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Sachwert Magazin Ausgabe 39

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Page 1: Sachwert Magazin Ausgabe 39

EDELMETALLE ROHSTOFFE IMMOBILIEN BETEILIGUNGEN RARITÄTEN WISSEN

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Friedrich & WeikPolitik: Realismus ist angesagt

Ole von Beust Industrienation Türkei

zu Guttenberg „Die USA sind uns Lichtjahre voraus“

Reform des Immobilien- Maklers

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SACHWERT MAGAZIN 4/2015

Editorial

Reform des Immobilienmaklers

Julien D. BackhausHerausgeber und

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Ihm gefällt das Bild des Immobilienmaklers in Deutschland ja so gar nicht. Die Rede ist von Jürgen Engelberth, Vorstand des Bundesverbandes für die Immo-bilienwirtschaft. Mit seinen Verbandskollegen gibt er sich alle Mühe, die deut-schen Immobilienunternehmer und -vermittler einzubeziehen, um ein neues Image zu schaffen. Im Interview spricht er ganz offen über das, was sich schnell ändern soll. Und auch über die Wege, wie er dazu beitragen will. Dass er damit ggf. auch Mitspielern aus den eigenen Reihen vor den Kopf stößt, stört ihn wenig.

Seit einiger Zeit erleben wir im Währungsbereich einiges an Veränderungen. Da ist nicht nur der sterbende Bargeldsektor. Sogar ganz neue Währungen kom-men auf. Wie die neuen Cryptowährungen. Mit Karl-Theodor zu Guttenberg habe ich in Berlin über diese Veränderung gesprochen - und was dies für uns alle bedeuten kann. Dass die USA uns mal wieder um Lichtjahre vorraus sind, dürfte niemanden überraschen.

Mit Ole von Beust sprach ich über ein Thema, das wir in den deutschen Medien eher einseitig betrachten: Türkei. Vielmehr die Türkei als Wirtschaftsstandort. Warum siedeln sich die größten Unternehmen der Welt am Bosporus an? Wa-rum schwärmen auch deutsche Unternehmer so sehr von der Türkei. Sie ist ganz offensichtlich sehr viel moderner, als viele denken.

Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Lektüre.

Ihr Julien BackhausHerausgeber

Editorial

SachwertschlägtGeldwert!

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Papiergeld kehrt früher oder später zu seineminneren Wert zurück. Null.

Voltaire, 1694 - 1778

In der Historie haben nur die Anleger ihr Ver-mögen sichern können, die nicht in bedruck-tes wertloses Papier investiert haben, sondern in Sachwerte, die nach bestimmten Ereignissen im- mer noch einen inneren bzw. einen Tauschwert aufweisen konnten. Unsere Konzentration liegt ausschließlich in der Konvertierung von Papier- / Giralgeld in physische Sachwertlösungen, die Sie schadlos durch die Finanz- und Wirtschaftskrise manövrieren lassen.

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Kommentar

Ein Appell für mehr Realismus!Die Europa- und Weltpolitik Deutschlands hat zu einer Reihe brisanter Entwick-lungen geführt. Diese müssen nun pragmatisch wieder entschärft werden.

Wir machen uns Sorgen, sehr große Sorgen.Ja, auch um China mit seinem gigan-tischen Schattenbankensystem, seiner schwächelnden Wirtschaft und seiner enormen Aktien- und Immobilienblase und um Europa, das aus dem wirtschaft-lichen Krisenmodus nicht herauskommt. Selbstverständlich machen wir uns auch Sorgen um die Weltwirtschaft und die gigantischen Blasen in der Finanzwelt, ausgelöst durch die fatale Niedrigzinspo-litik der Notenbanken. Diese kreieren eine Finanzmarktblase nach der anderen, um das Geldkarussell weiterhin am Laufen zu halten und um einige wenige immer rei-cher und viele immer ärmer zu machen. Unterstrichen wird unsere Sorge durch den schlechtesten Jahresstart der US-Ak-tienmärkte seit Bestehen des Dow Jones.Auch echauffieren wir uns darüber, dass

viele große Banken und Hedgefonds ge-nauso weiter machen wie bisher und dass Derivate und Subprime-Kredite wieder en vogue sind, als hätte es keinen Crash 2008 gegeben. Es ist empörend, dass die EZB ihr unverantwortliches Spiel auf Zeit weiterführt. Ein Spiel auf Kosten von uns Sparern, die wir täglich enteignet werden und mit unseren Ersparnissen im Notfall für das Börsenkasino haften müssen. Schlimm ist, dass dies auch auf Kosten junger Menschen in ganz Europa geschieht, die der Möglichkeit beraubt werden, adäquat für ihr Alter vorzusor-gen. Wir machen uns Sorgen um die zukünftige Altersarmut breiter Bevölke-rungsschichten, die alles Bisherige in den Schatten stellen wird, die auf Grund der gravierenden demographischen Entwick-lung und der Niedrigzinsphase über uns

hereinbrechen wird. Ja, über all das ma-chen wir uns große Sorgen.

Aber noch größere Sorgen bereiten uns die Entwicklungen der letzten Monate in Deutschland, Europa und der Welt. Die Welt ist wahrlich aus den Fugen geraten, und der Crash ist in vollem Gange! Irak, Afghanistan, Syrien, Libyen, Jemen … ver-sinken in Chaos, Zerstörung und Bürger-krieg. Hinzu kommen die unmenschlichen und abscheulichen Hinrichtungen in der saudi-arabischen Diktatur, einem treuen und loyalen Partner des Westens sowie der Waffenunternehmen dieser Welt. Der stetig sinkende Ölpreis bringt immer mehr Staaten des Orients ins Wanken. Sollte in Saudi-Arabien die herrschende „Elite“ aus dem Land gejagt werden, dann wird der mit west- und östlicher Waffentech-

Von Matthias Weik und Marc Friedrich

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nik hochgezüchtete Orient endgültig ex-plodieren, und wir werden noch vor ganz anderen Problemen als heute stehen.

In Afrika verlieren immer mehr Menschen auf Grund von Kriegen und Naturkata-strophen, dem Landgrabing Chinas und der westlichen Welt, der gnadenlosen Ausbeutung von natürlichen Ressourcen durch westliche und asiatische Konzerne, einer oftmals falschen Entwicklungshil-fepolitik, welche die lokale Industrie zer-stört, und der überall herrschenden Kor-ruption ihre Lebensgrundlage. Die Folge dieser Entwicklung ist, dass sie sich auf den Weg nach Europa machen. 2016 werden es nicht – wie von der Regierung in Berlin großspurig verkündet – weniger, nein, es werden noch wesentlich mehr Menschen kommen. Laut EU-Kommission sollen allein in diesem Jahr weitere drei Millionen nach Europa kommen. CSU-Ent-wicklungsminister Gerd Müller geht sogar von 8 – 10 Millionen Flüchtlingen aus, nur aus dem Irak und Syrien. Die Wahr-heit wird wohl wie immer irgendwo in der Mitte liegen. Aber bei dieser Berechnung sind weder Namibier und Marokkaner noch Afghanen und die vielen anderen berücksichtigt, die schon unterwegs sind oder sich auf den Weg machen wollen, um ins „gelobte Land“ Deutschland zu kommen.

Jetzt spüren wir die Folgen der sogenann-ten, mit Hilfe von Bomben und Umstür-zen gescheiterten, Demokratisierung der arabischen Welt durch das Eingreifen des

Westen unter der Vorherrschaft der USA erstmals direkt vor unserer Haustür. Ein weiterer trauriger Höhepunkt nach den Anschlägen in Paris vom Januar und No-vember 2015, dem Aufflammen des Bür-gerkriegs in Libyen, Jemen, Afghanistan, Irak, dem Krieg in Syrien und gegen den IS waren die unentschuldbaren und un-erträglichen Übergriffe junger Migranten arabischer und nordafrikanischer Herkunft in Köln, Hamburg, Düsseldorf, Stuttgart, Nürnberg, Ansbach, Zürich, Wien zu Jah-resbeginn. Beschämender und schänd-licher kann kein Jahr beginnen. Diese, wenn auch nicht in ihrer Dimension, ab-sehbaren Vorkommnisse sind ein Angriff auf unsere freie und offene Gesellschaft und die Bankrotterklärung einer poli-tischen Fehlentscheidung der Bundesre-gierung von historischem Ausmaß. Es war naiv zu glauben, dass so viele unterschied-liche Kulturen in dieser Konstellation und Größenordnung ohne Probleme zusam-menleben werden.

Im Sommer 2015 wurde von Bundes-kanzlerin Angela Merkel ein geltender völkerrechtlicher Vertrag gebrochen – das Dublin-Abkommen. Aus humanitären Gründen mag dieses Verhalten verständ-lich sein, nichtsdestotrotz ist es Grundlage jedes Rechtsstaates, dass gültige Verträge und Gesetze eingehalten werden, an-sonsten führt dies jeden Rechtsstaat ad absurdum. Die Bundesregierung kann in Zukunft von keinem der EU-Länder mehr verlangen, dass sie sich an Recht und Ge-setz oder sonstige Abmachungen halten,

wenn diese selbst gültige Abmachungen eigenhändig außer Kraft setzt. Seit der Aussetzung des Dublin-Abkommens durch die Regierung Merkel sind allein 2015 mehr als 700.000 Menschen illegal in unser Land gekommen. Während die Bundesregierung unter der Ägide Mer-kels sich während der Finanzkrise als un-nachgiebiger und auf Recht und Gesetz pochender Verhandlungspartner gab, hat sie sich im Sommer 2015 entschie-den, EU-Recht außer Kraft zu setzen. Jetzt herrscht große Verwunderung, dass viele Regierungen Europas Merkels Spiel nicht mitspielen und eben keine Migranten mehr aufnehmen wollen. Die meisten europäischen Staaten haben den Ernst der Lage bereits erkannt und ihre Grenze dichtgemacht, angefangen mit den skan-dinavischen Ländern Norwegen, Schwe-den und Dänemark. Aber auch nach Fran-kreich, Großbritannien und Ungarn ist eine illegale Einreise faktisch unmöglich geworden. Deutschland hält jedoch wei-terhin seine Grenzen offen – wie soll das auf Dauer funktionieren?

Die Menschen in Ungarn, Polen, Tsche-chien und der Slowakei haben Kraft ihres Wahlzettels in demokratischen Wahlen deutlich entschieden, was sie von der Politik der Bundesregierung und der EU – die sich intern bereits völlig zerstritten hat – halten. Sollte sich die Politik Berlins und Brüssels nicht grundlegend ändern, ist mit Sicherheit davon auszugehen, dass die Situation in jeglicher Hinsicht eskalie-ren wird. Immer mehr extreme Parteien

Der Streit um die Flüchtlingspolitik Deutschlands entzweit die Gesellschaft. Angst vor Überfremdung, Veränderung und um den eigenen Wohlstand auf der einen Seite und Hilfsbereitschaft, ge-paart mit dem Wissen um die Mitschuld des Westens an den Situationen in den Herkunftsländern auf der anderen Seite zwingen jeden Einzelnen dazu, persönlich Stellung zu beziehen.

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von ganz links bis rechts, nicht nur in den ost- und südosteuropäischen Ländern der EU, werden an Macht gewinnen. Infol-gedessen werden wir ein Europa bekom-men, das wir uns allesamt nicht wünschen – doch dann wird es zu spät sein. Wie die Geschichte uns lehrt wird in Zeiten der Angst immer Sicherheit vor Freiheit ge-wählt.

Äußerst gravierende Konsequenzen hat die Entscheidung Merkels für unser Land und unseren Rechtsstaat. Heute ist hin-länglich bekannt, dass von über einer Million Immigranten die meisten weder syrische Bürgerkriegsflüchtlinge sind, noch Familien mit Kindern, noch Ärzte oder sonstige Facharbeiter – sondern laut Hans-Georg Maaßen, Präsident des Bun-desamtes für Verfassungsschutz, zu 70 Prozent größtenteils junge, ungebildete Männer aus einem anderen Kulturkreis

mit völlig anderen Wertevorstellungen. Viele kommen aus einer paternalistischen Gesellschaft, in der Frauen weniger wert sind als Männer, Religion über dem Ge-setz steht und unsere offene und tole-rante Weltanschauung als ein Zeichen der Schwäche gewertet wird. Wenn man diese jungen Männer dann auf Grund von Platzmangel in überfüllten Sammelunter-künften unterbringt, braucht man sich nicht zu wundern, dass die Lage eskaliert und zukünftig noch weiter eskalieren wird. Keines der großen demokratischen Einwanderungsländer wie die USA (di-ese haben 2015 nach eingehender, bis zu zwei Jahre dauernder Prüfung etwa 1.300 syrische Flüchtlinge aufgenom-

men), Kanada oder Australien würden diese Menschen ohne jegliche Prüfung und oftmals ohne Papiere, dazu noch in unbegrenzter Anzahl und unregistriert in ihr Land lassen. Genau dies ist jedoch bei uns der Fall und genau dadurch zerstört die Bundesregierung sukzessive unsere Gesellschaft und unseren Rechtsstaat. Während der Normalbürger sich an Recht und Gesetz hält, Steuern und GEZ bezahlt sowie am Flughafen brav seinen Ausweis vorzeigt, seine Nagelschere und sein Deo in die Tonne wirft und sich Sprengstoff-tests unterziehen muss – unseres Wissens nach hat sich bisher noch kein westlicher Urlauber auf dem Weg in den Familienur-laub in die Luft gesprengt – marschieren Hunderttausende ohne jegliche Kontrolle in unser Land. Aufgrund dieser Tatsache fällt es Otto-Normalverbraucher immer schwerer, den eigenen Rechtsstaat noch ernst zu nehmen, und das ist fatal.

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Die asozialen, respektlosen und durch nichts entschuldbaren Vorkommnisse in Köln sowie in weiteren Städten haben ganz eindeutig aufgezeigt, dass Men-schen, die derartiges tun, sich niemals integrieren werden und nichts, aber auch gar nichts von unseren Werten und Nor-men, von unserem Recht und Gesetz hal-ten. Natürlich betrifft das nur einen be-stimmten Prozentsatz der Menschen, die in unser Land kommen. Schutzbedürftige, darunter Frauen, Kinder und auch Män-ner, die sich hier benehmen und ernsthaft integrieren wollen, werden nun mit diesen Verbrechern über einen Kamm gescho-ren. Aber die Frage bleibt dennoch: Wie sollen diese vielen Menschen, deren Zahl

tagtäglich um einige tausend zunimmt, integriert werden? Und ein Ende des Zu-stroms ist keinesfalls in Sicht! Neben dem sozialen Frieden ist auch der Wohlfahrts-staat in Gefahr. Eine Integration in dieser Größenordnung kann niemals gelingen. Alles andere ist naiv!

Wenn es 1.000 jungen Männern gelingt, eine Großstadt wie Köln und deren Polizei in Anarchie und Chaos zu stürzen, läuft etwas gewaltig schief in unserem Land. Wir Steuerzahler und Bürger haben das Recht und die berechtigte Forderung, dass der Staat uns beschützt. Dieses Ho-heitsrecht muss gewährleistet werden, ansonsten hat der Staat seine Legitimität verloren. Beim G7 Gipfel 2015 in Bayern war es kein Problem, für 7 Personen mit ihrer Entourage 26.000 Polizisten aus der ganzen Republik anzukarren, um di-ese, in einem 5-Sterne-Deluxe-Hotel, vor

dem eigenen Volk zu schützen. Geld und Ressourcen haben offensichtlich bei die-sem „Happening“ keine Rolle gespielt. In Köln, Hamburg und den anderen Städten war der Sachverhalt jedoch ein anderer. Dort war es anscheinend nicht möglich, das eigene, friedlich feiernde Volk am Sil-vester-Abend auf Grund einer rigorosen Sparpolitik bei der Polizei zu schützen. Umso schäbiger und unanständiger ist das Verhalten einiger Politiker, die kaputt gesparte Polizei öffentlich zu kritisieren. Diese muss jetzt das ausbaden, was die „Granden“ in Berlin und den Landes-hauptstädten ihr eingebrockt haben. Viel-leicht wäre etwas Demut und Dankbarkeit im Angesicht dessen angebracht, wer die

Februar 2015: Aus ganz Deutschland wurde ein riesiges Polizeiaufgebot zu-sammengezogen um einen friedlichen Verlauf der Gegendemonstration zur Münchner Sicherheitskonferenz zu ge-währleisten. Doch die Zeiten, als der freundliche Streifenpolizist immer in der Nähe war sind vorbei. In den letzten zehn Jahren wurden immer mehr Po-lizeitstellen gestrichen. Die Vorkomm-nisse der Silvesternacht in Köln legen nun diese empfindliche Blöße offen.

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Politiker denn vor ihrem eigenen Volk be-schützt und dafür Millionen Überstunden leistet und auch noch den eigenen Kopf hinhalten muss für ein nicht allzu üppiges Salär. Ein Zeichen totalen Realitätsverlusts ist die Empfehlung der Oberbürgermeiste-rin von Köln, eine Armlänge Abstand zu Fremden zu halten. Lächerlich ist auch das jetzt einsetzende parteiübergreifende po-pulistische Geschrei der Politik, kriminelle Straftäter auszuweisen beziehungsweise abzuschieben. Zwar mag eine Auswei-sung noch möglich sein. Die Abschiebung wird in der Praxis jedoch daran scheitern, dass in vielen Ländern wie Syrien, Irak, So-malia … eine Gefahr für Leib und Leben besteht und folglich dorthin nicht abge-schoben werden darf. Ferner sind viele Immigranten ohne Papiere eingereist; daher gestaltet es sich äußerst schwierig, jemanden in ein Land abzuschieben, des-sen Herkunft unbekannt ist. Äußerst alar-mierend ist es, wenn der Landeschef der Polizeigewerkschaft NRW Erich Retting-haus sagt, dass unser Land die Kontrol-le verloren hat. Wenn der Staat es nicht mehr schafft, für Recht und Ordnung zu sorgen und seine Bürger nicht beschützen kann, dann hat er versagt. Und zwar auf der ganzen Linie. Wenn der Staat es nicht mehr schafft, seine Grenzen zu sichern, ist dies der beginnende Untergang eines je-den Landes. Stellt sich diese Erkenntnis in der Bundesregierung nicht ein, haben wir ein Problem. Die gegenwärtige Regierung kann von den Bürgern nicht erwarten, dass sie sich weiter brav an Recht und Ge-setz halten, während sie selbst und alle, die illegal unsere Grenzen überqueren, Schwarzfahren, Fernzüge per Notbrem-se anhalten, gegen Aufenthaltsrechte verstoßen, Haus- und Landfriedensbruch begehen und noch wesentlich schlimmere Straftaten begehen. Sie kann von den Bürgen nicht erwarten, dass sie weiter-hin brav ihre Steuern bezahlen und damit Utopien finanzieren, von denen man in Berlin träumt. Das werden sich die Bürger auf Dauer nicht bieten lassen!

Auch wenn Frau Merkel auf dem letzten Parteitag der CDU noch einmal endlose neun Minuten lang für ihre Durchhalte-parolen von ihren Anhängern beklatscht wurde, sieht die Realität leider anders aus – wir alleine schaffen das niemals, und die anderen Länder Europas haben keinerlei Lust darauf, es mit „uns“ zu schaffen. An-sonsten wären zumindest – wie vereinbart – die 160.000 Immigranten auf Europa verteilt worden. Abgesehen davon hat ein jeder Mensch, der als Asylant anerkannt wird, Freizügigkeit innerhalb der EU und

Die beiden Ökonomen, Querdenker und Honorarberater Matthias Weik und Marc Friedrich schrieben 2012 zusammen den Bestseller “Der größte Raubzug der Geschichte – warum die Fleißigen immer ärmer und die Reichen immer rei-cher werden“. Es war das erfolgreichste Wirtschaftsbuch 2013. Seit April 2014 gibt es eine aktualisierte und überarbeitete Taschenbuchausgabe. Mit ihrem zweiten Buch, „Der Crash ist die Lösung – Warum der finale Kollaps kommt und wie Sie Ihr Vermögen retten“, haben sie es bis auf Rang 2 der Spiegel-Bestsel-lerliste geschafft sowie auf Rang 1 im Manager Magazin und Handelsblatt. In ihm haben sie u.a. die EZB Leitzinssenkung und Minuszinsen für die Banken, die Absenkung des Garantiezinses bei den Lebensversicherungen sowie den Aus-gang der EU-Wahl richtig prognostiziert. Der Crash ist die Lösung war das er-folgreichste Wirtschaftsbuch 2014. Im November 2015 ist die aktualisierte und überarbeitete Taschenbuchausgabe erschienen. Am 13.Mai 2016 erscheint ihr neues Buch „Kapitalfehler - Wie unser Wohlstand vernichtet wird und warum wir ein neues Wirtschaftsdenken brauchen“. Weitere Informationen über die Autoren finden Sie unter: www.friedrich-weik.de und bei Facebook.

folglich wird es lediglich eine Frage der Zeit sein, bis im EU-Ausland anerkannte Asylanten Richtung Deutschland weiter-ziehen werden. Diese Causa hat uns die Bundesregierung im Verlauf der Quoten-diskussion allerdings vorenthalten. Wer im Elfenbeinturm lebt und, ultrawichtig ist oder es meint zu sein, von einem wichtigen Krisengipfel zum nächsten kutschiert wird, in den besten Hotels der Stadt übernach-tet und gerne auf 1.000 verschiedenen Hochzeiten tanzt… – ja dann verliert man offensichtlich die Bodenhaftung und den essentiellen Bezug zur Realität. Das ist eine gefährliche Entwicklung, die zumeist ungut endet. Das Problem ist, dass unsere politische „Elite“ für die gegenwärtigen Entwicklungen mitverantwortlich ist, aber so abgeschirmt hinter hohen Mau-ern, mit Polizeischutz und Bodyguards lebt, dass sie aufgrund ihrer privilegierten Stellung die Auswirkungen ihrer eigenen Politik nur mitbekommt, wenn die Lage eskaliert. Kein Politiker konnte und wollte uns bisher eine Antwort auf vollkommen simple ökonomische Fragen geben. Näm-lich – wo all die von der Bundeskanzlerin eingeladenen Menschen wohnen sollen, was sie arbeiten sollen und vor allem, wer

das alles bezahlen soll – von ihrer Inte-grationsfähigkeit und -willigkeit ganz zu schweigen. Ganz einfach, weil es darauf keine Antwort gibt. Das ist eine bittere Erkenntnis.

Noch glauben viele Menschen in unserem Land, ihr Wohlstand bliebe ihnen erhal-ten, und sie übersehen dabei, dass die Zahl der „Verlierer“ in den letzten Jahren bereits dramatisch angestiegen ist und dass auch sie bald zu den „Verlierern“ gehören werden, wenn die politischen Fehlentscheidungen in diesem Ausmaß weitergehen.

Wir benötigen einen Staat, der unsere Werte und seine Bürger beschützt, seine Grenzen sichert und die Demokratie er-hält. Es ist an der Zeit, von den großen Einwanderungsländern, wie beispielsweise Australien und Kanada – in denen „Mul-tikulti“ wesentlich besser funktioniert – und zu denen viele von uns aufschauen, zu lernen, wie der Schutz von Grenzen aber auch wie Integration wirklich funkti-onieren. Es ist weder Zeit für Pessimismus noch für übertrieben Optimismus – es ist Zeit für Realismus!

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Zu Guttenberg: „USA sind uns Lichtjahre voraus“

Interview

„Risiko nicht bestrafen sondern letztlich belohnen.“ Karl-Theodor zu Guttenberg rät zu einem offeneren Umgang mit Risikokapital.

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Verleger Julien Backhaus sprach mit dem ehema-ligen Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (Spitzberg Partners) am Rande der hub conference in Berlin.

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Die USA sind ja der Vorreiter was Startups, Fintecs und Digitalisierung angeht. Sie haben ja selbst einige Jahre dort verbracht und sind ab und zu wieder in Deutschland. Wie ist der Vergleich, wie ist ihr Fazit, wie ist Deutschland aufgestellt?Deutschland befindet sich auf dem Weg in dieser Sparte nicht nur Fuß zu fassen sondern tatsächlich auch ein echter Be-werber zu werden. Allerdings sind wir von den Dingen, die man in den USA vorfindet teilweise noch Lichtjahre entfernt. Aber es gibt eine hoch interessante Szene in eini-gen Städten hier. Ich würde das nicht nur an Berlin festmachen. Was fehlt ist die Kombination zwischen Spitzenforschung auf der einen Seite und auf der anderen Seite die Verbindung mit entsprechenden notwendigen Kapitalmitteln und innova-tiven Köpfen.

Was müsste die Politik denn tun, da-mit es in Deutschland etwas schneller voran geht?Risiko nicht bestrafen sondern letztlich belohnen. Das äußert sich in vielen Din-gen, etwa wie man Risikokapital gestaltet, ob man denen irgendwelche Hindernisse zwischen die Beine wirft oder ob man da auch wettbewerbsfähig ist. Und ob man jungen Unternehmern, die auf die Schnauze gefallen sind, nochmal eine zweite, eine dritte, eine vierte Chance gibt, wenn sie gut und begabt sind.

Interview

Sie haben sich ja selbst mal beim The-ma Neues Geld engagiert. Bekommen die Banken der Welt gerade starke Konkurrenz durch Fintecs?Es ist interessant zu sehen wie die Banken sich derzeit aufstellen bei den Themen-komplexen Cryptocurrencies aber ganz besonders bei der sogenannten ,,Block-chain“, die Transaktionen in einer völlig neuen Art und Weise gestaltet und den

klassischen Mittler ,,Intermediary“ als sol-ches obsolet erscheinen lässt. Jetzt gibt es einige, die mit Vehemenz bekämpfen aber mehr und mehr Banken sagen, lasst uns die Umarmungsstrategie fahren, lass uns selbst investieren. Lasst uns im Grun-de sehen, ob wir möglicherweise damit Geld sparen können. Und da sind jetzt auch viele europäische Banken auf den Punkt gekommen, das zu tun. Was Cryptocurrencies angeht sind die Zweifel bei vielen eher gewachsen. Ich gehöre auch zu denen die sagen, da muss noch mehr geleistet werden bis sich das wirklich in der Form durchsetzt wie einige Träumer das gerne hätten.

Wir sind natürlich auch neugierig, was in ihrem eigenen Unternehmen so passiert. Das haben Sie ja vor ei-niger Zeit gegründet und sind damit sehr erfolgreich. Nur in den USA oder auch in anderen Ländern?Wir sind weltweit unterwegs. Wir sind zum einen aktive Investoren, aber insbe-sondere auch beratend tätig. Manchmal kombinieren wir das auch, dass wir junge Unternehmen beraten und gleichzeitig auch gegen Equity einsteigen, die nächste Runde investieren und wir schauen auf Qualität. Das ist nicht an Grenzen gebun-den, das kann in Israel sein, das kann in Deutschland sein, das kann in den USA oder auch in Singapur sein. Wir haben festgestellt, dass unsere Beratungslei-

stung sehr gefragt ist aber gleichzeitig ist auch immer jemand gefragt, der bereit ist, etwas zu investieren oder einen Fond aufzulegen.

Erzählen Sie mal aus dem Nähkäst-chen. Haben Sie ein Lieblingsprojekt gehabt in den letzten Jahren?Das Lieblingsprojekt ist immer das, das mir nicht den Schlaf raubt.

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im Sinne des Unternehmens verhalten. Außerdem überprüfen wir die Service-qualität unserer Shops und Büros durch regelmäßige Systemchecks. Wir achten und pflegen unsere Kernwerte Kompe-tenz, Exklusivität und Leidenschaft. Da-ran orientiert sich das Handeln unserer Mitarbeiter im gesamten Netzwerk. 1996 haben wir die Engel & Völkers Aka-demie gegründet, um für alle weltweit agierenden Engel & Völkers Mitarbeiter eine einheitliche und qualitativ hoch-wertige Aus- und Weiterbildung zu ge-währleisten. 2014 fanden mehr als 220 Trainings in 15 Ländern für Berater und Lizenzpartner statt, also im Durchschnitt vier bis fünf pro Woche. In Folge der in-ternationalen Expansion und um unter-schiedlichen Marktbedürfnissen vor Ort gerecht zu werden, haben wir weitere regionale Akademien eingerichtet.

Was hat Sie damals dazu bewegt, Charityprojekte zu beginnen?Durch einen familiären Kontakt bin ich auf ein Schulprojekt in Agbetiko, einem kleinen Dorf in Togo/Westafrika, aufmerk-sam geworden. Die erste private Spende wurde zum Auslöser für weitere Überle-gungen zur Corporate Social Responsibi-lity des Unternehmens. Im Oktober 2008 haben wir den Engel & Völkers Charity e.V. als gemeinnützigen Verein ins Leben gerufen, um durch gesellschaftliches En-gagement Ausbildungsprojekte in Afrika aktiv zu unterstützen.

Das starke Engagement (beispielswei-se die Patenschaften) erfordern viel Zeit und Ressourcen. Trotzdem stellen Sie die Mitarbeiter dafür ab und inve-stieren Geld. Es scheint Ihnen genauso wichtig zu sein, wie teure Immobilien zu verkaufen.Der Blick auf die Welt verpflichtet uns, neben den schönen Dingen des Lebens –

die gerade Engel & Völkers so vertraut sind – auch die Not zu sehen und dort zu helfen, wo es am nötigsten ist. Zwar bin ich Vorsitzender des Engel & Völkers Charity e. V., die Kinder in Afrika liegen aber auch meiner Frau Ninon beson-ders am Herzen. Ninon ist die Initiatorin und treibende Kraft der Engel & Völkers Charity, was mich sehr stolz macht. Sie leistet den Hauptpart und koordiniert die Zusammenarbeit mit unserem Partner vor Ort, der das Projekt in Togo begleitet. Nicht zuletzt ermöglichen die Mitarbeiter, Lizenzpartner und Kunden von Engel & Völkers durch großzügige Spenden und persönliche Patenschaften den Kindern die Chance auf Bildung und ein besseres Leben.

Auf welche Projekte oder Erfolge sind Sie bisher besonders stolz?Im September 2012, zwei Jahre nach der Eröffnung der ersten Schule im Jahr 2010, konnten wir bereits den dritten Jahrgang einschulen. 2014 konnten wir die Einweihung des zweiten Schul-gebäudes feiern. Jedes Jahr werden 20 neue Kinder aufgenommen, zurzeit er-halten mehr als 100 fleißige Schüler von sehr gut ausgebildeten Lehrern Unter-richt nach dem französischen Lehrplan. Die Kinder lernen Rechnen, Lesen und Schreiben in der togoischen Amtsspra-che Französisch. Sie bekommen Lehr-material, Bücher und Stifte, aber auch eine warme Mahlzeit täglich. Die näch-sten Bauvorhaben, die realisiert werden sollen, sind eine Mensa und eine Kran-kenstation. Außerdem gibt es Überle-gungen, eine weiterführende Schule oder Ausbildungsplätze anzubieten. Da-durch könnten mittelfristig 200 Schüler eine Ausbildung erhalten.

Danke für das Gespräch,Herr Völkers.

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Blockchain und Bitcoin - digitale Technik und Währung der ZukunftDie Möglichkeiten der digitalen Vernetzung sind fast unendlich. Die Zukunft wird zeigen, ob es uns digitale Hängematte oder Gefängnis wird.

Von der Begriff „Bitcoin“ ist in den Medien schon des Öfteren aufgetaucht. Von „Block-chain“, dem architektonischen Gerüst dahin-ter, haben bisher nur die Fachleute gehört. Dabei sind die Kryptowährung und die dazu-gehörige Technik auf dem besten Weg un-seren Zahlungsverkehr und die Art, wie wir Geschäfte abschließen an sich grundsätzlich zu verändern.

Was ist die Blockchain?Jede einzelne Transaktion, die Sie tätigen, ge-neriert (mined) einen sogenannten „Block“ aus Daten, die in einer Textdatei verschlüs-selt gespeichert werden. Jeder Informations-“Block“, der beim „Mining“ entsteht, wird an den vorherigen angehängt, wie eine Perle nach der anderen auf eine Kette aufgefädelt. Diese Kette ist die Blockchain, eine Log-Da-tei, in der vom Genesis-Block an alle Peer-to-Peer-Verbindungen aufgezeichnet werden. Der Genesis-Block ist der erste, fest im Quell-code verankerte Block der Kette, der nicht vom Netzwerk errechnet wurde und schon vor der offiziellen Veröffentlichung von Bit-coin entstand.

Sicherheit der TransaktionenDie Blockchain ist durch automatische vorhe-rige Zeitstempel an jedem einzelnen, zusätz-lich verschlüsselten Transaktionsblock gegen Manipulation geschützt. Nicht einmal die Be-treiber der „Nodes“, der Speicherknoten, auf denen die Datenblöcke verteilt abgelegt sind,

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können daran manipulieren. Jede zugefügte Datei untermauert mit ihrem Zeitstempel die vorhergehenden, wie man eine einzelne Perle an einer Kette nicht austauschen kann, ohne die nachfolgenden abzufädeln. Die Blockchain ist so angelegt, dass die Da-ten auf eine ganze Anzahl an Nodes und sogar verschiedene Datenbanksysteme ver-teilt sein können. Diese vertrauen einander grundsätzlich nicht sondern verlangen ein „Proof of Work“, also ein für den Client sehr aufwändige aber für den Service-Anbieter leicht nachprüfbares PC-Rechenpuzzle, was eine Manipulation der Blockchain im Keim erstickt. So kann jeder Node, der eine Trans-aktion erstellen kann, mit hoher Genauigkeit prüfen, ob die Transaktion gültig und durch-führbar ist, beispielsweise ob es Transakti-onen gibt, die mit der vorliegenden in Kon-flikt treten, weil sie etwa dieselbe Geldeinheit schon anderweitig ausgegeben haben. Sol-che widersprüchlichen Transaktionen wer-den automatisch abgewiesen.

Bitcoin: Ungehinderter Zahlungsverkehr durch Peer-to-Peer Der Grund, warum die Blockchain geschaffen wurde ist der Bitcoin-Verkehr. Da sämtliche Transaktionen zwischen zwei Teilnehmern in der Blockchain protokolliert sind, entfällt die Notwendigkeit einer Mittlerinstanz wie etwa eine Bank oder PayPal. Peer-to-Peer heißt denn dann auch, dass der Transfer schneller und mit weniger Kosten verbunden ist.

Was ist in Zukunft von der Technik zu erwarten?Die Blockchain ist weder ein Framework noch eine intelligente High-End-Architektur. Durch ihre Konstruktion sind ihre Möglich-keiten auf ihren Zweck, nämlich den Transfer von Bitcoins beschränkt.Allerdings ist die Blockchain ein großer Ide-engeber, ein erster Schritt in die Zukunft mit Smarten Verträgen. Schon jetzt basteln kluge Köpfe an Möglichkeiten, die etwa einen Fernseher automatisch stilllegen, wenn die Raten dafür nicht bezahlt werden oder eine automatische Warnung an das Handy eines Nutzers öffentlicher Verkehrsmittel schickt, wenn er den Geltungsbereich seines digi-talen Tickets verlässt, mit der Möglichkeit ein weiteres Ticket zu erwerben. Durch Peer-to-Peer-Technologie wäre gerade im Mobilen Internet-Bereich ein „Hotspot-Hopping“ und damit komplett Anbieter- und kostenfreies Internet möglich. Natürlich ist es bequem, sich um die Einhaltung von Verträgen nicht mehr selbst kümmern zu müssen. Natürlich wäre es schön, durch die Stadt zu spazieren und kostenlos das Streaming des Lieblings-Internetradiosenders zu genießen. Doch dafür würden wir viel Anonymität und Eigenbestimmung aufgeben. Wer will schon dauerhaft seinen Standpunkt an unbekann-te Stellen zu unbekanntem Zweck verraten? Schon mit dem momentanen Stand der Technik ist es schwierig die Verteilung und Verwendung der eigenen Daten im Blick zu behalten. Verbindungen zwischen Bitcoins und Projekten wie etwa das chinesische Sesame Credit würden die dunkelsten Alb-träume von Überwachungsstaat-Phobikern wie Gute-Nacht-Geschichten aussehen las-sen, nur dass sie nicht auf Länder beschränkt sondern den Globus umspannend wären. Das ist die Herausforderung der Zukunft: Mit neuen Technologien das Leben einfacher zu machen und gleichzeitig den Menschen und seine Integrität als höchstes Gut zu achten.

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Ein Vermögensaufbau ohne Aktien ist unmöglich

sagt Antonio Sommese, Finanzanalyst und Director Wealth Management im Diplomatic Council (DC).

Herkömmliche Sparprodukte, wie sie Milli-onen Deutsche besitzen, seien in der Regel allein nicht ausreichend, um mit einem an-sehnlichen Vermögen in Rente zu gehen.

Der Finanzanalyst gibt ein konkretes Bei-spiel: Ein 45-jähriger darf sich bei einem aus heutiger Sicht bei Sparprodukten schon sehr guten Zinssatz von zwei Pro-zent etwa 36 Jahre später über die Ver-doppelung seines Vermögens freuen – dann allerdings mit 81 Jahren. „Da freu-en sich wohl eher bald die Erben“, sagt Antonio Sommese. Bei einer Verzinsung von vier Prozent, wie sie mit einem Ak-tiendepot ohne Weiteres zu erzielen ist, verdoppelt sich das eingesetzte Kapital hingegen binnen 18 Jahren. „Allein durch die Anlage hat sich also das Ver-mögen zwischen dem 45. und dem 63. Lebensjahr rechtzeitig zum Rentenein-tritt verdoppelt“, rechnet Sommese vor. Er betont: „Viele Anleger unter-schätzen die Zinseszinswirkung und machen sich nicht klar, dass der Un-terschied zwischen einem finanziell sorgenvollen und einem sorgenfreien Leben im Alter bei zwei Prozent lie-gen kann.“

Allerdings sollte der Aktienanteil im Depot nicht dominant sein, warnt der Anlagespezialist vor zu viel Risiko-freude. Generell gelte: Streuen, aber nicht Verzetteln. Wie das in der Pra-xis funktioniert, verrät der Finanz-In-sider in seinem neuen Buch „Die be-

sten Tricks für Ihren finanziellen Erfolg“. Sein (vielleicht) wichtigster Tipp: „Lassen Sie sich nicht nur von Ihrem provisionsge-triebenen Bankberater beraten!“. Ebenso hilfreich ist die im Buch ausführlich erklär-te „72er-Regel zum Vermögensaufbau“: Wenn man die Zahl 72 durch den Zinssatz dividiert, erhält man eine Abschätzung, innerhalb welchen Zeitraums sich das ein-gesetzte Kapital in etwa verdoppelt. Wer die Regel anwendet, kann leicht abschät-zen, ob er sich noch selbst über die Erträ-ge aus seinen Anlagen freuen darf, oder doch erst die Enkel davon profitieren.

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Buchvorstellung

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Goldmarkt

Geplante 5 Billion Euro aus der heißen Presse blähen den Geldmarkt auf und kurbeln die Inflation an.

Auf seinem Januartreffen hat der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) die Leit-zinsen zwar unverändert gelassen aber EZB-Präsident Mario Draghi hat in Aussicht gestellt, dass die EZB-Geldpolitik auf dem nächsten EZB-Ratstreffen Anfang März „überdacht“ wird. Damit hat er in Aussicht gestellt, dass die Geldbehörde zu weiteren Zinssenkungen greifen wird (beispielswei-se einer weiteren Senkung des negativen Einlagenzinses) und die Aufkäufe von An-leihen und damit die Geldmengenvermeh-rung noch weiter treiben wird.Bereits im September 2015 sagte der De-gussa-Marktreport eine Liquiditätslücke der

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EZB wird ihre Politik noch weiter lockern

Banken von 4.760.000.000.000 Euro vo-raus. Das ausgebreitete Szenario - das Schaf-fen von ungefähr 5 Billionen zusätzlichen Euro - scheint durch die Andeutungen, die EZB-Präsident Draghi heute gemacht hat, nun langsam Formen anzunehmen.Das sind schlechte Nachrichten für den Euro - insbesondere auch für seinen Au-ßenwert. Eine Abwertung des Euro in Richtung Parität gegenüber dem US-Dollar beziehungsweise ein Fall unter die Parität ist nach wie vor wahrscheinlich.Anleger sollten daher ein „Euro-Klumpen-risiko“ vermeiden. Das Halten von Gold ist dazu eine mögliche und praktikable Alter-

native: Gold ist eine Versicherung gegen die Entwertung des Euro, ist eine Versiche-rung mit Preissteigerungspotential.Das Vermehren der Geldmenge schafft keinen Wohlstand. Es führt lediglich zu einer Umverteilung von Einkommen und Vermögen, durch die einige besser gestellt werden auf Kosten anderer.Und es sorgt dafür, dass die Güterpreise höher ausfallen (im Vergleich zu einer Si-tuation, in der die Geldmenge nicht aus-geweitet wird), und das ist zweifellos nicht im Interesse der Euro-Bürger. Inflation hat keine positiven Wohlfahrtseffekte. Das gilt für hohe, aber auch für geringe Inflation.

Wer meint, Hochinflation oder gar Hy-perinflation sei etwas, das es nur in der Währungsgeschichte gibt, muss sich eines Besseren belehren lassen. Die brutale Zer-störung der Kaufkraft des Geldes ist eine leidvolle Erfahrung, die immer wieder mit dem ungedeckten Papiergeld, das in be-liebiger Menge produziert werden kann, gemacht wird. Ein aktuelles Beispiel bie-tet nun Venezuela. Das Land durchleidet zurzeit eine Hochinflation. Ende 2011 waren 100 Bolivar noch 1 US-Dollar wert. Mittlerweile bekommt man für sie nur noch 0,14 US-Dollar. Die heimische Infla-tion (wenn man den öffentlichen Zahlen Glauben schenken möchte) soll sich Ende 2015 auf mehr als 140 Prozent belaufen

haben - eine Preissteigerung, die an Hy-perinflation erinnert. Eine solche Inflation fällt nicht vom Himmel, sie wird politisch gemacht. Das illustrieren die Geschehnisse um das Scheitern des sozialistischen Expe-riments in Venezuela nur zu deutlich. Als Hugo Chavez 1999 die Macht übernahm, nationalisierte er zunächst die heimische Ölindustrie. Der „Petro-Sozialismus“ er-laubt ihm lange an der Macht zu bleiben: Er konnte die Bevölkerung mit Ernäh-rungs- und Gesundheitssubventionen bei Laune halten. Die um sich greifende Miss-wirtschaft lähmte dann jedoch schnell die verstaatlichte Ölproduktion.Als die Ölpreise zu fallen begannen, ver-siegten die Erträge für das Regime. Das,

Exkurs: Hyperinflation - ein finsteres Lehrstück

was noch übrig geblieben war vom Wirt-schaftsleben, brach vollends zusammen. Mangelwirtschaft war die Folge. Darauf reagierte das Regime mit Rationierung und Preiskontrollen. Unterversorgung und wachsende Kriminalität führten im Früh-jahr 2014 zu öffentlichen Protesten, auf die die Regierung mit Gewalt reagierte. Oppositionelle wurden misshandelt und umgebracht. Nach einem Besuch in Ve-nezuela wurde der ehemalige spanische Wirtschaftsminister, Felipe Gonzalez, zi-tiert, Augusto Pinochets Diktatur in Chile wäre respektvoller gegenüber den Men-schenrechten gewesen als es das Regime unter Nicolás Maduro, Chavez Nachfolger seit 2013, sei. Bei der Wahl im Dezember

Dr. Thorsten Polleit, Chefvolkswirt Degussa

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Goldpreis pro Feinunze in Euro

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Euro-Wechselkurs gegenüber dem US-Dollar

2015 errang die Opposition eine Zweidrit-telmehrheit im Parlament. Maduro erließ daraufhin Notstandsgesetze, durch die die Opposition kaltgestellt wurde. Seine offenen Rechnungen finanziert das Re-gime mit der Notenpresse. Das ist wenig überraschend. Das Inflatio-nieren erscheint für eine Regierung - und nicht selten auch für die Regierten - meist vorteilhafter zu sein, als offen den Staats-bankrott zu erklären. Doch die volkswirt-schaftlichen Kosten der Geldwertzer-störung sind immens. Inflationäres Geld erschwert das Wirtschaften, und es sorgt für eine soziale Zerrüttung und moralische Vergiftung des Gemeinwesens. Inflation trifft vor allem die Ärmsten.Sie sind nicht in der Lage, sich den Kosten der Inflation zu entziehen. Venezuela ist ein besonders düsteres Lehrstück: Es ist nämlich eine Erinnerung daran, dass so-

zialistische Experimente zum Scheitern verurteilt sind, und dass die Geldwert-zerstörung - das ungehemmte Drucken von immer mehr Geld - gewissermaßen die letzte Stufe des sozialistischen Nie-dergangs ist. In einer Zeit, in der sozia-listische Ideen nahezu überall auf der Welt wieder im Aufwind sind, in der die Marktkräfte durch immer mehr Staats-aktivitäten zurückgedrängt und ausge-schaltet werden, steigt natürlich auch andernorts die Gefahr, dass das unge-deckte Geld entwertet wird. Venezuela ist zwar ein extremes, aber keinesfalls ein an den Haaren herbeigezogenes Lehrstück für viele Länder der westlichen Welt - einschließlich den Ländern im Euroraum, die das Überleben ihrer Ein-heitswährung vom Rotieren der elektro-nischen Notenpresse abhängig gemacht haben.

Goldmarkt

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Der BVFI Bundesverband für die Immo-bilienwirtschaft ist einer der jüngsten, deutschen Verbände in der Immobili-enwirtschaft und mit fast 12.000 Mit-gliedern doch einer der größten der Branche. Wie kam es überhaupt zu der Entscheidung einen eigenen Ver-band zu gründen?Dies lag ganz einfach daran, das wir mit der Situation in der Immobilienwirtschaft nicht zufrieden waren. Die Reputation der gesamten Branche befand und befindet sich noch bis heute im freien Fall. Hier sind über Jahrzehnte Fehler und Versäum-nisse gemacht worden, die nur schwer wieder aufzuholen sind. Auch heute noch

wird unser Berufsstand in der Politik nicht wahr- oder auch ernst genommen. Es gibt hier noch sehr viel zu tun.

Sehen Sie sich in Konkurrenz zu den Altverbänden RDM und IVD?Nein, überhaupt nicht. Sehen Sie, in der Immobilienwirtschaft gibt es insgesamt sicher an die 250.000 Unternehmen und Unternehmer und noch mehr Angestellte.Bisher sind bei uns erst ca. 12.000 Mit-glieder und beim IVD nach eigenen Schät-zungen gerade noch 4.000 Mitglieder in einem Berufsverband organisiert. Das ent-spricht nicht einmal 10 Prozent aller Bran-chenteilnehmer. In dieser Situation von

Konkurrenz zu sprechen wäre banal.Außerdem ist es so, dass der BVFI sich in seinen Hauptaufgabenfeldern als Wirt-schaftsverband wesentlich von der Arbeit eines reinen konservativen Berufsver-bandes unterscheidet. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass wir unsere Mit-glieder sogar dazu auffordern noch in weiteren Verbänden Mitglied zu sein.

Wie stehen Sie zu Kooperationen mit anderen Verbänden?Kooperationen und Gemeinschaftsge-schäfte sind eines der Grundprinzipien des BVFI, Das wollen wir unseren Mitglie-dern auch aktiv vorleben. So pflegen wir

BVFI-Vorstand Engelberth - Reform des Immobilienmaklers

Julien Backhaus sprach mit Jürgen Engelberth, einem der beiden Geschäftsführer des Bundesverband für die Immoblienwirtschaft e. V.

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bereits heute gute Kooperationen mit di-versen Verwalterverbänden, dem Home-stagingverband, dem Deutschen Sach-wertverband oder auch dem Verband der Selbständigen. Und natürlich stehen wir allen Verbänden in der Immobilienwirt-schaft offen für Kooperationen gegenü-ber. Schließlich geht es uns allen um das Wohl unseres Berufsstandes.

Sie selbst sprechen von einer Quali-täts-Offensive für die Immobilienwirt-schaft. Wie kann die Ihrer Meinung nach aussehen?Wir als BVFI sind der Meinung, dass wir nicht auf politische Veränderungen war-

ten dürfen, damit in unserer Branche wie-der alles gut wird.Wir setzen darauf, dass die Branche sich aus sich selbst heraus heilen muss um wie-der ein positives Ansehen und Reputation in der Gesellschaft zu erlangen. Insbeson-dere die Maklerschaft ist hier gefragt.Der Job eines unqualifizierten Wohnungs-besichtigers, wie wir die ja aus Fernseh-Soaps zu genüge kennen, hat eben nichts mit der anspruchs- und verantwortungs-vollen Aufgabe eines Fachmaklers oder Immobilienkompetenzcenters zu tun. Das gilt es durch Qualität und Leistungsviel-falt durch unsere Fachunternehmen nach außen zu repräsentieren.

Ein Immobilienmakler hat in den USA bis heute ein höheres soziales Anse-hen als ein Mediziner. In Deutschland befindet sich die Branche jedoch am unteren Ende dieser Skala. Wie wol-len Sie als Verband dem begegnen?Ich habe ja schon gesagt, dass es hier in den letzten Jahrzehnten enorme Ver-säumnisse, durch Politik, Lobby, Verbände und die Branche selbst gegeben hat. Dies können wir leider auch nicht von heute auf morgen wieder ändern. Unsere Stra-tegie ist daher auch auf eine sehr lange Sicht angelegt.Begonnen haben wir bereits am Anfang durch unsere Ausbildungsangebote mit der wir unsere Mitglieder unterstützen wollen. Insbesondere ist uns aber daran gelegen die Zusammenarbeit und die Ko-operation zwischen Fachmaklern zu stär-ken und weiter auszubauen.

Die Zeiten von Krämerläden, Tante-Emma Geschäften und kleinen Einzel-unternehmen ist nun langsam auch in der Immobilienwirtschaft vorbei.Wie schätzen Sie die aktuelle poli-tische Situation für die Branche?Da ist es leider nicht weit her mit.Im Moment sind wir wohl nur ein Spiel-ball irgendwelcher Minister und Staats-sekretäre die versuchen auf dem Rücken Anderer etwas Aufmerksamkeit und Re-putation zu erhaschen.

Wie sollte Ihrer Meinung nach poli-tische Arbeit heute aussehen?Die Verbände sollten sich endlich zusam-men schließen und in Berlin eine gemein-same starke Lobby für unseren Berufsstand bilden. Mit unserem weiteren Wachstum könnten wir dann in wenigen Jahren ein solches politisches Gewicht bilden, dass kein Politiker und keine Partei mal einfach an uns vorbei kann.

Der BVFI gründete in 2015 den Bun-deskongress für die Immobilienwirt-schaft. Was wollen Sie mit diesem Gremium bewirken?

Für uns ist es wichtig, dass wir unsere Mit-glieder in die Verbandsarbeit aktiv mit ein-binden. Wir wollen dies nicht tun, indem wir einmal jährlich eine Tagung veranstal-ten indem die Mitglieder als Auditorium Ihrem Vorstand zuhören dürfen. Deshalb laden wir dazu ein, Abgeordneter im Bun-deskongress zu werden und aktiv an der Gestaltung unserer Branche und unseres Berufsstandes teil zu nehmen. So wird es hier Arbeitskreise und Ausschüsse zum Bestellerprinzip, zu einer neuen Honorar-beratung, zum Berufsbild selbst oder auch zum Sachkundenachweis geben.Nicht zuletzt erhalten die parlamenta-rischen Mitglieder im Bundeskongress natürlich auch eine erhebliche Reputati-onssteigerung in der Aussenwirkung zu ihren Kunden.

Sie sprechen oft vom so genannten Immobilien-Kompetenz-Center. Was genau verstehen Sie darunter?Die vielen unqualifizierten Immobilienbe-sichtiger, haben dem Ansehen der Bran-che extrem geschadet. Wir geben unseren Mitgliedern hier starke Impulse ihr Dienst-leistungen als Fachmakler weiter in den Vordergrund zu stellen. Schließlich reicht es in der professionellen Immobilienver-marktung ja nicht aus, eine Anzeige in ir-gendeinem Internetportal zu schalten und dann auf Kunden zu warten.In einem Immobilien-Kompetenz-Center sollte ein Käufer oder ein Verkäufer im-mer voll umfänglich beraten werden kön-nen. Ganz egal ob es um ein breites über-regionales Immobilienangebot geht oder das ein Kunde auch Dienstleistungen wie Gutachten, Finanzierungen, Energieaus-weise oder ähnliches abrufen kann.Um all diese Leistungen anbieten zu kön-nen bedarf tatsächlich einer großen Kom-petenz und einem breiten Netzwerk in Kooperation.

Warum haben Sie die Deutsche Immo-bilienmesse ins Leben gerufen?Bisher gibt es im Messebereich lediglich Verbrauchermessen und eine Expo-Real in München. Bei der Expo können Sie sich wunderbar über neue Häfen und Palmeninseln in Dubai informieren oder über Großprojekte von Metropolen und Landesentwicklungsgesellschaften in-formieren. Für kleine und mittelständige Unternehmen in der Branche gab es bis-her keine Fachmesse und auch keinen entsprechenden Kongress. Das haben wir mit der Deutschen Immobilienmesse in den letzten zwei Jahren unter großem Anklang erreichen können und werden Sie als Leitmesse für die Branche weiter etablieren.

Die Deutsche Immobilienmesse veran-staltet auch ein breites Kongresspro-

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gramm. Können Sie uns hierzu nähe-res mitteilen?Wir haben hier jedes Jahr ein attraktives Kongressprogramm und sind bemüht immer mehr als 50 Top-Speaker mit in-teressanten Themen für die Besucher zu gewinnen. In diesem Jahr haben wir sogar begonnen alle Vorträge aufzuzeichnen und dieses dann in unserem kostenfreien Portal BVFI-Inside zur Verfügung zu stel-len. 2016 planen wir innerhalb der Mes-se in den Dortmunder Westfalenhallen zusätzlich 8 eigene Kongresse zu unter-schiedlichen Themen, sowie mehr als 20 Workshops. Auch werden wir wieder ein buntes Programm an Top-Spekern aus Po-litik und Wirtschaft dabei haben.

Mit dem Internet-Dienstleister Wunschgrundstück GmbH haben Sie das Portal Cheked-Immo in den Markt eingeführt. Warum haben Sie über-haupt ein eigenes Portal eröffnet und wie stellen Sie sicher, dass Ihr Portal im Markt überhaupt wahrgenommen wird?Die Maklerschaft hat schon seit langem nach einem reinen Fachmaklerportal geru-fen. Auf diesem Portal dürfen keine Laien ihre Objekte inserieren. Nur Fachmakler können hier Ihre professionellen Offerten veröffentlichen. Dies ist auch eine Quali-tätsaussage für suchende Kunden.Es gab auch noch zwei bis drei weitere Einzelentwicklungen, die als Insellösung aber im Markt wohl kaum Chancen ha-ben werden. Unser Fachmakler-Portal steht dagegen in einer direkten Vernetzung mit etwa 13.000 kom-munalen Immobilien-portalen was für eine bisher nie da gewesene Reichweite sorgt. Da haben wir dann diesem Projekt sofort zuge-stimmt.Wie all unsere Projekte ist auch dieses Portal verbandsunabhängig. Wie in allen ande-ren Bereichen auch, streben wir Gemein-schaftsgeschäfte und Kooperationen im-mer mit der gesamten Branche an, da es keinen Sinn macht sich durch Regionen oder Mitgliedschaften Grenzen aufzeigen zu lassen.

Im Zusammenhang mit Checked-Immo steht nun auch eine Neuauflage und ein kompletter Refresh vom MLS-Por-tal MLS-Deutschland. Wie positionie-

ren Sie sich hier?MLS Multiple-Listing-Service ist für uns einer der Grundpfeiler von Kooperation und Zusammenarbeit im professionellen Immobilienhandel. Daher haben wir uns entschlossen, das bisherige MLS-Deutsch-land-Angebot komplett zu überarbeiten und neu aufzulegen. Mit einem Objekt-bestand von etwa 15.000 Objekten wa-ren wir hier schon seit langem und mit großem Abstand Marktführer. Mit dem Refresh und der Kooperation mit Wunsch-grundstück wollen wir dieses System der Maklerkooperation nun flächendeckend noch erfolgreicher etablieren.Wie gesagt: Tante Emma Geschäfte und Krämerläden werden in Zukunft keine Chance mehr im Markt haben.

Im Januar 2015 haben Sie youscore.de eröffnet. Was genau können wir uns darunter vorstellen.Youscore ist ein Bewertungsportal für die gesamte Immobilienwirtschaft, indem nicht die Meinung von Laien oder von un-zufriedenen Kunden steht, die z.B. eine Wohnung nicht bekommen haben. Hier steht die Leistungsfähigkeit der Unterneh-men selbst im Vordergrund, indem diese Ihr Leistungsportfolio darstellen können.Das Leistungsportfolio wird dann über einen Algorithmus-Score, den ein Aus-schuss aus Fachmaklern selbst erarbeitet hat bewertet.Hierdurch erreichen wir dann tatsäch-lich eine fachlich aussagekräftige und relevante Bewertung wie sie bei keinem

Laienportal möglich ist. Dies ist für BVFI-Busi-ness-Mitglieder na-türlich kostenfrei aber auch Nichtmitglieder können unseren Service natürlich nutzen.

Mit dem Herausge-ber der Zeitschrift AssCompact, der bbg GmbH, geben Sie ein

eigenes Immobilienmagazin für die Branche heraus. Wie werden Sie sich hier positionieren.Mit unserem Magazin ImmoCompact wollen wir ein Sprachrohr der Branche sein. Es ist ein Fachmagazin welches wir online und zukünftig auch in Printversion zur Verfügung stellen werden. Wichtig dabei ist für uns, dass ImmoCompact kein Mitgliedermagazin des BVFI ist. Im-moCompact ist ein Fachmagazin für die gesamte Branche.

Auch hier war es uns wichtig einen pro-fessionellen Partner wie die bbg aus Bayreuth, als Verleger an unserer Seite zu haben, der mit der AssCompact bereits ein ähnliches Magazin erfolgreich verlegt.Mit Zugriffszahlen von bis zu 5.000 Lesern pro Tag, erreichen wir mittlerweile eine Marktdurchdringung, die wir in der Grö-ße zunächst garnicht für möglich gehal-ten hätten.

Stehen im Bereich der BVFI-Akademie auch weitere Kooperationen an?Ich bin überzeugt davon, dass wir auch hier unsere Kooperationen und damit na-türlich auch unser Ausbildungsangebot erheblich ausdehnen können.Aktuell haben wir hier bereits mit dem Sprengnetter Campus eine sehr enge Ko-operation aufgebaut. Wir werden daher in 2016 unser Schulungs- und Ausbildungs-programm erheblich ausbauen können.

Wie stellen Sie sich überhaupt zum Thema Gemeinschaftsgeschäfte und Kooperationen?Wir haben nicht das Interesse das Rad je-desmal neu zu erfinden. Gerade deshalb steht die Kooperation mit einer Vielzahl von erfolgreichen Unternehmen bei uns im Vordergrund. bca, bbg, Wunsch-grundstück, Intramakler, Sprengnetter und bundesweit breite Verbandskoopera-tionen sprechen denke ich hier eine klare Sprache.

Eine Ihrer Dienstleistungen trägt den Namen Loge der Immobilisten und ist auch unter BVFI-Inside zu erreichen. Können Sie uns hier ein paar Worte zu sagen?Die Loge der Immobilisten war ursprüng-lich ein reines Social Media Projekt, welches ich 2008 auf der Plattform XING gegründet habe. Mittlerweile gibt es die Loge aber eben auch auf Facebook, Lin-kedIn und Twitter. Mehr als 30.000 Un-ternehmen und Unternehmer haben sich hier mittlerweile vernetzt. Da war es nahe-liegend diese in einem eigenen System zusammenzufassen und zwar hoch spezi-alisiert und wirklich branchenspezifisch.Die Loge steht allen Branchenteilnehmern offen, natürlich auch unabhängig jegli-cher Verbandszugehörigkeit.

Vor einiger Zeit haben Sie für Ihre Mitglieder den ersten deutschen Im-mobilclub “Owners Club” eröffnet. Welches Ziel verfolgen Sie damit und wie erreichen Sie dort Ihre Mitglieder.

„Machen Sie aus Mitglie-dern Ihre Neukunden und aus Ihren Kunden dauerhaft Mitglieder.”

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Immobilien

Der Immobilclub Owners Club ist ein bisher völ-lig einzigartiges Projekt. In erster Linie ist er ge-dacht für alle Bewohner von Immobilien und ins-besondere die, die sich auch für einen eventu-ellen Immobilienerwerb interessieren. Ähnlich wie bei einem Automo-bilclub Dienstleistungen für Autofahrer erbracht werden, werden hier Dienstleistungen und Be-ratungen für Immobilien-interessierte Menschen erbracht. Die Mitglied-schaft im Club ist in der Basisversion natürlich ko-stenfrei.Fachmaklern und Immo-bilien-Kompetenz-Cen-tern geben wir gerne die Möglichkeit ent-sprechende Geschäftstellen des Owners Clubs zu übernehmen und den Club als echten Leadgenerator für sich zu nutzen. Dies steht dann ganz unter dem Motto: „Machen Sie aus Mitgliedern Ihre Neu-kunden und aus Ihren Kunden dauerhaft Mitglieder.” Ich denke der Owners Club ist ein Paradebeispiel dafür, warum der BVFI sich eben auch als Praxisverband be-zeichnet.

Bei Ihnen darf jeder Mitglied werden, den Sie für die Branche akkreditie-ren können. Sehen Sie hier nicht eine Verwässerung in der Qualität? Selbst Existenzgründer können ja bei Ihnen bereits zu vergünstigten Konditionen Mitglied werden.Tatsächlich hat man uns das in unseren Anfängen zum Vorwurf gemacht. Das Problem ist aber eigentlich ganz einfach. Ein Unternehmer der schon seit zehn oder mehr Jahren erfolgreich ist, der kann viel-leicht auch ganz gut ohne einen Verband zurecht kommen, auch wenn er das na-türlich nicht tun sollte.Ein unerfahrener Jungunternehmer der noch so viele Fehler am Markt machen kann, der braucht doch von Anfang an eine Unterstützung im Markt und Zu-gang zu qualifizierter Ausbildung. Wenn man diese Unternehmer von einer Ver-bandsmitgliedschaft ausschließt schadet man insgesamt der ganzen Branche. Des-

halb haben wir uns von Anfang an auch Existenzgründern gegenüber geöffnet.

Wie stehen Sie zur Einführung des Sachkundenachweis für Immobilien-makler?Der BVFI ist bei der Bundesregierung in Berlin als Interessenvertretung für die Im-mobilienwirtschaft akkreditiert. Von daher werden wir zu solchen Entscheidungs-prozessen mit eingeladen und begleiten diese. Natürlich befürworten wir auch die Einführung eines Sachkundenach-weises, allerdings sollte man auch wissen, dass dieser nicht viel an der Qualität der Branche verändern kann. Und deshalb betonen wir immer wieder, dass nicht die Politik die Branche und ihre Reputati-on verändern kann. Dass können nur die Branchenteilnehmer selbst, indem Sie sich qualitativ neu positionieren und vernetzen und endlich aufhören als Krämerladen al-leine vor sich hin zu wirken. Wir als BVFI bieten Ihnen die Netzwerke dazu.

Mit der Ausbildung zum Fachmakler für die Immobilienwirtschaft setzen Sie Maßstäbe in der technischen Um-setzung der Ausbildung. Wie genau sehen die aus?Ja, tatsächlich. Unsere Ausbildung zum Fachmakler der Immobilienwirtschaft BVFI unterscheidet sich von herkömmlichen trockenen Lehrgängen. Die Ausbildung ist sicherlich zu 80 Prozent videobasiert,

sodass unsere Teilnehmer die Ausbildung ganz bequem zuhause am PC oder am TV durchführen können. Sie ist dadurch und auch das schriftliche Begleitmaterial sehr intaraktiv und modern was die Lern-inhalte und das Lernen ansich sehr ange-nehm macht. Jeder Teilnehmer kann für sich selbst entscheiden, ob er unseren Kurs berufsbegleitend ganz in Ruhe in 12 Monaten durchführt oder eben in vier bis sechs Wochen in Ganztageseinheiten, ganz individuell und angepasst an die ei-genen Bedürfnisse. Auch für Berufsein-steiger und Umsattler ist dieser Lehrgang hervorragend geeignet.

Der BVFI ist oft auch schon mal unbe-quem in seinem Auftritt.Ja selbstverständlich. Wenn Sie immer nur mit dem Strom schwimmen können Sie nichts bewegen und nichts verändern. Auch in der Politik macht es keinen Sinn, sich mit einem Fähnchen vor den Bundes-tag zu stellen, wenn Sie etwas verändern wollen. Da muss man durchaus auch schon mal unbequem und mit Macht auftreten um Gehör zu finden. Der BVFI ist eine Interessenvetretung die sich nicht weg duckt, nur weil mal etwas Gegen-wind kommt.

Gibt es weitere Projekte, insbeson-dere auch im Bereich des Immobilien-Marketing-Verlags?Ja tatsächlich gibt es noch das eine oder andere Projekt, welches kurz vor der Re-alisierung steht. Da ist zum einen eine Immobilienjobbörse, oder eine interne Handelsplattform für Immobilienunter-nehmen und Nachfolgeregelungen. Ein Versorgungswerk für die Branche an dem bereits im Hintergrund gearbeitet wird und auch noch einige andere.Ich denke das wird in Zukunft auch nicht weniger werden. Wir müssen hier immer schnell und direkt auf volatile Märkte rea-gieren und bei Bedarf auch neue Produkte oder Projekte für unsere Mitglieder und die Branche realisieren. Ich glaube das ist auch einer der wichtigsten Gründe, wa-rum wir als Verband einen solch starken Zulauf in den letzten Jahren realisieren konnten. Auf jeden Fall eine sehr interes-sante und spannende Aufgabe.

Vielen Dank, Herr Engelberth, für das Gespräch

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Marcel, wenn Du zurückdenkst an Deine Anfangszeit in Mallorca, war damals abzusehen, dass Du solchen Erfolg haben würdest?Hätte mir 2006 jemand gesagt, dass ich soviel in Mallorca drehe und auch im deut-schen Fernsehen präsentieren darf, hätte ich es nicht geglaubt. Auch wenn ich heu-te erlebe, mit welch hochinteressanten Leuten jeden Tag zu tun habe, was ich für tolle Immobilienverhandlungen habe, wieviele schöne Orte ich sehe, da muss ich mich teilweise selbst kneifen, weil ich nicht glauben kann, was da so in meinem Leben passiert.

Du bist nicht der einzige Immobilien-makler auf der Insel, wie stehst Du zur Konkurrenz?Generell rede ich nie von Konkurrenten, für mich sind das liebe Kollegen. Auch wenn mich manche nicht leiden mögen, habe ich mit keinem ein Problem. Natür-lich kommen übers Jahr viele neue Makler dazu. Andere brechen weg, weil sie nicht den Umsatz machen, den sie sich erhofft hatten. Bei den großen Projekten ist die Fluktuation besonders hoch.

Wer Dich Spanisch sprechen hört, hört keinen Akzent, der verrät, dass du Deutscher bist. Muss man den Spanisch sprechen, wenn man nach Mallorca auswandern möchte?Ich habe sehr schnell Spanisch gelernt, da ich mit vielen spanischen oder mallorci-nischen Hauseigentümern zu tun hatte. Auch für Behördengänge muss man sich vernünftig audrücken können. Viele Deut-sche denken, sie könnten ohne Spanisch-kenntnisse nach Mallorca auswandern, da dort eh alle Deutsch sprechen würden. Dem ist nicht so. Wenn ich auswandere, in ein anderes Land gehe, dann ist es für mich eine Frage des Respekts den Men-schen gegenüber, mich mit der Kultur und dem Land zu vefassen, dass ich die

Interview

Marcel Remus: Mallorca, auswandern mit TückenWer auf Mallorca eine Immobilie sucht, kommt an TV-Makler Marcel Remus nicht vorbei. Seit neun Jahren lebt und arbeitet er als Luxus-Immobilienmakler auf Mallorca mit Franchisepartnern in Hamburg und Düsseldorf.

Das Interview führte Julien Backhaus.

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Landessprache spreche, wenn ich dort leben will.

Was macht Mallorca so attraktiv?Palma de Mallorca entwickelt sich extrem gut, weil es in Sachen Erreichbarkeit und Infrastruktur perfekt aufgestellt ist. Auch die Sicherheit, die hier herrscht, ist für meine Kunden wichtig, gerade wenn sie Kinder haben. Sie wollen sich im Urlaub entspannt bewegen können. Die me-diterrane Küche und das Klima tun ihr übriges. Die Altstadt von Palma ist wun-derschön und sehr beliebt. Im Hinterland kann es außerhalb der Saison sehr still werden aber in Palma herrscht das ganze Jahr buntes Treiben. Das macht die Insel sehr beliebt bei den Deutschen und inter-nationalen Kunden.

Du lebst hier nun schon einige Jahre. Fühlst Du Dich denn schon als Einheimischer?Ich fühle mich nicht als Mallorciner. Man merkt, dass die Deutschen, Engländer und Scandinavier, die hier ihr Business

aufbauen, bei weitem zielstrebiger ans Werk gehen als die Einheimischen. Bei den alteingesessenen Inselbewohnern herrscht eher die mediterrane Gemütlich-keit vor. Da wird Siesta gehalten und mit der Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit oft nicht so genau genommen. Daran muss man sich erst einmal gewöhnen.

Was würdest Du denn jemandem raten, der gerne nach Mallorca auswandern und hier ein Geschäft aufbauen will?Hier herrscht nicht immer Sommer, Son-ne, Sonnenschein. Einige Auswanderer sind zu blauäugig, wenn sie denken, sie könnten sich mal eben hier ein Leben auf-bauen. Ich habe in den letzten Jahren viele interessante Leute kommen und gehen sehen. Einige haben einfach die Schwie-rigkeiten unterschätzt, die die Insellage mit sich bringt. Auch hier muss man sich durchboxen, sich etablieren. Langfristig gutes Geld zu verdienen ist nicht einfach aber es ist zu schaffen, wenn man sich fo-kussiert und einen Plan hat.

Geld ausgeben ist natürlich leichter als verdienen.Ja, das unterschätzen viele. Das schöne Wetter, die Urlaubsstimmung lassen das Geld locker sitzen, besonders, wenn schon ab Mittag der Alkohol fließt. Ich habe oft mit Leuten zu tun, die extrem viel Geld haben. Da habe ich schon einige erlebt, die sich einfach überschätzt haben und bei den noch Reicheren mithalten wollten. Eine Jacht, ein großes Haus mit Porsche vor der Tür - alles scheint erschwinglich. Die sind böse auf die Schnauze gefallen. Mallorca hat viele schöne Seiten, aber unter dem Gesicht der Urlaubsinsel sind Tücken versteckt, die nicht zu unterschät-zen sind.

Vielen Dank, Marcel

Empfehlung:Das komplette Interview finden Sie auf www.wirtschaft-TV.com

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Die Sorge über die systematische Über-schuldung und die folgerichtige Geldent-wertung animiert viele Zeitgenossen dazu,sich eine Immobilie als „Inflationsaus-gleich“ zu kaufen. Auch scheint solche In-vestition als Altersvorsorge weit bessergeeignet als die klassischen Lebens- undRentenversicherungsmodelle, wie die ak-tuelle, bevölkerungsrepräsentative Befra-gung eines deutschen Immobilienportalsklar belegt. Demnach halten rund dreiViertel der Deutschen die eigenen vierWände für die beste Altersvorsorge. Beieiner thematisch ähnlichen Umfrage vonEuro Grundinvest hingegen verwies dasgelblich glänzende Gold das Betongold,sprich die Immobilie, nur auf Platz zwei.Abgesehen davon, dass wir hier tatsächlichdie Lebens- und Rentenversicherung man-gels Substanzhaltigkeit vernachlässigenkönnen, lohnt ein Vergleich aus Investo-rensicht zwischen dem sogenannten Be-tongold zur eigenen Nutzungund dem echten Gold für denTresor.

ImmobilienkaufNehmen wir also an, Investor Akauft sich jetzt in DeutschlandsHauptstadt eine 100 Quadrat-meter große Eigentumswoh-nung in mittlerer Lage für 4.000Euro pro Quadratmeter. Neben-bei – in meiner Heimatstadt werden inzwi-schen auch Immobilien zum doppeltenPreis verkauft. Unterstellen wir ihm ein Ei-genkapital von 20 %, also 80.000 Euro aufden Nettokaufpreis von 400.000 Euro, undzudem kulante Nebenkosten von nur 10% (3,5 % Maklercourtage, 4,5 % Grund-erwerbsteuer, 2,0 % Notar-und Grund-buchkosten), also weitere 40.000 EuroEigenkapital, so kommen wir auf ein Kre-ditvolumen von 320.000 Euro und ein ein-gesetztes Eigenkapital von 120.000 Euro.Die jetzige Niedrigzinsphase gestattet dem

Käufer A bei zehnjähriger Kreditfestschrei-bung einen Zinssatz von 2,5 % p. a. zunutzen. Hinzu kommen ein Prozent Til-gung und eine ebenso hohe Instandhal-tungsrücklage, die mit 1,5 % Netto-Guthabenzins angespart wird. Weiterhinkalkulieren wir die Prolongation der Rest-schuld nach zehn Jahren um weitere zehnJahre bei dann erhöhtem Zinssatz von 5 %

pro Jahr, da es unwahrscheinlich ist, dasswir im Umfeld exponentieller Verschul-dung noch lange niedrige Zinsen habenwerden.

Echtes Gold statt BetonInvestor B kauft mit seinem freien Kapitalvon 120.000 Euro statt Betongold echtesGold in Form von Münzen oder Barren abeiner Feinunze aufwärts. Wir unterstellenKaufnebenkosten von fünf Prozent sowieeine durchschnittliche Wertsteigerung vonnur 4 % pro Jahr über die vollen 20 Jahre.

Zum Vergleich: während der letzten 100Jahre – eine Zeitspanne, länger als eindurchschnittliches Menschenleben andau-ert – stieg der Goldpreis in der Weltleit-währung US-Dollar um durchschnittlich4,2 % pro Jahr! Unser Goldkäufer wohntebenfalls in einer Berliner 100-qm-Woh-nung, allerdings zur Miete. Aber schauenwir uns nun die reinen Zahlen an, so, wiees ein strategischer Investor tun sollte:(siehe Tabelle)

Fazit nach 20 JahrenRein monetär verfügen beide Investoren inetwa über die gleiche Summe – nur mitumgekehrten Vorzeichen! Selbst unsereUnterstellung der konsequenten Bildungeiner Instandhaltungsrücklage darf nichtzum Schönrechnen verleiten, denn dieseReserve wird regelmäßig geschmälert,wenn eine Immobilie in die Jahre der ver-stärkten Pflegebedürftigkeit kommt. Si-

cher, die eigenen Steine sind ein Sachwert.Sieht man jedoch von der emotionalenKomponente („MEIN Heim…“) einmal abund fokussiert sich zugleich auf die hartenFakten, dann fällt es schwer, einen strate-gischen Vorteil zugunsten von Investor Azu erkennen. Denn im Unterschied zumImmobilienkäufer bleibt Investor B OHNESCHULDEN und zugleich permanent li-quide sowie fähig, seine Lebensplanungkurzfristig zu ändern! Investor A hingegen„klebt“ an seinen eigenen vier Wänden,egal ob über die Zeit seine Aussicht ver-

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Investor A (Immobilienkäufer) Investor B (Goldkäufer)

Kreditrate monatlich: 936,- (erste 10 Jahre) Kreditrate monatlich: 0,-Instandhaltungsrücklage: 334,- (mtl. Über 20 J.) Instandhaltungsrücklage: 0,-Gesamtaufwand Wohnen: 1.270,- (netto, erste 10 J.) Realistische Nettomiete: 1.270,-Restschuld nach 10 J.: 283.669,- Goldwert nach 10 J.: 168.748,-Restschuld nach 20 J.: 247.015,- Goldwert nach 20 J.: 249.788,-

Instandhaltungsrücklage: 93.432,- (n. 20 Jahren)

Betongold vs. Realgold: Es lohnt sich, zu rechnenAus Investorensicht lohnt ein Vergleich zwischen dem sogenann-ten Betongold zur eigenen Nutzung und dem echten Gold für denTresorVon Dietmar Wilberg, MBA

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Die Sorge über die systematische Über-schuldung und die folgerichtige Geldent-wertung animiert viele Zeitgenossen dazu,sich eine Immobilie als „Inflationsaus-gleich“ zu kaufen. Auch scheint solche In-vestition als Altersvorsorge weit bessergeeignet als die klassischen Lebens- undRentenversicherungsmodelle, wie die ak-tuelle, bevölkerungsrepräsentative Befra-gung eines deutschen Immobilienportalsklar belegt. Demnach halten rund dreiViertel der Deutschen die eigenen vierWände für die beste Altersvorsorge. Beieiner thematisch ähnlichen Umfrage vonEuro Grundinvest hingegen verwies dasgelblich glänzende Gold das Betongold,sprich die Immobilie, nur auf Platz zwei.Abgesehen davon, dass wir hier tatsächlichdie Lebens- und Rentenversicherung man-gels Substanzhaltigkeit vernachlässigenkönnen, lohnt ein Vergleich aus Investo-rensicht zwischen dem sogenannten Be-tongold zur eigenen Nutzungund dem echten Gold für denTresor.

ImmobilienkaufNehmen wir also an, Investor Akauft sich jetzt in DeutschlandsHauptstadt eine 100 Quadrat-meter große Eigentumswoh-nung in mittlerer Lage für 4.000Euro pro Quadratmeter. Neben-bei – in meiner Heimatstadt werden inzwi-schen auch Immobilien zum doppeltenPreis verkauft. Unterstellen wir ihm ein Ei-genkapital von 20 %, also 80.000 Euro aufden Nettokaufpreis von 400.000 Euro, undzudem kulante Nebenkosten von nur 10% (3,5 % Maklercourtage, 4,5 % Grund-erwerbsteuer, 2,0 % Notar-und Grund-buchkosten), also weitere 40.000 EuroEigenkapital, so kommen wir auf ein Kre-ditvolumen von 320.000 Euro und ein ein-gesetztes Eigenkapital von 120.000 Euro.Die jetzige Niedrigzinsphase gestattet dem

Käufer A bei zehnjähriger Kreditfestschrei-bung einen Zinssatz von 2,5 % p. a. zunutzen. Hinzu kommen ein Prozent Til-gung und eine ebenso hohe Instandhal-tungsrücklage, die mit 1,5 % Netto-Guthabenzins angespart wird. Weiterhinkalkulieren wir die Prolongation der Rest-schuld nach zehn Jahren um weitere zehnJahre bei dann erhöhtem Zinssatz von 5 %

pro Jahr, da es unwahrscheinlich ist, dasswir im Umfeld exponentieller Verschul-dung noch lange niedrige Zinsen habenwerden.

Echtes Gold statt BetonInvestor B kauft mit seinem freien Kapitalvon 120.000 Euro statt Betongold echtesGold in Form von Münzen oder Barren abeiner Feinunze aufwärts. Wir unterstellenKaufnebenkosten von fünf Prozent sowieeine durchschnittliche Wertsteigerung vonnur 4 % pro Jahr über die vollen 20 Jahre.

Zum Vergleich: während der letzten 100Jahre – eine Zeitspanne, länger als eindurchschnittliches Menschenleben andau-ert – stieg der Goldpreis in der Weltleit-währung US-Dollar um durchschnittlich4,2 % pro Jahr! Unser Goldkäufer wohntebenfalls in einer Berliner 100-qm-Woh-nung, allerdings zur Miete. Aber schauenwir uns nun die reinen Zahlen an, so, wiees ein strategischer Investor tun sollte:(siehe Tabelle)

Fazit nach 20 JahrenRein monetär verfügen beide Investoren inetwa über die gleiche Summe – nur mitumgekehrten Vorzeichen! Selbst unsereUnterstellung der konsequenten Bildungeiner Instandhaltungsrücklage darf nichtzum Schönrechnen verleiten, denn dieseReserve wird regelmäßig geschmälert,wenn eine Immobilie in die Jahre der ver-stärkten Pflegebedürftigkeit kommt. Si-

cher, die eigenen Steine sind ein Sachwert.Sieht man jedoch von der emotionalenKomponente („MEIN Heim…“) einmal abund fokussiert sich zugleich auf die hartenFakten, dann fällt es schwer, einen strate-gischen Vorteil zugunsten von Investor Azu erkennen. Denn im Unterschied zumImmobilienkäufer bleibt Investor B OHNESCHULDEN und zugleich permanent li-quide sowie fähig, seine Lebensplanungkurzfristig zu ändern! Investor A hingegen„klebt“ an seinen eigenen vier Wänden,egal ob über die Zeit seine Aussicht ver-

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Investor A (Immobilienkäufer) Investor B (Goldkäufer)

Kreditrate monatlich: 936,- (erste 10 Jahre) Kreditrate monatlich: 0,-Instandhaltungsrücklage: 334,- (mtl. Über 20 J.) Instandhaltungsrücklage: 0,-Gesamtaufwand Wohnen: 1.270,- (netto, erste 10 J.) Realistische Nettomiete: 1.270,-Restschuld nach 10 J.: 283.669,- Goldwert nach 10 J.: 168.748,-Restschuld nach 20 J.: 247.015,- Goldwert nach 20 J.: 249.788,-

Instandhaltungsrücklage: 93.432,- (n. 20 Jahren)

Betongold vs. Realgold: Es lohnt sich, zu rechnenAus Investorensicht lohnt ein Vergleich zwischen dem sogenann-ten Betongold zur eigenen Nutzung und dem echten Gold für denTresorVon Dietmar Wilberg, MBA

baut oder eine Flugroute nachteilig geän-dert wird…Würde er dann verkaufen wol-len oder müssen, ginge dies nur „imStück“ und kann sich über viele Monateoder gar Jahre hinziehen. Je nachdem, ober einen Käufer findet, der den angestreb-ten Preis zu zahlen bereit ist.

Märchen WertsteigerungsgarantieÜbrigens zählt es eher zu den Märchenvon Immobilienanbietern und Hypothe-

kenkreditvermittlern, dass Immobilien defacto eine „Wertsteigerungsgarantie“ ein-gebaut haben. Die Gründe liegen nicht nurin einer möglichen Verschlechterung desUmfeldes, sondern vielmehr in der simplenTatsache, dass extrem viele Eigenheimezum Großteil fremdfinanziert sind und ste-tige, für die Zins- und Tilgungszahlung aus-reichende Einkünfte der Ratenzahlervoraussetzen! Angesichts der deutlichenVerschlechterung der Wirtschaftslage invielen Teilen Europas und der Welt sowieder schnell fortschreitenden Verschul-dungsorgien von Staaten, Unternehmenund Haushalten muss in naher Zukunft mitsteigenden Arbeitslosenzahlen auch inDeutschland gerechnet werden. Und wasmeinen Sie wohl, wem die Immobilie vonunserem imaginären Investor A endgültigzufällt, sollte dieser davon betroffen seinund danach in ernsthafte Zahlungsschwie-

rigkeiten kommen? Richtig, jener Institu-tion, die ihm einen so „günstigen“ Kreditspendiert hat.

Alternative zum EignenheimMir ist sehr wohl bewusst, dass sich kaumjemand die Mühe macht, Alternativen zumin Deutschland so beliebten Eigenheim zudurchdenken, erntet man doch oft mitlei-dige Blicke, wenn man sich als Mieteroutet. Schließlich klingt die Story vom

„mietfreien Wohnen im Alter“ doch soplausibel und verlockend zugleich. Zumin-dest auf den ersten Blick. Und wenn mannicht nachrechnet! Letztlich treffen in die-sem Vergleich zwei Welten aufeinander:ein starres und bekanntes Konzept – dieImmobilie, auch „Betongold“ genannt –und das seit 4000 Jahren als universellerKaufkraftspeicher erprobte Hartgeld Gold,welches für Beweglichkeit und Freiheitsteht. Wer sich für Ersteres entscheidet,sollte zumindest vorher über diese Zusam-menhänge Bescheid wissen, damit er spä-ter nicht behaupten kann, er hätte nichtsdavon gewusst.

Dietmar Wilberg ist Edelmetallexperteund Geschäftsführer der Gold & SilberKontor AG Deutschland

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Istanbul - hier wird der Bauboom besonders deutlich

Aufgewachsen ist Recep Tayyip Erdogan in einer armen Familie, und wollte eigent-lich Fußballer werden. Nachdem er als Buchhalter gejobbt hatte, ging er in die Politik. Nicht die Eliten haben ihm zum unvergleichbaren Aufstieg verholfen, son-dern die armen und kleinen Leute. Seine Kampfansage galt mit der Wahl zum Mi-nisterpräsidenten 2003 dem korrupten und altertümlichen System der Türkei. Das Militär, das seit der Gründung der Türkei beinahe Narrenfreiheit genoss, wies er in die Schranken. Die Türkei glich einem ver-staubten und verschlossenen Militärstaat. Er wollte einen neuen Staat – einen de-mokratischen und modernen.

Visionen muss man habenIm Eiltempo baut er die Infrastruktur und die Rahmenbedingungen für eine wachsende Wirtschaft. Die Wirtschaft wird liberalisiert und das Land wird für ausländische Investoren geöffnet. Durch riesige Bauprojekte will Erdogan be-weisen, dass er es ernst meint mit der Infrastruktur. Und denkt dabei in großen Dimensionen. Doppelstöckige Autobahn-tunnel unter dem Meer, Megabrücken und der größte Flughafen der Welt, um nur einige Projekte zu nennen. So will er auch Stück für Stück die Urbanisierung vorantreiben, denn große Teile der Türkei sind noch immer stark ländlich geprägt.

Titelthema

Türkei: Investieren wie ErdoganTrotz Kritik des Westens: Staatspräsident Erdogan hat in den vergangenen zwölf Jahren einen modernen Staat mit einer wettbewerbsfähigen Wirtschaft geformt. Das ist sein Erfolgsrezept.

Der Infrastrukturausbau kommt nicht zuletzt auch dem wichtigen Wirtschafts-sektor Tourismus zu gute. Die Türkei zieht jedes Jahr 35 Millionen Urlauber an.

Musterschüler TürkeiDas Bruttoinlandsprodukt pro Kopf hat sich seit 1995 verdreifacht. Der Schulden-stand des Staates zum BIP liegt bei 33 Pro-zent. Im Vergleich: Die durchschnittliche Schuldenquote der Eurozone beträgt 93 Prozent. Freilich führt Griechenland die Liste mit stolzen 170 Prozent an. Dagegen wirkt die Türkei wie ein Mu-sterschüler, zumal sie die Staatsschulden zum BIP in den letzten Jahren sogar um

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Titelthema

fast 20 Prozent abgebaut hat. Das Wirt-schaftswachstum bewegt sich zwischen drei und vier Prozent, in Deutschland sind es beispielsweise 1,5 Prozent.

Wachstum, Wachstum, WachstumDie türkische Dienstleister-Mentalität ist auch bei Erdogan klar erkennbar. Er hat durchgesetzt, dass in strukturschwachen Regionen, die keinen sauberen Zufluss von Trinkwasser und keine medizinische Versorgung hatten, investiert wurde. „Ich verstehe mich als Dienstleister für die Türkei“, sagte Erdogan in einem CNN-Interview. Mit Hinblick auf stockende Re-gierungsbildung sagte er vor dem Europa-rat inhaltlich: „Die Türkei soll ihr Wachstum fortsetzen. Immer wenn Koalitionen an der Regierung sind, geht die Wachstumskurve runter. Ich will dem türkischen Volk keine Steine in den Weg legen.“Deutlich wird, dass Erdogan die moderne Türkei als noch zerbrechliche Pflanze sieht. Dabei gehen zuweilen die Pferde mit ihm durch. Oft kritisiert er die türkischen Me-dien scharf, wenn sie negative Berichte über ihn und sein Werk lancieren. Es ist wohl mehr als gekränkter Stolz. Erdogan will positive Aufbruchstimmung, keine niedergetrampelten Gänseblümchen. Wie einst ein Uli Hoeneß, der nach einem gewonnen Spiel den Reporter anbrüllte, wenn dieser nur die Spielfehler kommen-tierte und nicht den Sieg.

Frauenrechtler ErdoganWer Erdogan jedoch nur als berechnenden Machtmenschen sieht, irrt. Erst unter der Regierung der AKP wurde das Strafgesetz reformiert und die Stellung der Frau wurde aufgewertet. So wurden bis dato Männer nicht für eine Vergewaltigung bestraft, sofern sie einer Heirat zustimmten. Dies hat sich unter Erdogans AKP zu Guns-ten der Frauenrechte geändert. Auch bei der Aufnahme von Flüchtlingen hat Erdogan nicht gezögert. Ohne großes Aufsehen hat die Türkei nach aktuellen Schätzungen fast zwei Millionen Flücht-linge aufgenommen – größtenteils aus Syrien.

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Heimische Wirtschaft stärkenBeim Verhältnis von Im- und Exporten will die Türkei ihre Hausaufgaben ma-chen. Noch sind die Importe um einiges höher – besonders bei Energie. Die Ex-porte sollen steigen. Den Energieimport will man begrenzen, in dem Projekte zur Gewinnung erneuerbarer Energien gefördert werden. Bei Energieüber-schüssen kann gleichzeitig der Export in benachbarte Länder gesteigert werden. Zudem hat Erdogan Anreizprogramme zur Ansiedlung ausländischer Unterneh-men geschaffen. So wurde die Körper-schaftssteuer für Unternehmen von 33 auf 20 Prozent gesenkt. Auch die Quel-lensteuer ist mit 15 Prozent günstig. Zahlreiche Weltkonzerne ließen sich daraufhin in der Türkei nieder. Zu den größten Investoren gehörten Amerika-ner und Deutsche. Rund 160 Milliarden Dollar haben ausländische Unterneh-men in der Türkei investiert. Unterneh-

mer schätzen die Türkei für Ihre Investi-tionsfreudigkeit. Nicht in die Rettung von Banken wird investiert, sondern in Brücken, Straßen und Bildung.

Anhaltender BoomDie heranwachsende Generation, die die Hälfte der Bevölkerung stellt, wird den Bauboom wohl über Jahre hinweg sichern.Mehr als vier Millionen neue Wohnungen werden bis 2020 benötigt. Auch das städ-tische Transformationsprogramm in Städ-ten wie Istanbul wird die Bauwirtschaft noch Jahre beschäftigen. In den kom-menden 20 Jahren sollen ein Drittel der Wohnungen neu aufgebaut werden, um modernen Standards wie Erdbebensicher-heit zu genügen. Den Unkenrufen einer drohenden Immobilienblase steht also ein immenser, realer Bedarf an Wohn- und Gewerbeprojekten gegenüber, der das Wachstum kaum bremsen, sondern stei-gern wird.

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Herr von Beust, Türkeipräsident Erdo-gan gilt in Deutschland als autoritär. Die Politiker und Medien bezeichnen ihn gar als unberechenbaren Herr-scher einer unmodernen Türkei. Ha-ben wir Deutschen ein verzerrtes Bild von der Türkei?

Ich denke das Bild ist schon etwas ver-zerrt. Natürlich ist Erdogan autoritär. Er ist ein Alphapolitiker oder Alphatierchen alter Schule, wie wir das in Deutschland vielleicht vor 20, 30 Jahren in der Politik hatten. Auf der anderen Seite muss man einfach sehen, dass die politische Kultur in der Türkei eine andere ist als bei uns. Da wird mit sehr harten Bandagen von beiden Seiten ausgeteilt. Trotz allem ist die Türkei eine Demokratie und in weiten Teilen alles andere als unmodern. Also je-dem der das sagt, empfehle ich mal nach Istanbul, Ankara, Izmir, Antalya zu fahren. Der ganze Westen, der ganze südliche Bereich der Türkei ist modern. Die Region Istanbul kann sich mit westeuropäischen Großstädten sehr gut vergleichen. Teil-weise wird hier ein Türkeibild kultiviert, was einfach nicht richtig.

Die Türkei hat sich große wirtschaft-liche Ziele gesetzt. In den nächsten Jahren will es zu den Top 10 der größ-ten Wirtschaftsnationen gehören. Wie realistisch ist das?Große Ziele gehören dazu überhaupt et-was erreichen zu wollen. Der Ehrgeiz ist ja bis zum Jahre 2023, dem Jubiläum der modernen Türkei, große Schritte nach vorne zu machen. Natürlich ist die Türkei

nicht alleine auf der Welt. Wenn die Weltwirtschaft schwächelt, merkt man es dort auch. Ich glaube generell ist es ein machbares Ziel. Dazu gehört aber natür-lich auch, dass die Türkei in vielen Dingen, was Infrastruktur, Energie und Nachhal-tigkeit angeht, ein Zahn zulegt. Das ist auch dort gewollt.

Die Türkei ist, wie jetzt auch gerade immer wieder in Konflikte und auch kriegerische Auseinandersetzungen verwickelt. Kann das dem Wirtschafts-wachstum und der Ansiedlung von Unternehmen gefährlich werden?

Einfach ist es nicht. Spricht man mit deut-schen Investoren, die in der Türkei prä-senter sein wollen und auch dort produ-zieren möchten, wird oft als erstes nach der Sicherheit gefragt. Wenn ich Geld ausgebe, will ich auch, dass die Investiti-on zumindest von irgendwelchen Dingen, die ich überhaupt nicht beeinflussen kann lohnenswert und unabhängig ist. Es ist aus meiner Sicht ein riesen Problem im Moment. Die Leute lesen in der Zeitung von ISIS, dem Konflikt mit der PKK und Terroranschlägen in der Türkei. Das ist im Moment keine einfache Zeit. Wenn sie auf der anderen Seite mit längerfristigen Investoren sprechen, sind alle voll des Lobes und fühlen sich überhaupt nicht gefährdet. Das Bild von außen entspricht nicht ganz der Wirklichkeit in der Türkei. Einfach ist die Situation im Moment ganz bestimmt nicht.

Wirtschaftlich steht die Türkei heu-te gut dar. Wirtschaftswachstum zwischen zwei und vier Prozent, Staatsverschuldung von grad mal 36Prozent, solide Rohstoff- und Chemie-wirtschaft, Ratingagenturen werten das Land auf. Eigentlich ein guter EU-Kandidat. Warum hat das denn seit 2005 nicht geklappt?

Es gibt verschiedene Ursachen. Ich glau-be, der Wunsch der EU, die Türkei dabei haben zu wollen ist sehr gering. Das hat meist innenpolitische Gründe in einigen EU-Staaten, insbesondere Frankreich,

aber zum Teil auch Deutschland. Es gab eine Zusage an die Türkei, ergebnisoffen den Beitrag zu verhandeln. Ich glaube die ist damals gegeben worden, in der si-cheren Erwartung, Griechenland wird ein Veto einlegen. Das hat Griechenland aber nicht gemacht. Plötzlich war man in der Pflicht diese Verhandlung zu führen. Man ist noch immer in der Pflicht, weil die Zu-sage gegeben wurde. Ich glaube auch in der Türkei ist das Gefühl, dass die EU sie nicht als vollständigen und gleichwertigen Partner will, vorhanden. Darum möchte die Türkei auch niemandem hinterher-rennen. Im Moment ist es ein schwieriger Prozess. Die Gespräche laufen zäh, aber langsam fort. Wenn es zu dieser Entschei-dung kommt schätze ich, ist es ein Zeit-raum von mindestens zehnn Jahren und es geht.

Wie hoch liegen denn die Hürden für ausländische Unternehmen, in die Türkei zu investieren oder sich dort anzusiedeln?

Überhaupt nicht hoch. Die Türkei wünscht sich ausländische Investoren. Sie muss es auch tun aus ökonomischer Sicht. Die Handelsbilanz ist schlecht. Zur Stabilisie-

Interview

Ole von Beust: Die Türkei auf dem Weg zur modernen Industrienation

Ole von Beust im Gesprächmit Herausgeber Julien Backhaus

Der ehemalige Hamburger Bürgermeister und CDU-Politiker hat sich auf internationale Wirtschaftsbeziehungen, insbesondere mit der Türkei, spezialisiert. Das Interview führte Julien Backhaus

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rung ihrer eigenen Währung ist es not-wendig, dass ausländische Investitionen in der Türkei getätigt werden. Das heißt unterm Strich, dass die Türkei weniger importiert und mehr Produkte im eige-nen Land herstellen muss. Das ist wichtig für die Handelsbilanz. Darum gibt es ein Riesen-Programm mit Anreizsystemen für ausländische Firmen. Gerade in den Bereichen Energie, Infrastruktur, Auto-mobilindustrie, Maschinenbau, Häfen, Schiffbau. Es ist immer abhängig von den Regionen, in welcher Lage der Türkei dies stattfinden soll. Die Türkei bemüht sich sehr ausländische Investoren zu finden.

Das haben sie auch gezeigt, als sie da-mals die Unternehmessteuer von 33auf 20 Prozent reduziert haben. Ha-

angebot der Türkei, unabhängig auch von der niedrigen Steuer, ist sehr groß.

Würden Sie abschließend sagen, die Türkei ist heute schon eine moderne Industrienation?

Zu 75 Prozent ja. Es gibt Teile der Türkei, die sehr konservativ, konventionell und agrarisch geprägt sind. Da kann man nicht von Modernität aus mitteleuropä-ischer Sicht sprechen. Was jedoch in den letzten zehn Jahren erreicht wurde, ist in der Tat mit dem vergleichbar, was auch in China passiert ist. Eine unglaubliche, ge-sellschaftliche, ökonomische Umwelzung. Diese ist auch weiter im Gange.

Vielen Dank, Herr von Beust.

Interview

ben Sie mitbekommen, ob das Früchte getragen hat?

Das hat Früchte getragen. Das ist ja auch immer hier im Westen dis-kutiert worden.In den letzten Jahren waren Deutschland und auch die USA die Hauptinvestoren in der Türkei. Der türkische Markt ist sehr interessant und besitzt eine junge, konsumhungrige Bevölkerung. Auch die Arbeitskosten sind dort erheblich nied-riger. Die Türkei hilft Unternehmen, wenn gewünscht, türkische Partner zu suchen oder die Unternehmen zu unterstützen, wenn sie es alleine machen wollen. Man unterstützt sie dabei gutes Personal zu finden, Genehmigungen zu kriegen und gute Grundstücke zu finden. Das Service-

WirtschaftsberaterOle von Beust

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Prof. Dr. Max Otte - Börsianer des Jahres 2009, 2010 und 2011

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Bietet die Türkei für junge Unterneh-men gute Startmöglichkeiten?Ja, absolut. Man hat ein Durchschnitts-alter, das rund 15 Jahre unter dem von Deutschland liegt. Der Durchschnittstürkeist knapp 28 Jahre jung. Man hat eine breitgefächerte Klientel. In den Ballungs-zentren der Millionenstädte hat man ei-nen guten Zugang zu potenziellen Kun-den und Mitarbeitern. Istanbul hat knapp 18 Millionen Einwohner gefolgt von Ankara mit 5 Millionen und Izmir knapp 3,5 Millionen Einwohnern. Das heißt, die drittgrößte Stadt der Türkei ist genau groß wie die größte Stadt Deutschlands, Berlin. Wir haben einen Bevölkerungszuwachs von einer Million netto im Jahr. Also wird die Türkei in drei bis vier Jahren nach Rus-sland das zweitgrößte Land Europas sein. Die Infrastruktur wächst extrem schnell. Der Durchschnittsverdienst wächst ex-trem schnell an. Der liegt mittlerweile bei 12.000 Dollar jährlich in der Türkei. Das ist sehr gut. Daran war vor zehn Jahren nicht zu denken. Die Zukunftsperspektiven für junge Unternehmen mit guten Ideen wa-ren nie so gut wie gerade jetzt.

Die Türkei hat sich große Ziele gesetzt. Bald will man zu den Top Ten der Welt gehören? Ist das realistisch?Das ist durchaus möglich. Es gibt viele Faktoren. Ob ein Land wie die Türkei

Mehmet Göker: „Mit Erdogan würde ich gerne einen trinken“

zu den Top 10 weltweit gehören kann, hängt nicht nur von der Türkei ab. Die Konkurrenz ist groß. Die Türkei kann sich unter keinen Umständen im Moment mit der Wirtschafts- und Sozialkraft von der Volksrepublik China, Indien, Deutschland, Großbritannien, Amerika, Kanada, Japan, Korea und vielen anderen Ländern mes-sen. Da ist man einfach noch nicht so weit. Das liegt daran, dass nach Zeitrechnung die Türkei erst seit 1923 existiert und man bis Mitte der 50er Jahre eigentlich noch im Mittelalter gelebt hat. Das ist ein Zitat von Atatürk: ‘‘Wir leben im Mittelalter.‘‘ Da hatte man viel Nachholbedarf. Man hat sich weiterentwickelt und ist gut ge-wappnet für die Zukunft.

Mit den ganzen Chancen, die sich in der Türkei abzeichnen. Ist es da für ein Unternehmen wie die MEG nicht bald interessanter, dort auf Dauer zu arbeiten?Das machen wir schon. Das ist be-reits geschehen.

Würdest du mit Erdogan einen trin-ken gehen und worüber würdet ihr reden?Mit Erdogan einen trinken zu gehen ist in dem Sinne, wie wir es kennen, nicht möglich, denn er trinkt keinen Alkohol, soweit ich weiß. Einen Ayran würde ich

Interview

Mehmet Göker gründete einen der größten Versicherungsvertriebe in Deutschland, die MEG. Dann brachen die Umsätze weg und das Unternehmen musste Insolvenz anmelden. Er ging in die Türkei und begann von neuem. Julien Backhaus sprach mit ihm über den Wirtschaftsstandort Türkei.

sehr gerne mit ihm trinken gehen. Über-wiegend macht Erdogan eine gute Poli-tik. Es wurde für Wirtschaftswachstum, klare Verhältnisse und Stabilität gesorgt. Außerdem für eine deutlich geringere Ar-beitslosigkeit, Inflation, eine stabile Wäh-rung und stabile Arbeitsplätze. Es gibt große Fortschritte in Aus- und Fortbildung in der Schule und zudem wahnsinnige Fortschritte an Universitäten. Das Gesund-heitswesen ist auf einem unfassbar hohen Niveau und lässt sich inzwischen mit dem in Deutschland vergleichen. Im Gesund-heitsbereich hat die Türkei großartige Fort-schritte bewältigt.

Wie steht es denn zurzeit um die schil-lernde Figur Mehmet Göker?

All denen, die mehr er-fahren wollen oder die meinen, mich zu ken-nen und zu wissen, wie ich ticke, emp-fehle ich meine neue Autobiografie ‘‘Die Wahnsinnskarr ie-re des Mehmet E. Göker – Vom Mi-grantenkind zum Millionär. Aufstieg, Fall und Come-back des Power-verkäufers‘‘.

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Du hast eigentlich Politik studiert. Alsdu dich damals dafür entschiedenhast, mit welchem Ziel? Politiker wer-den?Nein, eigentlich gar nicht. Ehrlich gesagtwollte ich nach der Schule Kinderarzt wer-den, hatte aber einen ganz schlechten Nu-merus clausus von 2,9 und dafür gab eskeinen Medizinstudienplatz. Mit 2,9 gab esnur Politik. Und dann habe ich wirklich an-gefangen in München Politik zu studieren,habe aber nebenbei mit Bully Herbig beimRadio gearbeitet und das hat mir viel mehrSpaß gemacht. Und irgendwann mal nachneun Semestern und zwei nicht bestande-nen Zwischenprüfungen sagte Bully zu mir:Rick, mach jetzt bitte endlich mal was Bo-denständiges, mach Comedy. Und dannhabe ich gesagt: Okay! Ich bin dann ersteinmal ein Jahr auf die Schauspielschule inNew york gegangen und habe eigentlichzum ersten Mal erst - mit 25 - begriffen,dass ich eigentlich gern Schauspieler wer-den möchte. Und dann, als ich 1996 zu-rück kam, ging es glücklicherweise schonlos mit den ersten Drehs zur „Bullyparade“und, ja, die letzten 17 Jahre sind wahnsin-nig schnell an mir vorbeigeflogen. Das istecht Wahnsinn!

Du bist Comedian und Schauspielergeworden. Steckt da was tiefer Ge-hendes dahinter? Oder bringst du ein-fach gern Menschen zum Lachen?Ehrlich gesagt das was Du gerade gesagthast: Leute zum Lachen bringen, auf jedenFall. Mir macht es Spaß, Figuren zu spielen,ich liebe Sprachen, ich liebe Dialekte unddamit Leute einen Abend zu unterhalten,das ist, glaube ich, mein Ding.

Wie ist denn das bei dir privat? Wersein Geld mit Komik verdient, reißt derauch beim Abendbrot zu Hause einen

Witz nach dem anderen?Also, wenn es sich ergibt, ja. Ich muss ge-stehen: Ich habe das große Glück, dassmeine Frau einen für sich ganz tollen eige-nen Humor hat und sie bringt mich wirk-lich regelmäßig zum Lachen. Deswegen istbei uns meistens eine fröhliche Stimmung.Ich muss nicht ständig die anderen unter-halten. Ich freu mich auch, wenn andereetwas zur Unterhaltung beitragen.

Nächstes Jahr bist du ein viertel Jahr-hundert im Geschäft. Du hast schonalles gemacht. Film, Bühne, Fernsehen,Radio, Synchron. Wann schreibst dudein Buch? „The Million Dollar Rick“zum Beispiel.Ohhh, ich glaube heute Nacht noch. Dasgefällt mir (lacht). Nein, soweit bin ichnoch nicht. Es gibt immer wieder so netteAnfragen zu Büchern, aber ich habe, ehr-lich gesagt, nicht die passende Geschichte.Ich bin nicht der Typ, der jetzt ein Buchschreibt um des Buches willen. Dieses Be-dürfnis habe ich gar nicht. Was mir ehergefallen würde, wäre eher so eine Roman-sache. Eine schöne bewegende Ge-schichte, die auch lustig sein kann. Aberjetzt so zum aktuellen Programm, das liegtmir gar nicht so sehr.

Dein letztes Programm EGOSTRIP wareine Art Kriminal- und Gerichtsstory.Du als Verbrecher, Richter, Verteidiger,Staatsanwalt uvm. Hast du dich daetwa ein wenig von der heutigen Zeitinspirieren lassen? Überall Verbrechen:Staaten, Prominente, Politiker und derOttonormalverbrecher.Bei mir ist es eigentlich so eine ganz simpleHerangehensweise. Bei meinem ersten So-loprogramm war es eine Geschichte, diefand sozusagen in der WG statt. Da wareneben der Grieche, der Rick und der Giagl

Interview

SACHWERT MAGAZIN 3/201412

Rick Kavanian: »Daswar der Reiz«Im Interview spricht Schauspieler und Comedian Rick Kavanian über seine Moti-vation auf der Bühne, warum er kein Buch schreibt und seiner Bank nie wiederGeld anvertraut. Herausgeber Julien Backhaus und Rick Kavanian duzen sich,weshalb das Interview in Du-Form erscheint.

FOTOS By ISMAIL GöK, BLICKWINKEL

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bei mir zusammen in der Wohnung. MeineFrau war verreist. Beim letzten Mal warenwir alle zusammen am Flughafen und jetztist es eben so eine Gerichtsverhandlung.Eigentlich vor dem simplen Hintergrund:Wo laufen sich viele Menschen über denWeg? Und ich fand grundsätzlich einfachdie Idee mal schön, dass man selber ange-klagt ist, sich selber auch verteidigt unddas in Personalunion auch selber auf derBühne verkörpert. Das war der Reiz.

Als Anlegermagazin sind wir natürlichauch am Anleger Kavanian interes-siert. Auf der Bühne bzw. vor der Ka-mera gehst du aufs Ganze und gibstalles. Bist du also auch der aggressiveAnlegertyp? Oder lieber auf Nummersicher?Also, ich sag es Dir jetzt mal ganz ehrlich:Ich hab’s zweimal in meinem Leben pro-biert und zweimal wurde mir von der Bankgesagt: „Das ist ganz konservativ und dakann gar nichts passieren. Verlassen Siesich auf uns!“ Ich hab’ mich zweimal aufdie Herrschaften verlassen und das istzweimal mächtig in die Hose gegangenund es hat nicht hingehauen. Ich bin echtzweimal gescheitert. Es gibt ja noch einSparbuch – oder Sachwerte (zwinkert).

Hast du neben deinem Beruf auch Zeitfür andere Projekte? Etwas Karitativeszum Beispiel?Was ich gerne mache ist „Artists for Kids“von Bernd Eichinger. Wir helfen Kindern,die kein Zuhause haben und auf der Straßeleben – hier in Deutschland, im Kreis Mün-chen. Wir unterstützen sie und sorgendafür, sorgen dafür, dass sie zusammen-kommen unter dem Schutz der Organisa-tion von „Artists for Kids“. Wir helfen mitPraktikas und Ausbildungsplätzen, undversuchen einfach, sie ein bisschen an dieHand zu nehmen.

Vielen Dank für deine Zeit Rick!

Interview

SACHWERT MAGAZIN 3/2014 13

Rick Kavanian gehört zu den bekanntestenComedians und Schauspielern in Deutschland. Bullyparade, Der Schuh des Manitu und Traum-schiff Suprise sind nur eine Auswahl der vielenFilm- und Fernsehproduktionen Kavanians. Zur-zeit steht er mit seinem Programm EGOSTRIPauf der Bühne.

»Ich hab’ michzweimal auf die(Bank) verlassenund das ist zwei-mal mächtig in die Hose gegangen«

Du hast eigentlich Politik studiert. Alsdu dich damals dafür entschiedenhast, mit welchem Ziel? Politiker wer-den?Nein, eigentlich gar nicht. Ehrlich gesagtwollte ich nach der Schule Kinderarzt wer-den, hatte aber einen ganz schlechten Nu-merus clausus von 2,9 und dafür gab eskeinen Medizinstudienplatz. Mit 2,9 gab esnur Politik. Und dann habe ich wirklich an-gefangen in München Politik zu studieren,habe aber nebenbei mit Bully Herbig beimRadio gearbeitet und das hat mir viel mehrSpaß gemacht. Und irgendwann mal nachneun Semestern und zwei nicht bestande-nen Zwischenprüfungen sagte Bully zu mir:Rick, mach jetzt bitte endlich mal was Bo-denständiges, mach Comedy. Und dannhabe ich gesagt: Okay! Ich bin dann ersteinmal ein Jahr auf die Schauspielschule inNew york gegangen und habe eigentlichzum ersten Mal erst - mit 25 - begriffen,dass ich eigentlich gern Schauspieler wer-den möchte. Und dann, als ich 1996 zu-rück kam, ging es glücklicherweise schonlos mit den ersten Drehs zur „Bullyparade“und, ja, die letzten 17 Jahre sind wahnsin-nig schnell an mir vorbeigeflogen. Das istecht Wahnsinn!

Du bist Comedian und Schauspielergeworden. Steckt da was tiefer Ge-hendes dahinter? Oder bringst du ein-fach gern Menschen zum Lachen?Ehrlich gesagt das was Du gerade gesagthast: Leute zum Lachen bringen, auf jedenFall. Mir macht es Spaß, Figuren zu spielen,ich liebe Sprachen, ich liebe Dialekte unddamit Leute einen Abend zu unterhalten,das ist, glaube ich, mein Ding.

Wie ist denn das bei dir privat? Wersein Geld mit Komik verdient, reißt derauch beim Abendbrot zu Hause einen

Witz nach dem anderen?Also, wenn es sich ergibt, ja. Ich muss ge-stehen: Ich habe das große Glück, dassmeine Frau einen für sich ganz tollen eige-nen Humor hat und sie bringt mich wirk-lich regelmäßig zum Lachen. Deswegen istbei uns meistens eine fröhliche Stimmung.Ich muss nicht ständig die anderen unter-halten. Ich freu mich auch, wenn andereetwas zur Unterhaltung beitragen.

Nächstes Jahr bist du ein viertel Jahr-hundert im Geschäft. Du hast schonalles gemacht. Film, Bühne, Fernsehen,Radio, Synchron. Wann schreibst dudein Buch? „The Million Dollar Rick“zum Beispiel.Ohhh, ich glaube heute Nacht noch. Dasgefällt mir (lacht). Nein, soweit bin ichnoch nicht. Es gibt immer wieder so netteAnfragen zu Büchern, aber ich habe, ehr-lich gesagt, nicht die passende Geschichte.Ich bin nicht der Typ, der jetzt ein Buchschreibt um des Buches willen. Dieses Be-dürfnis habe ich gar nicht. Was mir ehergefallen würde, wäre eher so eine Roman-sache. Eine schöne bewegende Ge-schichte, die auch lustig sein kann. Aberjetzt so zum aktuellen Programm, das liegtmir gar nicht so sehr.

Dein letztes Programm EGOSTRIP wareine Art Kriminal- und Gerichtsstory.Du als Verbrecher, Richter, Verteidiger,Staatsanwalt uvm. Hast du dich daetwa ein wenig von der heutigen Zeitinspirieren lassen? Überall Verbrechen:Staaten, Prominente, Politiker und derOttonormalverbrecher.Bei mir ist es eigentlich so eine ganz simpleHerangehensweise. Bei meinem ersten So-loprogramm war es eine Geschichte, diefand sozusagen in der WG statt. Da wareneben der Grieche, der Rick und der Giagl

Interview

SACHWERT MAGAZIN 3/201412

Rick Kavanian: »Daswar der Reiz«Im Interview spricht Schauspieler und Comedian Rick Kavanian über seine Moti-vation auf der Bühne, warum er kein Buch schreibt und seiner Bank nie wiederGeld anvertraut. Herausgeber Julien Backhaus und Rick Kavanian duzen sich,weshalb das Interview in Du-Form erscheint.

FOTOS By ISMAIL GöK, BLICKWINKEL

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