auf seiner konstituierenden Sitzung musste der Berufsbil-dungsausschuss sich dieser Problematik stellen. Es schien so, dass sich zwei der bisherigen vier Standorte von der Ausbil-dung der Fachangestellten „man-gels Masse“ verabschieden würden. In Schreiben an den Kultusminister, die Schulträger und die zuständi-gen Abteilungen der Landesschul-behörde hat sich der BBA für den Erhalt der Ausbildungsstandorte eingesetzt. U.a. heißt es dort:„Der BBA bittet die Schulträger so-wie die zuständige Landesschul-behörde der Erhalt der Standorte sicher zu stellen.Bei Wegfall dieser Standorte ent-stehen für die Auszubildenden erhebliche Nachteile z.B. durch große Entfernungen und damit verbundene hohe Fahrtkosten zwi-schen Ausbildungsstätte und den Berufsschulstandorten. Außerdem besteht die Gefahr, dass die Betriebe in den betrof-fenen Regionen auf die Ausbildung verzichten und damit die Infra-struktur im Bäderwesen zusätzlich gefährdet wird.Nur durch den Erhalt aller Stand-orte kann ein für den Nachwuchs erforderliches attraktives flächendeckendes Ausbildungsangebot aufrechterhalten wer-den und damit der notwendige Bedarf an Fachpersonal sicher-gestellt werden.“Kurzfristig konnte ein Teilerfolg erzielt werden: Schulträger

und Landesschulbehörde in Osnabrück haben sich entschie-den, den Schulstandort am Westerberg auch zukünftig für die Fachangestellten vorzuhalten. Auch Kultusminister Althus-mann hat dies in einem Schreiben an den Vorsitzenden des BBA bestätigt. Jetzt ist es Aufgabe der Betriebe in der Region, genügend Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen, damit der Standort auch auf Dauer gesichert werden kann.Für Braunschweig gibt es keine Chance. Auszubildende aus

dieser Region werden zukünftig die BBS in Hannover besuchen müssen. Ein entsprechendes Angebot hat die Schule den Be-trieben der Region bereits unterbreitet.

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Schwimmbad ABCTeil 3: Chlor

Chlor ist ein chemisches Element mit dem Symbol Cl und der Ordnungszahl 17. Im Periodensystem der Elemente steht es in der 7. Hauptgruppe und gehört damit zusammen mit Fluor, Brom, Iod und Astat zu den Halogenen.Elementares Chlor liegt unter Normalbedingungen in Form des zweiatomigen Moleküls Cl2 gasförmig vor. Es ist eines der reak-tivsten Elemente und reagiert mit fast allen anderen Elementen und vielen Verbindungen. Die hohe Reaktivität bedingt auch die Giftigkeit des elementaren Chlors. Der Name des Elementes lei-tet sich vom griech. χλωρος chlōrós „hellgrün, frisch“ ab. Dieser Name wurde nach der typischen gelbgrünen Farbe des Chlor-gases gewählt.In der Natur kommt Chlor nicht elementar, sondern nur ge-bunden in verschiedenen Verbindungen vor. Die wichtigsten Verbindungen sind die Chloride, in denen Chlor in Form des Anions Cl− auftritt. Das bekannteste Chlorid ist Natriumchlorid, häufig auch als Kochsalz oder kurz Salz bezeichnet. Chlorid ist ein häufiger Bestandteil des Meerwassers und besitzt wichtige biologische Funktionen, vor allem bei der Steuerung des Was-serhaushaltes im Körper.Das fast ausschließlich durch Elektrolyse gewonnene Chlor wird großteils für die Synthese chlorhaltiger Verbindungen wie des Vinylchlorids, einem Ausgangsprodukt für die Produktion des Kunststoffes PVC, eingesetzt.

Geschichte

Elementares Chlor wur-de erstmals 1774 von Carl Wilhelm Scheele dargestellt. Er ließ dabei Salzsäure mit Braunstein reagieren. Dabei erkann-te er jedoch nicht, dass es sich bei dem dabei entste-henden Produkt um ein bisher unentdecktes Ele-ment handelt. Stattdessen wurde von den meisten Chemikern wie Antoine Laurent de Lavoisier an-genommen, dass der Stoff mit Sauerstoff angerei-

cherte Muriumsäure sei. Der Grund für diese Annahme lag da-rin, dass die Salzsäure für eine sauerstoffhaltige Säure eines hy-pothetischen Elementes, des Muriums, gehalten wurde. Durch den Kontakt mit dem Mangandioxid sollte diese dann weiteren Sauerstoff aufnehmen.Dies wurde scheinbar von Claude-Louis Berthollet bestätigt, derbeobachtete, dass Chlorwasser bei Belichtung Sauerstoff ab-gibt, und es daher als „oxidierte Salzsäure“ bezeichnete.Nachdem Versuche gescheitert waren Sauerstoff, etwa durch

Erhitzen mit Kohlenstoff, aus der Verbindung abzuspalten, erkannte Humphry Davy 1808, dass es sich bei der Substanz um ein neues Element und nicht um eine sauerstoffhaltige Verbindung handelt. Er nannte das neue Element auf Grund seiner charakteristischen hellgrünen Farbe nach dem griechi-schen χλωρός chlōrós „hellgrün, frisch“ auf den Namen Chlor.Zunächst wurde Chlor überwiegend nach einem von Walter Weldon entwickelten Verfahren aus Salzsäure und Mangan-dioxid gewonnen. Da dies nicht sehr effektiv war, wurde es 1866 durch das von Henry Deacon entwickelte Deacon-Ver-fahren ersetzt. Dabei diente billiger Luftsauerstoff als Oxida-tionsmittel und Kupfer(II)-chlorid als Katalysator. Chlor wurde zwar schon 1800 erstmals elektrolytisch hergestellt, jedoch spielte dies bis zur Entwicklung der nötigen Generatoren durch Werner von Siemens Ende des 19. Jahrhunderts keine große Rolle.Seitdem sind e l e k t r o c h e -mische Herstel-lungsver fahren die weitaus wich-tigsten Produkti-onsverfahren von Chlor. Die histo-risch wichtigste V e r w e n d u n g von Chlor liegt in der Anwendung als Bleichmittel. Dazu konnte es entweder ele-mentar einge-setzt werden oder durch Re-aktion mit Calci-umhydroxid zu Chlorkalk weiterverarbeitet werden.Im Ersten Weltkrieg wurde Chlorgas erstmals als chemische Waffe eingesetzt. Der Einsatz am 22. April 1915 in der Nähe der Stadt Ypern in Flandern durch deutsche Truppen führte zu vielen Toten und zahlreichen, teilweise lebenslang geschä-digten Soldaten. Bald wurde es jedoch durch wirksamere Giftgase ersetzt, zum Beispiel Phosgen.

Vorkommen

Chlor ist auf der Erde ein relativ häufiges Element. In der konti-nentalen Erdkruste kommt es mit einem Gehalt von 145 ppmvor und ist damit in der Häufigkeit hinter Elementen wie Zir-conium, Kohlenstoff oder Schwefel an 19. Stelle. Auf Grund der hohen Reaktivität kommt es nur in Verbindungen, meist in Form von Chloriden, und nicht elementar vor.

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Da Chloride in Wasser gut löslich sind, ist im Meerwasser der Ozeane eine hohe Konzentration an Chloridionen enthalten. Chlor ist mit einem Gehalt von 19,4 g Cl-/l nach Sauerstoff und Wasserstoff das häufigste Element im Meerwasser. HoheGehalte an Chlorid haben viele abflusslose Seen, wie beispiels-weise das Tote Meer, da bei diesen das von den Flüssen zuge-führte Wasser verdunstet und das mitgeführte Salz zurück-bleibt.Die wichtigsten Chlorminerale sind Halit (Natriumchlorid), häu-fig als Steinsalz oder einfach Salz bezeichnet, Sylvin(Kaliumchlorid), Carnallit (KMgCl3·6 H2O), Bischofit (MgCl2·6 H2O) und Kainit (KMgCl(SO4)·3 H2O). Es gibt große Lagerstät-ten, die beim Austrocknen von Meeresteilen entstanden sind. Da die geringer löslichen Natriumsalze zuerst ausfallen und sich bei fortschreitender Austrocknung die Kaliumsalze darü-ber ablagern, sind die Lager oft geschichtet. Größere Vorkommen an Halit befinden sich in Deutschland beispielsweise in Bad Friedrichshall und Bad Reichenhall, ein Vor-kommen in Österreich liegt bei Hallein.Es ist eine Vielzahl na-türlicher chlororga-nischer Verbindungen bekannt, im Februar 2002 zählte man 2200. Der größte Teil wird von Meereslebewesen, wie Seetang, Schwäm-men, Manteltieren oder Korallen syntheti-siert. Auf dem Land le-bende Tiere und Pflan-zen bilden in deutlich geringerem Umfang chlororganische Verbindungen. Auch bei Vulkanausbrüchen und der Verbrennung von Biomasse entste-hen chlororganische Verbindungen.Chlorradikale entstehen durch Zersetzung organischer Chlor-verbindungen in der Stratosphäre. Viele dieser chlororga-nischen Verbindungen, vor allen die Fluorchlorkohlenwas-serstoffe (FCKW) sind nicht oder nur in geringem Umfang natürlichen Ursprungs, sondern wurden vom Menschen frei-gesetzt. Chlorradikale können den Abbau von Ozon katalysie-ren und sind für das sogenannte Ozonloch, das vor allem im Bereich der Pole auftritt, verantwortlich.[18]

Gewinnung und DarstellungChlor ist eine der wichtigsten Grundchemikalien und zählt mit einer Menge von 58,9 Millionen Tonnen im Jahr 2006 zu den meistproduzierten Chemikalien. Technisch wird Chlor fast aus-schließlich durch verschiedene elektrochemische Verfahren hergestellt, im kleineren Maßstab kann es auch auf chemischen Weg gewonnen werden.Als Nebenprodukt fällt es bei der elektrochemischen Produk-tion von Natrium und Magnesium aus den entsprechenden Chloriden an.

VerwendungChlor wird vor allem zur Herstellung anderer Chemikalien verwendet. Mit 33 % im Jahr 1997 ist dabei Vinylchlorid, die Ausgangssubstanz für die Herstellung des Kunststoffs Polyvi-nylchlorid, das wichtigste Produkt. Auch andere einfache chlo-rorganische Verbindungen werden durch Reaktion von Chlor und entsprechenden Kohlenwasserstoffen hergestellt. Diese dienen vor allem als Zwischenprodukt, etwa für die Herstellung von Kunststoffen, Arzneistoffen oder Pestiziden. So wurden 1995 85 % aller Arzneistoffe unter Verwendung von Chlor her-gestellt. Häufig wird das Chlor im Verlauf eines Herstellungs-prozesses wieder abgespalten und chlorfreie Endprodukte er-halten. Beispiele dafür sind die Herstellung von Glycerin über Allylchlorid und Epichlorhydrin oder das Chlorhydrinverfahren zur Herstellung von Propylenoxid.

Anorganische Chlor-verbindungen wer-den häufig über die Reaktion mit Chlor hergestellt. Technisch wichtig sind dabei bei-spielsweise die Synthe-se von Chlorwasser-stoff in hoher Reinheit durch Reaktion von Chlor und Wasserstoff oder die Synthese von Titantetrachlorid. Dieses wird entweder über den Kroll-Prozess zu elementarem Titan weiterverarbeitet oder dient als Zwischenpro-dukt bei der Reinigung des Weißpigmentes Titan(IV)-oxid.Weitere wichtige Chlo-ride, die durch Reakti-

on des Elements mit Chlor dargestellt werden, sind Alumini-umtrichlorid und Siliciumtetrachlorid.

Wird Chlor in Wasser geleitet, dissoziiert es unter Bildung von hypochloriger Säure. Diese wirkt stark oxidierend und wirkt so bleichend und desinfizierend. Die bleichende Wirkung des Chlors wurde vor allem für die Produktion von weißem Papier ausgenutzt. Das Chlor ist in der Lage, die aromatischen Ringe des Lignins zu ersetzen oder zu oxidieren. Dadurch sind mög-liche Chromophore zerstört und das Papier erscheint heller. Da jedoch bei der Chlorbleiche teilweise krebserzeugende chlor-organische Verbindungen wie Polychlorierte Dibenzodioxine und Dibenzofurane oder Chlorphenole entstehen, wurde die Chlorbleiche häufig durch ungefährlichere Methoden wie derBleiche mit Natriumdithionit ersetzt.Die desinfizierende Wirkung des bei der Reaktion von Chlor und Wasser entstandenem Hypochlorits wird bei der Wasser-aufbereitung in der sogenannten Chlorung ausgenutzt. Ne-ben Trinkwasser wird vor allem Schwimmbadwasser auf diese Weise von Bakterien befreit. Da bei der Reaktion mit anderen Bestandteilen des Wassers auch unerwünschte und teilweise giftige oder krebserregende Stoffe, etwa Trihalogenmethane, entstehen können, wird Chlor für die Desinfektion von Trink-wasser zunehmend durch Chlordioxid oder Ozon ersetzt.

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Auf Grund der Umweltschädlichkeit und Giftigkeit von Chlor und vieler chlorhaltiger Verbindungen wird gefordert und teilweise versucht, diese zu vermeiden und durch chlorfreie Verbindungen und Prozesse zu ersetzen. Auch das Recycling von chlorhaltigen Abfallstoffen ist eine Alternative, da so kei-ne neuen derartigen Produkte hergestellt werden müssen. Das Verbrennen von chlororganischen Verbindungen, bei dem leicht giftige Verbrennungsprodukte entstehen können, kann so vermieden werden. Allerdings sprechen häufig höhere Prei-se und schlechtere Eigenschaften von Ersatzstoffen gegen den Ein-satz von chlorfreien Produkten und Prozessen, und es wird wei-terhin Chlor in großen Mengen in der Industrie eingesetzt.

SicherheitshinweiseChlor wirkt als Gas vorwiegend auf die Atemwege. Bei der Inha-lation reagiert es mit der Feuch-tigkeit der Schleimhäute unter Bildung von hypochloriger Säure und Salzsäure. Dadurch kommt es zu einer starken Reizung der Schleimhäute, bei längerer Ein-wirkung auch zu Bluthusten und Atemnot, sowie Erstickungser-scheinungen. Bei höheren Kon-

zentrationen kommt es zur Bildung von Lungenödemen und starken Lungenschäden. Ein Gehalt von 0,5–1 % Chlor in der Atemluft wirkt tödlich durch Atemstillstand. Die letalen Dosen über eine Stunde (LC50) liegen bei 293 ppm für Ratten und 137 ppm für Mäuse.[27] Flüssiges Chlor wirkt stark ätzend auf die Haut. Bei chronischer Einwirkung von Chlor kann es zu chro-nischer Bronchitis, bei höheren Konzentrationen auch zu Herz und Kreislaufschäden, sowie Magenbeschwerden kommen. Chlor ist nicht brennbar, kann jedoch mit vielen Stoffen stark

reagieren. So besteht beim Kon-takt von Chlor mit Wasserstoff, Kohlenwasserstoffen, Ammoniak, Aminen, Diethylether und eini-gen anderen Stoffen Explosions-gefahr.Eine spanische Studie kam zu dem Ergebnis, dass die durch die Chlorung des Wassers und der Reaktion mit organischen Ver-unreinigungen (Urin, Schweiß, Hautschuppen) entstehenden Desinfektionsnebenprodukte das Risiko für Blasenkrebs erhöhe.

Quelle: WikipediaFotos: Wikipedia

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Von Heiko Reckert

Begriffsdefinition MassenmedienUm zu verstehen, wie wir unser Bad optimal über die Medien der Öffentlichkeit präsentieren können, müssen wir uns zu-nächst einmal darüber klar werden, wie die Medienlandschaft in Deutschland beschaffen ist.Der erste Begriff, der einem bei diesen Betrachtungen unter-kommt, ist der der Massenmedien. Was sind Massenmedien? Zur Erklärung dieses Wortes, müssen wir uns zunächst einmal mit einem weiteren Begriff beschäftigen, der Kommunikation.

KommunikationUnter Kommunikation im weitesten Sinne wird Gemeinsam-keit, Verständigung, der Vor gang des Mitteilens oder die Über-mittlung von Informationen durch Zeichen, Symbole, Sprache, Schrift, Bild oder deren Kombination, aber auch offizielle Be-kanntmachungen und sogar Verkehr in verschiedenen Be-reichen verstanden, zum Beispiel Funk- und Fernsprech verkehr.Nach dem klassischen Verständnis des Begriffs Kommunikation kann man intrapersonale (Austausch innerhalb eines Individu-ums), interpersonale (Austausch zwischen mindestens zwei In-dividuen) und mediengebundene Kommunikation (Austausch zwischen einer kleinen Gruppe, wie z.B. der der Journalisten, und einer großen Gruppe, der der Rezipienten) unter scheiden.

MassenmedienMassenmedien sind nach Gablers Wirtschaftslexikon: „...tech-nische Mittel zur Vermittlung von Informationen und Emoti-onen bei räumlicher oder zeitlicher oder raumzeitlicher Distanz zwischen den Kommunikationspartnern an ein voneinander getrenntes Publikum.“In den meisten Fällen handelte es sich dabei in der Vergan-genheit um eine einseitige Kommunikation. Ein Sender trans-portierte einen bestimmten Inhalt mittels eines Mediums (z.B. eines Druckerzeugnisses) an die Empfänger. Diese hatten nicht die Möglichkeit, über das selbe Medium eine Antwort an den Sender zu schicken, denn sie konnten selbst keine Zeitung dru-cken.Der Begriff der Massenmedien findet seinen Ursprung im 19. Jahrhundert, als das Wort Masse in der Psychologie eingeführt wurde. Mit der Bezeichnung sollte das Phänomen großer Men-schenansammlungen wie bei Demonstrationen und Streiks beschrieben werden. Das Wort Medium kommt aus dem Latei-nischen und bedeutet so viel wie “das in der Mitte befindliche". Gemeint ist damit das vermittelnde Element im Allgemeinen. Die klassischen Massenmedien in Deutschland waren in der

Vergangenheit Print-Produkte, der Rundfunk und das Fernse-hen. Seit einigen Jahren ist auch das Internet als Massenme-dium hinzugekommen und mit ihm hat sich das klassische Verständnis von Sender und Empfänger drastisch verändert. Aus einer so genannten One to Many Kommunikation wurde eine Many to Many Kommunikation. Das heißt, nach wie vor erreicht ein Sender sehr viele Rezipienten, durch die moder-ne Technik ist es jedoch möglich, dass diese Rezipienten nun ihrerseits durch eine Reaktion wieder sehr viele andere errei-chen. Darüber hinaus kann technisch gesehen heute beinahe jeder selbst zum Sender mit einem Massenpublikum als Emp-fänger werden.

Massenmedien im WandelDie Massenmedien in Deutschland haben sich in den vergan-genen Jahren drastisch verändert und diese Veränderung wird uns auch noch geraume Zeit begleiten.Während Zeitungen, das Radio und schließlich das Fernsehen zum Teil Jahrzehnte dafür brauchten, sich als Massenmedium durchzusetzen, schaffte das Internet dies in einem Bruchteil der Zeit.Von der ersten Einführung des Fernsehens in Deutschland, im Jahre 1934 bis zur Massentauglichkeit in den sechziger und siebziger Jahren vergingen Jahrzehnte. Zwar ist das Internet in seiner Urform auch schon seit 1969 in Gebrauch, die moder-ne grafische Oberfläche, das WWW gibt es hingegen erst seit 1991.Diese massive Verbreitung des Internets in so kurzer Zeit hat die klassischen Medien zu einem gewissen Teil überrumpelt. Insbesondere viele Zeitungen waren sich unsicher, wie sie der Konkurrenz aus dem Internet begegnen könnten. Plötzlich ist es möglich, vom Empfänger zum Sender zu werden und jeder Blogger, der seine Seite öffentlich ins Netz stellt, wird so zum kleinen Verleger, auch, wenn er seine Inhalte nur digital über-mittelt. Viele Zeitungen und Magazine haben auf diesen Wandel deut-lich zu spät reagiert, was zu einem Teil sicherlich daran gele-gen haben könnte, dass die dort beschäftigten Journalisten noch in einer anderen Zeit ihr Handwerk gelernt haben. Um aber zumindest noch am Kuchen des neuen Mediums teilha-ben zu können, und diese mediale Welt nicht anderen allein zu überlassen, übertrug und übertragen viele Zeitungen und Magazine auch heute noch ihr Produkt eins zu eins vom Papier ins Internet.Doch das Internet ist schneller und kann mehr als herkömm-liche Produkte und so müssen auch die Tageszeitungen und Magazine neue Wege der Verbreitung und neue Nischen in der Welt der Massenmedien finden. Einer der großen Heilsbringer

Serie Public Relations Teil 2:

Massenmedien in der Bundesrepublik Deutschland

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aus Sicht der Verlage ist in dieser Hinsicht zurzeit Apple mit sei-nem iPad.Die Digitalisierung sämtlicher Medien durch die Möglichkeiten des Internets hat dazu geführt, dass wir auch mit Journalisten in unserer täglichen Arbeit anders umgehen müssen. So war ich jüngst bei einem Interview anwesend, das eine freie Mitar-beiterin eines lokalen Radiosender mit dem Leiter einer Brei-tensportveranstaltung führte. Neben einem entsprechenden O-Ton, also einem Interview mit dem Veranstaltungsleiter und mit einigen Teilnehmern, benötigte die junge Frau auch einige Digitalfotos für das Internetangebot des Radiosenders. Anders-herum veröffentlichen inzwischen einige Zeitungen bereits Vi-deos oder Tondokumente rund um die gedruckte Nachricht. Mit dem Internet verwachsen also diese klassischen Medien immer mehr zu einem und diese Entwicklung macht zweifellos einigen Menschen Angst, den noch ist völlig unklar, wohin dies führen wird. Wenn also im nachfolgenden eine Unterteilung der Massen-medien vorgenommen wird, so handelt es sich dabei, anders

als noch vor wenigen Jahren, nicht um eine strikte Trennung mit einer klaren Abgrenzung. Vielmehr verschmelzen die ein-zelnen Massenmedien immer mehr zu einem allumfassenden Informationsmedium. Technische Möglichkeiten lassen das, was Sie aus Harry Potter kennen, nämlich eine Zeitung mit be-wegten Bildern, in Zukunft durchaus möglich werden. Ich kann an einem mobilen Computer die Zeitung lesen und gleichzei-tig, statt des in der Printversion vorhandenen Bildes, einen Film von eben diesem Ereignis anschauen.Das IPad-Angebot der ARD Tagesschau funktioniert schon heu-te so. Auch n-tv hat ein ähnliches Angebot für das IPad.Diese Entwicklung erwartet von den Journalisten jedoch, dass sie vom einfachen Schreiber zum multimedialen Regisseur werden. Dies sind steigende Anforderungen, denen nicht im-mer jeder gerecht werden kann oder will. Und diese Anforde-

rungen verstärken auch den Zeitdruck, unter dem schon jetzt viele Journalisten stehen. All dies sind Faktoren, die sich nega-tiv darauf auswirken können, wenn wir mit der Presse ins Ge-spräch kommen wollen.Das hier dargestellte Szenario ist zwar noch ein Extrem, und keinesfalls überall in Deutschland so vorzufinden, doch die Entwicklung geht ihn diese Richtung.

PrintmedienPrintmedien, also gedruckte Publikationen sind die ältesten Massenmedien. Schon vor mehreren 100 Jahren gab es Zei-tungen und es wird sie auch noch in etlichen Jahren geben, wenn auch möglicherweise die Art der Produktion sich bis da-hin verändert hat.Wie der gesamte Medienmarkt in Deutschland, ist auch der Zeitungsmarkt heiß umkämpft. Dies liegt zum Teil daran, dass das Anzeigenaufkommen in Zeitungen deutlich abgenommen hat. Das mindert die Einnahmen zum Teil erheblich.

Um qualitativ hohe Beiträge zu er-stellen, benötigen die Zeitungen entsprechendes Personal, das je-doch ist teuer und angesichts rück-läufiger Leserzahlen zum Teil nicht mehr zu finanzieren. Das Ergebnis ist relativ einfach: Viele Zeitungen versuchen, durch den Einsatz von Aushilfskräften Geld zu sparen. So wird zum Beispiel an Wochenenden auf freie Mitarbeiter zurückgegrif-fen, die weitaus weniger verdienen, als ein fest angestellter Redakteur. Die freie Mitarbeiter jedoch sind nicht selten Schüler, denen jede journalistische Ausbildung fehlt.In den vergangenen Jahren ist es in Deutschland zu einer Bereinigung der Zeitungslandschaft gekommen. Kleinere, lokale Zeitungen sind in größeren aufgegangen oder ehe-malige Konkurrenten, die zwei ver-schiedene Zeitungen an einem Ort herausgegeben hatten, haben sich zusammengetan. Alternativ, wie es in den vergangenen Jahren vor al-len Dingen im Ruhrgebiet gesche-hen ist, haben die großen Konzerne

die Zeitungslandschaft auch unter sich aufgeteilt. Um sich nicht gegenseitig Konkurrenz zu machen Konzerne sich mit ih-ren Redaktionen aus diversen Städten zurückgezogen, um sie dem ehemaligen Konkurrenten zu überlassen. Der wiederum hat dann in anderen Städten seine Redaktion geschlossen. Auf diese Art haben der Essener WAZ Konzern und der Verlag der Dortmunder Ruhr Nachrichten das Ruhrgebiet zwischen sich aufgeteilt. Für die Leser bedeutet dies, dass aus einer einst vielfältigen Zeitungslandschaft in Deutschland eher eine Zei-tungs Wüste geworden ist. Selten hat man heute noch mehr als eine lokale Tageszeitung am Ort. Als ich vor Jahren meine journalistische Ausbildung begonnen habe, ging es noch da-rum, besser als die Konkurrenz zu sein. Die Anspruch haben heutzutage viele Journalisten nicht mehr denn es gibt schlicht und einfach keine Konkurrenz vor Ort, von der sie sich unter-

Foto: S. Hofschläger / Pixelio.de

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scheiden müssen.Stärker umkämpft ist in dieser Hinsicht noch der Markt der Ma-gazine, und hier insbesondere der Special Interest Magazine. Doch schauen wir uns die einzelnen Produkte in Deutschland der Reihe nach an.

TageszeitungenTageszeitungen sind immer noch für unser Bad das wichtigste Presseerzeugnis vor Ort. Zwar geht die Zahl der Zeitungsleser nach wie vor zurück, doch kann man trotzdem nicht darauf ver-zichten, Informationen über die Zeitung an die Kunden zu brin-gen. Ich habe oben ja bereits einiges über die sich wandelnde Zeitungslandschaft geschrieben. Doch unabhängig davon, ob sich die Tageszeitungsinhalte künftig mehr und mehr digita-lisieren werden, bleiben Tageszeitungen doch eine wichtige Informationsquelle für lokale Nachrichten, egal ob auf Papier oder digital.Dabei können wir zwischen lokalen Tageszeitungen, die über einen Lokalteil, also in der Regel eine Stadtseite verfügen, und überregionalen Zeitungen unterscheiden. Zum Teil erscheinen regionale Zeitungen in einer anderen Ausgabe auch überregi-onal oder aber bundesweite Zeitungen haben regional Teile, wie dies z.B. bei der Bildzeitung der Fall ist. Die Bild-Zeitung ist aber auch in einem anderen Bereich noch etwas besonderes, denn sie wird, anders als herkömmliche Tageszeitungen, nicht vorwiegend im Abonnement verkauft, sondern zum großen Teil über den Straßenverkauf.

Zum Teil produzieren scheinbar verschiedene Zeitungen ei-nen unterschiedlichen Regionalteil, teilen sich jedoch den so genannten Mantel, das sind die überregionalen, deutschland-weiten und weltweiten Beiträge. Zum Teil hat man dann zwar ein unterschiedliches Aussehen des Mantels, letztendlich aber doch die gleichen Berichte. Große Zeitungskonzerne nutzen diese Synergie-Effekte um die Kosten für ihr Produkt weiter zu drücken.Die genaue Verflechtung der einzelnen Redaktionen, Mantel-redaktionen und mögliche andere lokale Besonderheiten kön-nen an dieser Stelle gar nicht umfassend aufgeführt werden. Wichtig ist jedoch, dass man als Pressesprecher seines Bades diese lokalen beziehungsweise vor Ort ansässigen Redakti-onen kennt und auch weiß, wie sie zusammen hängen.

WochenzeitungenEinen relativ großen Markt der Tageszeitungen steht ein eher kleiner Markt der so genannten Wochenzeitungen gegenüber. Die Wochenzeitungen sind von ihrer Aufmachung her ganz normale Zeitungen, das heißt sie haben auch ein typisches Zeitungsformat, arbeiten jedoch nicht tagesaktuell, sondern erscheinen nur im wöchentlichen Rhythmus. Die bekannteste Zeitung dieser Gattung ist wohl „Die Zeit“. Für die Lokalbericht-erstattung sind diese Presseerzeugnisse in der Regel wenig interessant und das kleinere Hallenbad der mittelständische Stadt ist in den meisten Fällen für die Redaktionen solcher Zei-tungen nicht interessant.

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Foto: Rainer Sturm / Pixelio.de

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AnzeigenblätterInteressanter für unsere lokale Öffentlichkeitsarbeit sind da schon die so genannten Anzeigenblätter. Diese erscheinen in der Regel ein bis zweimal in der Woche und werden kostenlos an sämtliche Haushalte im Verteilungs Gebiet geliefert. Wie der Name schon sagt, finanzieren sich die Anzeigenblätter durch Anzeigen. Sie haben meist relativ kleine Redaktionen und Ar-beiten zum großen Teil mit freien Mitarbeitern, um Kosten zu senken. Entsprechend dankbar sind solche Redaktionen für perfekt ausgearbeitete Pressebeiträge, bei denen sie mög-lichst wenig Nachbearbeitungsaufwand haben. Zum Teil ist die Personaldecke bei diesen Zeitungen so gering, dass sie Pres-setexte nicht nur eins zu eins übernehmen, sondern sie noch nicht einmal auf Fehler kontrollieren. Es ist schwierig zu analysieren, wie groß die Akzeptanz dieser Anzeigenblätter jeweils ist. Zwar geben die Redaktionen im

allgemeinen die verteilte Auflage, meist sogar auf der Titelsei-te an, um zu zeigen, wie viele Leser eine mögliche Anzeige in diesem Blatt erreicht, doch ist unklar, ob redaktionelle Beiträ-ge gelesen werden oder nicht. Ich kenne durchaus Menschen, die die redaktionellen Beiträge eines solchen Anzeigenblattes lediglich als Hülle für die vielen schönen Prospekte benutzen, die so jede Woche ins Haus kommen. Unabhängig von der wirklichen Anzahl der Leser eines solchen Blattes, kann man als Pressesprecher dennoch nicht darauf verzichten, auch diese Zeitungen in der Öffentlichkeitsarbeit einzusetzen.

MagazineGehen wir weg von den Zeitungen, und wenden wir uns den Magazinen zu. Der deutsche Magazinmarkt ist ebenso um-kämpft wie der Zeitungsmarkt. Auch wer keine Tageszeitung im Abo hat oder regelmäßig die Bildzeitung beim Zeitungs-händler um die Ecke kauft, wird dennoch nicht ganz ohne Magazine durchs Leben gehen können. Es gibt eine nahezu unüberschaubarer Anzahl an Magazinen zu jedem noch so ausgefallenen Thema. Sammeln Sie Münzen, dann greifen Sie zum Deutschen Münzenmagazin, will sich Ihre Tochter darüber informieren, was gerade in der Popszene In ist, dann greift sie zur Bravo, während Ihre Frau möglicherweise Brigitte, Tina oder Gala in Händen hält. Der Sohn hat sich eine Zeitschrift über Konsolenspiele gekauft, und Sie? Nun, entweder, Sie greifen zu einem Nachrichtenmagazin, wie dem Spiegel oder Focus oder Sie lesen das Fachmagazin Ihres Berufsverbandes, „Das

Schwimmbad und sein Perso-nal“ und „Das Archiv des Bade-wesens“.Zum Teil sind diese Magazine re-lativ kurzlebig und stellen nach wenigen Ausgaben ihr erschei-nen wieder ein. Die allermeisten dieser Zeitschriften sind jedoch für die Öffentlichkeitsarbeit Ihres Bades sowieso eher unin-teressant. Und selbst die Frage, ob man mit seinem Hallen- oder Freibad in das Magazin des Bundesverbandes Deutscher Schwimmmeister muss, darf bezweifelt werden, denn letzt-lich bringt dies zumindest nicht mehr Kunden ins Bad.Überhaupt ist es eher zwei-felhaft, ob man es mit einem Pressebericht in ein Magazin schafft. Möglich ist dies wohl am ehesten bei so genannten Stadtmagazinen, die über ak-tuelle Themen und Veranstal-tungen aus der jeweiligen Stadt oder Region berichten. Für den Bereich Hannover ist dies zum Beispiel der „Schädelspalter“, im Ruhrgebiet ist das Magazin „Coolibri“ bekannt.Da solche Magazine, abgesehen von den so genannten Stadt-magazinen, aber vorwiegend bundesweit erscheinen, sind sie zumindest für die lokale Öffent-

lichkeitsarbeit ihres Bades uninteressant. Und bei manchen Magazinen muss man sogar dankbar sein, wenn das eigene Bad dort keine Erwähnung findet, denn in den meisten Fällen wird der Spiegel wohl nicht darüber berichten, wie schön ein Bad ist, sondern eher, dass dort unmögliche hygienische Be-dingungen herrschen oder Versäumnisse beim Personal vorlie-gen. Mit anderen Worten: wenn bei Ihnen im Bad alles normal läuft, werden Sie in der Regel für diese Redaktion absolut un-interessant sein.

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Foto: Christian Evertsbusch / Pixelio.de

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(re) Trinken Sie genug?„Was ist das für eine Frage?“, werden Sie sich vielleicht nun wundern. Doch unbe-rechtigt ist sie, gerade für Mitarbeiter an Bäderbetrieben, nicht.Insbesondere in der warmen Hallenbad-luft und im sommerlichen Freibad ist ein ausgeglichener Flüssigkeitshaushalt für die Gesundheit von entscheidender Bedeu-tung.Gemeinhin trinken viele Deutsche zu we-nig. Meist steckt natürlich nicht Absicht, sondern einfach Vergesslichkeit dahinter.Es müsste etwas geben, das einen daran erinnert, wieder etwas zu trinken.Das dachte sich auch Sven Olsen und er-fand kurzerhand die Trinkuhr. Zum Ver-trieb wurde eine GmbH gegründet und nun verkauft Olsen die Erfindung im In-ternet unter www.trinkuhr.de.Doch was macht die Trinkuhr eigentlich? Die Redaktion von Bäder Sport Gesund-heit hat sich ein Exemplar zuschicken lassen und eine Redaktionsmitarbeiterin hat sich sofort darauf gestürzt und sich als Testerin angeboten.Zunächst einmal fällt positiv auf, dass die Lieferung schon einen Tag nach der Be-stellung bei uns eintraf. Ein Blick auf den beiliegenden Flyer macht mir, und wohl auch einigen anderen in der Redaktion, sofort ein schlechtes Gewissen. Dort steht zwar nicht, wieviel ich jeden Tag trinken soll, aber dort steht, dass weder Kaffee oder Schwarztee, noch Alkohol

und noch nicht einmal Milch als Flüssig-keit zählen. Ich überschlage kurz mein Trinkverhalten und stelle fest, dass ich nach dieser Zählweise heute noch gar nichts getrunken habe und gestern auch nicht.Ein Kollege meint: „In der letzten Ausga-be haben wir darüber geschrieben, dass es Studien gibt, nach denen auch Kaffee zum Flüssigkeitshaushalt dazu zählt.“ Das beruhigt mich nur am Rande.Doch nun kann das ja alles besser wer-den. Trinken vergessen war gestern. Unsere Testerin macht sich ans Werk und stellt sofort beim Durchlesen der Bedienungsanleitung den ersten groß-en Mangel fest. Die Trinkuhr „MyWay“ ist als Armbanduhr nicht Spritzwasserge-schützt, was quasi ein Ausschlusskriteri-um für Mitarbeiter an Bäderbetrieben ist. Aber vielleicht hält die Uhr ja zumindest im Trockenen, was die Anbieter verspre-chen.Nach einigen Tagen ist das Fazit unserer Testerin durchwachsen. Ja, die Uhr erin-nert tatsächlich daran, wie viel Zeit seit dem letzten Schluck vergangen ist. Mit-tels eines LCD-Balkens und eines ver-schieden farbigen LED-Lichtes stellt man leicht fest, ob man sich schon im roten Flüssigkeits-Defizitbereich befindet. Doch der Blick auf die Uhr wird voraus-gesetzt, denn ein akustisches Signal gibt es nicht. Unsere Testerin schaute ab dem zweiten Tag, nachdem der „Neuigkeits-

Flüssigkeitsdefizit bekämpfen Trinkuhr soll vergesslichen Menschen helfen, mehr zu trinken

faktor“ keine Rolle mehr spielte, deutlich zu selten auf die Uhr. „Huch, schon wie-der im roten Bereich!“Ein Manko ist auch, dass einige Farben der Trinkuhr nicht wirklich kleidsam sind. Unser Presseexemplar war eines in Oran-ge, was nicht zu allen Kleidungsstücken passt.Interessierte können jedoch zwischen fünf verschiedenen Farben wählen. Da-bei besteht die Uhr aus dem farbigen Armband aus weichem Gummi und der silbernen Schaltung, die oben in den Kunststoff eingelassen ist.Angetrieben werden das LCD-Display und das LED-Licht durch zwei Knopf-zellen an der Unterseite der Schaltung. Zwar kann man diese zum Batterietausch recht einfach aus der Halterung ziehen, doch bedeutet das auch, dass die Uhr in der Tat nur unzureichend vor Spritzwas-ser geschützt ist.Im Trockenen funktionierte die Trinkuhr einwandfrei. Im Hallenbadeinsatz haben wir die Uhr aus den oben beschriebenen Gründen nicht getestet. Dort würde aber auch sicherlich der von unserer Testerin vermisste akustische Warnton kaum hör-ber sein. Zudem würde er sicherlich die Lebensdauer der Knopfzellen stark redu-zieren.Fazit: Die Trinkuhr tut das, was sie ver-spricht. Sie erinnert daran, wieder etwas zu trinken. Aufgrund der Tatsache, dass sie am Handgelenk getragen wird und der Blick wohl instinktiv nicht so oft da-rauf fällt, wird man aber voraussichtlich oft die Warnung der Uhr übersehen. An-ders wäre dies vielleicht, wenn „MyWay“ nicht nur durch Balken und LED-Lampen anzeigen würde, wie viel Zeit seit dem letzten Trinken vergangen ist, sondern auch noch die Uhrzeit anzeigen könnte. Sinnvoller scheint hier die Trinkuhr für den Schreibtisch, die der Anbieter auch im Sortiment hat. Gerade im Büro wan-dert der Blick vieler Angestellter in der Erwartung der Mittagspause oder des Feierabends schon öfter mal auf die Uhr. Hier wird die Trinkuhr wohl eher ihre Stärken ausspielen können.

Die Trinkuhr kann über www.trinkuhr.de zum Preis von 19,90 Euro bestellt werden.

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Im letzten Teil unserer Serie zur Er-sten Hilfe haben wir beim Auffinden eines Notfallpatienten zunächst des-sen Bewusstseinslage festgestellt. Ist er ansprechbar oder ist er es nicht ansprechbar. Dies führt uns zunächst einmal zur Frage, was eigentlich Be-wusstsein ist.

DefinitionIm einfachsten Fall ist jemand bewusstlos, wenn er in sich zusammen gesunkenen liegt und auf Ansprache in keiner Weise reagiert. Diese einfache Unterscheidung, Bewusstsein da oder Bewusstsein weg ist spätestens für den Sanitätshelfer jedoch nicht mehr ausreichend. Es gibt verschiedene Definitionen des Begriffs Bewusstsein und je nachdem, ob man sich in der Philosophie, der Esoterik oder in der Medizin bewegt, ist Bewusst-sein etwas ganz anderes.Den Begriff „Bewusstsein“ können wir für den Ersthelfer folgendermaßen defi-nieren: Bewusstsein ist die Fähigkeit, die Umwelt mit allen zur Verfügung stehenden Sinnen zu erfas-sen und wenn nötig darauf zu reagieren. Dabei

sind Kennzeichen eines ungestörten Bewusstseins sinnliche Wahrnehmungs-fähigkeiten wie sehen, hören, fühlen, schmecken und riechen. Weitere Merk-male eines ungestörten Bewusstseins sind Denkfähigkeit, Merkfähigkeit, Re-aktionsfähigkeit und die Fähigkeit, sich räumlich und zeitlich zu orientieren.Darüber hinaus gehören zu einem un-getrübten Bewusstsein auch die kor-rekten Funktionen diverser Schutz- und Abwehrreflexe. Dies sind der Lidschlag, der Hustenreflex, der Schluckreflex und natürlich der Atemreflex.Betrachtet man sich diese Definition, so wird schnell klar, dass die einfache Unter-scheidung in „bei Bewusstsein“ und „be-wusstlos“ in vielen Fällen nicht möglich ist. Es gibt durchaus Zwischenstufen.

Ursachen für gestörtes Bewusstsein

Es kann durch verschiedene Umstände zu Störungen des Bewusstseins kom-men. Nachfolgend sollen einige dieser Ursachen aufgezählt werden.

• Verletzungen des Kopfes durch Un-fall oder Sturz

• hirnbedingte Krampfanfälle (z.B. ein großer epileptischer Anfall)

• Unfälle durch Elektrizität• Thermische Schäden z.B. Hitzschlag

oder extreme Unterkühlung • Folge von akuten Erkrankungen

(Herz-Kreislauf System, Leber oder Diabetes)

• Sauerstoffmangel des Gehirns (z.B durch Beinaheertrinken)

• Vergiftungen

Feststellen der Bewusstseinslage

Feststellen, ob der Notfallpatient bei Be-wusstsein ist oder nicht, können Sie z.B. durch Fragen, auf die eindeutige Ant-worten möglich sind. Das können Fragen nach dem Namen, dem Wochentag oder dem Jahr sein. Jeder sollte hierauf die Antwort geben können.Reagiert der so Angesprochene auf die

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K o n t r o l l e d e sB e w u s s t s e i n s

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Von Heiko Reckert

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ihm gestellten Fra-gen nicht, liegt m ö g l i c h e r w e i s e eine Bewusstsein-s e i n s c h r ä n k u n g vor. Die Reaktions-fähigkeit kann man gut durch das Zu-werfen eines Ge-genstandes testen.

BodycheckDas sichere Erken-nen akuter, vital bedrohlicher Störungen der lebenswichtigen Organe ist die Grundlage einer erfolgreichen notfall-medizinischen Behandlung. Darum ist es zu Beginn einer Notfallbehandlung zunächst einmal von oberster Priorität herauszufinden, welche Verletzungen vorliegen und was diese für die Gefähr-dung des Patienten bedeuten.

Wichtige Aufschlüsse über den Zustand des Patienten kann zunächst einmal die Beurteilung der Gesamtsituation geben.

Die Frage, was geschehen ist hilft oft schon dabei herauszufinden, welche Ar-ten von Verletzungen vorliegen können. Wichtig für den weiteren Verlauf der Untersuchung ist, ob der Patient bei Be-wusstsein ist und Atmung und Kreislauf-tätigkeit bestehen. Ist keine Kreislauftä-tigkeit festzustellen, muss zunächst mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung be-gonnen werden.Ist der Patient bei Bewusstsein, kann er möglicherweise selbst angeben, wo er Schmerzen hat. Zudem kann er viel-leicht etwas zum Unfallhergang sagen und gegebenenfalls über mögliche Vor-

erkrankungen informieren. Dies erleich-tert unter Umständen das Auffinden diverser Verletzungen. Es kann jedoch durchaus vorkommen, dass eine große, gefährlich aussehende Verletzung, die unter Umständen auch sehr schmerzhaft ist, weitaus weniger bedrohlich ist, als andere, unscheinbare Wunden.Ergänzend dazu sollten Sie sich einen Überblick über den ganzen Körper des Patienten verschaffen. Hierbei wird die Untersuchung des Patienten zügig, je-doch nicht hektisch vom Kopf zu den Fü-

ßen durchgeführt.

Für diese Untersuchung müssen sie als Helfer alle Sinne einsetzen. Sehen Sie sich den Patienten an, und schauen Sie, ob sie Blutungen, abnorme Stellungen von Körperteilen, Wunden, Hautveränderungen oder Schwellungen erkennen können. Auch Krämpfe, Stuhl-abgang oder ein aufgeblähter Bauch können Anzeichen für Verletzungen sein.Hören Sie auf den Patienten, vor allem auf seine Atemgeräusche. Rasselnde Atemgeräusche können Hinweise auf Schädigungen der Lunge sein.

Riechen Sie, ob Ihnen ein Geruch auf-fällt. Alkoholgeruch kann ein Hinweis auf eine Vergiftung sein, Acetonge-ruch im Atem hingegen deutet auf eine Diabeteserkrankung hin.

Beginnen Sie die Untersuchung im Schädel und Halsbereich durch das Anschauen und Abtasten von Schä-del, Kiefer und Nase.Tasten Sie danach den Schultergürtel durch Zug und Druck ab.Schauen Sie sich danach die Arme des Patienten an. Durch vorsichtiges ab-tasten und verschieben der Knochen gegeneinander können sie deren Sta-bilität testen. Bitten Sie den Patienten, seine Arme zu bewegen, um die Funk-tion der Gelenke zu testen.Untersuchen sie dann den Brustkorb auf mögliche Verletzungen, indem sie seine Stabilität durch Druck auf das Brustbein und beidseitigen Druck von links und rechts auf die Rippen prüfen.Das Anschauen und Abtasten des Bauches ist wichtig, um mögliche innere Bauchverletzungen festzu-stellen. Eine harte, gespannte Bauch-decke deutet auf Verletzungen der Bauchorgane hin.Prüfen Sie die Stabilität des Beckens, indem sie je eine Hand auf eine Be-ckenschaufel legen und durch vor-sichtiges Drücken und Ziehen fest-stellen, ob das Becken stabil ist.

Die Untersuchung der Beine wird ähnlich durchgeführt, wie die der Arme. Zusätz-lich können Sie durch Stauchung des ge-streckten Beins einen möglichen Ober-schenkelhals Knochenbruch feststellen.Prüfen Sie danach durch das Abtasten oder Abklopfen die Wirbelsäule des Pa-tienten. Mögliche Wirbelverletzungen durch Verschiebung lassen sich so unter Umständen ertasten.

Wird fortgesetzt

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DLRG Barometer: 438 Todesfälle durch Ertrinken(ots) - Im vergangenen Jahr sind in Deutschland 438 Menschen ertrunken. 333 Männer und Frauen, das sind mehr als drei Viertel der Opfer, verloren in Flüssen, Seen und Kanälen ihr Leben. "Binnengewässer sind nach wie vor die Gefahrenquelle Nummer eins. Nur ver-gleichsweise wenige Gewässerstellen werden von Rettungsschwimmern be-wacht. Das Risiko an unbewachten Seen und Flüssen zu ertrinken ist auch deshalb um ein Vielfaches höher als an Küsten oder in Schwimmbädern", beschreibt Dr. Klaus Wilkens, Präsident der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), die Gefahrenlage. Er kritisierte Kommu-nen und Landkreise, die nicht genug für die Sicherheit der Menschen im und am Wasser täten. "Die DLRG könnte mit Ge-fahrenexpertisen und Rettungsschwim-mern viele Gefahrenstellen entschärfen", so Dr. Wilkens weiter. Die Anzahl der Opfer ist 2010 um 7,6% auf 438 zurückgegangen. Ursächlich für die auf den ersten Blick positive Ent-wicklung war der Sommer mit vielen Regentagen und kühlen Temperaturen. Er hat viele Menschen von einem Bad im See oder an den Küsten zeitweise abgehalten. "Der Wettergott hat uns in die Karten gespielt", kommentierte der DLRG-Präsident das Ergebnis. Wie sich schönes Wetter auf die Ertrinkungsfälle auswirken kann, hat der Juli gezeigt: 109 Männer, Frauen und Kinder ertranken al-lein in diesem Monat, knapp ein Viertel der tödlichen Wasserunfälle des gesam-ten Jahren. Die tödlichen Unfälle an Nord- und Ost-see haben sich im Vergleich mit 2009 verdoppelt. An den Küsten zwischen Borkum und Usedom starben 32 Men-schen, davon allerdings viele beim Se-geln, Tauchen und Angeln. Deutlich angestiegen sind auch die Todesfälle in Schwimmbädern. 2010 verzeichnete die DLRG-Statistik 21 Opfer in Frei-, Hal-len- und Naturbädern. In Gartenteichen und privaten Swimmingpools ertranken zwölf Menschen, darunter sechs Kinder im Vorschulalter. Erstmals seit vielen Jahren ging die Zahl der Ertrunkenen im Alter von über 50 Jahren leicht zurück. In der Altersstati-stik registrierte die DLRG 201 Todesfäl-le, ein Anteil von knapp 49%. Negativ

entwickelten sich die Ergebnisse bei den jungen Menschen. Bei Kindern im Grundschulalter wuchs die Opferzahl von fünf auf 15. Im Vorschulalter kamen 18 Jungen und Mädchen ums Leben: Nach Angaben der DLRG liegt hier ein Aufsichtsproblem vor. Im heimischen Umfeld ist offenbar die Aufmerksamkeit der Eltern geringer. Viele sehen den klei-nen Gartenteich nicht als Gefahr an. Um diesem Irrtum vorzubeugen, leistet die DLRG frühzeitige Aufklärungsarbeit in Kindergärten und Kindertagesstätten. Wie in den Vorjahren ertranken die mei-sten Menschen in Bayern, dort kamen 83 Personen ums Leben. Auf Rang zwei rangiert Niedersachsen, das flächenmä-

ßig zweitgrößte Bundesland mit 62 To-desfällen, dritter ist Nordrhein-Westfalen (52). Es folgen Baden-Württemberg mit 46, Hessen mit 36 und Mecklenburg-Vorpommern mit 29 Ertrunkenen. Am si-chersten sind schon traditionell Bremen und das Saarland mit drei Todesfällen durch Ertrinken. In der internationalen Statistik "Ertrin-ken je 100.000 Einwohner"schließt die Bundesrepublik Deutschland bei 82 Millionen Einwohnern mit dem sehr gu-ten Wert von 0.53 ab. Damit liegt sie im weltweiten Vergleich mit England, den Niederlanden und Schweden in der Spit-zengruppe.

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Im vergangenen Heft berichteten wir über die Neuerungen in den Wiederbele-bungs Guidelines 2010. Nur zwei Monate später hatte die DLRG diese neuen Richt-linien in ihre Ausbildungsverordnung für Erste-Hilfe-Ausbildung (AV 1) eingear-beitet. Seit dem 1.1.2011 gilt nun auch, dass nur noch nach der neuen Ausbil-dungsverordnung unterrichtet werden darf. Ergänzt hat die DLRG die EH-Ausbildung um einen Block AED. Bisher wurde der Umgang mit dem automatisierten exter-nen Defibrillator im Bereich der Sanitäts-ausbildung zwar vorausgesetzt, beim

EH-Kurs aber nach der Ausbildungs-verordnung nicht vermittelt. Wer nicht zusätzlich zum EH-Kurs noch ein AED-Training absolviert hatte, der ging ohne jedes AED-Wissen in eine Sanitätsausbil-dung, die dieses Wissen voraussetzt.

Weitere Änderungen waren eher kos-metischer Natur. Die Grafiken in der AV wurden durchweg farbig. Eingearbeitet wurden allerdings z.B. die Änderungen bezüglich des frühzeitigen Erkennens eines Kreislaufstillstandes durch Schnap-patmung. Gestrichen wurde die alte Sei-tenlage. Gelehrt wird nur noch die ver-einfachte Version

Allerdings war die DLRG mit ihrer For-derung, dass alle Kurse ab dem 1.1.2011 nach den neuen Guidelines durchzufüh-ren sind, etwas zu schnell, denn am 28. Februar ergab ein Anruf bei der Materi-alstelle der DLRG, dass die AV 1 zurzeit nicht lieferbar ist und erst ab der 10. KW wieder verfügbar sein wird. Dumm für Ausbilder, die in dieser Woche einen Kurs planten und nicht zu der Gruppe gehörten die sich schon frühzeitig ein Exemplar sichern konnten.

Viel hatten die Ausbilder vom neuen Foliensatz erwartet. Bei der letzten Neu-

auflage der AV 1 hatte die DLRG zwar den Schritt von der Over-h e a d f o l i e zur Power-point Prä-s e n t a t i o n g e m a c h t , war dabei aber bei der hoch-formatigen P r ä s e n t a -t i o n s f o r m geblieben, was in vie-len Fällen keinen Sinn macht und bei den t y p i s c h e n Powerpoint

Vorträgen fast nie genutzt wird. Darüber hinaus waren die Präsentationen bloße Folienscans, die sich nicht individuell anpassen ließen. Alle Texte lagen nur als Bilder vor und schon kleine Verände-rungen auf der Folie machten es darum für die DLRG notwendig, eine neue Foli-enseite in die Präsentation einzufügen, was sich natürlich negativ bei der Größe der Präsentation bemerkbar machte. Der Grund war hier voraussichtlich, eine Ver-änderbarkeit so schwierig wie möglich zu machen, um sicherzustellen, dass so eng wie möglich an der Ausbildungs-verordnung gearbeitet wurde ohne Ausbildungsinhalte zu verfälschen. Die

Folge war jedoch, dass viele Ausbilder die Folien trotzdem, z.B. durch das Aus-schneiden der Bilder und nachträgliches Einfügen in neue breitformatige Präsen-tationen, individuell für sich anpassten.Auf den Ausbilderfortbildungen wur-den diese Präsentationen dann rege getauscht. Mit der Neuauflage der AV1 erwartete die Ausbildergemeinde somit auch eine einheitliche, neue und moder-ne Folienserie. Doch auch wenn optisch einige Folien mit einem leichten 3-D-Ef-fekt überarbeitet wurden, blieb das Übel der nicht zu bearbeitenden Riesenfolien durch als Bild abgespeicherte Texte den-noch erhalten. Der Test von Bäder-Sport-Gesundheit ergab, dass die Präsentation über die akuten Erkrankungen der Herz-kranzgefäße in der DLRG-Version eine Folie auf nicht weniger als acht Präsen-tationsseiten verteilt. In der Redaktion haben wir als Test sieben der acht Prä-sentationsseiten gelöscht und auf die erste Seite die Texte als Text und nicht als Grafik eingefügt. Die Datei schrumpf-te auf diese Art von 4,37 MB auf 424 KB, also etwa ein Zehntel der ursprünglichen Größe.Doch auch wenn die Größe einer Datei heute nicht mehr das Hauptkriterium ist, so bleibt dennoch festzuhalten, dass die Umsetzung der neuen Powerpoint-folien die Möglichkeiten des Programms schlicht und einfach nicht nutzt.Als positives Beispiel kann man hier z.B. die Folien der LPN-San Bücher aus dem S+K Verlag nennen (vorgestellt in Heft 3/09). Zum ersten Band der vierten Auf-lage der mehrbändigen LPN-Serie gibt es einen Link zum Download der Folien. Zwar kann man diese nicht im Rahmen der Ersten-Hilfe-Ausbildung einsetzen, doch machen diese Folien klar, was mög-lich gewesen wäre. Leider hat die DLRG diese Möglichkeit verpasst und damit unzählige Erste-Hilfe-Ausbilder ent-täuscht. Da die neuen Inhalte für EH-Ausbil-dungen aber verpflichtend sind, ist zu-mindest jeder EH-Ausbilder gezwungen, sich eine neue AV1 für rund 45 Euro bei der Materialstelle zu bestellen. Die Folien liegen auf CD dann im PDF und Power-point Format sofort bei.

Alter AufgussDLRG stellt neue AV1 vor und verpasst damit eine Chance

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Wir zeigen Ihnen, wie Sie AED, Spineboard und Sauerstoff richtig einsetzen und so vielleicht ein Leben retten

Leben retten will gelernt sein

Informationen zu unseren Angeboten erhalten Sie unter:BSG-Institut zur Aus- und Fortbildung von BäderpersonalAuf dem Lay 20, 31542 Bad Nenndorfoder im Internet: www.schwimmmeister-schulung.de E-Mail: [email protected]