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Haushalt und Finanzen Entscheidung im Herbst. Liberales Baden-Württemberg Mitgliedermagazin der FDP im Südwesten Ausgabe 06/2013

Liberales Baden-Württemberg 06/2013

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Liberales Baden-Württemberg 06/2013 - Das Mitgliedermagazin der Liberalen im Südwesten.

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Haushalt und FinanzenEntscheidung im Herbst.

LiberalesBaden-WürttembergMitgliedermagazin der FDP im Südwesten

Ausgabe 06/2013

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noch drei Monate bis zur Bundestags-wahl. In den Wahlkreisen laufen die Vorbereitungen für die heiße Phase auf Hochtouren. Ich habe in den letzten Wo-chen bereits in vielen Kreisen erleben können, wie motiviert und gut Veranstal-tungen vorbereitet und durchgeführt wur-den. Daher an dieser Stelle zunächst ein herzliches Dankeschön an Sie alle, die Sie vor Ort den Bundestagswahlkampf für die FDP aus dem Ehrenamt organisieren, durchführen und unterstützen. Ein ganz besonders herzliches Dankeschön für ihren großartigen Einsatz gilt vor allem allen Kandidatinnen und Kandidaten.

Wir wollen Ihnen mit dieser Beilage für die nächsten Wochen nochmals Argu-mentationshilfen an die Hand geben. Dieses Mal zum Schwerpunktthema Haushaltspolitik. Die Haushaltskonsoli-dierung ist zu einem Markenzeichen die-ser Koalition geworden. Bereits im Jahr 2012 hat die Koalition aus FDP und CDU auf Bundesebene die Schuldenbremse des Grundgesetzes eingehalten, die vom Grundgesetz für den Bund erst im Jahr 2016 verlangt wird. Wir sind die erste Koalition, der es gelungen ist, die Ausga-ben zu senken. Das beweist: Wir haben nicht nur von höheren Steuereinnahmen profitiert. Wir haben durch Einsparungen

im Haushalt die Weichen für einen strukturell ausge-glichenen Haushalt im Jahr 2014 gelegt. SPD und Grüne hingegen haben in den letz-ten Haushaltsberatungen jeweils Mehrausgaben in Milliardenhöhe gefordert.

Natürlich hätten wir gerne schon in diesem Jahr einen ausgeglichenen Haushalt vorgelegt. Das wäre uns auch gelungen, wenn es nicht zwei Sonderfaktoren gäbe. Einerseits haben wir den Ländern, Kreisen und Kommunen Ausgaben im zweistelligen Milliardenbe-reich abgenommen, die den Bundeshaushalt jährlich wiederkehrend belasten, z.B. durch die Übernahme der Grundsicherung im Al-

ter durch den Bund. Gleichzeitig mussten wir die Bareinlage in den Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) finanzie-ren. Ohne diese Sonderfaktoren wäre es uns bereits in diesem Jahr gelungen, einen Überschuss im Haushalt zu erwirtschaften.

An dieser Stelle sei daran erinnert, dass wir zu Beginn der Legislaturperiode ins-besondere die Familien entlastet haben und im Haushalt mit 13 Mrd. Euro mehr für Bildung und Forschung klare Schwer-punkte gesetzt haben.

Neben der Haushaltspolitik wird in den nächsten Monaten auch die Steuerpo-litik weiter eine zentrale Rolle spielen. Nur die FDP garantiert dafür, dass die Steuern nicht weiter erhöht werden und finanzielle Spielräume für die Entlastung der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler genutzt werden. Beispielsweise bei der Kalten Progression, die untere und mitt-lere Einkommen besonders belastet. Dies hat bisher eine rot-rot-grüne Koalition im Bundesrat verhindert. Was beweist, dass SPD und Grüne entgegen aller Beteuerun-gen natürlich mit der Linken gemeinsame Sache machen.

Es wird in den nächsten Wochen unsere

Aufgabe sein, den Menschen darzulegen, dass die Grünen und die SPD die Bürge-rinnen und Bürger abkassieren wollen. Die von den Grünen geplante Abschaf-fung des Ehegattensplittings, verbunden mit einem von SPD und Grünen geforder-ten höheren Einkommensteuertarif schon ab Einkommen, die in Baden-Württem-berg als Durchschnittseinkommen bei den Angestellten im Elektro- und Metall-bereich gezahlt werden, treffen die Mitte der Gesellschaft. Dazu haben wir zwei Postkarten entworfen, die gut an den In-foständen Verwendung finden können.

Vor wenigen Tagen haben wir nun auch die Bildungskampagne der FDP Baden-Württemberg vorgestellt. Dieses Thema muss zu einem zentralen Thema gemacht werden. Denn zwischenzeitlich merken die Menschen in Baden-Württemberg, welche Auswirkungen die chaotische Bildungspolitik von Grünen und SPD im Ländle haben. Diese Bildungspolitik stößt auf immer mehr Ablehnung. Wir müssen die Menschen darüber informieren, dass wir für Vielfalt stehen, für individuelles Fördern und Fordern der Kinder und Ju-gendlichen und möglichst viel Entschei-dungsfreiheit für die Schulen vor Ort. Die Kampagnenmaterialien können Sie in der Landesgeschäftsstelle bestellen. Gerne stehen Ihnen die Kolleginnen und Kolle-gen der Landesgruppe sowie der FDP/DVP-Landtagsfraktion und des Europäi-schen Parlaments sowie der Landesvor-stand bei diesem Thema für Veranstal-tungen vor Ort zur Verfügung.

Ich freue mich auf einen engagierten Bundestagswahlkampf und darauf, Sie in den nächsten Wochen bei unseren Ver-anstaltungen vor Ort persönlich zu tref-fen. Lassen Sie mich wissen, wenn Sie unsere Unterstützung vor Ort brauchen.

Mit den besten Grüßen

Ihre

Birgit Homburger

Sehr geehrte Damen und Herren,

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Mehr FDP für mehr Gerechtigkeit in der Haushalts- und FinanzpolitikVon Dirk Niebel, Spitzenkandidat der FDP-Baden-Württemberg zur Bundestagswahl 2013

Haushalt, Finanzen, Steuern: Die Be-schlüsse und Diskussionen der vergan-genen Wochen haben gezeigt, dass diese klassischen Themen ganz oben auf der Wahlkampfagenda stehen müssen.

Ich weiß, dass die Medien das gerne an-ders berichten, aber: Wir haben in der ver-gangenen Legislaturperiode den Beweis erbracht, dass nachhaltige Haushaltskon-solidierung und stabiler wirtschaftlicher Aufschwung nicht im Widerspruch zuein-ander stehen. Mit unserer Politik haben wir die Wachstumskräfte in unserem Land gestärkt, mehr Jobs und Freiräume geschaffen, in denen die Menschen in Deutschland ihre Kraft und Kreativität ent-falten können. Das ist eine Leistung der FDP, auf die wir stolz sein können.

Programmatisch haben wir den Wählerin-nen und Wählern mit unserem Programm zur Bundestagswahl 2013 viel anzubieten. Wir Liberale bieten klare Lösungen und Konzepte, während alle anderen Parteien mit dem Begriff der sozialen Gerechtigkeit den Köder für den Ausbau der Umvertei-lung auswerfen.

Unser Ziel ist und bleibt die Entlastung der arbeitenden Mitte. Deshalb stellen wir uns entschieden gegen jegliche Steuererhö-hungspläne für Bürger und Unternehmen. Wer glaubt, dass höhere Steuern automa-tisch höhere Steuereinnahmen zur Folge haben, hat wirtschaftliche Zusammen-hänge nicht verstanden. Höhere Steuern verhindern Wachstum und vernichten Ar-beitsplätze. Dies gilt ganz besonders für ein verschärftes Erbschaftssteuerrecht und eine Vermögensabgabe. Gerade für kleine und mittelständische Unternehmen würden diese Vorhaben eine untragbare Belastung bedeuten.

Es würde ganz direkt Wettbewerbsfähig-keit und Arbeitsplätze kosten. Andere Par-teien wollen den Wählern einreden, das sei sozial gerecht – dagegen positionieren wir uns ganz klar. Für wirtschaftliches

Wachstum zu sorgen ist die beste denkbare Sozialpolitik!

Mit der Verankerung eines Halbtei-lungsgrundsatzes im Grundgesetz wollen wir verhindern, dass mehr als die Hälfte eines Einkommens über Ertragsteuern an den Fiskus abzuführen ist. Diese Steuerbrem-se soll eine unverhältnismäßige und leistungsfeindliche Steuerbelastung verhindern.

Auch den Abbau des Solidaritäts-zuschlags wollen wir im Laufe der kommenden Wahlperiode angehen, um sicherzustellen, dass diese ei-gentlich zeitlich befristete Sonder-abgabe keine Dauersteuer wird.

Unverändert bekennen wir uns auch zur Notwendigkeit einer grundle-genden Reform des Einkommen- und Unternehmenssteuerrecht hin zu einem einfachen, niedrigen und ge-rechtem System mit moderaten Sätzen und wenigen Ausnahmen. Durch weitere Vereinfachungen des Steuerrechts für Bürger und Unternehmen wollen wir Büro-kratie und immer neue Berichtspflichten eindämmen. Hier liegt unsere Kernkom-petenz, die aktueller ist denn je.

Wir wollen, dass Fleiß und Anstrengung sich lohnen und die Arbeitnehmer Ihr Geld selbst investieren können. Deshalb werden wir weiter für den Abbau der kal-ten Progression kämpfen. Es ist eine Fra-ge der Fairness, gerade Menschen mit kleinem oder mittlerem Einkommen zu entlasten und es muss deutlich gemacht werden, dass Rot-Grün an dieser Stelle Entlastungen für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer blockiert.

Untrennbar damit verbunden steht für uns weiterhin die Haushaltskonsolidie-rung im Mittelpunkt. Denn wir fühlen uns als einzige politische Kraft wirklich dem Grundsatz verpflichtet, wonach der Staat

auf keiner Ebene mehr ausgeben soll, als er einnimmt. Staatsschulden müssen jetzt, angesichts von Rekordeinnahmen, abgebaut werden, zum Wohl kommender Generationen. Hierzu sind auch weiterhin eine Aufgabenkritik und eine Senkung der Staatsausgaben zwingend notwendig.

Wir werden uns beim Thema soziale Ge-rechtigkeit deshalb nicht von grünen, ro-ten oder schwarzen Parteien die Butter vom Brot nehmen lassen. Im kommenden Bundestagswahlkampf müssen wir deut-lich machen, dass die FDP die eigentliche Gerechtigkeitspartei ist. Während alle an-deren Parteien auf Steuererhöhungen und Umverteilung setzen, auf höhere Staats-ausgaben und mehr Bürokratie, bildet die FDP die Stimme des ökonomischen Sach-verstands. Wir können Selbstbewusst in den Wahlkampf gehen, in der Gewissheit, dass wir den Wählerinnen und Wählern ein klares programmatisches Angebot machen. Die Menschen in Deutschland werden sich nicht von anderen blenden lassen. Darauf setzen wir.

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Wagen wir ein Gedankenexperiment: Ir-gendwann nach der Jahrtausendwende geht die FDP als Oppositionskraft in den Wahlkampf. Liberale Wortführer kennen dabei nur ein Thema: Einfache, niedrige und gerechte Steuern. Gleichzeitig befin-den wir uns in einer globalen Wirtschafts-krise, und die Zielkonflikte zwischen niedrigen Steuern, weniger Schulden und einer Strukturreform sind offensichtlich. Würden Sie mitmachen?

Man muss dies mittlerweile auf einer der-art verklärten Ebene diskutieren, weil die Entwicklung der politischen Landschaft seit 2009 so rasant voranging, dass un-sere alten Mantras wie aus einer ande-ren Epoche klingen. Kürzlich ist mir ein Pressebericht aus dem letzten Bundes-tagswahlkampf in die Hände gefallen. Bei einer Podiumsdiskussion soll ich gesagt haben: „Wir werden in dieser Legislatur ein einfaches, niedriges und gerechtes Steuersystem schaffen. Daran lassen wir uns messen“. Für die Mischung aus ju-gendlichem Leichtsinn und parteipolitisch üblichem Populismus habe ich seitdem vielfach Abbitte geleistet. Zum Glück ha-ben sich auch die Julis in der Zeit einige grundsätzliche Überlegungen zu einer

Achtung Baustelle: Steuerzahler haften für ihre Kinder Von Sebastian Gratz, Landesvorsitzender der Jungen Liberalen Baden-Württemberg

wünschenswerten Struktur des Steuer-systems gemacht.

Fest steht für uns: Unser Steuersystem ist kompliziert und unfair. Deshalb ist es auch Hemmschuh für die Chancen auf wirtschaftliche Entwicklung unserer Generation. Auf abstrakter Ebene wird es schwer, Widerspruch hierzu zu ern-ten. Aus den letzten Jahren haben wir deshalb einiges gelernt. Unter anderem, dass eine aufkommensneutrale Struktur-reform des Steuersystems mit dem pla-kativen Verweis auf niedrigere Steuern zu bewerben, schief geht, zumindest in Krisenjahren. Aber auch, dass unsere Prinzipien banal und selbstverständlich klingen mögen, in der konkreten politi-schen Arbeit aber ein historisches Allein-stellungsmerkmal wären.

Am wichtigsten ist uns: Werben wir für einfache, transparente und gleiche Regeln für alle. Wo es tausenden Ausnahmen gibt, gibt es auch tausende Profiteure. Neben Einzelpersonen und gesellschaftlichen Kräften ist dies auch die Steuerbürokratie. Wer, außer Finanzbeamten, versteht denn jede komplizierte Ausnahmeregelung? Und wie viele Bundestagsabgeordnete

können hierzu wohl qualifizierte Kommen-tare abgeben? Ausnahmen abschaffen, auch um den Preis, nicht jedem Einzelfall gerecht zu werden: Es ist die erste, aber auch schwierigste Aufgabe unserer libera-len Steuerpolitik.

Kurzfristig bietet sich dabei zunächst die Abschaffung von Sondersteuern mit ge-ringem Gesamtaufkommen an. Gleich-zeitig sollte die Zusammenlegung der Lohn- und Abgeltungssteuer zu einer einheitliche Einkommenssteuer angegan-gen werden. Ein progressiver Stufentarif sichert dabei sowohl die gleichmäßige Belastung aller Einkommensgruppen als auch Leistungsanreize, indem jeder mehr verdiente Euro, insbesondere in unteren Einkommensgruppen, auch zu spürba-rem Mehrverdienst führt. Ausnahmen und Abschreibungsmöglichkeiten sind weitgehend abzuschaffen. Wir wollen zu-dem nur dort besteuern, wo durch Handel Mehrwert entsteht. Das bedeutet, dass alle Steuern neben der Einkommens-, der Unternehmens- und der Umsatzsteuer ab-zuschaffen sind.

Auch die Fragen der Erhebung und Vertei-lung der Steuergelder innerhalb des politi-schen Systems sind Gerechtigkeitsfragen. Wir ziehen Steuerwettbewerb unter den Bundesländern dem heute allgegenwär-tigen und für alle teuren Kuhhandel um politische Reformen vor. Das bedeutet: Länder und Kommunen sollen ihren Fi-nanzbedarf mit Hebesätzen auf bundes-weit einheitliche Steuern decken.

Dass unser Steuersystem immer noch eine komplizierte Dauerbaustelle ist, will wohl gerade niemand hören. Anderer-seits geht es uns als FDP ja momentan ganz ähnlich. Vielleicht spricht das ja doch für die Existenz einer Schicksalsge-meinschaft. Und möglicherweise haben wir bald eine neue Chance, sie mit rea-listischeren Zielen und gemeinsam, nicht trotz, strikter Haushaltskonsolidierung er-neut anzugehen.

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Ohne Perspektive, ohne Kraft und ohne Ehrgeiz

Von Dr. Hans-Ulrich Rülke MdL, Vorsit-zender der FDP/DVP-Fraktion

Nachhaltigkeit und Generationengerech-tigkeit sind Begriffe, die die grün/rote Lan-desregierung gern für ihre Haushaltspolitik in Anspruch nimmt; die Realität aber sieht vollständig anders aus. Statt den – sicher-lich nicht perfekten – Haushaltskonsoli-dierungskurs der Vorgängerregierung mit inhaltlich neuen Akzenten fortzuführen, hat sie den Konsolidierungspfad - allen ge-genteiligen Bekundungen zum Trotz - ganz grundsätzlich verlassen.

Mit dem 4. Nachtrag zum Staatshaus-haltsplan 2011, dem ersten grün/roten Haushalt, begann eine stark expansive Ausgestaltung der Haushalte: 2011 wuchs das Haushaltsvolumen um 5,2%, mit dem Haushaltsplan 2012 noch einmal um 5,7% und mit dem Haushaltsplan 2013 erneut um 4,8%. Damit wurden natürlich auch Fakten geschaffen, die nicht so schnell rückgängig zu machen sind, ganz davon abgesehen, dass Zeit verschenkt worden ist, die bei Rekordsteuereinnahmen für eine konsequente Konsolidierung des Haushalts hätte genutzt werden können; denn die Steuereinnahmen stiegen von 24,8 Mrd. € im Jahr 2010 auf 29,6 Mrd. € 2012 und steigen auch 2013 weiter an.

Was Grün/Rot mit diesem Geld alles macht, zeigen beispielhaft die folgenden Projekte:

• Auf 170 Millionen Euro an Studienge-bühren wurde verzichtet; die Hochschulen erhalten entsprechende Ausgleichszahlun-gen aus dem Landeshaushalt.

• Das Projekt „freiwilliges Lebensarbeits-zeitkonto“ (mit jährlich um 20 Millionen Euro ansteigenden, in der Endstufe mit 160 Milli-onen Euro taxierten Einsparungen im Haus-halt) wurde – obwohl hierzu eine Einverneh-men mit den Berufsverbänden der Beamten vorlag - gestoppt und beiseite gelegt.

• Das 1480er Stellenabbauprogramm wurde um vier Jahre (von 2016 auf 2020) verlängert; entsprechende Einsparungen damit hinausgeschoben.

• In den Ministerien, insbesondere in den neugeschaffenen Ministerien für Verkehr und Infrastruktur sowie für Integration, wurden ohne Maß und Ziel neue Stellen geschaffen. Insgesamt allein in den Minis-terien 200 zusätzliche Stellen (7% mehr).

• Das Prestigeprojekt Gemeinschafts-schule wird gegenüber anderen Schulen chronisch bevorzugt, durch die Ausstat-tung mit Lehrern, die Ausstattung als Ganz-tagsschulen und durch kleinere Klassen.

• Unsinnige und teure Doppelstrukturen im Bereich von G8 und G9 werden geschaf-fen, und andere Wege zur Hochschulreife werden gleichzeitig behindert, so die über Realschulen und berufliche Gymnasien.

• Eine unsinnige und regional unausge-wogene Polizeireform wird Millionen und Abermillionen kosten. Mehr Polizei auf der Straße wird sein; aber nicht mehr Polizei zur Verbesserung der inneren Sicherheit, son-dern mehr Polizisten auf dem Weg zu ihren neuen, weit entfernten Arbeitsplätzen.

• Unter dem Signum einer „neuen Betei-ligungskultur“ wird viel Geld ausgegeben (Filderdialog, Nationalpark Nordschwarz-wald, Pumpspecherstandort Atdorf etc.), geeignete Beteiligungsstrukturen und eine

vernünftige Umsetzung der Ergebnisse von Beteiligungsprozessen aber bleiben Man-gelware.

• Für das Nationalparkprojekt, von der Bürgerschaft der zentral betroffenen Ge-meinden mit überwältigender Mehrheit ab-gelehnt, sollen allein 80 zusätzliche Stellen dauerhaft geschaffen werden.

Diese Aufstellung zeigt deutlich: Die Erb-last, von der Vertreter der grün/roten Ko-alition fortwährend sprechen, wenn von Haushaltskonsolidierung die Rede ist, ist inzwischen die Erblast Ihrer eigenen Be-schlüsse und Maßnahmen aus den letzten zwei Jahren.

Hätte Grün/Rot es nur geschafft, den Haushalt in den letzten Jahren weniger stark anwachsen zu lassen – nochmals: 2011 5,2% - 2012 5,7% - 2013 4,8% -, dann könnten wir jetzt ganz anders über einen Ausstieg aus der Neuverschuldung sprechen. Dennoch bleiben – wäre ein entsprechender politischer Ehrgeiz da – genügend Spielräume, das Ziel der Nettoneuverschuldung Null zumindest mit Ende des Haushaltsjahres 2016 zu erreichen; wie es die FDP in ihrem jüngs-ten Gesetzentwurf als Kompromiss be-antragt.

Ein kleines Sündenregister grün-roter Haushaltspolitik

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Am 27. März 2013 erschien in der Wirtschaftswoche ein Bericht mit der

Überschrift: „Im EU-Budget fehlen elf Milliarden Euro“. Darin heißt es, „die Europäische Union kann ihre Schulden kaum noch zahlen.“ Diese Argumentati-onsweise verkennt einen wichtigen Tat-bestand: die EU hat ein Verschuldungs-verbot. Problematisch wird es aber, wenn die Mitgliedstaaten Verpflichtungen ein-gehen, denen sie dann nicht nachkom-men. Die vergangenen beiden Haushalts-jahre der EU starteten mit einem Defizit und endeten auch mit einem Defizit.

Ende 2012 fehlten im EU-Haushalt neun

Milliarden Euro. Allein in Deutschland warteten Antragsteller, also vor allem

Kommunen und Unternehmen, auf die Auszahlung bewilligter Zuschüsse in Höhe von 400 Millionen Euro. Zu Jah-resbeginn 2013 fehlten 11,2 Milliarden Euro im EU-Budget. Dabei verpflichtet der Lissabon-Vertrag die Mitgliedstaaten dazu, für die nötigen Haushaltsmittel im EU-Haushalt zu sorgen.

Budgetfragen sind auf allen Ebenen, auch auf EU-Ebene stets sehr umstrit-ten. Die FDP setzt sich im Europäischen Parlament für eine solide Finanzierung des EU-Haushalts ein. Dabei verfolgt sie

mehrere Prioritäten. Hierzu zählen die Umschichtung der Mittel im EU-Haushalt zwischen den Haushaltslinien in Richtung Wachstum und Beschäftigung. Das Eu-ropäische Parlament (EP) braucht mehr Flexibilität, um innerhalb des Haushalts-rahmens gestalten zu können. Der kom-mende Mehrjährige Finanzrahmen der EU (MFR) für die Periode von 2014-2020 muss flexibler werden. Im Zuge des euro-päischen Semesters müssen jetzt neue Impulse gesetzt werden, um die Wachs-tumskräfte in der Union zu stärken.

Europa steckt nicht in einer Währungs-krise, sondern es leidet unter einer Wachstumsschwäche. Die eigentlichen Ursachen hierfür sind Marktsättigungs-tendenzen und eine sich in Teilen der EU verschärft abzeichnende Innovations-schwäche und Technologielücke. Hierauf müssen die EU und die Mitgliedstaaten mit einem abgestimmten Maßnahmen-katalog reagieren. Ein flexibler MFR und eine Stärkung der Ausgaben in den Bereichen Forschung und Innovation gewährleistet auch in Zukunft die Wett-bewerbsfähigkeit der Union und ermög-licht nachhaltiges Wachstum in Europa. Konsumtive Ausgaben, wie zum Beispiel Erhaltungssubventionen, sollten zurück-gefahren werden, um die vorhandenen Mittel noch besser nutzen zu können.

In der öffentlichen Wahrnehmung herrscht allgemein der Eindruck vor, der EU-Haushalt sei gegenüber dem Bundes-haushalt riesig und die EU schwimme ge-radezu im Geld. Dieser Eindruck hält ei-ner genaueren Betrachtung nicht stand:

Während der Bundeshauhalt im Jahr 2013 für ca. 82 Millionen Menschen 302 Milli-arden Euro beträgt (3.683 Euro pro Kopf), beträgt der EU-Haushalt für ca. 500 Mil-

Solide Finanzierung des EU-HaushaltsVon Michael Theurer, Vorsitzender des Ausschusses für Haushaltskontrolle und stellvertretender Vorsitzender der

FDP im Europäischen Parlament

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lionen Einwohner 132,8 Milliarden Euro (266 Euro pro Kopf). Dies hängt mit den unterschiedlichen Aufgaben zusammen.

Die Mitgliedstaaten sind für die großen Ausgabenposten wie z.B. Soziales ver-antwortlich. Aber auch relativ gesehen war Deutschland 2011 mit 78 Euro pro Kopf nur der siebthöchste Einzahler in den EU-Haushalt. Spitzennettozahler gemessen an der Einwohnerzahl sind Lu-xemburg (203 Euro pro Kopf), Dänemark (176 Euro pro Kopf) und Belgien (155 Euro pro Kopf im Jahr). Die pauschale Kritik an der EU hat keine sachliche Grundlage. Kritisch zu hinterfragen ist aber, dass der Europäische Stabilitätsmechanismus (ESM), der überschuldete Mitgliedstaa-ten der Eurozone durch Notkredite und Bürgschaften unterstützt, sich der unmit-telbaren demokratischen Kontrolle durch das EP entzieht. Als internationale Finan-zinstitution ist der ESM nicht Teil des EU-Budgets.

Die Bürger Europas erwarten zu Recht Antworten auf die derzeitigen großen Herausforderungen, wie die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise, die hohen Staatsschulden und die in den Krisenlän-dern der EU viel zu hohe Jugendarbeits-losigkeit. Die Lösungen müssen in den Mitgliedstaaten vor Ort gefunden wer-den. Allerdings kann und muss die EU den funktionierenden Ordnungsrahmen dafür setzen und mit Mitteln aus dem EU-Haushalt konkrete Hilfe zur Selbsthil-fe leisten.

Gerade in Zeiten knapper öffentlicher Kassen erhält der sparsame und wirk-same Einsatz von Steuermitteln zentrale politische Bedeutung. Die Schlagzeilen mit den von der EU finanzierten Fehl-investitionen sind allgemein bekannt: Mautstraßen, auf denen keine Autos fahren; Häfen, an denen keine Schiffe anlegen; Flughäfen, von denen keine Flugzeuge starten oder landen. Diese in-effizienten Infrastrukturprojekte, teilwei-se auch durch EU-Mittel finanziert, fallen in den Ausgabenposten Regionalpolitik, Energie und Verkehr.

Hier liegt die geschätzte Fehlerquote laut Europäischem Rechnungshof bei 6%. Zu hoch in Zeiten knapper Kassen. Die Fehler hierfür können aber nicht bei der EU allein gesucht werden, denn: 80% der

EU-Mittel werden von der Europäischen Kommission und den Mitgliedstaaten verwaltet.

Wenn das Geld ineffizient ausgegeben wird, dann liegt das nicht primär an Brüs-sel, sondern an der Mittelverwendung vor Ort. Eine drastische Verbesserung

der Effizienz bei der Mittelverwendung kann aber durch eine Vereinfachung der Antragsverfahren für europäische Fonds erzielt werden.

Die Mitgliedstaaten müssen die kompli-zierten Verfahren für die Antragsteller vereinfachen. Das macht den Einsatz der EU-Gelder zielgenauer und verbessert unsere Union insgesamt.

Der gezielte Einsatz von EU-Fördermit-teln hilft, Arbeitsplätze zu erhalten und zu schaffen und Innovation zu fördern: Für die Entwicklung eines umweltfreund-lichen Hochleistungsklebestoffs mit

Nanozellulose aus Abfallprodukten der Holz- und Zellstoffindustrie erhielt die Universität Freiburg eine Kofinanzierung aus dem Europäischen Fonds für Regio-nale Entwicklung (EFRE).

Aus EFRE-Mitteln wurde auch ein Groß-rechner an der Universität Stuttgart fi-

nanziert - eine wichtige Infrastruktur für Forschung und Lehre, die nun auch Un-ternehmen gegen Kostenersatz zur Ver-fügung steht. Weitere Beispiele finden sich beim Aufbau von Unternehmens-netzwerken in der Biotechnologie, der Kunststoff- und der Verbundindustrie.

Die Beispiele zeigen: EU-Fonds können durchaus als Treibstoff für den Innova-tionsmotor dienen. Bei alledem ist uns Liberalen klar: Arbeitsplätze und Wohl-stand entstehen in den Unternehmen selbst. Die Wettbewerbsfähigkeit muss im Markt stets aufs Neue erarbeitet werden. Vorrangige Aufgabe aller staatli-chen Ebenen sind stabile Rahmenbedin-gungen und hierzu zählt ein solide finan-zierter EU-Haushalt.

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Auf ihrem Parteitag haben die Grünen umfangreiche Steuererhöhungspläne beschlossen, die zu einer erheblichen Mehrbelastung der Mittelschicht und ins-besondere von Familien führen würden. Erste Berechnungsbeispiele zeigen: es trifft die Mitte der Gesellschaft. Wenn man bedenkt, dass in Baden-Württem-berg z.B. das durschnittliche Jahresbrut-toeinkommen eines Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie nach Tarif bei 55.000,00 EUR liegt, wird deutlich, dass die Steuerpläne der Grünen breite Bevölkerungsschichten treffen werden.

Es ist an uns, den Menschen klar zu machen, wohin die grünen Steuerpläne

Grüne Steuerpläne sind ein Angriff auf die MittelschichtVon: Gabriele Heise, Generalsekretärin

Grün, Grün, Grün ist alles was ich hatte...

FDP Landesverband Baden-Württemberg - Rosensteinstr. 22 - 70191 Stuttgart - Tel. 0711 666 180 - [email protected]

...wenn die Grünen nach dem 22. September ihre Steuerpläne umsetzen.

Wenn Sie das nicht wollen, gibt es

die FDP.

sie wissen nicht wohin mit ihrem Geld?

FDP Landesverband Baden-Württemberg - Rosensteinstr. 22 - 70191 Stuttgart - Tel. 0711 666 180 - [email protected]

Die Grünen schon!

Für alle anderen gibt es die FDP.

führen werden. Die Bundespartei hat in einem Papier „10 Gründe gegen die Steuererhöhungspläne der Grünen“ zu-sammengestellt:

http://www.fdp.de/files/1463/10_Gr_nde_gegen_die_Steuererh_hungspl_ne_der_Gr_nen-.pdf

Wir haben ergänzend zwei Postkarten mit plakativen Aussagen zur grünen Steuerpoli-tik entworfen. Das Papier der Bundespartei sowie die Postkarten können über Ihren Kreisverband bei der Landesgeschäftsstel-le für den Einsatz vor Ort schnell und kos-tengünstig bezogen werden.

IMPRESSUM Herausgeber: FDP Landesverband Baden-Württemberg Verantwortlich: Sebastian Frick, Pressesprecher

Anschrift: Rosensteinstr. 22, 70191 Stuttgart,

Telefon: (0711) 666 18-0 Fax: (0711) 666 18-12

Email: [email protected], Web: www.fdp-bw.de

Verlag: Liberal Verlag GmbH, Berlin

Gestaltung: Markus Lochmann, FDP-BW

Fotos: FDP-BW, Dirk Niebel, Titel: Fotolia/Tatjana Balzer

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